Move on to new Frontiers von SoraNoRyu (Auf zu neuen Grenzen) ================================================================================ Kapitel 5: Error ---------------- ~PiccoDevimon~ Stolz flatterte der kleine Satansbraten durch die düsteren Gänge Hell Castles. Eigentlich hätte er ziemlichen Ärger bekommen sollen, weil Kouichi freigekommen war, aber seine Mutter hatte ihm nicht verboten, Kouji zu sagen, wo sein großer Bruder war; sie hatte nur gesagt, dass er nicht verraten dürfe, wo Kouichi bzw. Löwemon, KaiserLeomon oder der Herr der Finsternis war. Alles eine Frage der benutzen Begriffe. Synonyme waren doch was schönes, und es war immer gut, sich um Gesetze und Verbote herummanövrieren zu können. Ja, PiccoDevimon konnte stolz auf sich sein. Er war fies, hinterhältig und unehrlich, aber er konnte die Digiritter unterstützen, ohne die Regeln seiner Eltern zu brechen. Immerhin musste ja, wer von Natur aus ein Virus Digimon war, niemandem treu sein – warum dann den anderen Bösen? Man musste ja nicht durch und durch fromm, ehrlich und gutmütig sein. Die Welt wäre langweilig, wenn sie nur aus netten Leuten bestand, die allesamt gut zueinander waren. Deswegen liebte PiccoDevimon seine Rolle als kleiner Teufel; ein Schalk, der den Leuten auch mal Böses tun konnte, ohne dauerhaften Schaden zu verursachen. Aber was seine Eltern da mit ihren Freunden veranstalteten passte ihm nicht. Vamdemon und LadyDevimon hatten zusammen mit einigen anderen starken Teufeln zwei der heiligen Engel gefangen genommen und hielten sie jetzt im Kerker fest. Alles in allem waren die Erwachsenen in letzter Zeit ausgesprochen unangenehm geworden; PiccoDevimon und Impmon hatten erst kürzlich mitgehört, wie Vamdemon einer seltsamen Dame, die er mit „Herrin“ anredete, versprochen hatte, die Kinder zu beseitigen, die seinerzeit Lucemon besiegt hatten, selbst wenn er dafür in die Menschenwelt würde gehen müssen. Nur kurze Zeit später war Impmon eingesperrt worden, den Grund dafür hatte nie jemand genannt. Impmon war inzwischen freigekommen, was PiccoDevimon als weiteren Grund sah, den Menschenkindern zu helfen, selbst, wenn er dafür seine Eltern verraten musste. Genau genommen waren die beiden nicht immer so böse gewesen; sicher, sie waren Dämonen, bösartige Virus Digimon, aber sie töteten normalerweise nicht. Nicht, bevor diese seltsame Dame aufgetaucht war, über die der Kleine nicht mehr wusste, als dass sie einen violetten Kimono trug. Vielleicht war es besser, wenn all die Dämonen im Schloss gereinigt wiedergeboren würden; sie sollten ihm nicht Leid tun, immerhin hatten sie ihn an Deemon ausgeliefert und ihn obendrein ausgepeitscht, als er lebend zurückgekommen war, anstatt die Kinder daran zu hindern, dass Deemon getötet wurde. Hatte es irgendjemanden interessiert, wie Deemon ihn behandelt hatte? Hatte es irgendjemanden interessiert, dass er unter Folter zu Gehorsam gezwungen worden war, obwohl er versprochen hatte, Deemons Willen zu folgen? Hatte es Deemon interessiert, dass PiccoDevimon anfangs auf seiner Seite gewesen war? Nein, niemand hatte sich darum geschert. Der einzige, der nach PiccoDevimons Befinden gefragt hatte, sich darum geschert hatte, wie er sich fühlte, war KaiserLeomon gewesen. Kouichi war trotz allem nett zu ihm gewesen, und zusammen mit Kouji hatte er später Impmon befreit. Wer immer sagte, die Digiritter seien ihre Feinde, sollte gefälligst den Mund halten. Diese Kinder waren nett und hilfsbereit, aber trotzdem nicht so scheinheilig, wie manche hier es von allen behauptete, die mit den Engeln in Verbindung standen. Sein Weg führt PiccoDevimon in den Kerker, wo Angemon und Antylamon festsaßen. Angemons natürliches Licht erhellte den ganzen Gang und machte es dem kleinen Teufel leicht, die Gefangenen zu finden. Der Engel sang ein leises Lied vor sich hin, das wie eine Art Gebet klang. Seine Stimme war angenehm, aber sehr traurig. Der große Hase hatte sich Schutz suchend an seinen Freund gelehnt, soweit die Ketten es zuließen. Über sein flauschiges Gesicht liefen stumme Tränen. Soweit PiccoDevimon wusste, wollten die Erwachsenen die beiden für ihre „Erwachsenenspiele“ benutzen, was für die heiligen Digimon das Schlimmste war, was man ihnen antun konnte. Kopfüber an der Decke hängend sah PiccoDevimon auf die beiden Engel herab. Man konnte ihnen ansehen, wie verzweifelt sie waren. Als höchste göttliche Macht hatten sie selbst leider niemanden, zu dem sie beten, auf dessen Schutz sie sich verlassen konnten, und ihre einzige Hoffnung waren wohl die Legendären Krieger, die durch die Kinder kommen konnten, um ihnen zu helfen. Falls sie den Kontinent und vor allem das Schloss rechtzeitig erreichten. Zwar war LadyDevimons erster Versuch, die Kinder auszuschalten, missglückt, doch der Weg ins Schloss war noch weit und die ominöse Frau hatte sicher noch eine Menge mächtiger Handlanger, die die Kinder aufhalten konnten. Eine Weile noch lauschte der kleine Dämon dem traurigen Lied Angemons, dann flog er wieder davon, ein für alle Mal sicher, auf wessen Seite er stand. ~Shutumon~ Schnell flog Shutumon durch die bizarr geformten Felsen In die Richtung, in der Hell Castle in Etwa liegen musste. Piyomon saß auf ihrem Rücken und ruhte sich aus, der lange Flug bis zum Kontinent hatte die Kleine doch sehr erschöpft, sodass Izumi kurzerhand angeboten hatte, für eine Weile die Plätze zu tauschen. Der Kontinent Error war eine ziemlich unangenehme Gegend, die Izumi nicht wirklich gefallen wollte. Allein der Name, „Error“, ließ schon nichts Gutes verheißen. Izumi erwartete jeden Moment eines dieser Windows-typischen grauen Fenster mit irgendeiner blödsinnigen Fehlermeldung. Oder wieder ein Ladeproblem wie vor dem letzten Level in Deemons Turm. Was auch immer; hier war man nicht gerne. Es fiel Shutumon schwerer als sonst, ihre Winde aufrecht zu halten ohne einen Sturm zu entfachen. Die Kontrolle über den BeastSpirit hatte sie von Anfang an gehabt; es war einfach, sie zu behalten, wenn man einfach mit den Gefühlen steuerte statt mit dem Verstand. Hier jedoch schien die Macht des Windes seine zerstörerische Seite zeigen zu wollen. Eine Art Innere Stimme sagte ihr, Dass die Kraft aller Elemente auf Error meist nur in Form von Naturkatastrophen auftrat und ansonsten gar nicht in Erscheinung trat. Passte zum Namen, wie Izumi fand, ihr Computer machte beim Ausschalten dasselbe: Entweder ließ er sich gar nicht herunterfahren, oder er stürzte ab. Nur dass sie hier mehr Einfluss hatte als auf ihrem Computer. Sie konnte den Wind kontrollieren, wenn sie es wollte, es strengte nur mehr an als sonst. Zwischen „Ganz“ und „Gar nicht“ das richtige Maß an Wind zu finden, war kompliziert, aber möglich, und nachdem sie sich auf die richtige Menge eingependelt hatte, konnte sie wieder hervorragend auf ihrem eigenen Wind gleiten. Hoffentlich fanden die Jungs sich auch zurecht. Nicht, dass man sich um diese Kindsköpfe sorgen musste, aber es konnte ihnen ja auch wirklich was passiert sein. „Hey, sieht mal da drüben!“, rief Piyomon plötzlich und deutete mit einem ihrer Flügel durch die Felsen. In einiger Entfernung tobten turmhohe Flammen, der Rauch verdunkelte den Himmel darüber. „Takuya…“, murmelte Shutumon entsetzt. Es war zwar noch immer nicht sicher, ob was immer aus dem Ei geschlüpft war wirklich Takuya war, aber sein Name war das erste, was ihr zu den kopflos wütenden Flammen einfiel. Mit wenigen schnellen Flügelschlägen schoss die schlanke Kriegerin in die Richtung, in der sie das Zentrum des Tobens vermutete. Schon von weitem hörte sie die unangenehme Frauenstimme, die sie schon in ihrem Kopf gehört hatte. Die dazugehörige Frau, eine schlanke, leicht bekleidete Dämonin, kämpfte inmitten der Flammen mit Agunimon. Der Feuerteufel schien ihr tatsächlich überlegen zu sein, das Feuer hatte in seinem Wüten längst ihre Flügel erfasst und ihre nackte Haut war bedeckt mit frischen Brandwunden. Sie schien kaum in der Lage, Agunimons brennenden Fäusten auszuweichen, bis sie ihn kurzerhand mit einem einzigen Tritt in die Knie zwang. Die Flammen verloschen sofort und Agunimon digitierte zu einem kleineren Teufelsdigimon zurück. Wimmernd hielt er sich die Hände vor den Schritt, wo LadyDevimon unfairer Weise hingetreten hatte. Shutumon eilte zu ihm, während eine Ladung hart gefrorener Schneebälle auf LadyDevimons frische Brandwunden gefeuert wurden. Die Dämonin schrie gepeinigt auf und schoss auf Chackmon zu, um auch ihn auszuschalten. Dieser konnte ausweichen, hütete sich aber dafür, seiner Gegnerin zu nahe zu kommen. Izumi ließ Piyomon bei Takuya, der sich langsam von LadyDevimons tiefem Tritt erholte, während sie selbst sich dem Digimon entgegenstellte. Grob packte sie die Dämonin an den langen, weißen Haaren und zog sie zu sich, um ihr eine saftige Ohrfeige zu verpassen. Der darauf folgenden „Antwort“ hielt sie trotzig stand. Sie konnte LadyDevimon ansehen, dass sie sauer war, aber vielleicht passte es ihr auch nicht, gegen eine andere Frau kämpfen zu müssen, wo ihr die hohen Absätze keinen so großen Vorteil einbrachten wie eben bei Agunimon. Zudem wusste Izumi mit an Sicherheit grenzender Gewissheit, dass sie der Frau gegenüberstand, die sich noch vor kurzem in ihrem Kopf geschlichen hatte, um sie zu beschimpfen. Chakmon eilte zu Takuya, währen die beiden Frauen ihren Kampf in der Luft ausfochten. Der Vorteil lag klar bei Shutumon, deren Winde sie nicht nur im Flug unterstützten, sondern zudem noch höllisch in LadyDevimons Wunden brannten. Erst Feuer, dann Eis und schließlich Wind; drei von fünf Elementen, die nicht umsonst gut zueinander passten. Kaum, dass Izumi sich schon sicher war, gewonnen zu haben, verwandelte sich LadyDevimon in eine Wolke Fledermäuse, die allesamt in unterschiedliche Richtungen davon stoben um sich vor weiteren Angriffen zu schützen. Resignierend flog Izumi zurück zu den anderen. Der wuschelköpfige Feuerdämon schien sich erholt zu haben, auch, wenn er noch immer ziemlich zerknirscht aussah. Sanft nahm Shutumon den Kleinen in den Arm, um ihn zu trösten. Für sich beschloss sie, dass sie es sein würde, die gegen LadyDevimon kämpfen würde, wenn es erneut zu einer Begegnung kommen sollte. ~Junpei~ Nach einigem Laufen und noch längerer Diskussion war es Kouji gelungen, eines der ausgesprochen dickköpfigen Trailmon zu einer Überfahrt nach Error zu bewegen. Junpei warf noch regelmäßig Schokolade in Frankens Maul, doch die Hauptüberzeugungsarbeit leistete wohl immer noch BeoWulfmons riesiger Zweihänder, den der Lichtkrieger nachdrücklich gegen Frankens stählernen Rücken hielt. Junpei selbst saß die meiste Zeit mit dem Rest der Gruppe in Trailmons Waggon und führte ein paar seiner Zaubertricks vor. Impmon war hellauf begeistert von Junpeis Vorführung und ließ sich die Tricks solange zeigen, bis er herausfand, wie sie funktionierten. Nach einigen Stunden erbarmte sich Junpei dann doch und brachte ihm ein paar der Tricks bei. Kouichi hatte sich auf einer der Sitzbänke in eine Decke gekuschelt und versuchte zu schlafen. Soweit Junpei wusste, waren er und Impmon irgendwo eingesperrt gewesen; Kouichi hatte das wohl ziemlich mitgenommen. Oder aber es hatte ihn einfach fertig gemacht, was diese seltsame Stimme, die ihnen scheinbar allen erschienen war, zu ihm gesagt hatte. Renamon saß neben ihm und las mal wieder Zeitung. „Irgendwas Interessantes?“, fragte Tentomon neugierig, und Renamon schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich… es scheint, als wäre auch nicht bekannt gegeben, dass zwei der Heiligen Engel entführt wurden. Wollen vermutlich niemanden beunruhigen, erst recht nach der Sache mit Deemon…“ „War doch klar, dass die das geheim halten.“, mischte Kouji sich ein, der gerade ins Abteil kam. Schien, als hätte Trailmon endlich völlig eingewilligt, den ganzen Weg nach Error zu fahren. „Steht da nichts von irgendwelchen Entführungen oder so? Die Kinder, die Deemon entführt hat, sind alle heimgekommen, aber vielleicht sind noch andere verschwunden und irgendwo eingesperrt?“, fragte Impmon. „So wie du?“, meinte Kouichi besorgt, „Du hast nie gesagt, warum du in dem Turm warst…“ „Ich weiß es ja auch nicht.“, murmelte Impmon, der sich eindeutig bewusst war, dass alle ihm aufmerksam zuhörten. Er druckste etwas herum, als wüsste er etwas, was er nicht sagen dürfte, dann gestand er: „Deemon war glaub ich nicht das größte Übel. Er war nur so ne Art Lakai, der für so ne komische Frau im Kimono arbeitet… und die befehligt scheinbar auch die Bewohner von Hell Castle.“ Er machte eine Pause und sah sich um, als befürchtete er, jeden Moment für seine Worte bestraft zu werden, doch dann fuhr er fort: „Ich dachte erst, man hätte mich eingesperrt, weil ich sie gesehen habe, aber PiccoDevimon war bei mir, und der wurde nur zu Deemon geschickt. Man hat mir auch nie gesagt, was ich verbrochen habe…“ Kouichi stand auf und nahm den kleinen Kobold sanft in den Arm. „Ist schon gut… wir sind ja jetzt bei dir.“ „Vielleicht hatte es was mit dem Symbol auf deiner Stirn zu tun.“, vermutete Tentomon vorsichtig. Er klappte seine blauen Panzerflügel hoch und entfaltete die durchsichtigen darunter, auf denen mehrere blassviolette Kreise zu einem ähnlichen Symbol verbunden waren. „Das Zeichen auf meinen Flügeln steht für Wissen. Es ist das Selbe, das auf den gelben Digimentals zu sehen ist, aber ich bin nie mit einem von denen in Berührung gekommen. Man sieht meine Flügel zwar normal nicht, aber ich wurde trotzdem angegriffen… Man hat mich dann allerdings einfach liegen gelassen, als der Schrank auf mich stürzte, weil keiner das Ding weit genug anheben könnte und ich es eh nicht vertrage, lange auf dem Rücken zu liegen…“ Er klappte die Flügel wieder zu und sah dankbar zu Junpei hoch. „Du hast mir das Leben gerettet.“ „Ach nicht doch, so ein Schränkchen heb ich doch mit links…“, wehrte Junpei verlegen ab. Es war ihm doch recht peinlich, dass Tentomon ihn so bewunderte. Impmon sah den blauen Käfer erstaunt an. „Die gleichen Zeichen wie auf den Digimentals…“ murmelte er und berührte das Symbol auf seiner Stirn, „Ich hab auch nie eines von denen gesehen, aber…“ „Es gibt scheinbar mehrere Digimon, die je eines dieser Zeichen tragen.“, meinte Renamon, „Ich war ehrlich erstaunt, als ich Impmon gesehen habe… Aber…“ Er berührte seine eigene Stirn, auf der das Muster die Form einer weißen Seerose bildete. Junpei hatte das bisher für einen Zufall abgetan, aber offensichtlich steckte mehr hinter diesem seltsamen Muster. „Das Hier ist das Symbol für Licht unter den Wappen. Ich habe noch das Glück, dass es durch mein Fell etwas verschwommen wirkt und nicht so stark auffällt, außerdem bin ich seit einiger Zeit mit den Digirittern unterwegs… vermutlich hat sich Antylamon etwas dabei gedacht, mich mit ihnen auf den Weg zu schicken.“ „Wie viele verschiedene Zeichen gibt es eigentlich?“, fragte Kouji, „Und woher kommen sie?“ Renamon suchte eine Weile nach einem passenden Anfang dann erzählte er: „Die Wappen kamen mit den Digimentals eines Tages aus einer anderen Digiwelt zu uns. Die Digiarmoreier sind auf Eiform komprimierte Rüstungen, mit denen Digimon auf spezielle Art digitieren können. Swanmon aus der Stadt des Ewigen Anfangs ist eines dieser Armor-Level Digimon. Die Symbole auf den Eiern stehen für unterschiedliche Charaktereigenschaften, manche auch für abstraktere Werte. Meines Wissens nach gibt es elf verschiedene: Mut, Freundschaft, Liebe, Wissen, Zuverlässigkeit und Aufrichtigkeit und Freundlichkeit sind die Symbole, die für starke Charaktereigenschaften stehen. Hoffnung und Licht sind Symbole, die noch durch den Charakter geprägt sind, jedoch nicht so stark dadurch geprägt sind. Dann gibt es noch die Zwei goldenen Digimentals, Wunder und Schicksal. Allerdings ist deren Existenz nicht wirklich bestätigt.“ „Verstehe… Die beiden sind dann auch total abstrakt, weil man keinerlei Einfluss auf sein Schicksal oder irgendwelche Wunder hat…“, kombinierte Junpei. „Normalerweise nicht.“, meinte Kouji, „aber wir kennen da ja jemanden, der immer irgendein Wunder hervorruft, wenn er eines braucht…“ Er grinste, die anderen beiden Digiritter ebenfalls. Ja, Takuya hatte ein gewisses Talent dafür, unmögliches zu schaffen. „Aber mal angenommen, diese Symbole haben wirklich mehr zu bedeuten“, lenkte Impmon auf das eigentliche Thema zurück, „Was ist es dann, was wir hier für eine Rolle spielen? Und woran liegt es, dass wir zu euch Menschen gekommen sind?“ ~Tomoki~ Suchend stromerte der Kleine Junge durch die Einöde des Kontinentes Error. Er glaubte fast nicht mehr, dass es hier irgendwo etwas Essbares gab; und wenn, war es vermutlich giftig oder so. Wer weiß, was es hier auf Error für fiese Vieren gab, die das Datenmaterial so durcheinander brachten… Wenn es so schon schwer war, seine Elementkräfte unter Kontrolle zu halten, muss nicht auch noch im essen irgendwas sein, was die Daten völlig unbrauchbar macht. Tomoki erinnerte sich noch gut an das Fluchen seines Bruders, als mal irgendein fieser „Trojaner“ all seine Computerprogramme außer Gefecht gesetzt hatte. „Irgendwas gefunden?“, fragte Piyomon, die ihm bei der Suche half. Resigniert schüttelte Tomoki den Kopf. „Leider nein… Geht es Takuya schon besser?“ „Denke schon, er sieht wieder ganz okay aus. Wundert mich aber nicht, so wie der sich im Moment an Izumi kuscheln darf… Da wird jeder Junge schnell wieder gesund.“ „Ja, vermutlich. Er hat’s schon gut, was?“, meinte Tomoki grinsend. Er sah sich um, halb hoffend, irgendwo einen Apfelbaum zu sehen, als etwas seine Aufmerksamkeit erlangte. Etwas weißes, Lebendiges lag in der Nähe auf dem Boden. Sofort rannte Tomoki auf das verletzte Wesen zu um zu helfen. Es war ein Gomamon, dessen weiches, weißes Fell ganz voll Blut war. Behutsam nahm Tomoki das zitternde Digimon in die Arme. „Hab keine Angst… Ich helfe dir, ja? Bei uns bist du in Sicherheit.“ Das Gomamon nickte schwach. Auf seiner Stirn war so was wie eine orange Sonne abgebildet, das Symbol hatte Ähnlichkeit mit dem auf Piyomons Stirn, war aber deutlicher zu sehen. Vorsichtig trug der Junge Gomamon zu ihrem Rastplatz zurück. Izumi hatte von Angewomon Verbandszeug mitbekommen, das konnten sie jetzt gut gebrauchen. Izumi versorgte den kleinen Seehund so gut sie konnte während Tomoki ihm weiter gut zusprach. Flamemon hatte sich von der Gruppe gelöst um auf eigene Faust etwas Essbares zu finden. Vielleicht gelang es ihm ja erneut, in einer scheinbar unwirtlichen Gegend etwas Nahrhaftes aufzuspüren. Als er einige Zeit später mit einem Arm voll fertig gegrillter Fische zurückkam, hatte sich der Seehund schon wieder weitestgehend erholt und war fit genug zu erzählen, was ihm passiert war: „Ich bin vor einiger Zeit von einem Typen namens Vamdemon entführt und hier eingesperrt worden. Zusammen mit V-mon konnte ich schließlich ausbrechen, allerdings wurden wir erwischt. Ich konnte noch flüchten, er wird wieder gefangen gehalten…“ Er machte eine Pause in der er besorgt zu einem großen Berg blickte, dann fuhr er fort: „LadyDevimon hätte mich beinahe wieder gekriegt, aber dann wurde sie abgelenkt… Ich glaube, ihr wart diejenigen, die sie verjagt haben, oder?“ Tomoki nickte und zerkleinerte einen der Fische, um Gomamon damit zu füttern. Aus irgendeinem Grund fühlte sich der kleine Seehund zu ihm hingezogen. „Sag mal…“, fragte Tomoki nach einiger Zeit, „Das Symbol auf deiner Stirn, bedeutet das was? Piyomon hat ja so ein ähnliches…“ Die beiden Digimon sahen ihn überrascht an. „Ja, das bedeutet was.“, antwortete Gomamon, „Es sind die Wappen, die auf den Digimentals drauf sind… Meines bedeutet Mut, das von Piyomon Liebe. Es gibt insgesamt elf davon, aber normalerweise haben die nur die Digimon, die mit den Digimentals digitiert sind…“ „Seltsam, dass wir die auch haben, nicht wahr?“, fragte Piyomon, „Gut, dass man es bei mir nicht so deutlich sieht… Ich glaube, Deemon hat es nicht bemerkt. Er hat einige der entführten Kinder an eine Seltsame Lady weitergereicht, weil die solche Symbole hatten. Zum Glück ist er arg kurzsichtig und hat nicht gemerkt, dass ich auch eines habe. Ich glaube, ein V-mon war da auch dabei.“ „Aber warum entführen sie euch?“, fragte Izumi, „Ich meine, was steckt hinter diesen Symbolen?“ „Vielleicht etwas, was ihnen gefährlich wird.“, meinte Flamemon, „Oder etwas, das uns stärker macht und deswegen zu uns kommt.“ Er legte den Kopf schief und grinste, als wüsste er es besser. „Oder es bedeutet etwas ganz anderes, und unsere Feinde haben einfach nur Angst, dass es ihnen schaden könnte. Auf jeden Fall sollten wir V-mon befreien, und die anderen nach Möglichkeit auch.“ „Hast recht, wir können das ja wohl kaum unter den Tisch fallen lassen.“, beschloss Tomoki, „Weißt du, wo das Gefängnis genau liegt?“, fragte er an Gomamon gewandt. Dieser nickte und zeigte auf den Berg, den er die ganze Zeit schon angesehen hatte. „Da drin ist eine Höhle, in der wurden wir fest gekettet. V-mon hat ein Digiarmorei des Mutes, deswegen konnte er die Ketten mit Feuer durch schmelzen. Das Symbol auf seiner Stirn ist aber ein anderes, deswegen sind die Bösen auf ihn aufmerksam geworden.“ „Worauf warten wir dann noch, lasst uns los!“, entschied Flamemon. Eine gewaltige Stichflamme schoss aus dem Boden unter ihm und hüllte ihn in Feuer ein. Als dieses sich wieder verzog, stand Vitramon vor ihnen. „Aufsitzen, wir fliegen da hoch.“, bestimmte er kurzerhand und legte sich auf den Boden, damit die anderen auf seinen Rücken klettern konnten. „Ich bleib vielleicht besser erstmal mit den beiden Digimon hier.“, meinte Tomoki, „Wir wären sonst vielleicht nur im Weg, wenn es zum Kampf kommt.“ „Tomoki hat Recht.“, meinte Izumi, während sie auf Vitramons Rücken kletterte, „Außer Piyomon kann von den Kleinen keiner fliegen. Wir schaffen es sicher auch alleine, V-mon zu befreien, oder?“ Vitramon nickte und erhob sich. „Dann wartet hier auf uns. Wenn wir bei Sonnenuntergang noch nicht zurück sind, kommt uns suchen.“ Und mit ein paar gewaltigen Flügelschlägen war der Drache verschwunden. ~Vitramon~ Majestätisch flog der mächtige Drache durch die Lüfte. Seine brennenden Schwingen trugen ihn sicher auf dem günstigen Luftstrom, den Izumis Kraft ihm schickte, und seine Körperhaltung drückte deutlich aus, dass man sich ihm nicht in den Weg stellen sollte. Schnell fand Takuya die Höhle, die Gomamon ihm beschrieben hatte. Eine Art innerer Kompass schien ihm die Richtung zu weisen, in die er fliegen sollte, wie das Licht seines D-Tectors es sonst tat. Ein kleiner, hundeähnlicher Drache war fest an die Wand gekettet. Sein Rücken war übersäht mit blutigen Striemen, die nur von einer Peische stammen konnten. Über ihm stand ein Mann, der wie ein Vampir aussah. In einer seiner Hände hielt er einen rot leuchtenden Strang, den er wie eine Peitsche durch die Luft sausen ließ, um den kleinen Drachen weiter zu schlagen. Vitramons wütendes Brüllen unterbrach ihn in seinem Tun. Erschrocken drehte der Vampir sich um, als Vitramons kräftiger Schwanz ihn auch schon durch die Wand schmetterte. Izumi digitierte zu Fairymon und folgte ihm durch das Loch, um ihn zu bekämpfen. V-mon hing vor Angst zittern in seinen Ketten. Vorsichtig trat Vitramon zu ihm und schmolz das Metall durch. „Hab keine Angst, Kleiner.“, beruhigte er das Digimon, „Ich bin nicht so böse, wie ich aussehe.“ Er leckte sanft das Blut von V-mons Rücken und hob ihn dann vorsichtig hoch. Schnell brachte er das verletzte Digimon zu Tomoki, damit der es verarzten konnte, flog dann aber sofort wieder zurück um nachzusehen, ob von Vamdemon noch etwas übrig war, was man rösten konnte. Ein hilfloses Kind gefangen zu halten und auszupeitschen… Der Mistkerl hatte es verdient, bei lebendigem Leib zu verbrennen! Als er den Ort erreichte, an dem Fairymons Winde am stärksten tobten, stellte er missbilligend fest, dass der Vampir digitiert sein musste; er war riesig geworden, sein Körper war größtenteils mit rotem Fell bedeckt. Und er war stärker geworden. Fairymon gab zwar ihr bestes, doch ihre Attacken richteten keinen Schaden an. Stattdessen machte sich VenomVamdemon einen Spaß daraus, das Mädchen vor den Augen LadyDevimons wie einen Spielball herumzuschubsen. Wütend über soviel Arroganz brüllte Vitramon laut auf. Die beiden Teufelsdigimon wandten sich erschrocken in seine Richtung, als Takuya das vertraute Auflodern von Feuer um sich spürte. „Vitramon Perfect Evolution – Aldamon!“ Es ging also doch, einfach eine Stufe höher zu kommen, ohne dazwischen zum Menschen zu werden. Mit einem Triumphierenden Schrei stürzte sich der Feuerkrieger auf Vamdemon, nun ohne weiteres stark genug, es mit einem normalen Ultimate-Level anzulegen. Entsetzt blickte VenomVamdemon dem langen Flammenschweif nach, den Aldamon hinter sich her zog. Viel zu schnell trafen ihn die zahlreichen Feuerkugeln, sodass er ihnen unmöglich ausweichen konnte. Nach vergleichsweise wenigen Treffern brannte bereits sein ganzes Fell, während seine eigenen Attacken zu langsam waren, Aldamon auch nur zu streifen. Fairymon nutzte die Tatsache, dass ihr viel zu mächtiger Gegner abgelenkt war, und nahm sich LadyDevimon vor, die bisher nur lachend zugesehen hatte, als es noch gut für ihren Partner aussah. „Wie sieht es aus, haben Madamme noch genug Mut, selbst zu kämpfen?“, fragte die Windkriegerin spöttisch, als sie sah, dass die Dämonin verunsichert vor ihr zurückwich. Dem verzweifelten Fledermausangriff wich Fairymon mit Leichtigkeit aus, nur um einen starken Wirbelsturm aus ihren Fingern abzufeuern. LadyDevimon hatte scheinbar Schwierigkeiten, sich in den für sie ungünstigen Winden in der Luft zu halten; mit dem Wind auf ihrer Seite war Izumi in jedem Luftkampf überlegen. Gerade, als die Digi Codes um VenomVamdemons massigen Körper erschienen, schien die Luft plötzlich von einer Bildstörung erfasst. Es gab ein „Pling“, wie bei einer aufpoppenden Fehlermeldung und plötzlich waren die beiden bösen Digimon verschwunden. Verwirrt blickte Aldamon auf die Stelle, auf der Vamdemon bis eben gestanden hatte. „Was war jetzt das?“ „Keine Ahnung.“, gestand Fairymon, „Schwerer Ausnahmefehler xy?“ „Sowas sagt mein Computer auch immer, bevor er abstürzt…“, murrte Takuya, „Lass uns zu den anderen zurückfliegen.“ ~Kouichi~ Franken machte sich sofort im Rückwärtsgang aus dem Staub, kaum dass die Kinder auf Error ausgestiegen waren. Die Landschaft sah düster und unangenehm aus, was durch die sinkende Sonne nicht gerade besser wurde. Die Nacht brach langsam, aber sicher an und hüllte die bizarr geformten Felsen in ein unheimliches, rotes Licht. „Da hinten scheint etwas zu brennen.“, bemerkte Impmon vorsichtig und deutete durch die Felsen hindurch, wo wild tosende Flammen einen dunklen Berg umhüllten. Ein brennendes Etwas schoss durch die Luft und zog einen Langen Flammenschweif hinter sich her. „Ob die anderen schon hier sind?“, fragte sich Junpei laut. „Weiß nicht. Aber wenn Takuya hier ist, dann da, wo’s gerade brennt.“, stellte Kouji fest. „Vielleicht macht er das nichtmal mit Absicht.“, meinte Impmon, „Hier auf Error existiert eine unangenehme Macht, die die Elemente durcheinander bringt. Entweder geht gar nichts oder es kommt zu viel… Es ist schon für normale Digimon schwer, hier ihre Kräfte richtig zu dosieren, deswegen halten sich gerade die Heiligen Engel oder die Legendären Krieger normalerweise von hier fern.“ „Gut, dass wir schon mal gewarnt sind.“, fand Kouji. Ein fieses Kichern ließ die Kinder herumfahren. Auf einem Felsen nicht weit von ihnen standen zwei unangenehme Gestalten. Eine von ihnen sah aus wie eine Mischung aus Mensch und Spinne, die andere wie eine Mumie. „Wer seid ihr?“, fragte Kouji, der nur einen genervten Seitenblick auf die beiden warf. „Ich“, sagte die Stimme mit feierlicher Wichtigkeit, „Bin Arukenimon, die Grausamkeit in Person und Schrecken all derer, die sich ein langes Leben erhoffen. Und das dort ist mein treuer Gehilfe Mummymon, ein untoter Handlanger und die Angst in Person! Wir beide sind die unbesiegbaren Boten des Todes, die gekommen sind, um euer wertloses Leben zu beenden!“ „Oh mein Gott, wir werden alle Sterben…“, seufzte Kouji mit einer Überzeugung, die selbst dem dümmsten Fiesling gezeigt hätte, dass der beängstigende Auftritt missglückt war. Junpei unterstützte diesen Eindruck mit einem herzhaften Gähnen. Kouichi dagegen betrachtete die letzten Strahlen der Sonne, die gerade hinter dem Horizont verschwanden. In ein paar Augenblicken würde es so dunkel sein, dass Löwemons Kräfte selbst die von BeoWulfmon übertreffen würden… Und da plusterten sich ein paar mickrige Perfect-Levels so auf? Die wussten definitiv nicht, mit wem sie sich anlegten… Schon stürzten sich die Beiden Gruselmonster auf ihre scheinbar hilflosen Opfer, bereit zum Angriff. Die Digiritter tauschten einen letzten Blick, dann zogen alle wie auf Kommando ihre D-Tectoren hervor. „(Double-)Spirit Evolution!“ Mummymons Bandagen wickelten sich fest um die drei Digiritter, bereit, sie zu erdrücken. Dass Löwemon schützend die Arme vor der Brust gekreuzt hatte, würde ihm nicht viel helfen… Dachte zumindest Mummymon. „Endlich Meteor!“, brüllte der Löwenkrieger und zerriss die Bandagen mühelos. Die Schattenkugel traf Mummymon so hart, dass sie seinen halben Körper digitalisierte, bevor er überhaupt wusste, wie ihm geschah. Auch BeoWulfmon und Blitzmon hatten sich von ihren Fesseln befreit. Schon schwang der Lichtkrieger seinen riesigen Zweihänder durch die Luft und schoss einen leuchtenden Wolf in Richtung Arukenimon, die geblendet die Augen schloss, als der Angriff ihren Körper erfasste. Digi Codes erschienen um die Körper der beiden, doch gerade, als die Kinder sie scannen wollten, ploppte eine Fehlermeldung auf. „Was soll das heißen, der Grafiktreiber ist kaputt?!“, brüllte Junpei entgeistert, als ihre beiden Gegner einfach in der verpixelten Landschaft verschwanden. Als die „Grafik“ sich wieder normalisierte, was von den Beiden nichts mehr zu sehen. „Der Kontinent heiß wohl nicht umsonst „Error“…“, murmelte Kouji verwirrt und starrte auf die Stelle, an der Arukenimon verschwunden war. „Passiert so was hier öfter?“, fragte Tentomon neugierig. „Gelegentlich“, meinte Impmon leichthin, „Die werden schon irgendwo wieder auftauchen, wenn sie nicht gelöscht worden sind.“ „Ist ja auch egal.“, meinte Kouichi, „Jetzt, wo wir hier sind, sollten wir vielleicht erstmal die anderen suchen, meint ihr nicht?“ Kouji nickte. „Würde mal vorschlagen, wir schauen mal da, wo es eben gebrannt hat. Ich könnte mir vorstellen, dass Takuya da irgendwo war… ansonsten würde ich sagen, bewegen wir uns mal langsam in Richtung Schloss.“ ~Angemon~ Traurig sah Angemon auf den feuchten Kerkerboden auf der Anderen Seite der Gitterstäbe. Er hatte aufgehört zu singen, seine Stimme wollte einfach nicht mehr. Er wusste, was ihn erwartete, wenn die Kinder scheitern würden; Er und Antylamon waren entführt worden, um die Kinder hier herzulocken und vernichten zu können. Würden sie gar nicht kommen oder, wie es der Plan war, vernichtet werden, durften die Teufelsdigimon mit ihnen machen, was sie wollten. Und das Wissen darüber, was man mit ihnen vorhatte, war kein angenehmes. „Meinst du, die Kinder kommen noch?“, fragte Antylamon leise. Seine Stimme zitterte. „Bestimmt.“, beruhigte ihn Angemon, „Ich kenne die Kinder. Sie schaffen alles, was sie sich vornehmen. Glaub mir, wir sind bestimmt bald wieder frei. Und die Kleinen da hinten auch“ Fügte er hinzu und ließ sein Licht kurz in Richtung einer weiteren Zelle flackern, in der vier Child-Level Digimon gefangen waren. Was genau es mit diesen Kindern auf sich hatte wusste Angemon selbst nicht, doch ihre Feindin schien zu befürchten, sie könnten die Digikrieger unterstützen. Lilithmon… Wer immer diesen Teufel aus dem Bereich hinter dem heiligen Tor befreit hatte, in den HolyAngemon sie vor langer Zeit eigenhändig verbannt hatte, wusste sicher nicht, was er damit auf die Digiwelt losgelassen hatte. Diese Ausgeburt des Grauens hatte damals schon genug Unheil angerichtet, was wollte sie nun? Rache für „Lord Lucemon“, den sie damals zu befreien versucht hatte? Das würde erklären, warum sie hinter den Kindern her war. Und was, wenn ihr diese Rache glücken würde? Wollte sich dann Lucemons ursprünglichen Plan wieder aufnehmen, die Digiwelt zu zerstören, um eine neue, ordentliche Welt aufzubauen, in der es weder Chaos noch Zufall gab? Nun, soweit sollte es gar nicht erst kommen. Angemon glaube an die sechs mutigen Kinder, die er einst durch die Digiwelt begleitet hatte. Er kannte ihre unglaubliche Stärke, ihren Willen, selbst das Unmögliche zu schaffen. Was hatte Takuya noch mal gesagt, als er gegen Deemon kämpfen wollte? „Das Schwierige erledigen wir sofort, für das Unmögliche brauchen wir etwas länger.“ Allein der Gedanke an den Mut der Kinder ließ Angemon zuversichtlich lächeln. Egal, wie lange es dauern würde; Lilithmon konnte nicht gewinnen. ~Aldamon~ Vielleicht hatte er sich doch etwas übernommen, einfach so Hell Castle zu stürzen; vielleicht hatte er aber auch nicht damit gerechnet, dass sie dort so viele High-Level Digimon erwarten würden. In jedem Fall kam Aldamon nicht ganz so locker mit den vielen Gegnern klar, wie er es gerne gehabt hätte. VenomVamdemon und LadyDevimon waren aus irgendeinem Grund nicht nur topfit, sondern auch um einiges stärker als zuvor, und sie hatten Unterstützung von mindestens einem halben Dutzend weiteren Teufelsdigimon. Aldamons Feuerkugeln hatten bereits das halbe Schloss in Brand gesteckt, doch die gegnerischen Digimon schienen nicht mehr ganz so anfällig darauf wie zuvor. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie zu viele waren und den Angriffen beständig durch irgendwelche Störungen ausweichen konnten. Ganz verloren war der Kampf jedoch auch nicht, denn die Dämonen hatten auf ihrer Seite fast noch weniger Erfolg. Shutumon und Blizzarmon schafften es mit einer Kombinierten Blizzard-Attacke fast immer, die Angriffe der Gegner hervorragend zu kontern, und wenn doch etwas durchkam, konnte Aldamon ausweichen. Nur konnten sie kaum ewig so weitermachen, wenn sie je bis zum Schloss durchkommen wollten. Die hässliche Spinnenhexe, die ihn von unten andauernd mit giftigen Fäden beschoss, hatte er inzwischen erfolgreich angezündet, und auch die alberne Mumie brannte recht gut. Nur die Angriffe IceDevimons waren ein großes Problem, denn langsam drangen sie trotz des Sturms immer dichter zu Aldamon durch. Gerade, als er ein paar weitere Feuerkugeln auf VenomVamdemon schoss, bemerkte Takuya den riesigen Eiszapfen, der auf seinen Rücken zuraste. Zum Ausweichen war es zu spät, Tomoki war zu weit weg, um eingreifen zu können und die Waffe selbst zu schwer, um sich vom Wind ablenken zu lassen. Takuya sah sich schon aufgespießt auf dem kalten Spieß, als plötzlich eine goldene Klinge auf die eisige Waffe herab fuhr und den Angriff zunichte machte. „Brauchst du vielleicht Hilfe?“, fragte BeoWulfmon mit einem überlegenen Grinsen. „Nein, ich hatte alles unter Kontrolle.“, erwiderte Aldamon gespielt beleidigt, dann grinste er ebenfalls, „Kann aber nicht schaden, ein bisschen Verstärkung dazuhaben.“ Nun wieder komplett wandten sich die sechs Legendären Digikriger erneut ihren zahlreichen Gegnern zu. Mummymon und Arukenimon waren unversehrt, obwohl die Flammen sie eigentlich schon völlig vernichtet haben sollten, und auch die anderen Digimon schienen noch nicht einmal ansatzweise verletzt zu sein. Irgendwas stimmte mit denen gewaltig nicht… dass sie immer stärker zu werden schienen, obwohl sie ständig mehr einsteckten, konnte noch daran liegen, dass die Digiritter langsam aber sicher müde wurden; Aldamons Arme fühlten sich bereits so schwer an, dass er sie kaum noch heben konnte um zu schießen, und seine Schultern schmerzten bereits vom vielen Flügelschlagen. Den anderen schien es kaum besser zu gehen, BeoWulfmon fiel es bereits zunehmend schwerer, sein Schwert zu heben. Schließlich führte VenomVamdemon einen mächtigen Angriff aus, der sie alle wie hilflose Puppen gegen die Felswand warf. Takuya spürte, wie sein inneres Feuer zurückging und seine Kraft ihn verließ, und auch die anderen waren wieder zurückdigitiert. Erschöpft und verletzt kämpften sie sich wieder auf die Füße. „Das war’s dann wohl für euch Gören.“, spottete Devimon aus der hintersten Reihe der Angreifer, „Demnächst solltet ihr euch Gegner in eurer große suchen… vielleicht im Sandkasten.“ Die Teufel lachten schallend. „Pha…“, murrte Kouji, „Noch ist gar nichts vorbei… wenn ihr Gegner in eurer Größe wollt, sollt ihr sie haben…“ Er sah zu Flamemon herüber und dieser verstand, was er meinte. „Hyper Spirit Evolution!“ Die beiden Kämpfer richteten sich erneut auf und konzentrierten sich auf ihre Kraft. Takuya ließ sein inneres Feuer erneut so weit es ging auflodern, während Koujis Körper schwach zu leuchten begann. „Erde zu Feuer“, murmelte Takuya und fühlte, wie der Boden unter ihm Energie durch seinen Körper schickte. Das Feuer floss ruhiger, gleichmäßiger als zuvor, seine Kraft hielt sich stabiler. „Stahl zu Licht“, fing nun auch Kouji an. Seine helle Aura verstärkte sich, hin und her geworfen von unsichtbaren Spiegeln. „Holz zu Feuer“, setzte Takuya fort. Das Feuer in und um ihn loderte Knisternd höher, fand Nahrung, die es stärkte und seine Reserven füllte. „Wasser zu Licht“ Koujis helle Aura brach wie durch ein Prisma in verschiedene Farben, schillerte wie die vielen tausend Lichtreflexe auf der Oberfläche eines klaren Gebirgsbaches. Die tanzenden Lichter schmerzten fast schon in den Augen. „Wind zu Feuer!“, rief Izumi. Ein sanfter Windstoß erfasste die Flammen, ließ sie hoch und höher lodern, brachte beständig neuen Sauerstoff, der das Feuer nährte und seine wilde, unbändige Macht entfachte. „Donner zu Licht!“ Junpeis Energie schlug ein wie ein Blitz, der Koujis Licht um ein tausendfaches steigerte. Hell blitzend sprangen die Funken umher, reflektiert und umher geworfen von Wasser und Stahl und auf ein Maß gesteigert, das einen erblinden ließ, wenn man zu lange hinsah. „Eis zu Feuer!“ fiel auch Tomoki mit ein. Die Kälte umfasste die Flammen, ließ sie durch ihre alleinige Anwesenheit heißer erscheinen, als erträglich sein konnte. Inmitten des Eiskalten Polarwindes strebten die heißen Flammen höher und höher, formten einen neuen, mächtigen Körper, der der gewaltigen Hitze den nötigen Platz bot. „Finsternis zu Licht!“, schloss Kouichi. Die Dunkelheit umfing Koujis Körper, seine leuchtende Silhouette schien heller und klarer in der Finsternis, die ihn umgab. Schlank und stolz stand der helle Wolfskrieger auf dem Felsen, während sein starker Panzer sich um den agilen Körper legte. Auch Takuya genoss das Gefühl, die Schwere Rüstung auf seinem muskulösen Körper zu fühlen. Ihr Gewicht gab ihm Sicherheit, ohne ihn zu behindern, denn er hatte Kraft genug, selbst die größten Berge zu versetzen. „KaiserGreymon!“ „MagnaGarurumon!“ Sollten die Teufel ruhig noch so oft aufstehen, wenn sie Prügel wollten. ~Impmon~ Während die Digiritter das Begrüßungskomitee aufhielten schwang Impmon sich auf Kyuubimons Rücken und führte die fünf jungen Digimon in das Schloss. Er kannte die meisten Wege in dem düsteren Gebäude, doch wo genau die Engel gefangen gehalten wurden, wusste er auch nicht; es gab viele Gefängnisse, die benutzt werden konnten. Zum Glück waren Kyuubimon und Fladramon gute Kämpfer, die sie notfalls vor unerwarteten Gegnern beschützen konnten. Fladramons Rücken war unter der Rüstung zwar dick bandagiert, doch er schien sich nicht um die Verletzungen zu kümmern. Zurechtkommen würden sie hier also sicher, die Frage war nur, wie lange sie nach den Engeln suchen mussten… Dieses Schloss war definitiv zu groß. „Hey, Impmon!“, die vertraute Stimme ließ den Kobold herumfahren. PiccoDevimon ließ sich direkt über ihm von der Decke fallen und flatterte heftig mit den Flügeln, als er vor der kleinen Gruppe in der Luft stehen blieb. Impmon umarmte seinen besten Freund fest, froh, ein bekanntes Gesicht zu sehen. „Ihr sucht die Digiengel, richtig?“, fragte der kleine Teufel frech, „Und die anderen Kinder, die wir ihr Symbole tragen.“ „Ja, genau.“, antwortete Kyuubimon, „Du weißt, wo sie sind?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, denn der Fuchs wusste schon, wie die Antwort ausfallen würde. „Klar. Vielleicht sag’ ich’s euch sogar.“, grinste PiccoDevimon überlegen. „Wenn ich ganz lieb ‚Bitte’ sage?“, fragte Impmon mit einem breiten Grinsen, und PiccoDevimon flatterte vor ihnen davon. „Hier lang, beeilt euch! Die warten schon ganz ungeduldig auf Rettung.“, rief er, während er in einem finsteren Gang verschwand. Kyuubimon und die anderen folgten ihm eilig die verworrenen Gänge entlang. Trotz seiner kurzen Flügel war PiccoDevimon erstaunlich schnell. Das Ende eines besonders kalten und feuchten Ganges war in helles Licht getaucht. Impmon brauchte nicht zweimal zu raten, um zu wissen, wer dort gefangen war; ein solch heiliges Licht strahlten nur Engelsdigimon aus. Angemon und Antylamon sahen ziemlich mitgenommen aus, doch ihre Freude über das Auftauchen der Digimon war deutlich zu sehen. Da es keine Schlüssel zu geben schien schmolz Fladramon die Gitter und Fesseln durch, wie er es schon bei seinen eigenen getan hatte. Kaum, dass er frei war, wandte sich Angemon zu einer weiteren Zelle und zerstörte mit seiner Magie dort Schlösser und Ketten. Vier verschüchterte Digimon kamen unsicher auf den Gang; jedes von ihnen trug eines der Digimental-Symbole. „Wir sollten hier verschwinden, solange die Wachen beschäftigt sind.“, merkte Impmon an. Die Kampfgeräusche von draußen waren vor kurzem verstummt, dem höhnischen Gelächter Vamdemons nach waren jedoch die Falschen am gewinnen. „Das sind sie wohl noch eine Weile.“, beruhigte ihn Angemon, „Ich spüre eine gewaltige Macht erwachen, die für unsere Seite kämpft…“ „Wie wahr…“, stimmte Antylamon zu, „Feuer und Licht erheben sich mal wieder zu voller Größe. Hoffen wir, dass sie auch Lilithmon schlagen können, wenn es soweit ist.“ Er sah die elf Digimon vor ihm durchdringend an, dann meinte er: „Wir sollten fürs erste nach HolyCastle zurückkehren. Hier sind wir den Kindern nur im Weg.“ Angemon nickte und öffnete ein Tor vor sich in der Luft. „Geht dort hindurch.“, befahl er, „Ich mag einst stark genug gewesen sein, Lilithmon zu verbannen, doch Verbannung währt wohl nie für die Ewigkeit… Selbst, wenn ich wieder zu HolyAngemon digitieren könnte, hätte ich dieses Mal wohl keine Chance.“ Die Kinder gehorchten, teils mit ängstlichem Gehorsam, teils widerwillig. Doch sie alle wussten, dass Angemon Recht hatte. Den Kampf dort draußen sollten sie den Menschen überlassen, die die Welt bereits vor Lucemon gerettet hatten. ~KaiserGreymon&MagnaGarurumon~ Die Teufel staunten nicht schlecht, als ihnen so plötzlich zwei Ultimate-Level Krieger gegenüberstanden. Von den Verletzungen und der Erschöpfung war nichts mehr übrig, stattdessen strahlen die beiden Krieger eine Selbstsicherheit aus, die schon an Arroganz grenzte. MagnaGarurumon genoss die entsetzten Blicke seiner vorher so aufgeblasenen Gegner und lud lässig die schweren Kanonen an seinen Armen durch. „Dann wollen wir mal…“, meinte KaiserGreymon so ruhig, als würde er jeden Tag ein paar Teufel erlegen, und nahm sein großes Schwert in die Hände. „Nach dir.“, meinte Kouji großzügig und machte eine Einladende Geste in Richtung der Teufel. Greymon stieß sich mit einem mächtigen Sprung vom Boden ab und flog in Richtung Vamdemon, der hilflos zur Abwehr die Pranken hob, als hätte er sämtliche Grundlagen des Kämpfens verlernt. Takuya wusste, dass ihnen ihre Arroganz im Kampf das Genick brechen konnte, doch so lange die Teufel sich von ihnen einschüchtern ließen, war sie eine brauchbare Waffe. Außerdem machte es gewaltig Spaß, sich ab und an ein wenig aufzublasen, wenn man es sich leisten konnte… KaiserGreymons mächtiges Schwert schlug tiefe Wunden in VenomVamdemons riesigen Körper, der durch sein eigenes Gewicht zu plump zum Ausweichen war. IceDevimon, der seinen Verbündeten mit einem Eisangriff unterstützen wollte, wurde von ein paar gut gezielten Schüssen aus MagnaGarurumons Megakanone effektiv aufgehalten. Er schützte sich mit einem Schild aus Eis, bis die riesige Kanone nur noch ein munitionsloses Klicken von sich gab, dann stürzte er sich siegessicher auf den Wolf. Kouji tat einen Moment erschrocken, dann hob er die Linke Hand und eröffnete erneut das Feuer. Die Hardware seiner leer geschossenen Megakanone warf er achtlos von sich, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Die schwere Waffe traf zufällig den Kopf eines einfachen Devimon, das bisher nur in der hintersten Reihe gekämpft hatte. Kouji entschuldigte sich selbstverständlich nicht für das Versehen. „Ich hab immer gewusst, dass er eines Tages mal jemanden mit dem Ding erschlägt…“, meinte Takuya bei sich, während er sein Schwert über dem Kopf kreisen ließ, um Vamdemon endgültig zu erledigen. Als es genug aufgeladen war hielt er es vor sich wie eine Armbrust. Das Feuergeschoss traf sein Ziel mit einer Gewalt, der selbst Vamdemon nichts entgegenzusetzen hatte. Sein Körper ging in Flammen auf, die Digi Codes erschienen, und diesmal verhinderte nichts die Rückverwandlung in ein Ei. Man musste sie eben einfach nur schnell genug besiegen, damit sie keine Zeit zur Regeneration hatten. LadyDevimon stürzte sich wutentbrannt auf den Feuerkrieger, doch sie hatte seinem Schwert erst Recht nichts entgegenzusetzen. Gerade als Devimon seiner Mutter zu Hilfe eilen wollte, warf MagunaGarurumon ihm seine zweite Schusswaffe an den Kopf, diesmal mit voller Absicht. Der erneute Treffer reichte aus, um den vergleichsweise schwachen Teufel zu besiegen. Anstatt sich darum zu kümmern packte Kouji IceDevimon an den Schultern, um die Kanonen aus seinem Brustpanzer auf ihn abzufeuern. „Wenn die in dem Tempo weitermachten, haben sie die Kerle in fünf Minuten erledigt.“, meinte Junpei vom Seitenrad aus über Tomokis Anfeuerungsrufe hinweg. „Übertreib nicht.“, wies ihn Izumi zurecht, „Mehr als zwei Minuten brauchen die bestimmt nicht mehr…“ Tatsächlich dauerte es nicht einmal mehr eine Minute, die verbleibenden Teufel zu beseitigen. Doch anstatt sich über den Sieg zu freuen blickten KaiserGreymon und MagnaGarurumon gespannt auf das Schlosstor, wo gerade eine zierliche Frau erschien. Ihr Gesicht wirkte hübsch, fast freundlich, doch ihre rechte Hand war zu einer hässlichen Klaue verformt und ihre vier Dämonenflügel sowie die bösartige Aura, die sie wie eine dunkle Wolke zu umgeben schien, zeigten, dass man dem schönen Schein nicht trauen durfte. „Sei vorsichtig, sie ist anders als die vorhin.“, warnte MagnaGarurumon, der inzwischen seine schweren Panzerteile komplett abgeworfen hatte. „Ich weiß.“, erwiderte KaiserGreymon angespannt, „Sie ist vermutlich diejenige, die hier die Fäden zieht…“ „Das bin ich.“, bestätigte die Frau mit einer lauten, aber nicht unangenehmen Stimme. Die beiden Elementkrieger zuckten erschrocken zusammen, sie hatten nicht damit gerechnet, aus dieser Entfernung schon angesprochen zu werden. „Mein Name ist Lilithmon. Ich war eine große Bewunderin des Ehrenwerten Lord Lucemon, den ihr vor nicht allzu langer Zeit kaltblütig ermordet habt.“ Lilithmon sprach, als würde sie direkt neben den Kindern stehen, ihre Stimme drang in jeden Winkel des großen Platzes, ohne dass sie schreien musste. Takuya biss unter der Maske die Zähne aufeinander; diese Frau war ihm unheimlich. „Lord Lucemon, der Lichtbringende Engel und rechtmäßiger Herr dieser Welt war immer darum bemüht, uns und allem Leben hier ewigen Frieden und Ordnung zu bringen. Doch anstatt ihm für seine Bemühungen zu danken, vernichtet ihr ihn, bevor ihr sein edles Werk vollenden konnte.“ Sie sah die Digiritter zum ersten Mal direkt an, und in ihren Augen blitzte ein gewaltiger Zorn. „Wie eure Vorfahren, diese ach-so-legendären Mistviecher, es schon damals getan haben.“ „Lucemon wollte diese Welt komplett zerstören und alle Digimon zu seinen gefügigen Sklaven machen! Nennst du das „Ehrenwert“?“, fragte Kouji wütend. Lilithmon warf ihm einen Blick zu, der dem Wolf das Blut gefrieren ließ. „Rechtfertigung“, meinte sie mit gefährlich ruhiger Stimme, „Steht euch nicht zu.“ Keuchend ging MagnaGarurumon in die Knie. Sein Körper zitterte vor unsichtbaren Schmerzen, kalter Schweiß rann seine Schnauze herab. „Du wagst es?!“, brüllte Takuya wütend und schwang sein riesiges Schwert in Richtung der Frau. Diese holte lässig mit ihrer rechten Hand aus. Die goldenen Monsterkrallen ließen Greymons Drachenseelenschwert zersplittern, als wäre es aus Glas. Entsetzt blickte KaiserGreymon auf seine nun leeren Hände. „Ihr hättet euch niemals in Dinge einmischen dürfen, die euch nichts angehen.“, meinte die Höllenfürstin, diesmal mit einem eindeutig drohenden Unterton. Ihre Augen glühten erneut hell auf und Takuya fühlte sich, als wäre er mit vollem Tempo gegen eine Wand gekracht. Er stolperte rückwärts, da erfasste ihn erneut eine unsichtbare Druckwelle und riss ihn von den Füßen. Hilflos wurde er gegen MagnaGarurumon geworfen, der durch KaiserGreymons Gewicht gleich mit zu Boden ging. „Verdammt…“, murmelte Kouji, während er sich unter dem schweren Krieger hervorzukämpfen versuchte, „Sie schleudert uns durch die Gegend wie Puppen.“ Takuya bemühte sich, wieder auf die Füße und von Kouji herunterzukommen, aber seine Glieder schmerzten, als wäre er unter eine Dampfwalze geraten. „Sie ist… einfach zu stark…“, knurrte er. Erneut griff Lilithmon an. Ihre unsichtbare Macht erfasste die beiden Krieger und warf sie wie Spielbälle vor den Augen der anderen zwischen den Felsen hin und her. Die waren hinter den Felsen in Deckung gegangen und verfluchten den Umstand, dass sie nichts weiter für ihre Freunde tun konnten, als zu beten und ihnen im Geiste beizustehen. In einem finalen Angriff warf Lilithmon ihre beiden Opfer in die Höhe, bis sie weit über den Wolken schwebten. Nicht mehr in der Lage, aus eigener Kraft zu fliegen, würden sie einen Sturz aus dieser Höhe nicht überleben. „Ist das… unser Ende?“, fragte Kouji leise dem brausenden Wind entgegen, als ihm der Kontinent Error im freien Fall immer näher kam. Er spürte KaiserGreymons geschwächten Körper an seinem Rücken, als dieser sanft MagnaGarurumons Hände in die seinen nahm. „Das muss es nicht.“, meinte Takuya ruhig, „Noch gibt es einen schwachen Funken Hoffnung.“ „Den gibt es immer…“, meinte Kouji niedergeschlagen, „Wir sind zu schwach…“ „Aber wir sind nicht alleine.“, widersprach Takuya bestimmt. Er drückte MagnaGarurumons Hände fester und schmiegte sich an dessen schlanken Körper. Dass der Boden ihnen immer näher kam, schien ihn nicht zu verunsichern. „Spürst du sie?“, fragte er seinen Freund leise, „Spürst du die Kraft unserer Freunde, die in uns fließt? Die Kraft der Legendären, die uns so weit geführt hat? Erde, Holz, Wind und Eis zu Feuer; Stahl, Wasser, Donner und Finsternis zu Licht.“ Er schwieg einen Moment, um seine Worte wirken zu lassen, dann führ er fort: „Und zur Endgültigen Einheit… Licht zu Feuer…“ Kouji schloss ergeben die Augen. Er konnte KaiserGreymons heißen Körper ganz nahe bei sich fühlen, und er spürte die Gedanken seiner Freunde und seines Bruders, die ihm Kraft gaben. Noch war nicht alles verloren… Noch konnten sie auf ein Wunder hoffen. Zuversichtlich erwiderte er KaiserGreymons sanften Händedruck. „Licht zu Feuer.“ Ungeheurer Mut und grenzenloses Vertrauen auf ihren Sieg fanden den Weg in Koujis Gedanken, als sein Herz und seine Seele plötzlich mit denen Takuyas im Einklang standen. Feuer und Licht wurden Eins, ein helles, warmes Leuchten, das ihre Herzen und Gedanken mit Hoffnung füllte. Zehn Elemente verschmolzen zu einer allumfassenden Macht, und als zwei Körper zu einem wurden erwachte ein Krieger, dessen Fähigkeiten keine Grenzen gesetzt waren. ~Susanoomon~ Umgeben von einer alles überstrahlenden Aura aus Licht und Wärme schwebte der mächtigste aller Krieger zurück auf den Boden. Mit vor der Brust verschränkten Armen stand er Lilithmon gegenüber, der entschlossene Blick seiner blauen Augen hielt ihrem zornigen Starren mühelos stand. „Wer bist du?“, fauchte die Höllenfürstin, wütend über den provokanten Auftritt ihres neuen Gegners. „Ich“, antwortete dieser ruhig, „Bin Susanoomon, die Einheit.“ Lilithmon schnaubte, als wisse sie nicht, ob sie Lachen oder nur den Kopf schütteln sollte. „Lächerlich.“, urteilte sie, „Einheit? Das ich nicht lache. Einheit von was? Du bist nicht besser als die Gören von eben.“ Susanoomon schwieg unter ihrem abwertenden Blick, behielt jedoch seine selbstbewusste Körperhaltung provokativ bei. Als Lilithmons Augen erneut die seinen trafen, fuhr sie ihn wütend an: „Was soll dieses Arrogante Gehabe? Zeige mir Gefälligst etwas Respekt, oder…“ „Oder was?“, fragte Susanoomon ruhig, „Willst du mich mit deinen Psychotricks fertig machen, wie vorhin die Kinder?“ „Du…“ „Ich bin die Einheit aller zehn Elemente, aus denen die Digiwelt besteht. Meine Macht… ist grenzenlos.“ Susanoomon betonte die letzten zwei Worte mit einem Nachdruck, der klar machte, dass Lilithmon gegen ihn alt aussah. „Du…“, knurrte diese erneut, „Du bist der Kerl, der Lord Lucemon getötet hat?“ „Höchst persönlich.“, bestätigte Susanoomon mit einiger Belustigung über ihren Zorn und deutete eine spöttische Verbeugung an. Lilithmon bebte vor unterdrückte Wut. Ihre Aura erzitterte und schwoll zu beunruhigender Stärke an, ihr hübsches Gesicht war zu einer zornigen Fratze verzogen. „DU WAGST ES, MICH ZU VERSPOTTEN?!“, schrie sie mit schriller Stimme. Ihre Aura explodierte, Staub und Felsen flogen durch die Luft wie Pistolenkugeln. Susanoomon war mit einem Sprung bei den anderen Kindern und schützte sie mit seinem eigenen Körper vor den herumfliegenden Gesteinssplittern. Als der Staub sich legte, waren sowohl Hell Castle, als auch sämtliche Felsen und Berge innerhalb eines Umkreises von mehreren Kilometern dem Erdboden gleichgemacht. Susanoomon kniete auf einer absolut ebenen Fläche, die bis zum Horizont zu reichen schien, die vier Digiritter hielt er schützend in seinen starken Armen. „Danke…“, murmelte Kouichi leise, der sich noch immer ängstlich an die Brust des starken Kriegers schmiegte. „Was… was war das denn?“, fragte Junpei verwirrt und sah sich auf der schier endlosen Fläche um, „Wo sind die ganzen Felsen hin?“ „Zerstört…“, flüsterte Izumi zitternd, „Alles zerstört…“ „Ihr solltet euch so gut es geht in Sicherheit bringen.“, meinte Susanoomon ruhig, „Es gibt hier nichts mehr, wohinter ihr in Deckung gehen könntet… Bleibt zusammen, damit ich euch im Notfall beschützen kann.“ „Ja, beschütz die Würmer nur…“, keifte Lilithmons Stimme hinter einer verbliebenen Staubwolke, „Es wird euch nichts nützen.“ Aus dem Staub trat etwas hervor, das kaum mehr Ähnlichkeit mit der schönen Frau von vorher hatte. Lilithmon war riesig geworden, ihr rechter Arm und ihre Beine hatten die Form derer eines Reptils. Der violette Kimono hing in Fetzen darüber, ihre Wirbelsäule war zu einem geschuppten Echsenschwanz geworden, der unruhig zuckte wie ein totes Tier. Aus ihrem Rücken ragten fünf paar zerfetzter Dämonenflügel, ihr schwarzes Haar war lang und stand in wirren Strähnen nach oben. Ihr Gesicht war noch immer zu einer irren Fratze verzogen, aus ihrem Mund standen zwei Reihen schiefer Fangzähne hervor. Eine dicke, hässliche Schlange glitt zwischen diesen hervor, wo ihre Zunge hätte sein sollen. Entsetzt bemerkten die Kinder, dass es diese Schlange war, die sprach. „Das habt ihr nun davon, mich zu provozieren… seht meine wahre Gestalt und sterbt.“ Sie holte mit ihrer Monsterpranke aus um die Kinder in Fetzen zu reißen, doch Susanoomon war schneller. Er stoppte ihre Pranke in der Luft und schlug ihr gleichzeitig die Faust in den Magen. „Unterschätze mich nicht, Lilithmon…“, warnte er ein letztes Mal, „Und rühr die Kinder nicht an.“ Wütend schnappte die Schlange nach Susanoomon, doch dieser wich dem Biss gelassen aus. Lilithmon griff weiter in wilder Raserei an, doch Susanoomon ließ sich von ihren verzweifelten Versuchen nicht aus der Ruhe bringen. Mit einem gut gezielten Faustschlag brachte er schließlich den nötigen Abstand zwischen sich und seine Gegnerin, um sein riesiges Kanonenschwert einzusetzen. Die Furie bot durch ihre Größe ein gutes Angriffsziel für seine etwas unhandliche Waffe, und sie hatte in diesem Zustand zu wenig Kontrolle, um effektiv ausweichen zu können. Susanoomon hielt die schwere Kanone mit beiden Armen vor sich und materialisierte die Lichtklinge. Mit einem einzigen Schwung teilte das Schwert ihren Körper sauber in zwei Hälften, die sofort digitalisierten. Der Krieger scannte die wild umherschwirrenden Digi Codes, während das gereinigte Ei davonflog. Als er sicher war, dass sich keine weiteren Feinde mehr in ihrer Reichweite befanden, zog er sich wieder in die Sphären zurück, aus denen er gekommen war, und überließ den beiden Kindern wieder die für seinen Körper geliehenen Daten. Erschöpft, aber zufrieden sanken Takuya und Kouji zu Boden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)