Salut, Monsieur Dantes! von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog Es war ein wirklich nobles Geschäft mit extravagantem Mobiliar. An der Seite hingen Abendkleider, die so glamourös wirkten, dass es mir den Atem verschlug. Es war das erste mal in meinem ganzen Leben, dass ich einen solchen Laden betreten hatte. Draußen über dem Schaufenster hatte in gediegenen Goldlettern gestanden : ‚Diamant soiré‘ La jeune haute couture Das Geschäft hätte sich vom Stil her locker neben Versace, Vuitton und Gucci einreihen können, auch wenn hier die Preise ein wenig irdischer waren... Ich, Kyoko Mogami in einem solchen Laden... Jetzt kam ich mir wirklich wie eine Prinzessin vor, die sich ihr Kleid für den abendlichen Ball aussucht. Vor lauter überschwänglichem Glück, geblendet von dieser glamourösen Schönheit, verlor ich mich in ekstatischen Tagträumen... die Hofdamen, der Hofmarschall, die berauschende Atmosphäre, ein märchenhaftes Schloss mit atemberaubenden Gärten zum Lustwandeln... Wir hatten kaum ein paar Schritte in diese grausame Funkelhöhle von Geschäft unternommen, als dieses Mädchen auch schon völlig aus der Fassung geriet. Unwillkürlich sah ich zu, dass ich einige Meter Abstand zu ihr gewann. Diese Miene war wirklich unheimlich. Als wäre sie in irgendeine Art Traum versunken... Ich wollte mir nicht ausmalen, was der Inhalt dieses Traumes war, sonst bekam ICH womöglich noch Alpträume! Grauenhaft... Es ist aber auch zu verzwickt! Ich hätte mich nicht von ihr überreden lassen sollen, mitzukommen. Ich, Kanae Kotonami, in einem solchen Laden... wie PEINLICH! Es war aber auch zum Haare ausreißen... ich konnte ihr einfach nichts abschlagen, weil ich es einfach nicht ertrug, wenn sie mich dann mit dieser ‚Ich-bedeute-dir-ja-eh-nichts‘-Miene ansah. Das war jetzt aber wirklich genug! Die Verkäuferinnen gafften uns schon entfremdet an. Ich musste ein Machtwort sprechen! „Hey! Jetzt hör aber auf, dich wie ein Wunderkloß zu benehmen, das ist ja oberpeinlich! Wir sind doch hergekommen, um dir ein Kleid für deine bevorstehende Premiere zu besorgen. Also benimm sich gefälligst, ich bin doch nicht deine Mami!“, blaffte ich sie an. Das schien sie auf die Erde zurückzuholen. Ich wurde durch eine barsche Bemerkung von Miss Menno aus meiner Illusionswelt gerissen und nun machte sich Aufregung in mir breit bei dem Gedanken, dass ich mir ein Kleid von all diesen wunderschönen Modellen aussuchen durfte! Aber um erstmal die ganze Situation zu erklären... Wie man unschwer erkennen kann, konnte ich Kotonami-san überreden, mit mir shoppen zu gehen. Wie zwei richtige Freundinnen! Ich brauche nämlich ein Abendkleid für die Premiere von ‚Dark Moon‘. Anfangs hatte ich ja keine Ahnung, welche Ausmaße das ganze Projekt annehmen würde! Doch durch die vielen großen Schauspieler, die in diesem Drama dabei waren, richtete sich das gesamte mediale Interesse noch vor der Promotion für den Film darauf und die Premiere wurde mit solchem Pomp aufgezogen, dass es schon an eine amerikanische Hollywood-Premiere erinnerte. Ganz im Stil des Präsidenten also...(ich habe übrigens den Verdacht, dass er an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig ist) Und ich bin mittendrin. Stellt sich natürlich die Frage, woher die arme, stets abgebrannte Kyoko Mogami die ganze Knete für eine so tolle Garderobe nehmen soll. Das ist das Beste an der ganzen Sache: Der Präsident, in seiner ganzen, allumfassenden Güte, hat seine Beziehungen spielen lassen. Dieses Geschäft leiht mir für diesen einen Abend ein Kleid. Er muss sie wohl überzeugt haben, dass dies die beste Werbung ist. Schließlich spiele ich eine der Hauptrollen. Man führe sich vor Augen, dass in den USA große Schauspielerinnen wie Charlize Theron solche Kleider sogar geschenkt bekommen. Kein Vergleich zu mir... Nun ja. Ich gehöre schließlich zum armen Pöbel. Noch. Wenn ich erst eine Größe im Biz bin und Shotaro vor mir im Staub kriecht... Miss Menno zerrte mich zur Ladentheke. Sie wirkte etwas zerknirscht. Ich konnte es nicht nachvollziehen. Für mich war dies einer der denkwürdigsten Augenblicke überhaupt. Mit ihr in diesem Laden... Vergleichbar mit dem Tag der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung... Was red‘ ich? Größer noch... „Guten Tag. Wir kommen von LME. Ich nehme an Takarada-san hat mit Ihnen telefoniert? Es geht um das Kleid für die Premiere... “ Die freundliche Verkäuferin blätterte in einigen Unterlagen und lächelte mich dann an: „In Ordnung. Sie sind Mogami-san? Möchten sie sich alleine umsehen oder benötigen Sie Hilfe?“ „Ich brauche fürs erste keine Hilfe, vielen Dank.“ Es verging einige Zeit, während Miss Menno und ich durchs Geschäft schlenderten und mögliche Kandidaten für den großen Abend auswählten. Ich hätte sie natürlich am liebsten alle genommen... Was wird nur Shotaro sagen, wenn er mich mit solcher Grazie über den roten Teooich schreiten sieht (ja, sogar sowas wie einen roten Teppich hat man mit eingebaut, obwohl ich mich immernoch in JAPAN befinde, irgendwie gagi, oder?), oder all die anderen Leute, die mich immer für ein Mauerblümchen hielten... oder... oder was wird wohl... ups? Jetzt hatte ich doch glatt meine Gedanken soweit schweifen lassen, dass sie bis zu IHM gelangt waren. So ein Blödsinn aber auch! Back to reality, s'il vous plaît... Als ich mir die schönsten Kleider ausgesucht hatte, die ich mich auch traute in der Öffentlichkeit zu tragen, winkte ich Miss Menno herbei. Sie trug auch einige Kleider über dem Arm. Wir begaben uns zu einer Umkleidekabine. Dort wartete schon eine Ankleidehilfe auf uns. Huh, how luxury. Und diese geräumigen Umkleidekabinen erst... mit karmesinroten Samtvorhängen... Als Mogami-san mit dem ersten Kleid am Körper aus der Kabine trat, schnaubte ich vor Schreck in den Senseo-Café, den man mir gebracht hatte. Ein Gefühl wie gegen eine Backsteinmauer zu rennen... „Ihr Götter steht mir bei... aber WAS IST DAS???? Du willst das doch nicht ernsthaft tragen???!“ Ich musste sie wohl ziemlich entgeistert angestarrt haben, denn sie schien sehr überrascht. „Findest du es nicht gut? Ich dachte, es ist wunderschön...“ Sie tippelte vor dem Spiegel hin und her. Ich konnte nicht anders. Ich musste einfach loswiehern. Das Kleid -offensichtlicherweise ihre Wahl- sah aus wie ein glitterndes, flitterndes Disney-Cinderella-Kleid. Dieses Mädchen hatte einen Geschmack zum Akne kriegen. Wie ein Hund mit eingezogenem Schwanz trollte sie sich in die Kabine zurück. Ich bereute meinen Ausbruch etwas... „Wie findest du dieses, es-“ „NÄCHSTES.“ ... „Und dieses hier erst, schau doch nur mal die Schleppe-“ „NÄCHSTES.“ ... „Aah, aber gegen dieses KANNST du nichts sagen es-“ „Urks. Würg.... NÄCHSTES.“ ... „Ähm........??“ „NÄCHSTES.“ „Miss Menno, das reicht jetzt aber wirklich! Beim nächsten möchte ich eine ernsthaftere Kritik hören. Du bist ja so... gemein!!!“, heulte sie und verschwand mit einem Brautkleid-ähnlichem Dingsda in der Kabine. Es war ermüdend... „Mogami-san, probier doch bitte mal eins von denen, die ich dir ausgesucht habe!“ „Also gut, wenn du meinst...“ Kommen wir also zum ernsthafteren Part der Unternehmung... Es war so furchtbar gemein von ihr. Was ich auch anprobierte... sie hatte immer etwas auszusetzen! Blöde Kotonami-san. Was hat sie gesagt? Ich soll eines von ihren probieren? Na von mir aus. Ich nahm mir das erstbeste und streifte es über. Es war ein wenig zu groß... Als ich aus der Kabine trat und in den Spiegel sah, war ich überrascht. Auch Kotonami-san schien diesmal weitaus zufriedener zu sein. Sie stand von dem schwarzen Ledersessel auf und begutachtete mich. „Hm... das steht dir wirklich ganz ausgezeichnet, Mogami-san... Außerdem ist schwarz eine klassische Farbe, mit der bist du immer auf der sicheren Seite!“ „Es ist ein bisschen zu groß!“ „Du hast Recht. Es fällt zwar nicht besonders auf, aber du müsstest ständig auf der Hut sein, dass dein Ausschnitt nicht verrutscht! Wart mal ich geh mal eine der Verkäuferinnen fragen...“ Als Miss Menno kurz ging, drehte ich mich noch mal zum Spiegel. Das Kleid umspielte die Figur mit glänzend schwarzem, fliessendem Stoff. Es war eng geschnitten mit einem Schlitz, der bis zum Oberschenkel reichte. Am Decollté ein zarter, am Rücken ein tiefer Wasserfallausschnitt im westlichen Stil. Kotonami-san kehrte mit einer Verkäuferin zurück. „Hören Sie, es tut mir Leid, aber dieses Kleid ist ein einmaliges Stück, das gibt es in keiner kleineren Größe!“ Die Verkäuferin verstummte und blickte mich an, schritt um mich herum und betrachtete mich: „Hm... ich finde es ist die ideale Länge... an den Hüften sitzt es perfekt. Nun ja... nur am Busen sitzt es ein wenig zu locker. Das ist aber nicht augenscheinlich..." Oh man... Was’n Scheiß... Bonjourno!! Ich bin ganz aufgeregt, dass ich jetzt auch endlich meine unter Schweiß erarbeitete Fanfic veröffentliche... Ich hoffe, ihr beurteilt sie net zu hart *hundeblick* also beaucoup de plaisir, mes amies!! ^^ Kapitel 1: Gefahr im Anzug? --------------------------- Chapitre Un : Gefahr im Anzug? Nach hitzigen Debatten und Rumgezupfe an meinem Kleid, verließ ich eine Stunde später mit einer eleganten, schwarzen Tüte (Inhalt: jenes besagte Kleid) und Miss Menno im Schlepptau das Geschäft. Wir genehmigten uns auf dem Heimweg noch ein Eis und dann machte ich mich los zum Daruma-ya. Unterwegs überlegte ich... Die Premiere war in genau einer Woche. Der arme Tsuruga-san... Seit den Foto-Shootings für den Film hatte er ein Interview nach dem anderen geben müssen und für sich selbst kaummehr eine freie Minute. Ich hätte ihn gern mal wieder getroffen, aber er war nicht in der Agentur aufgekreuzt. Auch jetzt fragte ich mich, was er wohl gerade tat. Es war Abend und begann gerade dunkel zu werden; ich hatte heute nichts mehr vor, da im Daruma-ya Ruhetag war. Ich überlegte einen kurzen Moment, fasste dann einen Entschluss und beschleunigte mein Tempo auf dem Fahrrad, Kurs Daruma-ya. Bei diesem ganzen Stress, den der Mann um die Ohren hatte, würde er sicher nicht auf den Gedanken kommen, abends noch etwas zu essen. Gott, was für ein verantwortungsloser Mensch. Also bereitete ich ihm ein Bento zu. Dann schwang ich mich aufs Rad und fuhr zu seinem Appartement. Ich erwartete nicht wirklich, ihn dort anzutreffen; ich hatte vor, das Bento mit einer Nachricht vor seiner Wohnungstür abzulegen. Unten stellte ich mein Fahrrad ab und hechtete die vielen Treppen bis zu seiner Etage hinauf. Oben angekommen raste mein Herz. Mein Kreislauf schien vom Treppensteigen sehr angekurbelt worden zu sein... Ich spielte mit dem Gedanken, es doch einmal mit Klingeln zu versuchen und blieb vor der großen Tür stehen. Ich kam mir ziemlich belämmert vor, wie ich da mit Herzklopfen und einem kleinen Päckchen stand und die Tür angaffte. Aber schließlich war es ja nicht das erste mal, dass ich ihm abends noch einen Besuch abstattete... Ich war dort schon öfter abends gewesen und hatte dort sogar schon übernachtet, als er krank war... ! Also entschloss ich mich, zu klingeln. Ich hatte gerade meine Hand zum Klingelknopf erhoben, als ich wütende Stimmen von drinnen hörte. Nicht, dass ich wirklich lauschen wollte. Aber dennoch hielt ich inne. „Hören Sie! Es ist mir egal, was das für einen Eindruck in der Öffentlichkeit macht. Ich verlange, dass Sie die Sicherheitsmaßnahmen verschärfen! Stellen Sie Mogami-san und Momose-san unter persönlichen Schutz und-“ „Aber wir wissen doch noch nicht einmal, ob wir diese Drohung ernst nehmen sollten! Viele Leute erlauben sich zu solchen Mammut-Events gewisse Scherze, um sich in den Mittelpunkt des Interesses zu stellen, also-“ „Wollen Sie es etwa drauf ankommen lassen? Was ist wenn, der Verfasser dieses Drohbriefes wirklich Ernst macht und die beiden entführt!? Würden Sie die Verantwortung dafür übernehmen?“ „Sie meinen, Sie DREI entführt. Ihr Name stand auch auf der Liste seiner potentiellen Opfer.“ „Ich kann auf mich selbst aufpassen!“ Soweit ich es beurteilen konnte, handelte es sich um die Stimme von Tsuruga-san und die eines anderen Mannes, die ich nicht kannte. Angesichts dessen, was sie besprachen, lief es mir eiskalt den Rücken runter. Plötzlich mischte sich eine dritte Stimme ein. Ich erkannte sie als die des Präsidenten wieder. „Ren, jetzt beruhig dich erst mal wieder. Higashiyama-san, ich bin auch der Meinung, dass wir diese Drohbriefe nicht ignorieren sollten. Die Gefahr ist einfach zu groß. Verdreifachen Sie die Sicherheitsmaßnahmen zur Premiere und stellen Sie Mogami-san, Momose-san und Ren unter ständige Beobachtung. Wenn Ihnen die öffentliche Aufmerksamkeit so wichtig ist, dann schicken Sie ihre Leute in zivil los. Und passen Sie mir bloß auf, dass nichts von alledem an die Öffentlichkeit gelangt. Wir wissen nicht, wie sich diese Leute dann verhalten werden. Ren, ich weiß, dass du Nerven wie Drahtseile hast, deshalb habe ich dir auch von diesem Drohbrief erzählt. Und ich erwarte jetzt von dir, dass du vernünftig bist und den Schutz deiner Person von speziellen Schutzkräften akzeptierst. Ich möchte Mogami-san und Momose-san nicht beunruhigen, deshalb möchte ich sie in dem Glauben lassen, dass zur Premiere alles in Ordnung ist. Gibt es irgendwelche Einwände?“ Schweigen. „Sehr gut. Higashiyama-san, würden Sie mich bitte noch in die Agentur begleiten? Ich weiß, es ist spät, aber ich möchte die Details unbedingt so schnell wie möglich geklärt haben. In meinem Büro ist momentan ein umwerfender Koch aus Bangladesh anzutreffen; ich bin sicher, Sie werden seine Kochkünste begrüßen... Ach und Sie können wir auch unterwegs absetzen, Yashiro-san!“ „Vielen Dank, Herr Präsident.“ Drinnen hörte ich das Rascheln von Mänteln und Schritte, die sich der Tür näherten. Mit einem jähen Anflug von Panik begriff ich, dass ich gleich entdeckt werden würde und blickte mich hektisch um, ob sich irgendwo ein Versteck fand, doch der Flur war vollkommen leer und die Treppe war zu weit entfernt. Gleich würde sich die Tür öffnen. In einem letzten Akt der Verzweiflung sprang ich in die Ecke hinter der Tür, als diese gerade begann, aufzugehen. Ich quetschte mich so nah wie möglich an die Wand, doch zum Glück blieb mir ein Zusammenprall mit der Tür erspart, da der Präsident sie nicht ganz aufgestoßen hatte. „Schönen Abend noch, Ren! Ist, soviel ich weiß, der erste freie seit Wochen, nicht wahr?“ „Mhm“ „Auf Wiedersehen Tsuruga-san.“ „Wiedersehen, Higashiyama-san und Yashiro-san!“ Tsuruga-san schien noch einen Moment in der Tür zu verharren und den drei Herren hinterherzublicken, denn die Tür schloss sich nicht sofort wieder und gewährte mir noch einigen Schutz in meinem rettenden Versteck. Dumpf murmelnd schloss er sie schließlich wieder und verschwand in seiner Wohnung. Licht fiel wieder auf mich. Da stand ich nun. Neben Tsuruga-sans Türrahmen an die Wand gepresst, von jähen Überschwemmungen der Angst gepeinigt. Ein Drohbrief? Und der Verfasser wollte Tsuruga-san, Momose-san und mich zur Premiere entführen? Warum wollte mir der Präsident darüber nichts sagen? Das machte mich schon ein wenig zornig... Was sollte ich jetzt tun? Plötzlich hatte ich Angst, alleine im Dunkeln nach Hause zu fahren. Ich überlegte einen Moment. Würde Tsuruga-san Verdacht schöpfen, wenn ich jetzt klingelte? Ich hatte keine andere Wahl. Ich brachte mein Mienenspiel in Ordnung und drückte den Klingelknopf. Es dauerte kurz bis er die Tür öffnete. Er starrte mich einen Moment lang an. „Mogami-san! Was ma... ES IST GEFÄHRLICH für ein Mädchen, so spät abends noch durch die Gegend zu fahren!!“ Normalerweise würde ich jetzt wütend werden, doch ich verstand seine Reaktion und wusste, dass er sich nur Sorgen machte. Plötzlich sah er mich misstrauisch an. „Wie lange stehst du da schon?“ „Ich ähm... wieso?“ „Weil es vorhin angefangen hat, zu regnen, und du vollkommen trocken bist!“ Für einen Moment setzte mein Herz fast aus. Zu spät bemerkte ich die sanften Nieseltropfen, die mittlerweile gegen das Fenster des Hausflurs pochten. Ich wusste nicht, warum ich es unbedingt geheim halten wollte, dass ich dieses Gespräch belauscht hatte, aber ich hatte das mulmige Gefühl, dass es Tsuruga-san nicht besonders gefallen würde. Und den Zorn des Tsuruga-san zog man sich besser nicht zu. „Ich bin vorhin schon angekommen, habe aber unten in der Eingangshalle einen Anruf von... Sawara-san erhalten!“ Er blickte mich an. „Unten habe ich den Präsidenten, Yashiro-san und einen anderen Mann das Haus verlassen sehen. Sie haben mich aber nicht gesehen. Ist irgendwas nicht in Ordnung?“ Sein Blick wurde wieder sanft. „Oh ähm... nein nichts besonderes eigentlich.“ Lügner. „Was machst du hier?“ „Ich habe gehört, welchen Stress Sie in letzter Zeit hatten und da ich ja ihre Essgewohnheiten kenne... hier!“ Ich streckte ihm mein Bento hin. „Ah das ist wirklich sehr nett von dir. Komm doch rein!“ „Vielen Dank!“ Ich zog meine Schuhe und meinen Mantel aus und folgte ihm ins Wohnzimmer. „Ist alles in Ordnung? Sie wirken etwas angeschlagen.“ „Eh, ach ja... wird wohl der ganze Stress sein.“ „So... Sie sollten sich mal eine Auszeit nehmen. Schließlich wollen Sie doch zur Premiere nächste Woche fit sein, nicht wahr?“ Er lächelte mich an. „Ich werde versuchen, deinen Ratschlag zu beherzigen, Mogami-san. Meine Gesundheit scheint dir ja sehr am Herzen zu liegen!“ Er beobachtete mich von der Seite genau. „Wah..? Oh! N-Nein ich dachte ja nur...“ Verlegen spähte ich zu ihm herüber. Er kicherte. Seine Augen funkelten. Aus ihnen sprach eine so angenehme Wärme, dass ich mich unweigerlich hier wohl fühlte. Ich sah wieder weg. Bloß nicht zu lange hinschauen, sonst bringt mich dieses heilige Lächeln noch in die ewige Verdammnis... Sie war einfach zu süß. Nicht nur, wie sie sich ständig Sorgen um meine Gesundheit machte... auch wie sie so schnell verlegen wurde, wenn ich sie ein wenig stichelte. Anfangs war ich ein wenig skeptisch. Es war doch irgendwie ein merkwürdiger Zufall, dass sie so kurz nach unserem hitzigen Gespräch über sie hier aufgetaucht war. Doch ich beschloss, mir darüber keine Gedanken mehr zu machen und konzentrierte mich aufs Essen. „Das schmeckt wirklich sehr gut. Vielen Dank!“ Sie schien sich ehrlich zu freuen. Süß. „Ich habe gehört, es gab Probleme bezüglich deiner Garderobe zur Premiere?“ Es gab noch viel gravierendere Probleme zur Premiere. „Ah, hat Takarada-san Ihnen das erzählt? Ja. Ich konnte mir kein... kein Abendkleid...“ „...leisten?“, ergänzte ich, „Ist doch nicht so schlimm. Bei den meisten Neulingen im Business, die am Anfang ihrer Karriere stehen, ist das so. Besonders, wenn sie noch so jung sind wie du.“ „Sagen Sie das nicht. Es hört sich an, als wäre ich ein kleines Kind. Trotzdem Danke... “ „Schließlich habt ihr ja doch noch eine Lösung gefunden, nicht wahr?“ „Ja.“ Ich wusste, sie war noch jung. Sie war natürlich viiiel zu jung... ..., oder? Ob sie etwas von alledem ahnte, wusste ich nicht. Im Moment war es auch egal. Was zählte, war nur, dass wir diese verdammte Premiere unbeschadet hinter uns brachten. Den Rest des Abends begingen wir in Schweigen, dem bunten Plappern des Fernsehers lauschend. Ich genoss ihre Anwesenheit; es war wie eine Insel der Ruhe in dem ganzen Stress. Und dennoch konnte ich den wilden Fluss der Gedanken nicht stoppen, der durch meinen Schädel wirbelte. Morgen ein Gastauftritt, ein Interview... Gefahr! Dann noch ein Termin mit einem Reporter... Mogmai-san hier! Dann ein Meeting für einen Werbespot... Eine geplante Entführung! Die Besprechung für einen neuen Film... Ich brauche wirklich mal Urlaub. Tsuruga-san schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein. Ich konnte es nachvollziehen. Fast bereute ich es ein bisschen, hergekommen zu sein. Als er fertig gegessen hatte, saßen wir noch eine Weile da. Dann sagte er: „Mogami-san, ich bestehe darauf, dich nach Hause zu bringen“ „Mit dem Auto?“ „Ja.“ „Und was ist mit meinem Fahrrad?“ „Das können wir in den Kofferraum tun, wenn wir die Rücksitze runterklappen. Es ist zu gefährlich jetzt noch für dich draußen.“ „Na gut. Wenn sie meinen.“ Insgeheim war ich ihm sehr dankbar dafür. Wir erhoben uns und gingen hinaus in den Flur. Ich zog meine Schuhe an und als ich mich gerade erhob, da beugte sich Tsuruga-san an mir vorbei zum Jackenständer und ergriff seinen Mantel. Für einen flüchtigen Moment konnte ich seinen Duft wahrnehmen. Dieser Duft... Ich riss mich zusammen und folgte ihm hinaus in den Hauskorridor. „Hast du alles?“ „Ich denke schon“ Unten verlud er mein Fahrrad in sein Auto und ich sprang zu ihm auf den Beifahrersitz. Während der Fahrt wandte er sich wieder mir zu: „Ich finde es sehr freundlich von dir, dass du dir so viele Sorgen um mich machst, aber es wäre mir lieber, wenn du so spät abends nicht mehr allein durch die Gegend fährst.“ Die Worte standen im Raum. Ich tat unwissend. „Warum denn nicht? Diese Gegend hier ist doch ungefährlich.“ „Das kannst du nicht wissen. Für ein junges Mädchen ist es abends auf den Straßen niemals sicher. Versprichst du mir, dass du vorsichtig sein wirst?“ Ich versprach es. Er bog in die Straße zum Daruma-ya ein und parkte einige Meter entfernt. Während er mein Fahrrad aus dem Kofferraum hiefte, blickt ich die Straße hinauf. Sollte es wirklich so gefährlich für mich sein? Immerhin hieß es ja von einer Entführung auf der Premiere. Aber man wusste ja nie... Er begleitete mich noch bis vor die Haustür. Ich spürte, wie er mich von der Seite her ansah, war aber nicht gewillt, seinen Blick zu erwidern. Also sah ich hinab auf die Straße... „Also gut, Mogami-san, ich danke dir für den schönen Abend, schlaf gut!“ „Danke fürs Bringen Tsuruga-san, fahren Sie vorsichtig!“ „War doch nicht der Rede wert! Und mal im Ernst, sehe ich aus, wie jemand, der nicht vorsichtig fährt?“ Er lachte, bedachte mich noch mit einem kurzen Blick und schritt dann mit einer Geste des Abschieds zu seinem Auto davon. Ich sah ihm einen Moment hinterher und begab mich dann in den Flur des Daruma-ya. Es war mittlerweile stockfinster draußen. Ich war froh, sie noch nach Hause gebracht zu haben. Hoffentlich hatte ich ihr einleuchtend klar gemacht, dass sie sich abends nicht mehr alleine rumzutreiben hatte... Wenn die Premiere vorbei war, würde ich mich für mein ruppiges Verhalten entschuldigen... Ich fuhr etwas schneller, wollte nur noch nach Hause, um zu schlafen... In dieser Nacht konnte ich lange nicht einschlafen. Ich war einfach zu aufgewühlt. Wenn wirklich eine Entführung geplant war, warum war der Urheber dessen dann so dumm und informierte die Agentur vorher schon darüber? War es nicht sonnenklar, dass Takarada-san dann Security-Leute einstellen würde, die aufpassten wie Schießhunde? Er musste sich seiner Sache schon sehr sicher sein, was mich umso nervöser machte. Er musste etwas geplant haben, bei dem Security-Leute nicht viel tun konnten. Außerdem kannte ich ja auch nicht den genauen Inhalt dieses Briefes. Ich drehte mich auf die andere Seite. Von vorbeifahrenden Autos fiel Licht durchs Fenster auf meine Hass-Poster von Tsuruga-san und Shotaro... Ich blickte Tsuruga-san an. Irgendwie erschien mir sein Hass-Poster ein wenig zu groß. Mein Puls verlangsamte etwas, während ich seine dunklen Wimpern betrachtete... Ich fühlte, wie der warme Schlaf mich einlullte und meinen Gedankengang erlahmte... Schließlich gab es ja auch noch die Möglichkeit, dass dies nur ein schlechter Scherz war... Am Morgen darauf war ich sehr müde, als der Wecker klingelte. Das lag wohl daran, dass ich so wenig geschlafen hatte. Noch halb im Delirium erhob ich mich und torkelte zu meinem Schrank. Besonders viele Sachen enthielt er nicht. Jedenfalls nicht so viele wie der einer normalen Oberschülerin. Ich griff nach meiner Schuluniform und beeilte mich, zum Frühstück runter zu kommen. Die Schulstunden schleppten sich dahin. Als der Nachmittag anbrach, machte ich mich auf den Weg zu LME. Nachdem ich dort meine Schuluniform in die Grell-pinke der Love-me-Section eingetauscht hatte, machte ich mich auf den Weg zu Sawara-sans Büro. Ein Angestellter hatte mich aufgesucht und mir verkündet, Sawara-san wolle mich umgehend sprechen. Als ich das Büro des Leiters der Talent-Section betreten hatte, erkannte ich sofort, dass der Präsident ihn über diesen Drohbrief informiert haben musste. Er hatte dunkle Schatten unter den Augen und wirkte sehr abgespannt. Wie zu jener Zeit als ich ihn terrorisiert hatte, um bei LME reinzukommen. „Ah, Mogami-san, sehr gut. Bitte setz dich doch“ Ich tat, wie mir geheißen. „Ich möchte dich darüber informieren, dass du ab sofort von all deinen Pflichten nach 18.00 Uhr entbunden bist. Die Agentur erwartet von dir, dass du dich vor Einbruch der Dunkelheit bei deinem Wohnsitz einfindest und jenes Gebäude nicht mehr verlässt.“ Verdutzt starrte ich ihn an. Takarada-san hatte also Maßnahmen ergriffen. Aber waren die nicht etwas überzogen? „Ehm... darf ich fragen, wieso...?“ „Ja darfst du. Es geht darum, dass die Straßen derzeitig nicht sicher sind und besonders für dich, da du ja durch Dark Moon im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehst. Nach der Premiere wird sich das alles wieder normalisieren, dann kannst du deiner Tätigkeit als Love-me-Praktikantin nachgehen wie gehabt. Doch bis dahin... weißt du jetzt, was du zu tun hast“, leierte er mechanisch runter. Ich hielt diese Ausrede für arg an den Haaren herbeigezogen, sagte jedoch nichts und nickte nur stumm. Dann erhob ich mich und verließ Sawara-sans Büro, um meinen ersten Job für heute anzunehmen Als das Mädchen mein Büro verlassen hatte, musste ich erstmal tief aufatmen. Sie hatte es besser aufgenommen, als ich gedacht hatte. Kaum Fragen gestellt. Mir alles, ohne zu murren, abgekauft. Ich hatte mir das ganze weitaus stressiger vorgestellt. Denn ich wusste ja, dass sie aus mir alles rausquetschen konnte, wenn sie nur lang genug dranblieb. Ich will mich gar nicht an damals erinnern, als sie hier in unsere Agentur reingeschneit kam und lauthals von mir forderte, ich solle einen Star aus ihr machen... Es kam mir zwar schon ein wenig merkwürdig vor, aber wie blöd wäre ich wohl, nachzuforschen, warum es sie nicht sonderlich interessiert. Ich fühlte mich gleich viel besser und machte mich wieder an die Arbeit. Was für ein laaaaangweiliger Job. Aktenordner sortieren...! Die Alten raus aus dem Regal und ins Archiv, damit Platz für die Neuen entsteht. Unglaublich bereichernde Tätigkeit! Heute war der letzte Tag vor der Premiere. Da ich heute keinen Unterricht in der Akademie hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als den ganzen Tag solchen Scheiß zu machen, der der Love-me-Section aufgedrückt wurde. Ich sah auf meine Uhr. Es war bereits halb sechs... der Tag war schnell vorübergezogen. Ich beeilte mich mit dem Ordnerausmisten fertig zu werden, um nach Hause zu fahren. Zu Hause wusste ich meistens nichts mit meiner Zeit anzufangen. So früh war auch im Daruma-ya noch nicht viel los. Tsuruga-san hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, mich jeden Abend anzurufen, ob auch alles in Ordnung sei. Meine Güte, der Mann übertrieb es ja schon fast mit der Fürsorge. Ist grad mal 4 Jahre älter und spielt sich wie mein Vormund. In den Tagen vor der Premiere war auch nicht viel passiert. Die Nervosität und Aufregung angesichts des bevorstehenden Großereignisses hatten in der Agentur ihren Höhepunkt erreicht. Mein schwarzes Kleid hing allzeit bereit im Schrank und wartete auf seinen großen Auftritt. Kotonami-san hatte sich bereit erklärt, mich am Vormittag passend herzurichten, also Frisur, Make up und so. Ich selbst konnte es kaum erwarten, der Medienwelt als elegante Dame gegenüber zu treten. Ich wusste, dass allerhand Prominente aus ganz Japan erwartet wurden und rechnete fest damit, auch Sho dort zu sehen. Für diesen Fall würde ich ihm einfach aus dem Weg gehen... ...obwohl es mich ja schon interessierte, wie weit seine Klappe runterfiel, wenn er mich so sexy sah. Schließlich war er es gewesen, der die These geäußert hatte, ich würde niemals an dieses Prädikat heranreichen. Als ich beim Daruma-ya ankam, begann es gerade zu dämmern. Es war noch früh am Abend. Die Okami-san kam mir entgegen: „Kyoko-chan, du kannst in unserem Wohnzimmer fernsehen, wenn du magst. Der Apparat wurde endlich repariert! Es sind noch nicht viele Gäste da. Wenn ich dich brauche, rufe ich dich dann!“ „In Ordnung, vielen Dank...“ Ich schlurfte die Treppen hoch in das Zimmer neben meinem und schaltete den Fernseher ein. Eigentlich sah ich so gut wie gar nicht fern, um Shotaros Visage nicht sehen zu müssen, aber irgendwie musste ich die Zeit ja überbrücken... Es lief irgend so ein Film mit einer hübschen Schauspielerin. Ich ließ den Kanal an. Die Filmmusik war schön... sie versetzte mich in eine seltsame Stimmung. Irgendwie traurig und melancholisch... aber auch ein wenig romantisch. Wie ungewohnt für mich! Die Darsteller standen unter einer Straßenlaterne. >Was hast du denn bloss, Yoichi? Du bist frisch verheiratet. Lächel mal!< Der männliche Schauspieler lächelte traurig. >Seit dieser Hochzeit zieht es mich ich in einem Mahlstrom der Einsamkeit. Ich fühle mich zu dieser Frau kein bisschen hingezogen! Du weißt genau, dass diese Hochzeit von meinen Eltern erzwungen wurde!< Die Frau strich Yoichi sanft über die Wange. >Wenn du jemals jemanden zum Reden brauchst, ich bin immer für dich da!< Yoichi hielt ihre Hand fest. >Ich liebe dich, Sonoko!< Ich starrte auf den Bildschirm. Dann griff ich zur Fernbedienung und stellte den Apparat ab. Was für ein idiotischer Film. Was für eine Kommerzvorstellung, so eine Szene... Ich liebe dich... Der Satz mit seiner ganzen närrischen Präsenz hallte in meinem Kopf wieder. Ich liebe dich... Es klopfte an meiner Tür. „Kyoko-chan?“ Die Okami-san steckte ihren Kopf herein. Sie war leicht errötet und schien ein wenig aufgeregt „Unten wartet jemand auf dich. Komm doch bitte runter!“ Ich erhob mich und schlenderte hinab, diese melancholisch-romantische Stimmung immer noch mit mir tragend. Ich liebe dich. Was'n hohes Maß an krimineller Selbstinszenierung in diesem kurzen Satz! Soetwas konnten doch nur Deletanten von sich geben! Ich liebe dich... Aber iiirgendwiee auch ein ganz kleines bisschen so eine fremdartige, sehnsüchtige Schönheit in sich bergend... Am Treppenabsatz angelangt blickte ich den Rücken meines hochgewachsenen Besuchers an. „Tsuruga-san?“ Er drehte sich um und sah mich an. Ich liebe dich... Ups? Husch, husch, weg mit dir, böser kleiner Idiotensatz, du passt jetzt am allerwenigsten, wenn er da ist!! „Hallo Mogami-san! Wie geht es dir? Ich dachte, ich schau am Abend vor dem großen Ereignis noch mal vorbei und in der Agentur hat man mir gesagt, dass du hier bist.“ Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen. Dieser verkorkte, spastische Satz! Wollte einfach nicht aus meinem Kopf! Ich liebe dich... Ich hatte das Gefühl, Mogami-san freute sich nicht wirklich über meinen Besuch. Sie sah irgendwie ziemlich zerknirscht aus. Ich ahnte es mehr, als dass ich es direkt sah, aber irgendwie war sie von einer düsteren Aura umgeben, dämonisch. Ich betrachtete sie genauer. Da murmelte sie plötzlich leise: „Ich liebe dich...“, und kicherte dabei düster. Ich war wie vom Donner gerührt und konnte sie nur noch anstarren. Ich hatte gehört, was sie eben gesagt hatte, aber mein Verstand begriff nicht... Auch ihre Körpersprache und ihr Ton waren so völlig konträr zu dem, was sie eben gesagt hatte, dass der spontane Überschwang von wilder Glückseligkeit, der bei diesen Worten in mir ausgebrochen war, einem nüchternen Entsetzen über diese bizarre Situation wich. „Was?“ Meine Stimme hörte sich so leise und zerbrechlich an. Ich räusperte mich. „Ist alles in Ordnung, Mogami-san?“ Sie sah mich verdutzt an. Es schien, als würde sie aus einer fernen Welt wieder zu sich kommen. „Ah! Tsuruga-san, es tut mir Leid!“ Sie verbeugte sich hastig und schien dabei sehr verlegen. „Bitte vergessen Siees, ich war noch in Gedanken!“ „Hast du getrunken?“ „Was? Nein. Ich sagte doch, ich war noch in Gedanken... Oh! Wie unhöflich von mir! Ich habe Sie ja noch gar nicht herein gebeten! Möchten Sie irgendetwas zu trinken?“ „Ah... ein Kaffee wär nicht schlecht, wenns keine Umstände macht. Ich hab heute noch zu tun und fühle mich etwas müde.“ „In Ordnung. Gehen Sie die Treppe hinauf und dann rechts, da befindet sich mein Zimmer. Ich komm gleich nach! Ich wollte grade in die Küche, um Tsuruga-sans Kaffee zu kochen, als es mich plötzlich eiskalt überkam. Die Hass-Poster! Ich keulte die Treppe hinauf und sah wie Tsuruga-san gerade auf die Tür zuging. Mit größtem High-Speed quetschte ich mich -Arme wie ein Polizist ausgebreitet- zwischen ihn und die Tür und rief: „HALT!“ Auf seinem Gesicht vermischten sich Verwunderung und Amüsiertheit. „Wow, also wenn das kein Durchbrechen der Schallmauer war, dann weiß ich auch nicht! Was ist denn da Brisantes drinnen, dass ich nicht hinein darf?“ Plötzlich wurde ich mir der extremen körperlichen Nähe bewusst. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt; der unglaublich betörende Duft des Tsuruga-san stieg in meine Nase und verursachte mir eine Gänsehaut. „Ach n-nichts. Es ist nur unglücklicherweise uuuunglaublich unordentlich da drinnen!“, log ich rasch. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Er beugte sich zu mir runter. AAAAAAAAAAAAaaaah! S-O-S!!!! Ich-gleich-Schlaganfall-Tod-Herzversagen! Ich wagte kaum zu atmen und quetschte mich so weit es ging rückwärts an die Tür. „Du hast doch wohl nichts zu verbergen?“ Ein unheilverkündendes Gentlemansmile. „Ich n-n-ein ich hab kein bisschen was zu- nicht im g-geringsten zu bervergen!“ „Du meinst >verbergenverbergen:) P.S. Falls jemand Bock hat, für mich Beta-Reader zu spielen, wäre ich sehr erfreut! Schreibt mir ne ENS, wenn ihr Lust habt! P.P.S. Ist Kanae nicht ein echtes Teufelsweib? Ich hab sie mit Absicht so porträtiert, dass sie bei Gefahr diesen verführerischen, draufgängerischen Zug bekommt. Ich halte sie für ziemlich tough:) P.P.P.S. Ich bin weder Rammstein-Fan noch –Hasser, habe lediglich die Beobachtung gemacht, dass Menschen vieler, vieler Nationen auf Rammstein stehen. Ist es zu fassen? P.P.P.P.S. Wundert euch nicht wegen den verwirrenden Prozentangaben zum Fortschritt der Geschichte. Ich habs irgendwie vergeigt... Die Angaben sind vollkommen wirr. Um ehrlich zu sein, hab ich keine Ahnung, wie lang die Fanfic noch wird, bis ich am Ende angelangt sein werde. Ichb mach das so aus dem Gefühl... Nicht schlimm, oder? Kapitel 13: Die Zerstörung des Ren Tsuruga ------------------------------------------ Die Zerstörung des Ren Tsuruga ~Chapitre treize: Die Zerstörung des Ren Tsuruga~ Es war bereits spät und die Frau erhob sich, um sich um die letzten Gäste zu kümmern. Zwei ältere Herren, die in ein Go-Spiel vertieft waren und ein einzelner Angestellter, der noch ein paar Bierchen kippte. Sie seufzte und griff nach dem Tablett. Die Arbeit fiel ihr seit einigen Tagen schwer… genau genommen seit dem Tag an dem sie erfahren hatte, dass ihre Kyoko-chan entführt worden war. Mit ihrem Mann war es noch schlimmer bestellt. Er hatte seitdem kaum ein Wort gesprochen und eine noch bärbeißigere Miene als sonst aufgesetzt. Natürlich hatten sie sich Sorgen gemacht, als Kyoko-chan in der Nacht der Premiere nicht aufgekreuzt war. Aber sie hatten angenommen, dass sie bei jemand anderem übernachtet hätte, wie es junge Leute eben taten, nur um dann am nächsten Morgen mit einem verlegenen Lächeln und einer Entschuldigung wieder aufzutauchen und alles zu erklären. Nichts dergleichen war geschehen. Stattdessen hatten sie es erfahren, als einer ihrer Stammgäste vollkommen aufgelöst in das Daruma-ya gestürzt gekommen war und ihnen die morgendlichen Schlagzeilen unter die Nase gehalten hatte. Erst hatten sie es nicht fassen können. Doch als ihnen langsam dämmerte, dass dies wirklich war, hatten sie kurzum alles stehen und liegen gelassen, hatten das Lokal dicht gemacht und waren auf dem schnellsten Wege zur Polizei gehastet. Dort hatte man ihnen zwar die Umstände erklärt, und versprochen, bei Neuigkeiten sofort anzurufen, doch wirklich beruhigend war das auch nicht gewesen. Mit einem seltsam leeren Gefühl waren sie schließlich zurückgekehrt und hatten sich wieder an die Arbeit gemacht. Das Telefon hatte still gestanden, die Nachrichten hatten unaufhörlich geplärrt, die Gäste hatten teilweise nach Kyoko-chan gefragt, doch trotzdem war der Raum wie immer zu fortschreitender Stunde mit Gelächter gefüllt gewesen. Mit dem Unterschied aber, dass sich nun alles leer anfühlte. Sie füllte die Sake-Gläser der alten Männer und räumte die Bier-Gläser des Angestellten ab, dann ging sie in die Küche und sah nach ihrem Mann. Der schuftete seit Tagesanbeginn mit verbissener Intensität. Gerade unterzog er die Speisekammer einer gründlichen Reinigung und Neuordnung. Sie seufzte und stellte das Tablett mit den Gläsern auf dem Tisch ab. „Nun wenigstens ein Gutes hat es, dass du hier schuftest, wie ein Wahnsinniger: Wenn Kyoko-chan zurückkommt, wird sie sich freuen, dass wieder mal alles auf Vordermann gebracht wurde.“ Ihr Mann antwortet nicht und widmet sich nur weiterhin stumm seiner Tätigkeit. Sie dreht sich wortlos um und geht hinaus, um dem Angestellten seine Rechnung zu bringen. Ihr Mann ballt indes den Putzlappen in seiner Hand mit aller Kraft zusammen und schließt einen Moment die Augen. Er sieht wirklich geknickt aus. Am meisten trifft diese Aussage aller Wahrscheinlichkeit jedoch auf ein junges Mädchen zu, die in einem kleinen Raum auf einem Stuhl sitzt. Wenn man vor ihr stünde könnte man nicht sicher sein, ob sie tief schläft oder nur vor sich hindöst. Hinter ihren Augenlidern scheinen ganze Welten voll rasender Bilder vorbeizuziehen… Wieder allein. Ich fühlte ein dumpfes Pochen. Das hieß, irgendwo in diesem Körper musste es noch einen Teil geben, der ein schlagendes Herz enthielt. Mein Kopf war so schwer, ich hatte ihn auf der Tischplatte abgelegt. Das leere Zimmer mit dem Schreibtisch schien mich mit drückendem Schweigen ersticken zu wollen. Ich konnte keine Kraft mehr aufbringen um auch nur einen Finger zu krümmen. Gleichgültige Sinnlosigkeit schien an jedem Gedanken zu haften, den ich jemals gedacht hatte. Gab es noch einen Sinn? Einen Weg? Wie sollte Tsuruga-san jemals diese Welt überleben können? Und selbst wenn er überlebte, wie sollte er dann weitermachen, jetzt, da die Menschen in seinem Gesicht ein wahnsinniges Ungeheuer sahen. Nun, da dieser verdammte Dantes Tsuruga-san gezwungen hatte, solch eine Botschaft auf Video aufzunehmen? Wäre ich doch nicht gewesen, dann hätte er ihn nicht dazu zwingen können, dachte ich und Tränen bildeten sich heiß und unerwünscht im innersten Winkel meiner Augen. Wäre ich doch nicht gewesen… Ich konnte es nicht verhindern, dass in meinem Kopf die jüngsten Geschehnisse abliefen wie ein Film in einer Endlosschleife. Wieder und wieder begann es bei dem Moment in dem dieser menschliche Dämon, dieses verhasste Wesen Dantes mit einem grausamen Lächeln abwechselnd in Tsuruga-sans und mein Gesicht blickte und verkündete: „Es ist soweit, Kuon. Endlich ist der Augenblick der Rache gekommen.“ Ich konnte sehen, wie er bei dem Gedanken an das Kommende frohlockte und empfand siedenden Ekel dabei. Er erhob den Lauf seiner Waffe und deutete damit auf mich. „Du! Komm her!“ Ich wechselte einen Blick mit Tsuruga-san und versuchte ein Lächeln aufzusetzen, das gleichzeitig beschwichtigend und selbstbewusst wirken sollte. Ob es mir überzeugend gelang, war eine andere Frage. Für ihn war die Botschaft klar: Bleib ruhig. Ich sah, wie er verstand, obwohl das unruhige Flackern in seinen Augen nicht verebbte. Dantes bedeutete mir, mich mit dem Rücken vor ihn zu stellen, sodass mein Gesicht Tsuruga-san zugewandt war. Es war ohne Zweifel eines seiner grausamen Racherituale, das nun stattfinden würde, soviel war klar. Deshalb überraschte es mich nicht, als ich kurz darauf eine Hand spürte, die mir das Haar aus dem Nacken strich, während kaltes Eisen gegen meine Wange gepresst wurde. Kurz darauf fuhr ein warmer Atemhauch über meinen Hals und ein Zucken in Tsuruga-sans Gesicht verriet mir, dass er sich bereits jetzt zusammennehmen musste. „Hm… sie riecht gut, ist es nicht so? Hmmmmmm…“ Angewidert registrierte ich, wie Dantes sein Gesicht in mein Haar drückte und dann einen gehässigen Ton anschlug: „Aber wem sage ich das? Du bist dir des Duftes dieses Mädchens sicherlich bewusst, Kuon, nicht wahr? Ja, du weißt viele Dinge über Frauen, denn die Frauenwelt stand dir schon immer mit Tür und Tor offen und soweit ich erkennen kann, hat sich daran nichts geändert. Ich muss es wissen, ich war damals dabei und dein Profil in unserer heutigen Medienlandschaft ist niemandem ein Geheimnis… nicht wahr junge Dame?“ Mit einem heftigen Ruck zerrte er meinen Kopf an den Haaren herum, sodass ich gezwungen war, ihm ins Gesicht zu sehen. Seine kalten braunen Augen durchbohrten mich mit Häme, während meine Kopfhaut wie Feuer brannte. „Verehrst du diesen Mann nicht? Bewunderst du ihn? Hat er dir eigentlich jemals erzählt, was er damals getan hat?“ Als ich nicht antwortete, schnaubte er kurz triumphierend und begann dann mit einem bittersüßem Unterton zu sprechen: „Dann ist dir wohl auch nicht klar, dass er für den Tod der Frau verantwortlich ist, die ich geliebt habe? Hat er dir nicht von Anna erzählt? Anna, die ihn geliebt hat?“ „Das reicht jetzt, Shuichi!!“ Dantes‘ Augen wanderten zu Tsuruga-san hinüber, der aufgeschrien hatte. Ich konnte sehen, wie sich seine Pupillen verengten, als er ihn musterte. Dann stieß er mich von sich. Ich landete unsanft auf dem Boden vor seinen Füßen und als ich aufsah, blickte ich direkt in die Mündung seiner Schusswaffe. „Kuon, du Idiot. Mit deiner Reaktion hast du mir genau das gegeben, wonach ich gesucht habe. Du hast mir die Bestätigung gegeben, dass mein Plan funktioniert hat und funktionieren wird.“ „Was meinst du damit?“ Eine Gänsehaut zog sich mir den Rücken hinunter, nicht wegen der vielen Dinge die Dantes gesagt hatte, sondern weil ich in Tsuruga-sans Stimme zum ersten Mal echte Angst heraushörte. „Ts ts, du weißt nicht was ich meine? Soll ich dir eine Lektion in Racheunternehmungen geben? Aber gern doch. Weißt du, ich habe schon als Kind Fliegen über alles gehasst. Ständig schwirren sie dir im Gesicht herum, krabbeln mit ihren kontaminierten Füßen über dein Essen oder verursachen unangenehmes Kribbeln, wenn sie auf deiner Haut landen… naja du weißt schon, warum man Fliegen eben hasst. Aber umso größer war das Vergnügen, wenn ich dann mal eine Fliege fing, denn dann rächte ich mich auf meine Weise, die ich für die einzig Wahre halte. Erst reißt man ihr die Flügel aus. Damit ist sowohl ihre beste Chance auf Flucht als auch ihre Freiheit unwiederbringbar zunichte. Dann kommen ihre Beine dran, Stück für Stück, verstehst du, sie soll ja leiden! Wenn sie dann vollkommen verstümmelt auf meiner Handfläche liegt, ein winziger, gliedmaßenloser Körper voller Schmerz, kommt der krönende Abschluss: Ich reiße ihr den Kopf ab. Dann werfe ich alles ins Klo und spüle sie hinfort. Ein Ritual, das ich jedesmal in meinem Leben vollzog, wenn mir eine Schmeißfliege zu dreist erschien… so wie du. Bei dir wird dieses Ritual zur köstlichsten Genugtuung führen, denn immerhin habe ich Jahre auf diesen Moment hingearbeitet, verstehst du?" „Was hast du vor?“ „Nun, zuerst einmal werde ich dir deine Flügelchen ausreißen. Ohne sie wirst du nicht mehr fliegen können. Dein guter Ruf, deine vielen Fans, die Welt, die dich freundlich beschaut. Das sind deine Flügel. Ohne all das wird deine bis dahin ach so toll aufgebaute Superwelt zusammenstürzen. Dann bist du nicht mehr frei. Du wirst gebeutelt sein, so wie ich einst.“ „Und was dann? Shuichi, WAS HAST DU VOR??“, Tsuruga-san wurde jetzt lauter und schrie in einem verzweifelten Ton, der meinen ganzen Kopf auszufüllen schien. Ich fühlte meine Hilflosigkeit wie heißes Wachs auf der Haut, das zu einem starren bewegungsunfähigen Panzer erstarrt. Nach dem Schrei setzte eine Stille ein, die nur von Tsuruga-sans gelegentlichem Keuchen durchbrochen wurde. Dantes schien sie in sich einzusaugen wie ein Vakuum. Es war kein Geheimnis, dass er es genoss, zu beobachten, wie sich Tsuruga-san in seiner ungewissen Angst wand. „Nun… du hast dann natürlich noch deine Fliegenbeinchen… aber ich bin mir sicher… dass du schon weißt… was ich damit meine… dein wohl letzter Halt zum Weitermachen…?“ Er grinste. Tsuruga-san ächzte und fiel auf die Knie. Die Männer im Raum brachen in schallendes Gelächter aus. Ich verstand nicht und versuchte einen Blick von Tsuruga-san zu erhaschen, doch der schien vollkommen in sich gekehrt und verzweifelt. Plötzlich stand er auf und schrie voller Zorn: „Das kannst du nicht machen! Du weißt genau, dass ich Anna kein Haar hätte krümmen können! Es war ein Unfall! Ich konnte-“ „DU KONNTEST NICHTS DAFÜR? Nun es sind immer Unfälle, die sich ereignen und bei manchen kommen eben junge Frauen um… manchmal sind es Frauen, die man liebt… noch verstehst du die Bedeutung dabei nicht… noch verstehst du sie nicht…“ „Moment mal! Mir hat Anna auch etwas bedeutet! Wie konnte ich ahnen, dass sie so verzweifelt war? Es war der Teufel los damals!!“ „Tja… dieses Mal ist auch der Teufel los, wie du siehst… vielleicht hat es die Welt so an sich, dass zu solchen Zeiten junge Frauen sterben… wir werden sehen…“ Tsuruga-san und Dantes starrten sich lange und intensiv an, doch dann schien Dantes mit seiner Geduld am Ende zu sein. Er drehte der Szenerie demonstrativ den Rücken zu und schritt Richtung Ausgang. Fast zeitgleich stürmten die beiden Männer an seiner Seite los und zerrten mich an den Armen hoch. Ich wunderte mich, wie schnell man sich daran gewöhnte, dauernd von einer Pistole bedroht zu werden. Aber ich war ja auch das Werkzeug. Der arme Tsuruga-san, wenn sie mich nicht als Geisel hätten, müsste er nicht deren Spielchen mitspielen und könnte sicherlich irgendwie fliehen. Aber um ehrlich zu sein, war ich froh, dass er es tat. Überrascht stellte ich fest, dass ich doch sehr am Leben hing. Wo führte uns dieser Weg nur hin? War ich egoistisch? Alles was ich wollte, war doch wieder frei sein, mich diesen neuartigen, überschäumenden Gefühlen widmen zu können und zu erfahren, wie sich die weite Welt anfühlte, wenn ich sie an der Seite von Tsuruga-san durchwanderte. Es war nicht abwegig, ich glaubte das wirklich. Und ich tat gut daran. Die verlorenen Kräfte, die mir durch das auszehrende Leben seit der Premiere, all das Entsetzen und den Schock geraubt worden waren, kehrten allmählich zurück. Die alten Widerstandskräfte meines Wesens regten sich bereits in meinem Inneren, noch ein wenig gelähmt, doch erwacht. Sie hatten mich bereits einmal gerettet, als Shotaro mein damaliges Leben und meine Träume in einem einzigen Moment zu klirrenden Scherben zerschmettert hatte. Doch ich war aufgestanden. Ich hatte mir geschworen, dass es das war, was ich von nun an immer tun würde. Wieder aufstehen. Keine unnötigen Tränen vergeuden und die Faust zum Gegenschlag ballen. Ich war nicht das schwache Mädchen für das alle Welt mich hielt. Das würde ich sie noch früh genug spüren lassen. Für den Moment begnügte ich mich damit, ruhig mitzugehen und den auf mich gerichteten Waffen nicht so viel Aufmerksamkeit zu schenken. Tsuruga-san ging vor mir; ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, bis wir bei den Aufzügen angelangten, wo sich sowohl Tsuruga-san mit seinen Bewachern, als auch ich und die Männer, die an meinen Seiten liefen, hineinzwängten. Natürlich hatten die Männer darauf geachtet, dass Tsuruga-san und ich nicht zu nahe beieinander standen. Sie hatten aus dem letzten Fluchtversuch gelernt. Uns musste irgendein anderer Weg einfallen. Ich studierte das Gesicht meines Leidensgenossen. Es war seltsam verschlossen, wenngleich man ihm ansah, dass er geknickt war. Ich machte mir vorerst keine allzu großen Sorgen um Tsuruga-san. Es schien, als ob Dantes noch andere Pläne hatte, bevor sie uns ans Leder wollten, also blieb uns möglicherweise noch ein wenig Zeit. Als die Aufzugtüren sich öffneten, befanden wir uns im zweiten Untergeschoss. Hier waren keine Fenster. Wir standen in einer Lobby, die sich das Ambiente eines edlen Clubs mit schweren Stoffen in smaragdgrün und karmesinrot, Zigarrenstummeln in Aschenbechern und einem massiven Billardtisch gab. Dieser Raum war ebenfalls zentral zu allen Korridoren angelegt, von denen wiederum viele Türen abgingen. Ich hätte alles darauf gesetzt, dass Shuichi hier seine Geschäfte als Syndikatsboss abwickelte. Lieber wollte ich mir den Anblick dessen ersparen, was sich hinter all diesen Türen bei den Korridoren verbarg. Ohnehin schien das, was er geplant hatte, sich wohl in dieser Lobby abzuspielen. Hier stand ein riesiger, hölzerner Schreibtisch mit teuren Verzierungen und einem dazugehörigem Stuhl, der mit rotem Samt versehen war. Jener Schreibtisch stand direkt vor einer Wand, an der große schwere, rote Vorhänge angebracht waren. Vor dieser Szenerie war eine riesige, üblicherweise für Filmdreh verwendete Kamera installiert, bereit jeden zu porträtieren, der es wagte hinter den Schreibtisch zu treten und den Mund zu öffnen. Ich warf einen schnellen Blick auf Mogami-kun, die meinen Blick verbissen erwiderte. Sie wirkte aufgebracht, und ich befürchtete, dass das noch enorme Schwierigkeiten verursachen könnte. Ich befürchtete auch, dass dies genau nach Shuichis Plan geschah und ich hatte eine dumpfe Ahnung, dass nun etwas Abartiges kommen würde. „Soooooo sind wir also endlich alle hier unten vereint!“, verkündete Shuichi sichtlich gut gelaunt, klatschte in die Hände und klopfte ein paar letzte Staubkörnchen vom Schreibtisch. Dann zeigte er mit dem Finger auf zwei seiner Männer und rief: „Bringt sie dort hinten hin, sie soll schön im Blick sein, vom Schreibtisch aus.“ Die Männer zerrten an Mogami-kuns Armen, da sie sichtlich ungewillt schien, diese Behandlung weiterhin zu tolerieren. Ich hingegen erwartete still das Kommende. Da ich bereits wusste, dass es schlimm werden würde, versuchte ich mich ein wenig zu beruhigen und innerlich zu sammeln, um wenigstens ein bisschen für das Kommende gewappnet zu sein. „Also Kuon, ich möchte nun, dass du dich auf den Stuhl beim Schreibtisch setzt und die oberste Schublade öffnest“, sagte Shuichi in einem Ton, den man fast als geduldig und freundlich bezeichnen könnte. Ich tat wie geheißen und schritt langsam um den riesigen Schreibtisch herum. In der Schublade lag ein Stoß beschrifteter Blätter. Ich las still, was darauf stand und schwieg. Ich hatte es geahnt. Tsuruga-san sagte gar nichts, als er die Papiere gelesen hatte, die sich in der Schublade befunden hatten. Er blickte auf Dantes und die beiden musterten sich eine Weile still. „Ist das dein Ernst, Shuichi?“ „Natürlich, wenn ich zu Späßen aufgelegt wäre, befänden wir uns schon längst nicht mehr hier.“ „Nicht das die Frage noch nötig wäre, aber was soll ich damit?“ Er hob die Blätter in die Höhe. „Lies es einmal so vor, wie es jemand verlesen würde, dem es mit dem Inhalt wirklich ernst ist… bitte.“ Überflüssig, zu erwähnen, dass das letzte Wort vor Hohn nur so triefte. Tsuruga-san schwieg und warf einen raschen Blick auf mich. Meinen Augen wich er aus. „Mogami-san, versprich mir bitte, dass du ruhig bleiben wirst.“ „Ich denke nicht daran! Was steht auf diesem Papier? Wenn sie Soetwas zu mir sagen, nachdem sie es gelesen haben, ist wohl klar, dass man darüber nicht ruhig bleiben kann!“ Er seufzte. „Fang schon an. Dieses Mädchen ist im Moment nicht deine größte Sorge, also hör auf, den Helden zu spielen!“, kam es süffisant von Dantes. Ich versuchte, den Ausdruck von Tsuruga-sans Miene zu entschlüsseln, doch er schien sich mit Absicht vor seiner Umwelt zu versperren. Er wurde ganz ruhig. Dann blickte er mit leerem Blick gerade aus und rezitierte: „Guten Tag Menschen der Welt. Ich möchte heute allen preisgeben, wie mein wahres Gesicht aussieht. Viele kennen mich als „Tsuruga Ren“. Ich habe diese Identität erlogen. Mein wahres Ich ist dunkel und abgründig. Ich habe gemordet, gelogen und Menschen manipuliert. Ich habe böse Dinge getan und ich habe es nicht bereut. Ich habe meinen besten Freund verraten und bin verantwortlich für den Tod einer jungen Frau. Für meine Vergehen, kann nur der Tod die logische Konsequenz sein. Deswegen fordere ich hiermit jeden auf, sein Glück zu versuchen mich umzubringen! Derjenige, dem es gelingt, soll meinen gesamten Besitz und sämtliche Vermögenswerte erhalten. Menschen der Welt! Ich fordere den Tod und ich verlange, dass ihr meinen Wunsch erfüllt!“ Für einen Moment war alles still. Mir wurde bewusst, dass ich Tsuruga-san mit offenem Mund anstarrte. Dann kam der innere Knall. „DAS KANN NICHT EUER ERNST SEIN!!! Wie könnt ihr es wagen, das Leben dieses Mannes so in den Schmutz zu ziehen? Wie könnt ihr es wagen…?“ Zornestränen stiegen mir in die Augen und ich wehrte mich mit aller Kraft gegen meine Aufpasser, versuchte, mich ihrem Griff zu entwinden… Mir wurde heiß vor Wut, während ich daran dachte, wie hart Tsuruga-san immer gearbeitet hatte, wie oft er seinen Körper bis zur äußersten Schmerzgrenze gebracht hatte, um seine Ideale zu erreichen und das Leben im Showbiz zu meistern, an dem er so hing. Der Mann, der so vielen Menschen mit seiner Arbeit Träume und Inspiration gegeben hatte, wurde nun zum Objekt einer Menschenjagd. Alles geriet außer Kontrolle, ich konnte nur noch schreien und kämpfen. Ich war nicht mehr ich selbst vor Wut, ich fühlte wie mein Hass dämonische Ausmaße annahm, sich neu manifestierte und alles um sich in eine tosende Dunkelheit zog. Ich wollte alles und jeden zerstören, der Tsuruga-san solches Leid zufügen wollte. Ich musste es verhindern…! Ich durfte einfach nicht zu lassen, dass- „MOGAMI-SAN STOPP!! Hör sofort auf damit!!!! Hör mir zu, bitte!!!“ Tsuruga-san war aufgesprungen und sah mich an. „WARUM?? Warum stehen Sie da und sagen nichts? Sie dürfen das nicht tun, ich flehe Sie an, Tsuruga-san!!!“ Während ich dies rief, brach ich in Tränen aus und zerrte erneut an meinen Armen, um sie freizubekommen. „Mogami-san. Wir können nichts tun. Es tut mir leid!“ Stille. Tsuruga-san entschuldigte sich bei mir. Dafür, dass er diesen Text lesen musste. Ich hatte keine Worte. All meine Wut verpuffte und zurück blieb nichts. Ich sackte zu Boden und weinte. Ich hatte keine Kraft mehr. Ich wollte nichts mehr hören, nichts mehr sehen, nichts mehr wissen. Was konnte jetzt noch wichtig sein? Da spürte ich einen heftigen Schmerz und sah, dass Dantes meine Haare gepackt hatte und sie hinauf zerrte, sodass ich aufstehen musste. Der Lauf seiner Pistole drückte schmerzhaft gegen meine Schläfe. Ich schrie auf. „So mein Fräulein, jetzt ist es aber genug. Kuon! Ich mache dir ein Angebot. Du wirst diese Nachricht nun vor der Kamera sprechen und bitte mit ein bisschen mehr Emotion und Dramatik! Für jedes Wort, das du nicht so aussprichst, wie ich es von dir haben will, werde ich der Dame hier einen Finger abschießen, ist das klar? Und… du weißt genau, wie ich es haben will, nicht wahr?“ Ich nickte zur Bestätigung auf Shuichis Frage und blickte Mogami-san lange in die Augen. Sie litt. Aber ich konnte nichts tun. Es war mir egal, was Shuichi von mir verlangte. Ich würde alles tun, solange er ihr kein Haar krümmte. Es tat mir weh, dass sie solchen Schmerz verspürte, aber ich hatte mich nun einmal entschieden. Ich rückte den Stuhl zurecht und setzte mich gerade hin, dann blickte ich geradeaus in die Kamera und wartete. Einer der Männer änderte noch etwas an den Einstellungen der Kamera, dann blickten mich alle an und warteten. Ich begann, die Worte zu sagen, die sich Shuichi für mich ausgedacht hatte. Mein Bick wanderte zu ihr. Ich haderte, meine Stimme begann zu zittern und ich musste mich zusammen nehmen. Ich gab den durchgeknallten Psycho, den eiskalten Menschenquäler und den, der mit dem Leben abgeschlossen hatte, wie es Shuichi von mir wollte. Ich hatte das Gefühl, dass bei jedem Wort etwas von mir starb. Als ich geendet hatte, war der Raum von einer drückenden Stille erfüllt. Dann begann Shuichi zu klatschen und einige der Männer brachen in Gelächter aus. Ich jedoch hatte nur Augen für sie. Jede Träne, die ihre Wangen hinab lief, fügte auch mir Leid zu und ich hätte sie gern in den Arm genommen. „So Jungs, bringt das Mädchen erst mal in das Büro dahinten. Moki, du hältst Wache.“ „Hey Moment mal, was soll das werden? Was hast du vor?“, rief ich von einem plötzlichen Verdacht überkommen. „Beruhig dich. Ich will mich nur ein bisschen mit dir unterhalten Kuon. Und damit du diesmal nicht auf die Idee kommst irgendwelche Faxen anzustellen, wie letztes Mal, bringen wir das Mädchen aus deinem unmittelbaren Umfeld. Ihr wird vorerst nichts geschehen, keine Sorge.“ Ich beruhigte mich etwas. War auf Shuichis Wort noch so viel Verlass wie früher? Ich hatte keine Wahl. Ich wollte noch etwas zu Mogami-san sagen, doch mir fiel nicht ein, was. Also schwieg ich und sah sie nur an. Sie ließ sich widerstandslos in das Zimmer bringen. Ich wartete, bis sie in eine der Türen im Korridor gegangen war und dieser Moki davor Stellung bezogen hatte. Dann blickte ich Shuichi an. „Hast du was dagegen, mir zu sagen, was das alles soll? Warum scheuchst du die ganze Welt auf, mich zu töten, wenn du es doch selbst vorhast? Was für eine Logik steckt dahinter?“ Shuichi überlegte eine Weile. Dann legte er den Kopf schief und sagte: „Ein Spiel. Es ist ein Spiel. Ich gebe dir eine Chance.“ Ich blickte ihn misstrauisch an und schnaufte. „Und du glaubst jetzt, dass ich dir das abkaufe, oder was.“ „Natürlich. Du hast gut reden. Der Einsatz… ist nämlich dein kleines Goldstück. Aber wenn dir diese Gelegenheit, ihre Freiheit zu erkaufen, nichts bedeutet, dann gut: Knallen wir euch gleich hier und jetzt ab, mir ist das egal.“ „Du gibst mir also keine andere Wahl, als deine Spielchen mitzuspielen.“ Er lächelte. „Selbstverständlich. Aber gut, nun da wir das geklärt haben, zu den Regeln des Spiels. Wenn es dir gelingt, sie während der nächsten 48 Stunden in Sicherheit zu bringen, werde ich sie gehen lassen. Wenn nicht, dann müsst ihr beide sterben. Zu Beginn des Spiels werden wir euch freilassen, an einer Stelle unserer Wahl versteht sich, und du musst sie in Sicherheit vor meinen Leuten bringen. Und natürlich assoziieren die Menschen dieses Landes nun auch ganz besonders aufregende Dinge mit deinem Gesicht, wenn dieses Video erst an seinem Bestimmungsort angelangt ist, nicht wahr?“ „Mit anderen Worten, du bist erst dann zufrieden, wenn die ganze Welt hinter uns her ist.“ „Richtig erkannt. Weißt du, du wirst es nicht schaffen, sie zu beschützen. Und dann wird ihr Tod erst besonders schmerzhaft für dich sein, wenn du die Chance hattest, sie zu retten, du aber dabei leider versagt hast. Das wird-“ „DU VERDAMMTER MISTKERL, hör endlich auf!“ Ich war aufgesprungen. Ich hielt es nicht mehr aus. Wie konnte Shuichi so werden? Vielleicht hatte er Recht gehabt. Vielleicht war Shuichi bereits tot. Und das hier vor mir war Dantes, ein kläglicher Überrest eines Mannes, den ich einst geliebt hatte wie einen Bruder und der nun zu einem sadistischen Blutrachephantom geworden war. Dantes… ich lachte bitter. „Was soll das eigentlich mit dem Namen? Warum hast du dich ‚Dantes‘ genannt, he?“ Er drehte langsam den Kopf in meine Richtung und fixierte mich eine Weile entspannt. „Natürlich um meine Wiedergeburt zu zelebrieren! Ich habe den Namen Dantes dafür als passendes Symbol empfunden.“ „Ach ja? Und was sagt er bitteschön aus?“ „Um Himmels Willen, kennst du nicht die Geschichte des Edmond Dantes? Der Graf von Monte Christo? Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der von seinem besten Freund um alles betrogen wird, was er hat. Man sperrt ihn ein, foltert ihn. Doch dann erhält er durch einen alten Mann die Gelegenheit, mit viel Reichtum und Macht als neuer Mensch mit neuem Namen in sein Leben zurückzukehren und sich an all jenen zu rächen, die ihn ins Unglück stürzten. Natürlich nutzt er diese Gelegenheit und tötet sie alle. Schließlich kann er eines Tages mit Genugtuung und Zufriedenheit leben.“ „Also ging es für dich immer nur um Rache.“ Meine Güte! Was hatten bloß alle Menschen in meinem Umfeld mit ihrer Rache? War ich der Einzige, der erkannte, dass Rache die Seele zerfraß und jede Hoffnung auf Glück bereits im Keim erstickte? Weshalb steckten die Menschen so viel Energie in diese zerstörerische Leidenschaft? War es Stolz oder Verzweiflung? Oder beides? Ich fragte mich, was Mogami-kun von der ganzen Geschichte des Shuichi Shizoido halten würde. Würde es sie zum Nachdenken anregen? Würde sie begreifen, dass der steinige Weg hinauf zur Rache in einem Abgrund gipfelte? Ich betrachtete Shuichi nachdenklich. Er gab den Blick zurück. „Woher wusstest du, dass ich Mogami-san liebe? Es gibt doch unzählige Frauen, mit denen ich im Leben zu tun habe! Wie konntest du das wissen? Ich wusste es doch selber nicht, vor der Premiere!“ „Aha, du legst die Karten also offen auf den Tisch. Nun, du hast wohl erkannt, dass es jetzt sowieso keinen Unterschied mehr macht. Du wusstest es vielleicht nicht, aber mich kannst du nicht täuschen! Alle dachten, die Richtige für die Entführung ist die Hauptdarstellerin deiner neuen Serie, diese Momose Itsumi. Ich war derjenige, der eine andere Beobachtung gemacht hat. Du musst wissen, ein Insider hat uns alle Aufnahmen von eurer Serie zukommen lassen. Es nur anzusehen, hat mir alle Informationen gegeben die ich brauchte.“ Er lächelte mich kalt an. „Nun wirst du für dieses arme Mädchen wohl leider zum Verhängnis werden…“ „Das werden wir ja sehen…“, sagte ich angriffslustig, während sich mein ganzer Körper anspannte. Shuichi betrachtete mich funkelnden Augen und seinem kalten Lächeln. „… voller Kampfeswillen…“, murmelte er. Dann klatschte er sich auf die Schenkel und sagte: „Dann wirst du wohl noch etwas Kraft brauchen, was? Jungs, bringt ihm zu essen und zu trinken! Dem Mädchen auch! Das ist mein Abschiedsgeschenk, Kuon! Am Besten, ihr bringt ihn rein zu dem Mädchen, da kann er nirgends entfliehen.“ Er stand auf und ging Richtung Aufzug. Dort blieb er stehen und betätigte den Knopf. Mit mir zugewandtem Rücken sagte er leise kichernd: „Dir bleibt nicht mehr viel Zeit diese Frau zu lieben, also halt dich ran.“ Dann stieg er in den Aufzug und war verschwunden. Die Männer hatten sich indes um mich versammelt und eskortierten mich zu dem kleinen Büro, in das sie Mogami-san bereits gesperrt hatten. Moki-kun schloss die Tür auf und stieß mich hinein. Ich hörte, wie hinter mir der Schlüssel im Schloss klickte und ließ mich zu Boden sinken. Mogami-kun saß auf dem einzigen Stuhl im Raum mit angezogenen Knien. Sie hatte den Kopf in den Schoß gelegt und die Arme um den Körper geschlungen. Wie eine Mogami-Kugel, dachte ich… Sie blickte nicht auf und ich fragte mich, was gerade in ihr vorging… Was bedeutete es für sie, dass Shuichi mein Leben Stück für Stück zerstörte? War sie deshalb so verzweifelt? Ich lächelte traurig. Es war schon irgendwie ironisch. Dieses Gefühl… Liebe war zwischen uns durch die tragischen Ereignisse unglaublich aufgelodert. Es hatte gar etwas Verzweifeltes, Leidenschaftliches, weil es jeden Moment enden konnte. Soetwas hatte ich niemals gefühlt, doch jetzt füllte es mich von Kopf bis Fuß aus. Eine seltsame Form der Liebe… sie hatte etwas Absolutes. War dies nur vorübergehend oder würde es mich für immer gefangen nehmen? Beinahe hätte ich bitter aufgelacht, als mir klar wurde, dass „für immer“ für mich keinen besonders langen Zeitraum mehr darstellte. Ein paar Tage vielleicht…? Ich sah zu Mogami-san hinüber. Meine Hände verkrampften sich zu Fäusten. Aber nicht sie…! Egal was Shuichis wahrer Plan war, egal was er sich für Grausamkeiten ausgedacht hatte. Ich würde diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Irgendwie würde ich einen Weg finden, sie aus all dem herauszuschaffen. Ihre Reaktion darauf, dass Shuichi mich zu dieser Nachricht gezwungen hatte, zeigte mir, dass ich auf gar keinen Fall durchblicken lassen durfte, dass es von Anfang an nur darum gegangen war, Mogami-san freizulassen. Shuichi hatte nichts davon gesagt, dass er mich gehen lassen würde. Darüber machte ich mir keine Illusionen. Er spielte mit mir, wie eine Katze mit einer Maus vor dem Abendbrot. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es für mich eine Chance gäbe Shuichi zu entfliehen, nicht mit solch einem Apparat der Macht hinter ihm… Das Türschloss knackte und die Tür öffnete sich. Ein Mann trat ein. Er stellte ein Tablett mit Essen und Trinken auf dem Boden ab und schloss die Tür wieder hinter sich. Ich blickte hinüber, griff mir das Tablett und stellte es vor Mogami-kun auf dem Schreibtisch ab. Entschlossen sagte ich: „Du musst etwas essen.“ Ihr linker kleiner Finger zuckte und sie regte sich leicht. Dann hob sie langsam den Kopf und blickte ausdruckslos auf das Essen. Dann blinzelte sie und blickte in mein Gesicht. Ihre Augen saugten sich an meinen fest und ich ließ völlig entwaffnet die Arme hängen. „Mog - … Kyoko-chan… Bitte!“ „Tsuruga-san… was hat er Ihnen gesagt, als ich nicht dabei war? Was hat er mit Ihnen vor, versuchen Sie nicht, irgendwas vor mir zu verheimlichen!“ „Woher wusstest du, dass er mir seine Pläne offenbart hat?“ „Das war doch sowas von offensichtlich! Nach dieser Aktion mit der Videobotschaft hatte er doch bestimmt schon das nächste in petto. Also sagen Sie mir schon, was es ist!“ Ich hatte so oder so vorgehabt, ihr die gekürzte Wahrheit mitzuteilen, also nutzte ich die Gelegenheit gleich, um noch etwas dabei herauszuschlagen. „Aber gern doch, wenn du dabei etwas isst, werde ich dir währenddessen in aller Ruhe mitteilen, was Shuichi zu mir gesagt hat.“ Sie warf mir einen abschätzigen Blick zu und griff dann nach einer Schale mit Reis und einem Glas Saft. Ich bediente mich ebenfalls, da ich annahm, dass wir so schnell nicht mehr dazu kommen würden. Wir mussten unbedingt unsere Kräfte auftanken, bevor Shuichi uns in dieses Selbstmord-Abenteuer schickte. Ich nahm ein paar Bissen und begann dann, Mogami-kun von der Jagd zu berichten, die Shuichi auf uns eröffnen wollte. Ich stellte es so dar, als ob wir beide eine Chance hätten, zu entkommen, und versuchte ihr klarzumachen, in welcher Gefahr wir bald schweben würden. Sie hörte mir zu, während sie aß und trank. „Also Tsuruga-san, glauben Sie, dass wir in diesem seltsamen Spiel eine Chance haben?“ „Ob wir eine Chance haben… da bin ich mir nicht sicher. Mit Gewissheit kann ich allerdings sagen, dass ich mir meine Chance nehmen werde, notfalls mit Gewalt. Ich lasse mir nicht widerstandslos mein Leben kaputt machen, und ich weiß, dass du das gedacht hast.“ „Sie hätten das mit der Videobotschaft niemals zulassen dürfen!“ „Ich habe es für dich getan!!“ … „Ich weiß“, sagte sie und senkte den Kopf. Sie legte ihre Stäbchen zurück auf das Tablett zu den leergegessenen Tellern und Schüsseln und lehnte sich zurück, betrachtete stumm die Decke. Ich legte meine Stäbchen auf den Tisch und lehnte mich ebenfalls zurück. In mir stieg allmählich eine sagenhafte Wärme auf und in meinem Kopf schwoll ein undefinierbares Hintergrundrauschen an. Plötzlich fühlte ich mich unbeschreiblich euphorisch und glücklich, es kam wie eine Welle über mich. Ich konnte erkennen, wie auch Mogami-sans Gesicht einen verzückten Ausdruck angenommen hatte und sie leichthin lächelnd ins Nichts starrte. Ich legte mich mit ausgestreckten Armen auf den Boden und konnte gerade noch murmeln: „… verdammt, ich… glaube, sie haben uns… Opiate ins Essen gemischt…“. Dann verstummte ich und wurde ganz ruhig angesichts der unglaublichen Entspannung und Sorglosigkeit, die mich mit sich hinwegspülte. Es gab keine Sorgen auf der Welt, es gab keinen Schmerz mehr. Es gab nur mich in meinem Körper und die Welt, die sich endlos drehte und mich an sich zog. Ich hörte, wie Mogami-san: „Was? … Opium?“ flüsterte und drehte meinen Kopf zu ihr. Sie blickte mich mit funkelnden Augen an und musterte meinen Körper von Kopf bis Fuß. Ich fühlte, wie jede Stelle kribbelte, über die ihr Blick schweifte und betrachtete sie voller Wohlgefallen. Sie war mir das Liebste, was ich jetzt ansehen wollte. Während sie in meine Augen blickte, formte sich in ihrem Gesicht ein hinreißendes Lächeln. Ich konnte mich nicht mehr satt sehen an diesem Mann. Mich durchströmte ein wahnsinniges Gefühl der Freude, ich hatte das Gefühl, mein Herz könnte jeden Moment davonfliegen, mir konnte nichts mehr geschehen, die Welt war ein freundlicher Ort und ich war ein Teil von ihr. Ich musterte lange seinen Körper, wie er –immer noch in dem Anzug aus der Luxushölle- seitlich ausgestreckt auf dem Boden lag, mit einem Arm den Kopf abstützte und mich lässig fixierte. Sein schwarzes Haar fiel ihm in die Augen, die dunkel wirkten und funkelten. Seine wunderschöne, strahlende Haut, sein langer muskulöser, biegsamer Körper… seine großen, schlanken Hände… es war, als gingen von ihm Hitzewellen aus, die mich sogar auf der anderen Seite des Raumes trafen wie sich konzentrisch ausbreitende Kreise. Er war so verlockend, er war so betörend! Ich konnte es einfach nicht zurückhalten. Meine Scheu brach wie ein Damm bei einer Flutwelle: „Tsuruga-san, …Sie sind so wunderschön! Sie sind so schön, dass mir der Atem vergeht, wenn ich Sie sehe. Ihr Haar ist so weich und Ihr Körper ist so stark und Sie sind groß und so unendlich schön!“ Ich fühlte, wie mein Körper schwer wurde und die beruhigende Wärme sich bis in die kleinsten Fingerspitzen ausbreitete. Ich glitt von dem Bürostuhl herunter und kroch auf allen Vieren um den Schreibtisch herum zu Tsuruga-san. Meine Bewegungen waren langsam; eine warme, süße Trägheit überkam meinen Körper, sodass ich mich neben Tsuruga-san auf den Boden legte und ihm sehnlich in die Augen sah. Auch er hatte den Kopf auf die Arme gebettet und blickte mich mit seinen rätselhaften, dunklen Augen an. „Du leuchtest, Mogami-san. Für mich hast du im Gegensatz zu allen anderen immer geleuchtet. Wie eine Sonne voller Licht und Wärme und Energie. Ich wollte meine Hand nach dir ausstrecken, mich in deiner Nähe wärmen…“ „Tsuruga-san…!“ Ich streckte meine Hand nach ihm aus und er streckte seine Hand nach der meinen aus. Eine erstickende Müdigkeit griff nach meinen Gedanken, doch ich sah, wie Tsuruga-san mich mit diesem sehnsüchtigen Blick ansah, es fühlte sich so intensiv an, mein ganzes Gesicht, mein ganzer Körper begannen zu prickeln, während wir in diesem Blick versanken. In diesem Moment berührten sich unsere Hände. Ich hatte das Gefühl, ich hätte nie etwas Angenehmeres berührt als seine Haut, die so weich und so lebendig war. Ich fühlte seinen Herzschlag in jeder Vene seiner Hand pulsieren. Während die Müdigkeit die Überhand gewann, war das letzte, was ich wahrnahm, der starke Sog, der von dem Wunsch resultierte, mehr dieser weichen Haut auf meiner zu spüren, seinen ganzen Körper zu ertasten, ihn zu erspüren und mich daran zu wärmen und zu fühlen, wie mich dieser wilde, fremde Herzschlag von allen Seiten umschloss. Dann dunkelte sich mein Blickfeld zunehmend ab und ich fiel in einen tiefen, von aufregenden, farbenfrohen Träumen durchzogenen Schlaf. Da lag sie. Das Kleid, das sie trug, legte sich spielerisch um ihre Körperrundungen und mir wurde ganz anders, als ich den Blick über sie schweifen ließ. Mein Kopf fühlte sich schwer an. Ich ließ ihn zu Boden sinken. Ich hatte all diese Dinge gesehen. Mogami-kun, die mich mit diesem Gesichtsausdruck anblickte und dann sagte ich sei so schön, dass ihr der Atem verging. Ihre Hand, die die meine berührte und sich so zart anfühlte. Ihre geröteten Wangen und ihre glänzenden Augen, die mich samt Haut und Haar verschlungen, bevor die Schläfrigkeit ihre Lider niederdrückte. Es schien als würde ich vor Freude und Glück sterben, während ich dort auf dem Fußboden des kleinen Büros ausgestreckt lag. Mein Herzschlag verschmolz mit dem Boden unter mir und ich löste mich in wohltuend goldenem Licht auf. Von ihr so glühend angesehen und angesprochen zu werden hatte mich in die höchsten Höhen des Himmels katapultiert. Ich fühlte, wie auch mich der Schlaf langsam in seine Arme nahm und gab mich dem hin. Lächelnd. Ich hatte das Gefühl, ich würde fliegen… Das goldene Licht, das Ren beschrieben hat… wir können es auch sehen, wenn wir uns anstrengen. Er mag in einem berauschten Zustand sein, doch in diesem Moment ist es für ihn real. Es umfängt alles, füllt den Raum mit unfassbarer Kraft. Es umhüllt Kyoko, die momentan im Geist durch wilde Bilder- und Gefühlswelten wandert. Es bricht sich in kleinen Lichtpunkten auf jedem einzelnen ihrer Fingernägel, taucht ihre Haut in einen samtenen, weichen Ton und lässt ihr Haar erstrahlen. Wenn man es sich vorstellt, bekommt es etwas Beruhigendes… Es macht keinen Unterschied, auf wen oder was es scheint, sondern legt sich auf alles nieder, bis es das einzige ist, was übrig bleibt. Gleißendes Licht. Doch der Zwang der Dinge, das Fortschreiten der Ereignisse kennt keinen Aufschub, unablässig dringt es voran, die Geschichte geht weiter und so erlischt das Licht auf einem Schlag und wandelt sich in absolute Dunkelheit. Diese Dunkelheit füllt ein anderes Zimmer, nicht mehr das kleine Büro, sondern einen Raum, den hauptsächlich ein einzelnes Bett füllt. Darin liegt ein Mädchen, das genau in diesem Augenblick die Augen aufschlägt. Itsumi Momose brauchte immer noch einige Sekunden, um zu begreifen, wo sie war, wenn sie aus dem Schlaf erwachte. Das Krankenhaus, dieses Zimmer… am liebsten hätte sie die Bettdecke über den Kopf gezogen und wäre sofort wieder eingeschlafen. Sie blickte an die Zimmerdecke, die im Dunkeln lag, nur gelegentliche Lichtspiele von vorbeifahrenden Autos jagten hin und wieder darüber hinweg. Es kam ihr vor, als läge sie hier schon seit einer Ewigkeit, doch wenn man es genau betrachtete… sie legte den Kopf schief… waren es erst zwei Tage, die sie hier verbracht hatte. Die Premiere war am 26. August gewesen und heute war der 28. August. Am Vortag hatte man sie hierher gebracht, nachdem sie eine Ewigkeit unter Schmerzen mit Tsuruga-san und Kyoko-chan in dem Auto der Entführer gesessen hatte. Dann waren sie in das Flugzeug von Matsumoto gebracht worden. Dort hatte es Tsuruga-san irgendwie erreicht, dass sie in dieses Krankenhaus gebracht wurde. Sie fuhr sich durch das Haar und dachte an die beiden. In gewisser Weise fühlte es sich so an, als hätte sie sie im Stich gelassen, um sich selbst in Sicherheit zu bringen, aber sie wusste, dass dem nicht so war. Wer weiß, was noch hätte geschehen können, wenn die Wunde an ihrer Schulter unbehandelt geblieben wäre. Sie verdankte Tsuruga-san viel. Bei dem Gedanken an ihn traf sie ein kleiner Stich in der Magengegend. Tsuruga-san… wo er jetzt wohl gerade war? Wie es ihm erging? Sie sehnte sich danach, in ihren Alltag zurückzukehren, der vor der Premiere noch geherrscht hatte. In dieser Welt hatte sie diesen Mann aus dem Verborgenen bewundert und sich jeden Tag darauf gefreut, ihn bei seiner Arbeit erleben zu können. Ein Bild flammte vor ihrem inneren Auge auf, es waren Tsuruga-san und Kyoko-chan, wie sie in eines ihrer Gespräche vertieft waren. Diese beiden… es war ihr bereits vorher klar gewesen, dass zwischen ihnen eine besondere Atmosphäre herrschte, doch nun unter diesen Umständen… würden sie sicher noch enger zusammenrücken. Eine Spur Eifersucht war da, das gestand sie sich ein… doch in gewissem Sinne war Kyoko-chan wie eine Freundin gewesen und Itsumi konnte ihre Gefühle genau nachempfinden, wenn sie sie dabei beobachtete, wie sie Tsuruga-san mit strahlenden Augen ansah. Sie gönnte es ihr, Tsuruga-san in solch einer Situation an ihrer Seite zu haben, da er ihr sicherlich viel Kraft geben würde, um alles zu überstehen… Ihr Blick wanderte zu der Tür, hinter der zweifelsfrei wieder einer oder mehrere dieser Typen rumlungerten. Es war ihr lieb, wenn die Tür den ganzen Tag geschlossen blieb, sodass sie deren Gesichter nicht sehen musste, die für sie nur Angst und Sorge bedeuteten. Sie wurde sich gewahr, dass ihre Gedanken wieder in die dunklen Ecken abdrifteten uns so schaltete sie kurzentschlossen die kleine Lampe an, die man auf ihrem Nachttisch aufgestellt hatte. Der kleine, warme Lichtkegel der Lampe drängte die Gedanken des drohenden Unheils ein klein wenig zurück in die dunklen Ecken, wo sie hingehörten. Ihr Blick fiel auf den Blumenstrauß, der an ihrem Bett stand. Sie stockte einen Moment, da sie sich nicht daran erinnern konnte, ihn von irgendjemandem entgegen genommen zu haben. Neben der Vase lag ein Kärtchen. Sie angelte es sich und las im Schein der Lampe, was darauf stand: „Liebe Momose-san, wir, das Team von Dark Moon und alle Mitarbeiter von LME wünschen dir Gute Besserung! Erinnerst du dich an die Szene, in der Mizuki den Blumenstrauß von Katsuki bekommt und ihn hoch über ihren Kopf hält, damit auch die Blumen einen Platz an der Sonne bekommen und erstrahlen? Diese Szene hatte den Zweck, Mizukis glückliches, schönes Wesen zu untermalen. Auch wenn es schwere Zeiten sind, wir hoffen, dass wir dich mit diesem Strahlen bald wieder antreffen werden. Den Blumenstrauß dazu hast du ja schon mal:) Alles Liebe, die Crew von Dark Moon“ Sie stutzte und las das Kärtchen noch einmal. Irgendwie wurde sie nicht daraus schlau. Die Crew von Dark Moon? Hatte sie nicht längst einen Strauß von denen bekommen? Und was sollte das eigentlich für eine Szene sein, in der Mizuki einen Blumenstrauß über ihren Kopf hielt? Hatte sie Gedächtnislücken oder was? Sie kannte das Drehbuch von vorn bis hinten und konnte sich nicht erinnern, jemals etwas von einer solchen Szene gelesen zu haben. Das alles erschien ihr äußerst merkwürdig. Den Blumenstrauß dazu hast du ja schon mal:)… glücklich strahlen… Wenn sie es recht bedachte, würde es wohl noch eine Weile dauern, bis sie Soetwas wieder konnte. Umso mehr sie über die Worte nachdachte, umso weniger Sinn ergaben sie. Ihr Dasein als Schauspielerin… sie wollte dahin zurück. Sie wollte, dass ihre einzige Sorge wieder darin bestand, eine möglichst gute Performance abzuliefern und eine talentierte Schauspielerin zu werden… aber wie talentiert kann ich schon sein, wenn ich nicht mal ein Lächeln zustande bringe?, dachte sie und starrte missmutig auf den Blumenstrauß. Über den Kopf halten und strahlen… das konnte doch nicht so schwer sein. Sie nahm die Blumen aus dem Wasser und ließ sie einen Moment abtropfen. Dann hob sie sie hoch über ihren Kopf und versuchte, glücklich zu lächeln. Sie versuchte sich vorzustellen, in den Blumen wäre das Gesicht von Tsuruga-san und konzentrierte sich mit aller Kraft auf die Blumen, doch es kam kein Lächeln. Sie ließ die Arme sinken. Der Strauß lag vor ihr auf der Bettdecke. Sie fühlte sich beklommen. Da fiel ihr etwas ins Auge… ein Zipfel Papier ragte zwischen den Stängeln ganz in der Mitte heraus. Sie besah es sich von Nahem und zog eine kleine, zusammengefaltete Nachricht aus dem Strauß. Was das nun wieder zu bedeuten hatte? Sie entfaltete das Papier und las die kurze Nachricht: „Itsumi-chan, war es die Yakuza? Wart ihr drei im Flugzeug von Matsumoto? Wir versuchen, sie zu retten! Bitte antworte. P.S. Diese Karte wird sich innerhalb von kurzer Zeit im Wasser der Blumenvase auflösen, wenn du sie loswerden willst.“ Darunter war hastig eine Telefonnummer hingekritzelt worden. Wie von einem Blitzschlag getroffen ließ sie das Papier los und es segelte auf den Fußboden. Ihr Herz raste. Wenn die Typen das bei ihr fanden…! Oder war das eine Falle? Wollten sie sie auf die Probe stellen, ob sie plauderte, wenn sich eine Gelegenheit böte? Hastig stopfte sie die Blumen zurück in die Vase und streckte sich, um vom Bett aus an den Zettel heranzukommen, der auf dem Boden lag. Sie bekam ihn mit zwei Fingern zu fassen und versteckte ihn hastig unter der Bettdecke. Was sollte sie nun tun? War dies möglicherweise die einzige Gelegenheit, um Informationen weiterzugeben, die zur Rettung von Tsuruga-san und Kyoko-chan führen konnten? Oder war es eine Falle und das Weiterleiten von Informationen brächte die beiden erst recht in Schwierigkeiten? Würden sie sie umbringen, wenn Itsumi einen Fehler machte? Sie zwirbelte das Blatt Papier mit der Nachricht nervös zwischen ihren Fingern und dachte angestrengt nach. Sie hatte unbeschreibliche Angst, ihre Handflächen waren schweißnass. Vielleicht könnte sie noch eine Weile warten, bis sie sich entschied und das Verhalten der Männer vor der Tür beobachten? Sicherlich würden sie sich irgendwie verdächtig verhalten und ihr Tun noch genauer als sonst beobachten, wenn es eine Falle wäre. Oder hatten sie vielleicht sogar irgendeine Art von Überwachungsgerät in diesem Raum installiert? Hastig knipste sie die Lampe auf ihrem Nachttisch wieder aus und schlüpfte bis zur Nasenspitze unter die Bettdecke. Was sollte sie nur tun…? Kyoko-chan, Tsuruga-san… Morgen früh würde sie sich entscheiden. Das war etwas, das gut durchdacht sein wollte. Sie ahnte bereits, dass ihr eine ruhelose Nacht bevorstand und drehte sich auf die Seite. Jetzt galt es! Sie durfte nun absolut keinen Fehler machen. Ihre eigene und die Zukunft der anderen stand möglicherweise auf dem Spiel. _________________________________________________________________________________ So, dat war es erst einmal. Ich hab ehrlich gesagt echt keinen Plan, wie lange es bis zum nächsten Kapitel dauern wird, vielleicht ein bisschen länger, wir werden sehen, wie sich die Dinge entwickeln und wieviel Zeit ich in die Geschichte stecken kann^^ P.S. Es hat mir natürlich unglaublichen Spaß gemacht, im Internet über die Opiate zu forschen, da ich mit Absicht nach etwas gesucht habe, das ermüdet, euphorisiert und vor allem aphrodisiert! ;) So eine verrückte Stelle zu schreiben, war echt lustig… Hehe… Die armen… P.P.S. Ich schätze, euch ist auch aufgefallen, dass ich es endlich geschafft habe, die Frage zu beantworten, die sich wahrscheinlich jeder gestellt hat, der einen Blick auf diese Fanfic geworfen hat, nämlich: Warum zur Hölle heißt diese Kiste ‚Salut Monsieur Dantes!‘????? Ja ja… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)