Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Geständnis ---------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 99: Geständnis Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Runrig – This is not a love song. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 99: Geständnis Der nächste Morgen begann mit einem Reinigungszauber, den Draco über sie legte, nachdem er nur allzu deutlich die Folgen der letzten Nacht spürte. Er fühlte sich gut. Verdammt gut. Und sein Hinterteil machte ihm auch keine Probleme, was er wiederum sehr positiv fand, denn auf diesem Zettel hatte gestanden, dass solche Nebenwirkungen geschehen konnten. Das war aber Merlin sei Dank nicht der Fall. Beim Frühstück zeigte sich, dass die Gryffindors ihre harte Haltung gegenüber Harry und seinen Freunden eindeutig aufgebrochen hatten, denn nicht nur das Quidditchteam saß bei dem ehemals goldenen Trio, sondern auch Ginny und Neville hatten sich offen zu ihnen gesellt und wurden nicht angefeindet. Es schien, als wenn dort ein gewisser Fortschritt stattfand. Dean Thomas bedachte Draco jedoch mit einem äußerst giftigen Blick, welcher von diesem aber gekonnt ignoriert wurde. Pansy hatte den Tagespropheten mitgebracht, der irgendetwas von weiteren verschwundenen Zauberern berichtete und auflistete, welche in den letzten Monaten alle verschwunden waren. Es war eine wirklich beunruhigende Zahl, wie sie fand. Aber nicht das allein war es, sondern auch einige hohe Beamte beim Ministerium und bekannte Geschäftsleute aus der Winkelgasse wie Ollivander waren verschwunden, etwas, das die drei Slytherins bisher nur bedingt zur Kenntnis genommen hatten. Irgendwie verdichtete sich das Gefühl von Bedrohung deutlich. Es schien, als wenn Voldemort sich langsam zu einem größeren Schlag bereit machte... In Verwandlungen beschloss McGonagall, dass sie heute Partnerarbeiten machen würden. Gemeinsam sollten sie Verwandlungszauber wirken, so genannte Partnerzauber, bei denen die Teamarbeit dafür sorgen würde, ein besseres Ergebnis zu erzielen. Draco bekam Pansy zugewiesen und Harry Blaise. Es schien, als wenn die Lehrerin sie bewusst voneinander trennen wollte, was vermutlich auf eine Anweisung von Dumbledore zurückging. Der wusste ja bekanntlich nahezu alles. Blaise ließ sich Harry gegenüber nieder und schenkte ihm ein freundliches Lächeln, während McGonagall noch einmal genauer ihre Aufgabe erläuterte. Gemeinsam sollten sie eine Blumenvase in einen Schwarm Kolibris verwandeln. Jeder würde nur einen Teil des Zaubers ausführen, wodurch letztendlich eine größere Wirkung erzielt werden sollte. Das Ergebnis sollte in wenigstens sechs Kolibris bestehen. Das würden ganz passable Zauberer schaffen, sagte sie. Wirklich gute würden bis zu zwanzig erreichen. ~*~*~*~ Harry gab das Lächeln zurück. „Auf Zeit, damit das als Training gewertet werden kann?“, fragte er leise. McGonagall musste von dem Training nichts wissen. „Unser Ziel sind selbstverständlich die zwanzig.“ Er musste grinsen. Er wusste ja, dass Blaise ungeheuerlich ehrgeizig war und wirklich gut im Zaubern. ~*~*~*~ „Natürlich.“ Blaise erwiderte Harrys Grinsen. „Was denn sonst?“ Er hob den Zauberstab und deutete auf die Vase. „Ich mach die Verwandlung, du den Spiegel.“ Einen Augenblick später sprach er auch schon den Verwandlungszauber. ~*~*~*~ Harry zauberte keine Sekunde später den Spiegelzauber für lebendige Wesen, legte soviel Kraft rein, wie er konnte. Es war fast so, als würde die Vase explodieren und die Scherben davonfliegen. Kleine, grünlich schimmernde Vögel, wie Bienen so groß, glitzernd, schillernd, im Licht der Morgensonne wahrlich verwirrend. Harrys Augen leuchteten. Sah das schön aus. Aber… in seinem Kopf bahnte sich schon die nächste Idee an… „Blaise, meinst du, wir kriegen auch dreißig hin?“ Es war eine Überlegung wert, allerdings… dann müssten sie beide den Spiegelzauber wirken… Wie bei der Potenzialmagie… Ob das möglich war? ~*~*~*~ „Wir können es versuchen... Aber erst sollten wir die Vögel einfangen.“ Blaise nickte ihm zu. „Eine Idee, wie?“ Mittlerweile vermischten sich ihre Kolibris nämlich mit denen von drei anderen Paaren, die auch einen ersten Erfolg gehabt hatten. ~*~*~*~ Harry lachte. „Durchschaut. Ablenkungen… du weißt schon. Wenn wir insgesamt hundert von den Viechern hinkriegen und das jeder von uns… dann wäre die ganze Halle voll davon. Was meinst du, was das für ein Durcheinander geben wird… Und wenn es dann nicht Kolibris sondern Fledermäuse oder fliegende Schildkröten wären…“ Er suchte sich einen der grünen Vögel in der Luft und schoss einen Zauber auf ihn ab. Was ein Glück, dass er Übung darin hatte, kleine Dinge zu fangen… ~*~*~*~ Blaise nickte. „Man weiß nie, wofür man Kolibris mal gebrauchen kann.“ Harry hatte wahrscheinlich Recht - als Ablenkungsmanöver konnten sie sie sicher gebrauchen. Da kamen ihnen eher ungewöhnliche Ideen sicher recht. Er selbst schnappte sich einen weiteren Vogel mit einem Fangzauber. Es dauerte zehn Minuten, dann hatten sie wieder alle zusammen und in eine Vase zurückverwandelt. „Also... Nächster Versuch...“ ~*~*~*~ Harry nickte. „Diesmal zusammen, okay?“ Er überließ es wieder Blaise den Verwandlungsspruch zu zaubern, wartete genau eine Sekunde, bevor er seinen Zauber hinterherschickte. Genug Zeit, damit Blaise genug Atem holen konnte, um den gleichen Zauber hinterherzuschicken. Es war unglaublich, welche Auswirkungen das hatte. Er wollte gar nicht wissen, was passieren würde, sollte er diesen Zauber mal mit Draco sprechen… Wahrscheinlich würde die Welt an Kolibris ersticken… „Das ist hübsch.“, meinte er schließlich. „Für eine Hochzeit wäre das genau das Richtige, nur dass man da wohl weiße Tauben nehmen sollte…“ Verträumt beobachtete er einen Vogel, der versuchte aus seiner Feder – Dracos Geschenk – Nektar zu saugen, der nicht da war. Er band ihn mit einem kleinen Zauber an den Ort, damit er sich nicht wie die anderen verflüchtigen konnte. Er seufzte schließlich. „Sag mal…“ Er blickte den schwarzhaarigen Slytherin nachdenklich an. „Blaise, willst du Draco nicht sagen, was du…“ Er verstummte kurz, begann dann von neuem. „Er hat mir erzählt, dass er dich gefragt hat, was los ist mit dir… dass du ihm nicht geantwortet hast. Er war traurig darüber… enttäuscht…“ Sein Blick richtete sich auf den Tisch. Was dachte er sich eigentlich dabei, ihn auch noch dazu zu ermutigen? Wollte er vielleicht, dass Draco das wusste? Eigentlich… schon. Denn er würde sich wohl kaum gegen ihn entscheiden, aber Blaise würde es dann besser gehen. ~*~*~*~ Der Zauber hatte wirklich wunderbar funktioniert. McGonagall war hin und weg. Es schien, als wenn ihr Training wirklich etwas brachte und ihre Fähigkeiten erweiterte. Kurz wanderte Blaises Blick zu Pansy und Draco hinüber, die immer noch bei zwei Kolibris festhingen, was nach Dracos Miene zu urteilen aber nicht Pansys Schuld war. Blaise starrte Harry einen Moment lang an und schlug dann die Augen nieder. „Das... halte ich für keine gute Idee. Ich... will ihn nicht verlieren. Es tut mir Leid, wenn er traurig ist, aber... Nein. Es geht einfach nicht.“ Irgendwie brachte er ein Lächeln zustande und wuschelte dem Gryffindor durch die Haare. „Ich denke nicht, dass er es verstehen würde. Er hat es die letzten Jahre nicht begriffen und er wird es auch von alleine wohl nicht tun.“ ~*~*~*~ „Eben.“ Harry versuchte halbherzig und ein wenig verzweifelt, seine Haare wieder in ihre Form zu bringen, was denen allerdings ziemlich gegen den Strich ging und es sich nicht gefallen ließen. Er ließ ihnen schließlich ihren Willen. „Er kriegt es niemals von alleine raus. Sonst… Mein Gott, selbst ich hab es bemerkt.“ Leider. Aber vielleicht war das auch normal, wenn man Angst hatte, dass man die einem wichtigste Person verlieren könnte. „Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich dann sitzen ließe… Er hat dich wirklich gern.“ Wieder verstummte er. „Aber es würde vielleicht nicht mehr als Geheimnis zwischen euch stehen…“ Wieder senkte er seinen Kopf. „Aber warum sag ich dir das…“ Ja, das war bekloppt… ~*~*~*~ Blaise lächelte weich. „Du bist wirklich süß, weißt du das?“ Er ergriff Harrys Hand und drückte sie sachte. Irgendwie wollte er jetzt eine gewisse Nähe. „Vielleicht hast du Recht. Vielleicht käme Draco damit wirklich klar... Und trotzdem... Mir ist das Risiko einfach zu hoch, okay? Ich... bin nicht bereit dazu.“ Er blickte in die grünen Augen und musste auf einmal wieder an Hermiones Vorschlag denken. Seine Ohren bekamen schlagartig eine leuchtendrote Farbe und wurden glühendheiß. Er hoffte nur, dass Harry das nicht bemerkte und seine Haare das Rot gut versteckten. ~*~*~*~ Warm. Blaises Hände waren warm. Und wie… Warum? Es war ein absolut kalter Tag. „Ist okay.“, sagte Harry. Blieb ja Blaise überlassen, ob er es sagte oder nicht. „Irgendwann bist du eh fällig.“, meinte er. „Aber keine Sorge, ich sage es ihm nicht. Eher kommt er doch selbst drauf oder du kannst nicht mehr…“ Dann verengten sich seine Augen. „Aber, Blaise, ich bin nicht süß. Merk dir das!“ ~*~*~*~ Blaise nickte Harry dankbar zu. Es war gut, dass er ihn nicht verraten würde. Genauso wenig wie Hermione oder Pansy, denn die ahnte sicher auch langsam, was Sache war. Aus ihrer kleinen Runde war es wohl wirklich nur Draco, der nichts ahnte. Selbst Ron schien ja langsam etwas zu ahnen... „Doch, bist du.“ Der Slytherin grinste. „Und daran kannst du gar nichts ändern, weil das eine persönliche Einschätzung ist und du mir meine Meinung nicht nehmen kannst.“ Noch immer grinsend streckte er dem Gryffindor die Zunge raus. ~*~*~*~ Harry blickte ihn finster an. „Pha.“, murrte er, dann machte er sich daran, die Vögelchen wieder einzufangen, um die Vase wiederherzustellen. McGonagall schaute schon so komisch und er wollte nichts provozieren. Snape wurde ebenfalls überstanden – der schwarzhaarige Mann war seltsam abwesend an diesem Tag –, dann war Mittagspause und Harry verabschiedete sich kurz, um mit Tonks zu besprechen, dass Dracos Training abgesagt werden sollte. Sie wirkte etwas irritiert, aber als er ihr den Grund erklärte, war sie wieder vollkommen begeistert. „Dann schick doch Blaise mit her. Draco mag ihn doch auch, oder?“ Harry hatte das unbestimmte Gefühl, dass das nicht das war, was Draco hatte erreichen wollen, aber immerhin war es seine Strafarbeit und diese hatte er auch auszuführen… Eine halbe Stunde später kam er bei den Freunden in ihrem leeren Klassenraum an, der seltsam verwüstet war – anscheinend hatte Peeves mal wieder gewütet. Sie warteten mit dem Essen auf ihn. ~*~*~*~ Kaum war Harry angekommen und sie hatten es sich gemütlich gemacht, da landete ein großer, Draco nur allzu bekannter Uhu auf dem Fensterbrett und verlangte nachdrücklich Einlass. Der Blonde presste die Lippen zusammen und stand auf, um den Vogel einzulassen. „Du musst das nicht tun...“, sagte Pansy leise, doch Draco schüttelte nur den Kopf. „Bringt ja nichts, es aufzuschieben, oder?“, gab er zurück und öffnete das Fenster. Mit einem äußerst hochmütigen Gesichtsausdruck ließ der Uhu den Brief in seine Hände fallen und startete direkt wieder durch. Draco brach das Siegel und ließ den Umschlag achtlos zu Boden fallen, nachdem er einen Bogen Papier und zwei Fotos daraus entnommen hatte. Kurz spürte er ein leichtes Kribbeln an seinen Fingerspitzen, das ihm verriet, dass dieser Brief magisch gesichert war und seinen Inhalt nur ihm preisgeben würde. Zuerst betrachtete er die Bilder. Sie waren definitiv von dem gestrigen Spiel. Er in der Fanmontur der Gryffindors und dann er in dem Gewusel aus begeisterten Gryffindors, Harry im Arm und aus vollem Hals lachend und sich mit Harry freuend. Er ahnte, worum es ging. Und genau diese Ahnung erfüllte ihm dieser Brief, wenn auch in einer anderen Richtung, als er erwartet hatte. ‚Draco, dein Verhalten ist einem Malfoy absolut unwürdig. Du hast die Grenzen jeglicher Tarnung längst überschritten. Mir scheint es nicht nur so, als wenn du wirklich Potters Betthäschen geworden bist, mittlerweile weiß ich es. Du hast die Familie entehrt. Du bist hiermit sofort enterbt und aus der Familie verstoßen. Dein Eintritt in die Reihen des Dunklen Lords ist ab sofort vollkommen unmöglich. Er ist von deinem Verhalten genauso angewidert wie ich. Du bist ein erbärmliches Wesen, das die Bezeichnung und die Herkunft eines Malfoy nicht verdient hat. Deine Widernatürlichkeit ist ekelerregend. Ich finde es zutiefst erschreckend, dass solch ein Geschöpf von meinem Fleisch und Blut ist. Wenn wir uns noch einmal begegnen sollten, dann wirst du von meiner Hand erfahren, was es bedeutet, ein derart lebensunwürdiges Geschöpf zu sein. Lucius Malfoy’ Dracos Gesicht war mit jeder Zeile blasser und der Ausdruck in seinen Augen immer wütender und hasserfüllter geworden. Er zerknüllte das Papier und warf es zornig gegen eines der geschlossenen Fenster. Am liebsten hätte er jetzt irgendetwas in die Luft gejagt. Aber das ging wohl kaum. „Ich hasse ihn! ICH HASSE IHN!“ ~*~*~*~ Harry hatte seinem Freund die Minuten, die dieser zum Lesen brauchte, schweigend zugesehen, hatte mitverfolgt, wie seine Miene kälter, ausdrucksloser und auch hasserfüllter geworden war. Und es interessierte ihn, was in dem Brief stand. Besonders als Draco ihn zerknüllte und mit Elan gegen das Fenster feuerte. Er stand auf und kam dann zu ihm. „Alles klar?“, fragte er leise, besorgt. Irgendwie erwachte wieder der Wunsch in ihm, Malfoy Senior abzumurksen… ~*~*~*~ Draco blickte Harry einen Augenblick lang mit funkelnden Augen an und fuhr sich dann durch die Haare. „Wir sind aufgeflogen und er hat mich enterbt und aus der Familie verstoßen.“ Sein Blick wanderte kurz ins Leere, um darauf dann nur umso wütender zurückzukehren. „Natürlich nicht, ohne eine Wagenladung Beleidigungen loszuwerden.“ Blaise war aufgestanden und hatte das zerknüllte Blatt Papier aufgehoben. Genauso war er mit den Fotos verfahren, die Draco hatte fallen lassen. Er pfiff durch die Zähne, als er diese sah. „Mir scheint, er hat einen Informanten irgendwo in Slytherin... Anders kann ich mir nicht vorstellen, dass er an die Bilder gekommen ist. Und... hattest du nicht gesagt, dass er erschreckend viel über das weiß, was du tust? Er... muss einen Spitzel haben.“ ~*~*~*~ Harry starrte Blaise an, dann Draco, dann begann er zu lächeln. „Hey. Du hast den Ring doch längst weggegeben.“, sagte er. „Und wegen der Beleidigungen… Hat es dich früher gestört, wenn ich dich beleidigt habe? Oder Ron? Er ist es nicht wert, dass du seine Worte überhaupt beachtest.“ Er hob seine Hand und strich ihm über die Wange. Seine Lippen bewegten sich, doch es kam kaum ein Ton heraus, warum wusste er auch nicht. „Ich weiß, dass du toll bist. Er… er hat das nicht erkannt, weil er es nicht erkennen wollte.“ ~*~*~*~ „Harry... Ich weiß...“ Draco lächelte weich und er lehnte seine Stirn einen Augenblick lang gegen Harrys. Einen Moment später löste er sich jedoch schon wieder von ihm. „Aber von euch wäre niemals jemand auf die Idee gekommen, mich als... Moment.“ Er nahm Blaise den Bogen Papier ab und zitierte: „…erbärmliches Wesen, das die Bezeichnung und die Herkunft eines Malfoy nicht verdient hat, widernatürlich oder als lebensunwürdiges Geschöpf bezeichnet.“ Blaise wurde bei diesen Worten ebenso bleich wie Pansy, Hermione und Ron. Solche Bezeichnungen aus der Feder des eigenen Vaters zu lesen - ganz egal, wie man zu ihm stehen mochte -, das war verletzend. Wobei sie es auch aus der Feder jedes anderen gewesen wären. ~*~*~*~ Harrys Wangen waren ebenfalls weiß geworden, dann färbten sie sich rot. Zornesrot. „Dieser…“ Er biss die Zähne zusammen und der Rest des Satzes ging in einem unverständlichen Zischen unter. Seine Hände ballten sich so fest zusammen, dass die Fingernägel in sein Fleisch schnitten. Wie konnte es jemand wagen, seinen Freund so zu bezeichnen? Wie konnte es jemand wagen, auch nur so zu denken? Wie… Wieder kam nur ein Fauchen aus seinem Mund. „Was für ein Arsch.“ Ron hatte seine Sprache wieder gefunden. „Das… Mann, wo hat der diese Worte her?“ Hermione hob nur eine Augenbraue, ersparte sich allerdings einen Kommentar. Und Pansy und Blaise sahen betreten aus. Wobei Blaises Augen so dunkel waren, dass keiner mehr darin lesen konnte. Sie verbargen den Hass jedoch nicht, nur seine Gedanken. „Man sollte den Basilisken wiederbeleben, damit der ihn fertig machen kann!“, knurrte Harry irgendwann, als dieser erste Schock gegangen war. ~*~*~*~ Draco lehnte sich zurück gegen das Fenster und schloss halb die Augen. Irgendwie versuchte er sich zu beruhigen. Es war nicht einfach, aber er schaffte es, diese Wut zurückzubannen, Teil dieses Reservoirs in seinem Inneren werden zu lassen. Blaise trat zu Harry und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Beruhige dich...“, sagte er weich. „Ich weiß, dass du ihn am liebsten jetzt umbringen willst, aber das ist gerade auch keine Lösung... Blind drauf loszustürmen... Das würde ihnen doch nur entgegen kommen... Nein, wir müssen ruhig bleiben. Aber das kommt zu den Dingen, die uns anheizen werden, es ihnen zu zeigen und diesen Kampf zu gewinnen.“ Während Blaise sprach, hatte Draco wieder aufgesehen und seinen engsten Freund mit einem undeutbaren Ausdruck in den Augen gemustert. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, nickte dann entschlossen. Das Versprechen, das er Draco einst gegeben hatte, war hinfällig. Er konnte von sich sagen, dass wenn er durch Zufall die Gelegenheit kommen sah, Malfoy Senior in die Finger zu bekommen... Er würde ihm all das antun, was momentan in seinen Fingern und Eingeweiden brannte. Alles. Alles, was er verbrochen hatte, würde er hundertmal bereuen. Seine Augen funkelten dunkel wie Blaises, aber er versteckte es unter seinem Pony, als er lächelte. „Natürlich. Du hast vollkommen Recht.“ Es wurde Zeit, dass er die Wut, die in seinem Bauch seit dem Sommer loderte, wieder neu anfachte, sie nährte und stärker machte, damit sie ihm den Rücken stärkte, wenn er es brauchte. Und Lucius Malfoy war der erste Schritt dazu. Hermione gesellte sich zu den beiden Jungen. „Blaise, ich sage dir gleich… Du wirst nicht so ausrasten wie gegen Warrington oder Crabbe. Verstanden? Und das gilt genauso für dich Harry!“ Der schwarzhaarige Gryffindor lächelte nur. Woher sollte er wissen, wie er reagierte? Allen Worten zum Trotz konnte er in wirklichen Problemsituationen ja doch nicht so handeln, wie es angemessen wäre oder wie er wollte… ~*~*~*~ „Ich? Ausrasten?“ Blaise lächelte unschuldig. Draco hatte das Gespräch bisher nur schweigend verfolgt, doch jetzt drückte er sich von dem Fenster ab. „Ihr vergesst, dass ich keine Prinzessin bin, die irgendwelche Helden braucht, die sie retten! Ich kann das alleine!“ Seine grauen Augen funkelten die beiden Jungen zornig an. „Draco, du...“ Blaise versuchte, etwas einzuwenden, hatte aber keine Chance. „Nein. Gerade du solltest jetzt lieber nichts sagen, Blaise. Denn gerade du kannst es ja nicht lassen. Warrington, Crabbe - mein Vater als nächstes? Übung hast du ja schon.“ Dracos Stimme war kalt, beinahe so, wie sie es früher immer gewesen war. ~*~*~*~ Harry biss sich auf die Lippe, betrachtete die beiden, hielt sich aber schweigend heraus. Wenn Draco das glaubte… Es war ihm egal. Wäre es ihm, wenn er dem Kerl gegenüberstünde. Soviel Selbstkenntnis hatte er schon erworben. Und Blaise, nun ja… Hermione funkelte jetzt Draco an. „Du kannst das alleine? Und was bitteschön? Willst du ihn für seine Worte bestrafen? Wie, Draco? Wie? Willst du ihn töten? Foltern? Ihn ebenfalls beleidigen?“ Pansy sah ihre Freundin von der Seite an. Oh, oh, die war zum Fürchten, wenn sie so blickte. ~*~*~*~ Blaise hatte den Blick abgewandt, sah nun aber auf, als Hermione Draco so anging. Der Blonde blickte auch das Gryffindormädchen mit unverhohlener Wut an. „Vielleicht.“, entgegnete er kalt. „Und selbst wenn, kann es dir absolut egal sein!“ ~*~*~*~ „Oh, es ist mir aber nicht im Geringsten egal!“, fauchte sie ihn an. „Was glaubst du, wie ich mich fühle, wenn meine Freunde allesamt zu Mördern werden? Wobei Mörder wahrscheinlich noch nicht mal das Schlimmste sind!“ Sie schoss einen Blick zu Blaise, dann blitzte sie wieder Draco an. „Selbst wenn er dein Vater ist. Auch wenn er dir so schreckliche Dinge sagt. Auch wenn er Todesser ist. Was glaubst du, sagen die Hohen Geschworenen, wenn sie dich verurteilen müssen? ‚Oh, der junge Malfoy hat die Seiten gewechselt, da können wir ihn ja nicht verurteilen…’ Draco, dir muss klar sein, was das für Konsequenzen haben wird! Ich will nicht, dass du am Ende in Askaban einsitzt!“ Ihre Stimme wurde ein wenig sanfter. „Ich will das nicht erleben müssen, verstehst du das denn nicht?“ Harry wurde plötzlich kalt. Eisigkalt. Daran hatte er bisher nicht gedacht. Askaban. Dementoren… Aber am schlimmsten, was ihn wirklich vollkommen verschreckte, das war die Trennung, die das von Draco bedeuten würde. Askaban hatte ihm schon einmal einen Vertrauten genommen, noch einmal… und dann diesen, er würde das nicht überleben. Seine Wut war verraucht, Angst war an ihre Stelle getreten. ~*~*~*~ Der Ausdruck in Dracos Augen blieb hart. „Manche Dinge muss man eben in Kauf nehmen.“, erwiderte er kühl. „Glaubst du etwa, ich kann nicht so weit denken? Außerdem... wird es Krieg sein. Und ob diese Geschworenen dann noch existieren werden, ist äußerst fraglich.“ Er wandte sich ab und wollte gehen, doch Blaise hielt ihn am Arm fest. „Vergiss es. So gehst du nicht. Nicht mit dieser Wut im Bauch... Auf deinen Vater - und auf uns. Werd wieder klar im Kopf, Draco, bitte...“ Der Blonde blickte ihn nur eisig an. Es gab nichts weiter zu sagen. Und wenn er wütend sein wollte, dann durfte er es verdammt noch mal auch sein! ~*~*~*~ Harry schwieg, blickte Draco nur noch an. Die Kälte war jetzt massiv. Es war ihm also egal? Man musste manche Dinge in Kauf nehmen? Und natürlich würden die Geschworen noch existieren! Was dachte er denn? Und wenn nicht diese, dann andere! Es tat weh. Trennung, plötzlich massiv und real. Wenn Draco nach Askaban ging, was… brachte dann noch sein Versprechen? Was brachte es dann noch, dass er ihm versprochen hatte zu leben. Da war man tot. So gut wie… Eiskalt durchfuhr es ihn, dass auch er gerade noch bereit gewesen war, ein Versprechen zu brechen. Hass hatte ihn blind gemacht. Hermione hatte ihm die Augen geöffnet. Und Draco? War er wirklich noch immer so blind, dass er nicht sah? Wieder ballten sich seine Hände zu Fäusten, die Fingernägel drückten sich in die kleinen, mondförmigen Wunden, doch er spürte es nicht, blickte nur zu Boden. Blaise hatte Recht, aber er hatte nicht die Kraft, ihn zu unterstützen. Am liebsten wollte er gehen. Und dann wieder… Er blickte auf, direkt zu Draco, seine Augen unergründlich und den Schmerz verbergend. Es war seine Maske aus Lächeln - nur das Lächeln fehlte. ~*~*~*~ Dracos Blick wanderte zu Harry, blieb an ihm hängen. Sein Gesicht wirkte so undurchdringlich... War es das? Oder verbarg er, was in ihm geschah? War er... Blaise gab ihm eine Kopfnuss. „Hey!“ „Die hast du dir verdammt noch mal verdient! Weil du gerade vollkommen blind wirst und nicht mehr klar denkst! Denk verdammt noch mal an die Konsequenzen, die dein Tun haben kann! Krieg oder nicht - du könntest Harry nie wieder sehen! Ist es das, was du willst?“, fauchte Blaise los. Das war doch wirklich nicht mehr anzusehen. Draco blickte ihn an. Der Stahl in seinen Augen brach und hinterließ Betroffenheit. Er sah wieder zu Harry, diesmal eindeutig Zerknirschung in dem Grau. „Nein...“, flüsterte er heiser. „Natürlich nicht.“ „Dann denk verdammt noch mal das nächste Mal nach, ehe du solch einen elenden Blödsinn von dir gibst!“ ~*~*~*~ Blaises Worte hätten fast den Damm in Harry zum Brechen gebracht, als Draco einsichtig wurde. Beinahe hätte er zu weinen begonnen, eigentlich hielt ihn nichts davon ab. Und dennoch. Er blickte zu Boden, blinzelte. Am liebsten hätte er Blaise umarmt und sich bedankt. Und Draco… Er sah wieder auf, ein wenig schüchtern… Warum hatte er diese Worte eigentlich nicht selbst sagen können? Was hatte ihn zurückgehalten? Warum… hatte es Blaise bedurft, um Draco die Augen zu öffnen? Er… er hatte sich nur wieder zurückgezogen. ~*~*~*~ Draco schlug die Augen nieder und nickte schwach. Blaise seufzte erleichtert und auch Hermione, Pansy und Ron war ihre Erleichterung anzusehen. „Du bist manchmal vielleicht ein Idiot...“, murmelte der schwarzhaarige Slytherin und schob Draco nachdrücklich zu Harry hinüber. Der Blonde zögerte einen Augenblick und nahm seinen Freund dann beinahe schüchtern in die Arme. „Entschuldige...“, murmelte er leise. Blaise lächelte und lehnte sich gegen Hermione. „Ich schätze, ich habe doch eine masochistische Ader.“, raunte er ihr kaum hörbar ins Ohr. Das hatte er wohl wirklich... ~*~*~*~ Hermione klopfte Blaise mitleidig auf den Rücken. „In diesem Fall bin ich dir dafür sogar dankbar.“, gab sie zurück. Ron, der das alles schweigend beobachtet hatte, konnte seine Augen nicht von Hermione und Blaise nehmen, die da standen wie alte Vertraute. Was hatte das zu bedeuten? War… war das normal? Seit wann waren die so… locker miteinander? Harrys Hände legten sich nur zaghaft um Draco, doch dann lehnte er sich gegen ihn, versteckte sein Gesicht an seiner Halsbeuge. „Wir sind wohl beide Idioten… Habe ich einen Schreck bekommen…“ ~*~*~*~ Draco lächelte und drückte Harry eng an sich. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er fand einfach keine Worte. Und so strich er seinem Freund einfach nur zärtlich über den Rücken. Blaise seufzte erneut, legte den Arm um Hermiones Schultern und lehnte die Stirn gegen ihren lockigen Haarschopf. „Ich mir auch irgendwie... Allerdings... tut es dennoch weh. Auch wenn ich den beiden alles Glück der Welt wünsche...“ Er schwieg und setzte dann hinzu: „Ich bin verdreht, nicht wahr?“ ~*~*~*~ „Bist du tatsächlich.“, lächelte sie, dann drückte sie ihn an sich. Pansy blinzelte irritiert. Das hatte sie schon gehabt. Und damals… Sie blickte zu den kuschelnden Jungen, dann zu Ron. Und sie schrak förmlich zusammen, als sie dessen finsteren Blick sah. Ups, da ging grad was nach hinten los. Gar nicht gut. Sie machte einen schnellen Schritt zu Ron. „Das ist nicht, wonach es aussieht.“, sagte sie leise und sein Blick fuhr zu ihr herum. „Ach nein?“ Wieso klang er denn so eisig? Wenn sie es doch sagte. „Nein. Blaise hat es bloß grade nicht so einfach… glaub ich.“ Er zwang sich zu einem Lächeln. „Erst macht er sich an Draco ran, dann an Mione. Das ist…“ „Bist du bescheuert?“, fuhr Pansy auf und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich. „Du bist paranoid! So wie die da auch!“ Sie machte eine unbestimmte Geste. „Was ist denn nur los grade in dieser Gruppe? Seid ihr alle verrückt geworden? Wollen wir uns vielleicht mal in einen Kreis setzen, sodass jeder sagen kann, was ihn stört oder beschäftigt? Ich halte das bald nicht mehr aus, dass hier jeder verbirgt, was für Probleme er hat. Waren wir über solcherlei Kinderkacke nicht schon mal hinaus?“ Ron blickte sie stoisch an, was sie die Hände in die Luft werfen ließ. „Ich kann es nicht glauben!“ Seufzend wandte sie sich ab, blickte in vier Paar fragender Augen. Einen Moment wollte sie kurz inne halten, ihnen sagen, was sie meinte, doch sie machte nur eine wegwerfende Handbewegung. „Ist doch wahr!“ Und sie verschränkte die Arme vor der Brust. ~*~*~*~ „Sorry...“, murmelte Blaise leise und ließ Hermione los. Es war wirklich nicht in seinem Sinne, dass hier irgendetwas eskalierte. Und vor allem nicht, dass seine Person ein Diskussionspunkt wurde. Draco blickte auf und hatte das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben. Okay, Ron war eindeutig sauer, Pansy offenbar auch und Blaise guckte so betreten, als wenn er gerade ein Fettnäpfchen in vollem Lauf erwischt hatte und darin untergegangen war. ~*~*~*~ Harry runzelte ebenfalls die Stirn. Er fühlte sich auch ein wenig überfahren, aber im Gegensatz zu Draco begriff er recht schnell. Allein Blaises Blick und Hermiones Unsicherheit reichten. Dazu Rons böser Blick… Ein neues Eifersuchtsdrama… „Ich fürchte, es wird immer und immer komplizierter…“, murmelte er. Schon wieder Streit. Und das offenbar immer noch wegen dieser ungesagten Zuneigungen… Hermione schien über Blaise jedenfalls auch Bescheid zu wissen. Und Ron… blickte nichts. Wie immer. Vielleicht sollte man es ihm erklären, allerdings würde er sich daraufhin wahrscheinlich noch mehr aufregen… Ob die Gruppe vielleicht zerfiel, bevor sie ihr Ziel erreichen konnten? „Vielleicht hat Pansy Recht… Vielleicht sollten wir wirklich reden…“ Er blickte Ron an, der nur die Augen verdrehte. „Was soll denn das bringen?“ „Einigkeit?“, zischte Pansy. „Solange hier jeder dem anderen etwas vorwirft, was der gar nicht so meint, ist es kaum zu ertragen!“ Hermione nickte. „Ich glaube, sie hat wirklich Recht.“ Gleich zwei Blicke trafen Blaise. Harrys fragender, Hermiones auffordernder. Und Ron sah plötzlich nur noch verwirrt aus. ~*~*~*~ „Hey... Was seht ihr mich jetzt so an?“ Blaise trat protestierend zurück. „Zwischen mir und Mione läuft nichts und das wird es auch nie. Zufrieden?“ Er stemmte die Hände in die Hüften. „Also kein Grund, eifersüchtig zu sein, Ron.“ Draco beobachtete das Geschehen fasziniert. Diese resolute Pansy mochte er wirklich. Sie hatte alles im Griff und entpuppte sich immer mehr als das Bindeglied ihrer Gruppe. Allerdings... was da zwischen Blaise und Hermione lief, das war ihm ein Rätsel. Blaise sagte zwar, dass da nichts war, aber trotzdem... Sie waren so vertraut. Ein leiser Stich Eifersucht machte sich bemerkbar. Mit ihr sprach Blaise offenbar über das, was er ihm verschwieg. ~*~*~*~ Ron nickte verdattert, als Hermione zu lachen begann. Es war ganz und gar nicht das, was sie gerade hatte erreichen wollen, aber dieser Satz… Er hätte endlich mal seine Gefühle für Draco beichten können, aber stattdessen... Harry begann ebenfalls zu kichern, allerdings eher wegen Rons Überfahrenheit und der blassen Röte auf seinen Wangen. Er lehnte sich zu Draco. „Begriffen?“, fragte er grinsend. ~*~*~*~ Draco nickte. „Das ja. Aber nicht, warum er...“ Er brach ab. Nein, das sollte besser unausgesprochen bleiben. Es war besser so... Viel besser. Er schmiegte die Wange gegen Harrys Haarschopf und schloss die Augen. Irgendwie verbannte er dieses eifersüchtige Etwas in sich in einen kleinen Käfig, sperrte es weg. Vielleicht würde das ja so funktionieren. ~*~*~*~ Harry legte einen Arm um seine Schultern und fuhr in seine Haare, kraulte ihn sachte. Doch Pansy war längst nicht zufrieden. „Ron, hast du auch noch was dazu zu sagen?“ Der Rotschopf schüttelte noch immer vollkommen unfähig den Kopf. Blaise hatte nichts mit Hermione, irgendwie… glaubte er ihm das. Ohne noch einmal nachzuhaken. Aber was hatte dann ihr Lachen zu bedeuten? Und was sollte dieses Grinsen auf Harrys Lippen? Warum sah Draco so vollkommen verkrampft aus und… „Ihr verarscht mich.“, sagte er misstrauisch. Pansy blinkte. „Was?“ „Na, ihr habt euch gegen mich verschworen! Das… das ist doch…“ „Nein!“ Pansy zog das Wort verzweifelt in die Länge. „Es ist vollkommen ernst gemeint. Warum begreift denn keiner, dass ich einfach nur Frieden will?“ Rons Gesichtsausdruck wurde daraufhin nur noch verwirrter und Harrys Kichern setzte wieder ein. „Aber…“ „Es geht nur darum, dass wir diese Unstimmigkeiten aus der Welt schaffen, ja?“ Er nickte beklommen, noch immer leicht unsicher. „So, Hermione, du bist die nächste. Irgendwas, das dich stört, das dir Sorgen bereitet, dich beschäftigt?“ Das braun gelockte Mädchen überlegte kurz. Klar, da gäbe es was, aber das würde sie nicht sagen, weil sie es versprochen hatte. Das mit Ron… nun ja, das gehörte nicht hierher. Sie grinste. „Nicht wirklich.“ Pansy seufzte. Verdammt. Sie auch noch. Warum konnte sie Ron nicht einfach sagen, was sie fühlte? Dann wäre er zufrieden, sie zufrieden… „Harry?“ „Ja, aber ich habe versprochen, dass ich nichts sage.“ Sie knurrte unwillig. „Draco?“ ~*~*~*~ Der Blonde warf Harry einen kurzen Blick zu. Super, noch jemand, der Geheimnisse hatte. „Abgesehen von dem kleinen Punkt, dass Blaise offenbar nicht genug Vertrauen hat, um mit mir über das zu reden, was ihn beschäftigt und stattdessen zu jemand anderem geht... Nein, nichts weiter.“ Draco verschränkte die Arme vor der Brust und sah, wie Blaise blass wurde. Das war nun wirklich nicht, was Blaise gewollt hatte. Absolut nicht... Draco zu verletzen... Mist. Er biss sich auf die Unterlippe, sagte aber nichts dazu. ~*~*~*~ Pansy seufzte erleichtert auf. Darauf hatte sie gewartet. Sie hatte ja schon gemerkt, dass zwischen den beiden Freunden eine komische Stimmung herrschte. Allerdings… wenn sich ihre Vermutung bewahrheitete… „Blaise… hast du dazu was zu sagen?“, fragte sie vorsichtig. Harrys Hand stellte ihre Streicheleinheiten ein. Abwartend blickte auch er zu dem Slytherin. ~*~*~*~ „Pansy, bitte...“ Blaise legte den Kopf schief und bedachte sie mit einem Dackelblick. So langsam spitzte sich hier die Lage zu... Und das Dumme war, dass sein Geduldsfaden langsam zu reißen begann und er durchaus den Punkt erreichen konnte, dass ihm die Konsequenzen eines solchen Geständnisses egal wurden. Er blickte zu Draco hinüber, der ihn fragend und eindeutig bittend ansah. Es tat weh, ihn so zu sehen. Verdammt weh. Schon allein deswegen, damit er keine Zweifel hatte, damit er sich nicht ausgesperrt fühlte... Allein deswegen war er ja schon versucht, alles zu sagen. Allein... deswegen. ~*~*~*~ Pansy seufzte und senkte traurig den Kopf. „Ich versteh schon. Es ist nicht so leicht, sich freizulassen.“ Sie wusste es, hatte erst bei Hermione Offenheit gelernt, aber es war wirklich traurig, dass ihre Gruppe nicht ganz offen untereinander umgehen konnte. „Ist… ist schon…“ „Ist gar nicht gut.“, fiel ihr Hermione ins Wort. „So wie ich das sehe, sollten wir das wirklich klären.“ Ein Zauber machte die Tür schalldicht. „Jeder hier weiß, worum es geht, selbst Ron…“ „Was weiß ich?“ Sie ignorierte ihn augenrollend. „Keiner kann mehr lauschen und keiner kann mehr rein. Wenn du trotzdem nicht sagen willst, was dir auf dem Herzen liegt…“ Sie blickte ihn fast flehentlich an. „Blaise, bitte, es zerfrisst dich.“ Harry biss sich auf die Lippe. In seinem Bauch kreisten Schmetterlinge, er war aufgeregt und in ihm stritt etwas, ob er das Ganze unterbinden oder fördern sollte. Aber Hermione hatte so Recht. Und Draco… Draco würde es mit Sicherheit verstehen… Mit Sicherheit… oder? Und wenn er es verstand und die Gefühle… Nein, daran wollte er noch nicht einmal denken… Und dann… was, wenn er es verstand und Blaise dann auf Distanz begegnete? Plötzlich war er sich nicht mehr so sicher, ob es wirklich eine so gute Idee war. Aber er glaubte trotzdem, dass es gut werden würde, aber er konnte sich doch auch irren, nicht wahr? Ganz vorsichtig zog er Draco näher an sich, dann ließ er ihn los, nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee war, weil er durchaus durchdrehen konnte, aber er hatte das Gefühl, dass Blaise das gebrauchen konnte… Langsam ging er zu ihm, blickte ihm in die Augen, lächelte dann sachte und nickte ihm zu, bevor er sich neben ihn stellte und seine Hand nahm. „Lass es raus.“ ~*~*~*~ Draco presste die Lippen zusammen. Toll. So langsam hatte er das Gefühl, dass alle eine Ahnung hatten, worum es hier eigentlich ging, nur er nicht. Und das war verdammt frustrierend. Aber... er wollte auch nicht, dass Blaise sich zu etwas gezwungen sah. Er wollte sein Vertrauen. Voll und ganz und das freiwillig. Nicht durch Zwang. Blaise lächelte Harry zu und machte dann seine Hand frei. Langsam trat er einige Schritte auf Draco zu. Vielleicht... war es jetzt der beste Zeitpunkt, das zu tun. Vielleicht. Es würde wohl nie den richtigen Zeitpunkt geben. Weder den noch eine gute Gelegenheit. „Draco...“ „Blaise, du musst das nicht tun, wenn du nicht willst. Du...“ Draco wollte noch etwas sagen, doch Blaise brachte ihn mit einer simplen Handbewegung zum Schweigen. „Nein... Vielleicht ist das jetzt so ein guter Moment wie jeder andere auch.“ Der schwarzhaarige Slytherin lächelte wehmütig. „Draco, ich...“ Er beugte sich vor, hauchte dem Blonden einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, den dieser vollkommen erstarrt geschehen ließ. „Ich liebe dich.“ Dracos Augen weiteten sich. Er wollte etwas sagen, aber er konnte nicht. Das war... Das war das letzte auf der Welt gewesen, womit er gerechnet hatte! Das... Blaises Lächeln wurde traurig. Er drehte sich um, begann zu rennen und war innerhalb eines Sekundenbruchteils aus dem Klassenraum verschwunden. Der Bann über der Tür hatte er beiläufig mit einem einzigen Wink seines Zauberstabs gelöst. Er hatte es nicht gewagt irgendwen von den anderen anzusehen. Draco stand noch immer starr, die grauen Augen blicklos, als er langsam die Hand hob und damit seine Lippen berührte. War er so blind gewesen, dass er nicht begriffen hatte, was in Blaise vorging? War er wirklich so blind gewesen? ~*~*~*~ Harry lächelte traurig, wehmütig. Ihm war zum Heulen. Und gleichzeitig war er glücklich, dass diese Last nicht mehr auf Blaise lag. Allerdings… Blaise hatte nicht unbedingt glücklich gewirkt. Vielleicht hatten sie ihn zu sehr gedrängt. Und trotzdem… er könnte sich beißen und selbst in den Arsch treten, dass er ihn auch noch ermutigen musste. Irgendwie war grade vollkommenes Chaos in ihm, alles war aufgewühlt, aber wie musste es da erst Draco gehen? Blaise? Er spürte, wie ihm eine Träne über die Wange lief und musste widerwillig darüber lachen. Was war hier eigentlich los? Was war mit ihm los? Warum lief das alles so kompliziert bescheuert ab? Das war doch… Er bemerkte Rons entgeisterten Blick nicht, die ungläubigen, unverständigen Augen. Er bekam Pansys mitleidigen Blick nicht mit; Hermiones sanfte Geste ging an ihm vorbei. Die Worte Blaises klangen in seinen Ohren, die simple Geste des Kusses, Dracos Begreifen… Er hätte sich nie träumen lassen, dass es ihm soviel ausmachen würde, dass das geschah, nachdem er seine Eifersucht begraben geglaubt hatte. Er wollte auch fliehen, wollte fliegen, doch irgendwie konnte er sich nicht einmal bewegen. Er sah nur Draco, der noch immer wie erstarrt seine Lippen befühlte. Merlin, er wurde verrückt, oder? Das musste es sein… ~*~*~*~ Draco hatte das Gefühl, als wenn ihm schwarz vor Augen wurde. Er tat zwei Schritte zurück, landete wieder am Fenster und fand sein Gleichgewicht wieder. Langsam ließ er die Hand sinken. Wie war es möglich, dass er es nicht begriffen hatte? Wie... Kein Wunder, dass Blaise nicht darüber hatte reden wollen. Kein Wunder... An seiner Stelle hätte er es doch nicht anders gemacht! Es war so verständlich. So verdammt verständlich... „Draco?“ Pansy brach die Stille und ging langsam zu dem Blonden hinüber. „Alles... klar?“ Die grauen Augen irrten an ihr vorbei, ehe sie sie fixierten. Dann nickte er. „Ja...“ Er zwang sich zu einem Lächeln. „Ich denke... schon.“ Er würde nur dringend darüber nachdenken müssen, wie das jetzt weitergehen sollte. Er wollte Blaise nicht verlieren. Er war sein bester Freund! Und doch... würde er keine Ahnung haben, wie er sich jetzt verhalten sollte... Vielleicht sollte er Blaise nachlaufen. Mit ihm reden. Aber... was sollte er sagen? Was denn? ~*~*~*~ Harry wischte sich über die Augen. Er sollte jetzt stark sein, tapfer. Oder was auch immer. Nur sollte er jetzt für Draco da sein. Ganz dringend. Der Junge sah aus, als wolle er sich gleich vor ein Auto werfen… oder auch nicht, weil ihm das mit Sicherheit zu lächerlich gewesen wäre… Er trat auf ihn zu, begann zu lächeln. „Geh ihm nach.“, sagte er, leise, freundlich, verständnisvoll. „Genau davor hatte er Angst, dass du es ihm übel nehmen würdest.“ ~*~*~*~ Draco blickte Harry an und nickte dann zögerlich. „Wahrscheinlich... hast du Recht.“ Er gab dem Gryffindor einen zarten Kuss und wandte sich dann ab. Er hatte so eine Ahnung, wo er Blaise finden würde... Während er durch das Schloss lief und bemerkte, wie die anderen Schüler sich langsam auf den Weg in ihren Nachmittagsunterricht machten, überlegte er fieberhaft, was er sagen sollte. Er hatte noch immer keine Ahnung, als er vor der Tür zu dem Raum angelangt war, wo sie das letzte Mal die schwarzmagischen Sprüche trainiert hatten. Leise öffnete er die Tür und sah Blaise, der genau gegenüber an der Wand kauerte, das Gesicht auf die Knie gelegt. Langsam sah der Schwarzhaarige auf, als er eintrat. „Hey...“, sagte Draco leise und kam zu ihm hinüber. Zögernd ließ er sich neben ihm nieder. „Hey...“, antwortete Blaise und lächelte schief. Seine dunklen Augen glänzten verräterisch, doch sein Gesicht zeigte keine Tränenspuren. Noch nicht zumindest. „Ich... ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, was ich sagen soll...“, begann der Blonde. „Ist okay.“ Blaise winkte ab. „Ich wusste, dass es so sein würde... Und... solange du mir sagst, dass du mich jetzt nicht hasst und dass wir weiter Freunde sein werden... Das würde ich mir wünschen, Draco. Wirklich...“ „Blaise...“ Draco umarmte ihn und zog ihn eng an sich. „Wie könnte ich dich denn jemals hassen? Wie denn? Du bist mein bester Freund...“ Der andere lehnte das Gesicht an seine Schulter, krallte die Hände in den dunklen Umhang und konnte die Tränen jetzt wirklich nicht mehr zurückhalten. „Es tut mir Leid...“, wimmerte er. „Es tut mir Leid...“ „Das muss es nicht... Blaise, das muss es wirklich nicht. Mir tut es Leid, dass ich es nicht begriffen habe. Dass ich es nicht gesehen habe...“ ~*~*~*~ Vier Menschen blickten Draco nach, doch nachdem er gegangen war, konnte keiner ein Wort sagen. Ron war verstummt, weil er es nicht fassen konnte, was Harry gesagt und getan hatte, Pansy und Hermione schwiegen, weil sie nichts zu sagen wussten und keine Worte fanden, die Harry hätten aufmuntern können… Der Junge-der-lebt schien so weit fort mit seinen Gedanken. Irgendwann blickte Hermione auf ihr unangerührtes Mittagessen. Selbst ihr war der Appetit vergangen. Vollkommen. Pansy sah ähnlich aus. Außerdem… „Der Unterricht fängt an.“, sagte sie lahm, machte aber keine Anstalten, die Sachen zusammenzuräumen. Im Raum herrschte eine unglaublich bedrückte Stimmung. Harry lehnte sich bei ihren Worten seufzend an die Wand. „Ich verzichte für heute darauf.“, sagte er schwerfällig. „Ich glaube kaum, dass ich die Gruselfliege heute noch ertrage.“ Womöglich komme ich sonst noch auf den dämlichen Gedanken, ihr zu glauben… Ron nickte. „Ich glaube…“ Hermione ging sofort dazwischen. „Oh nein, Ron, du hast keinen Grund zu schwänzen! Du wirst hingehen! Genau wie ich und Pansy zu Arithmantik gehen werden!“ Das braunhaarige Slytherinmädchen blickte sie an, als wollte sie fragen, ob sie das wirklich tun sollte, aber sie widersprach nicht, nickte nur. „Harry, wenn wir…“ Er lächelte sie verschmitzt an. „Es gibt nichts, dass irgendjemand jetzt tun kann. Es ist alles in Ordnung. Mach dir keine Gedanken.“ Er stieß sich von der Wand ab, griff nach den Fotos, die jemand auf den Tisch gelegt hatte und betrachtete sie kurz. Draco in rot… Pansy wechselte einen Blick mit Hermione, dann einen mit Ron, der nur die Schultern zuckte, dann nickte sie. „Okay. Du hast das Gedankenbuch, wenn etwas nicht stimmt, okay?“ „Sowieso.“ Er nickte, dann verließ er sie, die Fotos verschwanden in seiner Tasche. Seine Füße führten ihn in den Raum der Wünsche, wo er unschlüssig stehen blieb. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Das Chaos in ihm war noch immer vorhanden, es ließ sich auch nicht vertreiben oder beseitigen. Warum hatte er nur vorher nicht erkannt, wie viel es ihm ausmachte, dass Draco davon wusste, dass es ausgesprochen worden war… Er hätte es verhindern können… Und damit einen guten Freund unendlich tief verletzt… Nein, da war es so doch hundertmal besser. Mit dem eigenen Schmerz, der eigenen Unsicherheit konnte er umgehen, mit der anderer nicht. Er griff sich seinen Besen. Er brauchte einen klaren Kopf, da war Quidditch immer noch das Beste. ~*~*~*~ Still saßen sie eine Weile so und Draco strich Blaise immer wieder beruhigend über den Rücken. Schließlich war es der Schwarzhaarige, der die Umarmung löste und Draco anlächelte. „Okay...“ Er schniefte und suchte ein Taschentuch heraus, mit dem er sich dann geräuschvoll die Nase putzte. „Ich schätze... Arithmantik können wir für heute vergessen...“ Er musste lachen, was reichlich skurril klang, da seine Nase noch immer zu saß. „Das schätze ich auch.“ Draco strich ihm sachte über die Haare. „Ist zwischen uns alles klar?“ „Ich denke... schon.“ Blaise lächelte wehmütig. „Solange... meine Gefühle... nicht zwischen uns stehen.“ „Nichts wird je zwischen uns stehen.“ Der Blonde stand auf und reichte Blaise die Hand, um ihn hochzuziehen. Ein kurzer Blick auf seine Taschenuhr bestätigte ihm, dass sie eh viel zu spät dran waren. Außerdem war Arithmantik fast vorbei. Wahrscheinlich war es besser, direkt in den Klassenraum zurückzukehren, den sie als ihren neuen Dauertreffpunkt auserkoren hatten. Nach und nach würden da die anderen schon eintrudeln. Rücken an Rücken setzten sie sich auf einen der Tische und warteten. Draco lehnte irgendwann den Kopf zurück auf Blaises Schulter und ließ zu, dass dieser ihm zart durch die Haare strich. Es war immer so gewesen... Sollte er sich jetzt anders verhalten? ~*~*~*~ Hermione und Pansy waren die ersten, die kamen. Sie waren regelrecht erleichtert, als sie die beiden Jungen so dasitzen sahen. Draco stieß Blaise nicht von sich. Ein guter Punkt, der die Gemeinschaft zusammenhalten würde. Oder? Harry war noch nicht da. Was würde er zu so einem Bild sagen? Ron war der nächste, der den Raum betrat. Er hatte Kuchen dabei, war, weil er Hunger gehabt hatte, in der Küche gewesen, wo sie ihm das Zeug aufgeschwatzt hatten. Nun, er war niemand, der sich gegen Süßigkeiten wehrte. Er warf den beiden Jungen nur einen Blick zu, dann bot er allen Kuchen an, der nach dem ausgelassenen Mittagessen gut angenommen wurde. Harry ließ auf sich warten, was nach einiger Zeit Beunruhigung zur Folge hatte. Hermione blickte immer wieder zur Tür, Ron hatte das längst aufgegeben. Er traktierte Draco und Blaise mit der für ihn typischen Art von Blicken. Und dann ging plötzlich die Tür auf und Harry stand darin. Er war leicht rot um die Nase, seine Haare vom Wind durchgepustet und auch sonst sah alles nach Sturm aus an ihm. Der Besen in seiner Hand sagte alles. „Sorry, dass ich zu spät bin.“, sagte er und kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich hab vollkommen die Zeit vergessen.“ Kurz blickte er zu Blaise und Draco, bevor er zu ihnen ging, Blaise durch die Haare wuschelte und sich dann zu Draco setzte. Ein bisschen musste er ja noch zeigen, dass er seiner war, oder? Müde lehnte er sich nach nur ein paar Sekunden gegen ihn und schloss die Augen. Was für ein Stresstag, aber immerhin fühlte er sich jetzt wieder klar im Kopf. Er würde abwarten. Vielleicht sagten ihm seine Gefühle ja, wohin sie sich richteten, ob er es bereuen musste. Jetzt war er zu müde dazu. ~*~*~*~ Draco lächelte weich und strich Harry sanft durch die Haare. Er spürte, wie sich Blaise in seinem Rücken bewegte und wandte leicht den Kopf. Aus dem Augenwinkel konnte er das erleichterte Lächeln auf Blaises Gesicht sehen. Nein, es sollte sich nichts ändern. Ganz definitiv nicht. Er wollte diese beiden Menschen, die ihm so unglaublich nahe standen, niemals missen müssen. Er wollte es am liebsten immer so haben: die Nähe von ihnen beiden... Er zog Harry mit einem Arm an sich, während er mit der anderen Hand nach Blaises Linker griff und diese sachte drückte. Sofort kam die Erwiderung. Schien doch, als wenn alles klar war... So konnte es bleiben. So. Genau so. Draco schloss entspannt die Augen. Pansy betrachtete das Bild mit zusammengekniffenen Augen. Schien ja, als wenn die Harmonie wieder zurückgekehrt war, auch wenn über Rons linkem Auge eine Ader zu puckern begann und dieser wohl nicht ganz angetan war von diesem Kuschelbild. Wahrscheinlich war das etwas zu hoch für ihn. Und außerdem schien er sich noch immer mit der Tatsache, dass sich Blaises Gefühle auf Draco richteten, anfreunden zu müssen. Schließlich bedeutete das doch eine potenzielle Bedrohung für die Beziehung seines engsten Freundes und die konnte er wiederum nicht dulden. Aber wenn Harry damit klar kam... dann konnte er ja kaum etwas dagegen sagen, oder? Ron stützte das Kinn in die Hände und futterte weiter Kuchen. Hermione saß neben ihm und wirkte recht zufrieden. Was hinter ihrer Stirn ablief, konnte Pansy nicht sagen. Manchmal, da war ihr das Gryffindormädchen doch ein Rätsel, auch wenn sie mittlerweile beste Freundinnen waren. „Also...“ Pansy stemmte die Hände in die Hüften und blickte in die Runde. „Wo wir nun offenbar alle Probleme gelöst haben, sollten wir weitertrainieren. Wir haben schließlich keine Zeit zu verlieren.“ ~*~*~*~ Sie begannen tatsächlich wieder mit dem Training, nachdem Hermione sie alle – ausnahmslos – zum Abendbrot in der Großen Halle verdonnert hatte. Ihr war aufgefallen, dass außer Ron alle recht lustlos aßen und Harry für Mme Pomfreys Maßstäbe wie immer viel zu wenig, aber sie hatte keine Lust sich darüber aufzuregen. War ja nicht so, dass sie es nicht nachvollziehen konnte. Am Abend trennten sie sich und Harry hatte das unwahrscheinliche Pech, Snape noch in die Arme zu laufen, der ihm klar machte, dass er ihn diesmal auch Dienstag erwartete. Seine Worte waren so kalt und eisig wie sonst, aber sein Blick hatte unmissverständlich Draco gegolten. Harry war es egal. Für diesen Tag hätte alles passieren können, er hätte nichts mehr damit zu tun haben wollen. Als sie den Raum der Wünsche erreicht hatten, öffnete Harry und ließ Draco ein. Er lächelte ihm zu, schloss die Tür wieder, um unerwünschte Mithörer auszuschließen. Sagen konnte er nichts. Obwohl er wollte. Er konnte keinen einzigen Ton hervorbringen, denn jegliche Fragen schienen ihm zu banal. Wie geht es dir? Bist du ihm böse? Natürlich nicht… Hast du mich jetzt noch lieb? Die dümmste Frage von allen, auch wenn sie in ihm brannte. Er wusste es, aber wollte es dennoch hören. Es kam ihm so albern vor… Im Endeffekt schwieg er, ging zu den Tränken, um sie zu kontrollieren, wie Draco es ihm beigebracht hatte. ~*~*~*~ Draco hatte Harry stumm zugesehen, wie sich dieser beinahe automatisch um die Tränke kümmerte, sie kontrollierte und dann einige Male umrührte. Leise trat der Slytherin an ihn heran und schlang ihm die Arme um die Taille. „Was denkst du?“, fragte er leise und bettete sein Kinn auf die Schulter des Gryffindors. „Was geht dir gerade durch den Kopf?“ ~*~*~*~ Einen Moment lauschte Harry, dann begann er leicht zu lächeln und lehnte sich in die Umarmung. Eine seiner Hände tastete nach Dracos Wange, fand sie und strich sachte darüber. „Ich bin froh, dass es nun ein offenes Geheimnis ist. Das macht es leichter…“, murmelte er. Auch wenn es nicht so war, irgendwo… war es doch so. Die Angst, Blaise könnte es Draco hinter seinem Rücken oder sonst wie sagen, war verschwunden. „Er hat so lange dazu gebraucht.“ ~*~*~*~ Draco schwieg. Hatte Blaise lange gebraucht? War es so? „Wenn er es nicht gesagt hätte... Ich hätte es einfach nicht bemerkt...“ Matt schloss der Blonde seine Augen. „Bin ich deswegen ein schlechter Freund? Weil ich nicht gesehen habe, was in ihm vorgeht?“ Es fühlte sich so an. Aber... was hätte es geändert, wenn er es begriffen hätte? Sie hätten eine vergleichbare Situation eher gehabt, sich eher damit arrangieren können... Das war es doch, oder? Sonst... hätte sich doch nichts geändert. Oder? ~*~*~*~ Harry zuckte mit den Schultern. Wenn er ehrlich war… Er würde sich selbst sicherlich wieder tagelang Vorwürfe machen, aber bei Draco… Der war so. Er war schon immer so gewesen, dass er das, was er nicht wirklich sehen wollte, auch nicht sah. Jeder wusste das, Blaise am allerbesten… „Nein.“, antwortete er verspätet. „Ich denke nicht. Er hat es gut versteckt.“ Obwohl es am Ende wirklich jeder gewusst hatte außer Draco. „Er hatte nie vorgehabt, es dir zu sagen.“ ~*~*~*~ Draco seufzte leise. „Hat er so wenig Vertrauen in mich?“ Das tat weh. Das tat wirklich weh... Ganz verdammt weh. Besaß Blaise so große Zweifel? Hatte er so große Angst, dass er ihn zurückstoßen könnte? Gab er so wenig auf ihre lange Freundschaft? Hatte er so wenig begriffen, was er ihm bedeutete? ~*~*~*~ Harry zuckte mit den Schultern. Im Grunde… ja. Das war der Eindruck gewesen, den er vermittelt hatte. Allerdings… „Was hättest du getan?“, fragte er leise, wunderte sich schon wieder, warum er Partei für Blaise ergriff, tat es dennoch ohne zu unterbrechen. „Was hättest du an seiner Stelle getan? Wenn dir aufgeht, dass du deinen besten Freund liebst, der bereits einen Freund hat?“ Er selbst… Er selbst hätte sich zurückgezogen und dafür gesorgt, dass es diesem Freund bestens ging, dass er glücklich war… Ob Blaise wohl deswegen nichts gesagt hatte? Wenn er es recht bedachte… Es hatte genügend Hinweise auf so eine Denkweise gegeben, oder? ~*~*~*~ „Ich weiß es nicht...“ Draco hob den Kopf und ließ Harry los. „Ich weiß es wirklich nicht... Es ist nur... so endlos frustrierend, dass er keinen Ton gesagt hat. Und jetzt... jetzt weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll. Am liebsten hätte ich, dass sich nichts ändert, aber das geht nicht. Es hat sich doch schon längst etwas verändert... Es wird nicht mehr wie vorher sein...“ Während er die Worte aussprach, begriff er, dass sie wahr waren. Wahr und unabänderlich. Seine Hoffnung, dass sich nichts ändern würde, zerplatzte wie eine Seifenblase. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Er hatte Recht. Es würde nicht mehr wie früher. Es würde sich ändern. Welche Richtung… würde sich zeigen, allerdings… „Bitte stoße ihn nicht zurück.“, sagte er leise. „Davor hatte er am meisten Angst. Und es würde ihn von allen abkapseln… Er… er hat nur noch…“ Wieder legte sich dieses wehmütige Lächeln auf sein Gesicht. „Er hat nur noch dich in diesem Teil der Welt. Seine Eltern zu erreichen ist für ihn im Moment unmöglich und wir… nun ja… Wenn du ihn wegstößt und gleichzeitig all seine anderen Freunde für dich beanspruchst, dann ist er ganz alleine…“ Oh Mann, er würde daran zerbrechen, wenn es ihm so ginge. Das wünschte er niemandem, schon gar nicht Blaise. ~*~*~*~ Draco lächelte Harry sachte zu. „Keine Sorge... Ich würde es gar nicht fertig bringen, Blaise von mir zu stoßen. Das... kann ich gar nicht. Er ist nach dir der wichtigste Mensch in meinem Leben. Wie könnte ich ihn verlieren wollen? Und doch...“ Er brach ab und blickte zu Boden, ehe er weitersprach. „...habe ich Angst, dass genau das geschehen wird. Dass er... irgendwann sagt, dass er nicht mehr mit mir befreundet sein kann... Oder...“ Jetzt brach er endgültig ab und trat ans Fenster. Er war unruhig. Innerlich vollkommen unruhig. Als wenn ein Ameisenstamm in sein Innersten eingezogen wäre. ~*~*~*~ Harry ließ den Kochlöffel, den er die ganze Zeit über gehalten hatte, los, ging zum Bett und setzte sich darauf. Eine ganze Weile betrachtete er seine ausgelatschten Turnschuhe. „Hast du Angst, dass er dir zu wichtig werden könnte?“, fragte er schließlich leise. „Dass… dass du die Gefühle erwidern könntest? Vielleicht, dass er dich dazu bringen könnte…?“ Wieder, wie schon am Mittag, wurden seine Finger kalt. Er hatte Angst vor der Antwort. ~*~*~*~ Draco schüttelte den Kopf. „Nein... Eher... Dass sich an meinen Gefühlen nichts ändert... Dass sie... bleiben, wie sie sind... Und er damit nicht klarkommt. Er wird immer da stehen, wo er jetzt ist. Nummer zwei. Nach dir.“ Der Blonde betrachtete Harry, wie er sich in dem Fenster spiegelte, dann lehnte er die Stirn gegen die Scheibe. Ihm war kalt. Innerlich kalt... ~*~*~*~ Draco ahnte wahrscheinlich gar nicht, wie sehr Harry diese Worte erleichterten, freuten, glücklich machten, wie sie in ihm etwas auslösten, was wohl nur mit der Bezeichnung Liebeswelle beschrieben werden konnte. Und gleichzeitig… Blaise würde darüber nicht glücklich sein. Das war schon klar. „Ich…“ Er schluckte. „Ich will nicht, dass sich daran etwas ändert.“, sagte er leise. Er würde sich so verloren vorkommen. „Allein wenn ich daran denke…“ Wenn er das Wort Angst aus Dracos Beichte heraushörte… „Ich mag ihn sehr, aber in dieser Hinsicht werde ich egoistisch sein.“ Er stand auf. „Ich will dich nicht verlieren. Auch nicht an ihn. Ich liebe dich. Ohne dich… will ich gar nicht leben.“ ~*~*~*~ Draco drehte sich um und blickte Harry schweigend an. Diese Worte... Sie waren so unendlich groß, so gewichtig... Und er wusste, dass der Gryffindor jedes einzelne Wort davon meinte. Sie waren zwar beide erst Fünfzehn - und doch dachten sie beide längst in den Dimensionen der Ewigkeit, wenn es um sie beide ging. Das war es... „Ich weiß...“, sagte er leise und kam auf den Gryffindor zu. Zärtlich schloss er ihn in die Arme. ~*~*~*~ Harry schmiegte sich an ihn, rieb seine Wange an Dracos, drückte dann die Stirn gegen Dracos Hals. „Aber wenn du Hilfe brauchst… ich bin da. Ich werde dafür sorgen, dass du ihn nicht verlierst – wenn ich das überhaupt kann.“ Die Einschränkung war wichtig, denn er konnte keinen der beiden zu etwas zwingen. Er konnte nur reden und versuchen, sie zu überzeugen, wenn es hart auf hart kam. ~*~*~*~ „Du bist wirklich ein Schatz...“ Draco strich ihm liebevoll durch die Haare und gab ihm einen Kuss auf das wirre Schwarz. „Du kannst morgen früh damit anfangen, indem du mir sagst, was ich tun soll... Ich glaube nicht, dass ich schlauer bin, wenn ich darüber geschlafen habe.“ Er war müde und geistig erschöpft. Jetzt wollte der Slytherin wirklich nur noch schlafen. ~*~*~*~ Harry nickte nur, begann dann damit, sich auszuziehen. Auch er war müde. Sehr sogar. Aber ob er zum Schlafen kam, das war nicht so sicher. Wenn Draco morgen wirklich seinen Rat wollte, dann musste er sich etwas überlegen, denn im Moment war er genauso ratlos wie er. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ You know for you I'd give my life In you I will be strong We went off looking for the light But it was right here all along ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Sie sind gemein, dass sie Blaise regelrecht zum Reden zwingen... Fies ist das. *nick* Ganz fies... Shirokko: Ich kann das nicht nachvollziehen… Weder Harry, noch Draco. Dass Draco noch immer Blaises Nähe sucht… dass er sich da nicht vorkommt, als würde er Harry verraten… Und Harry… Dass er sich nicht vollkommen bescheuert vorkommt. Er riskiert so viel, sagt sich selbst, er würde Draco vertrauen. Er redet es sich ein, denn die Angst ist immer noch da. Er will keinen der beiden allein sehen, selbst aber nicht verletzt werden. Wie will er das anstellen? Wie will er das erreichen, ohne dass er selbst darunter leiden muss? Das geht über meinen Verstand hinaus. Vollkommen… *ohrenqualmenbekommt* abranka: Draco kann ich dir erklären. ^^ Für ihn sind das zwei verschiedene Ebenen. Liebe hier, Freundschaft da. Deswegen kommt er gar nicht auf die Idee, aus irgendeinem Grund ein schlechtes Gewissen zu haben. Oo Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)