Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ auf dem See ----------- Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Aerosmith – I don’t want to miss a thing. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 94: Auf dem See Die nächsten Tage spielten sich alles in allem recht eintönig ab. Sie hatten Unterricht, trainierten nebenbei fleißig, Harry wurde noch immer von Mme Pomfrey genötigt, Stärkungstränke zu sich zu nehmen, obwohl seine Essgewohnheiten weitestgehend wieder zur Norm zurückkehrten dank Hermione, Draco und Pansy, doch diese seltsame Stimmung zwischen ihnen, sobald Ron, Draco und Blaise in einem Raum waren, war nicht gegangen. Sie hielt sich hartnäckig. Es blieb offen, ob das der Grund war, dass Professor Sprout in Kräuterkunde bestimmte, dass Ron und Draco in ein Boot steigen sollten, um die Pflanzen für die nächste Unterrichtseinheit zu sammeln. Es war auch nicht wichtig. Sie tat es. Und sie sorgte dafür, dass Harry Blaise zum Partner bekam. Inzwischen waren Harrys Unstimmigkeiten bezüglich dieses Jungen weiter gewachsen. Er mochte ihn wirklich. Blaise hatte sich in den letzten Tagen ungeheuerlich viel Mühe mit ihm gegeben, ihm – wie auch den anderen – zwei neue Zauber beigebracht, die er nicht gekannt hatte, die aber nützlich waren, und dennoch… Er gab sich mindestens doppelt soviel Mühe mit Draco. Aber das konnte er ihm wohl nicht übel nehmen. Mit gemischten Gefühlen stieg er in das Boot, das Blaise festhielt. Hermiones Stirnrunzeln entging ihm. Nicht so Rons noch immer vorhandenes Misstrauen und Dracos Abneigung. Besorgt griff er nach einem Ruder, wartete, bis Blaise sich gesetzt hatte und stieß sie beide dann ab. „Ob die beiden das überleben, ohne zu ertrinken?“, fragte er zweifelnd. ~*~*~*~ Blaise warf einen Blick zu Draco und Ron hinüber, die gerade ihr Boot abstießen und bei denen Draco die Ruder übernahm. Schien nicht, als wenn er Ron das wirklich zutraute. Harry und er, sie beide ruderten zumindest gemeinsam. „Na ja... Wir sollten vielleicht die Zauberstäbe parat haben, falls einer von beiden ins Wasser fällt...“, gab der Slytherin zurück und zog die Schultern hoch. Das würde definitiv noch interessant werden. ~*~*~*~ Draco ruderte ihr gemeinsames Boot etwas abseits von den anderen. Mitten im Pulk nach den Pflanzen zu suchen war absolut sinnlos - das war sogar ihm klar. Diesmal mussten sie nicht ganz so weit hinaus, sondern mehr in Ufernähe bleiben, denn nur hier wuchs dieses komische Kraut, das Professor Sprout gesammelt haben wollte. ~*~*~*~ Ron hockte unterdessen schweigend und mit verschränkten Armen im Heck und ließ den blonden Slytherin nicht aus den Augen. Er wollte nicht mit diesem Jungen auf dem Wasser sein. Wenn er daran dachte, was er mit Dean Thomas gemacht hatte… „Ich warne dich.“, knurrte er nach ein paar Minuten. „Wenn du mich mit deinen Tricks ins Wasser beförderst oder anderswie verhext, dann kannst du was erleben!“ ~*~*~*~ Draco zog eine Augenbraue hoch. Wie doof war dieser Gryffindor eigentlich? „Oh ja, genau. Ich hatte gar nichts anderes vor.“, erwiderte er beißend. „Weniger du hältst mich davon ab, als vielmehr die Tatsache, dass mir das erstens zu blöd wäre und sich zweitens Hermione ansonsten tierisch aufregen würde.“ Er stoppte das Boot ab und deutete mit einem der Paddel auf eine blau blühende Pflanze im Wasser. „Hättest du vielleicht die Güte, sie an Bord zu holen?“ ~*~*~*~ Ron schickte ihm noch einen missbilligenden Blick, bevor er den Kescher durchs Wasser gleiten ließ und die Schwimmpflanze einfing. Klar, als ob ihn ausgerechnet Hermione davon abhalten könnte… Aber er schwieg, sichtlich missgestimmt. Solange er kooperativ war, solange würde es schnell und unproblematisch über die Bühne gehen. ~*~*~*~ „Herzlichen Dank, Prinzessin.“, kommentierte Draco Rons Bewegung bissig und lenkte das Boot langsam weiter. Es war gar nicht so einfach, in diesem regelrechten Teppich aus Wasserpflanzen zu rudern. Er musste aufpassen, dass sich die Paddel nicht irgendwo verfingen. Und natürlich hatte er diese Aufgabe. War ja klar... Aber andererseits hätte er sie Ron auch nur bedingt zugetraut. ~*~*~*~ Rons Augenbrauen zogen sich zusammen. „Oh, ich vergaß ja, man muss höflich mit dem Prinzen der Slytherins sprechen…“ Im nächsten Moment stand er auf und machte einen Knicks, der das Boot gefährlich schwanken ließ. ~*~*~*~ Für diese Geste fing sich Ron von Draco einen äußerst giftigen Blick ein, der sämtliche Slytherins in seiner Nähe augenblicklich zum Verschwinden gebracht hätte. Bei Gryffindors funktionierte das natürlich nicht. Außerdem musste er jetzt irgendwie dieses Boot im Gleichgewicht halten, weil sie ansonsten schwimmen gehen würden. „Setz dich hin, du Depp. Ansonsten bist du gleich selbst schuld, wenn du baden gehst!“, fauchte er ungehalten. Was hatte er eigentlich getan, damit er hier drin sitzen musste? Hätte er nicht Thomas abkriegen können? Mit dem konnte man wenigstens Spaß haben, ohne dass der engere Freundeskreis einem danach böse war... ~*~*~*~ Ron sah das ein und setzte sich wieder. Er war sauer. Mit Draco zusammen zu sein, das gefiel ihm nicht im Geringsten. Erst musste er ständig Blaise und ihn zusammen sehen, dann feindete der Blonde ihn auch noch an und bevormundete ihn. Warum war Draco noch mal nicht böse? Ach ja, weil Harry es so logisch widerlegt hatte. Verdammt! „Hey, hey!“ Die Stimme kam von Backbord und gehörte einem gewissen Jemand, den keiner der beiden in diesem Moment hatte sehen wollen. „Na, Malfoy, baggerst du jetzt noch einen dritten Kandidaten an?“ Höhnisch grinste Dean ihnen entgegen. Lavender ihm gegenüber lachte schrill, sichtlich war ihr unwohl zumute. Ron knurrte nur. Er konnte Dean nicht ausstehen. Nicht mehr. ~*~*~*~ Draco wandte den Kopf langsam zur Seite und fixierte Thomas mit einem bedrohlichen Glitzern in den Augen. Die Lehrerin war weit genug weg und sie waren in dem Dickicht hier wunderbar versteckt. In aller Seelenruhe zog er seinen Zauberstab heraus. „Ich würde dir dringend raten, dass du den Mund hältst, verschwindest und dich um deine Angelegenheiten kümmerst.“, entgegnete er eisig. ~*~*~*~ Der Junge grinste nur. „Kannst du dich wirklich nur noch so verteidigen? Was wird es für ein Zauber? Schwarze Magie? Oder doch eher deine kleinen Fisimatenten?“ Sein Blick traf Ron. „Wie kannst du nur mit dem verkehren? Oder willst du am Ende auch etwas von ihm?“ Ron rollte nur mit den Augen. „Sag, Dean, war es nicht verboten, mit mir zu sprechen? Offenbar willst auch du geschnitten werden…“ Der Junge lachte. „Aber nicht doch. Ich rede ja nicht mit dir, ich rede mit Malfoy!“ „Komisch. Hast du mich nicht gerade noch direkt angesehen und mich geduzt?“ Dean starrte ihn hasserfüllt an, wandte sich dann abrupt an Draco. „Und, was ist nun mit meiner Antwort? Angst davor, dass dein momentaner Freund davon Wind bekommen könnte?“ Ron zog ebenfalls den Zauberstab. Dean ging ihm auf die Nerven. ~*~*~*~ „Meine Freunde…“, antwortete Draco und betonte das Wort besonders. „…gehen dich überhaupt nichts an, Thomas. Wenn du deinen Neid loswerden willst, dann bitte woanders. Und für einen Anbaggerversuch war das jetzt wirklich erbärmlich. Geh, spiel mit deinen Gryffindorschafen und lass uns in Ruhe.“ ~*~*~*~ Ron blickte Draco mindestens ebenso verblüfft an wie Thomas. Diese Worte… War er nun auf dem Baggertrip gewesen oder nicht? Und woher wollte er wissen, dass Dean in diese Richtung gegangen war? Das war doch gar nicht ersichtlich gewesen aus seinen Worten. Er hatte doch nur stänkern wollen, oder? Und was hatte das zu bedeuten, als er von Freunden in der Mehrzahl gesprochen hatte? Waren die Gerüchte über Blaise etwa doch wahr? „Malfoy, ich kann nicht glauben, dass du so eingebildet bist, dass du glaubst, ich würde etwas von dir wollen!“ Aus Dean Thomas sprach der pure Hohn, doch Lavender war still geworden. „Oder hast du einen neuen Freund so nötig, dass du dir das gewünscht hast?“ ~*~*~*~ „Bei Merlin, Thomas, ich habe Niveau. Und du liegst meilenweit drunter. So verzweifelt werde ich nie sein.“ Draco schüttelte den Kopf und betrachtete den Gryffindor mit dem angewidertsten Blick, den er aufbringen konnte. „Im Übrigen gibt es glatt Menschen, die es vorziehen, monogam zu leben...“ ~*~*~*~ „Was ist denn monogam?“ Ron runzelte verwirrt die Stirn. Das mit dem Niveau hatte er ja verstanden, aber monogam…? Er erkannte Deans Hass in dessen Augen und begriff, dass es wohl eine Beleidigung gewesen sein musste. „Ist das… schlimm?“ ~*~*~*~ Draco wusste gerade nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Das war doch... dämlich. Aber die großen blauen Augen und dieser verwirrte Gesichtsausdruck waren gerade wirklich zu lustig. Somit tendierte er eher zum Lachen - verkniff sich dieses aber lieber. Genauso wie die Anrede Depp. „Du solltest dir dringend ein Lexikon anschaffen. Monogamie heißt Einehe, sprich: spezielle Beziehung zu nur einer einzigen Person.“, antwortete er knapp. ~*~*~*~ Rons Augen weiteten sich für Sekunden, dann begann er zu lachen. Deans Blick hatte verraten, was Harry, Neville und er schon länger vermuteten. Dean war ein Schürzenjäger. Allein der Blick… „Volltreffer!“, freute er sich. „Sag, Thomas, wie viele hattest du schon?“ Erst dann stockte sein Lachen. Hatte Draco gerade von sich gesprochen? Meinte er es wirklich, dass er mit Harry eine Einehe führte? Was hatte dann Blaise in dieser Beziehung zu bedeuten? Was war das mit ihm? Was hatten die Gerüchte zu sagen? Verwirrt runzelte er die Stirn, achtete gar nicht mehr auf Dean, der fauchend antwortete: „Das geht nicht gar nichts an, Weasley!“ Daraufhin wandte er sich an Draco. „Das war nicht das letzte Wort, Malfoy! Du wirst bereuen, dich mit mir angelegt zu haben!“ Er griff nach den Rudern und zog sie durchs Wasser, um sich von ihnen zu entfernen. Lavender war blass geworden. ~*~*~*~ Draco musste jetzt wirklich lachen. Thomas benahm sich absolut albern. „Ts... Der wird es eher bereuen...“ Er schüttelte den Kopf und nahm die Ruder wieder auf. Dann fiel sein Blick auf Ron, dessen Gesicht eine beinahe schon herrliche Verwirrung zeigte. „Was ist?“, fragte er ruhig und verhielt in der Bewegung. Diesmal klang seine Stimme sogar annähernd freundlich. ~*~*~*~ Ron sah auf, blinzelte irritiert. Kurz war er versucht, die Frage wirklich einfach zu stellen, aber er wusste, wie die Antwort darauf lauten würde: Er ist mein bester Freund und als solchen liebe ich ihn. Draco hatte es schon gesagt. Es wunderte ihn bloß, wie tief diese Freundschaft ging. Er selbst hatte Harry nie geküsst, auch nicht auf die Wange… Es kam ihm so falsch vor, so… unnatürlich… „Nichts.“, murmelte er leise, blickte schließlich aufs Wasser. ~*~*~*~ „Du lügst.“, stellte Draco schlicht fest und nahm die Ruder jetzt doch auf. Langsam brachte er sie vorwärts bis zu der nächsten Pflanze, wo er das Boot erneut still hielt. „Und es wäre einfacher, wenn du sagen würdest, was du denkst. So, wie du es doch immer tust. Oder hast du auf einmal Hemmungen?“ ~*~*~*~ Ron sah ihn mit verzogenem Mund an. „Nein.“, sagte er schlicht. „Ich will dich nicht schon wieder beschuldigen. Ich stehe momentan schon schlimm genug als der Bösewicht vom Dienst da.“ Er fischte die blaue Blume aus dem Wasser und tat sie zu der anderen in den Kübel, dann seufzte er. „Aber andererseits…“ Noch einmal verharrte er in kurzem Schweigen, dann sprach er weiter. „Du hast gesagt, du liebst Blaise als Freund… Ich… glaube dir das. Zwangsweise. Aber auch generell. Nur dann verstehe ich nicht… Ich meine… Wie tief geht diese Freundschaft wirklich?“ Er blickte ihm endlich wieder ins Gesicht. „Versteh mich nicht falsch. Das ist diesmal kein Vorwurf. Ich will nur…“ Er verstummte. Er konnte ihm schlecht sagen, dass er sich Sorgen um Harry machte. Er konnte schlecht sagen, dass er Harry für labil genug hielt, um daran zu zerbrechen, sollte diese Freundschaft zu tief gehen. ~*~*~*~ Draco schwieg und blickte auf das Wasser hinaus. Für einen Augenblick hatte er so etwas wie Wut in sich auflodern gespürt, doch sie war direkt wieder verloschen. Was sollte er dazu sagen? Er wusste doch selbst, dass diese Freundschaft irgendwie... anders war. Aber dass er sie auch genauso wollte. So und nicht anders... Er ruderte sie langsam weiter, bis sie wieder anhielten. „Ich... weiß nicht ganz, worauf du hinaus willst.“, sagte er schließlich langsam. „Ich weiß, dass die Freundschaft zwischen Blaise und mir teilweise etwas... seltsam wirkt, aber... Er war der erste und lange Zeit auch der einzige Mensch, der jemals wirklich für mich da war. Und das auch, obwohl ich ständig an ihm gezweifelt habe... Da ist es doch nur natürlich, wenn diese Beziehung etwas Besonderes ist, oder?“ Der Blonde zog nachdenklich die Stirn kraus. „Und doch lasse ich Menschen erst seit Harry wirklich nah an mich heran... Erst seither ist mir Blaise so nah gekommen. Ansonsten wäre das nicht möglich gewesen... Genauso wenig wie die Tatsache, dass wir gerade in diesem Boot hier sitzen und beide noch trocken sind.“ Er lächelte schief. ~*~*~*~ Ron blickte ihn an, senkte den Blick. Es klang wirklich so logisch. Die anderen hatten ähnliches beobachtet, er selbst hatte so etwas beobachtet. Früher war Draco nicht so häufig mit Blaise unterwegs gewesen, sondern hatte mit Crabbe und Goyle zusammengehangen. Das hatte sich auch geändert. Alles hatte sich offenbar mit Harry geändert. Der Schwarzhaarige war in dieser Hinsicht wirklich unglaublich. Er hatte es geschafft, dass Draco die Seiten wechselte, sich gegen die Todesser und seine Familie stellte, dass Blaise und Pansy ihm vertrauten, dass er selbst sich mit Slytherins anfreundete… Warum sollte er es nicht geschafft haben, Draco für andere Menschen zugänglicher gemacht zu haben? Im Grunde wäre das doch tatsächlich nicht verwunderlich. Immerhin sprach er mit ihm… „Ich will es auch nicht ändern oder so, aber…“ Ron verstummte und biss sich auf die Lippe. „Draco, ich… ich werde nichts mehr dagegen sagen, aber wenn du Harry das Herz… wenn du ihm wehtust, dann werde ich dich fertig machen. Er hat genug durchgemacht, ehrlich.“ ~*~*~*~ Dracos Lächeln wurde bitter. „Falls das jemals passieren sollte, wirst du kaum noch etwas zu tun haben. Das werde ich dann selbst übernehmen. Darauf kannst du Gift nehmen.“ ~*~*~*~ Ron nickte nur und angelte schweigend das nächste Wasserkraut aus dem See. Harry ein paar Meter weiter weg seufzte nur. Offenbar gingen sich die beiden nicht an die Kehle, was ihn beruhigte. Auch wenn es ihn brennend interessierte, was sie da besprachen, er konnte es nicht hören und belauschen wollte er sie nicht. Allerdings… „Ihr habt das Schwarzmagietraining wieder aufgenommen, nicht wahr?“, fragte er leise, spielte damit auf den ersten Versuch Blaises an. ~*~*~*~ Blaise zuckte leicht zusammen. Dann nickte er. „Ja... Draco... wollte es so. Und ich schätze, es ist besser, wenn jemand dabei ist...“ Er lächelte Harry schief an. Irgendwie hatte er das Gefühl, Harry hintergangen zu haben. ~*~*~*~ „Er bringt es dir bei?“ Der Gryffindor hatte Mühe damit, seine Enttäuschung zu verbergen. Enttäuschung darüber, dass er es nicht mit ihm zusammen lernte, sondern Blaise bat. Aber er schaffte es. Er konnte sie unter einer Maske aus Ruhe und scheinbarer Gleichgültigkeit zu verstecken. ~*~*~*~ „Das ist mehr... ein Nebeneffekt.“ Blaise seufzte leise. „Ich passe auf ihn auf... Mit Schutzzaubern und so. Gestern... war das ziemlich gut so. Er hat diese Macht nicht unter Kontrolle. Aber genau die will er lernen...“ Der Schwarzhaarige blickte eine Weile über den See. Irgendwo in dem Dickicht am Ufer konnte er Dracos blonden und Rons roten Haarschopf erkennen. Langsam wandte er den Kopf und schaute Harry wieder an. „Er kann es mit dir nicht lernen... Weil er bei dir nicht in der Lage ist, genug Kraft aufzubringen, wie er gesagt hat... Und somit kann er die Kontrolle nicht lernen. Nur deswegen hat er mich gefragt.“ ~*~*~*~ Es ließ Harry innerlich zusammenzucken. Er konnte es mit ihm nicht lernen? Weil er bei ihm nicht in der Lage war, genug… Kraft aufzubringen? Schwächte er ihn etwa wirklich so sehr? Seine Hände zitterten, als sie sich um das Ruder schlossen. War es wirklich das? War er… schlecht für Draco? Aber… Blaise behauptete, dass er das selbst gesagt hatte. Dass er nicht mit ihm lernen konnte, weil er ihm die Kraft nahm… Das konnte nicht sein. Niemals, denn das… das würde bedeuten, dass sie niemals… Das würde bedeuten, dass Draco im Kampf an seiner Seite niemals würde bestehen können. Dass er früher oder später sterben würde. Weil er an seiner Seite zu schwach war. Wegen ihm? Hieß das, dass er wegen ihm sterben würde? Sein Traum kam ihm in den Sinn. Der Traum, wo er Draco getötet hatte. War das seine Zukunft? War das eine… Vision gewesen? Das Blut wich aus seinen Adern. ~*~*~*~ „Hey...“ Blaise legte Harry die Hand auf das Knie. „Bist du noch da? Alles in Ordnung?“ Irgendwie sah der Gryffindor gerade überhaupt nicht gut aus. Er sah vielmehr aus, als wenn er den Schreck seines Lebens bekommen hätte... Mindestens einen Dementor hatte er gerade in Gedanken gesehen, wenn nicht sogar noch etwas Schlimmeres... ~*~*~*~ Harry zuckte erneut zusammen, diesmal äußerlich. Erschrocken blickte er Blaise an, versuchte sich daran zu erinnern, was oder ob er etwas zu ihm gesagt hatte, scheiterte daran allerdings. Seine Pupillen waren ganz klein, als er den Kopf schüttelte und fragte: „Was hast du gesagt?“ Es half doch nichts, sich irgendwie rauszureden. Er hatte nicht zugehört, also musste er das auch zugeben. Aber warum schwächte er Draco so? Hatte das einen Grund, den er ändern konnte? Oder war es unabänderlich? ~*~*~*~ „Bei Merlin, du bist ja ganz daneben...“ Blaise schaute ihn besorgt an und strich ihm dann vorsichtig über die Wange. Beinahe zog er die Hand zurück, weil es ihm auf einmal vermessen vorkam, Harry so zu berühren, aber... es schien, als wenn er gerade Trost brauchte. „Ist alles okay?“, wiederholte er leise. „Was geht dir denn durch den Kopf, hm?“ Behutsam fuhr er ihm durch die Haare, unschlüssig, was er noch weiter tun sollte. ~*~*~*~ Harry blinzelte, riss ihn die Berührung an seiner Wange doch wieder aus seinen abdriftenden Gedanken, brachte ihn dazu, sich auf die Worte zu konzentrieren. Hörte… sah er da Sorge in den Augen? Warum? Warum war Blaise nur immer… „Warum bist du so lieb zu mir?“, fragte er brüchig, blickte ihn fast verzweifelt an. „Bin ich es nicht, der dir alle Hoffnungen nimmt?“ ~*~*~*~ Blaises dunkle Augen wurden einen Augenblick lang noch einen Tick dunkler, dann lächelte er leicht. Er war offenbar so unendlich einfach zu durchschauen... Nur Draco begriff es nicht. Aber das war gut so. Verdammt gut. „Du machst ihn glücklich... Das ist das Wichtige... Und ich mag dich.“ Sachte strich er durch das wirre Haar und glättete einige Strähnen. „Warum sollte ich also nicht lieb zu dir sein?“ ~*~*~*~ Harry schloss die Augen, ließ sich plötzlich nach vorne fallen und lehnte die Stirn schwer gegen Blaises Schulter. „Danke.“, flüsterte er heiser. „Und… entschuldige bitte. Ich… es tut mir Leid. Es tut mir so sehr…“ Er verstummte und schüttelte den Kopf, um die Tränen zurückdrängen zu können. „Ich kann ihn nicht aufgeben. Er… Ich würde das nicht überleben, deswegen kann ich es nicht tun…“ ~*~*~*~ Blaises Hand fuhr weiter durch Harrys Haar, kraulte ihm sanft den Nacken und fuhr die Wirbel leicht nach. „Es ist okay, Harry. Es ist voll und ganz okay... Du liebst ihn und er liebt dich. Und ihr braucht einander. Was muss man denn noch mehr sagen?“ Er lehnte seine Wange gegen den schwarzen Haarschopf und schloss einen Moment lang die Augen. Irgendwie erreichte man wohl irgendwann einen Punkt, an dem man Schmerz gar nicht mehr spürte, sondern alles nur noch... irgendwie weiterging. Es war keine Abstumpfung. Nein, vielmehr war der Schmerz längst so groß, dass man ihn nicht mehr spüren konnte. Eine Verletzung mehr oder weniger spielte dann einfach keine Rolle mehr. „Aber das hat dich gerade doch nicht so durcheinander gebracht, oder?“, fragte er leise. ~*~*~*~ Harry brauchte lange, um zu antworten. „Es beschäftigt mich seit Tagen.“, wisperte er nur. Über die andere Sache… Er wollte nicht darüber sprechen. Allein der Gedanke daran, dass Draco durch ihn sterben könnte, trieb ihm wieder die Tränen in die Augen und weinen wollte er nicht. Nicht vor Blaise. Nicht hier in der Öffentlichkeit. Eigentlich gar nicht… ~*~*~*~ „Hey...“ Blaise hob seinen Kopf an und blickte ihm ins Gesicht. Er sah die Tränen in seinen Augen glitzern. Er fuhr ihm über die Wange, und schob Harry dann bestimmt auf seine Bank zurück. „Einen Augenblick, okay?“ Er nahm die Ruder auf und mit wenigen Schlägen hatte er sie in ein dickes Schilfgeflecht gebracht, wo man sie nicht mehr sehen konnte. „Wenn du reden willst, bin ich da. Und wenn du weinen musst... Dann schaue ich weg, okay?“ Er lächelte schwach. „Vermutlich... wäre ich der falsche Mensch, um dich festzuhalten. Auch wenn ich es jederzeit tun würde.“ ~*~*~*~ Harry musste wider Willen lachen. Blaise war einfach zu süß. Und einfach viel zu lieb zu ihm. „Ist schon okay. Ich muss darüber nicht reden und weinen werde ich auch nicht. Lass uns dieses verdammte Pflanzenzeug zusammensuchen, dann können wir vielleicht eher gehen…“ ~*~*~*~ „Okay...“ Blaise schenkte dem anderen ein warmes Lächeln. Ganz eindeutig wollte Harry nicht reden und wich ihm aus. Und das, obwohl irgendetwas da nicht in Ordnung war. Aber das war Harrys Entscheidung. „Aber falls du über etwas reden willst: Ich bin da, okay?“ Langsam brachte sie der Slytherin aus dem Dickicht wieder heraus und sorgte dafür, dass sie ihrer Aufgabe nun konzentriert nachgehen konnten. ~*~*~*~ „Das sagtest du schon.“ Harry lächelte breit. „Aber das gilt im Gegenzug genauso, ich hoffe, das ist dir klar.“ ~*~*~*~ „Aye, Sir!“ Blaise salutierte mit einem Lächeln. „Aber du musst zugeben, dass du in mancherlei Hinsicht einfach nicht der beste Gesprächspartner bist...“ Kurz wurde der Ausdruck auf seinem Gesicht wehmütig, doch dann wuschelte er Harry liebevoll durch die Haare und meinte: „Na, aber lass uns nicht mehr davon reden. Wir haben schließlich noch eine überaus anspruchsvolle Aufgabe zu erfüllen.“ ~*~*~*~ Sehr anspruchsvoll, aber bei seiner Stellung als Gesprächspartner musste er ihm Recht geben, das war andersherum schließlich nicht anders. Aber solange sie Freunde bleiben konnten, war es in Ordnung so. Sie brauchten doch bis zum Ende der Stunde, um ihren Eimer voll zu bekommen, doch es machte unerwartet Spaß. Einmal verfingen sie sich in den Ranken einer seltsam glitschigen Wasserpflanze und brauchten fast all ihre Energie, um da wieder rauszukommen, woraufhin sie diesen Bereich des Sees in Zukunft doch lieber meiden wollten. Aber ihre Zusammenarbeit wurde zusehends besser, sodass sie am Ende ganz sicher und problemlos am Steg anlegten, während die meisten anderen so ihre Probleme damit hatten. Sie machten sich zu sechst an ihre Hausaufgaben, bis Draco und Blaise sich erhoben, um zum Quidditchtraining zu gehen. Harry schloss sich ihnen an, musste er doch zu Snape. Kurz bevor sie sich trennten, hielt er Blaise am Ärmel fest und blickte ihn an. „Blaise, das was du damals gesagt hast… als wir geredet haben… Ich hoffe, das gilt noch. Ich verlasse mich darauf…“ Ihm waren die Worte, er würde Draco schwächen, die ganze Zeit nicht aus dem Kopf gegangen und er machte sich Sorgen. Er hatte Angst, dass er Draco dadurch tatsächlich verletzte, dass sein Alptraum Wahrheit werden könnte, wie es schon so viele vor ihm getan hatten… Er lächelte, wartete gar keine Antwort ab, sondern gab Draco noch einen Kuss, bevor er sich zu Snapes Büro aufmachte. Er war ziemlich spät dran, hatte der Giftmischer das Training doch ein wenig vorverlegt. ~*~*~*~ Draco blickte Blaise fragend an. „Was meint er damit?“ „Ach, nichts weiter... Nur ein Versprechen, das ich ihm mal gegeben habe.“ Der Schwarzhaarige zog die Schultern hoch. „Nichts, worüber du dir Gedanken machen müsstest...“ Diese Worte brachten ihm zwar von Draco einen skeptischen Blick ein, doch der Blonde sagte nichts weiter. Nachdem sie sich in den Kerkern umgezogen hatten, gingen sie hinaus zum Spielfeld. Sie waren die ersten, doch recht bald nach ihnen trudelte der Rest ein. Dabei fiel Draco auf, dass zum ersten Mal, seit er die beiden kannte, sich Crabbe und Goyle voneinander getrennt hatten. Crabbe lachte nun mit Pucey und Warrington, was eigentlich nichts Besonderes war, waren diese vier doch bisher recht gut miteinander ausgekommen, jedoch lief Goyle heute deutlich hinter diesen dreien her. Draco zog eine Augenbraue hoch. Schien, als wenn da Stress herrschte. Aber was kümmerte es ihn? Mit den beiden hatte er schon lange nicht mehr gesprochen. Mit Nott auch nicht, wie ihm auf einmal aufging, dabei hatten ihm die drei zu Beginn des Schuljahres wirklich beigestanden... Sobald Montague ihnen ihre Trainingsanweisungen für heute gegeben hatte, starteten die Besen in den Herbsthimmel. Der Kapitän hatte seine Ansprüche eindeutig weiter ausgebaut - vor allem, da sein Team mittlerweile körperlich so topfit war, wie kein anderes der Schule - ausgenommen Crabbe und Goyle. Die beiden würden vermutlich fitnessmäßig nie auf einen grünen Zweig kommen. Aber dafür gaben ihre Schläge den Klatschern eine ganz eigene Wucht. Eine Kraft, die Draco unerfreulich bald zu spüren bekam. Er konzentrierte sich gerade auf den Goldenen Schnatz, da krachte ihm einer der harten Bälle seitlich gegen die Rippen und presste ihm die Luft aus den Lungen. Irgendetwas schien gebrochen zu sein und stechender Schmerz durchfuhr seine Seite. Draco gab ein leises Aufstöhnen von sich und kämpfte noch um sein Gleichgewicht, als ihn ein weiterer Klatscher an der Schulter erwischte, diese schwungvoll auskugelte und ihn nun wirklich vom Besen rutschen ließ. Er blickte zur Seite und sah Crabbe breit grinsen, den Schläger noch immer hoch erhoben. Er konnte Blaises Aufschrei hören, dann prallte er auf den Rasen und verlor das Bewusstsein. ~*~*~*~ Harry befand sich gerade in seiner Sitzung mit Snape, der ihn schon seit geraumer Zeit unter dem Imperius hielt, ohne dass er auf einen seiner Befehle reagierte, als durch die Gedankenleere in seinem Kopf Blaises panische Stimme tönte. Ein vollkommen konfuses Durcheinander, dem am Ende ein erschreckendes, einzelnes Wort folgte: *Krankenstation.* Und was er noch mitbekommen hatte, das war Dracos Name. Er erhob sich so schwungvoll, dass Snape erfreut grinste, war es doch sein Befehl gewesen, den er schon seit Minuten ständig wiederholte, doch der Zauber war längst gebrochen. „Ich muss weg. Bis nächstes Mal!“ Und schon war Harry zur Tür raus und ließ einen Lehrer zurück, der den Mund nicht mehr zubekam vor lauter Überraschung. Draco war verletzt. Er war auf der Krankenstation. Und zwar so akut, dass Blaise ihn sogar benachrichtigt hatte! Was war nur passiert? Was…? Schon als er in den Raum hineinplatzte, traf er auf Montague, Goyle und Blaise im Vorraum. Letzterer war von allen noch am bleichsten. Der Schwarzhaarige war weiß wie die Wand hinter ihm. „Wo ist er?“, fragte er und Blaise deutete nur auf eine Tür, während Montague und Goyle eindeutig verwirrt waren, woher er wusste, was mit Draco war, waren sie doch selbst erst vor ein paar Sekunden hier eingetroffen. Doch Harry konnten sie nicht fragen, denn er stürmte einfach an ihnen vorbei, riss die Tür auf und verschwand im dahinter liegenden Raum, ohne sie zu beachten. Selbst Snape, der ihm in seiner Empörung über dieses unverschämte, respektlose Verhalten gefolgt war, bemerkte er nicht. Der Blick, der sich ihm bot, war normal für die Krankenstation. Eine weiße Leinwand versperrte die Sicht auf die Betten, es war leicht abgedunkelt alles… Es kümmerte Harry nicht im Geringsten, als er um die Wand herumging und Draco in einem Bett vorfand, Poppy neben ihm. Draco sah schlimm aus. Sein Gesicht war aufgeschürft und schmutzig von Blut, das aus seinem Mund lief, darunter war er so blass wie Blaise. Sein Arm lag seltsam verdreht da und er atmete ungeheuer flach. Was war nur passiert? Zitternd trat er näher, mit dem Ziel, Dracos Hand zu nehmen und diesem in seiner Bewusstlosigkeit beizustehen. ~*~*~*~ „Mr Potter, haben Sie bitte noch etwas Geduld.“ Die Krankenhexe wandte sich gar nicht zu Harry um, sondern konzentrierte sich ganz auf ihren Patienten. Gebrochene Rippen, eine davon, die bei dem Sturz vom Besen sich in die Lunge gebohrt hatte und jetzt blutigen Schaum über Dracos Lippen treten ließ, ein gebrochener Arm, eine ausgekugelte Schulter und eine leichte Gehirnerschütterung. Die Quidditchsaison hatte definitiv wieder angefangen. „Treten Sie zurück und stören Sie mich nicht.“ Sie sprach einen Heilungszauber und flößte ihrem Patienten dann einen Trank ein. Dann wirkte sie Zauber um Zauber, die alle konzentriert gesprochen werden mussten und bei denen sie absolut keine Störung gebrauchen konnte. ~*~*~*~ Harry wartete schweigend ab. Sein Puls raste, er spürte seine Hände zittern, ihm war kalt. Eiskalt. Selbst als Snape hereinkam und wie erstarrt stehen blieb, rührte er sich nicht. Er bekam es auch nicht mit, als Snape ihn schließlich dazu zwang, sich zu setzen, als der schwarzhaarige Lehrer wieder ging, um draußen für Ruhe zu sorgen, weil offenbar die Zwillinge angekommen waren – von den Würdenträgern gerufen. Seine Augen waren so konsequent auf Dracos Gesicht gerichtet, dass neben ihm Voldemort in Unterhosen und Tutu hätte herumhüpfen können, ohne dass er es beachtet hätte. ~*~*~*~ Schließlich ließ die Medihexe ihren Zauberstab erschöpft sinken. Noch einige Stärkungstränke und einen Knochenregenationstrank und der junge Mr Malfoy war so gut wie neu. Sie wischte sich die feinen Schweißperlen von der Stirn und blickte über die Schulter zu dem Gryffindor hinüber, der wie erstarrt dort hockte. „Jetzt können Sie zu ihm...“ Sie lächelte Harry aufmunternd an. „Lassen Sie den Kopf nicht hängen. Es war ernst, aber er war rechtzeitig hier, damit es nicht lebensbedrohlich wurde.“ Sie stand langsam auf und streckte sich. Bei Merlin, diese Kinder... Konnten die nicht Quidditchtraining haben, ohne sich zu verletzen? „Aber gönnen Sie ihm etwas Ruhe, ja? Und wenn er aufwacht, dann sagen Sie mir Bescheid.“ Sie ging an Harry vorbei und sagte den Wartenden Bescheid, dass es ihrem Patienten besser ging. ~*~*~*~ Harry brauchte fast eine ganze Minute, um ihre Worte oder ihr Fehlen zu bemerken, dann erhob er sich langsam, tapste zu ihm hin und blieb vor dem Bett stehen. Sie hatte Recht. Draco sah wieder normal aus, als würde er lediglich schlafen oder so. Selbst der Schmutz und das Blut waren verschwunden, was ihm gar nicht aufgefallen war, während er der Heilprozedur beigewohnt hatte. Dann kullerte die erste Träne über sein Gesicht, er krabbelte zu ihm und kuschelte sich ganz vorsichtig an seine Seite. So ein Unfall beim Quidditch… So ein schrecklicher Unfall… Was wäre gewesen, wenn er daran gestorben wäre? Dann wäre er in seinen letzten Minuten gar nicht bei ihm gewesen. Er hatte ihm nicht helfen können, weil er nicht da gewesen war, aber… Als die zweite Träne rollte, wischte er sich energisch über das Gesicht. Es war nichts passiert. Nichts wirklich Schlimmes! Er lebte! Er hatte es überlebt und war nicht gestorben! Er war noch immer bei ihm und würde ihn wieder anlächeln, wenn er wach wurde! Das war doch die Hauptsache. Behutsam legte er einen Arm über Dracos Brust und Schulter, kraulte seinen Nacken und drückte die Stirn gegen seine Schulter. Erst jetzt überflutete ihn die Erleichterung, verdrängte die Gedanken an das, was hätte sein können. Er lächelte schwach, drückte die Hand, die er ergriffen hatte, sachte. Dann stützte er sich hoch und legte seine Lippen ganz behutsam auf die Dracos. „Werd ganz schnell wieder gesund.“, flüsterte er, wartete Sekunden auf eine Reaktion, bevor er aufgab und ihn einfach noch einmal küsste. Dracos Lippen waren ganz warm. Leben in ihm, das vermittelten sie. ~*~*~*~ Blaise trat leise durch den Vorhang und blieb stehen. Er hatte die anderen weggejagt und zumindest Montague und Goyle waren gegangen. Beide mit einem reichlich bedröppelten Gesicht. Der Kapitän wollte noch immer nicht wahrhaben, dass das kein Unfall gewesen war, sondern dass Crabbe ganz bewusst auf Draco gezielt hatte. Aber vielleicht würde Goyle ihm das beibringen können. Das hatte der Hüne jedenfalls versprochen. Sie sahen süß aus, die beiden. Stumm blieb er stehen und betrachtete sie. ~*~*~*~ Irgendwann schloss Harry die Augen und legte sich neben ihn. Er war erschöpft. Wovon auch immer. Soviel hatte er an diesem Tag ja nicht getan, aber vielleicht war es einfach der Schreck gewesen. Er suchte die größtmögliche Nähe, bewegte sich schließlich noch einmal, um unter die Bettdecke zu kommen, da bemerkte er Blaise, der schweigend dastand. Er verharrte in seiner Bewegung, blickte ihn sekundenlang an und schließlich auf die Bettdecke, bevor er Draco doch noch in seine Arme zog und sich an ihn kuschelte. Mit einer Hand bedeutete er Blaise, dass er näher kommen sollte, sich zu ihnen gesellen oder was auch immer. Er konnte sich vorstellen, dass Blaise noch viel erschrockener war, weil er das alles schließlich auch noch live gesehen hatte, und es kam ihm grausam vor, ihn jetzt auszuschließen. „Sie sagt, er ist wieder in Ordnung…“, murmelte er leise. ~*~*~*~ Langsam trat der Slytherin näher und ließ sich auf der anderen Seite von Dracos Bett auf der Kante nieder. „Beruhigend...“, murmelte er leise. Zögerlich streckte er die Hand aus und strich leicht durch das blonde Haar seines engsten Freundes. Der Schreck steckte ihm noch immer in den Knochen und jetzt sehen und auch spüren zu können, dass es Draco gut ging, sorgte dafür, dass diese Spannung allmählich nachließ. Er seufzte leise und versuchte dieses schreckliche Bild aus seinen Gedanken zu vertreiben. ~*~*~*~ Harry schloss die Augen, lehnte seinen Kopf gegen Dracos und seufzte leise. „Wie ist das überhaupt passiert?“ ~*~*~*~ Blaise presste die Lippen zusammen. Wenn er Harry sagte, dass Crabbe es mit Absicht getan hatte, dann würde der Gryffindor vermutlich durchdrehen... Und das wollte er nicht. „Klatscherunfall.“, wich er also aus. „Er war so konzentriert auf den Schnatz, dass er die Klatscher nicht hat kommen sehen...“ Der Schwarzhaarige seufzte leise und lehnte seine Stirn gegen Dracos Schulter. Er hätte viel dafür gegen, jetzt mit Harry tauschen zu können. Das Recht zu haben, sich an Draco zu schmiegen. Aber das besaß er nicht. Nicht auf diese Art. ~*~*~*~ Beide hatte er also abbekommen. Beide Klatscher…. Kein Wunder, dass er da so verletzt war… Dennoch war es so untypisch. Wo waren seine Gedanken gewesen? Der Schnatz konnte doch nicht das einzige gewesen sein. Er lächelte schwach, öffnete die Augen wieder, um Blaise ansehen zu können. „Du hast ihn hergebracht, oder?“ ~*~*~*~ Blaise nickte schwach gegen Dracos Arm. „Ja...“ Dann musste er heiser lachen. „Du hättest Montague und Goyle sehen sollen... Die haben ihre Münder gar nicht zubekommen, so schnell hatte ich einen Schwebezauber gesprochen... Und dann bin ich mit dem Besen bis zum Tor, Draco schwebend nebenher. Ich hatte so eine Scheißangst...“ Er schloss die Augen und griff mit der Hand nach Dracos, drückte sie. Nein, er würde es nicht Harry überlassen, sich bei Crabbe zu rächen... Das würde er tun. Damit Harry unschuldig blieb und sich nicht... beschmutzte... Damit er Dracos Engel bleiben konnte... ~*~*~*~ Harry lächelte breiter, streckte die Hand aus und strich ihm über die Haare. „Danke.“, sagte er. „Auch wenn du das vielleicht nicht hören willst, weil es selbstverständlich war oder so… vielen, vielen Dank!“ ~*~*~*~ Blaise hob den Kopf und schenkte ihm ein warmes Lächeln. ~*~*~*~ Draco wurde davon wach, dass es an seinen Seiten warm war und ganz vertraut roch. Er öffnete die Augen und stellte mit einer gewissen Erleichterung fest, dass ihm nichts mehr wehtat. Abgesehen von einem fiesen Ziehen im Arm und in den Rippen, aber damit konnte er leben. Er hob die Hand und strich durch Harrys schwarzen Haarschopf, den er aus dem Augenwinkel sehen konnte. „Hey...“, flüsterte er heiser. ~*~*~*~ Harry war sofort mit allen Sinnen bei ihm. Er richtete sich ein wenig weiter auf, versuchte ihn anzusehen, was nicht so einfach war, weil er fast schon hinter ihm saß. „Dray!“ Erleichterung schwappte über ihn hinweg. Mehr noch als zuvor, wo er begriffen hatte, dass er ihn nicht verlieren würde. Seine Stimme zu hören, selbst wenn sie so kratzig klang, war wie der Himmel auf Erden. „Dray, wie geht es dir?“ Er strich ihm mit den Fingern über die Wange, die Lippen, die Stirn, durch die Haare, konnte sich nicht stillhalten. Freude und Aufregung war alles, was er empfand. ~*~*~*~ „...gut, denke ich...“, antwortete der Slytherin auf die Frage. Seine Stimme kratzte und sein Hals tat weh. „Langsam, du kleiner Derwisch...“ Er fing Harrys Hand ab und drückte sie leicht. Er musste lachen, das beinahe sofort in einen kratzigen Husten überging. Blaise lehnte sich zum Nachttisch und reichte ihm ein Glas Wasser. Dann wich der Slytherin zurück. Hier war er jetzt wohl voll und ganz überflüssig... ~*~*~*~ Harry lachte leise, tat aber, was er verlangte, und hielt still, während der Patient nach dem Wasser griff, beobachtete, wie er trank. Aus den Augenwinkeln nahm er Blaises Bewegung wahr, aber er beachtete sie nicht weiter. Draco war unendlich viel wichtiger. Er konnte seine Augen nicht von ihm abwenden. Nach dem Bild von vorhin war es doch fast schon ein Wunder, dass er sich überhaupt bewegte. ~*~*~*~ Als Draco mit Trinken fertig war, reichte er Harry das Glas, war er doch mit dem Gryffindor halb hinter und auf ihm kaum in der Lage, es abzustellen, ohne irgendetwas - besonders sich selbst - nass zu machen. Er blickte auf und sah, dass Blaise gerade Anstalten machte, durch den Sichtschutz zu treten. „Blaise...“, sagte er leise, kaum hörbar, doch der Schwarzhaarige hielt augenblicklich in der Bewegung inne. Steif stand er da, blickte zu Boden, dann wandte er sich langsam um. Draco sagte nichts weiter, er streckte einfach nur schweigend die Hand nach ihm aus. Blaise blieb noch immer stehen, blickte ihn stumm an. Er wusste, dass es wahrscheinlich besser wäre, jetzt zu gehen... Aber... er konnte einfach nicht. Er konnte Dracos Bitte nicht ignorieren... Leise kam er wieder zurück und ergriff Dracos Hand, was den Blonden dazu brachte, leicht zu lächeln. Dann lehnte er sich wieder in Harrys Umarmung. Er fühlte sich voll und ganz erschöpft, nur von diesem bisschen Bewegung. ~*~*~*~ Harry hatte erst bei Dracos leisem Ruf bemerkt, dass Blaise wirklich gehen wollte und angespannt beobachtet, was passierte. Bei Blaises Zögern war er kurz davor gewesen, ihn ebenfalls zu rufen, kam es ihm doch falsch vor, dass er ging, dass er, nachdem er Draco gerettet hatte, jetzt nicht blieb, doch er kam ja wieder. Doch wie er aussah… wie ein geprügelter Hund. Es tat in der Seele weh, das so zu sehen und zu wissen, dass er nichts ändern konnte. „Er hat dich hergebracht, damit Poppy dich retten konnte.“, sagte Harry leise, lächelte wehmütig. „Und er hat mich geholt.“ Das Lächeln wurde leicht bitter, als ihm auffiel, wie blass Blaise noch immer war. Einem Impuls folgend, packte er Blaises Ärmel und zog ihn zurück aufs Bett. ~*~*~*~ „Dachte ich mir...“ Draco schenkte seinem engsten Freund ein warmes Lächeln. „Danke...“ „Schon okay...“, gab Blaise zurück und ließ sich durch Harrys Zutun wirklich auf dem Bett nieder. Draco zog ihn sogar noch etwas näher. Jetzt wurde es dem schwarzhaarigen Slytherin wirklich unbehaglich. Unwillkürlich tauchten Hermiones Worte in seinen Gedanken auf. Eine Dreierbeziehung... Aber das war Schwachsinn! Er gab dem Druck nach und ließ sich gegen Dracos Brustkorb sinken. Ein angenehmes Gefühl... Schön warm... „...sag, wenn ich dir zu schwer bin...“, flüsterte er leise. „Bist du nicht...“ Draco kuschelte sich seinerseits in Harrys Umarmung. Er hatte die beiden Menschen um sich, die ihm am wichtigsten waren... Jetzt fühlte er sich wirklich geborgen und wohl... ~*~*~*~ Harry lächelte ebenfalls, ließ sich zurück in die Kissen sinken und schloss die Augen. Sein Kopf puckerte leicht und er wollte am liebsten schlafen, aber das würde er nicht. Jedenfalls nicht, bevor es Draco tat. Seine Finger begannen wieder, den Blonden zu kraulen, am Kinn, unter und hinter dem rechten Ohr… Er spürte die feinen Härchen, die weiche Haut, fühlte die Wärme. Und die Wärme Blaises an seinem Arm. Nur leicht, kaum wahrnehmbar, aber vorhanden. In diesem Moment hätte er ihn am liebsten selbst richtig umarmt, ihn an sich gedrückt vor lauter Dankbarkeit, aber so wie es jetzt war, war es wohl am besten. Sein Dank würde Blaise wohl kaum soviel bedeuten wie die Tatsache, dass er jetzt in Dracos unmittelbarer Nähe war und mit ihm kuschelte… ~*~*~*~ Blaise blickte auf Dracos Arm, der sich wie selbstverständlich um ihn gelegt hatte. Vorsichtig strich er mit den Fingerspitzen darüber. So schön warm... Er zuckte beinahe zusammen, als er spürte, wie Draco ihm den Nacken streichelte. Für einen kurzen Augenblick überfiel ihn ein akuter Fluchtwille und er wollte aufspringen, doch er brachte es einfach nicht fertig. Er strich mit der Hand höher, über Dracos Schulter hinaus und fand Harrys Hand, hielt sie fest und drückte sie liebevoll. Worte waren im Moment vollkommen überflüssig. ~*~*~*~ Harry erwiderte den Händedruck, musste dazu Dracos Liebkosung unterbrechen, aber es war nicht weiter schlimm. Er konnte ihn noch immer spüren. Unter seiner Wange, überall, selbst wenn noch so viel Stoff sie voneinander trennten. Irgendwie fiel es ihm zunehmend schwerer, wach zu bleiben. Müdigkeit überfiel ihn, ließ ihn mehrere Male abdriften, bevor er sich dazu durchrang, wieder etwas zu sagen. Etwas, das ihm unglaublich wichtig war. „Ihr geht nicht weg, oder?“ Und ja, er meinte damit auch Blaise. Er wollte ihn jetzt in Sicherheit wissen, wollte, dass er jetzt nicht traurig oder einsam war, nachdem er ihn davor bewahrt hatte, plötzlich ohne Draco dazustehen. ~*~*~*~ „Nein...“, hauchte Draco leise und drehte den Kopf leicht zur Seite, sodass seine Wange sowohl Blaises Haarschopf berührte, als auch bequem in Harrys Halsbeuge lag. Matt und erschöpft schloss er die Augen. Sein Körper forderte für den Heilungsprozess jetzt seinen Tribut und keine Minute später war er eingeschlafen. Blaise seufzte leise. Vielleicht wäre das jetzt der Zeitpunkt zu gehen... Aber Harry wollte doch, dass er blieb. Er war hin und her gerissen, aber letztlich... blieb er und lauschte Dracos Herzschlag, bis auch er einschlief. ~*~*~*~ Als wenig später Poppy Pomfrey noch einmal ins Zimmer kam, um den Besuchern zu sagen, dass sie jetzt besser gehen sollten, weil das Abendbrot auf sie wartete, stellte sie mit einem Stirnrunzeln fest, dass sie alle drei schliefen. Alle drei in einem Bett und irgendwie ineinander verwoben. Es irritierte sie ein wenig, war sie doch bisher davon ausgegangen, dass Harry und Draco ein Paar bildeten. Was Blaise in dieser Konstellation zu bedeuten hatte, das verstand sie nicht wirklich. Allerdings… seine Haltung konnte unmöglich bequem sein und war ganz sicher nicht gut für Dracos heilende Brust. Sie schüttelte ihn leicht, um ihn aufzuwecken, was tatsächlich gelang. Blaise schlug die Augen auf und murrte leise, bis er sich bewusst wurde, wo er war und mit wem. Er blickte sie an, wollte sich aufrichten, doch Draco hielt ihn zu fest. Und auch Harrys Hand ließ nicht locker. Selbst nach zwei weiteren Versuchen aufzustehen nicht. Im Endeffekt erlaubte Mme Pomfrey, dass auch er blieb, hatten Patient und Gastpatient das eindeutig beschlossen. Sie würde ihnen dreien etwas zu Essen reservieren und bis Blaise fähig sein würde, dieses zu sich zu nehmen, weil er wieder beide Arme frei hatte, sollte er weiterschlafen. Was der Schwarzhaarige ohne noch einen Mucks tat. Sie schüttelte nur den Kopf. Verstand einer diese Jungen. Feinde… sollte man zumindest meinen… Aber die Zeiten änderten sich ja immer irgendwie und zurzeit halt Schlag auf Schlag. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I could stay awake just to hear you breathing Watch you smile while you are sleeping While youre far away dreaming I could spend my life in this sweet surrender I could stay lost in this moment forever Every moment spent with you is a moment I treasure ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Kuschelstunde mit Blaise... Das ist süß. *_* *sichihrplüschmammutkrallt* *kuscheltjetztauchmitblaise* (Das Plüschmammut heißt Blaise =^-^=) Shirokko: … Irgendwie bin ich damit ganz und gar nicht so richtig einverstanden… Das wird zu eng… zu nah. Und das gefällt mir nicht wirklich… *misstrauischist* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)