Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Hasenherz --------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 89: Hasenherz Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Bow Wow Wow – Fools Rush In. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 89: Hasenherz Der nächste Morgen wurde wie immer vom Wecker eingeleitet, der sie rechtzeitig zum Frühstück aus den Federn holte. Kurz danach kam die leicht pikierte Anfrage von Hermione, ob sie heute gedachten, wieder am Unterricht teilzunehmen. Harry schickte ihr nur ein kurzes „Ja“, dann machten sie sich fertig und gingen Frühstücken. Den Tag davor hatten sie beide gar nichts gegessen. Überhaupt nichts, dementsprechend hungrig waren sie auch. Wenig später ging der Unterricht los, der zumindest für Ron und Harry gewohnt langweilig verlief, weil die Gruselfliege sich nichts Neues ausdachte, sondern immer den gleichen Mist verzapfte. Oder zumindest kam ihnen das so vor. Für Draco und Pansy war der Unterricht auch nichts Neues, hatte mit Aufmerksamkeit und Konzentration zu tun, nur Blaise und Hermione rissen sich selbst aus diesem eintönigen Trott. Sie saßen inzwischen nebeneinander und probten noch immer Voldemorts Namen. Es war anscheinend grausig schwer. Am späten Vormittag trafen sie sich in ihrem Weidenhain unter dem Blätterdach, das den leichten Regen abhielt. Hermione hatte darauf bestanden, dass sie raus gingen, denn schließlich wollten sie heute wieder die machtvolle Potenzialmagie testen. Harrys leiser Protest hatte nichts gebracht, weil sie ihn ignoriert hatte. ~*~*~*~ Sie hatten sich locker im Gras niedergelassen. „Was hast du dir für einen Zauber vorgestellt, Mione?“, erkundigte sich Draco ruhig. Er war angespannt und etwas nervös angesichts der Potenzialmagie, aber er zwang diese Gefühle nieder. Es durfte keine Rolle spielen. Er musste damit zurecht kommen. Er musste einfach. Weil es wichtig für sie war. Verdammt wichtig. ~*~*~*~ „Ich dachte an einen Schwebezauber. Wingardium, ihr kennt ihn.“ Sie nickte, um sich selbst zu bestätigen. Wahrscheinlich würde dann alles zu schweben beginnen… Interessant wäre zu beobachten, ob sie selbst und ihre Freunde dann auch schwebten. Oder die Bäume, die Burg… „Also dann, Harry, wir…“ „Ich muss gleich weg.“, fiel ihr dieser ins Wort. „Snape hat das Training von gestern wegen Ausfall auf heute verlegt.“ „Ja, ja. Du kommst schon noch rechtzeitig.“, winkte sie ab. Harry kniff die Lippen zusammen. Er wollte nicht. „Du hast immerhin noch zwei Stunden, schließlich musst du erst nach dem Mittagessen dahin!“ Ja, klar, sie hatte Recht. Und trotzdem. Diese Magie war schädlich. Sie verwirrte ihn, brachte Zweifel, machte alles kaputt und tat Draco weh. Sie war zu nichts zu gebrauchen. Es gab andere Methoden, zu kämpfen. Er würde sie schon noch finden! „Das schon. Aber in diesem Fall wird die Zeit, Hausaufgaben zu machen, für mich knapp. Schließlich habe ich im Anschluss daran Training bei Tonks und morgen wegen dem Quidditchtraining keine Zeit. Du weißt, dass nächste Woche das Spiel gegen Hufflepuff ist.“ Das war vor einigen Tagen angekündigt worden. Hermione starrte ihn an. „Harry, das werden wir schon hinkriegen. Ist ja nicht so, als dauerte dieser Zauber Ewigkeiten!“ „Und wenn ich nicht will?“, platzte es schließlich aus ihm heraus. „Was ist dann? Was, wenn ich einfach keine Lust habe?“ ~*~*~*~ Draco hatte den beiden schweigend zugehört. Blaise neben ihm zog die Stirn kraus und auch Pansy verstand die Welt offenbar nicht mehr. „Wenn du meinst.“, sagte der Blonde schließlich. „Wirst du dann im Zweifelsfall vielleicht auch keine Lust haben zu kämpfen?“ Die Worte waren bewusst provokant gewählt. „Du weißt, was diese Magie bedeuten kann... Also lass sie uns beherrschen lernen.“ Schon komisch. Da überwand er sich und war bereit sich dieser Magie zu stellen, aber Harry machte auf einmal einen Rückzieher... ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, Bitterkeit im Blick. Dass gerade er so etwas sagen konnte… „Du hast da was falsch verstanden, Draco.“, antwortete er gepresst. „Ich habe nie Lust zu kämpfen. Nicht solche Kämpfe. Ich tue es, weil ich keine Wahl habe, das ist ein himmelweiter Unterschied.“ ~*~*~*~ „Der Unterschied ist kleiner, als du denkst. Denn das hier ist die Vorbereitung auf den Kampf. Verpass das Training und du kannst dir das Spiel gleich schenken.“, erwiderte Draco ruhig. Er sah Harry an, dass ihm seine Worte nicht gefielen, aber er konnte es nicht ändern. In seinen Augen war es notwendig. „Aber... niemand wird irgendjemanden zu etwas zwingen.“ Er lächelte leicht. „Okay?“ ~*~*~*~ „Okay.“ Damit war er einverstanden. Die anderen Worte befand er einer Antwort nicht würdig. Verpass das Training. Klar. Er wusste das doch auch! Er wusste es und trotzdem… Er verpasste das Training nicht. Nie! Er war da, er lernte. Er lernte Dinge, die er in seinem Alter nicht können dürfte! Zauber, die er nicht kennen sollte, weil sie in der verbotenen Abteilung unter Verschluss gehalten wurden, Möglichkeiten, sich gegen Zauber zur Wehr zu setzen, Möglichkeiten, Zauber zu brechen, Zauber, die ihm das Leben retten konnten. Er lernte, was wichtig war, lernte, was er können musste. Was machte es da, wenn er diesen einen Zauber nicht konnte? Es war doch nicht einmal so schwer! Man zauberte einfach einen der Zauber, die man schon kannte, dann ging alles um einen herum in die Luft! Was war denn schon dabei? Er steigerte sich hinein. Absolut. Hermione wollte im Gegensatz zu Draco jedoch noch nicht aufgeben. „Aber… wenn wir heute nicht üben, wann dann? Wie du schon sagtest, Harry, hast du die nächsten Tage wenig Zeit. Und allgemein bleiben uns weniger als zweieinhalb Monate, um uns vorzubereiten! Und wenn es hart auf hart kommt, dann wissen wir noch nicht einmal, welche Zauber der Unnennbare…“ „Die unverzeihlichen Flüche!“, fauchte Harry. „Voldemort nutzt immer die! Mit diesen dreien kann er alles tun! Er zwingt jeden mit Imperius unter seinen Willen, der nicht das tun will, was er will, er stillt seinen Sadismus und seine Lust mit dem Cruciatus und nutzt den Avada zum Töten. Er will damit beweisen, dass er wirklich grausam und böse ist! Alle anderen Zauber, die er nutzt, die sind dagegen sowieso lächerliche Kinkerlitzchen!“ Das braunhaarige Mädchen versuchte ein zaghaftes Lächeln. „Das mag schon sein, aber…“ Harry warf ihr einen gequälten Blick zu. „Ich werde gehen.“, sagte er leise. „Ich krieg diesen Zauber heute nicht auf die Reihe, ganz egal, was ihr sagt. Wenn ihr das Schloss schweben sehen wollt, dann fragt mich morgen noch mal.“ Damit ging er zwischen ihr und Ron hindurch, ohne noch etwas Weiteres zu sagen. Er hatte endgültig genug. ~*~*~*~ Draco blickte Harry schweigend nach. Für einen Augenblick war er versucht ihm nachzulaufen, doch dann ließ er es. Wozu? Harry war es, der weglief. Also sollte er laufen. Vielleicht brachte es ihn dazu, die Dinge klarer zu sehen. „Vergessen wir es für heute.“, entschied er. „In der Stimmung bringt es jetzt eh nichts mehr, irgendetwas zu lernen.“ „Aber...“ Hermione protestierte energisch. „Wir haben kaum noch Zeit!“ „Und? Meinst du, wir lernen irgendetwas besser, wenn wir uns jetzt damit quälen. Wer vernünftig lernen will, braucht auch Pausen, Hermione. Und jetzt machen wir Pause.“ „Klingt gut...“ Blaise lächelte und streckte sich. „Mein Kopf explodiert irgendwann noch mal. Und den Namen Tom Vorlost Riddle kann ich echt nicht mehr sehen.“ Hermione lächelte schwach. Keine Chance. Besonders nicht, als sich auch noch Ron und Pansy auf die Seite der beiden schlugen. „Also gut... Heute haben wir dann Pause.“ Sie warf Draco einen vorwurfsvollen Blick zu. „Aber ich werde in der Bibliothek trotzdem noch etwas nachschlagen...“ „Ich komme mit.“ Pansy lächelte und griff bereits nach ihrer Tasche. Ron sah unschlüssig zwischen den beiden Mädchen und den beiden Jungen hin und her. Er war sich nicht sicher... Was Mione vorhatte, war definitiv langweilig. Und bei Draco und Blaise... Da war er fünftes Rad am Wagen. Auch wenn ihm diese enge Beziehung zwischen den beiden nicht gefiel. Sie erschien ihm... komisch. Gerade, wo Draco doch mit Harry zusammen war... „Ich werde sehen, was meine Brüder aushecken.“, entschied er und stand auf. Einige Minuten später saßen Blaise und Draco allein unter den Weiden. ~*~*~*~ Harry verzog sich in die Eulerei zu Hedwig. Er wollte nicht reden und er wollte nicht allein sein. Und er vernachlässigte sie eh schon viel zu sehr. Sie dankte es ihm auch, als sie ihn erblickte, indem sie zu ihm flog und ihn gurrend an den Haaren zog. Lächelnd bot der Schwarzhaarige ihr seinen Arm, damit er nicht mehr Gefahr lief, von ihren Flügeln erschlagen zu werden, strich ihr dann liebevoll über den Rücken. „Sorry, Süße.“, murmelte er leise und ging zu einem der großen Durchbrüche in der Wand, krabbelte darauf, einhändig gar nicht so einfach, aber durchaus machbar. Und dann konnte er so weit sehen, wie er sonst nur sehen konnte, wenn er auf dem Besen saß. Über die Schlossmauern hinweg, die weiten Wiesen, den Wald mit seinen Horizont sprengenden Weiten. Eine friedliche Welt ohne Krieg und Kampf. Eine Zone des Waffenstillstandes, wo das größte Problem in Rivalitäten zwischen Schülern oder Lehrern bestand. Eine kleine Welt, ohne böse Ereignisse, bewacht von einem Mann, stark genug, sie zu bewahren. Wenn er wollte. Und wenn die Welt um sie herum das zuließ. Was sie nicht würde. Sie hatten ja Recht! Sie hatten alle Recht. Klar, würde ein Kampf unausweichlich sein. Aber er wollte diesen Kampf so führen, dass keiner von ihnen zu Schaden kam. Dass Draco dabei nicht zu Schaden kam. Und diese bescheuerte Schwarz-Weiß-Magie schadete ihm jedes Mal! Jedes verdammte Mal war er danach mit den Nerven am Ende! Und das wollte er nicht! Er wollte nicht riskieren, dass Draco daran kaputt ging. Er wollte ihn nicht wegen einer so lächerlichen Sache verlieren! Es gab andere Zauber. Den Zauber, den er seit den Sommerferien immer wieder geübt hatte, um ihn zu lernen, um ihn perfekt zu können. Diesen einen Zauber, der seinem schrecklichsten Feind den Garaus machen würde… „Ob ich zu gemein zu ihnen war, Hedwig?“, fragte er leise und drückte die Nase in ihr Bauchgefieder. „Immerhin geben sie sich solche Mühe. Sie wollen doch nur helfen und ich fahre sie so zusammen…“ Ein weiches Huten erklang, als sie ihm an den Ponyfransen zupfte und er lächelte. „Ich werde mich entschuldigen müssen. Vor allem bei Mione. Sie wird ziemlich traurig sein, weil ich ihre Arbeit nicht würdige. Dabei ist es wahrscheinlich wirklich nicht so leicht…“ Hedwig raschelte mit dem Gefieder und begann sich zu putzen. Sie schien zufrieden mit seiner Entscheidung. Leise lachend lehnte er den Kopf gegen die Mauer und starrte zum Horizont. Grau in Schwarzgrün… Es würde Regen geben. Richtigen Regen. Sturm. ~*~*~*~ Blaise lächelte Draco an. „Und da waren es nur noch wir zwei...“ „Was dagegen?“ Der Blonde zog eine Augenbraue hoch und lehnte sich in das Gras zurück. „Eigentlich nicht... Wobei ich es gerade kaum glauben kann, dass wir wirklich allein sind.“ Wärme, aber auch tatsächlicher Unglaube schwangen in Blaises Stimme mit. „Neulich wolltest du das doch noch, oder?“ Draco lachte leise und verschränkte die Arme im Nacken. Das Farbenspiel der Blätter in den verzweigten Ästen war wirklich faszinierend. „Ja... Aber... nicht so.“ Blaise seufzte leise und schlug die Beine unter. Streit unter den Freunden war wirklich das Letzte gewesen, was er gewollt hatte. Trotz allem... „Ich wollte dich was fragen...“, wechselte der Blonde abrupt das Thema. „Und was?“ Neugierig beugte sich Blaise vor. „Würdest du mit mir Schwarze Magie trainieren?“ „Was?“ Der Schwarzhaarige starrte ihn verblüfft an. „Wie... wie kommst du darauf?“ Draco seufzte leise und wandte den Kopf zur Seite, um den Freund besser ansehen zu können. „Beim letzten Training mit Tonks... Es bringt nichts, wenn sie mich gegen Harry antreten lässt. Es lähmt mich. Ich... bin gar nicht in der Lage, genügend Kraft in die Zauber zu legen. Ich habe zu große Angst, ihn zu verletzen...“ „Ach, und mich kannst du verletzen, ja?“ Die Worte kamen Blaise schneller über die Lippen, als ihm lieb war. Blitzartig setzte sich Draco auf und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Nein. Und wag es nicht, so etwas zu denken.“ Seine grauen Augen funkelten Blaise nachdrücklich an. Im gleichen Augenblick, als er diese Worte sagte, spürte er, dass sie wahr waren. Es mochte eine Zeit gegeben haben, in der er problemlos in der Lage gewesen wäre, Blaise und Pansy zu opfern, um sein Ziel zu erreichen, aber jetzt... nicht mehr. Das Gleiche galt für Ron und Hermione. Sie hatten einfach so an Bedeutung für ihn gewonnen. Heimlich, still und leise. „Ich will auf irgendwelche Puppen oder sonst was zaubern. Aber ich brauche... jemanden, der dabei ist. Falls irgendetwas außer Kontrolle gerät. Und... ich brauche... deinen Zauberstab. Meiner hat ja diesen dämlichen Bann... Außerdem...“ Er presste die Lippen kurz fest zusammen und fuhr dann leise fort: „Mir geht’s danach immer beschissen. Deswegen... will ich nicht allein sein.“ „Okay.“ Blaise lächelte und strich Draco einige widerspenstige Haarsträhnen aus der Stirn. Erst seit er Harry so nahe stand, lagen seine Haare nicht mehr perfekt, aber... es machte ihn liebenswerter. „Es könnte auch ganz sinnvoll sein, wenn du mir den einen oder anderen Zauber beibringst... Damit werden sie nicht rechnen...“ „Aber das letzte Mal...“, protestierte Draco, doch Blaise legte ihm einfach den Finger auf die Lippen. Verblüfft angesichts dieser Geste schwieg der Blonde. „Ich will es, okay?“ „Okay...“ Draco lächelte. „Danke.“ „Hey, nichts zu danken. Wofür sind Freunde denn da?“ Blaise lachte und wuschelte Draco durch die Haare, was ihm von diesem ein empörtes Knurren einbrachte. Keine halbe Minute später rollten sie balgend durchs Gras und kamen schließlich am Fuß einer der Weiden zum Liegen. „Du bist bekloppt.“, lachte Draco leise und lehnte den Kopf zurück gegen die raue Rinde. „Du aber auch!“, konterte Blaise und piekste ihn die Seite. Schwer ließ der Schwarzhaarige seinen Kopf gegen Dracos Schulter sinken. „Hältst du mich fest? Ein bisschen nur... Ich...“ Er seufzte leise und brach ab. Kommentarlos schlang der Blonde seine Arme um die kräftigen Schultern und zog Blaise an sich. Dieser seufzte erneut und schmiegte sich an ihn. „Danke... Ich... Im Moment...“ Erneut brach er ab. „Hey, ist schon okay... Du musst es mir nicht erklären.“ Dracos Stimme war weich. Angenehm weich. „Danke...“ Sie lagen eine Weile schweigend so da, dann durchbrauch Blaise die Stille. „Eigentlich... müsste ich dich doch festhalten, oder? Deine Mutter ist tot...“ „Hm...“, antwortete Draco. Er hatte sich wieder vollkommen faszinierend den Blättern zugewandt. Er konnte hören, wie die ersten Regentropfen auf das Blätterdach prasselten und bald wurde ein richtiger Sturzbach daraus. Hier drunter war es jedoch trocken. Jedenfalls noch. Irgendwann würde wahrscheinlich auch dieses Blätterdach den Regen nicht mehr abhalten können. „Nein... Es ist... okay, denke ich.“ „Sicher?“ „Ja...“ Draco lächelte schief. „Ich komme damit klar. Erstaunlich gut...“ „Manchmal machst du mir Sorgen, weißt du das?“ Blaise löste sich aus seiner Umarmung und setzte sich auf. Nachdenklich blickte er auf den Blonden herab. Die schwarzen Haare reichten ihm mittlerweile bis auf die Schultern und fielen nun leicht nach vorne, umrahmten sein Gesicht. Draco war ihm trotz ihrer langjährigen Freundschaft - die auch gerade in den letzten Monaten unglaublich an Intensität gewonnen hatte - immer noch ein Rätsel. Aber vielleicht machte auch gerade das ihn so faszinierend. Schweigend blieben die beiden Slytherins so, bis sich schließlich Blaises Magen lautstark zu Wort meldete. „Also... Ich hätte nichts gegen Mittagessen einzuwenden...“, grinste er verlegen. „Kein Thema.“ Draco lachte und richtete sich auf. „Gehen wir...“ Sobald sie aus dem schützenden Dach der Weiden heraustraten, prasselte der Regen auf sie nieder. Es regnete nicht mehr, es goss wie aus den berühmten Eimern. Nach nur zwei Schritten waren sie beide bis auf die Haut durchnässt. Blaise war versucht zu rennen, doch als Draco ganz gelassen und langsam neben ihm herschritt, tat er es ihm gleich. Beinahe schien es, als wenn der Blonde den kalten Regen genießen würde... Manchmal war Draco wirklich komisch. „Und mich nennst du bekloppt?“, stellte der Schwarzhaarige mit hochgezogenen Augenbrauen fest, als sie das Portal der Schule erreichten. Das Wasser lief ihnen nur so aus den Klamotten. Draco grinste nur. „Hast du was gegen einen Regenspaziergang?“ „Nicht, solange ich dabei einen Schirm in der Hand halte und trocken bleibe.“, konterte Blaise und schüttelte den Kopf, sodass das Wasser aus seinen Haaren durch die Gegend spritzte. „Filch wird uns umbringen, wenn er uns erwischt.“ „Du meinst falls. Falls er uns erwischt.“ „Oh, das wird er garantiert. Wir sprechen schließlich von Filch...“ Draco lachte. „Dann sollten wir uns wohl besser abtrocknen, was?“ Er fischte aus seiner Tasche den Zauberstab hervor und einen Moment später waren sie beide trocken. Nur eine große Pfütze zeugte noch davon, dass sie bis gerade eben noch getrieft hatten. „Und Mittagessen.“ Blaise hakte sich bei Draco unter und zog den Blonden mit in die große Halle. Ron saß bei Fred, George und Ginny und war mit ihnen in eine heftige Diskussion verstrickt. Von Hermione und Pansy fehlte jede Spur, aber vermutlich hatte sich das Gryffindormädchen so sehr in die Bücher vertieft, dass sie sich kaum davon losreißen konnte. Und sie vermied - ebenso wie Pansy - die Große Halle, wann immer es möglich war. Blaise und Draco ließen sich am Slytherintisch nieder, wo sie kurz gemustert wurden. Gerade Warringtons und Puceys Blicke ruhten deutlicher länger, als angenehm war, auf ihnen. „Die hecken wieder was aus...“, murmelte Draco leise. Blaise zuckte nur mit den Schultern. „Sollen sie doch... Sie werden uns wohl kaum klein kriegen, oder?“ „Nein, das sicher nicht.“ Der Blonde strich kurz über seine Hand, ehe er sich seinem Mittagessen widmete. Erst Suppe, dann Reisbällchen, danach Hühnchen, dann Vanillepudding. Danach fühlte er sich wirklich pappsatt. Das flaue Gefühl in seinem Bauch, das bereits die ganze Zeit unterschwellig vorhanden war, verabschiedete sich aber nicht. Harry war so etwas wie wütend... Und das machte ihm zu schaffen... Vielleicht hätte er ihm doch nachgehen sollen, aber andererseits... Auch Harry tat es vielleicht ganz gut, einfach mal für sich zu sein und in Ruhe über alles nachzudenken. „Und jetzt?“, erkundigte sich Blaise, als sie die Große Halle wieder hinter sich ließen. Die Stimmung am Slytherintisch war schließlich komisch geworden. Irgendwie... war dort etwas im Gange, ohne dass man den Finger darauf legen konnte. Blaise hoffte, dass die Stimmung vielleicht zum Positiven kippte, aber bei der unterschwelligen Aggression, die gerade Pucey und Warrington ausstrahlten, war das wohl kaum zu erwarten. „Hausaufgaben. Oder meinst du, die machen sich von selbst?“ Draco grinste und legte Blaise die Hand auf die Schulter. „Eher nicht. Obwohl ich manchmal gerne einen Zauber dafür entwickeln würde...“ Der Schwarzhaarige lachte leise auf. „Bibliothek?“ „Geht klar.“ Und so stießen die beiden Slytherins kurz darauf in der Bibliothek zu Pansy und Hermione, um sich dort ihren Hausaufgaben zu widmen. Irgendwann kam auch schließlich Ron dazu, der irgendetwas davon murmelte, dass Fred und George wieder etwas aushecken würden und dass Ginny sowie vielen anderen der Stress im Hause Gryffindor langsam ernsthaft auf die Nerven ging. „Kunststück...“, kommentierte Draco trocken. „Sie lassen sich von einem Fünftklässler kommandieren.“ „Hey, ist das bei euch Slytherins etwa anders?“, fuhr Ron ihn an. Draco war etwas verblüfft. Mit einer so heftigen Reaktion hatte er nicht gerechnet. Er klappte das Buch zu, das er gerade noch gelesen hatte und schenkte dem Rotschopf seine volle Aufmerksamkeit. „Das ist etwas anderes.“ „Ach ja? Soweit ich mich erinnere, bist du doch auch nur ein Fünftklässler... Und du hast das doch auch schon eher dominiert, oder?“ Rons blaue Augen funkelten Draco unterschwellig aggressiv an. Er war sauer, weil er das Gefühl hatte, dass zwischen Draco und Blaise irgendetwas im Busch war, und er machte sich Sorgen um Harry... Und ein bisschen Eifersucht war auch im Spiel, weil er in letzter Zeit für seinen besten Freund ziemlich abgemeldet war. Unwillkürlich machte er dem jetzt Luft. „Ron...“ Der Blonde seufzte demonstrativ. „Das war immer eine Frage meiner Familie, nicht meiner Person. Wenn man einen Lucius Malfoy im Rücken hat, dann bekommt man automatisch Respekt. Egal, ob man ihn verdient oder nicht.“ „Ach ja... Dein ach so großartiger Vater...“, höhnte Ron. Draco biss die Zähne zusammen. Jetzt wurde es unschön. Er spürte, wie Blaise und Pansy neben ihm unwillkürlich mit ihren Stühlen etwas zurückwichen und er sah aus dem Augenwinkel, dass sein bester Freund dazu ansetzte, etwas zu sagen, aber dann doch abbrach. Hermione wirkte auch nicht gerade glücklich und schien ebenfalls kurz davor, zu versuchen Ron zu bremsen. „Ja, mein ach so großartiger Vater. Entschuldige, dass ich sein Sohn bin!“, fauchte Draco. „Du solltest dieses Thema jetzt ganz schnell fallen lassen, Ron!“ „Warum? Weil er immer noch die Strippen zieht? Weil du einfach nicht von ihm wegkommst?“ „Ron!“ Hermione fasste ihn am Arm. „Du gehst zu weit!“ Doch der Rothaarige schüttelte ihre Hand einfach ab. „Darum geht es doch noch immer, oder nicht? Um seinen Schatten! Wie sehr hängst du denn wirklich an uns und dem, was wir tun, dass du das hinter dir lassen kannst? Wie sehr? Wie viel bedeutet dir Harry denn wirklich?“ „RON!“ Hermione starrte ihn empört an. Wie konnte er Draco nur so etwas unterstellen? „Was denn? Er war doch bei der Beerdigung...“ „Sie war seine Mutter, verdammt!“ Draco bedeutete Hermione still zu sein. „Ron, du sprichst von Dingen, von denen du absolut keine Ahnung hast! Du kennst die Beziehung zwischen mir und meinem Vater nicht! Und ich rate dir, dass du darüber kein Wort mehr verlierst. Nie wieder!“ Der Blonde stand auf, nahm seine Tasche und rauschte davon. Innerlich kochte er vor Wut. So sehr stand es also um Rons Vertrauen in ihn. Wunderbar. Und dem Kerl gestand er innerlich noch zu, dass er Bedeutung für ihn besaß! Lachhaft! Einfach lachhaft! Blaise blickte die anderen drei noch einen Augenblick lang an, dann stand er auf. „Ich gehe ihm besser... nach…“, murmelte er und verließ ebenfalls die Bibliothek. „Ja, ja, geh nur...“, maulte Ron. „Rennst ihm ja eh ständig hinterher...“ Als nächstes erwartete ihn großes Donnerwetter von Hermione. ~*~*~*~ Harry machte sich um kurz vor eins auf den Weg hinunter in die Kerker, um nicht zu spät zu Snape und seinem diesmaligen Höllenprogramm zu kommen. Hedwig hatte er letztendlich einen Brief für Sirius und Remus mitgegeben, weil sie auch mal wieder Beschäftigung brauchte. Als er schließlich vor der Tür stand, kam Snape gerade vom Mittagessen. Mit einer Überraschung. Er hielt ihm ein kleines Päckchen hin, bevor er aufschloss und ihn wortlos eintreten ließ. Harry war – gelinde beschrieben – verwundert, doch es erklärte sich recht schnell, als Snape seine Tasche auf dem massiven, schwarzen Tisch abstellte und sich zu ihm umdrehte. „Von Mme Pomfrey. Sie macht sich Sorgen um deine Gesundheit.“ Harry blinzelte, dann lächelte er leicht. War ja klar, dass ihr auffiel, wenn ihr Sorgenkind nichts aß. Was machte er sich da vor, dass es keiner bemerken würde… „Danke, Sir.“, sagte er leise. Snape winkte ab, ging augenblicklich zur Tagesordnung über. „Setz dich, iss und hör zu.“, begann er seine Erklärung. „Ich habe von offizieller Stelle die Anordnung bekommen, mit dir die nächste Trainingseinheit zu starten. Du wirst lernen, wie du dich gegen den Imperiusfluch zur Wehr setzt. Im Grunde eine recht schwierige Angelegenheit, die selbst erfahrene Zauberer wie Tonks oder Sirius nicht vollkommen beherrschen.“ Sich selbst ließ er aus. Harry musste nicht wissen, dass Voldemort ihn noch immer steuern konnte, wenn er wollte. „Gegen wirklich starke Zauberer können die allermeisten nichts tun. Du wirst es lernen müssen, wenn du wirklich gegen den Unnennbaren ins Feld ziehen willst.“ Harry blickte zu ihm hoch, hielt im Essen seines Reisbällchens inne. „Wie wollen Sie mir das beibringen? Sie dürfen die Unverzeihlichen doch ebenfalls nicht wirken, oder?“ „Für Lehrzwecke habe ich eine spezielle Erlaubnis bekommen.“, erwiderte Snape kaltschnäuzig. „Bist du fertig?“ „So gut wie.“ Der Junge steckte sich den letzten Rest in den Mund und nickte. Jetzt war er fertig. Snape nickte bestätigend. „Also pass auf. Du hast offenbar begriffen, wie du die Okklumentik anwenden musst.“ Nicken. „Das Abwehren des Imperius funktioniert ähnlich. Du musst wollen, dass du es nicht tust. Du musst es so sehr wollen, dass dein eigener Wille zurückkommt. Dass er die Ketten des Zaubers sprengt.“ Harry lächelte. „Ich weiß.“ Entgeistert blickte der schwarzhaarige Lehrer ihn an. Was bitte? Woher sollte er denn…? Er bekam sich schnell wieder unter Kontrolle. „Du hattest also schon einschlägige Erfahrungen damit, ja?“ Wieder nur ein leichtes Nicken. Snape nahm das unangenehme Schaudern hinter der Maske aus Leichtigkeit und Unbeschwertheit nicht wahr. Wann Harry diese zurückbekommen hatte, wusste er nicht, aber jetzt tat sie wirklich gute Dienste. Snape bemerkte von seinem Unwohlsein und seiner Abneigung gegen das drohende Spektakel nicht. „Dann ist ja gut. Fangen wir also einfach an. Stell dich darauf ein, Dinge ohne tieferen Sinn zu tun.“ Wieder nickte Harry und stand auf. Er hatte den Zauberstab in der Hand. „Den brauchst du nicht. Es gibt keinen Zauber gegen Imperius. Das muss allein durch Willenskraft geschehen.“, meinte Snape abschätzig, doch Harry lächelte nur immer weiter. Selbst Snape fiel auf, dass das wieder jenes unheimliche Lächeln war, das Harry vor ein paar Wochen ununterbrochen getragen hatte. Jenes Lächeln, das all seine Empfindungen vor seiner Umwelt versteckte. Aber das hieß doch wohl, dass er unsicher war, nicht wahr? Das war doch schon mal gut… „Imperio!“, rief er laut und sah im nächsten Moment, wie Harry steif wurde und das Feuer aus seinen Augen verschwand. Harry spürte fast augenblicklich jenes seltsame Befinden, das er schon einmal erlebt hatte. Seine Gedanken waren von einer Sekunde auf die nächste wie leergefegt, er fühlte sich wie in einem Traum, leer, zufrieden mit diesem Umstand, weil seine kreisenden Gedanken nun endlich stillstanden, und irgendwie hatte er keine Lust dazu, das zu ändern. Selbst wenn in ihm gerade ein Grundtenor herrschte, der ihm sagte, dass das überhaupt nicht gut war. Es war wie eine unbestimmte Erinnerung, ein Gedanke, den er nicht fassen konnte, nicht fassen wollte. Ein Gefühl, das ihm Bauchweh bereitete, auch wenn er für den Moment nicht wusste, warum. Es interessierte ihn nicht. Sieh mich an!, hallte es in seinen Gedanken wider und Harry hob den Kopf. Und hör auf mit diesem lächerlichen Lächeln! Harry überlegte. Sollte er das tun? Was wäre schon dabei, wenn er nicht mehr lächelte? Wäre der andere dann nicht traurig, weil er ihn nicht mehr anlächelte? Aber andererseits wollte er es doch so, nicht wahr? Aber hatte er es wirklich zu wollen? Hör auf zu lächeln! So eindringlich. Es erinnerte ihn an etwas. Es machte ihn nervös. Die Stimme, der Tonfall. Es stach in die Finsternis seiner Gedanken und wollte etwas freilegen, doch mehr als ein Unwohlsein konnte er dieser Erinnerung nicht entnehmen. Was war? Er machte einen Schritt zurück, wich vor Snape zurück, den er noch immer ansah und doch nicht erkannte. Ein schwarzer Mantel… Bleib hier! Er machte einen weiteren Schritt zurück. Ich sagte, bleib hier! „Ich…“ Harry bekam Panik. Hass, Wut und Angst krochen in ihm hoch, quollen in ihm hervor wie flüssige Lava. Komm sofort wieder hierher! Er schüttelte entsetzt den Kopf. „Das werde ich nicht tun!“, fauchte er und seine Maske fiel zeitgleich mit dem Zauber. „Ich will nicht wie eine Puppe durch die Gegend rennen und Männchen machen!“ Er wich noch einen Schritt zurück und blickte in absolut fassungslose schwarze Augen. Snape stand vor ihm, den Zauberstab noch immer erhoben, sein Gesicht spiegelte deutlich Ungläubigkeit. „Was… Potter, woher kannst du das?“ Er hatte sich schon wieder gefasst, aber das interessierte ihn nun doch. Woher konnte Potter diesen Zauber so problemlos brechen? Harry funkelte ihn an. „Was geht Sie das an?“ Eine feine schwarze Augenbraue hob sich in dem strengen, bleichen Gesicht. „Sehr viel, denke ich. Als dein Lehrer muss ich wissen, wer dir beigebracht hat, diesen Zauber zu brechen. Dieser jemand muss wahrlich viel Zeit mit dir verbracht und den Zauber hundertfach geprobt…“ „Es war Voldemort!“, schnappte Harry, leichte Panik bekommend, dass Snape vielleicht Sirius oder Remus dafür verantwortlich machen könnte, weil er annahm, das wäre der Trainingshintergrund im dritten Schuljahr gewesen. „Er hat mich im Sommer damit belegt! Er wollte mich zwingen, seine perversen Gelüste zu befriedigen, seinen Sadismus und seine krankhafte Machtgier! Er hat versucht, mich zu unterwerfen, bevor er mich umbringt! Er…“ Ein unkontrolliertes Fauchen ersetzte die Worte, die er nicht sprechen konnte. Er wollte ja, aber diese Schmach konnte er nicht wiederholen. Niemals. Unter gar keinen Umständen! Vor niemandem! „Ich werde mich niemals jemandem unterwerfen, verstanden?! Ich werde das tun, was ich will, und nicht nach der Pfeife eines…“ „Beherrsch dich!“, schnitt ihm Snape das Wort ab. Harrys Worte hatten ihn getroffen. Er hatte es einmal erlebt? Bei Voldemort? Davon hatten sie nichts erzählt. Sie hatten von dem ganzen Tag nichts erzählt. Eigentlich, als hätte es ihn nie gegeben. Wahrscheinlich aus genau diesem Grund: Erst brach Harry seinen Imperius, dann entkam er ihm auch noch… Traurige Vorstellung und seiner Profilierung nicht zuträglich. Allerdings hieß das, dass Harry bei einem einzigen Versuch gelernt hatte, sich zu wehren. Erstaunlich, welches Potenzial in diesem Jungen steckte. Andererseits… zu schade, denn nun konnte er ihn nicht mehr herumscheuchen. Ihm blieb eigentlich nur noch, seine Aufgabe zur Perfektion zu vollenden… „Nun gut. Du hast es also schon raus, wie du dich gegen diesen Zauber wehrst, aber dennoch hast du zu lange gebraucht. Und zu heftig reagiert. Dein Ziel wird sein, dass du dich schneller vom Imperius befreien kannst und diese Tatsache gleichzeitig so verschleierst, dass es ihm nicht auffällt, bis du nahe genug an ihm dran bist, um selbst einen Angriff zu starten.“ Harry funkelte ihn nur an, als Snape schon wieder den Stab hob. ~*~*~*~ Blaise hatte Mühe, zu Draco aufzuschließen. Der Blonde legte wirklich ein ziemliches Tempo vor. Allerdings hatte Blaise einen Vorteil: Draco hatte bereits sämtlich Schüler aus dem Weg befördert, als er ihm nachkam. Und Draco stürmte nach draußen. „Och nein...“ Blaise blieb einen Moment in der Tür stehen und blickte in den niederprasselnden Regen hinaus. Es war nicht nur noch nasser geworden, nein, auch noch kälter. Wirklich großartig. Und da lief er nun... Der helle Haarschopf war das einzige, was aus diesem tristen Grau überhaupt herausstach. Blaise seufzte, hob seine Tasche über den Kopf und rannte hinter Draco her. Der Regen prasselte regelrecht dröhnend auf das Leder und dieser armselige Schutz bewahrte ihn kein bisschen davor, nass zu werden. Unter den Weiden holte er ihn endlich ein. Der Blonde saß unter dem größten der Bäume, die Knie angezogen und sichtlich Wut in den grauen Augen. Er triefte vor Wasser. Selbst durch das dichte Blätterdach tröpfelte hin und wieder der Regen hindurch. Blaise hockte sich neben ihm hin und trocknete sie beide durch einen Wink seines Zauberstabs. „Willst du... darüber reden?“, fragte er schließlich, nachdem sie sicherlich einer Viertelstunde geschwiegen hatten. „Da gibt es nichts zu reden! Rons Worte waren vollkommen daneben!“ Draco blickte auf und funkelte Blaise an. Die grauen Augen blitzten zornig auf. „Ich weiß... Aber er...“, versuchte der Schwarzhaarige ihn etwas zu beruhigen. „Ich habe ihn gewarnt, Blaise! Das sollte reichen! So gut sollte er mich verdammt noch mal kennen! So an mir zu zweifeln...“ Der Blonde schüttelte den Kopf und schlug mit der Faust gegen den Baum hinter sich. Die raue Rinde schürfte ihm die Haut auf, doch das bemerkte er gar nicht. „Dein Vater hat dir wieder wehgetan...“ Blaises Feststellung war ruhig und vollkommen nüchtern. Draco senkte den Blick. „Ja...“ „Erzählst du’s mir?“ Der Blonde schwieg eine Weile und Blaise wagte es nicht, nachzuhaken. Doch dann, ganz langsam, begann Draco zu erzählen. Von den letzten Demütigungen, dem Imperius, von den Beleidigungen in dem Brief, von der Begegnung auf der Beerdigung. Blaise zog ihn irgendwann in seine Arme, hielt ihn fest. Er wusste nicht, was er dazu noch sagen sollte. Es war... schrecklich. So sollten diese engen Beziehungen nicht aussehen. So... Aber was Blaise wirklich die Fassung raubte, war die Erklärung für Dracos Narbe. Ihm wurde schlecht, ihm wurde kalt und er verspürte den unbändigen Drang, Lucius Malfoy auf der Stelle den Hals umzudrehen. Und er sagte es ihm erst jetzt. Erst jetzt. Und das tat weh. Aber Blaise schob diesen Gedanken beiseite. Es war im Moment nicht weiter wichtig. „Ich verstehe...“, sagte er schließlich leise. „Ron hat... Salz in eine offene Wunde gestreut und dann auch noch draufgeschlagen.“ „So in etwa fühlt es sich an.“, kam es trocken von Draco. Der Blonde rappelte sich wieder auf und strich sich durch die Haare. „Und er hat mir bewiesen, dass er mir nicht traut. Waren dann die letzten Wochen nur eine Farce? Nichts anderes? Die Ironie ist... mir ist heute das erste Mal klar geworden, dass er zu den wenigen Menschen gehört, die mir irgendwie wichtig sind. Und jetzt... das. Ehrlich: Ich würde ihn gerade gerne umbringen.“ Blaise nickte schwach. Darauf wusste er jetzt wirklich nichts zu erwidern. ~*~*~*~ Anderthalb Stunden später war Harry endlich entlassen und so geladen, dass er sich tatsächlich auf die Suche nach den anderen machte, in der Hoffnung, mit ihnen kämpfen zu können. Lernen, wie man den Imperius abschüttelt! „Mistkerl!“, fluchte er und schlug gegen die Wand, dass ein Schwarm Erstklässler wimmernd die Flucht ergriff. Die Angst vor ihm war noch immer präsent… Er suchte noch eine halbe Stunde, dann war seine Geduld am Ende und er sah auf der Karte des Rumtreibers nach, wo er sie finden konnte. Eine Sache fiel ihm sofort ins Auge: Sie waren nicht zusammen. Hermione und Pansy waren im Klo der maulenden Myrthe, wahrscheinlich ihren Trank versorgen, Ron geisterte durch die Gänge und Draco… der war mit Blaise unter den Weiden. Obwohl es in Strömen regnete. Die beiden waren… allein. Es versetzte ihm und seiner unbegründeten Wut einen Dämpfer. Die beiden allein zu sehen… oder auch nur zu wissen, dass sie zusammen waren, tat weh. Aber sie waren Freunde. Beste Freunde. So wie er und Ron… Ohne sein Zutun machte er sich auf den Weg zu Ron, stopfte die Karte in die Tasche zurück. Er wollte nicht zu ihnen gehen. Er wollte nicht… vielleicht etwas sehen, was er… erwartete? Irgendwie fragte er sich, was er denn zu sehen glaubte. Wahrscheinlich redeten sie nur miteinander, wie sie es früher immer gemacht hatten. War ja nicht so, als würde Draco ihn betrügen. Ron kam ihm schon nach kurzer Zeit entgegen, doch er schien ihn gar nicht zu bemerken. Erst als er fast an ihm vorbeiging und Harry ein leises „Hi“ verlauten ließ, blickte er auf. Er war wütend. Ganz offensichtlich. Und dann erleichtert, dass er ihn sah. „Harry! Oh Mann, bin ich froh, dass du da bist!“ Mit leuchtendem Gesicht klopfte er ihm auf die Schulter, umarmte ihn dann plötzlich. „Wie war es bei Snape? Alles okay?“ Harry nickte lächelnd und er war sichtlich erleichtert. „Ich hatte schon Dinge befürchtet…“ „Du, Ron, hör mal…“, unterbrach ihn Harry schwach. „Es tut mir Leid, was ich vorhin getan habe. Dass ich… dass ich so ausgerastet bin und gesagt habe, dass alles sinnlos ist und so…“ Das Gesicht des Rotschopfs wurde weicher, als er lächelte. „Ist schon okay, Harry. Ich verstehe das. Ich fühle mich zur Wiederholung vor den Prüfungen immer so. Keine Lust mehr und dann die Vorwürfe mit den ‚Was wäre wenn’-Sätzen. Du weißt, wie oft ich da austicke.“ Der Schwarzhaarige schüttelte leicht verzweifelt den Kopf. Ron verstand das falsch. „Nein, ich…“ „Du musst dich wirklich nicht entschuldigen!“, lachte dieser fröhlich. „Ich meine…“ Und schlagartig wurde er erst. „War es, weil du nicht mit ihm zaubern willst?“ Harry blickte ihn perplex an. Wie bitte? „Was?“ „Na, ich meine… Du wolltest doch nur die Potenzialmagie nicht einsetzen. So kam es für mich zumindest rüber. Lag das daran, dass du sie nur mit… Draco zaubern kannst?“ Für einen Augenblick war er tatsächlich versucht gewesen, wieder auf das abschätzige Malfoy zurückzukommen, doch er hatte sich im letzten Moment anders entschieden. Er wusste, wie Harry über den Blonden dachte, und das hätte ihm mit Sicherheit nicht gefallen. „Nein… Ja… irgendwie schon.“, gab der Gryffindor zu, lächelte schief. „Weil…“ „Warst du sauer auf ihn?“ „Was?“ „Weil er ständig mit… Blaise rumhängt!“ Ron drehte sich um und rang mit den Händen. „Du warst noch nicht weg, da haben die beiden sich auch schon zurückgezogen! Und vorhin, da ist Blaise ihm auch nachgedackelt, weil Draco sauer war! Wie so ein Schoß…“ Harry starrte ihn fassungslos an. „Ron! Spinnst du? Das… das kannst du nicht wirklich glauben!“, rief er aufgebracht. „Dass…“ „Ist dir das noch überhaupt nicht aufgefallen? Sie nutzen wirklich jede Gelegenheit! Immer wenn du nicht da bist!“ Schmerz zuckte durch seine Brust, als er die Worte hörte, doch irgendwie ging das zu schnell. Draco würde ihn nicht betrügen! Niemals! Er hatte ihm gestern noch gesagt, dass er ihn liebte. Das würde sich nicht geändert haben von heute auf morgen! Und er hatte ihn auch nicht angelogen! Wie denn unter diesem Zauber?! „Draco würde mich nicht betrügen! Die beiden sind nur Freunde, Ron! Nichts weiter! Freunde wie du und ich!“ „Das sagst du!“, feuerte Ron zurück. „Weißt du das so genau? Hat er dir das gesagt?“ „Ja, das hat er!“, rief Harry böse. „Ist ja toll! Er ist ein Malfoy! Er ist ein Mensch, der dir immer wieder sagt, dass er die Todesser hinter sich gelassen hat, dass er seine Eltern hasst! Aber er geht zur Beerdigung seiner Mutter! Die er nicht mal leiden kann!“ „Natürlich geht er hin! Sie hat sich für uns geopfert! Sie trug einen Geheimniszauber, der ihn und mich geschützt hat!“ „Ach wirklich? Und wer hat diesen Zauber gewirkt? Du?“ „Nein, es war Snape!“ „Und Snape vertraust du? Harry, der Kerl trägt sogar das Zeichen!“ „Er steht auf unserer Seite! Ich habe es in seinen Gedanken gesehen!“ „Und wenn der Unnennbare seine Gedanken so verändert hat, dass er das zeigen muss?“ Harry starrte ihn an. Dieses Argument… „Ron, ich kann nicht glauben, was du dir da zusammen spinnst.“, sagte er leise, tonlos. „Ich dachte, du vertraust mir. Ich dachte, dass du endlich begriffen hättest…“ „Warum kannst du nicht begreifen, dass es alles nur eine Scharade ist! Er benutzt dich! Er lockt dich in eine Falle! Er…“ Harrys Augen wurden bei jedem Wort stumpfer. Das, was Ron da sagte, das war nicht wahr, aber selbst wenn… „Es wäre mir egal, Ron.“, sagte er leise. „Es ist mir vollkommen egal, was er plant, was danach kommt. Ich habe ein Ziel, Ron. Ich habe ein Ziel, für das ich lebe. Wenn dieses Ziel nicht mehr existiert, dann werde ich meinen Weg ein kleines bisschen ändern. Dann ist auch schon alles egal…“ Er blickte seinen fassungslosen Freund noch ein paar Augenblicke an, dann wandte sich um und ging. Ron hastete hinter ihm her. „Das kann nicht dein Ernst sein, Harry!“ Er packte ihn an der Schulter und hielt ihn fest, zwang ihn dazu, stehen zu bleiben. „Du kannst nicht ernsthaft so ein Risiko…“ „Ich gehe kein Risiko ein, Ron. Ich weiß das. Ich hoffe nur, du verstehst das auch irgendwann…“ Er löste Rons Hand von seiner Schulter, dann verschwand er zwischen den ängstlich auseinander spritzenden Schülern den Gang hinunter. Ron konnte sich nicht mehr rühren. Die Enttäuschung, der Schmerz in Harrys Augen… Das hatte ihn getroffen. Wirklich getroffen. Er konnte nicht begreifen, wie Harry dachte. Dass er so blind sein wollte! Außerdem hatte er das Gefühl, dass er gerade nicht nur Harry verletzt hatte, nein, Harry hatte ihm gerade in aller Höflichkeit die rote Karte gezeigt. Und das entsetzte ihn umso mehr. Harry entschied sich gegen ihn für denjenigen, der ihn aller Wahrscheinlichkeit nach nur benutzte? Das musste er verhindern! Er drehte sich auf dem Absatz um und rannte den Gang in die andere Richtung davon. Das musste er Hermione sagen! Dringend! Harry unterdessen wanderte durch den Regen. Er hatte es eilig, wollte zu Draco, wollte mit ihm reden, ihm sagen, was gerade passiert war. Das Wasser lief ihm durch die Haare und Kleider, weichte ihn durch, entzog ihm die Wärme, die in diesem Moment sowieso reichlich spärlich war. Rons Worte… er wollte nicht einmal daran denken. Nicht im Entferntesten. Er ängstigte sich förmlich vor ihnen. Und dann erreichte er den Hain, tauchte wie beim Quidditch unter den herabhängenden Ästen hindurch, ohne sie zu berühren, weil die Kälte zunehmen würde, würden die Äste seine nassen Kleider gegen seine Haut drücken. Er erstarrte, als er zum Zentrum der Kathedrale kam. Das Bild vor seinen Augen ließ alles zusammenbrechen. All die guten Worte, die er gegen Rons Vorwürfe gefunden hatte, all die Gewissheiten wurden erschlagen von den Zweifeln, die in ihm gärten, seit er Blaise kannte. All seine Eifersucht ließ ihn die Fäuste ballen. Draco saß hier, mitten im Regen, und Blaise hielt ihn in den Armen. Eine Stimmung, die Ruhe glich. Ron hatte Recht gehabt. Vollkommen Recht. In allem, was er gesagt hatte. Was war, wenn Voldemort nicht nur Snape unter Kontrolle hatte mit dem Imperius? Was, wenn er auch Draco steuerte? Was wäre, wenn Draco ihm… die Liebe nur vorheuchelte, weil man ihn dazu zwang? Ein Schritt zurück. Seine Lippen waren weiß. Was wäre, wenn er wirklich in eine Falle gelaufen war? Was dann? Was…? Ein zweiter Schritt. Kaltes Wasser rann aus den hängenden Zweigen und lief ihm in den Nacken. Er bemerkte es nicht. Hatte Draco ihn betrogen? Mit Blaise? Seine… Zuneigung ausgenutzt? Seine Augen trafen auf graue und in ihm brach ein Sturm von Gefühlen los. Tränen liefen, die man im Regen nicht sah, Kälte kroch in seine Glieder, Entsetzen, Trauer, Enttäuschung übermannte ihn. Harry drehte sich erst nach einem schier endlosen Moment um, schlug die Zweige zur Seite und rannte davon. Einfach hinaus in den Regen. Er wusste nicht einmal wohin, einfach nur weg. Weg vor den Schmerzen, die in ihm tobten. ~*~*~*~ Draco starrte Harry nach. Es dauerte einen Augenblick, bis er begriff, was geschehen war. Dass Harry fortlief, weil er ihn und Blaise so... gesehen hatte. Der Blonde war sofort auf den Beinen und rannte ihm hinterher. Kaum dass er unter den Zweigen hindurch war, sah er, dass Harry zuviel Vorsprung hatte. Er konnte ihn ja kaum noch in dem tristen Grau ausmachen. Und er würde ihn nicht einholen können... Verdammt und wo wollte er überhaupt hin? Es blieb nur noch... Verdammt, dafür würde Harry wahrscheinlich wirklich berechtigt wütend sein. Aber er wollte ihn nicht fortlaufen lassen. Nicht so. Verdammt noch mal nicht so! Draco riss seinen Zauberstab hervor. „Petrificus Totalus!“ Der Fluch traf den Gryffindor in den Rücken und ließ ihn sofort gelähmt in das Gras fallen. „Harry!“ Draco sprintete los, erreichte ihn und löste im gleichen Augenblick den Fluch. Blaise blickte Draco schweigend hinterher. Das war klar... Und nachvollziehbar. So wie Harry ausgesehen hatte... Blaise hatte sofort Eifersucht, Wut und Schmerz in seinen Augen gesehen. Eifersucht... Darum ging es doch schon längst zwischen ihnen. Sie wollten beide Draco für sich haben. Wenigstens zu einem Teil. Er zog die Beine an und schlang die Arme darum, zugleich lehnte er sich zurück gegen den Baum. Es eskalierte einfach alles... Und dabei hatte es sich doch gerade trotz etwas Stress so angefühlt, als wenn er und Draco sich wieder nahe kamen, aber... Um diesen Preis? Der Schwarzhaarige seufzte leise auf. Ihm war kalt. Innerlich wie äußerlich. Es fühlte sich so an, als wenn alles auseinanderbrach... und nichts anderes als einen Haufen scharfkantiger Scherben hinterließ, an dem sich alle Beteiligten zwangsläufig schneiden würden... Er legte die Hand an der Stelle auf das Gras, wo gerade noch Draco gesessen hatte. Es war sogar noch ein winziges bisschen warm. Ein winziges Lächeln huschte über seine Lippen und wich gleich darauf einem Ausdruck von Verzweiflung. ~*~*~*~ Harry riss die Augen auf, als plötzlich sein gesamter Körper blockierte und er vornüber kippte. Sein Gesicht drückte sich in nasse Erde, er roch Wasser und Gras, sah nur doch Schwärze, spürte die Kälte seine Glieder betäuben. Dann war die Sperre weg. Er konnte es ganz deutlich spüren. Er zog die Hände neben den Oberkörper und stemmte sich hoch und sprang auf, wischte sich im gleichen Atemzug mit dem Ärmel über das Gesicht und die Brille, um wenigstens ein bisschen was zu sehen. Der Regen erledigte den Rest, spülte ihn sauber, doch weit kam er nicht, denn Draco war da. Hass sprühte aus seinen Augen, als er ihm einen Blick zugestand. ~*~*~*~ „Harry... Was...“ Weiter kam Draco nicht. Der Blick lähmte ihn. So viel Hass... So viel Hass hatte noch nicht einmal zu ihren schlechtesten Zeiten in diesen bemerkenswert grünen Augen gelegen. Der Regen lief an ihm herunter, rann ihm eiskalt in den Nacken, ließ ihm die Haare ins Gesicht fallen und klebte sie eng an seine Haut. „Harry...“ ~*~*~*~ „Was willst du, Malfoy?“, fauchte der Schwarzhaarige. „Deinen Plan retten? Willst du die Farce wieder herstellen? So wie oben bei der Eulerei? Was hast du diesmal für Ausreden? Ach nein, wahrscheinlich… Lass mich raten, du hast keine Ahnung? Du hast keine Ahnung von dem, was du tust? Es ist alles der Plan deines Vaters, ausgeklügelt von Voldemort, weil der mich kennt, weil er in mich reingucken kann!“ Er holte Luft. „Oder doch was anderes?“ Er wollte die Antwort gar nicht hören, drehte sich schon wieder um. Er musste hier weg, sonst würde er ihn schlagen. Und das wollte er nicht. Selbst jetzt noch wollte er ihm nicht wehtun. ~*~*~*~ Diese Worte taten weh. Unendlich weh. Draco griff nach Harrys Schulter und riss ihn herum. Im nächsten Augenblick traf eine schallende Ohrfeige die Wange des Gryffindors. „Bist du jetzt vollkommen durchgedreht?!“ Seine Stimme überschlug sich. Fassungslosigkeit lag in seinen grauen Augen. Glaubte er das wirklich? Nach allem, was geschehen war? Glaubte Harry wirklich, dass er das tun könnte? ~*~*~*~ Harrys Kopf flog herum und einen Wimpernschlag war er wie erstarrt, dann blickte er zurück. Es war endgültig vorbei. In ihm herrschte Leere. Leere, angefüllt mit Schmerzen, die diese nicht ausfüllen konnten. „Was sollte es sonst sein?“, fragte er bitter. „Im Grunde zählt doch nur einer für dich. Oder auch zwei. Je nachdem. Ich… ich kann mir nicht vorstellen, dass du das freiwillig getan hast, aber…“ Harrys Lippen verzogen sich zu einem hilflosen Lächeln. „Ich liebe dich wirklich. Von ganzem Herzen, aber ich weiß, wie mächtig Voldemort ist. Ich weiß es aus eigener Erfahrung. Und er wird noch stärker geworden sein seit unserer letzten Begegnung. Ich kann es dir nicht einmal übel nehmen, wenn du ihm erlegen warst…“ ~*~*~*~ „Verdammt, ich bin Voldemort noch nicht einmal in meinem Leben begegnet!“ Draco schrie beinahe. „Das einzige, was für mich wirklich wichtig ist, das bist du! Und... und wenn du so etwas sagst, dann... dann macht mich das wahnsinnig... Weil du mir nicht glaubst, weil du mir einfach nicht mehr glauben willst... Verdammt, du hast es doch gespürt! Oder meinst du etwa, dass man mal eben diesen Gefühlsbandzauber täuschen kann? Glaubst du das? Glaubst du das wirklich?“ Sein Atem ging schnell und er zitterte am ganzen Körper. ~*~*~*~ Harrys Gesicht wurde schmerzverzerrt, als er nur noch nickte, nicht mehr sprechen konnte. Klar ging das. Voldemort beherrschte Legilimentik. Er konnte Gefühle lesen. Er konnte sie mit Sicherheit ändern, er konnte sie umstellen, verwursten, verdrehen, befestigen… Harry hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Voldemort mit den richtigen Tränken und Zaubern dazu in der Lage war, jemandem eine Gehirnwäsche zu verpassen, die so täuschend echt war, dass auch der Betroffene davon nicht mehr das geringste mitbekam. ~*~*~*~ Draco schlug traurig und verletzt die Augen nieder. „Dann ist es egal, was ich noch sage, oder? Dann ist es vollkommen egal...“ Er blickte auf und zwinkerte unwirsch die Tränen fort. Schmerz und Trauer lagen in seinen grauen Augen. „Ich liebe dich, Harry... Und für mich... war es nie eine Farce. Niemals.“ Er streckte zitternd die Hand aus und strich ihm über die Wange. So kalt... So kalt, wie er sich fühlte. ~*~*~*~ Harry starrte ihn an. Seine Kehle wurde eng und für endlose Sekunden war er bereit, alles zu vergessen und sich in diese Arme fallen zu lassen. Er wollte seine Zweifel über Bord werfen. Er wollte ihm glauben. Auf Teufel komm raus. Wollte sich an ihm festhalten können, bei ihm bleiben können. Alles vergessen! Aber das ging nicht. Das ging überhaupt nicht. Draco würde seine Worte nicht vergessen können. Er würde sich daran erinnern und immer daran denken, dass er ihm nicht vertraute. Er würde immer das Gefühl haben, dass er Draco benutzte. Das wollte er nicht. Selbst dann nicht, wenn er wirklich nur mit ihm gespielt hatte. Er könnte den Gedanken nicht ertragen. „Ich habe alles zerstört.“, wisperte er, als ihm klar wurde, was er wirklich getan hatte. Alles. Illusionen, Wahrheit, Freundschaft, Liebe… Ich habe wirklich alles zerstört. Ich habe mein Leben aufgegeben. Es leuchtete mit so erschreckender Klarheit in seinen Gedanken, dass es ihn für den Moment erschlug. Er begann zu lächeln. „Ich wünschte, ich hätte es nicht erfahren.“, sagte er leise, strich Draco über die Lippen. „Ich wünschte… es wäre nicht wahr. Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen. Ich wünschte… ich wünschte, du würdest mich nicht hassen.“ Denn jetzt hasste er ihn garantiert. Wie auch nicht? Er hatte ihm so grausame Worte gesagt. Er hatte ihn verraten. In Gedanken verraten. Das konnte er nicht mehr gut machen! Niemals. Nicht einmal, wenn seine Wünsche wahr wurden. Wenn Draco wirklich nicht beherrscht wurde. Nicht einmal dann. Das Lächeln wurde breiter, als ein Schluchzen über seine Lippen kam. „Ich wünschte, ich hätte niemals etwas gesagt. Ich habe wirklich alles zerstört!“ Zum dritten Mal an diesem Tage ging er rückwärts, ließ seine Finger so lange wie möglich an den kalten Lippen Dracos. „Ich habe dich nicht verdient.“ ~*~*~*~ „Harry...“ Draco ergriff seine Hand und hielt ihn fest. „Wie kommst du darauf, dass ich dich hasse?“ Seine Stimme war weich, als er zu dem Schwarzhaarigen aufschloss, dicht vor ihm stehen blieb. „Wie kann ich dich denn jemals hassen? Du... du...“ Er brachte keinen Ton mehr über die Lippen, schlang stattdessen einfach die Arme um den schmalen Jungen und presste ihn an sich. Es fühlte sich an, als wenn ihm das Herz in der Brust zerreißen und dann in vielen kleinen, blutigen Fetzen langsam zu Boden sinken würde. Es tat so weh. Zu wissen, dass Harry so verwirrt war. Dass er bereit gewesen war, einfach so etwas zu glauben. Aber noch viel mehr schmerzte das Gefühl, ihn zu verlieren. Dass er... einfach so gehen könnte. Dass Harry ihn allein lassen könnte. Dass sie scheitern würden. Seine Umarmung wurde fester, so sehr hatte er Angst, dass Harry einfach so... verschwinden könnte. ~*~*~*~ In Harry brach der Wall. Der Wall aus Wut und Schmerz und Angst und Enttäuschung. Draco riss ihn ein. Einfach so. Seine Beine knickten unter ihm weg, seine Hände krallten sich in den Umhang seines Freundes und er begann hemmungslos zu weinen. Es war ihm so egal. Ihm war das alles so egal. Es war ihm egal, ob die Liebe geheuchelt war. Es war ihm egal, ob Draco gezwungen wurde, so zu handeln. Es war ihm vollkommen egal, dass es ihn vollkommen zerstören würde, wenn er jetzt nicht einen Rückzieher machte. Er war doch längst verloren. Rettungslos verloren. Er hatte diesem Jungen sein Herz geschenkt. Er hatte es ihm gegeben, ohne zu zweifeln. Und er wusste einfach, dass er es nicht mehr zurücknehmen konnte. Er wusste es einfach. Ohne Draco zu leben, das war unmöglich. Ohne Draco war sein Leben vollkommen sinnlos, leer, trist… Er wollte ihm das sagen. Er wollte es ihm sagen, alles, aber er bekam in seinem Weinkrampf gar nichts mehr aus sich heraus. Nicht einen einzigen Ton. Das einzige, das er tun konnte, war, sich fester an ihn klammern, damit er nicht doch noch ging, ihn nicht gehen zu lassen. Denn würde Draco jetzt aufstehen und gehen, wäre wirklich alles vorbei. ~*~*~*~ Draco fiel neben Harry auf die Knie. Kalter Schlamm schloss sich um seine Beine und drang durch die Hose. Es kümmerte ihn nicht. Er zog den hoffnungslos schluchzenden Jungen an sich. Er weinte selbst auch, doch der Regen trug seine Tränen fort. Er weinte still. Sie standen auf dem Rand einer Klippe und er hatte das Gefühl, dass sie knapp daran vorbeischrammten, einfach abzustürzen. Er strich wieder und wieder durch Harrys feuchtes Haar. Dann nahm er sein Gesicht in die Hände und küsste ihn. Er küsste ihm die Tränen fort, wieder und wieder. Er wusste nicht, wie lange er es tat, aber es war auch egal. Er küsste ihn, wollte die Tränen stillen, irgendwie, während er selbst noch weinte... ~*~*~*~ Irgendwann fing Harry Dracos Lippen ein und küsste zurück. Verzweifelt drängte er sich gegen ihn, als er begriff, was Draco tat. Er… Er ließ ihn nicht fallen? Trotz dieser widerlichen Worte? Sein Atem wurde knapp, Schluchzer wollten Sauerstoff in die Lunge ziehen, doch er ließ es nicht zu. Er hatte Angst. Angst, dass wenn er diese seidene Verbindung trennte, alles zusammenstürzen würde. Dass er ihn doch noch verlor. ~*~*~*~ Draco erwiderte den Kuss heftig. Seine Finger glitten wieder und wieder durch die vom Regen schweren Haarsträhnen. Er liebkoste zärtlich seinen Nacken, hielt ihn fest. Das war alles, was er noch wollte. Harry küssen und ihn festhalten. Schließlich löste er schwer atmend den Kuss und schmiegte seine Wange an Harrys. Er wollte etwas sagen, doch... er fand keine Worte. Nichts, was ausdrücken konnte, was in ihm vorging. Nichts davon. Außer... „Versprich mir, dass du mich niemals verlässt... Niemals... Ohne dich... könnte ich nicht leben...“, flüsterte er heiser. ~*~*~*~ Harry erstarrte. Wahrheit. Diese Worte waren Wahrheit. Nur… wie meinte er sie? So wie er es sich erhoffte oder meinte er damit, dass wenn Voldemort sah, dass sein Plan nicht aufging, dass dieser dann Draco… Er erdrosselte diesen Gedanken, bevor er beendet war, nickte nur noch schwach. „Ist okay.“, wisperte er und würde Rons… seine Theorie richtig sein, unterschrieb er damit sein Todesurteil. Aber das war ihm egal. Dann war das eben so. Draco hatte schon Recht. Ohne ihn könnte er nicht leben. Er wollte nicht einmal ohne ihn leben… Wimmernd schlang er die Arme um Dracos Hals und nickte, die Stirn gegen den schlanken Hals gepresst. Immer wieder versicherte er ihm, dass er das nicht tun würde, dass er bei ihm bleiben würde, ohne auch nur einen zusammenhängenden Satz zu sprechen. ~*~*~*~ Zärtlich strich Draco dem schmalen Jungen über den Rücken. Auf solche Worte hatte er gehofft, auf Worte, die ihm sagten, dass Harry niemals gehen würde. Niemals... Stumm saß er so da, hielt den wimmernden Gryffindor in den Armen, tröstete ihn so gut er konnte und fand selbst langsam ein wenig Trost. Irgendwann... da spürte er die Kälte durch seine Adern kriechen, da spürte er den Regen wirklich bewusst. „Komm...“ Sachte zog er Harry auf die Beine. „Komm... Sonst werden wir noch Dauergäste bei Madam Pomfrey...“ Behutsam legte er dem Gryffindor den Arm um die Schultern und machte auch keine Anstalten, ihn dort wieder fortzunehmen. Langsam machten sie sich auf den Weg zu den Weiden. ~*~*~*~ Harry bemerkte erst, dass sie bei den Weiden ankamen, als die Zweige über seinen Rücken strichen. Und er verstand es nicht so ganz. Er wollte nicht hierher zurück. Ganz und gar nicht. Lieber wäre er jetzt hinauf in ihren Raum gegangen und hätte sich dort mit Draco verkrochen. Vielleicht war es da oben warm… Dann sah er Blaise. Der schwarzhaarige Slytherin lehnte noch immer an der Weide… Er versteifte sich, blieb stehen. Er wollte da nicht hin. Nicht zu ihm! Nicht… nicht zu ihm… ~*~*~*~ „Draco! Harry!“ Blaise sprang auf, als er die beiden sah. Es fühlte sich an, als wenn ihm eine ganze Lawine vom Herzen fiel. Sie beide zusammen... Das hieß... es bestand vielleicht doch noch Hoffnung. Darauf, dass eben nicht alles zerbrach. Vielleicht... konnte man alles noch kitten... Draco schob Harry sanft weiter vorwärts. Er ließ nicht zu, dass der Gryffindor stehen blieb. „Bei Merlin, ihr tropft ja...“ Der schwarzhaarige Slytherin schüttelte den Kopf und trocknete sie beide schnell mit einem Zauber. „Am besten geht ihr trotzdem bei Madam Pomfrey vorbei. Nur für alle Fälle.“ Er lächelte sie beide weich an, erstarrte jedoch, als er Harrys Gesicht sah. Die schwarzen Augen wurden traurig. Vielleicht... gab es doch schon zu viele Scherben... Vielleicht... war es schon zu spät... ~*~*~*~ Harry wich dem traurigen Blick aus, sah zu Boden. Diese Freude über sein Wiedersehen… Er konnte sie nicht nachvollziehen. Blaise musste sich doch sonst wie vorkommen, wenn er immer wieder sah, dass Draco bei ihm war. Dass… er ihm den wegnahm, der ihm wirklich wichtig war... Oder auch, dass Draco gezwungen war, mit ihm… Er presste die Augen zusammen, seine Hand krallte sich wieder in den inzwischen trockenen Umhang, verdrängte den Gedanken. Das war nicht wahr! Und was nicht wahr war, das musste auch nicht in seinem Kopf rumspuken! ~*~*~*~ Draco sah zwischen den beiden hin und her. Es gefiel ihm nicht. Zwischen den beiden Menschen, die ihm am wichtigsten überhaupt waren, stimmte etwas nicht. Aber... er konnte wohl kaum etwas dagegen tun. „Harry...“ Blaise wiederholte seinen Namen erneut, wusste nicht, was er sagen sollte. Er blickte auf den schwarzen Haarschopf vor ihm und fühlte sich hilflos. Ihre unterschwellige Rivalität, ja, sie war da gewesen. Sie war noch immer da. Viel zu deutlich, aber... Das musste doch ihre Freundschaft nicht zerstören... Es war... „Harry...“ Er tat einfach das, was ihm noch einfiel. Er umarmte den Gryffindor. ~*~*~*~ Harry schluchzte erneut auf. Was sollte er denn tun? Ihn wegstoßen ging nicht. Dazu tat ihm zu sehr leid, was er ihm antat. Zurückumarmen ging auch nicht. Dazu tat es zu sehr weh. Das einzige… „Es tut mir Leid.“, flüsterte er erstickt. „Ich… ich bin gemein… Weil ich… die Hoffnung… weil ich die Hoffnung nicht aufgeben will, dass ich falsch liege…“ Ihm kam der Gedanke gar nicht, dass Blaise gar nicht wissen konnte, wovon er sprach. ~*~*~*~ Blaise drückte Harry schlicht an sich. Er ahnte, worauf der Gryffindor herauswollte. Er ahnte es... Und er kommentierte es nicht. Schließlich ließ er Harry los und wuschelte ihm durch die Haare. „Und jetzt ab zu Madam Pomfrey, ihr zwei. Ich will nicht, dass ihr krank werdet...“ „Aye, Sir.“ Draco lächelte leicht. Stumm formten seine Lippen ein Danke, auf das Blaise nur mit einem stillen Nicken reagierte. Der Blonde nahm noch seine Tasche, dann ergriff er Harrys Hand. „Na komm... Es ist kalt hier draußen.“ ~*~*~*~ Harry nickte nur und folgte ihm. Blaise blieb zurück, was ihm selbst nur recht war. Er konnte ihn grade nicht in der Nähe ertragen. Abermals durchnässte sie der Regen, doch Harry nahm es kaum wahr. Ebenso wenig wie den Weg, den ihn Draco führte. Erst als sie förmlich vor der Tür zum Krankenflügel standen, blieb er stehen. „Ich… will nicht zu ihr.“, murmelte er, gab mit dem Arm ein wenig nach, um keinen Schritt mehr gehen zu müssen. ~*~*~*~ „Doch. Bitte...“ Draco sah ihn weich an und küsste ihn zärtlich. „Es ist besser... Ich muss auf alle Fälle zu ihr. Mir tut schon mein Hals weh...“ Er lächelte schief und schob Harry dann sachte durch die Tür. Sobald sie drin waren, besaßen sie Poppy Promfreys volle Aufmerksamkeit. Nach einem schnellen Diagnosezauber stellte sie bei Draco eine beginnende Halsentzündung fest und wirkte dieser mit einem widerlichen Trank entgegen. Dann war Harry dran. Und sein Zustand sorgte dafür, dass ihre Stirn sich sehr schnell in sehr tiefe Falten legte. ~*~*~*~ Sie hatte es schon zuvor bemerkt, schon vor einigen Wochen, doch es hatte sich zwischendurch von selbst gebessert. Nun aber war es wirklich offiziell. Harry aß zuwenig. Viel zu wenig. „Wann haben Sie das letzte Mal gegessen?“, kam ihre Frage. Der Junge sah sie an. „Das wissen Sie. Sie haben mir das Essen bringen lassen.“ „Davor?“ Er zuckte die Schultern und im nächsten Moment ging eine Belehrung sondergleichen auf ihn hernieder, von wegen Verantwortungslos, eine Schande in seinem Alter, schlecht für das Wachstum und außerdem wäre er vollkommen entkräftet und stünde kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Sie hatte ein Mittel dagegen: „Bettruhe. Hier.“, erklärte sie und Harry wich augenblicklich zurück. Fast schon panisch. Er wollte nicht. Auf keinen Fall wollte er heute Nacht hier bleiben! ~*~*~*~ Draco hatte Harry die ganze Zeit über stumm angeblickt. Es tat weh, das zu hören. Harry verletzte sich selbst, machte sich selbst damit kaputt. Er konnte es ja bei der Anspannung verstehen, wenn er keinen Appetit hatte, aber dennoch... es war beinahe so, als wenn Harry sein Leben nicht wichtig war... „Ma’am... Und wenn ich Ihnen verspreche aufzupassen?“, schlug er leise vor. Er wollte auch nicht, dass Harry hier blieb. Er wollte bei ihm sein... Die Medihexe blickte ihn kritisch an. „Wenn Sie dafür sorgen, dass er sofort ins Bett geht und bis morgen durchschläft. Und noch ein Auge darauf haben, dass er regelmäßig isst...“ Draco nickte. Er würde tun, was in seiner Macht stand. Natürlich. „Gut. Ich verlasse mich auf Ihr Wort, Mr Malfoy.“ Ihr Blick war forschend, dann wandte sie sich wieder Harry zu. „Und Sie, Mr Potter, werden ab jetzt jeden Morgen und Nachmittag zu mir kommen und sich einen Stärkungstrank abholen.“ Mit einem simplen Accio holte sie eine Ampulle her, die sie Harry in die Hand drückte. „Trinken.“ ~*~*~*~ Nach einem winzigen Zögern tat Harry, was sie verlangte. Der Trank schmeckte süßlich und hatte einen seltsam alkoholischen Nachgeschmack… oder vielleicht auch fettig. Das konnte er nicht so genau sagen. Er setzte die Ampulle wieder ab, starrte sekundenlang blicklos auf ihren Bauch, bevor er nickte und sie ihr zurückgab. „Ich komme morgen vor dem Training. Das ist früh.“ ~*~*~*~ „Kein Problem. Ich werde hier sein.“ Die Medihexe lächelte Harry aufmunternd zu. „Und jetzt ruhen Sie sich aus.“ Sie nickte Draco zu und schickte die beiden Jungen hinaus. Stumm legte der Blonde den Arm um Harrys Schultern, sobald sie wieder auf dem Gang waren. Er wusste nicht, was er sagen sollte, also schwieg er lieber. ~*~*~*~ Ron erreichte Hermione und Pansy verspätet, doch dann platzte er einfach in das Mädchenklo hinein. Hastig, außer Atem, so dass der aufkommende Protest von Pansy im Keim erstickt wurde. Er sah abgehetzt aus. Und er kam gleich zur Sache. „Mione, Harry ist in großer Gefahr!“, keuchte er, stützte die Hände auf die Knie. „Ich… Dobby... Ich… Harry…“ Hermione runzelte die Stirn und kam zu ihm, drückte ihn auf eines der steinernen Waschbecken, die den Eingang zur Kammer des Schreckens markierte. „Was ist los, Ron? Aber langsam, damit wir folgen können, ja?“ Der Rotschopf holte tief Luft, bevor er begann. „Es ist doch nur ein abgekartetes Spiel!“, leitete er ein. „Dobby hat einen Brief von Malfoy gefunden! Draco… Er benutzt ihn. Er benutzt Harry! Er will ihn an den Unnennbaren ausliefern, wenn sie angreifen! Er verführt ihn nur im Auftrag seines Vaters!“ Pansy keuchte auf. „Das kannst du nicht meinen!“, rief sie empört und auch Hermione schaute nicht minder verärgert. „Ich habe dir doch schon…“ „Es ist nicht nur die Beerdigung! Er hat das wirklich gesehen! Mit eigenen Augen gelesen! Sein Vater hat ihn auf Harry angesetzt…“ „Jetzt mach aber mal ’nen Punkt!“, fuhr ihm Pansy über den Mund. „Draco würde niemals – Ich wiederhole: niemals! – nur für einen Befehl jemanden verführen! Schon gar nicht einen Jungen!“ Ron blitzte sie an. „Woher willst du das wissen? Was wäre, wenn er ihn lenkt? Wenn sein Vater oder der Unnennbare ihn lenkt? Dann hätte er nicht mal die Wahl!“ Hermione keuchte erschrocken auf und Pansy schlug die Hand vor den Mund. „Das kannst du nicht ernst meinen!“ „Dafür hast du keine Beweise!“ „Gibt es Beweise dagegen?“ Ron klang bitter. „Ihr wisst ebenso gut wie ich, dass der Unnennbare ein Meister in den Dunklen Künsten ist. Warum sollte er es nicht fertig bringen, Draco zu verzaubern, damit er tut, was er will?“ Die beiden Mädchen blickten ihn an. Wenn das der Wahrheit entsprach, dann… dann war das eine Katastrophe. Für Harry. Und auch für Draco. Irgendwo. Denn sie mochten ihn beide. Und beide hofften sie, dass das nicht der Fall sein würde. Aber das nachzuprüfen, waren sie kaum in der Lage. Im Grunde nur… Im Laufe des Abends schmiedeten die drei einen Plan - Ron aus Überzeugung und mit leiser Sorge, Hermione aus Sorge und leichter Angst, dass es Harry zerbrechen würde, Pansy aus Sorge um Draco und Harry. Sie wollte nicht, dass dieses Glück zerstört wurde. Draco endlich einmal so zu erleben… Das durfte nicht vergehen. Und als sie am Abend in ihre Betten gingen, wussten sie, was sie am Sonntag tun würden… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Fools rush in Where angels fear to tread And so I come to you my love My heart above my head Though I see The danger there If theres a chance for me Then I don’t care ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: *nichtweiß,wassiezudemkapitelsagensoll* *zushicchanschiel* Shi: Ich danke hiermit in aller Förmlichkeit Ron für seine idiotisch verdrehten Gedanken, die in jeglicher Hinsicht logisch und wunderbar nachvollziehbar waren, dass selbst ich für einen kurzen Moment dem Gedanken erlegen war, dass es toll wäre, wenn es wahr wäre, denn dann hätte ich Harry problemlos in einen Kamikazekampf schicken können. *breitgrins* *ronknuddelt* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)