Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Snape und Blaise (zensiert) --------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 88: Snape und Blaise Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von a-ha – Here I stand and face the rain. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 88: Snape und Blaise Draco hatte sich nicht gegen Harrys Behandlung gewehrt und schmiegte sich an den Jungen neben sich. Es tat so gut, seine Wärme zu spüren und sich an ihn kuscheln zu können... „Erinnerst du dich noch an den Ring, den ich die letzten Jahre getragen habe?“, fragte der Slytherin leise. „Das war der Siegelring meiner Familie... Ich habe ihn heute in den Sarg meiner Mutter gelegt und mit ihr beerdigen lassen...“ Er schwieg und starrte in die Flammen. Komisch, dass das doch ein solch leeres Gefühl hinterlassen konnte. Es war... endgültig. Er hatte diese Verbindung so weit zerrissen, wie er konnte. Er würde niemals wieder eine richtige Familie haben. Nein, er hatte sie nie gehabt. Aber er hatte Harry... Matt schloss er die Augen. Und das war besser. Tausendmal besser... ~*~*~*~ Harry nickte nur. Er streichelte ihm gedankenfern über den Rücken, lauschte auf weitere Worte und starrte in die Flammen. Den Ring hatte er auch weggegeben. Jetzt gab es für ihn nicht einen einzigen Grund, dass er jemals wieder zurück zu seiner Familie gehen musste. Nicht einen. Seine Mutter war tot, sein Ring verschwunden. Den Vater verdrängte er aus seinen Gedanken. Er wollte jetzt nicht darüber nachdenken. ~*~*~*~ „Es war nichts weiter als eine Farce... Die ganze Veranstaltung. Reden von Menschen, denen nichts an meiner Mutter lag. Und mein Vater...“ Draco öffnete erneut die Augen und starrte ins Leere. Sirius hatte Recht. Es sollte keine Rolle spielen. Es sollte bedeutungslos sein. Vollkommen bedeutungslos. Er sagte sich von diesem Mann schließlich los! Er schüttelte seine Marionettenfäden ab und trat aus seinem Schatten heraus! Er war frei von ihm! Vollkommen frei! Und doch... Unwillkürlich krampften sich seine Hände um den Stoff von Harrys Hemd und Hose. ~*~*~*~ Es tat weh. Wieder sein Vater. Immer wieder sein Vater! Immer wieder war es nur sein verdammter Vater! Wieso konnte man diesen Menschen nicht aus Dracos Gedächtnis löschen? Warum konnte man ihn nicht einfach daraus verbannen, dass er endlich diese Fesseln verlor? Harry begann Draco zu wiegen, ganz sachte. Er schwieg, hätte eh nicht gewusst, was er sagen sollte, wollte einfach da sein. Er wollte da sein, in Dracos Bewusstsein sein, aber stattdessen war da nur dieser blonde Widerling… Das war es, was so schmerzte… Eifersucht… Was konnte er gegen diesen Menschen denn unternehmen, damit Draco ihn endlich vergaß? ~*~*~*~ „Er hat mir die Schuld gegeben...“, sprach Draco langsam weiter. Er wollte darüber reden, wollte es so unbedingt. „Er hat mir tatsächlich die Schuld am Tod meiner Mutter gegeben...“ Und er war schuld... Indirekt. Das stand außer Frage... Und diese Schuld belastete ihn, auch wenn er sich ihr kaum richtig bewusst werden konnte. Er schwieg eine Weile, ehe er genauso langsam wie zuvor weitersprach. „Er hat mir ins Gesicht gesagt, wie feige ich in seinen Augen bin... Und er hat dich beleidigt... Ich hätte ihn umbringen können. Ich wollte es in diesem Kampf, aber... Dumbledore hat mich daran gehindert. Ansonsten... hätte ich den Todesfluch gesprochen.“ Seine Stimme war tonlos geworden. „Und ich weiß, dass er funktioniert hätte...“ Wieder machte er eine kurze Pause und wechselte abrupt das Thema. „Ich habe so unglaublich versagt, Harry... Ohne Dumbledore hätte ich in diesem Kampf keine zwei Minuten überlebt. Er hat mich die ganze Zeit geschützt. Einen einzigen Fluch konnte ich blocken. Einen.“ Er lachte heiser auf. „Traurig, oder?“ ~*~*~*~ Harry lächelte bitter. Er gab ihm die Schuld? Gerade er? War doch lachhaft. Draco war nicht schuld. Nicht ein kleines bisschen. Er wollte doch nur leben. Ohne Ketten leben. Und sie war doch nur gestorben, weil Voldemort es gewollt hatte… Dracos nächste Worte verhinderten seine Antwort, ließen ihn stattdessen wieder lauschen. Und es zog ihm nun wirklich das Herz zusammen. Draco hatte in diesem Kampf so viel Scheiße erlebt, dass das Füllungsvermögen einer Drachenhaut damit überlastet wäre. Kein Wunder, dass er so fertig gewesen war. Kein Wunder, dass diese Gefühle ihm so zu schaffen gemacht hatten. Er hatte einen Fluch geblockt? Er hatte tatsächlich die Zeit dazu, während Dumbledore dabei gewesen war? Er hatte Dumbledores Kraft selbst kennen gelernt. Im Sommer. Sie war berauschend, beeindruckend und niederschmetternd mächtig. Neben ihm fühlte man sich schwach, egal wie stark man war… Aber egal, was er gesagt hätte, Draco wollte jetzt keine Trostworte hören, das fühlte er. Es wäre sowieso alles falsch gewesen. Er musste einfach nur reden, damit er es besser verarbeiten konnte. Hoffte er. Er wusste nicht, was er tun sollte. Mehr als da sein, ging gerade nicht. Er fand die richtigen Worte einfach nicht, um ihm zu sagen, wie sehr es ihm Leid tat, dass er ihn hatte gehen lassen. Dass er nicht dabei gewesen war, um ihn zu beschützen… Es gab keine Worte, denn mit beiden Varianten wäre Draco nicht einverstanden gewesen, auch wenn es Harry noch so wütend machte, dass er keine der beiden Chancen hatte durchsetzen können. Vorsichtig küsste er ihm auf den Haarschopf, starrte einfach weiter in die Flammen. Es war beruhigend, auch wenn er sie längst nicht mehr sah. ~*~*~*~ Draco seufzte leise. „Und weißt du, was wirklich deprimierend ist? Dass das alles nur als eine Falle für Dumbledore gedacht war. Weil sie sich sicher waren, dass er mitkommen würde, um das zu beschützen, was dir wichtig ist... Das sagte mein Vater zumindest. Aber...“ Er stockte erneut und sprach dann bedächtig weiter. „Er scheint sich noch immer sicher zu sein, dass ich tue, was er erwartet. Dass ich den Weg gehen werde, den er für mich vorsieht...“ ~*~*~*~ Harry biss sich auf die Lippe. Nur als Falle für Dumbledore. Weil dieser schützen würde, was für ihn wichtig war… Für ihn… Harry? Für… Der Junge wurde blass. Wenn das wahr war, dann… dann war Draco wirklich in Gefahr. Wenn die Todesser davon ausgingen, dass sogar Dumbledore den Extodesserkandidat Draco angenommen hatten, weil er ihm, Harry, wichtig war, dann… dann mussten sie doch zwangsweise auch davon ausgehen, dass er ihm selbst zu Hilfe eilen würde, wenn er in Gefahr war. Was zweifellos ja auch so war! Er würde kommen. Er würde sofort kommen und alles mit sich machen lassen, was sie wollten, nur damit Draco nichts passierte… Voldemort hätte gewonnen… Einfach so. Ohne sich wirklich anstrengen zu müssen. Harry entließ den Slytherin aus seiner Umarmung, schob ihn ein Stück von sich. Seine Lippen bebten. Sie hatten es diesmal schon versucht. Sie hatten Draco schon diesmal zu sich holen wollen… Als Nebeneffekt zu Dumbledore, denn wäre er nicht mehr, wäre es für ihn, Harry, ein Leichtes, aus Hogwarts zu entkommen. Das musste ihnen doch auch klar sein. Es war eine Falle gewesen. Eine Falle, um endgültig den Sieg der Todesser einzuleiten… „Draco, das… du… Du darfst deinen Vater nie wieder sehen…“ Er war sich gar nicht bewusst, dass seine Stimme kaum mehr als ein Hauchen war, dachte, er würde schreien, weshalb er sich zurücknahm, um ruhiger zu sprechen. Als er diesmal die Lippen bewegte, kam kein Ton mehr heraus. „Ich müsste mein Versprechen brechen, wenn du es doch tust…“ ~*~*~*~ Draco sah ihn schweigend an. Am liebsten hätte er in angebrüllt, dass er das nicht tun durfte. Niemals tun durfte. Aber... er verstand ihn. Er hatte die Gefahr doch selbst gespürt. Nur allzu deutlich. Für die Todesser war er im Zweifelsfall einfach die perfekte Geisel. Er war Harrys Achillesferse... „Okay.“ Er lächelte schwach und strich Harry sanft über die Wange, spürte die samtweiche Haut ganz bewusst unter seinen Fingerspitzen. „Er ist der letzte Mensch auf der Welt, den ich jemals wieder sehen will. Und ich glaube kaum, dass er nach... diesem Geschehen noch einmal nach Hogwarts kommen wird. So dumm ist er nicht. Er ist arrogant, aber sicher nicht dumm...“ ~*~*~*~ Sekunden noch blickte Harry ihn an, einfach nur an, versuchte zu verinnerlichen, dass er es ihm wirklich versprochen hatte, suchte nach Anzeichen, die dagegensprachen, suchte nach Schuldgefühlen, die nicht existierten… Dann fiel er ihm um den Hals, drückte ihn so fest an sich, dass er sich selbst die Luft zum Atmen nahm. Nur gut, sonst hätte er wohl angefangen zu weinen. Diese akute Angst hatte ihm einen Adrenalinschub verpasst, der seine Reserven für diesen Tag vollkommen ausgezehrt hatten. ~*~*~*~ Von Harrys Ansturm vollkommen überwältigt, kippte Draco hintenüber und landete auf dem Rücken. Auch ihm presste Harry die Luft aus den Lungen. Zärtlich erwiderte er die Umarmung und strich dem Gryffindor durch die Haare. „So glücklich, Kätzchen?“, flüsterte er leise und küsste ihn sachte aufs Ohr, das einzige Stück Haut, das er gerade von seinem Freund erreichen konnte. Liebevoll begann er, ihm den Nacken zu kraulen. „Es ist Zeit, diese Brücken endgültig abzubrechen...“ ~*~*~*~ Harry gab wegen des Kusses ein leises Geräusch von sich, verursachte es ihm doch eine Gänsehaut, aber er nickte. Glücklich konnte man es auch nennen, eigentlich war es ein anderes Gefühl. Er konnte es nicht beschreiben, aber es hatte was von Verzweiflung, Erleichterung, Angst und Müdigkeit. „Ich liebe dich.“, flüsterte er und stemmte sich hoch, blickte von oben auf ihn herunter. Seine Augen sagten das gleiche, vermittelten zusätzlich das, was die Worte nicht ausdrücken konnten. „Ich… Draco, du bist das Beste, das mir in meinem Leben jemals passiert ist! Du hast keine Ahnung, wie viel du mir bedeutest! Du…“ Er presste die Lippen aufeinander und lächelte fast verzweifelt, als ihm die Worte ausgingen, die seine Gefühle wahrheitsgemäß beschreiben würden. Er wünschte sich den Zauber zurück. Er wünschte sich, dass er es spüren könnte, doch das war im Moment ausgeschlossen. „Verstehst du, was ich dir sagen will?“, fragte er leise. „Ich will dich nicht verlieren…“ ~*~*~*~ Draco blickte zu Harry empor. In dem schwarzen Haar tanzte das rötliche Licht des Feuers und die grünen Augen schillerten noch intensiver, als sie es ohnehin schon taten, wenn Harry etwas besonders wichtig war. Bei Merlin, eine solche Liebeserklärung... Er spürte, wie ihm Tränen der Rührung in die Augen stiegen und kämpfte sie mühsam nieder. Es war... überwältigend. Einfach überwältigend. Und auch ohne diesen Zauber wusste er ganz genau, was Harry meinte, was er empfand. „Ich weiß... Ich weiß, was du fühlst...“ Er streckte die Hand aus, berührte ganz eben Harrys Lippen. „Ich fühle doch das gleiche, Harry...“ ~*~*~*~ Harry lächelte sachte, doch es verschwand recht schnell wieder, wurde von der Überwältigung hinfort gewischt, als er sich herabbeugte zu ihm, ihn sachte küsste. Nur kurz, zart, ohne Druck. Er schloss die Augen, um seine Fassung wiederzuerlangen, doch als er sich wieder hochschob, lächelte er erneut. „Danke.“, hauchte er. Dann küsste er ihn wieder. Diesmal richtig. Seine Lippen trafen Dracos, öffneten sich fast augenblicklich ein klein wenig, sodass seine Zunge daraus hervorschlüpfen und über die samtige Haut streichen konnte, forderte schon im nächsten Augenblick Einlass. Es verzehrte ihn zu wissen, dass sie es nicht schaffen konnten, eins zu werden! In diesem Augenblick mehr denn je. ~*~*~*~ Draco erwiderte den Kuss, gab Harrys Drängen nach und ließ ihn ein, verwickelte seine Zunge in einen zärtlichen Ringkampf. Er zog den Gryffindor nachdrücklich an sich, streifte ihm den lästigen Umhang von den Schultern und schob sein Hemd hoch, um die nackte Haut seines Rückens liebkosen zu können. Allein dieser Kuss reichte aus, um ihn beinahe um den Verstand zu bringen. So leidenschaftlich, so voller Intensität... Und noch mehr. Mehr Gefühle waren im Spiel, die Draco gar nicht genau ermitteln konnte. Harry überwältigte ihn einfach. Auch ohne irgendein magisches Band. ~*~*~*~ Der Gryffindor lächelte in den Kuss hinein, nur kurz, bevor er es Draco gleich tat und so gut es ging, wenn man auf den Ellbogen aufgestützt war, die Schnallen des Umhangs löste. Es ging vergleichsweise einfach, verglichen mit den Knöpfen des schwarzen Hemdes. Verglichen mit diesen winzigen, kleinen Plastikdingern, die einem jede Sekunde aus den Fingern rutschten, falls man gerade dabei war, sie durch das Loch zu schieben. Sie nervten, sie störten ihn! Sie sollten verschwinden! Harry war kurz davor, sie einfach abzureißen, doch er hielt sich zurück, löste den Kuss und atmete einmal tief durch, um wieder zu Sinnen zu kommen. Er würde das Hemd nicht beschädigen. Es war Draco momentan wichtig, sicherlich wollte er es morgen noch einmal tragen! Vorsichtig schloss er die Augen und entließ die Luft aus seiner Lunge. Sie zitterte, wie sein ganzer Körper. Was Verlangen alles ausmachen konnte… Als er die Augen wieder öffnete, lag mehr Ruhe darin. Viel mehr, auch wenn es ihn sichtlich Kraft kostete, diese Ruhe aufrecht zu erhalten. „Wir haben Zeit.“, murmelte er leise, mehr zu sich selbst, küsste Draco wieder sachte. „Mehr als den ganzen Tag…“ Ein zweiter Kuss, diesmal auf den Mundwinkel. Und er würde diesen Tag nutzen. Er würde ihn auskosten. Er würde nicht eine Sekunde an Hektik verschwenden. Nicht heute! Ganz vorsichtig begannen seine Finger wieder die Knöpfe zu traktieren und dieses Mal funktionierte es. Einer nach dem anderen versagte seinen Dienst. ~*~*~*~ Draco lag still und betrachtete Harry liebevoll, während dieser mit seinem Hemd kämpfte. Ein warmes Gefühl überflutete ihn wie eine Welle, riss ihn fast fort. „Ja... wir haben den ganzen Tag...“ Die Worte waren mehr gehaucht als gesprochen und er konnte nicht anders als zu lächeln. Sobald Harry erfolgreich war, streckte der Slytherin seine Hände aus und löste sachte die Krawatte von seinem Hals, ließ nur einen Moment später das Hemd folgen. Er ließ sich eindeutig nicht von irgendwelchen Knöpfen aufhalten. Zart fuhr er mit seinen Fingerspitzen über Harrys nackte Brust, umkreiste seine Brustwarzen und stupste leicht dagegen. ~*~*~*~ Harry erschauderte bei der sachten Berührung, musste sich zusammenreißen, um seine begonnene Tätigkeit zu vollenden, das Hemd von den weißen Schultern zu streifen. Aber der Anreiz dahinter half recht gut dabei. Und Dracos Hilfe machte es sogar möglich, es vollkommen zu entfernen. Lächelnd legte er ihn wieder ab, strich mit den Händen weich über die Brust und den Bauch. Die Narbe unter dem Herzen mied er mit Blicken und Fingern. Der Gedanke, damit etwas auszulösen, das nichts mit ihm zu tun hatte, machte es wirklich unerträglich. Stattdessen beugte er sich wieder vor und küsste ihn. Sanft, seinen Händen ebenbürtig. Er wollte es ganz auskosten. Alles. Seinen Kuss ganz besonders und so konzentrierte er sich auf seinen Geschmack, auf das Gefühl, das er ihm bescherte, wie er sich anfühlte. Seine Hände glitten zu den Seiten. Wenn man es recht bedachte, war Draco stark. Für Jungen in seinem Alter war sein Körper wirklich gut ausgebildet. Er mochte das… ~*~*~*~ Ein Schauder überlief Draco, als Harrys Hände seine Seiten entlang wanderten. Gänsehaut überzog seine Brust und die feinen Härchen in seinem Nacken richteten sich auf. Für einen Augenblick gab er sich ganz dieser Berührung hin, schloss die Augen und genoss... Als er Harry wieder anblickte, streckte er seine Hand aus und strich ihm sachte über die nackte Brust, liebkoste die Brustwarzen, umspielte neckend seinen Bauchnabel. Es war faszinierend, ihn so zu spüren. So nah... So warm... Und noch faszinierender war es, seine Augen zu beobachten, sein Gesicht und zu sehen, wie er reagierte. Bei Merlin, er liebte diesen Jungen so sehr, er wollte ihn so sehr... Alles andere war dagegen so nebensächlich, so unglaublich bedeutungslos... ~*~*~*~ Harry schloss die Augen tatsächlich erst, als das Gefühl zu gewaltig wurde. Es war irgendwann einfach zu intensiv, um sie noch offen zu halten. Zuerst die Angst, dann dieses unbändige Verlagen, jetzt diese Ruhe… Sie legte sich zusammen mit Draco wie ein Vorhang um sein Bewusstsein, dass er kaum noch etwas anderes wahrnahm. Seine Finger wanderten höher, ohne dass er es verhinderte, strichen um den Hals des Blonden. Ganz vorsichtig, jegliche empfindliche Stelle auskostend. Das Schlüsselbein war hart, genau wie der Kehlkopf, dafür war alles andere weich. Er konnte das Blut unter seinen Fingern pulsieren spüren. Ein weicher, ruhiger Rhythmus, obwohl er eigentlich nicht mehr ganz so ruhig unter ihm lag. Als er sich diesmal hinabbeugte, war sein Ziel nicht Dracos Mund. Leise, unzusammenhängende Worte wispernd näherte er sich seinem Ohr, verhielt ganz kurz davor in der Bewegung, verstummte, bevor er emsig begann, daran zu knabbern. Es wäre ein Leichtes, ihm jetzt wehzutun, er wusste das, denn Draco vertraute ihm vollkommen. Absolut, wenn er zuließ, dass er seine Hände um seinen Hals legte. Es machte ihn glücklich. Das war eine Ehre. Auch wenn er diese Ehre schon länger genoss, erst jetzt hatte er sie erkannt. ~*~*~*~ Draco seufzte leise auf und schloss ebenfalls die Augen. Harry jagte ihm einen Schauder nach dem anderen über den Körper. Seine Hände waren beinahe kraftlos, als sie den Gryffindor weiter zu liebkosen begannen. Komisch, er hatte gar nicht bemerkt, wie er damit aufgehört hatte... So sehr nahmen ihn Harrys Berührungen gefangen. Zart fuhr er seine Seiten entlang, strich sich von Rippe zu Rippe, die er beinahe schon zu deutlich unter der samtigen Haut spüren konnte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Harry riss die Augen auf und ihm entwich ein leiser, heiserer Schrei, bevor er sich zügeln konnte. Das hatte er nicht erwartet. Das war… unfair schnell gegangen! Das war unfair gut! Er schüttelte die Verspannung ob des Schrecks ab, fuhr mit der Hand in Dracos Hose und gleich unter die Shorts, wollte ihn ebenfalls reizen, bis er schrie, da krachte es plötzlich an der Tür. Keinen Wimpernschlag später hörte man von draußen lautes Fluchen und ein neues Krachen ließ die Tür erzittern. Wie eingefroren starrte Harry Draco an. Das war Snape! Da draußen war Snape und er… er versuchte hereinzukommen! Hatte er sie etwa gehört? Hatte… er ihn schreien gehört? ~*~*~*~ Draco war fasziniert von Harrys heftiger Reaktion und als der Gryffindor seine Hand in seine Shorts schob... Doch ehe Harry ihn ebenfalls reizen und die nächste Runde einläuten konnte, krachte es an der Tür. Snape. Der Slytherin verkniff sich mühsam ein entnervtes Aufstöhnen. Hatte der Kerl keinen Unterricht oder niemanden, der gerade bei ihm Strafarbeiten machen musste? Er blickte zu Harry empor, der eindeutig vollkommen verschreckt aussah. „Komm her...“, murmelte er leise und zog den anderen an sich. „Wir können warten, bis er weg ist... Oder aber wir legen einen kleinen Zauber über diesen Raum...“ Der Klang seiner Stimme machte nur allzu deutlich, dass ihm letzteres lieber war... Harrys Körper übte einen derartigen Druck auf diesen gerade extrem empfindlichen Bereich seines Unterleibs auf, dass er sich nur mit Mühe ein Aufseufzen verkneifen konnte. ~*~*~*~ Harry nickte nur, schmiegte sich an ihn. Der Schrecken in seinen Gliedern war allumfassend gewesen. Noch immer kribbelte alles in ihm. Bis in die Zehenspitzen. „Er will mich abholen.“, flüsterte er leicht panisch. „Garantiert. Ich habe sein Sondertraining verpasst…“ ~*~*~*~ „Will er nicht... Außerdem: Woher sollte er wissen, wo du bist? Er will hier rein, weil er elend neugierig ist...“ Draco strich dem Gryffindor beruhigend über die Haare. Er suchte nach seinem Umhang und grabbelte in der Tasche nach seinem Zauberstab. Einen leisen Zauber später waren sie akustisch hundertprozentig sicher vor Snape. „Jetzt kann er uns garantiert nicht mehr hören. Und rein kommt er nicht, weil der Raum nur für uns ausgelegt ist... Nur wir kommen hier herein. Schon vergessen?“ Draco lächelte weich und wuschelte Harry diesmal aufreizend durch die Haare. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blickte ihn sekundenlang an, dann nickte er und entließ erleichtert die Luft. Woher er wissen wollte, wo er war? Dafür gab es Zauber. Draco hatte doch selbst einen solchen Zauber über sich legen lassen, da müsste er das doch kennen… Aber er hatte trotzdem Recht. Dumbledore hatte ihm sicher gesagt, was los war. „Sorry.“, murmelte er, beschämt, dass er sich so aus der Ruhe hatte bringen lassen, dass er vergessen hatte, was gerade zwischen ihnen passierte. Sachte küsste er ihn, strich vorsichtig über die weiche Brust. Von draußen war ein unwilliges, wütendes Knurren zu hören, dann blieb es still. Ob Snape jetzt weg war? ~*~*~*~ Draco schloss mit einem leisen Seufzer die Augen. Ihm selbst war Snape da draußen herzlich egal. Sollte der Zaubertränkelehrer doch versuchen, diese Tür aufzubekommen. Es würde ihm wohl kaum gelingen. Wie er Harry gesagt hatte: Der Raum war nicht dafür ausgelegt, ihn hinein zu lassen... Außerdem war dem Slytherin gerade nach etwas ganz anderem. Aber es war ja kaum möglich einfach weiterzumachen, wenn Harry die ganze Zeit darauf lauschte, was Snape draußen veranstaltete... „Schau auf der Karte nach, ob er weg ist... Ansonsten findest du doch keine Ruhe...“, murmelte der Blonde schließlich und blinzelte Harry an. Vorsicht strich er über seinen nackten Rücken und hob sein Becken leicht an, um dem Gryffindor schweigend aber doch recht deutlich zu verstehen zu geben, was er gerade wollte... ~*~*~*~ Harry blickte ihn kurz perplex an, lachte dann leise und küsste ihn. „Warum?“, wollte er wissen. „Du hast die Tür verzaubert. Und wenn du sagst, dass da kein Ton durchkommt, dann ist das so.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem leicht anzüglichen Grinsen. „Außerdem braucht da etwas anderes mehr Aufmerksamkeit, nicht wahr? Und wenn er doch reinkommt, dann werden wir ihn eben schocken.“ ~*~*~*~ Draco stöhnte unwillkürlich auf. „Wenn du... das... auf Dauer... weitermachst... bist du schuld... wenn ich mir... die Hose... einsaue!“, brachte der Slytherin mühsam hervor. Dann zog er Harrys Kopf ein wenig weiter herunter und küsste ihn leidenschaftlich und verlangend. Seine freie Hand strich weiter über Harrys Rücken, wanderte langsam tiefer und glitt schließlich sachte und neugierig über die festen Pobacken. ~*~*~*~ „Echt?“, fragte Harry weich, als wäre er gerührt. „Ich fühle mich geehrt.“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ "Wie geht es dir? Wo bist du?" Blaises Worte waren wie eine kalte Dusche. Draco gab ein entnervtes Aufstöhnen von sich und hielt inne. Wo hatte Blaise nur dieses absolut beschissene Timing her? Und warum zur Hölle musste sie heute eigentlich dauernd irgendwer stören? "Wir machen uns Sorgen..." ~*~*~*~ "Geht es dir gut?", kam es fast zeitgleich bei Harry an. "Hast du Draco schon gefunden?" Der Schwarzhaarige biss sich auf die Lippe. Diese bescheuerten… Warum gerade jetzt? Hatte Snape nicht gereicht? War ihnen nicht klar, dass es ein absolut unpassender Moment sein konnte? Dass er etwas Besseres zu tun hatte, als auf ihre Fragerei zu antworten? Dass er… vielleicht mitten im Kampf stecken könnte? Natürlich war es nicht so, aber nervig war es trotzdem. "Wir machen uns…" Harry schüttelte entschlossen den Kopf, küsste Draco, der abgelenkt schien. Blaises Nachricht hatte er abgewürgt. Er wollte sie jetzt nicht hören! Gar nicht! Ihm ging nicht wirklich auf, dass es ihm geglückt war, den Gedankenfluss zu stoppen. ~*~*~*~ "Draco?" Die Nachfrage bohrte sich unerwünscht in seinen Verstand. Der Slytherin seufzte leise. „Nervt dich auch irgendeiner von ihnen? Blaise macht mich gerade wahnsinnig... Aber er hört wohl kaum auf, bis ich antworte...“ ~*~*~*~ Harry seufzte. Nein, bei ihm hatten sie es offenbar aufgegeben. Er hörte keine Stimmen mehr in seinem Kopf. War auch besser so, sonst hätten sie ihn wohl heute noch in den Wahnsinn getrieben. Allerdings… Mühsam stemmte er sich hoch, musste gegen eine akute Schwäche ankämpfen, doch er schaffte es. „Dann tu das am besten.“, sagte er liebevoll und strich ihm einmal über die Wange, bevor er sich hinkniete und damit zwischen Dracos Beinen saß. „Vielleicht ist es ja wirklich unfair, wenn du nicht antwortest. Schließlich machen sie sich Sorgen um dich. Pansy wird ihnen Firenzes Worte brühwarm weitererzählt haben…“ Er verstummte kurz, dann lächelte er, als er an sich herabblickte. Er sah vielleicht aus. „Ich werde solange duschen gehen.“ ~*~*~*~ Draco richtete sich halb auf und lächelte Harry an. „Vermutlich hast du Recht...“ Er betrachtete gedankenverloren seinen verschmierten Bauch. „Aber mach langsam, ja? Dann kann ich nachkommen...“ Er hob den Kopf und grinste seinem Freund hoffnungsvoll zu. Mit Harry zu duschen war herrlich und sie hatten das schon viel zu lange nicht mehr gemacht... Irgendwie zog er seinen Umhang unter sich hervor und kramte das Gedankenbuch hervor. Er schlug es auf und begann eine Antwort an Blaise zu kritzeln. "Erstens: Es geht mir gut. Zweitens bin ich in Hogwarts, genauer gesagt in unserem geheimen Schlafzimmer. Drittens... dein Timing ist eine Katastrophe." Es dauerte keine halbe Minute, da erhielt er Antwort. Er meinte Blaises Lachen darin hören zu können. "Ach nee... Hab ich euch beim Sex erwischt?" "...du erwartest nicht wirklich eine Antwort darauf, oder? Stell dir aber bitte mal vor, es wäre ein Kampf gewesen..." "Dann sag das nächste Mal sofort Bescheid, dass es dir gut geht. Dann passiert so etwas nicht wieder... War’s wenigstens gut?" "Und wenn es mir nicht gut ginge? Dann könnte ich dir gar nicht antworten..." Entnervt klappte Draco das Buch zu. Manchmal... da machte Blaise ihn wirklich wahnsinnig... Er stand auf und ging ins Badezimmer. Dort schlug ihm sofort eine Woge warmer, feuchter Luft entgegen. Lächelnd schlug er den Vorhang zurück und trat zu Harry unter die Dusche. ~*~*~*~ Harry stand schon ein paar Sekunden später mit geschlossenen Augen unter der Dusche. Er hatte sie nicht ganz heiß gemacht, nur ein bisschen wärmer als sonst. Aber das war notwendig, denn irgendwie war wieder die Eifersucht in ihm hoch gekrochen. Wie ein Geschwür. Verdammtes Mistgefühl! Warum konnte er das nicht auslöschen? Er hatte keinen Grund dafür! Jedenfalls nicht wirklich. Trotzdem hasste er es, wenn Dracos Gedanken immer wieder von ihm abgelenkt wurden. Gerade in solchen Situationen. Gerade heute. Heute wollte er ihn wirklich nur noch für sich. Und gerade heute kam erst sein blöder Vater ständig dazwischen und dann Blaise! Böse biss er die Zähne zusammen und schloss die Augen, um die Wut wieder unter Kontrolle zu bekommen, als er die Tür gehen hörte. Als Draco zu ihm unter den Wasserstrahl kam, empfing er ihn mit einem Lächeln. „Konntest du ihn beruhigen?“, fragte er weich und legte ihm die Arme um die Hüfte. ~*~*~*~ Draco zog Harry an sich und strich ihm die nassen Haare zärtlich aus dem Gesicht. „Ja. Und mir im Gegenzug anzügliche Bemerkungen anhören...“ Er seufzte leise und lehnte seine Stirn gegen Harrys. „Aber vergessen wir das...“ Er lächelte, als er den Kopf wieder hob und griff nach dem Duschgel. „Komm her... Ich wasch dich.“ Ohne auf irgendeine Erwiderung zu warten, kleckste er sich etwas von dem blauen Zeug in die Hand und begann Harrys Oberkörper einzuschäumen. Er arbeitete sich weiter nach unten vor und musste unwillkürlich grinsen, als er über Harrys Unterbauch rieb. „Es klebt...“ Er rubbelte grinsend weiter und spürte, wie sich nach und nach ihrer beider Spuren lösten. Schade eigentlich, dass sie sich nicht dauerhaft brandmarken... Moment. Sich gegenseitig dauerhaft brandmarken? Was war das denn für ein Gedanke? Unwirsch schüttelte er ihn ab. Ein Mensch hatte ihn gekennzeichnet. Das reichte. ~*~*~*~ Harry ließ die sanften Berührungen über sich ergehen. Es war angenehm, beruhigend, das Wasser, so wie Dracos Hände, die Wärme. Dabei war ihm gar nicht kalt. Es gefiel ihm. Vielleicht weil er so Dracos komplette Aufmerksamkeit hatte. Etwas, das ihm gerade so wehgetan hatte, weil er nicht alleine in seinen Gedanken war. Diesmal schien Draco wirklich nur ihn zu sehen. Nur ihn. Niemanden sonst. Er sollte wirklich nicht so denken. Das war falsch. Und Draco gegenüber nicht fair. Und dennoch konnte er sich nicht helfen. Es war beruhigend, ließ dieses komische Biest in ihm endlich vollkommen zur Ruhe kommen. ~*~*~*~ Draco lächelte weich, als er sah, wie sehr sich Harry vor ihm entspannte und seine Berührungen genoss. Er selbst genoss es auch, ihn überall zu berühren und sanft zu liebkosen. In aller Ruhe schäumte er den Gryffindor von Kopf bis Fuß ein und spülte den Schaum ab. Dann widmete er sich seinen Haaren, shampoonierte sie, wobei er es sich nicht entgehen ließ, das so ausgiebig wie nur irgend möglich zu zelebrieren, und spülte dann ebenfalls diesen Schaum fort. „Genießer...“, raunte er leise, zog Harry in seine Arme und gab ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. ~*~*~*~ „Sowieso.“, murmelte dieser und gab den Kuss sofort zurück. „Du aber auch.“ Erst dann öffnete er die Augen wieder. „Hoffe ich.“ Und schon langte er über Draco hinweg zu der Plastikflasche, musste sich zu diesem Zweck noch einmal – ganz ungewollt – gegen ihn drücken, um sie zu erreichen. Als er sich zurückzog, hatte er das Gel in der Hand. „Oder nicht?“ Rhetorische Frage, mehr nicht. Und trotzdem wartete er auf eine Antwort. ~*~*~*~ Draco lachte leise und stupste Harry gegen die Nasenspitze. „Das fragst du noch?“ Wirklich süß... Aber zugleich auch beinahe schon unverständlich. Wenn er sich ihm schon so vollständig hingab, sollte er da dann wirklich etwas dagegen haben, wenn Harry ihn wusch? Wohl kaum... Abgesehen davon wusste er ja schließlich, wie großartig sich das anfühlte. ~*~*~*~ Harry lächelte warm. Natürlich. Immer. Und wenn es nur darum ging, Einverständnis zu haben, um nicht doch noch mechanisch einfach zu wiederholen… Er drückte etwas Gel auf seine Hände, wärmte es an, dann ließ er es weich auf die blasse Brust vor sich gleiten, beobachtete, wie es langsam herunter lief, bevor er es auffing und es Draco mit Zärtlichkeiten nachempfand und spüren ließ, wie er sich kurz zuvor gefühlt hatte. Vollkommene Aufmerksamkeit, ohne Hintergedanken. Selbst das Gesicht ließ er nicht aus. Es war schon dämmrig draußen, als er fertig und Draco vollkommen sauber war. Bald würde die Sonne untergehen. Harry blickte sekundenlang hinaus, bevor er in die Ruhe hineinfragte: „Wollen wir noch fliegen gehen?“ ~*~*~*~ Auch Dracos graue Augen hatten sich nach draußen gerichtet. Der Himmel hatte schon eine faszinierende rötliche Färbung angenommen. Der Blonde trat an das Badezimmerfenster und schaute eine Weile stumm hinaus. Dort draußen jetzt zu fliegen... Es würde mit Sicherheit Spaß machen, aber... er war müde. Er war erschöpft. Sowohl körperlich als auch emotional und geistig. Es war einfach genug für heute. „Ich bin müde...“, antwortete er schließlich mit deutlicher Verspätung und wandte sich zu dem Gryffindor um. „Ich möchte lieber ins Bett...“ ~*~*~*~ Harry lächelte und gähnte wie zur Bestätigung einmal herzhaft hinter vorgehaltener Hand. Die Wärme grade hatte die Müdigkeit anscheinend gerufen. „Gut, gehen wir schlafen. Ich muss morgen früh raus. Du ja auch…“ Er nahm Dracos Hand und zog ihn mit zum Spiegel, wo er ihm seine Zahnbürste in die Hand drückte. „Aber den Flug im Abendrot, den holen wir nach, ja?“ Dann steckte er sich die Zahnbürste in den Mund und begann brav zu schrubben. ~*~*~*~ „Klar.“ Draco grinste und wuschelte Harry kurz durch die feuchten Haare, ehe er es ihm nachtat und seine Zähne schrubbte. Fünf Minuten später krabbelten sie unter die Bettdecke und kuschelten sich aneinander. Der Slytherin war wirklich todmüde. Der Tag war lang gewesen und ungeheuer anstrengend, aber... er würde jetzt keinen Schlaf finden. Nicht so schnell... Er seufzte leise und lag mit offenen Augen im Dunkel. In dem schwachen Licht, was von draußen hereinfiel, konnte er Harrys Gesicht ausmachen. Wie schön... Stumm schaute er ihn an, versank schlicht in diesem Anblick. ~*~*~*~ Harry blickte zurück. Draco sah nachdenklich aus. Wirkte zumindest so. Und wahrscheinlich war es normal, in Anbetracht dessen, was er an diesem Tag erlebt hatte. Vorsichtig verflocht er die Finger seiner linken Hand mit denen von Dracos rechter, strich ihm sachte über die Wange mit der anderen. „Woran denkst du, Dray? Ist es wichtig?“ Eigentlich hätte die Frage lauten müssen ‚Willst du darüber reden?’ Aber Draco würde schon verstehen. ~*~*~*~ „Ich habe gerade daran gedacht, wie wunderschön du bist...“ Der Blonde lächelte weich und drückte Harrys Hand etwas fester. Er schwieg eine Weile und blickte dem Schwarzhaarigen unverwandt in die glänzenden Augen hinein. So tief... Konnte er darin nicht abtauchen? Einfach darin verschwinden? Dann müsste er sich keine Gedanken mehr machen. Dort wäre kein Schmerz, dort wären keine Schuldgefühle, keine Gedanken... Nur grün... „Ich habe nicht um sie geweint.“, sagte er plötzlich. „Ich habe keinen einzigen Moment um meine Mutter geweint. Es tut weh, dass sie nicht mehr da ist. Ich bin traurig... Ich fühle mich schuldig. Aber... ich kann nicht weinen...“ ~*~*~*~ Schweigend erwiderte Harry den Blick. Dunkelheit war in den grauen Augen, Dunkelheit legte sich in seine. Er hatte nicht um sie geweint. Dabei war sie wirklich nett gewesen, als er sie vor kurzem kennen gelernt hatte. Andererseits… Am Anfang des Jahres hatte er noch gesagt, sie wäre zu schwach, aber er würde sie nicht lieben. Da war das vielleicht einfach so, dass man trauerte, aber nicht weinte. Allerdings… „Warum fühlst du dich schuldig? Soweit ich mich erinnere…“ Er schauderte leicht. „…war es die Schuld deines Vaters. Voldemorts Schuld, weil er ihn gegen sie aufgehetzt hat.“ ~*~*~*~ „Sie ist meinetwegen gestorben, Harry. Meinetwegen... Weil... ich nicht verbergen konnte, was in mir vorgeht. Weil sie versucht hat, mich zu beschützen... Ich wusste doch, dass sie dafür zu schwach war. Sie war immer zu schwach dazu...“ Matt schloss Draco die Augen und blieb eine Weile so liegen, ehe er sie wieder öffnete und gleichzeitig fortfuhr: „Es war meine Schuld. Wenn auch nicht allein. Mein Vater trägt auch Schuld...“ Ja... Er war schuldig. Aber er war es nicht alleine. Lucius Malfoy hatte genauso dazu beigetragen. Er hätte sie auffangen müssen, er hätte sie beschützen müssen. Er hätte ihr ein besseres Leben schenken müssen... ~*~*~*~ Harry lächelte schwach. Wenn Draco sich für schuldig hielt, dann war er es mindestens genauso. Schließlich hatte sie auch ihn damit geschützt, allerdings… „Dray, ich weiß nicht, ob das hilft, aber… Sie war bereit dazu, für das zu sterben, woran sie geglaubt hat, was sie geliebt hat. Es war für sie okay. Es war in Ordnung und sie wird dir deswegen nicht böse sein, wenn du sie fragen würdest… Es ist viel schlimmer, wenn sie dazu nicht bereit gewesen wäre. Wenn sie getötet worden wäre, ohne dass man ihr die Chance gelassen hätte, sich zu entscheiden…“ Wieder zuckten seine Mundwinkel sekundenlang hoch, dann wich er dem Blick aus. „Ich… bin nicht schuld am Tod meiner Eltern.“, sagte er. „Auch nicht, wenn Voldemort das sagen würde. Er ist schuld daran. So, wie dein Vater allein am Tod deiner Mutter Schuld hat. Er hätte sie ja nicht so bedrängen brauchen. Wäre sie ihm etwas wert gewesen, hätte er nicht so lange gebraucht, um zu reagieren. Er ist schnell mit dem Zauberstab. Ich weiß das. Er hätte sie retten können, hätte er es wirklich gewollt. Du… nicht. Du warst nicht da.“ ~*~*~*~ Draco starrte ins Nichts. „Es ändert nichts, Harry. Selbst wenn sie es freiwillig und mit Freude getan hat. Selbst dann... Und selbst, wenn mein Vater sie hätte retten können und ihm nicht genug an ihr lag, um das zu tun. Selbst dann.“ Er lächelte matt und drückte seine Hand. „Aber es wäre leichter... Wenn ich um sie weinen könnte. Wenigstens das... Selbst Mrs. Parkinson hat auf der Beerdigung geweint. Selbst sie...“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, dann ließ er sich auf den Rücken fallen und seufzte lautlos. Er kannte das ja. Diese verbohrte Meinung, dass man schuld war. Er empfand doch genauso. Nur dass er selbst wirklich Schuld hatte und Draco nicht. „Mach dich nicht so fertig. Du hast den ganzen Dienstag geweint, das reicht doch. Irgendwann ist es einfach genug.“ Und schon wieder eigene Erfahrung… ~*~*~*~ „Nicht deswegen...“ Dracos Stimme war beinahe unhörbar, als er antwortete und drückte das Gesicht in das Kissen. „Nicht deswegen.“, wiederholte er. ~*~*~*~ Harry merkte auf. Nicht deswegen? Aber er hatte doch geweint. Seit er davon erfahren hatte. Er war die ganze Zeit kurz davor gewesen, war so… „Weswegen denn dann?“ ~*~*~*~ Draco schwieg. Die Erinnerungen an diese Nacht überfluteten ihn. Er wollte sie nicht. Er wollte nicht daran denken. „Weil...“, setzte er schwach an und stockte beinahe sofort wieder. „Weil... du... mich trotz allem liebst. Trotz all meiner Fehler, all meiner Schwächen. Weil du sie mir einfach so verzeihst... Selbst... diese dumme Aktion in dieser Nacht... Deswegen habe ich geweint...“ Er schloss die Augen, wollte Harry nicht sehen, ihm nicht ansehen, wie er auf dieses Geständnis reagierte. ~*~*~*~ Das verwirrte Harry nun vollkommen. Dumme Aktion in dieser Nacht? Was…? Wegen… Wegen seinem Ausraster? Weil er… Doch nicht etwa, weil er Trost in Vergessen gesucht hatte? Deswegen hatte er geweint? „Aber das ergibt doch keinen Sinn!“, rief er, setzte sich leicht auf. „Draco, das war doch in so einem Moment vollkommen… normal, wenn du versuchst zu vergessen! Ich meine… Das ist nicht so einfach zu ertragen, da verflüchtigt sich der Verstand sowieso von alleine, damit man daran nicht zerbricht!“ ~*~*~*~ „Nein...“ Draco schüttelte leicht den Kopf, das Gesicht noch immer im Kissen verborgen. „Du hast mich nicht verstanden, Harry... Nicht in dieser Nacht und auch nicht jetzt. Es ging nie um Vergessen... Ich hatte... Angst... nichts mehr zu fühlen. Gar nichts mehr... Ich hatte das Gefühl innerlich vollkommen erfroren zu sein. Deswegen... wollte ich das...“ Er presste die Lippen zusammen und zwang sich dann dazu, weiter zu sprechen. „Ich war bereit... dich zu benutzen, um mir irgendwie... das Gegenteil zu beweisen. Mir zu beweisen, dass ich noch lebe...“ ~*~*~*~ Mit offenem Mund starrte Harry ihn an. Wie bitte? Benutzen? Um wieder fühlen zu können? Das war… Ein Lächeln legte sich über seine Lippen, als er seine Arme um Draco legte und sich weich an ihn schmiegte. „Hast du mal darüber nachgedacht, dass du das gar nicht könntest? Mich einfach nur ‚benutzen’? Ich würde so etwas mit mir nicht machen lassen, wenn ich es nicht wollte. Ich bin für dich da, Draco. Immer. Auch in solchen Momenten, wo du an dir selber zweifelst. Ich glaube an dich, deswegen kannst du mich nicht für etwas ‚benutzen’. Ich würde es dir auch freiwillig geben, wenn du etwas – auch das – nötig hast.“ Er flüsterte die Worte nur, direkt in das von feuchten blonden Flusen bedeckte Ohr, aber er meinte sie ernst. Benutzt… Wie kam der Kerl nur auf solche Ideen? Benutzt hatte Wurmschwanz Sirius, als er seine Eltern umgebracht hatte. Benutzt hatte Wurmschwanz die Weasleys, um in Sicherheit zu sein. Benutzt hatte man ihn, als er sein Blut für Voldemort geben sollte. Und da redete Draco bei dieser Nichtigkeit von Benutzen. ~*~*~*~ Draco lachte heiser auf und hob den Kopf, um ihn an Harrys Schulter zu lehnen. „Und da wunderst du dich, wenn du mich zum Weinen bringst?“, murmelte er leise. „Da wunderst du dich noch?“ Er schlang die Arme fest um den Gryffindor. Niemals würde er ihn hergeben. Niemals... ~*~*~*~ Harry blickte ihn etwas verzweifelt an. Was meinte er denn nur? Warum…? Aber… Er hatte es ihm schon gesagt, nicht wahr? Weil er für ihn da war. Weil er immer für ihn da war. Deswegen. Weil er ihn nicht alleine ließ. Aber das konnte es nicht gewesen sein. Er war in dieser Nacht so verzweifelt gewesen, hatte so entfesselt geweint… Das konnte unmöglich wegen Freude oder Dankbarkeit gewesen sein. Da spielte der Tod seiner Mutter sicherlich noch mit rein! Oder war es, weil er wirklich das Gefühl gehabt hatte, dass er zu Gefühlen nicht mehr fähig wäre? War es das? „Warum sagst du mir das erst jetzt?“, fragte er leise. „Ich kann dir erst jetzt helfen. Erst jetzt. Dabei hätte ich dir schon vorher erklären können, was Sache ist. So warst du schon wieder alleine mit all deinen Gedanken. Ich… ich konnte dir nicht helfen…“ Das war kein schöner Gedanke… Warum war Draco so kompliziert in sich drin? ~*~*~*~ Draco schwieg und schmiegte sich noch ein winziges bisschen näher. Was sollte er darauf denn antworten? Dass es nicht leicht war? Dass er manchmal einfach den Boden unter den Füßen verlor und vollkommen abstürzte? Dass manchmal einfach alles zusammenbrach und er niemandem mehr traute? Dass er es einfach nicht gekonnt hatte? „Ich... konnte einfach nicht.“, murmelte er schließlich. „Ich konnte einfach nicht. Es war... als... Ich konnte es nicht, Harry.“ ~*~*~*~ Harry nickte nur. „Ist okay.“, flüsterte er. „So bist du eben. Wenn es nicht geht, dann geht es nicht.“ Auch wenn es nicht schön war. Damit musste man sich einfach abfinden. „Solange du mir trotzdem noch vertraust, ist es okay.“ Denn das war seine größte Sorge. Dass er Vertrauen nicht mehr wert war. Es würde ihn zerstören. ~*~*~*~ „Harry...“ Draco hob den Kopf, um den Gryffindor anzublicken. Er legte seine Hand an Harrys Wange und streichelte sachte darüber. „Du hast mein Vertrauen doch schon längst... Du...“ Er lächelte weich und schüttelte ein wenig den Kopf. „Harry... Ich hatte mal einen Schutzpanzer, der niemanden an mich heran gelassen hat, der mich daran gehindert hat, irgendwem Vertrauen zu schenken. Aber du... du hast ihn mir abgenommen. Einfach so. Und jetzt... Jetzt stehe ich ganz bloß vor dir und es ist für mich vollkommen okay... Weil ich dir vertraue.“ Er gab Harry einen weichen Kuss auf die Lippen und fuhr dann nah an seinem Ohr mit leiser Belustigung fort: „Oder glaubst du ernsthaft, ich würde mich dir so hingeben wie heute, wie gestern, wenn ich kein Vertrauen zu dir hätte?“ ~*~*~*~ Der Gedanke und die Tonlage trieben Harry die Röte ins Gesicht. Vor leichter Scham. Und es wäre sicherlich aufgefallen, wenn die Röte der Freude über diese Worte nicht überwogen hätte. „Ich weiß.“, flüsterte er zurück. „Ich sagte ja, deswegen ist es okay.“ ~*~*~*~ Draco küsste ihn auf die Wange und ließ sich dann nach hinten sinken, zog ihn einfach mit sich. „Und jetzt sollten wir wirklich schlafen...“ Der Slytherin rollte sich auf die Seite und bettete Harry bequem in seine Umarmung. Es hatte gut getan, diese Dinge zu sagen, darüber zu sprechen. Vielleicht... vielleicht war es sinnvoll, das häufiger zu tun. Mit all den Dingen, die ihm Sorgen bereiteten, die ihm Angst machten... Langsam fielen ihm die Augen zu und der Tag forderte endgültig seinen Tribut. Er war innerhalb weniger Minuten in tiefen Schlaf gefallen, einen Schlaf, der ihm viele Träume bescherte... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Trust me for who I am Place all your pains into these hands I've got nothing to say But let's stay friends forever Forever ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Na, hätte irgendjemand diesen Inhalt bei dem Titel erwartet? *g* Die beiden haben in Sachen Unterbrechungen schon wirklich Pech. XD Shi: Ja. Ich bin große Klasse im Titel-Erfinden! *stolzist* Voll doof. Alles ganz zerrissen wegen dieser miesen kürzerei… aber besser hab ich es nicht hinbekommen… Sorry dafür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)