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Diamonds and Rust

Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...
von

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Blaises Eltern

Titel: Diamonds and Rust
 

Kapitel: Begegnung 64: Blaises Eltern
 

Autoren: abranka und Shirokko
 

Pairing: Draco / Harry
 

Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht…

Den Rest solltet ihr schon selbst lesen…
 

Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr.

Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da.
 

Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer.

Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung.

Edelkitsch garantiert.
 

Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt.

Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von den Goo Goo Dolls - Big Machine.
 

Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum.
 

Begegnung 64:

Blaises Eltern
 

Sie gingen ohne weitere Umwege zu Tonks’ Büro, wo sie noch vor der Tür beinahe von ihr überfallen wurden. Die Frau fegte ganz plötzlich aus einem Seitengang, erblickte sie und stürmte dann nahtlos auf sie zu, drückte sie ganz fest an sich. „Harry, Cousinchen! Da seid ihr ja schon! Ich dachte irgendwie, dass ich vor euch da sein würde. Ich hab mich so beeilt und…“

„Cousinchen?“, fragte Harry völlig überfahren. „Wieso Cousin?“

„Wusstest du das nicht? Seine Mutter und meine Mutter sind Schwestern!“, lachte die junge Frau, dann schob sie sie beide in ihr Büro. „Nur, dass sie sich nicht leiden können, jeglichen Kontakt zueinander abgebrochen haben und meine seine Mutter seitdem nicht mehr besucht.“ Sie wuschelte Draco heftig durch die Haare und lachte dabei umso mehr. „Aber setzt euch doch! Schokokatzenkekse stehen auf dem Tisch! Schaut, ich hab sogar aufgeräumt!“

Das war etwas, worüber man streiten konnte, fand Harry – der Boden war immer noch zugemüllt, die Tische und Stühle und Schränke ebenfalls, nur eine Couch, ein Sessel und ein halber Tisch waren papierfrei –, aber ihn interessierte sowieso mehr, was es mit dem Cousin auf sich hatte.

„Warum hast du mir das nicht gesagt?“, fragte Harry neugierig und halb vorwurfsvoll. Er konnte sein Glück noch gar nicht fassen. Eine Verwandte von Draco war mit seinem Paten und Remus befreundet! Über hundert und mehr Ecken waren sie schon immer irgendwo verbunden gewesen!
 

~*~*~*~
 

Draco war sprachlos. Tonks war seine Cousine. Und nur dieser Sprachlosigkeit war es zu verdanken, dass sie die Haarewuschelaktion ohne sarkastischen Kommentar seinerseits hinter sich bringen konnte.

„Wir... sind verwandt?“, brachte er schließlich hervor und blickte die Frau an, deren Haare heute hellgrün waren und irgendwie an einen Kaktus erinnerten. Sie beide - verwandt? Na ja, aber seine Mutter hatte diese Schwester nie groß erwähnt. Er wusste zwar, dass diese eine Tochter hatte, aber das war es auch schon... Aus dem großen Familienstammbaum im Flur war dieser Name sogar getilgt worden. Man war konsequent, was das anging. „Ich glaub, ich sollte mich doch mal durch den Familienstammbaum arbeiten...“, murmelte er leise und schenkte Tonks ein schiefes Grinsen. „Dann bist du wirklich meine Cousine, was?“

Ein komisches Gefühl überfiel ihn. Okay, gut, Tonks war eigentlich nicht unbedingt jemand, mit dem er verwandt hatte sein wollen, aber sie waren es nun einmal. Und dieses Gefühl von doch ein bisschen Familie gefiel ihm.
 

~*~*~*~
 

Tonks lachte nur, wuschelte ihm auf dem Rückweg noch einmal durch die Haare und verkündete dann: „Ich weiß das schon sehr lange, dass mein Cousin Draco Malfoy Sirius’ Schatz so große Probleme macht.“ Sie zwinkerte ihm fröhlich zu. „Jetzt aber nicht mehr. Deshalb sag ich es euch auch, ansonsten wär mir das zu unangenehm gewesen.“

Erfrischend… erschreckend ehrlich. Harry blickte noch immer zwischen den beiden hin und her. Verwandt… Dann war Draco wirklich nicht allein auf der Welt. Es gab zumindest noch einen Menschen aus seiner Familie, der ihn nicht verstoßen hatte. Er grinste bis über beide Ohren.

„Tee?“, fragte Tonks und war schon am Einschütten, da verhaspelten sich ihre Hände in ihrem Umhang und verschütteten den ganzen Tee über den Plätzchen. Etwas bekümmert blickte sie darauf, dann zuckte sie die Schultern. „Sie waren eh ein bisschen zu trocken.“, bemerkte sie und schon hockte sie in ihrem Sessel. „Bedient euch. Sie sind wirklich lecker.“

Harry begann zu lachen. Sie war einfach zu komisch. So… unverblümt und unverdorben. Wie konnte es sein, dass sie aus einer Familie wie der der Malfoys kam? Wie… konnten Schwestern ihre Kinder so unterschiedlich erziehen?

„Wie ist deine Mutter? Und wer ist dein Vater?“

Sie strahlte ihn an. „Meine Mum ist eine ganz liebe Hexe gewesen. Sie war mit ihrer Erziehung nicht einverstanden und hat ihre Schwestern – Narzissa und Bellatrix – gehasst, weil sie Narzissa ständig damit aufgezogen hat, dass sie es war, die Lucius Malfoy heiraten durfte und nicht meine Mum… Wer darauf stolz ist… Und sie hat sich in den besten Menschen der Welt verliebt, den es gibt! Ted Tonks. Er ist Muggel und sie hatte beschlossen, in seiner Nähe nicht mehr zu zaubern! Sie waren beide ganz, ganz lieb und sooo verliebt. Sie haben immer rumgeturtelt. Überall und alle damit in Verlegenheit gebracht.“ Sie lachte glücklich. „Er war Muggel, deshalb mochte ihn keiner aus Mums Familie… Als ich zaubern sollte, waren sie beide so glücklich, also sind sie umgezogen, sodass sie mich besuchen konnten, wenn sie wollten. Es war klasse, wenn die beiden zufällig dem Malfoyehepaar über den Weg gelaufen sind. Eiseskälte! Und so herrlich destruktiv!“, schwärmte sie. „Ihr hättet das mal erleben sollen. Aber leider geht das nicht. Meine Eltern gehörten zu den ersten, die diese Niete von Unnennbarer getötet hat. Einfach so. Weil Mum Dad nicht umbringen wollte und sie sich auf Dumbledores Seite gestellt haben, der ja im Orden war. Und dann waren sie tot und ich war alleine. Nur noch Dumbledore hat sich um mich gekümmert. Die ganzen Jahre, die ich in der Schule war. Die Ferien hab ich bei Minerva verbracht, weil die meine Mutter mochte, und da hab ich dann auch Remus kennen gelernt!“ Ihre Augen leuchteten von einer Sekunde zur anderen auf. Sie hatte kurz etwas traurig oder auch wütend gewirkt, aber die Erwähnung von Remus hatte sie sofort wieder aufgemuntert. „Und weil Minerva und Remus im Orden sind, bin ich auch im Orden und bekämpfe die Kakerlaken der Oberschabe, wo es nur geht. Na ja, momentan bilde ich euch aus, damit ihr euch wehren könnt, falls sie Hogwarts überfallen. Ich bin mir nicht sicher warum, aber Dumbledore meint, ihr müsstet unbedingt überleben. Wahrscheinlich weil der Unnennbare eh nicht eher seine Arme komplett nach der Macht ausstreckt, solange sein einziger Bezwinger noch am Leben ist. Aber das ist im Grunde ja auch egal. Wollen wir anfangen?“

Harry blinzelte in das abwartende Gesicht. Sie hatte ihnen so viele Informationen so chaotisch durcheinander auf einmal gegeben, dass er kaum etwas davon behalten konnte. Wortfetzen zuckten durch seinen Kopf. Sirius, James, die Erwähnung der Namen, die ihm am meisten bedeuteten, Daten über ihre Familie, Muggel… Voldemort… Ihre Eltern hatte er also auch umgebracht. War ja klar gewesen. Ob es überhaupt jemanden gab, dessen Leben nicht von der Leiche zerstört worden war?
 

~*~*~*~
 

Auch Draco hatte Tonks schweigend gelauscht. Klar, die Verknüpfungen der Reinblüterfamilien waren wirklich komplex. Vielleicht sollte er doch mal dieses dusselige Stammbaumbuch herauskramen, das ihm seine Mutter jedes Jahr aufs Neue einpacken ließ... Konnte vielleicht nicht schaden, denn wirklich von allen Mitgliedern seiner Familie musste er sich ja offenbar nicht lossagen...

Und Dumbledore... Ja, er wollte offenbar, dass sie kämpfen konnten. Das hatte er auf der Krankenstation sehr deutlich klar gemacht. Also würden sie sich vorbereiten. Lernen, wie er es genannt hatte.

„Okay...“ Draco nickte auf Tonks’ Frage hin. „Ich hoffe nur, dass es klappt...“ Er blickte zu Harry. Schwarzmagische Flüche auf ihn zu hetzen - das war vermutlich etwas, das nicht gerade leicht werden würde. Schon das letzte Mal war es schwer gewesen, weil er ihn mochte. Aber jetzt... jetzt gingen diese Gefühle doch noch tiefer - beziehungsweise er war sich bewusst, dass sie tiefer gingen.
 

~*~*~*~
 

Auch Harry nickte jetzt, sodass Tonks überglücklich aufsprang und wirbelnd Platz schaffte, damit nichts von ihrem wertvollen Krimskrams kaputt ging. „Also dann. Einmal den aus der letzten Einheit und dann einen neuen, wenn der erste gut klappt?“

Harry nickte, erinnerte er sich doch ganz gut daran, wie man diesen einen Zauber blockte. War nicht so schwer, wenn man wollte. Der neue Zauber reizte ihn. Etwas Neues zum Lernen…

Tonks blickte zu Draco, wollte auch dessen Einverständnis und als das kam, wirbelte ihr Zauberstab aus ihrem Ärmel und löste den Bann. „Dann mal los. Du kennst die Zeitklausel: zehn Minuten.“

Harry ging in Abwehrstellung. Jetzt hieß es aufpassen!
 

~*~*~*~
 

Draco nickte nur stumm und begab sich auf seine Position. Jetzt war nur die Frage, ob er dieses Monster in sich auch hervorlocken konnte... Einen winzigen Augenblick schloss er die Augen und blendete vollkommen aus, dass es Harry war, gegen den er antrat. Er versuchte alles um ihn auszublenden, sich vorzustellen, dass er Snape vor sich hatte - oder Warrington. Oder seinen Vater...

Als er die grauen Augen wieder öffnete, waren sie einen Augenblick lang kalt, konnten es jedoch nicht lange bleiben, während er Harry ansah. Dennoch... Die Wut und der Hass reichten für einen brauchbaren Fluch.

„Cordis Afflicatio!“ Eine machtvolle Woge floss durch ihn, während der Fluch Harry entgegenjagte. Bei Merlin... Das fühlte sich beinahe schon zu gut an...
 

~*~*~*~
 

Harrys Hand schoss hoch, den Abwehrzauber auf den Lippen, blockte er die schwarze Welle aus negativer Kraft. Alles kein Problem. Es ging sogar besser als sonst. Warum? Weil er versprochen hatte, nicht zu sterben. Das war es doch, nicht wahr?

Lächelnd und erleichtert kam Tonks zu ihm. „Das war hervorragend! Beide! Draco, du hattest es gut unter Kontrolle! Nicht zu stark! Dann jetzt zum nächsten Zauber!“ Sie erklärte beiden kurz, was sie zu tun hatten, ließ Harry die Verteidigung einmal proben, dann durften sie wieder in Position gehen. Noch sechs Minuten…

„Und los!“
 

~*~*~*~
 

Draco schob seinen Widerwillen vollends beiseite. Er wollte diese Fähigkeit meistern, er wollte sie kontrollieren und nutzen können. Und dafür musste er üben. Hier und jetzt.

Noch sechs Minuten. Zwei Flüche hieß das. Und der von Tonks genannte war stark. Er legte Kraft hinein. Genug Kraft, um Harry zu fordern - was auch gelang, da dieser die Flüche zwar letztlich blocken konnte, aber dennoch einige Schwierigkeiten damit hatte - und gleichzeitig hielt er genug zurück, um sich selbst dazu zu zwingen, es zu kontrollieren. Es ging sogar einigermaßen... Trotzdem... Als es vorbei war, war da ein Teil von ihm, der nach mehr gierte, der danach hungerte, jeden Gegner voll und ganz zu zerfetzen... Der diese Macht auskosten und diesem Rausch erlegen sein wollte. Denn ein Rausch war es, ja. Bei Merlin und was für ein Rausch. Seine Augen glänzten eigentümlich, als er den Zauberstab langsam sinken ließ.

Und dann kam die Kälte...
 

~*~*~*~
 

Harry stützte sich nach dem zweiten Block leicht keuchend auf seine Knie. Anstrengend dieser Verteidigungszauber. Wirklich…

Seine Augen kniffen sich kurz zusammen, dann blickte er zu Draco, der hoch aufgerichtet dastand, die grauen Augen verdunkelt glänzend, seine Hand nicht wirklich entspannt… Er wirkte leicht bedrohlich. Nicht wirklich angenehm.

„Dray?“, fragte er leise, beruhigte seine Nerven und seine Atmung, zwang sein Herz gemächlicher zu schlagen, was nicht wirklich gelang. „Ist… alles okay?“ Leichte Besorgnis sprach aus seinem Gesicht, als er sich schließlich auch wieder aufrichtete.

Tonks schwieg, ihr Gesicht ruhig und beobachtend. Während des Trainings selbst war sie irgendwie immer ruhiger. Vielleicht lag es daran, dass Draco sie einmal darum gebeten hatte.
 

~*~*~*~
 

Harrys Worte rissen Draco in die Wirklichkeit zurück. Dieses angenehme, rauschhafte Gefühl verschwand und machte der Kälte vollends Platz. Da war er wieder... Dieser Eindruck, einen Teil seiner Seele verloren zu haben. Unwillkürlich fröstelnd zog der Slytherin die Schultern hoch.

„Ja. Alles okay...“ Er lächelte weich, hielt sich an Harry gedanklich und mit den Augen fest, ohne weiter darüber nachzudenken. Der Gryffindor war die Wärme, die diese Kälte vertreiben konnte... Das wusste er. Er kannte es, denn es war bisher immer so gewesen. Danach... Aber noch nie... noch nie zuvor hatte die Schwarze Magie ein derartiges Gefühl ausgelöst. Der Rausch der Macht war da gewesen, ja. Aber noch nicht so... auf diese eine spezielle Art... Bei weitem nicht derart angenehm...
 

~*~*~*~
 

Harry nickte, trat dann aber dennoch zu ihm und blickte ihm in die Augen, die nun allerdings nicht mehr so dunkel waren. Sie sahen wieder einsam aus.

„Idiot.“, murmelte er. „Ich habe doch gesagt, du sollst deine Gefühle nicht zurückhalten.“ Missmutig piekte er in seine Wange, wandte sich im nächsten Moment an Tonks. „Ist der Unterricht damit vorbei?“, fragte er und sie nickte, lächelte.

„Geht schon. Abendessen wartet!“

War es wirklich schon so spät? War es schon halb sieben? Unglaublich…

Der Schwarzhaarige nickte und zog Draco am Ärmel fort. Kaum waren sie draußen seufzte er. „Die Kälte wieder?“, fragte er in Erinnerung an die gestrige Nacht. Da war Draco kalt gewesen.
 

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„Hm...“, machte der Blonde. „Wie immer... danach. Ich friere jedes Mal.“ Er lächelte schief und lehnte sich gegen den Gryffindor, sog schon allein durch diese leichte Berührung etwas Wärme auf. Erst jetzt fiel ihm auf, dass seine rechte Hand nahezu höllisch schmerzte. Der notdürftige Taschentuchverband fühlte sich auch ganz klebrig an... Dumm, dass er ganz vergessen hatte, in den Krankenflügel zu gehen...
 

~*~*~*~
 

Harry blickte ihn an. Er musste unbedingt noch mal in die Bibliothek. Vielleicht fand er dann den ein oder anderen Zauber, der Draco helfen konnte. Lächelnd strich er ihm ein paar Strähnen zurück und küsste ihn sacht. „Das ändern wir auch noch.“, versprach er, dann tippte er auf seine Hand. „Was bedeutet, dass du jetzt zur Krankenstation gehst und mich danach in der Bibliothek abholst, ja? Oder soll ich mitkommen zu Poppy, damit sie nachsichtiger ist?“ Wenn er ehrlich war, dann bereute er die Idee, ihn jetzt allein zu lassen auch schon wieder…

„Weißt du was, wir gehen gemeinsam zu Poppy und in die Bibliothek und ich leih mir die Bücher einfach aus, ja?“
 

~*~*~*~
 

Draco lachte leise. „Okay. Aber wir sollten uns beeilen, sonst kommen wir noch zu spät...“

Gemeinsam schritten sie zur Krankenstation, wo Madam Pomfrey bedingt begeistert war, Draco zu sehen. Sie schimpfte leise vor sich hin, während sie seine Hände mit einem simplen Heilzauber wieder vollständig herstellte.

„Ach, was machen Ihre Albträume?“, erkundigte sie sich noch, ehe die beiden Jungen wieder gehen konnten.

„Haben sich verabschiedet.“ Draco lächelte ihr zu. Die Medihexe nickte erfreut und widmete sich wieder ihren anderen Aufgaben.

Nun ging es also weiter zu Bibliothek.
 

~*~*~*~
 

Auch dort war der Aufenthalt kurz. Harry ging gezielt zu einem der Regale, schaute kurz über die Titel und nahm dann drei Wälzer heraus, die er bei Mme Pince auslieh und kleingehext irgendwie in seine Umhangtaschen stopfte. Jetzt wartete noch Blaise auf sie.

„Ab in die Eingangshalle, ja?“, sagte er munter, nahm Dracos nun wieder heile Hand in seine und drückte sie aufmunternd.
 

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„Genau.“ Dieser nickte und gemeinsam liefen sie weiter durch das Schloss. In der Eingangshalle trafen sie bereits auf Blaise und die anderen drei. Irgendwie war es ja klar gewesen, dass sich diese kaum fernhalten würden.

Der schwarzhaarige Slytherin nickte den beiden kurz zu und trat dann hinaus vor die Tür. Schweigend blickte er den Weg von Hogsmeade entlang. Keine fünf Minuten später fuhr eine der Schulkutschen vor.

„Blaise!“ Eine schmale, sehr zarte Frau sprang aus der Kutsche und lief ihrem Sohn entgegen. Blaise lächelte, als sie ihn umarmte. Sie ging ihm gerade bis zur Mitte seiner Brust und doch war die Ähnlichkeit unverkennbar. Langes, glattes, schwarzes Haar und große, ausdrucksvolle schwarze Augen, das schmale Gesicht... Das hatte er definitiv von seiner Mutter geerbt, den Rest offenbar von seinem Vater, der nun auch aus der Kutsche stieg und auf seinen Sohn zuschritte. Dann folgten noch zwei Männer. Draco musterte sie aufmerksam. Das mussten wohl die beiden Lebensgefährten der Zabinis sein...

Mrs Zabini hatte schließlich aufgehört, Blaise zu umarmen und reichte diesen nahezu an seinen Vater weiter.

„Draco.“ Lächelnd wurde auch der Blonde mit einer Umarmung begrüßt, dann Pansy. „Und das sind...“ Sie blickte den Jungen fragend an.

„Harry Potter, Ron Weasley und Hermione Granger.“, stellte Draco sie vor.

„Ah, Harry!“ Sie lächelte den Gryffindor an. Jetzt schien sie auch die Narbe auf seiner Stirn zu bemerken. „Herzlichen Dank für deine Hilfe!“ Sie zögerte keinen Augenblick, sondern umarmte den Jungen einfach. „Alain, das hier ist Harry!“, rief sie ihrem Mann zu, der einen Moment später ebenfalls den Jungen-der-lebt herzte.

Draco konnte sich ein Grinsen nur mit Mühe verkneifen. Ja, ja, die Zabinis waren wirklich sehr herzlich... Blaise unterhielt sich in der Zwischenzeit mit den beiden verbliebenen Männern. Auch dort schien eine herzliche Atmosphäre zu herrschen. Diese Familie war wirklich faszinierend.
 

~*~*~*~
 

Harry war regelrecht rot angelaufen, als die hübsche Frau ihn umarmt hatte, noch röter, als Blaises Vater es auch tat. Ihr Dank beschämte ihn. Irgendwie…

„Ich habe nichts gemacht.“, murmelte er. War doch alles Dumbledores Verdienst. „Trotzdem… Schön Sie kennen zu lernen!“ Seine Augen leuchteten. Die Umarmung von Dracos Mutter hatte ihn an Mrs Weasley erinnert, die ihn auch immer so drückte. Mütterlich und angenehm liebevoll. Man fühlte sich darin geborgen, etwas, was er immer vermisst hatte.
 

~*~*~*~
 

„Doch, du hast viel getan.“, sagte Mrs Zabini ernst, nachdem sie auch Ron und Hermione freundlich begrüßt hatte. „Ohne dich wären wir kaum hier. Danke.“ Sie drückte den Jungen noch einmal an sich und wandte sich dann zu Blaise um. Es freute sie immer zu sehen, dass ihr Sohn kein Problem damit hatte, mit ihrer ungewöhnlichen Familiensituation umzugehen. Er verstand sich ausgezeichnet mit Charles und Mortimer, etwas, was mit Sicherheit nicht selbstverständlich war.

„Blaise? Wo hast du deine Sachen?“, fragte sie leise.

Ihr Sohn wandte sich um und kam auf sie zu. „Mum, ich werde nicht mitkommen...“

„Aber...“ Sie schaute ihn an und dann seine Freunde. Sie standen neben ihm, standen ihm bei. Selbst von Draco empfing sie auf einmal eine Wärme, die dieser Junge niemals zuvor ausgestrahlt hatte. Nein, damals, als Blaise das erste Mal den Malfoyerben mitgebracht hatte, war sie beinahe entsetzt gewesen über dieses arrogante, kühle Kind, hatte ihn aber nichtsdestotrotz mit aller Freundlichkeit und Herzlichkeit behandelt und jetzt...

„Mum, Dad, meine Freunde brauchen mich. Ich kann hier einfach nicht weg.“ Blaise lächelte wehmütig.

Mr Zabini schloss seinen Sohn in die Arme. „Wenn es das ist, was du willst, Blaise... Aber denk daran, dass du immer nachkommen kannst. Dumbledore wird einen Weg finden.“

„Und schreib uns regelmäßig, ja?“ Auch seine Mutter schloss sich der Umarmung nun an.

Draco sah beiseite. Soviel Harmonie... Das tat ja schon richtig weh.

Schließlich lösten sich die Zabinis voneinander. Tränen hingen in den schwarzen Wimpern Magalie Zaibinis, als sie ihren Sohn noch einmal auf die Stirn küsste. Dann stiegen sie in die Kutsche.

Blaise trat zu den anderen. Als die Kutsche davon fuhr und die vier darin ihnen zuwinkten, griff der Schwarzhaarige stumm nach Dracos Hand und drückte sie. Draco brauchte ihn nicht anzusehen, um zu wissen, dass seinem besten Freund die Tränen in den Augen standen.
 

~*~*~*~
 

Sie winkten alle dem entschwindenden Gefährt nach, Harry lächelte wehmütig. Jetzt hatte er gar nicht fragen können, wie man mit dem Leben als Homosexueller in der Zaubererwelt überleben konnte. Zu schade. Vielleicht… vielleicht konnte er das ja mal nachholen. Irgendwann.

Was allerdings nichts daran änderte, dass die Zugtiere dieser Kutsche wirklich widerlich anzusehen waren… „Hässliche Viecher.“ Er schüttelte sich und war sich kaum bewusst, dass er diese Worte überhaupt geflüstert hatte. „Gruselig…“
 

~*~*~*~
 

„Was für Viecher meinst du?“, fragte Pansy und blickte Harry verwirrt an. „Hast du etwa sehen können, wer die Kutschen zieht?“ Sie sah seit Jahren nichts und hatte sich - wie wahrscheinlich viele der Schüler - immer wieder gefragt, ob es Magie war, die diese Gefährte antrieb.

Blaise lehnte sich leicht gegen Draco und wischte sich mit der freien Hand über die Augen. Ein verlegenes und zugleich trauriges Lächeln lag auf seinen Lippen.

„Hey, ist okay...“, raunte Draco und drückte seine Hand fester. In diesem Augenblick wünschte er sich, auch solch eine Bindung zu seiner Familie zu besitzen. Doch die seine war längst zerrissen und lag in Fetzen...
 

~*~*~*~
 

Hermione antwortete Pansy statt Harry. „Das sind Thestrale. Steht in ‚Geschichte von Hogwarts’. Es sind pferdeähnliche Wesen.“, erklärte sie und sprach dann ohne Punkt und Komma weiter, sodass Ron nur die Augen verdrehen konnte.

Harry schwieg dazu. Er betrachtete Blaise und Draco, die dort aneinandergelehnt standen. Er konnte nachvollziehen, dass es dem Schwarzhaarigen momentan nicht gut ging, dass er Halt suchte und Draco ihm diesen geben konnte, aber dennoch, dieses kleine, lästige Biest in seiner Brust regte sich wieder und verschwand auch nicht, als er sich abwandte, um Hermiones langatmiger Ausführung zu lauschen, die plötzlich von dem Rotschopf unterbrochen wurde.

„Ist ja gut, wir haben ja verstanden, dass du es weißt.“, murrte er und rettete Pansy somit vor blutenden Ohren.
 

~*~*~*~
 

„Oh...“, machte Pansy nur. Okay, vielleicht sollte man sich dieses Buch doch noch einmal durchlesen. „Aber...“ Ein Gedanke ließ sie trotzdem nicht los, auch wenn Ron ihr garantiert einen bösen Blick für diese Nachfrage schenken würde. „Wer von euch kann sie noch sehen? Ich kann es jedenfalls nicht... Aber Harry wiederum schon.“

Blaise stand noch einen Augenblick ruhig und starrte den Weg entlang, auf dem die Kutsche schon lange nicht mehr zu sehen war, dann wandte er sich zu den anderen um. Draco verhielt selbst noch einen Moment und gesellte sich dann neben Harry und legte ihm selbstverständlich den Arm um die Schultern.
 

~*~*~*~
 

Harry lächelte ihn kurz an, bevor er Hermione wieder Aufmerksamkeit schenkte. Das interessierte ihn aber auch mal. Warum konnte er sie sehen, Pansy aber nicht?

„Ich denke, keiner von uns kann sie sehen.“, meinte Hermione. „Am aller ehesten noch Draco, aber…“ Sie sah ihn fragend an. „…dazu müsste er den Tod eines Menschen gesehen haben.“

„Oh.“ Harry blickte sie leicht betreten an. Gesehen, wie jemand starb… Das hatte er. Cedrics Tod. Und seit ein paar Tagen immer und immer wieder.

Er blickte in die Runde, eindeutig Pansys Frage wiederholend, doch Ron schüttelte den Kopf, Hermione ebenfalls, Pansys Antwort war bekannt. Blieben Draco und Blaise. Alle Augen richteten sich auf die beiden Slytherinjungen.
 

~*~*~*~
 

Blaise schüttelte stumm den Kopf. Draco tat dasselbe. „Nein... Aus einer Todesserfamilie zu stammen, heißt nicht zwangsweise, dass man dem Tod ins Auge zu sehen hat.“, kommentierte er Hermiones Bemerkung trocken und zugleich mit einem Anklang von beißendem Spott. „Es wurde allenfalls über Tod geredet. Das war es aber auch.“

Seine Augen blieben an Harry hängen. Er hatte den Tod gesehen... Natürlich. Diggory. In diesem Moment ging dem Blonden auf, dass Harry ihm gegenüber kein Wort über das verloren hatte, was in diesem Sommer geschehen war.
 

~*~*~*~
 

Es entlockte Harry ein leichtes Lächeln. Erleichterung im weitesten Sinne. Und wenn er es schaffte, dann würde er dafür sorgen, dass es auch so blieb… Nur… Sein Lächeln verblasste ein klein wenig, wurde traurig. Draco würde sie bald sehen können. Er hatte ihm dieses dumme Versprechen abgenommen…

Erst jetzt bemerkte er, dass er schon wieder einen Fehler gemacht hatte. Er hatte ein Versprechen gefordert, dass Draco das bescherte, was er selbst so sehr verabscheute: Erinnerungen an den Tod. An den Tod von - vielleicht geliebten – Menschen… Es tat ihm beinahe Leid, aber nur beinahe. Er hatte Angst davor gehabt in diesen Kampf zu gehen, aber jetzt, wo er Draco auf seiner Seite wusste, jetzt, wo er wusste, dass er ihn bei sich haben würde, da fiel es ihm leichter. Der Gedanke an diesen Kampf war nicht mehr so schwer… Nein, er bereute die Frage nicht wirklich…

Das Lächeln wurde wieder breiter, als er den Blick vom Gesicht seines Freundes nahm.

Ron seufzte theatralisch. „Darf ich dieses Schweigen kurz übersetzten? Ich habe vielleicht den Tod gesehen, aber es ist nicht mehr so schlimm, denn ich habe ja jemanden gefunden, der mich davon ablenkt.“

Er bekam zur gleichen Zeit sowohl Harrys als auch Hermiones Ellbogen in die Rippen und keuchte in seinem beginnenden Lachanfall auf. Das hatte gesessen.
 

~*~*~*~
 

Draco lachte leise. „Nur keinen Neid, Ron.“, sagte er trocken und zog Harry näher an sich. Die Worte des Rothaarigen hatten ihm ein warmes Gefühl im Bauch beschert. Es hatte beinahe etwas davon, als wenn er Harry heilen könnte. Beinahe. Er war sich zwar nicht sicher, ob Ron Harrys Gesicht richtig deutete, aber... was machte das schon? Er war wichtig für Harry - und das hatte Ron wohl auch endlich kapiert und eingesehen... Und das Gefühl, für jemanden wirklich wichtig zu sein... das war doch überwältigend, beinahe so, als wenn es ihm zuvor nicht so richtig bewusst gewesen wäre. Nur mit Mühe konnte er gerade verhindern, so breit wie das berühmte Honigkuchenpferd zu grinsen... Trotz des ernsten Untertons, den dieses Gespräch noch immer besaß.
 

~*~*~*~
 

Harry grinste und ließ es geschehen, schlang im Gegenzug einfach die Arme um Dracos Mitte. Seiner. Vielleicht hatte Ron seine Gedanken nicht ganz erraten, aber Recht hatte er trotzdem.

„Okay, nachdem Ron jetzt zum Schweigen verdammt ist…“ Hermione hatte ihm bei einsetzendem Protest die Hand über den Mund gelegt und hielt ihn nun einfach fest. Das hatte sie auch noch nie getan. Sie konnte auch nicht verhindern, dass sie leicht rot wurde, aber sie vertuschte es mit ihrer Frage. „...was tun wir heute noch? Hat einer ’ne Idee?“

Tja, Harry hätte da vielleicht schon eine Idee gehabt, aber er würde sie nicht äußern. Blaise jetzt seiner Stütze berauben war nicht, wenn dieser es nicht von alleine vorschlug. So blickte er nur fragend in die Runde. Einfach mal abwarten.
 

~*~*~*~
 

Blaise zog die Schultern hoch. „Wenn ihr nichts dagegen habt... Ich hätte gerne etwas meine Ruhe.“ Er lächelte schief. „Ein bisschen nachdenken und so...“

Pansy nickte verständnisvoll. Das war klar. Schließlich hatte er heute auch einiges durchgemacht. Ihr ging es ja auch nicht anders. Der Streit zwischen Draco und Blaise, die Eskalation, dann die Abreise von Blaises Eltern... Doch, das war auch für sie nicht einfach gewesen. Denn ohne es zu bemerken, war Blaise auch ihr bester Freund geworden, jemand, auf den sie sich hundertprozentig verließ und den sie als solchen brauchte. Die Gefahr, ihn zu verlieren, war so umfassend gewesen, dass sie gar nicht darüber nachdenken mochte.
 

~*~*~*~
 

Hermione schien fast froh. „Na wunderbar. Dann können wir beide uns ja unserem netten Projekt widmen.“, schlug sie vor und ließ nun endlich auch Ron los, der erleichtert aufatmete. Seine Freundin war wirklich unerwartet stark geworden über die Ferien…

„Ich werde dann zu Fred und George gehen. Sie haben vorhin gesagt, sie wollen den Erfolg feiern. Will jemand mit?“

Harry schüttelte den Kopf, legte seine Wange auf Dracos Schulter. Damit war zumindest klar, was er wollte. Ron seufzte nur. Vielleicht - wenn er böse war, - würde er den Zwillingen stecken, dass sie da potenzielle Störfaktoren waren… Mal sehen…
 

~*~*~*~
 

Pansy nickte und hakte sich bei Hermione unter. Damit zogen die beiden Mädchen ab, recht bald gefolgt und Ron und Blaise, die zumindest teilweise den gleichen Weg hatten - bis Blaise in die Kerker abbiegen musste.

Draco schaute ihnen noch einen Augenblick zu und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf Harry. „Womit wir beide dann alleine wären...“ Er lächelte, hob Harrys Kinn an und küsste diesen sachte auf die Lippen.
 

~*~*~*~
 

Harry lächelte leicht, schmiegte sich an ihn und gab den Kuss genauso sachte zurück. „Und was machen wir heute noch? Schwimmen ist ja nicht, auch wenn ich das irgendwie grade gerne tun würde…“ Zwei nette Aussichten: Draco Malfoy halbnackt und eine Abkühlung gegen das schwüle Wetter. Dummerweise sah es wirklich so aus, als würde es bald regnen…
 

~*~*~*~
 

„Wieso können wir nicht schwimmen?“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Nur, weil es vielleicht ein bisschen regnet? Ist doch egal... Wir sind dann doch eh nass...“ Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. „Komm... Lass uns schwimmen gehen. Nur du und ich...“ Er tat einige Schritte rückwärts die Treppe hinunter, hielt dabei jedoch weiterhin Harrys Hand fest und blickte diesen auffordernd an.
 

~*~*~*~
 

Bei Regen schwimmen gehen? Harry war und blieb skeptisch. Das war, als würde man die Krankheiten einladen, einen zu überfallen… Jedenfalls hatte das Tante Petunia immer gesagt. Aber Petunia war doch sowieso doof, nicht wahr? Und diesen Augen konnte er auch nicht widerstehen, selbst wenn er gewollt hätte. Dracos Augen eben… Silbergrau, diesmal leider nur ohne Mondschein.

„Okay.“, gab er nach und ließ sich mitziehen. Schwimmen war doch eine gute Idee. Er wollte es und wenn es wirklich regnen sollte, dann konnten sie doch immer noch hineingehen und heiß duschen, nicht wahr?

Er begann zu grinsen. „Dann Wettrennen zur Weide?“, fragte er in der Hoffnung, dass Draco die Herausforderung diesmal wahrnahm.
 

~*~*~*~
 

„Okay...“ Draco nickte und ließ Harrys Hand los. Wettrennen und dabei Händchenhalten. Nun, das war wohl kaum möglich...

„Was bekommt der Gewinner?“ Seine grauen Augen glitzerten leicht. War doch klar, dass man da irgendeinen Gewinn einsetzte, oder? Nur einfach so, um der Herausforderung willen zu laufen - klar, das ging im Prinzip auch. Aber jetzt war er neugierig, was Harry vorschlagen würde...
 

~*~*~*~
 

Harry blinkte. Darüber hatte er gar nicht nachgedacht. Hm… Ein Preis für den Gewinner… Musste doch was Gutes sein, etwas, was nicht so einfach zu bekommen war, nicht wahr?

Kurz blitzte durch seine Gedanken das, was er Draco vor kurzem noch verwehrt hatte. Es tat ihm noch immer Leid deswegen und wenn er richtig darüber nachdachte, dann verstand er auch nicht so ganz, warum er abgebrochen hatte, aber als er das vorschlagen wollte, überkam ihn wieder diese unbestimmte Furcht. Was war denn nur los?

Etwas verzweifelt blickte er Draco an, aber von dem konnte er sich keine Hilfe erhoffen. Er wollte ihm nicht wehtun, also sollte er davon besser nichts erfahren…

„Tja…“, begann er stockend. „Eine… Massage vielleicht? Oder was meinst du?“
 

~*~*~*~
 

„Ich finde, das klingt gut...“ Der Blonde grinste und stupste Harry sacht auf die Nase. „Sehr erstrebenswert sogar...“

Er drehte sich zur Seite, peilte die Weide an. Es war nicht allzu weit. Fünfhundert, vielleicht siebenhundert Meter. Locker zu schaffen. Aber er wusste ja, dass Harry schnell war...

„Also dann... Auf die Plätze... Fertig... Los!“, gab er das Startkommando.
 

~*~*~*~
 

Harry rannte los. So schnell er konnte. Er hatte Draco laufen gesehen, er wusste, dass er stark war, er wusste, dass er da nicht so ganz mithalten konnte, mit seinem lausigen Training vom ständigen Zuspätkommen, aber aufgeben würde er deswegen nicht. Auf keinen Fall freiwillig!

Wind hielt ihm die Haare aus dem Gesicht, er spürte, wie sein Atem schwerer wurde, wie ihm warm wurde. Und dann sah er, wie Draco zum Überholen ansetzte…

Vergiss es!, dachte er und legte noch mal alle Kraft in die Bewegung seiner Beine. Schneller!
 

~*~*~*~
 

Draco hatte sich nicht getäuscht. Kein bisschen: Harry war wirklich schnell. Dennoch... Er sah seine Chance, setzte zum Überholen an, war auch schon vorbei - und trat auf seinen Umhang. Auf einmal drehte sich die Welt und er legte einen wirklich bühnenreifen Salto hin. Natürlich landete er auf seinem Hinterteil - das war ja wohl klar gewesen. Und noch selbstverständlicher hatte er das Wettrennen verloren. Harry hatte die letzten Meter zu der Weide hinter sich bringen können, ehe er stehen bleiben und sich umwenden konnte. Benommen blieb Draco einen Augenblick lang sitzen. Autsch.

Mit einem schiefen Lächeln im Gesicht stand er dann wieder auf und rieb sich fluchend sein Hinterteil. „Die Revanche bekomme ich aber ohne Umhänge.“, murmelte er.
 

~*~*~*~
 

„Das nennt man Übung, Draco.“, grinste Harry, als er seinen Schrecken überwunden hatte. „Mit Umhang rennen ist eine Kunst!“

Er lächelte, trat auf ihn zu und gab ihm einen Kuss. „Tut es weh?“ Leichte Besorgnis klang aus seiner Stimme.
 

~*~*~*~
 

„Nur meinem Stolz...“ Der Blonde seufzte theatralisch, rieb sich aber noch einmal über die schmerzende Stelle. Allerdings verflog der Schmerz schon langsam wieder. Nur gut, dass er auf Gras gelandet war... „Reden wir nicht mehr drüber. Wir wollten schließlich schwimmen, oder?“ Er lächelte und wuschelte Harry durch die Haare.
 

~*~*~*~
 

Harry nickte. Schwimmen war immer gut.

Er zog sich den Umhang über den Kopf. Außerdem hatten sie nicht mehr so viel Zeit. Draco würde in einer Stunde etwa seine Runde machen müssen und davor sollte er zumindest wieder warm sein. Schuhe, Kleider und diesmal auch die Brille folgten, dann grinste er wieder. Es war nicht mehr ganz so warm, bald würde es wahrscheinlich wirklich regnen.

„Na los!“, drängte er.
 

~*~*~*~
 

Draco musste bei Harrys Gedrängel erneut lächeln und streifte innerhalb kürzester Zeit seine Kleidung bis auf die Boxershorts ab.

„Worauf wartest du noch?“, fragte er den Gryffindor, nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit sich.
 

~*~*~*~
 

„Uhaaaa!“ Harrys Augen weiteten sich entsetzt, als er begriff, was Draco im Begriff war zu tun. Er wollte ihn ins Wasser ziehen. Ziehen? So… reinlaufen? Einfach so? Ohne Schockmoment? „Spinnst du?“, quiekte er, als seine Füße auch schon die ersten Wellchen abbekamen. Im nächsten Moment rieselten tausende kleiner, kalter Tropfen über ihn, aufgespritzt von Draco, der vorneweg lief. Dann waren sie auch schon im Wasser. Draco hatte ihn einfach umgeworfen, als seine Beine es nicht mehr aus dem Wasser geschafft hatten und dieses sie blockiert hatte.

„Kakakaaaalt!“, wimmerte er, als er endlich wieder auftauchte.
 

~*~*~*~
 

„So kalt?“, feixte Draco, obwohl es ihm nicht sehr viel besser ging. Eine Gänsehaut überzog bereits seinen Körper. Der See war wirklich sehr kalt... Oder vielleicht kam es ihm auch nur so vor. „Soll ich dafür sorgen, dass dir wieder warm wird?“ In seinen grauen Augen glänzte es verheißungsvoll und er trat einige Schritte näher.
 

~*~*~*~
 

Leidend blickte Harry zu ihm hin, doch war die Kälte im nächsten Moment vergessen. Dracos Blick war… uh… Jetzt war die Gänsehaut anders. Wie ein Hitzeschauer!

Unfähig sich zu bewegen oder auch nur den Blick von diesen Augen zu nehmen, stand er nun ganz dicht vor ihm. Der Wind strich über ihre Körper, aber sie beide nahmen das nicht mehr wahr. Harry war nicht einmal mehr dazu fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
 

~*~*~*~
 

Mit einem lasziven Lächeln hob Draco Harrys Kinn leicht an und verwickelte ihn in einen erst ganz vorsichtigen und langsam immer intensiveren und leidenschaftlicheren Kuss. Seine Fingerspitzen wanderten sachte über den nackten Oberkörper des Gryffindors, fuhren die Seiten hinauf und wieder herunter. Dann legte er eine Hand in Harrys Nacken zog ihn ein wenig näher und strich mit der anderen über seine Wirbelsäule, fuhr Erhebung für Erhebung nach, bis er den Hosenbund erreicht hatte und streichelte sich dann genauso sachte wieder nach oben.
 

~*~*~*~
 

Wieder erschauderte der Schwarzhaarige. Erst der sinnliche Kuss, dann die Leidenschaft dahinter. Er spürte die Gefühle wieder in sich erwachen, spürte das Prickeln im Bauch, das sich von dort überallhin ausbreitete. Dracos Finger zeichneten glühende Bahnen über seine Haut. Er spürte unter seinen eigenen Fingerspitzen kalte Haut, unter der eine erstrebenswerte Wärme lag. Er wollte mehr von dieser Wärme. Wollte ihn am liebsten nie wieder loslassen. Niemals…

Er zuckte zurück. Der Gedanke war wie ein Einbruch in diese vollkommen ausgefüllte Welt, war wie ein Messer, das sie zerriss. Das Gefühl in ihm, es machte ihm Angst. Verlangen… Hunger… oder Gier?

Jetzt erst merkte er, dass seine Lungen längst nach Sauerstoff schrieen, dass seine Knie ihn wie vorgestern kaum noch tragen wollten, dass sein Kopf die Geräusche ausgeblendet hatte, dass seine Hände nicht mehr ihm gehorchten, sondern wie eigenständige Wesen über Dracos Brust und Bauch strichen.

Die Kälte brach plötzlich über ihn herein, wurde von Angst bis in sein Innerstes getragen. Sein Körper… Er hatte ihn nicht mehr unter Kontrolle… Kontrollverlust…

Ein Donnerschlag krachte über den Himmel, zerriss die Luft in zwei Teile, sodass sie sich wieder zusammenfinden musste. Wind kam auf. Heftiger Wind…
 

~*~*~*~
 

Der Donnerschlag brachte Draco gewaltsam wieder in die Wirklichkeit zurück. Einen Augenblick lang war er orientierungslos. Dann kam der Regen. Wie ein dichter Vorhang fiel er, kalt und jedes bisschen Wärme verzehrend.

Sie mussten raus aus dem Wasser. Der Gedanke sickerte in Dracos Bewusstsein. Bei Gewitter im Wasser... Das war gefährlich. Lebensgefährlich. Dicht an sich konnte er Harry zittern spüren. Ohne weiter darüber nachzudenken, hob er den Gryffindor hoch und watete mit ausgreifenden Schritten zum Ufer. Auch seine Knie fühlten sich wackelig an, doch er zwang sich dazu, die Kontrolle zu behalten, stark zu sein...

Der nächste Blitz zuckte über den Himmel, als er unter der Weide ankam und Harry wieder auf die Beine stellte. Einen Augenblick später donnerte es erneut und der Slytherin zuckte unwillkürlich zusammen.

Hier draußen war es noch kälter. Der heftige Wind kühlte sie beide aufgrund des Wassers auf ihrer Haut beinahe augenblicklich aus. Selbst bibbernd vor Kälte hängte er Harry dessen Umhang um die Schultern und hüllte sich in seinen eigenen. Irgendwie schien der Schwarzhaarige nicht so wirklich bei sich zu sein...
 

~*~*~*~
 

Harry zog den Umhang fester um sich. Ein einziger Gedanke flatterte wie ein hyperaktiver Vogel durch seinen Kopf: Du hättest ihn wieder weggestoßen, wenn das Gewitter nicht gekommen wäre. Du hättest ihm wieder weh getan!

Regen rann über sein Gesicht und spülte die Tränen weg, aber das Gefühl in seinem Inneren und die komische, unerklärliche Panik, wenn es um diese Gefühle ging, die konnte er nicht fort waschen, an die kam er nicht heran.
 

~*~*~*~
 

Draco betrachtete Harry einen Augenblick. Die grünen Augen waren groß und weit aufgerissen. Seine Lippen schimmerten schon bläulich...

Er überbrückte die Entfernung zwischen ihnen, zog ihn in seine Arme. Wahrscheinlich sollten sie jetzt wirklich zusehen, dass sie so schnell wie nur möglich reinkamen, aber... Er wollte ihn festhalten. Er wollte einfach da sein und ihm das bisschen Wärme geben, das er noch hatte. Ganz egal, wie dumm das jetzt war.
 

~*~*~*~
 

Die Umarmung überraschte Harry etwas, aber es dauerte auch nicht lange, bis seine Hände den Umhang losließen und er seine Arme vorstreckte, um Draco zu umarmen, sich stumm zu entschuldigen. Dass der Umhang von seinen Schultern rutschte, fiel ihm nicht auf, war ihm egal und wurde nicht beachtet. Draco war noch da, war für ihn da, würde da bleiben und nicht weggehen.

Er drückte seine Nase gegen die weiße, feste Brust.
 

~*~*~*~
 

Schweigend hielt Draco den schmalen Jungen fest. Das Gewitter wurde immer heftiger. Die Windböen waren mittlerweile schon richtig stürmisch und ließen den Blonden immer wieder erschauern.

„Komm, zieh dich an...“, sagte er schließlich sanft und gab Harry einen kurzen Kuss auf das nasse Haar. „Es ist kalt. Und es wird hier draußen langsam gefährlich...“ Einer der letzten Blitze hatte nahe im Verbotenen Wald eingeschlagen. Der laute Knall hatte die Erde regelrecht beben lassen. Selbst ihm wurde es hier draußen langsam unheimlich.
 

~*~*~*~
 

Harry nickte und ließ ihn widerstrebend wieder los. Dann bückte er sich, um seinen Umhang aufzuheben, blickte dass triefnasse Ding aber nur mit Ekel im Gesicht an, bevor er es unbehaglich überstülpte. Kalt und nass. Widerlich.

Dann war er wieder bei Draco, stand neben ihm, seine übrigen Kleider einfach überm Arm, nahm seine Hand, sobald er fertig war mit ankleiden. Nähe. Er wollte ihm jetzt nahe sein.
 

~*~*~*~
 

Draco streifte selbst zumindest die Hose über und eben das Hemd, verzichtete allerdings darauf, es zuzuknöpfen. Das hätte ihm wirklich zu lange gedauert. Umhang drüber und fertig. Die Krawatte landete in irgendeiner seiner Taschen, ebenso die Socken. Schuhe konnte man schließlich auch barfuß tragen...

Sobald er fertig war, griff er nach Harrys Hand und rannte mit diesem gemeinsam durch den Regen Richtung Schloss. Die Luft war voller Wasser. Beinahe war es so, wie der Sturm, in dem sie geflogen waren. Beinahe. Nur mit dem Unterschied, dass der Regen auch so schon waagerecht daher kam und sie dafür nicht erst mit einem Besen durch die Luft rasen mussten.
 

~*~*~*~
 

Sie erreichten das Schloss und hinterließen eine wahre Wasserlache die ersten paar Schritte hinein. Harry drückte seine Kleider an sich, fröstelte leicht.

*Euer Glück, dass ihr endlich drin seid!*, hallte Hermiones Stimme durch ihrer beider Gedanken. *Was denkt ihr euch eigentlich?*

Harry lächelte müde. War ja klar, dass sie so etwas sagte…

„Woher weiß sie das?“, kam dann diese Frage aus seinem Mund und er starrte Draco verwirrt an. Das konnte sie doch gar nicht wissen. Sie… Er blickte sich um, konnte sie aber nirgends entdecken. Hatte sie nicht in Myrthes Klo sein wollen?
 

~*~*~*~
 

Draco zog die Schultern hoch. „Keine Ahnung...“ Irgendwie war das unheimlich... Konnte es sein, dass sie die Karte hatte? Nein, das war eigentlich ausgeschlossen, denn Hermione nahm schließlich nicht einfach irgendwelche Sachen, die ihr nicht gehörten. „Geh du schon mal in den Raum der Wünsche. Ich mache kurz meine Runde und bin dann sofort oben. Dauert nicht lange.“ Vermutlich wäre es klüger, sich erst vernünftig aufzuwärmen, aber irgendwie würde es auch so schon gehen... Während er sprach, knöpfte er bereits langsam sein Hemd zu.
 

~*~*~*~
 

„Trockne dich ab.“, meinte Harry. Seine Gedanken gingen komplett in die andere Richtung. „Oder hex dich trocken. Oder was weiß ich, aber so solltest du nicht durch die Schule geistern. Dazu sind die Gänge einfach zu kalt und zu zugig.“ Seiner Meinung nach sollte Draco wirklich die Runde einfach mal wieder vergessen, aber das ging natürlich auch nicht…

Vielleicht sollte er einen Abstecher zu den Gryffindors machen, damit er seine Tasche mit dem Tarnumhang wiederbekam… Und er sollte die Bücher aus der Bibliothek trocknen…
 

~*~*~*~
 

Draco nickte leicht, kramte seinen Zauberstab aus dem nassen Umhang hervor und richtete diesen erst auf Harry und hexte diesen trocken, dann auf sich.

„Bis gleich... Kätzchen.“ Er lächelte und gab dem Gryffindor noch einen kurzen Kuss auf den Mund, ehe er sich umwandte und Richtung Kerker verschwand. Mit ein bisschen Glück würde ihm niemand begegnen und er konnte ganz schnell zum Raum der Wünsche verschwinden.
 

~*~*~*~
 

Harry blickte ihm lächelnd nach. Die Nässe war fort und schon fühlte er sich besser.

Wortlos wanderte er hinauf in den Raum der Wünsche, ging unter die Dusche, zog sich seinen Schlafanzug an, warf seine Sachen auf den Sessel, nachdem er die Bücher großgezaubert und festgestellt hatte, dass Draco auch sie getrocknet hatte. Alles ganz mechanisch. Irgendwie wollte sein Gehirn diese Gedanken nicht zulassen, die in seinem Kopf herumspukten. Er… wollte sie nicht zulassen.

Doch als er wenig später auf dem Bett lag, war es gar nicht mehr möglich, die Gedanken zurückzuhalten. Irgendwie war es mit der Zeit klarer geworden. Unheimlich klar. Und er konnte mit dem Gedanken nichts anfangen, verstand es nicht, konnte es sich nicht erklären, aber… immer wenn Draco die Grenze zu einem Kuss überschritt und es ihn mitzuziehen drohte, bekam er es mit der Angst zu tun. Richtiger Angst. Panik schon fast.

„Warum?“, flüsterte er in die Stille, die einzig vom Blubbern der Kessel erfüllt war. Ein beruhigendes Geräusch an sich, aber nicht wirklich in Harrys Kopf präsent. Nichts ließ das Gefühl der Verzweiflung, das in ihm erwachte, mehr zu.

Draco war doch lieb. Er hatte nie etwas getan, was er nicht wollte, tat es doch auch in diesen Momenten nicht. Er… beschützte ihn doch, verteidigte ihn immer, war für ihn da, wenn es ihm schlecht ging. Warum hatte er Angst vor ihm? Und wenn er vor ihm Angst hatte, warum suchte er dann immer noch seine Nähe, wenn ihn solch eine Panikattacke überrollt hatte? Er konnte danach doch nicht einmal ertragen, von Draco getrennt zu sein. Er… wollte doch keine Angst vor ihm haben…

Er schluchzte einmal und rollte sich auf die Seite, versteckte den Kopf unter den Armen. Er war ein schrecklicher Mensch. Er vertraute dem Menschen nicht, den er liebte. Er vertraute ihm nicht, hatte Angst vor ihm… So was konnte sich schlecht Freund nennen!
 

~*~*~*~
 

Draco hatte wirklich Glück. Diesmal wartete weder sein Fanclub auf ihn, noch waren viele Schüler unterwegs, die er in ihre Schlafsäle schicken musste. Warrington & Co waren wahrscheinlich noch mit ihren Strafarbeiten für Snape beschäftigt. Als er an dem Zugang zu dem Slytheringemeinschaftsraum vorbei ging, blieb der Vertrauensschüler einen Augenblick lang stehen. Sollte er nach Blaise sehen? Vielleicht... Vielleicht wäre das besser. Aber andererseits hatte dieser ja vorhin gesagt, dass er allein sein wollte. Er biss sich auf die Unterlippe und dachte nach. Nein, wahrscheinlich... würde Blaise gerade niemanden sehen wollen.

Langsam ging er weiter, die Schultern nun hochgezogen und die Hände in den Hosentaschen versenkt. Er hatte das Gefühl, Blaise im Stich zu lassen und gleichzeitig zog es ihn doch zu Harry in den Raum der Wünsche... Es war wie verhext. Wirklich verhext.

Er gab sich einen Ruck und beschleunigte seinen Schritt wieder. Er hatte seine Entscheidung getroffen und jetzt würde er verdammt noch mal nicht weiter darüber nachdenken. Er freute sich schließlich darauf, wenigstens am Abend wieder etwas Zeit mit seinem Freund alleine verbringen zu können. Ungestört, in reiner Zweisamkeit. Und dennoch... irgendwie blieb da dieses Gefühl, dass er nicht für Blaise da war...

Die Schultern noch immer hochgezogen, erreichte der Blonde den Raum der Wünsche und trat ein.

Erst in dieser vertrauten Wärme fiel ihm auf, wie kalt ihm eigentlich noch immer war. Am liebsten hätte er sich sofort unter der Dusche aufgetaut, doch als er Harry so zusammengerollt auf dem Bett sah, hatte er auf einmal das dumpfe Gefühl, als wenn irgendetwas nicht in Ordnung war... Er schritt zu dem Bett hinüber, ließ sich auf der Kante nieder und legte dem Schwarzhaarigen sachte die Hand auf die Schulter. „Harry? Ist alles in Ordnung?“
 

~*~*~*~
 

Nicken, mehr nicht. Eigentlich hätte es ja ein definitives Kopfschütteln werden müssen, aber mit diesem widerlichen Gedanken wollte Harry Draco nicht belasten. Er würde damit fertig werden. Ganz alleine. Und wenn er diese… verfluchte Angst überwunden hatte, dann würde er sich überlegen, ob er Draco davon erzählte.

Er rollte sich auf den Rücken und lächelte ihn an. „Mach dir keine Sorgen. Ich bin nur müde.“, sagte er und hätte sich am liebsten erschlagen, weil er ihn anlog. Zumindest zum Teil. Müde war er wirklich, wenn er auch nicht so ganz wusste, woher das kam. Vielleicht noch eine Nachwehe des Kampfes gegen Snape. Wäre zumindest denkbar…
 

~*~*~*~
 

Einen Augenblick lang musterte Draco den Gryffindor prüfend. Irgendwie lag in diesen grünen Augen etwas, was es ihm schwer machte, diesen Worten Glauben zu schenken. Zögerlich strich er Harry über die Wange.

„Okay...“, sagte er schließlich leise und lächelte. Vielleicht bildete er sich das auch einfach nur. Und wenn nicht... dann wollte Harry vielleicht auch einfach nicht darüber reden. Und das war etwas, was er selbst schließlich auch zu genüge kannte.

„Ich bin gleich wieder da...“ Der Blonde hangelte an dem anderen vorbei nach seinem Schlafanzug - so langsam gewöhnte er sich auch an diese bekloppten Schlangen - und stand auf. Eine heiße Dusche war jetzt wirklich etwas, das er dringend brauchte. Ihm klapperten ja schon fast die Zähne.

Er verschwand im Bad und stand beinahe nur einen Lidschlag später unter dem heißen Wasserstrahl. Bei Merlin, tat das gut! Im ersten Moment spürte er die Wärme gar nicht, dann begann sie wehzutun und jedes winzige bisschen Haut seines Körper begann zu prickeln. Er genoss das heiße Wasser lange und ausgiebig, bis er es endlich abdrehte. Trotzdem blieb jedoch der Gedanke an Harry allzu deutlich präsent. Er machte sich Sorgen, auch wenn der Schwarzhaarige sagte, dass er sich keine Sorgen machen sollte. Natürlich tat er das. Harry war ihm schließlich wichtig.

Seine grauen Augen blickten nachdenklich, als er wieder in das Zimmer zurückkam. Seine Haare waren - mal wieder - noch ein bisschen feucht, aber das störte ihn nicht.
 

~*~*~*~
 

Harry hatte sich unter die Bettdecke verzogen und gewartet, dass Draco wiederkam. Jetzt hob er die Bettdecke an. Eindeutige Einladung. Er wollte ihm nahe sein, mit ihm kuscheln und sich, wenn möglich, einfach nur bei ihm anschmiegen und sich wohl fühlen… Wäre doch wirklich mal eine angenehme Abwechslung zu diesem seltsamen, chaotischen Tag.
 

~*~*~*~
 

Die Aufforderung war wirklich eindeutig. Draco krabbelte zu Harry unter die Decke und zog den Gryffindor liebevoll in seine Arme. Es tat so unheimlich gut, seine Wärme und seine Nähe zu spüren,... Ihn zu riechen, zu fühlen und einfach, ganz eben, als wenn es das Leichteste von der Welt wäre, seine Sinne voll und ganz von Harry ausfüllen zu lassen.

Draußen donnerte es noch immer hin und wieder leise und Regen prasselte gegen die geschlossenen Fensterläden. Und wenn Draco ehrlich war, machte das diesen Augenblick noch viel gemütlicher...
 

~*~*~*~
 

Gemütlich… Das fand auch Harry. Er kuschelte sich ganz eng an ihn, ganz tief unter die Decke, so dass kaum noch sein Kopf herausschaute. Er fühlte sich schuldig Draco gegenüber, aber seine Lippen zierte dennoch ein Lächeln. Er war bei ihm. Und er würde seine Angst überwinden. Bald, so schnell wie möglich.

Seufzend entließ er schließlich seine Gedanken für diesen Tag, um in den Schlaf hinüberzugleiten. Aber bevor er soweit war, murmelte er noch: „Ich liebe dich, Dray…“ Nur ganz leise.
 

~*~*~*~
 

Ein tiefes Lächeln lag auf Dracos Gesicht, als er diese drei Worte hörte. Ein anderes, viel tiefgehenderes Gefühl von Wärme überkam ihn, als diese Wärme unter der Bettdecke. Es war das dritte Mal... Das dritte Mal, dass Harry ihm sagte, dass er ihn liebte. Sachte strich Draco ihm durch das wirre Haar. Der ruhige Atem des Gryffindors verriet nur zu deutlich, dass er bereits eingeschlafen war. Sinnlos, jetzt irgendetwas zu antworten.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

Still in love with all your sins

Where you stop and I begin

And I'll be waiting

Living like a house on fire

What you fear is your desire

It's hard to deal

I still love the way you feel

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 


 

----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------
 

abranka:

Ich mag Blaises Eltern.^^ Sie sind cool. ^^ Auch wenn sie absolut nichts mit denen im Buch zu haben. *hust*

Hach, die Gewittersache finde ich toll. *_* Schwimmen im Regen ist ja nicht schlimm, aber bei Gewitter? Böse gefährlich. >.<
 

Shirokko:

*blitzkrachbummbumm*

Muahahahahahahaha!

*wieteufelchenrumspringt*

*abbyzumtanzenmitnimmt*



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Kommentare zu diesem Kapitel (16)
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Von:  Little-Miss-Liddell
2014-05-18T09:43:26+00:00 18.05.2014 11:43
Schönes Kapitel! Blaise Eltern sind wirklich herzlich und ich bin echt froh, das Blaise geblieben ist. Mir ist nur etwas aufgefallen und Zwar: "„Trotzdem… Schön Sie kennen zu lernen!“ Seine Augen leuchteten. Die Umarmung von Dracos Mutter hatte ihn an Mrs Weasley erinnert, die ihn auch immer so drückte. Mütterlich und angenehm liebevoll. Man fühlte sich darin geborgen, etwas, was er immer vermisst hatte." Dracos Mutter??? Ich glaube da ist ein kleines Fehlerchen passiert^^. Das Gewitter war auch schön. Hoffentlich redet Harry mit Draco über seine Angst, er kann das doch nicht alleine besiegen. Ich freue mich auch schon, wenn mal wieder Post von Sirius kommt. Moment, die ist ja schon da. Harry hat sie bloß noch nicht gelesen. Hoffentlich vergisst er es nicht >.<

Lg Miss Liddell
Von:  Shogikoneko
2008-05-18T11:08:21+00:00 18.05.2008 13:08
yey
gruppenkuscheln mit den zabinis*kicher*
nein wie herzlich^^

*seufz*
harry will dray nichts erzählen? >.<
falscher weg*drop*
führ am ende nur zu missverständnissen T__T
Von: abgemeldet
2008-05-01T11:35:40+00:00 01.05.2008 13:35
Ich hab mir dummerweise keine Notizen gemacht.
>_<
Also nicht wundern, wenn das Kommie nicht die sonstigen Dimensionen aufweist. *lol*
Joa... hat mir sehr gut gefallen, das Kapitel, auch wenn der Part von Blaises Eltern ja eigentlich so wesentlich war, wie der itel hätte erahnen lassen.
War ein wenig zu wenig, wie ich fand, aber macht ja nix^^
Das heißt ja nicht, dass der kampf bei Tonks und das Schwimmen bei Gewitter nicht auch spannend waren.
Naja... jedenfalls tut mir Blaise wirklich leid. Jetzt sieht er seine Eltern wahrscheinlich ewig lange nicht mehr. *drops*
Aber cool find ich die auch, vor allem, dass die es hinbekommen, so beisammen zu leben wie ne richtige Großfamilie. Bewunderswert, was aber auch gut erklärt, warum sie fliehen müssen.
Sowas wird garantiert nicht geduldet. Das hab ihr ja irgendwo schon mal erwähnt. Wirklich mutig, die Zabinis. Ich finds toll~
Und von Blaise bin ich ja sowieso hin und weg, deswegen würd ich ihn am liebsten trösten gehen. >_<
Na aber ich denk, er kommt drüber hinweg, wenn sich Dray mal von harry löst und sich um seinen besten Freund kümmert. Jawohl~ Das vergisst unser Blondchen ja mal vollkommen.
Aber ich fand es ja schon mal toll, dass er wenigstens kurz darüber nachgedacht hat, dass er Blaise sich selbst überlässt.
Schäm dich, Draco! >_<
Was Harrys Angst angeht, wenn Draco ihm näher kommt, als so mit dem Kuss, kann ich mir immer noch nicht erklären. Bin ja echt mal gespannt darauf, wenn ihr DAS auflöst, weil irgendwann wollen wir hier ja auch mal nen weng Action haben. XD
Matratzensport. *hrhr*
Nein, ich bin nicht versaut. Es wär nur so tollig. Der erste Kuss war ja schließlich auch so toll. XD Und so lange wie ich auf den gewartet hab, will ich net nochmal warten. Das wäre ja Folter ey. >_<
Aber okay^^ Ihr macht das schon. XD
Hab jedenfalls nicht bemerkt, was mich gestört hat. Habt ihr fein gemacht. *nick*
Dann wusel ich mal zum nächsten kapitel. *nick*

jenki
Von:  Engelchen_Fynn
2008-04-15T11:11:22+00:00 15.04.2008 13:11
Ich mag die Eltern von Blaise ebenfalls. Keine Scheu, da wird direkt alles durchgeknuddelt, herrlich. ^^

Und Harry, ... Was soll man dazu noch sagen? Der Junge macht es sich echt unnötig schwer.

Und was Draco angeht; ich finde er hätte zu Blaise gehen sollen. Ihm geht es momentan nicht gut und seinen Harry kann er schließlich immer haben. Aber na ja, meine Meinung.

Fand das kapitel gut, freu mich schon auf das nächste. ^^
Von: abgemeldet
2008-04-14T14:08:19+00:00 14.04.2008 16:08
ich mag gewitter nicht so.
nur den wind aber nicht die blitze.
nah da kann man nur hoffen das sie nicht krank werden wo sie in der kälte im wasser waren?
blaises eltern find ich sehr nett.
auch seine mam ist ein frohnatur wie es scheint.
wieso hat harry angst weiter zu gehen als nur küssen?
ist irgentwas passiert was er verdrängt hat?
freu mich wenns weiter geht.
Von:  Junaka
2008-04-12T14:15:34+00:00 12.04.2008 16:15
*abranka nach mach und auch im gewitter tanz*
ich liiiebe gewitter!!!

was anderes: natürlich sind draco und harry toll und geneial und süß und fluffig und ... (ewig lang fortsetzbar) aber irgendwie kommen die anderen charaktere ein ganz ganz kleines bisschen zu kurz. ich meine nicht prozentuell, was die länge der story betrifft, aber irgendwie inhaltlich, bei denen ist so wenig los, ok bei blaise ist es jetzt rund gegangen, aber es steht kaum was darüber, wie es ihm damit geht. er wirkt mit der sache irgendwie ... alleingelassen. aber gut, ich war ja auch dafür, dass er zu harry raufgeht =(^___^)=
-> naja ist halt meine bescheidene meinung

lg
Von: abgemeldet
2008-04-12T09:06:26+00:00 12.04.2008 11:06
Wirklich ein tolles kapi!
nur schade das harry noch immer so probleme hat.
mal sehen wie er das in den griff bekommt.
freu mich auf den nächsten teil!
lg

Arrest
Von: abgemeldet
2008-04-11T19:58:37+00:00 11.04.2008 21:58
Schönes Kapitel! Hat mir sehr gut gefallen!
Bin gespannt wie es weiter geht!
Freu mich schon auf die Fortsetzung!

Bis dann,
Little King Leon!
Von:  Feliks
2008-04-11T19:45:27+00:00 11.04.2008 21:45
Ui, ui, ui!
Die Eltern sind mega! :'D
Die will ich auch mal treffen.. ;D
Jaah und Blaise ist jetzt wieder down. D:
Och nöö~... *Blaise pattels*
Und Dray sollte sich schämen! xD
Naja, aber wenn Harry ruft..
Ihm seih verziehen!
Und ihr beschreibt immer so schön! *_*~
Und ihr habt jetzt beide wieder Inet?! Sehr gut! :D
*Kekse dalass*

E.g.O ♥
Von:  Chiron
2008-04-11T18:05:01+00:00 11.04.2008 20:05
Hey..
Schönes Kapi..
Blaises Eltern sind echt cool.. So wie die Harry begrüßt haben..
Was es mit Harrys Panikattacken auf sich hat würd mich auch mal interessieren.. Wär wohl gut wenn er darüber mal mit Draco reden würde..
Ich freu mich schon wieder auf nächsten Freitag, wenns weitergeht..^^


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