Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Geh nicht! ---------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 63: Geh nicht! Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Richard Marx - Nothing To Hide. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 63: Geh nicht! Draco wurde unsanft von Madam Pomfrey geweckt. „Mr Malfoy...“ Müde blinzelte er sie an. Irgendwie war ihm das unangenehm, dass sie sie beide in dieser innigen Umarmung im Schlaf sah... „Mr Potter bleibt noch hier, aber Sie müssen zum Unterricht.“ Die Medihexe lächelte ihn an. „Aber Sie können danach wiederkommen.“ Oha. Dieses Angebot war nach seinem gestrigen Ausraster wirklich mehr als großzügig. „Danke schön.“ Der Blonde lächelte sie an und richtete sich langsam so weit auf, wie es ihm möglich war. Harry hatte sich wirklich eng an ihm geschmiegt und hielt ihn fest umklammert. Es war unmöglich, ihn nicht zu wecken, wenn er sich weiter bewegte... Die Krankenhexe nickte Draco noch einmal zu. „Ihren Zauberstab bekommen Sie bei mir.“, sagte sie noch, ehe sie durch die Tür verschwand. „Harry?“ Draco beugte sich vor und gab dem Gryffindor einen sachten Kuss auf die Lippen. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige murrte leise. Er war noch lange wach gewesen gestern und irgendwie wollte der Schlaf nicht so wirklich von ihm weg. Draco war schließlich da… Aber wenn der andere ihn weckte, dann hatte das sicherlich etwas zu bedeuten. Schule oder was Schlimmes… Also öffnete er die Augen. „Hm?“ Verschlafen blinzelte er einmal. „Morgen?“ ~*~*~*~ „Guten Morgen sogar.“ Draco lachte leise und küsste den Gryffindor noch einmal. „Wenigstens für dich, denn du darfst noch im Bett bleiben, während mich Arithmantik ruft...“ Er seufzte leise. „Ich würde ja lieber bei dir bleiben, aber ich fürchte, ich darf bei Madam Pomfrey den Bogen derzeit nicht überspannen...“ Seine Miene zeigte eine gewisse Zerknirschung, die nur allzu deutlich machte, dass ihm das Geschehen von gestern noch schwer im Magen lag. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Er durfte im Bett bleiben? Das war doch schön. Das war doch wirklich mal schön. Ausschlafen… Er begann zu lächeln und zog Draco wieder näher an sich. „Weiterschlafen.“, murmelte er. Aber das hieß nicht, dass er Draco gehen lassen würde. Unterricht hin oder her, er wollte, dass er blieb… ~*~*~*~ „Ich kann nicht...“ Draco seufzte leise und schmiegte sich dennoch einen Augenblick lang näher an den Schwarzhaarigen. „Madam Pomfrey killt mich... Oder schlimmer noch: Sie wirft mich dauerhaft raus. Außerdem hat sie mich schon heute Nacht bleiben lassen...“ Er strich Harry zärtlich über die Wange und richtete sich dann bestimmt auf. „Aber du kannst sicher sein, dass ich so schnell wie möglich wiederkommen werde.“ ~*~*~*~ Die grünen Augen öffneten sich wieder. Wiederkommen? „So bald wie möglich?“ Er seufzte und ließ ihn los. „Na gut…“ Auch wenn es ihm nicht recht war… ~*~*~*~ Draco lächelte ihn an. „Ich verspreche es hoch und heilig.“ Noch ein Kuss, diesmal auf Harrys Stirn. Dennoch begleitete ihn ein gewisser Widerwillen, als er aus dem Bett schlüpfte und in dem Nachtschrank des Nachbarbettes seine Sachen fand. Natürlich hatte man ihn in einen Krankenflügelschlafanzug gesteckt. War ja klar... Er zog sich um, suchte dann seine Tasche und erinnerte sich schließlich, dass er sie gestern am See zurückgelassen hatte. Vielleicht hatte ja Blaise... Uh. Blaise. Die Erinnerung schlug brutal und grausam zu. Da war noch etwas, worüber er dringend mit diesem reden musste... „Bis nachher!“ Er winkte Harry zu und schaute dann kurz bei Madam Pomfrey vorbei, um seinen Zauberstab abzuholen. Natürlich ging dies nicht ohne eine ernsthafte Ermahnung vonstatten. Und dann machte er sich auf den Weg zu Arithmantik, wozu er trotz allem unter Garantie zu spät kommen würde. Zu spät und ohne Schulsachen oder Frühstück. Professor Vektor würde ihn wahrscheinlich gleich zum Vorführen an die Tafel holen... Er seufzte kaum hörbar. Seine Prognose war richtig gewesen. Vektor holte ihn natürlich an die Tafel - aber das überstand er zum Glück, weil er seine Hausaufgaben das letzte Mal mit Hermione zusammen am See erledigt hatte und somit seine bisherigen Lücken geschlossen waren. Ansonsten hätte er wahrscheinlich keine Chance gehabt. Zurück auf seinem Platz neben Blaise, kam von diesem nicht die kleinste Reaktion. Als er fragend zu Pansy blickte, zuckte diese nur leicht mit den Schultern. Also hatte Blaise nicht mit ihr gesprochen... Draco stützte das Kinn in die Hände und betrachtete den Jungen neben sich immer wieder aus den Augenwinkeln. Ruhig war sein Gesicht, vollkommen unbewegt, doch in diesen dunklen Augen, da war etwas, was er an Blaise noch nie gesehen hatte... Diese Ruhe war offenbar nur eine Farce... Und das machte Draco wirklich Sorgen. Vom Rest des Unterrichts bekam er nichts mehr mit. Schuldbewusstsein nagte an ihm. Dummes Gewissen. Früher hätte es sich nicht so extrem bemerkbar gemacht, doch jetzt... Es tat ihm nicht Leid, dass er auf Snape losgegangen war, aber es tat ihm aufrichtig Leid und in der Seele weh, dass er bereit gewesen war, Blaise zu verfluchen... Als Arithmantik endlich vorbei war, hätte sich Draco am liebsten sofort Blaise gekrallt und mit diesem gesprochen, doch hier, vor all den anderen, schreckte er davor zurück. Nein, besser, er wartete, bis sie im kleinen Kreis unter der Weide saßen... Außerdem kam er nicht mehr dazu, denn Hermione wollte natürlich wissen, wie es Harry ging und was gestern noch geschehen war. Unter der Weide trafen sie dann auf Ron, dem Draco noch einmal das Gleiche erzählen durfte. Es war ja lieb, dass sie sich Sorgen machten, aber gerade nervte es wirklich tierisch... Das Wetter sorgte außerdem nicht gerade dafür, dass seine Stimmung besser wurde - im Gegenteil. Die Wolken hingen so tief und es war so drückend schwül, dass ihm so schon allein ganz anders wurde. Und dann kam noch die Spannung mit Blaise hinzu... Sie war greifbar. Deutlich greifbar. Alles fühlte sich irgendwie ein bisschen nach Gewitter an und doch beschloss er, diesen Gedanken ganz schnell beiseite zu schieben. Gewitter - das hatte etwas von düsterer Vorahnung. ~*~*~*~ Harry hatte nur zurückgewinkt und war dann selbst aufgestanden, hatte sich angezogen und war anschließend zum Fenster gegangen, wo er sich draufgesetzt hatte und die grauen Wolken am Himmel beobachtet hatte. So wie es aussah, würde es heute wohl regnen… Es passte irgendwie ganz gut in seine Stimmung. Dabei konnte er nicht mal genau sagen, wie er sich fühlte. Irgendwie mittelmäßig zwischen betrübt und schwerelos. Seltsam. Es gingen ihm so viele Gedanken durch den Kopf. Schwarze Magie, Snape, der sein Geheimnis kannte, Snape, den er fragen musste, wie man die Nebenwirkungen von Schwarzer Magie abschüttelte, Dracos Reaktion von gestern, der Imperius… So vieles, das er nicht verstand… Und irgendwo darunter die Freude darüber, dass Draco ihn nach dem Unterricht abholen wollte… Es war ein Lichtblick. „Mr Potter. Warum sind Sie nicht im Bett?“ Er blickte sie an, lächelte und schob die Gedanken beiseite. „Weil es mir gut geht. Ich möchte nicht mehr liegen müssen.“ Vor allem, weil Draco nicht mehr da ist. Aber das sagte er ihr nicht. Sie betrachtete ihn noch einmal skeptisch, dann bat sie ihn zurück aufs Bett, um ihn noch einmal von oben bis unten zu untersuchen. Sie war zufrieden mit dem Ergebnis und schließlich ließ sie ihn gehen. Mit der deutlichen Ermahnung, sich am heutigen Tag nicht zu sehr anzustrengen. Immerhin gab sie ihm die Erlaubnis am Spezialtraining von Tonks teilzunehmen, nachdem er sie fast flehend angesehen hatte. Harry verabschiedete sich freundlich von ihr, wanderte dann durch die verlassene Schule. Alle waren sie noch beim Unterricht. Er beschloss, Dumbledore aufzusuchen, aber auch als er ihn per Gedankenbuch zum Öffnen der Tür überreden wollte, kam keine Antwort. Also nicht, dann sollte er sich vielleicht mal um die Tränke kümmern. Soweit er sich erinnerte, musste er noch etwas dort tun… Die Erinnerung trog ihn gnadenlos. Die Merkliste hatte das heutige Datum nicht aufgelistet, also war auch nichts zu tun. Ratlos wanderte Harry herum, blickte dann hinaus und beschloss spontan einen Spaziergang zu machen. Er kam auch wirklich weit, erreichte Gebiete des Geländes, die selten benutzt oder betreten wurden, weil sie einfach zu weit entfernt waren. Als er umdrehte, war schon fast Mittag und so kam er zur Weide doch etwas später. Aber immerhin hatte das Laufen ihm das Nachdenken ermöglicht. Sehr praktisch, denn er fühlte sich ruhig, als er die Weide von der anderen Seite erreichte, als sie ihn erwarteten. Ron sah ihn als erster. „Harry!“ Und darauf folgte ein solcher Ansturm von seinen beiden Freunden, dass er sich etwas schwer tat mit Antworten und Beruhigen gleichermaßen. Schließlich erlaubten sie ihm, sich dazuzusetzen und er wurde mit Essbarem zugeschmissen, damit er vielleicht doch noch etwas Farbe ins Gesicht bekam. Er lächelte und begann zu essen, während er sich gegen Draco lehnte. ~*~*~*~ Draco lächelte Harry zur Begrüßung zu. Er war froh, dass der Gryffindor da war. Sehr froh, denn allein Harrys Anwesenheit gab ihm deutlich mehr Kraft, um diese Sache endlich in Angriff zu nehmen. Blaise machte es ihm aber auch nicht gerade leicht... Seine Miene war immer noch so kalt, so vollkommen unnahbar. Von der vertrauten Ausstrahlung von Wärme, Nähe und Freundschaft war nichts mehr zu spüren und das verunsicherte Draco. „Blaise wegen... gestern...“, begann der Blonde zaghaft und hatte damit beinahe sofort die Aufmerksamkeit der gesamten Gruppe auf sich gezogen. „Es tut mir Leid... Ich bin... Ich wollte das nicht...“ Blaise explodierte nahezu sprichwörtlich. Seine schwarzen Augen funkelten seinen besten Freund zornig an. „Meinst du wirklich, mit einem ‚es tut mir Leid’ ist wieder alles gut? Du bist gestern vollkommen durchgedreht, Draco! Mach dir das doch mal klar! Du wärst auf mich losgegangen! Verdammt, gestern Vormittag hast du mich noch in deinen Armen heulen lassen und kurz danach willst du mich verfluchen! Kapierst du nicht, dass da irgendwas schief läuft?“ Er schien nicht einmal richtig Luft holen zu müssen, wie der andere Slytherin mit Faszination feststellte. „Draco, wir sind seit zehn verdammten Jahren befreundet. Ich habe wirklich viel mit dir durchgestanden, ich war immer für dich da und habe mich nie darüber beschwert, dass ich dir mehr gegeben habe als du mir. Aber das - das ist zuviel! Und es tut verdammt noch mal höllisch weh! Und jetzt verschwinde - verschwinde und komm mir bloß nicht wieder unter die Augen!“ Draco zuckte unter diesen Worten kaum sichtbar zusammen. Nur Harry konnte es wahrscheinlich spüren, weil er ihm näher war als alle anderen. Er hatte noch nie zuvor diesen Ausdruck in Blaises Augen zu sehen. Das war wirklich blanke Wut. Verdammt, er hatte noch nicht einmal gewusst, dass sein bester Freund so aussah, wenn er richtig wütend war! Für einen Augenblick war er wirklich versucht, aufzustehen und diesen Worten nachzukommen... Aber dann versteinerte er regelrecht. Niemals wieder würde er sich bewegen können... „Blaise, bitte... Ich...“, setzte er wieder an und wurde nahezu sofort unterbrochen. „Nein! Du hast mir wirklich eindrucksvoll bewiesen, dass ich dir scheißegal bin. Dass du noch immer das egoistische und vollkommen egozentrische Kind von damals bist! Ich hatte wirklich geglaubt, dass Harry dich verändert hätte - und ich auch irgendwie! Aber das ist wohl nichts weiter als ein bisschen Oberfläche.“ Blaise stockte einen Augenblick und seine Stimme wurde einen Tick weicher. „Und weißt du, was das Schlimmste von allem ist? Dass ein Teil von mir dir auch dein Verhalten von gestern augenblicklich verzeihen und dich jetzt in die Arme nehmen will...“ In den schwarzen Augen wurde die Wut schlagartig von Traurigkeit und Schmerz abgelöst. Ein winziges bisschen Hoffnung keimte in Draco auf. Vielleicht, vielleicht konnte ja doch noch alles irgendwie gut werden... „Ich bedauere nur, dass ich so dumm war, mir Sorgen um dich zu machen. Das war absolut unnötig. Du bist nicht verletzbar. Du wirst es auch nie sein. Eher sollte man sich Sorgen um Harry machen, denn du wirst ihn früher oder später gehörig verletzen.“ Blaises Worte waren durch und durch von Bedauern erfüllt, Bedauern, das sich beinahe vollständig auf ihre Freundschaft übertragen ließ. Und jedes dieser Worte schnitt tief in Dracos Herz. Es tat weh. Es tat verdammt weh, diese Worte zu hören. Und vor allem, sie von dem Menschen zu hören, der ihn - ausgenommen von Harry - am besten kannte. Sein bester Freund sagte so etwas zu ihm... Ohne es zu merken, wurde sein eigenes Gesicht vollkommen unbewegt. Die vertraute Maske hatte wieder ihren Platz auf seinem Gesicht gefunden. Ein Schutzreflex, den er nicht abstellen konnte, wahrscheinlich niemals abstellen können würde. „Blaise...“, versuchte es Draco noch einmal. „Ach, schenk dir deine Worte. Es steckt doch eh nichts dahinter.“ Der Schwarzhaarige stand auf. „Erspar sie mir.“ ~*~*~*~ Harry hatte schweigend gelauscht. Blaises Worte verrieten so eine Bitternis - er war gekränkt. War er auch verzweifelt? Er könnte es verstehen. Dieser Bruch im Vertrauen… Verstand er denn nicht, dass Draco so gehandelt hatte, weil er verletzbar war? Weil er Angst gehabt hatte? Okay, es entschuldigte nicht, dass er ihn hatte angreifen wollen… Mit diesen paar Worten war der Schwermut zurückgekehrt. Immer und immer wieder war da etwas, was den Frieden störte. Ob es nun Gefühle waren, Ängste oder Situationen, die Panik oder Angst verursachten. Blackout oder Gedankencrash war in diesem Fall egal. Es zerstörte alles. Es zerstörte diese kleine Welt um ihn herum. Diese kleine Welt, die ihm inzwischen alles bedeutete. Und das schlimmste war, dass er Blaise sogar Recht geben musste. Dracos Verhalten war schrecklich gewesen… Er konnte sie beide so gut verstehen. Er wusste nicht, was er getan hätte, wenn Draco plötzlich ohnmächtig gewesen wäre, ohne dass er den Hintergrund kannte… Aber Blaise… „Hast du gestern nicht noch gesagt, wenn ich ihm wehtue, dann würdest du etwas Dummes tun?“, fragte er ruhig. „Kannst du es nicht verstehen? Er wollte etwas Dummes tun, weil es ähnlich war. Man hat mir wehgetan. Er wollte das tun, was du mir zugesagt hast. Du wolltest ihn aufhalten, ihn um seine… Rache oder was auch immer bringen.“ In diesem Moment kamen die Worte einfach. Er wusste nicht, ob es richtig war oder ob es ein Fehler war, aber es war ihm auch egal. „Was hättest du getan, hätte dich jemand daran hindern wollen? Was hättest du getan, hätte sich Mione dir in den Weg gestellt, wenn ich daran schuld wäre, dass Draco… tot ist?“ Die Vorstellung allein war schrecklich. ~*~*~*~ Blaise erwiderte Harrys Blick ungerührt. „Vielleicht. Weißt du, vielleicht hast du sogar Recht.“ Seine schwarzen Augen fixierten Draco, der ihn ansah. Kalt, unnahbar, innerlich vollkommen zurückgezogen. „Der Unterschied ist nur, dass ich jetzt weiß, dass ich niemals für ihn kämpfen würde. Nicht für jemanden, der sich so sehr vergisst, dass er nicht mehr weiß, wer seine Freunde sind. Und nicht für jemanden, der einen verdammten schwarzmagischen Fluch seinem besten Freund gegenüber auf den Lippen hat. So war es doch, oder Draco? Es war nicht irgendein Fluch... Nein, es war Schwarze Magie.“ Der Blonde brach den Blickkontakt ab, sah zu Boden. Das erste wirklich sichtliche Eingeständnis seinerseits. „Ich habe den Glauben an dich verloren, Draco. Und den bringst du nicht mit einem simplen ‚es tut mir Leid’ wieder zurück.“ Der Slytherin wollte noch etwas sagen, doch seine Aufmerksamkeit wurde von einer Eule angezogen, die zielstrebig auf die kleine Gruppe zuhielt. Der Vogel landete auf Blaises Schulter und hielt ihm einen Brief hin. Verwirrt öffnete dieser ihn. ‚Anbei ein Brief von deinen Eltern. Albus Dumbledore’ Ein weiterer Umschlag. Achtlos ließ Blaise den ersten Umschlag und den ersten Bogen fallen, widmete sich dem zweiten. Die fragenden Blicke ignorierte er. „Sie fliehen...“, murmelte er schließlich leise. „Sie fliehen.“ Er hob den Kopf und schaute Harry an. „Und sie wollen sich bei dir bedanken. Persönlich. Heute Abend. Wenn sie mich abholen kommen.“ Draco sog scharf die Luft ein. Das war jetzt nicht sein Ernst, oder? Er... Blaise konnte doch nicht einfach abhauen! Einfach so! ~*~*~*~ „Abholen?“, fragte Harry schockiert. Plötzlich war die Ruhe weg. Warum denn abholen? Warum… „Warum…? Willst du wirklich weg von hier?“, fragte er. Er richtete sich etwas auf, erhob sich schließlich. Leichte Furcht keimte in ihm. Plötzlich war seine kleine Welt wirklich in Gefahr. Die kleine Welt, die ihm Halt gab, die ihn fast die Rache hatte vergessen lassen… Blaise… einer seiner Freunde… „Wohin?“ Seine Stimme zitterte. Neben sich bemerkte er, wie auch Hermione sich erhob, wie Ron ihn fassungslos anblickte, wie schockiert Pansy war. Sie alle starrte Blaise an, jeder mit einem Ausdruck, der deutlich sagte, dass ihnen dieser Gedanke gar nicht gefiel. ~*~*~*~ Blaise zog die Schultern hoch. „Nach Kanada. Dumbledore hat meinen Eltern eine Unterkunft bei seinem Cousin vermittelt... Da können sie erst einmal bleiben...“ Er ließ seine dunklen Augen über die Gesichter seiner Freunde wandern. Harrys grüne Augen waren weit aufgerissen, Pansy war schlagartig blass geworden und hielt die Hand vor das Gesicht, Hermione stand gerade auf und starrte ihn fassungslos an und auch Ron war offenbar getroffen. Und Draco... Keine Regung. Beinahe empfand Blaise fast so etwas wie eine morbide Belustigung. Noch nicht einmal das bekam er. Ein trauriges Lächeln huschte über seine Lippen. „Nicht meine Idee. Ihre.“ Er tippte auf das Pergament in seiner Hand. „Und vielleicht ist es nicht das schlechteste...“ Draco ballte die Hände unwillkürlich zu Fäusten. Die Fingernägel gruben sich tief in seine Haut, aber der Schmerz ließ ihn aus keinem Albtraum aufwachen. Nein... Das hier geschah gerade wirklich. Und er... er konnte nur machtlos zusehen. Blaise hatte schließlich nur allzu deutlich gemacht, dass er ihm nicht zuhören würde... ~*~*~*~ Doch Harry war noch lange nicht dabei, aufzugeben. Blaise war sein Freund. Einer der wenigen, die ihn noch akzeptierten. Er hatte ihm doch sogar versprochen, dass er ihn bestrafen würde, wenn er Unsinn machen sollte. Er hatte es doch versprochen. „Das geht nicht.“, flüsterte er. Seine Stimme war nahezu weg. Er konnte sich nicht einmal mehr darauf konzentrieren, dass er etwas hatte sagen wollen. Hermione half ihm aus. „Aber warum willst du mitgehen?“, fragte sie leise. „Warum willst du die Schule abbrechen? Hier… hier wärst du doch sicher!“ Ron nickte nur, aber er stand nun ebenfalls und hatte ihr die Hand auf den Arm gelegt. Er konnte nachvollziehen, dass man bei seinen Eltern bleiben wollte. Dass man ihnen beistehen wollte. Harry blickte auf Draco hinunter, der noch immer schwieg, der… Er schrak förmlich zusammen, als er die Maske bemerkte. Er wurde blass. Was hatte das zu bedeuten? Was… „Warum sagst du nichts?“, fragte er ängstlich. Er sah, wie sie splitterte, seine Welt, wie sie Risse bekam, wie sie fiel, und wusste, dass er sie nicht aufhalten konnte. Wenn Blaise jetzt ging, war alles vorbei! ~*~*~*~ Blaise sah sie nur schweigend an. Sicherheit... Vielleicht ging es darum. Aber im Moment... Im Moment war es ihm recht, hier fortzukommen. Vielleicht war das dumm und widersprach seiner sonst so reflektierten Natur, aber jetzt, gerade, konnte er gar nicht anders... Draco erwiderte Harrys Blick unbewegt, während es in ihm tobte. Blaise wollte gehen. Blaise wollte gehen. Der Gedanke hämmerte in seinem Kopf. Er merkte gar nicht, wie seine Finger auf einmal warm wurden und Blut zwischen den Nägeln hervor lief. „Ich soll ihn doch mit meinen Worten verschonen...“, sagte er heiser und stand nun ebenfalls auf. Gemessen, stolz. „Also tue ich genau das.“ Blaise fixierte ihn, sagte nichts weiter. War... war dort doch ein Riss? Ein komisches Gefühl machte sich in ihm breit, schob sich neben die Wut. Hoffnung? Was zum Merlin suchte sie denn noch dort? Alles war gesagt... Längst gesagt. ~*~*~*~ Harry blickte Draco an. Das Zittern war stärker geworden. Dann holte er plötzlich aus und gab ihm eine Ohrfeige. Tränen liefen über seine Wangen. „Ist das wirklich alles?“, fragte er, das Schockschweigen ignorierend. „Ist das alles, was du zu sagen hast? Was du ihm zu sagen hast? Dass es dir egal ist, wenn er geht?“ Wann war Draco wieder so kalt geworden? Gestern im Krankenflügel war seine Hand noch warm gewesen, sein Blick bis tief in seine Seele, aber jetzt… Kälte. Nur noch Kälte. Die er ihnen vorspielte. Aber warum denn? Was hatten sie denn getan, dass sie das verdienten? ~*~*~*~ Draco presste die Lippen fest zusammen. Vermutlich hatte er sich die Ohrfeige wirklich verdient. Seine Miene war noch immer ungerührt, als er Harry wieder anblickte. Nur der rote Abdruck auf der blassen Haut bewies, was gerade geschehen war. Langsam hob er die Hand, um sich eine vorwitzige Haarsträhne aus seiner Stirn zu streichen. Er ignorierte den stechenden Schmerz und rieb sich eine Blutspur über das blonde Haar. Blaise starrte ihn an. Was...? Was hatte Draco getan? Warum blutete er? „Was willst du, das ich tue?“, begann der Blonde leise. „Ihn anschreien? Ihn anflehen nicht zu gehen? Ihm sagen, dass es mich zerreißt, wenn er das tut? WAS DENN?“ ~*~*~*~ „Ist doch egal was!“, gab Harry zurück. „Ist doch völlig egal was!“ Er schluchzte einmal. „Ja, verdammt!“, entschied er sich dann anders. „Wenn es das ist, was du fühlst, dann tu das! Tu, wonach dir ist! Schließ uns nicht aus deinen Gefühlen aus! Das kannst du mit allen anderen machen! Das kannst du mit Snape machen, mit Dumbledore, mit wem du willst, aber nicht mit uns! Ich… ich bin dein Freund! Wir sind deine Freunde! Womit haben wir verdient, dass du…“ Seine Stimme wurde leiser, seine Augen waren unverwandt auf Dracos gerichtet. „Womit hat Blaise verdient, dass du ihn vertreibst? Womit hat er verdient, dass du nicht einmal versuchst, die Freundschaft zu retten, obwohl es dir wehtut? Hasst du ihn so sehr?“ ~*~*~*~ „Ich...“ Draco wandte den Blick ab, starrte auf die blutende Innenfläche seiner rechten Hand. Dass die linke auch blutete, hatte er gar nicht bemerkt. „Ich hasse ihn doch nicht...“ Seine Stimme war heiser. „Er ist mir... nach dir... am wichtigsten...“ Blaise sah die beiden Jungen nur schweigend an. Es war schon seltsam, wie Draco so einfach all die Wut verdampfen konnte. Einfach so... Aber... er konnte es ihm doch nicht so einfach machen. Nicht schon wieder. Nicht wie immer... oder? Ihm tat es doch selbst weh. Allein die Vorstellung, fortzugehen, seine Freunde zu verlassen, allen voran Draco, schmerzte unvorstellbar. Mehr noch als dieser Zwischenfall... Der schwarzhaarige Slytherin zögerte noch einen Augenblick, dann trat er zu den beiden. Aus der Nähe sahen diese Blutflecke wirklich grausam aus... „Du bist ein Idiot, Draco.“, murmelte er und nahm den Blonden in die Arme. Er konnte die Steifheit spüren, mit der der andere Junge dieser Umarmung begegnete, und dann, wie diese zerbröckelte und er zu zittern begann. Blutverschmierte Hände krallten sich in seinen Umhang, in dem Draco zugleich auch sein Gesicht vergrub. ~*~*~*~ Harry wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht, als er von hinten Arme um die Schultern gelegt bekam. „Gut gemacht.“, flüsterte Hermione, aber auch sie verbarg ihr Gesicht in seinem Umhang. Ron lächelte leicht. Es brachte Harry dazu, lächeln zu wollen, aber das ging nicht so ganz. Der Anblick tat weh. Widerstreitende Gefühle, Eifersucht und Erleichterung gleichzeitig kämpften in seiner Brust um die Vorherrschaft, doch er war nicht gewillt, einem davon den Vorzug zu geben, denn noch immer überlagerte etwas anderes seinen Verstand: Die Angst, dass Blaise sie tatsächlich verließ. Er wollte das nicht. Nicht um Dracos Willen… und nicht um seinetwillen… und wenn er immerzu mit der Eifersucht leben musste. Alles war besser, als das Gefühl des Verlustes… Ron legte ihm die Hand auf den Kopf, drückte ihm leicht den Kopf hoch, so dass er ihn ansah. Er lächelte noch breiter als schon zuvor. „Hey, hör auf, ja?“, sagte er leise und strich ihm über die nasse Wange. „Es ist doch jetzt wieder gut, okay?“ ~*~*~*~ Draco presste das Gesicht ganz fest in Blaises Umhang, spürte kaum den Schmerz in seinen Händen, konzentrierte sich ganz darauf, ihn wahrzunehmen, Halt an dem zu finden, der ihn gerade so tief hatte fallen lassen... Ein sachtes Lächeln lag auf Blaises Lippen. Es war gut so... „Es tut mir Leid...“, kam es leise von dem blonden Haarschopf, der beinahe in dem Schwarz verschwand. „Es tut mir so verdammt Leid...“ Blaise seufzte leise. „Danke, dass du es auch sagst...“ Er strich dem Blonden über das Haar und wunderte sich, warum er auf einmal der Starke war. Das sollte doch... anders sein, oder? „Und mir tut es Leid, was ich gesagt habe...“ „Danke...“, kam es leise zurück. „Ich heule gerade. Reicht das als Widerlegung?“ Unwillkürlich musste Blaise lachen und drückte Draco fester an sich. ~*~*~*~ Harry musste ebenfalls lachen, wie auch Hermione. Dadurch wurde erst klar, dass auch sie weinte. Es war ein zittriges Lachen und es brachte Ron dazu, sie endlich einmal in den Arm zu nehmen. Sie beide zwar, aber ausnahmsweise kam er selbst auf die Idee. Der schwarzhaarige Gryffindor konnte sich darüber kaum freuen. Seine Augen ruhten auf Draco und Blaise. Am liebsten würde er sich einschalten in diese Umarmung, aber gerade jetzt kam er sich wie ein Störenfried vor. Diese Freundschaft war am Zerbrechen gewesen. Jetzt war sie es nicht mehr, aber… „Bleibst du, Blaise?“, fragte er leise. Seine rechte Hand ballte sich zur Faust. Die Hand, die Draco geschlagen hatte. Es tat ihm Leid, aber es… war ihm so sinnvoll vorgekommen… Aber es tat ihm trotzdem so unendlich Leid. Vor allem, weil er Angst hatte, dass Draco sauer auf ihn sein könnte deswegen… ~*~*~*~ Pansy lehnte sich gegen die drei Gryffindors und schmiegte ihre Wange an Hermiones Schulter. Auch ihr liefen die Tränen über das Gesicht. „Bleibst du?“, wiederholte Draco leise und zwang sich dazu, das Gesicht zu heben. Dann sollten sie ihn eben doch alle verheult sehen. Was machte das schon? Blaise lächelte sachte und fuhr ihm durch die blutverklebten Haare. „Ja, verdammt. Oder meinst du wirklich, ich kann euch einfach so allein lassen?“ Im nächsten Augenblick wurde ihm die Luft aus den Lungen gepresst, als Draco ihn wieder umarmte - und dabei einen Sekundenbruchteil später tatkräftig von Pansy unterstützt wurde. ~*~*~*~ Auch die Gryffindors schlossen sich dieser Erleichterungsumarmung an. Ron wurde von Hermione überstimmt und einfach mitgezogen. Leises Lachen erklang von ihr, weil sie so dumm gewesen waren, weil sie fast alles aufgegeben hätten. Harry lachte nicht. Seine Augen waren geöffnet und starrten ins Halbleere. Es war wieder gewesen wie vor einer Woche. Nur dass Draco diesmal einen Gedankencrash hingelegt hatte, der fast noch an Hirnschwund grenzte. Warum? Warum konnte er nicht einfach sagen, was wichtig war? Es war doch wirklich nur Blaise zu verdanken, dass diese Freundschaft jetzt wieder bestand… Vielleicht hatte Blaise doch Recht. Vielleicht war Draco wirklich so kaputt, wie er gesagt hatte… ~*~*~*~ Ein erleichtertes Lächeln lag auf Dracos Gesicht, als sich die sechs Freunde wieder voneinander lösten. Die Katastrophe war noch einmal abgewendet worden... Gerade so eben. „Hey...“ Blaise hob seine Hände an und betrachtete die Handinnenflächen. „Was hast du da angestellt? Das musst du behandeln lassen...“ Die vertraute Sorge lag wieder in seiner Stimme und brachte Draco beinahe dazu, wieder loszuheulen. Was war er doch schwach geworden... ~*~*~*~ Harry sah ebenfalls auf die Handflächen hinab. Er hatte das ja vorhin schon gesehen. Das Blut in Dracos Haar war der beste Beweis dafür. Und jetzt… Hermione trat auf sie zu. „Soll ich?“, fragte sie, doch bevor auch nur irgendjemand etwas sagen konnte, schüttelte er den Kopf, trat zwischen sie und Draco und drückte mit seiner Hand ihren Zauberstab hinunter, den sie schon gezogen hatte. „Nicht diesen Zauber.“, sagte er erst fest. Zu gut erinnerte er sich an die Schmerzen, die Draco gehabt hatte, als er ihn das letzte Mal benutzt hatte… ~*~*~*~ „Bloß nicht diesen Zauber...“, wehrte auch Draco ab. „Ich verbind’s und geh zum Krankenflügel, okay?“ Blaise musste wider Willen grinsen. „Tut der Zauber weh?“ Der Blonde zog eine Schnute. „Und wie...“ Er schenkte Harry einen kaum zu deutenden Blick. „Da sind mir meine Hände kaputt wirklich lieber... Wie war das mit einem anderen Spruch, Harry?“ Er zwinkerte seinem Freund zu und versuchte seinem Blick und seinen Worten die Schärfe zu nehmen. Pansy schob sich zwischen die Jungs und betrachtete nun auch die Verletzungen. So langsam kam sich Draco fast wie ein Tier in einem Muggelzoo vor. „Was hast du nur gemacht?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Fingernägel...“, murmelte der Blonde leise. „So tief? Bei Merlin, die Kraft dahinter...“ Sie starrte ihn an, während Draco die Augen niederschlug. ~*~*~*~ Harry seufzte. Nein, natürlich hatte er noch keinen neuen Spruch gefunden… Er hatte ja auch nicht wirklich Zeit für die Bibliothek und den verbotenen Teil gehabt. „Kommt noch.“, sagte er leise. Irgendwie… klang es so, als hätte er ihm verziehen… oder? Zumindest seine Gesten, seine Mimik… Zerknirscht trat er zu ihm. „Bist du mir böse, deswegen?“ Sachte strich er ihm über die Wange. Er hatte das noch nie bei irgendjemandem gemacht, noch nie. Und jetzt ausgerechnet bei Draco… ~*~*~*~ „Böse?“ Draco blickte den Gryffindor einen Augenblick lang irritiert an. „Nein...“ Er lächelte schief. „Ich schätze, das habe ich gebraucht...“ Seine grauen Augen blickten Harry weich an. Böse auf ihn sein, nur weil er etwas hitziger geworden war? Bei Merlin, mit Sicherheit nicht. Und wenn ihn jemand wachrütteln durfte, dann doch er. Neben sich konnte er Blaise leise lachen hören. „Was jetzt aber nicht heißt, dass das noch jemand darf.“, setzte er mit einem bösen Blick auf den anderen Slytherin hinzu. ~*~*~*~ Erleichtert legte Harry ihm die Arme um den Hals und drückte sich gegen ihn. Gut. Sehr gut. Nicht böse, also war jetzt alles wieder gut. Blaise würde bleiben, Draco war nicht böse und irgendwie schien ja sogar Ron aufzutauen und die anderen endlich mehr zu akzeptieren. Seine kleine Familie wuchs wirklich langsam zusammen, wie Harry glücklich feststellte. Geschrei ließ die Köpfe herumfahren. Lautes Geschrei. Vom Schloss her. Da waren viele Schüler und noch mehr liefen nun dorthin. Einer fiel in der Menge sofort auf: Warrington. Und Colin Creevey war auch da… Harry begann zu grinsen. „Showtime.“, kam es von Ron und die blauen Augen leuchteten vor Freude, als er Hermione am Arm packte und sie einfach mitnahm. „Wir auch?“, fragte Harry leise Draco, Pansy und Blaise. ~*~*~*~ „Mit Sicherheit.“ Draco grinste und wollte ihm über die Haare fahren, erinnerte sich aber gerade noch rechtzeitig daran, dass er Harry so ein ähnliches blutrünstiges Aussehen wie sich selbst verpassen würde. Pansy grinste und hob ihren Zauberstab, um wenigstens die Blutspuren verschwinden zu lassen. „Hände her.“ Sie zog ihr eigenes Stofftaschentuch hervor und wickelte es um die linke Hand, ließ sich dann von Blaise eines für die rechte geben. „So, jetzt kannst du unter Menschen gehen und niemanden mehr einsauen.“ „Danke.“ Draco lächelte sie an. „Und jetzt sehen wir uns das Spektakel an... Dürfte nett sein, wenn Warrington mal auf jemand anderen losgeht.“ ~*~*~*~ „Pass nur auf, dass du nicht doch noch zur Zielscheibe wirst, okay?“, sagte Harry noch, als sie schon losgingen. Er hatte Dracos Ärmel in der Hand – die Hand ging ja nicht wirklich. Vor dem Eingangstor hatte Warrington den kleinen Viertklässler am Kragen gepackt und hob ihn leicht zu sich hoch. Sein Gesicht war so wutverzerrt, dass die Umstehenden wohl davon ausgingen, dass er ein Blutbad anrichten würde. „Ich frage dich noch mal!“, schallte die zornige Stimme zu ihnen herüber, als er ihn schüttelte. „Wie kommst du dazu, so ein beschissenes Fantasiebild in Umlauf zu bringen?“ Im Hintergrund konnte man Dean sehen. Ebenfalls wütend, sich aber zurückhaltend… ~*~*~*~ Draco nickte bei Harrys Worten leicht und hielt sich hinter ihm. Musste ihn ja nicht jeder gleich sehen. Auch er hatte Thomas im Hintergrund ausgemacht... Warrington tobte wirklich. Und Creevey sah aus, als wenn er gleich losflennen würde. Pardon, nicht gleich. Er tat es schon. Der kleine Junge hatte ja auch nicht den Hauch einer Chance. Warrington war ja auch wirklich ein Tier. „Hat es dir die Sprache verschlangen, Zwerg?“, brüllte Warrington weiter. „Kriegst du vor Angst nicht mehr die Schnauze auf, oder was?“ Creevey änderte seine Gesichtsfarbe von leichenblass zu knallrot. „Wenn dich so ein Monster anbrüllen würde, ginge es dir auch nicht anders!“, piepste er dem Siebklässler entgegen. „Monster?“ Warringtons verpasst dem Jüngeren eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte. Draco pfiff leise durch die Zähne. Er wusste, wie sich so etwas anfühlte... Der große Slytherin hatte wirklich Wucht hinter seinen Schlägen. ~*~*~*~ Harry runzelte die Stirn. Das war so aber nicht geplant gewesen. Hass und Wut okay. Blamage gewollt, aber Gewalt? „Feigling.“, murmelte er, aber irgendwie hatte er auch nicht das Bedürfnis einzugreifen. Auch die anderen Zuschauer begannen jetzt zwar zu murmeln, aber sie taten nichts. Warrington war einfach zu furchteinflößend. Hermione jedoch kniff die Augen zusammen und ihre Augenbrauen trafen sich förmlich, als sie sich von Ron losmachte und durch die Schüler nach vorne zu gelangen versuchte. Ron wollte sie aufhalten, aber ein Blick von ihr reichte, um ihn zum Schweigen zu bringen. Er sagte ganz klar: Ich habe gewusst, dass das keine gute Idee war! Und dann war sie auch schon bei ihm. „Lass ihn los, Warrington!“, bellte sie ihn an. Eindeutig war da Wut in ihrer Stimme. Harry lächelte. Sie war stark. Sie hatte diesmal sogar ihren Zauberstab gezogen, um sich Respekt zu verschaffen. Sachte ließ er sich gegen Draco sinken und ließ die Hand mit seinem eigenen Zauberstab neben seinem Bein baumeln. Sollte das Monster seine Freundin angreifen, dann würde Warrington einfach erneut Bekanntschaft mit den Schatten machen… ~*~*~*~ Draco beobachtete das Geschehen aufmerksam. Auch er spannte sich, doch wenn er eingreifen würde, dann nicht mit einem Zauberstab. Worte würden reichen... Warrington musterte Hermione demonstrativ von Kopf bis Fuß. „Halte dich raus, Granger.“, knurrte er. Augenblicklich waren Pucey und seine zwei anderen Handlanger bei der Gryffindorvertrauensschülerin und machten allein durch ihre Präsenz nur allzu deutlich, dass sie sich nicht einzumischen hatte. Draco kniff die Augen leicht zusammen. Nicht gut... Wenn diese Gorillas auf den Plan traten, wurde es eigentlich immer unangenehm. ~*~*~*~ Hermiones Blick wurde eiskalt. „Du erwartest von mir, dass ich wegsehe, wenn du einen Jungen aus meinem Haus fertig machst, der kleiner als du ist und noch dazu wesentlich jünger? Aber sicher.“ Sie holte Luft. „Loslassen! Auf der Stelle!“ ~*~*~*~ Warrington bedachte das Mädchen nur mit einem drohenden Blick. Es waren Pucey und einer von den anderen - Smith oder so - die nach ihren Schultern griffen. „Oh, wie mutig...“, höhnte Draco. Er sprach ohne weiter darüber nachzudenken. Was genug war, war genug. „Ein Mädchen stellt sich dir entgegen und du hast nicht einmal den Mut, dich ihr selbst anzunehmen. Nein, das müssen deine Handlanger tun, während du einen Viertklässler verhaust...“ Die Menge teilte sich fast augenblicklich vor dem Slytherin und gab den Blick auf ihn frei. Es war, als wenn niemand in der Fluchbahn stehen wollte - schließlich wussten alle von den Spannungen zwischen Warrington und Draco. „Du solltest dich raushalten, Malfoy.“ Warringtons Stimme erinnerte an einen grollenden Bären. „Nein. Der kleine Kerl da ist zwar ein Idiot, aber das hat noch nicht einmal er verdient.“ Der Blonde grinste süß. „Außerdem komme ich einfach nicht weg von dir...“ Creevey landete auf dem Boden und der Siebtklässler baute sich vor Draco auf. „Du verdammter kleiner Bastard... Du Missgeburt... Du...“ „Wirklich bemerkenswert, wie schnell du deine Wut auf andere richten kannst.“ Draco blickte Warrington ungerührt an. „So schlimm scheint das Foto ja gar nicht gewesen zu sein... Und Thomas’ Protest habe ich auch nicht gehört. Wahrscheinlich mag er es sogar...“ Von Dean Thomas kam ein empörter Aufschrei, während Warrington eindeutig ausholte, um jetzt zuzuschlagen... ~*~*~*~ Harry hatte den Zauberstab schneller erhoben, als irgendjemand erfasst hatte, was passierte. Seine andere Hand krallte sich in Dracos Ärmel, als seine Lippen sich bewegten, wortlos den Zauber auf den Siebtklässler losließen. Im nächsten Moment wurde Warrington steif wie ein Brett. Kalt blickten die grünen Augen auf den Jungen herab, der gerade hintenüber kippte. „Dummer Fehler.“, meinte er lächelnd. „Ein Frontalangriff auf einen Vertrauensschüler, Aufhetzen anderer gegen einen anderen Vertrauensschüler, Bedrohung eines… kleinen Jungen, Gewalt gegen selbigen… und Bedrohung meines Freundes. Ganz, ganz dumme Fehler.“ Seine Augen flackerten zu den Jungen bei Hermione, die gerade auf ihn und Draco zustürmten, um ihren Anführer zu retten, da erscholl eine herrische, kalte Stimme über die Köpfe der Menge hinweg, die jedem das Eis in den Adern gefrieren ließ: „Was ist hier los?“ Snape… Ui, jetzt wurde es erst richtig lustig. „Keiner bewegt sich von der Stelle, bevor ich nicht die Erlaubnis dazu gebe!“, kam der unmissverständliche Befehl und ließ die Schüler, die hatten flüchten wollen, einfrieren, während er mit rauschendem Mantel auf Harry, Draco und den bewegungsunfähig am Boden liegenden Warrington zukam. „Erkläre!“, forderte er mit einem kurzen Blick auf Harry und seinen Zauberstab Draco auf. Gezielt. Mit Sicherheit. Im Gedenken an den gestrigen Tag. ~*~*~*~ Warum eigentlich immer er? Warum nicht irgendeiner von den anderen? Draco verdrehte innerlich die Augen. „Warrington ist wegen so ’ner Fotogeschichte auf Creevey los... War ja lustig, bis er den Zwerg geschlagen hat. Hermione ist dazwischen gegangen... Warringtons Wachhunde haben sie festgehalten und dann hab ich mich eingemischt. Vertrauensschülerpflicht, Sie wissen schon. Und dass er mich nicht ausstehen kann, muss ich Ihnen wahrscheinlich nicht sagen, oder?“, ratterte Draco flapsig seine Antwort runter. Seine grauen Augen funkelten den Lehrer an. Er hatte ihre letzte Begegnung definitiv nicht vergessen. „Kurzum: Es ist eskaliert und wenn er jetzt da nicht läge, täte ich das wahrscheinlich.“ ~*~*~*~ Snapes Blick verharrte noch sekundenlang auf seinem Gesicht, dann wandte er sich prompt an Harry. „Petrificus Totalus, ja?“ Der Schwarzhaarige nickte ungerührt, beobachtete daraufhin, wie Snape den Jungen von diesem Zauber befreite und sich ihm dann vollends zuwandte. „Mr Warrington… Mitkommen. Und ihr drei auch!“, rief er den Helfershelfern noch zu. Draco und Harry warf er nur einen eiskalten, vernichtenden Blick zu, bevor er im Schloss verschwand. „Er mag uns!“, flüsterte Harry gespielt überwältigt. „Wir haben keine Strafarbeit bekommen!“ ~*~*~*~ „Sag das nicht so laut.“, gab Draco zurück. „Ansonsten kommt das noch...“ „Ich glaube, wir sollten abhauen...“, murmelte Blaise und gesellte sich zu den beiden. „Ansonsten knallt Dean Thomas als nächster durch...“ „Mit dem werde ich locker fertig.“ Dracos Augen blitzten auf. „Aber das war genug für heute...“ ~*~*~*~ Harry nickte noch und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie sich Colin bei Hermione bedankte. Noch immer war sein Gesicht rot vom Heulen, aber immerhin zitterte er nicht mehr. Und… ja, er missachtete Deans Hetze gegen ihn und seine Freunde… Na, wenn das mal kein Nachspiel haben würde… Aber das war doch eigentlich nicht weiter schlimm, nicht wahr? Sie wanderten zurück zur Weide, wo ihre Sachen noch lagen, und Hermione kam nach. Zusammen mit Ron, der noch gewartet hatte, um Dean im Auge zu behalten. Harry lächelte ihr entgegen. „Du warst mutig.“, sagte er lobend. „Wirklich. Er ist ja wirklich ein Monster.“ Sie erwiderte das Lächeln. „Er hat mir Leid getan. Ich kann Gewalt nicht leiden!“ „Ich weiß.“, murmelte Harry verträumt. So war sie. Unter anderem deshalb war sie seine Freundin. ~*~*~*~ Irgendwie war dieser Tag wirklich verrückt und spannungsgeladen. Aber jetzt, wie sie so unter der Weide saßen, legte sich das langsam wieder, auch wenn die schwüle Luft noch immer den Hauch von Gewitter hatte. „Du hattest Spaß daran, Warrington zu provozieren, Draco, nicht wahr?“, fragte Blaise und schaute von seinen Verwandlungshausaufgaben auf. Hausaufgaben waren es schließlich gewesen, die Hermione als Aktivität durchgesetzt hatte. Was bedeutete, dass sie nun seit mehr als zwei Stunden über eben diesen saßen. „Hm...“ Draco grinste nur. „Wann kommen eigentlich deine Eltern?“ Damit konnte er geschickt das Thema wechseln - und außerdem wollte auch er sich von den Zabinis verabschieden. Die wenigen Male, die er Blaise zuhause besucht hatte, waren sie wirklich großartig zu ihm gewesen. „Gegen sieben...“ Draco nickte. Dann fiel sein Blick auf die Uhr. „Uh... Tonks wartet...“ Er blickte Harry an. „Wir müssen...“ ~*~*~*~ Harry nickte, grinste und stand auf, packte seine Sachen mithilfe seines Zauberstabes. Er hatte sich soweit ausgebreitet damit, dass es per Hand einfach zu lange gedauert hätte. „Also kommen wir um sieben wohin?“, fragte er. Ja, jetzt brannte er wieder darauf, die Zabinis kennen zu lernen. ~*~*~*~ „Eingangstor.“ Blaise lächelte. „Danke.“, fügte er noch schlicht hinzu. Draco gab nur einen undefinierbaren Laut von sich und stand nun ebenfalls auf. Feder, Papier & Co hatte er sich von den anderen leihen müssen, weil sich seine Tasche im Slytherinkerker befand, wie sein bester Freund ihm erklärt hatte. Mit einem Wink seines Zauberstabs landeten auch seine Hausaufgaben in Harrys Tasche. Er musste dringend daran denken, nachher noch seine Tasche von da unten mit den Raum der Wünsche zu nehmen... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ There in my darkest hour Somehow you knew what I felt And just in the nick of time you Saved me from myself Didn’t know I could cut through my defenses And see through the mask I figured you must want something from me, But you never asked I just had to call and you were always there I think you must have been the answer To my prayer ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Ehrlich: Ich kann Blaise verdammt gut verstehen. An seiner Stelle hätte ich auch die Schnauze voll gehabt. Aber... er hat Draco halt gern... Und Draco... Hey, wer hat je bezweifelt, dass der Junge total verdreht und kaputt ist? Ich liebe es übrigens, Warringtons fiese Auftritte zu schreiben. Er macht Spaß. =^-^= Shirokko: Und ich mag es, Warrington zu bestrafen… wir ergänzen uns doch wirklich hervorragend. ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)