Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Zuckerwattenebenwirkungen ------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 41: Zuckerwattennebenwirkung Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Donots - Room with a View. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 41: Zuckerwattenebenwirkung Harry wandte nach Blaises Worten den Kopf zu Draco um. „Welchen?“, fragte er und lief einmal um den Blonden herum, um ihm ins Gesicht sehen zu können. ~*~*~*~ Draco musste bei Harrys erwartungsvollem Blick lachen. In diesem Lachen lag so viel Wärme, wie er selbst kaum bisher empfunden hatte. Nur bei diesem Gryffindor. Seine grauen Augen sprühten nahezu vor Lebensfreude, Übermut, Faszination und... Zuneigung. ~*~*~*~ Harry verschränkte gespielt beleidigt die Arme vor der Brust, doch das vergnügte Funkeln in seinen Augen ließ sich nicht verdrängen. Er gab die Haltung auch schon nach wenigen Augenblicken auf und lief zu seinem Platz, setzte sich dort schwungvoll hin, dass die Bank knarrte. Irgendwie war er fröhlich. Er konnte es sich nicht so wirklich erklären, aber es war so. Der Gedanke, dass Draco das tat, um ihn zu rächen, tat ihm gut. „Wir sollten es doch noch mal versuchen mit dem Feuerzauber.“, begann er, als sich auch Draco setzte. „Vielleicht bringen wir es dann zum Schweben!“ „Harry!“ Mit unschuldigem Blick schaute er Hermione an. „Was denn?“ „Du spielst mit deinem Leben!“ „Du übertreibst!“, murrte er. „Keiner ist bisher gestorben.“ „Nein.“ Sie beugte sich zu ihm hinüber, blickte ihm ganz tief in die Augen, ganz ernst. „Aber ich werde dich umbringen, wenn du auch nur daran zu denken wagst!“ „Spielverderberin…“ ~*~*~*~ Draco ließ sich auf seinen Platz hinter Harry fallen. Er lächelte noch immer. Flitwick eröffnete ihnen, dass sie die Zauber von letzter Stunde noch einmal wiederholen wollten und augenblicklich stand er neben dem Slytherinvertrauensschüler und beobachtete ihn. Innerlich verdrehte dieser die Augen. Soviel zu seinem Plan... Seine Chance kam erst, als es Millicent Bulstrode gelang, versehentlich Sally-Annes Haare anzustecken und Flitwick panisch durch den Klassenraum wetzte. Mit einem unheilvollen Ausdruck in den Augen wandte sich der Slytherin um. Wo war Thomas noch... Genau, da. Er hob den Zauberstab und murmelte leise einige Worte. Eine riesige Sahnetorte erschien aus dem Nichts und klatschte dem fassungslosen Gryffindor ins Gesicht. Die nächtliche Übungsstunde hatte wirklich etwas gebracht. So leicht war ihm der Zauber noch nie zuvor von der Hand gegangen. Die Slytherins bogen sich vor Lachen und auch die restlichen Gryffindors standen ihnen in nichts nach. ~*~*~*~ Diesmal hatte auch Harry das böse Glitzern in den Sturmaugen gesehen. Wie ein unheilvolles Gewitter. Und die Aktion… „Die schöne Torte!“, jammerte er, als das Lachen ihn endlich wieder Luft holen ließ. „Die hätten wir doch essen können!“ Dann packte ihn ein erneuter Lachanfall und er hielt sich den Bauch, um die Schmerzen darin erträglich zu halten. Das war ja schlimm. ~*~*~*~ Auch Crabbe, Goyle und Nott hielten sich vor Lachen die Bäuche und bekamen kaum Luft. Selbst Flitwick gluckste leise vor sich hin, während er scheinbar empört nach dem Verursacher Ausschau hielt. Nott, der in der Reihe direkt hinter Draco saß, beugte sich über seinen Tisch und raunte leise: „Und jetzt Potter... Du hast ihn solange schon nicht mehr gequält...“ Pure Bösartigkeit lag in seinen Augen. Dracos Blick wurde stahlhart. Blaise schaute zwischen den beiden hin und her. Irgendwie... Das war eine Herausforderung gewesen. Die Herausforderung, Stellung zu beziehen... Eine Sekunde später schlug auch Theodor Nott eine Sahnetorte ins Gesicht und Draco lächelte süß. „Schmeckt’s? Du hast dir doch eine gewünscht?“ ~*~*~*~ Und in der allgemeinen Aufregung kam Harry nun ein Gedanke. Er zog Draco am Ärmel zu sich. „Verrätst du mir den Zuckerwattezauber? Wir können ihn gemeinsam wirken und alles ist voll davon! Dann ist dieses Chaos perfekt und Flitwick macht früher Schluss.“ Und dieses Mal war es so leise, dass Hermione davon nichts mitbekam. Er wollte das mit dem gemeinsamen Zaubern unbedingt noch mal versuchen. Er wollte dieses Gefühl noch einmal spüren. Und er wollte wissen, ob sie es nicht schaffen konnten, das zu kontrollieren, denn wenn ja, dann wären sie stärker den je. Dann könnten sie vielleicht auch das erreichen. Schließlich plante er, Draco noch um Hilfe zu bitten… ~*~*~*~ Draco musste grinsen. „Okay…“ Er beugte sich zu dem Gryffindor hinüber und flüsterte ihm die Formel ins Ohr. Die schwarzen Haare kitzelten seine Nase und unwillkürlich musste er lachen. Diese Nähe war so süß... Ihm ging urplötzlich auf, dass er sich dieses Band wieder herbeisehnte, dass er es wieder spüren wollte. Ob Magie oder nicht - es war unbeschreiblich schön gewesen... „Klar? Dann los...“ Er hob seinen Zauberstab und sprach die Worte. ~*~*~*~ Im gleichen Moment begann Harry den Zauber. In seinen Augen leuchtete die Vorfreude. Ein Zauber, der hier nicht hergehörte, aber na ja. Würde schon nicht auffallen in dem Chaos. Schon als er die erste Silbe sprach, spürte er das Band. Alles wurde weicher und ein wenig heller um ihn herum. Er nahm Draco stärker wahr, blendete aus, was sonst um ihn herum war, sah nur noch ihn. Und als die letzte Silbe gesprochen war, war es wirklich wieder da. Als würde er schweben, als wäre Wind um ihn herum, als wären sie unter Wasser, jeweils nur einander vor Augen. Er spürte sein Herz hüpfen, seinen Magen Purzelbäume schlagen und fühlte sich ihm augenblicklich näher, während aus der Spitze seines Stabes rosafarbenes Licht hervorquoll, sich mit dem etwas dunkleren aus Dracos Stab verband und eine kleine rosa Kugel bildete… ~*~*~*~ Dracos Augen leuchteten, als ihn diese Sphäre umfing. Alles fiel von ihm ab. Alles... Nur Harry war da. Harry blieb. Harry wurde... die komplette Welt. Er ließ sich den Atem rauben, wehrte sich nicht weiter dagegen, dass er vollkommen in diesen grünen Seen unterging. Er wollte dort gar nicht mehr raus... Sein Herz raste und schlug ruhig zugleich. Seine Gedanken tobten und ruhten... Dass dieser Zuckerwatteball immer größer wurde und größer und größer, bekam er gar nicht mit. Sämtliche seiner Sinne waren vollkommen auf Harry konzentriert. ~*~*~*~ Grün tauchte in Grau. Grau tauchte in Grün. Wasser und Feuer erstarrten. Das Licht ließ jede Bewegung ersterben. Selbst der Wind hatte beschlossen zu ruhen. Ein weiches Lächeln schlich sich auf Harrys Lippen, wie im Rausch, als die Pupillen kleiner wurden durch das Licht, das von dem Ball ausging und schließlich selbst Draco verschluckte. Dann wurde alles rosa. Es gab einen lautlosen Knall, Harry spürte, wie Watte über seinen Körper strich, wie winzige Kristalle auf seine Haut schlugen und dort feinste Kratzer hinterließen. Er spürte, wie die Luft knapp wurde, als die Zuckerwatte alles anfüllte… Doch nichts war so schlimm, wie der Verlust, den er in diesem Moment spürte. Nichts war so schrecklich. Er fühlte sich einsam, alleingelassen, aus etwas herausgerissen, das sein Leben ausmachte. Wie in Trance schoss seine freie Hand vor, die Schmerzen ignorierend, die von den noch immer fliegenden Kristallen durch seine Haut getrieben wurden, griff nach der Stelle, wo er Draco noch immer vermutete. Er wollte nicht alleine sein! ~*~*~*~ Rosafarbenes Zeug drängte sich in sein Blickfeld, trennte die Sichtverbindung. Auf einmal schlug eine Woge von Kälte und Einsamkeit über Draco zusammen, raubte ihm beinahe den Verstand. Er streckte die Hand aus, berührte Harrys Finger, hielt sie fest, als wenn er ertrinken würde. Die Luft wurde auch wirklich knapp, doch das begriff er nicht. „Idioten!“, fluchte Blaise, als die Zuckerwattewand über ihn hereinzubrechen drohte. Mittlerweile war das klebrige Zeug überall. Aber am dichtesten war das Knäuel hier... Der schwarzhaarige Slytherin jagte einen Wasserstrahl nach dem anderen in das Knäuel, während Pansy und Hermiones geistesgegenwärtig den Rest des Klassenraums unter Wasser setzen und die anderen von der Zuckerwatte befreiten. Erst eine Ladung eiskaltes Wasser, die ihn von bis unten und innerhalb einer Sekunde bis auf die Haut durchnässte, brachte Draco wieder zur Besinnung. Er hielt Harrys Hand noch immer fest, sprachlos, nahezu gedankenlos. Aber langsam sickerte ihre Umgebung wieder in sein Bewusstsein. Er spürte das kalte Wasser und die klebrige Zuckerwatte. Aber noch mehr spürte er diesen Verlust... Als wenn ein Teil seines Selbst fehlte. ~*~*~*~ Wasser klatschte in sein Gesicht, spülte das fort, was er nicht bemerkt hatte. Selbst Dracos Hand hatte nichts daran geändert, dass er sich alleine fühlte. Nicht wirklich. Er hätte genauso gut nicht da sein können… Glücklicherweise sah man die Tränen nicht. Hermione packte Harry an der Schulter, drehte ihn zu sich um. „Was hatte ich dir gesagt, Harry Potter?!“, funkelte sie ihn an. Rosa, klebriges Wasser rann durch ihre Haare und sie wischte angeekelt eine Strähne aus ihrem wütenden Gesicht. „Keine Potenzialzauber! Warum kannst du nicht einfach mal auf das hören, was man dir sagt?!“ Noch immer verklärt starrte er sie an, dann kam diese Maske. Er ließ Draco los, weil sie ihm die Schulter verdrehte und es Schmerzen brachte, wandte sich mit diesem Lächeln nach vorne, ohne sie zu beachten, betrachtete stattdessen seinen Zauberstab. Er wollte nicht alleine sein. Er wollte zurück zu diesem Zauber, zu diesem Moment, da er nicht allein gewesen war. Die Zeit zurückdrehen… bis… er beim gestrigen Abend angekommen war. Diesen Moment, wo sie da gelegen hatten. Er wollte ihn zurück. Sachte lehnte er sich nach hinten, bog den Kopf zurück und blickte kläglich zu Draco auf. „Ich will hier weg.“, murmelte er tonlos, denn aus seiner überstreckten Kehle kam kein Ton. Hermione blickte ihn erschrocken an. War sie zuerst wütend gewesen, war sie nun besorgt. Er war ganz blass… Genau wie Draco, wenn man von den hauchfeinen Rissen in der Haut absah, die sich wie ein hellrotes Netz über beide Gesichter zog. Was bei Merlin war passiert? ~*~*~*~ Draco atmete schwer ein. Warum fiel das Atmen auf einmal so schwer? Warum... war er allein? Warum? Er wollte das wieder haben. Er wollte diese Verbundenheit zurück. Kurz blitzte nackter Schmerz in seinen grauen Augen auf, als Harry seine Hand losließ. Er wollte ihn zurück. Ihn. Wie eine Woge schlug dieser Gedanke über ihm zusammen. Mühsam kämpfte er sich hindurch. Und wenn schon. Dann eben er. Er wollte diese Nähe, diese Geborgenheit, diese Wärme, diese Ruhe... Schlichtweg ihn. Er blickte den Gryffindor noch immer stumm an. Konnte seine Augen einfach nicht abwenden. „Dann nimm mich mit...“, gab Draco genauso tonlos zurück und ließ den Kopf auf seine Arme sinken. Aber nicht lange. Blaise packte ihn am Umhang und zog ihn hoch. „Los, wir hauen ebenso ab wie alle anderen. Und ihr zwei solltet das ganz besonders tun... Sonst kommt Flitwick noch auf dumme Gedanken und erinnert sich an das Feuer letzte Stunde. Bewegt euch.“ Pansy stand daneben und fixierte die beiden Jungen, den blonden Slytherin und den schwarzhaarigen Gryffindor, forschend. ~*~*~*~ Hermione packte Harry und zog ihn mit sich, was er geschehen ließ. Fluchtartig verließen sie den Raum und bekamen sogar noch den Vortritt vor Lavender und Dean, die sichtlich mitgenommen waren und sowohl Draco als auch Harry einen Blick zuwarfen, der zeigte, dass sie Angst hatten. War ja nichts Neues. Hermiones Plan war, dass sie jetzt erst mal in den Garten gingen, nachdem sie das Zuckerwasser aus ihrer Kleidung geholt hatte und sie somit wieder einigermaßen salonfähig waren. Harry wollte das nicht. Er wollte in den Raum der Wünsche. Er wollte dahin, wo er sich verkriechen konnte, wo er mit Draco allein sein konnte und wo er sich nicht mehr allein fühlen musste. Er hatte keine Chance. Hermione zog ihn einfach mit sich. Was für ein Glück, dass ihre Klassenkameraden sich verzogen und alle anderen noch Unterricht hatten, sonst wäre es sicherlich auffällig gewesen, da Blaise das gleiche mit Draco tat. Pansy ging mit Abstand hinterher. Das Ziel war die Weide, denn dort waren sie größtenteils vor Blicken geschützt. ~*~*~*~ Sobald sie unter der Weide ankamen, zog Blaise Draco mit sich und zwang diesen sich sitzenderweise gegen den Baumstamm zu lehnen. In seiner Tasche kramte er nach Schokolade und fand sogar welche. Keine Schokofrösche, aber das war ja egal. Er drückte jeweils Draco und Harry, der mittlerweile reichlich mitgenommen neben dem Blonden saß, ein Stück in die Hand. „Essen!“, befahl er mit einem gefährlichen Glitzern in den dunklen Augen. Widerstandslos biss Draco von der Schokolade ab, kaute und schluckte. Das änderte nur nichts an der Leere in seinem Inneren. Gegen Dementoren mochte das vielleicht wirken, aber hiergegen... Nein. Nein, nein, nein, nein. Nein. Dagegen wirkte nur Harry. Ein stiller Blick aus den grauen Augen traf den schwarzhaarigen Gryffindor und Draco verspürte das unbändige Bedürfnis, seine Hand zu nehmen. Doch irgendwie... Er unterdrückte es, hielt sich an seiner Schokolade fest. „Was bei Salazars Bart und Godrics Säbel habt ihr euch bei diesem Mist nur gedacht?“, fauchte Blaise sie an. „Hermione hat gesagt, dass ihr keine Potenzialmagie nutzen sollt. Glaubt ihr etwa, dass das ein Scherz gewesen ist? Habt ihr euren Verstand irgendwo unterwegs abgegeben oder vergessen?“ Der Slytherin schnappte nach Luft, um fortzufahren, doch Hermione kam ihm zuvor. „Ihr seid unverantwortlich! Ihr habt gar keine Ahnung, was bei diesen Zaubern passieren kann! Ihr könnt es nicht kontrollieren! Wir können froh sein, dass ihr nicht gegeneinander gezaubert habt, ansonsten hätten wir alle auf der Krankenstation landen können! Habt ihr vergessen, was das letzte Mal passiert ist? Habt ihr das wirklich schon vergessen? Ihr...“ Jetzt holte sie kurz Atem und Blaise übernahm. Draco stellte mit einer morbiden Faszination fest, dass sich die beiden perfekt ergänzten. „Ihr habt euch fast umgebracht! Noch ein bisschen mehr Zuckerwatte und ihr wärt erstickt! Kriegt das mal in eure verdammten Schädel rein! Ihr habt keine Kontrolle über diese Potenzierung! Warum zum... zum... - ist ja auch egal - warum seid ihr überhaupt auf diese bescheuerte Idee gekommen?“ Draco warf einen kläglichen Blick zu Harry hinüber. Dieser kalte Entzug von Wärme und Nähe, dann noch diese Schimpftirade, die ihm die Ohren klingeln ließ, das war ein bisschen viel. Er war sogar beinahe froh, noch so benommen zu sein, denn er wusste, dass er Blaise sonst an die Kehle gegangen wäre und Hermione genauso. Stumm knabberte an seiner Schokolade und beschloss dieses Gewitter vorüberziehen zu lassen. War wahrscheinlich klüger, als jetzt noch Öl auf das Feuer zu gießen... Pansy stand mit vor der Brust verschränkten Armen daneben und betrachtete die beiden. Sie waren vollkommen durch den Wind. Und das nicht allein durch diesen Zauber. Da war mehr passiert. Das, von dem Harry das letzte Mal gesagt hatte, dass sie es nicht verstehen würde... ~*~*~*~ Harry hielt seine Schokolade noch immer unangerührt in den Händen. Er wollte es nicht essen. Er wollte gar nichts essen oder zu sich nehmen. Allein der Gedanke an etwas, das süß war, war ihm zuwider und trieb ihm die Magensäure in den Hals. Dazu begann sein Gesicht zu brennen, was wahrscheinlich bei jedem der hier Anwesenden der Fall war. Sie waren dem Zuckerkristallflug ebenfalls direkt ausgesetzt gewesen. Leidend blickte er zu Blaise hinauf, dann zu Hermione und dann wieder zu Blaise, aber er sagte nichts. Jedenfalls nichts zu dieser Frage. Das ging sie nichts an, dass er hatte üben wollen. „Hört auf, ihn da mit reinzuziehen.“, murrte er. „Das war meine Idee! Ich wollte halt wissen, was passiert.“ ~*~*~*~ Draco lächelte schief. Er konnte sehr genau voraussagen, was Blaise jetzt sagen würde. „Aber er hat mitgemacht! Und das macht ihn mitschuldig an dieser... verdammten Katastrophe!“, fauchte der schwarzhaarige Slytherin auch schon los. Volltreffer, stellte Draco lakonisch fest. „Ihr beide seid es! Nicht einer alleine. Einer alleine kann diesen Mist doch gar nicht verzapfen.“ Blaise stieß den Blonden unsanft gegen die Schulter. „Und hör auf so zu gucken, als wenn es dich nicht angeht.“ Wütend funkelten seine dunklen Augen den Vertrauensschüler an. Draco blickte scheinbar ungerührt zurück und zupfte etwas verbliebene Zuckerwatte von seinem Umhang. Hermione fixierte die beiden Jungen noch immer zornsprühend. „Blaise hat Recht. Es ist vollkommen gleich, von wem die Idee kam. Ihr habt sie beide umgesetzt. Allein darauf kommt es an. Denkt verdammt noch mal nach! Ihr habt ein unglaubliches magisches Potenzial, wenn ihr gemeinsam zaubert! Und das ist unkontrollierbar und gefährlich! Kapiert ihr das denn nicht?“ Pansy trat vor und legte Hermione die Hand auf die Schulter. Das braunhaarige Mädchen blickte sie an und ließ dann die Slytherin sprechen. „Was wolltest du passieren sehen, Harry?“, fragte Pansy sanft. Ihre Stimme war eine angenehme Alternative zu der extremen Lautstärke der anderen beiden, wie Draco feststellte. „Wolltest du Flitwick nur ablenken und den Unterricht sabotieren? Wolltest du sehen, was passiert, wenn ihr diesen Zauber potenziert? Oder wolltest du... dieses Etwas haben, das offenbar geschieht, wenn ihr zaubert?“ ~*~*~*~ „Etwas anders.“, kam es schneller aus Harry heraus, als er darüber nachdenken konnte, denn ihre letzte Vermutung ließ dieses Verlustgefühl wieder in seine durch die Schimpftirade abgelenkten Gedanken geraten, ließ keinen Raum für gewählte Worte. Als es ihm bewusst wurde, wich er ihrem Blick aus und starrte zum Wasser hin, das sich im sachten Wind leicht kräuselte. Ja, er wollte es testen. Immer und immer wieder, um genau das zu verhindern, was sie ihnen vorwarfen: Kontrollverlust. Wenn sie es beherrschten, würden sie mit dieser Kraft alles erreichen können. Alles, was er im Moment noch irgendwo in seinem Herzen leicht bezweifelte. Und Dumbledores Erinnerung an seinen Plan, das hatte das noch deutlicher hervorgehoben. Je stärker er… sie waren, desto größer war die Chance, dass sie gewinnen konnten… Gewinnen, ohne zu sterben. Sein Blick huschte zu Draco. Er sollte ihn bald fragen, ansonsten konnte es sein, dass er ihn in seinen Plan einrechnete, obwohl er nicht dabei sein würde… Und gleichzeitig hatte er Angst, dass Draco das verhindern könnte. Dass er seinen Plan durchkreuzen würde, wie es Ron und Hermione tun würden, wüssten sie davon. Aus Sorge oder aus anderen Gründen. Und das wäre fatal. Denn nicht einmal für ihn würde er es lassen. Er würde gehen. Unter allen Umständen. Und er würde danach zurückkommen. ~*~*~*~ Pansys Mundwinkel bewegten sich leicht. „Und was?“ Dracos Kopf fuhr hoch. Jetzt reichte es aber. Wenn Harry nicht antworten wollte, dann sollte sie es gefälligst dabei beruhen lassen! Es war komisch, bei Blaise und Hermione hatte er ihr Gerede hinnehmen können, bei Pansy... da war er nicht dazu in der Lage. „Es ist genug.“ Seine Stimme war scharf und umso durchdringender, da er bisher kein Wort gesagt hatte. Blaise fuhr zusammen, ahnte bereits, was kommen würde, während Pansy dem Blonden ungerührt ins Auge blickte. „Ist es? Meinst du?“ „Ja, Pansy. Du überspannst den Bogen. Verantwortungslosigkeit - okay. Dummheit - okay. Aber...“ Pansy unterbrach ihn. „Das sagst du. Ich habe aber nicht mit dir geredet. Oder bist du jetzt Harrys Sprachrohr? Triffst jetzt die Entscheidungen für ihn so wie für mich?“ Blanker Zorn lag in ihren Augen. „Das habe ich nie getan!“, fauchte der Blonde zurück und sprang auf. Diesen Unsinn konnte er sich nicht ruhig anhören - und schon gar nicht sitzend, während sie stand. „Doch. Hast du. Hast du bei deiner Ich-kündige-mal-eben-alle-meine-Freundschaften-Aktion auch nur ein einziges Mal nachgedacht, was du damit anrichtest? Hast du das? Du hast dich entschieden, dich gegen deinen Vater zu stellen - schön für dich. Mutig. Aber du hast für mich auch gleich mitentschieden - durch dein dummes Beenden dieser erbärmlichen Scheinbeziehung! Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, was das für meine Eltern bedeutet? Hast du auch nur einen verdammten Moment nachgedacht?“ Draco zuckte zusammen. Daran hatte er wirklich nicht gedacht. „Siehst du! Du hast dich wieder in deinem beschissenen Egoismus verloren!“ Pansys Stimme überschlug sich nahezu. „Pansy...“ Blaise mischte sich vermittelnd ein, obwohl er wusste, dass ihm das wahrscheinlich gleich ein beidseitiges Gewitter einbringen würde. „Er hat ausnahmsweise mal an uns gedacht... An dich, mich und Harry...“ „Oh ja.“ Das Slytherinmädchen fuhr herum und blitzte jetzt den Schwarzhaarigen an. „Wie wunderbar. ‚Ich will euch nicht verletzen.’ Wie dämlich ist das denn? Dieser Kerl hat mich die ganzen letzten Jahre verletzt und damit kein Problem gehabt. Und jetzt soll er auf einmal nachdenken? Und zu dem Schluss kommen, dass er das nicht will? Das glaubst du doch selbst nicht!“ Draco wollte sich einmischen, doch er kam nicht dazu. Blaise antwortete wieder. „Ich habe ihn drauf gestoßen, okay? Harry war vielleicht der Auslöser, aber als ich Draco gesagt habe, dass er dich dauernd verletzt - ja, verdammt, dich! -, hat er erst diesen Mist ausgebrütet, okay?“ Pansy blickte nun wieder den blonden Slytherin an. „Ist das so?“ Ihre Miene war eisig. ~*~*~*~ Harry blickte zwischen den beiden, bald dreien hin und her. Und irgendwo auf halber Strecke hatte er den Faden verloren. Erst war da ein Vorwurf gegen ihn gewesen, dann einer gegen Pansy und jetzt gegen Dray und Pansy… und er wusste nicht mehr, was gesagt wurde, weil er nicht zuhören konnte. Ich möchte schwimmen gehen, dachte er und war sich im nächsten Moment bewusst, dass sein Gehirn wieder Realitätsflucht betrieb, doch diesmal wollte er gar nichts dagegen machen. Er hatte gewusst, dass es zu dieser Aussprache kommen würde, hatte die ganze Zeit darauf gewartet. Und er hatte Hermione versprochen sich in Pansys Gegenwart zurückzuhalten. Eigentlich hätte er am liebsten dem Ganzen ein Ende gemacht, hätte Draco einfach genommen und wäre mit ihm gegangen. Damit diese Stimmung hier aufhörte. Stattdessen schloss er jetzt die Augen und flüchtete sich ungewollt gedanklich zum gestrigen Abend, der so friedlich und schwerfällig gewesen war. Er dachte an das, was Dumbledore in ihm ausgelöst hat, an seine Gedanken und an Dracos Geständnis, dass er Angst gehabt hatte… Es war schön gewesen, das zu wissen, denn es hieß, dass er ihm etwas bedeutete. Mehr bedeutete, als er eigentlich dachte? Aber war das bei Hermione und Ron nicht auch so? Sie sorgten sich doch auch um ihn. Nur… hatten sie es nicht bemerkt. Gut, sie hatten keinen Dumbledore gehabt, der sie auf die richtige Spur brachte.… Vielleicht war er auch nur dabei, da gerade mehr reinzuinterpretieren, als er sollte… ~*~*~*~ „Ja. Auch wenn du es mir wahrscheinlich eh nicht glauben wirst: JA, VERDAMMT! Ich bin ein egoistischer Idiot. Danke, das muss man mir nicht dauernd unter die Nase reiben. Das ist mir sehr gut bekannt. Aber du bist mir wichtig, Pansy, okay? Du bist meine beste Freundin...“ Draco hoffte nur, dass Pansy ihm auch zuhörte und - vor allem - auch glaubte... „Ach ja? Schöne beste Freundin.“ Sie verzog schnippisch den Mund. „Wenn du mir egal wärst, wäre ich gar nicht zu dir gekommen.“ Seine grauen Augen blitzten sie an. „Was willst du eigentlich von mir? Noch mehr Schein? Den kann ich dir nicht geben. Und den will ich dir nicht geben.“ Er wandte sich ab, starrte auf den See hinaus und hoffte, dass dieser Sturm in ihm endlich abebbte. Die Wogen schlugen schon viel zu hoch. Pansy seufzte leise. „War das jetzt eine Entschuldigung auf Malfoy-Art?“ Der Blonde drehte den Kopf und blickte sie nur stumm an. „Idiot. Warum kannst du nicht einfach mal ‚Es tut mir Leid’ und ‚Ich habe einen Fehler gemacht’ sagen?“ „Weil ich ein Idiot bin.“ Er verschränkte die Arme sah wieder auf den See. Was er hatte sagen können, hatte er gesagt. Pansy musste lachen, trat zu ihm hin und legte die Arme um ihn. „Komm, drück deine beste Freundin.“ Stumm zog Draco sie in die Arme. Er war selbst überrascht über die Stärke der Erleichterung, die ihn überflutete. ~*~*~*~ Hermione begann zu lächeln. Irgendwie hatte sie schon fast geglaubt, dass es länger dauern würde, dass diese beiden erkannten, dass es ihnen beiden Leid tat. Besonders nach Pansys bösartigen Blicken den Tag über, nach dem Gift, das aus ihren Augen sprach, wenn das Thema auch nur in die Nähe Draco Malfoy kam. Das hier… war doch positiv zu verbuchen. Sie blickte zu Harry hinüber, um zu erkunden, wie er auf diese Szene reagierte und stellte verwirrt fest, dass er gar nicht reagierte, dass seine Blicke eigentlich nur durch sie hindurchgingen. Komisch. Wie konnte man bei dem Lärm in Nachdenklichkeiten versinken? Sie tippte Blaise an und deutete auf den Jungen. „Was meinst du dazu?“, fragte sie, ganz vergessend, dass es nicht Ron war, der da neben ihr stand. ~*~*~*~ „Gedanklich voll abwesend.“, erwiderte Blaise und zog eine Augebraue hoch. „Beunruhigend.“ Der Schwarzhaarige warf einen Blick zu Draco und Pansy, die noch immer in inniger Umarmung standen. Keine Funken... Überhaupt keine. Wenn er da an Harrys und Dracos Herumgealber gestern dachte... Das war etwas vollkommen anderes gewesen... ~*~*~*~ Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen, als sie Blaise schließlich als Blaise erkannte, und drehte sich zu ihm um, dann begann sie zu grinsen. „Schön, dass dieses Gefühl nicht nur bei mir entsteht…“ Dann lachte sie noch mal. „Weißt du was, ich hab dich grade echt für Ron gehalten…“ Im nächsten Moment stockte sie. Ob er ihr diese Bemerkung übel nahm? Hastig versuchte sie sich zu erklären: „Niemand sonst ist immer da und verströmt dieses Gefühl von… ah… bedingungsloser Freundschaft oder so…“ Verlegen strich sie sich eine ihrer Locken aus dem Gesicht. Jetzt war sie tatsächlich rot geworden. „Entschuldige… ich rede Unsinn…“ ~*~*~*~ Blaise musste grinsen. „Schon okay... Bedingungslose Freundschaft, hm?“ Nachdenklich blickte er zu Draco hinüber. „Das trifft es ziemlich gut.“ Mit einem Lächeln blickte er Hermione wieder an. „Ich denke, wir sollten Harry mal aus seinen Gedanken holen... Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn er noch länger vor sich hinträumt.“ ~*~*~*~ Sie lächelte erleichtert zurück. „Vielleicht hast du Recht.“, sagte sie und ging die paar Schritte zu ihm hin, hockte sich vor ihn und berührte ihn leicht an der Schulter. „Lebst du noch?“, fragte sie. „Oder bist du nachträglich doch noch an dem Zucker erstickt?“ Den leisen Vorwurf konnte sie nicht aus der Stimme vertreiben. War auch gar nicht nötig, das zu tun, denn Harry hatte es mit Sicherheit nicht einmal gehört. „Mione?“, fragte er desorientiert und sie seufzte. „Was hast du gelernt?“ „Was…?“ Hermione blickte ihn noch einen Moment lang an, dann prustete sie los, selbst wenn es eigentlich überhaupt nicht zum Lachen war, dass er ihre Standpauke vorhin nicht ernst genommen hatte. Aber was hatte sie eigentlich erwartet. Und sein verständnisloses Gesicht war einfach zu süß. Leise vor sich hinlachend, stützte sie sich an seiner Schulter ab. „Wie kann man am helllichten Tag mit offenen Augen träumen, während neben einem zwei Menschen damit drohen, sich gegenseitig umzubringen?“, fragte sie ihn, ernsthaft bemüht, ihren Anfall wieder unter Kontrolle zu bringen. „Wer will wen umbringen?“ Harry runzelte die Stirn und versuchte an ihr vorbei zu sehen, weil er gar nichts hörte… Und was er sah, ließ eine steile Falte auf seiner Stirn entstehen, bevor er zu lächeln begann und sie sich wieder glättete. Eifersucht… Aber es war genau das, was er sich für Draco wünschte… oder etwa nicht? „Mir sieht das eher danach aus, als wäre wieder alles gut.“ Sie starrte ihn an, ihr Lachen verstummt angesichts seines Ernstes. Dann schüttelte sie den Kopf und das Lachen setzte erneut ein. „Unverbesserlich!“, gluckste sie. Diesmal hatte sie seine Maske nicht durchschaut… ~*~*~*~ Draco strich Pansy noch einmal über das Haar und schob sie dann von sich. „Alles wieder okay?“, fragte er leise. Sie nickte. Ihre Knie waren weich und doch... Was willst du eigentlich von mir? Noch mehr Schein? Den kann ich dir nicht geben. Und den will ich dir nicht geben. „Weißt du eigentlich, wie du wirkst? Du machst einen ganz benommen.“ Sie lachte, aber ihre Augen lachten nicht mit. „Entschuldige...“ Er senkte den Blick. „Nein, dafür kannst du dich gar nicht entschuldigen. Du bist einfach so...“ Sie lächelte und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Das Mädchen wandte sich ab und gesellte sich zu Hermione, Blaise und Harry, während Draco stehen blieb und ihr einen Augenblick nachsah. Dann blickte er wieder auf den See hinaus und versuchte seine Gedanken zu sortieren. Chaos stürmte in ihm durcheinander. Dieses magische Band... Harry... Die Schimpftirade, sein Ausraster... Der Streit mit Pansy... Harry... Und diese unendliche Sehnsucht... Diese Leere, dieser Hunger danach, sie wieder anzufüllen... Ihm war danach einfach laut zu schreien und damit vielleicht etwas von dieser Spannung zu lösen. Nur mühsam hielt er diesen Drang unter Kontrolle. Seine Selbstbeherrschung bröckelte... ~*~*~*~ Harry sah sie an, verspürte leichten Unmut, bevor er aufsah, um zu beobachten, wie die beiden sich trennten. Es war noch nicht wieder ganz gut, aber das würde wieder werden… Er zwinkerte Pansy aufmunternd zu, bevor er zu Draco sah, der auf den See hinausschaute. Er sah fertig aus… So fertig, wie er selbst sich fühlte. Und jetzt sollte er noch bei Pflege magischer Geschöpfe mitmachen und Zoora betüddeln? Tolle Aussicht. Er hatte keine Lust. Er wollte schlafen… Aber sein Ausdruck veränderte sich nicht. Sie hatten doch noch Zeit, nicht? „Geht Mittagessen.“, sagte er lächelnd. Dann wäre er sie los, dann könnte er fliegen… Hermione blickte ihn kritisch an. „Und was ist mit dir?“ „Ich gehe… duschen oder so, damit ich die nächste Stunde überstehe…“ Schwimmen wäre eine passable Alternative. Schwimmen im Mondlicht… ~*~*~*~ „Kommst du mit Mittagessen?“ Blaise zupfte Draco behutsam am Umhang. Dieser schüttelte den Kopf. „Keinen Appetit. Danke.“ Der Blonde ließ sich ins Gras fallen und starrte weiter auf den See hinaus. Sollten sie ruhig gehen... Dann konnte er wenigstens diese Energie, diesen noch immer tobenden Sturm loswerden, ohne dass es jemanden traf... Blaise betrachtete ihn nachdenklich und nickte dann. „Okay, wie du willst. Ich nehm dir aber trotzdem was mit.“ Er schenkte dem Blonden ein aufmunterndes Grinsen und wandte sich dann zu den beiden Mädchen um. „Kommt, lasst uns gehen.“ Lächelnd legte er den beiden die Arme um die Schultern. ~*~*~*~ Harry blickte den dreien dankbar nach, dann wandte er sich Draco zu, der ein paar Schritte von ihm entfernt stand, und im nächsten Moment kam ihm etwas in den Sinn, was besser war als duschen oder schwimmen. Er holte seinen Zauberstab hervor und schwang ihn, bewegte stumm die Lippen. Sie mussten nur noch ein bisschen warten… und solange… Er rollte sich auf die Knie und krabbelte zu Draco hinüber, stupste diesem mit der Stirn gegen die Schulter. Am liebsten wollte er ihn umarmen, aber jetzt erschien es ihm so falsch, nachdem Pansy endlich wieder da war… Wann war eigentlich der Egoismus wieder verschwunden, der ihn zuvor keine Rücksicht hatte nehmen lassen? Als sie auf diesem Boot gesessen hatten? Davor? Danach? Dann hörte er auch schon das leise Fauchen hinter sich und begann zu lächeln. „Zeit, Stress abzubauen!“, grinste er. ~*~*~*~ Draco spürte die sanfte Berührung in seinem Rücken und musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es Harry war. Er streckte die Hand aus und strich sanft durch das strubbelige Haar. Ein Prickeln überzog seinen Arm, jagte ihm einen leichten Schauer über den Rücken. War er denn wirklich so unglaublich empfindsam geworden, was diesen Jungen anging? „Stress abzubauen?“ Jetzt wandte sich der Blonde doch um. Sah er da wirklich seinen Besen auf ihn zukommen? Sein forschender Blick traf den Gryffindor. „Was hast du vor?“, fragte er und konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. ~*~*~*~ „Fliegen!“, schwärmte Harry und seine Augen begannen zu leuchten. „So weit und so hoch es geht! Damit alles hinter einem bleibt, was einen belastet, was mir fehlt, was mir nicht gefällt und was nicht schön ist. Und damit das zurückkommt, was ich vorhin verloren hab…“ Er brachte seine Füße unter seinen Körper und stand auf, gerade als sein Besen neben ihm hielt. Kurz darauf hielt auf Dracos Nimbus 2002 ebenfalls neben ihm und er nahm ihn, damit er nicht zu Boden fiel, hielt ihn dem Blonden entgegen. „Na los, du faule Socke, aufsteigen!“ ~*~*~*~ Mit einem Lächeln schüttelte Draco den Kopf, nahm den Besen und stand auf. „Wie du meinst... Aber ich glaube nicht, dass du dort finden wirst, was du suchst.“ Nein, er selbst würde dort draußen auch nicht finden, was er suchte. Schlichtweg, weil es nur an diesem einen bestimmten Ort zu finden war. Er schwang sich auf den Nimbus und startete durch. Harry würde ihm schon folgen, nein, ihn sehr wahrscheinlich sogar überholen. ~*~*~*~ Noch während Draco aufstieg, hatte Harry zu grinsen begonnen. Natürlich würde er da oben finden, was er sich wünschte: mehr Zeit mit Draco und ein kleines bisschen Herausforderung… Er sprang auf den Feuerblitz, dann zischte er hinter ihm her. Unter ihm. Ganz dicht über der Wasseroberfläche. Seine Fußspitzen musste er nur strecken, dann könnte er sie berühren. Und es war genauso herrlich, wie er es sich gewünscht hatte. Wind in seinem Gesicht, welches zwar noch immer leicht brannte, was aber vernachlässigbar war, Wasser unter ihm, Draco über ihm… Er beschleunigte ein wenig, holte langsam auf, stieg ein wenig höher, um ihn zu erreichen. Es war der gleiche Übermut wie vorhin, als er hatte zaubern wollen. Mit ihm gemeinsam zaubern… Vielleicht… „Wir sollten die Schule duschen!“, rief er zu ihm hinüber. „So von oben bis unten! Genug Wasser ist ja da!“ Und im nächsten Moment machte er eine Rolle seitwärts und schoss an Draco vorbei hinauf in den blauen Himmel. ~*~*~*~ Draco musste lachen. Dieser Junge war wirklich unglaublich... Er riss seinen Besen hoch, jagte hinter dem Gryffindor her in den blauen Himmel hinauf. Der Wind machte das Atmen schwer und zerrte an seinem Haar. Er musste die Augen zusammenkneifen, um überhaupt noch etwas sehen zu können. Die Geschwindigkeit und die Steigung raubten ihm den Atem und doch würde er nicht eher einlenken und den Steilflug beenden, ehe es nicht Harry tat... Das hier war Herausforderung pur. Nicht das, was die anderen ihm geben konnten. Diese Grenzwanderung konnte ihm nur Harry geben. ~*~*~*~ Harry stellte mit Zufriedenheit fest, dass er ihm folgte. Na dann… Sie waren längst hoch genug… Er ließ ihn herankommen, bevor er ihn liebevoll anlächelte, und ein paar Sekunden an seiner Seite flog. „Und jetzt abwärts.“ Er sagte es nicht laut und war sich deshalb auch nicht sicher, ob er ihn hören konnte, aber das war egal, als er auch schon die Augen schloss und sich nach hinten fallen ließ. Einfach fallen. Und diesmal war er nicht allein. Nicht so wie gestern, wo er es aus Verzweiflung getan hatte. Heute war es schöner. Heute wusste er, dass da jemand war. Er machte es aus Freude, aus Spaß, aus Übermut. Ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, als er einen Freudenschrei ausstieß. ~*~*~*~ Dracos Augen weiteten sich überrascht, als Harry auf einmal die Kontrolle über seinen Besen zu verlieren schien. Sein Herzschlag setzte aus. Er ging in Sturzflug über, ohne darüber nachzudenken und dann... Dieser Freudenschrei. Er verstand. Erleichtert verstand er. Er ließ sich fallen... Harry besaß die perfekte Kontrolle über seinen Besen und ließ sich einfach fallen... Draco schloss einen Moment lang die Augen. Nein. Er konnte das nicht. Kontrollverlust... Das war das, wovor er sich mit am meisten fürchtete... Und er traute seinen Fähigkeiten auf dem Besen nicht weit genug. Es war wie Montague gesagt hatte: Harry hatte den Instinkt zum Fliegen, er selbst hatte seine Fähigkeiten schlichtweg hart erlernt. Er konnte zwar nicht mit Harry fallen, aber er konnte neben ihm herfliegen und ihn begleiten... ~*~*~*~ Kurz vor dem Boden drückte Harry seinen Besen wieder nach oben. Schoss knapp über das Wasser dahin und stellte nur eine halbe Sekunde darauf fest, dass er sich überschätzt hatte. Zuviel Schwung. Viel zu viel Schwung. Er blickte zu Draco hinüber und blinkte ihm verspielt verzweifelt entgegen. „Oh oh.“, sagte er erfreut und schon titschten seine Füße ins Wasser und er drückte den Besen noch zusätzlich hinunter, um einen Überschlag, der womöglich schmerzhaft geendet hätte, zu verhindern. Baden. Genau das, was er seit heute Morgen hatte tun wollen. Nur eigentlich nicht mit Kleidern… Das war nicht eingeplant gewesen. Aber was machte es schon? Dann war nur noch Wasser um ihn herum. Und der Feuerblitz war auf einmal so langsam. Ganz langsam glitt er unter Wasser weiter… eigentlich nicht mehr wirklich aus eigener Kraft, nur mit Restschwung. Lustiges Gefühl. Wirklich lustig. Dumm nur, dass er hier unten keine Luft bekam… Mit einer Hand seinen Besen haltend, ruderte er mit dem anderen wieder hinauf zur Oberfläche, die gar nicht so weit weg war. Prustend tauchte er auf, planschte, während er den Kopf schüttelte, um die Haare aus dem Gesicht zu kriegen. „Verdammt! So ist das aber nicht geplant gewesen!“, fluchte er, dann grinste er Draco an. Schön, dass Hermiones Zauber auf seiner Brille noch immer wirkte und er ihn sogar erkennen konnte… Wasserabweisendes Glas. Herrlich… ~*~*~*~ Draco konnte sich nur mit Mühe vor Lachen auf dem Besen halten, als er Harrys Aktion beobachtete. Der Gryffindor war triefnass. Nun kam der Blonde selbst ins Schlingern und konnte den Besen nur unter großen Anstrengungen über der Wasseroberfläche halten... Urplötzlich fand er sich dann doch in Seitenlage wieder, vollführte eine Eskimorolle ohne Kajak und kam prustend wieder hoch. „Du hast einen schlechten Einfluss!“ Und wieder musste er lachen. Anspannung, Stress und Gedankenchaos waren vollkommen vergessen. Er hatte Unrecht gehabt. Hier oben konnte er doch finden, was er suchte. Zumindest mit Harry. ~*~*~*~ „Vor allem einen nassen Einfluss…“, gab Harry lachend zurück und drückte mit einiger Anstrengung den Besen aus dem Wasser, schüttelte ihn mehr hilflos als alles andere, bevor er einmal tief durchatmete und die Spitze ein Stückchen höher hob. Ganz langsam stieg der Besen auf, zog ihn aus dem Wasser, bis er tropfend mehr oder weniger über dem See hing. Etwas hilflos schaute er hinauf. Wie sollte er da jetzt wieder hinaufkommen? Damals beim Spiel war er trocken gewesen und deshalb leichter. Und jetzt… war er nass und schwer… Er konnte sich kaum halten. Er blickte Draco an und begann zu lachen. „Du bist nass!“, sagte er und klammerte sich verzweifelt an den Besenstiel, weil seine Kräfte beim Lachen rapide abnahmen. ~*~*~*~ „Das sagt der Richtige...“ Draco schüttelte grinsend den Kopf. Mit einer Hand hielt er den Besen ruhig, während er sich mit der anderen die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Er griff nach Harrys Arm und hielt ihn fest, damit dieser nicht noch vom Besen fiel und ein erneutes Bad nahm. „Und ich glaube, du bist noch nasser als ich... Aber nicht so nass wie Thomas heute Morgen.“ Seine Augen funkelten bei der Erinnerung an diese Episode. Er bereute nichts davon. Gar nichts. ~*~*~*~ Harry beruhigte sich nur schwer. Lachen konnte richtig wehtun, wenn man seine Rippenbögen überstreckte. Dann ließ er seinen Besen einfach in die Senkrechte schießen, wodurch Draco ihn kurz loslassen musste, um nicht mitgerissen zu werden, und wurde so von ganz allein auf den Besen gehoben, kam wieder neben Draco an. „Das hat die Spaß gemacht, was? Du hast es bei mir auch immer wieder gemacht. Immer wieder winzige fiese Einlagen. Es wirkt fast so, als bräuchtest du jemanden, an dem du testen kannst, wie weit du gehen kannst, bevor er explodiert.“ Er blitzte ihn vergnüglich an. „Sag mir… ist er ein besserer Gegner als ich?“ ~*~*~*~ Dracos Gesicht wurde augenblicklich ernst. Das war jetzt kein leichtes und vergnügliches Thema mehr, auch wenn Harry einen fröhlichen Ton angeschlagen hatte. „Thomas kann dir nicht das Wasser reichen. Er ist ein Angsthase und hat keinen Biss... Er ist nichts weiter als ein Spielzeug, das man nach einer Weile wegwerfen kann... Er ist eine kleine Beschäftigung, nichts weiter.“ Der Vertrauensschüler musterte den Gryffindorsucher neben sich. „Du dagegen... Du bist eine Herausforderung. Du warst es immer und wirst es auch immer bleiben. Und du bist der einzig würdige Gegner, den diese Schule zu bieten hat. Aber an dir... werde ich mich nicht wieder austoben. Nicht in dieser Hinsicht.“ ~*~*~*~ Harry blinzelte ihn an. Warum plötzlich so ernst? Und… was war das für ein Geständnis? Er begann zu lächeln. Es freute ihn, das zu hören. Eine Herausforderung. Und er würde es immer bleiben? Das war das schönste Kompliment, das man ihm bisher gemacht hatte. Schöner als jedes andere. Aber etwas blieb dabei doch offen… „Wie meinst du das?“, fragte er. „Nicht in dieser Hinsicht austoben? Wie tobst du dich dann an mir aus?“ Und er grinste ihn frech an. Da konnte man viel hineininterpretieren. Auch böse Sachen oder schmutzige… ~*~*~*~ „Das kannst du ja herausfinden...“ Draco erwiderte Harrys Grinsen mit einem nachdrücklichen Funkeln in den Augen. „Oder hast du Angst davor?“ Er legte den Kopf schief und blickte den anderen herausfordernd an. Auf einmal waren alle seine Sinne angespannt und hellwach. Er nahm seine Umgebung viel schärfer war als zuvor... Er konnte den Wind rauschen hören, meinte sogar Harrys Atem hören zu können. Er konnte diesen eigentlichen Sommerduft aus blühenden Pflanzen, frischem Gras und Wärme riechen. Er konnte spüren, wie das kalte Wasser auf seiner Haut langsam von der Sonne verdunstet wurde. Er konnte sogar die kleinen schillernden Tupfen in Harrys grünen Augen sehen... ~*~*~*~ Harrys Grinsen wurde eine Spur breiter. Oho. Mutige Antwort. Aber wahrscheinlich auch nur deshalb so mutig, weil er von nichts eine Ahnung hatte. Nicht wusste, dass er ihn damit reizte, dass er damit wieder dieses Kribbeln in seinem Bauch ausgelöst hatte… Dass er damit genau das ansprach, was er doch immer verleugnete… Eigentlich sollte er diese Antwort auch nicht geben, doch es war eine Herausforderung. Und diese wollte beantwortet werden. Niemals würde er eine solche unbeantwortet lassen! Er musste es doch nur so machen wie Blaise… Ein bisschen frech sein, ein bisschen alles ins Lächerliche ziehen… Mit einem winzigen Lenken war er bei ihm, direkt vor ihm und so nah vor seinem Gesicht, dass er nur noch die Augen sehen konnte, dass er den leichten Atmen und die Wachsamkeit spüren konnte. Dass er die Wärme fühlen konnte, die von ihm ausging. „Nein.“, hauchte er weich, ließ sich ein wenig höher tragen, sodass er ein kleines Stückchen über ihm schwebte. „Du?“ Seine Hand hob sich und strich ihm über die Wange, hinauf zu der Schläfe und wieder hinunter, dann ganz sachte über seine Lippen. Sinnlich weiche Lippen. Sein Blick wurde weicher, verlor etwas an Schärfe, als das Gefühl in seinem Bauch immer intensiver wurde, immer weniger zu ertragen, während zwei seiner Fingerspitzen die Konturen seiner Lippen nachzogen, doch er würde jetzt nicht aufhören. Er wollte ihn reizen. Er wollte wissen, ob er das gemeint hatte, ob er genauso wie er bei diesen Worten an so etwas gedacht hatte… ~*~*~*~ Ein Schauer rann Draco über den Rücken. Wenn er seine Hände nicht fest um den Besenstiel geschlossen hätte, wäre ihr Zittern nur zu deutlich zu sehen gewesen. Diese weichen, zärtlichen Berührungen raubten ihm schlichtweg den Atem. Er hatte das Gefühl zu fallen und gleichzeitig... auf eine unglaublich sanfte Art aufgefangen zu werden. Seine grauen Augen hielten sich an Harrys grünen fest, während er zugleich vollkommen den Boden zu verlieren und in ihnen zu ertrinken drohte. Mühsam gewann er die Kontrolle zurück. Er zwang sich dazu und kratzte dafür all seine Selbstbeherrschung zusammen. Seine Lippen verzogen sich zu seinem sanften Lächeln. Er hauchte einen Kuss auf Harrys Fingerspitzen und drehte den Kopf beiseite, um den Kontakt zu unterbrechen. Noch immer lächelnd stellte er fest: „Du hast wirklich vor nichts Angst.“ ~*~*~*~ Leicht enttäuscht erwiderte Harry das Lächeln, antwortete aber nichts. Sie hatten so ein Gespräch schon einmal gehabt… Seine Fingerspitzen kribbelten von dem Kuss, der sich bis tief in seine Lenden gebrannt hatte. Schade. Aber gut, dass er das Gesicht abwandte. Harry wusste nicht, was er sonst daraufhin getan hätte, hätte Draco diese Mauer zwischen ihnen nicht hochgezogen. So hatte er ihm deutlich klar gemacht, dass da nichts war. Dass die Hoffnung, die sich wie ein vorwitziger Funken in seinem Strohkopf verfangen hatte, unbegründet war. Er war doch ein Idiot… Sein Kopf flog herum, als er am Seeufer aus der Richtung von Hagrids Hütte rote Funken sprühen sehen sah. Hermione. Ein Zeichen von ihr, dass sie kommen sollten, wenn sie den Unterricht nicht verpassen wollten. „Na los, komm! Unterricht! Und heute wird nicht geschwänzt!“, sagte Harry grinsend und wuschelte ihm durch die Haare. „Morgen ist eh Wochenende!“ ~*~*~*~ Draco lächelte. „Als wenn ich das tun würde...“ Er grinste schelmisch. „Nur mit einem guten Grund... Wobei...“ Seine Augen strahlten Harry an, doch sein Lächeln wurde wehmütig. Eins hatte ihm dieser Augenblick gerade vor Augen geführt: Er musste sich dringend darüber klar werden, was in ihm vorging, was er wollte. Was zum Merlin er bei Harry anstrebte. Und... was er fühlte. Nur eins wusste er sehr genau: Dass er mehr davon wollte... Mehr von Harry... Er zwang sich dazu, den Besen Richtung Ufer zu richten und langsam darauf zuzuhalten. ~*~*~*~ Harry folgte. Auch er war nicht schneller und lächelte mit hohlen Augen. Irgendwie… war das grade nicht gut gewesen. Konnte es sein, dass er ihn verschreckt hatte? Als sie landeten bekam er von Hermione einen schrägen Blick zugeworfen. „Ich dachte, du wolltest duschen gehen?“, sagte sie vorwurfsvoll. Harry grinste schief. „Ich war sogar baden!“, sagte er und hob demonstrativ den triefenden Ärmel. Sie schnaubte abfällig. „Depp. Trockne dich ab und dann kommt! Wir sind spät dran!“ ~*~*~*~ Draco fühlte sich irgendwie benommen. Während Harry und Hermione sprachen, hob er die Hand und fuhr sich langsam über seine Lippen. Er konnte noch immer Harrys Berührung spüren... „Alles klar?“ Blaise betrachtete ihn kritisch. „Klar.“ Draco ließ die Hand sinken und grinste ihn an. Den skeptischen Blick des schwarzhaarigen Slytherins ignorierte er. Seine grauen Augen hingen wieder an Harrys schmaler Gestalt. Blaise schüttelte nur leicht den Kopf. Oh nein, da war nichts klar oder in Ordnung. Draco war ja vollkommen durch den Wind... Und so wie es schien, stieß er jetzt langsam auf das, was Blaise längst vermutete. Pansy warf dem Blonden nur einen knappen Blick zu und musste dann schmunzeln. Es schien, als wenn es ausnahmsweise einmal Draco Malfoy war, der an einer zwischenmenschlichen Beziehung zu knacken hatte. Tat ihm gut, fand sie. ~*~*~*~ Der Unterricht bei der Raue-Pritsche war öde wie immer. Gedankenverloren zerschnippelte Harry das Fell von Zoora, bemerkte nicht einmal, dass es ihr gefiel, obwohl es dieses Mal wirklich schrecklich aussah. Seine Gedanken hingen bei der Begegnung vorhin. Langsam wurde es wirklich bedenklich. Bisher hatte er sich keine Hoffnungen gemacht. Es war einfach normal gewesen, dass da niemals etwas sein konnte. Hatte er gedacht… Die Realität sah anders aus. Die Szene vorhin hatte ihm etwas klar und deutlich zu Bewusstsein geführt: Er würde ihn niemals an jemand anderen aufgeben können. Auch nicht an ein Mädchen. Erst recht nicht an einen Jungen… Bloß er konnte ihm auch nicht sagen, was er empfand, denn dann, so war er sich sicher, würde ihm Draco einfach die Freundschaft kündigen. Das war keine Option, denn wie er es bereits einmal erlebt hatte, würde er unter einer Trennung mehr leiden, als unter der ständigen Konfrontation und der damit verbundenen Gefahr, dass er es selbst herausfand… Strategie also: Schweigen und ertragen. Keine leichte Strategie, aber hoffentlich erfolgreich… Immer wieder blickte er zu seinem Besen hinüber, doch sehen tat er nicht ihn. Er konnte durch diesen fühlen, wie es war, ihm nahe zu sein, wie er es ihm gerade gewesen war. Und es war bei weitem erträglicher, als Draco direkt anzusehen… Er hatte es einmal versucht und danach gelassen. ~*~*~*~ Draco war ähnlich konzentriert bei der Sache: so gut wie überhaupt nicht. Sein kleines Flauschknäuel liebte ihn zwar noch immer heiß und innig, aber auch seine hartnäckigen Zuneigungsbekundungen konnten ihn nicht aus seinen Gedanken reißen. Schließlich verschwand es eingeschnappt in seiner Kiste, was Professor Raue-Pritsche einige sarkastische Bemerkungen entlockte, die der Slytherin schlichtweg überhörte. Mangels Aufgaben ließ er sich nun im Gras nieder und schaute Blaise zu, wie dieser sein Krillkanifa schor. Doch eigentlich sah er auch diese Szene nicht, sondern hing schlicht seinen Gedanken nach. Das Gefühl dieser Berührung hatte sich vollkommen in sein Gehirn gebrannt. Seine Lippen prickelten noch immer... „Hey... Stunde ist vorbei...“ Blaise stupste ihn an. Draco sah auf und brauchte einen Augenblick, um den Freund überhaupt zu erkennen. „Oh...“ Er stand auf und Blaise hakte sich bei ihm unter. „Wenn du über etwas reden möchtest...“ „Schon klar, Blaise.“, wehrte der Blonde ab. „Gut. Aber komm auch zu mir, ja?“ Blaise lehnte seinen Kopf an Dracos Schulter und setzte seinen besten Dackelblick auf. „Ja...“ Draco verpasste Blaise lächelnd einen Stupser mit dem Finger gegen die Nase. „Mach dir keine Sorgen, okay?“ „Tue ich nicht. Du gehst deinen Weg schon... Aber ich schätze, ich kann dir auf die Sprünge helfen.“ Blaise grinste, ließ ihn los und schloss zu Pansy auf, die vorweg gegangen war. Draco legte den Kopf schräg. Was zum Merlin meinte Blaise? ~*~*~*~ Hermione weckte Harry am Ende der Stunde aus seiner Trance. Als er sie endlich fokussiert hatte, blickte er direkt in ein Gesicht, das vor Freundlichkeit schlichtweg überschwappte. „Strafarbeit!“, flötete sie. „Für die beiden bösen Jungs, die nicht auf ihre Freunde hören wollten.“ Er starrte sie fassungslos an. „Wie bitte?“ „Du hast es schon richtig verstanden!“, lachte sie falsch. „Ihr werdet jetzt bei mir Strafarbeit haben!“ Sie blickte zu dem Slytherin hin, der seinen beiden Freunden nach wollte, doch das konnte der knicken. „Hey, Draco!“ Einige in ihrer Umgebung zuckten gehörig zusammen, als sie ihn auch noch beim Vornamen rief. „Bleib hier! Du gehörst auch dazu!“ „Wieso?“, jammerte Harry. „Warum tust du das?“ Sie warf ihm einen Blick zu, der genau sagte, dass er nicht so blöd fragen sollte. „Erstens kann ich es nicht leiden, wenn man mich und meine Ratschläge ignoriert. Und zweitens bin ich als Vertrauensschülerin dazu autorisiert! Also kommt!“ Sie blickte Draco auffordernd an und zeigte in die Richtung, wo Hagrids Hütte war. Und wie sie sich das vorstellte, sollte er noch früh genug erfahren. ~*~*~*~ Draco hatte sich umgewandt, als Hermione seinen Namen rief. Allerdings brauchte er einen Augenblick, um ihre Worte zu verstehen. Die Hände in den Taschen und den Blick gesenkt, schloss er zu den beiden Gryffindors auf. Er warf Harry einen kurzen, für seine Verhältnisse viel zu unsicheren Blick zu. Gemeinsam mit den beiden ging er zu der Hütte des Halbriesen. Na, da war er ja mal gespannt, was die Gryffindormusterschülerin ausgeheckt hatte... Wobei, nein, eigentlich war er nicht gespannt. Er wollte gerade lieber in aller Ruhe viel Zeit damit verbringen nachzudenken und sich selbst einigermaßen zu verstehen. ~*~*~*~ In der Hütte angekommen, ließ Hermione sie sich an den viel zu großen Tisch setzen. Fang begrüßte sie feucht und schleimig wie immer, ging dann aber zu Hermione, um sich zu ihren Füßen niederzulassen. „Federn raus.“, kommandierte sie. „Und Papier. Jetzt wird ein Diktat geschrieben!“ Entsetzt blickte Harry sie an. Diktat? Das war Zeitverschwendung! Komplett! Warum sollten sie so etwas tun? „Was soll das?“, protestierte er. „Ich…“ „Du bist still!“, gab sie pieksig zurück. „Strafe muss sein und diskutiert wird nicht.“ Harry funkelte sie an, doch er sagte nichts. Von ihm aus. Dann eben Diktat. Wie ätzend… ~*~*~*~ Draco ließ sich neben Harry nieder und fühlte sich zum ersten Mal ein wenig unwohl in seiner Nähe. Er war hin und her gerissen. Er wollte sich normal geben und zugleich... zugleich wollte er mehr Nähe. Mehr... Hermiones Worte schafften es aber immerhin, ihn einigermaßen zurück in die Welt zu holen. Still kramte er seine Feder und Papier heraus. So wie er das Mädchen einschätzte, war Protest vollkommen sinnlos. Er seufzte leise. „Können wir anfangen?“ ~*~*~*~ „Ich hatte nicht vor, noch länger zu warten, denn im Gegensatz zu euch beiden, lege ich auf eine regelmäßige Ernährung viel Wert.“ Sie war einen Moment still, dann räusperte sie sich und begann in einem für sie angemessenen Tempo zu diktieren. Eine ausführliche Erklärung, was Potenzialmagie war, wie sie funktionierte, was die angenommenen Gefahren waren et cetera, et cetera. Und sie ging dabei dermaßen ins Detail, dass sie fast drei Rollen Pergament beschrifteten und ihnen am Ende auf jeden Fall die Hände wehtun mussten. Darauf hatte sie es jedenfalls angelegt. „So, habt ihr jetzt verstanden, warum ihr keine Potenzialmagie benutzen sollt?“, fragte sie zum Abschluss. Harry blickte sie an, kühl lächelnd. „Ja.“, sagte er schlicht, was sie erfreut lächeln ließ, aber sie wusste nicht, welch einen Gefallen sie ihm damit unwissentlich getan hatte, denn jetzt wusste er, wie es funktionieren musste… Das einzige, was sie bei dieser Art Magie offensichtlich – oder nach ihrem Wissen – unter Kontrolle kriegen mussten, war ihre Konzentration. Sie durften sich nicht von dem Gefühl ablenken lassen, das dabei entstand… Wenn sie dann rechtzeitig abbrachen und die Energie nicht noch länger zwischen sich gefangen hielten, dann würde der Zauber kontrollierbar werden. So hatte er es jedenfalls verstanden. Er warf Draco einen Blick zu. Das wollte er ausprobieren. Am besten jetzt sofort. Doch Hermione machte ihm da einen Strich durch die Rechnung. „Draco?“, fragte sie nachhakend, ob auch er einverstanden war. Denn auch, wenn sie es nicht gesagt hatte, sie sah diese Zustimmung als eine Art Versprechen… Sie ging nicht davon aus, dass Harry das nicht tat. ~*~*~*~ Draco schrieb, ohne zu denken. Er hörte die Worte, notierte sie, doch ihr Sinn ging vollkommen an ihm vorbei. Ihm tat seine Hand weh, als er endlich fertig war und Hermione diese Tortur beendete, aber kapiert hatte gar nichts. Seine Gedanken tobten noch immer, ließen ihm gar keine Ruhe. Er rieb sich die rechte Hand, während das Mädchen mit Harry sprach und ließ das Gespräch vollkommen an sich vorbeiziehen. Als er dann angesprochen wurde, brauchte er einen Augenblick, um zu reagieren. „Hm?“ Er kramte in seinem Gedächtnis, um herauszufinden, was sie noch gleich gesagt hatte. Vermutlich war es das Klügste, einfach zuzustimmen, damit er hier wegkam und endlich etwas Ruhe hatte... „Ja, ja.“ ~*~*~*~ „Das ist schön!“, freute Hermione sich und sprang auf, wobei Fang ebenfalls mit aufstand. „Dann können wir ja picknickten gehen. Blaise und Pansy sorgen für die Verpflegung!“ Sie freute sich darauf, denn diesmal hatten sie beschlossen, es mit einer Decke in gemütlicher Runde zu machen. Und es lenkte sie ein wenig davon ab, dass sie heute Abend wahrscheinlich noch ein Nerven aufreibendes Gespräch mit Ronald Weasley hatte… Harry nickte ergeben. Eigentlich wollte er nur noch schlafen, aber Essen war auch keine schlechte Idee… solange es nicht in der Großen Halle war. Und Picknick klang doch vielversprechend. Das letzte jedenfalls hatte ihm gefallen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Come, take a breath Make this moment last Be here right now This is the place and time Forget the world And leave it all behind ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Erste. *g* Die beiden sind süß... Harry hat Angst, sich zu verraten und die Kontrolle zu verlieren, und Draco steckt in einem Gefühlschaos... Das ist toll. ^-^ Shirokko: Und die einzigen, die das durchschauen, sind Blaise und Mione. Und Pansy ist auch schon kurz davor… oder längst dabei… Es ist absolut traurig… *seufz* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)