Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Im Wasser --------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 19: Im Wasser Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Freedom Call – Flying High. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 19: Im Wasser Harry war tot. Ron bekam ihn kaum aus dem Bett, schleifte ihn schließlich unter die Dusche, damit er wenigstens etwas wach wurde. Viel nutzte es nicht. Und seine Laune sank auch noch, als Hermiones Gruß an diesem Morgen von einem Blick begleitet wurde, der eindeutig unter seine Haut gehen sollte, so misstrauisch war er. Sie hatte irgendwas vor! Sie gingen zum Frühstück, doch Harry bekam nichts runter. Hermione verhinderte effektiv, dass er etwas zu sich nahm. Ihre Augen waren so stechend, so wissend, so… enttäuscht, dass er ein richtig schlechtes Gewissen hatte und so schnell er konnte aus der Großen Halle floh. Verdammt, was war denn nur los? An diesem Morgen wurde er ihren Blick nicht mehr los. In Zauberkunst brachte sie ihn soweit, dass er den Spruch nicht hinbekam, bis sie Ron zu helfen begann und ihre Aufmerksamkeit diesem zuwandte. Dazu kam das Gefühl, dass auch Pansy Parkinson ihm Blicke zuwarf, die eher ins Unangenehme gingen. Was war denn los heute? Hatte er etwas falsch gemacht? Etwas, von dem er nicht wusste, was es war? Einmal wagte er, Parkinsons Blick mit einem freundlichen Maskenlächeln zu erwidern, doch sie drehte sich einfach schnippisch zur Seite und begann auf Draco einzureden. Toll. Klasse! Er wagte einen kurzen Blick zu Draco, doch der schien mehr darauf bedacht, Flitwick keine Gelegenheit zu geben, ihn wieder mal auf sein unglaubliches Talent anzusprechen. Irgendwas war hier kaputt. Auf dem Weg zu Geschichte fragte Harry seine Freundin, was denn los sei, doch sie schüttelte nur den Kopf und meinte, es wäre alles in bester Ordnung, was er ihr nicht abnahm. Dazu war es einfach zu… „Ach, verdammt!“, murrte er, ließ sich auf seinen Stuhl fallen und starrte nach vorne. Wo seine Augen direkt auf Draco zu liegen kamen. Toll. Pansy sah schon wieder rüber. Und auch Hermione tat das. Super! Toll! Harry ließ den Kopf auf die Tischplatte krachen und blieb dann einfach den Rest der Stunde so liegen. War doch völlig egal. In der Mittagspause sah er sich dann zusätzlich noch Snapes Blicken ausgesetzt, der ihn musterte, als hätte er… was eigentlich? Es war nicht der übliche Hass, nein, es war derartig unübersehbar nachdenklich, dass Harry einfach nichts damit anzufangen wusste. Was wollte der von ihm? Er konnte sich doch unmöglich darüber beschweren, dass er und Draco zusammengearbeitet hatten! Wenn er sie alleine ließ! Harry flüchtete aus der großen Halle, sobald er konnte. Gegessen hatte er kaum etwas. Das Gefühl unter Beobachtung zu stehen, war schrecklich, machte ihn nervös. Er wollte hier weg! Er wollte auch keine Pflege Magischer Geschöpfe haben, denn das würde bedeuten, wieder mit Hermione zusammenzutreffen. Und Pansy. Und Ron, der schon die ganze Zeit wissen wollte, was er angestellt hatte… Hilfe! Seine neue Freundin Zoora war die erste, die aus dem Gatter kam und auf ihn zu lief. Niedliches, augenkrebserregendes Wesen. Warum war sie so pink? „Hermione, wenn du mich noch einmal heute anschaust, werde ich dich verhexen!“, sagte er ernst, als sie eine Augenbraue hob und die Begrüßung damit stumm quittierte. „Warum, darf ich dich nicht mehr anschauen?“, gab sie zurück und er wäre fast geplatzt. „Nicht so!“ „Ach, wie schaue ich denn?“ Es kam im Endeffekt so, dass Harry nicht zu antworten brauchte, denn sein Krillkanifa war der definitiven Meinung, dass es genug war, dass Hermione definitiv zuviel Aufmerksamkeit bekam und sie das beenden müsste. Sie trieb ihre kleinen Zähnchen so tief in ihre Haut, dass sie aufschrie und blutete. Und obwohl Harry ausgiebig mit ihr schimpfte, war er ihr auch dankbar, denn Hermione musste zur Krankenstation und er hatte eine halbe Stunde Ruhe vor ihr. Vor ihr, nicht vor Pansy und es war auch nicht wirklich hilfreich. Denn jetzt hatte er auch noch die Aufmerksamkeit von Raue-Pritsche. Dazu kam die Müdigkeit… Es gab einfach Tage, da sollte man im Bett bleiben, ganz egal, was einen erwartete. Als der Unterricht vorbei war, verzog sich Harry ganz unauffällig hinter Hagrids Hütte und wartete dort, bis seine Freunde gegangen waren, bevor er zu Fang in die Hütte ging und dort an der Tür zu Boden sank. Fang überfiel ihn, schlabberte ihn ab, aber es störte ihn nicht. Er wünschte sich Hagrid her, damit er mit ihm reden konnte, doch das war nicht möglich. Warum war alles so kompliziert? Erst nach einer Viertelstunde zog er den kleinen Zettel aus der Tasche und begann den ersten Spruch darauf zu üben. Es war gar nicht so einfach aus Büchern zu lernen, wie er es gedacht hatte. Nachmachen war einfacher… ~*~*~*~ Draco war früh wach. Er war selbst erstaunt darüber, aber die Strafarbeiten bei Snape und die innere Anspannung hatten wohl das ihre dazu beigetragen. Er war ein wenig verblüfft über die Freundlichkeit, mit der Pansy ihn begrüßte. Vor allem, als er Blaises Blick auffing, der deutlich verriet, dass dieser nur Bahnhof verstand. Aber von ihm aus... Dann war eben wieder alles in Ordnung. Störte ihn mit Sicherheit nicht... Dafür hing Pansy aber auch die ganze Zeit an seinem Arm. Und wenn sie das nicht tat, dann sandte sie stechende Blicke durch die Gegend. Bitte, wenn sie Spaß daran hatte. Es war ihm egal. Überhaupt versuchte er einfach nur, seine Ruhe zu haben. Gerade in Zauberkunst konnte er nur mit Mühe dafür sorgen, dass Flitwick ihn nicht ständig heimsuchte. Er vermasselte einen Spruch nach dem anderen. Und trotzdem stand der kleine Lehrer dauernd an seinem Tisch. Es war wirklich zum Verrücktwerden. Der hatte sich da tatsächlich auf etwas eingeschossen... Kaum zu glauben. Gerade hatte er den fünften Zauberversuch versaut – und war damit Flitwick losgeworden – als sich Pansy plötzlich zur Seite wandte. „Sag mal, sollen wir nach dem Mittagessen ein wenig an den See gehen?“ „Klar, ich bin dabei.“ Blaise grinste breit. Draco zuckte nur mit den Schultern. „Okay.“ Pansy warf Blaise zwar einen giftigen Blick zu, der nur allzu deutlich verriet, dass sie nicht an ihn gedacht hatte, doch der schwarzhaarige Slytherin tat unbeeindruckt. Endlich, endlich war diese Zauberkunsttortur vorbei. Dafür begann die nächste. Zaubereigeschichte. Noch mehr Einschlafhilfe konnte einem kaum ein Fach geben... Draco seufzte leise und bettete den Kopf auf die verschränkten Unterarme. Er blickte zur Seite und starrte aus dem Fenster. So ein schönes Wetter... Perfekt zum Fliegen. Und wo saß er? Genau – in einem stinklangweiligen Unterricht. Zwischendurch warf er einen Blick beiseite und musterte Pansy. Warum verdrehte die sich eigentlich ständig den Hals? Und besonders gut gelaunt sah sie nicht gerade aus... Hinter ihnen saß doch nur das Trio... Wahrscheinlich hatte sie wieder Granger auf dem Kieker. Aber bitte... Wenn sie Granger fertig machte, dann sollte ihm das nur recht sein. Er schaute wieder nach draußen, einen sehnsüchtigen Glanz in den grauen Augen. Er war mit seinen Gedanken weit fort und wusste selbst nicht genau wo. Es war vor allem ein Gefühl, das sein Denken anfüllte... Wie besprochen ging das neue Slytherintrio nach dem Mittagessen nach draußen an den See. „Herrlich!“, quietschte Pansy und ließ sich an einem der Bäume nieder und wandte ihr Gesicht der Sonne zu. Draco und Blaise setzten sich ebenfalls ins Gras, wobei sie sich gegenseitig als Rückenlehnen missbrauchten. Das war eindeutig bequemer als ein rauer Baumstamm... Pansy redete ein wenig über den Unterricht und Draco ließ ihre Worte achtlos an sich vorbeiziehen. Die Sonne machte ihn gemütlich und träge... Das war ein schönes Gefühl. Er hatte die Augen geschlossen und war vollkommen entspannt. „Sagt mal, glaubt ihr, dass man mit Gryffindors befreundet sein kann?“ Pansys unmittelbare Frage riss Draco aus seiner Entspannung. Doch nach außen hin zeigte er dies kaum. Er öffnete nur scheinbar träge ein Augenlid und blinzelte sie an: „Keine Ahnung... Wie kommst du darauf?“ „Nur so...“ Sie stockte und musterte ihn forschend. „Ich habe mich gestern mit Granger erstaunlich gut verstanden...“ „Du und das Schlammblut?“ Jetzt war Draco hellwach und blickte sie skeptisch an. „Nenn sie nicht so!“, fauchte Pansy unvermittelt. Der Blonde blickte nun verblüfft drein – und einen Augenblick später erschrocken, denn Blaise hinter ihm, war herumgewirbelt und hatte ihn seines Gleichgewichts beraubt. Einen Sekundenbruchteil danach lag Draco mit seinem Oberköper auf Blaise Schoß und rieb sich den Hinterkopf. „Was? Du freundest dich mit Granger an?“ Blaise war vollkommen perplex. Pansy zuckte mit den Schultern. „Das habe ich nicht gesagt...“, maulte sie. „Und selbst wenn – das ist kein Grund, dass du dich auf einmal so hektisch bewegst...“, brummte Draco und wollte sich aufsetzen, doch Blaise drückte ihn zurück. „Meine Beine sind so bequem wie mein Rücken.“ Der Schwarzhaarige grinste. „Nein, finde ich nicht...“ „Och, hab dich nicht so...“ Blaise wuschelte ihm durch die hellblonden Haare. „Pff...“ Draco schob seine Hand weg und setzte sich auf. „Danke, eine Überraschung am Tag reicht. Ich brauche keine weitere in Form von Streicheleinheiten.“ „Nicht kuschelbedürftig?“, witzelte Blaise und seine dunklen Augen leuchteten amüsiert. „Nicht bei dir...“ Draco schenkte ihm einen aristokratisch-abfälligen Blick. „Dann komm zu mir, Draco.“ Pansy lächelte ihn strahlend an. Einen kurzen Augenblick lang hielt Draco inne, dann zuckte er mit den Schultern. Warum auch nicht? Sie war seine Freundin, nicht wahr? Und er wollte ja schließlich netter zu ihr sein... Wenig später durfte ihm Pansy durch die Haare gehen, während sein Kopf auf ihrem Oberschenkel ruhte. Eigentlich war das sogar recht bequem. Wenn es so weiterging, bekam er noch Sympathien für sie... Blaises Grinsen ignorierte er. Sollte der doch denken, was auch immer er wollte... Als es Zeit für Pflege magischer Geschöpfe wurde, brachen sie – sichtlich zum Bedauern Pansys – auf. Draco hatte die Hände in den Taschen, als sie Hagrids Hütte erreichten, an der sie wieder die pinkfarbenen Viecher vom letzten Mal erwarteten. Sein kleines Plüschtier stürzte sich auch sofort mit großer Begeisterung auf ihn. „Hach, Mr Malfoy, ihr Krillkanifa hat wirklich einen Narren an ihnen gefressen...“ Professor Raue-Pritsche musterte die beiden kritisch. Draco zuckte mit den Achseln. „Scheint so...“ „Das ist wirklich ungewöhnlich. Zwar lassen sich die Krillkanifas nur von Menschen ihres jeweiligen Geschlechts anfassen, aber eine derartige Zuneigung ist eigentlich ungewöhnlich. Normalerweise ziehen solche Krillkanifas auch generell Artgenossen ihres Geschlechts vor...“ Sie schüttelte den Kopf und wandte sich ab. „Moment mal...“ Dracos Augen weiteten sich überrascht und er blickte das pinkfarbene Fellknäuel an. „Du bist schwul?“ Blaise neben ihm brach in Gelächter aus. „Und es steht auf dich...“ Er hielt sich den Bauch vor Lachen. „Ja... Und wenn ich nicht da bin, dient dein Fellknäuel als Ersatz...“, gab Draco patzig zurück und starrte das kleine Tier auf seinem Arm noch immer fassungslos an. Klasse. Ein schwules Krillkanifa war in ihn verknallt. Konnte diese Welt eigentlich noch etwas Bekloppteres aufbieten? Vor dem Training hatte er noch genau so viel Galgenfrist, dass er seinen Besen aus den Kerkern holen und gemeinsam mit Blaise sowie Pansy, die es sich nicht nehmen ließ, bei ihm untergehakt mitzukommen, zum Quidditchfeld zu laufen. Das Training war anstrengend – gelinde gesagt. Montague jagte sie ständig über das Feld. Neben den normalen Klatschern hatte er noch fünf andere Bälle verzaubert, sodass sie alle stets auf der Hut sein mussten, um nicht versehentlich vom Besen geholt zu werden. Sie flogen Schlangenlinien, rasten durch die Katakomben des Stadions, kreisten um die Türme. Blaise, Goyle und Cassandra wurden mehrfach von den Besen geholt, kamen aber mit blauen Flecken davon. Am Ende des Trainings war Montague zufrieden. „Gut gemacht... Ihr werdet besser. Aber Draco: Du musst noch wendiger werden. Cassandra: Mehr Tempo. Und präzisere Würfe. Pucey: Du spielst nicht alleine. Denk an die anderen. Crabbe, Goyle: Nicht so hart mit den Klatschern. Die Richtung muss präziser werden. Ihr sollt damit schließlich andere Spieler vom Besen holen. Blaise: Mehr Schnelligkeit. Es gehen noch zu viele Bälle rein...“ Alle nickten und fragten sich insgeheim, warum sie eigentlich gelobt worden waren, wenn die Schwächen dennoch weiterhin so offensichtlich waren. Sobald sie aus dem Training entlassen waren – begleitet von den Worten „Und ab nächste Woche ist mittwochs Training, denkt dran!“ – hing Pansy wieder an Dracos Arm. So langsam wurde sie zu einer wahren Klette. „Du warst toll!“, jubelte sie. „Hm... Du hast Montague gehört: Ich bin noch lange nicht gut genug...“ „Aber das wirst du!“ Ihre Überzeugung war irgendwie anrührend. „Danke.“ Er lächelte leicht. „Hilfst du mir gleich bei den Hausaufgaben?“ „Ich kann nicht... Zaubertränke... Du weißt schon...“ „Mit Potter?“ Ihre Stimme wurde eisig. „Hm... Ist ja nicht meine Schuld. Snape hat ihn mir zugeteilt.“ „Ja...“ Der Blick aus ihren braunen Augen war nachdenklich auf ihn gerichtet. So nachdenklich, dass er sich zur Nachfrage gezwungen sah. „Ist was?“ „Oh, nichts. Du scheinst nur nicht gerade unglücklich zu sein, dass es ausgerechnet Potter ist... Früher hättest du dich mehr darüber aufgeregt.“ Draco schaute an ihr vorbei. „Weißt du, man gewöhnt sich an einiges... Auch daran.“ „So?“ Sie zog eine Augenbraue hoch. „Hey, du freundest dich mit Granger an. Also kritisier mich nicht.“ „Also freundest du dich mit Potter an?“, hakte sie nach. Draco wandte sich ab. „Es gibt Dinge, die dich schlichtweg nichts angehen, Pansy.“, sagte er kühl. „Ich bin deine Freundin, Draco.“ „Ja, und?“ „Was meinst du, was in der Gerüchteküche los ist, wenn ich weg bin?“ Ihre Augen wurden schmale Schlitze. „Denk da mal drüber nach.“ Sie drehte sich um und ließ ihn stehen. Draco blickte ihr mit zusammengezogenen Augenbrauen nach. Das war jetzt keine erfreuliche Entwicklung. Was zum Merlin wollte sie eigentlich? Er zog die Schultern hoch und ging weiter. Im Kerker nahm er eine Dusche, holte seine Schulsachen ab und verschwand dann in Richtung Raum der Wünsche. ~*~*~*~ Harry bekam nicht wirklich auf die Reihe, was er wollte. Er war zu unkonzentriert. Viel zu nervös. Seine Hände zitterten förmlich. Schrecklich. Und dann kam ihm etwas, was ihm bisher entgangen war: Es hatte einen Überfall auf das Ministerium gegeben, nicht wahr? Sirius war in Hogwarts gewesen, um mit Snape zu sprechen, eine Tatsache! Konnte es nicht sein, dass Sirius da gewesen war, um Snape zu fragen, ob noch so eine Aktion geplant war? Das wäre dann ja… War dann auch der Blick des Lehrers beim Mittagessen anders zu verstehen gewesen? Aber wenn ja, wie sollte er ihn deuten? Wo Snape wohl gerade war? Harry holte die Karte des Rumtreibers aus der Tasche, aktivierte sie und ließ seine Augen darüber streifen. Er fand Draco ziemlich schnell. Er flog wohl gerade, war ziemlich flink auf dem Papier unterwegs… Es würde dieses Jahr schwerer werden, aber das war klar gewesen. Nur hatte er gegen Draco noch immer einen Vorteil: er war leichter und dadurch weniger schwerfällig. Irgendwo am Rand war Pansy. Und Blaise Zabini war auch da. Die drei waren seit neustem auch unzertrennlich. Dagegen waren Crabbe und Goyle in den letzten Jahren nichts gewesen. Aber darum ging es gerade nicht. Seine Augen wanderten weiter, streiften Hermiones und Rons Füße, die durch die Gänge eilten, wahrscheinlich auf der Suche nach ihm. Welch ein Glück, dass er die Karte hatte und nicht sie… Aber auch das war nicht der Sinn der Suche… Harry fand Snape wenig später. Er war bei Dumbledore. Das hieß, er kam gerade aus dem Raum, der Dumbledores Büro darstellte. Das hieß, jetzt wäre die perfekte Möglichkeit, ihn danach zu fragen, was Sirius ihm gesagt hatte. Wenn er sich das trauen würde… So blieb er sitzen und beobachtete, wie der Zaubertränkelehrer in seinen Kerker hinunterging. Unterwegs blieb er stehen und unterhielt sich mit einem Mädchen… Oder wahrscheinlich stauchte er es zusammen… Kurz darauf erblickte er nicht weit von dem Büro der Fledermaus Draco, Blaise und Pansy, alle drei recht dicht, auf dem Weg in ihren Gemeinschaftsraum… War das Training etwa schon zu Ende? Harry seufzte, erhob sich, nachdem er die Karte deaktiviert hatte und sie zurück in die Tasche stopfte. Langsam machte er sich auf den Weg, seine Augen auf den Boden gerichtet, bis er im Schloss war, denn nun ging die Hasenjagd los. Er musste Hermione und Ron ausweichen, falls sie ihn fanden, er wollte den Schülern nicht begegnen, die ihn plötzlich alle anzustarren schienen, wollte die Weasleys nicht sehen, die ihn an seinen Fehler erinnerten… Als er schließlich am Raum der Wünsche ankam, war er mit den Nerven völlig am Ende. Es war schlimmer als Paranoia, denn das hier war real! Er riss die Tür auf, schmiss sie hinter sich zu und lehnte sich von innen dagegen, die Schultasche einfach zu Boden fallen lassend. ~*~*~*~ Draco kam als erster im Raum der Wünsche an. Insgeheim war er ein wenig enttäuscht, dass Harry noch nicht da war, aber sie hatten ja auch keine spezielle Uhrzeit ausgemacht. Was auch eine Sache war, die schwer möglich war, da Montague dazu neigte, das Training mal länger und mal etwas kürzer zu gestalten... Je nachdem, wie es gerade lief - und damit sich kein Rhythmus einpendelte, so wie eben bei einem richtigen Quidditchspiel. Er wollte bis zum Schluss wissen, dass seine Leute am Limit flogen. Und das war heute wirklich der Fall gewesen. Ein Klatscher hatte Draco unsanft an der rechten Schulter erwischt und er wusste, dass sie sicherlich bald blau werden würde. Aber das war nichts gegen Blaise, Cassandra und Goyle gewesen... Die hatten mehr Blessuren abbekommen. Gedankenverloren breitete sich Draco mit seinen Sachen auf dem Tisch aus und zog dann das Buch hervor, in dem er als letztes über Felix Felicis gelesen hatte. Wenig später schrieb er bereits wieder wichtige Dinge heraus. Er schrak regelrecht aus seinen Gedanken, als auf einmal die Tür geknallt wurde. Der Blonde blickte auf und sah sich einem reichlich mitgenommen wirkenden Gryffindor gegenüber. Seine Augen waren geweitet und sein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Er hatte sogar seine Tasche fallen gelassen. „Alles okay?“, fragte Draco stirnrunzelnd und ließ die Feder sinken. ~*~*~*~ Harry öffnete die Augen, blickte ihn sekundenlang an, bevor er plötzlich alle Luft aus seinem Körper ließ. Aufgebracht bückte er sich nach seiner Tasche, kam zu ihm und warf sie unachtsam auf den Tisch. „Die regen mich auf!“, rief er. „Wieso können die ihre Augen nicht einmal bei sich lassen? Warum müssen sie immer alle da sein? Warum können sie mich nicht in Ruhe lassen? Ihre Sprüche! Ihre vermaledeiten Anschuldigungen! Ja, meinen die denn, ich wüsste nicht, dass es meine Schuld ist? Meinen die, dass ich irgendwie bescheuert bin, dass ich nicht bemerke, dass sie mich im Auge behalten, als wäre ich ein Schwerverbrecher! Ich ertrage das nicht mehr! Ich will das nicht mehr haben! Ich…“ Er stockte, blickte Draco an, ließ sich plötzlich in seinen Sessel fallen, seufzte. „Entschuldigung. Du kannst ja nichts dafür.“, murmelte er leise, schloss die Augen wieder. Hier war er in Sicherheit. In Sicherheit vor allen, denn niemand kannte diesen Raum! Niemand wusste, wo er war! Es war ein erleichternder Gedanke… ~*~*~*~ Schweigend hörte der Slytherin zu. Seine Augen ruhten auf Harry und folgten seiner Mimik. Hatte der Gryffindor ihm nicht noch vor ein paar Tagen gesagt, dass er diese Dinge nicht an sich heranlassen sollte? Es schien, als wenn diese Schutzmauer heute gebrochen wäre... „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, wenn du dich aufregst und wütend bist. Vor allem nicht, wenn es nicht wegen mir ist.“ Über Dracos Gesicht huschte ein leichtes Grinsen, dann wurde er wieder ernst. „Ich weiß, es ist nicht leicht, das auszuhalten - glaub mir, ich sammele da gerade auch sehr eingehende Erfahrungen -, aber irgendwie geht es.“ Ein beiläufiges Schulterzucken. „Ich rufe mir immer wieder in Erinnerung, dass sie mir gleichgültig sind. Und dass dort draußen niemand ist, dessen Meinung mich interessiert. Insbesondere nicht von diesen Leuten, die ihr Fähnchen nach jedem Wind drehen...“ Ja, solange sie keinen wunden Punkt erwischen... Dann drehst du wieder durch, nicht wahr? ~*~*~*~ Harry seufzte. „Sie sind mir nicht gleichgültig!“, sagte er hilflos. „Ich mag Hermione, ich mag Ron, ich mag die Zwillinge… Ich…“ Er unterbrach sich und sank ein bisschen tiefer in den Sessel. „Draco, wusstest du, dass Voldemort das Ministerium angegriffen hat? Sie haben Menschen umgebracht! Und sie geben mir die Schuld daran…“ Der letzte Satz kam nur leise, war in seiner Verzweiflung aber nicht gebrochen. Harry verzweifelte daran, dass er ihnen glauben wollte, denn er hatte es vorausgesagt… Zumindest Percys Tod. ~*~*~*~ Draco schüttelte bei seiner Frage den Kopf. Er hatte keine Ahnung gehabt. Und er fand es bedenklich, dass sich die Todesser bereits so stark fühlten, dass sie diesen Angriff wagten. Außerdem traf es ihn doch, dass sein Vater ihn im Unklaren ließ. Kein Vertrauen. Obwohl er seinen Sohn möglichst zu seiner Marionette geformt hatte. „Wer dir dafür die Schuld gibt, ist ein Idiot!“, sagte er hart. „Was kannst du dafür, wenn das Ministerium von Todessern angegriffen wird? Du bist hier, nicht dort. Und du bist kein Todesser oder Anhänger des Dunklen Lords. Woher solltest du es wissen?“ ~*~*~*~ „Percy ist dort gestorben.“ Die Antwort war kaum noch hörbar, während Harry aus dem Fenster schaute, lächelte. „Sie sagen, ich hätte es gewusst, also hätte ich sie warnen müssen, wenn ich noch auf ihrer Seite stehen…“ Das Lächeln wurde breiter, verzweifelter. „Aber ich wusste davon nichts. Woher auch? Ich wusste doch nicht mal, dass ich das mit Percy gesagt habe!“ ~*~*~*~ Draco schwieg, als er die Ursache von Harrys Verzweiflung vollständig begriff. Eine getroffene Vorhersage, an die er sich nicht erinnern konnte... Und daher keine Warnung... Es war nachvollziehbar und zugleich... waren Schuldgefühle fehl am Platz. „Wenn du es wirklich prophezeit hast, dann wäre es so oder so eingetreten. Hast du in Wahrsagen nichts über Prophezeiungen gelernt? Von Sehern getroffene Wahrsagungen treffen immer ein. Man kann nichts dagegen tun. Wenn dir wahrgesagt wird, dass du in einen Fluss fallen wirst, kannst du noch so sehr alle Flüsse meiden - am Ende wirst du in einem landen. Prophezeiungen sind unabänderlich. Es wird geschehen.“ Er holte tief Luft. „Nehmen wir an, du hättest Percy gewarnt - was wäre dann geschehen? Er wäre vielleicht nicht zur Arbeit gegangen, sondern ausgegangen und dann in die Todesser hineingestolpert. Oder er hätte im Büro etwas vergessen... Oder, oder, oder. Abgesehen davon hast du keine genauen Umstände vorhergesagt. Nur, dass er sterben wird. Wie soll man jemanden davor warnen? Es hätte ein Herzinfarkt im Bett sein können. Die Umstände sind tragisch. Das ganze Ereignis ist tragisch, aber du hättest nichts ändern können. Gar nichts.“ Draco verschränkte die Arme vor der Brust und fixierte den Gryffindor fest. Irgendwie hatte dieser einen Hang dazu, alle Schuld der Welt auf seine Schultern zu laden. ~*~*~*~ Wieder… wieder waren Dracos Worte so unglaublich logisch. Bestechend fast. „Ich weiß es.“, antwortete Harry und lächelte ihn an. Er war ruhiger jetzt. „Aber es hilft nichts. Ich bin halt so. Selbst wenn ich weiß, dass ich nicht schuld bin, es gibt immer eine Möglichkeit. Vielleicht hätte ich ihn warnen können. Vielleicht hätte ich ihn retten können, wenn ich die Möglichkeit dazu bekommen hätte. Vielleicht auch nicht. Aber ich hätte es versuchen können.“ Harry wusste genau, dass es nicht das war. Er hätte sich dann womöglich nur noch mehr Vorwürfe gemacht, wenn er es nicht geschafft hätte, was ihm Cedrics Tod schon zur Genüge bewiesen hatte. Und trotzdem… Er richtete sich auf, schob die Gedanken beiseite. „Aber du hast Recht.“, sagte er entschlossen. „Es bringt nichts, sich darüber aufzuregen! Wir werden jetzt arbeiten und ich werde später einen Weg finden, wie ich in Zukunft solcherlei Dinge verhindern kann.“ Er griff nach seiner Tasche und holte das Buch heraus. Schade, dass er Dracos Feder nicht dabei hatte, aber um diese zu holen, dazu waren nicht genug Nerven da gewesen. ~*~*~*~ Draco lächelte leicht, als er Harrys entschlossene Miene sah. Das war gut. Er ließ sich wenigstens aus diesem Sog herausholen. Aber an sich... Das war ein Charakterzug an Harry, der zwar durchaus ehrenhaft sein mochte, ihm aber früher oder später noch ernsthafte Probleme bereiten würde. Wenigstens psychischer Art. Da war nur zu hoffen, dass er das irgendwann einmal in den Griff bekommen konnte... Der blonde Slytherin senkte den Blick wieder und konzentrierte sich erneut auf ihre Aufgabe. Schweigend schrieben sie beide, versicherten sich nur hin und wieder, was der jeweils andere bisher rausgefunden hatte. Schließlich, nachdem sie gut eine oder zwei Stunden gearbeitet hatten, stand Draco auf und drückte seine Rücken durch. Es knackte ein wenig. Langsam trat er ans Fenster und schaute hinaus. Die Nacht war lau und der Wind schön warm. Und unten glitzerte der See einlandend im Mondlicht... Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Er hatte eine Idee. Und auf einmal das Bedürfnis endlich mal wieder schwimmen zu gehen... „Lass uns schwimmen gehen.“, sagte er daraufhin unvermittelt und wandte sich zu Harry um. Seine grauen Augen leuchteten vor Begeisterung. ~*~*~*~ Harry blickte perplex auf. Schwimmen? Jetzt? Wie spät war es denn? Kurz vor… halb zehn. So spät schon? Wieso wollte er schwimmen gehen? Sie hatten doch gar keine Badesachen dabei! Oder hatte Draco das? „Ich weiß nicht…“, sagte er nachdenklich, sich ein wenig sträubend. Ihm war schon warm, er würde auch gerne schwimmen gehen, aber… Was wenn sie jemand dabei sah? Sie waren beide nicht gerade unbekannt, auch ohne Uniform nicht. ~*~*~*~ „Wieso nicht? Es ist niemand draußen... Noch nicht einmal...“ Draco biss sich kurz auf die Zunge. „…Hagrid. Filch und Snape laufen im Schloss herum... Och, komm schon...“ Der Ausdruck in seinen Augen wurde bittend. Etwas, was äußerst selten geschah. ~*~*~*~ Wer sollte da noch standhalten? Wenn Draco diesen Blick immer brachte, wenn er etwas wollte, dann konnte er sich schon als ewigen Verlierer betrachten. Harry lachte. „Schön. Schwimmen also. Und was ist mit Badesachen? Hast du die vielleicht schon dabei oder muss ich Mione doch noch unter die Augen treten?“, fragte er amüsiert. ~*~*~*~ Draco lächelte breit. Wunderbar. Und die letzte Frage war auch ganz einfach zu beantworten. „Du trägst Unterwäsche, oder?“ Er zog leicht eine Augenbraue hoch und fügte hinzu: „Und als Handtücher nehmen wir die Umhänge... Alles ganz einfach.“ ~*~*~*~ Harry starrte ihn an. In Unterwäsche baden? Das… hatte er noch nie gemacht. Tante Petunia… war nicht da. Sie konnte es nicht mitbekommen und selbst wenn… Er ließ sich noch immer von dem Gedanken an sie einschüchtern, obwohl er doch bald Voldemort entgegentreten wollte! Er war so ein Idiot! Ein Lächeln trat auf sein Gesicht und er schwang den Zauberstab. Er hatte keine Lust, die Tasche per Hand zu packen. Und damit Draco nicht zu lange brachen würde, packte er seine auch gleich. „Dann mal los!“, sagte er. „Sonst kommen wir noch in die Sperrzeit und das muss ja nun nicht sein, nicht wahr?“ ~*~*~*~ Draco grinste noch immer und sah zu, wie Harry ihrer beide Taschen per Magie packte. Dann griff er nach seiner und schulterte sie. „Nein, die Sperrzeiten sollten wir möglichst meiden. Oder wenigstens vor ihrem Beginn draußen sein... Und jetzt sind die meisten eh auf dem Weg zu ihren Gemeinschaftsräumen. Es wird uns wahrscheinlich niemand zusammen sehen...“ Zumindest war die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sie niemandem begegneten, recht hoch. Es dauerte nicht lange, da hatten sie den See erreicht. Eine Weile gingen sie noch an seinem Ufer entlang, bis Draco schließlich stehen blieb. Die Bäume boten hier einen gewissen Sichtschutz vor dem Schloss. Aus den meisten Fenstern - insbesondere aus dem Ravenclawturm, der in ihre Richtung blickte - würde man sie nicht sehen können. Er ließ seine Tasche ins Gras fallen und seinen Umhang kurz darauf direkt daneben. Er warf Harry noch einen kurzen Blick zu, dann folgten dem Umhang auch Krawatte, Hemd, Schuhe und Socken. Gerade als er seine Hose öffnete, hielt er inne und blickte auf. Der Gryffindor stand wie angewurzelte da. „Machst du etwa einen Rückzieher?“ Dracos Blick war forschend. Zugleich ging ihm auf, wie angenehm der laue Wind auf seiner nackten Haut war. Seine Nackenhaare stellten sich zwar auf, aber das war nicht unangenehm. ~*~*~*~ Harry wurde rot. Da war sie wieder, diese innere Unruhe, die seit ein paar Tagen weg gewesen war. Er spürte sein Herz schlagen, fühlte die Panik kommen, fühlte den Drang, wegzulaufen, aber… Er hatte es versprochen! Nie wieder! Nie wieder weglaufen! Langsam schloss er die Augen, legte den Kopf in den Nacken und atmete einmal tief ein und aus, bevor er seinerseits begann, sich auszuziehen. Langsamer als Malfoy und noch immer mit dem Gefühl kämpfend, dass er besser verschwinden sollte. Das sollte er tatsächlich. Ganz schnell. Doch er tat es nicht. Den Blick zu Boden gesenkt entfernte er Krawatte, Hemd, Schuhe und Socken und schließlich die Hose, genau die gleiche Reihenfolge wie Draco, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein, dass er es diesmal anders machte als sonst. Lauer Wind kühlte seine Haut, strich durch seine Haare, ließ ihn leicht frösteln, auch wenn er irgendwie seltsam sicher war, dass das nicht von der warmen Sommerbrise kam. Irgendwie… Ein kurzer Blick zu Draco… ~*~*~*~ Gut, er machte also keinen Rückzieher. Wieder ein kurzes Lächeln, dann streifte Draco auch seine Hose ab. Sein Blick glitt über den See. Die Vorfreude war überwältigend. Das silberne Licht des Mondes strich über die glänzende Wasseroberfläche und spiegelte sich darin. Ohne dass er es wahrnahm, glänzte das Mondlicht auch auf seiner hellen, beinahe schon alabasterfarbenen Haut, die seine Mutter ‚aristokratisch-blass’ nannte. Er drehte sich wieder zu Harry, legte den Kopf schief und ließ seine Augen kurz über den Gryffindor wandern. Er war schlank, beinahe schon mager, aber dennoch... Ein ansprechender Anblick, für den viele Mädchen wahrscheinlich einiges geben würden. Schmale Taille, dank Quidditch auch gut trainiert... Draco wandte den Blick wieder ab und schaute erneut auf den See. ~*~*~*~ Harry trat neben ihn. „Irgendwie schön.“, sagte er leise. Er hatte die Blicke gespürt, hatte schließlich seinerseits den anderen betrachtet, bevor dieser sich ganz abgewandt hatte. Schön würde man ihn nennen. Wirklich schön, das musste er zugeben. Da konnte kaum jemand mithalten. Kein Wunder, dass Draco letztes Jahr als gute Partie gegolten hatte, trotz seiner Gesinnung und seines Alters. Die Haare und die blasse Haut ließen ihn fast weiß erscheinen, die Augen waren dagegen fast dunkel. Wie Fleur ein bisschen und doch nicht ganz so überzogen. Er war natürlicher, freier in seinen Bewegungen, sein Körper besser gebaut… Sie war dünner gewesen, zu dünn fast in seinen Augen, Draco nicht. Er konnte sich mit dem Mond messen… Und ihm war etwas aufgefallen. „Woher ist die Narbe?“ ~*~*~*~ Dracos Finger wanderten unwillkürlich zu der schmalen Linie, die sich noch heller von seiner weißen Haut abzeichnete. Das raue Gefühl der vernarbten Haut war ihm so vertraut... Die schmale Narbe zog sich von einem Punkt knapp unterhalb seines Herzens bis zum Rippenbogen. Ein seltsames Gefühl überkam ihn, jagte ihm unwillkürlich eine Gänsehaut über den Rücken. Ohne es zu merken, schlug er der Erinnerung wieder die Tür vor der Nase zu. „Ich... erinnere mich nicht. Ich weiß nur, dass ich sie schon lange habe... Ich kann noch nicht einmal sagen seit wann...“ Er lächelte schief. ~*~*~*~ Ihm hatte also niemand gesagt, woher er seine Narbe hatte… Auch gut. War womöglich besser so. Immerhin hatte die Erfahrung gezeigt, dass Narben schreckliche Vergangenheiten hatten. Harrys Augen streiften über das mondbeschienene Wasser. Seine Gedanken waren leer, die Unruhe fort. Was war das nur immer? Mal da, mal nicht… Wer sollte da durchblicken? ~*~*~*~ „Aber genug davon. Wir sind schließlich hier, um zu schwimmen...“ Die ersten Schritte in das Wasser tat Draco langsam und gewöhnte sich an die Kühle, dann begann er zu laufen und als das Wasser knietief war, tat er einen Hechtsprung und tauchte ab. Erst zehn, zwanzig Meter weiter draußen tauchte er wieder auf. Hier konnte er gerade noch stehen. Mit beiden Händen strich er sich das helle Haar aus dem Gesicht, während er sich zugleich umwandte und zu Harry zurückblickte. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige war stehen geblieben, hatte es zuerst gar nicht so recht mitbekommen, dass Draco schon losging, doch jetzt konnte er sich gar nicht mehr bewegen. Wie in flüssiges Silber getaucht stand der Blonde im Wasser. Flüssiges Silber in den Haaren, flüssiges Gold auf den Wangen, Mondenlicht in den Augen. Und das Wasser zog leise zittrige, silbrige, konzentrische Wellen um ihn herum, bei jeder noch so zarten Bewegung eine neue. Draco als der Mittelpunkt des Lichts… Harry kamen fast die Tränen. Das war toll. Allein dafür hatte es sich gelohnt, hier herauszukommen. Was würden die Wasserwesen sagen? Mit Sicherheit würden sie Draco entführen, weil er ihnen Konkurrenz machte. ~*~*~*~ Draco stand still und wartete noch einen Augenblick. „Was ist? Worauf wartest du? Das Wasser ist toll!“ Er grinste und tauchte wieder ab, nur um dann einige Meter von der gleichen Stelle entfernt wieder aufzutauchen und erneut zum Ufer zurückzublicken. Sie waren doch nicht hierher gekommen, damit er jetzt allein schwamm und Harry wie angewurzelt am Ufer stand... ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige schüttelte seine Bewunderung ab, nickte und ging dann zu dem Wasser. Es war nicht ganz so kalt, wie er angenommen hatte. Es war sogar recht warm, im Vergleich zu seiner Vermutung. Und es tat tatsächlich gut. Es umspülte seine Füße, warf auch hier diese faszinierenden kleinen, silbrigen Wellen… Es war magischer als ihr Unterricht… Noch ein paar Schritte weiter und er war plötzlich weg, kam prustend und geschockt wieder hoch, blickte unter sich und paddelte mit Armen und Beinen, während er versuchte zu erkennen, war da unten ihn so plötzlich unter Wasser gezogen hatte. Er begann zu lachen, als er begriff, dass es nichts weiter als eine Untiefe war, kaum mal zwei Meter breit und lang. Aber er hatte genau getroffen. Typisch. Aber es hatte gleich zwei Vorteile: Er war endgültig nass, was ihm sonst immer etwas schwer fiel, und diese komische Stimmung war verschwunden. Ein Blick zu Draco, dann blitzte der Schalk in seinen Augen auf. Er tauchte unter, schwamm auf ihn zu und stellte dabei fest, dass er seine Brille noch aufhatte. Es nahm ihm den Wind aus den Segeln… Deshalb also hatte er alles so genau sehen können. War er denn bescheuert? Er tauchte auf, nahm noch währenddessen die Brille ab. Musste er halt noch mal raus, um sie wegzulegen… ~*~*~*~ Harry kam nicht weit. Draco hatte Lunte gerochen und tauchte hinter ihm her. Mit einem vergnügten Blitzen in den Augen fasste er den Gryffindor an der Taille, hielt ihn fest und zog ihn kurz unter Wasser, nur um ihn sofort darauf wieder loszulassen. Harry sollte sich schließlich nur ein klein wenig erschrecken - und nicht ertrinken... Er selbst schwamm einige Meter zurück und tauchte dort prustend wieder auf. ~*~*~*~ Der Schreck war da, durchfuhr ihn bis in die Fingerspitzen, als er die Augen aufriss und dann war es still. Wasser um ihn herum, während Feuer durch seine Adern rann. Was war das? In seinem Bauch kribbelte es, seine Fingerspitzen brannten, sein Herz klopfte. Von so einem simplen Streich? Harry tauchte auf, pustete das Wasser aus seiner Nase und schüttelte den Kopf, um es auch aus seinen Augen herauszubekommen. Dann blitzte er Draco an. Er tauchte ab. Er war schnell im Wasser, hatte vom letzten Jahr Übung, wenn auch diesmal nicht so gute Voraussetzungen. Und er bekam Draco zu fassen, begann ihn zu kitzeln so gut er konnte. Das war schon einmal schief gegangen, aber diesmal hatte Draco wie er keinen Boden unter den Füßen, vielleicht machte es einen Unterschied? Ganz fies zielte er auf die Nahtstellen der Rippenbögen an den Seiten. Das letzte Mal hatte es besonders gut funktioniert dort! ~*~*~*~ Draco quietschte erschrocken auf, als Harrys Finger auf einmal seine Seiten berührten und ihn kitzelten. Er strampelte, ging unter, tauchte wieder auf und spuckte Wasser. Er musste lachen und schluckte wieder Wasser. Da blieb nur noch Verteidigung auf die gleiche Art und Weise... Hier konnte er ihn ja schlecht festhalten... oder? Nun, er würde es sicher versuchen. Aber erst einmal... Seine Hände glitten durch das Wasser, berührten weiche Haut und begannen ebenfalls zu kitzeln. Flink huschten sie über Harrys Seiten, zugleich versuchte er auch immer wieder die Hände des Gryffindors abzuwehren, doch es gelang ihm nur mäßig. Dass er immer wieder unterging und Wasser ausspucken musste, machte die ganze Sache nicht gerade einfacher. ~*~*~*~ Natürlich kam sofort die Revanche. War ja klar gewesen. Aber immerhin bekam er diesmal nicht die Hände zu fassen, darauf achtete der Schwarzhaarige wirklich penibel. Er wollte hier nicht absaufen. Aber abgesehen von dem kitzligen Gefühl, das seine Lachmuskeln malträtierte, war das hier angenehm. Er lachte, bekam schon allein aus diesem Grund Wasser in den Mund und in die Nase… Draco war gut, aber er würde gewinnen! Sicherlich! Es war ein einziges Prusten und Schnauben, diese Wasserschlacht, aber befreiend. Der Stress des Tages fiel von ihm ab, als wäre er nur Schlamm, der sich im Wasser löste. ~*~*~*~ Was auch immer er tat, er bekam Harry einfach nicht genug zu fassen. Wie ein Fisch schien er ihm immer zu entgleiten... Irgendwann hob Draco die Hände. Dabei trat er Wasser, um nicht noch mehr unterzugehen, als es ohnehin schon der Fall war. „Okay, okay, ich gebe auf! Ich gebe auf!“ Er musste dabei noch immer lachen. ~*~*~*~ Perplex starrte Harry ihn an, seine Augen weit, dann grinste er. „Gewonnen!“, seufzte er, ließ sich im nächsten Moment erschöpft aber selig grinsend nach hinten fallen. War das anstrengend! Viel anstrengender als auf dem Turm oben. Es kostete noch mehr Kraft als Quidditch! Erst als die Luft in seiner Lunge nicht mehr hielt und den versprechenden Auftrieb versagte, bewegte er sich wieder, blickte zu Draco hinüber, der wieder die Arme im Wasser hatte. Er war so eigenartig verschwommen… Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Seine Brille… Wo war seine Brille? Das war doch… Ein letzter Blick auf den Blonden, dann tauchte er ab, bis zum Grund, doch es war zu dunkel. Er konnte rein gar nichts sehen, aber mit den Händen zu tasten war viel zu mühsam! Er brauchte seinen Zauberstab! Dringend! Mit einem kräftigen Schub stieß er sich von dem schlammigen Untergrund ab und tauchte zur Oberfläche hinauf. „Ich muss meinen Zauberstab holen!“, rief er Draco zu, dann schwamm er los zum Ufer, wo ihre Kleider lagen. ~*~*~*~ Draco fiel es in dem Augenblick ebenfalls auf, wie Harry von seinem Zauberstab sprach. Er trug keine Brille mehr! Irgendwie sah sein Gesicht dadurch gleich ganz anders aus. Ungewohnt... Diese musste während ihres Herumgealbers im Wasser verloren gegangen sein. Und das war etwas, das ernst war... Draco war zwar selbst nicht kurzsichtig, konnte sich aber recht gut vorstellen, dass Harry das Fehlen seiner Brille gewisse Unannehmlichkeiten brachte. Er schwamm hinter dem Gryffindor zum Ufer. Mit einem simplen Accio würde dieser seine Brille gleich wieder haben... ~*~*~*~ Sobald Harry das Ufer erreicht hatte, wühlte er in seinen Kleidern nach dem Zauberstab. Eigentlich war es gar nicht so eilig, aber er war trotzdem hektisch bei der Sache. Als er ihn endlich fand, war er unendlich erleichtert. Er richtete sich auf, hob den Stab und rief den Accio, damit seine Brille wiederkommen möge… Sie kam. Braves Guckgerät. Zuerst passierte zwar nichts, doch dann machte es leicht platsch und sie erhob sich aus den silbernen Fluten. „Ein Hoch auf die Magie!“, seufzte er, als er sie erleichtert in Empfang nahm. Er setzte sie auf und lächelte dann dem aus dem Wasser steigenden Draco zu. „Schusseligkeit muss bestraft werden.“, zuckte er entschuldigend mit den Achseln und lachte dann. Und dann kam ihm ein Gedanke. Eigentlich war der Zauber als Aufmunterung für die Weasleys gedacht gewesen, weil sie so traurig waren, weil er sich entschuldigen wollte, doch es schadete doch nicht, wenn er ihn auch Draco vorführte, oder nicht? Er drehte sich wieder um und wühlte erneut in seinen Sachen, bis er ein bereits zerknittertes Papier aus seiner Tasche zog. Der dritte Spruch von unten… Heute Morgen hatte er es nicht geschafft, aber da war er auch nicht bei der Sache gewesen, vielleicht ging es ja jetzt… Leicht lächelte er dem herannahenden Jungen zu. „Aureus fevêre!“, sagte er, bewegte leicht die Spitze seines Stabes und augenblicklich waren sie von golden glühenden Lichtern umgeben, die wie Glühwürmchen um sie herumschwebten. Sie quollen in einer unendlichen Flut aus der Spitze seines Zauberstabes hervor. Wie viele es waren… ~*~*~*~ Draco lächelte Harry schweigend zu. Dem Gryffindor war eine gewisse Erleichterung anzumerken. Das Wasser lief in kleinen Bächen an ihm herab und auch Draco spürte, wie sich einige Tropfen Richtung Boden vom ihm verabschiedeten. Der Wind war angenehm kühl auf seiner nassen Haut. Er legte den Kopf in den Nacken und schaute einen Augenblick zu den Sternen empor. So schön und so fern... Wie sie wohl von nahem aussehen mussten? Er sah wieder zu Harry, der gerade einen Spruch murmelte. Einen Moment später umgaben sie herumschwirrende Sterne. So wirkte es auf Draco im ersten Moment. Verwundert legte den Kopf schräg und betrachtete die schwirrenden Lichter, streckte sogar die Hand aus und ließ eines auf seinen Fingerspitzen landen, wo es eine Weile vor sich hinstrahlte, ehe er es wieder freigab. „Wunderschön...“, sagte er leise, nahezu ehrfürchtig. Langsam drehte er sich im Kreise, betrachtete diese schwebenden Sterne, dann wanderte sein Blick wieder zu Harry. Dieser schien nahezu seine Gedanken gelesen zu haben... Draco ließ sich noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen - tropfnass, wie er war - auf seinem Umhang nieder und sah zu, wie die goldenen Lichter sie weiterhin umkreisten. ~*~*~*~ Ja, diesen Blick, den hatte Harry erwartet. Und nur für diesen Blick hatte er es überhaupt versucht. Schweigend trat er näher an Draco heran, blieb hinter diesem stehen und beobachtete die leuchtenden Punkte, wie sie die blasse Haut des Blonden zum Leuchten brachte, seine Haare zum Glänzen. Es war ganz anders als das Mondlicht. Hier im Schatten der alten Weide war das Silberlicht verschwunden, die Farben waren wärmer, freundlicher, nicht so kalt, nicht so abweisend. Sie standen ihm nicht so gut, aber es war Harry gleich. Ein weicher Wind strich über ihn und er fröstelte leicht, hatte ihn das Wasser doch trotz Bewegung ziemlich durchgekühlt. Der Wind vertiefte dieses Gefühl noch etwas. Harry griff nach seinem eigenen Umhang, hüllte sich darin ein und hockte sich dann neben seinen neuen Freund. Irgendwie fehlten ihm die Worte… ~*~*~*~ Draco beobachtete die herumtanzenden goldenen Lichter und spürte, wie der Wind ihn langsam trocknete. Eine Gänsehaut überzog seinen Körper, aber das war ihm gleich. Erst als er langsam zu zittern begann, richtete er sich soweit auf, dass er seinen Umhang hervorziehen und sich darin einhüllen konnte. Seine grauen Augen leuchteten, während er die kleinen Sterne verfolgte. Das war atemberaubend. Und er musste ehrlich gestehen, dass er nicht wusste, wann er das letzte Mal eine derartige Begeisterung für etwas verspürt hatte. Er schaute hinüber zu Harry. Er hatte das Bedürfnis etwas zu sagen, aber ihm fehlten schlicht die Worte. Und so sagte er nichts, sondern sah den Gryffindor nur stumm an. ~*~*~*~ Gerade wollte Harry den Mund öffnen, da verblassten die ersten Lichter. Sie glühten noch einmal auf, dann erloschen sie. Nacheinander alle, wie Seifenblasen, die platzten. Cinderellas Traum war vorbei. Harry ließ sich zurückfallen, streckte die Arme von sich und schloss die Augen. Er versuchte sich, das Bild von Draco hinter seine Lider zu brennen, damit er es wieder sehen konnte, wenn er wollte. Er wusste nicht warum. Es war ihm ja nicht mal bewusst, aber als er die Augen wieder öffnete, war über ihm nur das schwarze Blätterdach der Weide, durch das einzelne Sterne funkelten. Licht kam nur über die spiegelnde Oberfläche des Sees in ihren kleinen, natürlichen Hain. Er blickte zu Draco hinüber, sah ihn nachdenklich an. Dann öffnete er den Mund, stockte und schloss ihn schließlich wieder. Jetzt war ihm schon wieder entfallen, was er sagen wollte. Dabei war es doch… Tja, was war es gewesen? Er hatte etwas Nettes sagen wollen, aber was? ~*~*~*~ Dracos Aufmerksamkeit wurde von den langsam verglühenden Lichtern in Anspruch genommen. Sie glichen beinahe kleinen Sonnen, die eine nach der anderen explodierten... Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihm aus, das er nicht wirklich fassen konnte. Er schaute wieder zu Harry, der sich mittlerweile zurückgelehnt hatte und auf dem Rücken lag. Langsam wandte der Gryffindor den Kopf und sah ihn an. Die grünen Augen glänzten im Dunkel beinahe so wie die Augen einer Katze. Ein kurzes Lächeln huschte über Dracos Lippen. Die große Turmuhr von Hogwarts schlug zwölf. Mitternacht. „Ich glaube... wir sollten wieder zurückgehen...“ Der Blonde hatte das Gefühl, als wenn ihm seine Stimme nicht so recht gehorchen wollte, beinahe, als wenn sie sich weigern wollte, diesen Augenblick zu zerstören. Aber sie musste. Denn sie mussten wohl oder übel ins Schloss zurück. ~*~*~*~ Harry schloss gequält die Augen, als er langsam die Schläge zählte. Zwölf. Und Hermione würde ausrasten… Wenn sie nicht schon längst nach ihm suchte. So als Schülersprecherin… Apropos… „Du bist echt ein schlechtes Vorbild, Draco.“, sagte er mit einem amüsierten Grinsen. „Bist Vertrauensschüler und lässt einen einfachen Schüler wie mich hier draußen mitten in der Nacht schwimmen gehen. Leistest ihm sogar noch Gesellschaft!“ Er verursachte in schnalzendes Geräusch mit der Zunge und richtete sich dann ruckartig auf. „Böser Bube!“ Und wie sich das gehörte, hob er den Mahnfinger, schüttelte ihn leicht. ~*~*~*~ Draco zuckte leicht mit den Schultern. Er hatte sich definitiv nicht um dieses Amt als Vertrauensschüler bemüht. Die meiste Zeit über ignorierte er es und so, wie er es mitbekommen hatte, war Pansy kaum besser. Gut, abgesehen davon, dass sie die Erstklässler gerade zu Respekt vor älteren Schülern erzog. Wahrscheinlich hatte Dumbledore sie beide unter anderem deshalb ausgewählt, weil er geahnt hatte, dass die anderen Slytherins ihr Amt mehr ausnutzen würden. Ausgenommen Blaise. Aber der war sowieso eine absolute Ausnahme in Slytherin. Und er selbst... Nun, der Verteidigungsaspekt mochte für Dumbledore bei der Auswahl des Malfoy-Sohnes einen Hauptpunkt gespielt haben. Das vermutete Draco zumindest. „Die Rolle des Bösen steht mir, was?“ Ironie und eine gewisse Belustigung lagen in seiner Stimme, vermischt mit einem winzigen Hauch von Melancholie. „Wenn ich wirklich böse wäre, würde ich dir jetzt Punkte abziehen...“ Kurz blitzte es in seinen Augen auf. „Erst verführe ich dich dazu, mit mir hier rauszukommen, und dann ziehe ich dir Punkte ab. Das hätte mir letztes Jahr einfallen sollen.“ Der Blonde stand auf und rieb sich die restliche Feuchtigkeit mit seinem Umhang von Körper und Haar, dann zog er sich langsam wieder an. ~*~*~*~ Ja. Nur dass er letztes Jahr wohl nicht mit ihm hier hinausgegangen wäre. Harry hopste ebenfalls auf die Füße, stopfte seine Kleider in seine ohnehin schon überfüllte Tasche, dann ordnete er den Umhang. Kurz duschen, dann ins Bett, vorher noch Hermione wecken, damit sie nicht wieder draußen schlief… Er seufzte. Es hieß schon wieder Abschied nehmen. Und es fiel ihm keinen Deut leichter, als die letzten Male. „Ich wünschte, wir könnten auch öffentlich befreundet sein.“, schoss es ihm durch den Kopf. „Dann wäre die Zeit dazwischen nicht so lang.“ ~*~*~*~ Langsam gingen sie zum Schloss zurück. Zumindest diesen Weg teilten sie noch, ehe sie in ihre getrennten Häuser gehen mussten. „Es wäre angenehmer...“, antwortete Draco, ohne groß darüber nachzudenken. „Aber wenn dem so wäre... Mein Vater würde mich umbringen. Und das ist jetzt keine bildhafte Umschreibung dafür, dass er ausrasten würde.“ Erstaunlich, wie er das so ruhig aussprechen konnte. Er hatte sich offenbar schon längst damit abgefunden. So sehr, dass er sich darüber noch nicht einmal mehr aufregen konnte. Noch nicht einmal seine Stimme hatte gezittert oder so etwas. Es war wie zu sagen, dass es hier draußen nicht kalt war. Draco schaute zur Seite, beobachtete Harrys Reaktion. ~*~*~*~ Dieser nickte, hatte noch immer nicht mitbekommen, dass das Gespräch eben nicht nur in seinem Hirn stattfand. „Dem würd ich gerne mal gegenüberstehen.“, murmelte Harry und seine Hand krallte sich um seinen Zauberstab, der eigentlich in seinem Ärmel stecken sollte. Ja, das wäre toll, dann könnte er… Na ja, vielleicht sollte er die Sprüche erstmal lernen, bevor er plante, wie er sie gebrauchen würde… ~*~*~*~ Damit hatte Draco nun bedingt gerechnet. Wenn er das gerade richtig verstand, dann wollte Harry sich sogar vor seinem Vater für ihn einsetzen. Beinahe verschlug es ihm die Sprache. Verblüfft sah er, wie der Gryffindor sogar seinen Zauberstab zog. „Nein, das würdest du nicht wollen, glaub mir.“ Sanft legte der Blonde seine Hand auf Harrys und drückte sie mitsamt Zauberstab herunter. „Außerdem ist das meine Sache.“ Schatten huschten durch seine Augen. Oh ja, es war seine Sache. Sein persönlicher Kampf. Und da würde sich niemand einmischen. ~*~*~*~ Harry zuckte regelrecht zusammen, starrte Draco an, dann lächelte er. „Mag sein.“, sagte er ebenso ruhig wie der Blonde. „Aber das hindert mich nicht daran, meinem Ziel zu folgen.“, erwiderte er. Dann hatten sie den Eingang erreicht. Er grinste ihn an, sich plötzlich darüber bewusst werdend, was er da verraten hatte, was keiner wissen sollte, doch es war zu spät. Flucht war wohl das Beste, wenn er Glück hatte, dann hatte Draco bis morgen vergessen, was er gesagt hatte, wenn nicht hatte er zumindest eine Ausrede parat. Hoffte er zumindest. Er winkte, dann rannte er davon, durch die Eingangshalle zu den Treppen, dann dort hinauf. Im Gemeinschaftsraum schlief tatsächlich Hermione. Das Mädchen hatte ein Buch auf dem Schoß, einen Brief darin und murmelte leise Dinge vor sich hin. Es war ein Buch aus der Bibliothek. Was sie wohl diesmal wieder nachschlug? Harry lächelte amüsiert, ging zu ihr, schüttelte sie kurz, bis sie verwirrt die Augen aufschlug und ihn ansah. „Du solltest in deinem Bett schlafen.“, sagte er grinsend. „Das ist erholsamer!“ „Und du solltest seit… zweieinhalb Stunden hier sein!“, schoss sie zurück. Es war erstaunlich, wie schnell sie wieder wach war. Er hätte länger gebraucht. „Wo bist du gewesen?“, hängte sie vorwurfsvoll an. „Ich war lernen.“, gab er zurück und streckte sich. Hermione betrachtete ihn kritisch und Harry war plötzlich glücklich darüber, dass sie noch so lange unten gesessen hatten, denn wären seine Haare noch nass, hätte sie es als Lüge durchschaut. Was sie zweifellos auch so tat. Aber immerhin sagte sie nichts. „Geh ins Bett!“, sagte sie. „Und wenn du in der nächsten Woche noch einmal zu spät kommst, dann werde ich dir Punktabzug erteilen, dass dir schwarz vor Augen wird!“ Harry nickte versichernd, dass er verstanden hatte, flüchtete dann mit einem „Gute Nacht“ - nun schon zum zweiten Mal an diesem Abend - die Stufen hinauf in seinen Schlafraum. Oh Mann, er wollte nur noch schlafen, mehr nicht. War doch nicht auszuhalten, was die mit ihm trieben! Oder in was er sich da reinritt… Die Drohung mit dem Punkteabzug… Das bedeutete, dass die Abende mit Draco noch kürzer werden würden. Das bedeutete, dass die Ruhe abnehmen würde, sein Felsen im Sturm kleiner wurde… Harry rollte sich zusammen, machte sich ganz klein und versteckte sich unter der Bettdecke. Er wollte nicht! Er wollte ganz und gar nicht! Warum konnte es nicht alles einfacher sein? Warum… konnte Lucius Malfoy nicht tot sein? Ohne dass er etwas dagegen machen konnte, gab er diesem einen Mann die Schuld an allem. Draco hatte ihm gesagt, wie sehr er alles unter Kontrolle hatte, was er alles beeinflusste, wie er dem Blonden schadete. Wie er ihm schadete, indem er ihm die Möglichkeit nahm, mit Draco öffentlich befreundet zu sein. Wie er ihm schadete, indem er vorhanden und Todesser war. Und ohne dass er es merkte, wuchs seine Wut auf Malfoy Senior. Sie brannte in ihm, unbemerkt, schwelte vor sich hin und vereinigte sich allmählich mit dem brennenden Gefühl, das für Voldemort existierte, das schon seit langer Zeit dort brannte… Es überlagerte die abgekühlte Stelle, die Draco hinterlassen hatte. Bevor er richtig einschlief, wuchs in ihm ein Entschluss: Noch bevor Voldemort starb, war Malfoy Senior dran. Noch vor ihm. Damit Draco außer Gefahr war. ~*~*~*~ Ein misstrauischer Ausdruck trat in Dracos Augen. Sein Ziel? Was für ein Ziel? Aber er hatte keine Chance mehr zu fragen, denn sie hatten das Portal erreichte und mit einem leichten Winken verabschiedete sich Harry. Der blonde Slytherin sah ihm noch einen Moment lang nach. Das roch doch sehr nach Flucht. Aber gut... Morgen würde er ihn wieder sehen und irgendwann würde er die Möglichkeit bekommen, ihn zu fragen. Draco steckte die Hände in die Hosentaschen und schritt zu dem Slytheringemeinschaftsraum. Heute hatte er Pech. Einmal musste er sich in einer Nische hinter einer Rüstung verstecken, weil Snape auf seinem Rundgang unterwegs war. Zum Glück sah ihn der Zaubertränkelehrer nicht. Das hätte ihm ja noch gefehlt... Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, während er wartete, dass Snape weit genug weg war, um dann aus seinem Versteck zu huschen und sich noch etwas schneller auf den Weg in den Kerker zu machen. Überraschendweise war der Gemeinschaftsraum nicht leer, als er eintrat. Pansy hatte auf ihn gewartet. Sie hatte noch mit Draco reden wollen und es sich deshalb in einem Sessel bequem gemacht. Als es jedoch später und später geworden war, war sie eingeschlafen und lag nun, halb zusammengerollt, auf einem der schwarzen Sessel. Draco blieb stumm vor ihr stehen. Jetzt erinnerte er sich schlagartig wieder an das Gespräch vom Nachmittag. Bis gerade hatte er es vollkommen vergessen. Diese seltsame Beziehung zwischen ihnen machte ihr wohl doch mehr zu schaffen, als er erwartet hatte. Aber war das verwunderlich? Er seufzte leise und streifte dann seinen Umhang ab. Mittlerweile war dieser wieder trocken, sodass es kein Problem war, Pansy damit zuzudecken. Zumindest das konnte er tun. Ins Bett bringen konnte er sie ja schlecht - der Gang zu den Mädchenschlafzimmern war wirklich gemein gesichert - und sie zu wecken war gerade das letzte, was er wollte. So breitete er den Umhang über sie und strich ihr behutsam ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Beinahe bedauerte er, dass sie ihm nicht mehr bedeuten und er ihr nicht mehr Gefühl entgegenbringen konnte. Leise wandte er sich ab und ging weiter in den Jungenschlafsaal. Blaise lag angezogen auf seinem Bett und hatte offenbar auch auf ihn gewartet. Leicht schüttelte Draco den Kopf. Warum machten sich die beiden denn solche Sorgen? Auch Blaise deckte er zu. Irgendwie schienen die beiden glatt so etwas wie eine fürsorgliche Ader in ihm zu wecken. Seltsam... Aber es konnte auch an der Uhrzeit liegen. Er war müde. Der Tag war lang gewesen und das Schwimmen im See hatte auch seinen Tribut gefordert. Aber er bedauerte es nicht, auf diese Idee gekommen zu sein. Nein, ganz und gar nicht. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er sich auf sein Bett fallen ließ und innerhalb weniger Minuten eingeschlafen war. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ When the moon is rising With a silver shining light He’s waking up the angels Of the night ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Hach! *schwärm* Ich will diese Lichter auch sehen! Ich will auch einmal in ihnen baden. In einem See, wo Mondlicht drauf fällt, mit Sternen über dem Kopf! Und den beiden Schnuckis nebendran… Nja… ich wollte eigentlich ein Bild zu der Szene malen, aber im Endeffekt ist es anders geworden. Ich habe festgestellt, dass ich keine halbnackten Jungen malen kann. Deswegen hab ich sie irgendwann einfach angezogen… und es sind viel zu wenig Lichter… *seufz* *seligsmilendvorsichhinträumt* *gegenabbylehn* abranka: Und das Bild ist toll. ^^ *zudemoriginalrüberschau* *smile* ...ich find die Idee so klasse. *g* Mitten in der Nacht schwimmen gehen. Und das von Draco. *g* Er macht sich... =^-^= http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=950893&sort=zeichner Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)