Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Auf dem Astronomieturm ---------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 13: Auf dem Astronomieturm Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Jackson Browne – For Everyman. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 13: Auf dem Astronomieturm An diesem Abend hatte Harry massive Probleme damit, einzuschlafen. Er wälzte sich herum, doch nichts ging mehr. Er war so unruhig, dass er einfach nicht still liegen konnte und sich immer wieder von der einen auf die andere Seite warf. Letztendlich hatte er die Schnauze voll und zog sich seinen Umhang über, darüber noch den Tarnumhang. Er verließ ungesehen den Schlafraum und ebenso unbemerkt den Gemeinschaftsraum. Wohin jetzt? Er wusste es nicht. Vielleicht sollte er in die Bibliothek gehen und diesen Spruch von Bill mal ausprobieren… Doch ehe er es sich versah, stand er wieder auf dem Astronomieturm. Er bemerkte es kaum. Seine Augen waren auf die Stelle geheftet, wo Malfoy heute Abend noch gestanden hatte, und das Bild kam zurück. Mit all seiner Eindruckskraft. Der rote Himmel, Malfoys Lächeln, das seidige Haar, das so ungebändigt im Wind geflattert hatte… Langsam trat er näher darauf zu, schloss die Augen, als er direkt neben der Stelle stand, an der er gewesen war. Seine Hände legten sich auf die Brüstung und ein Lächeln sich auf seine Lippen. Ein Windstoß blies ihm die Kapuze des Tarnumhangs vom Kopf, doch er kümmerte sich nicht weiter darum. Wenn er ganz fest daran glaubte, dann konnte er Malfoy hier spüren… ~*~*~*~ Draco war froh, als er endlich im Bett lag. Wie er es Blaise - mehr oder weniger - versprochen hatte, war er nett zu Pansy gewesen. Wenigstens einigermaßen. Eigentlich war er hundemüde, aber er konnte nicht schlafen. Wieder und wieder wälzte er sich herum. Bis er dann einfach aufstand. Er streifte seine Hose über die Boxershorts - wer brauchte bei dem Wetter schon einen Schlafanzug? - und zog sich nachlässig ein Hemd über. Oben und unten ließ er Knöpfe aufstehen. War somit weniger warm und sehen würde ihn nachts sowieso niemand. Leise schlüpfte er in seine Schuhe und schlich dann hinunter in den Gemeinschaftsraum. Es war wirklich niemand da. Er verließ den Raum und blieb auf dem Gang stehen. Und jetzt? Mit einem leisen Lumos erhellte er sich den Weg. Eigentlich wollte er gerne noch einmal auf den Turm... Dort hatte es ihm heute Abend gefallen. Wenigstens so lange, bis der Unterricht angefangen hatte... So leise wie nur irgend möglich schlich er durch die Gänge, lauschte immer wieder auf Geräusche und erreichte schließlich die Treppen, die zu dem Turm empor führten. Kurz erinnerte er sich daran, dass es streng verboten war, außerhalb des Unterrichts auf den Turm hinaufzugehen, doch genauso verboten war es ja, nachts durch die Gänge zu streifen... Er zuckte mit den Schultern und stieg die Treppen empor. Durch die Fenster fiel soviel Mondlicht, dass er das Licht seines Zauberstabs nicht mehr brauchte und es verlöschen ließ. Überraschenderweise stand die Tür zu der Beobachtungsplattform offen - er trat hindurch und erstarrte. Harry war hier oben? Er stieß versehentlich gegen die Tür und diese schlug mit einem leisen Klappen gegen die Mauern. ~*~*~*~ Das leise Geräusch ließ Harry erschrocken herumwirbeln. Hatte man ihn erwischt? War Snape… Seine Augen wurden größer, als er Draco erblickte. Verwirrte Haare, Kleider unordentlich… Eindeutig genauso erstaunt wie er. Der Schwarzhaarige begann zu lächeln. „Was machst du denn hier? Warum schläfst du nicht?“ Na ja, ihm sollte es recht sein, denn dann brauchte er sich nicht mehr nur vorzustellen, dass er hier wäre, denn jetzt stand er ja leibhaftig vor ihm. ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern und trat langsam auf den Gryffindor zu. „Konnte nicht schlafen. Und irgendwie schien es mir eine gute Idee zu sein, hier hoch zu kommen...“ Er lehnte sich mit einem Lächeln neben Harry an die Brüstung. „Es ist übrigens etwas seltsam allein mit deinem Kopf zu reden.“, fügte er trocken hinzu. ~*~*~*~ Verwirrt blinzelte Harry, dann blickte er an sich hinunter und begann verlegen zu grinsen. „Oh… Sorry…“ Er öffnete die Schnallen des Umhangs und zog ihn von seinen Schultern. „Hatte ich ganz vergessen…“ Er drehte sich wieder um und starrte in die Nacht hinaus. Sterne, wohin das Auge reichte. Nicht wie vorhin, wo alles noch vom Abendgrauen erhellt war. Jetzt sollte man mal durch die Fernrohre schauen, aber jetzt waren sie natürlich nicht da. Selbst die Sichel des Mondes war jetzt zu sehen. Silbrig und schmal. Zunehmend… in zwei Wochen oder so würden sie dann Vollmond haben. Harry schloss die Augen. Das Gefühl hatte sich verändert, seitdem Malfoy neben ihm stand. Es war weicher, sehr viel ausgeglichener, nicht so melancholisch. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Schon komisch… Ich bin richtig froh, dass du gekommen bist. Ich war so…“ Er verstummte für einen Augenblick, um nach dem richtigen Wort zu suchen, aber ihm fiel immer nur das eine ein: „… unruhig.“ Es traf es am besten. Weshalb sollte er denn sonst hier oben sein? ~*~*~*~ Draco musste bei dem verlegenen Ausdruck auf Harrys Gesicht grinsen. Irgendwie war das niedlich. Der Blonde schaute zu, wie Harry die Augen schloss und das Gesicht in den Wind hielt. Er lächelte sogar. Draco selbst blickte nun auch wieder hinaus in die Nacht. Man konnte unter dem Sternenhimmel weit sehen. Viel weiter, als man es in der Nähe irgendwelcher beleuchteten Orte konnte. Die Bäume des Waldes konnte er erkennen, die silbern glänzende Oberfläche des Sees und die Berge... Draco wusste nicht, was er sagen sollte. Wieder überkam ihn der eigenartige Drang, den Gryffindor in den Arm zu nehmen. Das alles hier erschien ihm wie ein Traum. Gemeinsam oben auf dem Astronomieturm bei Nacht unter dem Sternenhimmel... Das war schon eher etwas, was er unter ‚Romantik’ verbuchen konnte. Allerdings - mit einem Jungen? Er lächelte leicht und sagte dann: „Und es ist schön hier zu sein...“ ~*~*~*~ Glücklich kicherte der Schwarzhaarige und legte für Sekunden seinen Kopf auf die Brüstung, einfach um das seltsame Kribbeln in seinem Magen unter Kontrolle zu bekommen. Als er dann wieder aufsah, starrte er zum See hinüber. Die Oberfläche lud zum Baden ein, ganz still, silbrig glänzend. Andererseits wusste er, dass das Wasser ganz kalt war, keine Voraussetzungen, jetzt hineinzuspringen, wenn man sich keine Erkältung holen wollte. Es war keine Sonne da, die einen wärmte... Sein Lächeln verlor sich im gleichen Zuge wie seine Gedanken. Es war, als würde der Wind sie fortwehen. Er schloss die Augen, widerstand der Versuchung, sich gegen Malfoy zu lehnen, heldenhaft, lehnte sich stattdessen zurück. „Welchen Zauber meintest du vorhin?“ ~*~*~*~ „Hm?“ Draco brauchte einen Augenblick um Harrys Frage zu verstehen. Der Zauberkunstunterricht schien schon wieder so lange her zu sein... „Oh, keinen speziellen... Ich meinte generell, dass es für alles einen Spruch gibt. Auch für schwebendes Feuer... Ich glaube aber, ich habe irgendwo einmal einen gesehen...“ Er runzelte die Stirn und versuchte, sich zu erinnern. „Ich werde nachsehen, wenn das so wichtig für dich ist.“ Er lächelte den Gryffindor an und verspürte auf einmal den Wunsch, ihm durch die Haare zu wuscheln. Dieser wirre Haarschopf lud einfach dazu ein... Und diesem Drang konnte er jetzt nicht widerstehen. Seine Finger berührten das weiche Haar und strichen hindurch. Schnell, viel zu schnell, zog er die Hand wieder zurück. ~*~*~*~ Erschrocken und mehr aus Reflex war Harry zurückgewichen, hatte dabei die Brüstung losgelassen und den Halt verloren, hatte einen Schritt zurück machen müssen, um sich wieder zu fangen. Sekundenlang blickte er den anderen an, als würde er entweder gleich schreien oder aber wegrennen. Oder nicht? Er war so verwirrt. Was hatte das zu bedeuten? Das war so… ungewohnt! Aber doch angenehm, oder etwa nicht? Ganz langsam verzogen sich seine Lippen zu einem Grinsen. Sie hatten doch beschlossen, dass sie Freunde waren. Da war das doch normal! Er kam den Schritt zurück und in seinen Augen blitzte es. „Keine Gnade.“, knurrte er, dann stürzte er sich auf ihn und da Draco keinen Umhang trug, war es für ihn umso einfacher, an seine Seiten zu kommen, um ihn abzukitzeln. ~*~*~*~ Draco quietschte erschrocken auf, als Harry sich auf ihn stürzte und ihn kitzelte. Kitzeln! Das hatte noch nie jemand mit ihm gemacht. Die schlanken Finger huschten über seine Seiten und brachten ihn zum Lachen - er konnte schwerlich anders. Dann wehrte er sich. Allerdings war es schwer Harry zu kitzeln, da dieser den doch recht dichten Schulumhang um die Schultern trug. Keine Chance. Blieb also nur eins... Er packte Harrys rechtes Handgelenk, wirbelte ihn herum, fasste sein linkes Handgelenk, so, dass Harry seine Arme vor der Brust nun überkreuzt hatte und zog ihn an sich. Harrys Rücken lehnte nun an seiner Brust. „Und jetzt?“, fragte er leise in sein Ohr. ~*~*~*~ Die Aktion kam so überraschend, dass Harry nicht einmal die Möglichkeit hatte, sich zu wehren. Und nach dem nächsten Wimpernschlag hing er schon im Schwitzkasten. Toll. Klasse! Und jetzt? Noch immer lachte er, halb betrunken vom akuten Freudentaumel. Doch das Lachen blieb ihm im Halse stecken, als er die Stimme hörte. Dunkel, leise… Sie brachte das mulmige Gefühl zurück. Und er stellte erstaunt fest, dass es keine Angst war. Es war viel eher eine Mischung aus Unsicherheit und Wohlbefinden… Zitternd atmete er aus. Was sollte er denn darauf antworten? Im Grunde wollte er eigentlich nur hier so stehen bleiben. Es war angenehm, trotz der Wärme angenehm. Aber er musste doch antworten, oder? „Sag du es mir.“, gab er zurück und noch immer war der hormonelle Freudentaumel nicht vorbei, so dass er recht amüsiert klang. ~*~*~*~ „Gibst du so schnell auf?“ Draco lachte leise. Harrys Haar streifte seine Wange, kitzelte seine Nase. Eigentlich war es recht angenehm, den Gryffindor so im Arm zu halten... Und da er sich nicht wehrte... Warum den Moment nicht etwas auskosten? Unwillkürlich zog er Harry noch etwas näher. Den schmalen, warmen Körper so nah bei sich zu spüren, erfüllte ihn mit einer Zufriedenheit, wie er sie zuvor noch nicht gespürt hatte... Oder doch, ja, in diese dunklen Nische gestern Nacht... Er fühlte sich wohl in Harrys Nähe. Schlichtweg das. ~*~*~*~ Harry ließ es geschehen. „Ich will dir nicht wehtun.“, murmelte er, bevor er die Augen schloss. Es war wie gestern Nacht. Sein Herz schlug schnell, sein Bauch summte und kribbelte, als würden Ameisen darin sein, aber es war angenehm. Er mochte es, ihn zu spüren, mochte seinen Geruch, das Gefühl, dass er da war. Es erfüllte ihn förmlich. Geborgenheit… Familie hatte er gestern für sich definiert. Als wäre Malfoy ein Bruder für ihn… Einfach schön. ~*~*~*~ „Dann habe ich wohl das erste Mal gegen dich gewonnen...“ Draco legte das Kinn auf Harrys Schulter und lehnte sich gegen die Ummauerung hinter sich. Harry zog er schlicht mit. Menschliche Nähe war etwas, was Draco nicht besonders gut kannte. Seine Eltern waren nicht gerade herzlich und so war er selbst auch eher spröde und zurückhaltend, was den Umgang mit Nähe anbelangte. Aber das hieß nicht, dass er sie sich nicht manchmal wünschte... Eine ruhige, sichere Nähe. Nicht dieses aufgezwungene Getue wie mit Pansy. Eher eine Ruhe, wie er sie bei Blaise heute Mittag gefunden hatte. Oder eben ganz extrem bei Harry jetzt - und in der gestrigen Nacht. Er dachte nicht daran, einen solchen Moment schneller gehen zu lassen, als es notwendig war. ~*~*~*~ Gegen ihn gewonnen… War ihm das so wichtig? Warum wohl? Und… war es wirklich das erste Mal? Er ließ den Kopf gegen die Brust hinter sich fallen, lehnte ihn gegen Dracos Wange, ließ sich einfach fallen. Seine Augen starrten ins Leere. Sein Herz wurde ruhiger, auch wenn das Gefühl im Bauch nicht verschwand. Er fand es schade, dass er noch immer gegen ihn kämpfte. Es tat richtiggehend weh. Warum konnte diese Rivalität zwischen ihnen nicht einfach verschwinden? ~*~*~*~ Langsam ließ Draco Harrys Handgelenke los. Er hatte nicht den Eindruck, dass er den Gryffindor in seine Nähe zwingen musste. Stattdessen verschränkte er seine Hände und schloss seine Arme somit um Harrys Taille. War doch viel bequemer so... Der Wind in seinem Rücken wurde langsam etwas frischer. Es roch so, als wenn es die nächsten Tage regnen würde, doch noch war die Nacht klar. Es war seltsam... Ihm war, als wenn er alles um sich herum deutlicher wahrnehmen konnte. Seine Sinne schienen ihm schärfer... und waren doch regelrecht betäubt von dem Jungen in seinen Armen. Sein Geruch, seine Wärme, seine reine Anwesenheit überlagerte alles. Das war - gelinde gesagt - verwirrend. ~*~*~*~ Als seine Hände losgelassen wurden, ließ er sie einfach nur sinken. Was war nur los mit ihm? Warum hatte er gar nichts gegen diese Sache hier? Eigentlich war das falsch. Es ging ihm ganz plötzlich auf. Malfoy war ein Junge. Und vor kurzem waren sie noch Feinde. Jetzt waren sie Freunde, aber das war doch nicht mal unter Freunden normal. Mit Ron tat er das nicht. Noch nicht mal mit Hermione. Keiner von ihnen hatte jemals eine solche Idee entwickelt. Und jetzt kuschelte er mit Malfoy. Das sollte eigentlich nicht sein… Seine Hände wanderten zu Malfoys, legten sich darauf, zogen sie schließlich auseinander. Alles in ihm schrie danach, es nicht zu tun, aber die kleine Stimme in seinem Hinterkopf war lauter… oder vielleicht auch nur penetranter. Wie mechanisiert machte er einen Schritt vor und drehte sich um. Malfoys Hände hielt er auch einen Moment länger, als er eigentlich sollte… Er ließ ihn los. „Es ist spät. Wir sollten besser gehen…“, sagte er leise, wagte es nicht ihm in die Augen zu sehen. Er kam sich vor wie ein Verräter. ~*~*~*~ Draco war ein wenig verwirrt, als Harry auf einmal seine Umarmung löste, aber er ließ es geschehen. Er wollte sich nicht aufdrängen. Niemals... Schweigend sah er den Gryffindor an, als dieser sich umdrehte, seine Hände noch einen Augenblick lang festhielt und dann losließ... Er zog die Arme an, verschränkte sie vor der Brust. Ihm war kalt. Und er wusste nicht, ob es an dem Nachtwind lag oder an der so plötzlich verschwundenen Wärme... Auf einmal kam er sich so verletzlich vor - und das wollte er nicht. Er wollte nicht verletzlich sein. Er wollte sich nicht von irgendetwas - oder irgendjemandem - abhängig machen. Er betrachtete den Schwarzhaarigen, der auf den Boden starrte. Harry hatte Recht. Es war spät. Und sie sollten schließlich eigentlich nicht hier oben sein... Aber es gab so viele Orte, an denen er nicht sein, so viele Dinge, die er nicht tun sollte... Und das machte ihn wütend. Für einen kurzen Augenblick blitzte in seinen Augen ein Zorn gegen die Welt als solche auf. Gegen eine Welt, die ihm immer verwehrte, was er sich wünschte, was er wollte. Und gegen die er sich - bisher - nicht auflehnen konnte. Dann wurde der Ausdruck in seinen Augen weicher. Der Gryffindor sah irgendwie schutzbedürftig aus, so wie er da stand. „Du hast wahrscheinlich Recht...“ Draco stieß sich von der Brüstung ab, trat auf Harry zu und strich ihm kurz über das Haar. „Lass uns gehen.“ ~*~*~*~ Es war so gar nicht, was Harry wollte, aber er nickte, drehte sich um, blieb dann noch einmal stehen und überlegte, was er gerade vergessen hatte. Da war etwas… Er seufzte. Sein Tarnumhang. Natürlich sollte er den mitnehmen. War nur sinnvoll, wenn er sich nicht verraten und ihn nicht verlieren wollte. Als er sich zu der Brüstung wandte, auf der er lag, streifte er wie zufällig Dracos Hand. Es war ihm einfach ein Bedürfnis gewesen, auch wenn es ihm nur noch deutlicher machte, was genau er da gerade wegwarf. Ein kurzes, letztes Lächeln, das seine Augen nicht erreichte, dann ging er auf die Tür zu, erwartete halb, dass Malfoy ihm folgte, halb, dass er blieb. Er wusste nicht, was er wollte… ~*~*~*~ Es war eigentümlich. Eigentlich wollte er nicht gehen, aber letztlich war es wohl besser so... Wenn Harry ihre Umarmung nicht gelöst hätte... Wahrscheinlich stünden sie noch immer so dort. Dessen wurde sich Draco auf einmal bewusst. Er hatte sich vollkommen gehen lassen. Etwas, das ihm nie zuvor passiert war. Das war erschreckend und beunruhigend. Er konnte sich einen Kontrollverlust nicht leisten. Kurz spürte er, wie Harry ihn streifte, als er seinen Tarnumhang holte. Am liebsten hätte er ihn festgehalten... Draco blickte noch einmal hinaus in den Nachthimmel. Jetzt ein Besen und fortfliegen... Das wäre es... Er schaute wieder zur Seite und hinüber zu Harry, der ihn abwartend ansah. Langsam trat er auf den Gryffindor zu. „Komm...“ Er ging an ihm vorbei, berührte ihn noch leicht mit dem Arm und ging dann langsam die Treppe hinunter. Auf halbem Wege blieb er stehen und blickte zu dem Gryffindor zurück. Momente waren eben nie dafür gedacht, Ewigkeit zu werden. ~*~*~*~ Es war so schwer zu gehen. Jeder Schritt kostete Überwindung. Und der Gedanke an den Weg zu zweit unter dem Tarnumhang bereitete Harry Kopfzerbrechen. Wieder so viel Nähe, wieder dieses Gefühl, wieder würde es schwerer werden zu gehen… Er erreichte Draco und gemeinsam gingen sie nebeneinander her die Treppe hinab. Unten auf den Stufen wurde es dann Zeit, dass er eine Entscheidung traf… Wollte er es riskieren, wieder mit ihm unter den Umhang zu gehen? Eigentlich… behagte ihm der Gedanke gar nicht, obwohl er sich nichts mehr wünschte als das. Oder war es vielleicht das? Wollte er das vielleicht einfach nicht, weil er Angst vor diesem Wunsch hatte…? Im Endeffekt beschloss er, dass es besser war, es sein zu lassen. Die letzte Stufe erreichend, blieb er stehen, ließ den Umhang auseinander gleiten - der Stoff fühlte sich zwischen seinen Fingern an, als wäre er flüssig - und breitete ihn mit einem Schwung über Malfoy aus, der sofort vor seinen Augen verschwand. Hätte er nicht gewusst, dass er da war… „Gib ihn mir morgen einfach zurück.“, sagte er, dann begann er zu laufen. Bevor Draco es sich anders überlegen konnte, rannte er besser einfach davon. Und noch während er das tat, begann er zu weinen. Lautlos flossen die Tränen, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Er hatte das Gefühl, gerade einen großen Fehler zu begehen, aber seine Angst weiter in diesen Strudel von unerklärbaren Gefühlen zu geraten, ließ ihn weiterlaufen. Er achtete nicht mal darauf, ob da nicht vielleicht jemand war, der auf ihn wartete, hatte mehr Glück als alles andere, dass er unbehelligt das Bild der Fetten Dame erreichte, die nach einem vergeblichen Versuch nach dem Problem zu fragen, mitleidig den Weg freigab. Harry rannte direkt die Treppe hinauf, in das Schlafzimmer, das er mit den anderen bewohnte, und warf sich dort ins Bett, zog magisch die Vorhänge zu, dann verkroch er sich unter der Decke, kauerte sich ganz klein zusammen, den Kopf zwischen den Armen verborgen. Lange Zeit wollten die Tränen nicht versiegen. Er hatte Angst. Angst, was da in ihm war, was er nicht finden konnte, nicht benennen konnte und was doch immer wieder wie Luftblasen an die Oberfläche trieb und ihn sich so eigenartig verhalten ließ. Und gleichzeitig fühlte er sich unendlich allein gelassen und einsam. Nie war dieses Gefühl schlimmer gewesen als jetzt. Und das Schlimmste an alldem war, dass er selbst Schuld war an diesem Gefühl! Er war fortgerannt! Verzweifelt kauerte er sich noch ein bisschen enger zusammen. Er war so ein Idiot! ~*~*~*~ Vollkommen überrascht bekam Draco auf einmal den Tarnumhang über den Kopf geworfen und dann konnte er Harry nur noch nachsehen. Was war denn jetzt auf einmal los? Er hatte das Gefühl, als wenn sein Herzschlag aussetzte. Gib ihn mir morgen einfach zurück. Am liebsten hätte Draco laut aufgeschrieen. Er verstand die Welt nicht mehr. Langsam ging er Richtung Kerker. Er starrte auf den Boden, achtete nicht wirklich darauf, wohin er ging, sondern vertraute darauf, dass er wie mechanisch seinen Weg finden würde. Es tat weh. Es tat weh, dass Harry vor ihm weggerannt war. Wieder vor ihm weggerannt war. Brennend fiel ihm ein, dass dies nicht das erste Mal war. Und das erschreckte ihn. Was machte er denn falsch? Was? Er hatte doch nichts getan... Oder? Unsicherheit nagte an ihm. Und Schmerz... Ein nichtdefinierbarer, bohrender Schmerz. Das Gefühl wieder einmal nicht gut genug zu sein, nicht auszureichen. Niemals auszureichen. Vor dem Zugang zu dem Slytheringemeinschaftsraum angekommen, murmelte er nur kurz das Passwort und schritt weiter in den Schlafsaal. Dort war es ruhig. Die anderen Fünftklässler schliefen selig. Goyle schnarchte leise und Crabbe murmelte im Schlaf. Vertraute Geräusche. Vertraute Geräusche, die ihn jetzt wahnsinnig machten... Draco ließ sich auf seinem Bett nieder und streifte den Tarnumhang ab. Nachdenklich ließ er ihn durch die Finger gleiten. Trotz allem, trotz dieser überstürzten Flucht, musste Harry ihm vertrauen. Ansonsten hätte er ihm niemals den Tarnumhang überlassen... Das war doch ein wertvoller Besitz, nicht wahr? Nachdenklich zog er die Vorhänge zusammen. Blaise würde morgen früh den Teufel tun und es wagen, ihn zu wecken. Wenn die Vorhänge von Dracos Bett zu waren, dann war das eine deutliche Abfuhr an alle, ihn wach zu machen. Das hatte er seinen Kameraden sehr schnell eingebläut. Er streifte die Schuhe ab und kuschelte sich vollständig angezogen mit dem Tarnumhang im Arm in die Kissen. Er verstand die Welt nicht mehr. Absolut nicht... Dieses schmerzhafte Ziehen in seinem Bauch ließ einfach nicht nach... Warum konnte so ein kurzer Augenblick nur so wehtun? Und zugleich so verwirrend sein? Noch nicht einmal mehr an die ruhigen, schönen Momente auf dem Turm konnte er mehr denken, so sehr wurde alles von dieser überstürzten Flucht Harrys überlagert. Er starrte lange vor sich hin, zusammengerollt, den Tarnumhang unter seiner Wange, ehe er irgendwann einschlief. Doch selbst dann träumte er unruhig und das Gefühl, stets zu verlieren, was ihm wichtig war, und niemals für irgendetwas gut genug zu sein, brannte sich noch tiefer in seine Seele ein. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Now we're lying here So safe in the ruins of our pleasures Laughter marks the place where we have fallen And our lives are near So it wouldn't occur to us to wonder Is this the past or the future that is calling ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: *intränenausbrech* Die sind so blöd! *heul* Sie wollen sich beide umarmen und schmusen und kriegen das einfach nicht auf die Reihe! Wie kann man nur so verbohrt sein, und das Fragen lassen? Wie kann man nur so blöd sein! *schluchz* Darf ich sie schlagen? *abbyanfleh* abranka: *shi-chanfesthalt* Nein... Lieber nicht. Wir brauchen sie ja noch. ^^ Sie sind Deppen. Aber deswegen lieben wir sie doch... Außerdem sind sie süß. ^^ Weil sie beide so verwirrt und schüchtern sind. ^.^ Shirokko: Mau… *plärr* *sturzbächeflenn* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)