Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ In der Winkelgasse ------------------ Methanol Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 1: In der Winkelgasse Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Freedom Call – Ages of Power. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 1: In der Winkelgasse Es war schwülwarm, um nicht zu sagen heiß in den Straßen Londons. Menschen drängten sich durch die schmale Winkelgasse, Kinder mit ihren Eltern suchten nach Dingen, die auf den Listen standen, die gestern aus Hogwarts gekommen waren. Einkäufe für die Schulzeit. Für ein weiteres Schuljahr in Hogwarts. Harry seufzte und lehnte sich gegen eine Säule der Zaubererbank Gringotts. Er war drin gewesen, um Geld zu holen. Es war schön kühl drin gewesen, aber die Wand aus Hitze, gegen die er gelaufen war, als er wieder herausgekommen war, war erdrückend gewesen. Sie hatte ihm alle Poren geöffnet… Müde streiften seine Augen über die Gasse. Er suchte nach einer Möglichkeit, sich abzukühlen. Ein Eis wäre doch nicht schlecht. Nur, eigentlich hatte er mit Mione und Ron Eisessen gehen wollen. Also musste das noch warten… Aus seiner Hosentasche kramte er seinen Brief hervor, las auf dem zerknitterten Papier, was er brauchen würde in seinem fünften Schuljahr, suchte etwas, das ihm die Zeit bis zu ihrer Ankunft verkürzen konnte... Das fünfte Jahr… Das erste Schuljahr, wo die Bedrohung durch Voldemort so richtig aktuell war. Hier war alles ruhig, alles schien wie immer. Aber das auch nur, weil ER sich seit zwei Monaten nicht gemeldet hatte. Sicher war es hier nicht. Die Menschen glaubten bloß nicht, was er erzählt hatte. Es war ein weiterer Grund, weshalb er müde war. Seine Erlebnisse vor den Sommerferien hatten ihn Kraft gekostet. Viel Kraft. Und bei seinem Onkel und seiner Tante hatte er diese Kraft nicht regenerieren können. Er stieß sich von der Säule ab. Alles, was auf dieser Liste stand, würde er mit Ron und Hermione zusammen erstehen. Aber er wollte sie ungern auch noch mit in den Laden schleifen, den er unbedingt besuchen wollte. Er brauchte dringend neue Umhänge. Seit dem letzten Schuljahr war er um Einiges gewachsen. Lustlos machte er sich auf den Weg. Sie war ja nicht weit weg, die gute Madam Malakin, und wie er sie kannte, dauerte es auch nicht lange. Schon erreichte er den Laden, öffnete die Tür. Kaum dass er sie wieder geschlossen hatte, wuselte sie ihm entgegen, ließ ihn nicht zu Wort kommen, sondern auf einen Stuhl steigen, warf ihm den Umhangrohling über, dann begann ihn abzustecken, was er mit stoischer Miene ertrug. Genau wie ihr Gelaber. Dass sie ihn nicht erkannte, verdankte er einem Zauber, den Dumbledore gnädigerweise über ihn verhängt hatte. Sein Haar sah anders aus, war jetzt allerweltsbraun, seine Augen ebenfalls. Unauffällig. Die Narbe hatte er mit Frauenmakeup übertüncht, denn sie war nicht verschwunden, egal was der Weißhaarige versucht hatte. Der Zauber würde auch nicht lange halten. Bis zum Abend. Er war auch nur für heute, damit er es nicht noch schwerer hatte, nachdem ihn die halbe Welt für verrückt hielt und die andere ihn bemitleidete. Nur für heute… Danach musste er mit allem allein zurecht kommen… danach musste er sich der Welt wieder stellen… ~*~*~*~ Draco hatte die Schultern hochgezogen und die Hände tief in den Hosentaschen versenkt. Dieses Wetter ging ihm auf die Nerven, diese ganze verdammte Welt ging ihm auf die Nerven! Und zur Krönung dieses verfluchten affenheißen Tages durfte er auch noch alleine losziehen und seine Sachen kaufen. Weder sein Vater noch seine Mutter hatten Zeit für ihn gefunden. Er kam sich überflüssig vor, etwas, was er natürlich niemals zugegeben hätte. Sein Vater war ständig unterwegs und faselte noch mehr als zuvor von dem Dunklen Lord und seine Mutter... Wenn Draco sich nicht so sicher gewesen wäre, dass er sich irrte, hätte er gesagt, dass sie Angst hatte. Aber wovor? Sie waren Reinblüter, sein Vater Todesser – was sollte ihnen also schon passieren? Missmutig wischte sich Draco eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn. Zumindest sah man ihm nicht an, wie heiß ihm wirklich war. Sein hellgrünes T-Shirt war so verzaubert, dass man nicht sehen konnte, dass es bereits vollkommen durchnässt an seinem Oberkörper klebte. Gleiches galt für die dunkle Hose. Somit konnte er wenigstens den Schein waren. Das war doch schon mal die Hauptsache... Aus einer seiner Hosentaschen kramte er die Einkaufsliste hervor. Neue Bücher, neuer Kessel, Zaubertrankzutaten – alles kein Problem. Neue Umhänge brauchte er auch noch. Und diesmal konnte er wenigstens selbst entscheiden, wie diese aussehen sollten. Keine Mutter, die wert auf einen bestimmten Schnitt legte. Ein leichtes Grinsen huschte über sein Gesicht. Die Abwesenheit seiner Eltern war doch gar nicht mal mehr so schlecht. Er schob sich durch die Masse an Zauberern und Hexen, die die Straßen bevölkerten und steuerte den kleinen Schneiderladen an. Die Türglocke machte sich sofort bemerkbar, als er eintrat. Ihr lautes Klingeln hallte dermaßen lautstark durch die Verkaufsräume, dass Draco unwillkürlich zusammenzuckte. „Mistding.“, murmelte er leise. Wie es aussah, war die alte Schachtel mit einem anderen Kunden noch beschäftigt, sodass er sich auf einen der Stühle für Begleitpersonen und Wartende fallen ließ. Er langte mit der Hand nach den bereitstehenden Keksen und musterte die Person, der gerade ein neuer Umhang angepasst wurde. Definitiv ein Hogwartsschüler. Jungs in diesem Alter und aus diesem Teil Englands gingen so ziemlich alle nach Hogwarts. Irgendetwas an ihm kam Draco bekannt vor, aber er konnte nicht den Finger darauf legen. Der Junge sah normal aus. Stinknormal. Vielleicht war es das? Ein Hufflepuff oder so? Slytherin definitiv nicht – die waren nicht so langweilig. Gryffindor – auch nicht. Den Feind kannte man schließlich. Ravenclaw – sah er nicht helle genug für aus. Ergo: Hufflepuff. Und das sagte ja schon alles. Draco zuckte leicht mit den Achseln und nahm sich noch einen Keks. Er hatte keine Lust über diesen Jungen nachzugrübeln und zu mutmaßen, warum er ihm bekannt vorkam. Im Moment hatte er ja noch nicht einmal Lust, großkotzig aufzutreten und die alte Schachtel darauf hinzuweisen, dass ein Malfoy in ihrem Laden saß und wartete . Sein Vater hätte es getan. Nun, aber vielleicht wurde es Zeit, sich von seinem Vater zu trennen und zu entscheiden, was er selbst tun wollte. Er. Nicht sein Vater. ~*~*~*~ Harry hatte desinteressiert zur Tür gesehen, als sie gebimmelt hatte, war daraufhin beinahe vom Stuhl gefallen, was er nur ganz knapp wirklich unauffällig verhindern konnte, indem er sich umdrehte, woraufhin die gute Dame ein wenig moserte. Malfoy! Malfoy war da! Hier! Hier und nicht… Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als Wut in ihm hochkochte. Was erlaubte der Kerl sich eigentlich? Er hatte hier nichts zu suchen! Sollte er doch bei seinem Vater sein und wer wusste schon was tun, um seinem Ruf gerecht zu werden! Aber nicht hier! Nicht hier, um… Was wollte der Kerl überhaupt hier? Doch wohl kaum einen neuen Umhang für Hogwarts! Das war ja schon beinahe lachhaft! Er stutzte. Es war so ruhig hinter ihm. Keine wütende Stimme, kein Gekeife, keine… Beschwerde, dass er warten musste? Was war los? War der Blonde etwa krank? Vorsichtig wandte er den Kopf, sah, wie Malfoy ihn musterte. Gelangweilt. Definitiv gelangweilt. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Auch er erkannte ihn nicht. War doch mal ein interessanter Punkt. Seine Augen verengten sich ein wenig, als in seinem Kopf Möglichkeiten aufstiegen, wie er Malfoy dafür büßen lassen könnte, was er bei den Todessern erlebt hatte. Er könnte ihn so abgrundtief demütigen… Das Grinsen verschwand, als eine Frau aus den hinteren Gefilden des Ladens kam und auf Draco zueilte, um ihn zu bedienen. Sie brabbelte fast genauso schnell und abartig los wie die Chefin des Ladens und Harrys Laune verdüsterte sich. Nun… Sobald er hier raus war… ~*~*~*~ Draco stand auf, als die Mitarbeiterin der alten Schachtel sich regelrecht auf ihn stürzte. Ehe er es sich versah, stand er schon neben dem unscheinbaren Jungen auf einem Sockel und wurde mit Gelaber eingedeckt. „Leiser!“, maulte er. „Und die Schnittmuster bitte. Wenn ich schon bezahle, dann auch nur für etwas, das ich auch tragen will.“ Einen Augenblick lang sah ihn die Hexe irritiert an, dann nickte sie. So etwas wie Wehrhaftigkeit war sie offenbar nicht gewohnt. Sobald sie das Buch mit den Schnittmustern in seine Hände gelegt hatte, wählte Draco aus. Was Teures, Modernes. Etwas, das seine Mutter zwar nett gefunden, aber wohl nie für ihren ‚kleinen Jungen’ ausgewählt hätte. Wurde Zeit, das zu ändern. Die Schneiderhexe nickte und Augenblicke später wirbelten Scheren, Stoffe, Nadel und Faden um den Slytherin herum. Das hier machte sogar fast Spaß. Ein winziges Lächeln huschte über seine Lippen, das jedoch fast augenblicklich verschwand, als er sich daran erinnerte, dass er hier nicht allein war. Na gut, aber wer gab schon etwas auf einen Möglicherweise-Hufflepuff? Der dusselige Cedric Diggory war auch einer gewesen. Und was hatte es ihm gebracht? Einen schnellen Abgang, sonst nichts. Nun, aber dieser Abgang war zumindest etwas, womit er Potter ärgern konnte. In den grauen Augen blitzte es vor Vorfreude auf. Wieder einen Angriffspunkt entdeckt. Das war doch wunderbar. Das neue Schuljahr konnte ja gar nicht so schlecht werden. Draco warf einen Blick zur Seite und beobachtete, wie auch der Pseudo-Hufflepuff nun von einem regelrechten Gewirr aus Scheren, Nadeln und Co eingedeckt wurde. Verdammt, irgendetwas an diesem Jungen war da... Er konnte nur einfach nicht den Finger darauf legen! ~*~*~*~ Seit Malfoy es gewünscht hatte, herrschte in dem Raum tatsächlich Schweigen. Nur das Geräusch der Scheren war zu hören, das leise Atmen und das Geräusch von Konzentration. Angenehm. Harry schloss für einen Moment die Augen, gab sich der Illusion hin, alles wäre normal. Allerdings blieb das nicht lange so, denn allein Malfoys Anwesenheit ließ ihn nicht wirklich zur Ruhe kommen. Wut war da. Wut vermischt mit Hass. Und Angst. Angst davor, er könne ihn bemerken und ihn wieder mitnehmen. Zu seinem Vater, der… Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken loszuwerden, und als er die Augen wieder öffnete, blickte er direkt in zwei graue, die ihn musterten. Mit einer Mischung aus Langeweile und Nachdenklichkeit. Was wagte es der Kerl, ihn anzusehen? Die Wut war wieder da. „Was glotzt du so?“, blaffte er missgelaunt, vergaß dabei, dass seine Stimme nicht verändert worden war, da sie sowieso so gut wie keiner kannte. „Hab ich was im Gesicht?“ ~*~*~*~ Draco verzog den Mund, als der andere Junge ihn so anfuhr. „Sei froh, dass dir überhaupt jemand Aufmerksamkeit schenkt. So langweilig, wie du ausschaust.“ Dagegen war ja sogar Potter interessant. Der hatte wenigstens herausstechende Augen... Okay, sonst war er ein Idiot, aber nette Augen hatte er. Ein angenehmes Gefühl von ein wenig Wut vermischt mit Herausforderung und einer gesunden Portion Hass machte sich in Dracos Bauch breit, wenn er an Potter dachte. Das gefiel ihm. Und das Gefühl konnte er gerade wunderbar auf diesen Jungen anwenden. Damit hatte er etwas in der Hinterhand, das ihm Kraft geben würde – und Motivation. Zumindest war ihm jetzt nicht mehr langweilig und er fühlte sich bei weitem nicht mehr so genervt. „Aber…“, feixte Draco in dem Moment, „…an dir ist auch wirklich nichts, was sich lohnt, länger als zwei Sekunden anzugucken. Also reg dich ab. Meine Augen werden dich sicher nicht wieder belästigen.“ Einen Augenblick lang musterte er den braunhaarigen Jungen noch einmal von Kopf bis Fuß und schüttelte dann den Kopf. „Nein, lohnt sich wirklich nicht.“ Demonstrativ sah er zur Seite, behielt den anderen jedoch zugleich aus dem Augenwinkel im Blick. Wenn dieser Vielleicht-Hufflepuff durchdrehte, wollte er es lieber rechtzeitig wissen. Sicher war sicher. Die verzauberten Gegenstände jedenfalls wirkten schon reichlich unruhig und hektisch – fast, als wenn sie eine unsichtbare Spannung spüren würden. ~*~*~*~ Das war doch wohl… Die Wut in seinem Bauch steigerte sich enorm. Dieser Kerl da machte sich ungeniert über ihn lustig und er… Er durfte sich nicht einmal wehren! Dumbledore hatte es ihm strengstens verboten, auch nur im entferntesten Streit heraufzubeschwören! Die Welt war so… „Hng!“, unterdrückte er einen Fluch, dann sah auch er demonstrativ in die andere Richtung. Das würde er ihm büßen! Garantiert! Hundertprozentig! Noch heute! Ein leicht böses Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er den Gedanken verinnerlichte, sich an ihm labte. Seine Wut, die Demütigung der Todesser… all das würde jetzt Malfoy abbekommen! Und… Ja, er wusste auch schon wie! Besser ging es doch gar nicht! ~*~*~*~ Sobald der Slytherin gemerkt hatte, dass der Brünette keine Anstalten machte, ihm irgendetwas entgegenzusetzen, verlor er das Interesse an ihm. Es gab selten jemanden, der ihm die Stirn bieten konnte. Potter war da wohl die einzige Ausnahme. Toll, schon wieder Potter. So langsam fühlte er sich Potter-verfolgt. Er verschränkte die Arme vor der Brust und schubste einige Scheren mit dieser Bewegung beiseite, die empört einen Bogen um ihn schlugen. Wenn sein Vater doch wenigstens mit dem rausgerückt hätte, was bei der ersten Begegnung mit dem wiederauferstandenen Dunklen Lord geschehen war! Aber nein, Draco wusste nichts anderes, als das, was Sankt Potter in der Schule losgelassen hatte. Das war alles. Und mal ehrlich: Das war erbärmlich. Kunststück, dass ihm kaum jemand glaubte und ihn mindestens die Hälfte der Zaubererwelt für durchgeknallt hielt. „Mr. Malfoy.“ Draco fühlte sich von der Schneiderhexe unsanft aus seinen Gedanken gerissen. Die Umhänge waren fertig. Er bezahlte sie und gab den Auftrag, sie zu ihm nach Hause liefern zu lassen. Was sollte er das Zeug auch hier mit sich herumschleppen? Und offiziell durfte er diesen Schrumpfzauber ja nicht anwenden... Ehe er ging, warf der Blonde noch einen kurzen Blick zu dem braunhaarigen Jungen hinüber. Wie er gesagt hatte: Langweilig. Und nichts weiter als das. Draco zuckte kurz mit den Schultern und drückte dann die Tür auf, die ihn mit einem hellen Glockenton verabschiedete. Sein nächstes Ziel war der Buchladen. ~*~*~*~ Harry war Sekunden später fertig. Wieso bitte hatte seine Bedienung länger gedauert als die Malfoys? War die Chefin des Ladens so viel langsamer als ihre Kollegin? Toll. Auch er bezahlte, verließ den Laden mit einem kleinen Päckchen. Wo war die eingebildete, aufgeblasene Ratte jetzt hin? Nach links? Nach rechts? Er konnte ihn nirgends entdecken! Überall nur labernde, palavernde Idioten, die ihm die Sicht versperrten. Toll. Wirklich toll. Seine Laune sank noch. Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihm, dass er noch über eine Stunde Zeit hatte, bevor Ron und Hermione hier aufschlagen wollten. Bis dahin... Was sollte er denn jetzt machen? Noch dazu bei der Hitze? Irgendjemand rempelte ihn an und Harry fluchte ungehalten, woraufhin sich der Kerl erschrocken umdrehte und sich überschwänglich entschuldigte. Augen rollend entfernte sich der Schwarzhaarige von dem Kerl. Wer trug schon orangefarbene Klamotten? Geschmacksverirrung, aber wie. Harry beschloss sich ein wenig zurückzuziehen, etwas weniger Aufregung, etwas weniger Gedränge… Gerade steuerte er das kleine Pub an, in dem er diesmal Unterschlupf für eine Nacht bezogen hatte, da erblickte er aus den Augenwinkeln einen Schatten, der in der Buchhandlung untertauchte. Ein fieses Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und irgendwie machten ihm die Leute jetzt freiwillig Platz. Na, konnte ihm ja nur recht sein. Kurz nach dem Blonden trat er in das staubig-düstere Geschäft. „Willkommen!“, sagte ein sehr beschäftigter Mann beiläufig, packte gerade ein Buch für einen Erstklässler ein. Muggel. So wie der sich hier umsah… Malfoy war aber nicht mehr zu sehen. Wo war der Kerl nur hin? Harry blickte sich um. ~*~*~*~ Draco schlenderte in den Buchladen. Hier war es relativ voll. Den neugierigen Blicken vieler Kunden nach zu urteilen, waren einige Muggel darunter. Der Slytherin verzog den Mund. Noch mehr Schlammblüter. Zielsicher steuerte er die Treppe in den ersten Stock an und begann in dem Regal zu stöbern. Seine Schulbücher bekam er alle unten, das war kein Problem. Einfach einem Verkäufer die Liste in die Hand drücken und der würde ihm schon das Bündel schnüren. Aber hier oben, hier waren die Bücher über die fortgeschrittenen Zaubertränke. Und das war eindeutig viel spannender. Seine grauen Augen glänzten, während er den neuesten Almanach ‚Meisterhafte Zaubertränke’ aus dem Regal nahm. Dafür würde sein Taschengeld auch problemlos reichen. Vielleicht sollte er es wirklich kaufen. Im Moment zog er es aber vor, darin noch etwas zu schmökern. Man kaufte schließlich nicht die Katze im Sack. Er lehnte sich gegen das Geländer und blickte hin und wieder nach unten. Heute schien wirklich halb Hogwarts unterwegs zu sein, um Schulsachen zu kaufen. Komisch nur, dass er bisher weder Potter noch seine zwei Mitstreiter gesehen hatte. Nicht, dass er sie vermisst hätte, aber es war doch etwas seltsam... Die Türglocke ging und mehr genervt denn neugierig blickte er zu der Tür. Herein trat der Junge aus dem Schneiderladen. Brüsk wandte sich der Blonde wieder ab. Der Kerl war keinen winzigen Tropfen Aufmerksamkeit wert. ~*~*~*~ Harry ließ seine Augen über die Menschen schweifen, doch er war einfach zu klein, da kam er nicht drüber. Keine Chance. Er musste höher hinauf. Treppe oder so. Auch jetzt war es wirklich seltsam. Er hatte nicht die geringsten Probleme, durch die Menschenmassen zu kommen. Sie gingen ihm alle mehr oder minder aus dem Weg. Sah er so grässlich aus? Er hatte wirklich Glück. Noch während er die Treppe hinaufstieg, sich umdrehte, um hinuntersehen zu können, sah er ihn aus den Augenwinkeln. Sein Plan konnte greifen. Malfoy war hier, sie waren nicht allein… Zielstrebig ging er hinauf, trat ungeniert auf den anderen zu. Seine Augen funkelten vor Böswilligkeit, Hass und Mordlust. Und dann waren diese Gefühle von einem Augenblick auf den anderen verschwunden und ein liebes, fast schüchternes Lächeln legte sich auf das so fremde Gesicht. „Draco?“ Uha, gruselig! Wie das klang! Wie das auf der Zunge brannte, seinen Bauch eindrückte… Es schüttelte ihn innerlich, doch äußerlich… „Ich habe dich überall gesucht. Warum bist du weggelaufen?“, lächelte er. Oh ja, seit diesem einen Tag hatte sich eine Menge geändert. Dieses zweite Gesicht war eine der positiveren Seiten, es gab da auch noch schlechtere. ~*~*~*~ Dracos Kopf schnellte herum, als er seinen Namen hörte. Dieser Kerl stand doch wirklich neben ihm und sprach seinen Namen! Er verzog das Gesicht. „Kennen wir uns?“ Er musterte die erbärmliche Gestalt noch einmal von Kopf bis Fuß. „Ich denke nicht. Also verschwinde.“ Der Blonde blickte wieder in das Buch. Er hatte keinen Bock, sich mit bescheuerten, dahergelaufenen Typen herumzuärgern. Vor allem nicht mit diesem, der ihn erst aus heiterem Himmel anfuhr und dann so zuckersüß angedackelt kam. Abgesehen davon: Woher kannte der Kerl seinen Namen und wie kam er dazu, sich die Freiheit herauszunehmen, ihn damit auch einfach so anzusprechen? In Draco brodelt es – und das nicht zu knapp. ~*~*~*~ Das Lächeln verschwamm einen Moment, während es in den momentan braunen Augen aufblitzte. Nicht erkannt. Grandios, Dumbledore! Sein Gesicht wurde weicher, bekam einen leicht erschrockenen Ausdruck, als er noch einen Schritt auf ihn zumachte. „Das ist nicht dein Ernst!“, rief Harry und schon jetzt drehten sich die ersten zu ihnen um, eindeutig Neugierde im Blick. Diese Menschen hatte er. Jetzt konnte es richtig losgehen. „Du willst doch nicht ernsthaft sagen, dass wir uns in der Öffentlichkeit nicht kennen dürfen, nicht nach dem letzten Monat!“ Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und irgendwie hatte er es tatsächlich geschafft, dass seine Augen vor Tränen schwammen. Halleluja, er sollte ins Theater. ~*~*~*~ Was sagte dieser Idiot da? Draco ließ das Buch sinken und blickte den Braunhaarigen vollkommen verblüfft an. Sorry, aber – nein! Zumindest Geschmack hatte er. Und so was wäre ihm niemals auf Dauer in die Nähe gekommen. Dumm war nur, dass sämtliche Leute dort unten im Verkaufsraum zu ihnen hochschauten und sie gerade der perfekte Blickfang waren... Ziemlich dumm. Sein Vater würde ihn für diesen Aufstand umbringen. Mit einem lauten Knall schob Draco das Buch in das Regal zurück. „Du solltest dich mal untersuchen lassen! Du leidest an Wahnvorstellungen! Als wenn ich dich freiwillig in meiner Nähe dulden würde!“ Seine Stimme war kalt und glühte zugleich regelrecht vor Wut. Er schob den anderen beiseite und drängte zur Treppe. Jetzt blieb wirklich nur noch ein schneller Abgang, um die Katastrophe einzudämmen. ~*~*~*~ Genau diese Reaktion hatte Harry erwartet. Malfoy rannte doch immer vor Problemen davon. Schon immer. Und wenn mal nicht, dann hatte er Unterstützung. Aber nicht mit ihm. Diesmal nicht. Er würde seinen Plan, seine Rache nicht durch Flucht zerstören lassen. Und nach dieser Beleidigung schon mal gar nicht! Seine Hand schnellte vor, packte den Blonden am Handgelenk und zog ihn zurück. Und diesmal war die Enttäuschung in seinem Gesicht blankem Zorn gewichen. Es war doch wesentlich angenehmer so, nicht so anstrengend… „Das kannst du mit mir nicht machen!“, rief er. „Wer glaubst du, wer du bist? Mich einfach wegwerfen? Nur weil andere da sind? Weil jetzt die Schule wieder anfängt? So läuft das nicht, Draco!“ Immer noch verursachte dieses Wort einen üblen Geschmack auf der Zunge, aber die anderen Worte machten das wieder wett. Genau wie Malfoys Gesicht. Es war einfach zu köstlich. „Nenn mir wenigstens den Grund! Mach nicht von heute auf morgen einfach Schluss!“ ~*~*~*~ Oh, verdammt! „Lass mich los“, presste Draco während der Tirade des ihm unbekannten Kerls zwischen den Zähnen hervor. Der Typ hatte überhaupt keine Ahnung, was er gerade anrichtete. Nackte Panik mischte sich in seine Wut und drohte, die Herrschaft zu übernehmen. Es half nichts. Er musste hier und jetzt irgendeinen Ausweg finden. Irgendeinen. Und wenn er selbst angriff. „Jemanden wie dich hätte ich niemals freiwillig angefasst!“, knurrte er. „Wenn du schon so verzweifelt an mir hängst, solltest du dir etwas Besseres ausdenken als das hier! Meinst du nach so einer Szene würde ich dich irgendwann einmal mit meinem Hinterteil angucken?!“ Er schlug den braunhaarigen Jungen mit der Faust direkt aufs Brustbein. Irgendwann mal hatte er gehört, dass das helfen würde. Und während der andere noch nach Luft schnappte, riss er sich los und stürmte die Treppe herunter. Aber noch mitten auf den Stufen wurde er langsamer. Er durfte nicht fliehen. Jedenfalls nicht so offensichtlich. Stattdessen verfiel er in ein recht arrogantes die-Treppe-herab-Rauschen, das er sich von seinem Vater abgeguckt hatte. Das wirkte schon ganz anders. Hoheitsvoller und empörter. Und es sah nicht so sehr nach Flucht aus, wie es das in diesem Fall war. ~*~*~*~ Keuchend und nur noch fähig, vor sich hinzustarren, die Hände auf die Brust gepresst, ging Harry geradewegs in die Knie. Seine Pupillen waren nur noch kleine Punkte. Der Schlag hatte wirklich gesessen. „Hey, alles klar?“ Eine Hand auf seiner Schulter, doch er war nicht fähig, sie zu erkennen oder aufzusehen. „Vergiss den doch einfach. Ein Malfoy ist es nicht wert, Tränen seinetwegen zu vergießen.“ Ein Mädchen. In seinem Alter… Wie kam es darauf, dass er weinte? Als ihm bewusst wurde, dass er tatsächlich feuchte Augen hatte, wenn auch eher aus Schmerz als aus Liebeskummer, begann es in seinem Kopf zu arbeiten. Wie musste er gerade wirken? Öffentlich hatte er gerade eine Abfuhr gekriegt, saß hier, die Hand schmerzhaft auf der Brust verkrallt, Tränen in den Augen, nach Luft schnappend. Wie ein verlassener Liebhaber. Das war doch… Gemurmel setzte ein, als die Tür sich schließlich schloss, empört, entsetzt und teilweise angewidert. Immer wieder fiel der Name Malfoy… Ein leichtes Grinsen schlich sich in sein Gesicht, als er langsam wieder richtig atmen konnte, doch er konnte es gut unterdrücken. Auch das freudige Funkeln in seinen Augen war von außen nicht zu bemerken. Sein Plan war aufgegangen. Und wie herrlich. Dieses Gerücht, dass Malfoy Junior schwul war, würde wie ein Lauffeuer die Runde machen! Oh ja, Rache war zuckersüß! Wenig später verließ er selbst den Laden und schon da bekam er einen Vorgeschmack darauf, wie es Malfoy in Zukunft ergehen würde. Die meisten Menschen machten ihm Platz, in ihren Augen ein angeekelter Ausdruck. Hass… Oh ja. Rache war zuckersüß! Und jetzt sollte er sich beeilen, sonst würde er Ron und Hermiones Ankunft verpassen. ~*~*~*~ Der angewiderte Ausdruck in den Augen der meisten Menschen, an denen vorbei Draco sich den Weg aus dem Laden gebahnt hatte, war ihm nicht entgangen. Der Auftritt dieses kleinen Idioten würde große Kreise schlagen. Sehr große. Und am besten schrieb er jetzt sofort einen möglichst ausführlichen Brief an seinen Vater, wenn er nicht wollte, dass ihn eine Hölle mit einem tobenden Dämon zu Hause erwartete... Eine knappe Stunde später war der wirklich lange und ausführliche Brief fertig und auf dem Weg nach Malfoy Manor. Wahrscheinlich kam er dennoch zu spät – auch wenn er den schnellsten und teuersten Botenvogel des Ladens ausgewählt hatte. Und so, wie ihn der Zauberer in dem Geschäft angeguckt hatte, hatte das Gerücht schon die Runde gemacht. Wirklich großartig. Als wenn sein Leben nicht schon katastrophal genug war. Draco rammte frustriert die Hände in die Hosentaschen. Dass es noch immer unglaublich heiß und drückend war, bemerkte er gar nicht, so sehr war er von seinen eigenen Gedanken gefangen. Aber ehe er noch vollkommen durchdrehte, gab es erst einmal einen Rieseneisbecher zur Nervenberuhigung. Nein, am besten gleich zwei. In der Eisdiele hatte er sehr schnell einen Tisch für sich alleine. Und wenn man von dem nervigen Gemurmel um ihn herum absah, war es sogar ganz angenehm, vollkommen seine Ruhe zu haben. Recht schnell hatte er den ersten Eisbecher gelehrt und bestellte sich einen zweiten. Mit doppelter Portion Sahne und heißer Schokoladensoße. Wenn schon, denn schon. Draco starrte auf das Eis, während er es langsam mit dem Löffel bearbeitete. Wirklich zu seltsam, was dort vorhin geschehen war. Das wirkte fast schon wie ein geplanter Rachefeldzug... Jemand, der es darauf abgesehen hatte, ihn in echte Schwierigkeiten zu bringen. Aber wer? Die Liste seiner Feinde war recht lang... Aber solch eine Aktion? Nein, er kannte den Kerl ja noch nicht mal! Und genau da lag ja der Hund begraben – irgendwer hatte den Typen gekauft und auf ihn angesetzt oder aber... jemand hatte sich verwandelt. Vielsafttrank? Zu aufwendig und zu lange geplant. Irgendetwas anderes... Draco runzelte die Stirn. Ach, verdammt! Seine Gedanken wanderten weiter zu seinem Vater. Trotz des Briefes würde ihn garantiert zu Hause die Hölle erwarten. Noch konservativer als sein Vater konnte man schwerlich sein... Er würde diese ganze Abneigung, die Draco bereits jetzt entgegenschlug, noch einmal um das Zehnfache potenzieren können, sodass er sich wie ein kleiner unwürdiger Wurm fühlen würde. Und das, obwohl absolut überhaupt nichts an dieser brodelnden Gerüchteküche dran war und die noch nicht einmal mit Wasser kochte sondern nur mit heißer Luft! ~*~*~*~ Das Dreierteam Harry, Ron und Hermione kam durch die Tür. Sie hatten ihre Einkäufe erledigt und beschlossen, dass sie sich ein Eis redlich verdient hatten. Sie waren gut gelaunt. Besonders Ron, der von einem Passanten das neuste Gerücht über Malfoy gehört hatte, denn Harry hatte geschwiegen. Natürlich. Keiner der beiden würde ihm eine solche Aktion zutrauen und so sollte es auch bleiben. Die zwei mussten nicht wissen, dass er sich dermaßen geändert hatte. Der Rotschopf lachte sich noch immer scheckig, obwohl es schon fast eine halbe Stunde her war, dass er es erfahren hatte. Und jetzt erst recht, als er Draco dort sitzen sah. Er hielt für einen Moment inne, dann prustete er regelrecht los, während er sich auf Harrys Schulter stützte und Tränen vergoss. Der derzeit Braunhaarige drehte sich ein wenig zur Seite. Wäre wohl nicht so gut, wenn Malfoy ihn hier sah. Der war sicherlich wütend. Und… nun ja… ganz doof war er auch nicht. Wenn der ihn hier sah und erkannte, dann war er tot. Buchstäblich… Allmählich fragte er sich, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, den anderen für den heutigen Tag komplett zu meiden, doch das war jetzt schwerlich möglich. Jetzt hieß es cool bleiben und sich dumm stellen. Schon jetzt grinste er verstohlen in Rons Haarschopf. ~*~*~*~ Das Seufzen des Slytherin war wirklich steinerweichend. Dann sah er auf und seine Miene versteinerte sich abrupt. Da saß dieser verdammte Kerl, der ihm diesen Mist eingebrockt hatte. Und er saß zwischen dem Wiesel und Schlammblut Granger. In Dracos Gedanken arbeitete es. Das konnte doch nur eins heißen... Es gab nur einen, der ihn so dermaßen hasste, um ihm so etwas anzutun. Und der lief immer mit Granger und Weasley rum. Potter. Harry-ich-rette-die-Welt-Potter. Der Junge-der-dummerweise-immer-noch-lebt. Draco biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Kiefermuskeln schmerzten. Es wurde wohl Zeit ihn in der Junge-der-die-längste-Zeit-gelebt-hat zu verwandeln. Aber nicht hier. Nicht jetzt. Die grauen Augen des Slytherins fixierten das Trio. Das Wiesel lachte sich halbtot und auch das verzauberte Gesicht Potters zeigte einiges an Belustigung. Schön, sollten sie jetzt lachen. Seine Rache würde er eiskalt genießen. Aber jetzt... Jetzt war es Zeit, Potter einen kleinen Vorgeschmack zu geben. Direkt hinter dem Trio marschierte gerade ein Kellner mit einer Ladung Eisbecher vorbei. Draco zog seinen Zauberstab. Einen winzigen Wink und ein kleines Wort später rutschte der Kellner aus und Potter und Weasley erwischte ein eiskalter, süßer Regen. Im gleichen Augenblick ließ Draco seinen Zauberstab verschwinden. Sicher war sicher. Es war nur eine Kleinigkeit, aber eine gewisse Befriedigung gab sie ihm doch. Doch das war erst der Anfang. Wenn Potter einen Krieg bis aufs Blut haben wollte, dann sollte er ihn bekommen. ~*~*~*~ Ein lautes Quieken von Ron, ein Schaudern von Harry und einen unverhohlenen Fluch des Kellners später herrschte in der kleinen Eisdiele massenweise Gelächter. Nicht mehr über Draco, der still an seinem Tisch saß und grinste, nein über die zwei Pechvögel, die das Eis erwischt hatte. Selbst Hermione lachte verhalten. Dann registrierte der Kellner erst, was wirklich passiert war. „Oh Merlin!“, rief er. „Es tut mir leid! Das war ein Versehen! Das… Ich… Moment, wartet einen Moment, ihr zwei, dann…“ Er holte seinen Zauberstab hervor und reinigte sie mit einem einzigen Spruch. „Es tut mir wirklich wahnsinnig leid. Ich bin manchmal so ungeschickt.“ Harry lächelte ihn an. „Ist okay. War doch eine willkommene Abkühlung bei der Affenhitze.“ Hätte es nicht so geklebt, hätte er sicherlich bedauert, dass er wieder sauber und trocken war. Auch Ron grinste. „Uh, das war vielleicht ein Schreck.“ Er begann zu lachen, aber ob es eine Nachwehe des Lachanfalls von vorher war oder Galgenhumor blieb offen. „Aber dein Gesicht, H… André, war klasse!“ Ja, sie hatten verabredet, dass sie ihn nicht mit Harry sondern mit André ansprachen, damit niemand misstrauisch wurde. „Als ob du besser ausgesehen hättest!“, maulte der sonst Schwarzhaarige und Hermione lachte ebenfalls. „Ihr saht beide grandios aus. Wie zwei Zombies mit dem Blick!“ Sie grinste. „Und dein Gequieke war einfach nur himmlisch, Ron!“ Es klapperte vor ihnen auf dem Tisch und alle drei sahen auf. Da stand der Kellner und grinste sie entschuldigend an. „Ein Eis für jeden von euch auf Kosten des Hauses!“, sagte er. „Als kleine Entschädigung!“ „Boah!“ Rons Gesicht begann zu leuchten. „Danke!“ und schon zog er einen der riesigen Eisbecher zu sich heran. „Das ist ja toll!“ „Ja, vielen Dank!“, sagte auch Harry und Hermione schloss sich an. Sie hatte auch eins bekommen, obwohl sie verschont geblieben war. „Nichts zu danken.“ Dann verschwand der Kellner wieder und während die drei zu Essen begannen, schwärmten sie über die Aufmerksamkeit und Freundlichkeit des jungen Mannes. ~*~*~*~ Einen kurzen Augenblick lang hatte Dracos Gesicht ein hämisches Grinsen geziert, doch das war angesichts des Geschehens recht schnell gewichen. Das war doch wirklich zum Durchdrehen, Mäusemelken, Harpyienreiten und Mantikorenzähmen! Das war doch einfach nicht fair! Dieser Kerl da brachte ihm die verdammte Hölle seines Lebens und konnte noch nicht einmal auf Dauer eisverklebt bleiben. Das war nicht fair! Draco schnaubte leise. Nein, das war wirklich nicht fair. Aber umso mehr würde er sich etwas für den ersten Schultag einfallen lassen. Jetzt aber würde er lieber erst die restlichen Besorgungen machen – und sich dann dem Kampf stellen, der ihn zu Hause erwarten würde. Seine Schultern sackten leicht nach vorne. Er hatte keine Ahnung, wie er das schaffen sollte. Und dabei hatte er doch noch nicht einmal einen Grund , um sich Sorgen zu machen. Er hatte schließlich nichts angestellt. Und er war hundertprozentig nicht schwul. Wenn, dann hätte er wirklich Grund, sich Gedanken zu machen. Aber so... Es war an den Gerüchten nichts dran. Aber das änderte dummerweise nichts an ihrer Existenz... Der Slytherin stand mit einem Ruck auf. Zeit, den ganzen Mist in Angriff zu nehmen. Natürlich musste er an Potter und Konsorten vorbei, um das Café zu verlassen. Innerlich verdrehte er die Augen. Aber andererseits – was machte das schon? Im Spießrutenlaufen hatte er in den letzten zwei Stunden sehr viel Erfahrung gesammelt und er würde sich von dem Goldenen Trio nicht mehr treffen lassen als von irgendwem sonst. Das waren sie ihm wirklich nicht wert. ~*~*~*~ Natürlich begann Ron wieder zu lachen, als er ihn sah, aber Harry beachtete ihn nicht weiter. Irgendwie fühlte er sich ziemlich ausgeglichen gerade. Ihm war nicht mehr zu heiß, er hatte seine Rache gehabt… Er war nicht der Typ, der Überlegenheit derartig auskostete. Er freute sich lieber heimlich darüber. Außerdem war Malfoy es im Grunde nicht wert, dass man ihn beachtete. Das hatte er sich in den letzten paar Minuten immer wieder eingeredet. ~*~*~*~ Das Wiesel lachte sich natürlich die Seele aus dem Leib, während Draco an den Dreien vorbeiging. Doch das interessierte den Slytherin nicht. Er fixierte nur den verzauberten Potter und gab diesem damit mehr als deutlich zu verstehen, dass er ihn durchschaut hatte. ~*~*~*~ Harry erwiderte den Blick mit plötzlich eiskalten Augen. Okay. Er war unvorsichtig gewesen. Malfoy wusste jetzt Bescheid. Toll. War ihm doch egal! Was konnte er schon groß tun? Wer würde ihm denn glauben, dass ein Fünftklässler sich für Stunden und Stunden in einen anderen Menschen verwandeln konnte? Niemand. Und dass er den Vielsafttrank kannte, war auch unwahrscheinlich. Ein mindestens ebenso kaltes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Ganz kurz, ganz unauffällig, war sofort wieder verschwunden, aber er war sicher, dass Malfoy es gesehen hatte. Nun, er würde begreifen müssen, dass er und seine dämlichen Freunde die einzigen Todesser waren, an die er rankam, und dass er sich an ihnen für die Vergehen ihrer Eltern rächen würde. Da führte einfach kein Weg dran vorbei. Er schob sich einen neuen Löffel Eis in den Mund. ~*~*~*~ Dass Potter seinen Blick erwiderte, nahm er ohne eine Veränderung seiner Miene zur Kenntnis. Dann würde es eben ein Machtkampf werden. Eine halbe Stunde später nahm er per Flohpulver den Kamin nach Hause. Kaum war er aus diesem in den kalten Salon getreten und hatte sich die Asche vom Umhang gestreift, da stürmte schon seine Mutter auf ihn zu. „Draco! Was hast du dir nur dabei gedacht? Er ist außer sich!“ Sie wischte ihm Asche aus dem Haar und richtete seine Frisur. ~*~*~*~ Zur gleichen Zeit wanderten Harry und seine Freunde durch die Gasse, lugten hier und da in einen Laden hinein, um noch ein wenig mehr Zeit draußen sein zu können, bevor sie wieder in die Herberge mussten, wo alle Weasleys zusammen in drei kleinen Zimmern untergebracht waren. Harry war still. Beteiligte sich kaum an den Gesprächen. Sein Gesicht ausdruckslos lächelnd und seine Gedanken weit fort. Seit dem Sommer war es immer so. Er war nicht mehr der gleiche. Er hatte sich verändert, war ernster geworden. Oft krauste sich seine Stirn in Sorgenfalten, nicht selten schreckte er mitten am Tage aus einem schrecklichen Tagtraum. Manchmal fühlte er noch die Fesseln und die Schmerzen vom Sommer. Aber immer, zu jeder Sekunde erinnerte er sich an die leeren, anklagenden Augen Cedrics, als er starb. Sie verfolgten ihn, erinnerten ihn an seinen Fehler. An die Verfehlung und Abartigkeit der Todesser, an ihre Schuld… und an seinen Hass, den er tief unten in seiner Brust sorgfältig schürte. Ja, er würde sich rächen. Und zuallererst an denen, die er erreichen konnte, später, sobald er ihn wieder sah, auch an Voldemort. Und das grausam! Er hatte beschlossen, ihm in nichts nachzustehen! ~*~*~*~ Unwirsch schlug Draco ihre Hand weg. „Ich habe gar nichts gemacht. Und wenn du meinen Brief gelesen hast, dann weißt du das auch. Als wenn ich so etwas tun würde.“ Angewidert schüttelte der Malfoy-Sprössling den Kopf. Seine Mutter nickte beruhigt. An ihrem blassen Gesicht war abzulesen, dass sie hoffte, dass sich diese Sache irgendwie bereinigen ließ. „Geh zu deinem Vater. Er wartet in der Bibliothek auf dich...“ Draco nickte schwach. Auf dem Weg in den ersten Stock rief er sich selbst innerlich zur Ordnung. Sein Vater hasste es, wenn er schwach war – und doch hatte er ihn immer niedergehalten und ihm kaum eine Chance gelassen, sich zu entwickeln, Entscheidungen zu treffen und sich aus dem Schatten des Seniors zu lösen. Er hatte kaum Freiheit gekannt. Fast immer war er in diesem Korsett aus Konventionen und Tradition unterwegs. Manchmal hatte er das Gefühl, kaum noch atmen zu können. Aber etwas anderes? Das gab es nicht. Er seufzte leise und sog tief die Luft ein. Zeit, die Höhle des Löwen zu betreten. Lucius Malfoy stand von dem Schreibtisch auf, hinter dem er gesessen hatte, als Draco den Raum betrat. Die Bibliothek besaß dunkelgrüne Samtvorhänge, die das Sonnenlicht aussperrten. Wie alle Stoffe in diesem Haus waren sie mit silbernen Fäden durchwoben. Durch und durch Slytherin, genau wie die Polster der Sessel. Der Eichentisch wirkte riesig und dominierte den Raum. „Was hast du dir dabei gedacht?“, donnerte Dracos Vater los. Der Slytherin wollte unwillkürlich den Kopf einziehen, bemühte sich aber ihm aufrecht ins Gesicht zu sehen. „Du hast unseren Namen in den Dreck gezogen! Du hast nicht nur deinen Ruf ruiniert, sondern den der gesamten Familie! Hast du auch nur die geringste Vorstellung, was das bedeutet?!?“ Draco senkte langsam den Kopf. Den stechenden Blick von Lucius Malfoy konnte er nicht mehr ertragen. „Steh nicht da wie ein geprügelter Hund! Du bist ein Malfoy!“ Dracos Kopf ruckte hoch. „Und rede!“ „Du hast es doch gelesen.“ Die Hand des Blonden deutete auf den Schreibtisch, wo sein Brief lag. „Mehr habe ich nicht zu sagen. Ich kenne diesen Kerl nicht. Ich habe keine Ahnung, was den geritten hat. Irgendwer will mir eins reinwürgen.“ In seinen grauen Augen blitzte es vor Empörung und Zorn auf. Seine Wangen waren mittlerweile leicht gerötet vor Aufregung und Wut. „So?“ Lucius Malfoy zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Miene war eiskalt. „Und wie gedenkst du den Schaden zu beheben?“ „Ich habe keine Ahnung. Ich werde allerdings Rache üben, sobald ich diesen Kerl in die Finger bekomme.“ Dracos Stimme zitterte ein wenig. Warum erzählte er eigentlich nicht, dass Potter schuld war? Warum? Weil sein Vater dann wirklich durchdrehen würde. Und weil das seine Sache war. Seine. Nicht die seines Vaters. „Gut.“ Langsam nickte das Malfoysche Familienoberhaupt. Offenbar sah er zu Dracos Glück ein, dass dieser wirklich nichts anderes tun konnte. „Ich werde die Scherben beim Dunklen Lord und seinen Anhängern zusammenfegen. Wenn du Glück hast, glaubt er mir und deiner Aufnahme in die Reihen wird nichts im Wege stehen.“ Draco nickte schwach. Wunderbar. Todesserkarriere gerettet. Das war doch mal etwas, das den Tag positiv abschloss. Innerlich zog er eine Grimasse. Wieder ein Schritt, der auf seinem Weg vorgezeichnet war. Gab es eigentlich überhaupt noch irgendwelche Schritte, die er alleine gehen durfte? „Wenn ich noch einmal solche Gerüchte über dich höre, dann kannst du dich auf die Hölle vorbereiten. Ist das klar?“ Erneut nickte der Blonde. Das hieß nichts anderes, als dass dann sein Leben besiegelt war. Und dafür würde Potter zahlen. So sehr, dass er sich wünschen würde, niemals geboren worden zu sein. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ When life begins We are young and free from sins Under skies of love We are thriving on and on But as the years gone by On the stage of life With blinded eyes We believed in lies ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Tja, also, das ist der Start UNSERER Fanfic ‚Diamonds and Rust’. Wir hoffen, ihr hattet euren Spaß und werdet die Geschichte voller Freude und Ungeduld lesen. Es würde uns freuen, wenn ihr bis zum Ende mit unseren Helden mit leidet, euch für sie freut oder mit ihnen bangt. Fing doch wirklich schön an, nicht wahr? ^^ Armer Draco. (Shi-chan: *lach*) (abranka: *ganzbreitgrins*) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)