Bergnebel von -Elenya- ================================================================================ Kapitel 14: Eine rätselhafte Verletzung --------------------------------------- Eine rätselhafte Verletzung Lyrux setzte sich von seinem Lager auf und blickte um sich. Der König und Pian waren in ein anderes Zimmer gebracht worden. Elar saß auf einer Bank, nahe der Tür. Sein Blick verriet Wut und Angst. Was war geschehen und wo war Lienna? „He, Elar!“, rief er und der Prinz schreckte zusammen. Lyrux achtete nicht darauf und winkte ihn einladend zu sich. Betrübt stand Elar auf und war mit zwei riesigen Schritten an Lyrux Lager. „Danke, dass du Pian gerettet hast.“, bedankte Elar sich und Lyrux lächelte ihn an. Es war dem Prinzen ein wenig unbehaglich, denn wenn er Lyrux sah, dachte er automatisch an Lienna. Nervös kentete er seine Finger und fragte sich, wo sie wohl hingelaufen war. Hoffentlich nicht in den Wald oder irgendwo anders in die Kälte. Elar starrte Lyrux an, der die Frage stellte vor der der Mensch sich so fürchtete. „Wo ist Lienna?“ „Lienna?“, fragte Elar unschuldig, als hätte er kein Wort von Lyrux verstanden. „Komm, Elar du weißt was ich meine. Gerade war sie doch noch hier. Hat sie irgendwas gesagt?“ Elar schwieg. Er konnte Lyrux doch nicht erzählen, dass er Lienna geküsst hatte! Doch nicht Lyrux! Außerdem hatte Lienna ihn dafür geohrfeigt. Wahrscheinlich konnte sie Elar überhaupt nicht leiden – was hatte er sich nur dabei gedacht! Und nun war sie da draußen, im Schneesturm und Elar war daran schuld. Wenn ihr nun etwas zugestoßen war, dann trug er dafür die volle Verantwortung! Lyrux betrachtete sein Gegenüber nachdenklich. Was war geschen, während er geschlafen hatte? Zwischen Elar und Lienna musste etwas passiert sein, sonst wäre sie noch hier. Er wollte es aus Elar herausbekommen, egal was er dafür tun musste! „Weißt du, für gewöhnlich erzählt Lienna mir wo sie hingeht. Es muss schon etwas Ausergewöhnliches geschehen sein, wenn sie ohne ein Wort davon rennt.“, meinte Lyrux und streckte sich genüsslich auf seiner Liege, als er Elars verzweifelten Gesichstausdruck sah. „Schade, dass sie nicht hier ist.“ Elar nickte stumm. Um vom Thema abzulenken, fragte er: „Weißt du schon, was der Heiler gesagt hat?“ Lyrux antwortete schnell: „Natürlich. Lienna hat mir vorhin alles erklärt. Dein Vater wird sicher wieder gesund.“ Elar fiel wieder nichts anders ein, als zu nicken. Lyrux schaute ihn lange an, als überlege er. Ihm kam eine gemeine Idee, wie er Elar sein Wissen entlocken konnte. Aber ob gemein oder nicht – er musste wissen wo Lienna war! „Warte mal, Elar.“, fing er an zu spielen und betrachtete nervös Elars Kopf. „Was ist?“, wollte Elar wissen. „Du hast da was seltsames am Kopf, ich schau es mir mal an...“, sagte Lyrux und beugte sich zu dem Prinzen vor. Nichtsahnend streckte dieser seinen Kopf nach vorne und ließ ihn untersuchen. Mit ängstlicher Miene besah Lyrux Elars völlig gesunden Kopf und murmelte dann: „Ah, da ist es. Sei unbesorgt, aber das könnte einen Moment wehtun.“ Elar stimmte zu und Lyrux legte ohne zu zögern blitzschnell zwei Finger jeder Hand an Elars Schläfen. Bevor Elar begreifen konnte, was der Zauberer dort tat, hatte sich auch schon Dunkelheit um ihn gelegt und er sah wieder in das tiefe schwarze Loch, welches sich vor ihm auftat. Die Bilder strömten in Lyrux Gedanken und er musste aufpassen, dass es nicht zu viele wurde. Sacht legte er, ohne dabei die Hände von seinem Kopf zu lassen, Elars Körper auf die Liege. Der Prinz schaute ausdruckslos an die Decke des Zimmers. Nun konnte Lyrux die Bilder in seinem Kopf sortieren. Er sah sich selbst, wie er Elars Freund zur Tür hinein brachte und er sich auf eine Liege legte. Dann sah er, wie Lienna zu ihm ging und mit ihm redete. Elars Blick schweifte jedoch zu Pian. Er ging zu ihm und unterhielt sich mit ihm. Dann kam er langsam auf Lienna zu und sie redeten. Lyrux vernahm nicht was, aber er sah den Blick Elars, mit dem er Lienna bedachte und er sah, wie Elar sich zu Lienna beugte und – sie küsste! Wütend drücke Lyrux seine Finger noch stärker an Elars Schläfen, so dass dieser zusammenzuckte. Lienna schlug Elar nicht leicht ins Gesicht, drehte sich um und verließ das Haus. Bekümmert kehrte Elar ins Zimmer zurück und setzte sich auf die Bank. Lyrux wachte auf, rief nach Elar, dieser kam auf ihn zu...Stopp! Stopp!, ermahnte Lyrux sich selbst und beendte langsam den Zauber. Er durfte die Erinnerungen nicht bis zur Gegenwart ansehen Denn dann würde Beide; der, der sich erinnerte und der, der sich die Erinnerungen ansah; zugrunde gehen. Voller Zorn nahm Lyrux seine Finger von Elars Kopf. Dieser blinzelte, dann erblickte er Lyux und begriff, was dieser mit ihm getan hatte. Ängstlich richtete er sich auf dem Lager auf, bis er auf gleicher Höhe mit Lyrux war, der aussah als würde er gleich aussbrechen. „Du Idiot! Du verdammter Idiot!“, schrie Lyrux und schlug Elar mitten ins Gesicht. Dumpf schlug er auf dem Boden auf und richtete sich, nun angesteckt von Lyrux Zorn, wieder auf. „Was hast du getan!“, brüllte Lyrux und warf sich mit einem Satz auf den Prinzen, der sich zu wehren wusste. Er trat mit voller Wucht sein Bein in Lyrux Magengegend, worauf dieser zusammenklappte. Danach waren sie Beide auf dem Boden, in einem Gerangel von Armen und Beinen, versuchten sie sich gegenseitig zu schlagen. Schließlich gewann der Ältere. Lyrux drückte seine Knie auf Elars Brustkorb und hielt seine Arme am Boden ausgestreckt fest. Keuchend holte der Zauberer Luft und atmete dann wieder aus. „Wir kannst du es wagen! Siehst du, was du angestellt hast? Wer weiß wo Lienna jetzt ist, bei diesem Wetter! Oh, ich wünschte du wärst nie hier aufgetaucht, dann hätten wir diesen ganzen Ärger nicht gehabt!“, zischte Lyrux und wartete die Wirkung seiner Worte ab. Elar schrürzte die blutigen Lippen und versuchte sich loszureißen, wurde jedoch weiter hart festgehalten. „Für meine Gefühle kann ich nichts.“, erwiderte Elar trotzig und wackelte, völlig unnütz mit den Armen. Lyrux krallte seine Fingernägel in Elars Haut und starrte ihn böse an. „Das entschuldigt nicht, dass du sie einfach küsst!“; sagte er etwas lauter, „Du hast doch gesehen wie sie reagiert hat. Sie will nichts von dir!“ „Aber von dir, oder was?“, fragte Elar und lachte bitter. Der Griff um Elars Handgelenke wurde stärker. Doch Elar würde sich nicht so leicht unterkriegen lassen. „Ja, von mir ganz sicher! Jedenfalls habe ich es schon weiter geschafft, als du!“, sagte Lyrux und Elar lachte wieder. Er musste Lyrux nur in Verlegenheit bringen, dann lies er ihn vielleicht los. „Aber du hast sie noch nie geküsst, nehm ich an? Du weißt nicht, wie das Gefühl ist.“, stellte Elar zufrieden fest und sah, wie Lyrux Miene sich verfinsterte. Mit hochrotem Gesicht, schlug er Elar noch einmal, dann erhob er sich von dem kalten Boden und ließ ihn aufstehen. Keuchend wischte Elar sich den Staub von seinem Hemd, dann meinte er: „Wir werden ja sehen, für wen sie sich entscheidet.“ Diesmal war es Lyrux der anfing zu lachen. „Vielleicht nimmt sie ja auch gar keinen von uns, schon mal daran gedacht?“. Doch Elar blieb keine Zeit mehr zum Antworten, denn in diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und es war nicht Lienna, die zurückgekommen war. Die zwei Zauberer, die Elar entführt, seinen Vater verletzt und das Lager vernichtet hatten, standen im Türrahmen. Elar hoffte inständig, dass Fanor und der Heiler nicht erscheinen würde, denn dann würden die Männer seinen hilflosen Vater töten. Blitzschnell warf Lyrux dem Prinzen ein Schwert zu, dass auf einem nahestehenden Schrank lag. Dann zückte er seines. Die Männer lachten und einer sprach mit rauer Stimme: „Du, Zauberer! Geh beiseite, wir wollen den Menschen, nicht dich!“ Doch Lyrux blieb bei Elar stehen, der sich tapfer neben ihn gestellt hatte. Mit einem lauten Schrei, griffen die Zauberer an und schlugen ihre Schwerter zwischen Lyrux und Elar, womit sie sie trennten. Einer der Zauberer kämpfte gegen Lyrux, während der andere sich mit Elar beschäftigte. Lyrux kämpfte wie ein Bessener, drehte sich in einem Wirbel von Angriffen hin und her und hielt den Zauberer in Schach. Jedoch wagte er nocht nicht, magische Kräfte einzusetzen. Diese Männer waren viel stärker als er und besaßen mehr magische Kraft in ihrem Innern. Mit solch einer Macht konnte er es nicht aufnehemen. Besorgt hoffte er, das Elar sich gut verteidigen konnte. Schließlich war er ein Mensch, ohne magische Energie. Doch Elar hatte das Kämpfen von klein auf erlernt und war nicht schlecht darin. Komplizierte Schrittfolgen und Angriffstaktiken waren für ihn kein Problem. Sein Problem allerdings waren die magischen Kräfte seines Gegeners. Mit jedem Schlag wurde die Angriffe kräftiger und Elar machte es Mühe sich zu konzentrieren. Eine falsche Bewegung, konnte seinen Tod besiegeln. Nebenbei hoffte er, dass Fanor den Lärm nicht hören konnte, den die Vier hier verursachten. Lyrux sprang auf Schränke und lief über Tische, wobei er Vasen und Schüsseln umwarf, die herunter fielen und zersprangen. Er und Elar waren nun nicht mehr auf zwei verschiedenen Seiten des Raumes, sondern standen Rücken an Rücken ihren Gegenern gegenüber. Lyrux spürte, wie Elars Atem stoßweise aus seinem Körper entwich und Elar packte Lyrux linke angespannte Hand. In diesem Moment waren sie Freunde, kämpften sie auf der gleichen Seite! Wenn es doch nur immer so sein könnte!, dachte Elar, während die beiden Zauberer näher kamen. Wie sind sie überhaupt hierher gekommen?, schoss es ihm danach durch den Kopf. Der Zauberer, der die Angriffe gestartet hatte hob seine linke Hand und ließ darin eine magische blaue Kugel aus Energie enstehen. Nervös blickte Elar über seine Schulter zu dem Zauberer auf Lyrux Seite. Dieser tat so, als würde er die Kugel auf die Beiden Jungen werfen, die schützend die Arme erhoben hatte, warf die Energiekugel jedoch plötzlich gegen die Wand. Der Zauberer auf Elars Seite, nuzte die Verwirrung und traf Elar mit einem Zauber, den Lyrux nicht identifizieren konnte. Doch er spürte wie der Mensch an seiner Seite erschauderte und in sich zusammensackte. Ehe Lyrux sich versah, waren die Beiden Zauberer spurlos verschwunden. Voller Angst drehte er sich zu Elar um und packte ihn an den Oberarmen. „Elar? Ist alles in Ordnung?“, fragte er laut und Elar nickte leicht. „Danke, mir fehlt nichts.“, flüsterte er. „Wahrscheinlich war das auch nur ein Ablenkungsmanöver.“ Doch Elar spürte einen Schmerz an der Schulter, als fresse sich etwas in seine Haut. Doch er war zu stolz um es Lyrux zu zeigen. Ganz langsam wanderte seine Hand zu seiner linken Schulter. Nervös tastete er an ihr herum und fühlte, zu seiner Beruhigung, nichts Auffäliges. Sicher war nichts passiert und die Zauberer hatten nur die Verwirrung genuzt um zu verschwinden. Keuchend erhob Elar sich, wobei Lyrux ihn aufstützte. Erschöpft lehnte Elar sich an die nahegelegne Wand und atmete tief aus. Der Zauberer an seiner Seite wandte sich um und sammelte weitere magische Kräfte um die Unordnung im Zimmer zu beseitigen. Als Lyrux die erste Schüssel wieder zusammenfügte, breitete sich ein erneuter Schmerz von Elars Schulter aus, noch stärker als der vorherige. Ermattend sackte der Mensch an der Wand wieder auf den Boden und fuhr sich an die schmerzende Schulter. Eine kleine Vertiefung in seiner Haut bereitete ihm Sorge und er schaute angstvoll zu dem Zauberer hinauf. Immer wenn dieser einen Zauber ausführte, begann Elars Schulter zu schmerzen und zehrte an seinen Kräften. Was hatte das zu bedeuten? Mit aller Kraft stemmte er sich vom Boden auf und wankte zu Lyrux, der gerade ein kaputtes Tischbein reparierte. Der Zauberer bemerkte, wie Elar sich beim laufen quälte und fragte besorgt: „Geht es dir auch wirklich gut?“ Elar schluckte und zwang seinen Stolz in die Knie. „Ich glaube nicht.“, sagte er mit leiser Stimme. „Ich spüre etwas an meiner linken Schulter. Es tut weh, wenn du Magie einsetzt.“ Besorgt schaute Lyrux ihn an. Dann forderte er ihn auf, seine Schulter zu zeigen. Mit prüfendem Blick untersuchte er sie, fand jedoch keine Anzeichen einer Verletzung oder etwas ähnlichem. „Elar, ich werde schauen was passiert, wenn ich meine magische Energie freisetze.“ Ohne auf eine Antwort zu warten lies er ein wenig Magie aus sich strömen. Dabei beobachtete er, wie sich auf Elars Schulter eine feine, rote, kaum sichtbare Linie bildete, die zu wachsen begann, je mehr Energie Lyrux freisetzte. Elar biss sich auf die Lippe und schüttelte verzweifelt Lyrux Hand, der gespannt auf die Lienie achtete. Schnell beendete der Zauberer den Energiefluss und die Linie stoppte ihr Wachstum. Jedoch verschwand sie nicht wieder, sondern blieb diesmal erhalten. Was war das für eine Wunde, die die Zauberer ihm da zugefügt hatten? Lyrux verspürte plötzlich keinen Zorn mehr auf den Menschen, sondern wollte ihm helfen. Elar rappelte sich wieder hoch und zog schnell sein Hemd wieder richtig. Er war alt genug um auf sich selbst zu achten. Und während Elar und Lyrux sich anstarrten, wurde erneut die Tür aufgerissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)