Bergnebel von -Elenya- ================================================================================ Kapitel 9: Streitigkeiten ------------------------- Streitigkeiten Das Erste was Lienna sah, als sie die Tür öffnete war – nichts. Es war stockdunkel in diesem kleinen angrenzenden Raum. Staub stieg ihr in die Nase und sie musste heftig niesen. „Gesundheit.“, sagte die Stimme vom Boden. „Wer bist du?“, fragte Lienna aufgeregt, obwohl sie es sich denken konnte. „Ich bins Elar! Ist das deine Stimme, Lienna?“ Voller Freude, ihn gefunden zu haben packte Lienna in das Dunkel und tastete nach dem bekannten Körper. Sie bekam seine Schulter zu fassen und zog ihn daran aus seinem Gefängnis. Schon wieder spürte Lienna nur kalte Haut an seinem Hals. Kein Wunder! Er trug auch nur eine Hose und mehr nicht. Errötend ließ Lienna ihn los und drehte sich um. „Wo...wo ist denn dein Hemd?“, stammelte sie. Das habe ich mir gestern Abend ausgezogen. Ein wenig später ging die Tür auf und jemand haute mir eins mit einem Holzstück über und brachte mich hierher. Ich hatte keine Zeit mich anzuziehen, weißt du.“, erklärte er und versuchte aufzustehen. Lienna drehte sich schnell wieder um und stüzte ihn. Seine Haut war zwar kalt, aber sie war angenehm weich und Lienna verspürte den Drang Elar zu umarmen. Schnell sprach sie: „Das waren zwei Männer. Ich denke sie haben gehofft dich als Geisel nehmen zu können um so deinen Vater zu erpressen.“ Elar stimmte ihr zu. „Danke, Lienna. Du hast mich schon wieder gerettet!“, sagte er und lächelte sie an. „Noch nicht ganz!“, sprach plötzlich eine tiefe, bedrohliche Stimme über ihnen. Erschrocken blickten die Beiden den Gang hinauf und sahen einen der Männer mit einem Schwert im Eingang stehen. Schützend stellte sich Lienna vor Elar und breitete ihre Hände aus. Sie spürte wie er aufgrund seines verstauchten Knöchels zu Boden sank. Sie stand allein, vor ihr ein bewaffneter Räuber. Abwehrend hob sie die Hände und sammelte ihre magischen Kräfte. Doch bevor sie irgendetwas tun konnte, hatte der Mann schon den ersten Streich gegen sie geführt und ritzte sie am Arm. Wütend schrie Elar auf und versuchte aufzustehen, doch der Schmerz zwang ihn, wie Lienna in die Knie. Wieder hob der Mann das Schwert um die Beiden zu töten, doch er kam nie dazu. Lienna hörte ein Sausen und da durchstach ein Pfeil den Oberkörper des Mannes und blieb dort stecken. Röchelnd und blutspuckend fiel er nach vorne. Genau vor Liennas Füße. Verblüfft starrte sie zum Eingang. Lyrux stand dort – den Bogen immer noch auf die Stelle gerichtet, wo der Mann gestanden hatte. Er grinste und Lienna sprang freudig zu ihm und umarmte ihn stürmisch. „Wie hast du uns gefunden?“, wollte sie wissen. „Das war nicht schwer.“, prahlte er, ohne den Blick von dem kümmerlichen Menschen zu wenden, der hinter ihnen am Boden hockte, „Aylen hat mich geholt, als sie sah, wie jemand in dieses Haus ging.“ Lienna gab ihm einen Kuss auf die Wange und drehte sich dann schnell zu Elar, dessen Miene sich leicht verfinsterte, als er den blonden Zauberer sah. „Und wer ist das?“, fragte Lyrux, etwas abfälliges lag in seiner Stimme. Lienna half Elar auf die Beine zu kommen und stüzte ihn bis zu Lyrux. Die Beiden funkelten sich an, schließlich sagte Lienna: „Lyrux, das ist Elar Tranûr, der Prinz von Donara. Elar, das ist Lyrux, Sohn von Amanan aus dem Hause Aman.“ „Sehr erfreut.“, knurrte Elar den Zauberer an, der Lienna umarmt hatte. Lyrux sah ihn geringschätzend an. „Du bist ein Mensch, nicht wahr?“, fragte er spöttisch. „Ja.“, kam die grummelige Antwort. „Keine magischen Fähigkeiten, was?“ „Nein.“ „Nun ja, wir können ja nicht alle Glück haben!“, spotttete Lyrux weiter, bis Lienna ihn in die Seite boxte. „Hör auf damit! Elar wurde hier gefangen gehalten. Außerdem hat er einen verstauchten Fuß und seinen Vater verloren.“, zischte sie. „Ach, an was ist er denn gestorben?“, wollte Lyrux wissen, obwohl er genau wusste, was Lienna mit „verloren“ gemeint hatte. „Er ist nicht tot.“, sagte Elar knapp und versuchte aufrecht zu stehen, auch wenn der Schmerz ihn schrecklich quälte. Von diesem Zauberer ließ er sich nicht heruntermachen! „Du Glücklicher! Meine Eltern sind schon lange tot. Ich lebe allein im Wald. Da würdest du sicher nicht mal ein paar Stunden überleben, ohne magische Fähigkeiten und ohne einen Papi, der dich beschüzt!“, lachte Lyrux. Sein Anstacheln erreichte jedoch nicht die erhoffte Wirkung. Elar blieb ganz ruhig und schaute zu Lienna, die völlig wütend zu Lyrux starrte. Schnell meinte Elar: „Ich glaube es ist besser, wenn wir jetzt gehen. Was ist, wenn der zweite Mann zurückkommt und seinen Gefährten hier tot vorfindet?“ Wieder lachte Lyrux bitter. „Hast du schon einmal jemanden umgebracht?“, fragte er und Elar verzog die Miene. „Nein. Ich hasse es, anderen Menschen oder Lebewesen Leid zuzufügen.“ Langsam verließen sie die Hütte. Lyrux voran, dann Lienna die Elar stüzte. „Hm. Wie du meinst. Aber manchmal ist es notwendig.“ Draußen war es grau und kalt und Elar begann zu zittern. Er trug, wie gesagt, nichts weiter als eine Hose. Lyrux tat so, als sehe er das gar nicht. Lienna rief wütend nach Aylen und half Elar sich auf ihren Rücken zu setzen. Dann schwang sie sich vor ihm hinauf und wartete auf Lyrux, der schnell sein wildes Pferd hinter einem Busch hervor holte und es bestieg. „Es kann los gehen.“ So konnte Lienna ihren Freund nicht leiden. Seine ganze Freundlichkeit und sein Witz waren verschwunden. Es ging ihm nur noch darum, Elar zu quälen und ihn zu ärgern, aber auf eine schreckliche Art und Weise. Er mochte sie, dass spürte sie immer wieder. Aber war das bei Elar auch so? Hatte er nicht anstatt froh über seine Rettung, finster zu dem Zauberer hochgeschaut, als Lienna ihn umarmte? Hinter ihr spürte sie, wie er zitterte und sich die Arme rieb. Als Lyrux zu ihnen hinübersah, hörte Elar auf sich zu wärmen und blieb still sitzen. Er mochte sie. Und Lyrux mochte sie auch. Lienna mochte Beide. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)