Er kam in den Westen von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 7: Drei Attentäter -------------------------- Ja, ich dachte mir, Kakeru könnte später der Vater eines gewissen Kouga werden...Aber in dieser Nacht hat der Fremde noch ein Rendezvous... 7. Drei Attentäter In der Nacht schickte der Mond seine Strahlen in die kleine Schlucht, die sich der Bach in die Ebene gegraben hatte. Eine Gestalt mit Rüstung lehnte an der Felswand, wartete geduldig, wie es nur eine Katze konnte. Kasuki richtete sich erst auf, als er in der Dunkelheit roch, dass einer seiner Kameraden zurückkehrte. Sie waren zu dritt auf der Suche nach dem starken Hund, den Kamuy-sama tot sehen wollte, hatten sich aber getrennt, um bessere Erfolge erzielen zu können: „Hast du etwas Neues?“ „Nein. Aber es ist natürlich auch schwierig, in den Weiten dieser Länder eine einzelne Person zu finden.“ Der neu hinzu gekommene Katzenkrieger zuckte ein wenig die Schultern: „Zumal dieser Hund seine Energie zu unterdrücken scheint.“ „Ach, tut er das, Shoji?“ „Also hast du etwas gefunden, Kasuki?“ „Ja. Ich sprach mit einem selten dämlichen Wolfsyoukai, der nicht merkte, dass ich zu Kamuy-samas Leuten gehörte. Der fremde Hund war in Kakerus Lager. Als Gast.“ „Wieso ging er zu Kakeru und nicht zu Yoshi? Der wäre doch auch ein Hundeyoukai?“ erkundigte sich Shoji. „Weil am nächsten Morgen er und Kakeru ein Duell kämpften. Und der Hund gewann.“ „Das wird Kamuy-sama aber freuen. Kakeru ist tot.“ „Wer sagt, dass er tot ist? Der Hund ließ ihn am Leben, da sich Kakeru unterwarf.“ Shoji starrte seinen Partner fassungslos an: „Kakeru? Der mächtige Kriegsherr Kakeru? Der Herr der Wölfe? Unmöglich. Kein Wolf würde ihm mehr folgen, wenn er sich von einem hergelaufenen Youkai besiegen lässt, ja, die Schande auf sich nimmt, um sein Leben zu betteln, sich feige zu unterwerfen.“ „Dann wird es dich noch mehr überraschen, dass Kakeru weiterhin der Herr der Wölfe ist, sie ihm folgen.“ Kasuki nickte: „Dir ist doch klar, was das bedeutet?“ „Das kann nur heißen, dass der Fremde mindestens im Rang gleich mit Kakeru ist, also ein Dai Youkai.“ Shoji legte die Hand an sein Schwert: „Das dürfte der Grund sein, warum der Schattenkrieger versagte. Er wird ihn unterschätzt haben. Aber wir wissen es und wir sind zu dritt, wenn Abe wieder da ist.“ „Ja. Und wir sind wirklich keine schlechten Krieger. Umso besser wird uns Kamuy-sama bezahlen, wenn wir ihm sogar den Kopf eines Dai Youkai bringen.“ „Ein Dai Youkai?“ Der Dritte kam die schmale Schlucht entlang gesprungen, in der sie sich verabredet hatten: „Wer?“ „Dieser Hund“, erklärte Kasuki: „Er muss einer sein, denn er hat Kakeru besiegt und der folgt ihm nun samt seinen Kriegern.“ „Dann wird es schwieriger, ihn mitten in einer Armee zu töten.“ Abe sah von einem zum anderen. Er war kein Katzenkrieger. Unter seinen Vorfahren waren Dachse gewesen, wie man heute noch an den schwarz-weißen Streifen in seinem Gesicht erkennen konnte, wenn er in menschlicher Gestalt war. „Er ging allein, sagte mir der Wolf.“ Kasuki war stolz, dass er diese wichtigen Neuigkeiten erfahren hatte. „Ich habe auch etwas erfahren. Yoshi scheint sich in der Tat zurückgezogen zu haben. Sein Lager liegt verlassen.“ Abe nickte: „Und eine Menschenfrau, die ich…äh…befragte…“ Seine Kameraden wussten, wie er das gewöhnlich tat und konnten ein Lächeln nicht unterdrücken: „Sagte mir, ein weißhaariger Fremder sei gekommen, danach seien Yoshi und seine Männer gegangen.“ „Einer von uns sollte das Kamuy-sama berichten, ehe wir weitermachen.“ Shoji blickte nachdenklich zu Boden: „Dies sind gewiss wichtige Informationen für unseren Herrn.“ „Das können wir ihm auch sagen, wenn wir den Kopf des Fremden mitbringen. Wir sollten keine Zeit verschwenden, sondern weitersuchen. Oder hast du etwa Angst, dass wir auch versagen?“ Abe schüttelte ebenfalls den Kopf: „Wir sind doch immerhin zu dritt und keine schlechten Krieger. Außerdem - warum sollte es Kamuy-sama interessieren, wer sein toter Gegner war? Noch jeder, auf dessen Spur wir uns setzten, starb.“ Shoji schwieg, um sich nicht erneut dem Verdacht auszusetzen, dass er Angst habe. Er hätte es besser gefunden, diese neuen und sicher wichtigen Berichte dem Herrn mitzuteilen, damit der unter Umständen einen anderen Plan machen konnte. Immerhin hatte sich das Gewicht im Krieg deutlich verschoben, wenn der Fremde sowohl Yoshi als auch Kakeru besiegt hatte. „Also“, schloss der Dachs: „Wie gehen wir vor? Was hast du sonst noch gehört, Kasuki?“ „Er ist allein, wird sich nach seinen bisherigen Erfolgen sicher fühlen. Wenn wir aus dem Hinterhalt angreifen, haben wir keine Probleme. Wir müssen ihn nur finden.“ „Bevor er euch findet?“ Die drei Krieger fuhren herum. Am Beginn der Schlucht stand ein einzelner Youkai in schwerer Rüstung, das zeigte ihnen das Mondlicht. „Du….du bist…?“ begann Shoji, während er schon zu seinem Schwert tastete. „Ich bin der, den ihr sucht.“ Der Fremde bewegte sich nicht: „Kamuys Männer, oder?“ Er hatte einen Dachsyoukai, an dem der Geruch von Katzen hing, in gewisser Entfernung gewittert und darum Kakeru so rasch verlassen, sicher, dass das kein Höflichkeitsbesuch sein sollte. Ohne, dass es Abe gemerkt hatte, war er ihm gefolgt. „Er kann wohl nichts selbst machen.“ Gewisse Verachtung schwang in der ruhigen Stimme. Die Drei wichen rasch auseinander, um getrennte Ziele zu bieten, zogen die Schwerter. Sie waren erfahren im Kampf zu dritt. Mit ein Grund, warum ihre Opfer den Angriff nicht überlebt hatten. Ohne weitere Absprache wussten sie, wie die Attacke auf den Fremden ablaufen sollte, zumal der so leichtsinnig war, noch nicht einmal sein Schwert gezogen zu haben. Hielt er sich für stark genug, es mit ihnen dreien und ihren Schwertern aufzunehmen, ohne das seinige in der Hand zu halten? Diese Arroganz würde er teuer bezahlen. Kasuki nickte ein wenig: „Kamuy-sama will dich tot sehen. Und wir werden ihm seinen Wunsch erfüllen.“ Er lief los. Im gleichen Moment tat das auch Abe, um so den Gegner von rechts und links in die Zange zu nehmen. Shoji wartete noch einen Sekundenbruchteil, ehe er losrannte, die Mitte übernehmend. Niemand konnte sich gegen drei Schwerter von drei Seiten gleichzeitig verteidigen. Der Fremde gab einen leisen Laut von sich, als er die Klinge aus der Scheide zog, beide Hände fest um den Griff legte. Dieser kombinierte Dreier-Angriff sah nach langer Übung aus. Er dürfte sich keinen Fehler leisten. Mit einem plötzlichen Satz sprang er daher Abe entgegen, so die Weite rasch verkürzend – und gleichzeitig sich von Kasuki entfernend, der nun abbiegen musste, dabei auf Shoji Rücksicht nehmen musste. Beide waren gezwungen, ihr Tempo zu vermindern. Stahl klirrte auf Stahl, als der Hundeyoukai das Schwert des Dachses traf, die Klinge nach oben wegschlug, dessen Blöße öffnete. Im gleichen Moment traf die Klaue der linken Hand die ungeschützte Kehle Abes, der zu Boden ging. Der Fremde fuhr herum, um den Angriff der beiden Katzenkrieger abzufangen. Ohne nachzudenken, schlug er gegen die beiden Klingen, die auf ihn hinabsausten, ehe er einen Sprung zurück machte. „Gib mir Blut…“ sagte die Stimme seines Schwertes in ihm. „Heute bekommst du es.“ Er fasste den Griff fester. Die beiden Katzenkrieger bewiesen ihre Klasse. Obwohl sie durch den Tod ihres Partners sicher geschockt waren, hatten sie sich unverzüglich gesammelt, griffen ihn nun parallel an. Derselbe Trick würde nicht noch einmal funktionieren, das war ihm klar. Aber er wollte auch nicht die mächtigste Technik seines Schwertes anwenden, nur, um sich zweier Katzen zu entledigen. Mit beiden Händen hob er seine Klinge waagerecht, um so die von oben geführten gleichzeitigen Schläge Kazukis und Shojis zu parieren. Sie waren keine schwachen Youkai und hatten zusätzlich den Vorteil des Schwunges, aber er hielt dagegen, bis sie zurücksprangen. „Du hast Abe getötet“, sagte Kasuki leise: „Dafür wirst du länger sterben.“ Im gleichen Augenblick, in dem er zu reden begann, griff der Fremde ihn an, in der Sicherheit, er sei ein wenig abgelenkt. Kasuki hatte das letzte Wort kaum ausgesprochen, als die Klinge des Höllenschwertes in seine Brust drang. Shoji hatte die Attacke auf seinen Partner bemerkt und war unverzüglich hinüber gesprungen, um ihn zu schützen. Der Hundeyoukai sah ihn aus den Augenwinkeln von rechts kommen und ließ sofort sein Schwert los. Er hatte keine Zeit, das aus Kasuki zu ziehen und zu parieren. So riss er den rechten Arm empor, fing die Klinge mit seinem Unterarmschutz ab. Gleichzeitig schoss seine Linke zu einem Faustschlag vor, gegen Shojis Kinn. Dieser taumelte zurück. Der Fremde zog hastig sein Schwert aus dem toten Katzenkrieger, wandte sich seinem letzten Gegner zu. Shoji rieb sich über den Mund, wischte das Blut ab, ohne dabei die Augen von dem Hundeyoukai zu lassen. Ihm war nur zu bewusst, dass er auch sterben würde, falls es ihm nicht gelang zu fliehen. Er musste Kamuy-sama sagen, was hier passiert war, dass dieser Fremde eine erhebliche Gefahr für den mächtigen Kriegsherrn darstellen würde, dass er ein Dai Youkai sei, der sich wohl ein Land erobern wollte. Es gab nur wenige Youkai, die Herren eines Landes waren, selbst unter den Dai Youkai. Aber sie befanden sich hier in einer Schlucht und er besaß nicht die Kraft, einfach hinauf zu springen. An dem Fremden würde er auch nicht vorbeikommen. Also blieb nur eine Möglichkeit, seine Pflicht zu erfüllen, seinen Herrn zu warnen. Er hob sein Schwert ein wenig, ehe er einen Sprung auf den Hundeyoukai zumachte. Wie er es erwartet hatte, riss dieser seine Klinge empor, um zu parieren. Im Moment der Landung jedoch sprang der Katzenkrieger rückwärts, fuhr herum, um mit weiten Sprüngen durch die Schlucht zu hetzen. Er hatte fünf Sätze gemacht, als eine Hand sich auf seine Schulter legte, ihn herumriss. Er wollte noch parieren, aber im letzten Moment seines Lebens hörte er nur das leise Sirren, als der Dieb der Seelen gegen seinen Hals geschlagen wurde. Der Fremde richtete sich auf, schwenkte die Klinge, um sie zu reinigen. Er konnte spüren, dass das Schwert noch mehr Blut trinken wollte, in dieser Nacht, aber er schob es zurück. Noch war sein Wille stärker. Aber ihm war bewusst, dass es irgendwann einmal einen Tag geben konnte, an dem er es zu oft eingesetzt hatte, es zu stark für ihn sein mochte. Heute jedoch war es noch nicht soweit. Er betrachtete die Toten. Kamuy würde sicher bald merken, dass seine Attentäter nicht zurückkamen. Was würde er dann tun? Fünf Männer schicken? Zehn? Oder doch einmal selbst die Sache in die Hand nehmen? Das ließ sich abwarten. Falls Kamuy nicht zu ihm kommen würde, müsste er eben ihn aufsuchen. Und dieser Kampf würde sicher interessanter werden, als gegen Kakeru. Kamuy war stärker in seinem Youki, skrupelloser. Er musste nur an die Menschendörfer denken, an die Attentäter, die er ihm auf den Hals gehetzt hatte. Und rein aus persönlichen Gründen würde er den Katzenherrn töten. „Ah, hier seid Ihr, mein Herr!“ Myouga klang erleichtert. Er sprang auf die Schulter seines Gebieters, betrachtete die drei Toten: „Kamuys Männer? Wie dumm von ihm.“ Der Hundeyoukai schwieg und wandte sich um, verließ die Schlucht. Er würde Kakeru hier herschicken müssen, die Toten zu verbrennen, ehe sie wieder auferstanden. Eine der äußerst lästigen Nebenwirkungen seines verfluchten Schwertes. Die Prinzessin im Schloss in den Wolken stutzte, als sie die Präsenz eines starken Youkai vor ihrem Bannkreis wahrnehmen konnte. Sie wusste, wer das war. Was wollte Yoshi denn hier? Er konnte nicht durch den Zauber, das war ihr klar. Neugierig geworden, stand sie auf, flog hinunter. Yoshi neigte ein wenig den Kopf, als er sie sah: „Ich bin entzückt, dich bei bester Gesundheit anzureffen, Prinzessin.“ „Was willst du?“ „Du weißt doch sonst immer alles, was in den westlichen Ländern geschieht. Sollte dir etwa entgangen sein, wer hierher gekommen ist?“ „Er war schon bei mir.“ „Ich verstehe.“ Yoshi betrachtete sie: „Und du weißt, dass er bei mir war?“ „Ja.“ Sie hatte interessiert beobachtet, dass sich das Heer der Hunde aufgelöst hatte. Der Fremde war noch keine sechs Tage im Westen. Und es gab zwei Bewerber um den Titel des Herrn der Länder weniger. „Er lässt dich bitten, zu ihm zu kommen.“ Yoshi zuckte leicht die Schultern: „Ich bin es zwar nicht gewohnt, den Laufburschen zu spielen, aber man kann ihm so schlecht widersprechen.“ „Zu ihm zu kommen?“ wiederholte sie ein wenig überrascht. Was sollte das? Aber andererseits hatte er in kürzester Zeit zwei der Kriegsherren besiegt. Da wollte er vielleicht sie als Preis? Aber er hatte doch gesagt, er würde wieder zu ihr kommen, wenn Frieden im Westen sei? Und ihre Entscheidung respektieren? „Ja. Soweit ich hörte, hat er Kakeru im Duell besiegt. Jetzt folgt ihm der Herr der Wölfe. Vielleicht will er dich nun heiraten?“ „Nicht, dass ich wüsste.“ Sie klang kalt. Yoshi war ein Schwätzer, das hatte sie immer schon erkannt. Der Hundeyoukai lächelte ein wenig: „Dich scheint diese Aussicht nicht zu erfreuen. Aber ich denke mal, wenn du dich nicht mit ihm anlegen willst, solltest du mich begleiten. Ich kann dich ja leider nicht zwingen, mitzukommen, da dein kleiner entzückender Bannkreis mich hindert. Allerdings werde ich nicht der Einzige sein, auf den er zornig sein wird.“ Sie musste nicht nachdenken. Solch ein Wunsch war eigentlich ein Befehl. Und der Fremde war stark, hatte die Magie der Länder…sie konnte sich ihm nicht widersetzen. „Das weiß ich.“ Sie trat durch den Bannkreis. Yoshi atmete auf: „Schön, dann komm, Prinzessin. Wir haben einen weiten Weg vor uns, ehe wir zu dem Jadeberg, dem Hisuiyama gelangen.“ Er ließ sein Youki aufflammen, um sich in den großen, schwarzen Hund zu verwandeln, der er in seiner wahren Gestalt war. Die Prinzessin aus dem Wolkenschloss folgte diesem Beispiel. Ihr Fell war weiß. Die Mondsichel auf der Stirn behielt sie allerdings auch in dieser Form. Die beiden eilten davon, von einem Blick oben aus dem Schloss besorgt verfolgt. Der Youkai dort atmete tief durch, ehe er seine Entscheidung traf. So oder so konnte das tödlich für ihn enden. ********************************************** Ein kurzes Kapitel... und ein kurzer Prozeß. Was Yoshi betrifft, erfahrt ihr mehr im nächsten Kapitel: Am Jadeberg. Und das wird wieder ein bisschen länger. Wie immer: wer so freundlich ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie immer, eine ens, wenn ich sehe, dass das nächste Kapitel on ist. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)