Lost Boys von Angie_Cortez (Well, if you wanted honesty, that's all you have to say) ================================================================================ Kapitel 15: I'll be your water ------------------------------ I’ll be your water Bathing you clean Your liquid peace Elya druckste ein wenig herum. Wie sollte er das erklären? Er hatte mit Brian nichts zu tun, außer ein bisschen Sex war da nichts. „Ich will die Schule verlassen", sagte er endlich und lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand. Brian imitierte die Bewegung unwillkürlich. „Warum?" fragte er und schob die Hände in die Taschen. Er starrte auf Elyas Haaransatz. „Wegen meinem Freund ..." „Phoa!" Brian stolperte einen Schritt zurück. „Du hast einen Freund?!" Elya strich sich ein paar Haare hinter die Ohren und grinste Brian anzüglich an. Brian fand, dass er trotz der verheulten Augen immer noch sexy war. „Ja, und zwar schon von Anfang an." „Und du hast trotzdem ...?!" Elya nickte und wischte sich über die Wangen. „Freifahrtsschein, sozusagen, aber bitte, darüber will ich jetzt nicht reden." Brian starrte den halbblonden Jungen vor sich nur sprachlos an. Hätte er das gewusst! „Aber ... aber ich bekomm jetzt nicht aufs Maul deswegen?" Elya lachte laut auf, Brian konnte nicht anders als zu grinsen. Trotzdem machte ihm das zu schaffen. Er wusste, dass manche Typen wirklich eifersüchtig sein konnten. Brian spürte jetzt schon, dass er es nicht gern sah, wenn ein anderer Aron auch nur dumm ansah. Ganz zu schweigen davon, dass ihm schlecht wurde, wenn er daran dachte, was zwischen Sonny und Aron gelaufen war. „Nico wird dir schon nichts tun. Aber ich denke, er würde dich gern kennen lernen." Brian verzog das Gesicht. „Nun ja ... mal sehen ..." „Überlege es dir. Ich werd jetzt meine Abmeldung holen. Nico holt mich morgen ab." Brian nickte abwesend. Wahnsinn! Wieso hatte Elya nie etwas gesagt? „Machs gut." Mit einem kurzen Lächeln verabschiedeten sich die beiden voneinander. Brian war viel zu sehr irritiert von Elyas Geständnis, als das ihm irgendetwas anderes aufgefallen wäre. Alexej drückte vorsichtig die Türklinke runter. Es war mitten in der Nacht und eigentlich sollte er in seinem Bett sein, aber er hatte einfach nicht schlafen können. Im Gemeinschaftsbad war es stockfinster. Der junge Russe hörte Wasser rauschen. War etwa eine der Duschen in Gang? Blind tastete er nach dem Lichtschalter rechts von der Tür und fand ihn schließlich. Tatsächlich, da musste eine Dusche laufen. Irritiert steuerte er die Kabine an, die geschlossen war. Auf seinen Armen bildete sich eine Gänsehaut. Alexej hatte einen untrüglichen Sinn dafür, wenn etwas nicht in Ordnung war, aber in diesem Fall hätte es wohl ein Blinder gemerkt, dass diese Dusche nicht aus Versehen lief. Alexej tastete nach seinem Messer, aber das würde er wohl nicht brauchen. Zumindest hoffte er es. Bis jetzt wusste nur Brian, dass er dieses Ding mit sich herumtrug. Ein Geschenk von seinem Vater war es gewesen. Ein Geschenk, kurz nachdem damals ... Alexej drängte die Gedanken zurück. Nicht das Damals war wichtig, sondern das Heute. Vorsichtig streckte er die Hand aus und zog den Sichtschutz zurück. Genau das, was er nie wieder hatte sehen wollen, eröffnete sich ihm. Alexej wich zurück und kniff die Augen zu. Das Rauschen des Wassers dröhnte in seinen Ohren. Nicht weglaufen. Du kannst nicht weglaufen. Du darfst nicht weglaufen! Natürlich nicht. Alexej riss die Augen auf. Es war Elya, der dort in der Dusche saß, fast blau vor Kälte und splitterfasernackt. Hektisch sah der junge Russe sich um. Sein Zimmernachbar war heute Abend nicht erschienen, aber das war allgemein gesehen nichts Sonderbares. Er wusste, dass Elya sich manchmal noch mit anderen Jungs herumtrieb. Aber das hier sah nicht danach aus. Alexej riss ein paar Handtücher aus der Borte, die neben den Waschbecken angebracht worden war und warf sie dann neben sich auf den Boden. Vorsichtig zog er Elya aus der Dusche. Es war fast alles wie damals, nur das Blut fehlte und das war gut so. „Hey, hey, Elya. Hörst du mich? Sag was!" Das Wasser war eiskalt. Es tat weh an Alexejs Fingern. Vorsichtig wickelte er Elya in ein paar Handtücher und strich dann die nassen Haare aus seinem Gesicht. Die Dusche lief unbeeindruckt weiter. Was jetzt? Hilfe holen, aber wo? Verzweiflung machte sich in Alexej breit. Wo konnte er Hilfe finden? In Brians Traum versuchten sie die Tür einzuschlagen. Wie konnte er sie aufhalten? Was wenn sie ihn kriegen würden? Nein, das durfte auf keinen Fall geschehen. „Brian!" Jetzt riefen sie ihn. Oh Gott, dass war sein Ende. Er sah die Tür auffliegen und jemand packte ihn, um ihn zu schütteln. In diesem Moment fuhr Brian aus dem Schlaf hoch und blickte in Arons Gesicht. Der Kopf seines Freundes verdeckte die Lampe im Zimmer so, dass es wirkte, als habe er einen Heiligenschein. Brian riss seinen Blick von Aron los und sah Alexej auf Toveys Bett hocken. Tovey selbst war verschwunden. Der junge Russe hatte sein Gesicht on den Händen vergraben und seine Klamotten waren teilweise nass. „Was ist los?" fragte Brian verstört. „Irgendwas mit Elya", murmelte Aron und wollte sich grad zu Alexej hinüber begeben, als Brian ihn festhielt. „Was, mit Elya?" wollte er wissen. Aron sah ihn mit halb geöffnetem Mund an, als wäre er empört darüber, dass dieser Kerl Brian so wichtig war. „Ich weiß es nicht", sagte Aron leise und brach den Blickkontakt ab. „Du weißt es." „Selbst wenn, woher wollen wir wissen, dass es stimmt. Kein Mensch weiß, ob er wirklich bei Blecket war", Aron wand sich aus Brians Griff. Er zitterte, auch wenn er versuchte es zu unterdrücken. „Ich weiß es", sagte Brian tonlos. „Scheiße, ich Idiot. Warum hab ich ihn nicht gewarnt?" „Alex, Schatz? Ich hab hier was gefunden. Das könnte dir helfen für deinen ... Alex?" Tovey trat hinter dem Regal hervor. Sie waren in der Schulbibliothek um Materialien zu sammeln, für ihre Jahresarbeiten. Tovey, der seine eigene schon fast fertig hatte, war nun dabei Alexej bei seiner unter die Arme zu greifen. Sowohl in Sachen Ausdruck und Rechtschreibung, als auch Inhaltlich. Verwirrt sah sich Tovey um. Alexej war schon den ganzen Tag irgendwie schlecht drauf gewesen, hoffentlich war ihm jetzt nicht schlecht geworden. Tovey gefiel es nicht ganz, dass sein Freund sich mehr Sorgen um Elya machte, als um ihn, aber Alexej hatte behauptet, dass es das nicht sei. Höchst merkwürdig. Jemand tippte ihm auf die Schulter. Tovey sprang einen halben Meter in die Höhe vor Schreck und fuhr entsetzt herum. Billy stand hinter ihm, die Arme erhoben, als wolle er sich ergeben. „Sorry, Toto, wollte dich nicht erschrecken“, entschuldigte Billy sich. „Hast du aber“, Tovey presste das Buch gegen seine Brust. „Ich werde es überleben.“ „Das will ich hoffen“, Billy lächelte, ein Lächeln der schuldbewussten Sorte. „Ich wollte mich bei dir verabschieden. Meine Freundin holt mich in zehn Minuten ab.“ „Oh … ja … Mensch, ich werd dich vermissen … denke ich … Ich kann mir das hier alles ohne dich gar nicht vorstellen.“ Tovey sah sich nervös um, in der heimlichen Hoffnung, dass Alexej irgendwo in seinem Blickfeld auftauchen würde. Doch das geschah nicht. Stattdessen streifte sein Blick einen Typen im Anzug. Toveys Herz machte wieder einen Hüpfer. Blecket? Nein, es war nur Sonny … ob das wirklich besser war? Ohne hinzusehen legte Tovey das Buch weg und schob die Hände in die Taschen. Erst jetzt realisierte er voll und ganz, was eigentlich grad los war. Billy würde bald einfach nicht mehr hier sein. „Du doofe Hete“, sagte Tovey und stupste mit seiner Schuhspitze gegen Billys Fuß. „Läufst einfach weg.“ „Jeder muss seinen eigenen Weg gehen“, sagte Billy weise und grinste schief. Tovey grinste zurück, so gut es eben ging. Im Moment hatte er einfach zu viel im Kopf. Aron, Elya, Billy, Alexej … Blecket, Sonny, Brian … das war einfach zu viel. „Ich wünsche dir trotzdem alles Gute im Reich der Heten und herzlichen Glückwunsch, dass du dem Diktator Wichser entkommen bist.“ „Das hab ich gehört!“ zischte Sonny vom anderen Ende des Bücherregals. Tovey erschrak wieder, aber dieses Mal saß der Schock nicht ganz so tief. „Ja und? Komm ich jetzt ins KZ? Leck mich!“ Tovey schüttelte sich verärgert. Auch Billy sah aus, als hätte er gerade auf etwas Saures gebissen. „Wie dem auch sei …“, fing Billy an und riss seinen Blick von Sonny. Die Freundschaft war gekündigt. Darum musste er sich nicht scheren. „Machs gut, ja?“ „Klar … immer doch.“ Billy umarmte seinen Zimmernachbarn und Freund. „Und pass auf dich auf, verstanden?“ sagte er leise und Tovey nickte. Das war gut gemeint, kam aber viel zu spät. „Da kommt wer“, sagte Brian. Aron blickte hoch. Er hatte sich auf den Stufen zum Internatsgebäude niedergelassen und gedankenverloren mit seinen Chucks im Sand gescharrt. Brian hatte ihn die ganze Zeit dabei beobachtet, unsicher was er sagen sollte. Ihm war ganz entgegen seiner Gewohnheiten nichts eingefallen. „Was meinst du? Elyas Freund oder Billys Freundin?“ „Rotes Fahrgestell … Billys Freundin“, vermutete Brian und ließ sich neben Aron nieder. Eine Zigarette baumelte zwischen seinen Fingern. Ein Zeichen dafür, dass es ihm nicht gut ging. „Du kannst immer noch keinen Opel von einem Toyota unterscheiden, stimmt’s?“ fragte Aron und klaute Brian die Zigarette. „Muss ich das?“ fragte Brian und folgte mit den Augen Arons Hand. Hängen blieb sein Blick an dessen blassrosa Lippen. Wann hatte er sie das letzte Mal küssen dürfen? Brian kam es vor, als läge diese Zeit Millionen von Jahre zurück. Das rote „Fahrgestell“ hielt einige Meter von ihnen entfernt. Brian hatte Recht gehabt. Es war Billys Freundin. Aron sah eine hübsche, junge Frau aussteigen. Sie war ungefähr so groß wie er selbst und hellblond. Unsicher lächelte sie Aron und Brian an. Aron lächelte etwas halbherzig zurück. Brians Kopf sackte gegen seine Schulter. „Was hast du?“ wollte Aron wissen und zog noch mal an der Zigarette. Ihm wurde schlecht. Das fühlte sich gut an. „Nichts, nichts, nichts“, log Brian und schlug dabei mit seinen Händen auf seine Oberschenkel. „Es ist nur eine Frau. Sie wird dir nichts tun. Versprochen.“ Brian seufzte als Antwort. Das war nun wirklich nicht das Problem. Die Tür des Internatsgebäudes knarrte. Brians Kopf schoss hoch und er erblickte einen schwer bepackten Billy. Hastig sprang er auf um seinem Freund zu helfen. „Heute so höflich?“ alberte Billy und gab Brian dankbar eine Tasche ab. Aron beobachtete teilnahmslos, wie die beiden anderen Jungs Billys Sachen in das Auto von Billys Freundin (Lisa hieß sie, oder?) luden und noch ein paar Albernheiten austauschten. „Lisa, das ist Brian. Brian, Lisa.“ „Hocherfreut“, sagte Brian und reichte Lisa seine Hand. „Egal, was er dir über mich erzählt hat, wenn es was Schlechtes war, dann stimmt es nicht.“ Aron beschloss, dass die Zigarette in seinen Besitz übergegangen war und inhalierte wieder tief den Rauch. Die Übelkeit wurde noch schlimmer. „Machs gut, Brian“, sagte Billy jetzt und umarmte seinen zweiten Zimmernachbarn genau wie seinen ersten. „Passt auf euch auf, damit ich mir keine Sorgen machen muss. Und behaltet Sonny im Auge.“ „Aber nur mir Sonnenbrille. Sonst bekomme ich Augenkrebs“, brummte Brian. Er verabschiedete sich auch wieder von Lisa. Billy winkte Aron zu, der das etwas schleppend und nicht wirklich fröhlich erwiderte. Als das Auto das Schulgelände verließ, trat Aron die Zigarette auf dem Kies aus. Der kalte Dezemberwind fegte ihm in einer Böe durch das Haar. Jetzt bloß wieder rein, sonst würde er hier erfrieren. „Nicht zu glauben!“ „Reg dich nicht auf …“ „Was bildet er sich ein!“ „Hör auf, Sonny?“ „So was über Sie zu sagen!“ Ronald Blecket seufzte resignierend. So ein übereifriger Junge. Vor knapp 5 Minuten war Sonny in das Büro seines Schulleiters gestürmt und hatte erzählt, wie böse, böse, böööse Tovey doch über ihn geredet habe. Schnee von gestern. Es gab nichts, was Blecket nicht wusste. Sie nannten ihn den Diktator, das wusste er. Sie gaben ihm unschöne Namen, das wusste er auch. Es kümmerte ihn nicht, solange er daran dachte, was sie ihm gaben, ohne dass sie es wussten. Die ganzen kleinen heimlichen Pornos, was für eine Bereicherung. Besonders Brian Moores unzählige Ausschweifungen waren eine Pracht gewesen. Kameras, in jeder Ecke, in jedem Raum, in jeder Dusche … überall. Außer … ja außer hier. Beweismaterial konnte immerhin niemand gebrauchen. „Diese ganzen Lügen und das alles …!“ Sonny stütze sich mit beiden Händen auf den Schriebtisch und betrachtete Blecket. Ein Gott von einem Mann. Elegant, sexy einfach umwerfend. „Sie müssen doch etwas tun.“ „Sonny. Hör auf dir dein hübsches Köpfchen für mich zu zerbrechen.“ Sonny wurde rot und wandte sich ab. Blecket duzte ihn, das war schon irgendwie neu, aber jetzt sagte er auch noch so was Vertrauliches. Sonny begann in seinem Jackett zu schwitzen. „Das gefällt mir alles nicht“, sagte er atemlos. Blecket lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte seinen Goldjungen fragend. „Das ist zu … zu gut organisiert. Es sieht alles so aus, als wären Elya und Aron wirklich …“ Blecket begann zu lachen. Verwirrt wandte Sonny sich wieder zu ihm um. „Du traust den Püppchen so was zu? Na, da bin ich aber enttäuscht von dir. Sei doch mal ehrlich. An meinem Bett hängen Eiszapfen, meinst du nicht ich bin verzweifelt genug …“ „Aber …“ „Sonny, ich bin kein Unschuldsengel. Das weißt du auch.“ „Aber …“ „Was, aber?“ Blecket stand auf und setzte sich auf den Rand seines Schriebtisches. Dieser Junge war nicht dumm, das wusste er. Nur etwas … verklemmt. Verklemmt in seinem Denken. Man konnte aus Sonny noch viel mehr rausholen. Die Idee war verlockend. Früher hatte er in Sonny nur den doofen, kleinen Streber gesehen, aber da war noch mehr. Das permanente Kopieren seiner Klamotten und seines Auftretens kam nicht von ungefähr. Bei Sonny gab es etwas zu holen. „Sie sind …“ „Du.“ „Was?“ Sonny war verwirrter als zuvor. Blecket benahm sich komisch. Eindeutig. Diese Kälte, die Sonny so anziehend fand, war etwas gewichen. „Du kannst mich duzen, okay?“ Anm. v. A: :( Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)