Lost Boys von Angie_Cortez (Well, if you wanted honesty, that's all you have to say) ================================================================================ Kapitel 4: I've cried enough for you ------------------------------------ Nachdem Billy die Tür der 76 wieder hinter sich geschlossen hatte gingen Aron und Sonny zurück zu ihrem Zimmer. Die Vorstellung war zu Ende und die Gäste wurden gebeten die Heimreise anzutreten, damit die Schauspieler sich abschminken konnten. So viel Theater. Sonny seufzte resignierend, als er den Schlüssel zur Nummer 120 aus der Tasche zog und die Tür aufsperrte. Aron folgte ihm wie ein treues, aber sehr trauriges, Hündchen. Brian schien eine richtige Dramaqueen zu sein. Unglaublich wie er zwei Jungs auf einmal aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Aron ließ sich auf seinem Bett nieder und fuhr sich vorsichtig über die Haare. Sie hatten nach Haarspray gerochen, erinnerte Sonny sich. Und waren da nicht graue Streifen auf seinem Gesicht? Make-up? Sonny machte die Tür hinter sich zu und ließ den Schlüssel wieder in die Tasche seines Jacketts sinken. Dabei bemerkte er einen nassen Fleck auf demselbigen. Verwirrt starrte er darauf und dann wieder auf Arons Gesicht. Er hatte wirklich geweint! Und das ohne das geringste Geräusch? Ohne das altbewährte Schluchzen und Zittern? Sonny bekam Gänsehaut. Er hatte in den letzten Jahren viele Leute in Tränen ausbrechen sehen. Seine Mutter, als ihre Schwester an Brustkrebs starb. Seinen jüngeren Bruder, als seine Freundin ihm per SMS den Laufpass gab. Brian, als er den ersten Tag hier war. Bis heute wusste Sonny nicht warum. Vielleicht hatte er da noch über Arons Abwesenheit getrauert. Das waren drei von vielen anderen. Aber an diese drei erinnerte sich Sonny am besten. Seine Mutter hatte laut geschluchzt bei der Beerdigung. Sein Bruder hatte vor Wut gezittert. Und Brian? Er hatte versucht beides zu unterdrücken, sich damit aber keinen Gefallen getan. Und dann kam der heilige Tovey, umstrahlt vom Licht der Sommersonne, mit verliebtem Blick und tröstete ihn. Amen. Sonny seufzte und setzte sich zu Aron. Er lächelte schief und zeigte auf sein Jackett. „Wie machst du das?“ Aron schwieg einen Moment. Schuldbewusst wischte er sich über die Wangen und betrachtete seine Hände, die jetzt die grauen Streifen aufwiesen. „Ich weiß nicht“, sagte er dann und zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche um die Farbe von den Wangen und den Händen zu wischen. „Kopf hoch“, sagte Sonny. „Wir werden sehen was wir machen. Ich glaube wir sollten unseren lieben Tovey einfach mal an die Wand nageln. Du weißt schon - ihm vielleicht einen wissenden Brian vor die Nase setzten, oder etwas ähnliches. Denk dran, nichts ist unmöglich.“ Aron sah ihn belustigt mit seinen traurigen Augen an. „Du fährst nicht zufällig Toyota?“ Es war dunkel. Tiefste Nacht. Tovey schlug die Augen auf. Er hörte Brian und Billy atmen. Sonst war es still. Müde setzte er sich auf. Der Schlaf würde nicht zurückkommen, das wusste er. Wenn er aufwachte, dann war er wach, egal um welche Zeit. Er stand auf, ging auf Zehenspitzen hinüber zum Fenster und zog die dunklen Vorhänge zurück. Es war Vollmond. Er drehte sich um und betrachtete Brians Bett. Der schwarzhaarige Junge lag halb auf dem Bauch, halb auf der Seite. Sein Haar stand in alle Himmelsrichtungen ab. Tovey lächelte verliebt. Durch den Vollmond wirkte Brians Gesicht ganz weiß. Wie schlafwandelnd drehte Tovey dem Fenster den Rücken zu und trat an Brians Bett. Neben dem Kopfende kniete er sich auf dem kalten Linoleum nieder und betrachtete Brian eine Weile. Ich wünschte, es würde Aron nicht geben. Ich wünschte, er wäre tot. Brian schlug die Augen auf und schloss sie sofort wieder. Er hatte direkt in die Sonne geblickt. Er fluchte leise und kämpfte sich halb blind aus seiner Decke. Verwirrt blinzelte er und starrte hinüber zum Fenster. Wieso waren die Vorhänge aufgezogen? Er stieg aus dem Bett, richtete seine Boxer Shorts und trat in den hellen Sonnenschein. Der Boden unter seinen Füßen war warm und er merkte auch wie die Sonne seine Haut wärmte. Wer hatte denn gestern die Vorhänge offen gelassen? Niemand! Er hatte sie selbstpersönlich zugezogen. Verwirrt sah er sich um. Tovey schlief noch. Billy ebenfalls. Ihnen hatte ja auch die Sonne nicht ins Gesicht geschienen. Brian trat ans Fenster und sah hinaus. Ein schöner Spätsommertag. Er öffnete das Fenster. Selbst die Luft war warm, im Gegensatz zu den letzten Tagen. Perfektes Wetter für das Wochenende. Er hörte Decken rascheln und drehte sich um. Tovey blinzelte ihn an. „Guten Morgen“, sagte Brian. „Morgen“, sagte Tovey gähnend. Er zog seine Decke an sich heran und sah Brian fragend an. „Was tust du da?“ „Photosynthese betreiben“, sagte Brian und grinste amüsiert. Tovey grinste zurück. Brians Haare standen immer noch in alle Himmelsrichtungen ab. Genau wie letzte Nacht. Die Sonne verpasste ihm einen Heiligenschein. Tovey streifte seine Decke ab und ging auf Brian zu. Er trug eine Schlafanzughose, aber ein passendes Oberteil dazu hatte Brian bei ihm noch nie beobachtet. „Das ist ja Wahnsinn. Fast wie in den Sommerferien“, er schloss die Augen und hielt sein Gesicht in die Sonne. „Wie geht es eigentlich deinem Kater? Du hast gar nichts erzählt von zu Hause.“ Tovey sah ihn fragend an. „Wirklich nicht? Mh ja, mein Kater, der ist fett geworden. Vielleicht stellt sich heraus, dass er eine Katze ist und ich in den Winterferien ganz viele kleine Kätzchen habe.“ Tovey lachte leise und blickte zu Billy hinüber. „Und deine Mutter? Hat sie wieder Streit angefangen?“ „Ja, na klar. Aber die meiste Zeit bin ich mit meiner Schwester um die Häuser gezogen. Dann musste ich mir ihr ständiges Geschwafel nicht anhören. Sie hat mich gefragt, ob ich denn nicht endlich eingesehen hätte, dass ich nicht schwul bin; und sie glaubte tatsächlich mir einreden zu können, dass es mir hier gar nicht gefiele. Totaler Unsinn das alles.“ „Immer noch die Alte, also?“ Tovey nickte. Brian hatte das Fenster wieder geschlossen und sie lehnten jetzt beide nebeneinander am Fensterbrett. „Ich denke, genau genommen hat sie gar nichts dagegen, dass ich schwul bin. Sie weiß bloß noch immer nicht genau, wie sie damit umgehen soll.“ „Sie kann sich ja kleine bunte Fähnchen an die Jacke sticken, so wie meine Tante. Sie ist ganz, ganz stolz auf ihren schwulen Neffen.“ Tovey lachte bei dem Gedanken daran, dass seine Mutter bunte Fahnen schwang. „Da fällt mir ein. Warst du beim Christopher Street Day in den Ferien?“ fragte Brian und grinste schief. „Selbstverständlich“, sagte Tovey mit ernster Mine. „Das ist eine Sache der Ehre.“ „Ich war auf dem Pride Weekend“, sagte Brian und lachte. „Ich war doch mit meinen Eltern in den USA.“ „Geil!“ „Psst!“ Beide fingen an zu lachen. „Wir haben schon seit Ewigkeiten wieder Schule und das erzählst du erst jetzt?“ „Es hat keiner gefragt!“ „Brian Moore!“ Sie sahen sich an, warfen einen Blick auf den immer noch schlafenden Billy und lachten wieder. Um Billy zu wecken mussten sie wohl eine Bombe zünden. „Wie war es da? Erzähl!“ „Gigantisch“, sagte Brian. „So viele Leute. Bei einigen hätte ich nicht meinen Arsch drauf verwettet, dass sie mal Männer waren, oder noch sind, zumindest biologisch.“ „Wie viele?“ fragte Tovey mit großen Augen. „Welches ‚wie viele’?“ fragte Brian unschuldig und grinste dabei lasziv. „Na, nicht wie viele Leute da waren!“ Brian zögerte. Er beugte sich zu Tovey rüber, um ihm ins Ohr flüstern zu können. „Drei auf einmal!“ Tovey lachte wieder. „Einen wunderschönen, sonnigen Samstagmorgen!“ „Halts Maul.“ „Besonders dir, mein Schnuckelchen“, Brian grinste übers ganze Gesicht und umarmte Aron, der am Buffet stand von hinten. „Wie war deine Nacht?“ „Grauenvoll“, sagte Aron. „Aber ich will nicht drüber reden. Hast du irgendwelche guten Nachrichten?“ „Ja, na klar. Ich habe eine besonders Gute.“ „Die wäre?“ Aron zwang sich ein Lächeln ab. Er hatte die ganze Nacht üble Alpträume gehabt. Ihm war unverständlich warum, aber vielleicht war es einfach nur der Stress der letzten Tage gewesen. „Jetzt bin ich da! Jetzt wird kein Trübsal mehr geblasen, verstanden?“ Aron schüttelte lächelnd mit dem Kopf. „Spinner.“ „Für dich doch gern.“ Er drehte sich zu Brian um und umarmte ihn seufzend. „Was macht man hier so am Wochenende?“ fragte er verschlafen. Brian strich ihm liebevoll die Haare aus dem Gesicht. „Lernen“, flötete er und lachte als er Arons resignierenden Gesichtsausdruck bemerkte. „Nein, das war natürlich nicht mein Ernst. Wir können Pokern, oder Pornos gucken.“ „Oh Gott, ich lerne lieber“, sagte Aron müde, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. „Nein, lernen fällt aus“, sagte Brian schnell und schlang schnell die Arme um Arons Schulter bevor der flüchten konnte. „Ich möchte mir einen schönen Abend mit dir machen. Nur wir zwei. Ich meine, wir haben uns zwei ewig lange Jahre nicht gesehen. Bitte.“ „Nur wenn ich einen Kuss bekomme“, sagte Aron gerührt. Das war die beste Idee die Brian hätte vorbringen können. „So viele du willst“, sagte Brian und strahlte über das ganze Gesicht. Sonny saß leger auf seinem Stuhl, die Beine übereinander geschlagen und die altbekannte Zeitung vor sich. Den Politikteil aufgeschlagen. Er hätte einen guten Politiker abgegeben, sicher auch einen guten Bundeskanzler. Aber wer wusste, was aus Sonny noch werden würde? Vielleicht Nobelpreisträger. „Verdammt!“ Sonnys Blick huschte von der Zeitung hoch und fixierte Tovey, der sein Brotmesser hatte fallen lassen. „Reiß dich gefälligst zusammen“, fauchte Sonny wütend und strich über seine Zeitung. Er konnte sich einfach nicht auf die Texte konzentrieren. Es war schier unmöglich. „Was willst du denn von mir?“ fauchte Tovey zurück. „Kümmere dich um deinen Kram!“ „Tue ich“, sagte Sonny bestimmt und faltete nun energisch die Zeitung zusammen. „Ich will, dass du damit aufhörst so ekelhaft eifersüchtig zu sein. Außerdem stell gefälligst deine Hypochondrie ab, das nervt! Wenn du Brian unbedingt haben willst, dann geh doch hin und hol ihn dir, verdammt noch mal!“ Toveys Gesicht wurde schneeweiß. Er kniff die Lippen zusammen, unsicher womit er zurück schießen konnte. „Was weißt du denn schon?“ zischte er, seine Hände zitterten. „Oh, ich weiß eine ganze Menge“, sagte Sonny wütend und feuerte die gefaltete Zeitung auf seinen leeren Teller. „Ich weiß, dass du Brian wie eine läufige Hündin hinterher rennst. Ich weiß auch, dass Herr Moores Sensoren da nicht wirklich schnell schalten. Deshalb rate ich dir deinen Arsch zu bewegen. Aber wenn du mehr damit zu tun hast dir irgendwelche scheiß Krankheiten einzureden, dann go on! Das nächste Mal, werde ich dich einfach ins nächste Krankenhaus einliefern lassen und so schnell kommst du dann nicht zurück. Das schwöre ich dir!“ Tovey schnappte empört nach Luft. Er stand auf. Sein Stuhl kippte nach hinten um. „Du weißt überhaupt nichts!“ fauchte er wütend. Sonny sah ihn noch einen Moment lang an, dann senkte er den Blick auf den Tisch und ignorierte Tovey ganz einfach. „Wenn du wüsstest“, sagte Tovey leise aber deutlich, „wenn du wüsstest wie sehr ich dich hasse, Sonny.“ Der Schülersprecher reagierte nicht. Es war ihm einfach egal. Tovey sollte endlich merken, dass die Nummer nicht mehr lange ziehen würde und er hoffte, dass auch Brian irgendwann in dieselbe Kerbe schlug. Irgendwann … Es war 20 Uhr. Aron folgte Brian hinunter ins Kellergewölbe des Internatsgebäudes, unsicher wo es wohl hingehen würde. Sie liefen einen Gang entlang, gesäumt mit vielen offenen Türen. Es schienen die verschiedensten Aufenthaltsräume zu sein. Brian grinste Aron an und griff nach seiner Hand. Er wählte die vorletzte Tür rechts im Gang und zog Aron mit hinein. Der Raum war leer. Von irgendwoher hörte Aron Gelächter. Brian schloss die Tür und zog etwas aus der Tasche. Aron erkannte einen Schlüssel. „Wo hast du den her?“ fragte er. „Von Sonny geklaut“, sagte Brian leichthin. Er grinste breit und sah sich im Raum um. „Der hier ist oft abgesperrt. Der Himmel weiß warum. Hier haben wir unsere vollkommene Ruhe.“ Aron sah sich um. Der Raum war nicht groß. Er hatte ein kleines Fenster am oberen Rand der Wand, das wohl gerade zum Lüften reichte. Als Lampe baumelte eine vereinsamte Glühbirne über ihnen. Zwei Sofas standen herum. Sie waren beide rot. Lauter Decken stapelten sich hier und dort. Auf einem niedrigen Tisch stand ein Aschenbecher inmitten von reichlich vielen Gravierungen. Liebevoll von den Schülern angefertigt. „Wozu sind diese Räume?“ fragte Aron. Brian hatte eine Tasche dabei, die er jetzt umsichtig abstellte. Er lachte als Aron die Frage stellte. „Offiziell, sind es süße kleine Aufenthaltsräume. Allerdings werden sie eher zu anderen Zwecken genutzt. Wir sind ja auch nur Menschen.“ Er zwinkerte Aron zu. „Schlimmer als ein Puff“, meinte der kichernd und ließ sich auf einer Couch nieder. „Was hast du da?“ „Alkohol“, sagte Brian triumphierend. „Meine Jahresration Schmuggelware.“ Aron schüttelte lachend mit dem Kopf und sah Brian dann wieder an. „Sag mal. Wenn du den Schlüssel von Sonny geklaut hast, wie können die anderen denn ungestört sein, wenn sie ihren Spaß haben?“ „Ist ganz simpel“, sagte Brian und zog zwei Bierflaschen aus der Tasche. „Sie stemmen diesen Tisch gegen die Tür. Außerdem … geschlossene Tür heißt generell geschlossene Gesellschaft. Wir haben da unsere eigene Sprache.“ „Und warum sind wir genau hier?“ fragte Aron weiter und nahm die Flasche von Brian entgegen. „Weil das mein Revier ist.“ Von irgendwo kam Musik. Sehr laute Musik. „Dein Revier also“, sagte Aron. Sie ließen sie Flaschen sanft gegeneinander schlagen. Tranken mit gekreuzten Armen auf Bruderschaft. Brians Flasche war als erstes leer. Aron brauchte etwas länger. „Braver Junge“, sagte Brian und grinste etwas benebelt. Aron spürte die Wirkung des Alkohols, den er viel zu schnell geschluckt hatte. Die Welt schwankte angenehm. Er kuschelte sich an Brian und genoss das Gefühl. Sie waren allein. Sie waren betrunken, oder würden es auf jeden Fall noch werden und das hatte immer dasselbe Ende. „Wir sind ganz allein, ja? Niemand kann uns stören?“ „Absolut niemand“, schwor Brian und angelte das zweite Paar Flaschen. Aron setzte sich wieder auf und griff nach einer davon, die Brian ihm reichte. Doch der zog sie zurück. „Wir haben etwas vergessen“, sagte er und leckte sich über die Lippen. Sie schmeckten nach Bier. „Haben wir?“ Aron grinste wissend. Natürlich hatten sie. Brian stellte die Flaschen ab. Sie gaben einen klirrenden Laut von sich, als sie auf die Tischplatte trafen. Brian bewegte sich auf Aron zu. Aron wich demonstrativ zurück. „Ich hab das so vermisst“, sagte er und Aron sah an seinen Augen, dass es nicht nur Bier war, das durch seine Adern raste. „Was hast du genommen?“ fragte Aron leise, als wolle er die elektrisierende Atmosphäre nicht stören. Er war bis zum Ende der Couch zurückgewichen. Das übliche Spielchen. Er wollte es Brian doch nicht zu leicht machen. Wie sehr sich alles über diese lange Zeit der Trennung gehalten hatte. Es machte ihn schwindelig, wenn er daran dachte. „Viagra“, log Brian mit einem breiten Grinsen und hievte sich über Aron. „Gut, dann zeig mir mal ob es wirkt.“ Brian durfte jetzt ran. Vor zwei Jahren noch hatte es zwei, höchstens drei Bier gebraucht Aron zu diesem Punkt kommen zu lassen. Jetzt ging es fast wie von selbst. Brian beugte sich zu Aron herunter und küsste ihn. Erst wieder ganz sachte. Dann fuhr er mit der Zunge über Arons geschlossene Lippen und begehrte Einlass. Es wurde ihm gewährt. Erregung schoss durch Brians Körper. Er schob das nicht nur den Drogen zu. Immerhin war es nicht viel gewesen. Nur so viel, dass er ein paar lästige Hindernisse überwinden konnte. Hindernisse mit leidenden Augen und vielen Problemen. „Es ist verdammt heiß hier drin, findest du nicht auch?“ hauchte Brian gegen Arons Ohr. „Oh ja, verdammt heiß“, stimmte Aron ihm zu. Brians Hände schoben seinen Pullover hoch, und wenig später strichen seine Lippen über Arons Haut. Er küsste seinen Bauch, bevor er Arons Oberteil auszog und seine Zunge mit dessen Brustwarzen spielen ließ. Das entlockte seinem Freund den ein oder anderen süßen Laut, der Brian fast wahnsinnig geil machte. Arons Hände glitten über seine Brust, als Brian sich wieder hochzog um ihn zu küssen. Geschickt öffneten sie Brians Gürtel und seine Rechte fuhr quälend langsam und aufreizend unter den Stoff der Jeans. Jetzt schon war sie Brian viel zu eng geworden und er hoffte, dass er sie bald loswerden würde. Arons Hände massierten ihn und Brian genoss es. Im Gegenzug widmete er sich noch einmal Arons Brustwarzen. Er fuhr mit der Zungenspitze darüber und beobachtete einen Moment fast fasziniert, wie sie sich aufrichteten. Aron unterbrach ihn in seinen Gedanken, als er ihm auch sein T-Shirt über den Kopf streifte. Ihre nackte Haut berührte sich beim nächsten Kuss. Aron war im wahrsten Sinne des Wortes heiß. Brian setzte sich auf, ließ einen glühenden Blick über Arons Körper schweifen. Es hatte ihn schon lange niemand mehr so angemacht. Wenn es einen Himmel gab, dann musste er genau hier sein. Brian lächelte etwas benebelt und Aron sah ihn fragend an. „Alles okay?“ fragte er vorsichtig. Seine warmen Finger fuhren über Brians Brust. „Ja, ich habe nur grad festgestellt wie verdammt sexy du bist“, sagte Brain wahrheitsgemäß und ein niedliches Lächeln schlich sich auf Arons Lippen. Brian zog ihn zu sich hoch um ihn zu küssen. Die Erregung durchzuckte ihn wie kleine Blitze. Widerwillig löste Brian den Kuss nach kurzer Zeit wieder, womit er Aron einen leisen Protestlaut entlockte. „Zieh die Jeans aus“, kommandierte er etwas atemlos. Aron gehorchte und Brian nutzte die Zeit um sich selbst aus der zunehmend engen Hose zu befreien, dann ließ er sich zwischen Arons Beinen nieder. Billy saß an seinem Schreibtisch. Er lernte. Tovey thronte missmutig auf seinem Stuhl und starrte Billy böse an. Wie konnte man jetzt lernen? Er war wütend. Wütend auf Billy und seine verdammten Hausaufgaben, wütend auf Sonny und seine verdammte Großkotzigkeit und wütend auf Brian und seine Abwesenheit. Es war zehn Minuten nach acht. Vor ungefähr dreizehn Minuten hatte Tovey Brian aus den Gemeinschaftstoiletten stolpern sehen. Offenbar frisch auf Drogen. Es war nichts Neues, dass sich Brian ab und zu eine Dosis verpasste. Zugegeben, es passierte auch sehr selten. Tovey hatte das im Auge. Wo Brian jetzt wohl war? Bestimmt auf einem nächtlichen Ficktrip mit einem der Typen aus der zehnten Klasse. Brian hatte einen mächtigen Verschleiß, aber in dem Fall wusste Tovey, dass es nichts als ein Spiel war. Brian konnte nicht anders. Jeder hatte seine Triebe. Brians waren nun einmal recht gut ausgeprägt. Trotzdem war Tovey wütend. Wie gern wäre auch er einmal der gewesen, der mit Brian das Bett teilen durfte. In diesem Moment klopfte es an der Tür. „Ist offen“, sagte Tovey zickig und starrte dann die Tür an. Herein kam Sonny. Tovey schnaubte beleidigt. Billy drehte sich fragend um. „Hi, was gib es?“ fragte er und legte seinen Stift beiseite. „Wo ist Brian?“ fragte Sonny, die Hände gegen die Hüften gestemmt, und sah sich im Raum um. „Ficken“, sagte Tovey durch zusammengebissene Zähne und starrte irgendwo an die Wand, nur nicht zur Tür. „Er hat den Schlüssel für Aufenthaltsraum elf geklaut. Wenn er hier auftaucht, dann macht ihm Beine, dass er zu mir kommt. Ich könnte ihn erwürgen. Ach ja … hat jemand Aron gesehen?“ Der Schock raste durch Toveys Magen. Ihm wurde erst heiß, dann kalt. Das Brennen in seinem Magen blieb. „Was?“ er schnappte nach Luft. „Soll das heißen, dass dieses kleine … dieser … dass er nicht bei dir ist?“ Sonny schüttelte bedächtig den Kopf. „Er ist seit etwa fünfzehn Minuten weg.“ „Scheiße“, alle Wut fiel von Tovey ab. Ein Kloß explodierte in seinem Hals. „Scheiße, verdammt.“ Er sprang von seinem Stuhl auf, stieß Sonny zur Seite und rannte den Gang hinunter. Davor hatte er Angst gehabt. Das hatte er befürchtet. Er stolperte und landete auf den Knien. Tränen verschleierten seinen Blick. „Tovey!“ Sonny war ihm gefolgt. Er blieb neben Tovey stehen, kniete sich nieder und wollte ihm eine Hand auf die Schulter legen. „FASS MICH NICHT AN!“ Sonny zuckte erschrocken zurück. „So eine verdammte Scheiße“, Tovey schluchzte nur noch mehr. „Das wirst du bereuen …“ „Tovey, ganz ruhig“, sagte Sonny eindringlich und erfasste jetzt doch Toveys Arm, ohne dass dieser ihn hysterisch anschrie. „Auf der Stelle zurück ins Zimmer.“ Tovey hörte ihn kaum. Jetzt war der Spaß vorbei. Das war eindeutig zu viel. „Hörst du? Komm mit zurück!“ sagte Sonny energisch. Er merkte selbst, dass er in letzter Zeit etwas zu reizbar geworden war. Tovey sah ihn an. Seine Wangen waren feucht, seine Augen glasig. Er lächelte. „Okay, Chef.“ Sonny schauderte. „Hey, alles okay?“ Sonny fuhr herum und sah den Jungen an der gesprochen hatte: Elya (Den kann ich dir empfehlen). Er stand etwas hilflos im Gang und starrte Sonny und Tovey verständnislos an. „Ja, ja na klar, alles bestens“, sagte Sonny und half Tovey auf die Beine. „Kannst du mir einen Gefallen tun?“ „Habe ich eine andere Chance?“ witzelte Elya und betrachtete seinen Schülersprecher fragend. „Geh runter zu Aufenthaltsraum elf und prügele Brian Moore da raus, wenn es sein muss. Er soll gefälligst auf der Stelle zu mir kommen“, sagte Sonny und warf einen unsicheren Seitenblick auf Tovey. „Ach, lass ihm doch den Spaß“, sagte Tovey und seine Stimme klang ungesund tonlos. Elya verzog das Gesicht. „Was denn nun? Ihr verschwendet meinen Samstagabend!“ „Geh runter und hol ihn“, sagte Sonny bestimmt. „Bitte.“ Elya machte auf dem Absatz kehrt und verschwand auf der Treppe. Er kannte Brian. Die eine oder andere Nacht war schon zwischen ihnen gelaufen. Und zudem wusste er genau, was abging wenn man Brian und AR 11 in einem Satz erwähnte. Er fragte sich bloß, wer wohl dieses Mal der Glückliche war. Die Antwort kannte er eigentlich schon, doch das dämpfte seine Neugier nicht wirklich. Eine Hand in der Hosentasche und die andere am hölzernen Geländer nahm er eine Stufe nach der anderen hinunter in den Keller. Ihm war kalt. Er trug nur ein T-Shirt. Woher hätte er auch wissen sollen, dass Sonny „King“ Iero ihn in den Keller schickte? Er hörte laute Musik. Madonna, wie es schien. Ein uraltes Klischee, dass er aber auch nur zu gern erfüllte. Er erreichte den Keller und blickte in den Gang. AR 11, Elya grinste. Er steckte seine kalten Hände in die Hosentaschen und marschierte auf den Raum zu. Vor der Tür blieb er stehen. Unwillkürlich fragte er sich, wer wohl hier an seinem Platz gestanden haben mochte, als er dort drin war, mit Brian natürlich. Er lauschte. Drinnen schien es still zu sein, aber wer konnte das schon sagen wenn einem Madonnas Stimme in den Ohren klang? Elya zog die rechte Hand aus der Tasche, ballte sie zur Faust und schlug so fest er konnte gegen die Tür. „Hey Brian! Drogenfahndung! Kriminalpolizei! Sie sind verhaftet!“ Brian, der gerade im Begriff stand in leichten Schlaf hinüber zu gleiten fuhr erschrocken hoch. Sein Herz beschleunigte wie ein Ferrari. Drogenfahndung? Bitte was?! Stöhnend raffte er sich auf und sammelte seine Hose vom Boden. Was war denn jetzt los? Hastig zog er sie über. An Unterwäsche verschwendete er keinen Gedanken. Er ging zur Tür und drehte den Schlüssel im Schloss. Halbherzig zog er die Tür auf und lehnte sich gegen die kalte Wand. „Was zum Henker willst du?“ fragte er gereizt und blinzelte benommen. Elya verschränkte belustigt die Arme. „Sonny will dich hängen.“ „Scheiß auf Sonny“, fluchte Brian. „Sag ihm er soll sich am Arsch lecken.“ „Sag’s ihm selber. Ich bin doch kein Laufbursche. Du solltest wissen, er ist ziemlich sauer. Und dein Freund da … Tovey? … der hat auch einen kleinen …“ Elya machte eine entsprechende Geste indem er mit dem Zeigefinger Kreise um seine Schläfe zog. Brian sah ihn verwirrt an. „Ihr spinnt doch alle. Ich komm gleich.“ Damit schlug Brian die Tür zu und drehte den Schlüssel wieder im Schloss. Müde streckte er sich und suchte seine Sachen zusammen. „Was ist denn los?“ fragte Aron schläfrig und angetrunken. Brian lächelte ihn an. „Sonny ist mir wohl auf die Schliche gekommen. Wir müssen das Feld räumen.“ „Schade“, sagte Aron leise und betrachtete den Kleiderberg. Er streckte die Arme nach Brian aus, der seiner stummen Bitte sogleich nachkam. „Wir können uns ja vielleicht am Freitag ein stilles Eckchen suchen, was hältst du davon?“ Aron lächelte und Brian schenkte ihm einen letzten Kuss für diesen Abend. Etwa fünf Minuten später betrat Brian die 76 und zog alle Blicke auf sich. Nicht nur weil er auf dem Kopf aussah wie in Besen, sondern auch, weil er ein breites Grinsen im Gesicht hatte und seine Augen verdächtig glasig waren. „Hey ho“, sagte er gut gelaunt und lehnte sich gegen die geschlossene Tür. „Wo ist Aron?“ war Sonnys erste Frage. „Ich weiß nicht“, sagte Brian fröhlich, er wusste es genau, aber aus Rücksicht auf Tovey würde er nichts sagen. Tovey war immer so ungehalten, wenn es um Aron ging. „Wo ist mein Schlüssel?“ war die zweite Frage. Brian angelte ihn aus der Tasche und warf ihn Sonny zu. „Jetzt frag mich aber nicht ob es den Weihnachtsmann gibt“, witzelte Brian, aber Sonny schien gerade nicht zum Scherzen aufgelegt zu sein. Er stand von seinem Platz auf. Den Schlüssel ließ er in seine Jacketttasche fallen. Vor Brian baute er sich auf. Sonny überragte den Schwarzhaarigen um etwa einen halben Kopf. „So Kumpel. Ich werde morgen früh zum Schulleiter gehen. Es reicht mir mit dir. Du machst nur Scheiße!“ „Och, das ist nicht wahr“, sagte Brian bescheiden. „Ich tu ja niemandem was.“ Sonny schien der Kragen zu platzen, aber Brian ignorierte das. Sein Blick fiel auf Tovey, der abwesend auf seinem Bett saß, die Beine überkreuzt und ins Leere starrend. Brian huschte an Sonny vorbei, bevor der explodieren konnte und fiel vor Tovey auf die Knie. „Süßer, guck mich an“, sagte er reumütig und faltete die Hände als wolle er beten. Tovey sah ihm ins Gesicht. Brian lächelte. „Schön“, sagte er dann und richtete sich auf den Knien auf. Er nahm Toveys Gesicht in die Hände und küsste ihn auf den Mund. Sonny riss die Augen auf. Billy fiel die Kinnlade herunter. Als Brian wieder zurück auf den Boden sank schlug Tovey die Hand vor den Mund und starrte Brian ungläubig an. Brian ergriff seine Hände und sah ihn, immer noch mit demselben Lächeln, liebevoll an. „Sei nicht böse. Bitte, bitte. Ich weiß ich bin ein böser, böser Junge im Engelskostüm. Du bist mir nicht böse, oder? Tovey du hast mich lieb nicht wahr?“ „Du bist high“, sagte Tovey und wieder liefen Tränen über seine blassen Wangen. „Mag sein“, sagte Brian und leckte sich über die Lippen. „Mag sein, aber nur wenn ich high bin, bin ich mutig weißt du? Hast du mich lieb?“ Tovey nickte verstört unsicher was Brian aus seiner Antwort machen würde. „Ich dich nicht“, sagte Brian langsam und Sonny glaubte einen Herzkoller erleiden zu müssen. „Weißt du warum?“ Tovey hatte den Kopf weggedreht als könne er das nicht ertragen. Er reagierte nicht auf die Frage. Brian sah ihn wartend an. „Siehst du mich wieder an, Toto? Bitte.“ Tovey überwand sich und sah Brian mit verstörtem, tränennassem Gesicht an. „Das ist nicht einfach“, sagte Brian. „Wir kennen uns schon so lange. Und jetzt muss ich dir sagen, dass ich dich nicht lieb hab. Du magst mich bestimmt doch nicht, oder? Weil du weinst jetzt. Magst du mich denn wirklich nicht?“ „Brian!“ fuhr Sonny ihn an und machte einen Schritt auf die beiden zu. „Was redest du für einen Stuss?!“ Brian hob besänftigend eine Hand in Richtung Sonny und sah Tovey weiterhin direkt in die Augen. „Ich finde das schrecklich, wenn du mich nicht magst“, sagte er zu Tovey. „Das kann ich gar nicht aushalten. Ich hab dich nämlich nicht lieb weißt du?“ Das ergab doch keinen Sinn! Sonny suchte Billys Blick, doch der starrte Brian nur weiterhin mit halb offenem Mund an. „Was meinst du damit?“ fragte Tovey mit zitternder Stimme. Der Satz war kaum verständlich. Brian betrachtete ihn mit großen Augen, als würde ihm jetzt erst auffallen, dass er etwas Wichtiges vergessen hatte. „Oh …“, sagte er und klang wieder sehr nach einem kleinen Kind. „Das ist doch ganz einfach. Ich liebe dich.“ Einen Moment herrschte tiefes Schweigen. Sonny meinte Toveys Herzschlag hämmern zu hören, aber vielleicht war es auch nur sein eigener. Dann fiel Tovey, einen undefinierbaren Laut ausstoßend, in Brians Arme und weinte. Und er hörte sehr lange nicht wieder auf zu weinen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)