Wolfsgesang von Satnel ================================================================================ Kapitel 8 --------- Titel: Wolfsgesang Teil: 8/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Versammlung der Werwölfe „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Der Gang, dem er folgte war dunkel und düster. In regelmäßigen Abständen waren schwache Lampen angebracht, doch sie reichten nicht aus, um den Gang auch nur annähernd zu erhellen. Zum Glück waren diejenigen, die ihn benutzten nicht nur auf ihre Augen angewiesen. An den Wänden konnte man noch die Russspuren der Fackeln erkennen, die früher diesen Weg beleuchtet hatten. Wenn Marc daran dachte, wie lange dieser Gang schon existierte, dann lief ihm ein Schauer über den Rücken. Angeblich existierte dieser schon seit es ihre Rasse gab. Schon seit damals, führte er die Angehörigen ihrer Rasse, tief in die Erde hinab, zu ihrem Versammlungsort. Nur selten war Marc gezwungen ihn aufzusuchen, nur wenn Zeno ihn ausdrücklich zu sich befahl, eine wichtige Versammlung bevorstand oder er etwas wollte, wofür er die Zustimmung des Rates brauchte. Heute war es der zweite und dritte Grund. Bald war er am Ende angelangt, das wusste Marc und seine tierischen Instinkte bestätigten ihm das auch. Er roch den unverwechselbaren Geruch von anderen Werwölfen. Einige davon kamen ihm bekannt vor, andere hatte er noch nie zuvor gerochen, was nur den Schluss zuließ, das sie wieder mehr geworden waren. Allerdings war das nichts verwunderliches, denn die letzte Großversammlung lag nun schon siebzig Jahre zurück. Es war klar, das es dann neue Mitglieder gab. Aufmerksam seine Umgebung musternd, betrat er den Saal. Sofort richtete sich die Aufmerksamkeit einiger Anwesender auf ihn. Mit einem leisen Knurren gab Marc ihnen zu verstehen, sich wieder um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern, was diese auch rasch machten. Bevor er sich zu den Ratsmitgliedern durchkämpfte, wollte er sich erst einmal einen Überblick verschaffen, so bewegte er sich an der Wand entlang zu einer der Treppen, die auf einen Balkon führte. Sich auf seine Sinne verlassend, benutzte er eine, von der er sicher sein konnte, keinen anderen Artgenossen zu treffen. Rasch machte er sich daran den Balkon zu erreichen, bald würde die Versammlung beginnen und dann musste er unten bei den Anderen sein. Der Balkon war nicht sehr breit. Gerade groß genug für zwei Werwölfe in ihrer tierischen Gestalt, doch für ihn reichte es. An den Seiten, waren schwarze Vorhänge aus Samt angebracht, die mit goldenen Kordeln an ihrem Platz gehalten wurden. So hatte man zwar einen guten Blick auf den Raum, wurde aber auch selbst gesehen. Marc trat an die Brüstung und übersah die Situation im Saal. Seine Sinne hatten ihn nicht getrogen, heute waren außergewöhnlich viele seiner Rasse hier, sogar Vertreter aus dem Ausland. Aber weshalb? Waren die Vampire wirklich wieder aktiv geworden? Oder hatte Zeno sie herbefohlen? Mit einem entschlossenen Kopfschütteln verdrängte Marc diese Fragen auf später. Wenn er bei der Versammlung keine Antworten bekam, dann würde er später Zeno danach fragen. Wo war dieser überhaupt? Marc betrachtete kurz die anderen Balkone. Es war klar, dass Zeno noch nicht unten war, auch er verschaffte sich meistens einen Überblick, bevor er seinen Gästen gegenübertrat. Es gab viele Balkone hier, doch in die meisten konnte man gut hineinblicken, da sie nicht benutzt waren und die wenigen, die verdeckt waren, boten keinen guten Blick in den Saal. Wieder in den Saal blickend, nickte Marc bestätigend. Wie er es sich gedacht hatte, es waren alle Ränge vertreten. Wie bei den Vampiren gab es bei ihnen eine strenge Hierarchie. An der Spitze herrschte das Alphamännchen, das Stärkste und meistens auch Älteste unter ihnen. Im Moment bekleidete Zeno dieses Amt und das mit großer Wahrscheinlichkeit, bis zu seinem Tod. Dann kamen die reinen Werwölfe. Diese waren in der Minderzahl, da es nicht viele Weibchen ihrer Art gab, so das nur eine bestimmte Anzahl an Jungen geboren werden konnte. Obwohl reine Werwölfe anfangs ziemlich schwach waren, entwickelten sie eine enorme Stärke sobald sie einmal ausgewachsen waren. Den Großteil ihrer Rasse bildeten aber die Gebissenen. Doch auch hier gab es eine Unterteilung. Die von Reinen Gebissenen waren stärker, als diejenigen, die von Gebissenen umgewandelt wurden. Die Letzten, die hier vertreten waren, waren die Mischlinge. Die wenigen, die von einer menschlichen Frau geboren wurden und diejenigen, die das Blut eines Werwolfes getrunken hatten. Die geborenen Mischlinge waren die untersten in der Rangfolge. Sie waren schwach und ließen sich zu sehr von ihren menschlichen Gefühlen und Instinkten leiten. Die gemachten Mischlinge allerdings waren wertlos. In ihrer Hierarchie hatten sie nichts zu melden. Es waren ausnahmslos schöne Männer oder Frauen, die sich die Werwölfe wie Hautiere hielten. Schmuckstücke, die einen selbst schöner erscheinen ließen, aber keiner besonderen Aufmerksamkeit beduften. Da sie durch das Blut ihrer Herrn auch einen Großteil ihrer Kräfte bekamen, wurden die meisten gebrochen um treue und vor allem willenlose Diener aus ihnen zu machen, um jeglichen Verrat im Voraus auszuschließen. Er selbst hatte eine Sonderstellung inne. Er war ein Gebissener, von einem Reinen und da dieser Reine gerade der Anführer ihrer Rasse war, machte ihn das so mächtig, wie einen Reinen. Nun kam langsam Bewegung in die Anwesenden. Immer mehr verwandelten sich in ihre Reinform, so das nur mehr wenige in menschlicher Gestalt im Saal waren. Genau genommen, war Saal auch ein weitläufiger Begriff für den Ort an dem sie sich befanden. Es war eine riesige Höhle, in der sie sich trafen. Sie bot Platz für unzählige Mitglieder ihrer Rasse und doch war sie nur ein Teil eines unterirdischen Systems voller Stollen und anderer Höhlen, in denen manche seiner Artgenossen lebten. Erhellt wurde dieser Raum von einer Unzahl an Kerzen, die in den verschiedensten Vorrichtungen angebracht waren. Im hinteren Teil der Höhle gab es eine natürliche Erhebung, die von ihnen künstlich hervorgehoben wurde. Stufen waren in den Fels gehauen und dann mit edlem Teppichen ausgestattet worden. Auf jeder Stufe stand ein Kerzenständer, so das dieser Bereich deutlich sichtbar war. An der hinteren Wand, war der Fels so bearbeitet worden, dass er einen Thron darstellte. Mit edlen Verzierungen und Samtpolstern ausgestattet, erinnerte es wirklich daran. Zwei Arme schlangen sich wie aus dem Nichts, um Marcs Hüfte und eine dunkle Stimme erklang direkt neben seinem Ohr. „Na, beobachtet ihr wieder das niedere Gewürm?“ Marc lächelte, als er die Stimme erkannte. „Natürlich. Gerade ihr solltet das doch verstehen. Schließlich tut ihr das doch jeden Tag.“ Die Stimme neben seinem Ohr seufzte müde. „Oh ja. Es ist wahrlich ermüdend, mit der Zeit.“ Der Körper des Anderen drängte sich näher an Marcs. „Warum macht ihr es dann?“ Marc duldete die Zudringlichkeit des Anderen, solange sie sich in Grenzen hielt. Schließlich war es nicht klug, sich ein Ratsmitglied zum Feind zu machen. Denn auch wenn Tarys noch jung war, besaß er als Reiner doch ein gewisses Maß an Macht, das man ihm nicht absprechen konnte. Marc hatte auch gar nichts gegen seine Zärtlichkeiten, nein im Gegenteil. Als Werwolf war ihm Tarys der angenehmste Partner, da dieser es genauso wie er liebte, einfach nur mit ihm herumzutollen oder zu kuscheln, ganz ohne sexuelle Hintergedanken. „Weil es Spaß macht.“ Mit einem genießenden Laut strichen Tarys Lippen, Marcs Hals hinab. Nun löste sich Marc doch aus Tarys Umarmung. Sanft, aber doch bestimmend legte er seinen Zeigefinger auf dessen Lippen und beendete damit auch ihr kleines Spiel. „Später.“ In Tarys violetten Augen blitzte es enttäuscht auf, doch er nickte zustimmend. „Später.“ Mit einer geübten Bewegung, strich er sich eine Strähne seines hellgrauen, schulterlangen Haars hinters Ohr. Marcs Lächeln wurde bei dieser Geste nur noch breiter. Wie alle Reinen war Tarys außergewöhnlich schön. Schon allein seine Haar und Augenfarbe waren nicht wie die anderer Menschen, was es ihm und allen anderen Reinen schwer machte, ohne Verkleidung unter den Menschen zu leben. Ebenso wusste der Jüngere auch, dass er schön war und setzte dieses Wissen ungeniert ein. Doch Marc war schon zu lange Mann, um noch auf solche Tricks reinzufallen. „Genau. Wir sollten uns beeilen, man wird schon auf uns warten.“ Damit begann er sich zu wandeln. Zuerst war es kaum zu merken, nur seine Augenfarbe veränderte sich, doch dann ging es immer schneller, bis er vollständig zum Werwolf geworden war. Tarys schürzte bei seiner Antwort schmollend die Lippen. Doch als bei Marc die Wandlung einsetzte, begann auch er damit sich zu verändern. Bei ihm ging das innerhalb eines Herzschlages, so das es kaum nachvollziehbar war, schließlich war er der Reinform näher als Marc und alle anderen Gebissenen. Im Gegensatz zu ihnen veränderte sich bei den Reinen auch nicht die Haar oder Augenfarbe bei ihrer Verwandlung. ‚Na dann, lassen wir die Alten nicht lange warten.’ Übermütig wand sich Tarys um und flitzte die Treppen hinunter. Marc schüttelte nur den Kopf über soviel kindlichen Übermut, folgte ihm aber ebenso schnell. Die Meisten kannten ihn und gingen ihm automatisch aus dem Weg und die wenigen, die ihn nicht kannten wichen vor Tarys, der knapp vor ihm lief zurück. Niemand war so verrückt, sich mit einem Reinen anzulegen. Ab und zu gab es Größenwahnsinnige, die es versuchten, um ihre Stellung zu verbessern, doch diese wurden schnell wieder auf ihren Platz verwiesen. Er selbst hatte schon öfters mit Reinen gekämpft und gesiegt, doch das war ihm nur möglich gewesen, da er um einige Jahrzehnte mehr Kampferfahrung hatte als sie. Noch dazu war Zeno sein Lehrer gewesen, da lernte man mehr als genug über die Art wie Reine kämpften und ihre Kräfte. Als sie nahe genug bei dem thronähnlichen Gebilde waren stoppte Tarys. ‚Gerade noch rechtzeitig.’ Marc nickte und setzte sich neben Tarys auf den Boden. Eigentlich war es eine Unverschämtheit für einen Gebissenen, so einfach neben einem Reinen zu sitzen, doch aufgrund seiner Sonderstellung, nahm keiner Notiz von Marcs Verhalten. Ein Heulen erklang plötzlich in einer Ecke der Höhle und sofort vielen alle Anderen ebenfalls mit ein. Die Versammlung hatte also begonnen. Gemessenen Schrittes kam Zeno aus einem der Gänge, die in den Saal führten. Wie immer folgte Kenji ihm gehorsam, mit dem angemessenen Abstand. Marc wusste genau, wie sehr Zeno diese Macht genoss. Kein Wunder also, dass er diese Auftritte auskostete. Endlich nach endlosen Minuten, die wahrscheinlich nicht einmal eine gedauert hatte, kam Zeno endlich vor dem Thron an und blieb stehen. Bis auf die Mischlinge und diejenigen, die ihre Verwandlung nicht kontrollieren konnten, war er der Einzige von ihnen, der noch in seiner menschlichen Gestalt war. Wie es das Ritual verlangte, verstummte das Heulen sobald, Zeno auf dem Thron Platz genommen hatte. Gespanntes Schweigen breitete sich über den gesamten Saal aus. Jeder wartete darauf, was Zeno zu sagen hatte. Doch dieser begann erst nach einigen Momenten, in denen er die Anwesenden gemustert hatte zu sprechen. „Ich grüße euch alle hier. Freunde, Kinder, Untertanen und natürlich auch meine Gäste aus dem Ausland.“ Er nickte den Angesprochenen freundlich zu. „Wir sind heute hier zusammengekommen, weil es äußerst bedenkliche Zwischenfälle gegeben hat. Schon seit einigen Nächten kommen immer mehr von euch, um mir vom Tod unserer Artgenossen zu berichten. Wie es euer Wunsch war, bin ich diesem Problem nachgegangen und zu dem Ergebnis gekommen, dass es im Ausland keinerlei solcher Zwischenfälle gab. Es scheint als wäre das ein regionales Problem, bei dem ein Jäger aus der Reihe zu tanzen scheint.“ Bei diesen Worten spürte Marc sofort, dass sich alle Blicke auf ihn richteten. Zeno lächelte amüsiert. „Nein, meine Brüder. Diesmal ist Marcs Jäger nicht der Auslöser für unsere Probleme. Nein, unser Gegner diesmal, ist ein Vampir.“ Erschrockene und wütende Ausrufe wurden laut und ein verwundertes Raunen kam auf. Auch Marc blinzelte und tauschte einen verwirrten Blick mit Tarys. Er hatte es zwar geahnt, doch nie geglaubt, dass es wirklich so war. Scheiße, das hieß Rudelbildung. Hoffentlich bekam er keine Neulinge, die sich dann bei jedem Schritt an seine Hacken hingen. Beruhigend hob Zeno seine Hände. „Beruhigt euch meine Brüder. Ich habe bereits mit Shalyn geredet und sie versicherte mir, dass von ihrer Seite aus, der Waffenstillstand noch immer aktuell ist. Anscheinend haben wir es mit einem Außenseiter zu tun, der auf eigene Faut handelt. Solange nichts dagegenspricht, werde ich nicht an ihren Worten zweifeln.“ Dann war es wohl wirklich ein Außenseiter. Shalyn war die ranghöchste Vampirin in diesem Land, so etwas wie Zeno nur eben auf ihren Clan beschränkt. Sie würde nicht lügen, wenn es anders wäre. Marc entspannte sich etwas. „Trotzdem solange wir diesen Vampir nicht gefasst haben, bitte ich euch vorsichtig zu sein. Für Rudelbildung ist es eindeutig zu früh und könnte von den Vampiren als kriegerischer Akt ausgelegt werden, weswegen ich es nicht anordnen werde. Doch hoffe ich das diejenigen, die ihre Verwandlung kontrollieren können, sich bis zum nächsten Vollmond zurückhalten und keine Alleingänge machen. Und alle Anderen, sollten ebenfalls nicht alleine jagen. Gut, der Rat tagt in einer Stunde, allen Anderen wünsche ich eine erfolgreiche Jagd.“ Damit stand er auf und verließ den Raum ebenso, wie er ihn betreten hatte. Sobald er nicht mehr zu sehen war, löste sich die Versammlung langsam auf. Tarys sah Marc fragend an. ‚Später?’ ‚Ja, Tarys, später.’ Mit einem sanften Stoß, gab er ihm das Zeichen vorzugehen. ‚Zeig mir einen Ort an dem wir ungestört sind.’ Freudig sprang Tarys auf und lief auf einen der Gänge zu. Deutlich langsamer folgte Marc ihm. Hosted by Animexx e.V. 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