Harry Potter - Kinder der Dunkelheit von -Loki- ================================================================================ Kapitel 2: Was die Zukunft bringt... ------------------------------------ 3. Was die Zukunft bringt… Die Tage flogen nur so dahin und Harry lernte langsam mit seinen neuen Kräften und Eigenarten umzugehen. Allerdings bekam er wirklich Probleme, wenn Mädchen ihre monatlichen Probleme hatten. Er hatte sich mehrmals dabei erwischt, wie er einer Betroffenen nachgedackelt war – Merlin sei Dank hatte Hermine ihn meistens davon abhalten können, sie anzuspringen! Nun, die anderen Gelegenheiten wurden regelmäßig von einem blonden Vampir unterbunden, der anscheinend immer öfter in seiner Nähe anzutreffen war. Der Gryffindor verstand diesen Umstand nicht wirklich, aber störte sich nicht sonderlich daran, da der Slytherin ihn fast immer in Ruhe ließ und sich damit begnügte, ihn aus der Ferne zu beobachten. Manchmal waren ihm diese Blicke sehr unangenehm, doch gab es immer öfter Momente, in denen warme Schauer über seinen Rücken liefen, wenn er spürte, dass Malfoy ihn musterte. Dann kribbelte es in seinem Bauch und er schweifte mit seinen Gedanken ab, ein Umstand, der im Unterricht ziemlich lästig war. So viele Strafarbeiten wie in den letzten Tagen, hatte er zumeist nicht mal in einem Jahr zusammen bekommen. Andererseits konnte er so den Aufenthalten im Gemeinschaftsraum und im Schlafsaal aus dem Wege gehen, denn dort hielt sich meist Ron auf. Der ignorierte ihn seit dem Quidditchspiel, das er vergessen hatte, oder warf ihm angewiderte Blicke zu, die dem Schwarzhaarigen im Herzen wehtaten. Ron war sein bester Freund gewesen, sie hatten sich alles erzählt und nun fehlte dieses Glied, diese Stütze. Aber zum Glück hatte er noch Hermine. Sie war mehr denn je um ihn besorgt. Sie war immer bei ihm, half ihm sogar mit den Hausaufgaben, wodurch er nun mehr für die Schule tat. Und das zahlte sich schon sichtlich aus. Er hatte Severus Snape überrascht, indem er diesem hatte sagen können, welcher Trank im Unterricht gebraut werden würde. Er konnte sich noch genau an die Stille erinnern, die im Klassenraum geherrscht hatte. Unsicher hatte sich Harry umgesehen, hatte Unglauben in den Gesichtern der Gryffindors und Slytherins gelesen, wobei ein unheimliches und kaum sichtbares Lächeln Malfoys Lippen geziert hatte. Aber das war nur eines der vielen ungewöhnlichen Ereignisse, die ihm passierten, seitdem er ein Werwolf war. Harry wusste, dass er sich anders benahm als früher. Er war verschlossener, ernster, ja, erwachsener. Und dann gab es wieder Momente, in denen er einfach herumtollen wollte, Hermine dazu drängte, mit ihm hinaus zu gehen, um auf den Wiesen mit einem Ball zu spielen. Zum Glück war die braunhaarige Gryffindor nachsichtig mit ihm, kam seinen Bedürfnissen nach, holte ihn aber wieder von seinen Spinnerein herunter, die ihn manchmal packten. Dennoch war Remus Lupin seine größte Hilfe. Harry war öfters bei seinem Professor zu Besuch im Büro. Dort saßen sie gemeinsam vor dem Feuer, kuschelten sich aneinander und starrten sich anschwiegen oder über belanglose Dinge redend in die Flammen. Er mochte diese Zweisamkeit, diese Wärme. Als Werwolf hatte man wohl das Bedürfnis, mit seinesgleichen Zeit zu verbringen, obwohl es dann wieder Tage gab, während denen sie sich nicht einmal ansehen konnten. Doch die gemeinsamen Kuschelabende überwogen. Und so war es auch an diesem Novemberabend. Draußen regnete es, graue Unwetterwolken krochen missmutig über den Himmel, während im Büro des Verteidigungslehrers das Feuer im Kamin brannte, die Gesichter der beiden Personen erwärmte, die auf einem Teppich vor den Flammen saßen und zusammengekuschelt unter einer Decke warmen Kakao tranken. Beide schwiegen, schauten nachdenklich ins Feuer und lauschten dem Knacken des Holzes. Zögerlich lehnte sich Harry mehr an den braunhaarigen Mann, schloss seufzend die Augen und nuschelte: „Das Wetter macht mich so schläfrig…“ Remus Lupin nickte nur, legte einen Arm um seinen Schützling und hauchte ihm einen Kuss auf den schwarzen Haarschopf. Dann nahm er einen Schluck aus seiner Tasse, bevor er sie abstellte und den Kopf zu dem Gryffindor drehte. Nachdenklich beobachtete er den Jungen von der Seite, bevor ein kleines Lächeln über seinen Lippen huschte, als er an ihre erste Vollmondnacht zurückdachte. Es war wirklich anstrengend gewesen. Der Gryffindor hatte solche Angst gehabt, über sich selbst die Kontrolle zu verlieren, dass er sich am liebsten irgendwo eingesperrt hätte. Doch der Professor konnte ihn beruhigen. Immerhin nahmen sie den Trank von Snape ein, den er ja extra für Remus braute. Leider würde er jetzt durch Harry mehr davon gebrauchen und der Verteidigungslehrer überlegte schon fieberhaft, wie er das Snape beibringen sollte, schließlich wollte er diesem nicht sagen, dass sein Lieblingsschüler nun ebenfalls ein Werwolf war. Sie hatten die ganze Nacht in der heulenden Hütte verbracht, hatten sich auf dem kaputten Bett niedergelassen und lange und ausgiebig gekuschelt, bevor sie im Morgengrauen noch einen kleinen Spaziergang durch den Verbotenen Wald gemacht hatten, bis sie sich wieder zurückverwandelt hatten. Harry war ein schöner Werwolf mit flauschigem schwarzem Fell. Ganz anders als er selbst, der, da er damals noch keinen Trank genommen hatte, durch sein wüstes Wesen viele Narben davon getragen hatte und nun kahle Stellen am Körper hatte. „Remus, woran denkst du?“, fragte der Gryffindor besorgt, riss den Braunhaarigen aus seinen Erinnerungen, der leicht zusammen zuckte und dann den Blick aus den Smaragdaugen erwiderte. Sanft lächelte der Ältere, küsste die Wange des Schwarzhaarigen und seufzte. „Harry, liest du den Tagespropheten?“, kam es nach Minuten des Schweigens vom Professor, der etwas zurückrutschte und den Jungen zu sich herumdrehte. „Nö, wieso?“, erwiderte der Gryffindor perplex und nahm (der) die Brille ab, um seine Gläser mit einem Stück seines Pullovers zu putzen. Er trug dieses Gestell immer noch, allerdings hatten die Gläser keine Stärke mehr, dafür hatte Remus gesorgt. Der Verteidigungslehrer schwieg, betrachtete sich seinen Schützling, bevor er lächelte und abwinkte. „Ach, es gibt keinen besonderen Grund.“ Der Schwarzhaarige kniff kurz die Augen zusammen, bevor er mit den Schultern zuckte und ächzend aufstand. Es war Zeit zu gehen. Gleich würde die Ausgangssperre beginnen und für das Wochenende noch eine Strafarbeit aufbekommen wollte er nicht unbedingt. „Also, Remi, ich muss los. Sehen wir uns morgen Nachmittag wieder?“ Der Ältere nickte, stand ebenfalls auf und öffnete für den Schüler die Tür, starrte hinaus, ob jemand im Gang herumschlich. Niemand zu sehen. „Sicher, komm gegen vier. Außer natürlich, du willst nach Hogsmeade. Dann solltest du mit Hermine gehen. Ich finde, du vernachlässigst sie in letzter Zeit. Du solltest mehr mit ihr unternehmen. Verstehe mich bitte nicht falsch, aber du bist jung. Amüsiere dich mit Menschen in deinem Alter und nicht mit jemanden wie mir!“, belehrte der Braunhaarige Harry, der den Kopf senkte und nickte. „Vielleicht hast du Recht. Mir selbst ist es gar nicht so aufgefallen. Sie sagte auch nichts zu mir… Aber… das ist Hermine“, lächelte der Junge schief, bevor er auf den Gang hinaustrat. „Gute Nacht, Remus!“ Harry schlug den Weg Richtung Gryffindorturm ein und setzte die Brille wieder auf, die er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte. Der Gryffindor achtete nicht auf die Lautstärke seiner Schritte, wozu auch? Immerhin war noch keine Ausgangssperre. Deshalb bekam er auch nicht die Schritte mit, die sich ihm näherten und fast nicht zu hören waren. Aber vielleicht lag es auch daran, dass der Schwarzhaarige in seinen Gedanken versunken war. Remus hatte sich am Ende irgendwie seltsam benommen. Aber Harry konnte sich keinen Reim daraus machen. Er lieb stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte. Das Gefühl, dass der Professor ihm etwas vorenthielt, verstärkte sich. Aber wieso tat der Braunhaarige das? Versuchte Remus ihn vor irgendetwas zu schützen? „Du denkst ja so schwer nach, dass ich deine Gedanken beinahe höre!“ Erschrocken wirbelte der Gryffindor herum, stolperte dabei leicht und wäre sicher gefallen, wenn ihn nicht der Blondschopf am Arm gepackt und an seinen Körper gedrückt hätte. Harrys Augen weiteten sich. „Malfoy!“, murmelte der Schwarzhaarige fassungslos, kam nicht umhin, leicht zu schnuppern. Und sofort hatte er nur den Duft des Slytherins in seiner Nase, dieser Geruch nach Freiheit, Frühling... Der Gryffindor schüttelte den Kopf, vertrieb so diesen mehr als beängstigenden Gedanken und funkelte Draco böse an. „Was willst du?“, knurrte er zornig, riss sich von dem Blondschopf los und rieb sich den Unterarm, an dem er ja an den Körper gezogen worden war. Der Slytherin hatte wirklich eine ungemeine Kraft, ein Umstand, der Harry ein wenig erschreckte. Draco lachte eisig auf, hob eine Augenbraue, bevor er sich an die Mauer lehnte und den Kleineren mit kalten grauen Sturmböen musterte. „Was ich will? Eigentlich nichts. Aber du standest im Weg!“, antwortete der Slytherin kühl, strich sich elegant durch das blonde Haar, bevor er sich von Mauer abstieß und langsam auf Harry zuging. „Aber wenn du schon so fragst: Ich habe tatsächlich eine Frage an dich. Mich würde nämlich interessieren, was du jeden Tag bei dem Werwolf treibst. Hm, vielleicht ist ‚treiben’ das richtige Wort?!“ Harry konnte sich täuschen, aber er glaubte gesehen zu haben, wie sich die Mundwinkel des Blondschopfes wütend verzogen und dessen Augen einen Zorn ausstrahlten, der an Eifersucht grenzte. Aber dieser Eindruck war nach einer Sekunde verschwunden. Nein, das musste Einbildung gewesen sein. „Was?“ Mehr brachte der Gryffindor gar nicht heraus. Er presste seine Lippen so fest aufeinander, dass sie zu einem blutleeren Strich wurden, während sich die Hände zu Fäusten ballten. „Wie kannst du es wagen?!“ Die Worte hatten den jungen Werwolf mehr verletzt, als er gedacht hatte. Der Slytherin zog Remus in den Schmutz. Wie konnte Malfoy nur denken, dass er mit dem Braunhaarigen- Nein, Harry wollte diesen Gedanken gar nicht weiter spinnen. Remus war für ihn so etwas wie ein Onkel, vielleicht sogar wie ein großer Bruder, aber das… Der Schwarzhaarige ging einen Schritt auf den Slytherin zu, der davon gänzlich unbeeindruckt war. Im Gegenteil, es schien fast so, als ob Malfoy sich leicht über ihn amüsieren würde. Und das machte Harry nur noch mehr wütend. „Lass mich doch in Ruhe! Sei froh, dass ich dich noch nicht verpfiffen habe, Frettchen! Immerhin bist du ein Vampir, überfällst deine eigenen Mitschüler und trinkst ihr Blut! Also pass auf, was du sagst und tust!“ Anscheinend musste er etwas sehr Lustiges gesagt haben, denn der Slytherin brach in schallendes Gelächter aus. Der Gryffindor verstand nichts mehr. Wieso lachte der Blondschopf? Jedoch konnte er diesen Gedanken nicht zu Ende führen, denn im nächsten Augenblick fand er sich an der Wand wieder, einen Vampir vor sich, dessen graue, kalte Augen ihn zu hypnotisieren schienen. Sein Gesicht war ausdruckslos, doch der Kleinere konnte spüren, dass er sich jetzt zurückhalten musste. „Potter, du hast keinen Schimmer, worum es hier eigentlich geht. Du bist jetzt ein kleiner neugeborener Welpe, der sich zurecht finden muss. Also mach dein süßes Mäulchen nicht zu weit auf. Wenn es dir noch nicht bewusst ist, wir sind Feinde, nicht nur, weil du Gryffindor und ich Slytherin bin, sondern auch, weil du nun ein Werwolf bist. Und wie du sagtest, ich bin ein Vampir. Du solltest dich doch noch an das Buch erinnern, oder?“ Am liebsten hätte sich Harry umgedreht und mit seinen Fingernägeln durch die Mauer gegraben, aber das war leider unmöglich. Und so konnte er sich nur gegen die Wand drücken, in die grauen Sturmböen starren und sich über die trockenen Lippen lecken. „Ja…“, antwortete er dann doch noch und senkte langsam den Kopf. Natürlich konnte er sich noch an das Buch erinnern, an den Text, den er sich mit Ron durchgelesen hatte. „Gut, und damit du es weißt, sollten wir uns zufällig außerhalb der Schule noch einmal treffen, töte ich dich!“ Der Schwarzhaarige zuckte heftig zusammen und hob den Kopf. Er sog scharf die Luft in seine Lungen, als der Größere ihn hämisch angrinste. Panik stieg in dem Gryffindor hoch. Er wollte flüchten, Malfoy von sich stoßen und wegrennen. Anscheinend war dieser Wunsch in seinen Augen abzulesen, denn das Grinsen des Slytherin wurde noch gemeiner. Harry neigte den Kopf zur Seite, schloss mit einem ohnmächtigen Gefühl die Augen und nickte. „Ich… habe verstanden.“ Etliche Minuten standen sich Harry und Draco gegenüber, bevor der Blondschopf die Hand hob, den Kopf des Kleineren am Kinn zu sich drehte und kurz aber sanft seine Lippen auf die des anderen legte. „Wirklich zu schade!“, hauchte der Slytherin, bevor er einen Schritt zurücktrat, kurz Harry musterte und dann im nächsten Gang verschwand. Der Schüler konnte sich nicht bewegen. Starr lehnte er an der Mauer, stierte ausdruckslos zu Boden. Und dann nach weiteren Minuten rutschte er an der Wand hinunter, zog seine Beine an und umschlang sie mit seinen Armen, legte seine Stirn auf die Knie. „Was sollte das?!“, flüsterte der junge Werwolf, begann leicht zu zittern, während er versuchte, seiner Gedanken Herr zu werden. Aber es war fast unmöglich. Und so blieb er lange Zeit am Boden sitzen und bekam nicht mit, dass die Ausgangssperre schon längst begonnen hatte. **** „Draco, war das denn richtig?“, fragte der schwarzhaarige Slytherin, der sich sein langes Haar neu band und neben dem Blondschopf herging, der die Arme verschränkt hatte und nachzudenken schien. Er war sauer auf seinen besten Freund, der mal wieder nichts anderes getan hatte, als ihn zu belauschen und zu beobachten. „Es musste sein, Blaise. Potter ist sich dem Ernst der Lage nicht bewusst. Wir befinden uns im Krieg. Hier mag er ja sicher sein, aber sobald er in den nächsten Sommerferien Hogwarts verlässt, muss er sich im Klaren sein, dass er jederzeit vernichtet werden könnte. Was bringt ihm eigentlich der Werwolf bei?“ Blaise musste leicht lächeln. Er wusste nämlich ganz genau, dass hinter diesen Worten mehr stecke, als Draco hier preisgab. Dennoch fand er diesen Vorgang mehr als unmöglich. „So wirst du Harry nicht dazu bringen, uns und besonders dir zu vertrauen. Wir brauchen ihn!“ „Wieso gerade ihn, Blaise? Es gibt sicher andere Werwölfe… und auch andere Vampire!“, widersprach der Malfoysproß, der stehen blieb und seinen besten Freund zornige Blicke zuwarf. „Wieso gerade er? Nun ja… er ist Harry Potter!“, grinste der Blauäugige, zuckte mit den Schultern und ließ Draco einfach stehen, der den Mund leicht spitzte und seufzte. „All das ist ja noch gar nicht wirklich wichtig. Hoffentlich erfährt Potter davon so schnell nichts…und wenn, dann sollte er beten, dass die Regierung zu keinem einheitlichen Ergebnis kommt.“ **** Harry war der erste, der im Jungenschlafsaal der Sechstklässler aufgestanden war. Bevor die anderen überhaupt aufwachten, war er schon hinunter in den Gemeinschaftsraum gegangen, wo er nachschaute, ob irgendwo eine Zeitung herumlag. Er bekam nämlich nicht die Frage von Remus aus dem Kopf, ob er den ‚Tagespropheten’ gelesen hätte. Seltsamerweise lag keine herum. Verwirrt kratzte sich der Schwarzhaarige am Kopf und zuckte dann mit den Schultern. Hermine würde ihm sicher etwas sagen, wenn etwas Wichtiges drinstehen würde. Immerhin konnte sie so etwas nie bei sich behalten. Außerdem musste er über das Problem Malfoy nachdenken. Erst drohte er und dann küsste er ihn. Sicher, Harry hatte nicht viel Erfahrung in diesen Dingen, aber normalerweise gehörten Küsse und Todesdrohungen nicht zusammen. Der Kuss war solch ein krasser Gegensatz zu Malfoys restlichem Benehmen gewesen, so dass er ihn einfach nicht vergessen konnte. Und das wurmte ihn! Missmutig verließ er den Gemeinschaftsraum, um in die Große Halle zu gehen. Er war einer der ersten. Nachdenklich setzte er sich an den Gryffindortisch, starrte die Tischplatte vor sich an und bemerkte gar nicht, wie sich nach und nach die Große Halle mit Schülern und Lehrern füllte. Erst als Hermine sanft eine Hand auf seine Schulter legte und sich neben ihm niederließ, verdrängte er seine Überlegungen und sah das Mädchen liebevoll an, die ihm Tee einschenkte. „Alles in Ordnung, Harry? Du siehst nicht gerade gesund aus. Vielleicht solltest du zu Madame Pomfrey gehen.“ Der Schwarzhaarige konnte einfach nur lächeln. Hermine war so besorgt um ihn! Das Gefühl, dass es jemanden gab, der es wirklich ehrlich mit ihm meinte, war wirklich schön. Ein kleiner Stich durchfuhr seine Brust, als er an Ron denken musste, der ihn verraten hatte… „Lass nur, Hermine. Ich konnte die Nacht nur nicht richtig schlafen. Das ist alles. Aber etwas anderes? Wo sind die ganzen Zeitungen hin? Normalerweise liegen im Gemeinschaftsraum immer welche herum? Seit wann räumen die Hauselfen sie weg?“ Neugierig sah er das Mädchen an, die anscheinend über diese Frage mehr als beunruhigt war. Wieso? Irgendwie verhielten sich die Menschen in seiner Umgebung äußerst seltsam; erst Remus, dann Malfoy und jetzt auch noch Hermine. „Ich weiß nicht, Harry. Aber wieso interessiert dich das? Du liest doch sonst nicht den ‚Tagespropheten’!“ Der Goldjunge hätten schwören können, dass dieses Lächeln gezwungen war. Er wollt etwas erwidern, als plötzlich die Eulen die Post brachten. Wie meistens ließ sich Hedwig auf seiner Schulter nieder, knabberte an seinem Ohr an und wartete dann, dass er sie streichelte. Hermine dagegen bekam wie jeden Morgen den ‚Tagespropheten’, den sie fast hektisch aufschlug und anscheinend etwas Bestimmtes suchte. Die Eule, die die Zeitung gebracht hatte, war davon alles andere als begeistert, da sie auf die Bezahlung wartete und so reagierte der Gryffindor schnell, zog ein paar Münzen aus der Hosentasche und warf sie in den kleinen Lederbeutel, den die Eule am Beinchen trug. Sofort flog sie davon und ließ Harry zurück, der Hermine nachdenklich von der Seite musterte. Ihre braunen Augen waren weit aufgerissen, ihre Lippen waren zusammengepresst, wobei ihre Hände leicht zitterten. „Mine, geht es dir nicht gut?“ Die Angesprochene zuckte heftig zusammen, schaute Harry an, als ob er eine Erscheinung wäre, bevor sie mit dem Kopf schüttelte, die Zeitung zusammenfaltete und aufstand. „Nein, es ist nichts. Aber ich habe etwas vergessen, Harry! Wir sehen uns nachher im Gemeinschaftsraum.“ „Aber… das Frühstück!“, murmelte der Goldjunge, dessen Worte aber nicht mehr von Hermine gehört werden konnten, da diese mit eiligen Schritten die Große Halle verließ. Der Gryffindor seufzte ausgedehnt, musterte das Essen, das gerade auf dem Tisch erschienen war und griff hungrig zu, wobei sein Blick immer wieder zum Lehrertisch schweifte. Kein Remus. Sehr ungewöhnlich. Normalerweise war er immer beim Frühstück! Alles sehr verdächtig für Harry. Seine Augen huschten weiter, blieben dann bei Severus Snape hängen, der ihn anscheinend schon länger beobachtete. Er hatte es gar nicht bemerkt! Perplex erwiderte der Schüler den Blick des Professors, der seine Ausgabe des ‚Tagespropheten zur Hand nahm, sich erhob und mit wehendem Umhang die Halle verließ. Was wurde hier gespielt? Mal wieder hatte der junge Werwolf das Gefühl, die einzige Person zu sein, die vollkommen unwissend war. Er musste irgendwoher einen Tagespropheten bekommen, koste es was es wolle! Also blieb der Gryffindor sitzen, schaute dabei zu, wie sich die große Halle immer mehr leerte. Ungeduldig wippte er mit seinem Fuß herum, überwachte mit Argusaugen die Schüler, die einen ‚Tagespropheten’ hatten. Leider wurde er immer wieder enttäuscht, weil sie ihre Zeitungen immer mitnahmen. Doch dann sah er seine Chance. Am Slytherintisch saß kein einziger Schüler mehr, doch gut für den Schwarzhaarigen sichtbar, lag dort eine Zeitung, die ihn regelrecht zu rufen schien. Langsam, um kein Aufsehen bei den restlichen zehn, zwölf Schülern zu erregen, ging der Gryffindor hinüber zum Slytherintisch, streckte die Hand nach der Zeitung aus, wobei er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Doch er hatte sich zu früh gefreut, denn bevor er sie richtig zu fassen bekam, griff eine andere nach dem ‚Tagespropheten’. „Aber kleiner Welpe, du willst mir doch nicht meine Zeitung klauen, oder?“ Fast schon verzweifelt erwiderte Harry den Blick des schwarzhaarigen Slytherin, der mit seiner Zeitung herumwedelte und lächelte. „Na ja, wenn sie schon dumm herumliegt, hätte ich sie auch lesen können!“, murrte der Gryffindor, dessen Augen sich auf die Seiten Papier richteten. „Sorry, aber sie gehört mir, und ich werde dich sicherlich nicht darin lesen lassen. Könnte passieren, dass du Sabberflecken hinterlässt!“, grinste Blaise eher neckend als böse, bevor er dem Goldjungen durch das schwarze abstehende Haar wuschelte. „Außerdem gibt es Sachen, die man nicht wissen sollte!“ Und schon wieder war das eine Reaktion, die Harry zur Weißglut brachte. „Jetzt fängst du auch noch damit an?! Anscheinend will niemand, dass ich den ‚Tagespropheten lese! Wieso? Was steht darin, was ich nicht erfahren darf?“ Der Gryffindor machte einen schnellen Schritt nach vorne und umfasste das Handgelenk des Slytherins, der sich losreißen wollte, aber sich nicht von Harrys Griff befreien konnte. Überraschung spiegelte sich in den blauen Seen wieder, bevor Blaise leicht nickte und sich mit der freien Hand ein paar Strähnen aus dem Gesicht strich. „Du bist stark, aber ob dir diese Kraft in der Zukunft helfen wird…“ Der Slytherin ließ den weiteren Satz offen, schaute Harry nachdenklich in die Smaragdaugen und gab letztendlich nach. „Ich bin sowieso der Meinung, dass es nicht sinnvoll ist, dir diese Nachrichten vorzuenthalten. Denn wenn du darüber Bescheid weißt, kannst du auch Vorkehrungen treffen. Oder einfach nur abwarten und Butterbier trinken!“ „Was meinst du, Zabini?“ Der Blauäugige schwieg, deutete aber auf die Zeitung. Der Gryffindor ließ das Handgelenk los, schnappte sich den ‚Tagespropheten’ und ließ sich auf die Bank der Slytherins fallen. „Lies die Titelstory. Dann wirst du verstehen!“ Harry tat wie geheißen und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Titelblatt, während Blaise ihn nicht aus den Augen ließ. Der Goldjunge las, begriff im ersten Moment gar nicht, dass der Inhalt der Story mit ihm zu tun hatte. „Das kann nicht sein!“, hauchte Harry, der den Artikel noch einmal lesen musste. ////London. Wie wir aus zuverlässigen Quellen erfahren haben, gehen die Verhandlungen über das Gesetz der Werwölfe in ihre letzte Runde. ‚Es ist nur noch eine Sache der strikten Festlegung der Teilpunkte des Gesetzes’, erklärte der Privatsekretär des Zaubereiministers, der uns allerdings keine Einzelheiten nennen wollte. Aber laut Gerüchten soll verboten werden, dass Zauberer und Hexen, die von einem Werwolf gebissen wurden, weiter ihre Arbeit im Ministerium, Krankenhäusern und Schulen nachgehen dürfen. Es ist sogar die Rede, alle Werwölfe aus der Zaubereigesellschaft auszugrenzen und eigens für sie ein abgesperrtes Gebiet irgendwo in Schottland einzurichten. Auch Kinder und Jugendliche sollen ihr weiteres Leben in solchen ‚Reservoirs’ verbringen, dort ihre Schullaufbahn beenden. Zusätzlich steht zu Diskussion, ein Department zu errichten, der Zauberer und Hexen eingehenden Untersuchungen unterzieht, damit wirklich alle Werwölfe erfasst werden können. Natürlich gibt es Gründe für die Festlegung solch eines Gesetzes. Wie wir hinreichend in mehreren Ausgaben berichtet haben, nahmen die Angriffe von Werwölfen auf Menschen in den letzten Monaten stark zu, so dass die Regierung nicht mehr friedlich zusehen kann. […] Kinder von Werwölfen werden unter staatlicher Obhut genommen und nach Regel und Gesetz die beste Ausbildung bekommen. […]//// Die Zeitung entglitt Harrys Händen und fiel vor ihm auf den Boden. Seine Augen hatten sich geschlossen, während er heftig ein- und ausatmete. Also darum hatte ihn Remus gefragt, ob er den ‚Tagespropheten’ die letzten Tage gelesen hatte, deshalb benahm sich Hermine so außergewöhnlich. Sie hatten ihn vor dieser Nachricht beschützen wollen. Er begann am ganzen Leib zu zittern, krallte seine Finger in seine Hose und öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder. „Harry…“, sprach ihn der Slytherin vorsichtig an, legte sanft eine Hand auf dessen Schulter und rüttelte an ihr, um den jungen Werwolf in die Wirklichkeit zurückzuholen. „Harry, sieh mich an, ok? Das Gesetz ist noch nicht verabschiedet worden. Und wenn es dazukommen sollte, dann werden die Werwölfe sicher ein Veto einlegen. Komm, lass dich davon nicht unterkriegen.“ „Aber… wieso gerade Werwölfe? Wieso nicht auch ein Gesetz gegen Vampire? Immerhin stehlen sie den Menschen Blut!“ „Harry, Vampire trinken zwar Blut, aber wir töten unsere Opfer nicht. Wir vernebeln ihre Gedanken, so dass sie sich an nichts erinnern können! Wir lassen niemanden sterben und machen auch nur sehr selten einen zu unseren. Immerhin werden wir als Vampire geboren!“ Der Gryffindor riss seinen Kopf nach oben, starrte den schwarzhaarigen Slytherin hasserfüllt an. „Also bist du auch ein Vampir? Wer denn noch an dieser Schule, bitte schön?!“ Er stand ruckartig auf, wischte die Hand von seiner Schulter weg und marschierte zum Ausgang der großen Halle. Der Schüler musste seine Tränen unterdrückten, wischte sich über die Augen und schlug automatisch den Weg zu Remus’ Büro ein. Er klopfte an die Tür, wartete aber nicht auf eine Antwort, sondern trat einfach ein. Der Verteidigungslehrer saß am Schreibtisch und hob den Kopf, als Harry plötzlich vor ihm stand. Er schien sofort zu wissen, was passiert war, denn er erhob sich sogleich von seinem Platz und nahm den Jüngeren in die Arme, der sich sofort an ihn schmiegte. „Wieso hast du es mir verschwiegen?“, murmelte der Schwarzhaarige gegen die Brust des Größeren, der seufzte und Harry über den Kopf strich. „Ich wollte nicht, dass du nach dieser Nachricht irgendetwas Dummes anstellst. Schließlich steht noch nichts fest und vielleicht wirst du auf irgendeine Weise von diesem Schwachsinn verschont.“ „Aber wieso gerade jetzt? Remus, Werwölfe gibt es doch schon seit Jahrhunderten!“ „Die Werwölfe werden den Krieg verlieren.“ Überrascht schaute der Schüler auf, glaubte, sich verhört zu haben. „Es ist wirklich so. Während Vampire fast nicht sterben können, sind wir in der Hinsicht sehr angreifbar. Sicherlich halten wir vieles aus, was Menschen umbringen würde, aber wir können getötet werden. Und deshalb werden mehr Werwölfe gemacht, damit die Verluste ausgeglichen werden.“ Harry schwieg dazu und kuschelte sich mehr an den Professor, der den Schüler mit sich vor den Kamin schob und ihn dort auf den flauschigen Teppich drückte. „Es tut mir so leid, Harry… Hätte ich dich nicht zum Werwolf gemacht, dann hättest du jetzt diese Probleme nicht!“, seufzte Remus, der dem Gryffindor einen Kuss auf die Stirn hauchte und dann ins Feuer starrte. „Nein, du musst dich für gar nichts entschuldigen!“, rief der Schüler entsetzt aus, schüttelte heftig mit dem Kopf. „Durch dich lebe ich… und… solange du bei mir bist, werde ich all das schon ertragen!“ Der Braunhaarige lächelte matt, nickte sachte, bevor er sich wieder zu Harry drehte und ihm ein paar vereinzelte Strähnen aus dem Gesicht strich. „Ja, zusammen schaffen wir das schon. Und keine Angst, ich werde dich nicht alleine lassen!“ Harry erwiderte das Lächeln, doch innerlich hatte er Angst, Angst vor der Zukunft, die ihn wie ein düsterer Nebel einhüllte. Aber Remus war an seiner Seite und gemeinsam würden sie es schaffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)