J'oublierai ton nom von abranka (Forsetzung von "Skin" (DMxHP)) ================================================================================ Kapitel 4: IV. Le mal a fait mouche ----------------------------------- De la main d'un ami au baiser d’une bouche Tous ceux qui sauront lire que le mal a fait mouche J'oublierai ton nom Von der Hand eines Freundes bis zum Kuss eines Mundes All jenen, die lesen können werden, dass der Schmerz den Nagel auf den Kopf getroffen hat Ich werde deinen Namen vergessen Mit angezogenen Beinen hockte Draco auf der Fensterbank in der Bibliothek. Hier, hinter dem dunkelroten Samtvorhang verdeckt, hatte er seine Ruhe. Keine skeptischen Blicke, keine halblaut geäußerten Bemerkungen, die so taten, als wenn sie ungehört bleiben wollten und die doch für seine Ohren gedacht waren. Kein Potter. Dies war einer der wenigen Orte, an denen sich Draco einigermaßen entspannen konnte. Es war friedlich und ruhig – genau das, was die geschundene Seele des Slytherin gerade gebrauchen konnte. Und es war normal. Normalität gehörte nicht gerade zu den Dingen, die ihm im Moment häufig begegneten. Eher das Gegenteil war der Fall: Ablehnung schlug ihm noch immer – trotz Potters ach so heldenhaftem Einsatzes – entgegen. Dazu kam, dass er einfach nicht mehr der gleiche Junge war wie noch vor zwei Jahren. Diesen Draco Malfoy hatte er hinter sich gelassen. Mit gerunzelter Stirn und halb geöffneten Lippen las er die Zaubertrankzutaten und ihre Verwendungsweise. Snape würde sie heute Nachmittag abfragen und bis dahin sollte er sie wissen. Das blonde Haar fiel ihm in die Stirn und die Mittagssonne strich warm über seine Arme. „Bitte...“ „Nein. Es gibt nichts mehr zu reden!“ Die Stimmen rissen ihn aus seinen Gedanken. Draco seufzte unhörbar. Da ging man schon in die Bibliothek, um seine Ruhe zu haben, und dann hatte er hier auch das Glück, auf irgendwelche streitenden Pärchen zu treffen. Der Slytherin verdrehte die Augen. „Harry...“ Jetzt merkte er auf. Harry Potter? Natürlich, es gab hier ja nur einen Harry. „Ginny, lass es. Wir haben uns nichts mehr zu sagen.“ „Aber warum? Warum? Der Krieg ist vorbei und du musst mich nicht mehr schützen! Wir können wieder zusammen sein, Harry!“ „Nein.“ Jemand lehnte sich direkt neben Dracos Versteck an die Wand und er könnte schwören, dass das Potter war. Wer sonst? „Warum nicht, Harry? Was hat sich verändert?“ „Alles, Ginny...“ Melancholie lag in Potters Stimme. „Manchmal sind die Dinge nicht so, wie sie scheinen... Manchmal ändern sie sich Schlag auf Schlag und man steht mitten im Regen statt in der Sonne.“ Draco musste schmunzeln. Solch kryptische Worte aus dem Mund des größten Helden der Zaubererwelt – das konnte nur bedeuten, dass dieser keine Ahnung hatte, wie er sich dem Mädchen begreiflich machen sollte. „Harry, sag mir, was los ist. Ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren.“ „Ginny, ich...“ „Harry!“ „Ich liebe dich nicht mehr.“ Auf diese Worte folgten Stille und dann schnelle Schritte. Der Vorhang neben Draco bewegte sich, als Harry dagegen rutschte und Draco gegen die Fensterscheibe presste. „Verdammt...“ „Bei Merlin, Potter!“, fauchte der Slytherin. „Was...?“ Einen Sekundenbruchteil später verschwand das Gewicht von Dracos Seite und der Vorhang wurde zurückgerissen. „Du?“ Harrys Überraschung war kaum zu übersehen. „Wie du siehst. Komm rein und setz dich oder verschwinde. Ich habe keine Lust, dass alle Welt weiß, wo ich lerne. Bisher war es hier schön ruhig und mir käme es entgegen, wenn das so bleiben würde.“ Schweigend ließ sich Harry dem Blonden gegenüber auf der Fensterbank nieder und zog den Vorhang wieder zu. „Was hast du gehört?“, fragte der Schwarzhaarige langsam. „So ziemlich alles, schätze ich.“ Draco zuckte mit den Schultern und blickte wieder in sein Buch. Er hatte eigentlich keine Lust, sich mit Potter auseinanderzusetzen. Und genauso wenig hatte er Lust, diese Informationen zu verarbeiten, die ihm dieses Gespräch gebracht hatte. Potter und Ginny Weasley waren nicht nur schon länger getrennt, sondern sie kamen auch nicht wieder zusammen. Ein wenig freute es ihn – und zugleich sorgte es auch dafür, dass sich ihm das Herz wieder zusammenzog. Es war ein vergeblicher Versuch, sich auf das Lehrbuch zu konzentrieren. Mit einem leisen Seufzer klappte es Draco nach knapp einer Viertelstunde zu und sah auf. Der durchdringende Blick aus Harrys grünen Augen traf ihn – diesmal jedoch nicht unvorbereitet. „Was willst du, Potter?“, fragte Draco leise. „Eine Antwort auf meine Fragen. Ich habe dir doch versprochen, dass ich dich wieder fragen werde.“ Der Slytherin verdrehte die Augen. „Warum beharrst du nur so darauf? Reicht es dir denn nicht, dass ich getan habe, was ich getan habe? Ist der Grund denn so wichtig?“ „Für mich schon.“ „Und warum?“ Der Gryffindor zuckte mit den Schultern. „Weil ich es verstehen will. Weil es für mich keinen Sinn macht. Du warst kein Doppelagent wie Snape. Du warst ein Todesser. Du hast dich dagegen entschieden. Warum?“ Draco sah aus dem Fenster. Man konnte von hier aus bis weit in die Berge hinein sehen. „Wie lange willst du noch schweigen?“ Harrys Stimme war leise. „So lange, bis man keine Antworten mehr von mir verlangt.“ „Und dann? Wirst du mir dann antworten?“ Draco schüttelte stumm den Kopf. Er lehnte den Kopf gegen das kalte Glas und sah nach draußen, ohne dort irgendetwas zu sehen. Zu sprechen, das bedeutete, es Realität werden zu lassen. Das bedeutete, es endlich zu akzeptieren. Zu akzeptieren, dass er für Harry Potter alles aufs Spiel gesetzt hatte, was er gehabt hatte. Dass er für Harry Potter gekämpft hatte. Dass er diesen verdammten Gryffindor mehr liebte als sonst etwas auf dieser Welt. Und das war gleichbedeutend damit, es anzunehmen und sich damit abzufinden. Und das konnte er nicht. Wie auch? Er wollte dieses Gefühl nicht. Er wollte diesen Schmerz nicht. Nicht, dass er Potter jemals sagen würde, warum er ihn wirklich gerettet hatte. Egal, wie nett der Gryffindor auf einmal zu ihm war – diese Macht würde er ihm nicht in die Finger legen. Potter konnte ihn eh schon mehr verletzen, als Draco sich jemals hatte vorstellen können. Er musste sicherlich nicht noch Öl auf dieses Feuer gießen. Der Gryffindor seufzte leise. „Du bist richtig kaputt, Malfoy, weißt du das?“ „Ach, du kannst das beurteilen?“ Dracos Stimme war schneidend. „Du schaffst es doch noch nicht einmal, einem Mädchen einen Korb zu geben, ohne ihm brutal die Wahrheit an den Kopf zu knallen. Um was wollen wir wetten, dass sich die kleine Weasley jetzt die Augen ausheult?“ „Das sind Dinge, die dich nichts angehen, Malfoy! Das lässt sich nicht mit dem vergleichen, was du getan hast!“ „Nein, lässt es sich nicht. Aber ich habe auch nie behauptet, nett oder gut zu sein. Ich habe niemand mit meiner Unbeholfenheit gequält, sondern bin immer direkt gewesen!“ „Ja, direkt ein Avada Kedavra, nicht wahr?“ „Ein Avada Kedavra hat dir das Leben gerettet. Vergiss das nicht!“, fauchte Draco zurück. Seine grauen Augen glitzerten wütend und ein heftiger Sturm tobte in ihnen. „Du hast viel mehr Menschen verletzt, als ich es jemals können werde, Malfoy...“, sagte Harry leise und stand auf. Einen Augenblick später war er hinter dem Vorhang verschwunden. Draco zog die Beine an und verbarg das Gesicht zwischen seinen Knien. Für einen Augenblick hatte er sich wieder der Illusion hingegeben, dass Potter und er normal miteinander reden konnten. Dass irgendwie diese Kluft zwischen ihnen überbrückbar war. Und sie doch irgendwie einmal so etwas wie Freunde sein konnten... Doch jedes Mal, wenn es schien, als wenn diese Brücke betretbar war, stürzte sie in sich zusammen und sie brüllten sich an. Es tat weh. Fast so sehr wie zu wissen, dass Harry niemals... Der Slytherin vergrub seine Hände in dem feinen, blonden Haar. Tränen brannten unter seinen Augenlidern, doch er weigerte sich zu weinen. Er würde nicht weinen. Nicht wegen Harry Potter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)