J'oublierai ton nom von abranka (Forsetzung von "Skin" (DMxHP)) ================================================================================ Kapitel 1: I. Des semaines inutiles en futiles dimanches -------------------------------------------------------- De semaines inutiles en futiles dimanches De secondes immobiles aux aiguilles qui penchent J’oublierai ton nom Von nutzlosen Wochen nach unbedeutenden Sonntagen Von unbeweglichen Sekunden, an denen sich die Uhrzeiger biegen Ich werde deinen Namen vergessen Die Tage waren eintönig geworden. Was sollte man aber auch anderes erwarten, wenn man festgehalten wurde und eingesperrt war? Draco stand vor dem Fenster und starrte hinaus in den kleinen Innengarten. Mehr als etwas Rasenfläche zwischen den Mauern war es nicht und doch erschien ihm dieses bisschen Grün mehr als nur verlockend. Nur wenn er dieses Zimmer verließ, versetzte er die Anwesenden direkt in eine derartige aufmerksame Hektik, dass er es lieber ließ. Er würde eh nicht fliehen wollen – wohin sollte er denn gehen? Er wusste ja noch nicht einmal, wo er eigentlich war! Und er war lieber allein. Er wollte keine Gesellschaft. Draco strich sich einige vorwitzige blonde Strähnen aus dem Gesicht und ließ sich auf das Bett fallen. Ihm war langweilig. Und das Problem war, dass Langeweile bedeutete, dass er Zeit fand, nachzudenken. Und das wiederum war etwas, das er noch weniger erstrebenswert fand als Gesellschaft. Wenn er nachdachte, dann kamen seine Gedanken unweigerlich auf die Ereignisse von vor einigen Tagen. Auf den Kampf in der Großen Halle. Auf sein dummes Herumstehen. Und schließlich auf seinen plötzlichen, ihn selbst überrumpelnden Eingriff in diesen Kampf, der die Wende gebracht hatte. Wenn er Voldemort nicht getötet hätte, dann würde dieser wahrscheinlich jetzt bereits ganz Großbritannien beherrschen. Es war gut gewesen, was er getan hatte. Es war richtig gewesen. Und doch... Ihn beunruhigte der Grund. Es war nicht so, dass er die Welt hatte retten wollen. Nein, er hatte nur einen einzigen Jungen retten wollen. Draco verzog schmerzlich das Gesicht. Harry Potter. Der Junge, den er seit mehr als einem Jahr aus seinem Gedächtnis streichen wollte und den er dort einfach nicht hinausbekam. Einmal mehr nahm er sich vor, Potter – Harry – zu vergessen. Und einmal mehr wusste er, dass er scheitern würde. Aber doch würde er eines Tages in der Lage sein, Harry Potter zu vergessen. Er wünschte es sich. Er wünschte es sich von Herzen. Vor allem angesichts seines Auftritts in der Großen Halle. Draco setzte sich und lehnte sich mit den verschränkten Armen im Nacken gegen die Wand. Sein Blick wanderte hinauf zu der schäbigen, alten Decke und sah doch nur allzu genau diese Szene. Er, wie er Voldemort gegenüber stand. Und wie er hinausbrüllte, dass er sich Harry Potter nicht nehmen lassen würde. Bei Merlin, was war er blöd! Es war nahezu ein Wunder, dass Potter noch nicht vor seiner Tür gestanden und nach einer Erklärung verlangt hatte. Draco schloss müde die grauen Augen. Warum hatten sie ihn nicht einfach dort gelassen? Irgendein Todesser hätte ihn töten können – dann wäre es endlich vorbei gewesen... Aber nein, sie hatten ihn ja mitnehmen müssen. Hierhin. Wo auch immer hier war. Seine Aufpasser – Remus Lupin, der ehemalige Lehrer, und seine vermutlich Verlobte mit den skurrilen Namen Tonks sowie die Weasley-Eltern – hatten ihm kein Wort gesagt. Sie hatten nur irgendetwas von „wir müssen noch warten“ gemurmelt. Er hatte mit den Schultern gezuckt und war wieder in sein Zimmer gegangen. Es war ja nicht so, dass sie ihn hier drin festhielten. Nein, das nicht. Es war nur für alle Beteiligten einfacher, wenn er direkt hier blieb und sie gar nicht erst in Aufregung versetzte. Abgesehen davon mochte er die Blicke nicht, mit denen sie ihn musterten. Sie waren so zwiespältig. Abscheu und Verachtung lagen darin, aber auch gleichzeitig Respekt und Hochachtung. Er konnte diese Eindrücke nicht zusammenbringen. Sie verwirrten ihn. Wer war er denn schon? Nur ein dummer Junge, der sich zu allerlei gedrängt gefühlt und am Ende eine folgenschwere Entscheidung getroffen hatte. „Wir haben es geschafft!“ Unten knallte eine Tür und eine junge, übermütige Stimme hallte durch das gesamte Haus. Hektik brach aus und Stimmen mischten sich. Neugierig geworden stand Draco auf. Eine derartige Lebhaftigkeit war er von diesem Haus nicht gewohnt. Leise öffnete er die Tür und ging bis zum Treppenabsatz im ersten Stock. Dort blieb er stehen und beobachtete die Szene dort unten. Zu seinen vier bekannten Aufpassern hatten sich noch vier weitere, ihm überaus bekannte Personen gesellt. Severus Snape, der Zaubertränkelehrer, Hermine Granger, Ronald Weasley und – unvermeidlicherweise – Harry Potter. Draco stöhnte unhörbar auf. Da war seine Nemesis wieder. Er war versucht, auf dem Absatz wieder kehrt zu machen, doch das Geschehen faszinierte ihn. Harry umarmte stürmisch einen der Verbliebenen nach dem anderen und redete übermütig Worte, die Draco dort oben nicht verstand, zu laut war das Stimmengewirr. Dann blickte Granger nach oben und stupste Weasley an. Kurz drauf wurde es still und die Blicke richteten sich auf ihn. Draco wurde unbehaglich. Er sah noch einen Augenblick stumm nach unten, dann wandte er sich ab. Er hasste diese Blicke. Da war sie wieder – diese unglaubliche Mischung an Emotionen. „Warte!“ Harrys Stimme ließ ihn mitten in der Bewegung verharren. Ganz langsam drehte sich der Slytherin wieder um. Der schwarzhaarige Gryffindor war ihm einige Stufen entgegengekommen, stand dort nun und sah ihn abwartend an. Draco schwieg und musterte ihn. Seine Augen wanderten über den schmalen Körper, der einmal mehr in abgetragenen Jeans und einem ausgebleichten T-Shirt steckte, die beide um die viel zu dünnen Gliedmaßen schlackerten. Der Junge würde wahrscheinlich nie zunehmen. Er ließ den Blick weiterschweifen, hinauf zu dem Gesicht, das von dem dichten, wirren Haarschopf gekrönt war, über den Mund mit den vor Aufregung leicht geöffneten Lippen hin zu den bemerkenswert grünen Augen, die ihn anstrahlten. Draco zuckte zusammen. Ja, diese Augen strahlten ihn an. Da war kein Hass, da war keine Verachtung. Er wusste nicht, was er dort sah, aber es war keine Ablehnung. Und dieser Umstand erschütterte ihn bis ins Mark. „Sna... Professor Snape und ich waren beim Ministerium. Wir haben die ganze Geschichte in der Großen Halle erzählt. Wir haben sie überzeugt – sie werden keine Anklage gegen dich erheben!“, sprudelten die Worte aus Potter hervor. Draco zog langsam eine Augenbraue hoch und lehnte sich auf das Treppengeländer. „Bemerkenswert... Und ich habe doch nur einen weiteren Menschen umgebracht. Es macht offenbar nur einen Unterschied, wen man tötet.“ Seine Stimme war leise und doch problemlos im ganzen Raum zu hören. „Du freust dich nicht?“, fragte Harry. „Wir haben dich vor Askaban gerettet!“ „Eine Verhandlung wäre gerecht gewesen...“ Draco zuckte mit den Schultern. „Und Gerechtigkeit liegt dir doch so am Herzen, nicht wahr? Abgesehen davon ist Askaban ein recht verlockender Ort...“ Ich sitze doch schon längst in meinem eigenen Askaban! Er wandte sich langsam ab. „Hey! Du kannst dich wenigstens bedanken, Malfoy!“, fauchte in diesem Moment Granger aus dem Erdgeschoss. Draco warf einen Blick über die Schulter nach unten. Alle schauten sie ihn verwirrt und auch etwas empört an. Dann sah er sich nach Potter um und erstarrte, als er dessen trauriges Gesicht und die hängenden Schultern sah. „Danke“, sagte er schlicht. „Danke, dass ihr jemanden gerettet habt, der keine Rettung wollte, sie aber vielleicht doch braucht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)