Angst vor Gefühlen von Serenah ================================================================================ Kapitel 46: Totes Herz ---------------------- Wakabayashi war gerade zum Bus unterwegs, als er ein paar Meter weiter Ozora am Boden knien sah. Er zögerte einen Moment, entschloß sich dann aber doch zu ihm rüberzugehen. „Tsubasa? Was... was ist los?“ fragte er unsicher. Ozora hob langsam den Kopf und sah Genzo mit tränengefüllten Augen an. [Was ist mit ihm passiert? Hat er sich mit Taro gestritten? Aber... er hat Taro doch verziehen, oder?] „Kann ich... kann ich dir irgendwie helfen?“ „Helfen?“ fragte Ozora leise, sah dabei vollkommen abwesend aus. „Helfen?!“ wiederholte er mit wütender Stimme, packte dann Genzo am Handgelenk, zog ihn auf den Boden und setzte sich mit erhobener Faust auf ihn. „Du hast mir schon genug geholfen Wakabayashi! Du warst wirklich eine große Hilfe dabei mein Leben zu ruinieren!“ „Wovon redest du?!“ Tsubasa schlug ihm ins Gesicht, setzte erneut zum Schlag an, aber Wakabayashi gelang es seine Faust abzublocken. Ozora versuchte immer wieder auf ihn einzuprügeln, aber Genzo währte alle Schläge ab und schließlich gelang es ihm Tsubasa auf den Rücken zu drehen. Er setzte sich auf sein Becken und hielt seine Arme fest. „Was zum Teufel ist mir dir los?! Was soll der Scheiß?!“ „Es ist deine Schuld! Du bist Schuld daran, dass Taro mich verlassen hat!“ „Taro hat... dich verlassen?“ Wakabayashi starrte ihn ungläubig an. „Aber... wieso? Wo ist er?“ „Er ist weg!“ schrie Ozora verzweifelt, während er versuchte sich loszureißen. „Er ist zusammen mit Misugi abgehauen! Alles wegen dir! Warum hast du mit ihm geschlafen?! Reicht dir Hyuga nicht aus?!“ „Warum soll ausgerechnet ich an allem Schuld sein?! Es stimmt, wir haben miteinander geschlafen und das war der größte Fehler meines Lebens, aber warum gebt ihr beide, du und Kojiro, warum gebt ihr nur mir die Schuld?! Das ist verdammt unfair Tsubasa!“ „Taro... er hat mich verlassen... er hätte mich nie verlassen, wenn du nicht mit ihm geschlafen hättest! Das ist alles wegen dir passiert! Wegen dir hat sich Taro von mir getrennt!“ „Falls es dich glücklich machen sollte Tsubasa kann ich dir ja sagen, dass Kojiro von dem, was zwischen mir und Taro passierte, auch nicht begeistert ist! Mir geht‘s wegen dieser Nacht genauso beschissen, wie dir!“ „Warum hast du das dann getan?!“ „Wieso stellst du diese Frage nicht Taro?! Oder hast du das schon getan? Was hat er dir zu dieser Nacht denn gesagt?! Hat er auch behauptet, dass nur ich Schuld bin?!“ Ozora drehte den Kopf zur Seite. [Taro hat zugegeben, dass er angefangen hat, dass er als erster... Aber wenn Wakabayashi nicht darauf eingegangen wäre...] „Tsubasa... es tut mir wirklich so furchtbar leid... aber ich kann es nunmal nicht rückgängig machen, auch wenn ich mir nichts mehr als das wünsche. Ich weiß wie sehr ich dir und Kojiro damit wehgetan habe und ich werde mir diesen Fehler nie im Leben verzeihen...“ „Ist schon gut“ stellte Ozora plötzlich gleichgültig fest. [Es war nicht nur Wakabayashi, vorgestern kam auch noch Misugi dazu... und er hat mir auch meinen Taro weggenommen, ist mit ihm heute abgehauen...] „Jetzt ist es sowieso egal, alles ist egal. Taro ist weg, er ist weg... hat mich allein zurückgelassen... und ich weiß jetzt nicht, was ich tun soll...“ eine einsame Träne floß Tsubasas Wange hinunter. Genzo lies ihn los, setzte sich neben ihn auf die Erde und sah ihn bedrückt an. Ozora richtete sich auf, zog seine Knie an sich und starrte resigniert zu Boden. „Niemand wird je imstande sein Taro so sehr zu lieben, wie ich... aber das reicht ihm nicht aus. Ich weiß nicht wo meine Fehler lagen, was ich falsch gemacht habe, dass er mich verlassen hat... Ich würde doch alles für ihn tun, alles was er von mir verlangt hätte... aber Misugi kann ihm anscheinend mehr bieten als ich. Misugi... er hat mir Taro einfach weggenommen...“ „Hey ihr!“ Izawa schaute aus dem Bus und winkte ihn zu. „Was macht ihr da? Wir fahren gleich los!“ „Wir kommen gleich!“ antwortete der Keeper und sah wieder zu Ozora. „Tsubasa, komm, wir müssen jetzt los.“ „Ich... ich hab aber noch nicht gepackt“ stellte er fest und lachte bitter. „Verdammt, als ob das jetzt wichtig wäre – ich habe nicht gepackt, nein, wie furchtbar...“ „Gib mir den Schlüssel zu deinem Zimmer, ich mache das für dich. Geh du schon mal in den Bus, ich komme gleich nach.“ Ozora gab ihm den Schlüssel, stand langsam auf und trottete zum Bus. „Na endlich!“ Hikaru sah Wakabayashi missbilligend an, als er wieder zum Bus kam. „Du hast dir aber Zeit gelassen Genzo! Wir sollten längst unterwegs sein!“ „Tut mir leid, ging nun mal nicht schneller.“ „Ja ja, aber steig jetzt schnell ein, wir müssen schleunigst los.“ „Was hetzt du so? Haben wir‘s irgendwo eilig?“ „Wir müssen unseren Zeitplan einhalten. Jun ist schon mal losgefahren und hat mir die Verantwortung für euch überlassen, also will ich auch, dass alles Planmäßig verläuft.“ [Jun... hat sich mit Taro einfach aus dem Staub gemacht... Ich kann nicht glauben, dass Taro plötzlich festgestellt hat, dass er mit Jun glücklicher sein wird, als mit Tsubasa... Es muss einen plausiblen Grund für seine Entscheidung geben...] Wakabayashi stieg in den Bus und sah sich nach Kojiro um. [Tja, hätt ich mir denken können, er sitzt neben Wakashimazu...] Zögernd ging der Keeper zu ihnen rüber. „Kojiro?“ „Was willst du?“ fragte Hyuga gleichgültig ohne ihn anzusehen. „Ich... ich wollte nur fragen... Du fährst jetzt zu deiner Familie, stimmt‘s?“ „Stimmt.“ „Ich... ich werde nach Shizuoka fahren. Wenn du... wenn du mich irgendwann wiedersehen möchtest, sag mir bitte Bescheid. Ich... würde mir so sehr wünschen...“ „Lass das jetzt“ unterbrach Hyuga ihn. „Mach keine peinlichen, sentimentalen Szenen.“ Wakabayashi schwieg einen Moment, fragte dann schüchtern: „Kojiro... darf ich denn... darf ich dich in ein paar Tagen anrufen?“ Hyuga zuckte mit den Schultern. „Meinetwegen, wenn du unbedingt willst.“ „Gut, dann... Ich ruf dich an.“ Resigniert ging der Keeper weiter und bemerkte, dass Ozora allein saß. „Tsubasa, darf ich mich zu dir setzen?“ „Wieso, will Kojiro nicht neben dir sitzen?“ „Nein, und du weißt auch sehr gut wieso. Und ich kann nichts dagegen tun. Wie ich dir schon gesagt habe – es war der größte Fehler, den ich je begangen habe und ich kann absolut nichts tun, außer hoffen, dass ihr beide, du und Kojiro, mir irgendwann verzeiht. Auch wenn dies ziemlich unwahrscheinlich scheint. Wie‘s aussieht gebt ihr beide nur mir die Schuld dafür... und auch wenn mir das ungerecht erscheint, kann ich nicht leugnen, dass ich zum Teil wirklich Schuld daran bin. Ich habe euer Vertrauen missbraucht, habe mich hinreißen lassen... aus was für einem Grund auch immer. Es tut mir furchtbar weh, dass Kojiro mir nicht mehr vertraut, weil ich ihn über alles liebe, aber... das du mich hasst Tsubasa, ist auch ein herber Schlag für mich. Wir waren beste Freunde bevor das passiert ist... Das ich deine Freundschaft nun auch verloren habe... Ach, ist ja auch egal, du willst dir das sicher nicht anhören, tut mir leid.“ Wakabayashi wollte weitergehen, aber Ozora hielt ihn an. „Warte.“ „Was ist?“ „...Du kannst dich neben mir setzen, wenn du willst.“ Genzo staunte über Tsubasas plötzlichen Sinneswandel, aber er setzte sich neben ihn. Der Bus fuhr gerade los. Lange Zeit sagte keiner von beiden was, bis Ozora fragte: „Wakabayashi, wenn ich dich jetzt was frage, wirst du mir auch ehrlich antworten?“ „Natürlich Tsubasa.“ „Bereust du, dass du mit... mit Taro geschlafen hast? Ich meine... nicht wegen dem, was Kojiro denkt oder ich... Ich will einfach wissen, wie du zu Taro stehst.“ „Ich wollte nie was von Taro, er war für mich immer nur ein guter Freund, mehr nicht. Dass es zu so etwas kommen könnte... ich hätte nie gedacht... Tsubasa, du weißt doch, dass ich Kojiro liebe. Ich liebe nur ihn, sonst niemanden. Wenn es einen Weg geben würde diese Nacht mit Taro rückgängig zu machen, würde ich es tun.“ „Aber du hattest schon ein ziemlich enges Verhältnis zu ihm, oder?“ „Enges Verhältnis? Wie meinst du das?“ „Als ich dir sagen wollte, was zwischen uns beiden ist, wusstest du schon davon“ stellte Ozora mit gleichgültiger Stimme fest. „Taro hatte es dir bereits gesagt. Später... ihr hab oft miteinander geredet, habt zusammen die Abende verbracht, er hat bei dir übernachtet...“ „Nur zweimal. Und das wir so enge Freunde geworden sind... nun ja... vielleicht hing es gerade damit zusammen, dass ich seit langer Zeit mit dir so gut befreundet war...“ „Ihr habt also zweimal miteinander geschlafen?“ „Nein! Es war nur eine Nacht Tsubasa! Warum fragst du? Hat Taro etwa... behauptet, dass wir zweimal was miteinander hatten?“ „Nein... aber das kann ich keinem von euch abkaufen.“ „Tsubasa... die erste Nacht, die Taro bei mir verbracht hat... Ihr habt euch damals gestritten, wir haben zusammen getrunken... und da hat er sich einfach entschieden, bei mir zu übernachten, das ist alles. Zwischen uns ist nichts passiert.“ „Und dann... die zweite Nacht?“ „Da haben wir... Wir haben auch getrunken, aber diesmal viel zu viel... Tsubasa, warum fragst du mich aus? Das willst du doch nicht wirklich hören, oder?“ Tsubasa sah einen Moment lang schweigend zur Seite, sagte dann leise: „Es ist mir egal. Es... es berührt mich nicht. Ich fühle gar nichts. Es ist... als ob... als ob mein Herz tot wäre.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)