Don't leave me this way von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Warum? ----------------- Reita parkte sein Auto und wischte die Tränen mit einer fahrigen Handbewegung aus seinem Gesicht. Träge stieg er aus dem Auto und sah sich um. Er realisierte erst jetzt, wohin ihn seine verzweifelte Fahrt geführt hatte. Eine schmale, felsige Landzunge streckte sich weit ins Meer. Am Ende der Landzunge stand ein uralter Leuchtturm, der schon seit Ewigkeiten nicht mehr genutzt wurde. Nur Aoi und Reita kamen früher oft zum Leuchtturm. Es gab eine kleine Plattform ganz oben. Dort saßen sie zusammen, redeten über alles und nichts und betrachteten zahllose Sonnenuntergänge. 'Hier hat er mir die Nasenbinde geschenkt...' dachte Reita wehmütig und ein neuer Schwall der Verzweiflung drohte ihn zu zerreißen. Reita kletterte auf die Plattform und beobachtete den Strand. Im Spätherbst war hier niemand mehr unterwegs. Reita fragte sich plötzlich, wie spät es war. Er zog sein Handy hervor, das ihm zeigte, das er ungefähr vier Stunden mit dem Auto herumgefahren war, bis es ihn hier zum Leuchtturm verschlagen hatte. Auf der Mitte der Plattform setzte er sich und stützte seinen Kopf auf die Arme, mit denen er seine Knie umschlungen hatte; rollte sich förmlich zusammen und versuchte zu begreifen, was geschehen war. Er konnte es nicht; es erschien ihm unfassbar, dass sein Aoi sich umgebracht hatte... Von plötzlicher Wut gepackt sprang er auf und lief an die Brüstung der Plattform. Er krallte sich an dem Holzgeländer fest und schrie. "Warum??? Warum, Aoi?" Er erwartete schon fast eine Antwort, bis ihm klar wurde, das er allein war, das Aoi tot war und ihm diese Frage nie beantworten würde. "Warum?" schrie er ein weiteres Mal, bevor er auf die Knie fiel, seinen Kopf unter den armen begrub und wieder in Tränen ausbrach. Wie lange er schon auf der Plattform lag, wusste er nicht. Er war zu träge, den Arm zu heben und auf das Handy zu gucken. Seine Tränen waren getrocknet, nein, versiegt. Zum Weinen hatte er einfach keine Kraft mehr. Plötzlich realisierte er, dass er nicht allein war. Hinter ihm waren Schritte zu hören. "Aoi! Oh Mann, es war nur..." Reita hatte sich ganz umgedreht. Hinter ihm stand nicht wie erhofft Aoi. Es war Uruha. "Ein Traum???" fragte dieser. Reita's Gesichtszüge waren zu einer entsetzen Grimasse eingefroren. Er hatte Uruha's Stimme noch nie so kalt gehört. Tapfer schluckte er ein Schluchzen hinunter und schüttelte nur ungläubig den Kopf. "Was machst du hier...?" fragte Reita schließlich gereizt. "Was machst du hier???" echote Uruha kalt, "was ich hier mache? Ich mache mir verdammte Sorgen, such dich überall und das ist alles, was du mir zu sagen hast?" "Es tut mir leid..." antwortete Reita schwach. "Ich weiß..." sagte Uruha. Seine Stimme klang nun um einiges mitfühlender. Reita sah Uruha an. "Warum hat er das getan, Uru?" Uruha lächelte bitter. "Das müsste ich eigentlich dich fragen, Rei..." "Aber ich weiß es nicht!" protestierte Reita schwach. "Doch..." antwortete Uruha traurig. "Was?" Reita starrte ihn fassungslos an. Er hatte da so eine Ahnung... "Reita...er...hat dich geliebt." "Nein..." presste Reita gequält hervor. "Doch...und er...Aoi ist daran zebrochen..." Uruha liefen Tränen übers Gesicht. "Aber...ich...ich liebe ihn doch auch..." schluchzte Reita. "Ich weiß...aber Aoi...wusste es nicht..." "Es ist alles meine Schuld..." stieß Reita mühsam hervor. Uruha wollte protestieren, doch Reita ließ ihn nicht zu Wort kommen. "All die Jahre hab ich seine Gesten missverstanden, hatte Angst, Angst es ihm zu sagen, weil ich dachte, er würde mich dafür hassen..." Reita's Augen blitzten auf und er lachte kalt und hoch. "Meine Schuld!" Uruha blickte seinen Freund hilflos an. "Reita...lass uns fahren...es wird spät..." Doch Reita hatte seinen Entschluss gefasst. Er sah Uruha völlig gefasst an. "Ist okay...fahr du schon vor... Ich will noch was holen...und hier Abschied nehmen..." Uruha blickte forschend zu Reita. "Na gut..." sagte er zögerlich. "Bis Morgen." Mit diesen Worten ging Uruha. Er würde es noch bereuen... Reita beobachtete, wie Uruha zu seinem Auto lief und davonfuhr. Dann drehte er sich zum Meer um. Die Sonne ging gerade unter, der Himmel war rotgold. "Wenn du hier wärst..." murmelte Reita. Eine Träne bahnte sich den Weg über sein Gesicht. "Ich liebe dich, Aoi" hauchte er in den Wind, bevor er sprang. Aoi konnte nicht zu ihm, doch er konnte Aoi folgen. Als er fiel, spürte er, das er frei war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)