Duets von ShirayukiHime ================================================================================ Kapitel 3: Strophe III ---------------------- "Daidai~~!!", aufgeregt und überglücklich fiel der Kleine dem Rothaarigen um den Hals. "Ich habe Dich vermisst..." Die liess seine Lippen auf Shous nieder. Sein ganzer Körper kribbelte, als die starken Gitarristenarme sich um ihn schlungen. Er schmerzte nach mehr... Zögernt drückte er die Klinke herunter und schob die schwere Metalltür auf. Der kalte Nachtwind liess ihn frösteln. Seine nackten Füsse machen komische Geräusche auf dem grauen Boden des Daches. Verloren schaute er sich um. Wie erwartet war hier kein Mensch weit und breit. Er setzte sich an den Rand, wagte es nicht, runter zu schauen. Frierend schloss er die Augen, liess noch einmal all die Szenen des letzten Tages, den er zusammen mit Dai verbringen durfte, vor seinem geistigen Auge ablaufen. Ein wundervoller Morgen, eine Umarmung, Wiedersehensfreude. Wie konnte dieser Tag nur so verheerend enden? ... Seine leicht zitternden Hände glitten durch das rote Haar. Dai löste den Kuss, grinste, als er Shous leicht verzweifelten Gesichtsausdruck sah. Dieser Fiesling. Die Röte stieg ihm ins Gesicht. Er war sehr empfindlich und Dai genoss es das auszunutzen, ihn zu formen, wenn er wie Wachs in seinen Händen war. Er konnte eben alles mit ihm machen... Die Umarmung, der Kuss.... und dann? Angestrengt dachte er nach, hauchte in seine Hände um sie zu wärmen. Er hasste Kälte, aber hier oben würde er wenigstens nicht ersticken. Ach ja... die Bilder in seinem Kopf tauchten wieder auf. Er dachte immer mal wieder daran, versuchte sich vorzustellen, was gewesen wäre, wenn er was anderes gesagt, oder etwas anderes getan hätte. Ein verzweifelter Versuch die Vergangenheit zu verändern. ... Das Grinsen verwandelte sich in ein Lächeln. "Ich muss mit Dir reden" Oh oh. Keiner mochte sowas. Der Moment, in dem einem tausende Gedanken durch den Kopf gehen, tausende Versuche die eine Frage zu beantworten: 'Worüber?' Langsam liess sich Dai mit ihm auf dem Sofa nieder. Sein zartes Lächeln blieb wie eingemeiselt auf seinem Gesicht. Er vertraute auf dieses Lächeln. Es war nie aufgesetzt. Er hatte wohl nichts zu befürchten. Erleichtert lächelte der Kleine zurück und nickte erwartungsvoll, es konnte losgehen, er war bereit. "Wir können uns wohl in nächster Zeit nicht mehr so häufig sehen." WAS?! Was sollte das heissen? Sie hatten sich seit Wochen nicht mehr gesehen. Es verging keine Minute in der er nicht an Dai gedacht hatte, an seine Augen, seine Haare, seinen Duft, seinen Körper. Das würde er nicht nochmal durchstehen wollen, können. Er brauchte Dai. Egal wie tief er fiel, er konnte sich darauf verlassen, dass Dai da war, um ihn aufzufangen. Dass er seine Arme um ihn schliessen würde, ihm Trost spenden würde.... Er verliess sich darauf. Nur deswegen konnte er aufrecht gehen, nicht geknickt, unsicher, ängstlich durch die Gegend schreiten, aus Furcht, er würde die Gradwanderung nicht mehr schaffen. Das Leben war ein Balanceakt. Nur, dass er bis zu diesem Tag sicher war, dass er nicht fallen konnte. Hatte ihn Dai etwa im Stich gelassen? Die Gründe für dieses gottverdammte Gespräch konnte er sich doch an einer Hand abzählen; Arbeit, Arbeit, Arbeit. Nein, er wollte das nicht. Und was sollte dieses verlogene Lächeln?! "Klar, immer das gleiche, Kao hat Dir den Marsch geblasen und schon bin ich nur noch Nebensache! Noch seltener sehen?! Dann lohnt es sich ja gar nicht mehr zusammen zu sein!" Wie konnte er ihn so anfahren? Er hatte sich so unglaublich viel Zeit für ihn genommen, in ihrer Branche eine Ewigkeit. Er wollte nicht an die ganzen Gespräche denken, die er mit Kaoru über den Ruf der Band führen musste, und darüber, was passieren würde, wenn rauskäme, dass sie eine Beziehung führten. Er wollte nicht an all die Telefonate denken... vor jedem Konzert haben sie die Aufregung miteinander geteilt. Wenn er es besser wusste, wer sprach dann aus ihm? "Shouchan... versteh doch, das neue Album..." Ja, er verstand es, er kannte das nur zu gut; Der Schlafmangel, diese kräftezehrende Plackerei durch alle TV-Sender Japans; selbst in den niveaulosesten Sendungen auftreten zu müssen. "Dai! Nein! Du bist gerade erst wiedergekommen von den scheiss Fotoshootings! Ich hab die Schnauze voll. Wir haben doch gar keine richtige Beziehung mehr! Ich seh dich doch nur noch auf Plakaten und Postern und CDs!" Nein, nein, nein! Die SMS, die e-Mails, die MMS, die teuren Videogespräche. Dai tat alles, um ihm nahe zu sein. Erschrocken sah der Rothaarige ihn an. Sein starker, verwegener Blick war verschwunden. Was wich ihm? Shou konnte es nicht genau ausmachen. Seine Wut, liess ihn den Blick als Gleichgültigkeit deuten. "Du kotzt mich an!" Er ging. Er ging. Er ging. Was? Was passierte? Er verstand es selbst nicht. Von dem ganzen Ekel vor sich selbst erschrocken rollten ihm Tränen die Wangen hinunter, als er das Gebäude verliess in dem Dai wohnte. Wie konnte man so eifersüchtig auf den Menschen sein, den man am meisten auf der Welt liebte? Wie kann man seinen gesamten Frust auf ihm abladen? Und wie um Gottes Namen sonnte man diesem Menschen wieder unter die Augen treten, nachdem er all dies miterleben musste? Er stürzte sich in die Arbeit. Ignorierte Dais Versuche ihn zu retten, ihn aufzufangen. Er schlug seine Hand weg. Seine wunderschöne starke Hand, die ihm so oft geholfen hatte... Er weinte nicht. Er weinte schon lange nicht mehr. Vor zwei Monaten hatte er das Letzte Mal geweint. Die Tränen sind versiegt aber der Ekel war immer noch da. Der, und das Unverständnis über seine eigene Dummheit. Er liess diese Szenen noch einige Male in seinem Kopf ablaufen. Versuchte wieder den Verlauf der Geschichte zu verändern. Er stockte. Wenn er Dais Blick noch einmal deuten müsste... Himmel.... Er hätte geschworen, es war Enttäuschung, die seine starken, tiefbraunen Augen so zittern liess... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)