Nacht der Drachen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3 - Es beginnt ---------------------- Titel: Nacht der Drachen Autor: Vivianne Kapitel: Kapitel 3 Rating: PG-13 Charaktere: Harry Potter, Draco Malfoy Warnung: Slash, wenn auch erst in späteren Kapiteln Sprache: Deutsch Datum: 11.05.2007 Wörter: 4077 Fandom: Harry Potter Genre: Fantasy Zusammenfassung: Voldemort hat den letzten großen Kampf für sich entschieden und Harry Potter gefangen genommen. Eine kleine Widerstandsgruppe aus ehemaligen Hogwarstschülern hat sich gebildet. Doch was hat es mit dem jungen Kämpfer auf sich? Disclaimer: Nix mir, alles JK Rowling und Christopher Paolini, da ja doch einige Sachen an die Eragon Triologie angelehnt sind. Welche weiteren Fantasy-Romane hier mit eingeflossen sind, kann ich allerdings schon kaum noch aufzählen. Ich bin halt Drachensüchtig. Kapitel 3 - Es beginnt Mit immer schwerer werdenden Beinen rannte Draco die Wiesen hinunter. Das Tor Hogwarts konnte er schon von Weitem sehen. Keuchend schleppte er sich die letzten Meter, ehe er das Portal hinter sich brachte. Schwer atmend blieb er stehen, versuchte sich zu konzentrieren, murmelte ein paar Worte und verschwand mit einem Knall, bevor Snape ihn erreichen konnte, um ihn mit einem Portschlüssel mit zu nehmen. Ein lauter Knall unterbrach die Stille der Nacht. Der Ruf des Uhus verklang in den Bäumen und Ruhe kehrte wieder in den Wald ein. Unversehens stand ein junger Mann auf der Lichtung, die vorher vollkommen verlassen gewesen war. Aufmerksam tastete er seinen Körper ab. Er wusste, dass er froh sein musste, hier heil und in einem Stück angekommen zu sein. Zum Apparieren war normalerweise höchste Konzentration erforderlich, die er zu diesem Zeitpunkt, weiß Merlin, nicht hatte. Aber er hatte es geschafft. Bloß wo war er? Noch nie zuvor in seinem Leben war er hier gewesen und dennoch… dieser Ort kam ihm merkwürdig vertraut vor. Er war nie viel in der freien Natur gewesen. Gut, auf Malfoy Manor gab es Parkanlagen, aber dies hier war von keinem Menschen konzipiert, dies hier war freie und, wie es schien, unberührte Natur. Er stand in mitten einer Lichtung, die von mächtigen Buchen umgeben war. Das wildwachsende Gras reichte ihm bis zu den Hüften. Hin und wieder sah es niedergetreten aus, doch lag es nur darnieder, da es das eigene Gewicht nicht mehr hatte tragen können oder der Wind Furchen in die Wiese geschlagen hatte. Die Bäume ringsum neigten ihre Äste und schienen den Eindringling begrüßen zu wollen, eine alte Eiche knarrte im Wind. Jede Bewegung der Natur war auf ihn ausgerichtet, alles erwartete eine Reaktion von ihm. Er fühlte eine tiefe Verbundenheit zu diesem Ort, doch wusste er nicht warum. Alles schien so weit weg zu sein. Noch vor ein paar Minuten war er um sein Leben gerannt und nun stand er hier und konnte sich nicht regen. Die Angst wich von ihm. Hier konnte ihn keiner finden, das wusste er. Hier fühlte er sich absolut sicher. Hier gab es keinen Voldemort oder Potter, der ihn jagte. Hier gab es nur die Natur und ihre Unberührtheit. Er konnte nicht sagen, woher er die Gewissheit nahm, doch überwältigte ihn ein Gefühl der Sicherheit, wie er es nie zuvor in seinem Leben erfahren hatte. Er hatte immer gedacht, Malfoy Manor sei sicher und doch beherbergte es die Angst vor seinem Vater tief in seinem Inneren. Auch Hogwarts war trotz aller Schutzbanne für ihn nie ein Ort der vollkommenen Geborgenheit gewesen. Stets musste er, wo immer er auch war, auf seine Worte und Taten achten. Doch hier, mitten in… ja, wo war eigentlich hier? Man musste doch den Ort kennen, zu dem man apparierte. Er hatte letzten Sommer intensiv mit einem Privatlehrer geübt und nur sehr selten war es ihm gelungen, von der Treppe vor dem Herrenhaus hinunter zu dem See zu apparieren. Aber dies hier schien ihm meilenweit von Hogwarts entfernt zu sein. Hogwarts. Schon im Laufe des Schuljahres hatte sich seine Welt verändert. Hatte er noch mit Begeisterung in den großen Ferien den Auftrag vom Dunklen Lord angenommen, Dumbledore zu töten, so wurde ihm mit jedem Monat und mit jedem Tag, der verstrich, immer klarer, dass er dies nicht konnte. Er war nicht so skrupellos wie sein Vater. Er konnte nicht aus nichtigen Gründen jemanden derart verletzen, dass derjenige starb. So richtig war ihm dies nie bewusst gewesen, bis zu dem schicksalhaften Gespräch mit… Dumbledore. Ja, bei dem Gespräch hatte sich ihm ein scheinbaren Ausweg offenbart. Ja, Dumbledore… aber was hätte der alte, sterbende Mann schon tun können? Nein, töten können hätte er ihn nicht und das wusste der Magier nur zu gut. Woher nahm er nur diese Gewissheit? Aber das war nun auch nicht mehr wichtig. Dumbledore war tot, wenn auch nicht durch seine Hand, so fühlte er sich dennoch schuldig. Schuldig, weil er es gewesen war, der die Todesser ins Schloss geholt hatte, weil er es gewesen war, der Dumbledore entwaffnet hatte, weil er solange gezögert hatte. Nur noch wenige Minuten und er hätte einen Ausweg aus dieser verfahrenen Situation gefunden. Aber wie sollte ihm ein sterbender Zauberer Schutz gewähren - und nichts anderes war Dumbledore gewesen. Schon mit dem ersten Blick, den er auf den Zauberer erhascht hatte, als er ihn durch die Tür erkannt hatte, war ihm bewusst geworden, dass Dumbledore geschwächt gewesen war. Diese Schwäche hätte er ausnutzen sollen. Verdammt, er hätte sich nicht von diesem alten Mann bereden lassen sollen. Sofort hätte er seinem ersten Impuls folgen und den Todesfluch sprechen sollen. Aber nein, er hatte sich ja unbedingt in dieses Gespräch ziehen lassen müssen. Dumbledore hatte ihm vor Augen geführt, dass er nicht töten kann. Nein, dazu war er einfach nicht fähig. Er konnte schon seinem Hengst nicht den Gnadenschuss geben. Er sah zwar die Qualen, die sein Pferd durchlitt, seitdem es sich das Bein gebrochen hatte, aber er war nicht fähig gewesen, ein Leben zu beenden. Vor anderen gab er diese Schwäche natürlich niemals zu und war ein Meister darin, Aufgaben, die in eben eine solche Richtung verliefen, zu delegieren, ohne dass jemand misstrauisch wurde. Suchend sah Draco sich um. Am Waldrand entdeckte er einen schmalen Durchgang. Im Mondlicht schimmerten die Blätter silbern und luden ihn ein. Wenngleich er sich in den Tiefen der Wälder nie sicher gefühlt hatte, so wusste er doch, dass ihm hier nichts geschehen würde. Als er auf die Geräusche der Umgebung achtete, vernahm er ein leises Plätschern. Nicht weit entfernt schien ein Bach sich seinen Weg durch das Unterholz zu bahnen. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie trocken doch sein Hals war, wie sehr sein Magen nach etwas Essbarem schrie. Letzteres musste wohl noch eine Weile warten. Aber seinen Durst konnte er an dem Wasserlauf stillen, wenn er ihn denn fand. Und so kämpfte er sich durch das hohe Gras hinüber zum Waldrand. Immer wieder blieb er stehen und lauschte dem Plätschern des Wassers, damit er den richtigen Weg einschlug. Doch schien es wie verhext zu sein, denn jedes Mal wenn er glaubte, nur noch wenige Schritte von dem Bach entfernt zu sein, so tat sich vor ihm ein Felsen auf oder undurchdringliches Gestrüpp versperrte ihm den Weg. Nur durch das fahle Licht des Mondes konnte er sich den Weg durch das Dickicht bahnen. Unermüdlich schritt er weiter, bis er endlich in einer Senke auf den Wasserlauf traf. Hastig stürzte er sich auf das kühle Nass, konnte mit seinen zitternden Händen nur wenig Wasser zu seinem Mund führen, welches er dennoch gierig schluckte. Als er endlich seinen Durst gestillt hatte, lehnte er sich an einen Baum. Wie sollte es nun weitergehen? Wo war er? Suchend sah er sich wieder um. Wo sollte er entlang gehen? Überleben konnte er in der Wildnis nicht, das wusste er. Er kannte zwar die Pflanzen, die er für Zaubertränke brauchte, aber sonst hatte er in Kräuterkunde nie wirklich etwas auf das gegeben, was Professor Sprout erzählt hatte. Er musste einfach einen Menschen finden, denn sonst… nein, daran wollte er nicht denken. Verdammt, Draco, denk positiv. Also stand er auf, auch wenn seine Glieder schmerzten und die Kälte der beginnenden Morgendämmerung langsam von ihm Besitz ergriff. Er wusste, wenn er sich bewegte, würde es ihm wieder besser gehen. Mühsam setzte er ein Bein vor das andere, immer bemüht, die Augen offen zu halten, auch wenn ihn die Müdigkeit einzuholen begann. Als sich an den Blättern die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne spiegelten, erahnte er in der Ferne zwischen den Ästen eine leichte Rauchfahne. Froh, endlich Anzeichen von Zivilisation zu entdecken, erweckte er nochmals seine letzten Kraftreserven und schleppte sich in die Richtung, sich immer wieder aufrappelnd, durch den nun im Dämmerlicht düsteren Wald. Und endlich, als er kaum noch einen Schritt gehen konnte, sah er die Quelle des Rauches. Nur noch wenige Meter von ihm entfernt am Waldesrand war eine offene Feuerstelle. Doch schien niemand hier zu sein. Das Steinhaus daneben lag dunkel und wirkte verlassen. Aber warum brannte dann das Feuer? Vorsichtig, mit erhobenem Zauberstab, schritt er langsam auf das Gebäude zu. Immer wieder sah er sich nach allen Seiten um. Trotz der Sicherheit, die er in seinem Inneren fühlte, war ihm dies hier nicht geheuer. Niemand ließ so nah am Wald ein Feuer unbeaufsichtigt. Trotz all seiner Bemühungen, sich so umsichtig wie möglich dem Haus zu nähern, stolperte er fast. Als er den Blick senkte und auf seine Füße blickte, sah er eine Katze auf dem Boden. Wie um alles in der Welt hatte er diese übersehen können? Und wie kam diese Katze, die nicht im Geringsten einer Wildkatze glich, in diese verlassene Gegend? Schnurrend strich die Katze um seine Beine und drängte ihn immer mehr zum Haus. „Guten Morgen.“ Diese unerwarteten Worte ließen Draco fast das Gleichgewicht verlieren. Taumelnd fand er Halt an den kühlen Steinen der Behausung. Rasch drehte er sich um und aus dem Schatten, den er in der aufgehenden Sonne erkennen konnte, schälte sich eine hochgewachsene Gestalt. Als sie neben Draco in den Schatten trat, begann er zu erahnen, wer ihn da entdeckt hatte. Sein Gegenüber überragte ihn um mehr als eine Kopflänge. Die langen, hellen Haare fielen in weichen Wellen über die schmalen Schultern und schienen eins mit der Kleidung zu werden. Die einfache, vom Wetter gegerbte Tunika wurde nur mit wenigen Spange gehalten, gab so die sehnigen Arme frei und das Leder der Hose umschmeichelte die schlanken Beine. Eine feingliedrige Hand wurde ihm entgegengehalten und zaghaft nahm Draco diese in seine. „Es freut mich, dich kennen zu lernen.“ Erstaunt über den doch recht festen Händedruck, den er dieser zart wirkenden Gestalt nicht zugetraut hätte, fand Draco zunächst keine Worte. „Wie ich sehe, hast du Solembum schon kennengelernt“, sagte der Fremde und ging in de Hocke, um die Katze hinter den Ohren zu kraulen und auf den Arm zu nehmen. Dabei fielen Draco die spitz zulaufenden Ohren auf, die zwischen den Haaren des Mannes aufblitzten. „Nun, du hast also unseren Gast schon begrüßt“, sprach er zu der Katze. „Komm, es gibt gleich Frühstück - oder hast du keinen Hunger?“ Unfähig, die an ihn gestellte Frage zu beantworten, konnte Draco nur mit schnellen Schritten seinem Gastgeber in das Haus folgen. Draco schob den Vorhang, der als Tür diente, zur Seite und stand sofort in dem einzigen Raum des Gebäudes. Lichtkegel tanzten durch das Zimmer, immer wieder durch die vor dem Haus stehenden Sträucher unterbrochen, und erfüllten den Raum mit einem warmen Licht. In der Mitte stand ein einfacher Holztisch, auf den nun sein Gastgeber zwei Schüsseln stellte. „Ich habe nur etwas warme Milch, Käse und Brot, ich hoffe, das wird genügen.“ Erst durch den Duft des Essens, das nun auf dem Tisch stand, bemerkte Draco, wie leer doch sein Magen war. Die gesamte Nacht hatte er sich durch den Wald gekämpft und war viel zu sehr mit seinem inneren Zwiespalt und der Umgebung beschäftigt gewesen, als dass er den Hunger gespürt hätte. Wie er an den Tisch gekommen war und sich dort niedergelassen hatte, wusste er selbst nicht mehr, nun wurde ihm aber bewusst, dass er einen sehr weiten Weg hinter sich gehabt haben musste, denn jeder einzelne Knochen seiner Beine brannte vor Schmerzen. Er konnte kaum den Löffel zum Mund führen und betrachtete daher stattdessen sein Gegenüber genauer. Das schmale Gesicht wirkte zeitlos, die hohen Wangenknochen zogen es in die Länge, schmale Lippen und ein kantiges Kinn widersprachen der Ästhetik des Antlitzes. Die Augen strahlten eine Wärme aus, die er selten zuvor gesehen hatte. Doch die nach oben geschwungenen Augenbrauen verrieten die Abstammung seines Gastgebers endgültig, wenngleich die spitzen Ohren Draco schon auf die richtige Fährte gelockt hatten. Vor ihm saß ein Elb. Kopfschüttelnd aß Draco das karge Mahl, brach sich ein Stück Brot und Käse ab. Von seinem Gegenüber konnte er keine Gefühlsregung erkennen, ihm, dem Meister des stoischen Gesichtsausdruckes, misslang es, den Eindruck zu erkunden, den sein Gastgeber von ihm hatte. Als hätte er seine Gedanken erraten, begann er zu reden. „Wir haben dich erwartet.“ Verwirrt starrte Draco seine Gegenüber an. Wie, erwartet? Er selbst kannte diesen Ort nicht, wie hatte er da erwartet werden können? Ein Lächeln stahl sich auf die Lippen seines Gastgebers. „Nun, wie sollen wir dir das erklären?“ Wir? Wieso war immer von wir die Rede? Nur der Elb vor ihm war anwesend und sonst stand hier meilenweit kein Haus oder ein anderes Anzeichen von Zivilisation. „Solembum, was machen wir mit ihm?“ Leicht abwesend kraulte er der Katze, die es sich mittlerweile auf dem Tisch bequem gemacht hatte, hinter den buschigen Ohren. „Ohja, du hast recht, ich sollte mich vielleicht vorstellen“, sagte der Elb und wandte sich an Draco, der sich sicher war, dass die Katze zumindest ein Halbkniesel war. „Ich bin Brom und das hier ist Solembum.“ „Freut mich, dich endlich kennen zu lernen.“ Wo kam diese Stimme her? Überrascht schaute sich Draco im Raum um, doch er konnte nirgends ihren Besitzer ausmachen. Misstrauisch betrachtete er die Katze. Doch Kniesels, so intelligent sie auch waren, konnten nicht sprechen. „Hey, ich rede mit dir.“ Skeptisch blieben seine Augen an der Katze hängen, die ihren Kopf von ihm abwandte. Noch immer konnte er sich nicht überwinden, ein Wort zu sagen. „Brom, er weiß es nicht.“ Der Elb seufzte und schüttelte den Kopf. „Schon lange warten wir auf dich“, sagte er schließlich, sich am Kopf kratzend. „Weißt du, wo du bist?“ Draco schüttelte den Kopf. „Was fühlst du?“, fragte Brom weiter. „Sicherheit“, war das erste Wort, welches Dracos Lippen verließ. Ja, das war es, dieser Ort strahlte für ihn eine nie dagewesene Sicherheit aus. Er fühlte sich geborgen und gleichzeitig, als wäre er endlich zu Hause angekommen. „Und zuhause.“ Wieder bildeten die Lippen Broms ein Lächeln. „Ich bin Draco. Draco Malfoy“, sagte er nun, da er endlich seine Stimme wieder gefunden hatte und stellte die Frage, die ihn seit Stunden beschäftigte. „Wo bin ich hier?“ „Im Herzen von Gleann an Arach.“ Perplex sah Draco den Elben an. Er hatte diesen Namen noch nie gehört und dennoch kam er ihm so vertraut und bekannt vor, als hätte er schon sein gesamtes Leben hier verbracht. Brom nickte ihm zu. Aber wie sollte das möglich sein? „Du gehörst hier her.“ War die einfache Antwort der Katze. Die Worte hatte Solembum in einer Sprache gesprochen, die Draco nicht kannte - dennoch verstand er sie. Wie war das möglich? Immer neue Fragen wurden aufgeworfen, noch ehe er Antworten bekam. Und das Erstaunlichste war, dass er den Worten vollen Glauben schenkte. Er wusste einfach, dass die Katze nicht gelogen hatte. „Die Alte Sprache“, sagte Brom, als erklärte dies alles, als er jedoch Dracos verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte, fügte er an: „In dieser Sprache kann man nicht lügen. Aber ich denke, dies waren für dich schon mehr als genug neue Informationen, du wirkst müde und abgespannt. Lass uns weiter reden, wenn du dich ausgeruht hast.“ Mit einer einladenden Geste zeigte Brom Draco den hinteren Teil des Raumes, wo neben einem Bett eine einfache Schüssel auf einem Schemel stand. Seine Müdigkeit bemerkend, schlurfte Draco mehr als dass er zu dem Schlafplatz ging. Seine Augen wollten ihm schon längst nicht mehr gehorchen, als er sich noch mit wenigen Spritzern Wasser erfrischte. Währenddessen zog Brom einen Vorhang durch den Raum, sodass er sich in der nun abgedunkelten Nische hinlegen und schlafen konnte. Etwas kitzelte seine Nase und reizte ihn zu einem Niesen. Durch das Fenster sah er die Sonne, die langsam hinter die Baumspitzen versank. Ein wenig erholt stand er auf und richtete seine Kleider. Er fühlte sich unwohl, hatte er doch seit über vierundzwanzig Stunden dieselbe Kleidung an. Ihm schauderte, jedoch es war ihm hier nicht wichtig, während er in Hogwarts immer darauf geachtet hatte, sich nur in seinen besten Gewändern zu zeigen. Immer war sein Auftritt makellos gewesen. Aber hier erschien ihm dies bedeutungslos. Er wusste, dass er hier niemandem etwas beweisen musste. Mit ruhigen Schritten trat er aus der Nische heraus und fand den Raum verlassen vor. Leicht enttäuscht trugen ihn seine Beine hinaus, wo er eine friedliche Melodie hörte. Wenige Schritte vom Eingang entfernt auf einem Baustumpf saß ein Junge und spielte auf einer einfachen Flöte. Dem Spiel lauschend, ging Draco auf den Jungen zu, der mit einem verschmitzten Lächeln seine Musik beendete. „Du siehst ausgeruht aus“, wurde Draco von dem Jungen begrüßt. „Komm, setzt dich. Brom wird bald zurück sein.“ Zögernd ließ sich Draco nieder. Etwas kam ihm an dem Jungen vertraut vor, jedoch konnte er ihn nicht einordnen. Unmerklich ließ sich Draco in den Bann der Melodie entführen, die der Junge seiner Flöte entlockte. Ihm kam es so vor, als ob er fliegen würde, nicht wie mit einem Besen, sondern auf den Strömungen des Windes dahingleitend, eins mit der Luft werden. Sanft wurde diese Harmonie beendet, als eine melodische Stimme sie begrüßte. Draco schlug die Augen auf und erblickte Brom, der nur wenige Schritte vor ihm stand. „Ausgeruht?“, wollte der Elb wissen. Als er das Nicken von Draco sah, wandte er sich an den Jungen. „Hast du dich ihm also richtig vorgestellt, Solembum.“ Unauffällig musterte Draco den Jungen. Er mochte nicht viel älter als 10 Jahre sein. Aber in diesem Alter schon ein Animagus? Dies erforderte ein hohes magisches Potential, Disziplin und Konzentration. „Wie hast du das geschafft?“, fragte Draco Solembum erstaunt. Mit einem Stirnrunzeln fragte der Junge: „Was meinst du?“ „Na deine Verwandlung“, hakte Draco wissbegierig nach. Schon immer hat es ihn interessiert, wie er sich in einen Animagus verwandeln konnte. Welche Möglichkeiten sich ihm dadurch eröffnen könnten, betrachtete er als enorm. „Ach so, nun, eigentlich ist es nichts Besonderes. Schon sehr früh hat mir meine Mutter gezeigt, wie das funktioniert. Mit dem richten Maß an Übung und Talent klappt das“, erörterte Solembum schmunzelnd. „Und mit wie viel Jahren konntest du es?“, erkundigte sich Draco fasziniert. „Jahre?“, fragte der Junge verwirrt. „Ich habe mich mit 10 Monaten das erste Mal verwandelt.“ „Wie…?“, stotterte Draco. „Das… das geht doch… nicht.“ Er blickte nun fassungslos zwischen Brom und Solembum hin und her. Auf den Lippen des Elben zeichnete sich ein Lächeln ab. „Solembum, du sollst ihn doch nicht verwirren.“ Mit hochgezogener Augenbraue sah der Junge fragend zu Brom, bis sein angespannter Gesichtsausdruck sich durch ein Lachen zu entspannen begann . „Du… hast gedacht…“ Vor Lachen brachte Solembum keinen vollständigen Satz heraus. „Solembum ist eine Werkatze“, erläuterte Brom. „Wenn es ihnen beliebt, können sie eine menschliche Gestalt annehmen. Zumeist bevorzugen sie, wie Kinder auszusehen. Doch nun genug, komm, ich habe uns einige Beeren und Kräuter mitgebracht.“ Mit wenigen Schritten war der Elb im Haus verschwunden. Entschuldigend lächelte Solembum Draco an und ging leichtfüßig hinterher. Diesmal begann Draco beim Essen die Fragen zu stellen, die ihm auf der Seele brannten. „Wer sind Sie?“ „Maglor Nénharma. Doch nenn mich einfach Brom.“ „Was ist dies für ein Ort?“ „Eine Zuflucht für die, die hier sein wollen.“ Aufgrund des fragenden Gesichtsausdruckes, mit dem Draco ihn anblickte, begann Brom, noch detaillierter zu erklären. „Wie soll man diesen Ort beschreiben? Nur wenige Seelen wissen um dieses Tal. Es existiert schon seit Anbeginn der Zeit. Und seit der Erschaffung dieses Tales sind die Seelen, die es erschaffen haben, mit ihm verbunden. Und wenn eine dieser Seelen nach Hause will, wirklich nach Hause, so findet der Träger der Seele einen Weg hierher. Hier wird sie immer ihre Familie wiederfinden. Nicht eine Familie, wie du sie kennst.“ Brom schüttelte den Kopf. „Nein, nicht die Familie, die über das Blut gekennzeichnet ist. Nein, diese Verbundenheit sitzt viel tiefer. Diese Verbindung sind die Seelen schon vor langer Zeit eingegangen und immer wieder, wenn die Zeit reif ist, werden sie sich hier treffen. Doch dies soll erstmal genügen. Mehr kann ich dir jetzt nicht erzählen.“ Draco schüttelte den Kopf. Seitdem er in dieses Tal gekommen war, taten sich immer wieder neue Fragen auf, kaum dass er eine Antwort erhalten hatte. Seelen, dieses kaum greifbare ICH. Und diese Seelen sollten, ja, was sollten sie? „Das heißt, sie werden wiedergeboren?“ Ein Nicken bestätigte Dracos Annahme. „Das heißt, ich kenne diesen Ort aus einem früheren Leben?“ *** Ein schwarzer Kater schlummerte in Harrys Armen, den er gedankenverloren hinter den buschigen Ohren kraulte. Minerva McGonnagal saß in einem hohen Lehnstuhl hinter einem Schreibtisch, auf dem unzählige Karten und Pergamentrollen ausgebreitet lagen. „In der Nähe von Bristol hat Vo... verdammt, ihr-wisst-schon-wer einen Stützpunkt“, stotterte Ron. Hermine schüttelte kaum merklich den Kopf. Harry war diese Geste nicht entgangen, fragte er sich doch jedes Mal, wie man jemanden besiegen konnte, wenn man schon vor dessen Namen Angst hatte. „Aber das hilft uns nicht weiter“, meinte Hermine resigniert. „Angreifen ist schier unmöglich“, drückte Minerva das aus, was den meisten bereits bewusst war. Sie erhob sich aus dem schweren Lehnstuhl, der hinter dem Schreibtisch aus massiver Eiche stand. Harrys Blick musterte sie aufmerksam. Sie schien Jahrzehnte gealtert zu sein, seit dem Tod von Albus Dumbledore vor zwei Jahren. Hatte sie in der ersten Zeit noch provisorisch die Schule geleitet, so war nach einem Jahr klar gewesen, dass ein ordentlicher Schulbetrieb nicht möglich war. Waren es zuerst die fehlenden Schüler, die die Klassen dezimierten, so schrumpfte auch das Lehrerkollegium stetig. Hagrid war mit seinem Bruder Grwap in die Berge gegangen. Professor Slughorn war spurlos verschwunden. Professor Vektor und Madam Hooch lebten nun außerhalb Europas. Und Snape. Ja, wenn Harry an ihn dachte, wurde ihm übel. Er konnte und wollte, nachdem er Dumbledores Testament kannte, Snape nicht verzeihen. Auch wenn er weiterhin als Spion für den Orden arbeitete, Harry traute ihm keinen Zentimeter über den Weg. Mit den verbliebenen Lehrern war es undenkbar, die Ausbildung der jungen Hexen und Zauberer zu gewährleisten, zumal immer mehr Eltern Hogwarts nicht mehr zutrauten, für die Sicherheit ihrer Kinder zu sorgen. Terror beherrschte die Welt der Zauberer in England. Wer sich aus den reinblütigen Familien nicht dem Dunklen Lord angeschlossen hatte, dessen Familie wurde verschleppt, ebenso Sqiubs und Halblüter. Muggelgeborene waren Treibjagden ausgesetzt und Widerstandskämpfer, ob nun vom Orden oder nur Leute, die sich gegen Voldemort stellten, kamen nach wochenlanger Folter selten bei ihren Verwandten oder Freunden in einem Stück an. Am beunruhigensten war jedoch, dass muggelstämmige Kinder spurlos verschwanden. Anfangs war es nicht aufgefallen. Hogwarts war geschlossen und so hatte kaum jemand die Entführungen der Kinder bemerkt. Auch die Tageszeitungen der Muggel berichteten kaum von den verschwundenen Kindern. So waren die Entführungsfälle erst aufgefallen, als Hermines Cousine und auch eine Großcousine von Dean verschwanden. Das Sonderbarste war jedoch, dass die Eltern der verschwundenen Kinder sich an nichts mehr erinnerten, was an dem Tag passiert war. Hermine ließ dies stutzig werden, zumal beide Kinder in dem Buch, in dem alle zukünftigen Schüler Hogwarts notiert wurden, standen. Sie begann nachzuforschen. Und fast jedes Kind, das in dem Buch stand und dessen Eltern Muggel waren, war entführt worden. Das konnte doch kein Zufall sein. Doch bisher konnte sich niemand einen Reim darauf machen. Als Harry sich weiter im Schulleiterbüro umsah, streifte sein Blick Kingsley Shackleboldt, der im Türrahmen stand. Professour Sprout saß gleich neben dem Schreibtisch. Hermine und Ron nahmen die Stühle gegenüber ein. Tonks rutschte unruhig in dem Sessel unter dem Fenster hin und her. Harry schluckte. Remus Lupin war unterwegs, um einen Informanten zu treffen. Nicht selten kam von einer solchen Mission niemand wieder nach Hogwarts zurück. Aber darüber wollte er sich erst Gedanken machen, wenn dieser Fall eintreten sollte. Molly Weasley sah zum Fenster hinaus. Die Hälfte ihrer Familie hatte sie verloren. Ihr Mann und Percy waren im Ministerium gewesen, als dieses durch einen Angriff der Todesser zerstört wurde. Bill, der sich nie von Greybacks Biss erholt hatte, hatte sich vor einem halben Jahr vom Astronomieturm gestürzt, nachdem Fleur von einer Reise zu ihrer Familie nach Frankreich nicht zurückgekehrt war. Charlie, von ihm hatte man seit Beginn der Kämpfe nichts mehr gehört. Die Zwillinge, die immer noch in der Winkelgasse ausharrten und sich entschlossen hatten, den Todessern die Stirn zu bieten, hatten sie schon monatelang nicht gesehen. Nur hin und wieder brachte eine Eule ein Lebenszeichen von Georg und Fred. Einzig Ginny und Ron waren hier in Hogwarts. All diese Schicksalsschläge hatten aus der sonst so fürsorglichen Mutter eine in sich gekehrte Frau gemacht, die verbissen gegen den Dunklen Lord kämpfte. Morag McDougal, der sich aus dem Schatten der Regale löste, räusperte sich und ging auf den Schreibtisch zu. „Er sammelt...“, fing er gerade an zu sprechen, als die Tür aufgerissen wurde. Ginny stolperte fast über Kingsley, als sie in das Büro stürzte. „Die... Todesser... sind..." Sie bekam kaum Luft, derart keuchend stieß sie die Worte hervor. "Sind... in... Hogsmeade.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ @Yuki_Byakko Nun kennst du einen Teil von Dracos Geschichte. Der Rest wird noch erzählt werden, wie viel davon im nächsten Kapitel stehen wird, steht noch nicht fest. @NovaIxioXerces Die Leerzeilen sind da drin, da es sich ja um einen neuen Abschnitt bzw. einen Sprung in der Handlung handelt Nunja, und Draco *grins*. Es ist halt eine Draco/Harry Geschichte, da bleibt das nicht aus. Und danke für die Blumen. Ich bin totaler Drachenfan. Da werden nun aber auch noch andere Geschichten ungewollt mit einfließen. Aber ich denke kaum, dass es von Nachteil sein wird. @chi-cat Ich hoffe, ich kann dich weiterhin an diese Geschichte fesseln. Und da es ja ein Crossvoer mit Eragon ist, wird bestimmt auch von dem Erzählstil von Christopher Paolini mit einfließen. Und mit dem Durchschlitzen. Die Trolle hat er erledigt, die Todesser sind aber entkommen. @Leona Auf die Befreiung von Harry musst du noch eine Weile warten. Die müssen ja erstmal herausfinden, wo er nun ist. @Yami-san Ich versuch es immer wieder mit den Tasten, aber manchmal machen die nicht das was ich will. Lieber schreib ich ein Kapitel zehnmal und ich bin zufrieden, als dass ich eine Krücke veröffentliche. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)