Seydon von Linchan (2007er Version) ================================================================================ Kapitel 69: Das Fest der Liebe ------------------------------ „Na toll!“ rief Zitan wütend, „Kann hier nicht einmal in diesem dämlichen Haufen etwas klappen??!“ „Du drehst mir die Worte im Munde um, Zitan!“ schnaubte Zenta und verschränkte die Arme, „Aber, ehrlich gesagt – was soll's. Dann bleibt sie halt hier.“ Alle starrten ihn an. „Was??! Nein!!“ rief Lani laut, und Zantis wedelte nervös mit den Händen. „Shhhht!! Kindarn wird dich hören!“ „Also,“ fing Siana an, „Wo ist Nadaiya denn?“ „Null Ahnung, sie ist weggelaufen, weil Zenta eine Affäre mit Prinzessin Tiara hatte!“ meinte Coran. Zenta fuhr herum und starrte den kleinen Jungen wutentbrannt an. „Ich hatte keine Affäre mit Prinzessin Tiara!!“ „Do-hoch!“ machte Coran frech, und Zenta zückte ein Messer und warf es haarscharf an seinem Kopf vorbei, es landete in der Wand. Lani schrie auf. „Jetzt gehst du zu weit!!! Reicht ja schon, dass du uns immer fast tötest, aber die Kinder darfst du nicht!!“ „Wo ist der Unterschied?“ fragte Zenta gleichmütig, und Zitan fasste einen Entschluss: „Zenta geht Nadaiya holen!! Und zwar jetzt sofort!“ Alle verstummten, und Zenta weitete die Augen, Zitan ansehend. „Wie jetzt,“ machte er kalt, „Willst du Nadaiya sterben sehen?“ „Du hast schon richtig gehört!“ rief der Blonde, „Du wirst Nadaiya herholen, egal, wo sie ist! Schätzungsweise auf’m Damenklo, depressive Mädels gehen immer auf Klo...!“ „Ach ja, und ich soll jetzt ins Damenklo spazieren,“ sagte Zenta abfällig, „Zid – leck mich!“ „Später, wenn du Nadaiya geholt hast,“ konterte Zitan beharrlich, „Basta!!“ Zenta starrte ihn grimmig an, gehorchte dann aber und ging. Alle sahen Zitan an. „W-was soll das denn?“ fragte Siana, „Das gibt doch nur Zoff!!“ „Die beiden sollen sich endlich wieder vertragen – oder zumindest aufhören, sich gegenseitig an die Gurgel zu springen!“ erklärte Zitan, „Was Nadaiya mit ihm gemacht hat, ist unverzeihlich, und er wird ihr das nie verzeihen! Aber die ewige Klopperei der beiden nervt mich und schadet der Gruppe!“ „Außerdem,“ sagte Tiras, „Sind sie doch alle beide rattig aufeinander, also sollen sie sich nicht so zieren und sich eingestehen, dass sie sich gegenseitig geil finden!“ Alle sahen ihn an. „T-Tiras!!“ rief Liona, „H-hast du was genommen??!“ „Nein, er hat recht,“ sagte Lani, „Nadaiya gibt’s zwar nicht zu, aber ich weiß, dass sie hinter ihm her ist! Und zwar dieses mal ohne Wette! – Und so, wie Zenta sich aufführt, erzählt mir nicht, er wäre nicht genauso geil auf sie wie sie auf ihn!“ „Hübsch ist sie ja,“ machte Zantis – im nächsten Moment erntete er Lanis Ellenbogen in seinem Magen. „Hey!!! Du wirst mich ja wohl nicht mit meiner Freundin betrügen, du Wichser!!!“ Zenta fand Nadaiya tatsächlich auf dem Damenklo. Sie stand am geöffneten Fenster und rauchte eine Zigarette. Als sie ihn bemerkte, drehte sie den Kopf und blinzelte. „Zenta...“ stammelte sie, und er räusperte sich sichtlich verunsichert. „Du sollst kommen, Kindarn ist hier,“ sagte er knapp und drehte schon um – im Damenklo fühlte er sich nun wirklich extrem unwohl. „Glaub nicht, ich wäre freiwillig gekommen, das war Ziddys Idee!“ Sie sah ihn an, und dann warf sie die Kippe aus dem Fenster und sah ihn mit einem sarkastischen Lachen an. „Ja, klar. Hab auch nichts anderes von dir erwartet!“ „Ja, prima. Komm also mit, Schlampe.“ Er wollte gehen, doch sie packte ihn am Arm und sah ihn grimmig an. „Sag meinen Namen!! Ich hab's satt, dieses ewige Lolita und Schlampe von dir!!“ „Du musst aber zu dem stehen, was du bist,“ sagte er kalt, „Ich bin ein Killer und stehe dazu! Ich habe dutzende von Menschen auf dem Gewissen, vielleicht mehr als hundert! Na und? Und du bist eine Schlampe, also steh dazu!“ Sie erschauderte. Ein Killer. Ja, das war er wirklich. Sie fragte sich, wie er damit fertig wurde. Hatte er kein schlechtes Gewissen? Nie? „Sag ehrlich,“ sagte sie plötzlich, ohne darauf zu achten, was sie sagte, „War Tiara heute nacht bei dir?“ Er musste grinsen. „Das scheint dich ja extrem zu beschäftigen! – Warum?!“ Sie zuckte beim Klang seiner scharfen Stimme. „W-weil-... ... komm, sein wir ehrlich!! Ich kenne dich, ich weiß, wie du im Bett bist, auch, wenn wir keinen Sex hatten, wir waren schon zwei mal fast nackt zusammen im Bett! Und ich kann mir dich und Tiara einfach nicht vorstellen!“ Er fuhr herum. „Du kennst mich garnicht!!!“ blaffte er sie wutentbrannt an, „GARNICHTS WEIßT DU VON MIR!!! NICHTS, LOLITA!! UND WIE EIN MENSCH SICH IM BETT VERHÄLT, SAGT JA WOHL NICHTS ÜBER IHN AUS!!!“ Sie starrte ihn immer perplexer an. Sie hatte ihn noch nie so wütend erlebt. Dieser eine Satz von ihr musste ihm ja fast den Verstand geraubt haben, so dermaßen hasserfüllt, wie er sie anstarrte. „Nichts weißt du!!!“ zischte er und zückte zitternd drei kleine Messer mit einer Hand, „Garnichts!!!“ Sie schrie, als er auf sie zuging, mit erhobenen Messern, und ihr alle drei an die Kehle hielt, und schützend riss sie die Arme hoch, bevor die zwei sich gegenseitig anstarrten. „L-lass mich leben!“ keuchte sie, „Bitte!!“ Je länger sie ihm in sein makelloses Gesicht starrte, desto stärker wurde das Verlangen nach ihm wieder in ihr wach, und sie stöhnte leise und streckte ihm unbewusst unterwürfig die Kehle hin, wie schon so oft. Sie würde alles, alles was sie besaß, dafür geben, wenn er sie jetzt hier auf der Stelle flachlegen würde... Sie schloss die Augen und streckte sich, im nächsten Moment berührten sich ihre Lippen in einem heftigen, fast brutalen Kuss. Sie hatte keine Angst mehr vor seinen Messern, als sich ihre Zungen berührten und einen neuen Kampf begannen. Stöhnend ließ sie die Arme sinken und griff zitternd nach dem hohen Kragen seines T-shirts – im selben Moment zog er sich zurück. Sie öffnete keuchend die Augen und sah in sein vor Wut und Hass verzerrtes Gesicht. „W-was... ... war das?“ fragte sie, und er drehte ihr den Rücken zu und ging. „Du hast... von nichts Ahnung, Lolita,“ sagte er bitter, „Du hast keine Ahnung von der Hölle, die ich durchlebe!“ Im Zimmer warteten die anderen bereits. „Wow,“ meinte Tiras und sah auf, „Das ging ja schneller als ich dachte! Gut gemacht!“ Zenta sagte kein Wort und sah auch niemanden an, er setzte sich einfach nur auf die Fensterbank. „Mister Beleidigte Leberwurst ist zurück,“ sagte Lani, und Zenta warf ihr einen Mörderblick zu, was sie erbleichen ließ. „Lass ihn doch endlich mal in Ruhe, kümmern wir uns lieber um die Flucht heute nacht,“ warf Liona ein, um ein großes Gezanke zu verhindern. „Flucht???“ fragte Nadaiya. „Kindarn ist hier! Hat Zenta dir das etwa nicht erzählt??!“ fragte Siana entsetzt und sah Zenta vorwurfsvoll an. „Doch, hat er, nur von einer Flucht war keine Rede,“ erwiederte Nadaiya erschrocken. „Was glaubst du, was wir sonst tun, wenn Kindarn hier ist?“ fragte Zenta sie spöttisch, „Mit ihm ein Käffchen trinken gehen?“ Sie verdrehte die Augen. „Du übertreibst mal wieder so maßlos, du Spinner...! Wohin fliehen wir denn??“ „Nach Léoni,“ erklärte Zitan knapp, „Heute Nacht brechen wir auf, wir können heute nicht schlafen, Leute, das müssen wir auf morgen verschieben.“ „Wie??“ fragte Osea. „Du kannst ja auf Mac schlafen,“ meinte Vento und winkte ab. Osea maulte. „A-aber das wackelt so...“ „Flenn nicht rum, du kannst ja auch hier bleiben!“ fuhr Zenta sie an, und erschrocken starrten ihn alle an. Zitan blinzelte – irgendetwas musste seine Laune ja extrem verschlechtert haben. Er fragte sich, was Nadaiya zu ihm gesagt haben könnte... so schlecht drauf war er schon lange nicht mehr gewesen. „Heulende Gören kann ich echt nicht ertragen!“ fuhr Zenta wütend fort und kam richtig in Rage, was alle Anwesenden zutiefst entsetzte. „Du bist sowieso bloß ein Klotz am Bein, was kannst du schon??! Und jetzt sieh zu, dass du-... ...!“ Er stutzte plötzlich mitten in seinem Gebrüll und riss die Augen auf. Um ihn herum hielten alle die Luft an vor Entsetzen, außer Osea, die vor Angst zu heulen begann und sich an Nadaiya klammerte. „Was geht denn mit dir heute ab??!“ rief Siana zu Zenta, „Bist du noch ganz schussecht, Osea hat dir nichts getan!!“ „Oh mein heiliger Gott-...!“ keuchte Zenta und fasste mit beiden Händen nach seinem Kopf, „I-ich-... ...!“ Ohne etwas sinnvolles zu sagen, verließ er das Zimmer, und alle standen da wie bestellt und nicht abgeholt. Zantis blinzelte. „W-was war’n das gerade??!“ Alle sahen Zitan an, der Zenta von allen am besten kannte, doch auch er war völlig ratlos. „Was ist denn bloß in ihn gefahren? So hat er sich ja noch nie benommen...“ „Er ähnelt seinem Vater fast ein bisschen, oder?“ machte Vento perplex, und Zitan schrak hoch. Sein Vater...??! Plötzlich wusste er, was los war. Als es draußen finster geworden war, gingen die zwölf unbemerkt und leise zu ihren Kizayas und sprangen auf. Die Nacht war kühl, jedoch nicht zu kalt. Sterne funkelten am Himmel. Zenta war natürlich auch wieder aufgetaucht. Schließlich konnte er sein heiligstes Versprechen gegenüber Zitans heiliger Mutter Cenja Sari nicht brechen und Zitan einfach ziehen lassen. „Wo müssen wir hin?“ fragte Coran. Lili stöhnte. „Nach Léoni, mann!“ „Und wo ist das?!“ fragte Coran empört, und alle drehten sich zu Zenta um, der antwortete nur kurz angebunden: „Knapp Südöstlich von hier.“ Zitan nickte. „O.k., los geht’s!“ Die zwölf galoppierten los. Bald hatten sie Töryi hinter sich gelassen und näherten sich der Grenze zwischen Fanti und Torani. Sie überstanden die Nacht ohne Zwischenfälle, und als der Morgen graute, gingen sie langsamer. Sie waren jetzt ein ganzes Stück von Töryi entfernt. „Wann sind wir da?“ fragte Osea matt. Sie war unendlich müde, am liebsten wäre sie auf Mac eingeschlafen. „Bald, Kind, bald...“ beruhigte sie Nadaiya und strich ihr über den Kopf. Osea nickte nur. „Naja,“ meinte Zantis, „Von Töryi bis Léoni ist es ein Tagesmarsch – wir werden frühestens heute Spätnachmittag ankommen!“ Osea sah ihn entsetzt an. Lani sah Zantis auch entsetzt an: „Woher weißt du das bitte?!“ Er zischte ihr zu: „Hab heimlich Zentas Karte gelesen...“ Sie runzelte die Stirn. „Du lügst. Er würde dich nie an seine Karte heranlassen, du bist viel zu tollpatschig, um sowas unbemerkt zu machen, gerade bei Zenta!“ Er seufzte. „Na gut, du hast recht... war ´ne Lüge...“ „Da fällt mir was ein,“ warf Coran ein, und alle sahen ihn an. „Heute ist Weihnachten!!“ „Oh,“ machte Lani und wäre vor Schreck fast von Funki gefallen. „Echt??!“ „Stimmt,“ gab Tiras zu hören, „Der vierundzwanzigste Dezember!“ „Und ich krieg keine Geschenke!!!“ heulte Coran. „Lasst uns in Léoni feiern!“ schlug Nadaiya vor, „Wenigstens essen gehen oder so!“ „Seid ihr noch ganz dicht??!“ fragte Zitan und klang fast wie Zenta, „Wir müssen die Welt retten und haben eine Menge zu tun, und ihr wollt Weihnachten feiern??!“ Alle außer Zenta und Liona machten ein kleines, trauriges Dumbo-Gesicht, und Zitan verdrehte genervt die Augen. „Ihr habt echt Nerven, Mädels!“ Vento empörte sich: „Hör mal, ich bin ein Junge!!“ Sie erreichten Léoni, die Hauptstadt von Torani, am Nachmittag. Sie suchten ein Hotel, denn erstmal wollten alle schlafen gehen, nachdem sie die ganze Nacht durchgeritten waren – und sie bekamen ein altbekanntes Problem: „Tut mir leid, wir haben nur Zweierzimmer.“ „... ...“ „Sag mal, landen wir immer in so Flirt-Hotels, oder was?“ fragte sich Tiras genervt und bestellte gezwungenermaßen sechs Schlüssel. Zenta gähnte. „Vielleicht in einem Bordell. Lolita, fühl dich wie zu Hause.“ Nadaiya war zu müde, um sich über seine blöden Sprüche aufzuregen. Sogar Zantis war zu müde, um die Zimmer einzuteilen, und so ergab sich die übliche Aufteilung – nichtmal Zenta protestierte, dass er mal wieder Nadaiya abbekam. Nachdem alle ordentlich ausgeschlafen hatten, trafen nach und nach alle bei Coran und Osea im Zimmer ein. Das kam so, weil Tiras und Vento, die zuerst wach waren, sich nicht trauten, bei Zitan und Siana oder Zantis und Lani reinzugehen (sie könnten ja stören), und da Osea und Coran auch gerade herausgekommen waren, hatten sie sich dort eingenistet, nach und nach waren alle anderen dazugestoßen. Es war inzwischen dunkel geworden. „Na gut,“ meinte Zitan dann, „Wollten wir nicht essen gehen? Immerhin ist Weihnachten nur einmal im Jahr, und... weitergehen werden wir heute ohnehin nicht mehr.“ „Jaaaa!!“ grölten die Kleinen, „Ziddy ist der Beste!!“ „Ziddy ist nur der Gutmütigste,“ beteuerte Lani streng. Zitan lachte und stand auf. „Wir gehen, kommt!!“ Alle trappelten jubelnd aus dem Zimmer und stolperten schon an Zitan vorbei die Treppen hinunter – als Zitan glucksend die Zimmertür schloss, war Zenta der Letzte, der noch da war. „Ich bleibe hier, geht allein,“ murrte er, und Zitan sah ihn groß an. „Was?? Du willst ganz alleine hier bleiben??! – Mensch, Zenta, heute nicht. Heute ist Weihnachten!“ „Was schert‘s mich,“ seufzte er, „Ich fühl mich scheisse, ich geh ins Bett.“ Er drehte Zitan den Rücken zu, und dieser war jetzt richtig besorgt und ging zu seinem Freund herüber. „Hey... ist alles in Ordnung? Du bist seit gestern voll neben der Spur... – hat... Nadaiya wieder was blödes gesagt??“ „Tsss!“ machte Zenta und sah zur Seite, als Zitan sich vor ihn stellte, und er vergrub die Hände in den Hosentaschen. „Vergiss diese Lolita! – Ich habe ehrlich gesagt keinen Bock, mit diesen Idioten essen zu gehen, ich würde es echt genießen, einen Abend lang keinen von euch an der Backe zu haben!“ Zitan machte ein ernstes Gesicht. „Erstmal antwortest du mir,“ verlangte er. „Irgendwas hast du! Spuck's aus, komm! Du weißt doch, mit mir kannst du reden.“ Er seufzte wieder. Er brauchte eine Weile, um zu antworten. „Findest du... ... dass ich werde wie mein Vater?“ Zitan sah ihn groß an. „Dein Vater?“ „Das gestern mit Osea – d-das ist mir rausgerutscht!“ zischte er fast verzweifelt, „Ich wollte sie nie so anbrüllen! Mir ist klar geworden-... wie ähnlich ich meinem Vater bin! Genau das, wovor ich immer Angst hatte – so zu werden wie er! Du hast mich doch gehört – ich habe mich genauso angehört wie mein Vater!“ Zitan sah ihn bedrückt an. „Um ehrlich zu sein... ja, hast du... – a-aber, hey, das heißt nichts!! Dich und deinen Vater trennen Welten, ich weiß das!! Komm schon, ich kenne dich am besten von allen hier, du bist fast mein Bruder! Du bist viel schlauer als dein Vater-...!“ „Als ob es darum ginge!“ keuchte der Braunhaarige, „Verdammt – meine Wortwahl! Scheisse, ich habe genau das zu Osea gesagt, was er früher zu mir gesagt hat!! Dass sie ein Nichtsnutz ist, dass sie nichts kann! Ich habe abgebrochen... wenn ich mich nicht gestoppt hätte, hätte ich sicher noch das „Wärst du doch nur nie geboren worden!“ gebracht!“ Er ballte verkrampft die Fäuste, als Zitan ihn immer trauriger anblickte. „Zenta-... ... komm, es-... ist vorbei! Er wird... das nie wieder zu dir sagen! Und er wird dich auch nie wieder schlagen, du bist erwachsen...“ „Weißt du eigentlich, dass ich noch bis ich zehn war Wahnvorstellungen von seinem Rohrstock gehabt habe?“ murmelte Zenta dann, und Zitan erstarrte. „Rohrstock? Er hatte – e-einen Rohrstock??! Er hat dich doch nicht etwa mit einem Stock geschlagen?!“ „Geschlagen??!“ fuhr er auf, „Er hat mich halb tot geprügelt!“ Er riss sich den Ärmel seines Shirts hoch und hielt Zitan seinen Oberarm hin. „Siehst du diese Narben da?! Die sind sein Werk! Das Werk meines kranken Vaters, der seinen Sohn fast totgeschlagen hätte!“ Zitan erbleichte. „Er hatte aber nicht vor, dich umzubringen, oder...??“ Der Junge ließ seinen Ärmel wieder los und drehte sich ab. „Nein, er... hat bloß die Beherrschung verloren. Er hat damit aufgehört... nachdem ich die beiden Jungen aus unserer Klasse getötet hatte. – Heh – plötzlich hatte der Wichser Angst vor mir, was? Angst vor einem zehnjährigen Jungen? Pervers, oder?“ Zitan zitterte. „Vor dir haben alle Angst,“ meinte er monoton, und Zenta lachte kalt. „Ja, ja! Sollen sie nur! Ich habe damals gesagt, die Leute sollen die Zeit bereuen, in der sie auf mir herumgehackt haben! – Geh jetzt, Zid. Ich will meine Ruhe haben heute abend. Und ich muss einschlafen, bevor diese Schlampe Nadaiya zurückkommt, sonst nervt sie mich wieder...“ Zitan seufzte. „Soll ich dich echt alleine lassen? Ganz sicher? – Was, wenn Kindarn kommt?“ „Heh, ich kann mich besser wehren als die anderen alle zusammen!“ grinste Zenta und zog mit einer Hand drei Messer aus seiner Tasche, „Wenn Kindarn kommt und meine Ruhe stört, kann der aber was erleben!“ Zitan lachte, bevor er an Zenta vorbei zur Treppe ging. „Na gut! Du hast recht, du bist der Einzige, den ich getrost alleine lassen kann, ohne mir Sorgen zu machen... – also, gute Nacht. Wir sehen uns morgen, ja?“ Damit ging er, und Zenta sah ihm kurz nach, bevor er wieder in sein Zimmer ging. „Ja, sicher.“ „Da bist du ja!“ sagte Siana zu Zitan, als er die anderen erreichte, die schon lange warteten, „Wo hast du so lange gesteckt?“ „Wo ist Zenta?“ fragte Tiras, und Zitan ging schon los. „Er wollte nicht mit,“ erklärte er ihm frei heraus, „Er will seine Ruhe haben.“ Tiras sah ihn besorgt an. „Stimmt was mit ihm nicht?“ „Nein, alles in Ordnung, ich hab noch mit ihm gesprochen,“ versicherte der Blonde lächelnd, „Er kommt klar. – Gehen wir!“ Nadaiya sah betreten zum Hotel zurück, als sie gingen. Was wohl mit ihm los ist? Ob ich mal wieder was falsches gesagt habe...? Sie brauchten etwas, um ein Lokal zu finden, das nicht überfüllt war. Schließlich fanden sie doch eine kleine Kneipe und quetschten sich auf eine Eckbank um einen kleinen Tisch herum. „Heute gibt’s kein Gesaufe!“ sagte Siana entschlossen, „Höchstens drei Tivas für jeden!“ „Oh manno,“ meckerten Zantis und Vento. „Oh cool!“ rief Coran, und Siana schrie: „Für dich gibt’s garkeine, du Depp!!“ „Oh manno,“ machte Coran auch. „Auf Geschenke müssen wir dieses Jahr alle verzichten,“ meinte Zitan, „Wir haben genug an der Backe.“ „Echt mal,“ machte Tiras richtig, bevor er bei einer Kellnerin Getränke und etwas zu essen bestellte. „Weil Weihnachten ist, bezahlen wir auch mal!“ entschloss er dann, „Okay?“ „Okay, wir haben noch das Geld aus Lesli,“ sagte Lili grinsend. „Und ihr Pärchen müsst nachher noch ordentlich reinhauen!“ erklärte Vento grinsend, „Immerhin heißt Weihnachten doch Das Fest der Liebe, oder?!“ Alle sahen ihn an, vor allem Zitan, Siana, Zantis und Lani. „Was willst du sagen?“ grinste Zantis ihn bösartig an, und Siana schnaubte wutentbrannt. „Du Perversling, was denkst du dir aus?!“ „Wie jetzt, du und Ziddy habt immer noch nicht?“ fragte Nadaiya breit grinsend, und als Siana puterrot anlief, räusperte Zitan sich leicht. „Das geht dich ja wohl echt nichts an!“ „Außerdem, du hast mit Zenta ja auch noch nicht,“ sagte Vento, und Zitan fing an zu husten. „W-was??! Die und Zenta, bist du bekloppt?! Dazu wird’s nie kommen, Vento, du kennst doch Zenta!“ „Ja, aber ich kenne Nadaiya auch,“ sagte er und zeigte auf Nadaiya, „Sie hatte hundertundzwei Freunde!“ „Hundertundzwei einhalb, wenn man die Zenta-Wette mitzählt,“ sagte Zantis, „Ich meine, für ein paar Tage waren sie ja ein Paar!“ „Naja, wie man's nimmt,“ grummelte Nadaiya und dachte an ihre zahlreichen Wunden, die sie von Zenta hatte. „Ja, seht ihr, ihr alle habt noch nicht, also seht heute nacht zu,“ meinte Coran, und jetzt hustete Lani. „Was bist du denn, wer hat dich eigentlich aufgeklärt??!“ „Na, Zantis!“ „...“ „Ich mache Hackfleisch aus dir, Sir Melta!“ zischte Lani, und Zantis lachte blöd. „Tu's nicht, vielleicht brauchen wir ihn nochmal,“ meinte Lili, und Coran lachte auch blöd: „Wozu sollten wir den denn brauchen?“ „Coran...!!“ Sie blieben lange in dem kleinen Lokal und amüsierten sich. Für einen Abend vergaßen sie Kindarn, Thanata und alles anderes, was auf sie zukam... schon wieder müde verabschiedeten sie sich irgendwann alle in ihre Zweierzimmer. „Viel Spaß!“ grölte Coran, und Lani gab ihm eine leichte Kopfnuss. „Idiot!! Geh pennen!!“ „Deppen...“ seufzte Zitan und schloss die Zimmertür hinter sich, als er und Siana drinnen waren. Siana seufzte auch und zog ihre Schuhe und Handschuhe aus. „Das war ein schönes Fest,“ meinte sie, „Zwar nicht sehr weihnachtlich, aber egal! Wir sollten öfter alle ohne Saufen zusammensitzen und essen!“ „Findest du?“ fragte der Blonde skeptisch, „Aber nur, wenn Zenta nächstes mal mitkommt!“ Sie sagte nichts, und Zitan zog seine Weste aus und ließ sich auf das Bett fallen. „Ich weiß, du und Zenta, ihr kommt nicht klar... aber er ist nunmal mein allerbester Freund! Tut mir leid, aber ohne ihn kann ich nicht leben!“ Siana lächelte und setzte sich auch auf das Bett. „Ich weiß...“ lange saßen sie da, bis Zitan sich auf den Bauch drehte und mit der Hand Sianas Arm streichelte. „Hey... sagt ja keiner, dass wir vögeln müssen, aber... wollen wir nicht... das Fest der Liebe auf unsere Art feiern?“ Siana bekam eine Gänsehaut bei seiner zärtlichen Berührung. „O-...ohne Sex...? I-ich-...“ Sie wurde rot, „Ich kann das noch nicht-... ...!“ „Weiß ich doch,“ beruhigte er sie, „Ja, ohne Sex. Versprochen.“ Damit legte er sie ins Bett und beugte sich über sie, und errötend blickte sie ihn an. „Oh, Zitan...“ Sie schloss die Augen, als sich ihre Lippen sanft berührten und sie in einem liebevollen Kuss versanken. Langsam schlang sie die Arme um ihren Freund, als er mit den Händen langsam ihre Hose abzustreifen begann. Sie wollte jetzt nur ihm gehören... Als Nadaiya in ihr Zimmer kam, war es stockfinster, und Zenta lag schon im Bett und schien zu schlafen. Das blonde Mädchen sah ihn eine Weile schweigend an, neben dem Bett stehend, bevor sie sich abwandte, sich die Schuhe und die Hose auszog und sich neben ihn in das Bett legte. „Fest der Liebe... huh?“ machte sie monoton zu sich selbst und blickte Zenta dabei von hinten an. „Der, den ich liebe... ...“ Sie brach ab. Lieben? War es das wirklich? Liebte sie... Zenta? Schließlich beugte sie sich ganz vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, über ihn und streckte eine Hand nach ihm aus – kurz vor seinem Gesicht stoppte sie. Wenn er schlief, konnte Zenta zu ihrer Überraschung völlig friedlich und sogar niedlich aussehen. Keiner würde von diesem unschuldigen Gesicht denken, dass es zu dem abgedrehtesten Killer gehörte, den Nadaiya kannte. „Ich bin ein Killer und stehe dazu! Ich habe dutzende von Menschen auf dem Gewissen, vielleicht mehr als hundert!“ Nadaiya zuckte. „Ein Killer...?“ flüsterte sie, „Ich möchte gerne verstehen... wie jemand... so wie du es tust... sein menschliches Dasein töten kann – sein Gewissen... seine Seele töten kann... um so kaltblütig zu werden...“ Sie runzelte die Stirn. „Wie machst du das? Wie kannst du Menschen töten, ohne etwas zu fühlen?“ Sie erstarrte zu Salzsäulen, als Zenta sich unter ihr leicht bewegte und dann den Mund auftat: „Dazu musst du vergessen, dass du ein Mensch bist. Um töten zu können... musst du zu einem Dämon werden.“ _______________________ ja o,o Zentas tragische Kindheit~ schon übel von seinem Vater verkloppt zu werden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)