Seydon von Linchan (2007er Version) ================================================================================ Kapitel 1: Die Prinzessin ------------------------- Es wurde langsam dunkel, als die Kutsche durch den Labana-Wald kutschierte. Ein Herr und eine Dame saßen darin und schwiegen. „Es war vielleicht doch keine so gute Idee, um diese Uhrzeit hier längs zu fahren,“ meinte die Dame unsicher. „Red keinen Quatsch, dies ist nunmal der kürzeste Weg nach Kadain Tiba! Und wir haben nicht mehr viel Zeit!“ entgegnete der Mann barsch. Just in dem Moment stoppte die Kutsche, und es gab einen Ruck. „Was ist los?! Warum zum Teufel halten wir an?!“ keifte der Mann und steckte den Kopf aus dem Fenster. Das hätte er besser nicht getan, denn es hätte ihn beinahe den Kopf gekostet. „Bleibt, wo Ihr seid, oder ich mach Euch einen Kopf kürzer!“ rief der Junge, der dem Mann ein Schwert an den Hals hielt. „Oh Gott!“ kreischte die Dame in Panik. „Wer zum-...?!“ „Mensch, haltet die Klappe, kein Grund zur Aufregung, wir wollen bloß Euer Kizaya, mehr nicht! – Ich bin heute nicht in der Stimmung, Trottel zu töten, Euer Glück, Sir!“ „Was zum Teufel seid ihr für Burschen?!“ schnauzte der Mann grimmig. Der Junge vor ihm musste lachen. „Was bringt es Euch, das zu wissen, dummer Mensch?“ fragte der blonde Junge amüsiert, dann schielte er für einen Bruchteil einer Sekunde zur Seite, zum vorderen Teil der Kutsche, wo ein zweiter Junge gerade eines der beiden Kutsch-Kizayas abmontierte. „Zenta, beeil dich mal!“ rief der Blonde mit dem Schwert ungeduldig, „Die Sonne geht schon unter! – Und Ihr, Sir... Ihr werdet auch mit einem Kizaya weiterreiten können! Nur nicht so verwöhnt, Väterchen!“ Damit ließ der Junge das Schwert sinken und tätschelte dem Mann belustigt die Wange. „War mir ein Vergnügen, Sir!“ Er machte eine übertrieben ironische Verbeugung, bevor er auf ein weißes, großes Kizaya sprang, das am Wegrand wartete. „Hey, Sir! Kommt Ihr aus Sentaria?? Nette Stadt, was?? – Na kommt, Leute!“ Der Blonde wendete sein Kizaya und ging auf das Gestrüpp des Labana-Waldes zu. Zenta, der zweite Junge, der das Reittier von der Kutsche abmontiert hatte, nahm jenes und band es an einen Strick. „Nun komm, Vento!“ rief er etwas angenervt, während er sich den Strick mit dem Tier um die Hand wickelte und auf ein weiteres, braunes Kizaya kletterte. Vento, ein dritter Junge, hörte jetzt erst auf, den Kutscher zu würgen, und sprang von der Kutsche auf sein schwarzes Reittier. Die drei wollten gerade im Dickicht verschwinden, als der Kutscher mit leiser, halb erwürgter Stimme stammelte: „A-aber... wenigstens die Trense...“ „Nichtsda,“ brummte Zenta grimmig, „Extrawünsche sind nicht drin! Und jetzt macht, dass Ihr verschwindet, Sir!“ Der Kutscher machte ein enttäuschtes Gesicht, während er nach seinem schmerzenden Hals fasste. Jetzt drehte Vento den Kopf und gluckste. „Was will er eigentlich mit der Trense, wenn das Vieh sowieso weg ist??“ „Tse, Menschen sind töricht!“ murmelte der blonde Junge auf dem weißen Kizaya, „Na kommt. Kasera, auf, beweg dich!“ Das Kizaya unter ihm wieherte und galoppierte in den Wald. Zenta und Vento folgten ihrem Kumpel in den Wald, Zenta zerrte das widerspenstige Kutsch-Kizaya hinter sich her. Der Mann und die Dame standen da wie gelähmt. Plötzlich sprang die Dame auf und steckte den Kopf aus dem Fenster: „BARBAREN!!!!!!!!!“ schrie sie gellend. Der Mann setzte sich. „Tja. Sowas passiert hier alle Tage. – Was ist los, Kutscher??!! Fahrt zu, wir können auch mit einem Kizaya weiter!!!“ Die drei Jungen waren bei einem Lager angekommen, das mitten im Wald lag. Ein vierter Junge mit roten Haaren war da und schien bereits zu warten. „Tiras!“ rief der Blonde, als die drei das Lager erreichten, „Bittesehr – wie du gesagt hast, haben wir dir ein Kizaya geklaut. Da hast du es.“ Darauf fuhr er, ohne Tiras, den vierten Jungen, etwas sagen zu lassen, fort: „Die Leute aus Sayamaina werden auch immer blöder... anstatt ‘Hilfe!‘ zu schreien, schreien sie ‚Wer bist denn du?!‘ !! Haha!“ Tiras hörte dem blonden Jungen aufmerksam zu, nickte dann und nahm Zenta das geklaute Kizaya ab, bevor er den Mund auftat: „Das Kizaya ist doch nicht für mich, ihr Deppen,“ sagte er kopfschüttelnd, aber grinsend, „Denkt mal logisch, wenn ihr schon eine Prinzessin entführen wollt, solltet ihr alles einplanen! Sie muss schließlich auch auf irgendwas reiten, oder? Wer weiß, bis wohin uns diese Sache treiben wird!“ Der blonde Junge sprang von seinem Kizaya und sah Tiras an. „Von wegen wir wollen sie entführen, hey, das war doch deine Idee, du Pansen!“ meinte Vento erstaunt, und Tiras verdrehte die Augen. „Ihr wisst doch selber, was ich meinte, Vento!!“ „Also in meinen Augen war's ´ne Schnapsidee,“ seufzte Zenta, „Was schert mich der Untergang von Kesras Dynastie?! Ich kann Kesras nicht ausstehen!“ „Dito,“ sagte der blonde Junge nickend, „Aber – nicht jeder, der Kesra heißt, muss doch gleich ein Blödmann sein, oder???“ „Ist ja auch nicht jeder, der Zenta heißt, ein Klugscheißer!“ addierte Vento grinsend, worauf er von Zenta einen Stein an den Kopf bekam, „Aua!!“ „Immerhin ist Prinzessin Siana Kesra eine Frau!“ erklärte der Blonde wichtig, „Frauen sind harmlos.“ „Ihr spinnt doch – hallo??! Wollt ihr jetzt einen Plan machen, oder nicht??!“ fuhr Tiras auf. Die drei anderen sahen ihn an. „Okay, lasst uns gehen! Tiras, du hältst hier Posten, kapiert?“ Damit sprang der blonde Junge wieder auf Kasera, sein Kizaya, und ergriff die Zügel. Zenta und Vento sprangen ebenfalls wieder auf ihre Kizayas. „Du kannst ja das geklaute Kizaya dressieren,“ schlug Zenta Tiras vor, und Tiras seufzte und warf einen Blick auf das Kizaya, das zitternd am Rand der Lichtung stand und aussah, als hätte es am liebsten den Kopf im Sand vergraben wie ein Strauß. „Mmh, könnte schwer werden.“ „Überhaupt!“ fiel Vento ein, „Kann so’ne Prinzessin eigentlich reiten??“ „Wieso denn nicht, sogar du kannst es!“ stellte Zenta verdutzt fest, und Tiras und der blonde Junge mussten lachen. Vento streckte Zenta die Zunge raus. „Okay!“ rief der Blonde dann, bevor Zenta und Vento wieder anfangen konnten, zu streiten, „Beeilen wir uns lieber!! Wir sind bei Sonnenaufgang wieder da, Tiras!“ Damit galoppierte er an und verschwand wieder im Wald. Vento folgte ihm schulternzuckend, und Zenta schüttelte den Kopf. „Ich halte es trotzdem für eine Schnapsidee! – Eine Prinzessin hier im Labana-Wald, Gott steh mir bei!“ Tiras lachte. „Hauptsache, Ziddy fängt nicht an, sie anzubaggern, dann haben wir ein Problem!“ „Darauf solltest du Gift nehmen, er baggert alles an, was Titten hat! – Also, bis später!“ Damit verschwand auch Zenta im Wald, und Tiras, der zurückblieb, schüttelte lachend den Kopf. Sentaria war die Hauptstadt des Landes Sayamaina. In Sentaria stand das Schloss von Königin Kaiyla Metaneira Kesra XII. Der König, Keron Thersandros Kesra XII., Kaiylas Ehemann, war seit zehn Jahren tot. Die Königin hatte eine Tochter, die junge Prinzessin Siana. Sie war gerade fünfzehn Jahre alt und hatte das Schloss noch nie verlassen, weshalb kein Mensch, außer denen, die schonmal im Schloss gewesen waren oder dort lebten, wusste, wie sie aussah. Es gab viele Maler, die sich die Prinzessin ausdachten, so sah sie in jeder Stadt, in jedem Dorf Sayamainas anders aus. Doch seit einer Zeit hatte sich die Königin Kaiyla verändert. Sie schien beinahe machtsüchtig geworden zu sein. Und deswegen war die Prinzessin Siana in Gefahr. Kein Mensch ahnte, was vor sich ging – keiner bis auf Tiras. Dieser hatte eine schreckliche Entdeckung gemacht, und daraufhin hatte die Diebesbande beschlossen, die Prinzessin zu entführen, um ihr das Leben zu retten. „Findest du nicht, dass es riskant ist, Ziddy?“ fragte Vento. Der blonde Junge drehte den Kopf. Sein Vorname war eigentlich Zitan, aber seine Freunde nannten ihn Ziddy. Er war sechzehn Jahre alt und der Anführer der kleinen Diebesbande. Zitan grunzte amüsiert. „Haha, alles, was wir vorhaben, ist, die Prinzessin zu entführen und dabei unsere Köpfe zu behalten, und du fragst, ob es riskant ist??? – Mensch, du bist wirklich witzig, Vento!“ „Seid ihr fertig, wir sollten weiter!“ rief Zenta, und die beiden anderen sahen sich an. „Es ist schon dunkel, gehen wir also!“ Zenta wendete sein Kizaya und ging weiter Richtung Nordosten. Zitan und Vento folgten ihm, und Zitan überholte Zenta bald auf Kasera. „Jepp!“ meinte er, „Also, ich hoffe, du hast einen Plan, wie wir den Mann am Schlosstor überlisten können, Zenta!“ Zenta brummte. „Das fällt dir aber früh ein, Schlauberger – Tiras hatte eben doch recht.“ „Zenta...!“ Zitan sah ihn gespielt böse an, und der braunhaarige Junge kratzte sich am Kopf. „Ich lass mir was einfallen.“ Als sie das Schloss erreichten, war es nach Mitternacht. Zenta hatte die Idee gehabt, zuerst noch einen Kosmetikladen auszurauben, um den Wachen am Schloss sagen zu können, sie brächten Geschenke für die Prinzessin. Als die drei ihre Kizayas in einiger Entfernung und außer Sichtweite des Schlosses abgestellt hatten und den Weg zum Schloss hinauf gingen, versperrte ein massiv gebauter Wächter den Weg. „Wer seid ihr? Was wollt ihr?“ fragte der Wächter grob. „Wir sind Ausländer und verkaufen Kosmetikartikel, wir haben ein kostbares Geschenk für Prinzessin Siana,“ erklärte Zenta mit einem nasalen Unterton in der Stimme, hielt drei Lippenstifte hoch und öffnete einen von ihnen. „Das ist unser neuestes Produkt, wundervoll, nicht wahr, Sir???“ Der Wächter sah Zenta komisch an. „Aus welchem Land kommt ihr? Ausweise!“ verlangte er streng. „Oh! Aus welchem – oh, Sir, natürlich – Zitan??“ Zenta wendete sich übertrieben lächelnd an Zitan. „Wir – wir kommen aus Vinte!“ meinte Zitan schnell. Er hatte keine Ahnung, wie er gerade auf Vinte kam, aber es war ihm auch herzlich egal. „Wir kommen aus Vinte!“ riefen darauf Zenta und Vento im Chor, und Zenta machte eine übertriebene Verbeugung vor dem Wächter. „Tinare ist eine wunderschöne Stadt, Sir!“ erklärte Zenta, „Und ein hervorragender Platz zur Herstellung von Lippenstiften!“ „Und die Ausweise?!“ keifte der Wächter. „Wie meinen?“ Zenta machte ein gespielt überraschtes Gesicht. Der Wächter brummte. „Ihr müsst doch auch in Tinare Ausweise haben, verdammt!!!“ „Ehrlich?? Ist das in Sayamaina so?“ wunderte sich Vento. Zenta seufzte. „Ja, ich habe davon gehört! – Wisst Ihr, Sir – in Tinare hat man natürlich Ausweise! Aber wenn man ins Ausland fährt, gibt man die bei einem – Ausweishalter ab, damit sie nicht während der Reise verloren gehen!“ Der Wächter machte während Zentas Erklärung ein immer blöderes Gesicht. „A-Ausweishalter???“ fragte er entsetzt. „Jawohl, Sir,“ sagte Zitan, „Was ist? Können wir rein? Selbstverständlich haben wir die Ausweise nicht dabei!“ Der Wächter seufzte und trat zur Seite. „Na schön! Geht!“ „Ihr seid zu gütig, Sir,“ sagte Zenta und eilte mit den Lippenstiften voraus ins Schloss, Zitan und Vento folgten ihm. Der Wächter runzelte die Stirn, als er den dreien nachsah. Seit wann tragen Kosmetikhändler Schwerter??? „Da wären wir!“ grinste Vento, als die drei die Halle im Inneren des Schlosses erreichten. Es war kein Mensch zu sehen. „Diese Menschen...“ grummelte Zitan, während Zenta die Lippenstifte in den nächsten Blumenkübel warf, „...die bescheuertesten Lebewesen auf ganz Seydon...!“ „Und du bist ´ne Ausnahme, Ziddy, was?“ scherzte Vento, doch Zitan gab darauf keine Antwort. Zenta schwieg eine Weile, dann sagte er: „Gehen wir hoch, die Gemächer der Prinzessin befinden sich laut Plan oben rechts.“ Gesagt – getan. Die drei Diebe kletterten lautlos die Treppe hoch und gingen im Schutze der Dunkelheit auf den Korridoren entlang, bis sie auf eine Tür stießen, vor der Zenta plötzlich anhielt. „Das muss es sein!“ Vento sah sich um, ob irgendjemand sie sehen könnte, während Zitan die Türklinke ergriff. „Ich sehe zwar nichts, aber ich vermute, dass niemand kommt!“ erklärte Vento schulternzuckend. „Halt die Klappe, gehen wir!“ knurrte Zitan und öffnete die Tür. Mit den Schwertern voraus tappten sie langsam in den Raum hinein, und nachdem sie sich vergewissert hatten, dass niemand dort war, beschleunigten sie ihren Schritt etwas. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine Tür. „Da rein?“ fragte Vento, der im Dunkeln überhaupt nichts erkennen konnte außer einige Umrisse, „AUA! Jetzt bin ich gegen eine Wand gelaufen!“ „Kacke, was??!“ spottete Zenta, „Aber – ehrlich gesagt sehe ich auch nicht viel mehr... AUTSCH!! Du bist mir auf den Fuß getreten!!“ Zitan wirbelte herum. „Zenta, Vento, tickt ihr noch ganz?! Man wird euch noch hören, ihr Idioten!!! Jetzt geht mir nach, verdammte Scheiße!“ Die drei kamen bei der Tür an. Zitan nahm wieder sein Schwert auf und öffnete die Tür. Die drei Diebe gingen in den Raum – es musste das Schlafzimmer der Prinzessin sein. Zitan erblickte ein großes Himmelbett. In ihm lag ein junges Mädchen und schlief tief und fest. Prinzessin Siana. „Hey, hey, seht euch das an, ich hab sie!“ meinte Zitan, und Zenta und Vento kamen herbeigelaufen. „AUTSCH, was war denn das?!“ „Mann, Vento!!!!“ „Seid still!... Mann, ist das ein Mädchen...“ „Was? Wo? Ich seh‘ nix!“ „Na hier! Prinzessin Siana Kesra XIII. ... mein Gott, Zenta, sieh dir das an!“ „Ja, ja, wir haben keine Zeit für sowas, Ziddy, später, o.k.?!“ „Ja, mensch, ich guck ja bloß! Die sieht ja wirklich total heiß aus... wunderschönes Prinzesschen...!“ „Ist ja schön für sie, o.k.! Packen wir’s an, Ziddy, wir müssen sie vor Sonnenaufgang hier wegkriegen!“ knirschte Zenta. Just in dem Moment wachte die Prinzessin auf. Sie wollte losschreien, doch Zitan hielt ihr schnell die Hand vor den Mund. „Sei still! – Wenn du versprichst, nicht zu schreien, ist alles o.k., klar? Sonst...“ Er griff nach seinem Schwert, und Prinzessin Siana starrte ihn entsetzt an und gab einen erstickten Laut von sich. Dann wurde sie plötzlich gewalttätig und biss mit voller Kraft in Zitans Hand. „AUA!! Mensch, was soll denn das, mach meine Handschuhe nicht kaputt!!“ rief er, ohne die Hand von ihrem Mund zu nehmen. Sie wusste keine bessere Lösung, als nochmal in seine Hand zu beißen. „AUTSCH, verdammt nochmal! Kommst du wohl mit?!“ Zitan zog sie aus dem Bett. Sie wollte noch einmal in seine Hand beißen, doch plötzlich spürte sie eine kalte Klinge an ihrem Hals, und sie erstarrte. „O.k., Mademoiselle!“ zischte Zenta, der hinter ihr stand und ihr sein Schwert an die Kehle hielt, „Wenn du still bist, lässt Ziddy dich los! – Wenn du dann trotzdem schreist, töte ich dich, klar soweit??!“ Prinzessin Siana sah schockiert die drei Diebe an. Zitan sah ihr in die Augen. Dann ließ er sie los. Sie keuchte entsetzt, schrie aber nicht. Zitan nickte. „Bist du überhaupt Prinzessin Siana???“ fragte Vento da plötzlich, und Zitan fuhr herum. „HALLO??! – Natürlich ist sie das!!!“ Dann wendete er sich an Siana. „Also. Hallo erstmal, tut mir wirklich leid, dass wir dich so unangebracht entführen müssen! Aber du wirst schon früh genug erfahren, warum wir das tun, o.k.?? Also, wir werden jetzt alle zusammen runtergehen und du wirst mit uns eine kleine Reise machen. O.k.???“ Siana starrte ihn immer noch an. Zenta drückte mit der Schwertklinge gegen ihren Hals. „Mach schon, beweg dich!“ brummte er, „Ziddy, hör auf, rumzuschwafeln! – Prinzessin, wenn du Faxen machst, durchschneide ich deinen Hals wie ein Stück Butter, klar soweit??! – Ziddy, übernimm das mal für mich.“ Zitan grinste breit. „Mit Vergnüüüügen!“ freute sich der Blonde, schnappte Prinzessin Siana und warf sie sich über die Schulter. Sie war noch immer starr vor Schreck und wagte kaum, zu atmen. Die drei gingen also aus dem Zimmer wieder auf den Korridor. „Sei etwas zärtlicher mit ihr, nachher stirbt sie uns noch weg,“ meinte Vento zu Zitan, und Zitan tätschelte Siana den Rücken. „Ich bin ganz zärtlich, ehrlich!“ grinste er. Zenta verdrehte die Augen, als die drei sich den Schlosstor näherten. „Nicht anfassen, nur Ei machen!!“ Da erreichten sie das Schlosstor. Zenta quatschte den Wächter voll, wie wunderbar doch Tinare wäre und ob er nicht auch einen Lippenstift kaufen wollte, irgendwann mal, wenn sie wiederkämen. Währenddessen gelangten die beiden anderen mit Siana unbemerkt hinter dem Rücken des Wächters zu den Kizayas. „Sei unbesorgt, Prinzessin, dir wird nichts passieren!“ Zitan setzte sie auf sein Kizaya und sich selbst dahinter, dann warteten alle auf Zenta, bevor sie in Richtung Labana-Wald losgaloppierten. Mit Sonnenaufgang erreichten sie das Lager, wo Tiras schon ungeduldig wartete. „Hey!“ rief er, als die drei mit der Prinzessin ankamen, „Ist sie das? Wow, sieht ja wirklich nicht schlecht aus! – Aber anders als auf den Bildern.“ „Nicht wahr, Tiras??! Ein hübsches Exemplar, höhö!“ grinste Vento. Zenta schüttelte den Kopf. „Es ist eine gefährliche Mission, liebe Freunde, und ihr denkt an nichts anderes als an Sex! Typisch!“ „Ist nicht wahr!“ meckerten Tiras und Vento. Zitan fing an zu lachen. „Hmm, ich will ja nur nicht lügen...!“ „ZIDDY!!!!!“ Zenta und Vento sprangen von ihren Kizayas und banden diese an einem Baum fest. Nun sprang auch Zitan von Kasera und hielt der Prinzessin die Arme entgegen, um sie von dem Kizaya herunterzuholen. „Komm schon, ich beiße nicht!... Du schon eher!“ grinste er, und die Prinzessin, immer noch stocksteif vor Angst, rutschte aus dem Sattel in seine Arme. „Alles klar?“ Er stellte sie vorsichtig auf den Boden, und sie starrte ihn unentwegt an. „Wunderbar! Prinzessin Siana, willkommen daheim!“ grüßte Tiras nun begeistert. „Äh, ja, genau. Du musst unsere Grobheit entschuldigen, Prinzessin, wir wollten dich nur aus dem Schloss bringen – es geht um dein Leben! Aber dazu später. Ich bin Zitan, das ist Zenta, der blonde Trottel da ist Vento, der hier ist Tiras, hallo, buenos días, merci beaucuop, alles klar?“ grinste Zitan. Siana bewegte sich keinen Zentimeter. Alle vier sahen sie gespannt an. „Uh, glaubst du, sie ist stumm?“ fragte Vento schockiert. Siana öffnete den Mund, dann holte sie tief Luft und – „AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!“ Die vier Räuber hielten sich entsetzt die Ohren zu, und Siana hörte auf, zu schreien, und schnappte nach Luft. „Puh!!“ machte sie dann, „Das musste raus! Da ich ja eine Nacht lang von wilden Rüpeln bedroht wurde – ich musste alles an Schreien nachholen, was ich in der vergangenen Nacht eigentlich hätte schreien wollen!“ „Wie – nur so wenig?“ wunderte sich Zenta desinteressiert. Siana verschränkte die Arme. „Ich kann auch anders! – AAAAHHHH-...!“ Zitan sprang auf und packte ihre Arme. „Ruhe, du erschreckst die Kizayas!!!“ rief er empört. Siana sah ihn an und zog eine Schnute. „Fass mich nicht an, Wilder!!“ schnappte sie und riss sich los, „Was soll der Blödsinn??! Wo sind wir hier??! – Antwortet, ihr steht vor Sayamainas Thronerbin!!!“ „Wir sind im Labana-Wald,“ antwortete Tiras ruhig, „Aber wir werden nicht lange hier bleiben! Wir werden nämlich vor ihr fliehen müssen! Deswegen rate ich dir, niemandem zu erzählen, wer du bist! Das könnte für dich den Tod bedeuten, Prinzessin!!“ „Wer ist sie? Vor wem müssen wir fliehen?“ fragte Siana, „Moment mal!!“ fiel ihr dann ein, und sie sah die vier hochnäsig an, „Ich fliehe nicht, ich bin eine Prinzessin!!!!“ „Ich hab's geahnt, ich hab's geahnt!!!“ stöhnte Zenta, „Na??!! Was hab ich gesagt, Tiras??! Frauen machen nur Ärger!!“ „Hallo?! – HÖRT IHR MIR ÜBERHAUPT ZU??!!“ fragte Siana empört. „JA, WIR HABEN DIR ZUGEHÖRT, UND JETZT SCHWEIG, VERDAMMT!!!!!!“ Siana starrte Zenta entsetzt an. „Wie kannst du-...?!“ „RUHE!!!!! Wir stellen hier die Fragen, klar soweit??! – Ist dir an deiner Mutter irgendetwas aufgefallen??! Hat sie sich in letzter Zeit seltsam benommen??!“ fuhr Zenta sie an, und die drei anderen Jungen und Siana starrten ihn an. „Mann, Zenta, sei lieb zu ihr!“ sagte Vento entsetzt. „HAT SIE??!!“ fuhr Zenta unbeirrt Siana an. Sie verschränkte die Arme. „Nein, und selbst wenn, was geht’s dich an??!“ „Oh, ´ne ganze Menge, immerhin geht es um sie!“ erklärte Zitan. „Wie, um meine Mutter???! Oh, klar, jetzt versteh ich auch, warum ihr fliehen müsst! Ich werde nämlich zurück nach Sentaria gehen!“ „Na denn mal los,“ meinte Zenta, „Ist Wandern dein Lieblingssport?“ „Was??!“ „Zu Fuß brauchst du zwei Tage nach Sentaria!“ Siana schmollte. „Pah, mir doch egal!!!“ „Also – sie ist nicht deine Mutter, falls es dich interessiert,“ warf Tiras ein, „Aber deine Mutter steckt mit ihr unter einer Decke! Aber – dazu später.“ „Und wer ist sie?!?!“ fuhr Siana erzürnt auf und fuhr herum. „Bevor ich es dir verrate, schneid‘ ich mir den Kopf ab!!“ zischte Zitan, und sie starrte ihn an. Zitan musterte sie von oben bis unten. „Sag mal... wolltest du eigentlich im Nachthemd und ohne Schuhe und Handschuhe los??“ „Was?? WAAAAAAHHHHH!!!!!!!!!“ kreischte Siana plötzlich und versuchte, so viel wie möglich auf einmal zu verstecken. „Hey, hey, komm, solange du nicht nackt bist – obwohl... mich würd’s nicht stören...“ „ZIDDY!!!!!!!“ brüllten Zenta, Vento und Tiras einstimmig. „Hab ich was gesagt, hab ich was gesagt?!... Also, Tiras wird dir jetzt das Reiten beibringen, und wenn du reiten kannst, gehen wir nach Kasara, um dir was zum Anziehen zu kla-... – ka-kaufen, meine ich!!... Denk dran, es draf dich niemand erkennen!“ „Und wieso darf mich keiner erkennen?“ fragte Siana verständnislos. „Weil... weil sie dich vielleicht erkennt und dich automatisch zum Schloss zurückbringt!“ rief Zitan aus. Siana sah ihn wieder hochnäsig an. „Ja? Super, ich lass mich freiwillig erkennen!! – HAAALLOOO, SIE, HIER BIN ICH!!!“ Zitan sprang erneut auf und packte sie und zerrte sie herum. „Wirst du wohl schweigen??! Bist du verrückt??! Sie wird dich töten, Siana!!!“ Siana seufzte. „Wisst ihr eigentlich, dass ihr nur unzusammenhängenden, blödsinnigen Schwachsinn redet??! Und wie man mit Damen redet, wisst ihr schon garnicht! Hinfort mit euch!“ Zitan, Zenta und Vento sahen sich an. Da kam Tiras mit dem geklauten Kizaya an. „Hier, bittesehr, das ist deins, Prinzessin, steig auf,“ meinte er. Siana starrte ihn an. „Wie meins?“ „Na, deins halt,“ sagte Tiras verdutzt. „Wie großzügig, Sir Räuber!“ Sie grinste Tiras sarkastisch an, bevor sie ihm die Zügel des geklauten Kizayas aus der Hand riss. „Tiras,“ murmelte Tiras kleinlaut. Siana sah ihn an. „Was??“ „Mein Name ist Tiras, Prinzessin!“ Siana blinzelte, sagte aber nichts. Dann sah sie das Kizaya an. „Wie soll ich da raufkommen??? – Es hat ja keinen Sattel!!“ Die anderen sahen sich an. „Na und?“ machte Zenta verständnislos. Die vier Kizayas der vier Diebe hatten alle keine Sättel. „Egal!“ rief Zitan und sprang auf Kasera, „Wir haben keine Zeit! Bring es ihr bei, Tiras! Los, steig auf, Siana!“ Siana sah das Kizaya an. „Wie stellst du dir das vor, soll ich in dem Aufzug Spagat machen??!“ „Du kannst Spagat?“ fragte Tiras. „Was hat das mit dem Kizaya zu tun??“ wunderte sich Zenta. Zitan verdrehte die Augen, sprang von Kasera und hob Siana kurzer Hand auf das Tier. Sie kreischte. „WAAHHH!!!!! PERVERSLING!!!!!!!!“ Zitan wich ihrer Hand gerade noch aus und sprang wieder auf Kasera. „Gib deinem Kizaya mal ´nen Namen, Prinzessin!“ grinste er unbekümmert, „Also, wir werden dich ab nun immer Siana nennen und nicht Prinzessin, damit auch keiner merkt, dass du die Prinzessin bist!“ „Das war unlogisch,“ meinte Zenta, „Was glaubst du, wieviele Prinzessinnen Siana es gibt??“ Zitan seufzte. „Mann, na und?! Siana, treib dein Vieh an, du lernst jetzt reiten!“ Siana ergriff die Zügel und trieb schmollend das Kizaya an – oder versuchte es zumindest. Es bewegte sich nicht. „Hey!! HEY!!!!!! BEWEG DICH, DU ARSCHKRAMPE!!!!!!!“ schrie Siana wütend, „Hey, ich bin die Prinzessin, kapiert??!!“ Vento und Tiras kringelten sich vor Lachen, auch Zenta musste grinsen. „Meinst du, das Kizaya schert sich darum??“ gluckste er, da kam Zitan mit Kasera von hinten, gab Sianas Kizaya einen Klapps, und es wieherte, stieg und galoppierte auf und davon ins Dickicht. „WAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!“ kreischte Siana entsetzt. „Oh,“ meinte Zitan, „TUT MIR LA-HEID!!!!!!“ rief er ihr nach. „Deine Braut reitet gerade weg,“ klärte Tiras Zitan auf, und Zitan räusperte sich. „Wenigstens läuft das Kizaya jetzt. – Komm, Kasera, gehen wir.“ Er trabte Siana hinterher. Nach fünf Minuten hatte er sie eingeholt und gestoppt. Sie war völlig verzweifelt. „Oh mein Gott, ich dachte schon, ich würde runterfallen!! Ich hab mich so erschrocken!!“ heulte sie aufgelöst. Zitan holte sie von dem Kizaya herunter und schloss sie in die Arme. „Oh, Prinzessin, wir hätten dich vielleicht lieber auf Kasera reiten lassen sollen... oh mensch, tut mir echt leid, ist alles klar bei dir? Hm?“ Siana schluchzte und befreite sich aus seiner Umarmung. „Es geht schon...“ murmelte sie, und Zitan setzte sie auf Kasera und pflanzte sich selbst auf ihr Kizaya. „So, einmal antraben bitte, sonst sind wir morgen noch nicht zurück! Komm schon, Kasera!“ Kasera trabte brav an, und Siana übte sich im Leichttraben. „Und du, du kommst mit!!! Ich hab die Nase voll von dir, Nervi!!!!“ „Nervi???“ „Er heißt jetzt so! Weil er so nervig war und nicht gegangen ist!!“ „Oh, es ist ein Er?“ „Klar, hat doch ´nen Schwanz, mensch! Los, komm, Nervi! Schneller!! Los, verdammt, HOPP!!!!!!“ Zitan knallte Nervi seine Hand auf den Hintern, dieser galoppierte sofort an. „Los, Kasera, Galopp, komm schon!!“ Zitan sah über die Schulter. Siana kam kaum hinterher. „Los, Siana, treib sie! Gib ihr eins mit den Hacken, wenn sie nicht läuft!“ schrie Zitan. Kasera galoppierte los, und Siana hielt sich erschrocken an ihrer Mähne fest. „Uh – ganz schön schnell,“ stellte Siana nach einer Weile fest. „Kasera ist ein Sayani-Kizaya! Die sind immer so schnell!“ erklärte Zitan breit grinsend, als Siana neben ihm auftauchte, „Nicht wahr, Dicke??!“ Er klopfte Kaseras Hals, und das Kizaya wieherte. „Und, Siana?? So schwer ist reiten doch nicht, oder??“ Sie sah ihn an. „Wie, ich reite schon??! Ich dachte, ich sitz nur blöd rum!“ Zitan lachte. „Tja, bei Kasera merkt man's nichtmal. Aber naja, demnächst darfst du dich ja mit Nervi anfreunden!“ Die beiden ritten zurück zum Lager, wo sie von Zenta, Vento und Tiras empfangen wurden. „He, sie kann ja reiten!“ rief Tiras erstaunt. „Ja, was bin ich bloß für ein toller Lehrer??!“ scherzte Zitan und klopfte sich selbst lobend auf die Schulter. „Das erspart uns eine menge Zeit! Dann lasst uns gleich nach Kasara aufbrechen, vielleicht sind wir dann morgen früh dort!“ schlug Zenta vor. Die anderen nickten einstimmig. „Also gut, lasst uns gehen!!“ Siana schielte die Jungen an. „Wer hat eigentlich gesagt, dass ich mitkomme???“ _____________________ Fremdwörter: Kizaya - Reittier auf Seydon, Einhornähnlich. Sayamaina - halt ein Land^^ Sentaria - Hauptstadt von Sayamaina. Vinte - ein anderes Land. Tinare - Hauptstadt von Vinte. Seydon - Der Planet, auf dem es spielt. Sayani-Kizaya - Bestimmte, edle Kizaya-Rasse, sehr groß und sehr schnell. Wenn ich was vergessen hab, beschwert euch bitte^^' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)