Eikyû - gesegnetes Land von Alaiya (Die Legende der schlafenden Götter) ================================================================================ Kapitel 22: Getrennte Wege -------------------------- So, das nächste Kapitel ist - dieses Mal ein wenig schneller - fertig :D Dafür weiß ich nicht, wann das nächste Kapitel kommt, da nun erst einmal NaNoWriMo ist und ich daher im November wohl eher nicht weiterschreiben werde. KA, wir werden sehen xD" Ansonsten muss ich noch hinzufügen, dass ich die FAs unten weiter ergänzt habe, da vom Wettbewerb einige Bilder dazu gekommen sind. Danke noch mal an , , , und :D Viel Spaß mit dem Kapitel! ________________________________________________________________ Kapitel 22: Getrennte Wege Noch immer prasselte der Regen unaufhörlich auf das Dach des Schreins und den Wald und riss die letzten an den Ästen verbliebenen Blätter von den Bäumen. So wie das Wetter schon anhielt, konnte man meinen, die Götter wollten das Reich nun ganz ertränken – eine nicht einmal zu vage Annahme und auch der entfernte Donner hob die düstere Stimmung, die sich über Fukuro, Shen und Yuki gelegt hatte, nicht. Obwohl sie den Schrein erst grade verlassen hatten und sich, ohne große Worte des Abschieds, nun auf den Weg in Richtung der Reisfelder unterhalb des Waldes machten, waren Fukuros Kleider schon völlig durchnässt und er wusste, dass es den anderen beiden nicht anders ging. Ein Blick zur Seite in ihre unmutigen Gesichter verriet ihm dasselbe, was sie Tsuki wohl schon die ganze Zeit verraten hatten. Sie hielten den Weg für zu beschwerlich und sinnlos, auch wenn er ihnen freigestellt hatte, ob sie ihn begleiteten oder nicht, war er sich doch seiner Sache selbst nicht sehr sicher. Er tat das, was er für richtig hielt. Nein, nicht einmal das. Er tat, was er für nötig hielt und was sie, so dachte er nun, die ganze Zeit hätte tun sollen. Wieso war es die ganze Zeit ihr einziges Ziel gewesen, Raiu Akki zu finden? Er hatte die Namida gestohlen und ihre Familie, ihren Klan getötet. Deshalb. Vielleicht war es kein wirklicher Rachedurst gewesen, der ihn getrieben hatte. Aber die Angst um das eigene Leben und um das seiner Schwester, deren wütende Blicke er die ganze Zeit im Nacken spürte. Sie hielt seine Idee für blödsinnig. Als Tsuki am Morgen zuvor nicht aufgewacht war, war für sie die Reise zuende Gewesen, das war ihm klar. Yuki wollte in Ruhe leben, ihr war es egal, was mit den Menschen passierte, auch das wusste er. Außerdem glaubte sie – wie auch Shen – dass ihnen Niemand Glauben schenken würde. Sie wollte nicht weiterreisen, doch sie tat es trotzdem, aus Angst sich von ihm zu trennen. Kurz warf er ihr einen weiteren Seitenblick zu. Ihr langes, weißes Haar klebte ihr feucht im Nacken und sie wandte sich ab, als sie seinen Blick bemerkte. Am Tag zuvor, als er ihr gesagt hatte, was er vorhatte, als er sich sicher war, dass er es tun würde, weil er es musste, hatte sie ihn angeschrieen und schimpfend versucht ihn eines besseren zu belehren, doch er hatte sich nicht belehren lassen und schließlich hatte sie schmollend aufgegeben. Warum Shen jedoch weiterhin bei ihnen blieb, war ihm ein Rätsel. Wie schon die ganze Zeit, wirkte er nicht mehr sonderlich überzeugt von dem Auftrag, den er erhalten hatte, und noch weniger davon, dass eine Reise allgemein Sinn machte. Er folgte ihn einfach. Vielleicht weil es sein Auftrag war, den Fukuro nun verfolgte, vielleicht auch nur, aus Angst alleine weiter zu ziehen. Vor ihnen lichtete sich der den Weg umgebende Wald und gab den Blick auf die Reisfelderanlagen, die komplett überflutet waren, frei. Auch der Pfad am unteren Waldrand entlang war mit Wasser bedeckt, fast so hoch, wie Fukuros Hand breit war. Doch es würde kaum einen Unterschied machen – sie waren ja ohnehin schon durchnässt und würde das Wetter halten, würde sich dieser Zustand auch nicht verbessern. In seine eigenen Gedanken vertieft, zuckte er mit den Schultern, als er den ersten Schritt in die Wasserlache machte. Er hoffte, dass man ihnen zumindest zuhören würde, wenn sie am Hof von Tengaio ankommen würden. Wenn nicht, wusste er wirklich nicht, was sie noch tun konnten. Allein würden sie nicht gegen die Oni ausrichten. Niemals. Auch Ryuujin war zum Aufbruch bereit, wenngleich auch ihm der Gedanke an den strömenden Regen nicht gefiel. Was blieb ihm anderes übrig? Nun, eigentlich viel, doch er selbst ließ sich keine Wahl. Am heutigen Morgen ging es der Kitsune scheinbar noch schlechter als am Tag zuvor und auch, wenn sie laut der Miko nicht sterben würde, war da diese Besorgnis, die ihn einfach nicht losließ. Die kleine Füchsin Kaede, die nun seit den frühen Morgenstunden schon winselnd bei dem Mädchen saß, verbesserte dies auch nicht. Er seufzte, als er sich den zerschlissenen Lederbeutel, den die Miko ihm gegeben hatte und den er mit wenigen Vorräten, für die zum Glück nicht all zu weite Reise gefüllt hatte, um die Schultern hängte. Zumindest wären die Nahrungsmittel so zumindest halbwegs vor der Feuchtigkeit geschützt. Schließlich streckte er sich und sah sich um. Noch immer saß Kaede an Tsukis Seite, so dass er innerlich schon befürchtete, dass die kleine darauf bestehen würde, ihn zu begleiten. Ein kleines ihm hinterher rennendes Kind – Fuchs hin oder her – hätte ihm grade noch gefehlt, auch wenn die Miko es der Kleinen wohl verbieten würde. Zum Glück. „Dann wirst du jetzt gehen?“, fragte die Miko, die in einer Ecke des Raumes saß, seit sie aus dem eigentlichen Schrein zurückgekehrt war, wo sie, wie jeden Morgen, nach dem Rechten gesehen hatte. „Ja“, erwiderte er nur leise und richtete sich auf. Tsume war an seinem Gürtel befestigt und auch der Beutel war bestmöglich befestigt. Am meisten Sorgen machte es ihm, dass er Tsuki die ganze Zeit würde tragen müssen, was auf Dauer auch für ihn anstrengend werden würde und dafür Sorgen würde, dass er nur langsam vorankam. Wäre sein Pferd nicht in den Bergen geflohen – ja, dann sähe das ganze wohl anders aus, aber dann wäre er auch nicht auf Tsume gestoßen. Nun, jedenfalls hatte er kein Pferd mehr und auch nicht das Geld, um sich eines zu kaufen. Als Fremder würde man ihm auch nirgendwo eins leihen, wo er mit dem ohnmächtigen Mädchen ohnehin ein sehr mehrdeutiges Bild abgeben würde. Schließlich hob er Tsuki, so vorsichtig wie nur irgend möglich hoch und legte sie über seine linke Schulter. Das war die einzige Möglichkeit, sie zu tragen, solange sie ohnmächtig war. Kaede verzog das Gesicht, sagte aber nichts, bis Ryuujin schließlich zur halbaufgeschobenen Tür ging und sich noch einmal zu ihnen umdrehte. „Ich gehe“, murmelte er. „Ich danke, dass ihr… uns… für die vergangenen Tage Unterkunft gewährt habt.“ Ein Nicken war die Antwort der Miko, während das Kind zu ihm lief. „Sie wird wieder gesund?“, fragte sie leise. Daraufhin seufzte er nur. „Ich weiß es nicht“, murmelte er, ehe er hinaus in den Regen trat. Es war beinahe Abend, als der Regen langsam nachließ und ein Gefühl der Erleichterung in Fukuro aufkommen ließ. Den ganzen Tag waren sie, fast nur schweigend, nebeneinander hergelaufen über die auch nach den Reisfeldern oft überfluteten Wege. Sie liefen schon eine ganze Weile über einen Waldweg in Richtung Norden, wo, soweit Fukuro wusste, die Hauptstadt Tengaios lag: Ichimori. Viel mehr wusste er nicht. Genau so wenig, wie den Weg. Sie würden fragen müssen, sobald sie in eine größere Ortschaft kamen. Jedoch war seine Hoffnung erst einmal, die nächste größere Handelsstraße zu finden, die nach Norden führte, da eine solche sie zumindest sicher in die Nähe der Stadt führen würde. Bedrückt sah er zu dem immer noch bewölkten und sich zunehmend verdunkelndem Himmel hinauf. Die Nacht würde bald herein brechen und hier gab es keinen trockenen Ort, wo sie rasten konnten. Sie hatten sich nun mehrere Tage lang ausgeruht und es wäre so am klügsten, würden sie die Nacht weiterlaufen, sofern sie keine Höhle oder ähnliches fanden, wo sie sich geschützt ausruhen konnten. Zumindest hatten sie ihre Vorräte nun wieder aufgefüllt und auch etwas Geld bei sich, dass ihnen die Miko gegeben hatte. Es würde nicht für viel reichen, aber vielleicht konnten für wenig Geld sie in Stallungen oder Scheunen übernachten. Wenn Yuki nur ihr Haar verbarg um die Leute nicht zu schrecken. Er seufzte. Seine Schwester strafte ihn nun schon den ganzen Tag mir eisernem Schweigen und Ignoranz, was sich wahrscheinlich auch nicht bessern würde und ihn auf eine gewisse Art und Weise verletzte. Aber was sollte er tun? Sie war seine Schwester und begleitete ihn freiwillig, auch wenn sie ihn offensichtlich nicht verstand. Jedoch hoffte er, dass sie es irgendwann noch lernen würde. „Es wird dunkel“, stellte er fest, um das ewige drückende Schweigen zu brechen. „Ja“, antwortete Shen nur. „Wir sollten vielleicht rasten.“ Fukuro schüttelte den Kopf. „Nein“, meinte er und äußerte seine Bedenken von zuvor. „Ich denke es ist nicht gut, wenn wir rasten.“ Er warf dem anderen Mann einen Seitenblick zu. „Wir finden hier nirgendwo Schutz und der Boden ist nass und dreckig.“ „Oh, ich glaube es ist kaum möglich, dass wir noch nässer werden, als wir eh schon sind“, erwiderte Yuki mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme. „Und was tut schon der Dreck?“ „Aber wir sind am Wegesrand schutzlos.“ Er wusste, dass seine Schwester ihm nur widersprach, weil sie sauer auf ihn war. Trotzdem ahnte er, dass sie darauf aus war, wirklich mit ihm zu streiten, was die Stimmung nicht heben würde. „Und?“, kam prompt ihre Antwort, die seine Vermutung bestätigte. Daraufhin seufzte er nur. „Yuki“, meinte er und blieb kurz stehen. „Solange wir noch nicht zu erschöpft sind, wird es besser sein, wenn wir in anbetracht des Wetters weitergehen. Ich will nicht streiten, das weißt du.“ Er sah sie an, ehe er „Hoffe ich“ hinzufügte. Widerwillig verzog sie das Gesicht und es zeichnete sich ab, dass sie nach einer Antwort suchte. „Ihr müsst mich nicht begleiten“, fuhr der junge Ninja daraufhin fort. „Das habe ich euch gesagt. Ihr könnt hier bleiben, ihr könnt umkehren, ganz wie ihr wollt. Aber ich werde nach Ichimori zum Fürsten gehen.“ Nun wandte auch er den Blick von seiner Schwester ab, da er zugeben musste, dass er sich absolut nicht von ihr trennen wollte. Doch wenn sie es für das beste für sich selbst hielt, sollte sie es tun. Langsam verstand er auch, wie sich Tsuki die letzte Zeit gefühlt haben musste, seit sie aus Pengguo zurückgekehrt waren. Die ganze Zeit hatten sie sie angeschwiegen und es musste für sie ersichtlich gewesen sein, dass niemand von ihnen vorhatte weiterzureisen, ebenso wie die zunehmende Abneigung, die sie ihr entgegen gebracht hatten, es für sie sicher nicht leichter gemacht hatte. Aber er war sich bis jetzt nicht einmal sicher, warum sie sich ihnen damals angeschlossen hatte und soweit mit ihnen gereist war. Nur wusste er, dass er für seinen Teil nicht gerecht zu ihr gewesen war. „Wieso, Fukuro?“, begann Yuki nun erneut. „Warum willst du das tun? Sag es mir!“ Es waren fast dieselben Worte wie am vergangenen Tag und viel mehr, als zuvor konnte er auch jetzt nicht antworten. „Weil es das richtige ist“, antwortete er. „Wenn wir uns einfach verstecken werden viele Menschen sterben.“ „Was gehen mich die Menschen an?“, entgegnete sie. „Ich gehöre nicht zu ihnen. Sie haben mich immer abgelehnt!“ Erneut wandte er sich ab. „Dann kannst du gehen“, murmelte er leise, sich selbst für diese Worte hassend. „Aber ich bin ein Mensch und selbst wenn ich schon viele getötet hab, weiß ich das Leben zu achten.“ „Fukuro…“, hauchte sie ungläubig, bis sie sich wieder fing. „Ist es wegen dieser Frau? Wegen Tsuki?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, es ist meine eigene Entscheidung. Es hat mit ihr nichts zu tun, aber ich denke, dass wir die ganze Zeit schon hätten versuchen müssen, die Menschen zu warnen.“ Nun mischte auch der mittlerweile so schweigsame Shen sich ein. „Und wenn sie uns nicht glauben? Du warst es selbst, der es für unwahrscheinlich hielt, dass sie mir zuhören.“ „Ja.“ Fukuro zuckte mit den Schultern. „Aber langsam werden sie uns glauben müssen. Du weißt, wie es in…“ Kurz brach er ab, da er sich nicht sicher war, wie er fortfahren sollte. „Wie es in deiner Heimat aussah und ich denke, dass es hier teilweise ebenso weit gekommen ist. Auch hier sind schon Menschen gestorben, wegen dieses Krieges und entweder sehen sie, dass sie im Krieg sind oder sie sterben.“ „Menschen sind so dumm“, knurrte Yuki leise, stand aber immer noch bei ihnen. Schließlich seufzte Shen mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht. „Vielleicht hast du Recht“, murmelte er. „Es war eigentlich auch meine Aufgabe… Deswegen bin ich hier. Jedenfalls war das so…“ „Ich weiß“, erwiderte Fukuro nur, bevor er sich ohne ein weiteres Wort umwandte und weiterging, wobei er hörte, wie die beiden anderen ihm folgten. Er war sich selbst nicht wirklich sicher, ob die Menschen ihnen glauben schenken würden, doch er wollte wirklich nicht riskieren, dass sie einfach so, ungewarnt, von den Oni ausgelöscht wurden. Die Dinge in den vier Reichen würden sich auch so verändern, wenn die Menschen einsehen mussten, dass doch noch mehr Wahrheit in den alten Legenden lag, wie sie dachten. Alle Reiche würden sie niemals rechtzeitig erreichen, doch zumindest Tengaio konnten sie vielleicht noch auf das, was kam, vorbereiten können. „Wie denkst du über sie?“, erklang auf einmal Yukis Stimme hinter ihm, wobei ihm klar war, dass sie Tsuki meinte. „Wieso fragst du?“, erwiderte er. „Wieso hast du sie uns begleiten lassen? Wieso bist du ihr gefolgt? Und wieso… jetzt?“ „Sie hat uns das Leben gerettet, Yuki“, antwortete er. „Deines und meins, mehrmals. Das ist alles und auch du solltest langsam lernen, dankbar dafür zu sein.“ Damit sah er sie noch einmal an. Er verstand nicht, warum sie das noch nach der vergangenen Zeit fragte, doch langsam wurde ihm klar, dass Yukis Abneigung der Füchsin gegenüber nicht nur auf ihrer Art beruhte. „Wir waren allesamt ungerecht ihr gegenüber, fürchte ich“, murmelte er dann, woraufhin seine Schwester die Stirn runzelte. Dann beschleunigte er seinen Schritt um weitere Gespräche zu vermeiden, während der Wald um sie herum immer dunkler wurde. 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