Eikyû - gesegnetes Land von Alaiya (Die Legende der schlafenden Götter) ================================================================================ Kapitel 5: Aufbruch aus Hayashimura ----------------------------------- Ein relativ kurzes Kapitel ^.~ Ist mehr oder weniger nur ein Bindeglied zwischen der „Vorgeschichte“ und dem Hauptteil. Viel Spaß beim Lesen ^^ ~*~*~*~*~*~ Kapitel 05: Aufbruch aus Hayashimura Yuuki kniete auf einem Futon in dem Zimmer eines Hauses, das dem des Priesters benachbart war. Auf dem Schoß lag ihr Beutel, den sie gerade am Packen war, doch im Moment verharrte sie und sah gedankenverloren auf das Amulett um ihr Handgelenk. Der Kampf war nun vier Tage her; zwei Tage waren vergangen, seit sie aufgewacht war und erfahren hatte, was Fukuro und die komische Geisterfrau beschlossen hatten. Und niemand hatte sie – Yuki – gefragt. Sie wollte den Dämon, der alle getötet hatte, nicht suchen und am wenigsten wollte sie das in Begleitung der Kitsune tun. Doch Fukuro vertraute der Frau – Tsuki – und Yuki wusste, dass sie ihr eigentlich zu Dank verpflichtet war, nachdem sie ihr das Amulett angelegt hatte und ihnen so geholfen hatte... Aber am Ende war sie doch nur eine Geisterfrau und egal was Fukuro davon dachte: Sie hatte Angst vor Geistern, auch – oder vielleicht gerade? – wenn sie selbst einer war. Nun, eigentlich war es auch mit den Menschen nicht viel anders, denn Yuki fürchtete auch diese auf eine Weise. Denn Menschen waren es, die sie ihr ganzes Leben lang drangsaliert und gequält hatten, weil sie sich selbst vor ihr fürchteten... Nur Fukuro tat das nicht... Sie seufzte. Deswegen würden sie auch im Laufe des Vormittags mit ihnen aufbrechen, ohne sich zu beklagen: Sie hatte Fukuro, der sie ihr ganzes Leben lang beschützt hatte, verletzt und die Kitsune hatte ihn gerettet. Es war wirklich alles falsch gelaufen, seit Raiu Akki in ihr Dorf gekommen war... Mit einem weiteren Seufzen und den Kopf schüttelnd, löste sie sich aus ihren Gedanken und steckte die letzten Vorräte und ein paar Wurfmesser in den Beutel und schnürte diesen zu, ehe sie aufstand um Dolch und Katana an ihrem Gürtel zu befestigen. Dann schulterte sie den Beutel und verließ das ansonsten leere Haus. Draußen dämmerte es noch und Nebel hing in Schwaden über dem kleinen Dorf, doch die Dorfbewohner waren bereits alle auf und gingen verschiedenen Tätigkeiten nach. Der Schnee war geschmolzen und nun waren viele auf den Feldern um diese vor Überflutung zu schützen. Auch im Haus des Priesters waren bereits alle hellwach und der Kannushi, die Miko, Fukuro und Tsuki knieten bereits um die Feuerstelle herum und tranken Tee. Yuki ließ ihre Tasche zu Boden gleiten und kniete sich neben Fukuro nieder, welcher sie ansah und musterte. „Wo warst du so lange?“, fragte er leise, doch sie zuckte zur Antwort nur mit den Schultern, bevor sie die Tasse Tee in die Hand nahm, die Tsuki ihr reichte. „Und nun?“, fragte Yuki, nachdem sie den Tee getrunken hatte und sie alle schweigend ansahen. „Ich meine, WO wollen wir nach Raiu Akki suchen? Wie sollen wir ihn finden? Und was wollen wir tun, wenn wir ihn gefunden haben?“ Fukuro sah sie an, Tsuki schüttelte den Kopf. „Wir reisen erst einmal nach Norden. Wenn Raiu Akki die Namida nicht wieder versiegelt hat, sollte ich fähig sein ihre Aura zu spüren, wenn wir uns nähren.“ Daraufhin sah Yuki sie misstrauisch an, sagte aber nichts. Sie seufzte nur und wartete darauf, dass einer der anderen etwas sagte. So herrschte eine ganze Zeit schweigen, ehe Tsuki seufzte. „Wir sollten allmählich aufbrechen, die Sonne ist bereits aufgegangen“, sagte sie und Fukuro nickte, wobei er sich etwas aufsetzte. „Gut. Yuki?“ Er sah seine Schwester an und nickte ihr aufmunternd zu. Zur Antwort nickte sie auch, aber eher resignierend. Tsuki lächelte matt und etwas traurig und stand nun auf. „Dann kommt, sonst ist es Mittag, ehe wir aufbrechen und dann müssten wir wohl im Wald übernachten.“ Damit nahm sie eine Tasche, die als Art Schlauch um ihre Schultern hing und schulterte sie. Dann sprang sie von der Terrasse des Hauses und wartete auf die anderen. Yuki stand ebenfalls gedankenverloren auf, als Fukuro ihr auf die Schulter klopfte. „Findest du es so schlimm?“, fragte er sie, doch sie zuckte nur wieder mit den Schultern. „Lass den Kopf nicht hängen, Yuki“, meinte er dann und sprang ebenfalls von der Terrasse des Hauses herunter. Yuki folgte. Unten drehte sich Tsuki um und wank dem Priester und der Miko zu. „Ich verspreche euch, wir bringen die Namida zurück!“, rief sie und lächelte dabei, doch Yuki fand, dass das Lächeln irgendwie aufgesetzt wirkte. „Pass auf dich auf, junge Tsuki“, meinte die Miko und nickte, wie auch der Kannushi, ehe sich Tsuki umdrehte und von den beiden Ninja gefolgt, in Richtung des Waldes ging. Doch sie hatten die Dorfgrenze noch nicht erreicht, als sie eine schrille Stimme zusammenfahren ließ: „Kitsune-han!!“ Die drei fuhren herum, als sich auch schon ein weinender Tohon an Tsuki klammerte. „Geh nicht, Kitsune-han!“, schluchzte er und kuschelte sich an sie. „Geh nicht...“ Er sah sie mit verweinten Augen an. Die Fuchsfrau erwiderte seinen Blick und lächelte – doch es war so etwas wie Trauer in diesem Lächeln – ihn an, tätschelte seinen Kopf. „Ich muss, Tohon-chan“, erwiderte sie. „Du hast doch selbst gesehen, was dieser Dämon tun kann. Außerdem wolltest du nicht auch die Namida schützen?“, fragte sie dann. Der Geisterjunge schwieg und wandte kurz den Blick ab, ehe er wieder zu ihr aufsah. „Ja schon...“ antwortete er kleinlaut. „Aber Kitsune-han...“ Er brach ab und schüttelte den Kopf. „Dann lass mich mitkommen!“, meinte er, doch Tsuki schüttelte ebenfalls den Kopf und strich ihm durchs Haar. „Du weißt, dass das nicht geht“, meinte sie und sah ihn mitleidig an. „Aber ich verspreche dir zurückzukommen.“ „Und wenn dir was passiert?“, fragte er und sah sie an. „Mir passiert schon nichts, Tohon-chan.“ Sie lächelte ihn nun etwas weniger traurig an. „Pass auf, Tohon, während ich nicht da bin muss ja außerdem jemand auf die alte Miko und den Kannushi aufpassen, findest du nicht?“, meinte sie und brachte ihn dazu sie loszulassen, woraufhin er vor ihr schwebte. „Und deswegen musst du hier bleiben – ohne Widerrede.“ Sie lächelte ihn an. „Ja, aber...“, begann er, doch Tsuki schüttelte den Kopf. „Kein aber, Tohon-chan. Komm, wir versprechen uns etwas: Ich verspreche, dass ich so schnell wie möglich mit der Namida zurück komme und du versprichst mir, dass du hier bleibst und zusammen mit den anderen Zashiki-Warashi auf die Priester aufpasst.“ Daraufhin ließ Tohon die Schultern hängen und seufzte. „Kitsune-han.“ Noch einmal seufzte er, ehe er ihr den rechten kleinen Finger entgegenstreckte. „Versprochen“, sagte er, woraufhin sie ihren kleinen Finger mit den seinen verhakte. „Versprochen“, wiederholte sie. Dann löste sie sich von ihm. „Wir brechen jetzt auf. Wir sind sowieso schon spät dran“, meinte sie und ging zu Fukuro und Yuki, die etwas abseits standen, ehe sie Tohon noch einmal zuwinkte. „Mach’s gut, Tohon-chan, und pass gut auf den Kannushi auf, dass der alte Mann keine Dummheiten macht.“ Der Geisterjunge nickte. „Komm bald zurück!“, rief er ihr zu, schniefte und verwandelte sich dann in einen Feuerball, um so davon zu fliegen. Tsuki lächelte matt, bevor sie sich wieder den beiden Ninja zuwandte. „Lasst uns gehen“, meinte sie und machte ein paar Schritte auf den Wald zu. Als Yuki und Fukuro ihr folgten, ging sie weiter. Dieses Mal gingen sie nicht querfeldein durch den Wald sondern folgten einem Weg, der aufgrund der wenigen Nutzung ziemlich überwuchert war. Doch auf ihm war es immer noch einfacher zu gehen, als abseits davon. „Der Junge hat dich gern, nicht?“, fragte Fukuro nach einer Weile und sah zu Tsuki. Sie lächelte und nickte. „Ich glaube ich bin so etwas wie eine Schwester für ihn“, meinte sie und sah noch einmal kurz über die Schulter zurück. „Und die anderen Zashiki-Warashi?“, fragte der Ninja weiter, während seine Schwester einfach hinter ihnen hertrottete. „Die anderen Geister... Sie sind meine Freunde, aber keiner war mir so wichtig wie Tohon“, erwiderte sie. „Tohon wäre sicher auch ohne zu zögern mit uns mitgekommen, da bin ich mir sicher. Aber es geht nun einmal nicht. Außerdem glaube ich nicht, dass er eine Hilfe wäre“, murmelte sie. „Zashiki-Warashi können ihre Dörfer also wirklich nicht verlassen“, stellte Fukuro fest, was Tsuki mit einem Nicken bestätigte. „Sie sind die Beschützer der Familien, der Häuser, deshalb...“, sagte sie. „Und wenn sie gehen, bringt es den Bewohnern Unglück, richtig?“, fragte Fukuro weiter, den so viel Wahrheit an den alten Legenden verwunderte. Obwohl er immer gewusst hatte, dass überall etwas Wahres dran war, musste er nun zugegeben, dass es viel mehr war, als er je zu glauben gedacht hatte. „Genau“, bestätigte Tsuki nun wieder. „Du weißt ja doch mehr, als ich gedacht hab. Du Realist.“ Sie lächelte. „Ich bin ein Magier, ich habe viel davon gelesen“, meinte Fukuro. „Außerdem gibt es da Dinge, die ich wohl nie verleugnen konnte.“ Er sah mit einem Lächeln zu seiner Schwester, welche dieses nur mit einem Schulterzucken abtat. „Und wie ist das mit den Legenden, die man sich über Kitsune erzählt?“, fragte er dann neugierig. „Was meinst du?“, erwiderte die Fuchsfrau. „Naja, über eure Fähigkeiten und auch die Dinge, dass ihr euch mit Männern – also mit Menschen – paart, dass ihr Menschen liebt.“ Er wurde bei dieser Frage etwas rot, aus Angst, sie könnte es missverstehen. „Tja, wer weiß...“, wich Tsuki der Frage aus. „Wir sollten lieber laufen anstatt zu reden, dass wir vor Einbruch der Nacht aus dem Wald sind“, meinte sie dann und beschleunigte ihren Schritt. „Also kommt.“ Damit lief sie mit ihrem üblichen Tempo weiter, so dass die anderen beiden ihr nur noch mit Mühe folgen konnten und weitere Gespräche ausgeschlossen waren. Hosted by Animexx e.V. 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