Silence von abgemeldet ================================================================================ Prolog: -------- Sagen, Mythen, sogar in ihren Geschichten existieren wir, doch sie glauben nicht an uns. Sie stellen uns als vollkommene Wesen dar. Wesen, die alles heilen, alles retten können, doch das sind wir nicht. Wir sind genau wie sie. Sie schreiben über uns ganze Bücher, lassen uns in ihrer Fantasie Dinge erledigen, die sie nicht können, doch mehr auch nicht. Sie denken, wir existieren nur in ihrer Fantasie, in der Fantasie der Menschen und wir lassen sie in diesem Glauben. Sollen sie denken es gäbe uns nicht. Etliche Zeiten lebten wir so in Frieden, doch dann kamen sie. Die Dämonen. Sie drangen in die Menschenwelt ein und suchten die Menschen heim. Sofort glaubten die Menschen es wären böse Geister, die sich an ihnen rächen wollten, weil wir sie tief in der Erde einschlossen. Doch wir wissen es besser. Weder Dämon, noch Mensch, noch Engel. Wir sind alle dasselbe. Eigenständige Wesen, die ihr eigenes Leben leben. Von Gott geschaffene Wesen – doch, was passiert, wenn Gott verschwunden ist? Wenn er diese Welt bereits verlassen hat? Wir alle dachten, das würde nie geschehen. Wir glaubten, Gott würde uns nie verlassen, da wir seine Kinder sind, die ihn so lieben wie niemanden sonst und die von ihm genauso geliebt werden. Wir irrten uns. Wir irrten uns alle. Gott erschuf uns nicht aus Liebe, das haben wir längst begriffen. Er schuf uns aus Langeweile, aus Spaß und Zeitvertreib. Wir waren nichts als ein Experiment für ihn. Jahrtausende lang glaubten Engel, Dämonen und Menschen, dass Gott gütig, barmherzig und unvergleichlich sei und uns alle so liebt wie sich selbst, doch unser Glaube trübte unsere Sinne und verschloss unsere Augen vor der Wirklichkeit. Wir erkannten, dass Gott niemals lieben kann, dass Gott niemals Gefühle hatte und sie niemals haben wird, doch wir liebten ihn. Wir liebten unsere Schöpfer, der uns so schuf, wie wir waren. Uns war es egal warum wir erschaffen worden waren. Wir waren glücklich von seiner Hand erschaffen worden zu sein. Als Gott uns verließ dachten wir, er stelle uns auf eine Probe. Wir glaubten, er wolle prüfen, wie wir ohne ihn zurecht kämen. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass Gott uns für immer verlassen hatte. Wir wollten es nicht glauben und unser Glaube war so mächtig, dass wir auf ihm beharrten und in einer Traumwelt lebten. In einer Welt in der es hieß, dass Gott zu uns zurückkäme, wenn wir die Prüfung bestanden hätten, doch er kehrte nicht zurück. Er blieb verschwunden und als wir dies erkannten, gab jedes Volk den anderen beiden die Schuld. Wir Engel waren uns sicher, er käme nicht zurück, weil die Dämonen und Menschen fehlerhaft wären. Die Menschen dachten das selbe von uns und den Dämonen und die Dämonen dachten wir und die Menschen seien Schuld. Im Grunde hatte niemand Schuld und doch alle. Wir wollten uns nicht eingestehen, dass wir selbst schuldig waren und so entbrannte der Krieg. Der Krieg, der diese einst so wundervolle Welt an den Abgrund trieb. In diesem Endlose erscheinenden Krieg geschah etwas, dass wir uns nicht hätten erträumen können. Die Welt der Engel, die Welt der Menschen und die Welt der Dämonen, alle brachen sie auseinander und vereinten sich zu einer neuen Welt. Jetzt lebten Dämonen, Menschen und wir Engel Seite an Seite. Die neue Welt, wir nannten sie Midgard, wurde in drei Teile unterteilt und am mittleren Punkt dieser Grenzen wurde ein Turm errichtet, der den Frieden symbolisierte und dafür sorgte, dass er auch eingehalten wurde. Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Im weißen Turm, dem Mittelpunkt Midgards herrschte reger Betrieb. Menschen, Engel und Dämonen eilten umher und versuchten das Chaos, dass im ganzen Turm verteilt war, zu beseitigen. „Wo ist Asmeth?“ rief eine junge Frau. „Der Hauptmann überwacht die Aufräumarbeiten im obersten Stock. Er sagte, dort sei das Chaos am schlimmsten.“ Antwortete ein junger Mann. Die Frau seufzte, dann sagte sie: „Ich muss mit ihm sprechen, arbeitet hier weiter, ich bin bald zurück. Morgen muss das ganze Chaos beseitigt sein. Lady Rikku trifft morgen ein. Sie möchte etwas in der Bibliothek nachschlagen. Also eilt euch, ich muss fort!“ Die Arbeiter nickten und wandten sich wieder ihrer Arbeit zu. Die junge Frau eilte durch die große Halle, durch eine große Flügeltür und betrat einen kleineren Raum, an dessen runder Wand eine Treppe in weitem Bogen nach oben führte. Die junge Frau hob den Kopf und folgte mit den Augen der Treppe, die sich in schier endlosen Kreisen bis nach oben zog und ihrem Blick entglitt. Sie seufzte erneut, dann machte sie sich an den Aufstieg. Mit jeder Stufe, die sie sich hinaufschleppte, raubte ihr mehr und mehr Luft, bis sie heftig keuchend das oberste Stock erreichte. „Irgendwann erschlage ich den Erfinder dieser Treppe noch!“ keuchte sie und betrat die große Bibliothek, die sich hier befand. Insgesamt hatte der Turm zehn Stockwerke. Das unterste Stockwerk beinhaltete nur den großen Saal, in dem die Gäste empfangen wurden und in dem man warten konnte, wenn der gewünschte gerade verhindert war. Im zweiten und dritten Stock befanden sich Gästezimmer und eingroßer Thronsaal, in dem wichtige Dinge besprochen wurden. Die Zimmer für die Bewohner des Turms befanden sich im vierten und fünften Stockwerk. Die Tür zum sechsten Stockwerk war seit jeher verschlossen und noch niemand hatte es geschafft, sie zu öffnen. Im siebten Stockwerk trafen sie die Herrscher der drei Länder um geheime Dinge zu besprechen. Hier hatte niemand außer ihnen und einige wenigen Dienern zutritt. Die Bibliothek erstreckte sich vom achten, über den neunten, bis zum zehnten Stockwerk. Von dort aus führte eine weitere, viel kleinere und schmalere Treppe hinauf zum elften Stock, dort oben befand sich ein Garten. Ein Überrest des heiligen Garten Edens, in dem Gott hauste, bevor er verschwand. Dieses Stück Garten war wunderschön. Pflanzen aus allen drei Ländern blühten und wuchsen dort und der Wächter dieses Gartens ist der Phönix, den Gott als letztes Geschöpf schuf. Die junge Frau warf einen kurzen Blick zu dieser Treppe hinüber, dann eilte sie durch eine eichene Flügeltür in den dritten Teil der Bibliothek. Auch hier herrschte wie unten in der Halle ein heilloses Chaos. Sie stapfte durch das Chaos auf einen jungen Mann mit ebenholzfarbenen Haaren und dunkelblauen Augen zu, der weite Gewänder und einen purpurnen Umhang trug. „Asmeth. Asmeth!“ rief die Frau. Der junge Mann wandte sich ihr zu und seine Augen weiteten sich vor Überraschung. „Lovis, was macht ihr hier? Solltet ihr nicht bei Prinz Joshua sein?“ Die junge Frau nickte erschöpft. „Schon, aber er hat mich hergeschickt. Lady Rikku möchte morgen herkommen. Die Prinzen wissen um das Chaos hier, doch Lady Rikku nicht. Das Chaos muss bis morgen beseitigt werden. Können wir nicht unsere Kräfte einsetzen?“ fragte Lovis. Asmeth schüttelte den Kopf. „Nein, dass wisst ihr aber, Lovis. Dieser Turm ist neutral. Hier darf keine Magie ausgeübt werden und keine Waffe gezogen werden. Wer es tut, wir schwer bestraft, so lauten die Gesetze, aber es gibt Ausnahmen. Wenn ganz Midgard im Chaos versinkt, haben auch die Gesetze keine Bedeutung mehr. Niemand wird sich an sie halten, weder in den drei Reichen, noch hier.“ Sagte Asmeth ruhig. „Magie zu benutzen ist hier verboten, nicht nur weil es neutral ist, sondern auch, weil Magie hier nicht wirkt. Solange es die Gesetze gibt, kann Magie hier nicht ausgeübt werden. Sie wird zu Luft und verschwindet. Hier ist jeder Gleich. Hier zählt weder Kraft, noch Mut. Auch nicht die Fähigkeit mit Waffen umgehen zu können oder gut in Magie zu sein. Was hier zählt ist die Weisheit, das Wissen, das seit Jahrtausenden in diesen Büchern schlummert. Niedergeschrieben von Alten und Jungen, von Männern und Frauen, von Erwachsenen und Kindern. Niemand ist vollkommen, dass müsstet ihr wissen Lovis. Die Arbeiten dauern solange, wie sie dauern. Zeit hat in diesem Turm keine Bedeutung, denn hier gibt es keine Zeit. Lovis, ihr könnt uns helfen oder zurück in die Halle gehen und dort weiterhelfen. Ihr könnt aber auch zurück zu eurem Herren gehen und ihm Bericht erstatten, wie weit die Aufräumarbeiten sind. Ich würde selbst gehen, doch ich darf den Turm nicht verlassen. Ich habe meinen Eid geschworen!“ Asmeth lächelte sanft. Lovis funkelte ihn wütend an. „Asmeth, ihr wart und sei immer noch ein schlauer Fuchs. Ich bewundere euren Scharfsinn, doch ich habe keine Zeit für so etwas. Morgen trifft Lady Rikku hier ein und die Arbeiten sind kaum vorangekommen. Ich muss zurück in die Halle, doch ich werde heute Abend zurückkehren und nach dem Rechten sehen.“ „Wie wäre es mit einer kleinen Wette?“ fragte Asmeth freundlich. „Eine Wette?“ fragte Lovis verwirrt. Asmeth nickte. „Eine Wette. Ich wette, dass die Aufräumarbeiten unten in der Halle länger dauern werden, als in der gesamten Bibliothek.“ Lovis fing an zu lachen, doch Asmeth lächelte sanft weiter. „Seid ihr einverstanden?“ „Was winkt dem Sieger?“ fragte Lovis immer noch lachend. „Entscheidet selbst!“ „Gut. Wenn ihr gewinnt, werde ich mich für alles entschuldigen und ihr dürft euch einen Wunsch erfüllen. Wenn ich jedoch gewinne, werdet ihr euch bei mir entschuldigen und ihr zeigt mir den Rest des Garten Edens. Ich weis, dass nur Bewohner des Turms den garten betreten dürfen, doch wenn der Hauptmann persönlich den Wächter darum bittet mich einzulassen, wird er sich beugen.“ „Ich bin einverstanden und ich weis meinen Wunsch bereits. Ich kenne die Welt dort draußen nicht gut. Ich habe sie nur zwei Mal in meinem Leben gesehen. Wenn ich gewinne, werdet ihr dafür sorgen, dass ich die Welt dort draußen besser kennen lerne. Ihr lasst euch etwas einfallen, wie ihr es anstellt, doch dies ist mein Wunsch und ihr werdet ihn akzeptieren!“ Lovis nickte. „Einverstanden. Ich verabschiede mich nun, Aufräumarbeiten warten auf mich.“ Die Aufräumarbeiten dauerten den ganzen restlichen Tag an und kurz vor der Abenddämmerung betrat Asmeth die Halle, die fast ganz aufgeräumt war. Er ging zu Lovis hinüber und lächelnd sagte er: „Lovis, wie ihr seht, sind die Aufräumarbeiten in der Bibliothek abgeschlossen.“ „Wie habt ihr das geschafft?“ fragte Lovis erstaunt. „Das ist ein Geheimnis, aber jetzt müsst ihr mir meinen Wunsch erfüllen. Sorgt dafür, dass ich die Welt dort draußen besser kennen lerne, ohne den Turm zu verlassen. Entschuldigen müsst ihr euch nicht, aber mir meinen Wunsch erfüllen. Ihr habt drei Tage Zeit. Viel Erfolg!“ Asmeth wandte sich um und verließ den Raum. Lovis starrte ihm wütend hinterher. Wie hat er das gemacht? Wie konnten seine Aufräumarbeiten schneller fertig sein, als die hier. Die Halle ist zwar größer als die einzelnen Bibliotheken, doch alle drei zusammen sind doppelt so groß wie die Halle. Wie hat er dass gemacht? Am darauffolgenden Tag betrat bereits in aller Frühe eine junge schlanke Frau die Halle. Ihre langen dunkelblonden Haare gingen ihr bis zur Hüfte, waren gepflegt und glatt. Sie hatte grau-blaue, klare Augen und trug feine Gewänder. Obwohl sie wenig Schmuck trug war sie unvergleichlich schön und ihr Alter zeigte ganz deutlich, dass sie noch schöner werden würde, denn sie war erst achtzehn. Lady Rikku durchschritt zügig die Halle und als sie die große Treppe erreichte, ertönte eine Stimme hinter ihr. Sie blickte nach hinten und sah eine junge Frau mit hellbraunen Haaren und grau-grünen Augen auf sie zukommen. Sie war älter als Lady Rikku, doch genauso schön. „Lady Rikku. Ihr seid sehr früh heute. Brauchen sie Hilfe oder soll ich sie alleine lassen?“ fragte die Frau. „Danke Lovis, ich würde gerne noch mit Asmeth reden. Er versprach mir vor einiger Zeit, mir bei meiner Suche zu helfen. Ihr könnt gerne mitkommen. Ich warte nicht gerne alleine auf ihn, er braucht immer so lange, bis er kommt. Dabei heißt es doch immer: Frauen brauchen viermal so lange wie Männer um sich fertig zu machen. Asmeth könnte als Frau durchgehen, er braucht genauso lange.“ Lady Rikku und Lovis lachten. „Dann müsstet ihr als Männer gelten. Lady Rikku. Lovis!“ ertönte eine Stimme hinter ihnen. Sie hatten nicht bemerkt, wie Asmeth aus der Flügeltür zum fünften Stockwerk Asmeth herausgetreten kam und sie lächelnd beobachtet hatte. Sie waren so vertieft in ihr Gespräch gewesen, dass sie nicht bemerkt hatten, wie sie an ihm vorbeigelaufen waren. Erschrocken zuckten sie zusammen und wirbelten herum. Asmeth trat an ihnen vorbei und stieg vor ihnen die Treppe hinauf und Lady Rikku und Lovis folgten ihm betreten. Sie erreichten den achten Stock und Asmeth fragte: „Lady Rikku, wonach sucht ihr diesmal?“ Lady Rikku lächelte verhalten und Asmeth seufzte. „Ihr sucht wieder nach einem Beweis, habt ich Recht Lady Rikku?“ Sie nickte. „Dann folgt mir!“ sagte Asmeth und stieg weiter nach oben. Lady Rikku und Lovis folgten ihm nach oben in den zehnten Stock. Sie betraten diesen Teil der Bibliothek und Asmeth führte Lady Rikku und Lovis in den hinteren Teil. Er wandte sich Lady Rikku zu und sagte: „Hier werdet ihr vielleicht finden wonach ihr schon zum...zwölften mal sucht.“ „Ich möchte, dass ihr mir diesmal helft!“ sagte Lady Rikku. Asmeth seufzte und sagte: „Wenn ihr es wünscht. Doch ich kann nicht dafür garantieren, dass wir finden wonach wir suchen!“ sagte Asmeth kopfschüttelnd. „Ich weis, doch ich bin überzeugt, dass ich diesmal finde wonach ich suche!“ sagte Lady Rikku. Lovis blickte von Lady Rikku zu Asmeth und zurück. „Wonach sucht ihr Lady Rikku, lasst mich euch helfen!“ sagte sie. Lady Rikku wandte sich ihr zu und sagte: „Ich suche nach Texten über die Entstehung Midgards. Ich möchte wissen, was genau passiert ist!“ Lovis nickte beeindruckt, doch Asmeth wandte sich ab und seufzte, dann machten sie sich daran, die Bücher nach besagten Texten zu durchsuchen. Nach einigen Stunden hörten sie Schritte und ein junger Mann erschien vor ihnen. Er hatte rote Haare und braune, zornig funkelnde, Augen. „Rikku, was machst du hier?“ fragte er mit scharfer Stimme. Lady Rikku lächelte entschuldigend. „Tut mir Leid Bruderherz, aber ich konnte nicht anders!“ sagte Lady Rikku. „Prinz Reno, es freut mich euch zu sehen!“ sagte Asmeth und verneigte sich. „Da sperrt man dich ein, damit du nicht hier herkommst und was machst du? Du reist bei der erstbesten Gelegenheit aus und flüchtest hier her um deinem Hobby nachzugehen und ziehst dabei auch noch Lovis und Asmeth mit hinein.“ „Nein, so war es nicht Reno, du bist gemein!“ rief Rikku und warf ein dickes, schweres Buch nach ihrem Bruder, dann rannte sie an ihm vorbei zur Flügeltür. Reno, Asmeth und Lovis folgten ihr. Als Rikku bei der Tür ankam, rannte sie mit voller Wucht gegen jemanden, der gerade hereintreten wollte und riss ihn von den Füßen. „Autsch!“ sagte sie und blickte auf. Sie hatte gleich mehrere Leute umgerissen. Einen jungen Mann mit hellblonden Haaren und hellblauen Augen, er trug weiße Gewänder, einen etwas jüngeren Mann mit pechschwarzen Haaren und hellgrünen Augen, der vollkommen in schwarz und rote Gewänder gehüllt war, und eine junge Frau, nur etwas älter als Rikku selbst, deren kurze schwarz-violette Haare sich in Rikkus Armband verfangen hatten. Ihre grün-blauen Augen fixierten Rikkus Gesicht. Rikku lief rot an vor Scham und entschuldigte sich mehrmals. „Rikku, was hast du getan?“ rief Reno entsetzt und half den beiden Männern auf die Beine. „Joshua, Vincent, ich freue mich euch wieder zu sehen. Was führt euch her?“ sagte Asmeth lächelnd. „Es ist etwas sehr ernstes!“ sagte Joshua. „Bitte begleitet uns in den siebten Stock. Alle!“ sagte Vincent. Sie nickten und folgten den beiden Männern in den sechsten Stock. Asmeth öffnete die Tür und sie traten ein, dann schlossen sie die Tür wieder zu und gingen in die Mitte des Raumes. „Reno, du wirst auch wissen, was passiert ist!“ Reno nickte. „Was ist passiert?“ fragte Asmeth. „Etwas schreckliches. In allen drei Ländern sind die vier Beschützer verschwunden. Michael, Raphael, Gabriel und Uriel bei uns!“ sagte Joshua. „Azrail, Luzifer, Israfer und Mikael bei uns!“ sagte Vincent. „Und Samuel, Exodus, Hiob und Genesis bei uns. Alle sind sie verschwunden. Wir haben einige Aufständische gefunden und sie befragt, doch sie sagten nur, dass die Richter kommen werden um Midgards Herrscher zu werden. Sie wollen alle unterwerfen und die zwölf Beschützer werden sie auf ewig bannen.“ Asmeth setzte sich. „Das kling nicht gut. Da Gott verschwunden ist müssen wir eingreifen. Wenn sie diesen Plan in die Tat umsetzen, dann seit es ziemlich übel aus für uns.“ Seufzte er. Rikku wanderte gelangweilt im Raum umher, dann fragte sie plötzlich: „Reno, was ist eigentlich im sechsten Stockwerk?“ „Wie kommst du jetzt darauf?“ fragte Reno überrascht. „Weis nicht, aber irgendwie schoss es mir so durch den Kopf. Was ist da jetzt drin?“ „Das weis niemand!“ sagte Reno. „Nein, das...das stimmt nicht wirklich!“ sagte Asmeth leise. Alle wandten sich Asmeth zu, doch der blickte gedankenverloren aus dem großen gläsernen Fenster. „Asmeth?“ fragte die junge Frau mit den schwarz-violetten Haaren. Asmeth wandte sich ihnen zu und sagte: „Drei der zwölf Beschützer wissen es.“ „Welche?“ fragte Vincent. „Michael, Luzifer und Genesis wissen es. Sie gaben mir die Schlüssel für die Tür. Sie sagten, wenn jemals etwas geschehen würde, solle ich die Schlüssel wie meinen Augapfel hüten und falls ihnen etwas geschehen sollte, solle ich die Tür öffnen und geheim halten, was dort drinnen sei. Michael, Luzifer und Genesis kamen jede Woche. Sie wechselten sich immer ab und kamen alle drei Tage. Das sie nicht mehr kommen, ist mir auch schon aufgefallen, aber ich dachte mir nichts dabei. Ich hätte schon längst in den Raum dahinter gehen sollen.“ „Dann sollten wir jetzt hingehen. Es muss wichtig gewesen sein!“ sagte Joshua. „Vielleicht ist es eine Waffe, mit der wir die zwölf Beschützer befreien können oder etwas anderes, mit dem wir unsere Feinde besiegen können.“ Rief Rikku begeistert. Reno schüttelte den Kopf. „Du mal wieder!“ nuschelte er. Sie verließen den Raum und stiegen die Treppe nach unten. Die große Flügeltür war aus Diamant, doch so trübe, dass man nichts sehen konnte. Große vergoldete Stahlketten versiegelten die Tür. In der Tür befanden sich drei Schlüssellöcher. Asmeth steckte die Schlüssel hinein und drehte sie herum. Einen Moment lang geschah gar nichts, doch dann ertönte ein leises Klicken und eine geheime Tür öffnete sich in der großen Flügeltür. Sie traten zögernd ein und erkannten, dass der Raum dahinter hellerleuchtet war. Der ganze Raum bestand aus Kristall und Diamant. Ein großes Bett mit Samtvorhängen, -decken und -kissen lagen verstreut darauf. In Mitten dieser Sachen lag eine kleine zusammengerollte Gestalt. Im ganzen Raum lagen Spielsachen verstreut auf dem Boden herum. Die Tür hinter ihnen fiel ins Schloss, doch Asmeth hatte glücklicherweise die Schlüssel mitgenommen. Rikku trat neugierig auf das Bett zu. „Rikku, komm zurück!“ rief Reno erschrocken. Statt zu antworten näherten sich auch Lovis und die andere Frau. „Lovis, Yuna, kommt zurück. Rikku, du auch!“ rief Reno erneut. Die Frauen antworteten nicht, doch plötzlich rief Rikku: „Reno, hier liegt ein Junge!“ Die Männer sahen sich an, dann näherten sie sich dem Bett. Es stimmte. Auf dem Bett, fast vollkommen in die Kissen und Decken versunken, lag ein kleiner zierlicher Junge. Er hatte gold-orange Haare und war kaum älter als vierzehn, vielleicht fünfzehn. Seine Haut war pfirsichfarben und hob sich stark von dem Purpur der Bettwäsche ab. Er trug ein milchfarbenes Nachthemd, sonst nichts. „Was macht er hier?“ fragte Yuna. Sie, Rikku und Lovis saßen neben dem Jungen. Rikku streichelte ihm durch das weiche Haar. „Rikku, lass das!“ sagte Reno, doch Rikku funkelte ihn an. „Nein, dass werde ich nicht. Er ist noch ein Kind!“ Sie wandte sich dem Jungen zu und rüttelte ihn leicht an der Schulter. „Hey Kleiner, aufwachen!“ sagte sie mit sanfter und freundlicher Stimme. Der Junge erwachte blinzelnd, setzte sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen, dann sah er sie verwirrt an. Er hatte goldene, klare, leuchtende Augen. „Wer seid ihr?“ fragte er. „Mein Name ist Rikku, das sind Yuna und Lovis!“ sagte Rikku und deutete auf die anderen beiden Frauen. „Das sind Asmeth, Joshua, Vincent und mein Bruder Reno!“ Sie deutete nacheinander auf die anderen. „Und wer bist du?“ fragte Yuna. „Ashray!“ sagte der Junge. „Was machst du hier so ganz alleine?“ fragte Lovis. „Ich weis nicht!“ kam als Antwort. Sie warfen sich verwirrte Blickte zu. „Wie du weist nicht?“ fragte Reno. „Ich weis nicht was ich hier mache. Ich lebe einfach hier.“ „Und wie lange schon?“ fragte Rikku erschrocken. Ashray antwortete nicht. „Wie alt bist du denn?“ fragte Lovis. „Vierzehn!“ sagte Ashray. „Du lebst seit vierzehn Jahren ganz alleine hier?“ fragte Rikku entsetzt. „Ich war nicht alleine. Mika, Luzi und Geni haben mich immer besucht, aber jetzt kommen sie nicht mehr. Früher haben sie mit mir gespielt, wo sind sie hin?“ sagte Ashray. Asmeth trat auf ihn zu und sagte: „Sie sind verschwunden und wir wissen nicht wo. Wir wollen sie suchen!“ Er lächelte. Ashray sah ihn mit seinen goldenen Augen an. „Willst du mitkommen?“ fragte Yuna lächelnd. Ashray wandte sich ihr zu und sagte zögernd: „Ich...weis nicht. Ich war noch nie...draußen!“ Er blickte nervös zur Tür, dann wieder zu den drei Frauen. „Ach, das macht nichts. Wir zeigen dir alles!“ sagte Rikku, packte Ashray bei der Hand und zog ihn mit sich vom Bett. Sie eilte auf die Tür zu und Ashray stolperte hinter ihr her. „Warte Rikku, du kannst ihn doch nicht so mit nach draußen nehmen, er hat ja fast gar nichts an!“ rief Reno entsetzt. Er stellte sich Rikku in den Weg und deutete auf Ashrays Nachthemd. Rikku musterte den Jungen, dann blickte sie sich im Raum um, entdeckte einen begehbaren Kleiderschrank und zog Ashray darauf zu. „Yuna, Lovis, kommt, wir ziehen ihn um.“ Rief sie. Die anderen beiden Frauen eilten herbei und zu viert verschwanden sie im Schrank. Reno ließ sich auf das Bett sinken und seufzte. „Wenn das mal gut geht!“ Vincent und Joshua ließen sich auf zwei der drei Stühle sinken, doch Asmeth blieb vor dem Fenster stehen. Alle vier jedoch blickten zur Schranktür hinüber. Nach zehn Minuten öffnete sich die Tür wieder und Lovis und Yuna traten breit grinsend heraus. „Dürfen wir um eure Aufmerksamkeit bitten? Wir präsentieren euch Ashray!“ rief Yuna und sie deuteten auf die Tür. Niemand erschien, doch nach kurzem kam Rikku heraus, die Ashray, der sich sträubte, vor sich herschob. Ashray trug ein weißes, viel zu weites, Hemd und eine ebenfalls zu weite Jeanshose. „Schuhe haben wir keine gefunden, dann gehen wir heute welche kaufen. Wir brauchen auch neue Kleider. Da drin sind fast alle zu Groß, oder zu Klein. Wie findet ihr ihn?“ Die vier betrachteten Ashray, der beschämt zu Boden blickte. „Ich find’s süß!“ sagte Vincent grinsend. „Ich auch!“ sagte Joshua. „Ja, sieht niedlich aus!“ stimmt Reno zu. Asmeth schwieg. Ashray lief bei diesen Worten rot an und versteckte sich hinter Rikku. Die drei Prinzen lachten, doch Asmeth musterte Ashray mit seltsamen Blicken. „Jetzt zeigen wir dir die Welt draußen.“ Sagte Rikku und zog Ashray hinter sich her. Sie warf einen kurzen Blick durch den Raum und entdeckte Asmeth, der sich nicht von der Stelle gerührt hatte. Sie hielt inne, eilte mit Ashray an der Hand zu Asmeth hinüber, packte ihn ebenfalls an der Hand und zog ihn mit sich. „Du kommst auch mit Asmeth, keine Widerrede, das Chaos ist ausgebrochen und die Beschützer sind weg, also darfst du den Turm verlassen!“ „Ich...ich will nicht!“ rief Asmeth und versuchte sich zu befreien. „Lady Rikku, ich bin erfreut über eure Einladung, aber ich kann nicht mit. Mein Platz ist hier im Turm!“ rief er. „Lass die geschwollene Ausdrucksweise, halt die Klappe und komm mit!“ sagte Rikku knapp. Kurz vor der Tür befreite sich Asmeth aus ihrem Griff und entfernte sich einige Schritte. „Ich möchte nicht mit Lady Rikku. Verzeiht, aber ich bleibe hier!“ sagte er. Rikku ließ Ashray los, der noch so viel Schwung hatte, dass er nach vorne fiel. Da es keiner bemerkte, fiel er zu Boden, doch die Kuscheltiere, die dort lagen, dämpften den Sturz. Er rappelte sich auf und blickte von Rikku zu Asmeth und zurück. „Rikku!“ sagte er verwirrt. Rikku, die heftig auf Asmeth eingeredet hatte, verstummte und blickte sich um. Sie entdeckte Ashray auf dem Boden. Rasch kniete sie sich herunter und fragte besorgt: „Hast du dir weh getan Ashray?“ Ashray schüttelte den Kopf. „Ich bin weich gelandet!“ sagte er. Rikku half ihm auf die Beine. „Wirklich nichts passiert?“ fragte Rikku und musterte Ashray von oben bis unten. „Nein, danke!“ sagte er und lächelte. Rikku sah ihn an, dann fiel sie ihm um den Hals und drückte ihn an sich. „Ach bist du niedlich, so schrecklich süß!“ rief sie. „R...Rikku, ich...krieg keine...Luft!“ keuchte er. Rikku ließ ihn los und lächelte. Ashray hob den Kopf und blickte in Asmeths Gesicht und fragte: „Kommst du auch mit?“ „Nein!“ sagte Asmeth. „Warum nicht?“ Asmeth schwieg. Ashray lächelte und sagte: „Siehst du, du hast keinen Grund, also kannst du doch mitkommen!“ Er packte Asmeth an der Hand und zog ihn hinter sich her. Alle lächelten, als Asmeth sie widerstandslos mitführen ließ. „Rikku, Rikku, zeigst du mir alles?“ fragte Ashray aufgeregt. „Natürlich!“ sagte Rikku lächelnd und zusammen verließen sie den Turm. Sie erreichten Serno in Ifonea und Rikku führte sie in die Einkaufstraße. Sie betraten mehrere Kleiderläden und Rikku kaufte für Ashray mehrere Kleidungsstücke. Als sie auf die große Hauptstraße kamen sahen sie eine Menschenmenge, die sich in ihre Richtung bewegte. „Rikku, was ist das?“ fragte Ashray und deutete auf einige Männer, die eine schneeweiße Trage trugen. Weinrote Vorhänge schützen die Insassen vor neugierigen Blicken. „Das ist eine Trage. Wichtige Persönlichkeiten werden in ihnen Transportiert. Prinzen, Fürsten, aber vor allem Könige.“ Sie schwieg einen Moment, dann sagte sie misstrauisch: „Was macht der König von Vitus hier?“ Eine weitere Trage erschien. Sie war schwarz mit dunkelblauen Vorhängen. „Der König von Franfesco ist auch hier? Was hat das zu bedeuten?“ „Was sind Franfesco und Vitus?“ fragte Ashray und blickte Rikku fragend an. „Vitus ist das Engelsreich. Franfesco ist das Dämonenreich. Wir sind hier in Ifonea, dem Menschenreich. Die Hauptstadt des Menschenreichs heißt Serno, wir befinden uns gerade in Serno. Abalon ist die Hauptstadt des Engelsreich und Mues des Dämonenreichs. Unser Vater, also Renos und meiner heißt Takko und ist der König. Arturo der König des Engelsreich und Unikos der König des Dämonenreichs. Ich frage mich, was sie hier wollen!“ Sie musterte die Tragen, die auf direktem Weg zum Schloss waren. „Rikku, dein Vater ist doch der König, zeigst du mir das Schloss?“ fragte Ashray und zupfte an Rikkus Rock. „Aber klar!“ sagte sie und sah sich um. Sie erblickte Yuna, die in einiger Entfernung stand. „Yuna, ich zeige Ashray das Schloss, macht euch keine Sorgen, wenn irgendwas ist, kommt ins Schloss. Reno kennt den Weg ja!“ Sie wandte sich um und eilte zusammen mit Ashray den Tragen nach. Im Schloss zeigte Rikku Ashray alles, was er sehen wollte, den Garten, die einzelnen Zimmer, die Küche und das Dienerhaus und sogar das Gemach ihres Vaters. Nur in den Thronsaal konnten sie nicht, da dort die Besprechung stattfand. „Ashray, warte hier kurz, ich bin gleich zurück!“ sagte Rikku und Ashray nickte. Rikku ließ seine Hand los und verschwand um eine Ecke. Sie huschte den Gang entlang und lauschte an der Tür zum Thronsaal. Sie verstand nichts, doch als ihr Vater laut wurde, wusste sie, worüber sie redeten. „Was? Die Beschützer sind auch bei euch verschwunden?...Ja, wir haben auch welche gefunden...das selbe gesagt?...Hm, das könnte ein Problem werden!“ Er verstummte. Sie hörte nichts mehr, doch dann ertönten Schritte, die sich der Tür näherten. Rikku blickte sich hektisch um und versteckte sich rasch in der Nische einer Statue an der Wand gegenüber. Die Tür ging auf und drei Männer kamen heraus. Alle waren über fünfzig und trugen die selben Gewänder, doch Unikos Gewänder waren Schwarz, die von Arturo weiß und die ihres Vaters golden und rot. Sie schritten den Gang entlang in die Richtung, aus der Rikku gekommen war. Oh nein, Ashray steht noch da hinten. Was wenn sie ihn entdecken? Mist, ich kann gar nichts tun. Wenn Vater merkt, dass ich gelauscht habe, sperrt er mich wieder ein. Tut mir Leid Ashray, wirklich! Ashray wartete auf Rikku, doch sie kam und kam nicht. Nach einer Weile spähte er aus dem Fenster, dann hörte er Schritte. Er trat einige Schritte auf die Ecke zu, dann kamen drei Männer um die Ecke und liefen direkt in Ashray hinein. Sie hatten solch ein Tempo drauf, das Ashray zu Boden geworfen wurde. Stöhnend vor Schmerz setzte er sich auf und blickte verwirrt nach oben in die Gesichter der drei Männer. Alle drei starrten ihn erschrocken an. „Wer bist du und was machst du hier?“ fragte der Mann im gold-roten Gewand. Ashray antwortete nicht, sondern starrte fasziniert die Männer an. „Egal Unikos, wir können uns später um ihn kümmern. Jetzt müssen wir wichtigeres erledigen.“ Sagte der Mann im schwarzen Gewand. Er schnippte mit den Fingern. Zwei Soldaten erschienen. „Bringt ihn in ein Zimmer und passt auf, dass er nicht flieht oder ihn jemand befreit!“ sagte der Mann. Ashray wich vor den Männern zurück. Der Mann im weißen Gewand trat vor und drückte Ashray einen Lappen auf Mund und Nase. Ashray wurde Müde, nach wenigen Sekunden fielen ihm die Augen zu und seine Glieder erschlafften. Der Mann blickte in Ashrays Augen und sah etwas darin, dass ihn zurückzucken ließ. Etwas unheimliche flackerte auf, doch bevor er es genauer erkennen konnte, fielen dem Jungen die Augen zu und er schlief ein. „Bringt ihn in mein Zimmer und bewacht ihn!“ sagte er. Die Männer nickten und einer von ihnen hob den Jungen hoch und trug ihn davon. Das andere Mann folgte ihm. Die drei Männer blickten ihnen nach, bis sie verschwunden waren, dann eilten sie weiter und verschwanden im Arbeitszimmer von Unikos. Rikku eilte den Gang zurück. Die drei Könige waren verschwunden, ebenso wie Ashray. Sie fluchte, dann rannte sie aus dem Schloss und traf am Tor die anderen. „Was ist los?“ fragte Reno verwirrt, als er seine Schwester völlig außer Atem angerannt kommen sah. „Ashray, er ist...er ist verschwunden. Ich wollte lauschen, was Vater und die anderen beiden besprechen, aber sie sind rausgekommen und ich musste mich verstecken. Ich habe ihn hinter einer Ecke zurückgelassen. Die drei sind genau in diese Richtung gegangen und als ich nach fünf Minuten nachgesehen habe, waren alle verschwunden. Was machen wir jetzt? Wir müssen ihn finden?“ keuchte sie. Reno legte ihr eine Hand auf die Schulter und sagte: „Keine Angst, wir finden ihn. Ich rede mit Vater, er wir wissen, wo Ashray ist.“ Er wandte sich an Joshua und Vincent. „Ihr könnt auch mit euren Vätern reden!“ Sie nickten und kehrten zurück ins Schloss. Als Arturo sein Zimmer betrat, lag der Junge, immer noch schlafend, auf dem Bett. Er schickte die beiden Wachen hinaus und legte einen Zauber auf das Zimmer, sodass niemand außer ihm diesen Raum betreten konnte und die Tür für alle unsichtbar war – außer für ihn. Er schritt auf das Bett zu und setzte sich an die Kante. Er betrachtete den Jungen einen Augenblick, dann hob er die Hand und strich ihm durch das Haar. Es war angenehm weich und hatte eine seltsame Farbe. Es war golden und doch schimmerte es irgendwie orange, als wären seine Haare mit der Farbe der Sonne gemalt. Seine Finger berührten versehentlich das Gesicht des Jungen. Seine Haut war glatt und weich und von einer herrlichen Pfirsich Farbe. Der Junge öffnete langsam die Augen, blinzelte und blickte auf. Arturo bemerkte die klaren goldenen Augen, die ihn an leuchtende Sterne erinnerten. „Wie heißt du mein Junge?“ fragte er mit freundlicher Stimme. „Ich weiß nicht!“ antwortete dieser. „Hast du keinen Namen?“ fragte Arturo. „Luzi, Geni und Mika haben mich Ashray genannt, sie sagten dass sein mein Name. Sie fanden ihn schön!“ sagte Ashray. „Wer sind diese Leute?“ „Ihre richtigen Namen habe ich vergessen. Ich habe sie immer so genannt. Sie haben mit mir gespielt und sich um mich gekümmert, aber jetzt sind sie weg. Asmeth sagte, dass sie gefangen sind und sie wollen sie befreien.“ Sagte Ashray und blickte sich interessiert im Raum umher. „Mein Name ist Arturo, ich bin König in Vitus.“ Sagte der Mann lächelnd. „Wer sind die Richter?“ fragte Ashray neugierig. „Woher weißt du von ihnen?“ fragte Arturo erstaunt. „Reno hat das gesagt. Wer sind die Richter?“ „Das sind Aufständische, die diese Weltregierung vernichten wollen, um eine neue, nach ihren Idealen gestaltete Welt zu erschaffen. Sie wollen uns Könige stürzten, darum haben sie die zwölf Beschützer entführt. Ohne sie sind unsere Reiche ungeschützt.“ Ashray nickte. „Wo kommst du eigentlich her Ashray? So jemanden wie dich habe ich noch nie gesehen!“ sagte Arturo. „Rikku nannte das Gebäude in dem ich lebte den weißen Turm.“ „Du hast im weißen Turm gelebt?“ Ashray nickte. „Ja, ich war schon immer da!“ „Wie schon immer? So lange du lebst warst du im Turm?“ Ashray schüttelte den Kopf. „Nein, schon immer. Luzi sagte, dass ich schon immer da war.“ „Mochtest du Luzi und die anderen beiden?“ Ashray nickte begeistert. „Ja, sie haben ganz oft mit mir gespielt und mir alles beigebracht, aber sie sagten, ich darf nicht aus meinem Zimmer. Geni sagte, dass ich nur rausdürfe, wenn es an der Zeit ist, aber ich weis nicht, was er gemeint hat. Als sie das letzte Mal kamen meine Mika, dass ich den Turm schon bald verlassen würde. Sie sagten auch, dass ich vorsichtig sein soll.“ Arturo nickte, dann stand er auf, löste den Zauber, nahm Ashray bei der Hand und sagte: „Komm, ich zeige dir den Garten oben auf dem Schloss!“ Ashray nickte und sie verließen den Raum. Reno und die anderen trafen sich vor dem Thronsaal wieder. „Vater wusste nicht, wie Arturos Zimmer lag, da hat man Ashray hingebracht!“ sagte Reno. „Mein Vater sagte da gleiche!“ sagte Vincent. „Meinen Vater habe ich nicht gefunden...“ sagte Joshua, doch er verstummte. Am Ende des Ganges, dort wo er sich mit einem weiteren gang kreuzte, liefen Arturo und Ashray. Sie verschwanden und Joshua eilte ihnen, gefolgt von den anderen, nach. Arturo führte Ashray hinauf in den Garten. Ashray strahlte, als er den Garten sah. Er war wunderschön. „Dieser garten ist schön!“ sagte er. Arturo nickte. „Ja, aber das Stück, das vom garten Eden übrig geblieben ist, ist viel schöner. Es ist der schönste Garten den es gibt, denn Gott hat ihn erschaffen!“ „Wer ist Gott?“ fragt Ashray und blickte Arturo verständnislos an. „Er hat uns alle erschaffen, er hat uns leben gegeben und das Universum erschaffen. Er ist wunderbar. Weist du das nicht?“ Ashray schüttelte den Kopf. Plötzlich ertönte hinter ihnen Rikkus Stimme. „Ashray!“ Sie wandten sich um und Rikku fiel vor Ashray auf die Knie und umarmte ihn. „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Ist alles in Ordnung? Fehlt dir auch nichts?“ fragte sie besorgt. Ashray schüttelte den Kopf. „Vater, was machst du hier?“ fragte Joshua ungläubig. „Ich zeige Ashray den Garten!“ antwortete Arturo. Die anderen eilten herbei und betrachteten sich misstrauisch. „Ich weis immer noch nicht, wer die Richter sind!“ sagte Ashray verwirrt. „Ich habe es dir doch erklärt.“ Ashray schüttelte den Kopf. „Nein, sie sagten nur, was sie machen, aber nicht wer sie sind. Wie heißen sie, wie sehen sie aus, sind sie Engel, Dämon oder Mensch? Das will ich wissen!“ sagte Ashray und blickte in Arturos Gesicht. „Das wissen wir nicht. Wir haben noch keine genauen Informationen bekommen, leider!“ sagte Arturo seufzend. „Dann werdet es ihr gleich wissen!“ rief eine amüsierte Stimme hinter ihnen. Sie wandten sich erschrocken um. Hinter ihnen landeten zwei Personen. Eine junge Frau und ein junger Mann. Die Frau war ein Engel, der Mann ein Dämon. „Mein Name ist Rosiel.“ „Asmodeus!“ sagte der Mann. „Wir gehören zu den Richtern und sind hier um jemanden zu holen!“ Arturo wich zurück und drängte Rikku und Reno ebenfalls zurück. Rosiel lachte laut auf. „Keine Angst kleiner König, wir sind weder hier um dich, noch deine lieben Kinder zu holen. Wir wollen jemand anderes.“ Ihre Augen blitzten über die Anwesenden. Alle folgten angespannt ihrem Blick, der nach kurzer Runde auf Ashray hängen blieb. „Wer ist dass denn?“ fragte sie. „Siehst du niedlich aus Kleiner!“ Sie trat auf Ashray zu, drückte sein Kinn nach oben und blickte in seine klaren sternengleichen Augen. „Ich hatte recht, du bist unglaublich süß!“ Sie kicherte, beugte sich vor und küsste ihn sanft auf den Mund. Alle starrten sie verdutzt an. Noch während des Kusses fielen Ashray die Augenlider zu und er sank in sich zusammen. Rosiel fing ihn auf und nahm ihn auf die Arme. „Asmodeus hol den anderen, ich möchte den hier behalten, er ist so süß!“ kicherte sie. „Untersteh dich du alte Hexe!“ keifte Rikku. „So eine böse Zunge, du kleines Flittchen!“ kicherte Rosiel. „König, haltet eure Tochter im Zaum, oder es ergeht ihr schlecht.“ „Ich hab den anderen, verschwinden wir!“ rief Asmodeus. Er hatte Asmeth bewusstlos geschlagen und ihn sich über die Schulter geworfen. Sie erhoben sich in die Lüfte und verschwanden. Die anderen sahen ihnen hilflos nach und Rikku brach in Tränen aus. Rosiel und Asmodeus flogen mit ihren beiden Geiseln über das ganze Land. Über den weißen Turm und stiegen dann nach oben in den Himmel. Wolkenfetzen zogen an ihnen vorbei und als sie eine dicke Wolkendecke durchbrachen erstreckte sich vor ihnen ein schwarzes Schloss. Genau über dem weißen Turm im Himmel lag der Sitz des Bösen. Sie landeten und schritten durch die große schwarze Halle, die von bläulich schimmernden Kerzen erhellt wurde. „Bring den in den Kerker, aber pass auf, dass der Bannkreis gut ist, sonst kann er fliehen!“ sagte Rosiel. „Und was machst du mit dem?“ fragte Asmodeus und blickte den Jungen an. „Er ist mein neuer Spielkamerad. Alexiel hat immer so wenig Zeit für mich.“ Asmodeus seufzte und verschwand auf einer Treppe die nach unten führte, während Rosiel mit dem Jungen die Treppe nach oben stieg und in ihr Zimmer ging. Sie legte den Jungen auf ihr Bett und deckte ihn liebevoll zu. In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen und eine junge Frau kam herein. Sie glich Rosiel bis aufs letzte Haar. „Alexiel!“ rief Rosiel überrascht und sprang auf. „Rosiel, was hab ich gehört? Du hast ein Kind aufgenommen und dann auch noch einen Jungen? Was soll das?“ „Du hast doch nie Zeit für mich. Nur weil ich die jüngere von uns bin heißt noch lange nicht, dass du deshalb alles alleine machen musst und nie Zeit für mich hast. Ich will doch nur mit dir spielen!“ Alexiel seufzte und tätschelte ihre kleine Zwillingsschwester. „Ja, du kannst ihn behalten, bis ich Zeit für dich habe. Vielleicht spielen wir zusammen heute Abend. Überlegt euch ein schönes Spiel!“ Rosiel nickte strahlend und Alexiel verließ den Raum. Rosiel wandte sich dem Jungen zu, lächelte und streichelte ihm durch die Haare. „Jetzt kannst du aufwachen Kleiner!“ sagte sie und der Junge öffnete blinzelnd die Augen. „Wie heißt du? Mein Name ist Rosiel und deiner?“ fragte Rosiel. „Luzi, Geni und Mika haben mich Ashray genannt!“ sagte der Junge leicht nervös. „Brauchst keine Angst haben, ich tu dir nichts. Du bist doch mein Spielkamerad!“ „Wir spielen was?“ fragte Ashray begeistert. Rosiel nickte, dann packte sie Ashrays Hand, zog ihn vom Bett und sie setzten sich auf den Boden. Rosiel zog ein Spiel herbei und packte es aus. „Komm, wir spielen Monopoly!“ Ashray nickte begeistert und sie begannen zu spielen. Als sie fertig waren, Ashray hatte gewonnen, fragte Ashray: „Du Rosiel, hast du keine Kuscheltiere?“ Rosiel schüttelte den Kopf. „Ich hab ganz viele, aber die sind alle in meinem Zimmer.“ Er senkte den Kopf und blickte zu Boden. „Soll ich sie holen?“ „Kannst du das?“ Rosiel nickte, dann schloss die sie Augen und sagte: „Stell die jedes deiner Kuscheltiere, das du haben willst, genau vor!“ Ashray nickte und schloss ebenfalls sie Augen. Er stellte sich alles genau vor und als er und Rosiel die Augen öffneten, lagen überall auf dem Boden Kuscheltiere. „Hier schau mal, die beiden mag ich am liebsten!“ Er hob einen weißen Hasen und einen weißen Bären hoch. „Hier, den schenke ich dir!“ Er reichte Rosiel den Bären. „Warum? Das ist doch dein Lieblingskuscheltier.“ Sagte Rosiel und griff nach dem Bären. „Weil ich dich gern hab Rosie!“ sagte Ashray und lächelte. Rosiel lächelte ebenfalls und sie setzten sich nebeneinander vor das große Fenster und blickten in den Himmel. Nach einiger Zeit spürte Rosiel etwas und blickte zu Ashray. Dieser war eingeschlafen und hatte sich an sie gelehnt. Sein Kopf lag auf ihrer Schulter und in den Armen hielt er, fest an sich gedrückt, den weißen Hasen. Rosiel lächelte sanft und legte ihren Kopf auf den von Ashray. Nach wenigen Minuten war sie ebenfalls eingeschlafen und beiden fielen nach hinten. Als Alexiel das Zimmer betrat und die beiden schlafend vor dem Fenster erblickte, lächelte sie sanft. „Ihr seht aus wie die besten Freunde!“ flüsterte sie. Beide hielten die weißen Kuscheltiere in den Armen und schliefen Kopf an Kopf auf den Boden liegend und dicht aneinander geschmiegt. Alexiel holte eine dünne Decke und legte sie über die Beiden, dann verließ sie das Zimmer erneut und ließ die beiden schlafen. Rikku fluchte lautstark und alle wichen ihr aus. „Wir holen die beiden sofort zurück. Wer sich mir widersetzt, den mache ich alle!“ rief sie wütend. Keiner widersprach ihr und so sagte sie: „Ich will da hin, wo die sind, sofort!“ Auch ihr Vater wich erschrocken zurück. Reno versuchte sie zu beruhigen. „Ja, wir gehen ja gleich, aber wie willst du das anstellen? Du weist nicht einmal wo sie sind und wie wir da hinkommen sollen.“ „Mir egal, ich will da hin und wehe du widersprichst mir, Bruderherz. Ich bin ziemlich gereizt!“ „Ich merke es!“ sagte Reno und wich, die Hände abwehrend erhoben, zurück. „Sie sind geflogen, also muss es oben sein.“ Sagte Joshua. „Vielleicht über den Wolken. Hah, das ist es. Sie haben ein Schloss über den Wolken, darum konnte niemand bis jetzt sie finden!“ „Rikku, das ist verrückt!“ sagte Lovis. Rikku warf ihr tödliche Blicke zu und Lovis schrumpfte in sich zusammen. „Ihr bringt mich da hoch und wenn nicht, reis ich euch eure Flügel aus. Jede Feder und jede Schuppe einzeln.“ Ihr Stimme bebte vor Zorn und hastig nickten alle. Vincent und Yuna machten sich bereit, Rikku zu tragen. Joshua und Lovis mussten Reno tragen. Bevor sie jedoch losflogen eilte Rikku in ihr Zimmer und holte einen Rucksack und ein langes Päckchen, dann flogen sie los. „Bist du sicher?“ fragte Vincent. „Natürlich!“ antwortete Rikku. „Los, flieg schneller, oder es gibt ärger!“ Vincent nickte und sie flogen schneller. Nach fünfzehn Minuten hatten sie die Wolkendecke erreicht und nach zwanzig weiteren Minuten sie durchbrochen. Am Horizont lag ein schwarzer Schatten auf dem Wolkenmeer und rührte sich nicht. „Das muss es sein, los!“ sagte Rikku. Sie flogen weiter und als sie näher kannten sie ein schwarzes Schloss. „Dieses Schloss muss direkt über dem weißen Turm liegen, sonst würden die Wolken es nicht tragen.“ Sagte Joshua. Die anderen nickten und näherten sich weiter. Unschlüssig blieben sie auf der Stelle schweben und musterten das Schloss. „Es ist so still. Ob überhaupt jemand da ist?“ fragte Rikku und ihre Stimme zitterte jetzt. „Du wolltest doch hier her!“ sagte Yuna vorwurfsvoll. „Ja, also weiter!“ rief Rikku mit wieder fester Stimme und sie flogen weiter. Sie landeten und blickten sich um. Niemand war zu sehen und sie versteckten sich. „Wo sollen wir suchen?“ fragte Rikku. „Am besten bleiben wir zusammen. Alleine haben wir keine Chance!“ sagte Vincent. Sie nickten und schlichen weiter. Die Halle, die sie nun betraten war riesig und vollkommen schwarz. Zahlreiche Kerzen, die bläuliches Licht verströmten, schwebten in der Luft. „Oben oder unten?“ fragte Lovis und deutete erst auf die Treppe nach oben, dann auf eine Treppe, die nach unten führte. Wir sind zu sechst, also gehen die nach oben und drei nach unten. Treffen wir uns dann draußen wieder.“ Sagte Joshua. Sie nickten und teilten sich auf. Joshua, Yuna und Rikku gingen nach unten. Vincent, Lovis und Reno nach oben. Asmodeus hatte Asmeth nach unten in einen der Kerker gebracht und ihn mit den Händen an die Wand gekettet. Er musterte ihn, dann verließ er den Raum. Nach kurzer Zeit erwachte Asmeth und blickte sich verwirrt um. Er versuchte sich zu bewegen und stellte ein wenig überrascht fest, dass seine Hände an die Wand gekettet waren. Er hob den Kopf und blickte sich um. Durch ein vergittertes Fenster fiel helles Sonnenlicht herein. Niemand außer ihm befand sich im Kerker, doch an der gegenüberliegenden Wand stand ein schmales Regal voller Pergamentrollen und alter Bücher. Asmeth schloss die Augen und konzentrierte ich. Die Ketten klirrten, doch dann fielen sie ab und er rieb sich die Handgelenke. Er schritt auf den Schrank zu und studierte die Bücher und Pergamentrollen. Meist war es nichts wichtiges, doch eines der Bücher stich ihm ins Auge. Er nahm es heraus und schlug es auf. Auf den meisten Seiten stand nur Text, doch auf anderen waren Bilder abgedruckt. Sie zeigten die drei Hauptstädte, sie drei größten Berge, die drei Hauptflüsse, das schwarze Schloss, um das drei Lichter leuchteten und – der weiße Turm. Er ließ das Buch in seinen Gewändern verschwinden und zog einige Pergamente heraus. Auf einem waren die drei Berge, auf einigen anderen die Flüsse, die Hautstädte, das schwarze Schloss, doch der weiße Turm fehlte. Auch diese Pergamente steckte er ein, dann eilte er zurück zu den Ketten, konzentrierte sich erneut und die Ketten legten sich wieder um seine Handgelenke, dann blickte er aus dem Fenster und verschloss das, was er gefunden hatte, in seinem Herzen, damit niemand es herausfinden würde. Nach einer Weile hörte er auf dem gang Schritte und ein leises Flüstern, dann herrschte Stille. Schließlich ertönte ein leises Klicken und die Tür flog auf und Joshua, Yuna und Rikku traten herein. „Was macht ihr hier? Es ist gefährlich!“ zischte Asmeth. „Wir wollen dich und Ashray befreien.“ Sagte Rikku missmutig. „Ashray? Ist er auch hier?“ fragte Asmeth verdutzt. „Ach nein, wegen dir wäre ich nicht hergekommen!“ giftete Rikku und Joshua schob sie zur Seite. „Sieht aus, als hätten wir einen von euch bereits gefunden. Beeilen wir uns und suchen die anderen!“ Asmeth konzentrierte sich und die Ketten fielen ab. „Ihr hättet nicht kommen sollen!“ sagte er immer noch missmutig. Sie verließen den Kerker und eilten nach oben in die Halle. Niemand war zu sehen. Auch draußen war niemand. „Sie müssen noch oben sein!“ sagte Yuna. „Lasst uns nachsehen, vielleicht sind sie in Schwierigkeiten.“ Sagte Rikku und rannte lautlos los. Die anderen folgten ihr widerstrebend. Schwierigkeiten hatten die anderen auf jeden Fall. Nachdem sie nach oben gegangen waren und eine Halle, deren Dach fehlte, betreten hatten, War vor ihnen eine Gruppe erschienen, die sich ihnen in den Weg gestellt hatte. Asmodeus stand zusammen mit einem Mädchen ganz vorne. Sie sah aus wie Rosiel, doch irgendwie anders. „Wie schön, dass ihr es bis hier hergeschafft habt!“ sagte Asmodeus höhnisch. „Wo ist Ashray?“ rief Rikku. „Na so was. Asmeth ist entkommen, wenn wunder das noch? Immerhin ist er Hauptmann im Turm.“ Sagte ein junger Mann grinsend. Es war ein Mensch, doch ihn umgab eine bösartige Aura. „Wo ist er?“ fragte Rikku erneut. „Bei meiner Schwester!“ sagte die junge Frau. „Wer seid ihr?“ fragte Lovis und musterte sie alle samt. Es waren sechs. Einer weniger als sie selbst. „Mein Name ist Alexiel, meine Schwester kennt ihr ja schon. Asmodeus dürfte euch auch bekannt sein. Sonst sind alle anwesend...nein, Sandalphmon ist auch nicht da. Der macht mal wieder nur was ihm spaß macht. So ein Idiot!“ „Vielen Dank!“ ertönte eine körperlose Stimme in der Halle. Alexiel zuckte zusammen. „Sandalphmon, wo bist du jetzt schon wieder?“ rief Alexiel aufgebracht. „Geht euch nichts an. Ich hab meine eigenen Interessen, also verschont mich mit eurem Geschwätz!“ Alexiel seufzte, als Sandalphmons Stimme verstummt war. Alexiel wandte sich Rikku und den anderen zu. „Seid ihr bereit?“ „Immer doch!“ grinste Rikku und sie machten sich bereit für den Kampf. Asmeth wich zurück. Er hatte als einziger wenig übrig für den Kampf. Rikku zischte ihm zu: „Such Ashray, oder ich mach dich später alle!“ „Falls ihr dann noch lebt!“ sagte Asmeth kühl und eilte weiter nach oben. Die Kampfgeräusche wurden leiser und verstummten schließlich ganz. Asmeth eilte missgelaunt weiter und schließlich öffnete er eine Tür. Im ganzen Raum lagen die Kuscheltiere aus Ashrays Zimmer im Turm verteilt und vor dem Fenster auf dem Boden lagen Ashray und Rosiel unter einer dünnen Decke, dicht an dicht aneinander gekuschelt und tief schlafend. Jeder von beiden hielt ein weißes Kuscheltier in den Händen. Asmeth betrachtete sie eine Weile, dann zog er die Pergamentrolle mit dem schwarzen Schloss hervor und rollte sie auseinander. Auf der Karte war ein Lageplan eingezeichnet und dieser Raum war markiert worden. Er steckte die Pergamentrolle zurück und untersuchte das Zimmer. Er wandte sich gerade dem Bett zu, als Rosiel erwachte. Sie richtete sich auf und erblickte Asmeth. „Was machst du da?“ rief sie erschrocken. Jetzt regte sich auch Ashray. Er richtete sich blinzelnd auf und als er Asmeth erkannte, rief er lächelnd: „Asmeth!“ Asmeth wich zurück und berührte mit der Hand einen verborgenen Schalter in der Wand. Das Bett löste sich auf und der Boden öffnete sich. Eine hellblaue Kugel erschien und in ihr saß ein junger, gutaussehender Mann, der sich langsam aufrichtete. Ashrays Augen weiteten sich ungläubig. „Nein!“ kreischte Rosiel und stürmte aus dem Raum. Asmeth trat auf die Kugel zu und bemerkte, dass der Mann und Ashray sich nicht aus den Augen ließen. „Asmeth, bitte mach diese Kugel kaputt, bitte!“ sagte Ashray flehend. Asmeth nickte zögernd und berührte die Kugel. Sie war aus einem Material, dass er nicht definieren konnte. Er konzentrierte sich, doch nichts geschah. Ashray stand auf und trat langsam auf die Kugel zu, den Mann nicht aus den Augen lassend. Er hob die Hand und berührte die Kugel. Der Mann legte seine Hand an dieselbe Stelle. Asmeth wusste augenblicklich, dass zwischen den beiden eine besondere Beziehung herrschte und sein Körper verkrampfte sich. Erschrocken über sein eigenes Verhalten zuckte er zusammen und schüttelte rasch den Kopf. Asmeth betrachtete den Mann genauer. Er hatte lange, feuerrote Haare uns silberne Augen. „Asmeth, bitte!“ flüsterte Ashray leise. Asmeth nickte, holte tief Luft und lies eine Waffe in seiner Hand erscheinen. Auch wenn er Gewalt jeglicher Art verabscheute, konnte er sehr gut mit Waffen umgehen. Er hob die Waffe und schlug zu. Während die Waffe niedersauste sprach er ein Gebet und als die Waffe die Kugel berührte rief er laut: Amen. Die Kugel zersprang. Auf dem Rücken des Mannes erschienen sechs schneeweiße Flügel. Ein Seraph, schoss er Asmeth durch den Kopf. Dies war einer der zwölf Beschützer. „Mika!“ rief Ashray und seine Augen füllten sich mit Freudentränen. Mika lächelte und schloss die Arme um Ashray. Ashray erwiderte die Umarmung. Mika streichelte ihn und sagte mit sanfter Stimme: „Nicht weinen Kleiner. Du darfst nicht weinen, das hast du doch versprochen.“ Ashray nickte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Mika hob Ashray auf den Arm und wandte sich Asmeth zu. Er war ein gutes Stück größer als Asmeth, obwohl er selbst nicht gerade klein war. „Danke, dass du mich befreit hast Asmeth!“ „Michael-sama, es war mir eine Ehre!“ sagte Asmeth und verneigte sich. „Mika, was ist mit Luzi und Geni? Wo sind sie und die anderen?“ fragte Ashray. „Ich weis es nicht. Wir wurden getrennt, aber ich bin mir sicher, dass sie hier im Schloss sind! Gehen wir sich suchen?“ sagte Michael lächelnd. Ashray nickte und gab Michael einen Kuss auf die Wange. Sie verhalten sich wie Vater und Sohn, dachte Asmeth neidisch. „Wir müssen zu den anderen, sie kämpfen gerade!“ sagte Asmeth plötzlich, als es ihm wieder einfiel. „Sandalphmon ist aber nicht dabei, oder?“ fragte Michael. Seine Stimme zitterte kaum merklich. Asmeth schüttelte den Kopf und Michael atmete erleichtert auf. „Ich erkläre es euch später. Jetzt müssen wir die anderen beiden finden und hier verschwinden, bevor er kommt!“ Asmeth nickte verwirrt und sie verließen das Zimmer. Im Gang hob Ashray plötzlich den Kopf und blickte zur Decke. „Was ist los?“ fragte Michael. „Geni ist da oben!“ sagte Ashray aufgeregt. „Schnell Mika, wir müssen Geni helfen!“ „Woher weist du das?“ fragte Asmeth erstaunt. „Verrat ich nicht!“ sagte Ashray grinsend. Ashray ist schon ein seltsamer Junge. Wir wissen fast nichts über ihn. Vielleicht können uns die Beschützer ja mehr erzählen! Sie rannten zwei Treppen hoch, dann deutete Ashray nach vorne. „Da lang, es ist nicht mehr weit!“ Michael nickte und sie rannten weiter. Asmeth machte sich langsam sorgen um die anderen. Was wenn ihnen etwas passiert war? Lebten sie überhaupt noch? Nein, so etwas durfte er nicht denken. Sie lebten bestimmt noch! „Da drinnen!“ sagte Ashray schließlich und deutete auf eine Flügeltür. Sie öffneten sie und traten ein. Der Raum sah aus wie ein gewöhnliches Schlafzimmer. „Wo sollen wir suchen? Er könnte überall sein!“ sagte Asmeth verzweifelt. „Langsam mache ich mir sorgen um die anderen. Ich hoffe es geht ihnen gut!“ „Bestimmt!“ sagte Michael. „Ashray, weist du wo er ist?“ Ashray sah sich um, dann nickte er. „Da!“ er deutete auf den Schrank ihnen gegenüber. Asmeth untersuchte den Schrank, dann fand er den Schalter und betätigte ihn. Der Schrank glitt zur Seite und eine hellblaue Kugel schwebte aus einer Öffnung in der Wand heraus. „Geni!“ rief Ashray freudig und lachte. Der Mann richtete sich auf und blickte sie an, dann erkannte er Ashray und Michael und lächelte. Erneut ließ Asmeth in seiner Hand eine Waffe erscheinen. Er hob sie, sprach das Gebet und zerstörte die Kugel wie schon bei Michael. Genesis landete sanft auf dem Boden und Michael reichte ihm Ashray. Wie schon bei Michael-sama beobachtete Asmeth mit einem leichten Stechen in der Brust, wie Ashray und Genesis-sama sich umarmte. Ashray gab Genesis einen Kuss auf die Wange und sagte: „Jetzt müssen wir nur noch Luzi und die anderen finden, dann bin ich nicht mehr alleine!“ Genesis nickte und jetzt trug er Ashray auf dem Arm. „Danke Asmeth, dass du mich gerettet hast!“ Er lächelte. „Suchen wir Luzi!“ rief Ashray. „Weist du wo er ist?“ fragte Genesis. Ashray nickte begeistert. „Da!“ Er deutete zur Decke. „Oben?“ fragte Michael. „Ganz oben. Auf dem Dach!“ sagte Ashray. Sie nickten und eilten weiter. Asmeth wurde immer mulmiger zumute. Was war mit den anderen? Ging es ihnen gut? Auf dem Dach angekommen sahen sie sich um und entdeckten einen großen Spiegel. Genesis setzte Ashray auf seinen Wunsch hin ab und Ashray lief zum Spiegel und sagte: „Hallo Luzi, schau ich bin da. Ich hab auch Geni und Mika mitgebracht. Die anderen hab ich noch nicht gefunden, aber keine Sorge, bald sind wir alle wieder zusammen!“ Er lächelte, dann wandte er sich um und winkte die drei herbei. „Schau mal Asmeth, da ist Luzi!“ Asmeth trat vor und erschrak. Im Spiegel schwebte eine hellblaue Kugel und in ihr schwebte zusammengerollt ein junger Mann mit schwarzen langen Haaren. Seine silbernen Augen blickten leer vor sich hin. Jetzt traten auch Michael und Genesis herbei und blickten ihren Freund besorgt an. „Geni, Mika, nicht traurig sein. Luzi wacht bald auf und spielt wieder mit uns.“ Er lächelte sie an, dann wandte er sich zurück zu Luzifer und legte eine Hand auf die Glasscheibe. „Luzi, warum machst du dir sorgen? Das brauchst du nicht, es wird alles gut, dass hab ich dir doch versprochen, oder etwa nicht? Ich hab dir versprochen, dass niemandem etwas passiert und bis jetzt hab ich es gehalten. Siehst du, ich bin gut. Mach dir also keine Sorgen, Papa ist doch da und beschützt mich, hast du das vergessen? Er wird mich immer beschützen, dass hat er versprochen und wir sind an sie gebunden.“ Ashray schmiegte seinen Kopf an das kalte Glas und schloss genießerisch die Augen. „Luzi, du hast auch was versprochen. Hältst du es auch? Hältst du, was du mir versprochen hast? Wenn nicht, dann hab ich dich nicht mehr lieb Luzi, dann mag ich dich nicht mehr!“ Er öffnete die Augen und trat einen Schritt zurück. Asmeth beobachtete ihn mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend. Ashray wurde ihm langsam unheimlich. Seine Worte klangen nicht wie die eines Kindes, eher wie die eines alten, weißen Mannes. Genesis und Michael schien ebenfalls unwohl zu sein. „Du musst dein Versprechen jetzt einlösen Luzi. Wach auf und spiel wieder mit mir, dass hast du mir versprochen Luzifer-kun und Versprechen muss man einhalten, nicht wahr?“ Bei seinem letzten Satz streckte Ashray die Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen das Glas. Was genau passiert war, konnte niemand sagen, denn keiner von ihnen wusste, wie oder was passiert war. Sie wussten nur, dass plötzlich Luzifer in voller Größe vor ihnen stand und Ashray auf dem Arm hielt. Als Ashray das Glas berührte, zersprang das Glas in Tausende von Splittern, die alle in der Luft schwebten. Die Zeit stand still. Ashray trat auf die Kugel zu und blickte in Luzifers ausdrucksloses Gesicht. „Du hast es mir versprochen Luzi. Versprechen muss man halten, das waren deine Worte, erinnerst du dich? Erinnerst du dich daran, was du mir versprochen hast? Ich erinnere mich ganz deutlich daran und wenn es so weit ist, werde ich dich daran erinnern und du musst es ein lösen. Diesmal belasse ich es, aber ich komme darauf zurück. Siehst du Luzi, ich habe mein Versprechen gehalten, Papa hält seines auch und du? Was ist mit dir? Wirst du es halten? Wir werden sehen Luzi, wir werden sehen. Ich kann warten! Du kannst aufwachen Luzi, du hast noch etwas zu erledigen, vergiss das nicht. Vergiss nicht, dass ich euch kenne. Ich weis was ihr denkt und wie ihr handelt.“ Ashray grinste und die hellblaue Kugel zerplatzte wie eine Seifenblase. Luzifers Augen waren wieder normal. Er landete auf dem Boden und kniete sich zu Ashray hinunter. „Ich habe mein Versprechen nicht vergessen und ich werde es einhalten!“ sagte er und senkte demütig den Kopf. Ashray lächelte und streichelte über Luzifers Haare. „Das hoffe ich doch Luzi, dass hoffe ich sogar sehr. Du weist, was sonst passiert, nicht wahr?“ Luzifer nickte. „Steh auch Luzi, du bist nicht mein Diener oder Untergebener, sondern mein Freund. Seit ich mich zurückerinnern kann warst du an meiner Seite und gabst auf mich acht. Doch diesmal ist es anders. Papa beschützt mich, aber seine Kraft schwindet, ich spüre es mit jedem Atemzug mehr. Bald wird sie verschwunden sein und dann? Dann muss ich herhalten.“ Luzifer hob den Kopf und sah Ashray an. Ashray blickte traurig in Luzifers silberne Augen. „Weist du Luzi, eigentlich will ich das alles gar nicht, aber ich kann nichts dagegen tun, so sehr ich es auch will. Im Grunde will ich nur von jemandem Geliebt werden, den nicht interessiert, was ich bin oder was bald passieren wird, leider gibt es so jemanden nicht...zumindest für mich nicht. Du weist wie lange ich das alles schon beobachte, wie lang ich sie beobachte. Immer wieder sehe ich, wie sie ihre oder ihren Liebsten finden. Ich beneide sie alle, weil ihnen so etwas nicht verboten ist. Ich beneide auch euch. Euch sind solche Gefühle nicht versagt, nur mir. Eigentlich sollte ich glücklich sein. So ein Schicksal wie ich wünscht sich doch jeder, aber warum bin ich dann nicht glücklich? Diese Leute hier, die, die mich im Turm gefunden haben. Bei ihnen spüre ich zum ersten Mal, dass sie meine Freunde sind. Freunde, wie sich dieses Wort aus meinem Mund schon anhört.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich darf sie eigentlich nicht so nennen. Ich kann sie als solche betrachten, aber werde ich nie ihr Freund sein. Luzi, warum? Warum nur bin ich es? Es konnte doch jeder sein, warum nur ich?“ Jetzt rannen Tränen über Ashrays Gesicht. Luzifer Stand auf, trat auf Ashray zu, nahm ihm auf den Arm und drückte ihn an sich. „Ich weis nicht, warum du es bist, aber weine nicht. Diese Leute waren freundlich und nett zu dir, ohne zu wissen, wer du bist. Sei froh darüber. Vielleicht werden sie dich hassen wenn sie die Wahrheit erfahren, aber bis dahin solltest du ihre Nähe genießen. Du warst so lange allein, du hast ein wenig Gesellschaft verdient.“ Ashray nickte, klammerte sich an Luzifer und vergrub das Gesicht in seinem Umhang. „Willst du die Zeit nicht langsam wieder weiterlaufen lassen?“ Luzifer blickte auf. „Wie ich sehe hast du Genesis und Michael auch erwischt. Warum bewege ich mich dann noch?“ „Weil ich mit dir reden wollte. Du bist der Einzige, der mich versucht zu verstehen...nicht das du es tust!“ „Hey, dass war gemein!“ sagte Luzifer schmollen. Ashray lächelte. Luzifer wischte ihm die Tränen weg. „Siehst du, mit einem Lächeln sieht alles besser aus, außerdem steht es dir besser als Tränen!“ Ashray nickte und drückte Luzifer einen Kuss auf die Wange. „Ich hab dich lieb Luzi!“ sagte er und schmiegte sich an Luzifer. Asmeth sah, dass Ashray sich an Luzifer schmiegte. „Wir sollten zu den anderen!“ sagte er und schaffte es, nicht gehässig zu klingen. Sie nickten und eilten hinunter. Als sie die `Halle´ erreichten, blieben sie erschrocken stehen. Hallöle, im nesten kapi schreib i vielleicht bemerkungen in de text nei. wie findet ihrs? Ash: gib net so an -.- Asm: genau *zu Ashray rüber schiel* ich: hey, wird das jetzt ne verschwörung gegen mich? *wütend schau* Ash+Asm: wir doch net *syncro kopfschüttel* ich: ~.~ wer's glaubt Asm: Ashray, du siehst süß aus Ash: *rot werd* Luzi:finger weg von Ashray Ash: *zu Luzifer lauf und um Hals fall* ich: gut, also bitte kommis schreiben, ja? bittöööö *ieb schau* kriegt au kekse Luzi+Ash+Asm: das nennt man erpressung ich: *unschulaidg pfeif* flüster: bitte kommis schreiben, danke ALle: CHIBI!!!! ich: Hilfe! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)