Sarcastic Drug von Chrolo (Geteiltes Leid ist halbes Leid) ================================================================================ Prolog: Makoto, Tokitoh & Sanada -------------------------------- Eine schwarze Katze streifte den Gehweg entlang und suchte nach was zu essen. Jeden Tag rangen unzählige Tiere um ihr Leben, viele fielen dem Hungertod zu Opfer… aber diese schwarze Katze hatte ein besseres Schicksal gefunden… Es schellte an der Haustür eines netten Appartements im dritten Stock des Agiwara-Hotels; einer Wohnungsvermietung, wo man beliebig lange bleiben konnte, aber pro Übernachtung zahlte. Makoto Kubota ging zur Tür und presste auf dem Weg seine Zigarette in dem marmornen Aschenbecher aus, den er zwei Tage vorher bei einem Schlussverkauf ergattert hatte. Ein Mann mit unangenehmen Blick stand vor der Tür und trat kurz darauf ein, ohne ein Wort zu sagen. Er setzte sich in einen der Ledersessel, die im großen Wohnraum standen. Seine Jacke behielt er an. Makoto seufzte: „Wieso müssen Sie immer so teilnahmslos sein?“ „Tsk, gib mir erstmal eine Zigarre!“, erwiderte der Mann. „Ich rauche nicht mehr!“, sagte Makoto mit einem leichten Grinsen. „Und wozu hast du dir vor zwei Tagen dann diesen Aschenbecher gekauft?“ „Denken sie, ich hätte Sie nicht gesehen?“ „Immer noch der Alte…!?“ „Seit wann rauchen Sie denn Zigarren?“ „Seit es von Royal Ark auch Zigarren gibt!“ „Okay… nun, was führt Sie zu mir, Sanada?“ „Haha, ich habe einen Auftrag für dich! Es hat mit W.A. zu tun!“ Tokitoh, der das Gespräch aufmerksam von dem großen hölzernen Bett aus verfolgte, welches er sich mit Makoto teilte, mischte sich ein: „Sie wissen was über W.A.?“ „Nun, ich habe einiges mit Drogen zu tun!“, antwortete Sanada grinsend. „Das ist Sanada; ich war ein knappes Jahr lang in seiner Sekte, der Izumokai!“, meinte Makoto beiläufig zu seinem schwarzhaarigen Kumpel. „Hach, war schön mit dir… die Türen stehen dir immer noch offen!“, sagte Sanada, aber er wusste, dass Makoto nicht wieder ins Drogengeschäft einsteigen würde, nachdem Komiya-San gestorben war, mit dem er damals die meiste Zeit verbracht hatte. „Naja, jedenfalls gibt es wen, der mir arge Probleme bereitet. Du kennst ihn sicher, er heißt Jun Sekiya und ist der neue Chef des Tojo-Clans. Unter seiner Leitung blühte der Clan förmlich auf und jetzt breiten sich diese Kerle auf unserem Sektor aus!“ „Puh, das ist natürlich ein Problem…!“, sagte Makoto relativ uninteressiert. „Tse, du wirst mir helfen!“, entgegnete der Regionalleiter der Izumokai unerschütterlich. „Ah ja, dann wird das wohl so sein, wenn Sie das sagen…!“, meinte Makoto und schaute durch das Fenster auf die roten Blätter der Eiben, die der Herbst preisgab. „Es geht um W.A., wie ich schon sagte!“ Tokitoh fuhr wieder zusammen, als Sanada das Wort W.A. aussprach, er war nach wie vor hinter dem Geheimnis dieser Droge her. „Inwiefern?“, fragte Makoto. „Der Tojo-Clan… er dealt neuerdings damit…!“, sagte Sanada nachdenklich. „Warte, ich hole Kekse, im Seven-Eleven hatten sie die neuen von Jakunji, die aus der Werbung!“ Sanada blieb cool, denn er wusste, wie Makoto drauf war; destruktiv, abweisend und gelassen. Der Braunhaarige kam kurz darauf mit einer Schachtel Keksen aus der Küche zurück. „Also, wissen Sie genaueres?“, fragte Tokitoh angespannt. „Nun, es hat kürzlich zwei unserer Leute erwischt, die sich das Zeug haben andrehen lassen; wir haben ihre Leichen noch… ihre Körper sind teilweise mit braunem Fell überzogen!“ „Braunes Fell…“, murmelte Tokitoh und sah auf seine rechte Hand hinab, die wie immer von einem schwarzen Handschuh verdeckt war. „Darf ich mir mal deine Hand ansehen?“, fragte Sanada und schielte mit listigem Blick zu ihm herüber. „Was bringt Ihnen das?“, fragte Tokitoh argwöhnisch. Sanada holte tief Luft und suchte nebenbei in seiner Jackentasche nach einer Schachtel Royal Ark, obwohl er wusste, dass er keine mehr hatte: „Ich möchte dich untersuchen, da du vielleicht, sehr warscheinlich sogar, der einzige Lebende bist, der W.A. schon genommen hat…!“ Tokitoh erschauderte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und holte ebenfalls tief Luft, die er kurz darauf wieder ausblies: „Na gut… kann ich ihm vertrauen, Kubo-Chan?“ „Nein, aber du kannst es trotzdem machen!“, sagte Makoto ziemlich gleichgültig klingend und zündete sich daraufhin eine Zigarette an. „Ich dachte du rauchst nicht mehr?!“, entgegnete Sanada grinsend. „Bis gerade!“ „Das sind die Pourrét von der Tanke… die schmecken mir zu sehr nach Minze!“ „Naja, die Royal Ark schmecken mir zu sehr nach Vanille! Also?“ „Also, ich habe einen Doktortitel aus meiner früheren Zeit…!“, sagte Sanada zu Tokitoh gewandt. „Natürlich!“, meinte Makoto und schaute aus dem Fenster. „Ich weiß nicht, ob das so gut ist?!“, fragte Tokitoh in den Raum. „Das werden wir sehen…!“, meinte Makoto und griff sich einen Keks mit bunten Streuseln. „Also darf ich?“, fragte Sanada. „Sicher! Machen Sie nur, er hat nix dagegen!“, antwortete Makoto. „Hey! Ich überlege es mir besser nochmal!?“, blaffte Tokitoh. „Nimm dir ’n Keks!“, beruhigte ihn Makoto. Sanada holte eine Spritze aus seiner Tasche. Er zeigte sie Tokitoh, der sofort erschauderte. Makoto nahm ihn sofort in den Schwitzkasten, bevor er wieder ausrastete. Mittlerweile hatten sie das Nadel-Problem relativ gut in den Griff bekommen, aber Tokitoh schrie: „Hey, ich lass mir keine Spritze geben, das haben sie sich so gedacht!“ „Was hat er denn?“, fragte Sanada Makotot. „Er hat Angst vor Nadeln!“, antwortete der Brillenträger und nahm diese kurz ab, um sie sich kurz darauf wieder aufzusetzen. „Aha… naja, ich habe vorgesorgt! Hier…!“, Sanada holte ein Fläschchen aus der Tasche und ließ die Spritze wieder reinfallen: „Wirkt zwar nicht ganz so gut, aber geht auch!“ Makoto schaute nachdenklich zu Tokitoh, der ein wenig mulmig drein sah. „Haha, was ist denn los? Ich tu dir schon nix!“, sagte Sanada schnippisch. Makoto riss ihm das Fläschchen spontan aus der Hand: „Was ist das für ein Zeug? Lassen sie mich raten… Morphium?“ „Könnte sein…!“, antwortete Sanada. „Ey, ich lass mich hier nicht vergiften!“, blaffte Tokitoh. „Sie haben ihren Doktortitel nicht im Lotto gewonnen…!“, sagte Makoto zum Regionalleiter der Izumokai. „Nein!“, bejahte Sanada. „Sie haben gar keinen!“, entgegnete Makoto. „Nein!“ „Sie verstehen ihr Handwerk?!“ „Nein…“ Beide mussten lachen und saßen darauf eine Viertelstunde still im Raum, während Tokitoh die restlichen Kekse in sich rein stopfte. Sanada wusste, dass er keine Chance hätte, Tokitoh untersuchen zu dürfen… und eigentlich wusste er es auch schon von vorne herein… Makoto hatte natürlich nie vorgehabt, ihn an seinen Kumpel ranzulassen… So, ich habe den Prolog jetzt doch endlich vom ersten Kapitel getrennt ;-) Dass ich über 1 Jahr dafür gebraucht habe, ist bemerkenswert...! xD Weitere Kommentare zum Prolog dann bitte wie bisher im ersten Kapitel oder so!^^ Kapitel 1: Late Revenge / Unexpected Meeting -------------------------------------------- 1.Kapitel Er ging vorsichtigen Schrittes seitwärts durch ein Gasse, den Rücken an eine graue Hauswand gelehnt. Jakuro wusste, dass er im Gebiet des Tojo-Clans nicht sehr willkommen war. Er hatte einen der Dealer, den alten Fisch Chavero, niedergestreckt und mit zwei Kugeln ins Jenseits geschickt. Er wollte, dass Jakuro ihm sein Zeug abkaufte und ließ nicht los und Jakuro war ein Zeitgenosse, der nicht lange fackelte. Wegen Mordes schon einmal in Haft gewesen, hatte er Glück gehabt, dass sich herausstellte, dass ein Anderer die Tat begangen hatte. Das war natürlich nur ein Fake, den seine Kumpels mit einem Obdachlosen abspielten, der zugab, Chavero getötet zu haben, ohne zu wissen, was er genau tat. Er war halb verhungert und sowieso am sterben, da käme ihm der Knast sowieso gerade Recht, da gab’s was zu essen. Nun war es an der Zeit, dem Boss des Tojo-Clans einen Besuch abzustatten, denn Hiroshige Uzaki war es, der seine Frau und seinen Sohn auf dem Gewissen hatte. Vielleicht hatte er Chavero auch aus Instinkt getötet, weil er instinktiv wusste, dass er etwas mit Uzaki zu tun hatte… nun war es an der Zeit Rache zu üben. Er wollte den Dealern des Tojo-Clans jeden falls aus dem Weg gehen, ohne eine Knarre hätte er kaum eine Chance. Und Einige hätte sich sicher an sein Gesicht erinnern können, dann wäre er vermutlich tot gewesen. Er bog in die nächste Gasse, sein Ziel fest vor Augen. Kein Dealer weit und breit. Jakuro wunderte sich fast; um diese Zeit, 11 Uhr vormittags, waren normalerweise immer ein paar Dealer unterwegs, da um diese Zeit die wohlhabenden Kunden kamen. Er selbst war im Mizugi-Clan, des ehemaligen dritten großen Drogen-Clans. Als Vize-Chef hatte er Einiges zu sagen und kannte sich mit der Izumokai und dem Tojo-Clan bestens aus. Aber dann leitete Hiroshige Uzaki einen tödlichen Angriff ein, der fast alle Mitglieder des Mizugi-Clans umbrachte. Irgendwie hatten seine Leute den Stützpunkt des Mizugi-Clans gefunden und um eine Zeit, in der fast alle da waren, eine Bombe hochgehen lassen. Er selbst, Jakuro, war zu der Zeit draußen und sah die Explosion. Daraufhin verfolgte er die Anstifter, die sich gerade aus dem Staub machen wollten. Er fand den Stützpunkt des Tojo-Clans. Aber was konnte er schon tun? Mit nichts als einer simplen Pistole… Dann war es Chavero, der ihn fand. Aus Wut und ohne zu wissen, wer Chavero war, so gut kannte er den Feind auch wieder nicht, schoss er ihn mit zwei Bleikugeln nieder. Er blieb in der Nähe und wurde gefasst. Irgendwie war er nicht in der Lage zu fliehen, unter den Opfern war seine Familie, er fühlte eisigen Schmerz. Jetzt war es an der Zeit sich zu rächen! Er schlich weiter voran; in seinem dunkelgrünen Rucksack hatte er einige spezielle Waffen, die er von einem alten Freund bekommen hatte, der auch ein Ex-Mitglied des Mizugi-Clans war und ihm bei dem Fake mit dem Obdachlosen geholfen hatte. Eine hochexplosive Ausstattung; Dynamit, Bomben und andere Sprengköpfe. Damit wollte er es Uzaki heimzahlen; ihm und seinen Drecks-Dealern. Wenn er gewusst hätte, dass jener Mann, der in diesem Augenblick plötzlich wie aus dem Nichts vor ihm auftauchte, den 51-jährigen Chef des Tojo-Clans, bereits lange zuvor ermordet hatte… „Sie haben ein Attentat vor…!“, sagte Makoto ruhig zu seinem Gegenüber und sah ihn durch die Gläser seiner etwas verschmutzten Brille scharf an. Im Mund hatte er eine Zigarette. „Was…? Wer sind sie? Und wie kommen sie so schnell hier her?“ „Hmmm, sie waren so in Gedanken versunken, dass sie mich nicht bemerkt haben…!“ „Und wer sind sie?“ „Kubota mein Name! Und sie heißen Jakuro, nicht wahr?!“ „Hä? Woher kennen sie meinen Namen? Gehören sie zum Tojo-Clan?“ „Nein… ich war mal bei der Izumokai und kenne mich hier aus. Sie wollen sich am Chef des Tojo-Clans rächen, hab’ ich Recht?“ „Woher zum Teufel wissen sie das? Und woher kennen sie mich?“, fragte Jakuro, der ein wenig ins Schwitzen geriet. Er war nicht in Gedanken versunken, er hatte seine Umgebung genau wahrgenommen... wie kam der Mann da hin? Und woher kannte er seinen Namen und seine Ziele? „Hmmm, sie sollten das lassen…!“, sagte Makoto schnippisch, während er einen kräftigen Zug an seiner Zigarette nahm. „Was wollen sie von mir? Kennen wir uns irgendwo her?“, fragte Jakuro, der mittlerweile ganz schön am schwitzen war. „Die Haare… blasses grünliches Haar… sie hätten zum Coiffeur gehen sollen! Sie sehen immer-noch genau so aus, wie bei ihrer Freilassung!“, meinte Makoto lächelnd. „Was? Ich wurde gefilmt? Das wurde doch nicht im Fernsehen ausgestrahlt…!?“ „Nein… aber ich habe ein Video… von Sanada!“ „Der Regionalleiter von der Izumokai? Ist er noch Regionalleiter?“ „Wenn er mich nicht angelogen hat… nun, jedenfalls bist du aus Rache hier, oder?“ „Ja… ich werde das Gebäude in die Luft sprengen!“ „Nein… noch nicht! Mein Kumpel und ich… wir brauchen noch ein paar Informationen. Eine Droge namens W.A., mit der der Tojo-Clan neuerdings dealt…wissen sie vielleicht etwas?“ „Was? Nie gehört! Ich war fast zwei Jahre im Knast! Hat Sanada ihnen erzählt, wie der Mizugi-Clan untergegangen ist?“ „Ja, er hat mir viel erzählt, über alle Drogengesellschaften… die Gonjos, die Mafuba-Sekte, der Mizugi-Clan, die LAS und die Tooru-Mafia! Alle sind sie untergegangen, nur die zwei größten Sekten sind noch am leben… die Izumokai und der Tojo-Clan!“ „Arbeiten sie noch für die Izumokai? Oder sind sie aus persönlichen Gründen hier?“, wollte Jakuro wissen. Er war schon neugierig, der Mann schien interessant zu sein. „Humm… mein Kumpel ist mit W.A. in Berührung gekommen und… naja, sein Aussehen hat sich dadurch verändert, ich fand ihn jedenfalls schon so… und ich habe mich seiner angenommen und helfe ihm jetzt!“ „Aus reiner Nächstenliebe? Oder gar aus Pflichtbewusstsein?“ „Nö, mir war nur langweilig!“, antwortete Makoto lächelnd. Das war in erster Linie richtig, aber mittlerweile interessierte er sich sehr für seinen Kumpel und passte gut auf ihn auf. „Und was willst du jetzt? Ich soll mich also zurückhalten? Kommt gar nicht in Frage, der Typ bezahlt! Wenn ich noch länger hier herum stehe, ist die Zeit vorbei, wo die meisten Mitglieder in der Nähe des Stützpunktes sind!“, erwiderte Jakuro Zähne fletschend. Er war wieder klar bei Sinnen und vergaß sein Interesse an Makoto. Er striff ihn im Vorbeigehen unsanft und wetzte davon. Makoto rief ihm noch nach: „Übrigens, der Stützpunkt ist nicht mehr hier! Deshalb ist hier auch kein Dealer! Aber du kannst das alte Haus trotzdem hochjagen!“ Schon kam Jakuro wieder angedackelt. „Was sollte das denn jetzt?“, fragte er griesgrämig. „Tse, sie sind doch einfach abgehauen!“, meinte Makoto. Da hatte er Recht. „Hmmm… wo ist denn der neue Stützpunkt?“ „Seit Jun Sekiya der Chef ist, hat sich Einiges verändert! Sie haben ihr Lager näher an die Grenze zum Gebiet der Izumokai verlegt!“ „Jun Sekiya? Dieser kleine frühreife Grünschnabel?“ „Sanada sagte, er würde der Jugend viel versprechen… eventuell geht es auch wieder bergab, wenn er seine Versprechen nicht hält…?!“ „Du hast noch Kontakt mit ihm? Aber was ist mit Hiroshige Uzaki?“ „Nicht mehr am leben… ich habe ihn umgelegt… als Entschädigung dafür, dass ich ausgetreten bin! Hätte es nicht machen brauchen, aber so reiche Schnösel sind Gift für die Welt!“, erklärte Makoto, der eigentlich recht wenig mit dem Leben anderer Leute zutun hatte. „Nein! Er ist bereits tot…?! Ich habe mir geschworen ihn eigenhändig umzubringen!“, brüllte Jakuro erregt. „Was soll ich denn jetzt machen? Scheiße!!“ „Rache ist kein edles Motiv… aber wenn du so fragst kannst du mir auch helfen. Mit deinen Sprengsätzen lässt sich Einiges anstellen…!“ „Sie haben ihn umgebracht!“, schrie Jakuro. Dann verfiel er in Gedanken. Nach einer Weile kam er wieder zu sich; „Danke! Es wäre warscheinlich schief gegangen… haha!“ „Hmmm, also helfen sie mir?“, fragte Makoto und warf seine Zigarette in einen der Papierkörbe, in denen sich schon Larven und andere Insekten tummelten. Natürlich nicht, ohne vorher die Glut zu entfernen. „Sie sind der Erste, der seine Zigarette in einen Papierkorb wirft!“, bemerkte Jakuro. Dann hörten sie ein entferntes Schreien und einen wild gestikulierenden Mann auf sie zu rennen. „Tokitoh, schrei hier nicht so rum, das ist immernoch das Gebiet des Tojo-Clans!“, sagte Makoto, als sein Kumpel angekommen war. Tokitoh war ganz außer Atem. „Du bist also der, der die Droge genommen hat?“, fragte Jakuro den Schwarzhaarigen. Eigentlich war die Frage aber eher an Makoto gestellt. „Es gibt Neuigkeiten!“, keuchte Tokitoh schwitzend. „Hmm? …okay, lass uns in den Convini da gehen, da kann man sich vorne hinsetzen!“, sagte Makoto gelassen, als wenn ihn die Information nicht interessieren würde. „Oh, seit wann stehen hier Convinis? Früher war hier alles viel grauer und ungemütlicher! Ein richtiges Dealer-Viertel!“, meinte Jakuro. „Ich heiße übrigens Jakuro!“ „Das wusste ich!“, meinte Tokitoh. Jakuro kam sich etwas blöd vor und grinste säuerlich. „Sie hätten zum Coiffeur gehen sollen!“, fügte Tokitoh hinzu. Jetzt war Jakuro tatsächlich etwas an seiner Ehre gepackt. Er schaute grimmig zu den grauen Wolken. Was für eine Stimmung, der blassblaue Himmel wurde mit der Zeit immer grauer und einige Tauben verirrten sich auf die an manchen Stellen aufgerissenen Straßen und Gehwege. Die richtige Atmosphäre, um über die Welt nachzudenken und Trübsal zu blasen. Also gingen sie in den Convini, vor dem auf einem großen Schild Babedis Bude stand. „Hmmm, hier gibt es Einiges an orientalischen Köstlichkeiten!“, bemerkte Makoto, der eigentlich eine gewöhnliche Cola im Visier hatte. „Setzen wir uns!“, sagte Jakuro. „Gut! Nun erzähl mal von deinen Informationen!“, meinte Makoto, jetzt schon wesentlich mehr interessiert. „Also…“, begann Tokitoh und blickte die beiden Zuhörer so geheimnisvoll an, dass ihre Gemüter sich zwischen Enthusiasmus und Nervosität entscheiden mussten. Kapitel 2: Interrogation-Tactics / Ramen-Dojo --------------------------------------------- 2.Kapitel Nur ein paar Menschen waren in dem kleinen Convini, zwei ältere Herren und ein junge Frau, die in diese düstere Atmosphäre eigentlich überhaupt nicht passte. Die warme Beleuchtung gestaltete das Gespräch etwas angenehmer als der triste Himmel draußen. „Also… ich habe zwei Dealer von denen beobachtet und belauscht… sie haben tatsächlich über eine neue Droge geredet, und dass ein gewisser Pisuko sie aus Taiwan mitgebracht hatte. Dann haben sie auf jeden Fall gesagt, dass einer ihrer Zöglinge sie selber genommen hatte, obwohl er sie verticken sollte. Und… ihm ist ein Fell gewachsen und nach und nach verreckte er…!“ „Aha… dann ist es wohl klar, der Tojo-Clan dealt mit W.A.! Und die haben das Zeug aus Taiwan, wenn wir den beiden Typen glauben können!“, sagte Makoto zusammenfassend. „Von Fell erdrosselt?“, fragte Jakuro, der das etwas absurd fand. Daraufhin zog Tokitoh, was eigentlich nicht seine Art war, den Handschuh aus und zeigte ihm seine rechte Hand. Jakuro zuckte zusammen… das hatte er nicht erwartet, unter dem Handschuh, welchen er die ganze Zeit schon etwas fragend beäugte. „Hmm, zieh ihn wieder an, die Leute gucken schon!“, ermahnte Makoto Tokitoh. Tatsächlich schien die junge Frau ziemlich interessiert. . Sie beobachtete die Drei schon seit sie reinkamen und tat scheinbar nur so, als ob sie einkaufen würde. Jedenfalls nahm Makoto ihren Blick wahr… „Hmm, jedenfalls habe ich einen Plan...!“, sagte Makoto. „Dazu müssen wir allerdings wirklich irgendwo hin, wo uns Niemand belauschen kann!“ Die drei gingen raus und schnellten davon, um die nächste Häuserecke. Und tatsächlich, die junge Frau stürmte aus dem Laden, lies ihre Einkaufstaschen stehen und jagte den Dreien hinterher. „Halt!“, sagte Makoto, als sie um die Ecke bog und er ihre Handgelenke gepackt hatte. „Ich habe natürlich bemerkt, dass sie uns abgehört haben!“ „Lassen sie mich los, sie Grobian! Mir ist nur eingefallen, dass ich zu Hause den Herd noch angelassen habe!“ „Hmmm, das glaube ich ihnen jetzt…!“ „Hände weg!“, schrie die junge Frau, die lange blonde Haare und graue Augen hatte. Makoto dachte gar nicht dran und blockte mit seinen Beinen einen Tritt nach dem Anderen ab. „Polizei!“, rief sie. „Hilfe!“ Daraufhin kamen zwei zwielichtige Typen aus dem Gebüsch, mit Schlagketten und anderen Waffen. Sie starrten Makoto grinsend an. Ihre wirren Blicke verrieten, dass sie auf Drogen waren. Makoto guckte Tokitoh und Jakuro an und wandte sich wieder der Frau zu, schleppte sie jetzt etwas weiter weg. Sie zappelte heftig, aber ihm machte das nicht aus, er war stark. „Ähm… sollen wir jetzt die Typen erledigen?“, fragte Tokitoh Jakuro argwöhnisch. „Sieht so aus…!“, antwortete der. Daraufhin nahm er aus seinem Rucksack eine Stange Dynamit und zündete sie an. Dann warf er sie zu den beiden Typen; „Fangt!!!“ Aber mit einem gezielten Schlag mit der Eisenkette, zerstörte einer der Typen, die mehr als komisch aussahen, das Dynamit und es brach entzwei. Dann sprangen sie ein wenig zur Seite um die kleine Detonation unbeschadet zu überstehen. Tatsächlich puffte es nur ein bißchen, da der Großteil der Dynamitstange abgebrochen war. „Hmm, sind wohl Profis…!“, meinte Jakuro und zündete sich eine Zigarette an. Seine Gegenüber grinsten schräg und kamen auf Tokitoh und ihn zu. „Wir sind auf Rai, ihr könnt einpacken!“, meinte einer der beiden Schläger. Rai war ein hochkonzentriertes Aufputschmittel, was natürlich höchst illegal war. „Ich bin für den eiskalten Nahkampf!“, meinte Jakuro ignorierend. „Kannst du das überhaupt noch? Nach zwei Jahren Knast?“, fragte Tokitoh. „Sicher, da wirst du doch auch ständig zu solchen Maßnahmen gezwungen!“ Die Typen machten sich bereit, einer hatte eine Eisenkette, der andere einen Schlagring und einen Baseballschläger. Tokitoh zog seinen Handschuh wieder aus. „Was? Was ist das denn?“, fragte der mit der Kette. „Hast du auch diese Droge genommen?“ Daraufhin rannten sie schwer geschockt und wild gestikulierend weg. „Hä?“, fragte sich Tokitoh erstaunt. „Wohl doch keine Profis…!“, meinte Makoto. „Muss an meiner Ausstrahlung liegen…!“, meinte Jakuro. „Ja sicher, schon klar! …Wir gehen dann mal zu Kubo-Chan!“ Die Beiden gingen zu Kubo, der sich 100 Meter weiter über die Frau beugte, die er kurz zuvor niedergeschlagen hatte, weil sie sich zuviel wehrte. „So behandelt man doch keine Frauen!“, meinte Jakuro, aber im Grunde genommen fand er die Reaktion richtig. Tokitoh hatte ohnehin nichts für das weibliche Geschlecht übrig. Sie war ein wenig benommen, aber sie hörte Makoto deutlich. „Also… erstens, was wolltest du von uns? Zweitens, weißt du etwas über W.A.? Oder besser gleich, was weißt du darüber? Und drittens, zu wem gehörst du?“, fragte Makoto die blonde Frau. „…Ich sage nichts!“, antwortete die Frau schlaff. „Sie Brutalo!“ „Wer ist hier brutal gewesen?“, fragte Tokitoh leicht genervt und beugte sich auch über sie. „Sie…!“, bekam er als Antwort. Das brachte ihn etwas in Rage, da er ein ziemlich nervöser Typ war, den es leicht erregte. Genau das Gegenteil von Makoto. Immerhin siezte sie ihn, was in der Situation nicht unbedingt passte. „Also… die eigentliche Frage - sie werden mir antworten - ist: Woher hat der Tojo-Clan W.A.?“, fragte Makoto die Frau jetzt, er war sich jetzt auch sicher, dass sie zum Tojo-Clan gehörte. „Und was, wenn nicht?“, fragte die Frau zurück und streckte die Zunge raus. Sie war mittlerweile wieder ganz bei Besinnung. „Dann werde ich sie mitnehmen und in meinem Keller foltern! Ich wollte meine Streckbank sowieso testen!“, antwortete Makoto und starrte sie finster an. „Was für ein Blick!... Nein, er blöfft nicht!“, dachte die Frau, die jetzt leicht geschockt war. „Cool? Du hast eine eigene Folterkammer? Nicht schlecht!“, sagte Jakuro. Das Problem war jedenfalls, woher die Droge zum Tojo-Clan kam. Makoto und Tokitoh war es ziemlich egal, dass sie der Tojo-Clan sie besaß, obwohl Makoto die Leute nicht besonders mochte, vor allem diesen Jun Sekiya, aber irgendwie schien es, dass die meisten Mitglieder gar nicht wussten mit was sie dealten, denn einer hat es schon selbst genommen und ist dran verreckt. „Hr, ich glaube dir kein Wort!“, log sie. Innerlich hatte sie eine mörderische Angst vor diesem Makoto Kubota, dessen Blick alles Schreckliche übertraf, was sie zuvor gesehen hatte. „Negativ, ein Nein gibt es nicht, sag uns bitte alles!“, erwiderte Makoto. Sie war verwirrt, er hatte tatsächlich Bitte gesagt, in dieser Situation… „Mann ist die störrisch! Lass sie irgendwo verwerten… bringt vielleicht Geld?!“, sagte Jakuro, um sie dazu bewegen, es doch zu sagen. Mittlerweile war den Dreien klar, dass sie Informationen hatte. Und Makoto wusste zudem, dass sie sie irgendwann preisgeben würde, schließlich war er ein Experte im Angst machen, ohne dies selbst zu behaupten. Aber er hatte ein großes Selbstvertrauen; So sicher wie er sich war, auch wenn es immer so schien als hätte er bloß Langeweile, war sich kaum Jemand auf dieser Welt. „Hmmm, ich glaube die Izumokai könnte sie gut für diesen Test gebrauchen, wo der neue Kandidat für irgendeinen gewichtigen Posten, sich eine Pistole aussuchen darf und dann schießt. Die Überlebenschance beträgt 50 %! Wahrscheinlich höher, ich glaube kaum, dass eine der Pistolen falsch ist!“, sagte Makoto. War eigentlich nicht seine Art, aber er war gut drauf und genoss die Gedankenspielchen, die er sich machte. „Okay okay, ich rede…!“, schrie die Frau. Der Schweiß lief ihr bereits an den Wangen runter und sie war stark am zittern. „Der Tojo-Clan hat die Droge von einem Typen aus Taiwan!“, schrie sie aufgebracht. „Soweit waren wir auch schon… aber ich denke, dass ist nicht die Wahrheit!“, sagte Makoto. „Wieso?“, fragte die Frau zitternd. „Sie haben uns vorhin belauscht, da ist es ein Leichtes, unsere Informationen zu kopieren, sodass es sich anhört, als seien sie schon die Zweite, die das sagt! Aber ich denke, dass sie nicht aus Taiwan kommt, denn dort gibt es strenge Gesetze gegen Drogen, nur ein Irrer würde dort seinen Stoff anpflanzen! Und in der Natur wächst W.A. nicht, diese Droge ist chemischer Natur, wobei der Ursprung natürlich biologisch ist! Könnte natürlich trotzdem sein, dass sie aus Taiwan kommt, aber dann werde ich sie trotzdem an die Izumokai verschenken, da mir das nicht weiter hilft!“, erklärte Makoto, der unbeeindruckt zu sein schien. Gelassen starrte er die Frau durch seine Brillengläser an. „Was für ein Typ…“, dachte die Frau. „Ah okay… sie hatten Recht, ich habe nicht die Wahrheit gesagt, aber lassen sie mich gehen, wenn ich ihnen die Wahrheit erzähle?“ „Möglich…!“, meinte Jakuro grinsend. „Nicht unbedingt!“, bestätigte Makoto. Die Frau schluckte, aber sie musste es sagen, das war ihr klar: „…Sekiya-Sensei, er hat sie mit Hilfe eines Pyrologen aus Europa gezüchtet! Er hatte eine Probe davon bekommen, eher zufällig, und sie untersuchen lassen. Jetzt hat er es mit Hilfe dieses Typen, Nefolon nannte er sich, geschafft, sie künstlich herzustellen…!“ „Aha… was ist ein Pyrologe?“, fragte Makoto, der das Wort noch nie gehört hatte. „Keine Ahnung ob es sowas wirklich gibt, aber Sekiya-Senseis Leibwächter nannten ihn den Pyrologen…! Nur er selbst sagt Nefolon!“ „Nicht schlecht, sie wissen aber gut Bescheid!“, meinte Jakuro neugierig. „Er schuldete mir was… ich habe ihm mal geholfen… dafür habe ich Informationen gekriegt, die aber wieder mit einem Auftrag verbunden waren… keine wirkliche Dankbarkeit…!“ „Aha… okay, das dürfte uns reichen!“, meinte Makoto und ließ sie los. Sie lief nicht weg, sondern schaute ihn überrascht an. Sie fand ihn nun noch interessanter. Irgendwie wollte sie nicht weg… aber nach einem Moment des Blickaustauschs, den sie vorher so gut wie möglich vermieden hatte, ging sie weg, um die Ecke, zum Convini zurück, wo noch ihre Einkaufstaschen standen. „Hmmm, ich weiß ja nicht, aber ich glaube, wir sollten erstmal was essen!“, meinte Makoto, dessen Laune ziemlich gut war. Tokitoh und Jakuro sahen ihn verdutzt an, aber sie nickten. „In eine Nudelsuppen-Bar!“, sagte Makoto und ging zielstrebig los. „Hmmm, ich habe irgendwie das Gefühl, dass er die Situation nicht ernst nimmt!“, meinte Jakuro zu Tokitoh. Dieser nickte, aber er kannte seinen Freund ja. Nach einem fünfminütigem Gang kamen sie bei einer Nudelsuppen-Bar an, Haan’s Ramen-Dojo. „Die ist gut, hier habe ich schon öfter gegessen!“, sagte Makoto und setzte sich. „Einmal Shio-Ramen!“, forderte er den Mann hinter der Theke auf, der irgendwie nicht gut drauf war, jedenfalls ziemlich grimmig in die Gegend schaute. „Ach, Haan-kun, das vergeht schon wieder, sie wird zurückkommen!“, meinte Makoto zu ihm. „Nenn mich bitte nicht Haan-kun, das klingt so scheiße!“, erwiderte dieser säuerlich. „Eventuell… nun, sie ist bald wieder da…!“ „Ähm, einmal Miso-Ramen!“, störte Tokitoh das seltsame Gespräch. „Und für mich Thai-Ramen!“, fügte Jakuro hinzu und beäugte den Kerl hinter der Theke prüfend. Er war von Natur aus ziemlich vorsichtig, die zwei Jahre Gefängnis haben sein Misstrauen noch gestärkt. „Kommt sofort! Thai-Ramen mit Curry?“ „Was? Öh… habe ich seit zwei Jahren nicht mehr gegessen… okay!“, antwortete Jakuro unsicher. Haan starrte ihn geschockt an. Wie konnte man zwei Jahre kein Curry gegessen haben… er war ein Curry-Freak und verachtete alle Personen, die Curry nicht mochten. Er wandte sich wieder Makoto zu: „Aber was, wenn sie sich in den Typen willenlos verliebt hat?“ „Denke, dann kommt sie trotzdem zurück, schließlich hat sie ihr Portemonnaie nicht vergesssen!“ „Hä? Woher willst du das denn wissen?“ „Tja….!“, sagte Makoto und holte eine schwarze Brieftasche aus seiner Westentasche. Er war schick gekleidet, schwarze Jeans, braunes T-Shirt, dunkelgrüne Weste und dazu komische schwarz-weiße Schuhe, mit ockergelben Nylon-Riemen, wie sie gerade in Mode gekommen waren. Makotos Stil war nicht Jedermanns Sache, aber ihm war sowieso egal, was andere Personen über ihn dachten, er wusste selbst, wer er war. „Hui… woher haste die denn?“, fragte Haan. „Tja... ich habe sie mir geborgt, damit du sie zumindest nochmal siehst… dafür fordere ich einmal Gratis-Ramen für Tokitoh und mich!“ „Danke, auf jeden Fall!“, rief Haan und seine Laune wurde schlagartig besser. Seine Freundin war weggegangen und er blies schon seit Tagen Trübsal, weil sie hin nicht mehr sehen wollte, aber jetzt… hatte er ein Druckmittel. „Hey…!“, sagte Jakuro, der nun trotzdem bezahlen musste. „Schon okay, ihr kriegt alle eine Portion gratis!“, rief Haan freudig und wendete sich seinen Gewürzen zu. Dann kramte er von irgendwo eine Tüte hervor, dessen Inhalt ein weißes Pulver war und auf dessen Etikett Korean Spicy Thai stand. Er warf sie Makoto zu. „Hmm?“ „Hahaha, das, mein Freund… das ist eine sehr interessante Droge!“, sagte er. Tokitoh und Jakuro belagerten Makoto sogleich und schauten interessiert auf das reine Pulver. Kapitel 3: Drug-Priest / Strange Conflicts ------------------------------------------ 3.Kapitel In Haan’s Ramen-Dojo saßen Makoto, Tokitoh und Jakuro nach wie vor mit dem Päckchen weißen Pulvers, was Makoto von Haan, dem Ladenbesitzer, gekriegt hatte. „Kokain?“, fragte Jakuro. „Quatsch, das riecht anders!“, sagte Makoto. „Was denn, du kannst das riechen? Die Tüte ist doch geschlossen!“, sagte Jakuro überrascht. „Ich kann das auch riechen!“, sagte Tokitoh und war etwas verwundert. „Vielleicht ist das ja W.A.?!“, meinte Jakuro. „Oder wisst ihr, wie es aussieht?“ „Nein… könnte sein…!“, meinte Makoto, war aber sehr entspannt, da er es sich nicht vorstellen konnte, dass sie das Glück hatten, die gesuchte Droge so einfach zu bekommen. „W.A.? Nein, das ist XS, Xtra Stoned, die ist neu auf dem Markt! Ich dachte wo du mal bei der Izumokai warst… ich kann’s jedenfalls nicht brauchen!“, warf Haan ein. Tokitoh seufzte, er hatte in seiner Naivität tatsächlich etwas an Erfolg geglaubt. „Ja dann, gib sie mir, ich brauche dringend ein bißchen Zeug, in den letzten zwei Jahren bekam ich nur selten die Gelegenheit dazu…!“, meinte Jakuro zu Makoto. „Oder brauchst du es noch?“ „Nicht unbedingt!“, antwortete Makoto. „Also…?“ „Nö! …Ich kann es Kou-San geben, der hat seinen Spaß am Analysieren von Drogen!“ „Dem Scharlatan willst du sie geben? Kubo-Chan… wieso denn?“, fragte Tokitoh. „Er hat noch was Gut bei mir!“ „Unglaublich, du machst Schulden?“ „Durchaus…!“ Zur selben Zeit setzte sich ein etwas fragwürdig gekleideter Mann zwei Plätze weiter vor die Theke und wollte Sake haben. „Tut mir Leid… wir haben nur Limo und Cola!“, erwiderte Haan seine Forderung. Das schmeckte dem Mann gar nicht. Er fuchtelte daraufhin wild mit einer kleinen Pistole rum und machte Anstalten. Er hatte eine schwarze Jeans und dazu eine weiße Priesterrobe an. Das passte überhaupt nicht. „Hey, stecken sie die Pistole weg, ich habe nunmal keinen Sake, dies ist eine Nudelsuppen-Bar!“ „Argh, ich hasse es, diese dreckige Welt geht ihrem Ende entgegen, jetzt führen solche Läden nicht mal mehr Sake…!“, sprach der Mann und zündete sich eine Zigarette an. „Ähm, da hinten gibt es Sake!“, meinte Makoto zu ihm. Der Mann sah zufällig das Päckchen mit dem weißen Pulver und fragte: „Ey, was ist das da? …Ist der Stoff gut?“ „Hallo… geht’s noch?“, fragte Tokitoh genervt. „Das… gehört uns!“, sagte Makoto scharf. Er starrte den Mann mit einem eiskaltem Blick an, womit er bezwecken wollte, dass er den Abgang machte. Seinem Blick hielt kaum einer stand. Aber der Mann guckte nur mit einem schäbigen Grinsen zurück und lachte ein bißchen. „Sowas…!“, meinte Tokitoh. „Wer ist das denn?“ Auch Makoto war etwas überrascht. „Hey, was wollen sie hier noch? Wenn sie Sake wollen gehen sie bitte in die Kneipe zu ihrer Rechten!“, sagte Haan ausdrucksstark. „Oho, was wollen sie denn? Gleich knallt’s hier!“, antwortete der Mann. „Ey Priester, wenn sie von ihrer Pistole Gebrauch machen, dann müssen sie mit den Konsequenzen rechnen!“, sagte Jakuro, der mittlerweile ganz von Makotos Stärke überzeugt war und wusste, dass Makoto Selbiges dachte. „Pass auf, gleich spricht er ein Sutra!“, witzelte Tokitoh, der mal ein Buch über Mönche gelesen hatte und es urkomisch fand, dass die Mönche alle Buddha verehrten. „Hey, ich mach euch kalt!“, rief der Mann sauer. Mal schauen!“, meinte Jakuro höhnisch. Der Mann schoss mit seinem Colt neben Tokitohs Kopf vorbei. Makoto schnellte blitzschnell hervor und wollte den Mann packen, aber er wich galant aus und drückte Makotos Kopf nach unten. Makoto war etwas erstaunt, aber er riss sich ohne Mühe los und hielt den Arm seines Gegners fest. Aber der schlug ihm seine Pistole ins Gesicht und Makoto lies ihn versehentlich wieder los. Als der Mann zutreten wollte, pflügte ihn Tokitoh mit einem Faustschlag zu Boden. Als er den liegenden Priester dann weiter schlagen wollte, kam Makoto wieder und schubste Tokitoh beiseite. Jetzt kam Makotos andere Seite zum Vorschein, seine eiskalte Seite… er schaute den Mann mit der Priesterrobe, die mittlerweile recht zerzaust war, an: „Nicht schlecht!“ „Hä? Was soll das, Kubo-Chan?“, fragte Tokitoh. „Er ist mein Gegner, du lässt ihn mir!“ Der Mann stand wieder auf und schoss mit seinem Colt an Makotos Kopf vorbei. Er schoss absichtlich daneben, er wollte sich nur ein wenig Respekt einhandeln. Nichts passierte... daraufhin änderte sich Makotos Gemüt wieder und er grinste plötzlich … der Mann fing an zu lachen. Ein ziemlich raues Lachen. Tokitoh und Jakuro schauten sich blöde an und tippten sich gegen die Stirn. „Was macht ein verschrobener Priester hier in Tokyo?“, fragte Jakuro den Mann, der sich jetzt ziemlich amüsierte, was Jakuro ziemlich missfiel. „Was sollte dich das angehen?“, fragte der Mann daraufhin und seine Miene wurde von einer auf die andere Sekunde wieder ernst, gerade zu gehässig. „Bist du überhaupt ein Priester, oder ist dieser Aufzug ein Versehen? So einen dreckigen Priester habe ich noch nie gesehen und soweit ich weiß, trinken und rauchen Priester und Mönche nicht!“ „Halt die Klappe oder es knallt!“, brüllte der Mann barsch zurück. „Könnte eine Ambivalente sein…!“, meinte Makoto. „Was ist los? Ich bin ein Sanzo! Das ist ein hoher Priester-Grad, ihr Würmer!“ „Hmm… ich habe gelesen, dass der Sanzo-Clan durch das Auftreten einer seiner Oberpriester einen ziemlich schlechten Ruf hat… musst wohl du sein!“, meinte Jakuro und lachte dreckig. „Ich bring dich um!“, schrie der Sanzo, der ziemlich impulsiv war. Vor allem in der letzten Zeit, nachdem ein anderer Sanzo ein Dorf an der japanischen Küste angegriffen hatte… mit einer Armee von Kopfgeldjägern, die alle nur Beute wollten. Seitdem trank und rauchte er dreimal soviel und war den ganzen Tag nur am meckern. Schlicht und ergreifend absolut depressiv. „Mach doch, traust dich ja eh nicht!“, erwiderte Jakuro mit einem Grinsen. Daraufhin schoss Sanzo ihm zwei Bleikugeln durch die Haare. Seine Frisur litt etwas darunter. „Ey du Schwein, willste Ärger?“ „Komm doch her, du Ratte!“ Und schon entstand ein weiteres Gefecht, bei dem der Sanzo am Ende klar gewann. „Du bist echt schwach!“, verhöhnte er Jakuro, während er auf ihm kniete. „Wie heißt du?“, fragte Makoto, der den Priester relativ interessant fand, was bei ihm schon mehr als erwähnenswert war. „Genjo Sanzo!“, sagte der Sanzo. Tokitoh saß weiter still auf seinem Hocker und versuchte die Situation zu verstehen. „Du bist stark!“, grummelte Jakuro verärgert. „Geh von mir runter, du Scheiß-priester!“ „Willste ’ne Kugel?“ „Mann, ich habe zwei Jahre im Knast gehockt, bin noch nicht fit!“, versuchte es Jakuro daraufhin auf die Mitleidstour, ohne seinen Stolz hinzuschmeißen. „Haha… Knast… sowas gibt es bei uns nicht!“, meinte Genjo. „Wo kommst du denn her?“, fragte Tokitoh, der fremde Personen eigentlich immer siezte. „Ein verkommenes Dorf… weit weg von hier!“ „Verkommen?“, fragte Makoto. „Ich hänge nicht sehr an meiner Vergangenheit! Die Kahlköpfe kriechen einem derart in dem Arsch, da wird mir schlecht! Und Alkohol und Zigaretten sind verboten! Ich scheiß auf die Regeln dieser blöden Priester!“ Genjo Sanzo war seit dem Tod seines Vaters ziemlich rau und ätzend drauf. Er vertraute Niemandem, aber das hatte ihn schon oft gerettet. „Bist doch selber einer! Noch dazu ein ziemlich verkommener!“, meinte Jakuro grinsend. Kurz darauf hörte man ein Knacken und einen lauten Schrei. „Alter, du Hund! Was sollte das?“, schrie Jakuro erbost und hielt sich seinen Arm. „Du hast es doch provoziert!“, meinte Makoto grinsend. „Ich mach euch alle!“, schrie Jakuro in Sanzo-Manier. „Grotesk!“, meinte Haan. Selbst Tokitoh lachte ein bißchen, als er Jakuro sah. Dann war es an der Zeit aufzubrechen. Die Nudelsuppen waren geleert, das Pulver hatte Makoto eingesteckt… Genjo ging mit den Dreien ein Stück… „Was willst du jetzt eigentlich machen, Jakuro?“, fragte Tokitoh. „Hmm, ich helfe euch mit euren Informationen und dann jage ich den Laden in die Luft!“ „Haha, ich brauche erstmal ein bißchen Sake!“, raunzte Genjo. „Hmm, so wie ich das sehe, brauchen sie erstmal einen Wasch-Salon, dieses Outfit sieht schrecklich aus!“, meinte Makoto. „Was du nicht sagst!“, bejahte Tokitoh lachend. Jakuro schaute den Priester nur unsicher an, der ihn schon wieder kalt anblickte, da er einen negativen Kommentar erwartete. „Diese Jeans ist auch ätzend!“, sagte Genjo nickend, mit einem wütenden Gesichtsausdruck. Er schien von allem genervt und das zeigte er auch. „Dort ist Gondo’s Waschstube!“, meinte Tokitoh. „Gibt’s die immernoch? Ich dachte die hätten schließen müssen, nach dem Skandal mit dem Waschmittel, vor zwei Jahren…?!“ „Wollt ihr mich verarschen? Ich wasche meine Wäsche doch nicht in einem Waschsalon, wo auf dem Schild eine gelbe Plastikente abgebildet ist, wo sind wir denn hier?“, keifte Sanzo sauer. „Oh gott, jetzt bleib mal locker, das ist ein Quietsche-Entchen…!“, meinte Jakuro. „Was ist?“ „Oh gott, der war wohl noch nie in Yokohama…!“, meinte Tokitoh. „Nein, ich komme aus’m Süden!“, keifte Genjo. Makoto schob ihn dann kurzerhand in den Waschsalon und wollte ihn seiner Klamotten entledigen. „Ey, du schwule Ratte, Finger weg!“ „Zappel nicht so!“ „Ich kann das selbst!“ „In dem Zustand? Sie sind total betrunken!“ Der Priester wehrte sich aber Makoto brachte die Sache ohne Probleme zuende. „Weia, dein Kumpel ist ja echt schamlos!“, meinte Jakuro zu Tokitoh. „Joah… habe ich aber nie anders kennengelernt, ich kann mich nämlich nicht an meine Vergangenheit erinnern!“ „Aha? Ist ja interessant…! Hast du keine Familie?“ „Nein, Kubo-Chan ist meine Familie!“ Sanzo war jetzt auf 180, in Boxershorts stand er im Waschsalon und sah auf Makoto hinab, der vor der Waschmaschine hockte und das Pulver abwog. „Was glaubst du eigentlich, wer ich bin?“ „Ein drogensüchtiger Judaspriester!“, warf Tokitoh geschwind ein. Daraufhin jagte Genjo ihn halbnackt durch den Waschsalon. Jakuro lachte vergnügt… sehr interessante Personen hatte er da kennengelernt, nach seiner Freilassung… Kapitel 4: Launderette-Terror / Risky Invitation ------------------------------------------------ 4. Kapitel Es war ein finsterer Oktober-Nachmittag, an dem die Wolken ziemlich tief schwebten und alles mit einem trüben grauen Schleier bedeckten. Die rotbraunen Blätter der zahlreichen Laubbäume breiteten sich auf den Straßen Yokohamas aus und die Luft war feucht und schwül. Es war angenehm warm für einen Tag im Spätherbst und einige Vögel saßen noch auf den immer kahler werdenden Bäumen und zwitscherten frohen Mutes ihre Lieder. Leichte Dunstschwaden bedeckten die Wiesen, die langsam an Grün verloren und jagten die Kriechtiere zurück unter die Erde. Wenn man sich dieses Ambiente aufmerksam ansah, verlor man jegliche Wärme im Herzen, so blass kamen die Viertel Yokohamas an diesem Tag rüber. Selbst die Vögel sahen ein, dass es an diesem Tag nichts zu fressen gab, da sich die Insekten längst in tiefere Ebenen abgesetzt hatten. Es war recht wenig los auf den Straßen; selbst die Dealer waren nicht so zahlreich vertreten, wie an den anderen Nachmittagen. Aber in einem Waschsalon in der Stadtmitte stritten sich drei sonderbare Gesellen lauthals um einen Stuhl; Ein blonder Priester in Boxer-Shorts mit violetten Triefaugen und derbem Mundgeruch, ein Knasti, der ehemalig Vize-Chef eines Drogen-Clans war und dessen braune Haare schon leicht am schimmeln zu sein schienen und ein naiver Typ, der immerzu einen schwarzen Handschuh trug und sein Gedächtnis verloren hatte. „Es hackt wohl, ich habe den Stuhl zuerst gesehen!“, meinte Jakuro. „Aber ich bin ein Sanzo, ich habe Vorrecht!“, erwiderte Genjo. „Pass du lieber auf, dass deine Wäsche nicht knittrig wird!“, keifte der Braunhaarige zurück. „Ich nehme mir dann den Stuhl…!“, meinte Tokitoh. „NEIN!“, schrien die anderen Beiden. Und so entstand ein handfestes Gerangel. Makoto saß vergnügt daneben und rauchte eine seiner Zigaretten von Pourret. Er hatte seinen Stuhl und irgendwie machte ihm den auch Niemand streitig. Wörter wie Schweinepriester, Knasti und Riesenbaby waren jedenfalls noch sehr harmlos. Nachdem Genjo in typischer Genjo-Sanzo-Manier seine Knarre hervor geholt hatte, die er sich zuvor in die Boxer-Shorts geklemmt hatte, ging es richtig los. Schlussendlich wurde dann erstmal ein Außenstehender verletzt, bevor die drei Streithähne zur Vernunft kamen; ein bebrillter Twen, der eine Computer-Festplatte in der Hand hatte und unsanft einen halbnackten Priester abkriegte, der ihm zu allem Überfluss auch noch die Festplatte aus der Hand fegte. „Ich mach dich kalt!“, schrie Genjo zu Jakuro, der ihn weggeschubst hatte. Er wollte gerade wieder seinen Colt ziehen, aber den hatte Tokitoh irgendwie in die Hände bekommen. Dann bemerkte Sanzo hinter sich den Computer-Fritzen und schaltete einen Gang runter. „Hey, steh auf, schlafen kannste woanders!“ Der Mann stand auf und sammelte seine Festplatte ein, die anscheinend nicht beschadet war. „Nimm die nicht ernst, die haben nur schlechte Laune!“, rief Makoto ihm zu. „Kein Problem, ich kenne eine Menge schwieriger Typen!“, sagte der Mann. „Ich werd dir helfen!“, brüllte Genjo ihn an und ballte die Fäuste, aber Tokitoh warf ihm just in dem Moment seine Pistole an den Kopf, sodass er wieder abgelenkt war und Tokitoh durch den Waschsalon jagte. Der Mann ging zu Makoto, der immernoch gelassen auf seinem Stuhl saß und eine rauchte. „Hmm?“ „Kazuo Saito mein Name! Sie haben eine starke Ausstrahlung!“, sagte der Mann. Er war sehr direkt und sagte einem immer ins Gesicht, was er gerade dachte. „Angenehm, Makoto Kubota!“, erwiderte Makoto. Jakuro setzte sich derweil auf den freien Stuhl, da Genjo und Tokitoh miteinander beschäftigt waren. „Gehören die zu ihnen?“, fragte Kazuo. „Nur der mit den schwarzen Haaren! ...Und was machen sie hier in einem Waschsalon? Sie sehen nicht so aus, als würden sie ihre Wäsche waschen wollen…!“ „Der Besitzer dieses Ladens, Gondo, hat seine Festplatte bei mir zur Reperatur gegeben. Zum Glück ist deren Hülle aus Hartstahl, sonst wäre sie jetzt wohl hin…!“ „Sie sind Computer-Mechaniker?“ „Nein, ich bin zwar mit der Technik vertraut, aber ich bin der alleinige Inhaber der Saito-ABG!“ „Interessant… das hieß früher Elektro-Saito, oder? Dort habe ich auch mal etwas reparieren lassen. Meinen alten Toaster…!“ „Meinst du dieses Gerät, was wir mal als Sockentrockner benutzt haben?“, fragte Tokitoh im Vorbeilaufen, den Priester in den Hacken. „Ah? Das muss schon länger her sein, seit geraumer Zeit kümmern wir uns nur noch ausschließlich um Computeraccessoires!“ „Ist schon länger her, zehn Jahre bestimmt…!“ „Wie? Und sie erinnern sich noch daran? Sie haben ja ein gutes Gedächtnis!“ „Sie nicht?“ Kazuo fand Makoto sehr interessant. Er war ihm immer einen Schritt vorraus. Aber das kannte er schon von Toki Mishiba, seinem Kumpel beim Bus Gaming. Kazuo war schlau, aber er traf immer wieder ungewöhnliche Personen, die ihm Einiges vorraus hatten. „Doch, doch…!“ Genjo hatte Tokitoh währenddessen eingefangen und hockte mit einem finsteren Grinsen auf seinem Brustkorb. Aber plötzlich riss seine Boxershorts und er ließ von Tokitoh ab. „Ich fand das Muster sowieso grässlich!“, sagte Jakuro, der sich die Situation genüsslich von dem Stuhl aus anschaute und sich ein fettes Grinsen nicht verkneifen konnte. Sanzo rannte erstmal in eine Umkleidekabine und Tokitoh rappelte sich lachend auf. Er hatte lang nicht mehr so gelacht und vergaß für einen Moment den Grund, warum er hier war. Er wollte ja Informationen über Drogen… je eher, desto besser, Zeit ist Geld. „Heilige Allotria, was geht denn hier ab? Was soll denn der Lärm?“, brüllte plötzlich ein dicker Mann durch den Raum, welcher aus einer Tür gekommen war, über der in großen Buchstaben BÜRO stand. Er schaute sich um und sah einen auf dem Boden liegenden Tokitoh, einen hinter einer Kabinen-Gardine verschwindenden Sanzo und einen rauchenden Makoto. „Hmm, das ist der Chef, ich werde dann mal…!“, sagte Kazuo Saito und ging mit der Festplatte unterm Arm zu dem dicken Mann. Dieser machte gerade Anstalten wegen des Rauchverbots. Aber als ihn Makoto ernst anstarrte, flüchtete er in sein Büro und bat Kazuo, reinzukommen und die Tür schnell zu schließen. „Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie bin ich froh, euch getroffen zu haben!“, meinte Jakuro zu Makoto. Der schaute ihn beträchtlich an und nahm einen kräftigen Zug aus seiner Zigarette, die er daraufhin in einem Aschenbecher ausdrückte, der auf einem Tisch unweit seines Stuhls stand. „Wieso stellt er hier einen Aschenbecher hin, wenn man nicht rauchen darf?“, fragte Makoto sich. Jakuro war nicht überrascht über Makotos scheinbare Ignoranz, er wusste, dass sein Gegenüber nicht mehr sagte, als er für angebracht hielt. Dann hörte man ein lautes Piepen und Genjo stürmte aus seiner Kabine hervor, die Stoffreste seiner Boxer-Shorts vor seine Genitalien haltend, und hockte sich vor die Waschmaschine. Er entnahm ihr fix seine Jeans und zog sie so schnell an, dass ihm keiner etwas abgucken konnte. Makoto interessierten seine Weichteile ohnehin nicht und Jakuro war zu sehr mit Makoto beschäftigt, als dass er Genjo einen Blick zuwerfen würde. Nur Tokitoh beobachtete ihn und konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen; „Ohne Unterwäsche? Ist das so Brauch, bei euch Priestern?“ Als Genjo sich seine saubere Robe übergestreift hatte, wetzte er gleich wieder hinter Tokitoh her, seine Pistole drohend in der Hand. Nach einer Weile kam Kazuo wieder aus dem Büro und hatte statt der Festplatte ein paar hübsche Yen-Noten in der Hand. „Wieso führst du die Hausbesuche eigentlich selbst durch?“, fragte ihn Makoto. „Hmm… ich habe ja sonst nichts zu tun… und was macht ihr, wenn ich fragen darf?“ „Ich will ein bestimmtes Gebäude in die Luft jagen und warte nur darauf, dass er mir sagt, wo es ist!“, sagte Jakuro sehr direkt, den rechten Zeigefinger auf Makoto haltend. Der Braunhaarige lächelte vergnügt. „Wir suchen Anhaltspunkte über eine gewisse Droge!“, meinte Makoto und schaute kurz zu Tokitoh rüber, der immer noch vor Sanzo floh. „Drogen? Da geht mein persönlicher Gusto gegen Null!“, sagte Kazuo, sich seines Grinsens entledigend. Makoto schaute ihn scharf an. Einen Moment lang herrschte Stille. „Hey, wir sollten langsam mal wieder an die frische Luft!“, meinte Jakuro schließlich, auf seine ziemlich alt aussehende Uhr schauend. Die Uhr hatte er von einem Sandkasten-Freund geschenkt bekommen, er hatte sie nach der Freilassung aus dem Gefängnis zurück gekriegt und hütete sie wie einen Schatz. „Wenn ihr wollt, könnt ihr auch zu mir kommen! Ich habe vielleicht ganz nützliche Infos für euch, in der Beschaffung von Daten bin ich Profi! Was meint ihr?“ „Ich warne dich, der Priester macht ganz schön Ärger…!“, entgegnete Jakuro. „Kein Problem, ich habe tatkräftiges Personal!“ Jakuro konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Aber wieso lädst du uns einfach so ein? Etwas verwunderlich…!“ Kazuo hatte keine wirklichen Freunde und lernte gerne neue Leute kennen. Und diese Vier waren höchst interessant… „Wir nehmen an!“, sagte Makoto und putzte vorsichtig seine Brillengläser. Genjo hatte es endlich aufgegeben, Tokitoh zu jagen. Sie wandten sich nun beide Kazuo zu, dessen Vorschlag sie während ihrer Jagd nur akustisch mitgekriegt hatten. „Okay, dann kommt mit, wir essen zeitig!“, sagte Kazuo erfreut. „Hast du ein paar Klamotten für den Priester?“, fragte Tokitoh, der an diesem Tag ziemlich aufgelöst und locker war, was ziemlich untypisch für ihn war. „Er bräuchte dringend Unterwäsche!“ Sanzo ging seltsamerweise nicht drauf ein und steckte sogar seine Pistole weg, was allerdings daran lag, dass er keine Munition mehr hatte. So folgten sie also Kazuo durch die relativ leeren Straßen Yokohamas, bis sie vor einem mächtigen Gebäude standen, wo dick und fett SAITO ABG drauf stand. „Hmm, nicht schlecht, in dem Alter schon Besitzer von so einem Stahlkarton…!“, meinte Jakuro beeindruckt. „Hmm, da haben sie doch sicherlich ein paar Zigaretten für einen armen Kerl wie mich übrig, der zwei Jahre hinter Gittern war, oder?“ „Drogen sind nicht gut!“, meinte Kazuo und lächelte Jakuro an. Makoto musste ein wenig grinsen. Er rauchte ja selber, aber ihm hatte es Niemand versucht, abzugewöhnen. Aber er machte sowieso, was er wollte. Und das war selten gewöhnlich. Welcher andere Typ hätte beispielsweise einen halbtoten Kerl von der Straße aufgelesen und mit zu sich nach Hause genommen…? „Und wir dürfen hier übernachten? Einfach so?“, fragte Tokitoh. „Sicher, ich habe immer gerne Gäste! Heute Abend ist Buffet, sie sind herzlich eingeladen!“ „Buffet klingt gut…!“, meinte Jakuro. „Yakisoba mit Peyang-Soße, mein Leibgericht… Okonomiyaki… Oshiruko, dazu Dango… und eine große Auswahl an Desserts! Wir haben sogar Kalville aus Frankreich, die sind äußerst schmackhaft!“ „Das hört sich doch gut an! Ich liebe Okonomiyaki!“, sagte Jakuro und ballte die Fäuste vor dem Gesicht, was seine Vorfreude auf das bevorstehende Mal ausdrückte. „Das kann sich doch sehen lassen…!“, meinte Makoto. „So, da ist der Eingang für Gäste, die übernachten! Ich nehme an, sie werden meine Einladung nicht ausschlagen! …Sind zwei Zweibettzimmer, ihr müsst euch absprechen!“ „Ich geh mit dir, Kubo-Chan!“, sagte Tokitoh sofort, die Übernachtung als Selbstverständlich ansehend. „Was? Ich penn doch nicht neben dem dummen Priester!?“, rief Jakuro, dessen Gesicht schon bei dem Gedanken daran etwas blass wurde. Genjo ging die ganze Zeit nebenher und murmelte irgendein Gebet, weshalb er das überhörte. „Neben ihm nicht, die Betten sind weit genug entfernt, um Doktorspielchen zu vermeiden!“, meinte Kazuo und lachte vergnügt. Jakuro war eingeschnappt, aber er durfte aufatmen, als Makoto spontan und für Tokitoh höchst unerwartet, sagte: „Nein, ich werde mit Genjo gehen! Immerhin ist er ein Sanzo, das wird bestimmt sehr interessant…!“ Tokitoh schaute ihn betroffen an, aber Makoto lächelte nur. Dann gingen die fünf Kerle durch die große Stahltür und dann nach links, in einen großen Saal, der gut beleuchtet war. Der Abend verlief relativ ruhig. Im großen Essenssaal der Saito ABG herrschten gute Tischsitten und alle Mitesser zeigten sich von ihrer besten Seite. Außer ein verschrobener Priester, der sich permanent mit alkoholischen Getränken zudröhnte und jeglichen Sinn für Anstand verlor. Selbst Jakuro hielt sich zurück, aber Genjo haute mächtig auf den Putz. „Harhar, noch mehr Sake!“, brüllte er so laut, dass ihn die Angestellten am Nebentisch schon mürrisch anschauten. Kazuo war gerade in einem Gespräch und kriegte das nicht so ganz mit. „Hey du Judaspriester, wie wär’s mal mit Wasser? Gesund und bekömmlich!“, meinte Tokitoh angenervt zu dem betrunkenen Priester, der neben ihm saß und laut durch den Saal grölte. „Hmm, eigentlich wollte ich heute abend etwas mit ihm bereden, aber so wie er aussieht, macht der’s wohl nicht mehr lange…!“, bemerkte Makoto, hielt Genjo aber nicht davon ab, sich die Pulle Sake zu schnappen und dann direkt aus der Flasche zu trinken.. Kazuo musste ausbaden, was er verbrochen hatte; Einen Genjo Sanzo einzuladen, war ein ziemlich hohes Risiko… „Höhöhö, wo sind die Mädels?“, rief Genjo plötzlich laut durch den Raum. Kazuo bemerkte ihn jetzt und schob ihn kurz darauf, mit Jakuros Hilfe, die Treppe runter, in den Keller, wo er erst einmal ausnüchtern sollte. Makoto hatte sich währenddessen einen Kalville gegriffen und wandte sich nun Tokitoh zu, der ihm an die Schulter getippt hatte und flüsterte: „Siehst du den Typen da hinten? Der ist verdächtig! Der starrt uns schon die ganze Zeit an!“ „Habe ich bemerkt…!“ „Meinst du, der ist vom Tojo-Clan? Schließlich steht dieses Gebäude in dessen Region…!“ „Kann schon sein…!“, antwortete Makoto und wandte sich wieder seinem Apfel zu. Kapitel 5: Lucky Biscuit / Boundless Hospitality ------------------------------------------------ 5.Kapitel Ein schwarzhaariger Kerl mit einer olivgrünen Wollmütze und braungebrannter Haut linste die Beiden schon die ganze Zeit durch die Schlitze seiner Augen an. Er hatte einen wahrlich diabolischen Blick und machte Tokitoh ziemlich Angst. „In der Tat, sehr ominös…!“, murmelte Makoto, der den Typen jetzt auch unauffällig beobachtete. „Was meinst du? Sollen wir schonmal nach oben zu den Gästezimmern gehen?“, fragte Tokitoh. Makoto wisperte ein „Nein!“ zu Tokitoh und zündete sich vorsichtig eine seiner Mintzigaretten an, obwohl auch hier das Rauchen eigentlich verboten war. Aber auch der Priester hatte hier geraucht, was um so dreister war, da er seine Zigaretten vorher von Kazuo gekriegt hatte. „Ich schau ihn mir mal genauer an!“, sagte er und stand auf. Er ging zum Buffet und füllte sich einen Ananasring, ein paar Löffel Amarena-Kirsch-Crème und paar Kekse der Marke PRITZ auf den Teller. Dann schaute er auf den Teller von dem ominösen Beobachter und erspähte ein Stück Entenbrust darauf, was er auf dem Buffet vorher nicht gesehen hatte. Er näherte sich dem Mann zielstrebig, mit uneinnehmbarem Blick. Als er vor ihm stand, schaute ihn der Typ finster an. „Was willst du?“ „Ist die Entenbrust schon alle? Das Buffet bot keine!“, fragte Makoto ruhig, die abweisende Haltung und genervte Tonart des Mannes ignorierend. „Was weiß ich? ...Verschwinde!“, raunzte der Mann und funkelte ihn bösartig an. Seine Augen öffneten sich nicht weiter als einen Spalt, aber Makoto erkannte eine gewisse Leere. „Hmm, sind sie ein Flagellant?“, fragte Makoto unbeeindruckt, als er einige schwere Narben an den Oberarmen des Mannes sah, der eine Bomberjacke trug, die Ärmel aber hochgekrempelt hatte, sodass er allen seine Verletzungen zeigen konnte. Aufgerissene und geflickte Arme, Brandnarben entlang der Finger und das alles ziemlich symmetrisch. „Verschwinde, sonst hast du eine sitzen!“, brummte der Mann. Makoto sah zum Fenster und nahm einen kräftigen Zug an seiner Pourret, bevor er sich bückte und dem Mann mit stechendem Blick in die Augen schaute: „Wenn du etwas von uns willst, dann sag es jetzt, ansonsten könnte ich ungemütlich werden!“ Zielstrebiges Klarstellen der Tatsachen war nicht untypisch für ihn, aber er handelte immer spontan und es gab Tage, da kugelte er gern mal den ein oder anderen Arm aus oder riss ihn gar ab. Sein eiskalter Blick, sein übermenschlich harter Griff und ein unglaublich gutes Einschätzungsvermögen machten ihn auf jeden Fall zu einem überlegenen Gegner, mit dem man sich nicht anlegen sollte. Aber der Typ schreckte nicht zusammen, sondern gab Makoto blitzschnell eine Kopfnuss. Makoto schrie nicht auf, taumelte nur etwas zurück und hielt sich in Folge die rechte Hand an den Kopf. Als er sich wieder gefangen hatte, nahm er sich die Entenbrust vom Teller des Mannes und schritt grinsend zu seinem Platz zurück. „Hä? Was war das denn?“, fragten Tokitoh und Jakuro fast gleichzeitig, die das Geschehen natürlich beobachtet haben und das Handeln des Braunhaarigen nicht ganz nachvollziehen konnten. „Wir brauchen uns keine weiteren Gedanken machen! …Der Mann ist blind!“, sagte Makoto und stellte seinen Teller an seinem Platz ab. „Was? Wie kommst du denn darauf? Er hat uns die ganze Zeit angestarrt!“, erwiderte Tokitoh mit einem ungläubigen Blick. „Er sah mich nicht an, seine Augen waren leer… nein, er nahm einen tiefen Atemzug bevor er zuschlug, deswegen war ich auch überrascht und konnte nicht rechtzeitig ausweichen!“ Makotos Schädel brummte noch, aber er hatte schon immer einen Eisenschädel, sowas steckte er locker weg. Jakuro schaute ihn ehrfürchtig an und schluckte. Er war vorher schon beeindruckt von ihm, aber langsam wurde der Brillenträger ihm doch etwas unheimlich. „Er ist bloß ein harmloser Flagellant!“, fügte Makoto hinzu und zerteilte den Ananasring in kleine Stückchen, von denen er Tokitoh auch gleich eins anbot. „Gern!“, sagte Tokitoh und Makoto steckte ihm das Stück vorsichtig in den Mund. „Geht’s noch?“, fragte Jakuro und schaute Tokitoh verständnislos an. Makoto grinste ihn neckisch von der Seite an, den Kopf noch zu Tokitoh gedreht. Tokitoh lächelte und schluckte das Stück Ananas runter. Dann kam Kazuo mit einer azurblauen Amphore an, in der haufenweise Glückskekse waren. Er hielt sie Makoto hin. „Hier, für unsere Gäste; die Wahrheitsquote ist beängstigend!“ Makoto griff sich einen und legte ihn unbeachtet hinter seinen Teller, der noch gut gefüllt war. Die meisten Anderen im Saal waren schon fertig mit essen und machten sich wieder an die Arbeit. Die Angestellten mussten alle bis in die Nacht arbeiten, durften dafür morgens ausschlafen. So hatte Kazuo die Arbeiter zufrieden stellen können und die Leistung etwas erhöht, da er eine Stunde weniger bezahlen musste, was ihm die Arbeiter aber trotzdem gut hießen, da sie immerhin ein demokratisches Wahlrecht innerhalb der ABG besaßen. Jakuro griff auch in die Amphore, die ihm Kazuo präsentativ hinhielt und nahm sich einen Keks von ganz unten. „Humbug!“, murmelte er extra laut, das Kazuo es auch mitbekam, aber der Blonde lächelte nur. Er bot ihm sogar noch Tabak und Blättchen an, die Jakuro dankend annahm. „Ich will auch einen!“, rief Tokitoh, der nach Sanzos unrühmlichen Abgang alleine auf der gegenüberliegenden Tischseite saß. Kazuo ging auf die andere Seite und stellte das schwere Tongefäß auf den Tisch. Tokitoh ließ seinen Arm in der großen Öffnung verschwinden und wühlte freudig in den Keksen rum, bis er sich einen packte und rauszog. Jakuro hatte seinen währenddessen gegessen. Er schaute sich den Zettel an und rümpfte die Nase. ~Deine Zukunft ist mies, denn du hast den richtigen Augenblick des Handelns verpasst~ „Hey!“, rief er missmutig und sah sofort nach links, zu Makoto. „Was ist?“ „Du bist Schuld! Weil du mich davon abgehalten hast das Büro vom Tojo-Clan hoch zu jagen, winkt mir jetzt ein schlechtes Leben!“ „Ich dachte, das wäre Humbug…!?“, meinte Makoto ruhig. Daraufhin drehte sich Jakuro beleidigt weg und zerriss den kleinen Zettel zu ein paar Papierfetzen, die er daraufhin in seine selbstgedrehte Zigarette stopfte. Ein wenig abstrakt und krumm sah der Glimmstängel sowieso aus, da er sich in den zwei Jahren Gefängnis überhaupt keine gedreht hatte. „Es bringt Unglück, wenn man seine Weissagung verbrennt!“, meinte Kazuo und lächelte ihn an. Jakuro schloss die Augen, streckte ihm die Zigarette hin und bat um Feuer. „Ignorant!“, mochte sich Kazuo jetzt denken, aber er kam der Bitte nach und holte ein Feuerzeug aus der Hosentasche, wobei er nach wie vor sein freundliches Lächeln behielt. „Hmm, bei mir steht nur irgendein unverständlicher Kram!“, sagte Tokitoh mürrisch und las laut den Inhalt seiner 'Weissagung' vor: ~Eine monotone Suche bringt Tristesse. Der Opponent gibt sich in falscher Eloge~ „Aah, du hast einen Hinweis erhalten, das kommt hin und wieder vor! Du musst ihn nur noch entschlüsseln!“, sagte Kazuo begeistert. „Eine Metapher, ist ganz einfach!“, entgegnete Makoto. „Eine Metapher? Was ist das denn?“, fragte Tokitoh. „Naja, eine Umschreibung für etwas…! Eine Bedeutungsübertragung!“ „Dann sag mal, was da umschrieben wird, ich habe keinen Schimmer davon!“ „Monoton heißt auch eintönig, das heißt, dass eine eintönige Suche Tristesse, also Traurigkeit bringt. In dem Fall wahrscheinlich schwermütige, melancholische Stimmung…!“ „Und was heißt das?“, bohrte Tokitoh weiter nach. „Das wir unser Vorgehen umstellen sollten!“, sagte Makoto. Ob er an Glückskeks-Weissagungen glaubte, war unklar, aber er schien nicht desinteressiert. Seinen eigenen Keks hatte er noch hinter seinem Teller liegen. Er nahm einen Löffel von seiner Amarena-Kirsch-Crème und erklärte weiter: „Also, zum zweiten Teil… der Opponent ist der ‚Gegenspieler’! Nicht unbedingt ein Feind, aber das wäre nicht auszuschließen. Eloge… sieht so aus, als würde uns mal wieder jemand in die Fänge gehen…!“ „Wieso?“, fragte Tokitoh neugierig. „Ich schätze, dass wir irgendeinen vom Tojo-Clan finden und der sich dann aus der Sache rausreden will… eine Eloge ist eine Lobesrede!“ „Hahaha, das sähe denen ähnlich!“, meinte Jakuro, der als Vize des Mizugi-Clans schon viel mit den Dealern des Tojo-Clans zutun gehabt hatte. „Und das ist auch wirklich wahr?“, fragte Tokitoh. „Wer weiß...?!“, meinte Kazuo lächelnd und trug die schwere Amphore zurück in den benachbarten dunklen Raum, aus dem er sie auch geholt hatte. „Nicht unbedingt!“, sagte Makoto und probierte sich jetzt an dem Knabbergebäck, welches er sich auf den Teller getan hatte. Makoto naschte gerne und war immer offen für etwas Neues. Auch diesmal lohnte es sich wieder, die Kekse mundeten ihm vorzüglich!“ „Delikat!“, sagte er zu Kazuo, der gerade wieder kam und nahm einen weiteren Keks in die Hand. „Ja, die sind von PRITZ, finde ich auch total lecker!“, bejahte Kazuo Makotos Aussage. Als Makoto schließlich aufgegessen hatte, nahm er seinen Glückskeks und gab ihn Kazuo wieder. „Tut mir leid, aber ich brauche keine Informationen oder Weissagungen!“ Kazuo schien damit gerechnet zu haben und empfand es auch nicht als unhöflich, sondern nahm den Keks wortlos zurück und lächelte freundlich. Schließlich gingen Jakuro, Tokitoh und Makoto, der den besoffenen Priester hinter sich herzog, dann auch nach oben. Kazuo zeigte ihnen die beiden Zimmer. Sie waren nicht gerade klein, man hätte locker vier Betten pro Zimmer haben können, aber Kazuo empfand es als besser, wenn sich wichtige Gäste auch wohl fühlten und Freiraum genießen konnten. Tokitoh sprang sofort auf ein Bett und knuddelte es ausgiebig, da es so einladend aussah. Weiche Matratzen, Daunendecken und Kissen aus Straußenfedern machten es aber auch zu einer beschaulichen und vor allem gemütlichen Schlafstätte. Die schönen Verzierungen an den Wänden taten ihr Übriges, dem Gast eine wundervolle Atmosphäre zu bescheren. „Schön! ...Sie scheinen viel Geld übrig zu haben!“, bemerkte Jakuro. „Nein, ich habe nur einige Gäste von höchster Priorität, die hier Sachen in die Reperatur geben, die woanders nicht repariert werden konnten. Wir sind bekannt für unsere Qualität! Wenn du hier keinen Erfolg hast, kannst du dein kaputtes Teil gleich wegwerfen!“ Jakuro schaute Kazuo ehrfurchtsvoll an. Er war noch sehr jung und hatte schon so einen geschäftlichen Erfolg…; wenn er da an sich dachte…; er musste immer stehlen, dealen und sich um Kohle prügeln, bis er mit 27 endlich den Job als Vize hatte. Mittlerweile war er 38 und hatte zwei lange Jahre im Gefängnis hinter sich. „Naja und diese Gäste wollen hier auch oft übernachten, weil sie meistens von weit her kommen! Ihr habt Glück, dass ich euch umsonst hier übernachten lasse! Aber stellt keinen Unsinn an, die kostbaren Ornamente sollten am besten heile bleiben!“, fügte Kazuo hinzu und zeigte auf eine chinesische Vase aus der Ming-Dynastie. „Naja, bei dem Priester mache ich mir schon Sorgen…!“, sagte Jakuro. „Deshalb wirst du ihn auch beschäftigen, bis wir wach sind!“, sagte Makoto schnippisch und ging zu Tokitoh ins Zimmer. Er lächelte dem Braunhaarigen noch einmal zu und sagte „Gute Nacht!“ zu Kazuo, dann schloss er die Tür. „Aber… aber… was soll denn das? Ich dachte, er pennt mit dem Priester in einem Zimmer?!“, meinte Jakuro und starrte mit offenem Mund auf die geschlossene Tür. „Hmm... sieh es doch so, er vertraut dir!“, sagte Kazuo und schob den weggetretenen Priester in sein Zimmer. Genjo fiel aufs Bett und man hörte direkt ein unregelmäßiges Schnarchen, da er auf dem Mund lag. Jakuro legte seine Tasche mit den Sprengköpfen ab und setzte sich auf das Bett, was noch übrig war. Sein Gesicht sprach Bände, das hatte er sich anders vorgestellt. Kazuo wünschte ihm eine gute Nacht und schloss die Tür von außen. Kapitel 6: Table-Talk / Bus-Game -------------------------------- 6.Kapitel 16.10.07. - So, die etwas überarbeitete Version ist online!^^ „Kubo-Chan!“ „Hmm?“ „Können wir den Priester morgen hier lassen?“ „Nein!“ „Wieso nicht?“ „Weil er vielleicht der Schlüssel ist!“ „Wie kommst du darauf?“ „W.A. kommt ursprünglich nicht aus Taiwan… alles was aus Taiwan komt, kommt ursprünglich aus China. Das Dorf der Sanzos liegt in der Nähe von Xixhou!“ „Xixhou?“ „Die chinesische Hauptstadt, was Drogenhandel angeht!“ „Wow, woher weißt du das alles?“ „Ich war mal da!“ „Ehrlich?“ „Als ich klein war. Ich wurde in meiner Familie nicht akzeptiert und bin ausgewandert. In China haben sich zwei nette alte Leute um mich gekümmert, ich war fast zwei Jahre dort…!“ „Hast du Drogen genommen?“ „Natürlich!“ „Wie alt warst du da?“ „Neun Jahre… kurz vor meinem zehnten Geburtstag bin ich dann zurück nach Japan, wo ich mir hier in Yokohama eine Wohnung gekauft habe!“ „Das hast du mir nie erzählt!“ „Du hast nie gefragt!“ „Stimmt… naja, ich kann dir ja nichts erzählen…!“ „Stimmt!“ Am nächsten Morgen wurden Makoto und Tokitoh durch ein lautes Poltern geweckt. Als Makoto auf den Flur ging um nachzuschauen was passiert ist, sah er den Priester am Fuße der Treppe liegen. Etwas zusammengekrümmt und nach Luft japsend. „Immer noch nicht ganz nüchtern, unser Priester…!“, meinte Jakuro, der den Sturz anscheinend vergnügt beobachtet hatte. „Und? Wie war die Nacht?“, fragte ihn Makoto. „Schrecklich! Geh mal da rein, schließ die Tür und zieh dir den Mief rein!“ „Nein danke!“ Jakuro und Makoto schlenderten gemächlich die Treppe runter und halfen dem Priester, wieder auf die Beine zu kommen. Genjo stoß einen lauten Ächzer aus und fasste sich an den Kopf, der ziemlich dröhnte, wie sein Gesichtsausdruck vermuten ließ. „Verdammt! Was war los, gestern?“, fragte er Makoto. „Du warst in Topform!“, witzelte Jakuro amüsiert. „Du hast zuviel Sake getrunken!“, sagte Makoto und lächelte. Sie gingen wieder in die große Halle, wie am Abend zuvor. Zwei Tische standen diesmal nur im großen Raum; die Küchenjungen waren gerade dabei, sie zu decken. Kazuo kam aus der Küche und erspähte die vier Gäste: „Nur ihr und zwei meiner besten Leute essen heute Frühstück, die Anderen sind noch zu Hause und kommen erst zum Mittag!“ „Die besten Leute?“, fragte Tokitoh argwöhnisch und zeigte auf den blinden Mann vom Vorabend, der sich just in dem Moment an den Tisch setzte, immernoch oder wieder mit Bomberjacke und Wollmütze bekleidet. „Ja, das ist Rendel, ehemals Schweizer Turbinenmechaniker. Seit er bei einem Verkehrsunfall seine Augen verloren hat, denkt er sich die eigenartigsten Sachen für Computer aus. Er hat das neue Virensystem erfunden, Kohbauer AntiVir Extrem 1.0, das beste Antivirensystem überhaupt!“ „Rendel Kohbauer? Interessant… das habe ich in der Zeitung gelesen, vor knapp zwei Monaten…!“, sagte Makoto und schaute den blinden Kerl an, die Kopfnuss vom Vorabend im Hinterkopf. „Also ich traue dem Kerl nicht!“, flüsterte Tokitoh zu Makoto. Der Mann drehte seinen Kopf zu ihm hin und öffnete seine zu Schlitzen verengten Augen: „Haha, ihr habt keine Ahnung, wie es ist, blind zu sein! Glaubt ihr, ich traue euch?“ „Unglaublich!“, sagte Tokitoh, der nicht erwartet hätte, dass Rendel ihn hören könnte. „Hmm, ich will nicht blind sein; kann mir schon vorstellen, wie das ist!“, sagte Jakuro. „Dann pass auf, dass du keinen Fehler machst, sonst schieß ich dir die Augen raus!“, bemerkte Genjo abfällig, der mittlerweile wusste, dass Jakuro ihn als stinkend wahrnahm. „Okay, die Tische sind gedeckt; fehlt nur noch Sha, mein anderer Top-Arbeiter! Sha Gojo, der Name kommt euch bestimmt bekannt vor, er hat Battle Stage II und Way to west kreiert, aktuell die beiden beliebtesten Spiele auf dem Markt. In Battle Stage I hat er sich selbst als Charakter erstellt; wisst ihr, wen ich meine?“, erklärte Kazuo. „Aah, die Kakerlake?!“, fragte Tokitoh und schnippste mit dem Finger. „Wer ist hier eine Kakerlake, du Affe?“, tönte es darauf durch den Saal. Ein großer Typ mit langen roten Haaren betrat den Raum und gesellte sich zu den anderen Anwesenden. „Tatsache, der sieht genauso aus wie im Spiel! …Sind die Fühler echt?“, fragte Tokitoh. „Ich geb dir gleich…! Das sind keine Fühler, das sind magische Antennen!“, erwiderte Sha Gojo. Dann sah er rechts den Priester, der ihn grinsend anstarrte. „Was willst du? Guck woanders hin, du verschrobener Glatzkopf!“ „Glatzkopf?“, fragte Tokitoh noch, ehe Genjo seine Pistole zückte und zweimal an Shas linkem Ohr vorbei knallte. „Hey, bist du wahnsinnig?“, fragte Sha und einige Wutfalten bildeten sich auf seiner Stirn. „D-der Gebrauch von Schusswaffen ist u-untersagt!“, stotterte Kazuo, der irgendwie großen Respekt vor dem kleinen Colt zu haben schien. „Klappe, ich schieß, wann ich will!“, herrschte ihn Sanzo an. Sha baute sich entrüstet auf und ballte die Fäuste. „Na? Immer noch Angst vor Schusswaffen?“, fragte ein großer Mann, der einen ziemlich ruhigen, erwachsenen Eindruck machte. „Nobuto!“, rief Kazuo und winkte ihn zu sich. „Wieso kommst du jetzt schon?“ „Hmm, ich war schon wach und bin viel zu faul, um mir selbst Frühstück zu machen!“, sagte der Mann und setzte sich unaufgefordert auf den Stuhl neben Rendel. „Kommt Toki auch?“ „Nö, der pennt wahrscheinlich noch!“ Kazuo wandte sich zu seinen anderen Gästen: „Das ist Nobuto Nakajo, einer meiner Ex-Kollegen beim Bus Game. Ich zieh Toki und ihn durch, seit ich Elektro Saito übernommen habe; wenn wir weiter gemacht hätten, wären wir wahrscheinlich nicht mehr am leben...!“ „Du bestimmt nicht!“, bemerkte Nobuto schroff und griff sich eine Müslischale. „Okay, fangen wir an, setzt euch!“, meinte Kazuo und alle nahmen Platz. Sha neben Genjo… die Beiden sahen sich die ganze Zeit schon komisch an. Gegenüber Jakuro und Tokitoh, der sich nicht so recht entscheiden konnte, welcher der beiden Typen jetzt schräger war. Also sprach er Sha an, mit einem Hauch von Respekt: „Hey alter Mann, woher kommen sie? Sie sehen nicht sehr japanisch aus!“ „Alter Mann? Ich bin nicht alt!“, erwiderte Sha hitzig. „Nicht? Da bilden sich jedenfalls schon Falten auf der Stirn!“, meldete sich Genjo zu Wort und zeigte auf die Stirn des Rothaarigen. „Das sind Wutfalten! Und besser ein paar Falten als solche Triefaugen!“, keifte Sha. „Aha! Und was ist mit deinen Kakerlaken-Fühlern?“ „Sowas ist in Mode!“ „Wo kommst du denn her?“ „Aus dem Süden!“ „Na dann... ich bezweifle jedoch nicht, dass das dort besser aussieht!“ „Sei still, Glatzkopf! Jakuro schaute prüfend auf Genjos Haare und grübelte etwas. „Auf wie alt schätzt ihr mich denn?“, fragte Sha und sah zuerst Tokitoh an. „Dreiunddreißig...?“ „Konfisziert!“, antwortete Sha und nahm sich das letzte Stück Bacon von Tokitohs Teller. „Älter…!“, sagte Genjo fast beiläufig. Dann entstand der übliche Streit à la Sanzo, wo Genjo rumballerte, sodass Kazuo der Angstschweiß über die Stirn rann und Sha bis auf den letzten Schuss nicht klein beigab. Dann stand Makoto auf, schnappte sich den Priester und zog ihn vor die Tür. Genjo brüllte heftig rum, aber Makoto ging ohne ein Wort wieder rein und verschloss die Tür mit dem Schlüssel, den ihm Kazuo vorher gegeben hatte. „Haha…!“, sagte Sha und grinste sehr verwundert. „Wer ist das denn?“ „Kubo-Chan?“, fragte Tokitoh. „Mit dem solltest du dich besser nicht anlegen!“, riet ihm Jakuro. „Ach ja? Was dann?“, fragte Sha kampflustig. „Alter, jetzt hör mal auf, ich esse! Wenn es dir in den Fingern kribbelt, können wir beide später ein wenig kämpfen, aber ich kenne sicherlich keine Gnade!“, herrschte ihn Nobuto an. Sha pflanzte sich wieder hin und setzte einen ungemein beleidigten Blick auf. Kazuo dankte Nobuto von ganzem Herzen, er selbst hatte seinen besten Mann nicht annähernd unter Kontrolle. Ganz im Gegenteil, Sha führte ihn beinahe vor, tagtäglich. Makoto saß neben Rendel und man könnte meinen, er dachte nach, wie er sich für die Kopfnuss rächen könnte, ohne seine Ehre zu verlieren. Aber Makoto war ein sehr bewusster Mensch; er wusste, wann man mit irgendwas aufhören sollte und das wusste er schon am Abend davor. Er schaute sich lediglich Rendels Arme an, die dieser durch die hochgekrämpelten Ärmel der Bomberjacke demonstrativ vorzeigte. „Das waren die Christen!“, brummte Rendel und biss in sein Schinkenbrot. „Hmm? Die Christen?“, fragte Makoto interessiert. „Ich bin in Israel geboren, also bin ich ein Mohammedaner. Als ich sieben Monate alt war, sind meine Eltern wegen den dauerhaften Unruhen in die Schweiz gezogen. Ich war hin und wieder in Deutschland um mich in Computer-Technik weiterzubilden… und irgendwann bin ich auf eine Sekte gestoßen… ich bin dort eingestiegen, der Fehler meines Lebens!“, erzählte Rendel. „Eine Sekte? Was für eine?“ „Sie nannten sich die arischen Hexer - komischer Name, ich weiß! Ein Clan voller Irrer, muss ich im Nachhinein sagen… sie haben mich wegen meiner Hautfarbe zu Tode gefoltert. Aber ich habe überlebt und bin geflohen! Meine Augen verlor ich dann später im Krieg gegen die Palästinenser… es war schrecklich! Aber so haben sich meine restlichen Sinne verbessert!“ „Im Gaza-Streifen toben heute noch Schlachten… die hören wohl nie damit auf! Ist kürzlich schon wieder ein Selbstmordattentäter in die Luft gegangen, kam in den Nachrichten; Zweiundvierzig Tote und fast dreihundert Schwerverletzte… mitten auf einem Marktplatz!“, erzählte Makoto. Kazuo hörte gespannt zu. Er hatte nie großartig mit Rendel geredet… er schätzte einfach nur seine Fähigkeiten. Kazuo hatte noch viel zu lernen… „Jetzt arbeite ich hier seit sieben Jahren. Ich habe schon bei Elektro-Saito ganz oben gearbeitet, jetzt bin ich nicht mehr wegzudenken!“, sagte Rendel. Kazuo knirschte mit den Zähnen, er empfand diese Bemerkung als unerhört. „Ich habe keine feste Arbeit. Ich lebe von Kontakten…!“, sagte Makoto und grinste flach. Tatsächlich bekam er sein Geld teilweise durch Aufträge von Kou. „Haha, wir hatten im Winter kein Geld für die Wasserrechnung…!“, bemerkte Tokitoh spöttisch und schaute zu Makoto rüber. „Die Analogie zwischen euch ist nicht zu übersehen!“, bemerkte Jakuro, dem schon länger auffiel, dass Tokitoh und Makoto krasse Gegensätze waren. „Nein, aber man muss sich nicht ähnlich sein, um sich zu mögen!“, erwiderte Makoto direkt. „Schwuchteln!“, wollte Sha gerade sagen, aber schon spührte er eine Knarre an seinem Rücken, sodass er zu seinem Glück nicht mehr dazu kam. „Wir gehen mal vor die Tür!“, knirschte Genjo, der kurz darauf seine Zigarette in Gojos Haarpracht ausdrückte. Das war natürlich ein Grund für Sha, um dem Kribbeln in seinen Fingern nachzukommen. Sie gingen mit zwei Metern Sicherheitsabstand vor die Tür, die Anderen schauten ihnen noch interessiert nach. Nobuto war ziemlich überrascht, dass es scheinbar noch einen verrückten Typen wie Sha Gojo gab. „Wie ist der überhaupt hier rein gekommen?“, fragte Kazuo die Anderen. „Vielleicht hat er ein Sutra gesprochen?!“, tippte Tokitoh. „Quatsch, dafür ist der doch viel zu blöd!“, kam es von Jakuro und beide mussten lachen. „Ich habe ihn reingelassen!“, kam es vom Kücheneingang. Ein schwarzhaariger Mann mit Cowboy-Hut und ausdruckslosem Blick kam her und begrüßte die Anwesenden. „Moin, Toki!“, sagte Nobuto. „Toki?“, fragte Tokitoh. „Naja, Namensähnlichkeiten kommen schon mal vor… aber er ist total anders als du!“, sagte Kazuo. Toki setzte sich auf Shas Platz und benutzte dessen Teller, wo noch ein angebissenens Toast mit Ei und Schinken lag. Er schaute kurz in die Runde und prägte sich die Gesichter von Makoto, Jakuro und Tokitoh ein, ohne zu fragen, wer sie denn überhaupt waren. „Abweisend wie eh und je…!“, sagte Kazuo und lehnte sich entspannt zurück. „Hey, wie läuft das Spiel?“, fragte Rendel in den Raum. „Wir haben vor zwei Jahren endgültig aufgehört! Unser neues Mitglied war noch schwächer als Kazuo, aber das haben wir dir auch schon zig Mal gesagt, du alter Knacker!“, sagte Nobuto leicht angenervt und wandte sich wieder seinem Brötchen zu, welches er für einen kleinen Moment vernachlässigt hatte. „Schade… es war immer so spannend!“, meinte Rendel. „Spannend?“, fragte Nobuto überrascht. „Naja, die Geräusche… das Ächzen und so… ich habe mir immer die Übertragung angehört!“ „Und die knackenden Arme unserer Gegner… stimmt!“, bejahte Nobuto und biss ein großes Loch in seinen Toast. Er dachte dabei über die alten Zeiten nach; Bis zu dem Zeitpunkt, wo es für sie um Leben und Tod ging, war es sehr amüsant gewesen. Der naive, etwas tollpatschige Kazuo, der stille und daher auch nicht nervende Toki und er… ein unschlagbares Team. „Hrhrm, ihr seid immernoch auf Platz 2, oder?“, fragte Rendel. „Wenn Team BUG nicht verloren hat, sind wir immernoch auf Platz 2! Ich glaube kaum, dass es sonst wer in der Zeit auf neunzehn Siege gebracht hat!“, sagte Nobuto. „Wer verliert, stirbt…!“, meinte Toki, der jetzt auch mal den Mund öffnete, ohne kurz darauf etwas darin verschwinden zu lassen. „Kein sehr schöner Tod… mit der Gewissheit der Niederlage möchte niemand sterben!“, sagte Kazuo. „Aber wir sind raus!“ „Da wäre ich mir nicht so sicher! Ich habe eine Disc erhalten!“, sagte Toki. Nobuto verschluckte sich und musste niesen. „Wie bitte? Im Ernst?“ „Kurz bevor ich aufgebrochen bin, heute morgen… ohne Zweifel eine Disc vom Bus Game!“ Auch Kazuo konnte es nicht fassen. Er schaute abwechselnd Nobuto und Toki an. „Dann wird bei mir wahrscheinlich auch eine sein…!?“, meinte Nobuto. „Aber wir brauchen einen dritten Mann, Kazuos Nachfolger Gregg ist jetzt in Team CVI und zu zweit geht es ja nicht!“ „Geht schon; steht im Regelwerk. Aber wir dürfen uns einen Dritten dazu holen!“, erklärte Nobuto und schaute grinsend in die Runde. Tokitoh gluckste, Jakuro schaute verwirrt und Makoto aß unbeeindruckt sein Brot mit Nuss-Nougat-Aufstrich. Kazuo winkte sofort ab. „Was ist mit dir?“, fragte Nobuto Jakuro. Der wusste nicht genau, was er dazu sagen sollte. „Wir brauchen einen starken Partner; ich denke nämlich, dass Team BUG uns herausgefordert hat…!“, sagte Toki und schaute Nobuto mit stechendem Blick an. Kapitel 7: Lukewarm Trouble / Shady Obsession --------------------------------------------- 7.Kapitel „Was wolltest du denn jetzt von mir, Priesterchen?“, fragte Sha den Blonden, als sie draußen vor der Tür einander gegenüber standen und böse Blicke wechselten, die aber trotzdem von einem belustigten Grinsen begleitet wurden. „Irgendwie gehst du mir auf’n Sack!“, antwortete Genjo und zündete sich eine Zigarette an. „Und was willst du jetzt machen?“ „Frag nicht so doof!“ „Stimmt, die Frage lautet Was kannst du überhaupt machen?“ „Ich kann dir das Licht auspusten!“, sagte Sanzo mürrisch, mit geschlossenen Augen und gesenktem Kopf. Er ging immer auf’s Ganze, eine Grenze zwischen Leben und Tod konnte man in seinem Wortschatz nicht wirklich erkennen. „Wenn mich ein paar Mädels begleiten dürfen, denke ich darüber nach!“, erwiderte sein Gegenüber lächelnd und hielt sich demonstrativ die rechte Hand an den Kopf. Genjo schoss zweimal an Shas Kopf vorbei, sodass seine langen roten Haare vom Windzug erfasst wurden. „Haha, soll das alles sein?“, fragte er. „Dann mach doch was, ich warte…!“ „Du stehst doch blöd da und ballerst rum! Wie in Der Priester mit der Knarre mit Tsukimoto Kanyu! Nur dass der das viel besser rüber bringt!“ „Halt die Fresse oder ich mach dich kalt!“ „Dann schieß doch, aber nicht daneben!“ „Wäre doch langweilig. Und ich warte immernoch…!“ Die beiden Streithähne standen sich gegenüber und warfen sich giftige Blick zu, machten aber nicht den entscheidenden Schritt zu einem ernsthaften Gerangel. Genjo war seit seiner Niederlage gegen Makoto vorsichtiger geworden und Sha hatte sich seit seinem Job als Spiele-Programmierer selten geschlagen, hatte in Nobuto außerdem einen Stärkeren in der Nähe, der auf Kazuos Wunsch seine Aktivitäten etwas beobachtete und einschritt, wenn er übertrieb. Drinnen saßen immernoch Toki, Nobuto, Kazuo, Tokitoh, Jakuro und Makoto, der mit seinem letzten Happen das Frühstück beendete, woraufhin die Küchenjungen angestürmt haben, die förmlich darauf gewartet haben, dass er fertig wurde. „Bist du stark?“, fragte Nobuto Jakuro. „Vielleicht, ich war jedenfalls zwei Jahre im Knast…! Aber was habt ihr denn vor? Was ist dieses Bus Game überhaupt?“ „Ein Spiel, womit man kräftig Kohle machen kann. Die reichen Geschäftsleute haben sich das ausgedacht. Vor fünf Jahren gab es soviele verschiedene Firmen für jedes Produkt, sodass die großen Firmen nicht mehr genug einnahmen; also haben sich die Firmenchefs etwas ausgedacht, um wieder Platz zu schaffen!“, erzählte Nobuto. Makoto horchte interessiert auf. Jakuro hörte genau zu, um sich ein Bild davon machen zu können. Er nahm einen Notizblock aus der Tasche seiner braunen Jacke und einen Kugelschreiber aus seiner Hosentasche und schrieb fleißig auf. Nobuto fuhr fort: „Nun, jede Firma wählt drei Typen aus, die diese Firma vertreten. Die bekommen dann eine Disc, wo die gesamten Daten der Firma drauf gespeichert sind. In direkten Kämpfen, bei denen es ein Team Home und ein Team Away gibt, versuchen die Leute dann ihren Gegnern die Disketten abzunehmen. Anfangs noch ein guter Spaß, mit dem man gut sein Geld verdienen konnte, mittlerweile aber haben die meisten Teams Schusswaffen, das Töten ist ja erlaubt…!“ „Und wer verliert, stirbt sowieso!“, fügte Toki hinzu. „Öhm, wieviel?“, wollte Jakuro wissen, der Tokis und Nobutos letzten Satz überhört hatte. „Also für diese Herausforderung stehen 1400 Millionen Yen als Preisgeld, das ist nicht schlecht!“, meinte Nobuto und lächelte. „Was? Das würde mir ja bis an mein Lebensende reichen!“ „Von was lebst du denn? Keine Frauen, Alkohol und goldenen Wasserhähne?“, fragte Nobuto spielend geschockt. Toki grinste leicht, was bei ihm nur sehr selten vorkam. Sein Gesichtsausdruck war normalerweise ausdrucksloser als eine weiße Wand. „Naja, reicht trotzdem für die nächsten 10 Jahre! Mindestens!“ „Und wenn du stirbst?“ Als Ex-Vize des Mizugi-Clans hatte Jakuro schon oft zwischen Leben und Tod gestanden, aber er wollte die letzten zwei Jahre nicht umsonst im Knast verbracht haben. Er schluckte: „Nein Danke! Mit dem Tod will ich nichts mehr zu tun haben…! Zumindest nicht, bevor der Tojo-Clan nicht untergegangen ist!“ „Da hast du aber noch viel zu tun!“, meinte Tokitoh uns stupste ihn freundlich an. „Der was?“, fragte Nobuto. „Der Tojo-Clan… eine ‚Drogengesellschaft’, dessen früherer Chef mir alles genommen hat!“ „Ah? Du dealst?“ „Nicht mehr, ich komme gerade aus dem Knast wegen Mord!“ „Cool! So einen brauchen wir noch, nicht wahr, Toki?“ „Wieso bist du denn frei gelassen worden, für Tod gibt es doch mindestens 30 Jahre…!“, fragte Toki Jakuro und missachtete Nobutos Frage. „Ein Fake… es hätte nicht so lange dauern müssen, aber ich bin jetzt draußen und werde mich rächen!“ „Interessant!“, sagte Nobuto und sah ihm tief in die Augen. „Ich sag dir was, du wirst Kazuo vertreten, zu dritt schaffen wir das locker!“ „Wenn uns Team BUG herausgefordert hat, wäre ich mir da nicht so sicher, die haben schon über 30 Kämpfe gewonnen, das sind die alleinigen Spitzenreiter!“ „Warum so unsicher? Vertraust du nicht mehr auf deine Stärke?“, fragte Tokis großer Partner überrascht. Er kannte Toki lange, er schätzte seinen Realitätssinn, aber er wusste auch wie stark er war und dass er wusste, wie stark er war. „Ich bin bloß vorsichtig…!“ „Aber wir könnten ja zur Abwechslung auch mal mit Waffen arbeiten…?!“, schlug Nobuto vor. Kazuo sah ihn entsetzt an. Er hatte genug von Schusswaffen. „Du hast doch Sprengsätze in seinem Rucksack!“, sagte Tokitoh zu Jakuro. Der gluckste unzufrieden, er wollte äußerst ungern beim Bus Game mitmachen. Also schlug er etwas Anderes vor, was ihm besser in den Kram passte: „Nehmt doch den Priester draußen!“ „Hmm?“, fragte Nobuto und schaute durch die großen Fenster nach draußen, wo sich Genjo und Sha wütend gegenüber standen und der blonde Priester fast schon statisch seine Pistole in der Hand hatte. Jakuro könnte damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen… er war auf Makotos Hilfe angewiesen und könnte außerdem dem groben Priester aus dem Weg gehen. Allerdings sagten Toki, Nobuto und Makoto gleichzeitig „Abgelehnt!“ Jakuro schluckte, als hätte er das nicht geahnt. Er dachte sich „Wer will schon mit einem stinkenden, Streit suchenden, unzurechnungsfähigen Priester ein Team bilden, wenn es um Leben und Tod geht?“ und musste dabei etwas grinsen. „Ich brauche den Kerl!“, meinte Makoto. Toki und Nobuto brauchten gar nichts zu sagen… man konnte es ihren Blicken ansehen, dass sie den seltsamen Priester nicht wollten. Plötzlich klingelte Makotos Handy. Tokitoh schüttelte den Kopf und jammerte: „Der Scharlatan bestimmt…!?“ Aber es meldete sich eine andere vertraute Stimme… „Oh… verstehe… vielleicht… natürlich! Okay, ich komme!“, sprach Makoto in kurzen Abständen in den Hörer. Dann legte er auf und fuhr sich durch die Haare. „Hmm, ich habe noch was vor… ihr müsst ohne mich auskommen!“ Tokitoh und Jakuro schauten ihn belämmert an. Damit hatten sie nicht gerechnet. „Hey…! Kubo-Chan! Was ist denn los? …Und was ist mit mir?“ „Tut mir Leid, das ist eine private Angelegenheit! …Ich bin aber heute Abend wieder zurück, versprochen!“, meinte der unerschütterliche Brillenträger und zwinkerte Tokitoh zu. „Waaaas? Das kann jawohl nicht wahr sein…!? Was verschweigst du mir jetzt schon wieder?“ Tokitoh war aufgebracht, es kam in letzter Zeit öfters dazu, dass Makoto ihm Dinge vorenthielt. Meistens Erlebnisse aus seinem früheren Leben. Er dachte nach. Nur fünf Leute hatten seines Wissens nach Makotos Handynummer; Komissar Kasai, Kou, der unangenehme Doktor und Waffenhändler, Sanada, der Regionalleiter der Izumokai, Anna, eine frühere freundin von Makoto und Ryo Takizawa, der listige Reporter. „Es war Kou-San, ich soll etwas erledigen!“, log Makoto. „Eine halbe Millionen Yen, das können wir gut gebrauchen, die Stromrechnung ist noch nicht bezahlt!“ Nobuto lachte und sah Makoto grinsend an: „Mach doch beim Bus Game mit, eine halbe Million ist doch nichts!“ Der Braunhaarige grinste… er hätte natürlich mitgemacht, bei Aussicht auf das Geld… und er konnte sich auf seine eigene Stärke stehts verlassen… aber es war kein Auftrag von Kou… Anna hatte ihn angerufen, sie steckte in Schwierigkeiten. Er hatte eine Schwäche für sie. Er konnte nicht anders, musste ihr jetzt helfen… „Nichts für ungut! Ich habe leider keine Zeit!“ „Aber wir haben doch noch zwei Tage Zeit, das Game ist erst übermorgen!“, meinte Nobuto. Makoto überhörte das, er war bereits in Gedanken versunken. Er ging langsan Richtung Ausgang und vergaß sogar seine Jacke, was sehr untypisch für ihn war. Aus Protest rief Tokitoh ihm nichts mehr hinterher, aber Kazuo bemerkte die Jacke. Makoto ging rückwärts zum Tisch und griff sie sich. Er machte wieder einen Satz nach vorne… dann drehte er sich doch nochmal um, griff Tokitohs Schultern und schaute ihm tief in die Augen. Stille… „Was macht er?“, fragte Nobuto Jakuro, in der Hoffnung, er würde sich mit dem sonderbaren Kerl auskennen, aber Jakuro war auch nicht klar, was Makoto genau wollte. „Sorry! Warte noch etwas…!“, sagte Makoto, halb flüsternd… dann drehte er sich um und eilte zum Ausgang. „Hey, ich habe einen Schlüssel!“, meinte Toki noch, aber der Braunhaarige drückte die schwere Saaltür mit einer Hand auf und riss die Kette, die dem Verschluss diente, gleich mit ab. Nobuto schluckte. Er hatte vom ersten Moment an ein ungutes Gefühl bei Makoto gehabt, aber dass ein Mensch es mit einer Hand schaffen würde, eine zentimeterdicke Eisenkette zu sprengen, hätte er nicht gedacht. Auch nicht bei Makoto. Kazuo stürmte aufgebracht zur Tür: „Ach du scheiße, wer soll das denn wieder bezahlen? Das Schloss ist auch hin!“ Er starrte Makoto hinterher, der schnurstraks die Straße suchte, vorbei an den beiden Streithähnen, die sich immer noch böse Blick zuwarfen, vorbei an einem Stopschild, ohne es registriert zu haben… um ein Haar hätte ihn ein Auto angefahren, aber Kazuo fragte sich, wer diese Begegnung besser überstanden hätte. Im Büro von Regionalleiter Sanada von der Izumokai war derzeit die Hölle los. Ein ermordeter Dealer wurde zwei Stunden zuvor beerdigt und Tatchan war immernoch am zittern. In der Öffentlichkeit hatte in Dealer vom Tojo-Clan einen Schusswechsel begonnen. Osamu und Tatchan standen keine zehn Meter entfernt, aber es war schon zu spät für das Opfer… Shintaro Uugo, Neuling bei der Izumokai, hatte noch Familie… ein Schuss und sein Leben erlosch. Osamu zückte blitzschnell seine Waffe und erschoss den Schützen, aber das war reine Formsache… es schmerzte jedesmal, wenn ein Freund starb. Er hatte ihn damals unter seine Fittiche genommen, hatte ihm das Schießen beigebracht… umsonst. Wie schon bei Shujis Tod gab es eine helle Aufregung. Die unteren Dealer machten Anstalten, der Tojo-Clan könnte bald einen Großangriff auf die Izumokai starten… nur Sanada und Osamu blieben ganz ruhig. Osamu war nicht umsonst der Nachfolger vom beinahe legendären Makoto Kubota… er behielt auch in brisanten Situationen einen kühlen Kopf. „Und? Sah es aus, wie ein geplantes Attentat?“, fragte ihn Sanada, der wie immer einen Nadelstreifenanzug trug und mit Makoto ebenbürtiger Unerschütterlichkeit grinste. „Hmm, kann ich nicht sagen… zumindest war der Schütze ein Profi! Und er hatte sicher nicht vor zu sterben, er hat Tatchan und mich nicht gesehen! Ein Selbstmordattentat schließe ich aus!“ Tatchan wendete sich jetzt auch Osamu und Sanada zu, während hinter ihm noch Trubel herrschte. Er war noch am zittern… Mord war nichts, was er so eben wegsteckte. „Interessant… vielleicht handeln die jungen Wilden auch nach ihrem eigenen Willen… dieser Idiot hat nicht mal seine eigenen Mannen unter Kontrolle!“, meinte Sanada und zündete sich eine seiner Ark Royal an. Er mochte Jun Sekiya noch weniger als Hiroshige Uzaki, den alten Boss des Tojo-Clans, den Makoto nach seinem Abtritt eigenhändig umgelegt hatte. „Es ergibt zumindest keinen Sinn… sie haben keine Ahnung, wieviel Mann wir haben, es wäre ein unüberlegter Schachzug von ihnen, jetzt in die Offensive zu gehen!“, sagte Osamu, dessen stechende blauen Augen man auch durch seine Sonnenbrille gut sehen konnte. Sanada handelte oft nach den Augen, wenn es um die Verteilung prioritärer Positionen ging. Makotos eisiger Blick war unübertroffen, aber Osamu hatte auch einen fuchteinflößenden Blick, bei dem man als Azubi regelrecht in die Knie gezwungen wurde. „Ich denke es wäre nicht schlecht, wenn wir die Lage mal auskundschaften…!“, entgegnete Osamu und stellte sich auch sofort dazu bereit. Er stellte Sanadas Autorität nicht ansatzweise in Frage. …Er empfand es eher als Glück, vor seinen Augen glänzen zu können. „Guter Vorschlag… bin ich ja von dir gewöhnt… aber nicht du wirst gehen, sondern Tatchan!“, erwiderte Sanada eiskalt und schaute dann mit einem süffisanten Grinsen zu dem verdutzt blickenden Vize-Leiter der Jugend, wie Tatchan von Osamu genannt wurde. „Kann ich ihn nicht begleiten?“, fragte Osamu ehrfurchtsvoll. „Nein, ich brauche dich hier! Du sollst auch eine Aufgabe kriegen! …Schau aus dem Fenster!“ Osamu ging hinter den Schreibtisch seines Chefs und schaute auf die Straße. Es brauchte keine drei Sekunden, bis er Makoto Kubota sah, der zielstrebig über den Gehweg lief. Alleine seine Aura von weitem ließ Osamu schon zusammenfahren. „Du wirst ihm folgen! …Ich möchte wissen, welchen Plan er gerade verfolgt. Er läuft zielstrebig die Straße gen Altstadt! …Ohne seinen drogengepeinigten Freund und mit intensivem Blick… ich will wissen, was er vor hat!“ Sanada war besessen von dem Mann… von dem Mann, der ohne mit der Wimper zu zucken, sein Leben bei einer 50-50-Chance riskiert und einen anderen Kerl erschießt, um weiterleben zu können und dann sagt „Naja, ich wollte mir nur nicht selbst wehtun!“…, …von dem Mann, dessen Blick ganze Armeen in die Flucht schlagen könnte…, …von dem Mann, der einfach mal so in das Büro des Tojo-Clans eindringt und alle Typen erledigt, die sich dort befinden… von MAKOTO KUBOTA. Kapitel 8: Cheerful Decision / Bad Ambush ----------------------------------------- 8.Kapitel Ein laues Lüftchen wehte durch die Haare der beiden Idioten, die vor dem Gebäude der ‚Saito ABG’ standen und sich blöd anglotzten. Makoto Kubota hatten sie gar nicht bemerkt, sie waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Der Priester zog sein Gewand aus und warf es auf den frisch asphaltierten Boden. Unter dem Priestergewand hatte er eine schlicht braune Mönchskutte an. Jetzt wurde klar, wieso das Priestergewand an einigen Stellen so komisch gepolstert aussah. Er schaute grimmig und als er registrierte, dass sein gegenüber sich vor lachen kaum halten konnte, drückte er ab. „Waaah, was soll das?“, schrie Tokitoh, der gerade aus der kaputten Eingangstür kam und um ein Haar eine Bleikugel abbekommen hatte. „Geh wieder rein, hier tanzt der Bär!“, meinte Sha und hörte dabei nicht auf zu lachen. Er verstand Genjos Beweggründe allerdings… langsam wurde ihm klar, dass sie sich gar nicht so unähnlich waren… beide hatten ihren Stolz… aber beide hatten auch ein Trauma. Während Tokitoh Schutz im Eingangsflur suchte, schauten sich die beiden Streithähne wieder an. „Hey Sanzo…! Lass uns reingehen!“ „Von mir aus!“ Nach einer Weile saßen alle wieder drin. Genjo fragte nach Makoto, dessen Abgang er nicht registriert hatte… er war etwas verwundert, wie der Braunhaarige in dieser Situation einfach verschwinden konnte. „Also… in zwei Tagen müssen wir als Team Home gegen Team BUG antreten, wir brauchen unbedingt einen starken, zuverlässigen Mitstreiter!“, fasste Nobuto nochmal zusammen. „Noch ist nicht sicher, ob es Team BUG ist!“, berichtigte Toki. „Also, Freiwillige vor! 1400 Millionen Yen, das reicht für mehrere Jahre in Luxus!“ „Hmm, wieso ist das eigentlich Pflicht? Dann können die guten Teams ja reihenweise die schlechten herausfordern und wie wild Geld einsacken!“, entgegnete Jakuro argwöhnisch. Nobuto schaute ihn interessiert an. Er hatte keine Ahnung, aber das wollte er natürlich nicht zugeben… er hatte sich nie groß um die regeln gekümmert. Zu seinem Glück sprach Toki: „So einfach ist das nicht! Wenn ein Team eigenständig ein anderes herausfordern möchte, muss es die Platzwahl dem gegnerischen Team überlassen und 20 % des Preisgeldes im Vorraus aus eigener Tasche bezahlen. Die Firmen müssen natürlich zustimmen! Außerdem darf man nur alle 18 Monate ein anderes Team herausfordern, so lautet die offizielle Regel! Das Game läuft hauptsächlich über die Firmen, der Entscheidungsradius der drei Vertreter ist gering und mit eben diesen hohen Bedingungen verbunden!“ „Wow… woher weißt du das alles?“, fragte Nobuto. „Also ich wusste das auch…!“, meinte Kazuo und schaute ihn lächelnd an. Ganz selten hatte er Nobuto mal etwas vorraus. Dieser schaute jetzt auch etwas blöd. „Hmm, hast du das Kleingedruckte im Formular nicht gelesen, als wir rekrutiert wurden?“, fragte Toki ihn. „Hmm, ich bin nicht so scharfsichtig… aber eine Brille werde ich nie tragen!“ „Lies immer das Kleingedruckte…!“ „Ach, ich war knapp bei Kasse, da ist das egal gewesen…!“ „Idiot!“ „Das ist das erste Mal, dass du mich beleidigt hast…!“ „Kannste mal sehen!“ „Okay, ich mach das! Wir werden schon nicht verlieren…!“, mischte sich Jakuro ein und streckte die Hand aus, in Richtung Nobuto. Der schlug sofort ein, ehe Jakuro sich das nochmal anders überlegen konnte. „Wow…! Klasse! …Was hast du denn so anzubieten?“ „Hmm, ich habe Erfahrung mit Sprengköpfen und auch genug in petto! Aber ich stelle eine Bedingung! Ihr helft mir bei der Vernichtung des Tojo-Clans!“ „Nö!“, kam die Antwort von Toki und Nobuto sofort. „Wie?“ „Du hast schon eingeschlagen, wir sind zu nichts verpflichtet!“ „Argh, jetzt kommt… das könnt ihr mir nicht antun… ich überlasse euch auch ein Zehntel meines Preisgeldes, wenn wir gewinnen!“ „Ein Zehntel? Du Knauser!“, sagte Nobuto und grinste. „Okay, zwanzig Prozent!“, erhöhte Jakuro zähnefletschend. „Hmm, zwanzig für Jeden…!“, feilschte Nobuto. „Verdammt, wer ist hier geldgierig?“, grollte Jakuro. „Ihr alle!“, ereiferte sich Kazuo, der die Diskussion mit einem Lächeln verfolgte. „Du hast ja genug!“, erwiderten Jakuro und Nobuto in harrschem Ton. „Okay, zwanzig Prozent… das wären gut 93 Millionen Yen… ließe sich drüber reden…! Was willst du denn machen? Was genau heißt einen Clan vernichten?“, sagte Toki in ruhigem Ton. „Das Hauptgebäude in die Luft jagen und die Überlebenden zu Tode foltern!“, rief Jakuro euphorisch und haute dabei zweimal auf den Tisch. „Solche harten Gedanken passen gar nicht zu ihm!“, sprach Tokitoh zur Seite, wo er Makoto wähnte, aber der war ja nicht mehr da. Da kam in Tokitoh wieder das Gefühl der Einsamkeit auf. Außer Makoto hatte er Niemanden… Ryo Takizawa, Kou, Kasai… all diese Leute bedeuteten ihm nicht viel, quasi gar nichts, verglichen mit Kubota. „Okay, das klingt gut… in die Luft jagen kannst du ja machen, das festhalten und foltern übernehmen wir!“, meinte Nobuto scherzhaft und lachte. Jakuro war aber erfreut, das zu hören und fing prompt an, sein Leben zu planen: „Also, die nächsten zwei Tage trainiere ich ein wenig meine eingerosteten Knochen, dann machen wir diese Vollproleten fertig, die euch herausgefordert haben, dann bin ich um 280 Millionen Yen reicher, als nächstes sprengen wir die Tojo-Ärsche in die Luft, dann habe ich persönlichen Frieden… joah… und dann kaufe ich mir ein nettes Haus mit Pool und Sauna!“ Die Anwesenden schauten ihn alle blöd an… „Arbeite erst mal einen Punkt ab!“, empfahl ihm Rendel. „Wird schon schief gehen…!“ „Verlass dich drauf!“, sprach der Blinde und lachte sich einen in seinen Bart. Jakuro war ein bißchen beleidigt, aber als Toki und Nobuto dann separat den Saal verließen und ohne sich zu verabschieden über die Straße gingen, sagte er sich, dass alles klar ist. Plötzlich fiel ihm dann ein, dass er den Ort und den Zeitpunkt gar nicht wusste. Er wollte gerade wild gestikulierend hinterher rennen, aber Kazuo hielt ihn zurück. „Hier, für dich! Die Informationen stehen hier drauf, Toki hat sie mir sofort gegeben, weil er dachte, dass ich für Team AAA antrete…!“ „Oh gut… danke!“, erwiderte der erregte Sprengmeister und griff sich den gelben Zettel, den der Inhaber der Saito ABG in der rechten Hand hielt. „…Ringo Tori 68, das Gebäde kenne ich sogar! Steht direkt neben dem Knast, der mir zwei Jahre meines Lebens geklaut hat! Okay, hier steht Team Home… was heißt das?“ „Nun, im Großen und Ganzen… ihr seid dort stationiert und die Gegner entern das Gebäude…!“ „Sehr schön, ich kenne in dem Gebäude ein paar coole Verstecke, sind sicher nützlich! Als Team Home hat man echt einen Vorteil, wir können gar nicht verlieren! …Dann stoßen wir jetzt an, auf meinen zweiten Frühling!“ „Ich muss jetzt die Anleitung für die neuen USB-Anschlüsse redigieren!“, meinte Rendel trocken und verließ, die Wände abtastend, den Raum. „Ich gehe nach Hause!“, grummelte Tokitoh und verabschiedete sich von Kazuo. Als der dann auch noch meinte, er hätte einen Termin und Jakuro müsste den Saal verlassen, war dieser wieder schlecht drauf. „Miesmacher! …Okay, ich zeig’s euch allen!“ Osamu hatte in aller Eile den Hauptsitz der Izumokai verlassen und Makoto gerade noch in eine Seitenstraße einbiegen sehen, sodass er ihm jetzt gut folgen konnte. Da Makoto in Gedanken schwelgte, musste er nicht einmal besonders vorsichtig sein, nicht entdeckt zu werden. Er fragte sich wirklich, was Makotos Aufmerksamkeit so auf sich ziehen konnte, dass er alles um sich herum vergaß. Er hatte eine eiskalte Aura und Osamu bewegte sich immer mindestens 10 Meter entfernt, um nicht direkt damit konfrontiert zu werden. „Sumiré Namikidori! Veilchen-Allee… noch weiter…!“, murmelte Makoto. Er blickte nach vorne und bemühte sich, das nächste Straßenschild zu lesen. „Hyo Róji! Leoparden-Gasse!“ Der Brillenträger konnte sehr gut sehen, das Glas war ohnehin nur normales Fensterglas… aber er trug seine Brille trotzdem immer. Jetzt beschleunigte er seinen Schritt. Er lief über die Kreuzung der Veilchen-Allee, geradeaus, an einer Ramen-Bar und einem Laden mit orientalischen Stoffen vorbei, bis er zur Leoparden-Gasse kam. Dort bog er nach rechts… Anna hatte ihm nur gesagt, dass sie von einem Mann mit halblangen, goldbraunen, gelockten Haaren mit Brille entführt worden sei und jetzt in einem Keller in der Leoparden-Gasse 12 gefangen gehalten wurde. Sie war nicht der einzige Grund, wieso Makoto so angespannt war, die Tatsache, dass der Entführer mit ziemlicher Sicherheit Jun Sekiya, der Boss des Tojo-Clans war, ließ ihn nicht kalt. Die Beschreibung traf zumindest zu und auch, dass er nach Annas Aussage sehr modisch gekleidet sein sollte, traf genau auf ihn zu. „Áho!“, hallte es plötzlich laut über die Straße. Makoto warf sich blitzschnell zur Seite und ein paar Schüsse eines Maschinengewehrs streiften ihn. „Bravo! So wie wir dich kennen!“, sagte ein Mann, der jetzt hinter einem Vorgartenstrauch hervorkam. Es war Jun Sekiya höchstpersönlich, wie er Makoto damals knapp entwischt war. Makoto war immernoch sauer, dass er Tokitoh bedroht hatte. Anders als Hiroshige Uzaki, der alte Chef des Tojo-Clans, war Jun Sekiya immer an vorderster Front und regelte seine geschäfte am liebsten selbst. Das brachte ihm den nötigen Respekt vor seinen Untergebenen, die ihm gegenüber, anfangs eher misstrauisch waren. „Jun Sekiya… ich habe deinen Namen nicht vergessen… willst du jetzt schon sterben?“, zischte Makoto beim aufstehen und sah dem jungen Chef des Tojo-Clans direkt in die Augen. Das war Makotos zweite Persönlichkeit, die eiskalte, gnadenlose Seite. „Bring mich doch um, hier sind überall Heckenschützen, du hast keine Chance zu überleben!“, erwiderte der Möchtegern-Blonde und blockte seinen Blick ab. Niemand außer Genjo Sanzo und Sanada hatten es bisher geschafft, Makotos Blick länger als 10 Sekunden stand zu halten. „Wo ist Anna?“ „Sie geht ihrer Arbeit nach…!“ „Was soll das heißen?“ „Sie beglückt einige unser Männer!“, säuselte Jun. Makoto holte aus und klatschte ihm eine, mit einer Wucht, dass er zu Boden fiel. Osamu beobachtete das geschehen von einem sicheren Punkt aus. Er hatte Sanada angerufen und berichtete ihm alle Details. Der Regionalleiter der Izumokai saß in seinem Büro und grinste, haute aber gleichzeitig immer wieder auf den Tisch und zitterte auch ziemlich. Er war echt ein wenig besessen von Makoto. Daher konnte er natürlich nicht zulassen, dass der Tojo-Clan ihn irgendwie für ihre Zwecke missbrauchte oder ihn gar tötete. „Osamu, mach die Heckenschützen ausfindig und leg sie um!“, sprach er in sein Telefon. „Wie bitte? Sind sie verrückt geworden?“, erwiderte Osamu geschockt. „Tu was! Ich habe mir geschworen, ihn für die Izumokai zurückzugewinnen, ich stehe zu meinem Wort!“ „Haha, dann tun sie doch was!“, erwiderte Osamu tapfer. „Was erlaubst du dir? Stellst du etwa meine Autorität in Frage?“ „Sie sind besessen, sie sollten sich hinlegen oder meditieren. Yoga ist auch gut für die Sinne!“ „Wir haben hier keine Anarchie, du sollst mir gehorchen!“ „Ungern!“ „Stopp den Diskurs!“ „Wie denn, ohne dabei drauf zu gehen?“ Während Osamu und Sanada diskutierten, war Jun wieder auf den Beinen und sah Makoto grinsend an: „Hähä, was willst du tun? Gewalt ist keine Lösung…!“ Wieder schlug Makoto zu, diesmal mit der Faust. Jun taumelte, strauchelte und fiel schließlich wieder zu Boden. Man hörte ein paar mal Klick und dann fielen zwei Warnschüsse neben Makotos Füße. Er nahm sie aber gar nicht wahr und spuckte einmal auf den vor ihn liegenden Kerl, der ihm gerade ziemlich auf den Sack ging. Durch die Wanrschüsse konnte Osamu zwei der Heckenschützen ausmachen. Er checkte genauestens ihre Positionen und fühlte einmal in seine rechte Jackentasche, wo eine 46er Magnum mit Schalldämpfer lag, seine Lieblingspistole. Sanada war inzwischen nicht mehr dabei, ihn zu belästigen, sein Wahn wurde nämlich durch Tatchan abgelenkt, der wieder in sein Büro stiefelte, weil er seine Jacke vergessen hatte. Osamu hörte seinen Vorgesetzten nur wild rumschreien, was sonst absolut nicht seine Art war. Jun Sekiya stand erneut auf und nahm jetzt zwei Meter Abstand von Makoto, da seine Lippe bereits aufgeplatzt war und er eigentlich kein Masochist war. Makoto würde ihn wieder schlagen, wenn er näher vor ihm stehen würde. Aber Makotos Aura änderte sich plötzlich und er starrte Jun plötzlich mit einem Lächeln an. Dieser war schon etwas überrascht und verschränkte blitzschnell seine beiden Arme vor dem Kopf. „Du zitterst ja! …Hast du Angst? …Wovor denn?“, fragte der Braunhaarige und zündete sich eine seiner ‚Pourret’ an. Der Chef des Tojo-Clans war jetzt extrem gereizt. Er ließ sich hier vorführen, vor seinen Untergebenen. „Ich möchte, dass du Anna frei lässt und in dein Gebiet verschwindest! …Okay?“, formulierte Makoto seine Forderung und sah seinem gegenüber tief in die Augen. „Argh! Was glaubst du, wer du bist? …FEUER!“ Kapitel 9: Poison-Trap / Situation-Adoption ------------------------------------------- 9.Kapitel Dieses Kapitel widme ich _Reila_ als Dankeschön!^^ Er ging durch enge Häusergassen… er suchte die absolute Dunkelheit, aber er fand sie nicht! Nach Hause gehen? Niemals! Er war bitter enttäuscht und ziemlich sauer… wieso ist er einfach gegangen…? Er dachte lange nach… ihm fiel nichts ein. Hatte er vielleicht genug von ihm und empfand ihn nur noch als Klotz am Bein? Gab es Jemanden, der ihm wichtiger war? Bei dem Gedanken schüttelte Tokitoh heftigst den Kopf und schlug mit der nackten Faust gegen die graue Häuserwand, rechts neben ihm. Der Staub rieselte runter und seine Hand tat etwas weh. Plötzlich begann seine Hand zu schmerzen. Diesen Schmerz hatte er schon lange nicht mehr gefühlt. Nachdem ihn Makoto damals bei sich aufgenommen hatte, tat sie ständig weh, aber mit der Zeit hatte sich das gelegt. War es vielleicht ein Zeichen? War der Tag gekommen, an dem er handeln musste, um seinen einzigen richtigen Freund nicht zu verlieren? Jakuro ging fröhlich pfeifend durch die Innenstadt von Tokyo und schaute sich in den Schaufenstern ausländische Accessoires an. Er war so richtig in Stimmung und konnte es kaum erwarten, zu beweisen, dass er auch nach zwei Jahren Knast noch stark genug war, um ein paar Profis zu erledigen. Viel mehr interessierte ihn natürlich das Geld, obwohl es durch sein Handeln ziemlich nach unten gerutscht war. Dafür hatte er jetzt Hilfe für seinen Racheplan. Nachdem er die Citypassage durchquert hatte, war er an der ‚Ringo Tori’, wo das Game stattfinden würde. Er wollte den Kampfplatz erstmal auskunden, bevor er zwei Tage später dort sein Leben riskieren würde. Als er an der 68 angekommen war, machte er halt. Es roch unangenehm, nach deftigem Smog. Aber das konnte ihn nicht aufhalten, er war an üble Gerüche gewohnt. Er benutzte den ihm bekannten Hintereingang und stieg über eine alte kaputte Treppe direkt nach oben, in den ersten Stock. Ehemals weiße Wände bröckelten an allen Stellen und es war ziemlich staubig hier. Zwei Türen standen noch, eine war bereits aus den Angeln genommen, sodass man direkt in den nächsten Raum sehen konnte. Jakuro sah eine Kerze flackern. War hier etwa wer? Er pirschte sich vorsichtig ran. Und was er dann hörte, wollte ihm nicht gefallen. „Hmm, hältst du das wirklich für eine gute Idee? Junichi ist mir ein wenig zu passiv… wieso lässt er uns die Fallen verlegen, wenn er doch selbst am meisten Erfahrung damit hat?! Ich habe seit geraumer Zeit das Gefühl, dass er uns loswerden will…!“, sagte ein Mann, mit kurzen hellbraunen Haaren. Neben ihm stand ein dunkelhäutiger Mann mit Rastalocken und einer Sonnenbrille. Er war sonderbar angezogen und grinste den Braunhaarigen an; „Nun, Gin-chan… so kann man das sehen… aber im Grunde genommen will er nur dich loswerden! …So kann er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen!“ Jetzt starrte sein Gegenüber ihn betroffen an. „Wie bitte? Willst du mich verarschen?“ „I wo! Er hat bereits Ersatz gefunden… ein gewisser Makoto Kubota soll dein Nachfolger werden! Schließlich müssen wir übermorgen um jeden Preis gewinnen und du hast in den letzten Duellen Schwächen gezeigt!“, meinte der Dunkelhäutige völlig sorglos grinsend. „Das soll wohl ein Witz sein!?“, rief der Braunhaarige und packte ihn am Kragen. Nach kurzer Zeit aber schon wurde ihm schwindelig und er kippte um. Zitternd auf dem Boden liegend, griff er sich in die Hosentasche und holte eine Pistole hervor. „Will er ihn umbringen?“, dachte Jakuro und schaute aufmerksam zu den beiden Männern. Jedoch richtete der Braunhaarige den Lauf auf seinen eigenen Kopf und drückte ohne mit der Wimper zu zucken ab. Jakuro zuckte zusammen. Dann überlegte er, was die Situation gerade zu bedeuten hatte. Der Dunkelhäutige lachte und zündete sich eine Zigarette an. Er bückte sich und nahm sich noch das Portemonnaies seines toten Ex-Kollegen, dann wollte er sich verziehen. In Gedanken versunken machte Jakuro aus Versehen einen Schritt nach vorn und brachte die Holzdiehlen zum knartschen. „Hä?“, der Schwarze drehte sich erschrocken um und sah noch Jakuros Haarschopf wegzischen. „Hahaha, noch einer hier? Komm raus, ich tu dir schon nichts!“ Jakuro überlegte nicht lange und schnellte tatsächlich hervor, eine Granate aus seinem Rucksack in der rechten Hand haltend. „Huh? Wer bist du? Ich habe dich doch irgendwo schonmal gesehen…!“, meinte der Schwarze. „Jakuro Oshidara, ehemaliger Vize-Chef des Mitsugi-Clans! Und du?“, fragte Jakuro mutig. „Kenwyne Cole, Arbeit geheim! …Was machst du hier?“ „Schnüffeln…! Naja eigentlich eher das Haus auschecken!“ „Wozu?“ Jakuro schluckte. Nach dem vorherigen Gespräch zwischen seinem Gegenüber und dem Mann, der jetzt neben ihm lag, war er sich sicher, dass der Schwarze ein Bus Gamer war. Was ihm natürlich noch mehr Sorgen bereitete, war der Name Kubota, den der Schwarze in den Mund genommen hatte. „Keine Ahnung, nur so…!“ „Na gut, dann noch viel Spaß, ich gehe jetzt! Ich bin zwar resistent gegen die toxischen Gase, aber es geht doch schon auf die Lunge!“ „Was? Deshalb riecht es hier so übel? Mist…!“ „Wie lange bist du schon hier?“ „Knapp 5 Minuten…!“ „Oho… und du stehst noch? Strange!“ Jakuro fühlte sich benebelt und schwach. Langsam drangen die Gase auch zur Genüge durch seine Bronchen und er konnte sich nicht mehr aufrecht halten. „Tut mir Leid, aber ich kenne keine Gnade, wir müssen das Game gewinnen! …Du bist Jakuro Oshidara, nicht wahr? Der dritte Teilnehmer im Team ‚AAA’…!“, sagte Kenwyne ruhig und grinste ausdruckslos. Dann verschwand er durch ein Fenster und bewegte sich langsam in Richtung Innenstadt. Tokitoh hatte einen Entschluss gefasst…! Er wollte Makoto beweisen, wie stark er war, seine ganze Aufmerksamkeit bekommen und ihn richtig beeindrucken. Er wollte an Stelle von Jakuro beim Bus Game mitmachen. Jetzt musste er den Sprengmeister nur noch finden und ausschalten, falls er sich nicht so überreden ließe, was eher unwahrscheinlich war, nach seinen Plänen. „Was ist das?“, dachte er sich, als er vor einem Eisladen einen komisch gekleideten Neger sah, der mit seinen Rastalocken noch zusätzlich Aufmerksamkeit auf sich zog. Der Schwarze hielt ein Eis in der einen und ein Walkie-Talkie in der anderen Hand. Tokitoh ging unauffällig zu dem Eisstand und bestellte sich auch ein Eis. …Kirsche und Zabaione… zwei Sorten mussten eigentlich reichen, um das Gespräch mitverfolgen zu können. Tokitohs Instinkt hatte ihm schon oft geholfen und er sagte ihm diesmal, dass diese Person nicht irgendwer war… und Kenwyne war auch nicht irgendwer, nein, er war ein Ex-Sträfling, der in seiner Heimat Jamaica mehrmals wegen Dealens vorbestraft war und schließlich wegen Mordes nach Texas eingeliefert worden war, wo ihn Junichi nach drei Jahren freikaufte, weil er ein enormes Potenzial in ihm sah. Seitdem war er Junichis rechte Hand, zusammen mit dem jetzt toten Kojiro hatten sie im Bus Game über 34 Spiele gewonnen und standen jetzt vor ihrem größten Duell. Eine der Siegesserien würde unweigerlich brechen, in zwei Tagen…! ₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪ Bus Game – Ranklist 1. Team BUG - 34 Siege 2. Team AAA - 19 Siege 3. Team XYZ - 12 Siege ₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪ „Junichi? Hast du ihn jetzt endlich gefunden?“, fragte Kenwyne in den Hörer. „Nein, er hat sich ziemlich schnell fortbewegt und ich hab nicht so lange Beine!“, witzelte der achtzehnjährige Sohn eines Polizisten, der gleichzeitig einen Namen in der Unterwelt hatte und Anführer des Teams BUG war. „Okay, ich habe meine Arbeit verrichtet, die Gase sind versprüht und Kojiro nicht mehr unter den Lebenden! Und nicht nur das, ich habe auch einen unserer Feinde ausgeschaltet!“ „Wie? Einen vom Team AAA?“ „Genau! Es hat was gebracht, sich in die Zentrale der Firmen zu knacken und sich die Informationen über den Austragungsort, wie über die Teilnehmer zu besorgen. Jakuro Oshidara… er meinte rumschnüffeln zu müssen… er hat es immerhin geschafft, den Kohlenstiffmonoxid fast fünf Minuten auszuhalten!“ „Nicht schlecht… hoffen wir, dass Nakajo und Mishiba auch von den den Gasen geschwächt werden…!“ „Ja, der Sieg ist so gut wie sicher…! Aber wir hätten bestimmt auch so gewonnen, mit der Hilfe dieses Typs, den sie rekrutieren wollen!“ „Vielleicht…!“, sagte Junichi und legte daraufhin auf. Tokitoh leckte immernoch an seinem Eis, fast in Trance… er hätte nicht gedacht, dass die Typen auch noch unfair spielen, wenn sogar schon Waffen erlaubt sind. Jetzt war er erst Recht sauer. Er wäre gerne zu Jakuro marschiert, die Adresse wusste er noch, aber die Gifte hätten vielleicht mit seiner Hand reagiert. Er sah Kenwyne jetzt zum ersten mal direkt in die Augen und erntete einen neugierigen Blick. „Was willst du?“ Tokitoh wendete sich verachtend ab und ging zielstrebig in Richtung Saito ABG, wo er hoffte, von Kazuo die Adressen von Toki und Nobuto zu kriegen. Makoto duckte sich blitzschnell, um einem eventuellen Kugelhagel ausweichen zu können, aber es kam nichts. Jun Sekiya schaute zu seinen Heckenschützen, aber überall, wo er welche wähnte, standen jetzt Leute, die er nicht kannte. „Was soll das? Wer seid ihr?“, rief er verunsichert. „Haha, verzieh dich, von dir wollen wir nichts!“, rief ein großer Mann mit einer Armeeweste, der eine Kalaschnikov in der rechten Hand hielt. Drei weitere Männer kamen jetzt hinter dem Gebüsch hervor und bewegten sich langsam, aber zielstrebig, auf Makoto zu, der nicht genau wusste, was ablief. Jun Sekiya fragte noch einma: „Wer seid ihr? Was wollt ihr?“ „Ich bin Junichi Ryuzaka!“, sagte ein Fünfter, etwas jünger als die Anderen aussehender Kerl, der sich nun die Ehre gab und auf den braunhaarigen Brillenträger zuging. „Ryuzaka? Der Ryuzaka?“, fragte dieser leicht geschockt. „Ja, aber ich will nichts von ihnen, Sekiya… ich möchte nur mit dem Typen da reden! Und ich verbiete es ihnen, ihn zu töten, denn dann töten wir sie!“ Jun fletschte die Zähne und wich zurück, als Junichi mit einem hämischen Grinsen an ihm vorbeiging. Er fühlte sich in seiner Ehre beleidigt, aber er wusste, dass er hier nicht viel machen konnte, also schlich er sich davon, von keinem der Männer eine Blickes gewürdigt. „Was willst du denn von mir? Heute bekomme ich echt hochkarätigen Besuch, scheint mir…!“, sagte Makoto und bohrte sich mit dem kleinen Finger im Ohr. „Der Tojo-Clan ist winzig, im Vergleich zu unserer Organisation…! Auch die Izumokai und der Tojo-Clan zusammen wären in der klaren Unterzahl, in einem Straßen-Kampf…!“ „Und was ist das für eine Organisation?“, fragte Makoto und setzte einen eher desinteressierten Blick auf. „Schonmal was von Black Sheep gehört?“ „Was für ein einfallsloser Name…!“ Junichi war etwas in seiner Ehre gekränkt und stellte sich genau vor den Brillenträger, der sich keine Blöße gab. Er hob den rechten Zeigefinger, mit dem er gerade mal an Makotos Stirn tippen konnte und sprach ihm laut ins Gesicht: „Du wirst uns helfen!“ Das kam überraschend. Makoto sah ihn durch die mittlerweile etwa verstaubten Gläser seiner Brille an und erwiderte: „Wobei?“ „Aah, das klingt doch schon viel besser… nun, kennst du das Bus Game? Wahrscheinlich nicht, das ist ein Spiel, das…“, weiter kam er nicht, weil Makoto sagte „Kenne ich!“ „Ach echt? Interessant, woher denn?“ „Hmm, habe heute schon ein Angebot bekommen, daran teilzunehmen…! Und ich lehnte ab!“ „Interessant… ein Angebot… wer hat es dir gemacht? Hieß einer der Typen zufällig Mishiba oder Nakajo mit Nachnamen?“ „Irrelevant! Und ich habe immernoch nicht vor, mitzumachen!“ „Sicher? Ich könnte dich sicher dazu bewegen…!“ „Hmm?“ Makoto schaute den kleinen Mann wie einen Bengel an und sagte schroff: „Ich will mir selbst nur nicht wehtun!“ Das kam etwas überraschend für Junichi, aber er blieb gelassen und sagte nur „1 Milliarde Yen!“. Makoto schluckte. Soviel Geld hatte er noch nie gesehen… damit könnte er sein Leben lang zurechtkommen und müsste nicht mehr Aufträge von Kou entgegennehmen. „Abgelehnt! Ich will kein Geld!“ Junichi lachte. „Dann töte ich deinen Freund!“, blöffte er spontan. Mit Makoto sollte man keine Scherze über Tokitoh treiben, dass wusste er nicht und so kam es, dass Makoto ihn am Kragen packte, hochhob und finster anstarrte: „Dann sterbt ihr alle!“ „Sachte, lass ihn los!“, rief der Typ mit der Armeejacke und der Kalaschnikoff. „Ruhig, Beiji! …Nun, Makoto Kubota… du willst also, dass ihm kein Haar gekrümmt wird? Dann mach doch einfach beim Bus Game mit! …1 Milliarde Yen…!“ Makoto ließ ihn zu Boden und schloss die Augen. Kapitel 10: Sunny Afternoon / Showy Careers ------------------------------------------- 10.Kapitel Nobuto saß in seiner Bude und machte sich einen Kaffee, um den Tag zu verarbeiten, der jetzt schon anstrengend für ihn war, weil er viel zu viel über das Bus Game nachgedacht hatte. Zwischendurch hatte er eine fremde Frau eingeladen und sich mit ihr vergnügt, aber er verspürte nicht die Lust, wie er sie sonst immer hatte. Und wenn ihn die Frauen schon nicht mehr reizten musste er sich vorsehen… ein ganz ungutes Gefühl. Er nahm die Disc in die Hand, die er am morgen in seinem Briefkasten gefunden hatte und sah sie sich genau an. Sie war rot, nicht schwarz. Herausforderungs-Discs sind immer rot. Normalerweise machten es die Firmenchefs untereinander klar, ein Bus Game zu veranstalten, aber direkte Herauforderungen der Teams waren äußerst selten und brisant. Es gab erst drei solche in der Geschichte des Bus Games und alle drei endeten mit einem Sieg der herausfordernden Mannschaft. Beim letzten Game zwischen Team ‚XYZ’ und Team ‚KJC’ gab es sogar zwei Tote auf Seiten der Sieger. Seitdem hat Team ‚XYZ’ seine 12 Sieges-Serie nicht mehr ausbauen können, der Überlebende musste sich einen anderen Job suchen, bis der Chef seiner Firma zwei neue vielversprechende Spieler gefunden hatte. Auf der anderen Seite hat er bei dem Spiel ganz alleine die 600 Millionen Yen abgeräumt, so wichtig wären ein Job oder zwei neue Teamgefährten für ihn also gar nicht. „Ist offen!“, rief Nobuto zur Tür hin, als er draußen ein Klopfen vernahm, da seine Klingel nicht mehr funktionierte. Sha Gojo trat mit einem schlaffen Grinsen ein und setzte sich ohne zu fragen auf einen Stuhl im sicherlich chaotischsten Zimmer in ganz Tokyo. Überall lasgen Kartons, Klamotten, Elektrogeräte und Besteck verteilt. Nobuto kümmerte sich nicht groß drum, solange sein Bett von dem Müll verschont blieb. Frühstücken tat er meist bei Kazuo und den restlichen Tag hatte er auch stehts die frische Luft prädestiniert. „Was willst du hier? Was zum mitnehmen? Ist vorhin gegangen!“, meinte Nobuto und guckte ihn jeck an. „Ach nein, ich bin nicht in Stimmung dafür, ich würde die ganze Zeit an das Gesicht von diesem verschrobenen Glatzkopf denken!“, sagte der Rothaarige und schaute sich vorsichtig um, förmlich nach einer chaosfreien Zone suchend. „Hmm, du kommst also nicht wegen Frauen? Interessant… was willst du denn von mir?“ Nobuto war jetzt gespannt, da Sha eigentlich nur im dringenden Notfall zu ihm kommen würde. „Hmm, eine Zigarette…!“, sagte Sha und erntete einen schroffen Blick seines Gegenübers. Nobuto warf ihm eine rüber und kramte in seiner Hosentasche nach Feuer. „Naja, ich habe nur so’n ungutes Gefühl…!“, meinte Sha, die Zigarette im Mundwinkel. „Inwiefern?“ „Naja, ihr nehmt die Sache für meinen Geschmack zu leicht…!“ „…Sieht so aus, als ob du Toki und mich immernoch nicht allzu gut kennst…! Du kannst dir nie sicher sein, wie wir über eine Situation denken! …Ich bin hoch angespannt!“ „Aha? Nun ja, dieser Jakuro ist einer von ganz unten… bist du dir sicher, dass er gut für euer Team ist? Macht mir einen ähnlich leichtsinnigen Eindruck wie Kazuo!“ „Kazuo ist nicht leichtsinnig…!“ „Hmm… umso schlimmer!“ „Vielleicht!“ „Ganz sicher!“ „14:30 Uhr, du musst zu Herrn Bajo, die Heizung reparieren!“ „Hä?“ „Hast nicht mal deine eigenen Termine im Kopf, typisch!“ „Argh, verdammt… dann wünsche ich euch viel Glück, ich bin die nächsten beiden Tage nicht da, deshalb wollte ich nochmal schauen, ob bei dir alles okay ist!“ „Zu gütig...!“ Gojo stapfte zur Tür und schaute dabei nach rechts an die Wand, wo ein zerborstener Spiegel hing und ihm sein grinsendes Gesicht zeigte. Er strich sich durchs lange Haar und verschwand mit einem „See ya! …Oder auch nicht!“ aus Nobutos Wohnung. „Baka!“, rief dieser ihm nach. Makoto, Anna, Junichi und dessen vier Gehilfen stolzierten durch die Nebenstraßen Tokyos, ehe Junichi halt machte. Anna klammerte sich fest an Makoto, der sie zuvor aus einer staubigen Gruft befreit hatte, die sich ungerechter Weise Keller nannte. Sie war noch am zittern und sehnte sich nach Schutz, welchen sie bei Makoto zu finden wusste. Er hatte sie wortlos in den Arm genommen, schien ihr gegenüber ziemlich abwesend, viel mehr nachdenklich. Sie standen jetzt vor einem großen schwarzen Gebäude, dem ‚Black palaís’, welches vor Jahren mal ein seriöses Café war, dann aber von zwei zwielichtigen Gaunern zum Austragungsort einer heftigen Schießerei gemacht wurde, bei der so ziemlich alles edle kaputt gegangen war. Osamu verfolgte das Geschehen aufmerksam. Er war beeindruckt von Junichis Selbstvertrauen gegenüber Typen wie Makoto Kubota und Jun Sekiya. Er schien schließlich nicht unwissend von Sekiyas Rang und Kubotas Fähigkeiten. Bei Sekiyas Abgang hatte er kurz daran gedacht, ihn umzulegen, was aber seine Beschattung auffliegen gelassen hätte. Den Funkkontakt zu Sanada hatte er erst einmal abgebrochen, weil er sich konzentrieren wollte. Sein Chef war wenig erfreut darüber und fluchte in seinem Büro wild umher, sodass die anderen Anwesenden ihn eingeschüchtert angafften. Tatchan war schon abgedampft, er ging in Richtung Revier des Tojo-Clans, um die momentane Lage auszukundschaften. Dabei musste er durch die belebte City und so kam er auch an der Eisdiele vorbei, an der sich Tokitoh mit seinem Eis aufhielt, von welchem er die erste Kugel, seine Lieblingseissorte Zabaione, bereits verspeist hatte. Der Schwarzhaarige beobachtete immernoch den Jamaicaner, der jetzt nicht mehr telefonierte, sondern hingabevoll zum Himmel schaute, an dem sich die goldgelbe Sonne befand, welche ihre Wärme in Massen auf Tokyo verteilte. Es war bereits 16 Uhr und immernoch weit über den üblichen 20 Grad dieser Tage. „Schnee im Sommer…!“, säuselte der Schwarze und lächelte erfreut. Tokitoh gruselte sein Erscheinungsbild noch immer, vor allem nach dem Telefonat. Tatchan hatte Kenwyne auch schon wahrgenommen, was bei dessen Kleidung auch nicht ungewöhnlich war. Er selbst hatte bloß einen teergrauen Anzug an, er fiel für Tokitoh und Kenwyne nicht weiter auf. Immerhin von Bogner, importiert aus Deutschland. „Aaah, mein Toki-Bo!“, schallte es plötzlich hinter ihm und ein Mann im ockerbraunen Anzug stürmte an ihm vorbei, zu dem nahezu erstarrt wirkenden Tokitoh. Kommissar Keiichiro Kasai, der mal wieder seinen Zehn-Tage-Bart nicht rasiert hatte, weshalb es sein Opfer etwas unangenehm piekste, umschlung den armen Tokitoh und knuddelte ihn durch. Er hatte einen Narren an Tokitoh gefressen und wo er ihn mal ohne Makoto antraf, wollte er das ausnutzen. Als nächstes ging ein schwarzhaariger Durchschnittsjapaner an Tatchan vorbei und rempelte ihn dabei leicht an. Als Tatchan „Hey!“ sagen wollte, bemerkte er, dass Tokitohs Eis bei der stürmischen Umarmung von Kasai dem jamaicaner ins Gesicht geflogen war. Das rote Kirscheis lief ihm jetzt die Wangen runter und er nahm seine Sonnenbrille ab, die er an diesem Tag ausnahmsweise mal zurecht trug. Tokitoh löste sich von Kasais Griff und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Er wollte eigentlich unauffällig bleiben und jetzt hatte er sein Eis im Gesicht. „Ice sucks!“, grummelte der Schwarze und wischte es sich mit einem Taschentuch über das Gesicht, um das Gröbste wegzukriegen. Er sah Tokitoh für eine Sekunde an und sofort wieder weg. Ein eisiges Stechen durchfuhr Tokitohs Kopf. Was für ein Blick… was für ein stechender, höllischer Blick… leuchtende orangene Augen mit kleinen pechschwarzen Pupillen. Jetzt war Tokitoh endgültig erstarrt. Er konnte es gerade noch vermeiden, dass Schaum aus seinem Mund lief. Araki, der ‚Durchschnittsjapaner’, der Tatchan zuvor angerempelt hatte, hielt ihn sichernd fest, dass er auch garantiert stehen blieb. „Kasai-Sama?“, fragte er seinen Vorgesetzten. Der war sich keiner Schuld bewusst und schaute abwesend gen Himmel, Tokitohs Ohnmacht gar nicht bemerkend. Es war nie gut, wenn ein Polizist irgendeine Dummheit verschuldete. Speziell in Kasais Fall, sein Ruf war eh ziemlich mies und Kommissar Hasebe versuchte ihn schon seit Monaten aus dem Amt zu schmeißen, wofür er genau genommen auch nur noch ein paar kleinere Vorfälle brauchte. Kasai war sowieso kein typischer Polizist. Er verband Arbeit stehts mit vergnügen und war eher auf der Suche nach Spaß, als nach Ärger. Araki missfiel das ziemlich, da er ja selbst Komissar werden wollte und er in Kasai einen wenig vorbildhaften Mentor hatte. Aber als Azubi wurde man nicht gefragt, man bekam wahllos einen Profi zugewiesen und Kasai war seit 16 Jahren Profi, seit er damals den Killer Tsun-Dong geschnappt hatte, der von China nach Japan geflohen war, nachdem er den chinesischen Außenminister ermordet hatte. Seitdem war er eigentlich 16 Jahre lang dabei gewesen, seinen Ruf zu verschlechtern und nun stand er kurz vor dem Abstieg zum einfachen Polizisten. Dabei wollte er sich früher eigentlich ganz nach oben durcharbeiten, zum Hauptkommissar von Tokyo, oder gar… Mahjongg-Spieler im führenden Dojo Japans. Aber dann hätte er seinen job als Kommissar direkt an den Nagel hängen müssen und nachdem er ein paar Mal gegen Makoto Kubota verlor, gab er seinen Traum vorerst auf. Hasebe hatte ihn dann auf die W.A.-Fälle angesetzt, die sowieso als großes Fragezeichen galten, aber trotzdem bearbeitet werden mussten. Für Araki gleich doppeltes Übel, da er bei dem Anblick eines Opfers dieser Droge jedes Mal erbrechen musste. „Alles klar?“, fragte er Tokitoh, der immernoch von ihm gestützt werden musste, um nicht den Halt zu verlieren. „Hey du!“, sagte Kenwyne und starrte Kasai an. Araki stupste seinem Vorgesetzten in die Seite. „Öh, wie? Was? …Wer?“, fragte dieser überrascht. „Hast du vielleicht ein Taschentuch für mich?“ Kasai war über die Respektlosigkeit des Dunkelhäutigen verärgert, aber als Schuldiger warf er ihm zwei seiner Marken-Taschentücher zu. Kenwyne wischte sich das restliche Kirscheis von seinem Gesicht und der Brille, die er wieder aufgesetzt hatte und ging dann zu Tokitohs Glück von dannen, Kasai und ihm noch einen finsteren Blick durch seine stark verdunkelten Gläser zuwerfend. „Hey Minoru, geht es ihnen gut?“, fragte Araki nochmal, diesmal in merkwürdig höflichen Ton, der vor allem bei Tokitoh nicht seine Art war. „…Öh… ja, ja! …Alles klar!“, bejahte Tokitoh geistig abwesend und stellte sich wieder auf seine eigenen Beine. Tatchan schaute noch dem Jamaicaner hinterher und überlegte sich, ob er ihm nicht vielleicht folgen sollte, aber er entschied sich dagegen. „Bestimmt interessant zu wissen, was das ‚Haustier’ von Makoto Kubota alleine in der Stadt macht, während sein ’Herrchen’ zielstrebig durch die Straßen Tokyos läuft!“, dachte er sich und stellte sich weiter unauffällig auf den Mittelstreifen der Fußgängerzone, Araki einen grollenden Blick zuwerfend, da er achtlos seinen teuren Anzug gestreift hatte. Junichi und seine Männer passierten zu der Zeit die geöffneten Tore des ‚Black palaìs’, welcher nach der Schießerei damals von ihm aufgekauft wurde und seit geraumer Zeit als Stützpunkt der Organisation ‚Black Sheep’ diente. Sein Vater wusste natürlich nichts über die finsteren Machenschaften seines Sohnes, er war viel zu sehr damit beschäftigt, sein Leben auszukosten. Das hieß: Kreuzfahrten, Benefiz-Galas, Golfen mit anderen reichen Säcken, Dir en grey-Konzerte, große Sportevents und manchmal sogar das ein oder andere Star-Fotoshooting live. Er hatte schon Stars wie Gackt, Robbie Williams, Ayumi Hamasaki und Leonardo di Caprio in Unterwäsche gesehen. All das hatte er sich früh erarbeitet. Ähnlich wie Keiichiro Kasai hatte er als Azubi einen großen Coup gelandet und ist befördert worden. Im Gegensatz zu dem faulen Kommissar hatte er sich aber noch weiter nach vorne gearbeitet und wurde schon mit 33 Jahren Polizeipräfekt und mit 37 Jahren dann Leiter des kompletten östlichen Küstenstreifen Japans. Mittlerweile kümmerte er sich aber nur noch mäßig um seine Arbeit und schöpfte vielmehr die schönen Seiten dieses Berufes aus. Junichi hatte durch ihn genug Geld, um sein eigenes Leben zu führen und er hatte schon mit 15 Jahren mit dem Projekt ‚Black Sheep’ angefangen; Er hatte die übelsten Typen aus dem Gefängnis freigekauft und mit einer halogenen Droge gefügig gemacht. Bei Kenwyne und Kojiro brauchte er immerhin keine Drogen, da sie ihm auch freiwillig folgten und da er bei ihnen enormes Potential erkannte, formte er mit ihnen ein Team, um beim Bus Game mitzumachen. Er selbst lernte bei seinem Vater früh schießen, da dieser ihn auch groß rausbringen wollte, aber irgendwann widmete er sich nur noch seinen eigenen Träumen und ließ seinen Sohn sein eigenes Leben führen. Junichi, Kenwyne und Kojiro heuerten also bei einer Firma an, die vielversprechende Spieler suchte und seitdem verdienten sie sich noch ein paar Millionen Yen dazu und machten sich einen Ruf in der Unterwelt. Und dadurch hatte er auch IHN kennengelernt; Den unheiligen Dämon; Den Meister der dunklen Künste; Den Verfechter der alten Kriegsrechte; Den berüchtigten Jahrtausendkiller; Hydeharu Royakan. Der meistgefürchtetste Mensch Japans, der sich selbst Yokai-sama nannte und schon über 1500 Menschen bei lebendigem Leibe aufgeschlitzt hatte. Seine stahlharten Fingernägel waren nur eine seiner Besonderheiten, er hatte einen ‚Titanschädel’; Drei Kopfschüsse überlebt und jetzt eine Titanplatte im Schädel. Und ER hatte Junichi zugesagt, ‚Black Sheep’ dabei zu helfen, an die Macht über Japan zu bringen, wenn sie das Team ‚AAA’ im Bus Game besiegen würden. Zuerst hatte Junichi das für einen schlechten Scherz gehalten, aber Toki Mishiba hatte es mit 14 Jahren geschafft, Hydeharus Vater Toji Royakan zu ermorden, der auch schon gefürchtet war, da er zuerst ‚Hiroshima’ überlebt hatte und dann einen Anschlag auf die Regierung verübt hatte, bei dem ein Teil der Regierung schwer verletzt wurde. Aber Niemand wusste, dass es Toki war, der das ‚Monster’ zu Fall brachte, sondern erklärten es für einen Unfall. Damals hatte Toji Royakan einen Steinrutsch mit Hilfe von gigantischen Schallwellen auslösen wollen, um ganz Nagoya dem Erdboden gleich zu machen. Aber Toki, der damals beim Landhaus seiner Großeltern in den Bergen war, hatte ihn gefunden und von hinten ein Fleischmesser in seinen Hals gerammt. Spontan und kaltblütig. Seitdem brannte Hydeharu, der später davon erfuhr, auf Rache. Aber wenn er sich auch nur in die Nähe Tokyos wagen würde, würde er von der japanischen Armee angegriffen werden und alleine hätte selbst er keine Chance. Darum beauftragte er ‚Black Sheep’ damit, Toki Mishiba zu töten. Kapitel 11: Black-Sheep / Brain-Dead ------------------------------------ An der Decke der großen Eingangshalle hingen über 100 Lampen, eingehüllt in schwarzes Pergament, an der Wand waren mehr als 50 Schwarzlichter-Röhren befestigt und auf mehreren kleinen Holztischen standen jeweils 2 Kerzenständer pro Tisch. Es roch angenehm nach Opium, mit einem Hauch frischer Minze untermalen. Es war alles blitzeblank, als wenn hier täglich mehrere Raumpfleger unterwegs wären. Ein langer orientalischer Perserteppich führte durch die Halle, mit Schuhen musste man allerdings den daneben liegenden Gehstreifen aus weißem Marmor benutzen. Dieser Gehstreifen war auch so ziemlich das einzige Weiße in dem ansonsten finsteren riesigen Raum, in dem es mächtig zu hallen anfing, als Junichi zu sprechen begann: „Also meine Gäste, dies ist der Hauptsitz von Black Sheep! Wozu im tiefsten Ural, wenn man ihn auch direkt in Tokyo platzieren kann? Sehen sie sich ruhig um, genießen sie den Flair der Dunkelheit, machen sie nichts kaputt und seien sie im östlichen Flügel des ersten Stocks bitte leise, dort ruhen die ‚Berserker’!“ „Welche Berserker?“, fragte Makoto. „Potentielle Übeltäter, die ich aus dem Knast geholt habe und die mir nicht freiwillig gehorchen wollten!“ „Hmm, der hat ja eine hohe Erwartungshaltung!“, flüsterte Anna zu Makoto, welcher lächelnd nickte. „Ich musste sie erst einer Gehirnwäsche unterziehen!“, fuhr Junichi grinsend fort. „Aha, Gehirnwäsche…!“, murmelte Makoto. „Ich vertraue ihnen Kubota, sie haben vollste Entscheidungsfreiheit in diesem Anwesen! Nur rausgehen sollten sie nicht, ich bitte sie darum!“ „Na prima!“, flüsterte Anna wieder, die die Situation nicht ganz überblickte. „Kommen wir zur Sache… wer ist noch in meinem Team, bei diesem Spiel?“ „Schön, dass sie so viel Interesse zeigen, ich bin hocherfreut! …Nun ja, ein jamaicanischer Sträfling, der wegen Drogenkonsums und Totschlags zu 60 Jahren verurteilt war, sie werden morgen von ihm in das Spiel eingewiesen, und meine Wenigkeit. Aber ich überlege noch, wen anders ins Rennen zu schicken, da es diesmal sehr gefährlich werden könnte! Aber wahrscheinlich muss ich Toki Mishiba selbst umlegen, so will es Yokai-sama!“ „Yokai-sama? Sie meinen Royakan?“, fragte Makoto, seinen Blick jetzt auf Junichis Augen konzentrierend. „Aha, sie haben schon von ihm gehört?“ „Natürlich, den kennt doch Jeder!“, mischte sich Anna ein. „Schön! …Unser neues Sektenmitglied, wenn wir das Game gewinnen und ihm Toki Mishiba aushändigen oder ich ihn selbst umlege!“ „Oha! Und sie denken, dass er einfach so hierhin kommen kann, ohne dass die Armee eingreift?“, fragte der Brillenträger. „Nein, aber wir greifen dann ein, wenn wir uns Yokai-samas Loyalität sicher sein können! Unser Berserker-Trupp und Team Baracuda sind kampfbereit!“ „Was auch immer das für Leute sind, sie müssen stark und zahlreich sein!“ „Haha, darauf kannst du sich verlassen!“, warf Beiji ein. „Wir sind fast 300 Mann, alle hoch ausgebildet!“ „Wir haben die letzten 3 Jahre nicht auf der faulen Haut gelegen! 279 hypnotisierte Freaks und 23 Ex-Söldner von der koreanischen Armee, ausgerüstet mit High-Tech-Waffen, die die Welt noch nicht gesehen hat!“, prahlte Junichi stolz. „Ach, ihr wollt Krieg der Sterne nachspielen?“, fragte Anna spöttisch. Der Angesprochene guckte sie finster an: „Wenn das vorbei ist, gibt es kein Japan mehr!“ „Er leidet an Selbstüberschätzung…!“, brummte Makoto und zog Anna aus Junichis Blickfeld, seinen ‚Kidnapper’ mürrisch anstarrend. „Ach Kubota, sie werden sich an dem Spektakel erfreuen, da bin ich mir sicher!“ „Ich bin gespannt!“, meinte der fast beiläufig. Die politische Lage im Land interessierte den Schwarzhaarigen nicht sonderlich, irgendwelche landinternen Kriege waren ihm unwichtiger als die Curry-Sauce zum Hähnchen oder das Wetter von Morgen. Ihn beunruhigte höchstens die Tatsache, dass Junichi ihn frei herumlaufen ließ. War das Anwesen so gut vor Ausbrüchen geschützt? „Gar nicht so abwegig, bei den ganzen Freaks!“, murmelte er leise. Anna hielt sich immernoch Hilfe suchend an ihm fest. Oder vertraute er ihm schon? Dachte Junichi etwa, dass Makoto von sich aus hierbleiben würde? Sobald er weg wäre, könnte er Tokitoh beschützen, da war er sich sicher. Oder wollte Junichi seine Abwehranlagen an einem erfahrenen Typen wie Makoto Kubota testen? Makoto machte sich ernsthafte Gedanken darüber und hörte dem Redner gar nicht mehr so richtig zu, der mittlerweile aber sowieso nur noch dabei war, etwas über die kulturellen Umstände und die Namensentstehung von ‚Black Sheep’ erzählte. Er schaltete schließlich völlig auf Durchlauf, als Junichi begann, wieder von seinen Freaks zu prahlen und Beiji fröhlich seinen Senf dazu gab. „…Naja und deshalb sind wir uns auch so sicher, dass wir letztendlich über die ganze Region herrschen können! Ich meine mein Vater ist eh eine Schlafmütze, wenn da oben nur solche Schlaffis rumhängen, wird es ziemlich einfach!“, schloss Junichi ab. Beiji, er und die anderen drei Söldner gingen nun durch das große Tor, eine Treppe in einem – tatsächlich – weißen Treppenhaus hoch. Makoto ging hinterher, allerdings nicht nach oben. Er zog Anna mit nach unten, um Junichis Reaktion zu testen, aber es kam keine. Genjo Sanzo war andersweitig unterwegs; Er hatte zwar noch einen brummschädel vom Vorabend und dem morgigen Sturz, aber er war schon wieder auf der Suche nach einer Trinkgelegenheit, mit lächerlichen 140 Yen in der Tasche. Irgendwie war er aber auch melancholisch drauf, nachdenklich und angespannt. Er erinnerte sich zumindest noch vage daran, dass Makoto gesagt hatte, dass schräg gegenüber von ‚Haan’s Ramendojo’ eine Bar war, wo es Sake gäbe. Allerdings war er ziemlich blank. Neben den 140 Yen füllten eine Büroklammer und zwei rote Würfel die rechte Tasche seines Priestergewandes, welches er nach dem Streit mit Sha Gojo wieder angelegt hatte. Und stolze 35 Cent in der linken Tasche, mit denen er in Japan allerdings nicht viel anfangen konnte. Er fragte sich, wieso er sie damals aufgehoben und mitgenommen hatte. Die braune Robe unter dem Priestergewand wollte er jedenfalls eigentlich Keinem zeigen, schon im Waschsalon hatte er sie unauffällig mit in die Waschmaschine gesteckt, auf die Gefahr hin, dass sie einlaufen oder sich in Fussel auflösen würde. Aber als er dem Rothaarigen gegenüberstand, war es schon zu spät, da dachte er nur noch daran, sein kostbares Gewand vor der ‚dreckigen Wasserratte’ zu beschützen. So machte er sich dann auf den Weg zu einem weiteren Besäufnis, die Knarre in der einen, die 140 Yen in den anderen Hand. Zur Not musste er auf dem Weg noch einen Passanten um etwas Geld erleichtern. Toki Mishiba tat das, was er in den Tagen vor einem Game immer getan hatte, meditieren. Er saß im Schneidersitz in der Mitte des Wohnzimmers seiner bescheidenen Wohnung im südlichen Bezirk Tokyos und hatte die Augen geschlossen. Er bemerkte trotz der sonstigen Stille im Raum nicht einmal, dass der Hausmeister die Tür mit dem Generalschlüssel öffnete und ein Paket auf den kleinen Tisch aus Teak-Holz im kleinen Flur stellte, welches im Hausflur im Weg stand. Das Klingeln des Postboten zuvor hatte er auch nicht registriert. Also saß er weiterhin in der Raummitte, geistig vollkommen abwesend. In diesen Momenten könnte man ihm Autismus vorwerfen, aber er war nicht in seiner eigenen Welt, nein, er war einfach nicht da, lediglich sein Körper war existent, sein Geist war in diesen Momenten fern von allen Welten, im Nichts. Araki, Kasai und Tokitoh gingen in Richtung Präsidium, weil letzterer die Adresse von dem geistig Abwesenden haben wollte. Kasai würde ihm wohl bei Allem helfen, das war dem Schwarzhaarigen klar. Er fragte sich zwar hin und wieder wieso, aber an sich konnte er ja davon profitieren, also dachte er auch immer recht schnell wieder an etwas Anderes. Tatchan ging ungefähr 5 Meter hinter ihnen, sein Funkgerät in der linken Hand, Sanadas Brüllen im Ohr. Seit Osamu den Funkkontakt abgebrochen hatte, war sein Chef noch aufgewühlter und verschonte auch Tatchan nicht von seinen kurzen Ausrastern, die äußerst ungewöhnlich für ihn waren. Sanada war eigentlich die Ruhe in Person, das wachsame Auge hinter seinen Schützlingen. „Was kann nur so bedeutend sein, dass er so einen Gemütswandel vollzieht?“, murmelte er vor sich hin. An der Wache angekommen, brach auch der Blonde den Kontakt zu seinem Vorgesetzten ab, um möglichst lautlos agieren zu können und vor allem unauffällig ins Präsidium zu kommen. Sanadas Geschreie konnte man bestimmt 4 Meter weit hören, da war er sich sicher. Sanada war jetzt noch wütender, seine Dealerschaft hatte er längst aus seinem Büro geschmissen, nur sein Hund Ark quälte sich noch im Büro seines Herrchens rum. Aber während dieser Phase erntete er von seinen Untergebenen nicht wirklich viel Respekt, der ihm sonst ausnahmslos immer gebührte. Tatchan dachte nach, was er denn überhaupt im Präsidium solle, am Ende würde man ihn noch wegen grundlosem Betreten eines Präsidiums verhaften. So etwas gab es in Kyushu tatsächlich mal, tatchan hatte in der zeitung davon gelesen. Und er war doch ursprünglich mit dem Auftrag losgeschickt worden, die Gegend auszuchecken und nicht ein paar Passanten nachzulaufen. Als Kasai dann als Letzter durch den Haupteingang ging, war es fast zu spät um ihnen nachzusetzen, so entschied sich der Blonde dann auch, seinen Original-Auftrag auszuführen und watschelte von dannen, den Funkkontakt immernoch unterbrochen lassend. Makoto und Anna saßen auf zwei schwarzen Stühlen aus Metall, in einem riesigen Lagerraum, der gefüllt mit Holzbrettern und meterhohen Metallregalen war, die mit allem möglichen Zeugs gefüllt und beladen waren. Es roch nach Rost und Schwefel und Anna verlor schnell die Nerven; „Lass und hochgehen, hier stinkt’s und ich habe Kopfschmerzen!“, aber Makoto bewegte sich nicht, pustete den Rauch seiner Zigarette aus und ignorierte alles um sich herum völlig. „Ach mach doch was du willst, du warst immerschon ein Ignorant!“, versuchte es Anna auf die harte Tour, doch der Angesprochene rührte sich nicht. Anna erwartete zumindest das Zucken einer Wimper, aber es tat sich nichts, Makoto war fast so abwesend wie Toki Mishiba bei seinen Meditationen. „Tokitoh!“, rief er nach einer Weile plötzlich laut in den Raum. In Sekundenschnelle bildeten sich zwei, drei Schweißperlen auf seinem Gesicht und seine Entspanntheit wich einem stechendem Blick und zwei geballten Fäusten. Makoto erhob sich und lief durch den Lagerraum zu einer großen Tür, die er vorher gar nicht beachtet hatte. Anna war etwas überrascht von dem plötzlichen Aufschwung ihres alten Freundes. „Hier ist das Treppenhaus!“, rief sie ihm zu und streckte ihren Finger in Richtung Treppenhaus, woher sie gekommen waren, aber Makoto öffnete die große Stahltür und was er dann sah, gefiel ihm nicht sehr; „Massenvernichtungswaffen!? Verdammt, der Typ hat nicht übertrieben!“ Im selben Augenblick schoss ihm durch den Kopf, dass er Tokitohs Leben und Wohlbefinden nicht gefährden durfte. „Ich muss dieses Spiel annehmen!“, sagte er sich selbst und haute mit einer Faust gegen die alte Wand vom Lagerraum, sodass ein bißchen vom Putz abbröckelte. „Gute Idee!“, sagte Kenwyne, der just in diesem Moment durch eine Luke aus der Decke sprang. „Es gibt keinen Grund abzuhauen, wir haben die besseren Karten! Wieso stellt ihr euch nicht gleich freiwillig auf unsere Seite?“ „Ich habe keine Lust für wen anders zu arbeiten, ich bin faul!“, erwiderte Makoto, nicht im geringsten an die japanische Regierung denkend. „Tss, da kann man wohl nichts machen!? …Nun ja, ich bin da, um Sie ein wenig rumzuführen, Meister Junichi meinte, ich kann heute schon anfangen, Sie auf das Duell in 2 Tagen vorzubereiten!“ „Okay, aber wenn das Spiel gewonnen ist, vergesst ihr alle, dass wir uns getroffen haben!“, stellte Makoto seine Forderung. „Also ich merke mir eh keine Gesichter und Namen, für mich zählt nur das Hier und Jetzt! Ich weiß nicht mal mehr, was für Drogen es waren, wegen denen ich in den Knast musste!“ „Du weißt, was ich meine!“, sagte Makoto scharf. Kenwyne schien die Situation nicht sehr ernst zu nehmen, aber er nickte und schaute dann kurz zu Anna, die die Situation aus der Nähe beobachtete. „Puh, wie mühsam, ich hoffe echt, dass Meister Junichi selbst die dritte Person im Team ist, sonst muss ich noch wen einweisen, ich habe echt Besseres zu tun!“, seufzte Kenwyne. „Ist er stärker als du?“, fragte Makoto und sah Kenwyne herausfordernd an. „Ich glaube nicht!“, antwortete der Jamaicaner, der selbst im dunklen Lagerraum seine Sonnenbrille auf hatte und lachte kurz auf. „Ich glaube, ich bin stärker als ihr beide!“, behauptete Makoto kühl. Der Schwarze blickte auf und grinste seinen Gegenüber an. Beide standen sich selbstbewusst gegenüber und musterten einander. Kapitel 12: Difficult Guys / Team-Meeting ----------------------------------------- 12.Kapitel Anm.: Der erste Teil ist sehr dialogreich, nachdem die letzten ja eher anders waren!^^ Kasai und Araki standen im Hausflur vom Apartment 356 in der Rémon-Shígai, wo laut den Daten Toki Mishiba wohnen sollte. Tokitoh suchte frenetisch nach der Nummer 76 im Erdgeschoss. Der Flur war schmal und es war schon schwer genug, Leute vorbeizulassen, die von der anderen Seite kamen, einen Rollstuhl zu umkurven war fast unmöglich. „Ich hab’ es, ich hab’ es!“, jubelte er, als er auf der linken Seite eine Tür mit der Nummer 76 fand. Er wollte gerade anklopfen, als Kasai „Halt!“ rief. „Was ist denn?“, fragte Tokitoh mürrisch. „Ich glaube kaum, dass auf der linken Seite die Nummer 76 ist! Die geraden Zahlen sind rechts!“, rief Kasai durch den Flur. Tokitoh bemerkte dann auch, dass die 6 komisch weit unten hing. „Das war wohl eine 9…!“, meinte Araki, der Tokitoh unauffällig folgte, weil er keine Lust hatte, blöd im Flur rumzustehen. „Also muss gegenüber die 76 sein, oder wie?“, fragte Tokitoh und schaute Araki hilfesuchend an. „Natürlich nicht, schließlich sind die drei Nummern entfernt, also ist der Abstand etwas größer!“ „Aber hier ist die Nummer 76!“, erwiderte Tokitoh und stellte sich vor die gegenüberliegende Tür. Araki schaute sich verwirrt um. „Öhm, da hinten ist auch eine Tür zu einem Treppenhaus, deshalb kommt die 76 später als die 75, die eigentlich gegenüber sein müsste…!“ „Äh, wie?“ „Ach vergiss es, jetzt klopf schon an!“ „Da ist aber auch eine Klingel…!“ „Was? Wieso ist denn dann hier keine?“ „Hmm, vielleicht ist Toki wohlhabend und hat sich eine installieren lassen?!“ „Oder sein Gegenüber arm…!“ „Wieso haben die Anderen dann auch keine Klingel?“ „Also ganz vorne hatte einer eine Klingel, das weiß ich!“ „Aha… gut, soll ich jetzt klingeln oder klopfen?!“ „Klingeln… denke ich!“ „Und wenn das so eine Spaßklingel ist? Wo dann Wasser rauskommt?“ „Dann hast du Pech gehabt!“ „Also klopfen?“ „Also hört mal, ich würde sagen wir gehen einfach rein, die Tür steht nämlich einen Spalt weit offen!“, bemerkte Kasai, der sich das nicht mehr länger mit angucken konnte. Nachdem sie einen schmucken Flur durchquerten, kamen sie in einem großen Raum an. In dessen Mitte saß Toki Mishiba im Schneidersitz und tat… nichts. „Hat er zuviel getrunken?“, fragte Tokitoh Araki. „Na klar, siehst doch die Sektflasche da!“, antwortete der Azubi. „Quatsch, die ist doch nur Deko!“ „Probier doch mal…!“ „Und wenn die wirklich nur Deko ist?“ „Egal, Wein schmeckt auch nach 50 Jahren noch!“ „Ich dachte es ist Sekt!“ „Beides dasselbe!“ „Wirklich?“ „Quatsch!“, beantwortete Kasai Tokitohs Frage. „Sag ich ja!“ „Schmeckt beides nicht, wo ist also der Unterschied?“ „Hmm… in der Farbe?“ „Klingt einleuchtend…!“ „Oh gott, Jungs, ihr habt echt keine Ahnung…!“, warf Kasai seufzend ein. „Konsistenz?“ „Ach jetzt hört doch auf, wir sind nicht zum Spaß hier, oder was ist?“ „Ach ja, ich wollte… sag mal, schläft der oder ist er tot?“ „Tipp ihn mal an!“, schlug Araki vor. Tokitoh tippte den ‚geistlosen’ Toki an und natürlich bekam er keine lebendige Reaktion. „Ich tippe auf tot!“, sagte er ohne mit der Wimper zu zucken. „Echt? Lass mich auch mal…!“ „SCHLUSS JETZT!“, mischte sich Kasai endgültig ein und hielt den beiden Jungs seine Hände vor den Mund. „Also ich wecke ihn jetzt auf und dann lassen wir euch besser alleine!“ Er tippte Toki ruppig an. Toki machte keine Anstalten sein Bewusstsein wiederzufinden, also wuschelte er ihm durch die Haare, wie er es auch bei Tokitoh gerne machte. Keine Reaktion. „HAAAAAALLOOOOO!“, rief er ihm darauf laut ins Ohr. „Also ich bestelle schon mal den Leichenwagen!“, sagte Araki und kramte sein Handy heraus. „Quatsch nicht, der meditiert nur, sieh dir doch seine Haltung an! Vielleicht sollte ich ihn mit etwas Spitzem pieksen?!“ Tokitoh holte ein Fleischmesser raus, was er stehts zur Verteidigung bei sich trug und Araki hatte sofort ein multifunktionales Taschenmesser zur Hand. Kasai schaute kurz zu Tokitoh und haute sich dann die Hand vor den Kopf. „Wirf mal her!“, meinte er zu Araki und schaute seinen Azubi miesmuffig an. Er hatte ja eigentlich gerne etwas mit Auszubildenen und Jüngeren zutun, dann fühlte er sich nicht so alt, aber die Beiden waren echt hart zusammen. Als Araki das Taschenmesser warf, schaute er allerdings versehentlich kurz nach unten und bekam es voll ins Gesicht. „Hey Chef, seien sie bloß vorsichtig, das war teuer!“, meinte Araki mahnend. Sein Chef überhörte das extra und wandte sich dann dem Kerl in der Mitte des Raumes zu. „Hey!“, zischte Toki, machte die Augen auf und starrte Kasai missmutig an. „Sie hatten doch nicht vor an mir Gewalt auszuüben?“ „Öh… n-nicht doch…!“, stotterte Kasai, der einen Ruf zu verlieren hatte. Er dachte kurz an Komissar Hasebe, der nicht mehr viel brauchte, um ihn aus dem Amt zu werfen. „Ah, dich kenne ich doch!“, sagte Toki, als er Tokitoh erblickte. „Was macht ihr in meiner Wohnung?“ „Sekt probieren?!“, fiel Araki spontan ein. „Ich wollte mit dir reden! Ist sehr wichtig! Es geht um dieses Spiel!“, legte der Schwarzhaarige los und fuchtelte wild mit seinen Händen rum. „Aha? Was ist denn?“ „Ich habe ein Telefonat belauscht! Dieses Team ‚BUG’! Die haben Jakuro vergiftet und außer Gefecht gesetzt. Die haben sich in irgendeine Zentrale gehackt und irgendwie die Adresse herausbekommen!“ „Wie?“, fragte Toki überrascht. „Ich habe sogar einen unserer Gegner getroffen!“ „Unserer Gegner?“ „Ja, ich springe ein, ich will Kubo-Chan beweisen, was ich kann!“, sagte Tokitoh selbstbewusst. „Das ist gefährlich!“, entgegnete Toki und schaute Tokitoh mit scharfem Blick an. „Weiß ich selbst!“, blaffte der Schwarzhaarige ihn an. „Und wie sah dieser Typ aus, den du getroffen hast?“ „Öh… schwarz! …Leicht sonderbar gekleidet und er roch nach Kräutern!“ „Leicht sonderbar gekleidet? Der hatte jawohl mächtig einen Hängen, so im Sommer rumzulaufen!“, warf Araki ein. „Wie sah er denn genau aus? Vielleicht kenne ich ihn ja…!“, fragte Toki. „Relativ groß, gut 1,80… Sonnenbrille… gelb-orangener Stoffhut… mehrere knallige Gewänder, Schuhe konnte man nicht sehen!“, versuchte Tokitoh Kenwyne zu beschreiben. „Also das klingt recht verrückt… wäre mir aufgefallen!“, sagte Toki und schaute aus dem Fenster, wo das Laub vorbeiflog. „Also bist du jetzt unser dritter Mann… okay!“ „Natürlich! Ich bin bereit!“, rief Tokitoh und reckte die Faust in die Höhe. „Nur nicht zu enthusiastisch, die kennen sogar den Austragungsort, die werden noch viel unfairer spielen, als ich es erwartet habe!“ „Um was geht es eigentlich?“, fragte Kasai, der schon die ganze Zeit am rätseln war, was Tokitoh von Toki wollte. Er hatte ihm einfach geholfen, ohne zu wisssen, wozu. „Bus Game!“, sagte Toki und schaute Kasai musternd an. Makoto und Kenwyne standen sich immernoch gegenüber und funkelten sich an. Kenwyne nahm seine Sonnenbrille ab und zeigte seine leuchtend orangenen Augen. Makoto starrte ihn unbeeidruckt an und setzte einen besonders genervten Blick auf. „Starke Aura, du hast ein gesundes Selbstvertrauen!“, sagte der Schwarze. „Aber was bringt es dir, wenn du stärker wärest als wir? Genau genommen wäre das ganz in unserem Sinne! Dieser Sieg ist immens wichtig!“ „Hmm, ich sage euch nur eins… wenn ihr Tokitoh ein Haar krümmt, mache ich euch platt!“ „Puh, dazu müssten wir den Kleinen erstmal finden… er hat sich irgendwie aus der Beobachtung unserer Agenten gestohlen!“ „…Wieso sagst du mir das?“ „Ich denke du machst auch so beim Game mit, es würde dir auch sehr viel Kohle bringen, schon vergessen?“ „Wie leichtgläubig… ich mache nur das, wozu ich Lust habe!“ „Ich auch! Und Gewinnen macht mir Spaß!“ Darauf fiel Makoto jetzt kein passender Konter ein, also drehte er sich weg und ging zu Anna, fern von dem Massenvernichtungslager. „Wollen wir nicht schonmal anfangen mit der Lehrstunde?“, fragte Kenwyne und blickte dem angespannten Brillenträger verwundert hinterher. „Nein, nicht heute, ich bin müde! Habt ihr hier auch Betten?“ „Uff… dritter Stock, da müsste was zu machen sein! Fragen sie einfach die Dame am Schalter, zur Not wecken Sie sie auf, sie hat eh zu wenig zutun!“ „Danke! …Und was zu essen?“, fragte Anna, deren Magen mächtig knurrte, weil sie seit morgend früh in dem Keller saß, wo Jun Sekiya sie eingesperrt hatte. „Hmm, in der Mensa im zweiten Stock, es gibt nach Wahl Coq au vin oder Kugelfisch. Aber vorsicht, der Kugelfisch ist manchmal giftig, also essen sie lieber Hähnchen!“ „Ich habe nicht vor zu sterben!“, sagte Makoto und verschwand mit Anna im weißen Treppenhaus nach oben. Einen Tag später… Nobuto saß mal wieder in seiner unaufgeräumten Bude und bereitete sich einen Kaffee zu. Diesmal besonders schwarz, weil er die vergangene Nacht kaum geschlafen hatte. Während der Kaffee in die Kanne tropfte setzte er sich auf seinen Klappstuhl und las in einer Broschüre, die er am Vortag aus einer Arztpraxis mitgenommen hatte, wo er wegen eines Gesundheitschecks vor dem anstehenden Game war. Alles in Ordnung, keine Gefahr für ihn, allerhöchstens ein leicht lädierter Oberschenkel, der aber durchaus belastet werden konnte, ohne irgendwo zu reißen. „Oh mann, haben die im Vietnam schon wieder eine Bombe gelegt? Was bringt denen das eigentlich? Sterben nur alle früher…!“, redete er mit sich selbst. Dann klingelte das Telefon und er stand schweren Herzens auf und nahm den Hörer ab: „Hallo, Nobuto Nakajo hier!“ „Nobuto! Wir müssen mit dir reden, komme gleich vorbei, mit unserem dritten Teammitglied!“, sprach Toki am anderen Ende der Leitung. „Wieso? Ist etwas passiert?“ „Ja, erkläre ich dir dann!“ „Puh… einfach aufgelegt! Wieso hat er dann angerufen? Um sich zu vergewissern, dass ich da bin und auch da bleibe? Ich will meine Pause genießen…!“, seufzte der Schwarzhaarige und schaute betrübt auf seine Kaffeemaschine. 20 Minuten später klingelte es dann auch an der Eingangstür seiner Bleibe und er stapfte griegrämig durch das Chaos, um sie zu öffnen. „Hallo, Toki, welch eine freude!“, säuselte er ironisch. Aber es war nur Tokitoh, der vor der Tür stand. Toki bewunderte noch die Blumen in Nobutos garten, die am Vortag seine Nachbarin in die Erde eingebettet hatte. „Lange werden die hier nicht überleben…!“, meinte er. „Hey Alter, ich bin jetzt auch bei euch im Team!“, rief Tokitoh Nobuto ins Gesicht und schüttelte dem völlig verstörten Kerl die Hand. „Alter… ey ich sehe nicht alt aus! …oder doch?“, erwiderte dieser genervt. „Ach so 30 Jahre… vielleicht 40…!“, meinte Toki süffisant, der jetzt auch den Weg zur Tür gefunden hatte. „Hahaha, sehr witzig…! Jetzt rein mit euch, ihr Hitzköpfe!“ „Haben sie Zwieback?“, fragte Tokitoh. „Kann schon sein…!“, antwortete Nobuto genervt. „Okay, am besten wir setzen uns erstmal und plaudern dann über die Situation!“, bemerkte Toki und nahm sich Nobutos Klappstuhl. „Hey, wenn du mir auch noch meinen Kaffee nimmst, bring ich dich um!“, zwitscherte der ehemalige Besitzer gequält grinsend. Toki schnappte sich den einzigen Quadratmeter Boden, der nicht zugemüllt war, so musste Nobuto erstmal stehen. „Also, Faktum ist Folgendes…“, fing Toki an und erzählte Nobuto langsam die Story mit Jakuro und Kenwyne, die er vorher von Tokitoh mitgekriegt hatte. Von Kojiros Tod wussten sie alle nichts und von Makotos neuem ‚Job’ erst recht nicht. Als Toki seinen Bericht abgeschlossen hatte, stand Nobuto immer noch so da wie vorher, er hatte kein einziges Körperteil bewegt. Er war die Ruhe in Person, sehr ausgeglichen und selbstbewusst, aber er war auch Analytiker, er konnte sie Situation und auch die Lage in Kämpfen immer sehr gut einschätzen und dementsprechend handeln, das machte ihn so wertvoll für das Team AAA. Nur seine Überheblichkeit manchmal, was die innere Ruhe anging, hatte ihm schon des Öfteren Probleme bereitet. Aber daraus hatte er gelernt. „Also dann… lassen wir es drauf ankommen, wir sollten uns einen netten Plan ausdenken! Sie gehen davon aus, dass wir nicht wissen, dass sie den Austragungsort kennen, also sollten wir nicht normal handeln, das wäre sehr gefährlich!“, sagte er und Tokitoh setzte ein fesches Grinsen auf. „Sollen wir zur Abwechslung mal als Gruppe gehen? Das erwarten die sicher nicht!“, schlug Toki vor. Nobuto war überrascht, so einen Vorschlag ausgerechnet von Toki, dem typischen Einzelkämpfer, zu hören, aber er war doch sehr skeptisch. „Dann können sie uns mit einer Granate in die Luft jagen, dann haben sie uns echt an den Eiern! …Wir bräuchten gleich dreimal Glück! Der Heimvorteil ist leider passé, wir müssen auf der Hut sein!“ „Uns wird schon etwas einfallen…!“, meinte Toki und griff sich dreist Nobutos Kaffeetasse. Kapitel 13: Obstinate Honor / Game-Preparation ---------------------------------------------- 13.Kapitel Es war sehr kalt geworden, ein leichter Nebel zog durch die Straßen Tokyos. Die Tauben waren längst verschwunden und eine kühle Dämmerung erinnerte stark an den kommenden Winter. Die Sonne war sang- und klanglos untergegangen und bewahrte sich ihr strahlendes Licht für den nächsten Tag auf, anstatt einen schönen Sonnenuntergang zu wirken. Nichts erinnerte mehr an den heißen Tag. Die meisten Straßen waren ungewöhnlich ruhig für diese Uhrzeit und man konnte im Stadtpark die Penner reden hören. Es waren relativ viele in Sommer und Herbst, solange es noch warm war. Ein paar Bierflaschen lagen an den Wegrändern und der Müll wurde auch nicht wöchentlich weggeräumt. Um diese Uhrzeit war sehr viel in den Casinos, Bars und Restaurants los. Auch in der Sake-Bar, die Genjo am Nachmnittag auf Makotos Tipp hin angesteuert hatte. Mit einem „Und kommen sie ja nie wieder, sie Penner!“ wurde er just in diesem Moment vor die Tür befördert. Er hatte viel gesoffen und konnte dann nicht bezahlen, hatte außerdem noch eine Schlägerei angezettelt, die in der Bar einige Schäden angerichtet hatte und schlussendlich völlig die Nerven verloren und wild rumgeballert. So betrunken wie er war, hätte er es fast geschafft, einmal nicht absichtlich daneben zu zielen. Zum Glück war sein Ziel aber nicht so dicht wie er und schützte sich im letzten Moment mit einem Teller, der eine ziemliche Delle von Genjos Schuss bekam und direkt gegen den Kopf des Mannes stieß, der ihn vorher hochgerissen hatte. Schließlich war es dann der Barkeeper, der dem Ganzen ein Ende bereitete und noch unglaublich milde gegenüber dem Unruhestifter war und nicht die Polizei alarmierte. „Hrm…!“, brummte der blonde Priester und fasste sich an den Kopf. Er hatte vorher schon Kopfdröhnen, mittlerweile war es so dolle, dass er schon gar nichts mehr spürte. Es fühlte sich wie eine Vollnarkose an und als er sich aufrichtete, fing er sofort an zu schwanken. Da öffnete sich die Tür der Bar und ein Penner ging auf die Straße und schaute ihn grimmig an. „Harharhar, du glaubst also, ich lasse dich einfach so gehen? Du hast auf mich geschossen und wer die Pistole auf mich richtet ist tot!“ Er zückte ein Messer und grinste fies. Genjo registrierte das gar nicht und suchte an einem Laternenpfahl halt. „Harhar, kannst wohl nicht mehr stehen, was? Tja, ich weiß wann es genug ist… nur die Schlauen überleben hier!“ Der vollbärtige Penner lachte laut. Er trug eine zerfledderte Jeans und eine dicke olivgrüne Weste, auf seinem Bauch konnte man Leoparden-Tattoo erkennen. Er schritt mit dem Messer in der Hand auf Genjo zu, seinem debilen Grinsen keinen Abbruch tuend. „Genau! Und deshalb bist du jetzt tot!“, sagte Genjo, drehte sich blitzschnell um und verpasste dem Penner eine Kugel in die Stirn. Der Getroffene kippte mit einem Ächzen um und das Messer fiel ihm aus der Hand. „Nur die Schlauen überleben…!“, sagte der Blonde verachtend. Er konnte wirklich gut spielen, es gab sicherlich Niemanden, der ihn in dieser Situation, nach etlichen Schalen Sake, noch für zurechnungsfähig gehalten hätte. Aber er vertrug sehr viel, was er sich schon in frühen Jahren antrainiert hatte. Nun starrte er das Eingangsschild von der Bar, in der er sich bis eben noch aufgehalten hatte. „Akái inoshíshi“ stand in großen Zeichen auf dem hölzernen Schild. Eine Minute lang schaute er nur auf das Schild und dann wechselte er die Munition seines Colts und wagte es tatsächlich, wieder durch diese Tür zu gehen, durch die er 3 Minuten früher hinausgetreten wurde. Zu dem Zeitpunkt war er tatsächlich kurz weggetreten und ließ sich wegschleifen, doch jetzt war er wieder voll da. Er war nicht mehr in dem Rausch, der ihm fast eine Menge Ärger eingebracht hätte, er war auch nicht benebelt… jeder seiner Gedanken konzentrierte sich voll auf das Hier und Jetzt. „Heeey, wen haben wir denn da? …Er wagt es tatsächlich, hier nochmal zu erscheinen…! Willst du dich jetzt entschuldigen?“, rief einer der Proleten, die sich vorher noch in einer Ecke verkrochen hatten, als Sanzo seinen Colt gezückt hatte. Sofort richtete der Priester seine Waffe auf den Mann. „Unglaublich, wie kann der seine Waffe noch halten?“, murmelte ein Mann neben ihm. „Nicht frech werden, Alter!“, rief der Prolet, auf dessen Kopf Genjos Colt gerichtet war und fletschte die Zähne. „Das ist eine Smith & Wesson… sehr gute Waffe… glaubst du im Ernst, dass du einen Schuss überlebst?“, fragte der Priester herausfordernd. „Äh…“, brachte der Prolet über die Lippen und schaute Genjo blöde an. Keiner im Raum hätte erwartet, dass der Blonde nach dem ganzen Sake noch normal sprechen könnte. „Mach keine Witze! Ich habe Frau und Kind, du kannst mich doch nicht einfach umbringen!“ „Kann ich nicht?“, fragte Genjo süffisant. „Also gut, was willst du haben?“, schrie der Prolet zitternd. „Gib mal deinen Ausweis!“, sagte Genjo. Während der Mann daraufhin seine Hand zu seiner Hosentasche führte, verfolgte Genjo sie mit seinem Colt. Der Mann machte aber keinen Mucken, holte seine Brieftasche heraus, öffnete sie zitternd, nahm seinen Ausweis und warf ihn dem blonden Priester zu, der keine Miene verzog. „Uhu… Steuerberater! …Wer braucht sowas? Wozu gibt es Steuern, wenn ich das Zahlen auch einfach ganz auslassen kann?!“, sagte er spaßhaft. „Okay, du hast sicher Geld! Bezahl den Schaden hier und gib mir das, was übrig bleibt!“ Einen Hauch Ehre hatte er ja, aber das mit dem Rest konnte er sich einfach nicht verkneifen. Zuviel hing doch davon ab… die Sauftour am nächsten Tag zum Beispiel… er wollte nicht nochmal sein Leben für ein bißchen Sake riskieren. Diese Mischung aus Ehre und Egoismus machte ihn unberechenbar. „Ähm gut… wieviel kostet das alles?“, fragte der Steuerberater den Barkeeper, der bei Genjos erneutem Eintreten erst einen Knüppel holen wollte, dann aber doch still hinter der Theke verharrte. Er hatte gedacht, dass der Penner, der gleich nach Genjos Rauswurf ebenfalls die Bar verließ, den Dreck erledigen würde, aber er hatte sich übel verschätzt. Auf der anderen Seite könnte er jetzt den Schaden ersetzt bekommen, also vergaß er die Idee mit dem Knüppel und sagte unsicher „60.000 Yen…? …Keine Ahnung, ungefähr soviel!“ „Gut, du hast den Mann gehört, zackig!“, sagte Genjo und zündete sich nebenbei eine Zigarette an. Ein wenig doof fühlte er sich schon dabei, aber er hielt viel auf seine höchst sonderbaren Prinzipien und hatte außerdem seinen Spaß daran, die Verhaltensweisen anderer Leute in unberechenbaren Situationen zu analysieren. Unglaublich, wie klar ist in seinem Kopf war, als hätte sich der ganze Alkohol in einem Zug abgebaut. „Kann ich jetzt meinen Ausweis zurückhaben?“, fragte der Steuerberater vorsichtig, nach der Geldübergabe. „Von mir aus, Yuzugi Owagara… wieviel Kohle haste denn noch?“ „17200 Yen…!“, log der Steuerberater. Anhand zwei Schüsse, die nur knapp den Kopf des Steuerberaters verfehlten, machte der Priester klar, dass er sich nicht Verarschen ließ. Yuzugi hatte kurz nach unten geschaut, als er nach der Summe gefragt wurde und hat die Zahl dann ganz schnell und klar aufgesagt. Für Genjo ein Indiz für Betrug. In dem fall nicht zu Unrecht… „Also gut, 117200 Yen…!“, meinte Yuzugi mürrisch. Die restlichen Anwesenden in der Kneipe schauten abwechselnd zu dem blonden Priester und dem zitterndem Steuerberater und waren ganz still. Nachdem Genjo das Geld in der rechten Hand hatte und ein fesches Grinsen aufgesetzt hatte, verließ er den Laden pfeifend und stimmte dann „The last song“ von Gackt an. Er erntete noch ein paar mürrische Blicke und dann fiel die Eingangstür des „Akái inoshíshi“ zu und der Priester war wieder im mittlerweile nachtblauen Japan. Er hatte unbemerkt noch einen Beutel mit weißem Pulver aus der Manteltasche eines Gastes mitgehen lassen und freute sich schon auf dessen Genuss. Der Alkohol hatte irgendwie nicht die gewünschte Wirkung gezeigt, also musste er es mit härteren Drogen versuchen, unwissend, was sich hinter dem Pulver verbarg. Der Tag des Duells stand an. Das Team AAA fand sich schon um 11 Uhr am Kampfplatz ein und checkte das Gebäude ab. Zu diesem Zeitpunkt durfte das gegnerische Team den Standort eigentlich noch gar nicht kennen, aber Junichi hatte sich ja erfolgreich in die Bus Game-Zentrale eingehackt. Diese Zentrale gab es erst seit knapp einem Jahr, war also absolutes Neuland für Nobuto und Toki. Vorher hatten die Firmenchefs die Standorte bestimmt, aber irgendwann hatten sich die Firmenchefs über einen zu großen Vorteil von Team Home beschwert. „Fürchte es wird nicht leicht!“, sagte Nobuto zu seinem violettharrigen Kumpanen, der nach langer Zeit mal wieder seinen Cowboy-Hut trug und im rechten Ohr einen Kopfhörer hatte, über den er L’arc en ciel hörte, mit deren Musik er seinen ganzen MP3-Player vollgestopft hatte. Ansonsten hörte er eher europäische Musik, meist Trash oder Death-Metal, manchmal aber auch Melancholic, wenn er depressiv war. „Nein, wir müssen verdammt aufpassen!“, stimmte er Nobutos Befürchtung zu. Eigentlich war das schon vorher klar, aber es wollte noch einmal erwähnt werden, vor allem, um Tokitoh auf das ernste Match einzustimmen, welcher nicht gerade angespannt wirkte. „Hey, nimmst du das hier nicht ernst?“, herrschte Nobuto ihn an und piekste ihn in die Seite. „Doch, na klar… ich bin bereit!“, ließ der andere Schwarzhaarige verlauten und ballte die Hände zu Fäusten. An der rechten Hand trug er wie immer seinen schwarzen Handschuh. „Ich denke wir sollten ein paar Fallen stellen… nur zur Sicherheit!“, meinte Nobuto. „Das kommt aber früh…!“, bemerkte Toki grummelnd, der die Organisation seinem Kumpel überlassen hatte. „Ha, kein Problem, ich habe alles dabei! Sprengfallen, Drähte und sogar Überwachungskameras! Ich denke die könnten wir zur Spionage brauchen!“ „Hmm, für Kazuo wären die gerade richtig gewesen, aber wer von uns soll denn die Räume hier überwachen?“, fragte Toki kritisierend. „Keine Ahnung! Der Kleine vielleicht…?!“ „Hey, ich will kämpfen!“, mischte sich der Gemeinte ein und schaute Nobuto grimmig an, der aber wirklich einen Kopf größer als er war. „Sachte… unüberlegtes Handeln kann uns den Sieg kosten!“, ermahnte Toki ihn. „Erstmal sollten wir die Fallen verlegen, dann sehen wir weiter…!“, sagte Nobuto und erbat die Aufmerksamkeit seiner beiden Teamkollegen. „Also, Tokitoh, du legst die Sprengfallen an strategisch kluge Punkte, ich verlasse mich auf dich! Toki, du spannst die Drähte für Stolperfallen! Aber wir sollten natürlich alle wissen, wo sich diese dann befinden, also skizziere die Standorte am besten! Und ich mache mich an die Befestigung der Videokameras, ich habe volle 5 organisieren können! Als Zentrale benutzen wir diesen Raum hier!“ Gemeint war der hinterste Raum ganz oben, der auch zum Dach führte, was von außen aber höchstens mit dem Hubschrauber zu erreichen wäre. Makoto, Kenwyne und Junichi saßen in einem Café und warteten ab, bis die offizielle Nachricht mit dem Standort eintrudelte. Junichi hatte seinen Laptop dabei und starrte gebannt auf sein Postfach. Kenwyne saß gelangweilt da und nippte an seinem Cocktail, Makoto war förmlich abwesend, seine Gedanken drehten sich um alles Andere, als um das Spiel; um Tokitoh zum Beispiel, den er schon zwei Tage nicht gesehen hatte. Sie kannten den Standort des Games jedenfalls und warteten sehnsüchtig auf den Startschuss. Sobald die Message eintrudelt, beginnt das Spiel, aber der Standort selbst darf erst eine halbe Stunde später betreten werden, also beginnt das Spiel streng genommen erst ab dann. Junichi wartete jetzt auf die nächste volle Zahl, 12:30 Uhr… „Ach ja, habe noch zwei Krabbelminen bei Bodo klar machen können!“, bemerkte Kenwyne gelangweilt zu seinem Boss. „Kannste von mir aus haben, ich komm’ schon klar!“ „Sehr schön, die helfen sicher…!“, lobte Junichi den Jamaicaner, der für ihn schon immer ‚Mr.Zuverlässig’ im Team war. „Tja, jetzt, wo du selbst ran musst… gehst du kein Risiko ein, was?!“, stichelte der Schwarze. „So kurz vor dem Triumph gehe ich natürlich auf Nummer ‚sicher’! …Ah, da ist die Message! Wir können langsam starten…!“ Makoto registrierte das nicht und musste erst Kenwynes funkelnde Augen vor die Nase gehalten kriegen, um sich aufzubewegen. Junichi hatte extra ein Restaurant ausgewählt, was eine knappe halbe Stunde vom Austragungsort entfernt war, damit es auch nicht den Eindruck machte, dass sie den Ort bereits kennen würden. Sicher hätte es auch Zufall sein können, aber Junichi ließ es nicht darauf ankommen und außerdem war das nettái-kongo Kenwynes Lieblingsrestaurant, weil die Cocktail-Auswahl so groß war und er seinen hyo nirgendwo anders bekam. „Wo ist Anna eigentlich?“, fragte Makoto beiläufig, während sie das Restaurant verließen. Sie war morgens früh von Beiji und zwei anderen Söldnern aus dem Stützpunkt von ‚Black Sheep’ geführt worden, Makoto war da noch fest am schlafen, hatte aber bis zu diesem Zeitpunkt nicht nach ihr gefragt. Manchmal schien es, als wäre sie ihm egal und dann machte er sich scheinbar wieder Sorgen um sie. Seine Gedankenwelt war ein Rätsel für Jedermann. „In Sicherheit!“, meinte Junichi, sich eine Zigarette anzündend. Er rauchte wenig, aber vor wichtigen Dingen nahm er gerne mal eine zur Beruhigung. Innere Ruhe war sehr wichtig für ihn. Nach einem 25-minütigen Marsch waren sie dann da. Sie stellten sich vor das Haus bei der Ringo Tori 68, welches Kenwyne schon mit Kojiro durchgenommen hatte und schauten sich gegenseitig an, selbst Makoto nahm erstmals ernsthafte Notiz von seinen Kameraden. „Ob sie meine Fallen gefunden haben? …Wir können uns nicht drauf verlassen!“, sagte Kenwyne, ehe Junichi das Startzeichen gab und die drei Kerle ihre Blicke auf das baufällige Haus wendeten. Kapitel 14: Next Mission / Game-Start ------------------------------------- 14.Kapitel Im Hauptquartier der Izumokai war wieder mal sehr viel los; Regionalleiter Sanada schaute grimmig zu seinen Jungs und drückte dabei seine ‚Royal Ark’ so fest in seinem Aschenbecher aus, dass er sich am Ende fast noch den Finger vor Anstrengung verbog. Erst schaute er Tatchan an, dann Hizumi und dann Osamu. Alle drei hatten ihre Aufträge in seinem Auge vermasselt und Osamu und Tatchan sich darüber hinaus noch erlaubt, den Kontakt zu ihrem Chef zwischenzeitlich abzubrechen. Hizumi, ein kleiner Durchschnittsjapaner, an dem so ziemlich alles normal war, was unnormal sein könnte, hatte parallel den Auftrag, gefakte Drogen an Leute des Tojo-Clans zu verkaufen. Nur traute er sich nicht, einen Schritt über die imaginäre Grenze zu machen, da schon soviele im Bereich des Feindes umgekommen waren. Niemand kannte sein Gesicht, er war Neuling, aber er wollte sein Gesicht auch gar nicht bekannt machen. Und die meisten Dealer des Tojo-Clans würden eh nur dann Drogen kaufen, wenn man sie professionell überzeugen würde. Aber das traute sich Hizumi schon gar nicht zu. „Aaaalso, Jungs…! So geht das nicht! Wenn wir uns nicht von diesem Früchtchen und seiner Truppe eingrenzen lassen wollen, sollten wir schleunigst unsere Füße in die Hände nehmen und handeln!“, sagte Sanada, der seine Aufgabe als Regionalleiter ernster denn je nehm. Seit Jun Sekiya den Einflussbereich des Tojo-Clans vergrößert hatte, war er ziemlich angespannt. „Die Mafuba-Sekte, die Gonjos, die LAS, die Tooru-Mafia und der Mizugi-Clan… alles einflussreiche Clans… und alle sind sie untergegangen, weil sie unvorsichtig waren! Na gut, die Tooru-Mafia hat sich selbst aufgelöst, weil sie es zu gefährlich hielt, sich gegen uns aufzulehnen und ihr Einflussbereich immer kleiner wurde! Die LAS ist mit dem Tojo-Clan fusioniert und hat mit ihrer Hilfe die Mafuba-Sekte platt gemacht! Die Geschichte des Mizugi-Clans kennen wir alle, das war nicht sehr schön! Ich habe übrigens gehört, dass deren Vize-Anführer noch lebt und auf freiem Fuß ist! Und die Gonjos waren die Letzten, die uns und dem Tojo-Clan noch Paroli geboten haben. Aber nachdem Sekiya an die Macht kam, hat der Tojo-Clan deren Gebiet in Windeseile eingenommen! Deren Einbflussbereich ist jetzt fast doppelt so groß wie unser! Das kann ich mir nicht länger ansehen! Ihr müsst vollsten Gehorsam leisten, sonst können wir nicht auf Dauer überleben!“, wetterte Sanada und fuchtelte beim Erzählen wild mit seinen Armen umher. „Ach, wenn Kubota doch noch da wäre…!“ „Hmm, verlassen sie sich auf uns!“, entgegnete Osamu nur platt, der keine Lust hatte, sich stundenlang mit seinem Chef auseinanderzusetzen. „Das muss ich!“, sagte Sanada und nickte. „Im Gegenzug… werden sie mal wieder entspannter und kümmern sie sich auch wirklich um unsere Probleme, statt ihrem Kubota hinterherzuschauen!“, erlaubte Osamu sich, seinen Chef zu tadeln. Der fand das natürlich gar nicht lustig und funkelte den Führer der Jugend böse an. „Lass mich nur machen, du hast keine Ahnung von seinen Fähigkeiten!“ „Okeee… aber ich glaube nicht, dass er uns nützlich sein kann…!“ „Schweig! Wenn ihr kooperiert, kriegen wir ihn schon wieder in unsere Hände!“ „Naja, kommen sie wenigstens mal wieder runter, ist ja schrecklich!“, maßte sich Osamu an und erhielt erstaunte Blicke von Tatchan und Hizumi. „Raaaauuuus!“, brüllte Sanada und Osamu ging ruhig aus dem Büro des Regionalleiters. „Unerhört, was erlaubt der sich eigentlich? Nur, weil er Führer der Jugend ist, dabei habe ich ihm den Posten gegeben! Unverschämtheit!“ Tatchan hätte seinem Kumpel in dieser Situation ja gerne Recht gegeben, aber wenn er was gesagt hätte, wäre er auch aus dem Büro verbannt worden und er lebte ja von den Aufträgen Sanadas. „Okay, Hizumi, du nimmst Osamus Part in der nächsten Mission ein! Hört zu, ich will, dass ihr in unser Geheimversteck an der ‚Ringo Tori 68’ geht und ungesehen den braunen Koffer mitnehmt! Den braunen Koffer, nicht den schwarzen!“ „Oho, jetzt schon?“, fragte Tatchan verblüfft. „Ja, wir müssen handeln! Gestern wurden drei Dealer vom Tojo-Clan in unserem Revier gesichtet!“, erklärte Sanada. „Okay, verlassen sie sich auf uns! Aber das mit dem Funkkontakt lassen wir lieber, das gibt nur Stress!“ „Einverstanden, ihr macht ja eh, was ihr wollt…!“, stimmte der Schwarzhaarige zu und beruhigte sich langsam wieder von seinem Wutanfall. Während Tatchan und Hizumi den Raum verließen, lehnte er sich zurück und zündete sich noch eine ‚Royal Ark’ an. „Hach ja, die Uhr tickt weiter…. Wann fällt die Entscheidung?“ „Ich habe etwas gefunden!“, rief Nobuto und holte seine beiden Teamkameraden in einen Raum im ersten Stock. „Schaut her, hier wurde eindeutig etwas präpariert! Sie waren hier, wie du erzählt hast!“ „Ja sag ich doch!“, bestätigte Tokitoh sich noch einmal. „Zwei Drähte… was hat das zu bedeuten? Eine sonderbare Falle!“, murmelte Toki, der sich vor die Stelle hockte, die Nobuto entdeckt hatte. „Wir haben keine Zeit mehr, in einer Minute dürfen unsere Gegner das Kampfgebiet betreten! Los, Tokitoh nach oben, du beobachtest die fünf Räume, die ich mit einer Cam versehen habe! Wenn du wen siehst, sagst du uns durch das Funkgerät, in welchem Raum einer ist! C03 ist die Eingangshalle, da werden sie wahrscheinlich kommen! C02 ist auch wichtig, das ist der einzige Durchgangsraum in den zweiten Stock! Außer sie klettern außen an der Wand hoch!“, erklärte Nobuto und Tokitoh eilte flugs nach oben. „So, nun zum Hauptproblem… wer bekommt die Disc?“ „Nimm sie ruhig…!“, sagte Toki. Er vertraute dem Schwarzhaarigen blind, was vielleicht gar nicht so weise war, wie er sonst immer handelte. „Dann sollte ich mich auch eher oben aufhalten…!“ „Mach das, ich verstecke mich in dieser Abstellkammer und warte auf ein Signal von Minoru!“ „D’accord!“ Da klickte die Uhr und zeigte 13 Uhr an. Das Spiel begann. „Also los! Kenwyne, du nimmst den Vordereingang! Ich gehe hinten rum und Kubota, sie gehen gleich in den ersten Stock! Sie können doch klettern, oder?!“, wies Junichi seinen Teamkollegen die Vorgehensweise zu Beginn an. Makoto war etwas überrumpelt von Junichis Anweisung und schluckte bedächtig. Aber Junichi machte sich schon auf den Weg nach hinten und ließ ihm keine Zeit für Beschwerden. „Petri Heil! Wir werden es nicht leicht haben!“, meinte Kenwyne und setzte ein genüssliches Grinsen auf, voller Lust auf den anstehenden Showdown. „Ich sehe wen!“, rief Tokitoh durch das Funkgerät, als er Kenwyne durch den Vordereingang kommen sah. Der Jamaicaner handelte gar nicht vorsichtig und überrumpelte die Räume mehr oder weniger. Zuerst hastig ins ehemalige Wohnzimmer, dann mit Wucht durch die rissige Tür des ehemaligen Kinderzimmers und als nächstes in das große Esszimmer, wo tatsächlich noch ein langer alter Tisch stand, der früher wohl für Festmahle benutzt wurde. „Ich habe erwartet, dass sie nicht hier sind!“, sprach er ins Funkgerät zu Junichi, der mehr oder weniger nebenan operierte. Fast lautlos durch die alte Glastür gehend, schaute sich der Blonde vorsichtig im Raum um und richtete seine Pistole auf alles, was sich bewegte. Er hätte jetzt am liebsten sofort eine Krabbelmine gelegt, aber wollte sie sich noch aufsparen. …Genau über Junichis Kopf stand Nobuto, eine Stange Dynamit in der Hand. „Asta la vista, Baby!“, sagte er und trat mit Gewalt ein Loch in den Boden, durch den er das vorher angezündete Dynamit warf. Junichi war überrascht und konnte gerade noch aus dem Raum springen, bevor der Sprengstoff explodierte. Nobuto achtete gar nicht darauf, ob er seinen Feind ausgeschaltet hatte und stürzte sofort zur Treppe in den zweiten Stock. Tokitoh sah ihn rennen und machte sich so seine Sorgen, da er die Vorgehensweise seiner Teamkollegen nicht kannte. „Wir werden sehen, ob er noch lebt. Du erstattest Bericht, wenn du wen siehst. Und wenn es drei verschiedene Typen sind, lass es uns wissen!“, sagte Nobuto zu dem naiven Kerl, der oben gebannt auf die fünf Bildschirme starrte, die Nobuto aufgebaut und mit einer großen Batterie verbunden hatte. „Roger!“ „Toki, pass auf! Einer ist vorne und der hinten lebt bestimmt auch noch!“, sprach Nobuto zu Toki. Es war das erste Game, wo Nobuto den Gruppenführer mimte, vorher war Toki der heimliche Chef. Aber Toki redete nicht viel. Junichi lag in der Klammerstellung im Gras hinter dem Haus und verdeckte sich noch das Gesicht. Dann aber sprang er auf und schaute angespannt zu dem Loch, was Nobuto in die Decke getreten hatte. Um ein Haar hätte es den Chef von Team ‚BUG’ sofort erwischt, aber er hatte eine sehr gute Reaktionsgabe, noch besser als die von Makoto und Kenwyne, und konnte sich noch gerade so retten. Da er nichts sah, ging er wieder zu der Glastür, deren Glas durch die Explosion zerbarstet wurde. Er näherte sich vorsichtig dem Loch und rannte dann eilig unter ihm vorbei, durch die offenstehende Tür ins Bad, welches er im ersten Moment für einen Flur gehalten hatte. Direkt nebenan hörte er Kenwyne eine Tür eintreten und mit eine Maschinengewehr rumballern. „Du Idiot, viel zu auffällig!“, hätte er am liebsten gebrüllt, aber im letzten Moment besann er sich noch und sagte es leise ins Funkgerät. Mit einem lapidaren „Sorry!“ hörte Kenwyne auf, den Rambo zu spielen und schaute sich prüfend in der Küche um, die er zuvor verwüstet hatte. Von der Küche gab es eine direkte Tür zum Bad, durch die Junichi jetzt ging. Um ein Haar hätte der Jamaicaner ihm die Kugel gegeben, aber der Schwarze hatte eine unglaublich gute Beobachtungs- und Reaktionsgabe und schaltete sofort um. „Baka!“, rief der Blonde und zeigte ihm den Vogel. „Okay, hier ist alles im Reinen, schauen wir mal nach oben! Kubota hat sich noch gar nicht gemeldet!“, sagte Kenwyne und drehte um, zurück ins Esszimmer, durch das er in die Küche gelangt war. Dann gingen beide zurück in die Eingangshalle und schauten auf die Treppe, die in den ersten Stock führte. Junichi entdeckte sofort die Kamera, die Nobuto hier platziert hatte und schoss sie ab. „Wenn du nicht so grobmotorisch gehandelt hättest, wäre sie dir auch aufgefallen!“, herrschte er Kenwyne an und zwang den Schwarzen fast zu einem selbstironischen Grinsen. „Zwei Feinde in der Eingangshalle, beide mit Schusswaffen ausgerüstet! Der Eine ist der, den ich schon in der Stadt getroffen habe! Der Andere ist klein und blond und hat soeben die Kamera abgeschossen!“, sprach Tokitoh in dem Moment ins Funkgerät. „Roger!“, antwortete Nobuto und verharrte weiterhin ruhig auf der Treppe zum zweiten Stock. Toki befand sich noch in der Abstellkammer und gab keinen Mucks von sich. „Sie werden kommen…!“, murmelten Beide unabhängig von einander und nahmen ihre Waffen in die Hand. Tokitoh ein Messer, Nobuto eine Pumpgun. Als Kenwyne und Junichi den ersten Stock betraten, Kenwyne voran und Junichi in Deckung hinter ihm, war es überall ruhig. „Krabbelmine?“, flüsterte Keywyne. „Krabbelmine!“, erklärte sich Junichi einverstanden und holte eine solche aus seinem Rucksack. Er zündete sie, während Kenwyne schon auf dem Weg zurück nach unten war und hechtete dann hinterher. Es dauerte etwas, man hörte ein Ticken und Klappern und dann flog die Mine in die Luft und riss den Flurboden auf, mitsamt der Wände zu einigen Nebenräumen. Toki stand jetzt schutzlos im Freien. Die Tür zur Abstellkammer ging eigentlich in die andere Richtung, aber hinter ihm explodierte die Wand und er hatte Glück, dass er wegen des Tickens noch rechtzeitig schnell aus der Kammer geflohen war. Tokitoh konnte im Moment nicht viel machen, da die restlichen vier Kameras nicht im Flur des ersten Stocks platziert waren. Die nächste war in dem Raum, der den Flur mit der Treppe zum zweiten Stock verband. „Ob es was gebracht hat?“, fragte sich Kenwyne, während er sich aufrichtete. Er war beim Runterlaufen der Treppe über seinen einen 'Umhang' gestolpert und rollte die letzten sechs Stufen runter. Aber er war abgehärtet, nach seiner Zeit im Gefängnis. Junichi stand vor ihm und schaute prüfend nach oben, gewagt die ersten beiden Stufen in Angriff nehmend. Plötzlich wirbelte er herum und sah hinter dem verdutzten Kenwyne einen großen Mann mit einer Pistole vor ihnen stehen. Kapitel 15: Hot Fight / Disastrous Negligence --------------------------------------------- 15.Kapitel „Wai!“, erschrak Junichi, als er Makoto vor sich stehen sah. „Scheint nicht sehr gut voranzugehen…!“, bemerkte der Schwarzhaarige und schaute auf Kenwyne, der vor Schreck wieder auf dem Boden lag. „Heeey, was tust du hier?“, schrie Junichi wutentbrannt. Gerade einen schweren Schock überstanden, war er sofort auf 180. „Ich kam die Wand nicht hoch!“, erwiderte Makoto mit Unschuldsmiene und beobachtete, wie der Schwarze sich erneut aufrappelte. Toki pirschte oben durch die Tür, quer gegenüber der Treppe und schaute sich vorsichtig um. Als er einen Schritt in den Flur machte, knartschte das Holz bedächtig, was einen halben Meter weiter ja zerstört war. Wenn man in den zweiten Stock wollte, müsste man jetzt akrobatisch klettern oder sich durch die rissigen Wände schlagen. „Na toll! Wenn wir alle drei zusammen operieren, können die uns mit einem Schlag fertig machen! Das wäre nicht im Sinne des Erfinders!“, hörte er Junichi unten sagen. „Bestens!“, murmelte Toki und nahm eine Rauchgranate zur Hand. Richtige Granaten hatte er leider nicht und das Dynamit hatte Nobuto, also musste er es auf die Art versuchen. Er warf sie mit Wucht nach unten. Die drei Gegner waren überrascht und sprangen sofort in alle Richtungen davon, weil sie eine Explosion erwarteten, aber es kam nur Rauch, der ihnen die Sicht nahm und Toki hatte gerade noch die Position eines Gegners ausgemacht. Er nahm seine Pistole und schoss zweimal in den Rauch. Ein Schmerzensschrei sagte ihm, dass er sein Ziel getroffen hatte. Aber statt direkt in die Gegner reinzulaufen, beließ er es erstmal bei dem Triumph und ging einen Meter von der Treppe weg. Am anderen Ende des Flurs kam Nobuto aus der Tür zu dem Raum, der zur anderen Treppe führte. Als er Toki sah, war er beruhigt und nahm die Waffe runter. „Wie ich höre, hast du wen getroffen?“ „Ja, alle drei Gegner sind unten!“, sagte Toki leise. „Aber du bist ziemlich in der Klemme da! Springst du runter oder gehst du in den Wohnraum und versteckst dich hinter einem Sofa?“ „Runter springe ich garant…!, wollte Toki sagen, aber ein Schuss kam von der Treppe und bohrte sich durch die Wand, die an der Treppe nur aus morschem Holz bestand. Toki wich zurück und fiel geradewegs ins Erdgeschoss. Er prallte mit dem Gesäß auf dem langen Tisch im Esszimmer auf, der fast in der Mitte zerbrach. Nebenan wurde sofort die Tür aufgeschlagen und Kenwyne kam mit seinem Maschinengewehr an, mit dem er schon die Küche verwüstet hatte. Als er Toki sah, ballerte er auch gleich drauf los, ehe Junichi ihm einen gekonnten tritt in die Kniekehlen verpasste. „Du Trottel, das ist Toki Mishiba!“, herrschte er den Jamaicaner an und entriss ihm die Waffe. Toki hatte die Zeit genutzt, um in die Küche zu fliehen. „Verdammt, ist der schnell!“, rief Junichi in den Raum und folgte ihm. Er war durch eine Armverletzung gehandicapt, die ihm Toki vorher zugefügt hatte, mit seinen Schüssen. Kenwyne wollte aufstehen und seinem Boss folgen, aber von oben warf Nobuto eine Stange Dynamit durch das große Loch in der Decke und zwang den Schwarzen so zum Rückzug. Makoto ging währenddessen die Treppe rauf und erblickte Nobuto am anderen Ende des Flurs. Er hatte sich schon gedacht, dass er auf Nobuto Nakajo und Toki Mishiba treffen würde, die er ja schon in der Saito ABG getroffen hatte. Sein Gegenüber war überrascht von Makotos Auftauchen und rettete sich mit aller Hast in den Raum hinter der Treppe, ohne seinen Gegner zu identifizieren. Bei seiner Flucht stolperte er noch dazu fast über einen der Drähte, die vorwiegend im oberen Bereich gespannt waren. „Oh gott! Was ist denn los?“, fragte Tokitoh, der diesen Raum beobachtete und Nobuto hereinstürzen sah. „Nix, ich war nur unvorsichtig!“, antwortete der Große und nahm seine Pumpgun wieder auf, die ihm in der Eile aus der Hand geflogen war. Unter Nobuto rannte Toki durch den großen Raum beim Hintereingang und versuchte Junichi zu entkommen. Der Kleine kam direkt hinterher und richtete seine MG auf alles, was sich bewegte. „Kuckuck!“, rief Nobuto von oben, als er ihn sah. Sofort bohrten sich einige Kugeln mit Mordgeschwindigkeit durch die Decke und zwei streiften sogar Nobutos Schulter. Aber diesen Moment nutzte Toki aus und schoss Junichi mit seiner Pistole die MG aus der Hand. „Wie unvorsichtig…!“, ließ er verlauten und lächelte. Aber gerade als er zu seinem Gegner hingehen wollte, das direkte Töten war ja nicht sein Stil, kam Kenwyne durch die Tür und warf zwei Messer nach ihm. Seine MG hatte ihm Junichi ja abgenommen. Toki floh sofort wieder und zwar in den Raum, den Junichi vorher bei seinen Erkundungen unerforscht gelassen hatte, das Schlafzimmer. Es war recht klein, aber zu Tokis Glück hatte es ein großes Fenster, was sogar offen stand. Er huschte sofort dadurch und erging somit um ein Haar einem weiteren Messer von Kenwyne, der sofort hinterher geeilt war und sich seinen Gegner schnappen wollte. Seine ganzen Umhänge machten einen Ausstieg durch’s Fenster ziemlich schwierig, also ging er zurück zu Junichi und erkundigte sich nach dessen Wohlbefinden. „Verdammt, mein rechter Arm und zwei Finger links sind hin!“, rief Junichi mit schmerz-verzerrtem Gesicht. „Wir haben sie nicht überschätzt…!“ „Okay, ich knöpfe sie mir vor, auf Kubota können wir uns nicht verlassen!“, sagte Kenwyne, nahm das Maschinengewehr wieder an sich und ging durch die Küche und das Esszimmer zurück in die Eingangshalle, von dort aus zur Treppe. Makoto war schon in den Räumen des erste Stockes. Er wollte gerade in das Wohnzimmer, als er blitzschnell eine Kamera enttarnte, die direkt auf die Tür gerichtet war. Tokitoh passte gerade nicht auf und ihm entging das. Er hätte auch nicht im Entferntesten daran gedacht, dass ausgerechnet Makoto im gegnerischen Team war. Als Makoto kurz im Wohnungsflur verharrte, kam Kenwyne durch die Tür. „Was ist?“, fragte der Schwarze. „Eine Kamera, genau… dort!“, antwortete Makoto und zeigte mit seinem Finger an die Stelle, wo hinter der Tür die Kamera hing. „Das könnte etwas mit Distanzfallen zu tun haben, wo man nur den Schalter drücken muss und irgendwas passiert!“ „Denke ich auch! Wir sollten diesen Raum lieber unerforscht lassen!“, stimmte ihm Kenwyne zu und schaute zu den anderen drei Türen. „Ich nehme die Tür ganz links, du die Zweite von rechts!“ „Ganz links war ich schon, da ist nichts! Nimm die ganz rechts!“, erwiderte Makoto und öffnete vorsichtig die zweite Tür von rechts. Etwas weiter hinten setzte sich Nobuto entspannt in einen Sessel und genoss die zwischenzeitliche Ruhe. Es war schon ziemlich riskant, aber an der Tür war ein Draht und eine Sprengfalle, die Tokitoh von oben bloß aktivieren brauchte. Währenddessen gingen zwei weitere Personen durch den Haupteingang. Beide hatten einen braunen Mantel an und trugen Sonnenbrillen, um unerkannt zu bleiben; Tatchan und Hizumi von der Izumokai. Auch sie hatten zu ihrer Verteidigung Schusswaffen. Wie dringend sie die benötigen würden, wussten sie zu dem Zeitpunkt aber noch nicht. Sie wollten eigentlich nur den Braunen Koffer holen, von dem Bus Game ahnten sie nichts… Makoto war in der Küche des ersten Stocks. Er schaute sich gut um, fand dort aber nichts Verdächtiges. Plötzlich bemerkte er, dass etwas an seinen Beinen zog, als er weiter gehen wollte. „Molekulardrähte? …Stolperfallen! Dann gibt es hier vielleicht doch etwas Interessantes zu sehen…?!“ Er überstieg die Drähte, die Toki gespannt hatte und öffnete vorsichtig alle Küchenschränke. Ursprünglich sollte dies ein Fake sein und Nobuto von hinten angreifen, aber wegen der Krabbrelmine konnte Nobuto ja gar nicht dorthin, zumindest nicht lautlos. Der Brillenträger fand nichts und zündete sich eine Zigarette an. Es gab noch eine Tür zur Besenkammer, aber die wollte er aus Vorsichtsgründen nicht öffnen. Tatsächlich lagen gleich zwei Sprengfallen in dieser Kammer und er entging somit einer großen Explosion. Also ging er zurück in den Flur. Kenwyne kam zur gleichen Zeit aus seinem Raum. „Nichts, nur eine Sprengfalle!“, sagte er und schaute Makoto fragend an. „Auch nichts, nur Stolperfallen!“ „Tss, irgendwas sagt mir, dass es bei denen nicht nach Plan läuft!“ „Kann schon sein, vielleicht sind das aber auch nur Ablenkungsmanöver…!?“ „Also weiter geht’s! Wir gehen hier hinten raus und springen über das Loch in den hinteren Raum!“ „Und wenn da zwei Gegner sind? Dann sieht es schlecht aus!“, wendete Makoto ein. „Hmm, wie sollen wir es sonst machen?“ „So, wie sie es nicht erwarten!“ „Und am Ende ist all der Aufwand umsonst…!“ „Willst du sterben?“ „Na gut… und wie stellst du dir das vor?“ „Schau dir doch mal die Wände an! Als ich außen hoch klettern wollte, bröckelte ständig etwas von der Wand ab! Also brechen wir uns einfach einen Weg durch die Wand!“ Kenwyne schaute ihn skeptisch an. „Schau her!“, sagte Makoto und boxte mit der Faust einmal kräftig gegen die alte Wand. Sofort brach ein Teil der Wand in mehreren Brocken raus. Kenwyne machte große Augen und ballte die Faust, um es Makoto gleichzutun. Doch sein Schlag hatte nur die halbe Wirkung von Makotos. Er schaute den Brillenträger blöd an. Der grinste bloß und sagte verhöhnend „Tja, ich habe doch gesagt, dass ich stärker bin als ihr!“ Der Schwarze wendete sich ab und ballte nochmal die Faust. Makoto machte derweil weiter mit der Wandzerstörung. Im hinteren Raum lauschte Nobuto angespannt den Geräuschen. Da die beiden restlichen Kameras im zweiten Stock waren, konnte Tokitoh ihm leider keinerlei hilfreiche Hinweise geben. Toki war mittlerweile durch die Hintertür mit der zerbrochenen Glasscheibe wieder zurück ins Gebäude gegangen und überlegte, wo er am besten hinsollte. Junichi war nicht mehr hier, Toki tippte darauf, dass er ihm durch das Fenster nach draußen gefolgt war. Seine analytischen Fähigkeiten waren sehr gut und er berechnete alle Möglichkeiten, während er in die Küche und von da aus ins Esszimmer ging. Mit der Pistole in der Hand bewegte er sich sehr langsam und vorsichtig, um nicht der Gefahr zu unterlaufen, vom Feind überrascht zu werden. Tatchan und Hizumi gingen derweil ihren eigenen Weg. Über die Treppe nach oben, bemerkten sie das große Loch im Boden und die lauten Faustschläge Makotos. Sie schauten sich blöd an. „Was auch immer hier los ist, halten wir uns raus!“, sagte Hizumi zitternd. „Ja aber wer zum Gott ist hier? Das ist ein altes baufälliges Haus!“, wollte Tatchan wissen. „Okay, ich schau nach, wer hier ist und du holst den braunen Koffer! Ich habe dir ja erklärt, wo er ist!“ „O-o-okay!“, antwortete Hizumi unsicher und ging nach vorne durch die Tür in den Flur, von wo aus fünf weitere Türen gingen. Die Tür direkt neben ihm führte zur Abstellkammer und war von der Krabbelmine geschrottet worden, von der daneben kamen die Schlaggeräusche. Tatchan klopfte seinem Partner auf die Schulter und stellte sich mit erhobener Pistole vor diese Tür. Hizumi ging nach ganz links, von wo aus es einen geheimen Gang durch den Kamin nach oben gab, zu einem weiteren geheimen Raum, wo der Koffer lag. Makoto hatte bei seiner Raumprüfung gar nicht auf den merkwürdig breiten Kamin geachtet. „Hey!“, rief Tatchan, weil ihm nichts Besseres einfiel und trat die Tür zu dem Raum auf, wo sich Kenwyne und Makoto aufhielten. Der Jamaicaner schaltete blitzschnell und nahm sein Maschinengewehr hervor. Tatchan schnellte zurück und flugs die Treppe runter. Schwer keuchend stellte er sich dicht an die Wand neben der Treppe im Erdgeschoss. Der Schwarze stürzte eilig die Treppe runter und übersah den Braunhaarigen, der blitzschnell schaltete und ihm einen Schuss in den linken Oberarm versetzte. Kenwyne ließ seine Waffe fallen und schrie auf. Tatchan schoss noch einmal, aber Kenwyne ignorierte den Schuss, der sich durch seine Umhänge in die Brust bohrte und schlug dem Braunhaarigen mit seiner großen Hand ins Gesicht, sodass er gegen die Wand knallte, wo sich der Putz löste. Tatchan ließ die Pistole fallen und sank zu Boden. Gerade als Kenwyne sich um die Kugel in seiner Brust kümmern wollte, kam Toki aus dem Esszimmer und streckte ihn mit einem gezielten Kopfschuss zu Boden. „Tja… nicht aufgepasst!“, sagte er und schaute sich die beiden Personen an, die vor ihm auf dem Hallenboden lagen. Er fragte sich, wer Tatchan sei und ob er zum gegnerischen Team gehörte. Aber er konnte sich keinen Reim darauf machen, wieso er dann hier unten, am Kopf blutend, auf der Erde lag. Außerdem hatte er vorher zwei Schüsse gehört. Und wenn Nobuto ihn erledigt hätte, hätte er es ihn wissen lassen. „Scheinbar sind hier noch mehr Leute im Haus!“, sprach er in sein Funkgerät zu Nobuto und Tokitoh. „Was?“, fragte Nobuto, immer noch den immer lauter werdenden Schlägen von nebenan lauschend. Auch Tokitoh einen Stock darüber war nicht gerade amüsiert über die Nachricht. Auf der einen Seite langweilte er sich zwar, aber er spürte die Gefahr. „Die gute Nachricht… ich habe einen unserer Feinde ausgeschaltet!“ „Hey, bravo!“, sagte Nobuto und klatschte in die Hände. Tokitoh riss jubelnd die Fäuste hoch. Nebenan stieg Hizumi gerade aus dem Kamin in den Raum, der durch keine Tür mit einem anderen Raum verbunden war und auch nur ein winziges Fenster hatte. „Und noch was, die anderen Personen die hier sein könnten, sind nicht unbedingt Feinde! Jedenfalls hat der, den ich ausgeschaltet habe, einen von ihnen erledigt! Aber ich habe keine Ahnung, was er hier wollte und ob noch mehr hier sind!", fügte Toki noch hinzu. Anmerkung: Ich bin vor allem an Kritik über die "Kampfszenen" interessiert! Danke! Kapitel 16: Poisonous Foreboding / Frightening Transformation ------------------------------------------------------------- 16.Kapitel Hizumi war noch im Kamin, aber der Kontakt zu Tatchan war plötzlich abgebrochen und er befürchtete, dass etwas Schlimmes passiert sei. Er lag nicht falsch damit, sein Partner war bereits tot… aber daran konnte er auch nichts mehr ändern. Nicht einmal rächen könnte er ihn, da auch der Mörder des Braunhaarigen schon nicht mehr unter den Lebenden weilte, von ein paar Zuckungen abgesehen. Als der Kamin endete, fand er ein graues Zimmer vor, welches nur spärlich beleuchtet war und wo an jeder Ecke mehrere Spinnennetze hingen. Hizumi hasste Spinnen und zuckte innerlich zusammen. Er befand sich jetzt genau zwei Meter neben Tokitoh, der gebannt auf die Monitore starrte und von dem geheimen Raum genauso wenig wusste, wie die anderen Personen, die sich noch in diesem Haus aufhielten. Dazu gehörte auch Junichi, der die Verfolgung von Toki aufgegeben hatte und hinten wieder ins Haus gegangen war. Er wusste noch nichts von dem Zwischenfall mit Tatchan, Kenwyne und Toki und konzentrierte sich erstmal nur um seine eigenen Pläne. „Wie komme ich an die Disc ohne dabei draufzugehen?“, dachte er laut und spähte durch das Loch in der Decke. Der Raum darüber war ein großes Wohnzimmer, was ursprünglich ein Esszimmer war, aber von den letzten Bewohnern zu einem zweiten Wohnraum umgewandelt wurde. Etwas weiter war Makoto immer noch am schlagen und er hatte schon ein beachtliches Stück der Wand rausgehauen. Unermüdlich stieß er seine Fäuste in den brüchigen Beton und machte auch keine Pause. Irgendwie wirkte er statisch, seine Schläge hatten so eine gewisse Automatik… war er überhaupt richtig anwesend? Musste er ja, denn wenn wer in den Raum kommen würde, müsste er sich auf alles gefasst machen. Plötzlich hielt er aber an und verharrte. Sein apathischer Blick wurde wieder eisern und er rümpfte die Nase. Nach einem kurzen Moment sagte er „Gift!“ und holte einen Schal aus seiner Tasche, den Anna ihm zugesteckt hatte, eher ungewöhnlich zu der Jahreszeit. Er nahm es einfach zur Kenntnis und band ihn sich um sein Gesicht. Er hatte zwar ein starkes Immunsystem, aber „Sicher ist die Mutter der Porzellankiste“, wie er zu sagen pflegte. „Was ist los? Wieso hat es aufgehört zu pochen?“, wunderte sich Nobuto nebenan und schaute gespannt auf die Wand. Mittlerweile war er tatsächlich darauf gefasst, dass der Gegner durch die Wand kommen könnte, wo doch das Pochen gen Ende hin immer lauter wurde. Er merkte noch nichts von dem Gift, was sich während ihrer gesamten Anwesenheit in ihren Lungen ausgebreitet hatte. Makotos Geruchssinn war einfach nur sehr viel ausgeprägter, als der eines normalen Menschen, zu denen sich Nobuto allerdings nie selbst zählen würde. Er sah sich als Individuum. Eine Viertelstunde waren sie jetzt schon am kämpfen und das Team AAA war ja schon eine Stunde länger in dem Gebäude, sodass das Gift, was in den zwei Tagen natürlich etwas an Stärke abgenommen hatte, genug Zeit hatte, um sich in den Lungen seiner Opfer auszubreiten. Im ersten Stock war es am stärksten verteilt, da Kojiro und Kenwyne es da versprüht haben, also waren Nobuto und Makoto der Gefahr am nächsten. Tokitoh im zweiten Stock hatte Glück, dass er nicht unten war, seine Hand reagierte mit allerlei Substanzen und oft hatte er sich dann nicht mehr unter Kontrolle. „Pass auf, vielleicht kommt gleich eine Explosion und er durchbricht die Wand?!“, meinte er, dem Nobuto seine Gedanken mit der Wand schon mitgeteilt hatte. „Keine Angst, ich bin nicht so leichtsinnig!“, log Nobuto, der daran jetzt gar nicht gedacht hatte. Aber Makoto kam nicht. Er ging erstmal zum Fenster und atmete tief durch, bevor er sich wieder der Wand zuwenden wollte. Toki war immer noch in dem großen Flur im Erdgeschoss und wartete darauf, dass etwas passieren würde. In der Küche zwei Räume weiter war Junichi vom gegnerischen Team, der immer noch nicht genau wusste, wie er am besten vorgehen sollte. Er nahm sich das Maschinengewehr und schleppte sich ins Esszimmer. Natürlich nicht klanglos und so kriegte der aufmerksame Toki sein Kommen mit. Der Schwarzhaarige ging in Deckung und zückte einen kleinen Dolch. Aber anstatt dass Junichi in sein Verderben rannte, schoss er wild nach vorne, um nicht mehr denken zu müssen, dass dort wer seine Anwesenheit bemerken könnte, was er selbst nicht wissen würde. Jetzt konnte er mit dem Gewissen voran gehen, dass der Gegner vorbereitet war. Komische Prinzipien, aber Junichi vertraute auf seine Intuition, die ihm sagte, dass das kein Fehler war. Außerdem vertraute er auf das Gift, was mittlerweile zu wirken beginnen sollte. Da Toki die meiste Zeit im Erdgeschoss, oder gar draußen war, hatte er aber noch recht freie Lungen und dazu kamen seine starken natürlichen Abwehrkräfte. Der Schwarzhaarige war jedenfalls überrascht von Junichis Gelärme und wirkte sehr angespannt, den Dolch in der rechten Hand. „Na los, komm schon!“, rief Junichi, der es vorzog, nicht in einen eventuellen Hinterhalt zu stapfen. Toki machte an seiner Stimme seinen ungefähren Standpunkt aus; er war ziemlich weit hinten im Esszimmer. Nach kurzem Überlegen entschied er sich gegen eine Auseinandersetzung, bei der die Chancen 50-50 standen und hastete leise die knacksende Treppe hoch. Junichi war angeschlagen, hatte aber die bessere Waffe, ein Kampf wäre zu riskant. „Was nützte mir ein Sieg, wenn ich ihn hinterher nicht richtig genießen kann?“, dachte er. Normalerweise war bei den Bus Games alles so selbstverständlich und er sah es als seine Pflicht, locker zu gewinnen und dabei noch seine Coolness zu bewahren, aber diesmal waren die Vorraussetzungen anders, der Feind war stark. Obwohl man mit 3 gegen 2 führte. Nach kurzem Überlegen lief er die Treppe wieder laut runter und warf eine kleine Granate, die er kurz zuvor an seinem Gürtel gefunden hatte, ins Esszimmer. Im Schall der Explosion rannte er die Treppe dann wieder hoch, den Blick nach vorne gerichtet, um nicht dem verbliebenen Gegner in die Arme zu laufen. Nun war Junichi erstmal damit beschäftigt, dem Gegner nicht in eine Falle zu laufen und würde ihm nicht in aller Schnelle folgen, das wusste Toki. Auf dem langen Flur sah er dann das große Loch im Boden, was er vergessen hatte. Er konnte nicht weiter gehen, dann hatte Junichi alle Karten in der Hand, mit seinem Maschinengewehr. Also ging Toki nach links, in den Flur, von dem vier weitere Zimmer ausgingen. Da Makoto noch am Luftholen war, wurde Toki natürlich nicht von dem Geräusch der Schläge beeinträchtigt, was die Türwahl anging und da er zu Nobuto wollte, nahm er natürlich die Tür ganz rechts. Weit vom Geschehen entfernt spielte sich eine furchterregende Szene ab; Genjo Sanzo, seines Zeichens Priester – und deren Gesetze verbieten Drogen jeglicher Art –, saß auf dem Gehweg vor einem Haus in der Bonzenregion von Tokyo und zog sich das weiße Pulver rein, was er im Restaurant vorher hatte mitgehen lassen. Es dauerte nicht lange, da begann er Blut zu spucken. Nach kurzer Zeit verformte sich an einigen Stellen der Körper des Priesters. Als sich dann seine Muskeln durch seine Haut fraßen und aufquollen, war er sich nicht mehr sicher, ob das mit den Drogen so schlau war. Die Oberarme platzten förmlich auf und rosarotes Fleisch quoll hervor. Ähnliches bei den Oberschenkeln, welche aber unter dem Priestergewand nicht zum Vorschein kamen. Der Priester befand sich immerhin nicht in einem Schockzustand, weil ihm noch so froh zu Mute war, aber er konnte sich in dieser Situation nicht wirklich helfen. Nach kurzem Widerstand, den sein Körper leistete, verlor er das Gleichgewicht und knallte auf den harten, kalten Boden. Etwas weiter sah ein Ehepaar die Szene und rannte schreiend weg. Wenn der Blonde noch bei Bewusstsein gewesen wäre, hätte er sich sicherlich kompromisslos die Arme und Beine weggefetzt, aber Gott sei Dank schwebte er mit seinen Gedanken bereits im Nirvana. Nach kurzer Zeit schon beruhigten sich seine Muskeln wieder und verharrten für einige Sekunden in dem aufgequillten Zustand. Dann zogen sie sich ruckartig zusammen und einige Minuten passierten Dinge in Genjos Körper, die er zum Glück nicht mit ansehen oder fühlen musste. „Ach du scheiße!“, rief ein Mann, der offenbar Polizist war und angerannt kam. Er sah, wie sich Genjos Haut wieder schloss und seine Körperbehaarung rasant zu wachsen anfing. „W.A.! Ganz sicher! Das muss ich sofort Komissar Kasai melden!“, rief der blau bemützte und holte sein Handy hervor. „Was? Gerade passiert? Beim Stadttheater? Ich bin sofort da!“, sagte Keiichiro Kasai in seinem Büro und alarmierte sofort seinen Azubi Araki, der draußen auf dem Flur einen Espresso einnahm und sich kurz zuvor noch gefreut hatte, dass er endlich mal Ruhe genießen konnte, was bei Kasai kaum möglich war. „Och nöööö!“, jammerte er, als er von seinem Chef mitgeschleift wurde. „Wieso denn jetzt?“ „Weil wir einen akuten Fall von W.A. haben! Vielleicht können wir endlich Informationen kriegen?! Wenn wir die Leiche sicherstellen, bevor die Presse Wind davon bekommt, kriegen wir vielleicht endlich Informationen!“, erwiderte Kasai. „Hmm…!“, kam nur zurück. Der Polizist wartete schon auf den Komissar und beobachtete mit dem linken Auge den Körper des Priesters, der allerdings keine weiteren abnormalen Regungen machte. Es dauerte gerade mal 8 Minuten, da war Kasai auch schon da. „Alle weg, alle weg!“, schubste er die Massen zur Seite, die sich mittlerweile um die Leiche drängelten. Knapp zwanzig Leute hatten sich in der Zeit hier eingefunden und jeder normale Mensch war ja in dieser Zeit gierig auf Katastrophen. „Was soll ich tun, Komissar?“, fragte der Polizist, der nicht gerade die Ruhe in Person war und nervös mit seinen Armen rumfuchtelte. „Mit Anfassen! Wir haben keinen Krankenwagen, also muss der Kofferraum her!“ „Was? Sie wollen eine in den Kofferraum sperren? Das verletzt die Würde des Menschen!“, mischte sich eine Frau ein, die das Spektakel beobachtete. An ihrem Aussehen ließ sich schon erkennen, dass sie eine Psychotante war, wie Kasai weibliche Pädagogen nannte. Kasai hätte sie jetzt am liebsten erschlagen, aber er durfte nicht riskieren, dass irgendwer die Presse oder Komissar Hasebe informierte, der ja darauf aus war, ihn aus dem Amt zu schmeißen. „Okay, dann auf die Rückbank! Araki, lass ihn bloß nicht fallen!“, verbesserte er sich und schaute die Frau künstlich lächelnd an. Als Genjo Sanzo im Polizeiwagen verstaut war, sausten Kasai und Araki auch schnell wieder von Dannen. Der Polizist kümmerte sich um die Meute und wich mit Mühe und Not den Fragen aus, mit denen er von den Beobachtern durchlöchert wurde. „Oh mann, das sah ja furchterregend aus!“, sagte Araki, der es immerhin geschafft hatte, nicht den Unfallort vollzukotzen, was aber auch daran lag, dass er kein Frühstück gehabt hatte, welchem er sich hätte entledigen können. „Absolut! Richtig frisch die Leiche!“, stimmte der Komissar ihm zu. „Und ein Tütchen mit weißem Pulver lag sogar daneben!“ „Wie? Im Ernst?“, sagte Araki und wollte vom Beifahrersitz des Bullen-Honda aufspringen, was der Gurt aber zu seinem eigenen Glück verhinderte. „Jepp! Ich rieche, dass wir der Lösung das Falles um 60 % näher gekommen sind!“ „Hmm, also stehen wir bei 80?“, fragte Araki, der sich noch erinnern konnte, dass Kasai zwei Wochen zuvor gesagt hatte, dass sie gerade mal bei 20 % im Fall W.A. ständen. „Gut gemerkt!“, lobte ihn der Braunhaarige. „Übrigens… der Mann hatte ein Priestergewand an…!“ „Öh… ja, kam mir auch merkwürdig vor, aber hier will ja jeder Sack Aufmerksamkeit! Sieh mal rechts… die beiden Mädchen da sind auch net besser!“, entgegnete Araki und zeigte mit seinem Finger auf zwei Mädchen, die in Stewardess-Kleidung und mit ziemlich viel Make-Up durch die Stadt marschierten. „Tja… und was sagst du zu der Mönchskutte darunter?“ „Hä?“ „Du hast wieder nur halb hingeguckt…!“ „Scheint so…!“, meinte Araki und fasste sich seufzend an den Kopf. „…Dann war er halt gut verkleidet!“ „Nein… das war kein Kostüm… solche Kutten kriegst du nicht in einem normalen Laden! Dieser Stoff… das war kein normaler Stoff! Unser Opfer kommt aus dem Süden, aus einem Shaolin-Tempel!“, erklärte Komissar Kasai. Aha?!“, sagte Araki überrumpelt. „Frage mich echt, was ein Priester hier in Yokohama macht… und vor allem was er mit Drogen am Hut hat!“ „Es kann doch auch sein, dass er einen echten Priester niedergeschlagen und sich seiner Kleidung bedient hat…!“, warf Araki ein. „Okay… ist nicht auszuschließen!“ „Ich schlage vor, dass wir uns gleich mal nach einem Ausweis umschauen!“ „Priester haben keine Ausweise! Und Mörder normalerweise auch nicht!“, erwiderte der Komissar und lachte kurz, was Araki nicht gerade freute. Er empfand eine gewisse Abscheu gegen Kasai, weil er ihn für inkompetent hielt, aber trotzdem war sein Chef ihm immer einen Schritt vorraus. Insgesamt hatte sich das Verhältnis der Beiden aber sehr gebessert. Zumindest Kasai mochte seinen Azubi. An ihm konnte er hervorragend seinen Sarkasmus rauslassen. „Leichen auch nicht!“, fügte er ausdruckslos hinzu. Schließlich kamen sie dort an, wo sie hinwollten. „Dr. Sanosuke Kawada… kenne ich den nicht irgendwoher?“, fragte Araki, der das Schild las, was an der Hauswand eines normalen Apartements hing. „Jepp! Der hat damals deinen angeknacksten Knochen behandelt, nach dem Shimura-Fall! …Weißt du noch? Wo 'Toki-Bo' glücklicherweise diesen Irren fangen konnte, der diese Stripperin getötet hatte!“ „Ah ja… und der kennt sich mit Leichen aus?“ „Ich vertraue ihm!“, antwortete Kasai und wollte die geahnte Leiche aus dem Honda bugsieren. Doch der Priester bewegte sich gequält und schlug schlagartig die Augen auf, als Kasai ihn an der Schulter berührte. Seine Pupillen waren nach oben gezogen und es sah fürchterlich aus. Genjos Augen waren feuerrot und aus seiner Nase lief Blut. „Schnell, hol den Doktor! Unterste Klingel, er hat seine Praxis im Keller!“, herrschte Kasai seinen Azubi an und kramte ein Taschentuch hervor. Kapitel 17: Unknown Nervousness / Draw Again -------------------------------------------- 17.Kapitel Toki staunte nicht schlecht, als er den Raum betrat und Makoto Kubota entspannt am Fenster stehend sah, einen Arm an die Wand gelehnt und sich gerade eine Zigarette drehend, da er nur noch Tabak hatte. „Tach!“, sagte Makoto, der nicht überrascht war, in diesem Haus auf Toki zu treffen, sich allerdings fragte, was Kenwyne wohl trieb. „W-was machst du hier?“, fragte der sonst so ruhige Toki nervös. „Pause!“, sagte Makoto, der entweder die Situation nicht ernst nahm, oder auf den Überraschungseffekt setzte. Immerhin waren sie Gegner in dem wohl wichtigsten Bus Game, was jemals stattfand. „Du bist doch nicht im Team BUG, oder?“, fragte Toki, während er sein Funkgerät unauffällig auf Senden schaltete, damit Nobuto mithören konnte. Nobuto war auf Kanal 1, Tokitoh war auf Kanal 2. Toki dankte sich innerlich für die Entscheidung, nicht alles auf Kanal 1 zu stellen, denn wenn Tokitoh das hören würde, würde er vielleicht die Partei wechseln. Natürlich kannte er nicht das genaue Verhältnis zweischen seinem Teampartner und dem Brillenträger, der ihn vergnügt anschaute, aber Tokitoh schien diesen jungen unerschütterlichen Mann ziemlich zu schätzen. „B-U-G?“, fragte Makoto, sich ahnungslos gebend. „Du bist eine der Personen, die sich aus irgendeinem Grund in das Spiel eingemischt haben, oder?“ Makoto wusste nichts davon, dass Sanada den netten Tatchan, mit dem er früher oft Play Station und Sega Saturn gespielt hatte, damit beauftragt hatte, den braunen Koffer zu holen. Er wusste ja, dass sich dieser Koffer hier befand, auch wenn er jetzt nicht daran dachte. Aber er nutzte die Gelegenheit und improvisierte: „Ich bin das Hausabrisskommando!“ Jetzt war Toki wieder verwirrt. Er sah das Loch in der Wand, was wohl die Geräusche erklärte, die Nobuto gehört zu haben behauptete. Er sah ehrfürchtig zu dem Braunhaarigen, dessen Hände ganz rot waren. „Und was machst du hier? Dich habe ich hier eigentlich nicht erwartet…!“, log Makoto und zündete sich die Zigarette an, die er nebenbei fertig gedreht hatte. „Hrrr…!“, kam von Tokis Seite, der sich am Finger nagte, was er hin und wieder tat, wenn er nachdachte. „Wo du schon mal da bist… kannst du mir vielleicht helfen? Meine Hände tun langsam weh und für heute muss ich diese Wand durchkriegen, sonst gibt’s kein Geld!“ Der gefragte ging zur Wand und schaute sich die Folgen von Makotos Schlägen genauer an, ohne auf dessen Frage einzugehen. Hinter der Wand saß Nobuto noch in dem Sessel und war ebenso verdutzt, dass Makoto in diesem Haus war. Aber er war froh, dass er nicht in dieser komischen Situation auf der anderen Seite der Wand steckte. Er wollte sich gerade wieder etwas entspannen, als er erst ein Ächzen hörte und dann den Aufprall eines Körpers. „Verdammt!“, dachte er sich. „Seit wann ist der denn so unvorsichtig?“ Tatsächlich hatte sich Toki einen Moment lang Blöße gegeben, da er einfach zu sehr in Gedanken versunken war. Makoto hatte die Situation eiskalt ausgenutzt und ihn mit einem kräftigen Handkantenschlag an den Halswirbel zu Boden gestreckt. Toki war nicht verletzt, aber er hatte das Bewusstsein verloren. „Tut mir Leid!“, sagte Makoto. „Tut mir Leid, aber ich muss dieses Spiel gewinnen! Und dann… sind auch Junichi und der Neger dran!“ Seine Miene veränderte sich und der eben noch so gelassene Mann vom Hausabrisskommando war der Ernst in Person. Er durchsuchte Tokis Jackentaschen nach Sprengköpfen, fand aber nichts. Seine letzte Granate hatte Toki eingesetzt, um Junichi zu beschäftigen. „Was haben wir denn hier?“, fragte Makoto in den Raum, als er Tokis Funkgerät entdeckte, was er an seinem Gürtel getragen hatte. Er nahm es in die Hand und sprach in die Sprecheinwölbung: „Hallo? Sie sprechen mit dem Hausabrisskommando Kubota!“ „Makoto… Makoto Kubota!“, sagte Nobuto am anderen Ende der Leitung. „Ah… Nobuto Nakajo, stimmt’s?“ „Genau!“ „Keine Sorge, der Violetthaarige hier lebt noch!“ „Aha…!“ „Tut mir Leid, aber ich ziehe das hier eiskalt durch!“, entschuldigte sich der Braunhaarige. „Nichts für ungut! …Wieso denn?“, erwiderte sein Gesprächspartner, immer noch ruhig im Sessel sitzend. Er bekam keine Antwort, da in dem Moment Junichi den Raum betrat, wo sich Makoto aufhielt und dem Brillenträger kompromisslos das Funkgerät aus der Hand schoss. „Du sprichst mit dem Feind? Schäm dich!“ „Zweifelst du etwa an meiner Loyalität?“, erwiderte Makoto und zeigte auf Tokis Körper, der ruhig auf der Erde lag. „Haha, der kann sich auch tot stellen! Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“, sagte Junichi und ging zu Tokis Körper. Makoto hätte ihn jetzt am liebsten nieder geschlagen, aber solange Kenwyne noch am Leben war – und er würde Beiji und seinem Kommando befehlen, Makoto umzubringen, wenn Junichi von Makoto angegriffen würde –, durfte er nichts riskieren. „Wieso tot? Ich habe ihn nicht getötet! Auf solche Methoden stehe ich nicht!“, improvisierte er wieder gekonnt. Als Junichi daraufhin sein Maschinengewehr auf Toki richtete, stellte sich Makoto dazwischen. „Auf solche Methoden stehe ich nicht!“ „Als ob du Gefühle entwickeln könntest…?!“, meinte Junichi und lachte gequält. Sicherlich war es gelogen von Makoto, der selbst schon genug Leute auf dem Gewissen hatte, aber Gefühle hatte er natürlich. Der Blonde zog ab und setzte sich auf die Erde an die Zimmerwand, um zu verschnaufen. „Los, mach weiter! Ich töte ihn nicht!“ Makoto ging ruhig zur Wand. Innerlich loderte er, aber nach außen hin wirkte er wieder wie ein Mönch nach seiner Teezeremonie. Nach ein paar Schlägen in die Wand wurde er von seinem Teamführer unterbrochen: „Das dauert mir zu lange, wer weiß wie dick die Wand ist! Nimm die hier!“ Makoto fing mit einem Strecksprung die Granate, die Junichi ihm – mit einer miserablen Wurftechnik – zugeworfen hatte. „Thank you!“, sagte er und zwinkerte dem kleinen Kerl zu, der einen ziemlich gequälten Gesichtsausdruck machte. Nach zehn Sekunden explodierte die Wand und eine Rauchgranate, die Junichi selbst sofort hinterher geworfen hatte, verdeckte den Beiden, wie auch Nobuto die Sicht. Tokitoh war überrascht, aber er konnte nichts erkennen. Von Tokis Ausfall war er auch noch nicht informiert worden. Jetzt wünschte er sich, dass die Überwachungskameras Ton hatten, denn Nobuto hatte sein Funkgerät noch auf Kanal 1 laufen bzw. ausgeschaltet. Mittlerweile war der große Schwarzhaarige auch aufgestanden und wollte Deckung suchen, aber plötzlich wurde ihm kalt um’s Herz und er fiel ohne Widerstand um. Das Gift hatte sich ordentlich gesammelt und wartete nur darauf, dass der Schwarzhaarige sich bewegte, damit es sich ausbreiten konnte. Makoto und Junichi nahmen das Aufschlaggeräusch zwar wahr, hielten es aber für eine Finte und blieben erstmal in der Hocke, die sie sicherheitshalber eingenommen hatten. Junichi bewegte sich langsam nach rechts, um einen Überraschungsangriff vorzubereiten, aber er stieß gegen eine Tür. Die Tür zum langen Flur hatte er nämlich ganz vergessen. Nobuto, der am Boden mit seinem Körper kämpfte, nahm das Geräusch an der Tür noch wahr und drückte ohne zu zögern sofort den Schalter, den er die ganze Zeit schon in der Hand hielt. Die Sprengfalle an der Tür wurde damit aktiviert und ging in die Luft. Ein lauter Schrei Junichis übertönte noch das Explosionsgeräusch und Makoto hastete nach links, um sich in Sicherheit zu bringen. „Haha, dann steht es jetzt wieder Unentschieden!“, sagte Nobuto keuchend und lachte hustend. Jetzt war auch Makoto verwirrt und kam nicht drum herum, zu fragen, was denn mit Nobuto passiert sei, dass er so am röcheln war. Einen Moment lang dachte er, dass der Schwarzhaarige sich in das Unentschieden mit einbezog und die restlichen Leute schon alle K.O. waren, aber dann schoss es ihm in den Kopf; das Gift hatte ja genug Zeit gehabt, sich in Nobutos Lungen auszubreiten. Er nahm sofort wieder den Schal, den er bei seiner Raucherpause abgelegt hatte und band ihn sich vor’s Gesicht. „Überlebst du?“, fragte er dumpf hinter dem Stoff. „Mal schauen…!“, ächzte Nobuto, der aufgrund fehlendem Vertrauen in Tokitoh nicht mehr an einen Sieg seines Teams glaubte. Aber er verschwieg Makoto noch die Identität seines Teampartners und gab sich seinen Schmerzen hin. Als sich der Rauch langsam verzog und Makoto seine beschlagene Brille abnahm, fand er die Treppe in den zweiten Stock. Es kam ihm etwas wie ein Videospiel vor, bei dem er sich von Ebene zu Ebene kämpfen musste. Tokitoh sah noch nicht viel auf dem Monitor. So bahnte sich ein treffen der Beiden an… Hizumi war mit dem Koffer wieder im Erdgeschoss und suchte Tatchan. Wegen der Explosion zuvor war er äußerst vorsichtig. Als er dann auf dem Holzboden im Hausflur aber die blutenden Leichen von Kenwyne und Tatchan erblickte, rutschte ihm doch ein kleiner Angstschrei heraus. Er flüchtete so schnell es ging aus dem Gebäude und hörte erst auf zu laufen, als er bestimmt schon einen Kilometer entfernt war. Jetzt war er irgendwo in Yokohama, wo er sich nicht auskannte. Aber zurück wollte er nicht, also ging er erstmal in eine Sushi-Bar und bestellte sich drei Inari, um zu verschnaufen. Er war Vegetarier und aß keinen Fisch. Auch ein Grund, wieso ihn die Leichen so schockten. Er mochte tote Menschen genauso wenig wie tote Tiere. „Kann ich noch Soja-Sauce haben?“, fragte er die Bardame, die seinem Wunsch freundlich entgegen kam. Während Hizumi aß, stellte er den Koffer auf die Erde. Neben ihm saß ein zwielichtig aussehender Mann mittleren Alters mit Igelhaarschnitt, der neugierig auf den Koffer starrte. Es passierte öfters, dass leute ganz dreist Aktenkoffer mitgehen ließen, deren Besitzer anwesend waren. Und Hizumi war nicht gerade aufmerksam, zu abgelenkt war er noch von den beiden Leichen im Hausflur. Und so kam es, wie es kommen musste… So, hier kommen wenn alles gut geht die Zeichnungen des Hauses hin, in dem sich der Kampf abspielt... hoffe ich kann sie irgendwie hochladen!^^ Kapitel 18: Mean Drone / Emergency Assembly ------------------------------------------- 18.Kapitel Es ist ein seltsames Kapitel... *lachz* @ berni - Du wolltest ja, dass ich etwas Blödes schreibe. Wenn, dann habe ich das wohl jetzt getan!^^ „Puh, die Pause habe ich mir jetzt verdient! …Habe wieder hart gearbeitet!“, sagte Sha zu sich selbst, nachdem er mal wieder den ganzen Tag auf der faulen Haut gelegen hatte und dann auch noch zwei Stunden zu früh nach Hause gegangen war. Er zündete sich eine Zigarette an und setzte sich einen Kaffee auf. „Oh, die Zeitung von morgen… so früh schon?“, murmelte er, als er in seinem Briefkastenschlitz die Hälfte einer Zeitung sah, die just in dem Moment eingeschoben wurde. „Danke!“, rief er dem Zeitungsjungen zu und konzentrierte sich wieder auf den Kaffee, den er schon des Öfteren reichlich stark gemacht hatte, sodass es ihn beim Trinken fast aus den Latschen haute. Als der Kaffee dann in Ruhe vor sich hin tröpfelte, schlug er die Zeitung auf und ging die Schlagzeilen durch. „Messerstecher wieder entkommen… so so… 41-Jährige von Mopedfahrer in den Graben befördert… passiert auch immer öfter! …Oh, was haben wir denn da? Maus klaut Hausschlüssel von Chieco Kawabe…! Haha, würde mir nie passieren!“, murmelte er und schaute kurz zu seinem grauen Mitbewohner, der in seinem Loch kauerte und neugierig rausstarrte. Sha mochte Mäuse eigentlich gar nicht, aber mit der Zeit hatte er sich damit abgefunden, dass sich allerlei Tiere in seiner Wohnung aufhielten. Als bekannter Software- und Spieleentwickler könnte er sich locker ein besseres Haus leisten, aber er fand es klasse in Yokohama und dort gab es keine luxuriösen Häuser, außer im Bonzenviertel. Und da wollte er wirklich nicht hin. Plötzlich erspähte er eine interessante Schlagzeile: „Polizist entführt Leiche! …Sowas! Lohnt sich vielleicht, einen Blick reinzuwerfen! Sicher interessanter als der Spielbericht des Topspiels in der J-League…!“ Er schlug die Seite auf und wurde sofort von Bildern erschlagen. Auf drei Bildern war Komissar Keiichirou Kasai zu sehen, einmal von der Seite und zweimal von vorne. Araki war immer im Hintergrund. Sha kannte die Beiden nicht, also widmete er sich erstmal der ‚Leiche’. Auf einem Bild sah man deutlich ihr Gesicht. „Das gibt’s nicht! Der Schweinepriester?!“, erschrak Gojo. Sofort fing er interessiert an den Text zu lesen: » Yokohama. Heute um 14:50 Uhr schauten die Bürger, die sich zu dieser Zeit in der gíta doro beim Stadttheater aufhielten, sicher nicht schlecht, als ein Priester plötzlich Herzkrämpfe kriegte und anschließend von drei Polizisten in ein Polizeiauto getragen wurde. Da das Opfer vermutlich tot war, verstieß das ganz klar gegen das Polizeigesetz. Selten gab es Staatshelfer, die den Tatort derart verunreinigten. Der Polizist Yoji K. wurde zehn Minuten nach dem Vorfall am Tatort festgehalten, da er als Mittäter einer Verschwörung verdächtigt wird. Er war dabei, den verwirrten Bürgern Rede und Antwort zu stehen und konnte sich noch nicht aus dem Staub machen, sodass die Polizei ihn jetzt verhören kann. Wieder einmal haben unsere neuen Spionagedrohnen hervorragende Arbeit geleistet. « „Is’ ja ’n Ding!“, sagte Sha, nachdem er die Zusammenfassung gelesen hatte. Auf der anderen Seite war die Gasho mit Abstand die unseriöseste Zeitung in Japan und hatte schon oft übertrieben oder gar Dinge geschrieben, die nicht einmal sicher, geschweige denn Fakt waren. Einmal hatten sie sogar Belege vorgetäuscht, aber da griff der Staat dann doch ein. Allerdings relativ halbherzig, denn sie waren schon wieder gut dabei. Seit einigen Wochen benutzten sie Spionage-Drohnen, um aktuellste Berichte zeigen zu können. Das waren kleine fliegende Wanzen mit Foto- und Video-Funktion, die von einer Zentrale aus ferngesteuert wurden. Das war natürlich perfekt, um eigene Meinungen reinzuinterpretieren. Sha nahm einen beherzten Schluck aus seiner Tasse, die er zuvor mit Kaffee gefüllt hatte, und legte den allgemeinen Zeitungsteil weg, um nach dem Sudoku zu suchen. Aber trotzdem war er in Gedanken immer noch bei dem toten Priester. Araki und Kasai standen mit Genjos Körper vor der Arztpraxis von Dr. Kawada. Als sich allerdings die Eingangstür öffnete, waren alle Beteiligten sehr überrascht. Denn es war nicht der knapp fünfzigjährige Koreaner, der den Männern die Tür öffnete, sondern ein junger Mann mit Brille und langen schwarzen Haaren. „Hö? Wer sind sie denn? Wo ist der Doktor?“, fragte Kasai. „Tja, der Doc musste zu einer dringenden Sitzung nach Tadschikistan und hat mich gebeten ihn zu vertreten! Mein Name ist Kou! …Wie kann ich ihnen helfen?“ Der Mann machte einen sympathischen Eindruck, aber sein Lächeln hatte auch etwas Trügerisches, wie Kasai fand. Der Komissar kannte den Doktor nicht, Makoto wäre auch nie auf die Idee gekommen, die beiden miteinander bekannt zu machen. Immerhin waren die Aufträge, die er von ihm bekam, höchst illegal. „Ah ja! Schnell! Wir haben hier einen Priester, der kurz vorm Herzstillstand ist!“ „Eine lebende Leiche!“, fügte Araki hinzu. „Leichen leben nicht!“ „Ach, er ist schon tot?“, fragte Kou und schaute sich den zuckenden Körper des blonden Priesters an. „Naja, die Nerven sind noch nicht ganz tot!“ „Quatsch, der lebt noch!“, erwiderte Kasai. „Wieso hat er sich dann nicht gewehrt, als wir ihn ins Auto getragen haben?“ „Hör auf zu Scherzen, die Lage ist ernst!“ „Hmm… sehr niedriger Puls… Nasenbluten… ich bin mir nicht sicher, was er hat. Was genau ist denn passiert?“, fragte der Doktor. Nachdem Kasai kurz die Story erzählte, weiteten sich die Augen des schwarzhaarigen Twens. „W.A.? Echt?“, rief er und war sofort bei der Sache. Er zog den Priester halb aus, um sich die Auswirkungen des weißen Pulvers genauer anzusehen und holte schnell seine Arztmaterialien. In Gedanken war er kurz bei Makoto, den er ja immer mit neusten Informationen bezüglich W.A. versorgte. Er sah stark behaarte Arme und Beine und holte eine Lupe aus seinem Arztkittel, mit der er die Haare genauer betrachtete. „…Äußerst interessant! …Ich kann riesige Bakterien erkennen!“, murmelte er, während er weiter fasziniert die Haare untersuchte. „Ähm… ich will ja nicht stören, aber der Mann schwebt vermutlich in Lebensgefahr!“, warf Kasai ein und holte ein frisches Taschentuch aus seiner Hosentasche, weil das andere schon vollgeblutet war. „Oh ja, verzeihen Sie!“, sagte Kou und wendete sich erstmal von Genjos Körperbehaarung ab. „Ich denke wir sollten ihm meine Spezialmedizin geben! Wirkt erfrischend für Herz und Nieren!“ Kasai schaffte es nach wie vor nicht, ein Vertrauen zu dem mysteriösen Doktor aufzubauen und fragte zur Sicherheit nach, was da denn drin sei. „I don’t know! Habe ich nicht selbst gemixt! Ist von einem Freund!“, feixte der Doc. Als Kasai ihn dann aber säuerlich anschaute, lachte er kurz und berichtigte seine Aussage: „Morphium als Narkosemittel, ein paar Heilkräuter, bei deren Wirkung es auf die Kombination und die Mengenverhältnisse ankommt, Natronlauge und eine Zuckerlösung, die auf meinem eigenen Mist gewachsen ist!“ „Aha… und das wirkt sicher? Ist das staatlich geprüft?“, fragte der braunhaarige Komissar, aber die Frage hätte er sich auch sparen können. „Es wirkt! Fragt sich nur wie!“, meinte der Doc lächelnd. Araki gluckste im Hintergrund. Hizumi eilte mit bleichem Gesicht und wild gestikulierend durch die Stadt. Wie konnte er nur so doof sein und den Koffer unbeobachtet lassen?! Das hatte er jetzt davon. Sanadas Groll würde echt üble Folgen für ihn haben, das wusste er. Also hielt er – nicht gerade aufmerksam – Ausschau nach dem braunen Ding, mit dem geheimnisvollen Inhalt. „Hey alte Frau, haben sie irgendwen mit einem braunen Koffer hier vorbeirennen sehen?“, fragte er eine alte Dame, die anscheinend auf den Bus wartete. „Sind sie der Bürgermeister?“, erwiderte die Angesprochene und wischte sich ihre Brillengläser ab. Sie sah anscheinend nicht sehr gut, denn Yokohamas Bürgermeister Yuuta Kagiyoshi hatte nicht nur eine andere Haarfarbe als Hizumi, sondern war auch zehn Zentimeter größer und hatte einen Bart. Hizumi ignorierte die Frau und fragte einen Herrn zwei Meter weiter. „Öhm nein, niemand Auffälliges!“, beantwortete dieser seine Frage. „Darf ich ein Autogramm?“, fragte die alte Dame, die Hizumi nachgelaufen war. „Argh, ich bin nicht der Bürgermeister! Der Typ hat braune Haare, weiß doch jeder!“ Die Frau putzte sich ein weiteres Mal die Brillengläser und schaute noch einmal genau hin. Hizumi grinste genervt und wirkte irgendwie furchteinflößend auf die Frau, denn sie entfernte sich relativ schnell für eine Person diesen Alters. „Wer sind sie denn?“, fragte der auch auf den Bus wartende Mann, etwas verwirrt von der Aktion. „Ein Niemand! Und bald tot, wenn ich den Koffer nicht wiederfinde!“, sagte Hizumi und raufte sich die Haare. Er war ein sehr emotionaler Mensch, konnte seine Gefühle nie unterdrücken und Jeder sah ihm an, dass er jetzt fürchterlich nervös war. Er entfernte sich eilig und erntete ein paar neugierige Blicke. Der Mann fasste sich an den Kopf und sah dem Mann von der Izumokai schulterzuckend nach. „WIE BITTE?“, brüllte Sanada, als sein Untergebener eine Dreiviertelstunde später in seinem Büro vor ihm stand. Hizumi war jetzt ganz klein und brachte kaum noch ein Wort hervor: „Ich… mach’s… w-wieder gut!“ „Wie willst du das wieder gutmachen? Ich sollte dich auf der Stelle kielholen lassen! …Aber ich brauche jeden Mann! Ruf alle zusammen! Sag Osamu Bescheid, er soll alle Dealer verständigen, auch die, die frei haben!“ Sanada war beachtlich ruhig für diese Situation. Einer seiner besten Leute war gestorben, seine Geheimwaffe gestohlen und der Leiter der Jugend derzeitig ziemlich aufmüpfig. Er presste seine Royal Ark mit aller Kraft in seinem Aschenbecher aus, sodass er sich fast an der Asche verbrannte und griff zum Telefonhörer. Als der Angerufene am andere Ende der Leitung abnahm, redete er sofort wie ein Wasserfall los: „Pass auf, alarmier sofort alle eure Leute, dass sie so schnell wie möglich hier sind! Wir haben unseren Trumpf verloren, jetzt müssen wir alles riskieren, um ihn wiederzukriegen! Also los, ich zähle auf dich, die Situation verlangt oberste Einsatzbereitschaft!“ Ohne ein Widerwort abzuwarten hatte er wieder aufgelegt und verließ sein Büro, um in die Präsentationshalle zu gehen, wo sich die Dealer immer einfanden, wenn er etwas Wichtiges zu sagen hatte. Nun also war die gesamte Izumokai und die Geheimorganisation Hyo, dessen Chef er zuvor am Telefon kontaktiert hatte, auf den Weg in diesen Raum, zur ersten Vollversammlung seit der Gründung von Hyo, dessen Zweck eine Trumpfkarte im Krieg gegen die Tojo-Clan war. Nachdem Osamu dann mit zahlreichen Männern in die Halle gestürmt kam und fünf Minuten später auch die Leute von Hyo anwesend waren, begann Sanada mit seiner Rede: „Ich mache es kurz. Es ist ein Notfall! Der braune Koffer wurde uns von Jemandem entwendet, dessen Aussehen wir nicht kennen und der mittlerweile in ganz Yokohama stecken könnte, wohl möglich sogar außerhalb. Ich befehle Jedem, sich auf die Suche zu machen!“ „Irgendwelche Anhaltspunkte?“, fragte einer der inoffiziell ranghöchsten Dealer. „Nein! Nur, dass der Raub des Koffers in einer Sushibar geschah. Und nicht mal deren Standort weiß ich genau, weil unser lieber Hizumi hier wirklich alles falsch gemacht hat! Außerdem haben wir Tatchan-san verloren, einen unserer besten Männer! Höchste Vorsicht ist geboten, es könnte sich um einen Geheimangriff vom Tojo-Clan handeln!“ „Sollen wir die Tojos töten, wenn sie uns über den Weg laufen?“, fragte der Dealer wieder. „Macht was ihr wollt, aber bringt euer Leben nicht unnötig in Gefahr!“ „Okay, dann werden wir uns in Zweiergruppen aufteilen!“, ergriff Osamu, der Führer der Jugend, das Wort. Alle, die ihm direkt unterstellt waren, gingen zu ihm. Die Organisation Hyo sammelte sich bei ihrem Führer und die älteren Dealer versammelten sich zu einer dritten Gruppe. „Sehr schön! Hyo nach Westen, die Älteren nach Norden und Osamus Gruppe nach Osten!“ Sanada sah stolz auf seine Leute hinunter und dann zum ängstlichen Hizumi, der neben ihm stand. Er hatte in die Organisation eine Menge Disziplin reingebracht. Sein Vorgänger stand eher auf brachiale Unordnung, wie Sanada es nannte. „Okay, wir haben zwölf Zweiertrupps, es kann los gehen! Auf nach Osten!“, befahl Osamu seinen Leuten. „Und wenn wir fertig sind, gehen wir nach Süden!“ „Nicht nötig! Ich werde mich persönlich um den südlichen Bezirk kümmern, ich habe noch ein paar Kontakte!“, sagte Sanada. Schließlich waren dann alle auf den Weg in die Bezirke von Yokohama und Sanada eilte wieder in sein Büro, zum Telefon. Er hatte neben dem Koffer und der Hyo noch einen dritten Trumpf und den spielte er jetzt aus. Es waren drei alte Kollegen aus seiner Zeit bei der LAS, die ihm zu der Zeit einen Treueschwur gaben, weil er sie vor dem Angriff des Tojo-Clans rettete, der den Untergang der LAS und Sanadas Weg zur Izumokai bedeutet hatte. Sie hatten wiederum Bekannte und so war die Izumokai auf einen Krieg eigentlich mehr als gut vorbereitet. Aber ein öffentlicher Krieg war undenkbar, die Polizei hatte fähige Kommandeure, von der staatlichen Regierung mal abgesehen. „Hallo. Hier Sanada, ich brauche eure Hilfe! Die Zeit ist gekommen, Rache zu üben!“, sprach der Regionalleiter der Izumokai ins Telefon. Kapitel 19: Suitcase-Problems / Two Animals ------------------------------------------- 19.Kapitel Ryoji Takizawa, ein erfolgreicher Journalist der Asanichi, war zeitgleich auf dem Weg zu seiner Arbeit. Er hatte Spätdienst in der Redaktion und war volle 20 Minuten zu spät, darum beeilte er sich etwas. Seit dem Vorfall mit seiner Schwester (Wild Adapter Band 3) war ihm oft langweilig und er sehnte sich nach Abwechslung. Er hatte kein richtiges Ziel mehr. So freute es ihn auch, dass Tokitoh hin und wieder mal vorbeischaute. Allerdings war er schon 3 Wochen nicht mehr da gewesen. Ryojis Zeitgefühl war sehr gut und er spührte es, wenn irgendwas nicht mehr seinen gewohnten Rythmus ging. Aber jetzt hatte er andere Sorgen, denn sein Chef hasste Unpünktlichkeit. Ryoji war schon mehrfach wegen solcher und anderer kleiner Delikte aufgefallen und sein Arbeitsplatz war trotz seiner exzellenten Arbeit nicht sehr sicher. Doch wie es der Zufall wollte, sah er zufällig, wie Jun Sekiya, der Führer des Tojo-Clans, sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit einem ihm bekannten Mann traf. „Das ist doch Yurimov, der alte Gauner!“, murmelte der Journalist und grübelte. Nach fünf Sekunden wechselte er unauffällig die Straßenseite, da er eine coole Story witterte, die zusätzlich eine Ausrede für seine Verspätung sein könnte. In der Tat war es reichlich ominös, was Karim Yurimov und Jun Sekiya da machten. Der Führer des Tojo-Clans hatte einen schwarzen Koffer bei sich und der bulgarische Mann mit dem auffälligen Igelhaarschnitt, den Ryoji liebevoll den ‚Freak’ nannte, hatte einen braunen Koffer. Den braunen Koffer. „Hey, was stehen sie hier so rum?“, fragte ein kleines Kind, was mit seiner Mutter durch die Stadt ging und den tatsächlich etwas merkwürdig hinter einem Laternenpfahl stehenden Journalisten sah. Jun Sekiya drehte sich um und sah Ryoji in die Augen. Er nahm die Brille ab und putzte beide Gläser, ehe er sie wieder aufsetzte. Ryoji verzog keine Miene und erwiderte den Blick des blonden Twens, der ein so hohes Tier in einem der mächtigsten Drogenclans war. „Hey, was willst du hier, Takizawa?“, fragte Karim und ging, an Jun vorbei, zu dem Journalisten. „Ich beobachte die Tauben auf der Straße!“, meinte Takizawa und grinste flach. Der Bulgare schaute ihn finster an und baute sich vor ihm auf. Da er keine 1,70m groß war, machte er dem Journalisten allerdings keine große Angst. „Ach bitte, was soll das denn werden?“, fragte Ryoji und schubste seinen ehemaligen Arbeitskollegen aus dem Weg, um sich Jun Sekiya zuzuwenden. „Ich kenne sie! Habe sie irgendwo schonmal gesehen! …Sie werden gesucht, nicht wahr?“ „Ich? Gesucht? …Lustig! Ich habe keine Geburtsurkunde, meine Existenz ist unbekannt! Wie soll ich da gesucht werden?“ „Ach nein… verraten!“, säuselte Ryoji und notierte sich alles auf einem kleinen Notizblock. „Und was machen sie hier?“ „Wollen sie mich verarschen? Wer sind sie?“, fragte Jun und guckte ernst. „Das ist ein Reporter!“, sagte Karim mit seinem bulgarischen Akzent und stellte sich drohend hinter den Journalisten. „Ich war Reporter! Das leidige Interviewen von langweiligen Politikern ging mir aber irgendwann auf die Nerven, nun schreibe ich Berichte und sowas!“ „Ha, ein Pressefutzi…!“, sagte Jun Sekiya in ruhigem Ton und guckte finster. „machen sie, dass sie weg kommen und zwar schnell!“ Doch ehe Ryoji irgendwas machen konnte, kamen zwei Dealer der Izumokai über die Straße auf die drei zugelaufen. „Her damit, der Koffer gehört uns!“, sagte der eine in einem barschen Ton und versuchte Karim den Koffer zu entreißen. „Oho, das könnte spannend werden… was wohl in dem Koffer ist…!?“, murmelte Ryoji und drehte sich um, um alles gut im Blick zu haben. „Yurimov, die sind von der Izumokai, überlass sie mir!“, mischte sich Jun Sekiya ein und bewegte sich blitzschnell nach vorne, geschwind hinter den Dealer, um ihm ein Messer vor die Kehle zu halten. „Wenn dir dein Leben lieb ist, vergisst du besser, was du gesehen hast! Leichen bringen Ärger!“ Der Dealer versuchte sich dem Griff des schlaksigen Mannes zu entreißen, aber es gelang nicht und er fügte sich um ein Haar eine Schnittwunde am Hals zu. „Das ist kein normales Brotmesser!“, sagte Ryoji und grinste Jun an. „Waffenbesitz ist strafbar!“ „Und? Wer sagt mir das?“, erwiderte der Angesprochene. „Nur ein unbedeutender Journalist…!“ „Der Mann ist Profi, wir sollten ihn ausschalten!“, sagte Karim und nahm den Koffer jetzt in die schwächere linke Hand, damit er die rechte für eine eventuelle Auseinandersetzung mit dem anderen Izumokai-Dealer frei hatte. Takizawa rutschte ein spöttisches Lachen heraus. Der Bulgare war ihm damals schon immer hinterhergehinkt und trotz seines exzentrischen Charakters und seiner ordinären Frisur machte er nicht den Eindruck, dass er Bäume ausreißen würde, wenn ihm wer quer käme. So duckte sich Ryoji, rammte ihm flink seine Schulter in die Seite und entriss ihm den Koffer, um ihn auf der Stelle zu öffnen und den Inhalt aus Versehen rausfallen zu lassen, damit auch Jeder sehen konnte, was sich darin befand. Was rausfiel war ein großes Päckchen und eine Menge 500-Yen-Scheine, die Sanada für den Notfall zurückgelegt hatte. Karim wusste das und hatte dementsprechend mehr von Jun gefordert, der darauf bestanden hatte, dass das Geld in dem Koffer blieb. Das Päckchen hatte er nicht geöffnet. „Hrg, du Schwein!“, rief er und holte einen Schlagstock aus seiner Weste. „Na wer wird denn gleich? …Das war doch nur ein Versehen!“, sagte der Journalist und hielt abwinkend die Hände nach vorne, mit dem linken Auge auf das Geld schauend. Ja, er verschwendete tatsächlich einen Gedanken daran, sich etwas von dem Geld zu nehmen und die vier verschrobenen Kerle alleine zu lassen, aber dann siegte doch die Sucht nach guten Storys und vielleicht auch seine Vernunft und er blieb an Ort und Stelle. „Verdammt, um den kümmern wir uns später!“, herrschte Jun den Bulgaren an, der Ryoji angreifen wollte und stärkte seinen Griff um den Hals des Dealers. Dass der braune Koffer zu Boden gegangen war, hatte er noch gar nicht gemerkt. Einige Leute wurden jetzt auf die Situation aufmerksam und ein Mann versuchte tatsächlich, sich einen der Scheine zu nehmen, was er sich dann aber anders überlegte, als Karim ihn anfunkelte. Er konnte durchaus bedrohlich wirken, aber es war eine Sache der Ernsthaftigkeit, die er manchmal einfach nicht ausstrahlte. Ryoji war jedenfalls richtig bei Laune und dachte nicht im Entferntesten an seinen Chef, der ihn wohlmöglich anschreien würde, ihn aber auch für seine Superstory gratulieren könnte, die er nebenbei auf seinem Notizblock vorbereitete, was Karim förmlich zur Weißglut trieb. Ryoji hatte den Bulgaren damals schon immer nicht ernst genommen und das auch demonstrativ gezeigt. „Hältst dich für cool, was?“, fragte er mit seinem wohl ausgeprägtesten Akzent, den man selbst mit einem Computer nicht so einfach hinkriegen würde. Takizawa antwortete nicht und ging zwei Schritte zurück um nicht Gefahr zu laufen, in den Radius von Karims Schlagstock zu kommen. Trotzdem konnte er nicht aufhören, seinen früheren Arbeitskollegen zu ärgern: „Hey, dir wachsen ja schon graue Haare… seit wann das denn?“ Karim war 33 Jahre alt und seine Haare ein Gemisch aus Schwarz und grau. Auch sein markantes Gesicht erinnerte eher an einen Übervierzigjährigen. Unter seiner offenen Weste trug er ein olivgrünes Shirt, auf dem in Kursivschrift ‚Don’t worry be happy’ stand. Er gab schon eine lustige Erscheinung ab und das fand sicher nicht nur Ryoji, denn zwei Frauen, die sich dem Schauplatz genähert hatten, schauten den Bulgaren argwöhnisch an. Dem platzte jetzt die Hutschnur und er vergaß die letzten Worte seines Verbündeten Jun Sekiya. Er machte zwei Schritte auf Takizawa zu und fuchtelte mit seinem Schlagstock rum, aber der Jorunalist wich gekonnt im Rückwärtsschritt aus und grinste dabei etwas hämisch. „Zum Donnerwetter nochmal!“, hörte er den Führer des Tojo-Clans hinter Karim schreien und sofort hörte der wieder auf, mit seinem Schlagstock rumzufuchteln. Stattdessen ging er zu ihm und schlug aus Wut dem Dealer der Izumokai, den Jun immer noch im Schwitzkasten hatte, die Zähne raus. „Uaaaarrrrgh!“ , brüllte er laut, riss die Fäuste in die Höhe und starrte den anderen Dealer an. Er war wirklich eine Mischung aus Mensch und Tier, so wie er jetzt da stand. Brüllte wie ein Löwe, was dank seinem schrägen Akzent aber ziemlich ins Lächerliche gezogen wurde, riss wie ein Gorilla die Arme hoch und fletschte die Zähne wie… eine Hexe? Nein, seine Zähne sahen vielleicht noch schlimmer aus als laut Klischee die Zähne einer Hexe. Ekelerregend gelb, mit zahlreichen Löchern übersehen und zwei sogar abgebrochen. „Ach du scheiße!“, rief Ryoji und sah den Bulgaren erstaunt an. Damals waren dessen Zähne noch halbwegs im normalen Bereich gewesen, als sie zusammen arbeiteten. Aber als Interviewer bzw. Kameramann sollte man auch nicht allzu abartig daherkommen. Er hatte die Treppe hinter sich gelassen und betrat nun den Eingangsraum des dritte Stockes. Den Schal immer noch vor dem Gesicht und die Brille nicht aufgesetzt, sah er in dem gelben Nebel, der beim Aufmachen der Tür sofort in den Raum strömte, etwas wie ein Terrorist aus, aber er wollte sowieso nicht wie ein freundlicher Passant wirken. Er wollte einfach nur den dritten Kämpfer von Team AAA kampfunfähig machen, für die Disc das Geld kriegen und dann mit Tokitoh nach Hause gehen. Er erwartete Jakuro im Team AAA, weil der damals noch am meisten Interesse gezeigt hatte, aber es könnte genau genommen jeder x-beliebige Mann aus Japan auf ihn warten. Frauen waren in dem Game zumindest nicht erlaubt. Als sich der Nebel etwas lichtete, musste er sofort einem Schuss ausweichen, der auf ihn abgefeuert wurde. „Rück die Disc raus oder du musst sterben!“, rief Tokitoh und ging etwas in die Hocke, um im Falle eines Schusswechselns Schutz hinter dem Tisch mit den Monitoren zu finden. Makoto erkannte die Stimme und horchte auf. Er wollte gerade was sagen, als ein weiterer Schuss ihn zu einem Sprung auf den Boden zwang. „Was machst du hier?“, nuschelte er hinter seinem Schal hervor. Leider erkannte Tokitoh seine Stimme nicht und verstand auch nicht was er sagte. Ein weiter Schuss fiel und traf Makoto am Handgelenk. Normalerweise hätte Makoto sofort angegriffen und seinen Feind kampfunfähig gemacht, aber er wollte seinen Freund nicht verletzen. Er nahm in aller Eile den Schal ab und rief laut „TOKITOH!“. Der Genannte zuckte zusammen und stockte. „Kubo-chan?“, fragte er nach ein paar Sekunden Stille. „Uffz!“, ließ der nur verlauten und stand wieder auf, um seinem Freund in die Augen zu schauen. Er setzte wieder die Brille auf, die ihn freundlicher wirken ließ und kratzte sich am Kopf. „Was machst du in dem Team?“, fragte Tokitoh empört. „Ach, ist eine lange Geschichte…!“ „Erzähl!“ „Ich wurde anscheinend reingelegt… und das mir!“ „Reingelegt? Von wem denn?“ Makoto dachte an Junichi, der wohl noch zusammengekrümmt im zweiten Stock liegen musste. Er hatte tatsächlich Gedanken wie Folter oder Mord im Kopf. „Gehen wir nach Hause?“, fragte Tokitoh, der das Game völlig vergaß. „Das Geld ist mir egal… wir können wohl gehen!“, antwortete Makoto und zerbrach die Disc, die er sich vorher von Nobuto genommen hatte und warf die beiden Teile weg. „Du hattest unsere Disc schon?“, fragte Tokitoh überrascht. „Dann hättest du ja gar nicht hochkommen brauchen…!“ „Ach nicht? Muss man nicht alle drei Gegner besiegen?“, fragte Makoto, der von Junichi so gut wie gar keine Daten über das Bus Game gekriegt hatte. „Oh gott, ich hätte dich fast erschossen…!“, wechselte Tokitoh das Thema, da er wusste, dass der Braunhaarige ungerne Fehler machte und noch weniger gerne darauf angesprochen wurde. „Du machst Sachen!“ Die beiden verharrten ein paar Minuten in dem Raum und dachten nach, während sie sich in die Augen schauten. Makoto ließ sich wieder sinken und setzte sich an die Wand, bevor er sich eine Zigarette drehte. Doch die Ruhe war nicht von Dauer. „Argh!“, rief Tokitoh plötzlich und hielt sich den Arm. Er riss sich den Handschuh von der Hand und fiel auf die Knie. Makoto sprang sofort auf und ging zu ihm hin, um die Hand festzuhalten, die außer Rand und Band schien. Dann passierte etwas, was er nicht für möglich gehalten hätte; Tokitoh riss sich von Makotos Griff los, schlitzte ihn mit der rechten Hand die Kleidung auf und schrie laut auf. Makoto wollte sich in Sicherheit bringen, aber er bekam ein weiteres Mal Tokitohs Kralle ab, die sich dieses Mal in seine Haut bohrte und ein kleines Stück Fleisch herausriss. Es blutete und Makoto krabbelte rückwärts zurück zur Wand. Er nahm seine frisch gedrehte und angezündete Zigarette, die er vorher fallen gelassen hatte, in die Hand und wartete förmlich darauf, dass das Tokitoh-Monster auf ihn zukam, um ihn den Gnadenstoß zu geben. Tatsächlich kam Tokitoh, blind vor Wut und fern von menschlichen Gedanken, fuhr seine Kralle aus und ging in die Bücke, um Makoto besser treffen zu können. Der Brillenträger nutzte diese Aktion, um seine Zigarette in Tokitohs linke Wange zu bohren. Der Schwarzhaarige schreckte zurück und jaulte auf, was aber auch mehr einem Schreien gleich kam. „Verdammt, was ist nur los?“, fragte sich Makoto im Inneren und machte eine Seitwärtsrolle um einem weiteren Angriff auszuweichen. Aber Tokitoh rannte zum Fenster und sprang schreiend raus. „Wie ein Tier!“, dachte Makoto und seine Augen weiteten sich. Er dachte kurz nach und dann kam er drauf. „Das Giftgas! Natürlich, das W.A. reagiert mit manchen Bakterien!“ Kapitel 20: Game Over / Station Twelve -------------------------------------- 20.Kapitel „Hier liegt einer vom Team BUG!“, rief ein Mann im grauen Anzug, der zwei Stunden nach dem Bus Game das Haus nach Überlebenden und vor allem nach Anzeichen eines Siegers durchsuchte. Ein schwarz bemantelter Mann mit einem schicken Zylinder trat in die Eingangshalle und sah den immer noch nicht ganz ausgebluteten Körper von Kenwyne. Daneben war Tatchans Leiche. „Was soll das? Der gehört nicht dazu!“, merkte er in angepisstem Ton an. „Los, weiter suchen!“ Vier Männer im grauen Anzug gingen die Treppe rauf, ein Fünfter ging geradeaus ins Esszimmer. Sofort fiel ihm das große Loch in der Decke auf, was den vier Männern oben den Weg versperrte. „Die haben ganz schön gewütet…!“, murmelte er. Er ging die anderen Zimmer im Erdgeschoss durch, fand aber keinen Humanoiden mehr. Nur kaputtes Inventar, was aber vorher schon nicht mehr allzu gebrauchbar war und Blutspuren. Hier und da auch die Spuren einer Explosion oder Einschusslöcher. „Hey! Da liegt noch wer!“, rief der Mann, der oben zuerst durch die Tür vom Flur in den Raum ging, wo Toki bewusstlos lag. Zehn Sekunden später trabte gemächlich der Typ mit dem schwarzen Wollmantel herein und notierte sich Toki – Team AAA auf seinem Notizblock. Nachdem die Männer durch das Loch in der Wand gingen, fanden sie auch Junichi und Nobuto. „Oho, scheint das Duell geworden zu sein, was wir erwartet hatten… 2:2!“, sagte der Typ mit dem Zylinder, der eine Plakette an seinem Hemd trug, was er unter dem Mantel trug. Auf der Plakette stand Schiedsrichter in so edler Schrift, dass man es kaum entziffern konnte. „Bringt die drei Männer schonmal zum Krankenwagen, den Toten unten können wir erstmal liegen lassen!“ Er selbst ging selbstsicher die Treppe hoch, obwohl in dem Haus noch jede Menge Sprengfallen angebracht waren, wovon er ausgehen musste. Mit scharfsinnigem Blick erspähte er im Raum oben sofort Kubotas Körper, der schon zu bluten aufgehört hatte. „Okay… Team AAA hat dann wohl gewonnen… interessant!“ Er prüfte den Raum und ging dann zu Makoto, um seinen Puls zu fühlen. Er lebte noch und so ging er in Eile nach unten, um zwei seiner Männer zu ihm zu beordern. Es war aber nur noch einer da, also fasste er selbst mit an. „Das ist Makoto Kubota, richtig?“, fragte der Mann im grauen Anzug, der auch unten als erster Kenwynes Leiche gesehen hatte. „Genau! Vom Team BUG!“, antwortete der Schiedsrichter und klemmte sich noch schnell eine Zigarette in den Mund, bevor er Makotos Beine in die Hände nahm. Dabei entdeckte er die beiden Teile der Diskette, die neben dem Tisch mit den Monitoren lagen. Er legte Makoto wieder hin und steckte die beiden Teile in seine linke Manteltasche. Schließlich waren die fünf Männer im grauen Anzug im Krankenwagen, zusammen mit Toki, Nobuto, Junichi und Makoto. Der Schiedsrichter stieg ein, schloss die Türen und befehlte dem Fahrer vorne loszufahren. Er hatte eine sehr unangenehme und vor allem eine ungeheuer selbstsichere Aura, wie die Leute es beschrieben, die ihn kannten. Seine kalten Augen schienen einem Menschen bis auf den Grund seiner Seele zu schauen. „Hey, der Typ hier hat eine Diskette!“, rief einer der fünf Männer und holte die Diskette von Team BUG aus Junichis Hosentasche. „Hmm? …Wieso das denn?“, fragte der Schiedsrichter in den Raum.. „…Ich habe oben die andere gefunden, in zwei Teile zerbrochen…!“ „Wer hat denn dann gewonnen?“ „Keiner! Für mehr Klarheit bräuchten wir den scheinbaren Sieger des Kampfes, Tokitoh Minoru!“ „Ach ja, sollten wir nicht den Leichenwagen rufen? Da liegen noch die beiden Toten…!“, warf einer der Männer ein. „Ja los, dann beeil dich!“, erwiderte der Schiedsrichter unfreundlich. Und versank dann in Gedanken. Er überlegte schon, was er selbst mit dem Preisgeld anfangen könnte. Wenig später fand der Krankenwagen sich in der Krankenhaus-Notstation im Keller ein und die fünf Männer luden rasant die vier Verletzten bzw. Bewusstlosen aus. Der Schiedsrichter half natürlich nicht und ging geradewegs zum Fahrstuhl, um sich der Verantwortung zu entziehen. „Hmm, der hier ist bloß bewusstlos!“, stellte einer der Ärzte schnell bei Toki fest. „Nichts schlimmes! Hat einen Schlag an den Hals gekriegt!“ Makoto, Nobuto und Junichi wurden nach der Diagnose betäubt und nach oben, in den zwölften Stock, in die eigentliche Notaufnahme gebracht. Der Keller war nur dafür da, die Patienten vorerst aus dem lebensgefährlichen Bereich zu holen. „Nobuto Nakajo… der Mann hat eine Menge giftiger Gase eingeatmet. Fraglich, ob seine Lunge je wieder ganz die alte sein wird!“, diagnostizierte einer der Notärzte im Fahrstuhl. „Hier haben wir einen Namenlosen… er hat schwere Verbrennungen am linken Arm… muss von einer Explosion kommen! Und dann noch Makoto Kubota… scheint, als hätte ihn ein wildes Tier angefallen…!“ Fernab hatte das Gemenge auf der Straße jetzt erst begonnen. Nachdem Ryoji Takizawa den braunen Koffer, nach dem die Izumokai verzweifelt suchte, auf dem Gehweg entleert hatte, rastete Karim Yurimov aus und brüllte laut herum. Zuvor hatte er einem der beiden Izumokai-Dealer die Zähne ausgeschlagen. „Alter, hat er irgendwelche Pillen genommen?“, fragte Ryoji Jun Sekiya, der den Dealer nach Karims Angriff losgelassen hatte. „Scheint so…!“, sagte er, dem Journalisten dann aber mit voller Wucht sein Knie in den Magen rammend und mit dem Päckchen, was aus dem braunen Koffer gefallen war, flüchtend. „Schade um das Geld!“, murmelte er, aber es war wichtiger, das Päckchen in Sicherheit zu bringen. Er wusste nicht was drin war, aber es musste enorm wertvoll sein, wenn Sanada soviel Wert darauf legte, es zurückzubekommen. Nach 200 Metern stoppte er. Zwei weitere Dealer der Izumokai liefen ihm über den Weg und hielten nach dem Koffer Ausschau. Er nahm die Beine in die Hand und hastete los, um einen kleinen Vorsprung zu gewinnen. Die beiden Männer liefen sofort hinterher und verständigten ihre Kollegen, was die beiden Anderen vorher versäumt hatten, da sie unbedingt selbst den Koffer zurückbringen wollten und damit eventuell befördert würden. Aber Karim hatte die Beiden bereits ausgeschaltet und wandte sich nun wieder Ryoji zu, den er spätestens seit diesem Tag abgrundtief hasste. „Ruhig Brauner!“, sagte Ryoji und hielt die Hände nach vorne. Ein bißchen Angst hatte er aber doch, da der Bulgare jetzt nicht mehr wirklich zurechnungsfähig wirkte und Ryoji mit unberechenbaren Typen schon immer ein Problem hatte. Auch vor Makoto und Tokitoh hatte er Respekt. Er konnte sie beide überhaupt nicht einschätzen und darum wunderte es ihn auch nicht, dass sie damals die Sache mit den Fängen des Glücks zu ihren Gunsten gedreht hatten. Die Leute auf der Straße entfernten sich jetzt zunehmend, trotz der schönen Scheine, die auf dem Gehweg verteilt lagen. „Muhaha, jetzt entscheiden wir es ein für alle Mal!“, rief Karim und funkelte Ryoji an. Der wunderte sich, dass sein Gegenüber überhaupt noch reden konnte und willigte grinsend ein. „Uaaaah!“, gähnte Toki, als er aufwachte und reckte und streckte sich erst einmal genüsslich. Forschend blickte er in die Umgebung. „Wo bin ich hier?“ Er sah sich in einem Krankenbett in einem weißen Raum, wo noch fünf weitere Betten standen. „Ah, zu dir gekommen?“, brummte ein alter Mann, der im Bett neben ihm saß und ein Buch las. „Wo bin ich hier?“, fragte Toki. „Na wo wohl… in einem Krankenhaus!“, antwortete der Mann. „Du warst bloß bewusstlos, ist nichts ernstes, hat die Krankenschwester gesagt! Haben dich trotzdem hier rein gesteckt, zu den anderen drei Typen! Ist eigentlich die Notfallstation…!“ Er deutete auf Makoto, Junichi und Nobuto, die auch in diesem Raum lagen und fest schliefen. Toki fasste sich an den Kopf und versuchte sich zu erinnern. „Hey alter Mann! Wissen sie, wie das Game ausgegangen ist?“ „Klar, haben ja einen Fernseher hier! Die Yokohama Dragons haben 4:1 gewonnen! Drei Tore von Kim Eungyo, unter Anderem ein wunderschöner Seitfallzieher!“ „Vergessen Sie’s!“, sagte Toki, der sich nicht wirklich für Fußball interessierte und schaute auf Junichi, der gerade aufwachte. Der brauchte nicht so lange um die Situation zu kapieren und brüllte sofort „Mishiba!“, als er Toki sah. Toki ignorierte ihn getrost, er konnte Schreihälse auf den Tod nicht ab. Als der Braunhaarige die Fäuste ballte, bemerkte er verhöhnend: „Ziemlich gelost, was?“ „Wie bittääää? Hat Team AAA etwa gewonnen?“, rief Junichi und das Feuer loderte in seinen Augen, als ob er völlig fit war. Sein rechter Arm war fast bis zur Schulter weggesprengt worden und die restlichen Fleischklumpen hatte der Doktor schon abgetrennt und einen Verband um den Armansatz gemacht. Dann merkte Junichi aber, das was nicht stimmte, als er gestikulieren wollte. „Waaaah! …Das kann nicht sein! Scheiße! …Scheiße! Scheiße, scheiße, scheiße!“, rief er und kriegte sich gar nicht mehr ein, bevor er von rechts eine Backpfeife von Nobuto bekam. Mit einem „Ruhe bitte!“, schloss er wieder die Augen und pennte wieder ein. Toki musste lächeln, was er eigentlich nie tat. Junichi fing an zu flennen und guckte wütend zu Toki. „Hey, ich kann da nichts für! Ich weiß nicht, was passiert war!“, verteidigte sich der sofort. „Das war eine Sprengfalle!“, murmelte Nobuto im Schlaf und schob noch ein fieses „Pech gehabt!“ hinterher. Jetzt war Junichi in Rage und hätte dem Schwarzhaarigen am liebsten die Backpfeife zurück gegeben, nur fehlte ihm dafür der Arm. „Aaarrrr… wir sprechen uns noch! Wo ist Kenny?“ „Meinst du den Rasta-Freak?“, fragte Toki. Junichi nickte grollend. „Tot! …Diesmal bin ich Schuld!“, meinte der Violetthaarige, der irgendwie Gefallen dran fand, den Anführer von Black Sheep zu ärgern. Das war auch relativ einfach, denn Junichi war sowohl naiv, als auch leicht reizbar. Wenn es um Rache ging, war auch er ziemlich ungeduldig. „Laber nicht! Was ist denn passiert?“, brüllte Junichi und weckte damit die halbe Station. Der alte Mann schaute sich das Spektakel genüsslich von der Seite aus an. „Wo ist Kubota?“ Tokitoh zeigte nach links und nahm sich dann den Straciatella-Joghurt, der besitzerlos auf seinem Nachttisch neben dem Bett stand. Der kleine Kerl schrie jetzt immer wieder „Aufwachen!“, gepaart mit ein paar Beleidigungen, aber der Brillenträger, dessen Brille übrigens der Schiedsrichter hatte mitgehen lassen, schlief fest und machte auch keine Anstalten aufzuwachen. Er wurde künstlich beatmet und hing am Tropf, weil er zuviel Blut verloren hatte. Seine Schlitzwunden waren bereits genäht; dreimal acht Stiche und einmal vier. Irgendwann reichte es seinem müden Nachbarn dann und er haute den Kleinen mit einer gewaltigen Linken vom Bett. Just in dem Moment kam der Doktor mit zwei Krankenschwestern rein, weil Junichi so laut geschrien hatte. „Hey, was war das denn?“, fragte er mit einer Psychaterstimme, wie sie im Buche stand und guckte Nobuto vorwurfsvoll an. Der ignorierte ihn und drehte sich wieder auf die rechte Seite, mit dem Gesicht zur Wand. Der Doktor guckte ihn verständnislos an und half dem flennenden Junichi wieder auf’s Bett. Dann flößte er ihm unsanft eine Tinktur aus einem kleinen Sektgläschen ein und ließ ihn links liegen. Zu seinem Glück warscheinlich, denn jetzt musste Nobuto einem Leid tun. Der bebrillte Glatzkopf von Doktor kitzelte ihn kräftig durch, die Tatsache ignorierend, dass Nobuto immer noch stark vergiftet war und gab ihm danach einen harten Klaps auf sein Gesäß. Dabei grinste er tuntig und murmelte immer wieder sowas wie „Ja mein Großer“ und „Immer brav bleiben!“. Toki konnte sich das nicht länger angucken und stellte sich schlafend. Der alte Mann neben ihm lachte leicht und erklärte ihm „Das ist Station 12! Berüchtigt für die höchst seltsamen Arbeitskräfte und rücksichtlosen Arbeitsmethoden!“ „Hä? Und die Regierung duldet das?!“ „Ja… das Komische ist ja, dass die Patienten bisher alle ohne physische Schäden das Krankenhaus verließen! Selbst die, die in Lebensgefahr schwebten!“ „Im Ernst? Und psychische Schäden?“ „In gerade Mal 35 % aller Fälle…!“ „Ein Wunder…!“ „Ach, der Chefarzt ist noch schlimmer! Das hier ist bloß sein Sohn! Kazutaka Nanase!“ „Nanase? Oh Gott… dann weiß ich, wer der Chef ist… Aki Nanase, was?“ „Richtig! Aber keine Angst, der kommt nur einmal in der Woche vorbei!“ Toki schluckte und ihn bekam ein leichtes Gefühl der Übelkeit. Er hatte einmal eine Audienz bei Aki Nanase, als er sein Haus vor dem Abriss retten wollte. Nach anderthalb Stunden war er entnervt gegangen und packte seine Sachen für den Umzug. „Das war Psychoterror!“, sagte er zu dem alten Mann.. Seitdem wohnte er in der Rémon-Shígai. Im Bett gegenüber von Toki war Junichi schon wieder am brüllen. Der Doktor hatte sich nach seiner Kitzelattacke gegen den verstörten Nobuto eine kleine Pause gegönnt und musste jetzt schon wieder für Ruhe sorgen. Die beiden Krankenschwestern standen noch im Türrahmen und grinsten gekünstelt, um den Anwesenden den letzten Nerv zu nehmen. „Ich bin zutiefst erschüttert von deiner Standpauke!“, meinte der Glatzkopf, als Junichi fertig war und steckte ihm, sich desinteressiert gebend, einen Apfel zwischen die Zähne, dass er auch ja nicht wieder zu schreien anfing. Der Braunhaarige lief jetzt rot an und spuckte den Apfel in weitem Bogen von sich, direkt gegen den Kopf des Doktors, der sich jetzt eigentlich Toki zuwenden wollte. Nun wurde es richtig laut und selbst der Doktor verlor seine unangenehme Ruhe. Nun schrien sie sich gegenseitig an. „Ruhe oder ich mach euch kalt!“, schrie Nobuto, der sich inzwischen von der fiesen Kitzelattacke erholt hatte. „Vergiss es, die verfaulen, bevor sie kalt werden!“, meinte Toki und schmökerte in einem schwarzen Buch, was er sich zuvor von dem alten Mann geliehen hatte. Nachdem der Doktor wieder seine innere Ruhe gefunden hatte, schob er kurzerhand Junichis Bett an die Seite und das sechste Bett in die Mitte, was leer stand. „So! Und wenn hier jetzt noch einer aufbölkt, setzt’s was!“ Diese gewünschte Wirkung dieser Worte verpuffte natürlich und Junichi keifte wieder wie ein Irrer. So ging das dann noch einige Zeit weiter. Solange, dass selbst die beiden Krankenschwestern nicht mehr stehen konnten und sich auf das leere Bett in der Mitte setzten. Es war ziemlich gefährlich da und nach kurzer Zeit zogen sie den tobenden Doktor dann aus dem Raum, die Patienten alleine lassend. „Schönen Abend noch, Doc!“, rief der alte Mann lachend. Von hier an waren auch die Patienten von Station 12 gefürchtet. Kapitel 21: Lost Memory / Genjo's Recovery ------------------------------------------ 21.Kapitel So, vorab; das Gespräch hier ist ziemlich 'normal' und soll für ein bißchen Comic-Relief sorgen!^^ Er schleppte sich schwerfällig durch eine spärlich beleuchtete Gasse, bis er zu Boden sank und sein Bewusstsein verlor. So taumelnd hätte man ihn locker für einen Penner halten können. Aber niemand war hier. Verständlich, denn hier tummelten sich schon die Ratten und die Spinnen. Nun lag er da und als Beobachter könnte man ihm eigentlich nur Glück wünschen, dass er aufwachte, ehe ihn die Ratten anknabberten und die Spinnen ihn für ihre Netze missbrauchten. Er war nicht bei Verstand gewesen, als er seinen besten und streng genommen einzigen Freund – Ryoji Takizawa und Keiichiro Kasai ausgenommen – angriff und seine Krallen in dessen Bauch bohrte. Nun stellte die Frage, ob er sich später an die Tat erinnern würde. Und wenn ja, wie würde er es verkraften? Makoto Kubota war immer noch nicht bei Bewusstsein. Er hatte viel Blut verloren und bekam immer noch neues Blut durch den Tropf. Er konnte von Glück sagen, dass ihn der Schiedsrichter gefunden und in’s Krankenhaus verfrachtet hatte. Hier auf Station 12 würde man sich sicherlich blendend um ihn kümmern. Im Bett rechts neben ihm saß Toki Mishiba und las ein Buch, was er sich von dem alten Mann ein bett weiter geborgt hatte. Pilze und ihre giftigen Doppelgänger. Er kannte sich nicht gerade mit Natur aus und er war auch nicht sonderlich daran interessiert, zumal er sich schon wieder recht fit fühlte und nach hause gehen wollte. Aber der Doktor und die Krankenschwestern ließen ihn nicht gehen. Gegenüber von ihm lag Junichi. Er schlief endlich, was gut für die Nerven aller Rauminsassen war. Vor allem Nobuto Nakajo, eigentlich die Ruhe in Person, rechts neben ihm war leicht reizbar, wenn es um Dinge wie Ruhestörung ging. Der nutzte die Zeit allerdings nicht um zu schlafen, sondern betrachtete Makoto im Bett gegenüber von ihm. Er konnte sich nicht helfen, irgendwie wurde er aus dem Typen nicht schlau. Vor allem fragte er sich, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Er war bis zuletzt noch bei Bewusstsein und hatte den Braunhaarigen nach oben gehen sehen. Er hatte fest damit gerechnet, dass Makoto seinen Freund Tokitoh überwältigen würde, um das Geld abzukassieren, aber nun lag er hier. Tokitoh war nicht gerade von der brutalen oder jähzornigen Sorte, also fragte er sich, wer Makoto so zugerichtet hatte. „Also ich frage mich ja eher, welches Team jetzt gewonnen hat!“, bemerkte Toki, hinter seinem Buch über Pilze hervorlukend. „Naja… wenn wir verloren oder gewonnen hätten, hätte man es uns schon mitgeteilt, denke ich! Dafür sind die Schiedsrichter doch da!“, meinte Nobuto. „Das heißt, dass nicht beide Disketten angekommen sind?“ „Hmm, ich tippe auf eine kaputte Disk, sonst könnten sie eigentlich nicht konkret Unentschieden sagen!“ „Du hast auf Remis getippt, muss ja nicht so sein!“ „Okay… was dann? Ist das Game noch nicht zuende?“ „Hmm, eigentlich schon!“ „Und was ist jetzt mit dem Geld?“ „Keine Ahnung…! Unsere Ehre steht auch auf dem Spiel! Wir wären als einziges Team mit mehr als 15 Siegen unbesiegt!“ „Bisher wurden die Verlierer ja auch immer ausradiert!“ „Dann geht es nicht nur um Geld und Ehre, sondern um unser Leben?!“ „Wir haben ja nicht verloren…!“ „Sicher?“ „Ziemlich! Oder die Schiedsrichter sind unzuverlässig. Kann ich mir bei der Wichtigkeit dieses Games aber nicht vorstellen!“ „Naja, wir werden ja erfahren, was Sache ist…!“ „Vielleicht warten die Jungs nur darauf, damit sie uns beseitigen können?!“ „Mal den Teufel nicht an die Wand! …Wieso muss man eigentlich für eine Firma antreten? Ich habe keinen Bock zu sterben!“ „Weil die das Ganze finanzieren…!“ „Schon klar…!“ „Wir können ja nicht aus dem Nichts ein paar Millionen oder Milliarden gewinnen, irgendwo muss das ja herkommen! …Was war eigentlich mit diesen Leuten, die noch im Haus waren?“ „Ich habe einen getötet!“ „Ich weiß! Also waren es Feinde?“ „Né moment, vielleicht war auch der Typ mit den Rastas aus dem gegnerischen Team… ich habe keine Ahnung. Jedenfalls sind beide tot. Der Rasta-Typ hat den Weißen erledigt und ich habe ihn dann hinterhergeschickt!“ „Da solltest du dich aber vorher vergewissern, wer der Feind ist!“ „Stimmt…! Dumm von mir!“ „Okay, wende dich mal wieder deinem Buch zu, ich gehe nochmal alle Möglichkeiten durch!“ „Mach das!“ Tokitoh wachte wieder auf und verscheuchte die Spinnen, die sein Antlitz zierten. Es waren nur knappe drei Stunden, die er geruht hatte. In der Zeit hatten sich die Ratten noch nicht an ihn ran getraut. Er blutete auch nicht. Zu seinem Glück. Denn dann sähe das warscheinlich ganz anders aus. „Oh mann…! Was tue ich hier?“, fragte er sich und schüttelte den Kopf. „Das frage ich mich auch!“, hörte er eine ihm bekannte Stimme sagen. „Takizawa! …Was machst du denn hier? Was ist hier los?“ „Hmm, kam hier vorbei und sah dich in der Gasse liegen. Dachte ich schau mal nach!“ „Aha… also weißt du nicht, was ich hier tue…?!“ „Also ich finde es beachtenswerter, dass du es selbst nicht zu wissen scheinst! Daraus könnte ich bestimmt eine prima Story machen!?“ „Vergiss es!“ „Nein, keine Angst, ich habe schon einen Kassenschlager! Hatte einen ziemlich turbulenten Tag heute! Musste mich eben mit einem alten Arbeitskollegen prügeln. Außerdem habe ich den Chef des Tojo-Clans getroffen! Das war doch der Clan, der etwas mit dieser Droge zutun hatte, die deinen Arm so verändert hatte, oder?!“ „Ja! Woher kennst du ihn?“ „Ach, Yurimov hat es mir gezwitschert, nachdem er seine Niederlage ingestehen musste! Hätte zu gerne noch den Koffer mit dem ganzen Geld mitgenommen, aber für die Story kriege ich warscheinlich genug auf legalem Weg!“ „Langsam! Ich kapier gar nix!“ „Oh, sorry! Jedenfalls erinnerst du dich nicht mehr, daran müssen wir was ändern! …Kommt ja nicht alle Tage vor, dass du in einer Gasse liegst!“ „Naja, ist nicht das erste Mal…!“ „Ach was?!“ „Kubo-chan hat mich früher auch in einer Gasse aufgelesen. Ich kann mich nur noch schwach erinnern. Irgendwer hatte mich verfolgt, ich bin davon gelaufen!“ „Naja, warscheinlich hatte das mit dieser Droge zutun, oder?!“ „Meinte Kubo-chan auch! Ich habe keine Ahnung!“ „Wäre doch möglich, dass es Leute von einer Mafia waren, die dich mit dieser Droge aus dem Weg räumen wollten!?“ „Man merkt, dass du Journalist bist…!“ „Ach wirklich?“, meinte Ryoji und musste lachen. „Wage es nicht, darüber eine Story zu schreiben!“ Seit Genjo etwas von Kou’s Wundermedizin eingeflößt bekommen hatte, besserte sich sein Zustand stündlich. Er war zwar nicht bei Bewusstsein, aber sein Puls beruhigte sich. Er war zwischenzeitlich fast auf 300 gewesen und nun war er wieder bei 210. Immer noch viel, aber nicht mehr in der lebensgefährlichen Zone. Er atmete auch sehr stark ein und aus. Anfangs hatte er gar nicht geatmet, da war sein Puls auch unter 40. Aber als er die Medizin runter hatte, erhöhte sich der Puls dann schlagartig. „Ein schwacher Mensch wäre vermutlich gestorben!“, hatte der Doktor gesagt. Aber jetzt öffnete der Priester, dessen Körperbehaarung erstmal wieder von seinem Gewand verdeckt wurde, langsam die Augen und schaute ausdruckslos nach oben. „Hey Doc, der Typ ist aufgewacht!“, rief Araki, der den seltsamen Priester seit Längerem beobachtete. Wenn Genjo voll bei Verstand und Kraft gewesen wäre, hätte er sich den Azubi sofort gekrallt, aber so bleib er liegen und wartete, bis der Doktor kam. „Also Herr Sanzo… können sie mich sehen?“, fragte der Braunhaarige. „Geh mir aus der Sonne!“, blaffte Genjo mit schwacher Stimme und schaute weiter nach oben. Etwas hinter ihm war eine helle Laserleuchte aufgebaut, dessen Licht er wohl für Sonnenlicht hielt. „Also hören ja, sehen auch… gut!“, murmelte Kou und notierte sich alles auf einem kleinen Notizblock. „Irgendwie tut er mir Leid!“, feixte Araki und erntete böse Blicke des Priesters, der seinen Blick jetzt erstmals von der Decke abwandte. „Also, die Natronlauge scheint er nicht so gut verkraftet zu haben…!“, meinte Kou und steckte dem Priester ein Thermometer in den Hals. Als er merkte, dass der Priester rot anlief, korrigierte er seinen Fehler und steckte es unter dessen Zunge. Drei Stunden später saß Genjo in seinem Priestergewand auf einem Klappstuhl und zündete sich einen Zigarette an. Kou hatte sein neues Fell gründlich untersucht, während sein Körper noch nicht fähig war, sich zu wehren. Immer wenn der Doktor jetzt an ihm vorbeiging, schaute er ihn grimmig an. Er hätte am liebsten seinen Colt genommen und durch die Praxis geschossen, aber der war nicht mehr da. Da der Priester noch nicht wirklich begriffen hatte, was geschehen war, wer Kasai und Araki waren und wieso er jetzt stark behaart war, beließ er es erstmal bei bösen Blicken. Seine Stimme war schwach und er konnte kaum reden. Kou riet ihm auch, sich keine Zigarette anzuzünden, aber Genjo hörte sehr selten mal auf irgendwen anders. „Hey, der Doc hat doch gesagt, das Rauchen in dem Zustand gefährlich ist!“, bemerkte Araki, der sich ungefragt neben den Priester auf einen zweiten Klappstuhl gesetzt hat. Genjo ignorierte ihn und schaute ausdruckslos auf die Liege, wo er wenige Minuten zuvor noch gelegen hatte. Sein Blick wurde immer glasiger und schließlich verlor er das Bewusstsein und kippte ohne Vorwarnung zur Seite. Zu seinem Pech nicht nach links auf Araki, sondern nach rechts, in einen mit Kies gefüllten Blumentopf. „Autsch!“, stieß Araki mit verzerrtem Gesichtsausdruck aus. In der Tat sah das sehr schmerzhaft aus. Aber Genjo war schon wieder in seinem eigenen Reich. „Oh nein, dieser Idiot!“, rief Kou, als er den Priester neben dem Stuhl liegen sah. Araki hatte sich nicht mal die Mühe gemacht ihn wieder hochzuholen. Als erstes grabschte Kou sich die Zigarette, die bedrohlich nahe an der Gardine lag, dann kam der Priester. Abgesehen von der Beule und dem Kies in seinem rechten Ohr, sah er noch ganz gesund aus. Normale Hautfarbe, Puls nur noch bei 200… okay, überall Fell am Körper und 39,4° Fieber… halbwegs gesund zumindest. „Der Typ ist mir irgendwie suspekt!“, meinte Araki, als Kasai dazukam. „War er dir das nicht von Anfang an?“, fragte ihn sein Chef. „Ja…!“ Araki und Kasai legten den Priester wieder auf die Liege und gingen wieder in die Küche. Wieder waren Genjo und Araki alleine in dem großen Raum. Araki war nicht nur der Priester, sondern auch der Doktor und die Praxis suspekt. Eine Arztpraxis im Keller… von dem Invantar ganz zu schweigen: leere Blumentöpfe, eine Sammlung Wasserpfeifen und nebenan eine Küche. „Irgendwie nicht üblich für eine Arztpraxis! Und diese Bilder an den Wänden… ist ja ekelhaft!“ Er ging im Raum umher und begutachtete die Meisterwerke, die an der Wand hingen und hauptsächlich schwer verletzte Kriegsopfer zeigten. „Haha, sobald der Patient aufwacht und nicht weiß, wo er ist, gibt es gleich den nächsten Schlag obendrauf! Na das nenne ich Schocktherapie!“ Kapitel 22: Ultimative Weapon / Terrible Thoughts ------------------------------------------------- 22.Kapitel Jun Sekiya saß auf seinem Chefsessel im Büro des Tojo-Clans und rieb sich die Hände. Er war enorm hibbelig und lachte hin und wieder kurz. Vor ihm lag das Päckchen aus dem braunen Koffer. „Jaaaa! Endlich werde ich für meine Mühen belohnt!“ Sakaguchi, sein persönlicher Sklave, der während Hiroshige Uzakis Clanführung noch seinem Gegenüber von der Izumokai, Sanada, in den Arsch gekrochen war, wie Jun Sekiya es nannte, seufzte und verließ das Büro. Die Angestellte und Dealer bekamen nichts von dem Inhalt das Päckchen mit, genau wie es auch Sanada gemacht hätte, wenn er den Koffer wieder gekriegt hätte. Jun ging mit dem rechten Auge nah ans Päckchen ran und suchte fast in Zeitlupe nach einer Stelle, wo man es gut öffnen konnte. Er war zwar ein Klingenspezialist, aber dieses Päckchen wollte er vorsichtig behandeln. Er hatte keine Ahnung, was darin war, nur, dass es der Izumokai gehörte und Sanada all seine Truppen zur Wiederbeschaffung losgeschickt hatte. Zumindest vermutete er das, denn bis er Sakaguchi befohlen hatte, sein Handy auszuschalten, kriegte er ständig Meldungen, dass es Konflikte mit Leuten von der Izumokai gab. Die Organisation Hyo war noch unbekannt, aber es fiel auf, dass einige merkwürdige Männer in schwarz Yokohama im Eiltempo durchquerten, als seien sie nach etwas auf der Suche. „So, hier haben wir doch eine undichte Stelle…!“, säuselte er. Die rote Folie, deren Konsistenz selbst dem Chef des Tojo-Clans unbekannt war, löste sich leicht und nach drei Minuten hatte der Blonde es geschafft. Vor ihm lag… „Wow! Sieht nicht schlecht aus! Eine Schusswaffe!“ Eine silberne Waffe in Form einer großen Pistole, mit allerlei Kammern und Verzierungen, befand sich jetzt in Juns Hand. Oben war ein Behälter mit einer leuchtenden grünblauen Flüssigkeit. „Mal ausprobieren…!“, murmelte der Blonde und zielte auf die Wand. Ganz ohne Rückstoß kam eine winzige Kugel Plasma aus der Pistole und brannte in einer halben Sekunde ein Loch mit einem Durchmesser von über 30 cm in die Wand. „Ach du scheiße! Ist ja der Oberhammer! Und sowas haben die da und benutzen es nicht?“, rief Jun laut und grinste breit. „Plasma ist das nicht… das hat nicht so eine Durchschlagskraft! Ein gebündelter Laserstrahl vielleicht?“ Er lag völlig falsch. Die Flüssigkeit befand sich jenseits von Plasma, Laser und anderen Stoffen. Sie war etwas besonderes. Völlig unerforscht. Sanada hatte sie drei Jahre zuvor von einem Händler aus Usbekistan gekauft, der kurz vorm Verhungern war und dringend Geld für Nahrung benötigte. Er wollte ihne eigentlich über die Waffe ausfragen, aber er verstarb, bevor er wieder fit wurde. Seine Speiseröhre war zugeklebt und ließ kein Essen mehr durch. Sanada ärgerte sich, dass er nicht einen Spezialisten herbeordert hatte, als er noch lebte. Aber immerhin hatte er die Waffe. Und das quasi umsonst, da der Besitz des Penners, also Sanadas Geld, wieder in seinen Besitz überging, als der Typ starb. „Muhahaha! Jetzt steht der völligen Herrschaft des Tojo-Clans nichts mehr im Weg!“, rief er lachend und machte mit dem Lärm selbst Sakaguchi Angst, der vor der Tür stand. Er packte die Waffe wieder in die Folie ein, legte sie in seinen Tresor und verließ das Büro, um seinem Sklaven zu sagen, dass er den Tojo-Clan zusammentrommeln sollte. „Aber Chef, unsere Männer haben aktuell Delikte mit den Izumokai-Leuten!“, sagte Sakaguchi. „Dann die anderen, die keine haben! Scheiß drauf, wir brauchen nicht alle, mit meiner neuen Waffe können wir die Izumokai auch so überrennen!“ Sakaguchi war jetzt besonders neugierig und stahl einen Blick in das Büro seines Chefs, als der die Treppe ins Erdgeschoss runterging. Er sah das Loch in der Wand und war arg beunruhigt. Er wusste, dass Jun Sekiya nicht der vorsichtigste Mensch war und oft unbedacht handelte. Er fragte sich, wieso Sanada die Waffe, die sein Chef erwähnte, nicht schon eingesetzt hatte, wenn sie so perfekt war. „Das kann doch nicht wahr sein!“, donnerte Sanada, als er von dem Misserfolg seiner zwei Agenten erfuhr, die es mit Karim Yurimov, Jun Sekiya & Ryoji Takizawa zutun gehabt hatten. „Okay, Rückzug! Alle treffen sich in 45 Minuten in der großen Halle! Wir müssen jetzt handeln!“ Er war schlauer und erfahrener als sein Gegenüber Jun Sekiya, das wusste er. Er konnte seine Feinde gut berechnen und wusste, dass auch der Chef des Tojo-Clans seine Truppenversammeln würde, wenn er die Waffe ausprobiert hatte. „Also kommt jetzt das große Aufrüsten?“, fragte Osamu, der sich wieder seiner Pflicht als Leiter der Jugend stellte, nachdem er vorübergehend von Sanada suspendiert war. „Leider ja! …Ich wollte eigentlich Frieden, bis wir Makoto Kubota wieder auf unserer Seite gehabt hätten. Spätestens seit seinem Mord an Uzaki und seinen Leibwächtern ist seine Qualität unübertroffen. Mit ihm und unserer Jugend, die sich sehr gut entwickelt, könnten wir den Tojo-Clan aus Yokohama verdrängen! Dann wäre uns ewiger Reichtum gesichert! Haha, wenn wir die Drogenbranche alleine anführen, verdienen wir uns dumm und dämlich und müssen auch keine schlechten Preise mehr machen!“ „Das weiß ich!“, bemerkte Osamu. „Aber der Tojo-Clan entwickelt sich unter Jun Sekiya noch besser! Er ist zwar in Sachen Taktik ein Laie, aber in Geschäften und in Sachen Motivation scheint er ein Genie zu sein! Wir dürfen ihn nicht unterschätzen! Wenn wir noch ein halbes Jahr warten würden, hätten wir wahrscheinlich keine Chance mehr! Auf Kubota können wir uns nicht verlassen, das ist sehr schade! Aber wenigstens hat ihn auch der Tojo-Clan nicht!“ „Wer weiß…!?“ „Halt den Mund! So doof ist er nicht! Außerdem ist ER sein Vater!“ „Hmm, sind sie sich da nicht zu sicher?“, fragte Osamu weiter, der bei seinem Chef mittlerweile die Skepsis in Person war. „Natürlich! Diese Augen und diese Selbstsicherheit sind kein Zufall!“ „Schlau und kräftig ist er auch! Er ist wirklich ein Ausnahmetalent!“ „Eben drum! Er wäre unser dritter Trumpf gewesen! Mit Hyo, Kubota und der Waffe hätten wir den Tojo-Clan ausradiert!“ „Sie sind ja ziemlich kriegsfixiert…!“ „Ich erklärte bereits warum!“ „Nein, sie erklärten nur, dass sie in einem halben Jahr keine Chance mehr gegen den Tojo-Clan hätten! Wieso sollten sie uns denn überhaupt angreifen?“ „Witzbold! Weil sie die Alleinherrschaft wollen!“ „Nicht alle denken so wie sie!“ „Aber die Meisten!“ „Ach wirklich? …Naja, wir könnten ja in die nächste Großstadt auswandern…!“ „Bist du von Sinnen? Hier laufen die großen Geschäfte! Und ich verliere außerdem nicht gerne!“ „Naja, aber sie denken ziemlich menschenverachtend! Es wird viele Tote geben!“ „Ja und? Zu unserem besten!“ „All die vielversprechenden Jungs, die ich fördere… sie haben einen großartige Zukunft!“ „Seit wann denn so sentimental?“ „Tsk! Sie sind ein Arschloch, Chef!“ „Du wirst mir noch danken!“ Osamu wunderte sich, dass sein Chef keinen Tobsuchtsanfall kriegte. Scheinbar hatte er wieder seine alte Ruhe wiedergefunden, trotz der Umstände. Tokitoh wachte in einem großem weißen Bett auf. Die Wände besaßen ein warmes Gelb und durch die großen Fenster schien die Abendsonne direkt in sein Gesicht, als er sich aufrichtete. „Ah, Toki-Bo! Wieder auf den Beinen?! Wie geht’s dir?“, fragte Ryoji eine Minute später, als der Schwarzhaarige durch den Wohnraum seiner Mietwohnung tappste. „Ach hier bin ich!?“, murmelte der Angesprochene, der Ryojis Schlafzimmer bei seinem ersten Besuch nicht gesehen hatte. Damals hatte er auf der Couch gepennt. „Ich hielt es für besser, dich erstmal mit zu mir zu nehmen, sahst echt nicht gut aus!“ „Was ist passiert?“ „Naja, bist plötzlich umgekippt, als wir geredet haben. Ich habe dich in einer Gasse gefunden!“ „Oh…!“ „Und du konntest dich an nichts erinnern, was vorher war! …Scheint sich nicht geändert zu haben, oder?“ „Nein…!“ „Is’ schon ’ne beschissene Sache, so eine Amnesie…! Hatte ich auch mal. Damals hatte ich einen Sparten vor’n Schädel gekriegt. Ui, das war schmerzhaft! Irgendwie wusste ich es danach aber nicht mehr! Den ganzen Tag habe ich vergessen!“ „Also… mir flackern immer irgendwelche Bilder vor den Augen!“ „Oh! Das ist mir neu!“, flachste Ryoji und ging in die Küche, um sich und seinem Gast einen Tee zu machen. Tokitoh setzte sich auf die Couch, die nicht den Anschein machte, als hätte sie Jemand im letzten Jahrzent benutzt. Aber er hatte ja selbst schon darauf gelegen. Er versuchte sich krampfhaft zu erinnern. Immer mehr Bilder spukten in seinem Kopf herum. Er konnte sie aber nicht zuordnen. Er sah Toki und Nobuto… er sah den Raum mit den Kameras. Und er sah gelben Rauch. …Plötzlich fasste er sich an den Kopf und begann zu schreien. Er stürzte von der Couch auf den Boden und keuchte heftig. „What’s up?“, fragte Ryoji, der wieder aus der Küche kam. Tokitoh antwortete nicht. „Nur weil ich keinen Sauerkirsch-Vanille-Tee habe? …Oder dachtest du etwa, wir haben zusammen in einem Bett geschlafen?“ Ryojis Jokes halfen nicht gerade, was den Sprücheklopfer ausnahmsweise auch nicht wunderte. Tokitoh beruhigte sich zu seinem Glück aber allmählich. Dennoch, er war wie weggetreten, als Ryoji seinen Kopf zu sich drehte, um ihm in die Augen zu schauen. „Heilige Scheiße! Was ist denn los?“, fragte der Journalist, als er in die winzigen Pupillen seines Gastes schaute, der nicht mehr ganz bei sich war. Nach zwei Minuten regte er sich wieder selbstständig und fasste sich sofort wieder an den Kopf. „Kubo-chan!“, flüsterte er verzweifelt. Jetzt fasste sich Ryoji auch an den Kopf. „Ist irgendwas passiert? Erinnerst du dich?“ „Ich… Ich habe ihn…!“ „Was bitte?“ „…UMGEBRACHT!“, schrie der Schwarzhaarige und brach in Tränen aus. Ryoji brauchte eine Weile um das zu realisieren, was der Schwarzhaarige laut hinausgeschrien hatte. „Was? Kubotchi? Tot? …Das glaub’ ich nicht!“ Keine Reaktion von Tokitoh. Er war in Tränen versunken und vergrub seinen Kopf unter seinen Armen. Den Handschuh hatte er abgerissen und hinter die Couch geworfen. Ryoji zog es vor, den unberechenbaren Kerl allein zu lassen und ging wieder in die Küche, um seinen Tee zu schlürfen. Besonders sensibel war er nie gewesen und in solchen Situationen machte er oft alles falsch. Er nahm sich die Abendzeitung vom Vortag und überflog die Titelstory mit dem Leichenklau von Komissar Keiichiro Kasai. Am liebsten las er den Sportteil. In der Jugend selbst erfolgreicher Basketballspieler gewesen, – dieser Sport war allerdings nicht sonderlich populär in Japan und mit Journalismus ließ sich mehr Geld verdienen – fieberte er immer noch jedes Wochenende mit den Chunnam Chameleons mit, der Truppe, wo sein Lieblingsspieler Jay N’Guyen spielte. Sie spielten im oberen Tabellendrittel mit, aber keiner der Profis verdiente mehr als eine halbe Million Yen im Monat. Daher waren es meistens auch nur kleine Berichte auf der dritten Seite, da auf der ersten Seite fast ausschließlich Berichte von Fußball und Turnen waren. Nach einer Weile stellte er seine Tasse hin, presste die Zigarette aus, legte die Zeitung weg und ging wieder in den großen Wohnraum, dessen orangefarbenen Wände dem Raum eine angenehme Wärme verliehen. „Mein Bauch sagt mir zwar, dass er nicht tot ist, aber jetzt erzähl mir mal, was passiert ist!“ Nach einer halben Minute hob Tokitoh den Kopf und schaute den Journalisten traurig an. „I-Ich weiß es nicht!... Ich habe nur einz-zelne Bilder!“ „Vielleicht sollte ich mich mal auf die Suche nach unserem Freund machen?!“, bot ihm Ryoji an. „Wenn er nicht tot ist, läuft er bestimmt nicht auf der Straße rum!“, sagte Tokitoh und wischte sich die Tränen von den Wangen. Der Schockzustand hatte sich schon wieder verzogen und er kämpfte wacker gegen die Depressionen an, die sein Gemüt leicht übernahmen. Er hatte es Makoto verprochen, sich keine Sorgen mehr um ihn zu machen. Aber ein bißchen anders war die Situation diesmal schon. „Vielleicht war es ein anderer Mann, der ihm ähnlich sah?!“, meinte Ryoji. „Nein…!“ „…Okay, ich gehe ihn trotzdem suchen!“ Kapitel 23: Wild Adapter / Smooth Monk -------------------------------------- 23.Kapitel Araki, Kou und Komissar Kasai standen alle erstaunt vor den Testergebnissen des unruhig mit den Hüften hin- und herwippenden Doktors. „Is’ ja’n Ding!“, bemerkte der Komissar als Erster. „Wohl wahr, wohl wahr…!“, bestätigte Kou. „…Wie liest man diese Tabellen eigentlich?“, fragte Araki, der vorher fünf Minuten lang die Dokumente betrachtet hatte, ohne ihnen etwas Sinnvolles entnehmen zu können. „Oh mann, die Horizontale A in den Diagrammen A, B & C zeigt die Stärke der Behaarung. Die Horizontale B den Puls und die Horizontale C die Wirkungsintensität. Neben der Graphik ist die Zeit nach der Einnahme des Stoffes angegeben. Und die Parabel deutet den Zusammenhang dieser drei Säulen an. Siehste du? Der Puls in der Mitte ist äußerst interessant! Vor allem in Diagramm B!“ „In der Tat!“, bestätigte Kasai. „Und die anderen Graphiken?“ „In Diagramm D siehst du eine Kurve, die zunächst rapide gen Null geht, dann stetig steigt und im Laufe der Zeit zwei Einbrüche hat. Das sind die intensiven Phasen, wo der Stoff sich in bestimmten Bereichen ausbreitet; dort, wo er auf instabiles Zellgewebe trifft. Einmal zwei Minuten nach Einnahme des Stoffes und ein weiteres Mal sieben Minuten später. Und ganz am Ende ist sie wieder ganz oben, da ist dann die Ausscheidung des Stoffes erfolgt. Aber sie ist nicht ganz auf dem Maximum, das deutet Folgeschäden an. Aber nur gering!“ „Also sind hundert Prozent auf der Y-Achse das totale Wohlbefinden?!“ „Unter normalen Umständen. Ich weiß nicht, wie ein Mensch mit bestimmten Krankheiten auf die Droge reagieren würde. Aber unser Opfer hatte anscheinend nichts allzu Schlimmes vorzuweisen!“ „Was ist mit den nachhaltigen Veränderungen? Das Fell muss ja auch durch etwas bewirkt worden sein! Ist ein Teil der Droge noch im Körper?“, fragte der Komissar neugierig. „Die Auswertung läuft noch, aber wie der Rechner arbeitet, wird ganz bestimmt nicht alles normal sein! Normalerweise sterben die Opfer ja auch sofort!“ „Sie kennen sich scheinbar gut mit W.A. aus…! Rein beruflich?“ „Naja, ich bin ein selbstständiger Arzt. Zu mir kommen nur Kunden, die mir auch vertrauen! Mit W.A. habe ich zufällig zutun gekriegt, seitdem lässt es mich nicht mehr los!“ „Haha, wer vertraut ihnen denn?“, fragte Araki dreist. Ohne eine Antwort abzuwarten, fragte er den Doktor aber gleich weiter über die Diagramme ab: „Hier ist die Parabel umgekehrt! Das war die Stelle, wo sein Puls besonders hoch war! Aber die Behaarung war etwas intensiver, als die Graphik zeigt, also keine richtige Parabel, außer man verschiebt die erste Säule etwas nach rechts!“ „Gut aufgepasst! Unsere Graphik zeigt nur die Durchschnittswerte an. Je nach Opfer können die tatsächlichen Werte aber anders aussehen. Ich habe gleich auch eine spezielle Auswertung für diesen Patienten vorliegen. Die Analyse dauert nicht so lange, denke ich!“ „Hmm, wieso ist die Wirkungsintensität denn so niedrig, wenn der Puls so hoch ist?“ „Das frage ich mich auch! Sieht so aus, als hätte der Stoff Angst, wenn der Puls so stark schlägt!?“, fasste der Doktor seine Gedanken in Worte und ließ dies sogleich als These stehen. „Sieht zumindest so aus!“ „Wo ist unser Priester eigentlich? Vorhin lag er noch bewusstlos auf der Liege!“, fragte Araki, als er einen Blick nach hinten warf. „Verflucht! Nichts als Ärger mit dem! Erst schlägt er sich fast den Kopf auf und jetzt ist er schon wieder auf den Beinen und stört uns bei unseren Forschungen!“, fluchte Kasai. „Keine Angst, er müsste auf der Toilette sein!“, meinte Kou, als er auf seine seltsame purpurrote Armbanduhr schaute. „Ich kriege es mit, wenn Jemand die Praxis verlässt!“ „Interessantes Gerät!“, bemerkte Araki. „Ja, Sanosuke-sama ist ein Genie! Ich frage mich, wieso er sich noch nicht selbstständig gemacht hat! Er hat das Zeug zu einem ganz Großen!“ „Na weil niemand seine Praxis findet!“, flachste Araki. Kou fand kein Argument dagegen und wandte sich wieder den Forschungsergebnissen zu: „Hier haben wir auch schon die Daten des Mönchs!“ Die drei Männer verglichen die beiden Blätter mit den Graphiken sorgfältig und stellten schon auf dem ersten Diagramm einen großen Unterschied fest. „Unmöglich! Einen Menschen, der soweit von den Durchschnittswerten entfernt ist, habe ich noch nie gesehen! Völlig egal um welchen Stoff es sich handelt!“, rief der vorläufig geschockte Doktor. „Vorhin war sein Puls sehr hoch! Das heißt, dass die Wirkungsintensität…“ „Potzblitz! Wo ist der Kerl? Er braucht dringend Ruhe!“, fuhr Kou dem fleißig kombinierenden Komissar dazwischen. Er rannte zur Klotür und klopfte hektisch an. Der verschrobene Priester war längst draußen. Das große Klofenster hatte er mit Mühe erreicht und so zündete er sich erstmal eine der Zigarette an, die zu seinem Glück immer noch in den Taschen seines Priestergewands steckten. „Was für Trottel!“, sagte er und lachte kurz, bevor er seine gewohnte grimmige Miene wieder aufsetzte. Er war durch und durch ein Griesgram, selbst, wenn er zuviel getrunken hatte. Ganz selten mal, wenn er zuviel Ärger gehabt hatte, genoss er die Ruhe, wenn er sie denn mal fand. Dann sollte ihn aber trotzdem keiner ansprechen, wenn er nicht erschossen werden wollte. Als er sich zur Sicherheit an die Hüfte griff, merkte er, dass sein Colt nicht mehr an seinem Platz war. „Das gibt Tote!“, war sein erster Gedanke, den er auch nicht zu leise aussprach. Zwei junge Damen beäugten ihn daraufhin skeptisch. Als Genjo die eine Frau „Die Männer haben heutzutage echt keinen Sinn für Mode!“ sagen hörte, vermisste er seinen Colt noch viel stärker. „Argh, der kann ja wer weiß wo sein!“, rief Kou und raufte sich die Haare. „Mein schönes Testobjekt!“ „Ich zweifle immer noch daran, dass er ein seriöser Doktor ist…!“, meinte Araki zu Kasai, der daraufhin nickte. „Was machen wir jetzt?“ „Keine Ahnung…!“, antworteten beide gleichzeitig. „Okay… dann schlage ich vor, dass sie sich wieder ihrer Arbeit widmen und ihren Job retten!“ „Sie haben gut reden! Ich will zumindest die Daten von W.A.! Es gibt da wen, der kann sie gut gebrauchen!“ „Hmm, ich weiß nicht, ob ich ihnen trauen kann! Das hier ist nicht gerade legal!“ „Das sollten jawohl wir sagen!“, erwiderte Araki empört. Der Schwarzhaarige war immer übelst misstrauisch und der Doktor tat auch von Anfang an nichts dafür, sein Misstrauen zu lindern. „Naja, wenn sie die Wahrheit sagen, waren sie eh die längste Zeit Komissar! Falls sie trotzdem fliegen, erwarte ich, dass sie Stillschweigen bewahren. Sie können mir gern in meiner Praxis helfen, wenn sie etwas Geld brauchen!“, entgegnete Kou lächelnd. „Lassen sie den Sarkasmus! Hasebe wird nichts durchbringen gegen mich!“, rief Kasai entrüstet. „Nun gut, dann nehmen sie die Dokumente hier. Bis wir wissen, ob er noch Teile der Droge im Körper hat, dauert es noch etwas. Ich könnte ihnen die Informationen zukommen lassen, aber suchen sie nie wieder diese Praxis auf, Dr.Kawada hat nichts hiermit zutun. Sie werden mich hier nicht mehr treffen, meinen normalen Wohnsitz halte ich geheim!“, erklärte Kou und ließ dabei das erste Mal einen bißchen mehr Ernsthaftigkeit aufleuchten. „Geht klar! Araki gibt ihnen seine Nummer für die Daten!“ „Heeey! Wieso ich?“ „Weil mein Handy hin und wieder kontrolliert wird. Ich bin ziemlich berüchtigt im Präsidium, sie trauen mir nicht mehr alle!“ „Na kein Wunder…!“ Der Komissar und sein Azubi verließen die Kellerpraxis durch den Eingang wieder und machten sich auf den Weg zu Makotos Wohnung. Kasai wusste, dass Makoto selten zu hause war und gerne mal in Hotels übernachtete, aber im Mahjongg-Laden war er schon länger nicht mehr, also hatte er hier die größte Chance, ihn zu treffen. Kou grinste und entnahm dem Computer sofort die restlichen Daten, die längst fertig ausgewertet waren. Er hatte nicht vor, mit einem Komissar zusammen zu arbeiten, nicht mal mit dem wohl abgewracktesten und berüchtigtesten. Er löschte alle seine Daten von Dr. Kawadas Computer und verließ mitsamt den Daten die Praxis. Ohne zu wissen, dass Kasai Makotos Mehr-oder-weniger-Onkel war, machte auch er sich auf den Weg in seine Praxis, um Kontakt mit dem Brillenträger aufzunehmen. Hitzkopf Genjo war mittlerweile müde vom Sinnlos-durch-die-Gegend-latschen uns setzte sich zum Verschnaufen erstmal auf eine Parkbank. Zum ersten Mal seit mehreren Tagen dachte er ernsthaft nach. Vor nicht allzu langer Zeit war er noch in Kyushu und hatte sich von seinem Begleiter, einem idiotischen Affen, wie er ihn nannte, getrennt. Er war eigentlich auf dem Weg nach Westen, um einen Auftrag auszuführen. Aber irgendwie war er vom Weg abgekommen und nach Norden gereist. Seitdem er in Japan war, suchte er eigentlich nur Sake-Bars und den damit verbundenen Stress, wenn man nichts Zahlbares in der Tasche hatte. Aber er lebte noch. Und nun fragte er sich, was er eigentlich in Japan tue. Er hatte Einiges erlebt. Zum Beispiel hatte er nie zuvor einen Waschsalon betreten, von dem Quietscheentchen auf dem Schild mal ganz abgesehen. Der frische Duft an seinem Umhang war mittlerweile versiegt, aber er fühlte sich schon ein wenig wohler. Am Abend in der Saito ABG hatte er extra darauf geachtet, dass er nicht seinen Umhang vollkotzte. Das Fell an seinen Armen und Beinen störte ihn gar nicht, er hatte sich schnell dran gewöhnt. „Hmm, ich gehe zum Coiffeur und dann hat sich das!“, murmelte er. Doch es gab natürlich keine Ganzkörper-Friseure. Das fiel ihm dann nach ein paar Minuten auch ein. Eine halbe Stunde verbrachte er auf der hölzernen Bank, die recht morsch wirkte und zu zerbrechen drohte, wenn sich noch wer darauf setzen würde. Dann kam ein unangenehmer Bekannter durch den Park geschlendert. „Haha, wen haben wir denn da? Den Mönch!“, sagte Sha Gojo extrem gut gelaunt und lachte sich ins Fäustchen. Er war immer wieder stolz auf seine eigenen Witze und vergaß dabei oft, auf die des Anderen einzugehen oder sie ernsthaft zu hinterfragen. „Hey, halt die Klappe! Ich genieße gerade die Ruhe!“ „Na dann wollen wir den alten Opi mal nicht stören! Jaja… die Zeit vergeht…!“ In diesen Tagen war Genjo extrem leicht reizbar und ob er nun seinen Colt parat hatte oder nicht, regte er sich doch sehr schnell auf und zettelte gerne mal einen Streit an. Doch jetzt blieb er ruhig. In früheren Tagen war er die Ruhe in Person. Seine Coolness war extrem und deshalb wurde auch er beauftragt, im Westen ein Abkommen mit einem hinduistischen Volk zu machen. Doch irgendwann hatte ihn der Affe, dessen Name Son Goku mehr als gut zu ihm passte, derart genervt, dass er komplett ausgetickt war und seinen Begleiter einfach mal weggeschickt hatte. Dabei war er es, der ihn einige Jahre zuvor in einem Felsengefängnis aufgelesen hatte, wo der Arme mehrere Jahre bei Wasser und trockenem Brot verbracht hatte. Wieso wussten beide nicht und daher nahm er ihn einfach mit. Eigentlich nervte ihn nur das Geschrei, was der Affe jahrelang erfolglos aussendete, damit ihn wer fand. Von da an jedenfalls, war er ziemlich schlecht gelaunt und versuchte seine Launen mit Alkohol zu besänftigen. Gäbe es nicht immer wieder noch schlechter gelaunte Kneipenschenke, die auf die standesgemäße Bezahlung für den Trunk warteten, oder Typen wie Sha, die ihn bis zur Weißglut treiben wollten. „Steck die Fühler wieder ein, ich habe keine Zeit für dich!“, sagte er ruhig und versuchte sich wieder zu entspannen. „Hmm, bist ja ganz entspannt heute…! Wie kommt’s überhaupt, dass du noch lebst? Ich habe deine Leiche in der Zeitung gesehen!“, erklärte Sha seine Verwunderung. Statt einem „Gleich setzt’s was!“ antwortete Genjo bloß „Kannste mal sehen, mich kann man nicht so einfach umbringen!“ und nun war Sha doch ziemlich verwirrt. „Es ist an der Zeit für eine Erklärung, wenn du mich fragst!“ „Hmm…“ Stille. Der Priester, ausnahmsweise mal nicht am rauchen, grübelte lange Zeit. „Sag was!“, befahl ihm Sha ungeduldig. „Was!“ „Behandle mich nicht wie einen Deppen!“ „Das Problem ist, du machst dich selbst zum Deppen!“ „Glatzkopf!“ „Kakerlake!“ Wieder Schweigen. Sha brodelte innerlich, da Genjo ihn beim Reden nicht mal anschaute, sondern sehnsuchtsvoll in den Himmel starrte. „Hör mal, du solltest tot sein…!“ „Ist das dein einziges Problem?“ „Nein, meine Miete muss noch gezahlt werden! Ich bin allerdings zu faul, um denen einen Scheck zu bringen!“ „Siehste… dann kümmer dich doch erstmal darum!“ „Nein!“ „Selber Schuld! Man muss Prioritäten setzen!“ „Und die wären?“ „Anstatt nach Dingen zu fragen, die einen nichts angehen, sollte man sich lieber um sein eigenes Leben und die wirklichen Probleme kümmern!“ „Darauf habe ich aber keine Lust! Und darf ich dich daran erinnern, dass du bei Kazuo besoffen von der Treppe gefallen bist? Wer hat hier die größeren Probleme?“ „Ich…!“ Die Antwort hatte der Rothaarige nicht erwartet. „Aber ich habe das Zeug dazu, sie zu lösen! Da bin ich mir sicher!“ Genjo war immer schon ein bißchen eingebildet, aber er ließ stehts Taten folgen. „Hast du vor, auf der Parkbank zu übernachten?“, wechselte Sha frustriert das Thema. „Nein, die ist ein wenig hart! Ich nehme die schmucke Wiese da hinten!“ „Oh… im Bund mit der Natur, was?!“ „Würde dir auch nicht schaden! Deine Fühler sehnen sich nach Ihresgleichen!“ „Halt den Rand! Das sind Glücksantennen! Ich glaube du hast es bitter nötig! Pass auf, dass der Mond dir nicht auf den Schädel fällt, wenn er Seinesgleichen sucht!“, versuchte Sha zu kontern. Genjo fragte sich schon länger, wieso Einige ihn Glatzkopf nannten, er hatte es nie kapiert. Aber Sha war nicht der Erste. „Reden wir morgen weiter, es dämmert schon!“ „Falls dir im Schlaf nicht einfällt, dass du vielleicht doch schon tot bist!“ „Tja, meine Träume vergesse ich morgens wieder! Wenn du mich tot sehen willst, dann erschieß mich doch!“ „Liebend gern!“, sagte Sha und trat grummelnd ab. Kapitel 24: Walk Together / Nice Surprise ----------------------------------------- 24.Kapitel Die zweite Überschrift ist mit Ironie zu verstehen!^^ Makoto war aufgewacht und hatte sich sofort aufrecht hingesetzt, die fette Bauchwunde ignorierend. Der alte Mann schaute ihn verwundert an, sagte aber nichts. Die Krankenschwestern wollten ihm befehlen, sich wieder hinzulegen, aber ein strenger Blick reichte, dass die eine ihren Arm wieder zurückzog. Desweiteren war er sehr nett und lächelte steht’s. Allerdings war eine gewisse Leere dahinter zu spüren. Niemand wusste, ob er sich an irgendetwas erinnerte. Bereits am nächsten Tag verließ er das Krankenhaus und machte sich auf den Weg nach Hause. Er ließ sich nicht viel Zeit und schien ein Ziel zu haben. „Hey Kubota-san!“, rief eine bekannte Stimme in hektischem Ton von hinten. Makoto wich mühevoll einem Daihatsu aus, der im Affenzahn über die Straße fegte. Das Auto driftete etwas und stoppte dann. Es blieb mitten auf der Straße stehen und zwei Personen stiegen aus, die Makoto ebenfalls kannte. „Hey Makoto!“, rief Kasai und umarmte seinen Adoptiv-Neffen voller Erleichterung. „Wir haben dich gestern zu Hause nicht gefunden, haben uns schon darauf eingestellt, dass es Tage dauert, bis wir dich finden!“ Von hinten kam Osamu angerauscht, Makotos früherer Vorgesetzter. „Kubota-san! Wissen sie schon das Neueste?“ „Tach!“, sagte Makoto erstmal, ziemlich überrumpelt. „Wir haben Daten über Du-weißt-schon-was!“, sprudelte es aus Kasai heraus. „Sanada geht auf’s Ganze! Hat gerade eine seiner berühmten Reden gehalten, morgen geht der Krieg gegen den Tojo-Clan los!“, erzählte Osamu danach. Eigentlich war Osamu stolz und etwas eingebildet, aber in Makoto sah er immer noch eine Art Mentor. „Tojo-Clan? Den kenne ich doch!“, meinte Kasai. Makoto, durch den immensen Blutverlust noch nicht ganz auf der Höhe, lächelte erstmal gequält. „Ah, sie sind der Komissar, der diese Leiche entführt hat, was?!“ „Hmpf, das weiß ja mittlerweile die halbe Stadt!“ „Welche Leiche? Ich lebe noch und fühle mich auch ganz gut!“, sprach der Priester, der plötzlich hinter Kasai und Araki auftauchte. Er hatte eine anstrengende Nacht hinter sich. Er hatte tatsächlich auf der Wiese geschlafen, aber irgendwann gegen 2 Uhr weckte ihn ein wütender Polizist und er musste sich verziehen. „Hey, das gibt’s nicht! Du fehlst ja gerade noch!“, rief Kasai entzückt. „Wenn dir was nicht passt, dann geh! Is’ nicht mein Bier!“, erwiderte Genjo, der gar nicht erst Kompromisse aufkommen lassen wollte. „Nein, wieso sollte ich? Jetzt kann ich gleich Beweise liefern!“ „Wofür denn?“, fragte Makoto, der wohl wusste, dass es im Grunde genommen immer noch um ihn ging. „So, hier hast du die Dokumente! …Wo ist eigentlich Toki-Bo?“, fragte der Komissar, während er dem Brillenträger die Forschungsergebnisse von Doktor Kou gab. Makoto antwortete nicht und wendete sich den Papieren zu. „Ich hätte doch noch gerne gewusst, ob noch was auf mich zukommt…!“, sagte Genjo wie ausgewechselt. 24 Stunden zuvor hätte er das Wort Gerne niemals benutzt. „Die Ergebnisse hatten wir leider noch nicht, aber der Doc will sie uns zukommen lassen!“ „Welcher Doc?“, fragte Makoto, der Kou’s Handschrift kannte und schon auf den ersten Blick zwei Informationen, die mit rotem Filzstift dazugeschrieben worden waren, erblickte und zu identifizieren vermochte. „Er nennt sich Kou!“, antwortete der Komissar. „Dann weiß ich, wo ich jetzt hingehe!“ „Ach was! Ihr kennt euch?“ „Ich sage dazu nichts!“ „Dann kommen wir mit!“, erklärte sich Kasai dazu, diesen Fall endgültig nicht mehr loszulassen. Araki ballte die Faust auf Aussicht auf eine positive Schlagzeile, die er in der Zeit mit Kasai so gut wie nie bekommen hatte. „Ich habe Zeit!“, sagte Genjo und lächelte dabei vielleicht sogar ein kleines bißchen. Osamu war ein wenig überrumpelt und wusste nicht, was er jetzt machen sollte. An sich hatte er den Tag noch frei, weil Sanada den Tag für Vorbereitungen benutzte, trotz der Gefahr, dass der Tojo-Clan plötzlich zum Angriff blasen könnte. „Hat die Behaarung eigentlich zugenommen?“, fragte Araki den Priester. „Geht’s auch noch lauter? …Nein, alles beim Alten! Fühlt sich gar nicht mal so schlecht an!“ Araki lachte auf und fing sich ein paar böse Blicke ein. „Ich weiß nicht, ob das so gut ist!“, sagte Makoto, auf den Vorschlag, die Anderen mitzunehmen. „Wir kennen den Doktor gut, keine Sorge!“, versuchte Kasai sich ihm aufzudrängen. „Na gut…!“ So marschierten sie alle in Richtung Kous Laden, selbst Osamu kam nach kurzen Überlegungen mit. Er bemerkte glücklicherweise, dass Kasais Daihatsu immer noch mitten auf der Straße stand. Der Komissar parkte ihn eben am Straßenrand, wo die Abschlepper in dieser Region nicht lange auf sich warten ließen. „Ach weißt du schon? Tatchan ist leider gestorben…!“, meinte Osamu zu Makoto und nahm seine dunkle Brille ab. „Oh, das ist schade! Auftrag oder privat?“ „Auftrag! Und das ist ja gerade das Schlimme! Der Tojo-Clan hat den braunen Koffer in die Hände gekriegt!“ „Das ist schlecht! Eigentlich war auf ihn immer Verlass!“ „Naja, Schuld ist der kleine Hizumi, der ihm als Partner zugeteilt wurde! Er hatte den Koffer ja schon aus der Gefahrenzone gebracht!“ „Und dann?“ „Unachtsamkeiten bestraft der liebe Gott sofort!“, meinte Osamu. „Gott ist gestorben!“, sagte Makoto plakativ. Eigentlich dachte er nie über Gott nach, aber Ryoji Takizawas Sichtweise hatte ihn schon etwas fasziniert. „Ich bin mein eigener Gott!“ „Typisch Japaner! Glauben alle nicht an Gott!“ „Kommst du nicht aus Japan?“ „Nein, ich wurde in Taiwan geboren!“, überraschte Osamu den Braunhaarigen. „Echt? Sag das doch gleich! Dann kannst du problemlos einreisen, oder?!“ „Klar!“ Makoto dachte sofort an die Informationen, die er ein paar Tage zuvor erhalten hatte. Sein Langzeitgedächtnis war famos, nur sein Kurzzeitgedächtnis war zurzeit etwas getrübt. Die Wunde schmerzte auch etwas, aber seine Nerven waren in der Region schon ziemlich taub. Kou saß in seinem Laden und trank gemütlich einen Kaffee. Eigentlich bevorzugte er Tee, aber im Moment musste er sich bei Konzentration halten, um seine Berechnungen mit höchster Effizienz und fehlerlos auszuführen. Es war wirklich interessant, was der Computer von Dr.Kawada ausgespuckt hatte. Genjo Sanzo hatte tatsächlich noch Viren im Körper, genauer gesagt im Zwölffingerdarm, in den Bronchen und in den Waden. Die fellbedeckten Arme waren schon virenfrei. „Eine seltsame Droge!“, murmelte der Doktor. Vor allem die möglichen nachhaltigen Auswirkungen stimmten ihn sehr nachdenklich. Da der Priester um Einiges mehr Viren im Körper hatte, als Tokitoh zu seiner Zeit, schwebte er immer noch in ziemlicher Lebensgefahr. Ob es ein dauerhafter Zustand sein würde, konnte Kou noch nicht genau sagen. Aber der Schwarzhaarige wurde aus seinen Gedanken gerissen, als plötzlich die Tür zu seinem Laden aufging und die Klingel ein klingelungewöhnliches Schleifen von sich gab. Makoto interessierte das scheinbar nicht, denn er ging geradewegs zur Theke, wo Kou mit den Dokumenten saß. „Kubota-san? Ich habe gar nicht mit ihnen ger…“, fing Kou überrascht an, ehe er die Meute erblickte, die hinter dem Brillenträger in den Laden gegangen waren. Zuerst Komissar Kasai, dann Genjo Sanzo, dann Osamu und zuletzt mit etwas Abstand und mürrischem Blick Araki. „Hallo! Das ist aber nett, dass sie mal vorbeischauen…!“, log Kou mit einem gequälten Lächeln im Gesicht. Er wollte nicht gerade einen Komissar bei sich im Laden haben und auch keinen impulsiven, unberechenbaren, eventuell unzurechnungsfähigen Priester, der gerne mit Schusswaffen verkehrte. Nun gut, er hatte seinen Colt glücklicherweise nicht mehr, den hatte er ihm persönlich abgenommen. „Ist er etwa deshalb hier?“, fragte sich Kou. Lediglich Osamu, den er sogleich als Mitglied der Izumokai identifizierte, war ihm relativ egal. Er machte oft Geschäfte mit solchen Leuten, ohne sie könnte er seinen Laden gar nicht mehr betreiben. „Hmm, sie haben Infos über W.A.?“, fragte Makoto geradezu lethargisch. „Jetzt ist die Katze aus dem Sack!“, dachte sich Kou, der sich doch sehr wunderte, dass er vor einem Komissar so einfach über W.A. plauderte. Anscheinend kannten sich die beiden und Kasai war noch weniger Hüter des Gesetzes, als er sowieso gedacht hatte. „Nun ja, einige Daten… aber noch nicht ganz ausgewertet!“ Er zögerte etwas, aber Makoto schaute ihn scharf an. Osamus Blick spürte der Doktor auch durch dessen Sonnenbrille. Logisch, dass ein Mitglied eines Drogenclans in diesen Zeiten mehr über diese Droge wissen wollte, die schon so einigen Dealern das Leben gekostet hatte. Die ganze Unterwelt in Yokohama kannte diese Droge, nur wusste niemand wirklich mehr, als dass sie existiert und Menschen auf bestialische Weise umbringt. Naja, aber wenn er schon einen Polizisten eingeweiht hatte, – mehr oder weniger – würde das auch keinen großen Unterschied mehr machen. Außerdem vertraute er Makoto, dass er niemanden mitbringen würde, der ihm gefährlich werden könnte. Obwohl dessen momentaner Zustand ihn schon bedenklich stimmte. „Dann hätte ich sie gerne!“, sagte Makoto. Er sprach sehr ausdruckslos und Kou war sehr unsicher, wie er ihm gegenübertreten sollte. „Das war das erste Mal, dass ich nicht mit ihnen gerechnet habe! Sonst kommen sie immer, wenn ich mich langweile!“, erzählte er, um sich einen Moment zum Nachdenken zu verschaffen. Aber Makoto schaute ihn nur scharf an und so gab Kou ihm die interessanten Dokumente. An sich nahm er dem Doktor ja auch die Arbeit ab, weil er ihm die Forschungsergebnisse eh zukommen lassen wollte. Makoto war ein Freund für Kou, mit ihm konnte er gut reden. Hin und wieder kam der Braunhaarige auf eine Tasse Tee vorbei. Am liebsten tranken sie beide Bitterkirsch-Blutorange mit einem Schuss Pfeffer. Nach einer Tasse dieses Trunkes fühlte man sich wahrlich wach und energiegeladen. Kou importierte seit Jahren ungewöhnliche Teesorten aus anderen Ländern, wie Kuwait, Indien, Laos und Tadschikistan. Manchmal flog er mit einer Sorte auch auf die Fresse, aber meistens stieß er – zumindest bei Makoto – auf reges Interesse, etwas davon zu erwerben. Aber heute konnte den lethargischen Klotz wahrscheinlich nichts gute Laune machen. Außer Tokitoh. Kou wusste nicht, was passiert war, aber er war schon an Tokitohs Verbleib interessiert. Aber er fragte nicht. „Hmm, netter Laden hier!“, meinte Araki, der die Holzregale begutachtete, die voll mit außergewöhnlichen Waren gefüllt waren. Kou fand ja, dass Araki sehr gut zu Tokitoh passte. Nicht nur vom Aussehen her waren sie sich ähnlich, auch vom Charakter her. Da war zum Beispiel dieselbe Naivität und diese Aufmüpfigkeit. Makoto studierte währenddessen die Informationen über W.A. und Genjo schaute ihm dabei interessiert über die Schulter. „…Was sind sie?“, erlaubte Kou sich, den Priester zu fragen. Er wich so extrem vom Durchschnitt ab, da hätte er vielleicht selbst eine Erklärung dafür. „Ich bin Gott!“, meinte der Angesprochene lässig, ohne den Fragesteller eines Blickes zu würdigen. „Das Thema hatten wir eben schon!“, meinte Kasai, der im Übrigen an Gott glaubte, als einer der wenigen Japaner. „Hmm, ich meine, weil ihre Werte extrem von den Normalwerten abweichen!“, ergänzte Kou. „Tja, ist das schlimm?“ „Ziemlich, sie schweben in Lebensgefahr!“ „Oh!“ „Ich müsste sie noch einmal behandeln!“ „Hmpf… nä! Keinen Bock! …Ich wird’s schon überleben! „Der ist wohl unerschütterlich!?“, dachte Araki und fasste sich an den Kopf. Er hatte schon seine ganz eigene Beziehung zu dem Priester. „Dann testen sie mal, ob ich Recht habe!“, sagte Kou. „Ich bin ein Sanzo, so leicht sterbe ich nicht! Jetzt habe ich diese Droge schon überlebt, dann wird auch im Nachhinein nichts mehr schief gehen!“ „Noch haben sie sie nicht überlebt!“, versuchte der Schwarzhaarige ihm nochmal zu erklären, dass er aufpassen müsse. „Hmm, eigentlich war ich ja genau deshalb da!“, besann sich der Blonde urplötzlich und bohrte mit dem kleinen Finger im Ohr. Araki klatschte sich die Hand vor den Kopf. „Toll…!“, sagte Kou, der von dem Stimmungswandel überrascht wurde. An diesem Tag waren irgendwie alle seltsam. Kapitel 25: Lonesome Home / Several Masterplans ----------------------------------------------- 25.Kapitel Nyo, ich mag das Kapitel irgendwie. Jedenfalls sind es im Grunde genommen nicht mehrere "Meisterpläne", aber der Titel gefiel mir halt!^^ Wieder an der frischen Luft, machte er sich auf den Weg nach Hause. Er hatte seine Gefährten beschäftigungslos vor Kous Praxis stehen lassen. Der Doktor war echt froh, dass seine Praxis heile geblieben war und auch seine geheimen Waren nicht entdeckt wurden. Genjo Sanzo setzte sich tatsächlich auf den Gehweg und starrte in die Ferne. Araki und Kasai steuerten nach kurzer Diskussion einen China-Imbiss an. Osamu stand mitten auf der Straße und machte keine Anstalten, Makoto zu folgen. Er wusste nicht so Recht, was er machen sollte. Wozu war er überhaupt noch da? Würde er am nächsten Tag fallen? Würde er seinem besten Kumpel Tatchan ins Totenreich folgen? …Vielleicht wäre es besser so. Er war nur Sanadas Handlanger. Der Handlanger einer Person, der er gar nichts schuldete. Das war auch der Grund, wieso er Befehlen nur noch widerwillig und zumindest nicht ohne Diskussion Folge leistete. Geld verdiente er als Führer der Jugend kaum, er bekam immerhin drei Mahlzeiten am Tag, meistens kalte. Wieso sollte er am nächsten Tag sein Leben riskieren? Vielleicht gäbe es keinen Morgen für ihn?! „Im tiefsten Dschungel nach Elemiöl zu suchen, käme mich bestimmt teurer!“, sagte er zu sich selbst und lachte kurz. Aber im Grunde genommen war sein Respekt gegenüber dem Leben längst verblasst. Spätestens mit Shujis und dann auch noch Tatchans Tod. Er fürchtete den Tod nicht mehr, denn er fand keinen Sinn im Leben. Bisher hatte er geduldig danach gesucht, aber jetzt war seine Motivation auf dem Nullpunkt. Wenn er andere Leute fragte, bekam er nur dämliche Antworten wie „Ich will, dass man meinen Namen auch in 500 Jahren noch kennt!“ oder „Ich lebe, um Gott zu beweisen, dass es kein Fehler war, mich auf die Welt zu setzen!“. Nachdem er dann zwei Wochen zuvor als Antwort „Ich lebe nur für Nami Tamaki!“ bekam, hatte er aufgehört, die Antwort bei Anderen zu suchen. Sowas konnte er überhaupt nicht ab; Stars und deren Fans. Alles Idioten in seinen Augen. Trotzdem grübelte er immer weiter und bemerkte nicht, dass ein gelber Honda die Straße hochfuhr. „Hey, willst du da Wurzeln schlagen?“, fragte Genjo und steckte sich dabei eine Zigarette an, die er in Kous Laden gefunden hatte. Mit einem Satz sprang Osamu nach hinten und machte dem Sportwagen Platz, dessen Fahrer, ein fetter alter Sack, gerade loshupen wollte. Als der Wagen weg war, beobachtete er, wie Kou plötzlich aus seiner Praxis gestürmt kam, dem Priester die Zigarette entriss und ihn wütend anfauchte. „Hey, ist doch nur eine Zigarette…!“ „Nur eine Zigarette? Darin befindet sich eine hohe Dosis Arsen! Dieses Stück würde ihnen den Tod bringen!“ „Na sie sind gut. Wieso legen sie sie dann so auffällig hin?“ „Soll das ein Witz sein? Ich frage mich, wie sie sie überhaupt nehmen konnten, die lagen in einem Fach hinter der Theke!“ „Naja, wer Hunger hat, muss Prioritäten setzen! Und wenn ich eine Zigarette will, hole ich sie mir!“ „Hunger?“ „Jo!“ „Nicht zu fassen!“ Der Schwarzhaarige ging dann wieder in seine Praxis, nachdem er das bißchen Glut von dem gefährlichen Glimmstengel entfernt hatte. Osamu kam über die Straße und setzte sich neben Genjo. „Was ist dein Sinn des Lebens? Wofür machst du das alles?“ „Ich mache das alles nur für mich selbst!“ „…Und der Sinn? Wo ist der Sinn? Was ist der Sinn?“ „Keine Ahnung!“ Sie saßen noch eine halbe Stunde am Wegrand und starrten Löcher in die Luft. Araki beobachtete sie aus dem Fenster des China-Imbisses und schüttelte gefasst den Kopf. Makoto kam endlich vor seiner Wohnung an und stieg durch das kaputte Fenster rechts neben der Tür ein, weil er seinen Schlüssel nicht in seiner Hosentasche fand. Er überlegte gar nicht groß, wo denn der Schlüssel sein könnte, klingelte auch nicht, weil er Tokitoh nicht erwartete, sondern öffnete sofort das Diebe einladende Fenster und verschaffte sich so Zutritt zu seiner Wohnung. Nachdem er dann einmal in jedes Zimmer geschaut hatte, setzte er sich lethargisch auf die olivfarbene Couch und setzte die Brille ab, die er seit seinem Krankenhausaufenthalt unentwegt trug. Es war gar nicht seine, seine war kaputt. Die jetzige hatte er auf Station 12 auf dem Nachtschrank des Bettes gefunden, wo vorher Nobuto lag. Er dachte, die Brille werde nicht mehr benötigt und nahm sie sich einfach. In Wirklichkeit war es die Brille des glatzköpfigen Doktors, der schon verzweifelt nach ihr suchte. Die Gläser waren glücklicherweise ähnlich, wie die seiner alten, sodass der Braunhaarige gut durch sie sehen konnte. „Tokitoh…!“, seufzte er. Er hatte keine Ahnung, wo sein Freund war und fühlte sich deshalb ziemlich alleine und schlecht. Er wusste, was passiert war, wusste, dass seine Bauchwunden von Tokitohs Krallen stammten. Aber er spürte den Schmerz der Wunden gar nicht, er spürte nur den seelischen Schmerz. Er wollte den Schmerz auch gar nicht spüren, um hinterher sagen zu können, dass es gar nicht schlimm gewesen sei. Er würde dem Schwarzhaarigen ohne zu zögern verzeihen, wenn er ihn sah. Trotzdem hoffte er, dass er sich am besten gar nicht an die Tat erinnerte. In erster Linie hoffte er aber erstmal, dass er noch lebte und auch irgendwann den Weg nach Hause finden würde. Er erhob sich von der Couch und ging in die Küche, um sich einen Joghurt und eine Schachtel Kekse zu holen. Sein Magen war leer, er hatte seit mehreren Tagen nichts gegessen. „Abgelaufen…!“, murmelte er, als er einen Pfirsich-Maracuja-Joghurt in der Hand hielt. Trotzdem nahm er sich einen Löffel und öffnete den Becher. Als er dann aber sah, dass sich schon das Wasser abgesetzt hatte, verzichtete er doch lieber und beförderte die milchige Masse in den Mülleimer unter dem Waschbecken. Also öffnete er den Eckschrank und suchte erfolglos nach einer Schachtel Vanille-Kipferl. Sonst wusste er immer, was er noch hatte und was er einkaufen sollte. Aber heute war nicht nur sein Magen, sondern auch sein Kopf grausam leer. Ernüchtert setzte er sich wieder auf die Couch im Wohnzimmer und starrte Löcher in die Luft. Seit anderthalb Jahren war es nicht mehr so ruhig hier. Selbst wenn Tokitoh mal nicht da war, hatte er die zündenden Ideen, etwas Musik anzumachen oder gar selbst ein Liedchen zu trällern, was er aber wirklich nur tat, wenn er sich im Umkreis von 20 Metern keiner Person mehr bewusst war. „Vielleicht sollte ich den Fernseher anschalten?!“, sagte er zu sich selbst. Aber er hatte keinen Empfang mehr, weil die Satellitenschüssel in der Reapratur war. Daher konnten Tokitoh und er schon seit Wochen nur noch DVD’s gucken. Er stand wieder auf und ging zum Fernsehschrank, wo er nach interessanten Filmen suchte. „Shakugan no Shana – the Movie… Moon Child… Onegai Teacher… Pirates of the Carribean … Lord of the rings… X/1999 – the Movie… “, murmelte er, während er seine Originale durchguckte. Eigentlich hatte er die alle nur wegen Tokitoh und alleine hatte er außer Lord of the rings noch nie einen Film geschaut. Er schloss den Fernsehschrank wieder und verließ das Haus durch die Tür, die sich zumindest von innen aufmachen ließ, da sie nicht doppelt verschlossen war. Er machte sich auf den Weg zu einem Restaurant, wo ein bekannter von ihm arbeitete und ihm sicher etwas Essbares umsonst geben würde, wo er ja sonst nicht auf Gefallen anderer angewisen war und deshalb auch nicht nach welchen fragte. Zwei Tage hatte er durchgeschlafen. Dann fand ihn der Schiedsrichter des Bus Game im Gebüsch hinter dem Haus, wo Kenwyne ihn abgelegt hatte, nachdem er eingeschlafen war. Er war kurz aufgewacht und dann sofort wieder eingenickt, weitere volle zwei Tage schlafend. Nun war er wach und sein erster Hunger gestillt. Er vermisste seinen Rucksack mit den schönen Sprengköpfen, aber daran konnte er jetzt auch nichts mehr ändern. Wenigstens lebte er, Jakuro Oshidara, noch, auch wenn er niemandem beweisen konnte, dass er es nach zwei Jahren Knast noch drauf hatte. Er besuchte als erstes seine Freunde, die ihm aus dem Gefängnis geholfen hatten, aber eigentlich wollte er zu Makoto, Toki und Nobuto. Nur wusste er nicht, wo er die finden würde. Nach einer weiteren Nacht fiel ihm dann die Saito ABG ein, wo Nobuto und Toki ja hin und wieder zu Gast waren. Er steuerte das mächtige Gebäude im Eilschritt an, um dann betröppelt vor der mittlerweile reparierten Eingangstür zu stehen. Nach drei Minuten fand er dann doch die gut getarnte Klingel und wurde nach weiteren dreißig Sekunden auch endlich eingelassen. Kazuo persönlich stand vorne, weil er den Ex-Knasti aus einem Fenster im ersten Stock erkannt hatte. „Na, wie geht’s?“, fragte er voller Elan. Gute Laune hatte er eigentlich immer, seit er Elektro-Saito übernommen und zu Saito ABG umgetauft hatte. Das Geschäft lief ja auch hervorragend. „Hi! Weißt du vielleicht, wo ich Nobuto Nakajo oder Toki Mishiba finde? Oder gar Kubota?“ „Öhm… né, nein! Weiß net!“, sagte Kazuo besonders eloquent und bat den Mann erst einmal herein, dass er sich setzen könne. Man merkte dem Brillenträger wirklich an, dass er nichts zutun hatte. „Jetzt sag doch mal, wie geht’s denn so?“ „Ganz okay. Habe volle vier Tage verschlafen. Wie ist das Bus Game ausgegangen? Wer hat mich vertreten?“ „Oh tut mir Leid, sie waren noch nicht hier. Ich wundere mich auch schon!“ Grendel kam dazu und erkannte Jakuro sofort an seiner Stimme. Er hatte immer noch dieselbe Bomberjacke an, sogar die Hose schien er nicht gewechselt zu haben. „Kazuo, ich habe fantastische Neuigkeiten! Das Gerät funktioniert einwandfrei!“ „Echt? Klasse!“, rief der Angesprochene und hüpfte freudig auf und ab. „Welches Gerät?“ „Haha, wir haben einen dauerhaften Mini-Pinch erfunden! Einen tragbaren Mini-Pinch, der dauerhaft alle Stromkreise in 50 Metern Umgebung außer Kraft setzen kann! …Solange die Batterien halten!“, erklärte Grendel, der trotz seiner Blindheit immer noch hier am arbeiten war. Allerdings berechnete er größtenteils nur, die Schweißarbeit verrichteten andere. Auch Sha Gojo arbeitete meistens mit Anderen zusammen, denen er die Drecksarbeit überließ. „Echt? Boah, das Teil muss ich haben!“, sprang es aus Jakuro heraus, der immer noch die Rache am Tojo-Clan im Hinterkopf hatte. „Naja… eine Testperson wäre nicht schlecht…!“, meinte Kazuo zögernd. „Allerdings ist das Teil nicht erlaubt, denke ich! Also vorsicht!“ Gerade er selbst ließ diese am meisten vermissen, indem er Jakuro einfach so vertraute. Tatsächlich hatte Jakuro zehn Minuten später den Pinch samt Benutzungserklärung in der Hand und verließ das große Gebäude mit triumphierender Miene. Das würde ihm die Rache sehr erleichtern. „Ja, einfach die Sicherheitstüren deaktivieren und reinmarschieren! …Sogar Laserschranken kann ich damit umgehen!“ Nun, zuerst einmal musste er aber das Hauptquartier des Tojo-Clans finden. Ryoji Takizawa war derweil von seiner Suche nach Hinweisen auf Tokitohs Tat zurück, die weitgehend erfolglos verlaufen war. Aber eine Info hatte er bekommen. Und zwar die, dass sich am nächsten Tag eine große Schlacht anbahnte. Ein alter Bekannter hatte ihm gezwitschert, dass die Izumokai einen Angriff auf das Hauptquartier des Tojo-Clans plante. Es war schon abends und sie berieten, was sie am folgenden Tag machen sollten. Tokitoh wusste, dass Makoto ein Ex-Mitglied dieser Drogensekte war und war sich sicher, dass sein Freund da in irgendeiner Weise mitwirken würde. Ob er damit richtig lag, sollte sich erst am Tag der Entscheidung herausstellen, denn noch war der Brillenträger in einer Bar und aß sich die Sorgen von der Seele. Wenn Tokitoh gewusst hätte, dass Makoto Infos über W.A. hatte, hätte er ihn jetzt noch sehnlicher zu sich gewünscht. Aber für ihn war klar, dass er den nächsten Tag nicht in Takizawas Wohnung blieb. Er musste etwas tun. Vielleicht sollte er zu Izumokai-Regionalleiter Sanada gehen, auch wenn er ihn noch nie persönlich gesprochen hatte. „Ich denke wir werden der Izumokai mal einen Besuch abstatten, gleich morgen früh um Acht!“, sagte Ryoji und unterstützte Tokitohs Gedanken damit. Jun Sekiya saß währenddessen gemütlich in seinem dunkelroten Chefsessel im Büro des Tojo-Clan-Hauptquartiers und trank ein Glas Wein. „Alles ist vorbereitet, morgen werden wir die Herrschaft über Yokohama übernehmen!“, rief er. „Sie meinen die Herrschaft über die Drogenszene…!?“, bemerkte sein Handlanger Sakaguchi, der etwas planlos an der Tür stand. „Sicher…! Aber wenn Professor Nefolon erstmal mit seinen Forschungen fertig ist, können wir auch gleich ganz Yokohama übernehmen!“ „Hmm…!“ Sakaguchi wusste nicht mal ansatzweise, was der geheimnisvolle Professor, den er nur einmal zu Gesicht bekommen hatte, überhaupt züchtete, in dem als Gewächshaus getarnten Forschungslabor, was vier Häuser weiter stand, durch Panzertüren und Laserschranken gesichert. Jun strahlte jedenfalls über beide Ohren und ballte immer wieder die Faust. Die Waffe aus dem braunen Koffer lag noch in seinem Safe und er schaute ständig auf das Bild, was er davor angebracht hatte. Außer Sakaguchi wusste niemand, dass er einen Privatsafe hatte, jedenfalls traute er keinem über den Weg, außer seinem persönlichen Sklaven. Kapitel 26: Grass-Place / First Success --------------------------------------- 26.Kapitel „Wachse, Geldbaum, wachse…!“, flüsterte eine bizarre Gestalt in einem weißen Kittel, während sie eine Pflanze in einem Blumentopf mit Wasser begoss. Dabei kicherte sie und schaute sich immer wieder zu allen Seiten um. Professor Nefolon hatte Paranoia und litt unter ständigem Verfolgungswahn. Obwohl das Gewächshaus abgeschlossen war, traute er dem Frieden nicht. Aber seine Arbeit verrichtete er dennoch mit höchster Aufmerksamkeit und Präzision. Die Pflanze vor ihm war eine seiner verrücktesten Ideen; Er hatte tatsächlich eine Urwaldpflanze aus Afrika, deren Früchte hochgiftig waren, mit der virentötenden Feuerblume gekreuzt. Er hatte gehört, dass die giftigen Früchte angeblich eine Art Jungbrunnen waren, da mal einer die Kost überlebt hatte und später mit 80 Jahren noch recht fit war. „Hähähä, wenn ich hiermit fertig bin, sind die letzten Tests fertig, dann kann ich endlich mit der Massenzüchtung von W.A. beginnen!“, säuselte er und ballte die Hände zu Fäusten. Er war um die 50 Jahre, hatte aber schon eine Glatze, weil seine Haare nicht mehr nachwuchsen. Er hatte sich zwölf Jahre vorher aus Versehen ein Mittel drüber gekippt, was den Haarwuchs komplett stoppte. Trotzdem hatte er an den Seiten immer noch ein paar Haare, die mittlerweile uralt waren und sich weiß gefärbt hatten, aber noch nicht alle ausgefallen waren. Er könnte eine Verjüngung sicher gut gebrauchen, so zittrig wie er war, aber seine Haare würde das wahrscheinlich auch nicht wieder wachsen lassen. Aber wenn er gut aussehen wollen würde, hätte er sich wahrscheinlich eine andere Brille gekauft. Seine derzeitige war jedenfalls optisch höchst fragwürdig. Ein rosanes Gestell und eierförmige Gläser, die fasr 4 mm dick waren. Dahinter ein stechender Blick. Seine dunkelgrünen Augen konnten einem Schauer über den Rücken jagen. Er goss noch einmal seine Pflanze und wendete sich dann anderen Pflanzen in dem großen Raum unter der Erde zu. Künstliches Licht strahlte von den Decken, als er den Knopf einer Fernbedienung drückte. Sofort war der ganze Raum erleuchtet und man sah viele exotische Pflanzen, aber auch gewöhnliche Sträucher. „Hey Kazuo, es gibt ein Problem!“, rief Grendel zur selben Zeit, als er in den Essensaal der Saito ABG stürmte. Fast stolperte er, weil er ohne sein Augenlicht und ohne Gehstock nicht den Mann vor ihm sah, der aber im letzten Moment zur Seite sprang. „Ich habe bei dem Minipinch etwas Wichtiges vergessen!“ „Was denn?“, fragte der bebrillte Twen, der gerade mit aller Genüsslichkeit Yakisoba aß. „Naja, es könnte passieren, dass das Teil explodiert, wenn es zu oft gebraucht wird! Ich habe die Sicherung nicht ganz fertig gestellt, das habe ich ganz vergessen!“ „Es ist ein Wunder, dass du überhaupt die Übersicht behältst. Wieso lässt du das nicht einen der Azubis machen?“, fragte Kazuo ruhig. „Hey, ich bin Profi! Aber trotz alledem könnte das für diesen Jakuro ziemlich schlecht ausgehen und für meine Erfindung auch!“ „Das ist schlecht! …Um was sollen wir uns denn mehr Sorgen machen? Wie groß ist das Ausmaß der Explosion?“ „Ich denke der Pinch ist irgendwie rekonstruierbar, das wird nur sehr lange dauern… aber wenn er Pech hat, geht er dabei drauf!“ „Was? Das wäre eine Katastrophe! Wir müssen ihn aufhalten!“, rief der Blonde, plötzlich ganz aufgelöst. „Hmm, das schaffen wir nicht, der kann überall sein…!“, erwiderte Grendel. „Mist! Wie lange setzt ein Pinch denn die Stromkreise außer Gefecht?“ „Ich habe keine Ahnung, in meinen Tests war es unterschiedlich! So 10 bis 20 Sekunden!“ „Wieso hast du ihm das eigentlich nicht mitgeteilt?“ „Vergessen!“ „Hmm… wenigstens wissen wir, wo er hin will! Vielleicht sollten wir uns mal kundig machen, wo genau denn dieser Tojo-Clan seinen Sitz hat!?“ „Das würde zu lange dauern, er ist sicher schon da!?“ „Und was dann?“ „Abwarten…!“ „…Na toll, jetzt hast du mir das Mittagessen versaut!“ „’Tschuldige!“ Osamu war mittlerweile wieder im Hauptgebäude der Izumokai. Genjo Sanzo war tatsächlich mitgekommen, weil er keine Ahnung hatte, was er sonst machen sollte. Ausnahmsweise hatte der Priester mal keine Lust auf den unbeherrschten Alkoholgenuss. Sanada hatte sich einen Tag vor dem großen Krieg wieder eingefangen und trank gerade seinen 4-Uhr-Tee in seinem Büro. Im Inneren schmiedete er finstere Pläne für den bevorstehenden Sektenkrieg. Als Osamu mit Genjo Sanzo im Gepäck in sein Büro kam, verzog er keine Miene, obwohl er es hasste, wenn jemand nicht anklopfte. Naja, das Problem hatte Jun Sekiya nicht, da er mit Sakaguchi einen zuverlässigen Türsteher hatte. Sakaguchi war noch ein Jahr zuvor Sanadas Angestellter gewesen, aber der Chef des Tojo-Clans hatte ihm ein besseres Angebot gemacht, so wechselte er die Seiten. Sanada wusste das nicht, er wusste nur, dass er eigentlich keinen Leibeigenen benötigte, schon gar nicht diesen Sakaguchi, dessen Akzent ihm ziemlich auf die Nerven ging. Eines Tages sagte er dann, dass er einen besseren Job gefunden hätte und Sanada begleitet ihn sogar persönlich vor die Tür, um ihm noch einen Abschieds-Arschtritt mitzugeben, obwohl er nicht im Geringsten sauer war. Manchmal wünschte der stämmige Mann von 31 Jahren, dass er wieder für den Regionalleiter der Izumokai arbeiten würde, denn Jun Sekiya war ein ziemlich unangenehmer Chef, mit seinen Launen. „Was gibt’s?“, fragte Sanada mit einem ausdruckslosen Lächeln. „Eigentlich nichts, ich wollte nur mal schauen, ob sie ihre Blumen auch regelmäßig gießen!“, meinte Osamu provokant. „Wie du siehst, tue ich das nicht…!“, sagte Sanada ruhig und zeigte auf eine Zimmerpflanze die seit mindestens 3 Monaten keinerlei Flüssigkeit mehr gesehen hatte. „Welche Frevel! …Ich bin enttäuscht!“ „Komm zur Sache! Wer ist der Mönch da?“ „Genjo Sanzo!“, stellte Genjo sich selbst vor. „Ich bin auf einer Reise nach Westen, soll ein Abkommen mit einem hinduistischen Tempel schließen! Aber irgendwie hänge ich seit Wochen hier in… wo bin ich eigentlich hier?“ „Yokohama!“, sagte Osamu und schämte sich fast für seinen Gast. „Echt? Hier soll es leckere Nudeln geben…!“, meinte Genjo, der sich tatsächlich mal etwas von dem gemerkt hatte, was ihm Essensexperte Son Goku auf ihrer Reise erzählt hatte. „Konafa!“, bemerkte Osamu teilnahmslos. „Und was tun sie hier, Herr Sanzo?“ „Keine Ahnung, mir ist langweilig. Ich bräuchte mal eine Karte, ich habe keine Ahnung, wo hier Westen ist!“ „Sie müssen nach Südwesten, wenn sie zu den Hindus wollen!“ „Das dachte ich mir, darum brauche ich ja auch eine Karte!“ „Hmm, ich hätte da etwas für sie…!“, sagte Sanada, der schnell schaltete und den Priester schon als er reinkam gerne für die Izumokai rekrutieren wollte, weil er monstermäßige Waden zu haben schien und scheinbar ein Priester war. „Was denn?“ „Moment kurz… sagen sie, sprechen sie auch Sutren?“ „Habe ich lange nicht mehr gemacht… worauf wollen sie hinaus?“ „Naja, vielleicht könnten sie mir behilflich sein?! Ich würde mich natürlich erkenntlich zeigen und ihnen ein Fahrzeug samt Fahrer und Navigator zur Verfügung stellen!“ „Hört sich gut an…! Was muss ich tun?“ „Kämpfen!“ „Kein Problem! Aber wer sagt mir, dass ich ihnen vertrauen kann?“ „Ich bin ein Mann von Ehre… also bitte!“ „Ausnahmsweise muss ich ihm da zustimmen!“, bemerkte Osamu, der schon erwartet hatte, dass Sanada den Priester in seinen Reihen haben wollte. Seine violetten Triefaugen strahlten etwas Mysteriöses aus und Sanada stand auf besondere Augen. „Gut. Dann stelle ich ihnen auch gleich den Mann vor, der sie dann im Überlebensfall nach Süden kutschieren wird! …Osamu, holst du mal bitte Hakkai?“ „Moment! Das geht mir alles ein wenig zu schnell! Wen soll ich denn umlegen?“ „Naja, hat Osamu ihnen noch nichts erzählt?“ „Ach so, dieser Bandenkrieg? Hmm, sind zwar nicht meine Angelegenheiten, aber ehe ich hier noch länger festsitze…!“ Osamu verließ den Raum und kam eine Minute später mit einem großen braunhaarigen Kerl wieder, der sein eines Auge verloren hatte und deshalb eine Emo-Frisur über einem einzelnen Brillenglas trug, sodass es niemandem auffiel. „Das ist Cho Hakkai, Massenmörder und Taxifahrer! Seitdem er sein rechtes Auge verloren hat, arbeitet er nur noch als Fahrer!“, stellte ihn Sanada vor. Genjo war ein wenig skeptisch, da dieser Typ mit seinem warmen Lächeln nicht wie ein Mörder aussah und man mit nur einem Auge nur zweidimensional sah und deshalb nicht gerade Auto fahren sollte. „Ich hoffe sie verscheißern mich nicht, dann gibt’s Ärger!“, warnte er den Regionalleiter der Izumokai schon einmal vor. „Keine Angst…!“ „Guten Tag, Meister Sanzo!“, begrüßte der Einäugige seinen neuen Meister und streckte seine Hand aus, die der Priester aber nicht annahm. Er verließ den Raum und winkte Cho hinterher. „Er wird mir alles erklären, habe ich Recht?“ „Sicherlich!“, sagte Sanada. „Und hauen sie mir nicht ab, ich habe schließlich noch die überregionale Landkarte hier und eine neue kostet einen Haufen Geld!“ Osamu grinste ausdruckslos. Jakuro war mittlerweile gut drei Stunden unterwegs und hatte einige Informationen gekriegt. Allerdings nicht über den Ort des Tojo-Clan-Hauptquartiers, sondern über angeblich gute Gaststätten und Hotels. Niedergeschlagen setzte er sich auf eine Gartenmauer und zählte sein Geld. Wenn Kazuo gewusst hätte, dass er sein Ziel nicht zu finde wusste, hätten sie ihn wahrscheinlich gesucht und rechtzeitig gefunden, um ihm den Pinch wieder wegzunehmen. Sein Rucksack war mittlerwiele von oben bis untern vollgestopft. Er hatte immer noch das ganze Zeug da drin, was er für die Rache am Tojo-Clan benötigte und nun auch noch den Pinch. So blieb ihm nichts anderes übrig, als ein paar Granaten an seinem Gürtel zu befestigen und darauf zu hoffen, dass kein heftiger Windstoß kam und seine Jacke im falschen Moment hochwehte. Als er sein Geld gezählt hatte und sich müde nach einem Restaurant umschaute, was ihm noch nicht empfohlen wurde, erblickte er einen Eingang zu einer Tiefgarage, aus der gerade vier Männer kamen, deren lautes gerede über Drogen sein Interesse weckten. „Okay, dann bis später, ich genieße meine Mittagspause mal wieder im Club!“, hörte er einen sagen und als er ihn sich genau anschaute, erkannte er Kajiura Koto, einen Dealer vom Tojo-Clan, den er vor längerer Zeit mal den Tisch gezogen hatte, als die Verhältnisse noch ausgeglichen waren und es nicht darauf ankam, von welchem Clan die Leute bei einer öffentlichen Auseinandersetzung waren, sondern welchen Rang sie hatten. Er war oft selbst unterwegs gewesen und hatte feindliche Dealer über den Tisch gezogen. Jetzt war er natürlich interessiert, woher die vier Jungs kamen. Eine Tiefgarage würde einen Dealer wohl kaum interessieren, also schloss er auf das geheime Hauptquartier des Tojo-Clans. Mit seinem Pinch stellte er alle Alarmanlagen und die Türsicherung ab und verschaffte sich so spielend leicht Zutritt zu dem interessanten Gebäude. Zunächst kam er in einen langen Flur mit mehreren Türen. „So, alles okay… dann kann ich jetzt mit den wichtigeren Forschungen beginnen! So lange habe ich gewartet…! Wenn die Züchtung erfolgreich verläuft, bin ich reich! Haha, es war die richtige Entscheidung, mich mit diesem Sekiya zusammen zu tun, er weiß meine Arbeit wenigstens zu schätzen!“, redete Professor Nefolon im Zuchthaus mit sich selbst. Er wollte gerade die künstlichen Lichter ausmachen und im Labor nebenan verschwinden, wo der Computer die Testergebnisse über W.A. ausgedruckt haben sollte, aber das konnte er sich sparen, weil sie nämlich plötzlich von alleine ausgingen. Jetzt war der paranoide Professor natürlich verschreckt, da er in jedem ungeplanten Vorfall sofort einen hinterhältigen Angriff sah. Er hastete nach nebenan, um den Notstrom anzustellen, aber nicht mal der Hebel für den Notstrom brachte wieder Licht ins Dunkle. Selbst der Computer war ausgegangen und der Druck nicht beendet, was ihn noch zusätzlich aufregte. Zur selben Zeit öffnete sich der Eingang zum Zuchthaus und Jakuro trat in den finsteren Raum ein. Sollte er direkt mit der ersten Tür Glück haben? Sechzehn Sekunden nach dem Stromausfall ging plötzlich das Licht wieder an und der Professor musste erst einmal den Hebel für den Notstrom wieder zurückstellen, was bei seinen 155 cm nicht gerade einfach war. „Hmm, ein Gewächshaus? Ich glaube hier bin ich falsch…!“, meinte Jakuro zu sich selbst und wollte gerade zurück in den Flur gehen, als er die Geräusche von Pofessor Nefolon vernahm, der jetzt ins Zuchthaus zurück stürmte. „Na sieh mal einer an, ein unangemeldeter Gast! …Wer sind sie?“, fragte der Glatzkopf nervös. Jakuro, genauso nervös, wusste nicht, was er antworten sollte. Kapitel 27: Toy-Gun / Irreverent Lie ------------------------------------ 27.Kapitel Direkt neben dem Viertel der reichen Schnösel lag das Armenviertel Yokohamas, mit seinen abgewrackten Bars und Häuser, die teilweise an Slums erinnerten. Viele lebten sogar auf der Straße. Aber lieber in Yokohama auf der Straße, als irgendwo im Nirgendwo. Hier kam wenigstens hin und wieder Jemand vorbei, der Mitleid hatte und was Essbares oder gar Bares verteilte. An sich waren Japaner ziemlich sozial, nur hatten die meisten mittlerweile so ihre Bedenken, wo ihre Spenden denn hingehen würden, da die Penner oft nach Bier und Tabak rochen. Makoto Kubota war noch nicht so verwahrlost wie die Gestalten, die sich hier rumtrieben. Im Schein der Dämmerung durchstreifte er die Hauptstraße, auf dem Weg zur Gaststätte Inoshíshi, wo ein alter Freund von ihm arbeitete. „Hey, haben sie vielleicht etwas zu essen?“, fragte ihn einer der Bedürftigen, an denen er zwangsläufig vorbeilief. Er roch besonders stark nach Bier und Makoto rümpfte die Nase. „Nein, ich bin selbst gerade auf der Suche…!“ „Willst du mich verarschen?“, brummte der Penner sofort und guckte verärgert. „Nein… an sich will ich nicht mal mit dir reden!“ „Fühlst dich als was Besseres, wa?! Aber nicht mit mir, Freundchen!“, rief der Trunkenbold und sprang auf. Er konnte nicht gerade stehen und holte zum Schlag aus. Das Armenviertel war dafür berüchtigt, dass man es nicht schutzlos betreten sollte und Makoto wusste jetzt warum. Aber er war ganz und gar nicht schutzlos. Ein gekonnter Griff und der Penner flog über seine Schulter gegen einen Laternenpfahl und stand auch nicht mehr auf. Makoto streichte sich pseudohaft den Biergeruch von seiner baigefarbenen Daunenjacke ab und ging einfach weiter, die anderen Penner missachtend, die jetzt aufstanden und ihn anfunkelten. Vor ihn stellte sich ein Punk mit grünen Dreadlocks und hielt die Hand auf. „Das war nicht nett… wir verlangen Schmerzensgeld!“ Makoto griff in seine Hosentasche, wühlte etwas und ballte die Hand zur Faust, als er sie wieder herausholte. Er legte sie in die Hand des Punks und lächelte ausdruckslos. Er sah den Punk an und fragte ruhig: „Wieso wollt ihr Schmerzensgeld?“ „Hmm?“ „Nenn mir einen Grund…!“ „Jetzt hör mal…!“, wollte der Grünhaarige anfangen, aber Makoto packte seine Hand und brach sie ihm mit einem gekonnten Griff. In seiner Hand war natürlich nichts, er hatte nicht vor, dem Typen irgendwas zu geben, zumal er auch nicht großartig etwas hatte, außer eine alte AA-Batterie und die Daten über W.A.. Sofort fühlten sich die anderen Penner zu handeln angesprochen und rannten wie wild auf Makoto los. Einer hatte eine Brechstange, ein Anderer ein rostiges altes Messer. „Jetzt bist du dran!“, rief der Vorderste und schlug Makoto in den Magen. Beziehungsweise versuchte er das, denn Makoto stoppte seine Hand zwei Zentimeter vorher und ließ ihn bluten. Schlag auf die Nase; critical hit, down. Da es aber nicht gerade wenige Gegner waren, mit denen er es hier zutun hatte, machte er nach dem Dritten Schluss und holte eine Spielzeugpistole aus seiner inneren Jackentasche. Die Penner hielten sofort inne und grunzten mürrisch; nur einer, dessen Alkoholpegel weit über dem Erlaubten stand, lief weiter und fiel zu seinem Unglück auch noch über das Bein eines stehengebliebenen, weshalb er Sekunden später ächzend auf dem Steinboden lag. „See ya!“, meinte Makoto und grinste fröhlich, ehe er den Abgang machte. Die Penner standen da wie bestellt und nicht abgeholt und regten sich nicht. Wenn man genauer hinschaute, erkannte man sofort, dass die Knarre nicht echt war, aber im Schatten der Dunkelheit, die jetzt die Herrschaft in Yokohama übernahm, riskierten die Penner nichts. „Was tust du hier?“, polterte der verrückte Professor, als er Jakuro neben seinen geliebten Beeten stehen sah. „Schnüffeln…!“, sagte Jakuro, ohne groß zu überlegen. „Oh, bist ja eine ehrliche Haut…! Aber das nützt dir nichts, du wirst sterben!“ „Aha…!“ „Wie bist du überhaupt hier reingekommen?“ „Habe einfach die Tür geöffnet!“ „Hmm…!“ Nach dem kurzen Wortwechsel fand dieses überaus konstruktive Gespräch auch schon sein Ende, weil Jakuro eine der Pflanzen neben ihm ausriss und einsteckte, was Nefolon nicht lange fackeln ließ. Er rannte nach nebenan ins Labor und holte sich eine Pistole, die er zum Selbstschutz bei sich trug. Hätte er sie auch während seiner Forschungen bei sich gehabt, hätte Jakuro jetzt ziemlich alt ausgesehen, aber als der kleine Professor zurückgeeilt kam, war der Braunhaarige schon auf dem Weg nach draußen. „Also das war weder das Hauptquartier des Tojo-Clans, noch ein normales Gewächshaus!“, sagte er zu sich selbst, während er aus dem tiefgarage-artigen Gebäude flitzte und sich in Sicherheit brachte. Als er um die Ecke bog, was er hätte später nich tun dürfen, da der Professor auch schon draußen und trotz seiner zerbrechlichen Statur beileibe kein schlechter Schütze war, fiel ihm ein, dass er den Minipinch drinnen im Gewächshaus vergessen hatte. Er schlug sich die Hand vor den Kopf, rannte aber aus Sicherheitsgründen weiter. Als er sich nach zehn Sekunden umsah, war aber keine Spur von dem Professor, der anscheinend wieder die Fliege gemacht hatte. Der nächste Morgen begann ruhig. Während Sanada gemütlich, ja fast lethargisch die Vorhänge seines Schlafzimmers, was direkt neben seinem Büro war, öffnete, waren Osamu und seine Jungs längst auf den Beinen und spielten Playstation und Sega Saturn. Niemand Außenstehendes würde denken, dass Stunden später ein Gemetzel seinen Lauf nehmen würde. „Ich denke wir haben nur eine Chance, wenn wir sie überraschen!“, meinte der Führer der Jugend, als sein Chef das Spielzimmer betrat. „Nun, da stimme ich dir zu… aber es basiert auch viel auf Glück!“ „Das beruhigt mich nicht gerade…!“ „Naja, aber stell dir vor, alles läuft nach Plan und wir haben hinterher ganz Yokohama unter unserer Kontrolle…!“, sagte Sanada mit siegessicherer Miene, während er Ark mit Handschuhen etwas zu Fressen hinhielt, was der Hund sofort dankend annahm. „Gewinn oder Verlust…!“ „Du glaubst, ich würde für den Sieg so ohne weiteres ein paar meiner Männer opfern?“ „Würden Sie?“ „Dann hätte ich schon früher einen Angriff gewagt, wo wir noch Makoto Kubota in unseren Diensten hatten und Hiroshige Uzaki am Leben war!“ „Wir haben einen ganz schönen Nachteil jetzt, wo auch noch ihre besondere Waffe in den Besitz des Feindes übergegangen ist!“ Sanada schaute kurz schnappend nach Hizumi, der gerade am zocken war, blieb aber ruhig stehen und schaute Osamu an: „Alles oder nichts! Mit der Hyo haben wir schließlich noch einen Trumpf vom Chef bekommen! Das gleicht die Verluste sicher aus!“ „Wenn sie da mal bloß Recht haben…!“ „Der Tojo-Clan ist keine Zweigstelle, er hat hier seinen Hauptsitz. Die Izumokai hat ihren Hauptsitz in Tokyo und beherrscht auch Teile Nagoyas und Yokohamas! Wenn der Chef uns nach meiner ausführlichen Schilderung lediglich die Hyo zur Verfügung gestellt hat, wird sie als Verstärkung ausreichen!“ „Ja, wenn unsere Taktik aufgeht, was der Chef erwartet!“ „Zweifelst du?“ „Ja!“ „Dann an die Arbeit, bis die letzten Zweifel erlischen! Eine gute Vorbereitung ist das A und O, so ist der Krieg schon halb gewonnen!“ Osamu schaute in Richtung Yajiro, der Tatchans unbequeme Position als Übermittler bekommen hatte und folgte Sanada und seinem Hund Ark aus dem Spielzimmer. Wenig später standen vor dem großen Gebäude zwei Trupps versammelt. Die meisten Männer der einen Gruppe waren bewaffnet, die zweite Gruppe trug komplett schwarz, inklusive Sonnenbrillen. „So, ich erkläre kurz, wie wir vorgehen: Die Hyo wird angeführt von Mason! …Ihr geht über die Südtangente zum Hochhaus neben dem Hauptgebäude des Tojo-Clans! Verhaltet euch unauffällig! Dann werdet ihr mit Angelhaken über das große Fenster im sechsten Stock auf die Dachterasse der Tojos gehen! Ihr habt hoffentlich ausreichend dafür geübt, wir können uns keine Verluste leisten!“ „Zu Befehl, wir starten dann!“, antwortete Dwight Mason, ein äußerst stämmiger Mann, der durch seine Haarfarbe auffiel, weil er als einziger im Team blond trug. Aber das war auch gewollt so. Die Hälfte der Attentatsorganisation war amerikanischer Abstammung. Alles Flüchtlinge, die für das Ausführen ihres Jobs lediglich drei Mahlzeiten forderten. Sie waren hochausgebildet und technisch gut ausgestattet. „Porke, Vane, Yamasuga… ihr geht voraus, wir folgen! Wenn iht eine verdächtige Person seht, gebt Bescheid! …Wir wollen nichts riskieren!“ Die Männer in schwarz marschierten los und Sanadas Gesicht war stolzerfüllt. Nachdem sie abgerückt waren, wendete er sich der anderen Gruppe zu, die sowohl von der Kleidung der Männer, als auch von der Bewaffnung her sehr individuell bestückt war. „Osamu, du hast das Wort!“ „Okay, jetzt hört mir nochmal alle zu! Wir gehen den direkten Weg, die direkte Konfrontation! Wir müssen die Dealer rauslocken, damit die Hyo das Gebäude übernehmen kann! Wenn irgendwer diesen Schönling Sekiya mit unserer Waffe sieht, gibt er sofort Bescheid, damit ich einen allgemeinen Rückzug anordnen kann!“ „Verstanden!“, antworteten alle im Chor. Osamu wunderte sich kurz, da es selten mal so geordnet und diszipliniert ablief, fasste sich aber sofort wieder. An diesem Tag hatte er das Kommando über alle, nicht nur über die Jugend, die ohnehin nur aus sieben Jungs bestand. „Na dann los, wir haben keine Z…!“ „Halt!“, unterbrach ihn ein Mann, der in diesem Moment mit einem weiteren Mann heranstürmte. Ryoji Takizawa war sein Name, Journalist sein Beruf. „Halt! …Ist hier irgendwo ein Makoto Kubota?“ Sanada zuckte zusammen, als er diesen Namen hörte. Sein Interesse war sofort da und er ging zu den beiden Kerlen hin, die neben dem etwas verwirrten Osamu standen. „Ah guten Tag, Sanada mein Name! Was ist mit Kubota?“ „Takizawa… wir sind auf der Suche nach ihm und ich bin mir ziemlich sicher, dass er irgendwie in diesen Krieg verwickelt worden ist! Ich war gestern bei ihm zu Hause, habe ihn aber nicht mehr angetroffen!“ „Oh…! Und wer sind sie genau?“ „Ich bin Journalist, das hier ist ein Freund von Makoto!“ „Oh ein Freund?“, fragte Sanada leicht verwundert. Hatte Makoto vielleicht doch endlich Jemanden an sich herangelassen?! „Hey, sie kenne ich doch! Sie haben doch vor ein paar Tagen auf der Straße gegen den Typen vom Tojo-Clan gekämpft!“, rief einer der Dealer, der damals mit ansehen musste, wie sein Kumpel von Jun Sekiya getötet wurde, selbst aber fliehen konnte. Karim Yurimov war zwar streng genommen kein Mitglied des Tojo-Clans, aber das konnte er ja nicht wissen. „Oh, ich erinnere mich! …Angenehm!“, erwiderte Takizawa die Kenntnisnahme und stellte fest, dass Sanada das zu schätzen wusste, weil er ihm auf die Schulter klopfte und anlächelte. „Ich weiß wo Kubota steckt…! Er ist mit unserer ersten Gruppe unterwegs und plant einen Hinterhalt!“, log Sanada gekonnt. „Was? Na dann schnell! …Ähm, wo gehen sie lang?“ „Moment… was wollen sie von ihm? Er wird kämpfen und sie werden ihn nicht davon abhalten! Er ist mein Sieggarant!“ „Dann kämpfen wir zur Not mit, dann ist hier wenigstens endlich Ruhe auf den Straßen!“ „Das hört man gerne! Wenn sie sich Osamu hier anschließen, sehen sie ihn schneller wieder, als sie denken!“, log der Regionalleiter der Izumokai weiter, der genau das erreichen wollte. „Dann los, was steht ihr hier noch rum?“, herrschte Ryoji die Männer an und zog Osamu mit. „Hmm, die Hyo ist schon vor drei Minuten los, unser Plan gerät ins Wanken, wenn wir uns nicht beeilen!“, analysierte dieser die Lage und ging freiwillig an die Spitze der Gruppe, obwohl er eigentlich nicht so der Typ war, der gerne an vorderster Front aktiv war. Nachdem sie zwei Minuten in Richtung Tojo-Clan-Hauptquartier liefen, drehte er sich um und sagte zu Tokitoh: „Ich habe deinen Freund gestern gesehen… keine Sorge, es geht ihm gut!“ „Was soll das heißen?“, fragte Ryoji verwirrt. „Sanada hat gelogen… er kämpft nicht für uns. Aber ich will nicht ausschließen, dass er in den Kampf verwickelt wird, schließlich sind beide Parteien an ihm interessiert und mittlerweile kennt jeder sein Gesicht! Deshalb bitte ich sie, dass sie weitermachen!“ Ryoji und Tokitoh fühlten sich in dem Moment ein bisschen verarscht, aber sie machten keine Anstalten umzukehren und Sanada den Hals umzudrehen. Osamu zwinkerte den beiden zu und konzentrierte sich dann glücklicherweise wieder auf das, was vor ihm war; ein Laternenpfahl, den er beinahe gerammt hätte. „Wenn die Sache gelaufen ist, trete ich ihm selbst in den Arsch! Der alte Sack handelt für meinen Geschmack zu respektlos!“, meinte er noch, nachdem er den Laternenpfahl umlaufen hatte. Tokitoh gefiel die Idee und er erklärte sich sofort bereit, dem Führer der Jugend dabei zur Seite zu stehen. Kapitel 28: ► Izumokai vs. Tojo-Clan ------------------------------------ 28.Kapitel „Es gibt nur eine Wahrheit… und die finde ich heute heraus!“, sagte Jun Sekiya zu sich selbst, nachdem er sich angezogen und etwas gegessen hatte. Sein Pendant von der Izumokai hatte das Frühstück ausfallen lassen. Aber Jun hatte ja auch allen Grund, ruhig zu sein. Der Angriff auf die Izumokai war nicht sehr riskant, da er mehr Leute hatte und noch dazu die Trumpfkarte der Izumokai nicht nur ausgeschaltet, sondern sogar übernommen hatte. Nur hatte er die Rechnung ohne die Hyo gemacht, die in diesem Moment das Hochhaus nebenan erreichte. Hätte er aus dem Fenster gesehen, hätte er die schwarzen Leute wohl entdeckt, aber er zog es vor, gemächlich in das Quartier seiner Leute zu gehen, die sich mittlerweile alle eingefunden hatten. Als er eintrat, horchten alle auf und beendeten das, was sie bis dahin taten. Doch bevor der Blonde etwas sagen konnte, stürmte die Wache herein und meldete heranstürmende Leute von der Izumokai. Jun war erst verdutzt, fing dann aber an zu lachen. „Oh mann, was für ein Verzweiflungsakt…! Sieht dem alten Knaben gar nicht ähnlich!“ „Was sollen wir tun? Es sind ungefähr Zwanzig, mit denen müssten wir eigentlich fertig werden!“ „Wir sind Sechsundvierzig… da hört man doch schon an den Zahlen, wer hier als Sieger vom Schlachtfeld gehen wird!“ „Irrtum, wir sind nur Dreiundvierzig! Uruhara, Satoshi und Watase haben sich krank gemeldet!“, korrigierte ihn der Buchführer, der, die Beine über Kreuz, in der Raumecke hinter Jun stand. Die Wache fasste sich an den Kopf und rannte wieder zu ihrem Wachposten. „Wie bitte? Krank? Krank gibt’s nicht!“ „Naja, sie haben doch selbst gesagt, dass es ein Leichtes wird…!“, meinte einer der Dealer im Raum. „Ob wir sie jetzt angreifen, oder sie uns…!“ Jun Sekiya hatte den Clan in seiner Amtszeit zwar vergrößert, aber nicht unbedingt personell verstärkt, da die Arbeitshaltung keineswegs so diszipliniert war, wie die von Osamu und seinen Leuten von der Izumokai-Jugend, geschweige denn dem Rest, der unter Sanadas Kommando immer wieder auf ein Neues Disziplin und Gehorsam eingetrichtert bekam. „Okay, es sind genau Vierundzwanzig!“, rief die Wache, die wieder in den Raum stürmte. Jun ging selbst zum Ausguck und machte sich ein Bild von der heranstürmenden Meute, während die anderen Männer wie erstarrt im Raum verweilten, sich aber irgendwie beachtlich schnell wieder ihren vorherigen Tätigkeiten zuwendeten, obwohl der Feind im Anmarsch war. Einer erzählte laut von seinem neusten Drogenflash und einige hörten gespannt zu. Der Buchhalter stand weiterhin mürrisch in der Ecke und schloss die Augen. Ein paar Mal blinzelte er, um zu sehen, was die Dealer taten, aber wirklich zu interessieren schien er sich nicht. „Hey, den da vorne kenne ich, der hat Yurimov platt gemacht!“, sagte Jun Sekiya, als er die Dealer der Izumokai, inklusive Ryoji Takizawa und Tokitoh Minoru die Straße heraufrennen sah. Sehr beunruhigt schien er aber nicht. Er ging in sein Büro, schickte Sakaguchi vor die Tür und gab den Code für seinen Safe ein, wo seine mächtige Waffe ruhte. Nur eine Straße weiter, den Lärm der rennenden Meute ignorierend, trafen sich zwei alte Bekannte, die anscheinend dasselbe Ziel, allerdings zwei unterschiedliche Wege hatten: Jakuro Oshidara, der immer noch die Pflanze aus Nefolons Zuchthaus in der Jackentasche hatte und Makoto Kubota, der am vorigen Abend tatsächlich noch etwas zu essen bekommen hatte und sich wahrscheinlich an Kou wegen eines Jobs gewandt hätte, wenn er an diesem Tag nicht Wichtigeres zutun gehabt hätte. „Ku-Kubota!“, rief Jakuro, der sich sichtlich freute, den Brillenträger zu sehen. „Ah, kennen wir uns?“, fragte Makoto und traf den Braunhaarigen sofort mitten ins Herz. „Heeeey! Ich bin’s, Jakuro!!“ „Ach… äh… hmm…“, grübelte Makoto sich durch sein Personengedächtnis. „…Ach der!“ Jakuro stand betröppelt auf dem Gehweg und hustete pseudohaft, seine Freude über Makotos Erinnerungsvermögen ironisch ausdrückend. Nichts desto Trotz freute er sich, ihm war schließlich klar, dass der Brillenträger wusste, wo sich das Hauptquartier des Tojo-Clans befand. „Immer noch auf dem Rachepfad?“, fragte Makoto. „Natürlich!“, antwortete Jakuro und zeigte mit dem Finger auf seinen prall gefüllten Rucksack. „Wieso gehst du dann nach Norden?“ „Öh…!“ „Ich nehm dich mit, muss sowieso gerade dahin!“ „Aha… zu gütig, danke! …Was haben sie denn vor?“ „Nun, heute ist Tag der offenen Tür! …Ich denke ich revanchiere mich ein weiteres Mal für den Spaß, den ich in dem Jahr bei der Izumokai hatte und verdiene mir nebenbei noch ein paar warme Mahlzeiten!“ „Tag der offenen Tür?“ „Hör doch, sie haben schon angefangen… wenn wir uns nicht beeilen, sind sie schon fertig, bevor wir da sind!“ Jakuro wusste zwar nicht, was Sache war, folgte Makoto aber guter Dinge und ballte siegessicher die Fäuste. „Na wen haben wir denn da?“, fragte einer von cirka dreißig bewaffneten Dealern des Tojo-Clans, als Osamu, Ryoji, Tokitoh und die anderen einundzwanzig Dealer der Izumokai den Haupteingang erreichten. Der Plan lautete, so weit wie möglich zu gehen, aber rechtzeitig auf die Bremse zu drücken, um nicht zuviele Opfer zu kassieren. Außerdem war die Hyo dabei, das Gebäude von oben zu übernehmen, also sollte man auch nicht zu weit rein, da die Aktion sonst ihren Sinn verlieren würde. „Aha, scheinbar habt ihr uns erwartet…!“, sagte Osamus Übermittler Yajiro aus Eigeninitiative und nahm seine Brechstange in beide Hände. Lediglich sechs Dealer der Izumokai hatten Schusswaffen, da diese ziemlich rar waren, aber das sah beim Tojo-Clan nicht anders aus. Diese Leute galt es zuerst auszuschalten, da sie am gefährlichsten waren. Zum Glück war Munition ebenso rar, weshalb die Schlacht wahrscheinlich nicht nur durch Schusswaffen entschieden werden würde. Trotzdem standen die Leute jetzt alle irgendwie bewegungslos da, keiner wollte den ersten Angriff wagen, da man an vorderster Front am ehesten fällt. Oben waren dreizehn der fünfzehn Männer der Hyo auf der Dachterasse des Tojo-Clans angekommen, als plötzlich einer den Halt verlor und abstürzte. Unten angekommen, drehten sich erst einmal alle fünfzig bis sechzig Mann, die dort versammelt standen, zur Seite. Der Mann sah ziemlich zermatscht aus. Dass er Amerikaner war, erkannte man sofort; er hatte braungebrannte Haut und andere Gesichtszüge als gewöhnliche Asiaten, auch wenn diese nach dem Aufprall schmerzverzerrt waren. Gespürt hatte er aber nicht viel, er war sofort tot. Dann sahen die Männer zwangsweise nach oben, wo gerade das letzte Mitglied der Hyo sich an seinem Angelhaken von Dach zu Dach hangelte. „Fuck, ein Hinterhalt!“, rief einer vom Tojo-Clan, „Wieso sind das soviele?“, ein anderer. Sofort kontaktierte einer Jun Sekiya und die fünfzehn Dealer, die eines Hinterhalts wegen nicht mit zum Haupteingang gekommen waren. Sakaguchi durfte daraufhin beobachten, wie sein Chef wie ein Blitz aus seinem Büro rannte und die Tür offen stehen ließ, wie es sonst nie seine Art war, obwohl er eigentlich Sakaguchi für sowas hatte. „Mist, jetzt haben sie uns bemerkt!“, zischte Dwight Mason oben, als der Letzte auf der Dachterasse angekommen war. „Und wir haben Ben verloren!“ „Kann man nicht ändern! Aber jetzt sind wir hier und das sollten wir ausnutzen! Vom Feind noch keine Spur, also los!“, erwiderte Vane, der Größte in der vierzehn Mann starken Truppe. „Moment! Wie sollen wir überhaupt vorgehen? Sollen wir uns aufteilen oder was?“, störte Hoji, der als einzigster keine Sonnenbrille trug, weil er von Brillen Kopfschmerzen bekam. „Also ich würde sagen, wir teilen uns in sieben Zweiergruppen auf! Wer von der Bande da erwischt wird, hat dann zwar Pech, aber die Chance, dass wir z.B. Jun Sekiya oder die Waffe oder gar die Stromleitungen finden, erhöht sich dadurch! …Vielleicht finden wir ja auch deren Drogenlager, an sich können wir nur gewinnen!“, schlug Dwight vor. „Also sterben will ich nun nicht gerade! Also ich gehe maximal in den fünften Stock!“, warf Won Yamasuga, der Zweitgrößte, ein. Nachdem sie dann fertig waren, teilten sie sich auf und fünf Zweierteams rannten die Treppe runter, während Dwight, Won, Neill Porkey und Yen Ko oben blieben und die oberen Zimmer unter die Lupe nahmen. Die Zehn, die runterrannten, hörten von unten schon die Dealer des Tojo-Clans tosend nach oben rennen, also zweigten sich vier Männer im fünften Stock ab und die anderen Sechs lauerten dem Sturmtrupp auf. Unten war jetzt ein Death Match entstanden. Die Dealer der Izumokai und die Dealer des Tojo-Clans schlugen sich gegenseitig die Schädel ein und Ryoji und Tokitoh waren mittendrin. Tokitoh trug seinen schwarzen Handschuh mittlerweile nicht mehr und hatte schon zwei Typen die Pulsadern aufgeschlitzt und einem das Genick gebrochen. Ryoji ging mit einem Minimum an Risiko zu Werke und hielt steht’s Ausschau nach den Typen mit Schusswaffen, die aber alle ziemlich vorsichtig agierten, um ihre eigenen Leute nicht zu treffen, was in dem Gewimmel nicht gerade einfach war. Direkt vor Ryoji schlug gerade einer der Izumokai einen Kollegen die Nase blutig, weil er ihn für einen vom Tojo-Clan gehalten hatte. „Taki, halt sie hin!“, rief Tokitoh, der jetzt mit Osamu an den Dealern vorbei ins Gebäude gelangt war. Aber keiner machte große Notiz von ihnen, jeder war nur daran interessiert, die Zahl der Gegner zu dezimieren und zu überleben, also nahmen die Tojos den Abgang zweier Gegner eher als Geschenk hin, obwohl sie eigentlich Niemanden durchlassen sollten. Ryoji nahm den Erfolg zur Kenntnis und wich mit Mühe einem Hammer aus, den ein Kerl vom Tojo-Clan als Waffe benutzte. „Nicht mit mir, Freundchen!“, rief er und trat ihm kräftig in die Magengrube, was auch schon reichte, dass dieser mit einem Ächzen hinfiel. Als er sich umdrehte sah er einen weiteren Gegner auf sich zukommen, aber statt sich zu verteidigen, stockte er… „Kubota…!“ Mit einem Hieb war der Journalist am Boden; ausgeknockt. Makoto, der mit Jakuro jetzt den Schauplatz erreicht hatte, nahm das zur Kenntnis und griff sich den Täter. Nach zwei gezielten Schlägen war die Sache erledigt. Zwei andere Dealer sahen den Brillenträger dabei und rasch verbreitete sich die Nachricht seines Kommens. Jetzt waren die Dealer vom Tojo-Clan sich nicht mehr so sicher, dass sie gewinnen würden und flohen, die Verletzten ignorierend, ins Gebäude. „Stop! Nicht hinterher laufen!“, rief Yajiro, der nach Osamu der Ranghöchste war und demnach das Kommando hatte, wo auch Ryoji Takizawa K.O. gegangen war. „Lasst uns die Verletzten in Sicherheit bringen und einen Plan aushecken!“ „Ich jage einfach das Erdgeschoss in die Luft, dann hat sich das!“, sagte Jakuro, der schon voll in Stimmung war. „Wer seid ihr eigentlich?“ „Das ist Makoto Kubota! Und das ist der Vize vom Mizugi-Clan, der vor gut zwei Jahren vom Tojo-Clan kalt gemacht worden ist!“, sagte ein Dealer, der schon länger in Diensten der Izumokai stand. „Habt ihr zufällig einen schwarzhaarigen Typen mit einem schwarzen Handschuh gesehen?“, fragte Makoto in die Runde. „Äh… ja, haben wir! Ist mit Osamu ins Gebäude gerannt!“, antworteten zwei, die das mitgekriegt hatten. Schon war Makoto auch im Gebäude, gefolgt von Jakuro, der sich bei dem Braunhaarigen am sichersten fühlte. Die Dealer von der Izumokai blieben verdutzt draußen stehen, ohne irgendeine Idee, was sie jetzt machen sollten. Nach einer kleinen Opferzählung zogen sie zufrieden das Fazit, dass sie nur acht Mann verloren hatten, während zwölf Männer, die am Boden lagen, zum Tojo-Clan gehörten. „So, wir sind noch dreizehn Mann. Entweder wir unterstützen die Hyo und Osamu da drinnen, oder wir hauen ab!“, sagte Yajiro. Keiner nahm ihn wirklich ernst und die anderen Zwölf stürmten sofort das Gebäude, jetzt alle bewaffnet, wo ein paar Waffen ihre Besitzer verloren hatten. „Elf Mann nach oben, Yanagisawa und ich schauen uns im Erdgeschoss um!“, rief Yajiro noch, wo die Hälfte schon auf der Treppe waren. Der kleine Wortführer, der mit seiner blonden Fastglatze nicht so gut ins Bild passte, war ein ziemlicher Angsthase und zog es vor, nicht an vorderster Front zu kämpfen. Draußen rückten derweil vier Typen vor, die sowohl Makoto Kubota, als auch Jun Sekiya noch bekannt waren; Beiji von Black Sheep, mit seinen drei Kumpanen, die Makoto damals schon vor dem Chef des Tojo-Clans gerettet haben. Junichis erste Amtshandlung, seit er wieder auf den Beinen war, die er zu seinem Glück noch beide hatte. Immer wenn er hingegen seinen rechten Arm anschaute, kam ihm das Kotzen. Naja, genau genommen hatte er ja keinen mehr. ‹ ‹ „Okay, mir reicht’s! Beiji, ihr werdet dem Tojo-Clan ein Angebot unterbreiten, ich möchte mich mit denen verbünden!“, hatte er geschrien, als er den Black Parlais betrat, das Empfangskommitee ignorierend. Er hätte es auch gerufen, wenn Beiji nicht anwesend gewesen wäre, aber zufällig war sein erster Offizier zur Stelle. Allerdings etwas verwirrt. „Wieso verbünden? Das ist doch sonst nicht ihre Art!“ „Machen sie einfach! Wenn die Sache beendet ist, können wir sie immer noch als Sündenbock hinstellen und von hinten alles überrollen!“ „Welche Sache?“ „Frag nicht, bereite lieber etwas vor! Wenn ich in drei Tagen meine 16-Uhr-Limo trinke, möchte ich alles erledigt sehen! Es passt mir gar nicht, dass sie mich aus dem Krankenhaus rausgeworfen haben, bevor Kubota aufgewacht ist, aber daran kann man nichts ändern!“ „Sie haben angeblich eine ziemlichen Aufruhr veranstaltet…!?“ „Klappe, überleg dir lieber ein überzeugendes Angebot für diesen Sekiya!“ › › So lief das damals ab. Beiji war ziemlich skeptisch, befolgte die Befehle seines Chefs aber. Dass allerdings die Izumokai genau an diesem Tag angreifen würde, hatte niemand gewusst. Dennoch gingen Beiji und seine drei Kollegen den Weg Richtung Tojo-Hauptquartier. Kapitel 29: ► Full House: Do or die ----------------------------------- 29.Kapitel Nyo, Pause beendet!^^ „Year, da sind sie! Auf sie mit Gebrüll!“, rief einer der Dealer vom Tojo-Clan, die gerade dabei waren, die Treppe hochzustürmen um die Eindringlinge auszurotten. Aber sie gingen nicht gerade vorsichtig zu Werke und durften direkt ein Opfer hinnehmen, welches zu achtlos vorgerannt war und einen Schuss direkt in den Kopf bekam. „Mist, sie haben Schusswaffen! …Vorsicht!“, rief ein braunhaariger Dealer, der als einziger wirklich Profi war und schon viele Aufträge erfüllt und überlebt hatte. Jun Sekiya schätzte seine Arbeit sehr und bevorzugte ihn manchmal, weshalb er immer noch beim Tojo-Clan arbeitete, obwohl die Disziplin der meisten mittlerweile ziemlich miserabel war, was er nicht gerade schätzte. Er hatte seinen Chef auch schonmal darauf aufmerksam gemacht, aber Jun meinte nur „Das wird schon noch…!“, wobei es ja schonmal so gewesen war, bevor Hiroshige Uzaki von Makoto Kubota getötet worden war und er die Macht übernahm. „Ha, scheint gar nicht so schwer zu werden!“, meinte Reuben Rough, ein Ex-Guerilla-Kämpfer und sicherlich prominentestes Mitglied im Trupp der Hyo, der den Tojo-Dealern auflauerte. Er schickte zwei andere vor und ging als Dritter auf die Treppe zum dritten Stock, wo sich die Tojos mittlerweile versammelt hatten. Plötzlich flog etwas hoch, was er nicht genau identifizieren konnte. Als dann von oben einer „GRANATE!“ rief, stürzte er sich mit den beiden vor ihm nach unten und entging gerade noch der Explosion im vierten Stock, die die drei anderen Hyo-Mitglieder schwer verwundete. Während sie da lagen, konnten sie sich nicht gegen die Tojos wehren, darum hatten sie enormes Glück, dass Tokitoh und Osamu just in diesem Moment nach oben stürmten, was die Dealer zum Glück von ihnen ablenkte. „Scheiße sind das viele hier! Die haben also gar nicht alle vor die Tür geschickt?!“, fluchte Tokitoh überrascht und schlug einen Haken, der ihn vor einer angeflogen kommenden Brechstange rettete. Die beiden rannten in den Flur vom zweiten Stock und traten in Windeseile eine Tür ein, um Schutz zu suchen. Die Tojos wollten sofort hinterher, aber sie waren jetzt mehr oder weniger in der Zange und so fiel einer, der vergessen hatte, dass drei Mitglieder der Hyo nach auf dem Absatz zwischen Stock 3 und 4 lagen. „Pfuh!“, stieß Reuben aus und pustete den Rauch seiner Pistole weg. „Das sind echt Amateure…!“ „Aber die Granate war nicht schlecht!“, erwiderte einer der anderen beiden und lächelte dabei, Reuben indirekt doch zustimmend. „Fuck! Wir teilen uns auf!“, rief einer der Tojos und so setzten sechs Männer den beiden im zweiten Stock und die anderen sieben den Dreien von der Hyo zu. „Okay, schmeckt mir gar nicht, aber ich riskier’s! Schulde dir eh noch was!“, sagte einer der drei Hyos em Teppenabsatz und stand auf, was die Dealer vom Tojo-Clan etwas überraschte, da er sich sozusagen dem Tod auslieferte. Doch er öffnete grinsend seine Jacke und zum Vorschein kamen eine Menge Sprengköpfe, die er sich um seinen Körper gebunden hatte. Ohne zu zögern stürzte er sich in die Meute und zündete eine recht lange Lunte mit einem schnell gezogenen Zippo an. Wie er es erwartet hatte, liefen die Dealer schnell weg, statt ihn zu erschießen. Das nutzte er aus und befreite sich schnell von den Dynamitstangen, um diese dann zwei Männern, die in den dritten Stock geflüchtet waren, hinterher zu werfen. Er selbst lief wieder nach oben und war tatsächlich noch schnell genug, um nichts von der Explosion abzukriegen. „Zwei weniger!“, sagte er stolz und ballte seine rechte Hand triumphierned zur Faust. „Hmm… und wenn du gestorben wärst?“, fragte Reuben kaum überrascht. „Dann wär ich tot! Aber jetzt sind wir quitt für die Sache im Canyon damals, wo du mir den Arsch gerettet hast! Egal wie schlecht die sind, wir wären wahrscheinlich eh gestorben, wenn ich das nicht durchgezogen hätte!“ „Nicht schlecht!“, sagte Reuben nur und stand auf, um nach den drei anderen zu sehen. „Sieht nicht gut aus, Gregory und Hoji werden es nicht überleben, die Blutungen sind zu schlimm. Bloß Rex konnte sich noch halbwegs retten!“, analysierte der dritte im Bunde, Sinyu. „Okay, dann gehen wir vier jetzt da runter und erledigen die Ärsche, sonst sterben Osamu und der Schwarzhaarige noch!“, bestimmte Reuben und drehte sich wieder um. Er war schon recht kaltblütig, dass er die für nicht mehr zu rettenden Verletzten ignorierte, aber die anderen drei akzeptierten seine Entscheidung ohne Einwände und folgten dem Amerikaner. „Hmm, die beiden im dritten müssten tot sein!“, meinte Zach, der zuvor die Aktion mit den Sprengköpfen durchgezogen hatte. „Wir können direkt nach unten!“ „Bestens!“, erwiderte Reuben nickend. Dem schwarzhaarigen Kanadier vertraute er blind. Sie hatten schon viele Aufträge gemeinsam hinter sich gebracht, als sie noch in Amerika arbeiteten. Die besseren Gehälter und das Interesse an der japanischen Kultur und der Großstadt-Metropole Tokyo zogen die beiden aber dann zur Hyo, die normalerweise auch in Tokyo agierte. „Scheiße, was sollen wir machen?“, fragte Tokitoh, der sich vor die Tür des Raumes stellte, in den Osamu und er geflohen waren. „Sie wissen nicht, dass wir hier sind, sie werden zuerst die offen stehenden Räume durchsuchen. Gut, dass du die Tür so sauber eingetreten hast!“ „Gut, wir müssen uns aber etwas überlegen!“ „Das ist wahr!“ Von unten kamen derweil Makoto und Jakuro und sorgten wieder für einen Vorteil auf Seiten der Gegner des Tojo-Clans. Elf Leute standen noch und alle waren jetzt im zweiten Stock, Tokitoh und Osamu suchend und nach außen hin Wache haltend. Während Jakuro eine Rauchgranate warf, rannte Makoto sofort rein und entwaffnete mit der Sicht, die er kurz zuvor noch hatte, einen der drei Wache haltenden. Die anderen beiden waren dann auch nicht mehr schwer außer Gefecht zu setzen. „Amateure…!“, ließ er verlauten. „…Das Wort habe ich heute schon viel zu oft gehört! Was denkt ihr euch eigentlich?!“, schrie ein weiterer Dealer und griff vom Flur aus an. Makoto bekam das Heizungsrohr volle Kanne ab. „Kubota!“, rief Jakuro geschockt und stand kurz starr, bevor er sich wieder besann und sofort eine Granate aus seinem vollgestopften Rucksack holte, in dem sich nichts außer die verschiedensten Sprengköpfe befand. „Haha, so einfach kriegst du mich nicht!“, rief der der Typ vom Tojo-Clan, der scheinbar direkt klar stellen wollte, dass er sich nicht so einfach unterbuttern ließ. Aber Jakuro vertraute sich selbst genug, um das zu ignorieren und warf die Granate mit Schwung in seine Richtung. Was dann passierte, hatte er aber wirklich nicht erwartet; der Dealer holte mit dem Heizungsrohr aus und schlug die Granate wie beim Baseball volle Pulle zurück. Zumindest schien so sein Vorhaben. Jedenfalls wunderte er sich, dass die Granate beim Stoß gegen die Stange sofort in die Luft ging und sein Gesicht dermaßen zerfetzte, dass er sofort umkippte und sich auf dem Boden wälzend wie ein Wilder rumschrie. „Sag mal, haben wir es hier nur mit Idioten zutun?“, fragte Jakuro Makoto, der sich wieder aufrichtete, wobei er sich noch den Kopf von dem Schlag hielt. „Scheinbar…!“ „Geht’s denn?“ „Sicher, so ein Schlag haut mich nicht um!“ „Wow…!“, brachte der Braunhaarige da nur raus, denn es sah schon ziemlich schmerzahft aus, wie der Dealer seinen Gefährten da getroffen hatte. Er strich sich über seinen 3-Tage-Bart und nahm seinen Rucksack wieder auf die Schultern, nachdem er zwei Stahngen Dynamit an seinen Gürtel geklemmt und eine Granate in die Hand genommen hatte. Als sie den Flur entlang schauten, kamen gerade drei Tojos aus einem Raum und gingen zielgerichtet in das Zimmer gegenüber, ohne Notiz davon zu nehmen, wer denn mittlerweile im Flur stand. Wenig später kam drei weitere Tojos aus einem anderen Raum und wollten ebenfalls in einen anderen, der aber abgeschlossen war. „Zuerst die offenen Räume!“, sagte einer und testete den nächsten an, der auch zu war. „Lol?“, meinte Jakuro. Makoto und er starrten die drei nur verdutzt an. „Jetzt gibt’s eins auf die Mütze!“, hörten sie plötzlich hinter sich einen Mann mit rauchiger Stimme sagen, aber Makotos Reaktion war blendend und er wich dem Schlagstock, der just auf ihn zu kam, gerade so aus und trat seinen Benutzer in zwei Sekunden K.O., sodass er Blut spuckte und auf den Boden krachte. „Uaaah! Was ist das nur für einer?“, fragte einer der drei Dealer, die weiter hinten im Flur standen, und die Gäste längst bemerkt hatten, sie aber einer Finte wegen mit ihrer Komödie ablenken wollten. „Das ist dieser Kubota!“ „Scheiße… wie kriegen wir den?“ „Weiß nicht!“, meinten die beiden anderen und die drei verschwanden wieder in dem Raum, wo sie vorher rausgekommen waren. „Hammer…!“, meinte Jakuro nur, der im Mizugi-Clan zu seiner Zeit aber deutlich bessere Untergebene hatte. „Puh, die Finte war gar nicht mal schlecht…!“, meinte der Brillenträger neben ihm. „Aber…!?“ „Das Problem war, dass der Idiot zuviel gelabert hat! ‚Jetzt gibt’s eins auf die Mütze’ ist doch völlig unnötig, wenn der Feind dann sowieso K.O. ist!“ „Hmm, klingt einleuchtend!“, stimmte der Bärtige zu und zupfte sich wieder an seinen Stoppeln, während er darüber nachdachte, ob er nicht genauso gehandelt hätte. Tokitoh und Osamu standen immer noch mit dem Rücken zur Tür in dem Hotelzimmer ganz am Anfang und hielten die Tür zu. Das Rumoren auf dem Flur war ihnen aber nicht entgangen. „Sag mal, was machen die da? Wieso werfen die Granaten? Hört sich ganz so an, als ob die sich gegenseitig die Köppe einschlagen…!“, rätselte der Schwarzhaarige und presste sein Ohr gegen die Tür, um zu lauschen. „Oder wir haben Verstärkung bekommen!?“, schlug Osamu als Alternative vor. „Das wäre nicht schlecht…!“ „Naja, was mich aber echt bedenklich stimmt ist, dass wir doch keine fünf Sekunden Zeit hatten, uns hier zu verstecken. Wieso suchen die in den hinteren Räumen? Sind die total bescheuert?“ „Wer weiß!?“ „Lass uns mal auf den Flur gehen, okay? Zur Not werfen wir eine Rauchgranate. Schusswaffen haben die Typen hier nicht!“, schlug Osamu vor. Aber es war eins ehr riskanter Vorschlag, denn von unten kam schon der Rest der Dealer, achtzehn an der Zahl. Sie hatten sich tatsächlich erst in die Halle zurückgezogen, weil sie Angst vor einem Kampf hatten, aber Jun Sekiya war erbost darüber und trat zwei von ihnen persönlich wieder raus und schickte sie nach oben. Er selbst war aber auch ziemlich durcheinander, weil irgendwie alles nicht so ganz nach Plan lief. Und nun, wo seine Leute endlich nach oben marschierten, waren auch schon die nächsten Izumokai-Dealer im Anmarsch, die von unten reinkamen. Alle elf setzten sich aber im ersten Stock ab und stürmten die Räume, um alles Lebendige auszurotten, was sich noch darin befand. Einen Stock höher ging derweil ein Gemetzel los, wie es im Buche stand. Von unten kamen achtzehn Dealer vom Tojo-Clan , von oben Reuben Rough und seine drei Kumpane, vom Flur Makoto Kubota und Jakuro Oshidara. „What the fuck? Was machen die alle hier? Wo sind unsere Leute?“, rief einer vom Tojo-Clan und zückte seine Pistole. Insgesamt drei Schusswaffen waren noch geladen und in Besitz der Dealer vom Tojo-Clan . „Uh, nicht gut!“, meinte Makoto und zog sich in den Flur zurück. Er vertraute zwar auf seine Stärke, aber die Überzahl der Feinde war einfach zu groß, da konnte er unmöglich einfach so reinstürmen. Auch Reuben, Sinyu, Rex & Zach zogen sich umgehend auf die Plattform zum dritten Stock zurück, um nicht ins Feuer zu geraten, so schlecht die feindlichen Dealer auch im Zielen waren. Die Dealer nahmen das erfreut zur Kenntnis und rannten gleich enthusiastisch drauf los, zwei Stufen auf einmal nehmend. „Jakuro, was stehst du da noch ru…?!“, rief Makoto, wurde aber von einer Rauchgranate überrascht, die hinter ihm hochging und alles in schwarzen Ruß tauchte. Makoto wusste nicht, wer das war, aber er ging sofort auf den Boden und krabbelte weiter in den Flur hinein. Jakuro jumpte risikobewusst in den Rauch und stellte sich umgehend an die Zimmertür, woher er die Granate hatte fliegen sehen. „Was zum Teufel ist da los?“, fragte Tokitoh, der sich nach dem Werfen sofort umentschieden hatte und sich wieder von innen vor dieTür stellte. Osamu zuckte nur mit den Schultern, war sich aber im Klaren darüber, dass sie besser nicht auf sich aufmerksam gemacht hätten. Dass jetzt einer vor der Tür stand und reinwollte, war jedenfalls kein gutes Zeichen. „Gott, was ist hier nur los?“, dachte sich zur selben Zeit auch Makoto, der aber sekundenschnell die Entscheidung traf, sich aus dem Geschehen rauszuhalten und mit Tempo den Flur, zum anderen Treppenhaus hin, durchquerte. „Hey, da hat wer ’ne Rauchgranate geworfen!“, rief der Dealer vom Tojo-Clan , der zuerst den Flur im zweiten Stock erreichte. „Dann weiter nach oben, zuerst die vier Männer in schwarz!“, ordnete ein Anderer an. So rannten die achtzahn Hirnlosen tatsächlich allesamt nach oben und jagten Reuben und seine Gefährten bis in den sechsten Stock. Dort lauerten, des immer lauter werdenden Gebrüll wegen, schon Dwight, Won, Neill und Yen von der Hyo , die zuvor den sechsten Stock durchsucht, aber nichts Interessantes gefunden hatten. Als sie sahen, dass es vier Kollegen waren, die da zuerst hochgerannt kamen, schauten sie sich verdutzt an, weil sie es nicht gewohnt waren, dass Reuben mal das Weite suchte. „Müssen ja echt viele sein, die da kommen!?“, meinte Won zitternd. Er wollte unbedingt oben bleiben, weil er nicht sterben wollte, aber jetzt kam die Gefahr auf ihn zu, ohne dass er flüchten konnte. „Heul nicht rum, wir sind Profis!“, meinte Dwight und warf ohne abzuwarten eine Granate nach unten. Die Dealer bemerkten das gerade noch und schafften es, sich größtenteils in den vierten Stock zu retten, bevor der Sprengkopf detonierte. „Wir müssen aufpassen!“, brüllte ein Blauhaariger, der ziemlich gut ins schräge Gesamtbild des Tojo-Clans passte. Ohne die zwei, die von der Granate erwischt wurden, weil sie zu weit vorne standen, waren sie noch sechzehn Mann, also ihrer Annahme nach in der vierfachen Überzahl. „Los geht’s, ohne Rücksicht auf Verluste!“, rief ein Anderer, dem es anscheinend egal war, wieviele seiner Kollegen noch draufgingen und nahm die Treppe als Erster wieder in Angriff. Und damit überraschte er die acht Agenten etwas… Sicher nicht mein bestes Kapitel, aber ich muss auch erstmal wieder reinfinden. Kampfszenen sind schwierig! Habe mich selbst gewundert, wie gut ich das beim Bus Game gemacht habe!^^ Naja, immerhin mein längstes Kapitel bisher, wenn man Kap 1 und den Prolog nicht zusammenrechnet Kapitel 30: ► Advantage - Disandvantage --------------------------------------- 30.Kapitel „Meister Sanzo, wir hätten dort hinten eigentlich rechts gemusst…!“ „Schnauze!“ „…Naja, der Weg über die Kaiserallee ist schöner, nicht?“ „Schnauze!“ „Wir müssten dann aber auch hier über die Straße… ich drücke schonmal die Ampel…!“ „SCHNAUZE!“ „Wie sie wünschen, Meister Sanzo…!“ Jun Sekiya stand unruhig in der großen Halle und wartete, dass irgendwer die Tür aufmachte, an dem er die Waffe testen konnte. Egal ob Freund oder Feind, hier hatte niemand mehr was zu suchen, selbst Sakaguchi und der Buchhalter nicht, die er in einen Nebenraum verbannt hatte, weil er noch nachhaltige Verwendung für sie hatte. Er war sichtlich nervös und trippelte mit seinem linken Fuß durchgehend auf der Erde. Erste Schweißperlen rannen an seiner Wange herunter und man durfte sich fragen, ob er Kampfeslust oder wirklich Angst verspürte. Seine Organsisation war jedenfalls nicht halb so gut, wie er dachte. Die Izumokai hatte das Hauptquartier vom Tojo-Clan unter Beschuss genommen und durchsuchte hier dort die Zimmer, was dem Führer sichtlich übel aufstieß, weil er immer wieder die linke Hand zur Faust ballte und tief ein- und ausatmete. Und dann kam endlich einer in den großen Raum, den er trotz seiner Nervosität sofort mit einem gezielten Schuss niederstreckte. „Puh…!“ Er atmete tief aus und betrachtete sein Opfer etwas näher. Es war einer der elf Izumokai-Dealer, die den ersten Stock unter ihre Kontrolle zu bringen versuchten. Sein Herz war sauber durchschossen, der Radius der Einschusswunde über 3 cm. Das Blut floss in Strömen über den Boden und Jun nahm schnell wieder Abstand, damit seine schwarzen Stöckelschuhe nicht klebrig unter den Sohlen wurden, sowas hasste er. Im Erdgeschoss waren Yajiro und Yanagisawa noch am missionieren, aber sie hatten aufgrund übertriebener Vorsicht erst drei Räume aufgemacht, wo sie sich nach ausgiebigem Lauschen wirklich sicher waren, dass sich dort niemand aufhielt. „Hmm, lass uns erstmal Pause machen, ich habe Hunger!“, sagte Yajiro, der mit Abstand Sanadas unfähigster Untergebener war. Aber er war ja auch nur Osamus Übermittler, soviel hatte er da normalerweise nicht zutun. Hier und da mal was sagen, ansonsten vielleicht ein Auge auf die Jugend werfen… der Rest war Freizeit, wobei er hin und wieder auch als Dealer fungierte. „Okay!“, erwiderte Yanagisawa erfreut, da er auch nicht sonderlich große Lust verspührte, hier die Räume zu durchsuchen. Sie gingen Richtung Eingang und wollten gerade rausgehen, zur Dönerbude um die Ecke, als Yanagisawa mit einem gezielten Schuss in den Kopf zu Boden gestreckt wurde. „What the hell…?“, rief Yajiro, aber es dauerte keine zwei Sekunden, da war auch der kleine blonde Feigling nicht mehr unter den Lebenden. Vier Männer betraten das Haus. „Hmm… irgendwas sagt mir, dass nicht alles nach Plan gelaufen ist!“ „Da geb’ ich dir Recht!“, bestätigte ein Anderer, welcher eine ziemlich fiese Fratze hatte, welche einem im ersten Moment einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. „Nun denn, wir sollten vorsichtig sein, könnte gut sein, dass uns noch mehr von diesen Typen in die Quere kommen!“, sagte ein Dritter. Die vier Männer waren Kajiura Koto und seine drei Spießgesellen, die eigentlich für die Überwachung des Drogenkellers von Professor Nefolon zuständig waren. Sie waren noch die fähigsten Untergebenen von Jun Sekiya. „Okay, let’s go!“ Sie marschierten ohne Umschweife nach oben in den ersten Stock, wo unter Anderem Jun Sekiyas Büro seinen Platz hatte und wo sich zur Zeit zehn Dealer von der Izumokai und eben Jun Sekiya aufhielten. Und das große Haus wurde trotz zahlreicher Toter nicht leerer… kaum waren die vier Männer nämlich oben, kamen vier weitere um die Ecke und steuerten auf den Hauptsitz des Tojo-Clans zu. Es war eben wirklich Tag der offenen Tür… „So, wir sind da!“, rief Black-Sheep-Offizier Beiji und hielt vor dem großen Haupteingang. „Wow, hier liegen ja Schusswaffen rum… kann es sein, dass die zuviele davon haben?“, fragte einer der drei anderen Männer und hob eine Pistole auf, die aber keine Munition mehr hatte. Er steckte sie trotzdem einfach mal ein und wendete sich dann wieder dem Offizier zu, der mutig die Führung übernahm und zuerst durch das Tor schritt. „Hmm, ich höre was… das kommt von oben!“, entgegnete er und erblickte während des Lauschens die beiden Leichen von Yajiro und Yanagisawa. „Also ich bin dafür, dass wir hier unten warten, bis die da oben ihre Formalitäten geklärt haben…!“, schlug einer der Männer vor. Kurz darauf hallte ein entsetzlicher Schrei aus dem Treppenhaus, welcher Beji zu einem spontanen Nicken veranlasste. „Scheiße, Ootori!“, rief Kajirura Koto und zückte seine Pistole, um einem Izumokai-Dealer eine Kugel zu verpassen. Schon waren die Gewächshaus-Wächter nur noch zu dritt. Als dann zwei weitere Männer von der Izumokai in den Flur stürmten, dezimierten sie die Anzahl ihrer Feinde inm ersten Stock immerhin auf sieben. „Hmm, wir sollten es nicht auf die leichte Schulter nehmen, hier laufen überall Feinde rum!“, sagte Kuno und schaute seinem Kumpel Arrido tief in die Augen. Arrido war der mit der fiesen Fratze, Kuno zeichnete dagegen so ziemlich gar nichts aus. Kajiura hingegen hatte fliederfarbene Haare und eine recht hohe Stimme, sowie einen recht kleinen Wortschatz, der hier und dort gerne mal mit koreanischen Wörtern aufgepeppt wurde, was es seinen Kumpels nicht leichter machte. Jakuro hatte bei seinem Deal mit ihm damals fürchterlich angefangen zu lachen, als er einige Wörter vertauschte. Damals war er der japanischen Sprache noch weniger mächtig als jetzt und zum Schmunzeln bringen konnte er seine Kumpane damit trotzdem noch. Ootori war tot, ihn zeichnete sowieso nichts mehr aus. Elf Agenten der Hyo waren noch am Leben und sieben von ihnen und versuchten alles Erdenkliche, um die Feinde zu eliminieren, die in der Überzahl waren und sich mittlerweile doch vorsichtiger anstellten, nachdem einer hochgerannt war und einen erschossen hatte, dann aber selbst durchlöchert wurde. Die übrigen Fünfzehn standen also wachsam unten und warteten darauf, dass einer der Gegner den ersten Schritt machen würde. Doch der Vorteil lag nicht lange auf ihrer Seite, denn plötzlich kamen zwei Männer von der Seite aus einem Raum im fünften Stock auf den langen Flur und schickten zwei Tojos ins Nirvana, die quasi schon im Flur des standen, weil das Treppenhaus schon überfüllt war. „Ups, da sind ja noch Sanji und Kurt. Die habe ich ganz vergessen!“, sagte Reuben. „Der Schrei gerade hörte sich mehr nach Jirou an, wenn du mich fragst…!“, verbesserte ihn Zach. „Ken und Jirou haben sich doch auch abgezweigt…!“ „Oh, ich vergaß… aber nutzen wir lieber den Moment, wo sie abgelenkt sind…!“ „Sind wir schon bei!“, sagte Dwight, verstummte aber, als drei Zentimeter neben seinem linken Ohr ein Messer vorbeiflog und seinen Nebenmann Neill Porkey an der Stirn traf. Der Werfer unten konnte sein Glück scheinbar kaum fassen, jedenfalls brachte er sich nicht schnell genug in Sicherheit und kassierte auch einen Streifschuss von Reuben. „Argh! Verdammt, das hat weh getan!“, schrie Neill und fasste sich an die Stirn. Er blutete ein bißchen, aber ansonsten hatte er Glück, dass das nicht ins Auge ging. „Wir können denen da unten nicht helfen!“, resümierte Reuben schnell. „Stimmt, die da unten sind auf sich allein gestellt, wir sollten unserem eigenen Überleben die höchste Priorität geben!“, bestätigte ihn Zach. Unten jedenfalls hatten sich Ken und Jirou in einem Raum verschanzt und hofften darauf, dass Sanji und Kurt ihnen zur Hilfe kämen und die Tojos vor dem Raum beseitigen würden. Jirou hatte ein Heizungsrohr und einen Streifschuss abbekommen und blutete an zwei Stellen. Immerhin hatten sie die Zahl der Gegner auf Zwölf senken können und waren jetzt streng genommen nur noch ein Mann weniger und wohlgemerkt eine Menge Erfahrung mehr. „Shit, die Lage ist ernst! Wir können die Tür nicht lange halten!“, meinte Ken und strengte sich dabei enorm an, gegen die Tür zu drücken. Doch es half nichts mehr, die Dealer vom Tojo-Clan nutzten ihren Vorteil aus und durchbrachen die Tür, indem sie mit einer Brechstange zufällig gegen die Stelle der Tür schlugen, wo sich Kens Kopf aufhielt, wodurch er kurz zurückschreckte. In dem Moment gaben seine Kräfte nach und die Tür wurde aufgedrückt. Ken flog an die Wand neben der Tür und blieb dort liegen, bis er von dem Typen mit seiner Brechstange zusammengeschlagen wurde, bis der sich sicher war, dass sein Opfer auch garantiert verblutete. Jirou erging es nicht besser, aber immerhin war einer der Dealer so blöd, eine seiner wenigen Kugeln aus der letzten verbliebenen Pistole an ihm zu verschwenden, wo es doch auch die Brechstange getan hätte. Allerdings hätte auch Jirou sich lieber um seine Feinde, als um seine Wunden kümmern sollen. Er hatte schließlich eine Pistole. Aber den Vorteil hatten sie verspielt, nun hatten auch die Tojos wieder drei Schusswaffen und zwei Feinde weniger. Jubelnd gingen die drei Dealer, die das Zimmer gestürmt hatten, wieder auf den Flur in Richtung Treppenhaus. „Scheiße, sollen wir uns etwa hier verstecken? Das passt mir nicht!“, sagte Sanji, der sich zusammen mit Kurt im Raum direkt daneben versteckte, was Ken und Jirou gar nicht wussten. Aber sie machten nicht den Fehler, auf den Flur und damit in den sicheren Tod zu gehen. „Dwight ist oben! Und Reuben ist mit Sicherheit auch noch am leben. Würde mich wundern, wenn die sich unterkriegen lassen! Zach ebenfalls… das sind unsere besten Männer!“, erwiderte Kurt und hielt Sanji davon ab, sich der Tür zum Flur zu nähern. Doch der Japaner war ein ziemlich stolzer und noch dazu ungeduldiger Typ und ignorierte seinen Partner. „Ich geh da jetzt raus und kämpfe! Mein Leben für die Izumokai!“ Oben ging es jetzt richtig los; Neill, Won und Yamasuga waren stark angeschlagen, Rex ohnehin schon von der Granate verwundet. Nur noch Reuben, Zach, Dwight und Yen stellten sich den zwölf Gegnern, die erfolgreich auf Doppel- und Dreifachangriffe setzten, auch wenn sie dadurch selbst was einstecken mussten. „Nicht nachlassen, gleich haben wir sie!“, rief einer der Dealer siegessicher und sprang ein weiteres Mal hoch, um seine Brechstange mit voller Wucht in Richtung Dwight zu werfen. Der Captain der Hyo konnte gerade so ausweichen, der dahinter an der Wand sitzende Yamasuga aber nicht. „Scheiße, das sieht aus…!“, entgegnete Yen, der sich kurz umdrehte. „Nase gebrochen, Auge auch noch verletzt!“ Das Opfer ächzte nur noch und hielt sich das Gesicht. Dwight nahm sich wütend die Brechstange und schleuderte sie auf gut Glück zurück. Er traf zwar keinen, aber ein weiterer Dreifachangriff ging daneben, weil zwei nicht hochsprangen; so konnte Reuben den dritten gezielt mit einem Kopfschuss erlegen. „Das müssen mehr als vier sein! Wir haben doch schon drei Leute getroffen, da sind aber noch mindestens zwei ordentlich am fighten!“, rief einer der Tojos unten und hob nebenbei die Brechstange auf, die ihnen einen weitere Mann gekostet hatte. „Haha, habt ihr überhaupt eine Ahnung, mit wem ihr es zutun habt, ihr ärmlichen Wichser?!“, schallte es kurz danach aus dem Flur des fünften Stocks, den mittlerweile keiner mehr im Auge hatte. „Das ist Sanji!“, sagte Reuben oben überrascht. Ein Stockwerk tiefer schüttelte Kurt entnervt den Kopf über die bedepperte Aktion seines Kollegen. Die Dealer vom Tojo-Clan waren jedenfalls überrascht, aber drei von ihnen jagten den Helden in der Folge durch den fünften Stock. „Gott, Leichtsinn vor Vernunft!“, murrte Reuben und schlug sich die Hand vor den Kopf. „Das ist Sanji, wie er leibt und lebt!“, meinte Dwight. Zach und Yen schmunzelten, obwohl sie wussten, dass ihr Gefährte das wahrscheinlich nicht überlebte. „Macht keinen so guten Endruck, wenn die Hyo nur noch mit fünf Mann oder so zurück nach Tokyo kommt…!“, entgegnete der Japaner im Bunde. „Stimmt, ich bin für alle verantwortlich!“, maulte Dwight. „Okay, dann holen wir ihn also aus dem Schlamassel raus…?“, fragte Zach, der sowieso als sehr waghalsig bekannt war. „Ich zähle auf dich!“, erwiderte Dwight. Reuben schaute nur blöd, er wollte seinen besten Kumpel nicht unbedingt verlieren. „Also los!“, zischte der Schwarzhaarige grinsend. Kapitel 31: ► And it continues... --------------------------------- 31.Kapitel Diesmal habe ich endlich wieder das Gefühl, ein sehr gutes Kapitel geschrieben zu haben!^^ Erstmal musste Zach die acht Dealer unten erledigen, wenn er seinem Kollegen irgendwie helfen wollte, das wusste er. „Okay Freunde, es geht los!“ Wie ein Gepard schnellte er auf die Treppe und hastete galant und ohne sich zu stoßen in die Meute, wo er zwei Sprengköpfe fallen ließ, ehe er in den Flur des fünften Stocks sauste und sofort die erste Tür in eines der Zimmer nehmen wollte. Tatsächlich hatten die Dealer nicht damit gerechnet und schafften es nicht, ihn mal eben auf der Treppe oder in ihren Reihen zu erschießen, nur war die Tür, für die der Schwarzhaarige sich entschied, leider abgeschlossen. „Ha, du Penner! Jetzt gibt’s Saures!“, rief einer und eröffnete ein tödliches Dauerfeuer auf den Agenten der Hyo. „Zach!“, brüllte Reuben von oben und wollte schon hinterher, aber Dwight hielt ihn zurück. Zu seinem Glück, denn kurz darauf explodierten die beiden Sprengköpfe und rissen fünf der acht Dealer vom Tojo-Clan mit sich in die Luft. „Woah, ein Teufelskerl!“, rief Yen, der Zach eine deartig gewitzte, waghalsige Aktion nicht zugetraut hatte. „Halt die Fresse!“, rief Reuben aufgebracht und wollte seinem Partner vor Wut schon eine Salve reindrücken, aber Dwight hielt ihn wieder zurück. „Bleib ganz ruhig, wir gehen da jetzt gemeinsam runter und räumen den Rest auf, der noch steht!“ „Fuck! Was sollen wir tun?“, fragte einer der drei überlebenden Dealer unten und schaute seine zwei Kumpane an, die beide etwas angeschlagen wirkten. Makoto und Jakuro waren mittlerweile im anderen Treppenhaus und gingen instinktiv nach oben. Während Jakuro aufmerksam Schritt für Schritt stehen blieb und horchte, schlenderte der Brillenträger gemütlich nach oben und pfiff nach einer Weile sogar seelenruhig ein Liedchen. Dadurch merkte Jakuro dann auch, dass sein Partner schon fast außer Sichtweite war. Er fasste sich ans Herz und marschierte hastig nach oben, um wieder seinen Schutz zu genießen. Sie waren bereits im fünften Stock – ob Makoto ein Ziel hatte und ernsthaft darauf achtete, blieb ungeklärt – , als plötzlich die Tür zum Flur aufging und ein schwarzhaariger Mann Makoto umrannte und daraufhin die Treppe runterstürmte, ehe Jakuro irgendwas sagen konnte. Sie hatten dann auch keine Zeit mehr zum reden, denn drei Tojos kamen wie der geölte Blitz hinterher und wollten dem Schwarzhaarigen folgen, wobei der erste über Makotos Beine stolperte und die anderen beiden stehen blieben, um Jakuro zu mustern. „Hey, wer bist du?“ „Das spielt keine Rolle, aber ich würde sagen, wir gehören nicht zur selben Partei!“, antwortete der Braunhaarige und griff sich flink und behende eine seiner Granaten, die er den beiden daraufhin grinsend unter die Nase hielt. „Aber es wäre trotzdem schlauer, wenn ihr einfach weiter geht und euch nicht um uns kümmert!“ Die beiden Dealer zuckten kurz zusammen, aber ehe sie sich für eine Handlung entscheiden konnten, wurden sie von Makoto, der sich wieder aufgerappelt hatte, niedergeschlagen. „Rennen die mich einfach um…!“ Jakuro schluckte jetzt auch einmal kurz, besann sich aber sofort wieder und blickte in den Flur, dessen Tür immer noch offen stand, weil der dritte Dealer im Weg lag. Ihn hatte Makoto sofort per gezielten Handkantenschlag erledigt, als er wieder aufstehen wollte. „Gehen wir doch mal rein und sehen nach dem Rechten…!“, schlug Makoto vor und betrat den schmucken Flur, der hell erleuchtet war, aber nicht geradeaus ging, wie der im zweiten. „…Okay!“, stimmte Jakuro zu und folgte dem Brillenträger. Es dauerte keine zehn Sekunden, da kamen ihnen drei weitere Dealer vom Tojo-Clan entgegen und diesmal ließ sich Makoto nicht umrennen, sondern rammte den ersten einfach mit seinem Ellbogen zu Boden, was die beiden anderen dazu brachte, ihm lieber auszuweichen und links an ihm vorbeizurennen. Doch da war Jakuro zur Stelle und er machte es zwar auf seine Art, war aber auch sehr erfolgreich; er drückte dem ersten Dealer einfach eine angezündete Granate in die Hand und ließ die beiden passieren. Im Weitergehen hörten Makoto und er dann Todesschreie aus dem Treppenhaus. „Ob noch viele von denen leben, wenn die so dämlich sind?“, fragte er Makoto. „Wer weiß… mich interessiert mehr, vor was die weggelaufen sind!“ Im ersten Stock waren die Handlanger von Jun Sekiya, inklusive ihm selbst jedenfalls weitaus erfolgreicher; nur noch zwei der sieben Izumokai-Dealer standen noch aufrecht und pirschten von Raum zu Raum, die anderen fünf kamen beim Missionieren ums Leben. Kajiura Koto und seine Kollgene Arrido und Kuno waren höchst erfolgreich in ihrer Aufgabe, die Eindringlinge zu dezimieren. Als sie dann in die große Halle gehen wollten, wurde Arrido allerdings um ein Haar von seinem Chef erschossen, der immer noch höchst angespannt dort wartete und auf alles zielte, was sich bewegte. „Ruhig Chef, wir sind’s nur!“, sagte Kajiura, nachdem er kurz zusammen gezuckt war. „Was ist hier eigentlich los? Da ist aber was gehörig schief gelaufen…!“ Der blonde Führer des Tojo-Clans zog eine säuerliche Grimasse, sagte aber nichts und fragte nach einer Berichterstattung. Nachdem diese erfolgt war, gingen sie zu viert aus der Halle, Richtung vorderem Treppenhaus. Auf dem Weg schalteten sie noch einen von der Izumokai aus. Direkt unter ihnen standen immer noch Beiji und seine drei Begleiter, die allerdings nicht mehr allein, sondern in Gesellschaft von zwei weiteren ominösen Jungs waren, die sich als Angehörige des Tojo-Clans outeten, auch wenn das einem von ihnen gehörig gegen den Strich ging. „Seitdem denen klar geworden ist, dass wir tödlich sind!“, antwortete Genjo erhitzt auf Beijis Frage, seit wann der Tojo-Clan denn Priester in ihren Reihen hatte. Cho Hakkai stand nur hinter ihm und lächelte, ohne jede Gestik. „Naja, dann führt uns mal bitte zu eurem Boss, wir haben ihm ein Angebot zu unterbreiten!“ „Sucht doch selbst!“, meinte Genjo in gewohnt cooler Sanzo-Manier und kehrte ihm den Rücken zu. „Was für ein Angebot überhaupt? Wer seid ihr denn? Potentielle Feinde?“ „Wohl kaum…!“, antwortete Beiji, wusste aber nicht so recht, wie er auf den scheinbar ziemlich impulsiven Priester reagieren sollte. „Okay, wir gehen dann mal, wenn ihr irgendwen seht, erschießt ihn einfach, bleibt weniger Arbeit für uns!“, meinte dieser und verschwand mit seinem ebenso seltsamen Begleiter im Treppenhaus. Beiji stand verdattert im Eingangsflur und kam sich ein bisschen verarscht vor. „Sieht so eine seriöse Organisation aus?“ Seine Kumpane schüttelten alle den Kopf und überlegten, wie sie jetzt weiter vorgehen sollten. Im Treppenhaus, auf dem Weg nach oben, fragte sich Genjo dagegen, ob er die vier vielleicht doch hätte erschießen sollen. Aber während er so dachte, wurde er von Cho gestört. „Das war nicht schlecht, Meister Sanzo! Aber ob die jetzt kapiert haben, dass Sie darauf anspielten, lediglich Leute vom Tojo-Clan zu erschießen?!“ „Hab’ ich nicht!“ „Öh, wie?“ „Ist mir doch egal, wen die umlegen, solange sie mich in Ruhe lassen! …Gilt übrigens auch für dich!“ Wo jeder normale Mensch längst einen Groll auf diesen uncharmanten Priester hegen würde, nickte der Einäugige tatsächlich und lächelte dabei auch noch. „…Was wollen sie eigentlich im Südwes…?“ „SCHNAUZE!“ „Ich denke die Luft ist rein, man hört nichts mehr!“, sagte Tokitoh und schlich auf den langen Flur im zweiten Stock. Osamu kam vorsichtig hinterher und richtete seine Waffe auf alles, was sich seiner Meinung bewegte. Er war mittlerweile auch äußerlich längst nicht mehr so emotionslos, wie er sich oft gab. Obwohl er keine Antwort wusste, warum, hatte er doch Angst um sein Leben. „Na los, wollen wir mal schauen, wie die Lage ist!“, meinte er und folgte dem Schwarzhaarigen in Richtung hinteres Treppenhaus. Aber kaum waren sie zehn Meter gegangen, öffnete sich eine Tür und ein Mann mit braunem Haar lukte aus einem der Zimmer heraus. „Woah?!“, riefen sowohl er, als auch Tokitoh und die Tür schlug erstmal wieder zu. Während die drei übrig gebliebenen Dealer sich im Zimmer postierten – einer hatte tatsächlich eine Schusswaffe – , gingen Tokitoh und Osamu einfach weiter, als wäre nichts passiert. „…Ist manchmal das Beste!“, hatte Sanada seinem seinem Führer der Jugend schon des öfteren anvertraut. Und der Mantelträger fand das in diesem Moment auch. „Sie sind nach hinten durch den Flur gerannt, vielleicht gibt es noch einen Ausgang…?!“, sagte Dwight, der das Gebäude nicht kannte und gerade einmal wusste, dass er sich im fünften Stock befand. Er nahm seine Pistole und richtete sie beispielhaft auf die Wand, wo der Flur in nach rechts weiterging. „Ich schwöre hier schonmal, dass wir drei das Gebäude verlassen werden und niemanden am Leben lassen! Wenn möglich mit den Verletzten…!“ „Klingt gut, ich bin dabei!“, stimmte Yen zu und richtete seine Pistole ebenfalls auf die Wand. Reuben war immer noch ein bisschen verärgert und ging an seinen Kumpanen vorbei, den Flur entlang. Er stapfte machte sehr schwere Schritte und riss im Vorbeigehen fast einen Kerzenständer runter, der auf einem kleinen Tisch, der an der Wand befestigt war, stand. „Sollen wir ihn lassen…?“, fragte Yen unsicher. Dwight war jetzt selbst ein wenig verärgert, sagte aber nichts und folgte dem Ex-Guerilla-Kämpfer. Nach der ersten Rechtskurve kam zunächst eine Linkskurve und dann noch eine Linkskurve. „Stopp, da kommt wer!“, zischte Dwight ruhig und riss seine beiden Kollegen runter. Reuben hielt seine Waffe weiterhin geradeaus und so wurde es einem der beiden Ankömmlinge zum Verhängnis, dass er just in diesem Moment um die Ecke kam. Ein Blick – ein Unbekannter – , ein Schuss – äußerst platziert – … tot. „Jakuro!“, rief Makoto, der zu seinem Glück nicht innen lief. Als Reuben dann nochmnal schießen wollte, schlug ihm Dwight die Waffe aus der Hand. „Was soll das?“, herrschte der Amerikaner und funkelte den anderen böse an. „Denk doch mal nach! Das sind nicht die vom Tojo-Clan!“ „Wer sagt dir das?“ Dwight spähte an Reuben vorbei kurz rüber und sah, dass Makoto sich über seinen Freund beugte, der sich nicht rührte. Er schaute den Ex-Guerilla-Kämpfer daraufhin ebenso böse an: „Wenn das Feinde wären, würde der Typ sich jetzt keine Blöße geben!“ Reuben sagte gar nichts und drehte sich um, um ebenfalls einen Blick auf die Situation zu werfen. Nach drei Sekunden stand er auf und ging zu Makoto hin. Er schubste ihn mit den Worten „Weg da, lass mich mal sehen!“ zur Seite und sah, dass sein Schuss ein Volltreffer war und der Typ auf der Erde sofort tot gewesen war. Eine Blutlache hatte sich unter seinem Kopf gebildet. „Wie bitte?!“, fragte Makoto finster und packte seinen Arm. Gerade als Reuben ihm einen finsteren Blick und eine Morddrohung schenken wollte, brach er ihn mit einer Hand. Ein Schmerzensschrei erhallte. …Sechs Meter weiter wusste Dwight nicht, was er am besten tun sollte. „Hey, lass uns lieber gehen und uns nicht einmischen. Wenn Reuben stirbt, ist er diesmal selbst Schuld!“, schlug Yen vor und steckte seine Waffe ein. Dwight wollte aber nicht, er war interessiert daran, zu erfahren, mit wem sich sein Kollege gerade angelegt hatte. „Willst du sterben?“, fragte Makoto sein Opfer und hielt ihn am Arm auf dem Flurboden fest. „Ne-Nein!“, brüllte der Amerikaner unter Schmerzen. „Dann verpiss dich und richte nie wieder deine Waffe auf wen, den du nicht vorher identifiziert hast!“ Er ließ leichtsinnig los, aber Reuben machte keine Anstalten sich zu rächen und krabbelte keuchend zu seinen Kollegen zurück. „Hey, wer bist du?“, fragte Dwight neugierig. „Kubota! Angenehm! Und ihr?“, antwortete der Brillenträger und wendete sich dem toten Jakuro ab, den er eh nicht mehr retten konnte. „Mason, Dwight! Wir sind von der Hyo, einer Sondertruppe der Izumokai!“ „Izumokai? Dort war ich auch mal… und ich gedachte heute, noch einmal zu helfen, da die Aussichten ja eher schlecht waren und ich in der Zeit viel Spaß hatte. Außerdem ist ein Freund von denen ermordet worden. …Aber von einer Geheimtruppe wusste ich nichts!“ „Interessant… du warst in der Izumokai und konntest unbeschadet austreten? Reife Leistung! Naja, wir sind noch zu dritt! Der Kampf war härter als erwartet! Oben sind noch drei Verletzte!“ „Ich bin auch noch da!“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Um die Ecke kam Kurt, der sich Sanjis waghalsigem Auftritt nicht angeschlossen hatte. „Und Sanji hat es auch geschafft, er hat mich eben kontaktiert!“ „Sanji lebt noch? Super, dann sind wir noch fünf!“ „Trotzdem ärgerlich, dass es nicht mehr geschafft haben. Was ist mit Zach passiert? Ich habe seine Leiche gesehen…!“ Reuben zuckte bei Erwähnung dieses Namens jedes Mal zusammen, riss sich aber am Riemen und meinte nur: „Wie du sahst, ist er tot!“ „Okay, dann macht hier mal sauber und kümmert euch um die Bestattung meines Freundes! Ich muss jetzt runter und diesen Sekiya finden! Für Jakuro und für die Izumokai!“, beendete Makoto das Gespräch und putzte nebenbei seine Brillengläser, die zwei Blutspritzer abgekriegt hatten. „Wie selbstlos…!“, meinte Dwight und lächelte zufrieden. Ich habe nie ja gesagt, dass die (mehr oder weniger) Hauptcharaker unsterblich sind!^^ Kapitel 32: ► Until the bitter end ---------------------------------- 32.Kapitel Sanji versteckte sich keuchend hinter einer Tür in einem Zimmer und strich sich mit dem rechten Zeigefinger über das Gesicht, um zwei Schweißperlen wegzuwischen. „Gott sei Dank, ich lebe noch! …Hoffentlich hat das gereicht!“ Er packte sein Handy wieder ein, mit dem er direkt nach seiner Ankunft in diesem Zimmer seinen Kollegen Kurt kontaktiert hatte, um ihm von seinem Überleben zu berichten. Während er da so stand, überlegte er, was er jetzt am besten tun sollte, da aus dem pfiffigen Hinterhalt ein heilloses Durcheinander geworden war. Aber noch ehe er zuende überlegt hatte, wurde es laut im Flur des dritten Stocks. Er horchte an der Tür und hörte von beiden Seiten Schritte auf sich zukommen. „Hey… wenn das nicht Kubotas Hauskatze ist…?!“, ertönte es aus Richtung des vorderen Treppenhauses. Jun Sekiya und drei weitere Männer vom Tojo-Clan näherten sich dem Zimmer, wo der Schwarzhaarige mit dem Ohr an der Tür gepresst stand. „Oh scheiße… das ist dieser Sekiya! Ich glaube es war keine so gute Entscheidung, den dritten Stock zu kontrollieren…!“, kam es zunächst aus der anderen Richtung, bevor der Blonde wieder zu reden anfing: „Hahaha, dich habe ich schonmal gesehen! Du hast zwei unserer Dealer übel zugerichtet, nur weil sie sich verlaufen haben!“ Der Führer des Tojo-Clans blickte zu Osamu und grinste schräg. Der Mantelträger erwiderte das Grinsen nicht. „Möchtest du nicht auch mal die Mächtigkeit meiner neuen Waffe spüren, wie einige deiner Kumpel? Sie besitzt wirklich eine enorme Durchschlagskraft!“, fuhr Sekiya fort und schaute weiterhin zu Osamu, der jetzt langsam Emotionen zeigte, was er eher selten tat. Er ballte die Faust und biss sich auf die Zähne, während Tokitoh neben ihm still da stand und in die Hocke ging, weil die vier Feinde immer näher auf sie zukamen und Tokitoh sie nicht zu nahe kommen lassen wollte. Aber sie hatten alle Schusswaffen, ein bisschen mulmig war ihm schon. Jun ging trotzdem unbeirrt auf ihn zu und seine Selbstsicherheit ließ dem Schwarzhaarigen das Blut in den Adern gefrieren. Als er direkt vor ihm stand, die Waffe auf seine Stirn gerichtet, lachte er kurz und klopfte seinem Gegenüber auf die Schultern. „Nicht schlecht, du scheinst dir den Ausmaßen eines Schusses dieser Waffe bewusst zu sein!“ Er nahm die Waffe runter und stach dem Schwarzhaarigen blitzschnell eine Spritze ins linke Bein. „Du linke Ratte!“, rief Osamu und beobachtete darauf, dass Tokitoh stockte und kurz darauf auf die Knie ging. Das schien dem Führer des Tojo-Clans wirklich zu Gefallen, denn er lachte laut und schaute stolz auf sein Opfer herab. Als Osamu ihn zu Boden schlagen wollte, wurde er von Kuno und Arrido festgehalten und kriegte kurz darauf eine harte Rechte von Kajiura in den Magen. „Das läuft ja besser, als ich dachte. Vielleicht können wir unsere Verluste doch noch kompensieren und die Izumokai ausradieren?!“, sagte Jun und spielte dabei mit einem seiner zahlreichen Messer, die er alle irgendwo am Körper trug. Er hatte zwar extra für die seltsame Waffe der Izumokai Schießtraining genommen, bevorzugte aber an sich immer noch eine andere Art von Waffen. „Was machen wir nun?“, fragte Kajiura und strich sich durch sein fliederfarbenes Haar. „Wir warten. Ich wette Kubota-san ist hier auch irgendwo! …Das wäre dann der Hauptgewinn!“ „Kubota-sama? Der Typ, der schon unzählige Elogen von ihnen geerntet hat?“, fragte Arrido. „Genau! Und der, der hier vor mir liegt, ist zufällig seine Hauskatze!“ Juns Grinsen wurde immer breiter und er malte sich in Gedanken schon aus, wozu er seinen Wunsch-Offizier als Erstes benutzen würde. „Aber wäre es nicht schlauer, draußen zu warten?“, fragte Kuno, der sich im Flur des dritten Stocks scheinbar nicht ganz so sicher fühlte. „Nein, es ist zu riskant, raus zu gehen, sie könnten von oben auf uns zielen! Bestimmt hat mindestens einer da oben eine Schusswaffe, davon müssen wir ausgehen!“, beantwortete Kajiura ihm seine Frage, bevor der Blonde es selber tun konnte. „Aber hier können sie von zwei Seiten angreifen!“ „Nein, wir werden uns natürlich postieren, zwei zu jeder Seite. Wenn jemand im Treppenhaus ist, wird er unweigerlich gesehen, falls er hier passieren sollte. Das ist der Vorteil am langen Flur hier!“, erklärte Jun abschließend und gestikulierte mit seinen Armen, dass Kajiura und Arrido sich zum hinteren Treppenhaus hindrehen sollten. Er übernahm das vordere, zusammen mit Kuno. Und es dauerte nicht einmal 15 Sekunden, da passierte wer den dritten Stock; Genjo Sanzo lief, mit seinem Taxifahrer im Gepäck, die Treppe im vorderen Treppenhaus hoch und ließ die beiden verdutzt stehen. Jun hatte nur das Priestergewand gesehen und war für kurze Zeit erstarrt, weil er nicht wusste, was er davon halten sollte. Kuno hatte just in diesem Moment ein Auge auf Osamu geworfen, dem er durchaus zutraute, dass er sich wieder besinnen und einen der vier Männer angreifen würde. Von Genjo und Cho hatte er gar nichts mitbekommen. Wortlos zuckte Jun mit den Schultern und versuchte die Situation einfach wieder zu vergessen. Im hinteren Treppenhaus ging Makoto jetzt runter, den Führer des Tojo-Clans zu suchen. Die Agenten der Hyo kümmerten sich auf seinen Willen hin um Jakuro und folgten ihm nicht direkt. Aber Dwight hatte fest vor, ihm nach einer gewissen Zeit nachzugehen. Er wollte wissen, wer er war, dieser seltsame Brillenträger, der eine enorme Selbstsicherheit ausstrahlte und mit einer Hand den Arm eines ehgemaligen Guerilla-Kämpfers brechen konnte. Reuben machte zwar keine Anstalten und versuchte die Verletzung zu ignorieren, aber man merkte seinem hin und wieder plötzlich verzerrten Gesicht an, dass es schmerzte. Als Makoto im vierten Stock war, kam ihm aus dem Flur wer entgegen, der seines schwarzens Anzugs wegen einer von der Hyo sein musste. „Öh… hi! …Schönes Wetter heute, nicht?“, grüßte der Braunhaarige und ging seelenruhig weiter gen drittem Stock. Der Mann im Anzug blieb verdattert stehen und fasste sich an den Kopf. Die komplette rechte Seite seines Anzugs war wesentlich dunkler und verriet, dass der Anzug dort feucht war. Da seine rechte Hand rot war, musste es Blut sein. Makoto hatte dies in Sekundenschnelle erfasst, rührte aber trotzdem keinen Finger, um dem Mann zu helfen, obwohl er wohl von der Izumokai war. Er hatte sein Ziel klar vor Augen, auch wenn ihm immer noch ein lockerer Spruch von den Lippen ging. Als er auf dem Absatz zwischen dem dritten und dem vierten Stock war, sah er, wie der Mann jetzt im Türrahmen der Tür zum Treppenhaus stand. „Hey, wer bist du?“, fragte der Schwarzhaarige mit einer Stimme, von der man meinen konnte, dass sie computermodifiziert war. „Ich…? Nur ein Mann auf dem Weg zu seiner Arbeit!“, antwortete Makoto lächelnd und winkte ihm höflich zu. „…Ach ja, deine Kollegen sind oben im fünften Stock!“ „Meine Kollegen…? …Oh danke…!“, erwiderte der Mann stockend. „Naja, ’wünsche ihnen viel Glück!“ „Danke!“ Makoto ging weiter und Sinyu setzte sich erstmal auf den Flurboden um zu verschnaufen. Seine Kollegen hielten ihn mit Sicherheit für tot, hatte er doch drei Schüsse abgekriegt und war zusammen gebrochen, als Reuben, Zach und er vor der Meute des Tojo-Clans flohen. Aber er hatte überlebt. Platt getrampelt von der Horde, war er in den Flur des vierten Stocks gekrochen und jetzt auf dem Weg nach unten, um das Gebäude zu verlassen und schnellstmöglichst zu einem Arzt zu gelangen. Das vordere Treppenhaus war ihm dafür auf jeden Fall zu gefährlich. Im ersten Stock lebte tatsächlich noch einer von den Dealern der Izumokai; er hatte tatsächlich das Glück gehabt, weder Jun Sekiya, noch einem seiner Handlanger zu begegnen. Als er in die große Halle kam und dort schon einige von seinen Kollegen liegen sah, zuckte er kurz zusammen und drehte wieder um. Allerdings kamen in diesem Moment zwei Personen aus dem Nebenraum der großen Halle. „Hey, da hat der Chef wohl noch wen übrig gelassen…!“, sagte der Buchhalter und blickte zu Sakaguchi, der allerdings auch nicht bewaffnet war. „Hey… Sakaguchi? Sind sie’s?“, fragte der Mann von der Izumokai. „Oh, du bist es, Reita… wie geht’s dir?“ „An sich gut, aber wenn ich all die Leichen hier sehe, habe ich doch ein etwas ungutes Gefühl!“ „Tja, so ergeht es jedem, der dem Chef über den Weg läuft!“ „Was? Soll das heißen, sie arbeiten jetzt für den Tojo-Clan?“ „Naja… hier verdiene ich mehr. Aber bei euch war’s schöner!“ Der Buchhalter schaute verdutzt von Reita zu Sakaguchi und brachte kein Wort heraus. „Tja, Sanada ist schon ’n guter Kerl…!“, meinte der Dealer der Izumokai und die beiden Feinde begannen langsam, munter zu schwätzen. Als der Buchhalter sich einmischen wollte, bekam er Sakaguchis Ellenbogen zu spüren. Jun Sekiyas Leibeigener war eigentlich nicht sehr brutal und handelte selten auf eigene Faust, aber er wollte sich den Talk nicht nehmen lassen. Genjo war mittlerweile ganz oben auf der Dachterasse und schaute herunter, mit einem kleinen Finger im Ohr bohrend. „Irgendwas sagt mir, dass die Party hier schon vorbei ist! Habe nichts Verdächtiges gesehen und auch nix gehört!“ „Ich aber. Im dritten Strock war wer!“, sagte Hakkai breit lächelnd und ließ einen Zeigefinger und den dazugehörigen Daumen in die Höhe schnellen, was er oft tat, wenn er wen eines Besseren belehren wollte. Der Blick des Priesters wurde kurz finster: „Wieso sagst du dann nichts?“ „Weil sie gesagt hab…!“, begann der Einäugige, wurde aber sofort wieder unterbrochen. „Ist okay. Ich rauch jetzt erstmal eine und dann sehen wir nach!“ Makoto kam im dritten Stock an und sah sofort die Männer im Flur stehen. „Hey, Hände hoch und herkommen!“, riefen Arrido und Kajiura gleichzeitig und zielten mit ihren Pistolen auf seinen Kopf. „Was gibt’s denn?“, fragte Makoto, der durch den gegnerischen Vorteil innerlich aber schon etwas eingeschüchtert war. „Na wen haben wir denn da?“, fragte Jun Sekiya und sein Mund verzog sich zu einem so breiten Grinsen, dass Makoto gleich auf die Idee kam, dass der Mann eine ganze Honigmelone auf einmal in seinen Mund stopfen könnte. Schon an der Stimme hatte er ihn als seine Zielperson identifiziert und bereitete sich innerlich darauf vor, ihn umzulegen. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass er ausgerechnet hier seinen besten Freund wiederfinden würde. Als er ihn durch die Gläser seiner Brille erspähte, verlor er sofort sämtliche Ruhe auf einen Schlag. Nach dem er heftig zusammenzuckte, schleuderte er dem Blonden einen eiskalten Blick zu und schlug ihm ohne zu zögern ins Gesicht. Die Waffe fiel dabei zu Boden. Kajiura und Arrido konnten gar nicht so schnell reagieren und waren daraufhin erstmal damit beschäftigt, sich selbst aus Makotos Schlagbereich zu bringen. Kuno stand hinter ihnen und zielte unruhig auf den Brillenträger, der ihren Chef zunächst am Hemdkragen wieder hochzog und ihm dann ins Gesicht schaute. „Was hast du mit ihm gemacht?“ „Haha, ich habe ihn vergiftet…!“ „Wie bitte?“, fragte Makoto und sah dann aus dem Augenwinkel auch Osamu auf dem Boden liegen, den er zuvor gar nicht bemerkt hatte. „Kuno… töte ihn, wenn er noch einmal zuschlägt!“, rief Jun, der immer noch mehr oder weniger in der Luft baumelte. Doch Makoto ließ sich nicht abschrecken und schlug um so lieber nochmal zu. Kuno stockte kurz, weil er dachte, dass sein Chef ihn doch eigentlich noch als Untertan gebrauchen wollte, schoss dann aber doch. Allerdings zitterte er dabei so stark, dass es nur ein Streifschuss an Makotos Wange wurde. Der drehte sich daraufhin um und hielt den blonden Zwerg vor seinen Kopf, um nicht ungeplant drauf zu gehen. „Wenn du willst, kannst du ihn auch töten!“, sagte er zu Kuno. Arrido verzog dabei seine eh schon verdammt fiese Fratze zu einem noch abstoßenderen Gesicht. „Haha, wenn du mich jetzt tötest, wird dein Freund sterben!“, log Jun, der Tokitoh in Wahrheit nur lähmendes Nervengift injiziert hatte. Makoto schaute noch einmal kurz zu dem Schwarzhaarigen runter und warf den Blonden dann auf Kuno. Blitzschnell schlug er dann Kajiura die Waffe aus der Hand und versteckte sich hinter ihm. „Wenn du jetzt auch noch so nett wärest, die Waffe runter zu nehmen, könnten wir das hier friedlich über die Bühne bringen!“, sagte er zu Arrido. Aber der Führer des Tojo-Clans gab trotz geschwollener Wange keine Ruhe und krabbelte flink zu seiner Waffe, um sie sofort auf Makoto zu richten. Der Brillenträger wusste nicht, ob der Typ vielleicht wirklich abdrücken würde und stürzte sich sofort auf ihn. Die Gelegenheit nutzte Arrido natürlich, um ihn zu verwunden… Kann sein, dass Einiges etwas komisch rüberkommt, aber hier ist ja eh nicht viel normal! xD Kapitel 33: ► Breakthrough, Breakdown & Break up ------------------------------------------------ 33.Kapitel So, endlich ist es vollbracht! Und ich finde es ist ein würdiger Abschluss von Teil 1, ich mag das Kap wirklich!^^ Es erhallte kein Schmerzensschrei, aber das Blut, was sich im folgenden Moment auf Makotos Hose ausbreitete, zeigte, dass es wehtun musste. Er hatte Glück, dass Arrido nur sein Bein getroffen hatte und er noch am Leben war. Aber er war jetzt ziemlich gehandicapt; auch wenn er den Schmerz ignorieren könnte, würde er sein Bein nicht zu stark belasten können. Immerhin hatte er es geschafft, Jun Sekiya die Waffe aus der Hand zu schlagen und ihn mit einem Schlag ins Gesicht noch ein wenig übler zuzurichten, in der Hoffnung, dass der blonde Zwerg vielleicht irgendwann mal daran denken würde, dass er mit dieser geschwollenen Fresse noch wochenlang rumlaufen müsste. „Haha, wie schmeckt dir das, du Penner?“, rief Arrido, als er das Blut an Makotos Hose sah. An sich war er aber ziemlich enttäuscht, weil es seine letzte Kugel gewesen war und er Makoto den Möglichkeiten entsprechend nur mäßig verletzt hatte. „Hast du etwa schonmal Blut geschmeckt?“, konterte der Brillenträger kühl und griff sich mal wieder den kleinen Führer des Tojo-Clans als Schutzschild und Geisel. Dass Arrido keine Munition mehr hatte, wusste er nicht, aber immerhin hielt es Kajiura davon ab, seine Waffe wieder aufzuheben. „Mensch, schieß doch!“, wollte der Mann mit fliederfarbenem Haar seinem Partner durch einen Blick mitteilen, aber Arrido verzog nur gequält die Mundwinkel und schaute wieder zu Makoto und seinem Chef. Letzterer fühlte sich ziemlich benutzt und brodelte innerlich nur so vor Hass, aber er konnte nichts tun. Überhaupt konnte er von Glück sagen, dass der Braunhaarige scheinbar kein Interesse daran hatte, die mächtige Schusswaffe selbst zu benutzen. „So, geht ihr jetzt freiwillig sterben, oder muss ich euch behilflich sein?“, fragte Makoto lächelnd und lukte auf dem Boden hockend hinter Sekiyas Kopf hervor. Arrido verzog sein Gesicht wieder zu einer üblen Fratze und Kajiura war wütender auf seine unfähigen Kollegen, als auf seinen Chef, der ihnen das eigentlich eingebrockt hatte. Kuno saß mit dem Rücken zu Makoto auf der Erde und zog es vor, nichts zu tun, womit er die Laune seines Partners nicht gerade verbesserte. „Was ist dein Ziel? Willst du uns einfach nur töten?“, fragte Kajiura und sah Makoto mit seinen stechenden schwarzen Augen an. Während Makoto beobachtete, wie sich mit der Zeit immer mehr Wutfalten auf der Stirn des Tojos bildeten, überlegte er, wie er es besonders elegant ausdrücken könnte. Er kam schließlich zu folgendem Entschluss: „Joah, ich will euch töten!“ Irgendwie kam diese Antwort nicht sehr gut an und sein Gegenüber trat entnervt mit seinem Fuß gegen seine Pistole und schoss sie zu Kuno, der unglücklicherweise seine Hand zum Abstützen auf dem Boden hatte und daraufhin einen kurzen Schmerzensschrei aussendete. Aber Makoto hatte nicht aufgepasst und das gar nicht registriert, weil er überlegte, wie er die vier Männer am besten über den Haufen kloppen könnte. Auf die sonderbare Waffe kam er gar nicht… wo diese doch lediglich zwei Meter hinter ihm besitzerlos auf dem Boden lag. „Verdammt!“, rief Arrido und schaute zu Kajiura, welcher seinen Blick erwiderte. Sie lenkten gekonnt Makotos Aufmerksamkeit auf sich, damit Kuno ihn außer Gefecht setzen könnte, aber das war gar nicht nötig, denn die Geisel befreite sich auf einmal selbstständig. ZACK, war Jun wieder auf freiem Fuß und Makoto fiel nach hinten und hielt sich die Brust. Er hatte nicht gut genug aufgepasst und der wendige Zwerg hatte eins seiner zahlreichen Messer in die Hand bekommen, womit er dann auch gleich kurzen Prozess gemacht hatte. Die Schnittwunde war jedenfalls Makotos kleineres Problem, viel schlimmer noch sah er jetzt keine Möglichkeit mehr, das Blatt zu seinen Gunsten umzudrehen. Aber da kam ihm dann zu Gute, dass Kuno die Befreiungsaktion nicht mitgekriegt hatte und im Eifer des Gefechts seinen Chef, statt ihn anschoss. „Verdammte Scheiße!“, rief Kajiura entnervt und schlug sich, anstatt irgendwie zu handeln, die Hand vor den Kopf. Arrido wusste auch nicht, was er jetzt tun sollte. Kurt war immer noch im Hotelzimmer nebenan des Geschehens und horchte aufmerksam an der Tür. Mittlerweile glaubt er die Situation richtig einschätzen zu können, sodass ein oder zwei seiner Kollegen gegen drei oder vier vom Tojo-Clan kämpften. Ob Makoto nun ein Kollege war, oder nicht; ganz Unrecht hatte er damit zumindest nicht. Und während er da nun an der Tür saß und lauschte, fiel ein weiterer Schuss. „Oh wow, diesmal haste den Richtigen getroffen!“, lobte Kajiura seinen Kollegen halbherzig und klopfte ihm auf die Schulter. Tatsächlich hatte Makoto nichts dagegen unternehmen können, dass der Führer des Tojo-Clans nach Kunos erstem Schuss unweigerlich zur Seite kippte und er dem Pistolenträger damit ungeschützt ins Visier rückte. „Na endlich, ich hoffe das reicht! …Sauber getroffen!“, bestätigte er das Lob seines Kollegen und hätte sich am liebsten auch nochmal auf die Schulter geklopft, wenn das nicht so blöd aussehen würde. Arrido sagte gar nichts und schaute aufmerksam, ob ihr Gegner sich nochmal aufrappelte, oder liegen blieb. „Scheiße, das tut weh! …Herz verfehlt, aber trotzdem kritisch getroffen!“, murmelte der Brillenträger keuchend und kniff die Augen zusammen. Die Zähne zusammen beißen musste aber auch der kleine blonde Führer vom Tojo-Clan, denn auch ihn hatte der kompromisslose Schütze schwer getroffen. Kajiura und Kuno wollten sich gerade um ihn kümmern, als die Tür eines Zimmers nach außen aufschlug und Kurt, der es nicht mehr aushalten konnte, in den Flur sprang. Kajiura hatte die Tür voll abgekriegt und fiel zu Boden, aber Kuno beherrschte sich und hielt den Mann von der Hyo sofort mit beiden Händen fest, ehe er zuschlagen konnte. Dieser wunderte sich, wie schnell sein Gegner reagierte und hielt energisch mit aller Kraft dagegen. „Welch glücklicher Zufall!“, dachte Makoto laut und raffte sich ein letztes Mal auf, um seinem Lebensretter zu helfen. Doch bevor er irgendwas tun konnte, spürte er eine harte Faust im Gesicht. Kajiura hatte sich erstaunlich schnell von dem Türschlag erholt und hatte sofort gemerkt, dass der Brillenträger, dessen Brille bei dem Schlag zu Bruch ging, immer noch nicht besiegt und schon wieder auf den Beinen war. Diesmal blieb er allerdings liegen, durch seine drei Verletzungen an Brust und Bein hatte er nämlich schon zuviel Blut verloren und allmählich verließen ihn seine Sinne, wozu Kajiuras Schlag sein Übriges beigetragen hatte. Als dann auch Kurt niedergerungen war, waren sich die drei vom Tojo-Clan dann endgültig ihres Sieges sicher und ließen sich erstmal zur Erholung auf’s Sitzfleisch fallen. Doch die Suppe war nicht gegessen, denn drei plötzliche Pistolenschüsse drehten den Spieß ein weiteres Mal um. „Nicht schlecht, vom Schießen verstehen sie etwas!“, lobte Cho Hakkai seinen neuen Meister und klatschte mehr oder weniger emotionslos in die Hände. „Pff, ich treff auch ’ne Mücke aus zwanzig Meter Entfernung, das war doch nichts!“, gab sich der Gelobte. „Aber für die Idee, alles nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen, würde ich mich loben!“ „Natürlich, Meister Sanzo, die Idee war… brillant!“, sagte der Einäugige, dem kurz in den Sinn kam ‚…von mir’ zu sagen, weil schließlich er dem Blonden diesen Vorschlag unterbreitet hatte. „Naja, nun ist nur noch dieses Häufchen Elend hier am Leben!“, analysierte Genjo die Situation und hob den besagten Kerl an seinem Hemd in die Luft. Wie ein Kartoffelsack plumpste der mehr als nur K.O. wirkende Führer des Tojo-Clans drei Sekunden später wieder auf die Erde und der Priester wendete sich Makoto und Tokitoh zu, die beide so ziemlich bewusstlos auf der Erde lagen. „Na toll, liegen die hier und schlafen! Wieso habe ich mich überhaupt eingemischt…?!“, meinte Genjo, lächelte danach aber sanft und bat seinen Helfer, Sanada zu alarmieren, damit dieser irgendwen schickte, der die drei Verletzten abholen könnte. Einen Moment später kamen auch schon die Überlebenden der Hyo, weil sie mehrere Schüsse gehört hatten und nach dem Rechten sehen wollten. „Kurt!“, rief Dwight und rannte zu seinem am Boden liegenden Kollegen, den Genjo vorher gar nicht beachtet hatte. Reuben schaute ehrfürchtig zu dem Priester auf, der scheinbar für das Überleben ihres Kollegen, wie auch Makoto und dem anderen schwarzhaarigen jungen Mann verantwortlich war. „Wer seid ihr denn?“, fragte Genjo genervt und erwiderte den Blick des Amerikaners. „Wir sind von der Hyo, Spezialeinheit der Izumokai!“, beantwortete Dwight ihm seine Frage, bevor Reuben irgendwas sagen konnte. „Ah, Izumokai… also untersteht ihr auch diesem Sanada?“ „Ah, sie auch?“ „Naja, er hat mich gebeten, hier ein bisschen aufzuräumen, falls ihr es nicht schafft!“ Reuben konnte ein Grummeln nicht unterdrücken, riss sich aber zusammen und bedankte sich für den heldenhaften Einsatz des Priesters. Wobei er durch die Priesterrobe schon ein wenig irritiert war, da er noch nie einen kämpfenden Mönch gesehen hatte. Als Dwight sicher gegangen war, dass Kurt noch am leben war, holte er aus seiner Hosentasche die Pflanze aus Professor Nefolons Gewächshaus und aus der anderen den Mini-Pinch, welche er beide in Jakuros Jackentasche gefunden hatte. Er steckte sie Makoto in die Hosentasche und meinte nur: „Du kannst es sicher besser gebrauchen, was auch immer das genau ist…!“ „Oh, was ist denn hier los?“, fragte Reita Sakaguchi, als die beiden zusammen mit dem Buchhalter des Tojo-Clans kurze Zeit später ebenfalls den Flur im dritten Stock betraten. Es kam ihnen zurecht alles etwas merkwürdig vor, denn sie fanden gleich dreizehn Männer im Flur liegen; Kajiura, Kuno und Arrido waren tot, Genjo und Cho hatten sich im anderen Treppenhaus bereits wieder auf den Weg nach unten gemacht und die anderen zehn Männer lagen teils bewusstlos und teils erschöpft einfach nur da und warteten auf das Abholkommitee, was Cho für sie bestellt hatte. „Also was auch immer hier passiert ist, scheint so, als hätten wir verloren!“, sagte Sakaguchi und fing ein paar Sekunden später an zu lachen. Der Izumokai-Dealer stieg mit ein und so merkten sie gar nicht, dass der Buchhalter hinter ihnen die Polizei kontaktierte. Gerade als er die Situation am Handy schilderte, hörte Sakaguchi aber zufällig ein paar Worte und schaute den bebrillten Twen entrüstet an. Er riss ihm das Handy aus der Hand und schaute ihn böse an, aber der Buchhalter lächelte nur und sagte: „Zu spät!“ Während Sakaguchi sich einfach mal die Zeit nahm, seine unter Anderem aus Jun Sekiyas Peinigungen resultierende zurückgehaltene innere Wut an diesem Mann auszulassen, weckte Reita die Dösenden lauthals auf. Eine halbe Minute später rannten die Männer von der Hyo, Reita und Sakaguchi mit Kurt, Osamu, Makoto und Tokitoh unterm Arm den Flur entlang und wollten schnellstmöglich das Gebäude verlassen, aber unten sahen sie schon zwei Polizeiautos aufkreuzen, die zu ihrem Pech scheinbar zufällig in der Nähe gewesen waren. „Hoch!“, rief Dwight und ging mit Tokitoh unterm Arm voran. Reuben folgte mit Kurt, bevor Sakaguchi mit Makoto, Sanji mit Osamu, Reita und Yen folgten. Am Ende tat sich Sinyu aufgrund seiner Verletzung etwas schwerer, hielt aber gerade noch so Schritt. „Sowieso hoch, da liegen noch Rex und so, wir können die doch nicht einfach hier lassen!“ Während die Männer um Dwight es nach einer Zeit tatsächlich unbemerkt geschafft hatten, die Verletzten und sich selber – wie schon beim Einstieg in das Gebäude – über ein Seil auf’s Dach des Nebenhauses zu bugsieren, hatte wer anders ganz unten ziemlich große Probleme. „Mitkommen, ich glaub es hackt! Illegaler Waffenbesitz und Mord, wie? Oder wollen sie mir etwa weiß machen, dass die Leichen sich hier alle selbst erschossen haben?“, donnerte einer der in das Gebäude stürmenden Polizisten und hielt Beiji seinen rechten Zeigefinger an die Brust. „Aber…!“ „Nix aber, sie kommen jetzt mit! Das könnte lebenslänglich geben, wenn der Richter keinen guten Zag hat und sich hier niemand anderes mit einer Waffe aufhält, der die Güte hätte, die Morde auf sich zu nehmen!“ Beiji dachte im ersten Moment gar nicht mal an sich, sondern an seinen Chef Junichi, der sie jetzt freikaufen musste und wahrscheinlich ziemlich sauer sein würde. Dann wurden er und seine Kollegen wurden abgeführt und nach dem Szenario im Erdgeschoss kamen nach und nach immer mehr Polizeiwagen, um das gesamte Haus zu besetzen und untersuchen. Sie durchströmten nach und nach alle Stockwerke, zuerst das Erdgeschoss. Unter Anderem Hizumis Leiche lag dort; er war einer der Dealer, die es gewagt haben, in den großen Aufenthaltsraum zu gehen, wo Jun Sekiya mit seiner Waffe lauerte. „Mein Gott, das werden ja immer mehr! …Und was sind das für Wunden?“, fragte einer der Polizisten seinen Kollegen und zeigte auf das Loch in Hizumis Brust. Aber die Mordwaffe wurde später noch gefunden, weil die Leute der Hyo sie, als sie den Flur entlang rannten, nicht beachtet hatten. Und in nächster Nähe lag Jun Sekiya als einziger Lebender, wenn auch nicht bei Bewusstsein. ~ HALBZEIT! ~ Kapitel 34: WA: Mahjongg > Play with me! ---------------------------------------- 34.Kapitel Noch am selben Abend kriegten auch Komissar Kasai, der nach dem Vorfall mit dem Priester auf Zeit suspendiert worden war, und Araki von dem Schlachtfeld Wind. Sie dachten sofort an Makoto und Tokitoh. „Was haben sie bloß wieder angestellt?“, fragte Kasai und kratzte sich am Kopf. Am nächsten Tag stand es dann groß in der Zeitung, dass der Leiter des Tojo-Clans, der, wie es dort schwarz auf weiß stand, ein von der Polizei Gesuchter war, für 16 Jahre in den Knast wanderte. Somit war der Tojo-Clan aufgelöst. Es waren sowieso kaum noch Mitglieder am Leben. Außerdem wurden Beiji und seine drei Kumpels als mutmaßliche Täter ebenfalls eingelocht. Trotz angeblich vielfachen Mordes aber nur für 10 Jahre, weil sie immerhin keine staatlich geduldeten Bürger umgenietet hatten und man ihnen im Grunde genommen dankbar dafür war. "Tja, sie haben der Polizei auf jeden Fall geholfen, das kann man nicht leugnen!", umging Araki die Frage seines ehemaligen Vorgesetzten. Zumindest bedeutete Suspendierung im Normalfall Entlassung im Ober-Polizeirevier von Yokohama. „Aber ich hätte Makoto nicht zugetraut, sich gleich mit einem ganzen Clan anzulegen. Oder hat die Izumokai da ihre Finger mit im Spiel gehabt?“, fragte sich Kasai wieder und dachte an den Brillenträger. Er wusste ja nicht mal, ob es ihm gut ging. Aber alle Sorgen waren umsonst; fit war er wieder. Trotz zahlreicher Verletzungen stand er bereits drei Tage später schon wieder in der Küche seines Appartements und buk mit vollem Eifer einen Pflaumenkuchen, den er schon lange unbedingt mal essen wollte. Sein impulsiver Freund spielte zwei Räume weiter Tekken 5 auf der Play Station 2, die Makoto einen Monat zuvor von einem koreanischen Ramschhändler für sagenhafte 187.500 Won (ca.150 €) inklusive drei relativ aktuelle Spiele bekommen hatte. Sicher hatte der Braunhaarige vorher all seine Feilschkünste einsetzen müssen, aber man durfte sich doch fragen, wie er den Preis von 300.000 Won auf weniger als zwei Drittel runterzuhandeln geschafft hatte. Es war echt ein Glücksfall, dass Makoto noch koreanisches Geld von anno Dazumal in der Tasche hatte, die ausgegeben werden wollten. Exakt 187.500, daher musste er es auch auf diesen Betrag runterhandeln. Er hatte angeboten, ein Spiel weniger zu nehmen, aber die PS2 und die Spiele gab es nur zusammen und so freute er sich am Ende noch, dass der Verkäufer darauf nicht eingegangen war. „Verdammt!“, rief Tokitoh laut, als er mit seinem Lieblingscharakter, dem Ninja Raven, gegen den alten Heihachi im Finale glatt nach zwei Runden verlor. „Ich hab’ dir doch gezeigt, wie du vorgehen musst!“, rief Makoto mit einer versteckten Portion Spott aus der Küche und ging daraufhin rüber ins geräumige Wohnzimmer, nachdem er bei einem Blick auf die Eieruhr zufrieden festgestellt hatte, dass er noch sechs Minuten Zeit hatte, bevor der Kuchen aus dem Backofen geholt werden musste. „Aber der Alte ist fies!“, erwiderte Tokitoh zerknirscht. „Lass mich mal!“ „Hmpf!“ Es war schon erstaunlich, wie gut sich die beiden wieder vertrugen. Tokitoh hatte sich mit gut zwanzig Verbeugungen bei seinem Freund dafür entschuldigt, dass er ihn in seinem Rausch beim Bus Game fast umgebracht hatte und er war doch heilfroh, dass der Braunhaarige ihm so schnell verzieh, als er nach anderthalb Tagen Schlaf endlich aufgewacht war, wenn er jetzt auch mehrere Wochen alleine den Hausputz übernehmen durfte – Makotos Grinsen, als er ihn dazu verdammt hatte, war noch breiter als Tokitohs anschließende Fratze. In Makotos Hosentasche, die ihm nach dem Aufwachen sofort verriet, dass ihr Inhalt nicht mehr der selbe war, fand er im Übrigen eine Packung Kaugummis von Lotte, die ihm Sanada dort reingesteckt hatte. Er stellte erfreut fest, dass seine Lieblingskaugummimarke wieder eine neue Sorte auf den Markt gebracht hatte und die schmeckte ihm so gut, dass er gleich nach dem Aufstehen erstmal einen Spaziergang zum 7/11, dem nächsten Convini, machte und sich einen Monatsvorrat an Kaugummis sicherte. Schließlich konnte man sich nie sicher sein, ob ein Produkt nach zwei Wochen nicht vielleicht schon wieder aus dem Sortiment verschwand. Und auch bekanntere Marken wie Lotte hatten in den Convinis kein Sonderrecht und mussten sich gut verkaufen. Nach Makotos Großeinkauf standen die Chancen auf einen längeren Verbleib allerdings nicht schlecht. „Oh mann, hast du nicht langsam genug von diesem Zeug? Die ganze Wohnung riecht schon nach Kiwi-Vanille!“, motzte Tokitoh, während Makoto mit vollem Eifer dabei war, mit Kapoera-Kämpfer Eddy den muskulösen Paul zu besiegen. „Vorher hast du dich über den Birnengeruch beschwert…!“, merkte der Brillenträger an und setzte zum finalen K.O.-Kick an, der ihm die Tür zum Finale öffnete. Während Tokitoh gelangweilt zuschaute – Makoto gewann bei Beat em up’s sowieso immer, obwohl er menschliche Gegner bevorzugte – wechselte der Geruch aber bald und gerade als das Finale begann, fiel dem Braunhaarigen sein Kuchen ein, der schon viel zu viel Zeit im Ofen verbracht hatte. Er schaffte es gerade noch so zu retten, was zu retten war und verteilte den Rest gleichmäßig auf zwei Teller. „Der Rand ist verbrannt, aber die Mitte ist noch okay!“, rief er, nachdem er die Dunstabzugshaube angemacht hatte und mit den beiden Tellern zurück ins Wohnzimmer marschierte. „…Gewonnen!“, strahlte Tokitoh über beide Ohren und vergaß sich darüber aufzuregen, dass sein Freund den Rand, den er so sehr mochte, hatte schwarz werden lassen. „Sachen gibt’s!“, wunderte sich Makoto, der es eigentlich gewohnt war, seinen Kumpel verlieren zu sehen. „Du solltest öfter mit Eddy kämpfen!“ „Ja! Und irgendwann schlage ich dich!“ Makoto schmunzelte und aß genüsslich seinen Pflaumenkuchen, der allerdings nicht so schmeckte, wie er es geplant hatte. „Sag mal, seit wann tut man in einen Pflaumenkuchen Salz? Die Pflaumen sind doch schon sauer genug!“, bemerkte Tokitoh leicht sarkastisch und spuckte das erste Stück gleich wieder zurück auf den Teller. „Hmm, ich hab’ da kein Salz reingetan!“ „Willst du mich veräppeln?“ Makoto machte einen kurzen Abstecher in die Küche und musste leicht frustriert feststellen, dass er den Salzbehälter scheinbar mit Zucker und den Zuckerbehälter mit Salz gefüllt hatte. „Hmm… shit happens!“, meinte er aber fünf Sekunden später im Wohnzimmer und grinste, zu Tokitohs Unmut. „Morgen dann auf ein Neues, ich geh nochmal frische Pflaumen kaufen!“ „Hmm, am besten komme ich mit, ehe du Feigen oder Aprikosen, statt Pflaumen kaufst!“, entgegnete der Schwarzhaarige trocken, womit er bei Makoto aber wie so oft auf Granit stieß, da er ihm mit einem einfachen „Klar!“ und einem unbekümmerten Lächeln suggerierte, dass er sowieso davon ausgegangen war, dass der Kleine ihm bei der Auswahl helfen würde. Es herrschten angenehme 16°C und ein laues Lüftchen in Yokohama, als Tokitoh und Makoto um 16:30 Uhr das Haus verließen, um noch zu einem Obsthändler zu gehen. Der Herbst war im Anflug und die tage wurden wieder kürzer, daher wollte Makoto sich nicht allzu lange an der frischen Luft aufhalten, da sich bei Anbruch der Dunkelheit trotz der Vernichtung des Tojo-Clans immer noch eine Menge übler Gesellen auf den Straßen in Yokohama aufhielten. Auf dem Weg quatschten sie über Final Fantasy und das neue Starcraft II, bis sie schließlich an dem Mahjongg-Laden vorbeigingen, wo Makoto früher gerne und oft gegen diverse mutige Herausfordere gespielt hatte, die ihm aber alle nicht das Wasser reichen konnten. Er grübelte kurz und bog dann tatsächlich wortlos ab. „Hey, wolltest du keine Pflaumen kaufen…?“ „Das hat Zeit, ich möchte unbedingt mal wieder eine Partie spielen, meine letzte liegt schon gut sieben Monate zurück. ’Hatte damals die Motivation verloren, weil ich seit dem Austritt aus der Izumokai keine wirklich starken Gegner mehr hatte. Mal schauen, ob ich es noch kann!“ „Immer entscheidest du auf eigene Faust…!“, meckerte der Kleine. „Du wolltest mitkommen, also beschwer dich nicht!“ Tokitoh folgte dem Braunhaarigen mit einem Grummeln in den Laden, wo zu später Stunde immer am meisten los war, weshalb Makoto sofort einen freien Platz an einem Tisch bekam. „Gott der Spielsteine, wenn das nicht Makoto Kubota ist!“, rief der Ladenbesitzer und rannte auf den Brillenträger zu, um ihm energisch die Hand zu schütteln. „Hätte nicht gedacht, dass du nochmal wiederkommst!“ „Tja, ich auch nicht!“, flachste Makoto und bemerkte einige mürrische Blicke anderer Spieler. „Wer ist der Kerl?“, fragte Kamio Kubitidse, ein junger Spieler, der oft herkam. Seinen Nachnamen hatte er von seinem georgischen Vater Wassily, aber seinen Vornamen hatte ihm seine japanische Mutter ausgesucht. „Ah, das ist Kubota, der beste Spieler, der je in diesen Laden gekommen ist. Auch dein Vater hat oft gegen ihn gespielt und immer verloren!“ Logisch, dass Kamio, dem sein braunes Haar schon weit im Gesicht hing, das nicht sehr erfreut aufnahm, immerhin hielt er seinen Vater für den besten Mahjongg-Spieler in Yokohama. „Das beweis erstmal!“, forderte er den Brillenträger heraus. „Ah, ich gehöre auch zu den Spielern, die gegen Sie verloren haben!“, hallte es in dem Moment von weiter hinten und ein älterer Herr, den Makoto auf den ersten Blick nicht zuordnen konnte, winkte ihm fröhlich zu. „Okay, spielen wir!“, sagte Makotos Gegenüber, ein Kerl mit langen schwarzen Haaren, einem oben abgerundetem Zylinder darüber und einer Sonnenbrille mit stark verdunkelten Gläsern, der wie Kamio Kubitidse auch zu den besten Spielern im Laden gehörte. Makoto willigte ein und musterte vor Spielbeginn noch seinen linken Nachbarn, eine junge Lady. Tokitoh und der Ladenbesitzer standen hinter Kubota und schauten ihm mehr (der Ladenbesitzer) oder weniger (Tokitoh) gespannt auf die Finger. „Mah Jongg! …1500 Punkte!“ Es dauerte nicht lange, da war das Spiel schon vorbei. „Hammer! Ich hatte gar keine Chance!“, sagte die junge Lady zu Makotos Linken, die mit Abstand am wenigsten zusammen hatte. „Unmöglich! So schnell…!“, meinte auch Kamio und sah den Brillenträger ehrfurchtsvoll an. „Hmm, das war doch nur Glück!“, meinte Makotos Gegenüber, der auch fast fertig war und setzte daraufhin eine Sonnenbrille ab. „Nochmal!“ „Gerne!“, erwiderte Makoto lächelnd und gewann noch eine zweite Partie in kürzester Zeit. „Lon! …6400 Punkte!“ „Wahnsinn!“, reagierte Kamio, der abermals Dritter wurde, geschockt. „Ich steig’ aus!“, meinte die Lady und verließ entmutigt den Tisch. „Hmm, vielleicht kannst du Sha schlagen!?“, zollte ihm jetzt auch der Mann mit den langen schwarzen Haaren und dem Hut seinen Respekt. „Mich schlagen…? Ha, jetzt schuldest du mir aber einen Drink, Shohhei!“, ertönte es vom Eingang und zwei Sekunden später setzte sich die Person, die soeben den Laden betreten hatte, auf den freien Platz zu Makotos Linken. „Ach, dich kenne ich doch! Du bist der Techniker von der Saito ABG!“ erkannte ihn Makoto sofort, schließlich hatte nicht jeder so knallrote lange Haare. „Guten Abend!“ „Ach nein, du bist es also?!“, fragte Sha entzückt und schaute nach links, um fortzufahren: „Du meinst also, dass DER das Zeug hat, MICH zu schlagen? Für diese Dreistigkeit bekomme ich DREI Drinks, wenn ich gewinne! …Und das werde ich!“ Der Angesprochene nickte selbstsicher und lächelte Makoto an. „Du meinst, seine Stärke in nur zwei Spielen erkannt zu haben?“, fragte ihn Kamio überrascht. Shohhei nickte ein weiteres Mal und meinte zu Sha: „Drei Drinks für mich, wenn er gewinnt, okay?“ „Pah, lachhaft! Angenommen!“, erwiderte Sha tollkühn, ohne auch nur eine Sekunde zu zweifeln. „Das wird teuer für dich!“, meinte der Ladenbesitzer, der kurz daran dachte, die Preise für die Getränke zu erhöhen, und lachte leise. Sie begannen und bei jedem Zug bemerkte man die Anspannung bei Kamio und Shohhei, die zumindest nicht Letzter werden wollten, auch wenn es darum beim Mahjongg eigentlich gar nicht ging. Makoto und Sha hingegen spielten sehr ruhig auf. De Rothaarige schaute dabei ständig nach rechts: „Du gehörst doch zu dem Priester, nicht? Wird mir eine Freude sein, dich zu schlagen!“ „Zu dem Priester?“, fragte Makoto erstaunt. „Nicht, dass ich wüsste!“ „Der ist uns nur zufällig in einer Ramen-Bar begegnet!“, klärte Tokitoh das Missverständnis auf. „Ach so?!“, fragte Sha enttäuscht. „Und wo isser jetzt?“ „Keine Ahnung, wir haben ihn seit der Sache im dritten Stock des Tojo-Clan-Hauptquartiers nicht mehr gesehen!“, meinte Makoto. „Tojo-Clan? Was ist das?“, fragte der unwissende Rothaarige. „Ein Drogen-Clan der hier seine Geschäfte macht!“, sagte Shohhei und machte seinen Zug. „Machte! …Der Chef sitzt hinter Gittern und der Rest der Bande ist mehr oder weniger im Nirvana!“, verbesserte ihn Makoto. Was er nicht wusste, hatte ihm Tokitoh direkt nach seiner übertriebenen Entschuldigungswelle erzählt. Der Schwarzhaarige war ja damals noch am selben Abend wieder zu Sinnen gekommen und wurde von Sanada zu einem Glas Champagner eingeladen. Er hätte die Einladung sicher nicht angenommen, wenn er nicht so neugierig gewesen wäre. „Ach ja, jetzt fällt’s mir wieder ein! Der Priester ist mit so einem komischen Mann zu einer Reise nach Südwesten aufgebrochen! Vor drei Tagen noch!“, sagte er zu Sha, als er den Abend in Sanadas Büro nochmal in seinem Kopf durchging. Damals hatte der Priester das Büro gestürmt und eine Landkarte gefordert. Wider Tokitohs Erwartung war der Regionalleiter der Izumokai darauf eingegangen und gab dem groben Priester, was er begehrte. „Oh schade… ob wir den noch einmal wieder sehen?“, fragte sich Gojo und es schein, als ob er das tatsächlich ernst meinte. Makoto antwortete dem dagegen wieder voller Ironie: „Wenn er den Weg zurückfindet, schlage ich ihn Sanada als Führer der Jugend vor!“ Tokitoh und Gojo lachten amüsiert, auch wenn Gojo nicht wusste, was ein Führer der Jugend nun genau machte. „Als Fremdenführer gäbe er sicherlich auch eine gute Figur ab!“, meinte der Schwarzhaarige. Währenddessen glitt Makoto und Sha das Spiel mehr und mehr aus der Hand. „Oh mann, ich habe echt Glück in dieser Runde. Was für einen Reihe!“, murmelte Kamio in seinen nicht vorhandenen Bart – oder in seine Haare, die ihm schon fast bis vor den Mund hingen – und blickte angespannt auf seine Steine, ohne an dem Gespräch seiner Gegner teilzunehmen. Sein rechter Nachbar hatte bereits innerlich aufgegeben, seine Chancen waren diese Runde gleich null. „Okay, zwei Kurze auf Sieg!“, lenkte er die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf das Spiel. Er wollte unbedingt sehen, wie Makoto das jetzt handlen würde. Kapitel 35: GS: Journey to the southwest > Don't bother! -------------------------------------------------------- 35.Kapitel Zur selben Zeit, 250 km weiter südwestlich, waren auch Genjo Sanzo und Cho Hakkai am spielen. Sie waren in den drei Tagen ganz gut voran gekommen und hatten sich lediglich dreimal verfahren. Nun saßen sie in einem chinesischen Gasthaus und hielten sich mit Pokern bei Laune. „Meister, sie haben mit Sicherheit das Kreuz-Ass, liege ich da richtig?“, fragte Cho, der sich besondere Merkmale von Karten einprägte, um Vorteile beim setzen zu haben. Nicht umsonst besaß er nach einer halben Stunde am meisten Chips. „Gleich setzt’s was!“, rief Genjo und schmetterte die Faust auf den Tisch. Seit er mit Cho unterwegs war, hatte er seine Ruhe nach und nach wieder verloren. Der Einäugige nervte ihn mittlerweise genauso wie seinerzeit der Affe. Aber er konnte ihn nicht wegschicken, denn woher sollte er denn sonst ein Auto inklusive Chauffeur kriegen. Die anderen vier Mitspieler waren jedenfalls zum Teil angetrunken und merkten nicht mal, dass sie hier ausgenommen wurden, nur einer hatte sein Startguthaben etwas erhöht. Der blonde Priester hatte Mühe, nicht unter seines zu rutschen. „Ui, da war tatsächlich noch ein König, welch Glück!“, freute sich Cho, nachdem er vor der River-Card noch einmal erhöht hatte, obwohl er wusste, dass Genjo zu dem Zeitpunkt das bessere Blatt hielt. Mit dem Kreuz-König kam er aber auf einen Drilling und der überstieg die zwei Pärchen seines Mitspielers. „Sieht so aus, als würden drei Könige reichen…!“ „Pff, mir fehlt die Herz-7 zum Straight Flush!“, resignierte der Mann, der ganz gut mitspielte, in dieser Runde aber sogar hinter Genjo rutschte. Jetzt musste er aufpassen, dass er am Ende keine Verluste machte, denn Cho wurde immer besser, je mehr Karten er anhand der Rückseite erkennen konnte. „Hahaha, das Ass war richtig, aber ich habe noch einen König, damit habe ich… ach mist, immer noch zwei Pärchen!“, freute sich Genjo zu früh. „Ja, aber sie können sich jetzt aussuchen, welche Pärchen sie nehmen!“, versuchte Cho ihn aufzuheitern. Aber erfolglos, der Priester funkelte ihn nur böse an. „Neue Runde, jetzt gewinne ich!“, rief einer der Besoffenen, die jetzt ihre letzten Einsätze in den Pot schmeißen mussten. „Gerne, dann wird die Runde um zwei Leute ärmer…!“, erwiderte Cho amüsiert. „Ha, ich hab das perfekte Blatt!“, freute sich Genjo innerlich, als er auf die zwei Asse schaute, die er von der Geberin erhalten hatte. „Na gut; Small blind, 800 Yen!“, begann Genjos Nachbar die Runde, der vor der Runde seinen Sieg angekündigt hatte. „Na dann, ich gehe mit!“, lächelte Cho und schob in die Mitte. Sonst ging keiner mit, außer Genjo. Damit flog der andere Betrunkene raus, aber mit einer Herz-3 und einer Karo-2 war da auch nicht viel zu machen. „Hmm, Herz-7, Herz-9 und Pik-Ass. Die Runde geht an mich, jetzt zieh ich ihn ab!“, murmelte Genjo in seine Karten, die er stehts in der Hand hielt und nicht wie normale Spieler auf dem Tisch liegen ließ, was Cho das Lesen der Karten aber nicht erschwerte. Auf dem Turn kam dann das vierte Ass und Genjo wollte seine Freude schon herausschreien, hielt sich aber im Zaum und setzte weiter. Am Ende gewann er dann wie erwartet und wollte sich sofort die Einsätze greifen, ehe er merkte, dass ziemlich wenig in der Mitte lag. „Hey!?“ „Was denn? Ich bin nicht mitgegangen, weil mir klar war, dass du mindestens drei Asse haben würdest!“, sagte Cho und lächelte den Priester an. „Mann!“, brüllte Genjo und haute wieder auf den Tisch. „So hat das doch keinen Zweck, wir gehen!“ „Ein seltsames Dorf!“, meinte der Priester später, als sie in ihrem Zimmer in der Herberge des Dorfes saßen. „Du meinst, weil ein Bier 660 Yen kostet und trotzdem fast alle betrunken waren, obwohl dieses Dorf nicht sehr wohlhabend aussieht?!“, versuchte Cho zu erraten, was Genjo meinte. Aber das hatte der Blonde nicht gemeint, das hatte er ja nicht einmal registriert. „Nein… ich habe so ein flaues Gefühl im Magen, hier ist was im Busch. Irgendwas verfolgt uns!“ „Verfolgungswahn? Ei ei, das ist blöd!“ „Gleich knallt’s, dann verfolgt mich schonmal einer weniger!“ „Ach, wollen sie, dass ich nebenan schlafe? Bezahlen könnte ich das Zimmer wohl…!“ „Du bist der Erste, der freiwillig für etwas bezahlt, was er schon hat!“ „Aber ich will keine Angst haben, im Schlaf erschossen zu werden!“ „Für wen hältst du mich eigentlich? Als ob ich eine meiner wertvollen Kugeln an dich verschwenden würde!?“ „Also gestern haben Sie gleich zweimal auf mich geschossen!“ „Quatsch, hinter dir waren zwei Moskitos und ich lasse mich nicht gerne von denen stechen!“ „Aber wir waren doch auf vier Reifen unterwegs, ich glaube kaum, dass uns ausgerechnet diese beiden Moskitos… ah ich habe verstanden, sie fühlen sich von Insekten verfolgt!?“ „Ab nach nebenan!“, brüllte der Mönch, der seine in Yokohama wiedergefundene Ruhe so langsam gänzlich verlor. Aber der Einäugige kam schon nach einer halben Minute wieder, mit den Worten: „Da ist schon wer! Ich bin im falschen Moment reingeplatzt und habe fast einen Schuh an den Kopf bekommen!“ „Hast du ihn wenigstens behalten? Wenn du dir den dazugehörigen zweiten noch holst, können wir sie vielleicht verkaufen!?“, versuchte der Priester die Ruhe zu bewahren, während er sich im Stillen maßlos darüber aufregte, dass sein Begleiter scheinbar nicht mal wusste, dass er sich unten erst ein Zimmer zuweisen lassen musste. „Nein, ich war so nett, ihn zurückzuwerfen!“ „Trottel!“ „Gestern war ich noch ein Idiot…!“ „Schließt sich ja nicht aus!“ „Und was bin ich morgen?“ „Tot, wenn du jetzt nicht das Zimmer verlässt!“ Ein überraschend warmer nächster Morgen ließ das Gemüt des Priesters wieder im herbstlichen Sonnenglanz erstrahlen und Cho wunderte sich fast, als er auf dem Flur versehentlich gegen seinen Meister stieß und der ihm nicht die alleinige Schuld dafür gab. „Los, wir gehen essen, ich habe Hunger bekommen!“ „Eine gute Idee, Meister Sanzo!“ Sie setzten sich unten in der geräumigen Stube an einen der vier Tische und beordeten die Küchenfrau, die hier für alles zuständig war, da es nur einen kleine Herberge war. „Ich hätte gerne zwei Scheiben Weißbrot und zwei Yakisoba-Spieße, sowie einen China Fujian Jasmin mit Ahornsirup statt Honig!“ „Fleisch gibt es morgens nicht, tut mir Leid!“, erwiderte die ältere Frau Genjos Wunsch. „Hmm, dann sollten sie vielleicht zwei Karten anlegen!?“ „Naja, steht drunter!“ „Dann zwei Scheiben Rettich!“ „Sie haben einen außergewöhnlichen Geschmack, Meister Sanzo!“, bemerkte Cho, der sich lediglich eine trockene Scheibe Graubrot und einen Lung Ching-Tee bestellte. Wobei, was heißt lediglich… dieser Tee war der teuerste, nur was für Feinschmecker. Genjo zollte seiner Wahl daher wenig Respekt, auch wenn es nicht sein persönliches Geld war. Darüber hinaus hatte er ja vor, sich einladen zu lassen. Aber erstmal wurde er von seinem Begleiter in ein Gespräch verwickelt. „Meister… was sagt ihnen ihr Gefühl heute…?“ „Worauf willst du hinaus?“, versuchte Genjo es schnell wieder zu beenden. „Auf nichts. Sie sagten doch gestern, sie fühlten sich verfolgt!?“ „Ja und das Gefühl ist noch stärker geworden. Da ist etwas nicht normal!“ „Sehr interessant! Ich habe nämlich letzte Nacht einen Schatten an meinem Fenster vorbeihuschen sehen. Sie müssen wissen; ich schlafe mit offenen Augen und nehme so etwas sofort wahr!“ „Mit offenen Augen? Hast du rechts etwa ein Glasauge drin?“ „Oh sorry, ich vergaß…! Aber Mit offenem Auge hört sich komisch an!“ „In der Tat! …Jedenfalls willst du etwas gesehen haben, das ist doch interessant!“, sagte der Priester und schwelgte ein wenig in Gedanken, während er statt seinen Gegenüber die hübschen Wandverzierungen anstarrte, die nur in der Stube an den Wänden waren; die Zimmer oben waren in kahlem Weiß gehalten. Aber dafür war das Nächtigen hier nicht so teuer. „Nun, ich bin mir sicher…!“ „Ich denke wir fahren sofort nach dem Essen, diese Stadt ist mir nicht geheuer!“ „Eine gute Idee!“ Dann kam auch schon das Essen. Genjo wunderte sich, dass die Frau, die scheinbar alleine arbeitete, nicht einmal drei Minuten gebraucht hatte. Er bedankte sich – was an sich schon beachtlich ist – und schnupperte an seinem Tee, ehe er den dazugehörigen Beutel zu seinem neuem Nebenbeschäftigungs-Spielzeug auserkohr. „So, jetzt aber nichts wie weg hier!“, sagte Cho, als er sich in seinen Jeep setzte, nachdem er dem Blonden gentleman-like die Tür geöffnet und alle Vorräte verstaut hatte. „Ich hoffe, dass wir in der nächsten Stadt mehr Glück haben!“ „Ganz meine Meinung!“ Die Fahrt über waren sie relativ still; Genjo bevorzugte es sowieso, auf die Umgebung zu achten und in Erinnerungen zu schwelgen (obwohl die meisten seiner Erinnerungen mit irgendetwas Negativem verbunden waren). Cho war eigentlich eine Labertasche, aber bevor er sich eine Kugel einfangen würde, hielt er meist doch die Klappe. Aber immer erst dann, wenn Genjo schon auf 180° war. Ganze fünf Mal hatte er jetzt schon ein „Stirb!“ an den Kopf geworfen bekommen, Genjos Lieblingsspruch. Aber heute ließ er den Priester das schöne Wetter genießen. Die Bäume an den Wegrändern in dieser Region waren sehr schön; an manchen hingen exotische Früchte, die Cho am liebsten sofort gepflückt hätte. Und die Ruhe war so schön, dass sie einfach zerstört werden musste; Zisch, ein Reifen, zisch, zwei Reifen kaputt. Ehe sie sich versahen war ihre Weiterfahrt für’s Erste Geschichte. Und als ob das nicht genug wäre, bekamen sie auch noch unerwünschgten Besuch. „Hey, wen haben wir denn da? Zwei Reisende in einem Jeep? Toll, ihr habt doch bestimmt irgendwas dabei, was wir gebrauchen können!?“, fragte ein Mann, der mit dem Mundschutz und einer Pistole wie ein schlechter Cowboy aussah und sich mit zwei weiteren Männern dem Wagen näherte. „Hakkai… die verderben mir meine gute Laune!“ „Wohl wahr, ich weiß nicht, wo wir jetzt noch einen zweiten Reifen herkriegen, ich habe nur einen zum Ersatz!“ „Dann erledigen wir das hier besser schnell…!“ Zwei schnelle Bewegungen und zwei der drei Männer, die noch glatte zwölf Meter entfernt waren, fielen wie vom Blitz getroffen zu Boden. „Gut getroffen, Meister!“, lobte Cho den Priester. „Den da lasse ich am leben, der soll uns einen Reifen beschaffen!“ Aber daraus wurde nichts, denn jetzt kamen hinter den Felsen und Bäumen ein paar weitere gruselige Gestalten hervor, die scheinbar alle nichts Gutes wollten. „Du ziehst das Pech echt an!“, meinte Genjo und zielte mit seiner Pistole furchtlos auf einen der Feinde. Die Männer lachten nur und näherten sich dem Jeep. „Hey, wieso denn so aggressiv? Wir wollen doch nur etwas zu essen und vielleicht etwas Schmuck für unseren Boss! Wir sind auch nur Menschen!“, erklärte einer der Banditen die Absichten der Eskorte, deren Zahl mit der Zeit immer weiter anstieg. Er nahm seinen Hut ab und verneigte sich vor dem Blonden, der das mit einem etwas unglücklichen Gesichtsausdruck quittierte. „Tja, wir haben nicht viel und das, was wir haben, brauchen wir selber. Und jetzt besorg uns ein oder zwei neue Reifen, aber hurtig!“ Die Banditen lachten laut und auf Genjos Stirn bildeten sich langsam Wutfalten. „Hey hey, du hast ja echt ein gesundes Selbstvertrauen! …Willst du vielleicht bei uns einsteigen? Ihr kommt hier eh nicht weg!“ „Nein, Meister Sanzo hat einen wichtigen Auftrag zu erfüllen, wir wollen nicht noch mehr Zeit verlieren!“, ergriff Cho jetzt die Initiative. Mittlerweile wunderte sich das Pack wirklich, dass die Beiden noch so ruhig waren, aber dann richtete der Dicke, der vorher seinen Hut gezogen hatte, seine Pistole direkt an Genjos Kopf, mit den Worten: „Keine Witze Bruder, sonst knallt’s bei deinem Meister gleich!“ Kapitel 36: BG: Team AAA > Two challenges and the renewed reunion ----------------------------------------------------------------- 36.Kapitel In Yokohama ging es indess nicht so heiß her, aber man wunderte sich auch dort über das sonnige Wetter. Kazuo wurde von warmen Sonnenstrahlen überrascht, als er mal wieder eine frisch reparierte Festplatte ausliefern wollte. Seine Laune war wie immer gut und er pfiff ein fröhliches Liedchen, während er gemächlich den Gehweg entlang schlenderte. Er dachte gerade an seine Eltern, die ihn in Tokyo unterstützten, wo immer noch der kleine Laden stand, der damals Elektro Saito hieß und das Lebenswerk seiner Eltern war. Er hatte ihn übernommen und gute Geschäfte gemacht, sodass er ein Angebot in Yokohama gekriegt hatte. Und in nur anderthalb Jahren baute er sich hier sein kleines Imperium auf und hatte schon jetzt die fähigsten Leute weit und breit unter Vertrag. Er hatte einen Sha Gojo vom Mahjongg weggerissen und dazu gekriegt, mit seinen herausragenden elektrotechnischen Fähigkeiten sein vielleicht wichtigster Mann zu sein. Mit Grendel hatte er eine Menge Erfahrung in sein Haus gebracht; er war trotz seiner Sehverhinderung unersetzbar, weil er die jungen Leute führte und beriet. Die Saito ABG war Kazuos ganzer Stolz und so steckte er auch jeden Tag auf’s Neue all seine Kräfte in die harte, oft sehr mühsame Arbeit. Ein wenig Zeit zum Genießen des Wetters, wie jetzt, nahm er sich ziemlich selten. Und er hätte nichts dagegen einzuwenden gehabt, wenn alles so geblieben wäre, wie es war. Aber es sollte nicht so kommen… „Hey Kazuo! Gut, dass ich dich hier schon treffe, spare ich mir den Weg!“, riss Toki seinen ehemaligen Teamkollegen beim Bus Game aus seinen Gedanken. „Oh, Toki… du hier?“, erwiderte der Bebrillte überrascht. Er war es nicht gewohnt, dass Toki jemanden von sich aus ansprach; das tat er nur, wenn es etwas sehr Wichtiges gab. „Ja. Es ist wichtig, ich habe schon mit Nobuto gesprochen!“ „Geht es etwa um’s Bus Game?“ „Richtig!“ „Hmm... dann schieß los!“ „Unsere Firma hat uns beauftragt, ein finales Game zu bestreiten!“ „Was? Das ist doch nicht wahr!? …Außerdem bin ich ausgestiegen!“ „Doch! Es soll da ein Team geben, was uns fast eingeholt hat. Fünf Spiele in zwei Wochen und alle gewonnen!“ „Echt? Das würde ja heißen, dass die das freiwillig machen…!?“ „Ja. Und sie haben unsere Firma herausgefordert; die alten Säcke machen mächtig Kohle, wenn sie annehmen! …Und natürlich haben sie angenommen. Für uns würde zwar viel rausspringen, aber das Team NVS sollte man nicht unterschätzen, die existieren gerade mal vier Monate und sind schon auf Platz 3! Sie haben zwei Teams aus der Top Ten fertig gemacht, beide Teams existieren nicht mehr!“, erklärte Toki, woraufhin Kazuo kurz zusammenzuckte. „Und jetzt müssen wir drei das ausbaden…?!“ ₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪ Bus Game – Ranklist 1. Team BUG 34 Siege – 1 Unentschieden 2. Team AAA 19 Siege – 1 Unentschieden 3. Team NVS 16 Siege 4. Team XYZ 13 Siege 5. Team CZY 11 Siege ₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪₪ „Leider ja. Unser Team wurde auf der offiziellen Homepage wieder auf aktiv gesetzt. Wir haben keine Wahl, sonst riskieren wir unser Leben noch viel eher und das nicht mal für Geld!“ „Verstehe, dann muss ich wohl mit ran…! Wir hätten damals nie einsteigen dürfen, seitdem haben die uns mehr oder weniger in der Hand. Da fühlt man sich ständig beobachtet. Naja, du leidest ja eh an Verfolgungswahn, oder? …Seid ihr wenigstens wieder fit vom letzten Game?“ „Wir sind schon vor zwei Tagen aus dem Krankenhaus raus, Nobuto geht’s prächtig!“, antwortete Toki schnippisch, strahlte dabei aber indirekt eine große Unsicherheit aus. Kazuos erste Frage ignorierte er bewusst. Der Blonde war trotzdem überrascht, wieviel Toki redete; soviel hatte er ihn noch nie auf einmal reden gehöret, scheinbar war er echt nervös. „Na gut, ich liefere eben die Festplatte aus, sage dann meine Termine für heute ab und wir treffen uns nachher!“ „Genau, um 15 Uhr im Hokkai. Haben Nobuto und ich schon ausgemacht!“ „Gut, bis später dann!“ Um die vereinbarte Uhrzeit traf Kazuo dann auch überpünktlich in dem Restaurant ein. Die beiden anderen saßen schon etwas länger da, wollten keine Zeit verlieren. Sie bestellten sich nur etwas zu trinken und fingen an zu diskutieren. Dabei brachte Toki eine weitere Hiobsbotschaft mit, von der auch Nobuto noch nichts wusste: „Langsam wird’s echt problematisch…! Wie es scheint, war das noch nicht alles….!“ „Was?“, fragte Nobuto empört. Er konnte die Firma sowieso nicht leiden. „Tatsache ist, dass wir wieder auf aktiv gestellt wurden. Und sofort hat uns noch ein Team herausgefordert, es nennt sich Invisible shadows und die Kürzel sind CZY; auch ein Team aus der Top Ten, mit elf Siegen sogar in der Top Five!“ „Wie bitte? Ich glaub es hackt! Sag jetzt nicht, die Firma hat wieder eingewilligt!“, erwiderte Nobuto sichtlich erregt. „Nein, sie haben nicht eingewilligt, das Angebot soll sehr niedrig gewesen sein.“ „Wo ist dann das Problem?“ „Das Problem ist… sie wissen über uns Bescheid, zumindest über mich. Ich wurde vorhin von ihrem der Teamführer abgefangen.“ „Laber…!“ „Nun, die drei wollten zu dritt um 15:15 Uhr hier aufkreuzen…!“, bestätigte Toki sich selbst nochmal und schaute auf seine Uhr, die genau diese Zeit anzeigte. „Im Ernst? Komische Typen…! Dann sind die also auch nur am Kampf interessiert und handeln außerhalb der Aufträge ihrer Firma, genau wie diese anderen…!“ „So ist es! Unsere Firma hat kein Vertrauen in uns, wenn es gegen Teams wie eures oder dieses Team XYZ geht. Team BUG ist nicht mehr aktiv, die können wir also nicht herausfordern; aber auch da hätten wir keine finanzielle Unterstützung erhalten!“, erklärte der Teamführer der Invisible Shadows, der just in dem Moment mit seinen beiden Kumpanen im Restaurant aufgetaucht war. „Schönen guten Tag übrigens, ich bin Ian und das sind meine Kollegen Derek und Setsu!“ Die beiden stellten streckten den drei etwas kalt erwischten Männern lächelnd ihre Hände hin. „Die verhalten sich aber nicht wie gewöhnliche Spieler!“, murmelte Kazuo zu Toki. Das alles ging ihm ein bisschen zu schnell und diese derartige Freundlichkeit ließ bei ihm auch eher Unruhe als Freude aufsteigen. „Nun denn, wir hatten eigentlich nicht vor, wieder zu spielen, solange es unsere Firma nicht verlangt, wie im Falle XYZ. Dass wir wieder auf aktiv stehen, haben wir nicht geplant!“, erklärte der Violetthaarige den drei netten Männern freundlich. „Wieso wollt ihr nicht mehr spielen? Ihr habt es so weit gebracht, alle haben Respekt vor euch! …Ihr habt sogar mehr Fans als das Team BUG!“ „Wir haben das nie aus Spaß gemacht, wir brauchten das Geld!“, erwiderte Nobuto, der nicht mal wusste, dass sie überhaupt Fans hatten. „Ach so… und ihr habt nicht mal Lust auf ein Freundschafts-Game?“ „Freundschafts-Game? Was ist das?“ „Naja, das sind Duelle unter den Teams, wo die Firmen nichts mit zutun haben. Dabei sind Schusswaffen verboten und das Verlierer-Team hat hinterher nichts zu befürchten. Auf der Disc sind keine Daten, sondern ein Code, der nur dem Administrator der offiziellen HP bekannt ist!" „Aha, interessant… habe ich noch nie von gehört!“, merkte Nobuto an. „Ist auch noch nicht so weit verbreitet. Das erste Freundschafts-Game fand Ende letztes Jahr statt. Wir wurden damals vom Team HJK herausgefordert. Wir haben gewonnen, aber Team HJK ist immer noch aktiv und hat neben zwei Niederlagen sieben Siege.“, erklärte der Anführer weiter. Er war über alles bestens informiert. „Ich habe mich in der Tat gewundert, dass da manche Teams noch aktiv sind, obwohl sie einmal verloren haben!“, bemerkte Toki. „Ach, du schaust noch hin und wieder auf die HP? Hätt’ ich nicht gedacht…!“, kam es von Nobuto, der sich parallel ausmalte, wie Toki im Internet-Café sitzen und mit vollem Eifer chatten oder Online-Games spielen würde. Bei dem Gedanken musste er lachen, was einen etwas grummeligen Blick in Tokis Gesicht zur Folge hatte, da er Nobuto mittlerweile ganz gut kannte. Der Schwarzhaarige war an sich immer ruhig und sachlich, aber genauso liebte er den Sarkasmus, auch wenn er ihn oft für sich alleine genoss. Wie andere über ihn dachten, interessierte ihn eigentlich nicht, auch wenn er gerne auf reif und cool machte. Selbst bei Frauen war es ihm egal… und die waren eins seiner Hobbys. „Ja, wenn ich mal irgendwo einen herrenlosen Laptop oder so sehe… kommt vor!“ Darauf wusste Nobuto jetzt keine Antwort. Toki schaffte es immer wieder, ihn kalt zu erwischen. Aber gerade deshalb akzeptierte er ihn auch als Partner. Schwer auszurechnende Partner wie er hatten in seinen Augen den Vorteil, dass sie immer für eine Überraschung gut sind und Toki hatte das schon des Öfteren bewiesen. „Also, habt ihr Lust? Bringt bestimmt Fun!“, wollte Ian das Gespräch dann aber etwas intensivieren. „Wenn nicht, werden wir euch solange nerven, bis ihr akzeptiert!“, fügte Setsu hinzu und grinste seinen Partner Derek an, welcher es erwiderte. „Na gut, na gut… aber danach ist Schluss!“, ergriff Kazuo überraschend die Initiative und schaffte es damit auch, Nobuto zu schocken. Toki schien es hingegen erwartet zu haben und nickte stumm. „Macht dir das jetzt neuerdings Spaß?“, fragte Nobuto seinen bebrillten Kumpel. „Naja, wenn doch keine Todesgefahr besteht… dann gilt mein Motto Man wächst mit jeder Herausforderung! Und danach handle ich auch!“ „Dann solltest du jetzt Taten folgen lassen. Ich verliere nämlich ungern!“, sagte Toki ernst. „Na super, wann kann’s losgehen? Ihr dürft aussuchen, ob ihr Team Home oder Team Away seid; Team Away bestimmt aber den Austragungsort und darf das Gelände vorher gerne begutachten, somit ist der Heimvorteil mehr oder weniger passé!“, erklärte Ian. „Sind das schon offizielle Regeln? Klingt plausibel!“, wollte Kazuo wissen. „Nein, aber wir sorgen dafür; Freundschaftsgames kommen langsam in Mode, da schauen die Macher des Games bestimmt nicht lange tatenlos zu!“ „Okay, dann sind wir Team Home!“, entschied sich Toki schnell. „Wieso so sicher?“, fragten Nobuto und Ian fast gleichzeitig. „Na weil ich erstens keinen Ort kenne, den ich als Kampfplatz bevorzugen würde und weil wir öfter Team Home gespielt haben und deshalb mehr Erfahrung darin haben. Außerdem macht es mir Spaß, Fallen aufzustellen!“, erklärte der Violetthaarige ernst und funkelte die fünf anderen mit einem ungeheuer selbstsicheren Blick an. „Na das macht ja richtig Spaß! Dann lassen wir euch nächste Woche eine Nachricht mit dem Austragungsort zukommen, in sechzehn Tagen steigt die Fehde dann, einverstanden?“ „In sechzehn Tagen…? Na gut, ich hab eh nix vor!“, willigte Nobuto ein, der bisher alles kompromisslos akzeptiert hatte, was normalerweise nicht unbedingt der Fall war, wenn es um derlei Dinge ging. Nachdem die drei freundlichen jungen Herren des Hokkai wieder verlassen hatten, bestellte sich Kazuo erstmal drei Portionen Thai-Ramen, was Nobuto und Toki mit mürrischen Blicken zollten. „Schling nicht so…!“, ermahnte ihn Toki kurz und knapp, ehe er daran dachte, einfach zu gehen, da sie ja alles Wichtige geklärt hatten. „Haha, das macht er doch nur, um mit einer geplatzten Magendecke ins Krankenhaus zu kommen und nicht am Game teilnehmen zu müssen. So kann er sich geschickt aus seiner Rede eben rausreißen, ohne…“ „Völliger Quatsch! Was redest du schon wieder für Mist?“, unterbrach ihn Kazuo, nachdem er runtergeschluckt hatte. Er war es zwar gewohnt, dass Nobuto so ein klein wenig auf ihm herumritt, aber er wehrte sich auch nie konkret, was dem Schwarzhaarigen immer wieder Spaß bereitete. Dass Toki bereits gegangen war, hatten sie gar nicht bemerkt. Kapitel 37: WA: Streettalk > About a sect , a plant and the next dinner ----------------------------------------------------------------------- 37.Kapitel Der Ladenbesitzer hasste es, wenn sie Wetten abschlossen, aber es war ja nicht verboten. Er wollte es schon lange auf die Tafel mit den Hausregeln schreiben, aber sein Laden war vor allem deshalb der Bestbesuchteste in der Gegend, weil er nicht viel von Regeln hielt. Und im Grunde genommen verdiente er ja an den Drinks. „Angenommen, ich setze drei Kurze auf meinen Sieg!“, erklärte Sha selbstbewusst und grinste bei dem Gedanken an den ganzen Alkohol. Er blickte zu Makoto, von dem er nicht ernsthaft erwartete, dass er das nicht einging. „Na gut, von mir aus!“, willigte der Braunhaarige dann auch schulterzuckend ein. Auch Kamio ging mit und Shohhei kratzte sich verlegen am Hinterkopf, weil sein Blöff wahrscheinlich selbst in den höheren Ebenen nicht funktionieren würde, so sicher, wie die Anderen sich scheinbar waren. Zwei Runden später erhöhte Makoto dann um einen, weil er es geschafft hatte, zwei Steine unbemerkt zu vertauschen; die Technik, mit der früher alle verblüfft hatte. Es hieß ‚Wer blöd mogelt, muss einen ausgeben’, aber der Brillenträger hatte den schnellen Tausch einfach im Blut. Auch Tokitoh hatte nichts bemerkt. Shohhei stieg aus und gab auf, er wollte nicht noch mehr verlieren. Aber er wollte unbedingt wissen, wer gewinnt. Die beiden Anderen gingen jedenfalls mutig mit. Aber nicht zu Unrecht, hatte Sha doch eine sehr hohe Reihe und Kamio mit jeder Runde mehr Glück, wie es schien. Tokitoh stand mürrisch hinter Makoto und fragte sich, was sein Freund mit dem vielen Alkohol wollte, aber der Ladenbesitzer erklärte ihm, dass es eigentlich gar nicht darum ging, sondern um die Ehre und um den Sieg an sich. Als Sha dann eine Runde später auf fünf Gläser erhöhen wollte, wurde er geschockt; er nutzte nämlich die halbe Sekunde, die eine Frau hinter Kamio mit einem Schminkspiegel vorbeilief, weshalb er kurz die Steine seines Gegenübers sah, die sich im Glas spiegelten. „Na? Was ist…?“, fragte Makoto lächelnd. „Ich steig aus!“ „Was? Wie kommt’s?“ „Männliche Intuition! …Spielt weiter!“ Makoto war sehr überrascht, weil seine Reihe durchaus schlagbar war und er nicht dachte, dass der Rothaarige irgendwie einen Blick auf die Steine seines Gegenübers erhaschen konnte. Auch erahnen wohl kaum, zu wenig hatten sie sich anfangs auf das wichtige Spiel konzentriert. „Araki, lass uns mal wieder bei Taegu reinschauen!“, schlug Kommissar Kasai vor, als er mit seinem ehemaligen Azubi zusammen an dem Mahjongg-Laden vorbeiging, wo er Makoto früher gerne herausgefordert hatte, als Besagter da noch häufig zu Besuch war. Sie waren irgendwie unzertrennlich, Araki verbrachte auch jetzt noch die meiste Zeit mit dem Kommissar zusammen, obwohl sein Mentor so gut wie gefeuert war und er selbst in den nächsten Tagen so oder so einen neuen Vorgesetzten bekommen würde. Irgendwie hatte der Vorfall mit Kou und Genjo die beiden doch ein wenig zusammengeschweißt. Kommissar Hasebe hatte es allerdings überhaupt nicht gern, wenn der Azubi mit dem in seinen Augen verkommenen und nichtsnützigen Ex-Kommissar abhing. „Na gut, ich wollte das Spiel eh mal lernen…!“, willigte der Schwarzhaarige jedenfalls ein und so bekamen Makoto und Tokitoh ein paar Momente später Gesellschaft von alten Bekannten. „Heeeey, wenn das nicht Makoto und mein Toki-Bo sind!“, rief Kasai, als er die Bude betrat und die beiden erspähte. Tokitoh wurde sofort erstmal niedergeknuddelt – er fragte sich schon lange, ob der Alte vielleicht schwul sei, eine Freundin hatte er ja auch nicht - , bei Makoto unterließ er es, schon weil der Braunhaarige mitten in einem Mahjongg-Game war. „Wusste nicht, dass du noch spielst!“, merkte er trotzdem an. Makoto reagierte mit einem Lächeln und machte seinen Zug. „Ha! Zweifache Serie! 24000 Punkte!“, rief Kamio enthusiastisch, als er seinen Zug gemacht hatte und schaute seinem verdutzten Gegner grinsend an. „Huch, das ist ja mal was…! Sowas kriegt man selten, Wassily hatte nie soviel Glück!“, wunderte sich auch der Ladenbesitzer, der Makoto noch nie hatte verlieren sehen, auch wenn er schon einige Male am Rande einer Niederlage stand. „Nun, ich habe wohl zu lange nicht gespielt… ich denke ich hätte ein dreifaches Mah Jongg schaffen können, wenn ich noch hier und da etwas Beihilfe geleistet und nicht soviel gequatscht hätte!“ „Nicht schlecht, ich würde sagen der Junge kriegt 12 Drinks!“, meinte Sha und klopfte Makoto grinsend auf die Schulter, um kurz darauf vier Drinks beim Ladenbesitzer zu bestellen. Der Braunhaarige musste gleich fünf auf sich nehmen, die restlichen drei gingen auf Shohhei. Aber Kamio gab eine Runde aus und alle, inklusive Kasai und Araki, hoben einen auf eine unterhaltsame Partie Mahjongg. „Jetzt muss ich also wieder warten, bis ich dieses Spiel endlich erklärt kriege…?!“, motzte Araki, als Kasai Makoto und Tokitoh kurze Zeit später nach draußen folgte. „Es ist eigentlich ganz einfach. Ich lehre es dich demnächst mal…!“, zeigte sich Makoto bereitwillig, dem Azubi zu helfen und wendete sich zu Kasai: „Nun, wie geht’s ihnen? Erfolgreich bei der Arbeit?“ „Nein, ehrlich gesagt habe ich momentan keine…!“, musste der Ex-Kommissar zugeben. „Ui, kein Bulle mehr, Onkelchen?“, frotzelte Makoto und bekundete aber sofort darauf sein Beileid. „Nein, Kommissar Hasebe hat es wahrscheinlich geschafft. Und das nur, weil wir unbedingt Informationen über W.A. wollten!“ „Oh… also für eine kriminelle Tat?!“, erinnerte sich Makoto an das kurze Gespräch mit Kou, als er ihm die Daten gegeben hatte. „Wir haben die Leiche des Priesters verschleppt…!“ „Aber der lebt doch noch!?“ „Tja, wer hätte das gedacht?! …Ich jedenfalls nicht!“ „…Naja, wenn ihr Geld braucht, könnt ihr ja einen Freund von mir um einen Auftrag bitten, mache ich auch immer!“ „Legale Aufträge?“ „Natürlich!“ Makoto musste grinsen und Kasai fasste sich bestürzt an den Kopf. Aber eigentlich war ihm klar, dass der Brillenträger sein Geld nicht legal verdienen konnte, denn dann wüsste er von seiner Arbeit. „Nein danke!“ „Dann halt nicht…!“ „Nein. Aber was ich dich noch fragen wollte… kennst du eine Organisation namens Black Sheep?“ „Tatsache, kenne ich. Wieso?“ Auf dem Rückweg später fiel Makoto noch ein, dass er tatsächlich die Pflaumen vergessen hatte und veranlasste Tokitoh so dazu, ihn so richtig schön zu nerven, wie wichtig er denn für ihn wäre, weil er ja sonst gar nichts geregelt bekäme. Das kannte der Braunhaarige aber schon zur Genüge und wie immer ließ er entweder kühle Konter fahren oder stimmte seinem Freund unbeeindruckt zu, was diesen dann meist auch nicht zu freuen schien. „Hmm, vielleicht sollte ich heute mal den Kochlöffel schwingen… wir haben soviel Zeit heute abend!“, schlug er vor, während Tokitoh noch am reden war. „Äh was? …Hörst mal wieder nicht zu, he?! Typisch…!“ „Was war denn?“ An dem Punkt schwieg Tokitoh dann meistens und ging in der Folge entweder auf Makotos Themawechsel ein, oder sagte gar nichts mehr. Diiesmal allerdings wechselte er selbst das Thema, weil er etwas grünes aus Makotos Jackentasche baumeln sah. „Ach das? …Stimmt, hätte ich fast vergessen, das ist ja die W.A.-Pflanze, die mir dieser Typ von der Hyo gegeben hat. Ich glaube ich sollte sie nicht so offen mit mir herum tragen…!“ „Was bitte? W.A.? Ist das ein Witz?“ „Nein…!“ „Und wieso wusste ich davon bis gerade eben noch nichts?“ „Hab’ sie vergessen...!“ „Oooh…“, stöhnte der Schwarzhaarige und fasste sich an den Kopf. Im schien, dass sein bebrillter Freund seit seinem Ausflug zum Tojo-Clan um Einiges vergesslicher geworden war. „Naja, jetzt weißt du’s ja…!“ „Das tröstet mich!“ „Was hättest du in den drei Tagen denn mit diesem Wissen angestellt?“ „Keine Ahnung… trotzdem!“ „Quatsch. Wir gehen morgen zu Kou und geben ihm das Pflänzchen. Er hat ja noch die Testergebnisse auf seinem Computer gespeichert, da gehe ich zumindest stark von aus!“ „Oh nein, zu diesem Scharlatan…?“ „So schlimm ist er nun auch nicht! Er will nur dein Bestes!“ „Sicher, mir geht’s aber gut!“, würgte Tokitoh die Diskussion sofort ab. Er mochte den Doktor nicht und das würde sich wohl auch nicht mehr ändern. Gerade als er wieder ein neues Gesprächsthema suchte, stockte er: „…Moment, Testergebnisse…? Mir scheint, als ob ich eine Menge nicht mitbekommen habe…!?“ „Na du kannst ja nicht überall sein…! Und vielleicht ist das auch besser so. Aber ich war auch nicht anwesend, als unser Priester eine Dosis W.A. zu sich genommen hatte…!“ „WAAAAAAS?“ „Genau. Und stell dir vor, er lebt noch! Hat zwar jetzt laut Kou ein hübsches Fell an Armen, Beinen und Brust, aber sonst ist er noch kerngesund!“ „Also gesund war der für meinen Geschmack noch nie…! Aber ist ja heftig, dann bin ich kein Einzelfall mehr!“ „Freut dich das so sehr?“ „Öh… ja, doch, schon!“ „Fein, dann gibt’s heute abend Eintopf!“, beschloss der Brillenträger mit einem zufriedenen Lächeln und wandte sich sofort den Ingredientien zu, die bei ihm immer eine sehr große Rolle spielten. Er hatte schon eine ziemlich grausame Art, erfolgreich das letzte Wort zu behalten, aber Tokitoh schaute sich mittlerweile schon das ein oder andere von seinem Mentor ab, also schadete es ihm nicht ausschließlich, was er auch schon aus der Perspektive betrachtet hatte. Knapp fünf Kilometer weiter saß der durch das Bus Game lebenslänglich mit einem fehlendes Bein gehandicapte Junichi, immer noch Anführer seiner Sekte Black Sheep, in der Caféteria von dem Krankenhaus, wo er damals zusammen mit den anderen Verletzten von dem Schiedsrichter und seinen Helfern hin verfrachtet wurde. Er blätterte in einer Zeitschrift und gab durch sein Handy, was ihm direkt am Tag, nachdem er aufgewacht war, von einem seiner Untergebenen gebracht worden war, nebenbei Befehle an die Leute, die zu dem Zeitpunkt die Aufsicht und Befehlsgewalt im Black palaìs hatten. Es war schon ein kleines Wunder, dass immer alle auf den Zwerg hörten, dabei war er keinesfalls nett zu seinen Untergebenen. Und einen sonderlich kompetenten Eindruck machte er meistens auch nicht. Lag wohl an der Macht, die von dem Namen seines Vaters ausströmte. Aber wenn die Männer genau nachgedacht hätten, würden sie wahrscheinlich darauf kommen, dass Junichi nicht den Plänen seines Alten nachging, sondern seine eigenen Ziele verfolgte und dabei keineswegs legale Mittel benutzte, was sein Vater als Leiter der Polizei des kompletten östlichen Küstenstreifen Japans wohl kaum gutheißen würde, wenn auch er zu einem faulen Nichtsnutz herangereift war. Na immerhin verdienten sie gut und brauchten sich, solange sie ihm folgten, keinerlei Sorgen um ihre Finanzen zu machen. Geld hatte Junichi genug. Natürlich war auch die Beschaffung des Geldes nicht mit legalen Aktivitäten in Verbindung zu bringen, aber danach fragte dann erst Recht niemand. Jedenfalls saß er grummelnd – ob es nun an Chefarzt Kazutaka Nanase, dem fehlenden Bein oder Beijis Gefängnisstrafe lag, jedenfalls war seine Laune seitdem er im Krankenhaus war, permanent schlecht – in der Caféteria, blätterte in einer Zeitung, murrte teilweise sinnlose Befehle in sein Handy und nippte an einem Milchkaffee. Kapitel 38: GS: Bandits in the mountains and a monkey in the car ---------------------------------------------------------------- 38.Kapitel Genjo regte sich nicht und auch Cho machte keinerlei Anstalten, dem Priester zu helfen oder sich zu entschuldigen und um Gnade zu flehen. Er lächelte den Dicken nur freundlich an. „Hey, es passt mir nicht, wie du mich anschaust! Glaubst du ich mache Witze?“, blaffte der Bandit, dessen braunen Haare aussahen, als hätten sie seit Monaten kein Wasser gesehen, aber man merkte ihm eine gewisse Unsicherheit an. Bisher hatten alle um ihr Leben gewinselt und er hatte sich einen Spaß daraus gemacht, die Leute auf der unsicheren Seite zu lassen. „Nun, wenn du glaubst, ich würde Hilfe benötigen, hast du dich geschnitten!“, ließ Genjo anmerken und kugelte dem Dicken blitzschnell den linken Arm aus. Er ließ zwar die Waffe fallen, aber drei andere Banditen kamen sofort mit ziemlich säuerlichen Gesichtsausdrücken herangeeilt. Genjo hatte nicht vor, seine Meinung zu ändern, aber ihm war schon klar, dass es ziemlich schlecht aussah und er gerade ernsthaft sein Leben auf’s Spiel setzte. Zumindest glaubte er nicht an wundersame Nachwirkungen von der Dosis W.A., die er in Yokohama überlebt hatte. Aber er hatte ein Glück, von dem er eine Sekunde vorher noch nichts geahnt hatte: Mit einem Scheppern ging die rechte hintere Tür des Jeeps auf und ein Junge mit einem Stab kam herausgeprescht. Er benötigte keine zehn Sekunden, um die drei bewaffneten Banditen mit gezielten Schlägen und Tritten zu bezwingen und als Zugabe auch noch den Dicken auf den Boden zu befördern. „Du?“, fragte Genjo völlig überrascht, als er seinen ehemaligen Begleiter vor sich sah, der sich anscheinend unbemerkt in den Jeep geschmuggelt hatte, nachdem Cho die Vorräte hinten verstaut hatte. „Wer ist das? Kennen Sie ihn?“, fragte Cho überrascht. Er hätte nicht gedacht, dass sich jemand unbemerkt an Bord seines Fahrzeugs schleichen könnte. „Ich bin Son Goku, angenehm!“, sagte der Junge und grinste zu dem Einäugigen rüber. „Ich habe doch gesagt, dass ich dich beschützen werde, Sanzo-sama!“ „Aber ich habe dich nicht darum gebeten!“, erwiderte der Blonde unhöflich und schaute seinen ehemaligen Weggefährten missgelaunt an. „Aber wo du schonmal hier bist, kannst du gerne die Vorräte abarbeiten, von denen du hoffentlich noch etwas übrig gelassen hast!“ Genjo brauchte nicht erst nachzuschauen, um zu wissen, dass ihr Proviant weniger geworden war. Wo Son Goku war, hatte nichts Essbares lange Bestand. Aber trotz alledem war die Schlacht noch nicht geschlagen, denn da waren noch zehn Männer, die jetzt zwar ein wenig Respekt vor ihren Gegnern hatten, sich aber in der Überzahl wussten und deswegen nicht klein beigaben. „Nicht schlecht, das waren saubere Manöver, blitzschnell und höchst präzise ausgeführt. Du bist ein Meister der Kampfkunst, richtig?“, fragte der Mann, der sich als Erster in die nächste Nähe des Jeeps traute. Er hatte als Einzigster kein Tuch vor seinem Mund und seine langen schwarzen Haare wehten elegant im Wind, was dafür sprach, dass er im Gegensatz zu dem Dicken vorher täglich Haarpflege betrieb. „Tja, ich bin stark!“, zollte sich Goku selbst Respekt und funkelte den Mann kampfeslustig an. „Dann probier dich mal an mir, ich mache es dir nicht so einfach!“, erwiderte der ebenso selbstsicher. „Na gut, aber nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte!“ Goku (Anm.: Cho geht ja noch, aber Son hört sich alleine beknackt an!) nahm Anlauf und versuchte sofort mit dem ersten Kick alles klar zu machen, aber sein Gegner wich galant aus und ließ den Kleinen ins Leere fliegen. „Hey, nicht schlecht!“, zollte dieser ihm seinen Respekt. Gokus Hobby neben Essen und Streiten war auf jeden Fall das Kämpfen und er hatte es gern, wenn die Gegner nicht zu schnell aufgaben. Als er wieder umdrehte und seinen nächsten Angriff starten wollte, knallte es allerdings zweimal aus verschiedenen Richtungen. Goku wurde von einer Kugel gestriffen und flog vor Überraschung auf die Bretter. „Was? Ich muss ihn doch getroffen haben!“, sagte einer der Banditen, die weiter hinten standen. „Du hättest ihn getroffen, wenn ich nicht eine Kugel dafür verschwendet hätte, die Kugel abzuleiten. Pff, einen Kampf Mann gegen Mann zu stören zeugt nicht gerade von Ehre, du bist tot!“, erklärte ihm Genjo den Grund dafür und schickte ihn mit einem weiteren Schuss in die Hölle. „Hey, was fällt dir ein? Wie konntest du ihn einfach umlegen?“, empörte sich ein weiterer Bandit. Aber Goku war bereits bei ihm und stellte die restlichen Banditen einer nach dem anderen kalt. Einer benutzte tatsächlich seine Pistole, aber er erschoss nur einen seiner eigenen Leute, weil der Braunhaarige zu schnell war. Als es vorbei war, klatschte Genjo zweimal emotionslos in die Hände und stieg aus dem Wagen, um sich einmal zu recken und dabei zu gähnen. „Hey…!“, ließ der Bandit verlauten, der als Letzter übrig war. Er hatte seinen Kampf gegen Goku noch nicht beendet und sah das nicht als persönliche Niederlage. Aber dass sich der Priester sich einen Meter entfernt von ihm so einfach Blöße gab, irritierte ihn etwas. Und als er ihn dann auch noch ansprach, war er erst Recht verwirrt. „Hey du da, wir brauchen einen Reifen!“, sagte Genjo und zeigte mit seinem rechten Zeigefinger auf ihn. Der arme Mann setzte sich erstmal auf den sandigen Weg und schnaufte beträchtlich. „Das Banditen-Handwerk ist auch nicht einfacher als ehrliche Arbeit. Was soll man heutzutage noch machen?“ „Aufstehen und uns einen Reifen besorgen! Vielleicht bin ich so nett, dich dann gehen zu lassen!?“, meinte Genjo trocken und unbeeindruckt. „Sie sind echt herzlos!“, ließ Cho von hinten verlauten, hielt sich aber ansonsten dezent zurück, weil der Priester nicht sehr berechenbar war. „Du kannst ja den Jeep zurück zum Dorf schieben, wenn ihr keine Reifen habt! Wenn du es vor 1 Uhr mittags geschafft hast, darfst du auf die Kosten meines Chauffeurs zu Mittag essen!“, fuhr Genjo fort und zündete sich nebenbei eine Zigarette an. Er fühlte sich absolut wohl in seiner – wohl etwas zweifelhaften – Rolle als Gönner. „Und du da hinten behältst deine ominösen Behauptungen besser für dich!“ „Au ja, ESSEN! Darf ich auch?“, kam Son Goku sofort angerannt und hechelte wie ein Hund mit rausgehängter Zunge. Genau das war einer der Gründe, wieso Genjo ihn damals sitzen lassen hatte: sein unstillbarer Hunger hatte ihn fast ruiniert und noch dazu in den Wahnsinn getrieben. „Nichts ist! Geh lieber die Serpentinen da vorne rauf und schau, ob in der Nähe noch ein anderes Dorf ist!“ „Nein, da ist nichts, ich kenn mich hier aus!“, schob der Bandit mit dem langen schwarzem Haar ein. Er saß immer noch auf dem Weg und schaute nicht sehr glücklich drein. „Na gut, dann schiebt ihr beide den Jeep zu dem Dorf, von dem wir kommen, zurück!“, befahl Genjo und ließ sich dabei zu Ungunsten des Mannes kein bisschen Ironie anmerken. Tatsächlich fingen die beiden Männer – Goku war schon erwachsen, auch wenn er nicht so aussah – an, den Wagen zu schieben, aber der Mann gab nach fünfzig Metern erschöpft auf. „Uff, ich kann nicht mehr! Das sind doch bestimmt noch zwei Kilometer!“ „Machst du etwa schon schlapp?“ „Naja, wenn Sie beide da drin sitzen, ist das einfach zu schwer!“ „Ach was, wir machen das anders!“, mischte sich Goku ein, dem man noch keinerlei Zeichen von Ermüdung ansehen konnte. Er hob den Jeep, dessen Vorderreifen platt waren, vorne etwas hoch und benutzte die noch intakten Hinterreifen zum Ziehen des Wagens. Der Bandit sah ihn daraufhin geschockt an. „Das ist doch unmöglich! Das wiegt doch bestimmt eine Tonne mit den Insassen und dem Gep…!“ „Wie bitte?“, rief Genjo empört und hätte dem Mann sicherlich sofort eine Kugel am Kopf vorbei geschossen, wenn er nicht nur noch so wenige davon gehabt hätte. Tatsächlich kamen sie irgendwann im Dorf an, was vielleicht daran lag, dass Cho nach einer Weile die Güte hatte, auszusteigen und Goku ein wenig zu helfen. Denn auch der Einäugige hatte Kräfte, die man ihm bei seiner Statur nicht ansah. Er war klapperdürr aber nicht gebrechlich. „So, na endlich!“, entgegnete Genjo beim aussteigen. „Jaaaa, nun brauch’ ich aber was zum futtern!“, kam es sofort aus Goku aus, dem die Schlepperei allmählich doch auf die Knochen ging. „Okay… Hakkai zahlt!“ Genjo ging voran, die drei anderen folgten ihm. Es ging wieder in die Herberge, wo sie die letzte Nacht verbracht hatten. Die Dame am Schalter – kaum vorstellbar, es war wieder dieselbe Frau, die auch als Köchin und Kellnerin arbeitete – wunderte sich über den erneuten Besuch der beiden Herren, freute sich aber, da sie auf Gäste angewiesen war. „Oh… guten Tag Ryu, auch mal wieder im Dorf?“, fragte sie den Mann mit den langen schwarzen Haaren, der nicht damit rechnete, auch von Genjo oder Cho eingeladen zu werden, aber trotzdem mitgekommen war, weil er nichts Besseres zu tun hatte. „Ja, das Leben da draußen ist öde und zahlt sich nicht gerade aus!“ „Hungääääääää-umpf!“, versuchte Goku Richtung Essen zu lenken, aber Genjos Faust unterbrach ihn. Die kannte er aus früheren Tagen schon gut genug, etwas daraus gelernt hatte er aber nicht. „Können Sie mir sagen, wo wir neue Reifen bekommen?“, bestimmte der Blonde dann das Hauptthema. „Klar, drüben bei Eddy; drei Häuser weiter hat er seine Werkstatt. Müsste welche haben!“ „Auch große für einen Jeep?“, fragte Cho. „Fragt ihn doch!“ „Das übernimmst du, wenn du erfolgreich bist, nehmen wir dich vielleicht mit!“, beauftragte der Priester Ryu, dessen gequälter Gesichtsausdruck daraufhin Bände sprach, mit der Aufgabe. „Und wir gehen…“ „JA! Ruhe jetzt!“ Nachdem Goku Unmengen verputzt hatte, wobei er nicht auf Chos Geldbeutel Rücksicht nahm, dafür aber die Frau-für-Alles sehr erfreute, stand Genjo als Erster auf und verließ den Raum wortlos. Er ging vor die Tür des Hotels und sah sieben wütende Männer vor sich. „Ah, du kommst raus? Das erleichtert uns die Sache!“, sprach einer ihn an. „…Was wollt ihr?“ „Verarsch mich nicht, das weißt du genau! Ihr habt drei unserer Männer auf den Gewissen und wolltet uns auch noch einen abwerben!“, antwortete der Mann und nun sah Genjo, wie Ryu von zwei Banditen festgehalten wurde. Scheinbar hatte er den Reifen vorher noch besorgen können, denn hinter ihm lag einer. „Das kann nur mit Folter und Tod beglichen werden!“ „Hmm, höre ich da richtig…? Du willst sterben?“, erwiderte Genjo trotzig, aber gewohnt cool. „Du reißt dein Maul ziemlich weit auf, Bürschchen!“ „Ich rede ganz normal...!“ Der Bandit ballte die Faust und fletschte bedrohlich die Zähne, aber Genjo zog nur seinen Colt und schob ihn in den Mund des Mannes. Sofort richteten fünf Banditen ihre Pistolen auf ihn. Der sechste, optisch wohl ihr Anführer, lachte genüsslich und stieß eine große Rauchwolke aus, die von einem übermäßig tiefen Zug an seiner Zigarre kam. „It’s time to die!“, sagte er auf englisch und schnippte einmal mit drei Fingern. Genjo nahm den Befehl wahr und drückte ab. Bevor seine Feinde abdrückten, hastete er zurück in die Herberge und schloss die Tür von innen. Cho und Goku hatten sich mittlerweile von ihren Plätzen erhoben und kamen gerade in den Eingangsraum; sie wollten nachsehen, was der Blonde draußen trieb. „Ihr kommt gerade richtig. Hast du nicht Lust, die Schmeißfliegen da draußen zu erledigen?“, fragte er Goku und zündete sich eine Zigarette an, die ihm allerdings fünf Sekunden später von der Frau, die jetzt wieder am Eingangsthresen stand, aus dem Mund genommen wurde. Ehe Genjo sich beschweren konnte, wurde aber die Tür eingetreten und er hatte alle Hände voll zu tun. „Auf sie, mit Gebrüll!“, brüllte einer der Männer, die scheinbar alle gleichzeitig durch die Tür wollten und sich daher etwas gegenseitig behinderten. Ein heftiger Kampf entbrannte, die Männer waren besser als die Banditen vom Vormittag. Goku hatte gerade mit Mühe zwei zu Boden getreten, da streifte ihn eine Kugel an der Schulter. Als er sich mit einem Schrei an die Stelle fasste, wurde er ein weiteres Mal getroffen, diesmal links über’m Beckenknochen. Dann konnte Genjo den Schützen kalt stellen. Goku fiel vor Schmerz ersteinmal auf den Boden und überließ den beiden anderen die restlichen Gegner. Cho hatte auch so seine Mühe, aber am Ende stand keiner der Feinde mehr; zwei hatten sogar eine gezielte Kugel von Genjo abbekommen und lebten nicht mehr. „So, jetzt nur noch der da draußen!“, sagte Genjo und ging wieder ans Licht, um die Sache schnell zu beenden. Er hasste es, wenn er unnötig Zeit verlor. Cho blieb im Haus und kümmerte sich um Goku. „Nicht schlecht, ihr habt meine besten Untergebenen erledigt! Aber das Ding ist noch nicht gelaufen, für euch hat es gerade erst angefangen. Ich bin nur eine kleine Schachfigur, wenn mein Meister kommt, ist’s Essig mit euch!“ „Laber nicht, sondern geh mir aus der Sonne. Ich gebe dir zehn Sekunden zum Verschwinden; ist mir egal ob du deinen Mann da mitnimmst, ich will nur den Reifen!“, stellte Genjo kühl seine Forderung. Doch ein unerwarteter Zwischenfall störte den Priester bei seinen Verhandlungen… Kapitel 39: BG: lol, hab grad keinen passenden Namen xD ------------------------------------------------------- 39.Kapitel Draußen war es mittlerweile kühl geworden; höchstens 15° und ein recht starker Wind machten dem kälteempfindlichen Toki auf seinem Nach-Hause-Weg ziemlich zu schaffen. Er konzentrierte sich wie immer nicht auf die äußeren Umstände oder die Umgebung, sondern steuerte zielgerade auf Apartment 356 in der Rémon-Shígai zu, wo er nach wie vor seine beiden Zimmer hatte, die außer Nobuto, Kazuo, Kasai, Araki und Tokitoh wahrscheinlich noch niemand kannte und bei Letzteren hoffte er inständig, dass sie die Adresse bereits wieder vergessen hatten. Während er sich zielstrebig und nach außen hin unbeeindruckt durch den Gegenwind kämpfte, der von Minute zu Minute heftiger zu werden schien und erstmals seit längerer Zeit zeigte, dass sie schon November hatten, musterte er nebenbei ausnahmsweise mal einen Teil seiner Umgebung; die Blumen im Beet hinter dem Zaun zu seiner Rechten taten ihm bei diesen Böen schon ein wenig Leid, auch wenn er für Gefühle wie Mitleid eigentlich nichts übrig hatte. Ja, der Klimawandel machte sich schon bemerkbar, fast extrem... wann hatten sie schonmal 27° im Oktober gehabt?! „Hey passen Sie doch auf!“, sorgte schließlich ein älterer Herr mit einem Terrier an der Leine dafür, dass Toki aus seinen Gedanken gerissen wurde. Der Violetthaarige hatte den Alten fast umgestoßen, weil er ihn vor lauter Gedanken nicht sah. Er entschuldigte sich nicht, kritisierte dafür gedanklich die Stadt für die engen Bürgersteige. Man konnte von hinten noch ein „Unerhört, die jungen Leute von heute!“ und ein „Wuff!“ vom Hund hören, aber das interessierte Toki schon gar nicht. Er war schon immer ein Gemisch aus Desinteresse und Gedankenlosigkeit, sowie versteckter Neugierde und einer Gedankenansammlung, die selbst Buddha nicht toppen könnte. Allerdings interessierte sich der Violetthaarige im Gegensatz zu der Gottheit absolut nicht für seine Mitmenschen. Er dachte nicht einmal viel über sich selbst nach. Nur über die Welt, den Sinn des Lebens und vermeidbare Kleinigkeiten... und manchmal fragte er sich, was er überhaupt tue. „Eeeeendlich Feierabend!“, freute sich Kommissarin Mina Ichinomiya, als sie ihr letztes Telefonat beendet hatte und ein neuer trüber Tag in ihrem Polizisten-Dasein vorbei zu sein schien. Wenn sie am späten Nachmittag nach Hause durfte, war sie meist zu müde, um noch großartig etwas zu machen und so genoss sie ihren Feierabend regelmäßig daheim auf ihrem Sofa und zog sich einen Action-Thriller nach dem nächsten rein. Das war nicht immer so; anfangs hatte ihr der Job ziemlich viel Spaß gemacht, war sie doch meistens draußen an der frischen Luft auf Streifzug. Aber zuviele Misserfolge besiegelten ihr Schicksal und zerrten sie zurück an den Schreibtisch, wo sie in ihrer Ausbildungszeit schon ein halbes Jahr gesessen hatte. Zu ihrem Unglück erledigte sie diesen Job wesentlich besser und so machte sich niemand Gedanken um eine erneute Umsetzung. Aber wahrscheinlich hätte diese noch schwerere Folgen für sie… „Tut mir Leid... aber du bist noch nicht fertig! Ich habe hier noch eine Akte, die es zu überprüfen gilt. Und wenn du dir ein bisschen dazu verdienen willst, hilfst du mir bei dem Fall, muss ja niemand wissen!“ Es war Kommissar Hasebe, der in dem Moment, wo sie gerade ihre privaten Unterlgane in ihre Taschen packen wollte, hinter ihrem Drehstuhl erschien. Der Mann, der auch für Kasais Suspendierung verantwortlich war; einer der in seinem Stolz normalerweise nie mit irgendwem kooperieren würde, wenn er nicht in äußerster Not wäre. Daher wunderte sich die mit dem Spitznamen Schreibtisch-Kommissarin gesegnete Frau auch ziemlich, als sie den Kommissar in seinem mausgrauen Nadelstreifenazug vor sich stehen und um Hilfe bitten sah. „Na toll… darf ich wenigstens fragen worum es geht?“ „Selbstverständlich! Hier haben Sie die Daten!“ Der Kommissar übergab der Frau mit den kurzen schwarzen Haaren einen schweren Ordner und schlug ihn auf der ersten Seite auf, nachdem sie ihn auf ihren Schreibtisch gelegt hatte, wobei eine der Ecken fast ihre Kaffeetasse vom Tisch beförderte, was verheerende Folgen für ihre Bluse oder wahlweise die Dokumente auf ihrem Schreibtisch gehabt hätte. „…Wow, das sind ja massenhaft Daten! Wieso habe ich noch wie was davon gehört?“, fragte die Kommissarin, als sie „Black Sheep“ las und den Batzen Papier unter dem Deckblatt erspähte. „Tja, vieles ist uns immer noch ein Rätsel. Trotzdem will die Regierung Informationen über diese Sekte. Man munkelt nämlich, sie stehe in Verbindung mit dem berüchtigten Hydeharu Royakan, diesem Massenmörder…!“ „Der…? Yokai-sama? Dem seinen Namen habe ich schon Jahre nicht mehr gehört, ich dachte er sei längst tot!?“ „Das hätten Sie in den Nachrichten gehört… der Typ ist der meistgesuchteste Japaner, nach wie vor. Er soll sich in den Bergen aufhalten, aber nicht mal die staatliche Armee möchte darauf, um ihn zu suchen. Wir müssten viel zu viele Verluste in Kauf nehmen und das hätte wahrscheinlich zur Folge, dass es überall im Land zu Einfällen und verstärkerer Sektenbildung käme, weil diese nicht mehr genug Gegenwehr erfahren würden, die sie daran hindern würde. „Lassen wir ihn doch da oben… der wird schließlich auch alt, und solange er Ruhe gibt…!“, schlug Mina vor, aber ein Blick von ihrem Gegenüber reichte, um ihr zu vermitteln, dass das nicht in Frage kam. „Na gut… und was sollen wir tun?“ „Naja, Black Sheep könnte der Schlüssel sein. Es gab bis vor kurzem kaum Spuren, aber einer unserer Spione hat herausgefunden, dass der Chef dieser Organiation – und jetzt halt dich gut fest – Junichi Ryuzaka, der Sohn von Takashi Ryuzaka - dem Chef unseres Chefs - ist!“ „Ist das wahr? Na das wäre ja eine Schlagzeile…!“ „Ja, aber ich habe nicht vor, das an die Öffentlichkeit zu lassen und Sie auch nicht!“ „Schon klar… aber dann müsste es doch auch möglich sein, den Stützpunkt ausfindig zu machen und stürmen!“ „Das ist es nicht, was wir wollen. Wir wollen Royakan ausfindig machen, Black Sheep ist nur zweite Priorität. Sie werden zwar für einen der gewaltigsten Sekten gehalten, aber genaue Informationen sind Mangelware. Darum kümmern wir uns danach…!“ Auch Nobuto, der genau wie Toki gerade an der frischen Luft unterwegs war, machte der harrsche Wind ziemlich zu schaffen. Er war teilweise so stark, dass man langsamer vorankam, wenn man Gegenwind hatte. Mit einer Hand hielt Nobuto seine schwarze Mütze fest, die er gerade auf hatte; mit der anderen wachte er über die heilige Glut seiner Zigarette. Das führte dazu, dass er fast mit einer älteren Frau zusammenprallte, die er nicht kommen sah. „Damn! Ich hasse dieses Wetter!“, ließ er verlauten und drückte auf den Fußgänger-Knopf der Ampel, vor der er nun stand. Er drehte sich um, damit der Wind ihm nur gegen den Rücken peitschte und bemerkte dabei, dass der dunkelgrüne Toyota, den er schon am Tag zuvor vor seiner Wohnung parken gesehen hatte, langsam in seine Richtung fuhr. Dasselbe Nummernschild; kein Zweifel. Ständig mit erhöhter Vorsicht unterwegs, überlegte er sofort, ob der Wagen auch vor dem Restaurant geparkt hatte. Es wäre nicht das erste Mal, dass ihn wer verfolgen würde. Ein Bus Gamer war direkt vor einem Game nie sicher, auch wenn es gegen die Regeln verstieß, seinen Gegnern vorab einen Besuch abzustatten. „Hach, das waren noch Zeiten, wo man seine Gegner vorher nicht kannte…“, schwelgte er kurz in Erinnerungen. „Nun ja, ich kenn’ meine Gegner immer noch nicht!“ Kurzer Hand entschied er sich, einen anderen Weg zu seiner Wohnung zu nehmen. Er drehte sich nach links und bog damit rechts ab, was einige Autofahrer verärgerte, da die Ampel just in diesem Moment wegen Nobuto’s Drücken auf Grün für die Fußgänger schaltete. Nach knapp hundert Metern überquerte er die Straße dann doch und schlug den Weg in eine enge Gasse ein. Der grüne Wagen war ihm bis hierher gefolgt und das hieß, dass er ihm wohl folgen musste, denn er befand sich zuvor nicht auf der Rechtsabbiegerspur. „Erhöhte Vorsicht!“, murmelte Nobuto und legte einen Zahn zu, bis er sich dann nach einer Weile rechts in eine Art Einbuchtung stellte. Über ihm war ein Balkon, den er mühelos erreichen konnte, wenn er klettern würde. Das konnte er ausnutzen, wenn es gefährlich wurde, aber erstmal wollte er schauen, ob ihm wer folgte. Es war totenstill in der Gasse. Er wartete ganze zwanzig Minuten, ehe er das Gefühl bekam, dass seine Verfolger aufgegeben hatten. Kein Mensch schien ihm in diese Gasse zu folgen und so setzte er sich schließlich langsam wieder in Bewegung. Während er marschierte, sah er zwei sich käbbelnde schwarze Katzen und überlegte kurz, ob er das als schlechtes Omen deuten konnte, aber es war ja immer nur von einer schwarzen Katze die Rede und Minus plus Minus ergibt in der Mathematik bekanntlich Plus. Mit Mathe hatte er nie Probleme gehabt… aber in der Welt konnte man sich schlecht immer auf mathematische Gesetze berufen… „…What the fuck?“ Zwei Tage später trafen sich Kazuo und Toki dann dort, wo Kazuo das nächste Bus Game austragen wollte. Toki staunte nicht schlecht, als er sich vor einem dreizehnstöckigen Hochhaus stehen sah und von seinem bebrillten Partner breit angegrinst wurde. „Tja, dieses Gebäude ist super! Es wird zwar hier und da noch bewohnt, aber es gibt auch genug freie Räume! Das ist ein erstklassiger Spielplatz!“ „Oh Mann, lassen die ein bewohntes Gebäude denn überhaupt zu?“ „Erinnerst du dich an das Bus Game auf der Party damals?“ „Oh in der Tat… aber das war der letzte Mist!“ „Kein Vergleich zu dem kommenden!“ „Dann lass mal sehen, wieso genau du dieses Gebäude nun so super findest!“ „Logisch, ich führ dich rum! Wir sollten nur noch auf Nobuto warten!“ Aber Nobuto kam nicht… sie konnten warten bis sie schwarz wurden, er würde auch nicht mehr kommen. Er ging auch nicht an sein Handy. „Merkwürdig! Der Typ hat sein Handy eigentlich immer an!“, ärgerte sich Toki über die neuerliche Unzuverlässigkeit seines Partners. „Dann lass uns reingehen, ich muss heute Abend zurück in der ABG sein!“, entschied Kazuo nach fünfundzwanzig Minuten und schleifte seinen violetthaarigen Freund mit ins Gebäude. „Tadaaaa, ein Hightech-Fahrstuhl! Den können wir mehr als nutzen!“ „Hmm?“, fühlte sich Toki etwas von dem verhältnismäßig doch etwas zu modernen Teil, eigentlich aber mehr von seinem blonden Partner überrumpelt. „Präparieren ist alles! Wir müssen ihn ja nicht benutzen!“ „Na wenn’s dir Spaß macht. Ich glaube nicht, dass unsere Gegner den benutzen werden!?“ „Wart’s ab. In bestimmten Situationen…“ „Was hast du geplant?“, unterbrach Toki ihn sofort. „Naja wir werden den Kampf auf verschiedene Etagen verteilen. Nobuto und du, ihr geht in den zweiten Stock, während ich mich oben verschanzen und den Kampf leiten werde!“ „WTF?“ „Nun jaaaa… und nun der wahre Vorteil dieses Gebäudes; ich kann deren Handy- und Walkie Talkie-Leitungen problemlos kappen. Magnetismus und so…!“ „Ach und unsere…?“ „Haben wir je welche gebraucht?“ „Né… aber könntest du deinen Magnet-Krams nicht auch in jedem anderen Haus benutzen?“ „Nicht direkt, nein. Hier ist alles voll von Strahlen, in dieser Intensität tödlich für jedes Elektrogerät!“ „Und der Fahrstuhl???“ „War ein Witz!“ „Noch ein Witz und ich hau wieder ab!“ „Okaaaaaay… also der wahre wahre Grund, wieso ich dieses Gebäude ausgewählt habe... ist die Geräumigkeit für mein neues Fallenrepertoire!" "Also... das mit dem Magnetismus war jetzt auch ein Witz?!" "Naja nicht direkt, ich werd deren Elektrogeräte trotzdem killen. Aber das könnte ich wie gesagt überall, mit meinen Mitteln!" "Erzähl mir etwas über die Fallen!" "Wow, du bist echt gesprächig heute. Gerne doch; der gesamte erste Stock ist voll davon, ich war gestern bereits hier und hab alles präpariert. ...Am tollsten find ich die große Glocke. Ist quasi wie ein Fangnetz, nur etwas härter, schwerer, finsterer...!", erzählte Kazuo mit leuchtenden Augen und trieb sogar Toki dazu, zwei Schritte zurückzugehen. Kapitel 40: WA: Shota Iizuka > A genius comes back -------------------------------------------------- 40.Kapitel „Also los, jetzt erzähl mir mal über die Sache mit W.A.! Was haben sie rausgefunden…?“, fragte Tokitoh sofort, als Makoto und er in der Wohnung des Braunhaarigen angekommen waren. „Hmm, später… ich will erst meinen Kaffee austrinken und die Abendzeitung lesen!“ „Eeeey, die liest du doch sonst nicht!“ „Doch, hin und wieder nehme ich mir die Zeit…!“ „Davon habe ich aber noch nix mitgekriegt!“ „Dann musst du aufmerksamer sein…!“ Schon ging die Tortur wieder los. Tokitoh wusste schon jetzt, dass es nicht einfach werden würde, die Daten aus Makoto herauszukitzeln. Aber er wandte sich erstmal ab und ging in die Küche, wo er nach einer Schachtel Vanillekipferl suchte, die er im kleineren Wandschrank in Erinnerung hatte. Allerdings lagen dort nur noch die Zimtstangen vom letzten Weihnachten und das war fast elf Monate her. Damals hatten sie es sich zu zweit vor dem Kamin gemütlich gemacht und die Reste eines Weihnachtstruthahns gegessen, die Makoto bei seinem Bekannten im Inoshíshi abgestaubt hatte. Mit seinen Kochkünsten hatte er aus den Resten noch ein ziemlich schmackhaftes Mal zubereitet. Er hatte nichts dagegen, wenn es dieses Jahr wieder Truthahn geben würde. Aber jetzt in diesem Moment wollte Tokitoh Vanille-Kipferl und der Verdacht, dass sein bebrillter Freund die schon alle allein aufgegessen hatte, schmeckte ihm irgendwie. Er ging flugs zurück ins Wohnzimmer. „Hey Kubo-chan, wieso hast du die Vanille-Kekse alleine aufgegessen? Das war fies! Dafür will ich die W.A.-Daten haben!“ „Hmm, aufgegessen? Ich hab’ sie nur versteckt, weil ich auch noch ein paar haben wollte…!“ „…Boah, als wenn ich die alleine essen würde!?“ „Naja, die Schokorosinen letztens hast du auch alleine gegessen!“ „Die magst du ja auch nicht!“, erwiderte Tokitoh leicht sauer. „Aber du hast sie alleine gegessen; ich dachte bevor du dich daran gewöhnst, unterbinde ich das lieber…!“ „Eeeey!“ „Hmm? Was ist?“ In dem Moment klingelte es an der Haustür und Tokitoh fragte sich, ob ihm das jetzt gelegen kam oder nicht; er trabte aber gemächlich in den Flur und betätigte am anderen Ende den Knopf, der die Haustür aufgehen ließ, ohne dass der Gast sie aufdrücken musste. Eine ziemlich praktische Einrichtung, sehr kinderfreundlich. Schließlich bestand Makotos Paranoia schiebender Nachbar auf eine Stahltür und die würden kleinere Kinder oder ältere Leute nicht so leicht aufgedrückt kriegen. Immerhin war Makoto jetzt um die Sache mit den Keksen rumgekommen, die er nämlich doch schon aufgegessen hatte. „Hmm, wer ist denn da? Ich erwarte niemanden…!“, sagte Makoto, während er sich von seiner Couch erhob und die Zeitung weglegte. Im ersten Moment dachte er an Sanada, der hin und wieder unangemeldet reinplatzte, aber der hatte so seine typischen Uhrzeiten, welche schon vorbei waren. Stattdessen kam jemand die Treppe hoch, den er nicht im Traum erwartet hätte. Und auch Tokitoh war äußerst überrascht. „Heeeey, Shota!“, rief er, als er den kleinen Jungen sah, der bis vor zwei Jahren noch mit seinen immer streitenden Eltern in der Nachbarswohnung wohnte und zeitweise jeden Nachmittag zum Spielen vorbeikam. Er war damals Tokitohs Spielkamerad und bester Freund neben Makoto. Keiner der beiden hatte ernsthaft erwartet, den Kleinen nochmal wiederzusehen und jetzt stand er strahlend vor ihrer Tür. „Wie kommt’s?“, fragte Makoto. „Seid ihr nicht weit weg gezogen…? Sag bloß, du bist abgehauen?!“ Er war wirklich überrascht, aber in erster Linie sehr erfreut, den kleinen Jungen zu sehen. „Ja, wir waren zwei Jahre in Osaka, aber jetzt sind wir wieder hierhin gezogen, weil ich es mir so gewünscht habe!“ „Weil du es dir gewünscht hast? Seit wann hören die denn auf sich?“, fragte Makoto, der das nicht glauben wollte. Shotas Mutter hatte ihren Sohn damals immer nur mit Sachen beworfen und angeschrien; auf ihn gehört hatte sie nie, wenn man den Erzählungen des Jungen glauben konnte. Das heißt er hatte auch nie irgendwas gefragt, er hatte viel zu vielo Angst vor seiner Mutter. Trotzdem fand sie immer wieder Gründe, ihre Frustrationen an ihm auszulassen. „Ja, weil ich es mir gewünscht habe! Meine Mutter wollte eigentlich immer nur mein Bestes, ich habe nur nie den Mund aufgemacht und auch in der Schule mit keinem geredet, das hat sie so genervt! In Osaka ist sie zu einem Psychater gegangen, jetzt ist sie richtig nett! Ich habe sie echt lieb!“ „Oh, das freut mich zu hören!“, sagte Braunhaarige. „Und dein Vater…?“ „Autounfall vor zwei Monaten… er liegt immer noch im Koma, wahrscheinlich wacht er nie mehr auf…!“, erzählte der Kleine mit bedrückter Miene. Aber er sah seinen Vater wegen seiner Arbeit sowieso nie, also wäre der Verlust für ihn nicht so groß, wie für andere Kinder. „Oh…! Nicht schön!“, meinte Tokitoh. „Willst du nicht reinkommen und einen Kaffee trinken?“, fragte Makoto und machte eine einladende Geste. „I gitt, Kaffee schmeckt nicht!“ „Haha, das hast du damals schon gesagt. Na dann Tee…? Müsste ich aber erst aufsetzen!“ „Gern!“ Der Kleine folgte dem Braunhaarigen in die ihm noch gut bekannte Wohnung, schnurstraks in die Küche. Tokitoh schloss die Tür und ging ins Wohnzimmer, wo er sich direkt ersteinmal dreist die Couch griff, die meist von Makoto besetzt war. Aber schon nach ein paar Sekunden wurde ihm klar, dass jetzt zwei Leute auf der Couch Platz finden mussten, weil sie ja jetzt zu dritt waren. Nach vier Minuten kamen die beiden dann auch rüber, nachdem sie sich nach langem Überlegen für einfachen europäischen Sauerkirsch-Vanille-Tee entschieden hatten. Makoto hatte dabei eine Schachtel englische Cookies in der Hand, welche Tokitohs Blick sofort auf sich zogen. Etwas entfernt stand Ryoji Takizawa an der Theke einer Tankstelle und kaufte sich Minzpastillen. Er hatte jetzt schon eine Woche nichts mehr von Tokitoh gehört, langsam machte er sich Sorgen. Er wusste nicht, wo Makoto wohnte, aber er hatte vor, das herauszufinden. Nachdem er bezahlt hatte, verließ er die Tanke und machte sich auf den Weg nach Hause, wo er plante, sich an seinen PC zu setzen und über das Internet Nachforschungen anzustellen. Das World Wide Web war sein zu Hause; er hatte viele Tricks drauf und bisher noch jeden gefunden, den er suchte. Dass er bis zum nächsten Tag noch einen Bericht anfertigen musste, vergaß er dabei mal wieder… und er saß in seiner Redaktion schon nicht mehr allzu fest im Sattel, da er öfter mal Prioritäten setzte, die seinem Job nicht zu Gute kamen. „Ich habe übrigens endlich meinen ersten selbstgezeichneten Manga fertig und wollte ihn euch mal zeichnen!“, erzählte Shota derweil voller Enthusiasmus in Makoto Kubotas Wohnung, während er fleißig Kekse naschte, was er sich damals nie getraut hatte. Er kramte zugleich in seinem grünen Rucksack, der er dabei hatte und holte einen satten Stapel DinA5-Bätter heraus. Makoto bemerkte sofort die rote Feder, die an dem Reisverschluss vorne befestigt war. War es tatsächlich die Feder von damals? Der Brillenträger staunte. „Hey super, zeig mal her!“, rief Tokitoh gespannt und streckte die Hand aus, aber Makoto nahm seine Hand zur Seite und meinte „Es wäre besser, ihn noch nicht zu lesen!“ Für einen kurzen Moment unterbrachen alle ihre Handlungen. „…Wieso denn?“, fragte Shota danach, für den das wie ein Schlag in den Nacken war. „Naja, wir wollen doch nicht wissen, wie die Geschichte endet…!“ Sowohl Tokitoh, als auch der kleine Zeichner waren ziemlich irritiert, doch dann fiel Letzterem ein, dass die beiden Hauptcharaktere den beiden ja sehr ähnelten. Kein Wunder, die beiden waren seinerzeit ja auch die Vorlagen gewesen. Tokitoh stand für den energischen, spritzigen, impulsiven, aber auch recht naiven Typen mit der Kralle und den seltsamen Kräften, Makoto war der mysteriöse Mann in schwarz, über den anfangs kaum etwas bekannt war. Der schwarze Mann war jedenfalls abhängig von dem anderen, was im ersten Moment seltsam erschien. Immerhin hatten sie andere Namen als ihre Vorlagen, dem kleinen Jungen mangelte es jedenfalls nicht an Kreativität… „Ich schaue ihn mir später an… wenn ich das Gefühl habe, das alles getan ist!“, sagte Makoto und lächelte den Kleinen an. Das kling zeimlich seltsam und Tokitoh war danach äußerst unruhig. Aber die angespannte Atmosphäre würde von einem weiteren Klingeln an der Tür gestört. Makoto wunderte sich einmal mehr, aber Tokitoh ging unbeeindruckt in den Flur und betätigte wieder den Knopf für die Tür. Auch diesmal war der Gast nicht ansatzweise ein erwarteter und Tokitohs Miene verzog sich bereits, als ihm ein nicht ganz unbekannter Duft in die Nase stieg. Als er die dazugehörige Person dann die Treppe heraufsteigend sah, verzog sie sich noch weiter, zu einem sehr gequältem Grinsen. „Oh hi, du bist Makotos Freund, wir haben uns lange nicht gesehen! Wie geht’s?“, begrüßte ihn der Gast; eine hübsche Frau, deren langen braunen Haare elegant nach hinten wehten, als sie die Stufen emporstieg. Je mehr sie lächelte, desto gequälter wurde Tokitohs Gesichtsausdruck, bis jede Form eines Lächelns verschwand. Aber er hinderte sie nicht daran einzutreten und schloss wortlos hinter ihr die Tür von innen, während die Hübsche schnurstraks den Flur durchquerte und das Wohnzimmer betrat. „Oh, Anna!?“, kam es dort vom jetzt noch überraschteren Makoto. Seit dem Bus Game hatte er nichts mehr von ihr gehört; er hatte sie in seinen ganzen Gedanken tatsächlich vergessen. Als er ihr höflich seinen Platz anbieten wollte, lehnte sie dankend ab und schaute ihn mit einem empörten Gesichtsausdruck an. „Du hast dich gar nicht gemeldet. War es dir völlig egal, was mit mir passiert?“, fing sie dann auch schon an, ihm Vorwürfe zu machen. Der Angesprochene lächelte etwas zaghaft, während der jetzt wieder das Wohnzimmer betretende Tokitoh einen eher mürrischen Gesichtsausdruck drauf hatte. Shota war förmlich gar nicht mehr anwesend; er saß lediglich da und musterte die junge Frau, die Makoto gut zu kennen schien. „Wie es aussieht, hat Junichi sein Versprechen gehalten…!?“, fing Makoto nach einer kurzen Pause an, seine Schuld erstmal nach hinten zu kehren und sich Aufklärung zu verschaffen. „Ha, von wegen. Er hat mich eine Woche lang mit seinen Handlangern allein gelassen. Die haben schlimme Dinge mit mir angestellt!“, erwiderte Anna entrüstet. Der Braunhaarige war geschockt und brachte es zu keiner Antwort, aber Anna gab ihm eine Ohrfeige. „Quatsch, natürlich nicht! Glaubst du, ich kann mich nicht alleine wehren? Ich bin eine Frau!“ Auch wenn Annas Gedankengänge für alle Anwesenden nicht ganz nachvollziehbar waren, nahm Makoto den Schmerz fast gern entgegen und lächelte nur. Tokitoh hingegen wäre am liebsten aufgesprungen und hätte die Frau achtkantig wieder rausgeschmissen; er verstand das weibliche Geschlecht sowieso nicht wirklich und mochte es deshalb auch nicht sehr. Allerdings tat er sich im Umgang mit Frauen auch sehr schwer, weshalb es ein schweres Unterfangen für ihn wäre, Anna wieder vor die Tür zu befördern. „Freut mich, dass es dir gut geht!“, sagte Makoto nach einer kurzen Pause und bot ihr einen Cookie an. „Ja, du hast wohl nochmal Glück gehabt…!“, sagte die Braunhaarige dominant und brachte es danach endlich wieder zu einem freundlichen Lächeln, was sie nach der Begrüßung Tokitohs abgelegt hatte. „Und wer ist das?“ Sie deutete auf Shota, der völlig verunsichert in der Couch hinter Makoto zusammengesunken war und fügte hinzu: „Süß der Kleine!“ „Ach, das ist ein alter Bekannter…!“, sagte Makoto, der durch den vorherigen Vorfall ein wenig konfus wirkte. Anna fing sofort an zu lachen. „Alter Bekannter? Der ist gut!“ „Ein alter Freund!“, verbesserte Tokitoh seinen Mitbewohner anschließend zumindest ein kleines bisschen. „Ach, ich dachte schon, ihr hättet Kinder gekriegt…!“ Jetzt sagt mir bitte nicht, dass Shotas Auftritt zu platt ist...! xD Kapitel 41: GS: The earth is a sphere > "Sanzo Inconsiderate" ------------------------------------------------------------- 41.Kapitel „Ja ist es denn wahr…? Ein allzu ehrenwerter Priester vom Rang eines Sanzo stört meine Jungs bei ihren Geschäften? Wie kommt das bitteschön?“, hallte es vom Dach der Herberge. Als Genjo und Cho hinaufschauten, sahen sie einen Mann auf der Spitze des konvex nach unten verlaufenden Daches stehen. Sein Umhang und seine langen purpurroten Haare flatterten im Wind, sein Blick war dämonisch. „Und wer will das wissen?“, fragte Genjo zurück, ohne eine Spur Unsicherheit bei sich entdecken zu lassen. Ein bisschen überrascht war er aber schon. „Man nennt mich nur den Rothaarigen Dämon, mein richtiger Name ist für Feinde nicht von Bedeutung!“ „Naja, nichts desto trotz solltest du dir mal dringend ’ne Nagelschere zulegen; so lange Fingernägel hatte ich nicht mal, als ich mit meinem dreimonatigen Mentaltraining im Dschungel fertig war!“ „Ha, du hast eine ziemlich große Klappe! Doch was machst du, wenn du mit dem Rücken zur Wand stehst?“ „Dazu lasse ich es gar nicht erst kommen…!“ „Haha… es wäre besser, wenn du zur Abwechslung mal deinen Schwanz einziehst, denn das hier ist unser Territorium und wer sich uns in den Weg stellt, wird beseitigt!“ „Wenn du schon weißt, dass ich ein Sanzo bin, dann solltest du auch wissen, dass ich keiner Herausforderung entfliehe!“ „Ich habe dich nicht herausgefordert, ich habe dich nur aufgefordert zu gehen!“ „Stell dir vor; wir wollten uns gar nicht hier aufhalten, nur haben deine verwanzten Idioten sich uns in den Weg gestellt und unser Fahrzeug beschädigt, da mussten wir uns revanchieren!“ „Schon klar… tut mir aufrichtig Leid. Dann wäre es in unser beider Ermessen, wenn du deine Reifen nimmst und mit deinen Jungs verschwindest…!?“ „Das hatte ich vor…!“ „Schön! Und lass dir gesagt sein; wenn wir uns wieder sehen, bringe ich euch um!“ „Großmaul… du kannst es ja versuchen! Aber du wirst noch nicht mal mit dem Affen fertig!“ Mit dem Affen war Goku gemeint, welcher jedes Mal, wenn ihn wer so nannte, einen äußerst grimmigen Gesichtsausdruck auflegte. Aber man konnte manchmal durchaus meinen, dass er viel mit seinen Vorfahren gemein hatte; wenn er Hunger hatte, war er für gewöhnlich ziemlich primitiv drauf. Nur hin und wieder blitzte sein verstecktes Genie auf, auch wenn Genjo diese Momente gepflegt übersah. Er pflegte es ohnehin nicht, andere für irgendwas zu loben. Aber wenn es einen Rüffel gab, war es meist der Priester, von dem er kam. Dazu sein selten wechselnder missgelaunter Gesichtsausdruck, die charakteristischen violetten Triefaugen und seine Vorliebe dafür, andere ohne Rücksicht vollzuqualmen. Aber an seiner Raucherei ließ sich wenigstens feststellen, wie er denn nun wirklich gelaunt war - wenn er mehr als eine Schachtel am Tag rauchte, war er nicht besonders gut drauf und man konnte es sich gleich sparen, ihn anzusprechen, weil ohnehin keine auch nur ansatzweise gewünschte Antwort kam. „Wenn ihr vorhabt, das zu testen, dann können wir’s auch gleich hier machen. Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt!“, kam jedenfalls der Rothaarige langsam in Rage und funkelte den Priester finster von oben an. „Haha, ich gehe nur meinen Weg. Wenn er deinen kreuzt, musst du dich damit abfinden, die Welt ist schließlich eine Kugel!“, konterte der Priester weiterhin jeden seiner Versuche, die drei zum verschwinden zu überreden. „Meister, vielleicht wäre es doch schlauer, einfach zu fahren…!“, riet jetzt Cho Hakkai dem Priester von der Seite, was den aber überhaupt nicht kratzte. „Hast du Angst? Willst du kneifen?“ „Nein, ich will unnötigen Streit vermeiden!“ „Pah, du führst dich ja auf wie ein Grundschulklassenlehrer! Wir machen das hier und jetzt aus! Los, Goku!“, befahl der Priester seinem braunhaarigen Begleiter, gegen den für seinen Geschmack äußerst überheblichen Mann zu kämpfen. „Au ja!“, folgte dieser seinem Befehl ohne Einwände und schaute sich den Gegner mit kampfeslustigem Blick von unten aus an. „…Ihr seid so schwach und fordert mich, einen Dämon, zum Kampf auf? Ihr Amateure…!“, spottete der Rothaarige; aber der Priester ließ sich von ihm nicht beeindrucken: „Halt die Klappe und komm runter, dann treiben wir dir deine Dämonen schon aus!“ Genjo holte jetzt seinen Colt aus seinem Priestergewand und hielt ihn auf den Feind gerichtet, welcher keine Anstalten machte, sich nach unten zu begeben, aber auch die Pistole scheinbar ignorierte. Als Genjo dann aber tatsächlich schoss, weil ihm der Geduldsfaden riss, wich der Rothaarige blitzschnell aus und sprang vom Dach auf den Boden, um sich dort nicht erst vom Sprung zu erholen, sondern sofort nach einer kurzen Berührung auf den verdutzten Goku loszuhechten und ihn mit einem gezielten Schlag gegen das Kinn auf den Böden zu befördern. Tatsächlich schaffte es Goku noch, etwas hochzuspringen, sodass der Schlag nur seine Brust traf, aber dennoch flog er in der Folge unsanft gegen die Hauswand der Herberge, wo er vorher gespeist hatte. Und der Rothaarige war noch nicht fertig; er bewegte sich blitzschnell, bis er hinter Genjo stand und schlug ihm gekonnt die Waffe aus der Hand, um ihm anschließend seinen Zeigefinger an den Hals zu halten. Seine Fingernägel waren nicht nur spitz, sondern auch messerscharf und ultrahart, was die Folge von überdurchschnittlichem Calcium- und Magnesiumverzehr war. „So… überlegen wir uns unsere Antwort vielleicht noch einmal?“, sprach er leise in Genjos Ohr und versuchte ihm mit einem noch finstereren Blick kalte Schauer über den Rücken zu jagen. Aber erfolglos, denn der Priester wusste sich in Sicherheit; wie ein Pferd trat er aus und traf genau die Wichteile seines Gegners, der daraufhin schwankend zurückwich und auf sein Hinterteil fiel. „Meine Antwort bleibt Nein! …Wieso sollte ich sie denn ändern?“, erwiderte er unbeeindruckt. Als sein wutentbrannter Gegner aufstehen wollte, haute ihn ein wuchtiger Tritt Gokus von hinten erneut um. Das war das Zeichen; Genjo und Goku rannten blitzschnell zum Jeep, wo Cho bereits mit der Montage der neuen Reifen beschäftigt war, und nahmen nebenbei noch den verdutzten Ryu mit, der in dem Dorf wahrscheinlich eh nicht mehr so leicht seine Ruhe finden würde. Genjo setzte sich ans Steuer, damit es schneller ging und Cho hatte Mühe, den Wagen noch zu erwischen, weil der Priester nicht daran dachte, dass der eigentliche Fahrer noch mit den Reifen beschäftigt und gar nicht im Wagen war. Alles andere als kerzengerade, aber mit hohem Tempo düste der Jeep daraufhin in Richtung Wildnis, bevor der Rothaarige sich von den beiden Attacken erholt hatte. „Wow, das war ziemlich knapp!“, fand Ryu als erstes wieder zu Wort. Cho war noch ganz außer Atem, von dem gerade so eben erfolgreichen Versuch, den Jeep noch zu erwischen. Der Priester schien noch um einiges schlechter gelaunt als vorher, denn er zündete sich eine Zigarette nach der nächsten an und rauchte sie anschließend nur zur Hälfte, als wolle er demonstrieren, dass er so mies drauf war wie noch nie und die anderen ihn ja in Ruhe lassen sollten. Goku schien auch ziemlich frustriert, obwohl er dem Rothaarigen, der neben seinen roten Haaren und spitzen Krallen auch eine erstaulich glatte, entweder südländische oder braungebrannte Haut hatte, noch einen einen harten Tritt mit auf den Weg geben konnte, den der garantiert nicht so schnell vergessen würde. Statt des üblichen Textes, der seinen Kohldampf zum Ausdruck brachte, schwieg er nur und starrte auf den Boden des Jeeps. Dabei sah er, dass dieser an einer Stelle ein kleines Loch hatte, aber das schioen ihn nicht zu interessieren. Sein Nachbar Ryu merkte schon an der Ausstrahlung des Affen, dass er nicht aufgemuntert werden wollte. „Welch drückende Stimmung…!“, bemerkte schließlich der Einäugige, nachdem er wieder zu seiner geregelten Atmung gefunden hatte. Aber das war kein Wunder; sowohl Goku als auch Genjo waren äußerst schlechte Verlierer. Nicht weil sie es gewohnt waren, zu gewinnen, sondern weil sie sich im Laufe der Zeit ein großes Selbstvertrauen erarbeitet hatten, was natürlich stark unter derlei Zwischenfällen litt. Aber sie waren Kämpfer-Typen und wer dachte, dass sie nun versuchen würden, das feindliche Gebiet still und leise zu durchqueren, irrte sich gewaltig. Selbst Cho kannte den Priester schon lange genug, um das zu ahnen. Aber er war schon gespannt, wie sich der Blonde dem Feind gegenüber das nächste Mal präsentieren würde. Ein paar Kilometer weiter war der Rothaarige Dämon mittlerweile nicht mehr allein; ein Mädchen mit orangenem Haar und ein Mann mit einem seltsam aussehenden Schwert, in dessen Klinge ein veradertes Auge eingraviert war, leistetem ihm Gesellschaft. Während der Rothaarige grimmig zur Erde schaute und den beiden seinen Rücken zudrehte, sprach der Mann, der neben dem Schwert auch seltsame Zeichen auf Nase und Stirn tätowiert hatte, ihm gut zu: „Hey Ko, du brauchst dich nicht zu ärgern, wir machen das schon! Yaone ist bereits auf dem Weg und auf sie ist Verlass, das weißt du!“ Nach einer kurzen Pause regte sich der Dunkelhäutige und erwiderte mit bebender Stimme: „Es ist eine Unverschämtheit, so mit mir zu reden! Ich bin noch nie so gedemütigt worden! Ich will die drei leiden sehen, vor allem den Priester! Und ich nehme die Sache selbst in die Hand, ruft sie zurück!“ „Oh… das geht nicht; wie du weißt, verzichtet unsere Kultur auf modernen Schnickschnack wie Mobiltelefone!“ „…Dokukaku… wir folgen ihr und der Sanzo-Bande!“ „Hey, klingt spannend!“, freute sich das Mädchen, welche die Schwester von dem Rothaarigen war und wie Goku auch älter war, als sie ausschaute. Der Schwertkämpfer nickte schnell und verbarg seine innersten Gedanken geschickt unter einem höchst emotionslosen Gesichtsausdruck. Wer ihn besser kannte, wusste aber, dass er viel nachdachte und sich leicht von seinen Emotionen leiten ließ. Und ein gekonnter Physiognomist würde erkennen, dass er Kogaijis Anweisung nicht gerne Folge leistete. Dokukakuji… acht Jahre zuvor hatte er sich von seiner psychisch gestörten Mutter losgerissen und kämpfte sich alleine durch die Wildnis, die in erschöpftem Zustand wesentlich härter war, als er es sich vorher ausgemalt hatte, bis er irgendwann Kogaijis Schloss erspähte und dort um Einlass und etwas zu Essen bat. Kogaiji, selbsternannter ‚Dämonenprinz’, hatte ihm ohne ein Wort Zutritt gewährt und kurze Zeit später kämpften sie schon Seite an Seite. Oft dachte Dokukakuji über seine Mutter und seinen jüngeren Bruder nach. Seine Mutter lebte zwar nicht mehr, weil er sie eigenhändig mit seinem Schwert ermordert hatte, um seinen Bruder zu schützen, aber der kleine Junge mit den mysteriösen knallroten Haaren, deren Ursprung bis heute unbekannt geblieben war, war an jenem Tag ebenso spurlos verschwunden und Dokukakuji, der sich mittlerweile wie sein Meister auch Dämon nannte, hatte sich in ruhigen Momenten schon oft die Frage gestellt, was aus ihm geworden war. Er konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass er nicht mehr am Leben war, obwohl er selbst wohl verreckt wäre, wenn Kogaiji ihn nicht bei sich aufgenommen hätte. Aber sein Bruder hatte schon seit seiner Geburt einen großen Überlebenswillen. Als dann folgten Kogaiji, seine Schwester Lilin und er, Dokukakuji, dessen wahrer Name auch Kogaiji nicht bekannt war, der Spur des Jeeps, die durch Genjos schlechten Fahrstil besonders gut zu erkennen war, zu Fuß. Sie waren alle drei sehr schnell und ausdauernd, weswegen eine erfolgreiche Jagd spätestens zur nächsten Nacht hin nicht ausgeschlossen war. Als die Nacht dann anbrach, waren Genjo und seine Gefährten immer noch unterwegs, weil sie sich verfahren hatten. Mittlerweile war es dunkel genug, sodass man ihre Spuren nicht mehr sehen konnte… „Verdammt Hakkai, jetzt gib dir mal Mühe! Kann doch nicht so schwer sein, die Karte zu lesen!“, meckerte Genjo seinen Fahrer an, der zum Glück der Insassen schon nach kurzer Zeit wieder das Steuer übernommen hatte. „Es wäre einfacher, wenn Sie als Beifahrer das Lesen der Karte übernehmen würden!“, beschwerte sich der Einäugige aber zurecht, was dem Priester mit seiner miesen Laune überhaupt nicht schmeckte. Da er aber kein treffendes Argument dagegen hatte, gab er die Karte nach hinten. „Häää? Was soll ich damit?“, fragte Goku fast schon empört. „Was ist, kannst du etwa nicht lesen?“ „Nein…!“ „Dann gib sie unserem blinden Passagier, irgendwozu müssen wir ihn ja mitgenommen haben!“ „Blinder Passagier…!“, murmelte Ryu, der sich nicht vorstellen konnte, mit dem Blonden irgendwann mal Freundschaft zu schließen. Er hatte ihn immerhin mit ins Auto geschliffen… aber das war nur zu seinem Besten, wie er wusste. „Hmm, die Stelle, wo wir uns gerade befinden müsste, ist leider nicht mehr auf der Karte!“ „Wie bitte?“, wollte Genjo schon wieder anfangen zu meckern, aber Ryu machte ihm direkt klar, dass es seiner Zigarettenasche zu verdanken war, dass ein kleiner Teil der Karte nicht mehr existierte. „Na die Nacht kann noch lang werden…!“, meinte Cho und stöhnte. „…Mein armer Magen, ich brauch’ was zu essen!“, ergriff Goku die Gelegenheit beim Schopf und schloss sich der Stöhnerei an. Genjo ignorierte die beiden aber. Kapitel 42: BG: Like a poisoned hornet > Toki in trouble -------------------------------------------------------- Kapitel 42 Nachdem Toki vollständig von Kazuo eingeweiht wurde, machten sie sich langsam wieder auf den Nach-Hause-Weg. Kazuo hatte seinen Freund auf ein Festmahl in seiner Saito ABG eingeladen, weil dort Zweijähriges gefeiert wurde. Wirklich beachtlich, was der Computerfreak in zwei Jahren dort aufgebaut hatte. Sicherlich war das nur mit der Hilfe seiner Arbeitnehmer möglich; er hatte so ziemlich die besten Leute auf einigen Gebieten, wie u.A. Sha Gojo und Grendel. Aber die muss man auch erst einmal in die Finger bekommen. Das ging einerseits durch soziales Kapital – Kazuos Eltern hatten schon gewisse Beziehungen – andererseits durch kulturelles, was sich der Blonde von Klein auf angeeignet hatte. Zum Zweijährigen war eine kleine Feier am Abend geplant; bloß nichts zu aufwendiges, was zuviel Ressourcen verschlingen würde oder die Leute in ihrer Arbeit am folgenden Tag einschränken könnte (z.B. viel Alkohol), aber immerhin ein saftiger Truthahn, zwei Brathähnchen und ein etwas größeres und feineres Buffet als sonst. Toki sagte natürlich nie Nein, wenn er von Kazuo eingeladen wurde, denn am meisten hasste er Geld verdienen. Seine Trägheit dahingehend hatte ihn damals schon zum Bus Game geführt und nun könnte er sich wieder ein paar Moneten dazu verdienen, ohne sein Leben zu riskieren, wobei er dahingehend wohl am furchtlosesten von den Dreien war, da er in Nobuto einen exzellenten Partner an seiner Seite wusste und sowieso erfolglos den Sinn in seinem Leben suchte, weshalb er den Tod als solchen kaum wahrnahm. Früher war er beim Bus Game eingestiegen, weil er Shiki freikaufen wollte; eine Bordelldame, in die er sich verliebt hatte. Aber sie starb zu früh an ihrer mysteriösen Krankheit und seitdem war da nichts mehr, für das er lebte. Seine Eltern waren früh weggegangen, mit fünf Jahren wurde er von Adoptiveltern aufgenommen, zu denen er aber nie ein richtig familiäres Verhältnis aufgebaut hatte. Der Dritte im Bunde, Nobuto, hatte hingegen Respekt vor dem Tod und war immer ein wenig angespannter als Toki gewesen. Natürlich mimte er immer den Gelassenen, aber nur um Toki und Kazuo nicht den Eindruck zu vermitteln, dass er Angst hätte, was die beiden wiederum etwas in ihrem Selbstbewusstsein stärken sollte und dies auch tat. Andererseits war es natürlich auch überhaupt nicht sein Stil, in irgendeiner Art Angst zu zeigen, das hatte er in seinem Leben eigentlich nie getan. Nach außen hin wirkte er immer cooler als jeder klischeeverseuchte Actionheld. Kazuo war wiederum einer, der seiner Angst offen Ausdruck verleihte. Er wollte am dringendsten aus dem Bus Game raus und sich endlich seiner Firma widmen, für deren Ausbau er schon nach zwölf, dreizehn Bus Games genug Geld zusammen hatte. Seine Eltern waren ja auch nicht unbedingt verarmt, hatten sie ihrerzeit nur lediglich keine Lust, ein etwas größeres Unternehmen aufzubauen. Der Laden von Elektro-Saito diente ihnen mittlerweile als Zusatz zu ihrer Wohnung im Stock darüber. Es herrschte ziemliche Windstille, was ungewöhnlich war, wenn man sich die letzten Tage angeschaut hatte. Vor allem Toki war sehr angetan von diesem Umstand; er hasste Wind. „Ich finde wir könnten mal wieder bei Haan reinschauen!“, schlug Kazuo nach einer Weile vor. Dem Violetthaarigen schien der Vorschlag nicht wirklich zu gefallen, aß er doch in seiner Wohnung schon oft genug Ramen. Aber sein Kumpel wollte nichts essen, sondern nur mal nach dem Rechten sehen und daher ließ Toki sich letzendlich überzeugen, war es doch auch nur ein kleiner Umweg. „Nobuto meldet sich immer noch nicht. Meinst du ihm ist etwas zugestoßen?“, war er nebenbei etwas beunruhigt von jenem Umstand. „Keine Ahnung; ich schätze ihn nicht so ein, dass er hier und da sein Handy verliert, aber möglich ist es schon!“, meinte Kazuo etwas gelassener. „Naja…“ „Oder er vergnügt sich mal wieder mit…“ „Sicher nicht, er würde unsere Verabredung niemals vergessen!“ „Nein…!“ „Wenn er sich morgen nicht gemeldet hat, werde ich ihm mal einen Besuch abstatten!“, fasste Toki schließlich eine Entscheidung; wusste er doch auch nichts anderes, was in der Situation hilfreich wäre. Sie gingen danach eine Weile wortlos weiter und genossen das halbwegs gute Wetter, ehe Toki – mal wieder in Gedanken – mit einer relativ jungen Frau zusammenstieß, die zumindest Kazuo auf den ersten Blick etwas bekannt vorkam. „Ach mann, passen sie doch auf! Die Jugend von heute!“, meckerte die Frau gleich drauflos und setzte einen verärgerten Blick auf, was den Violetthaarigen aber nicht groß störte, da ihn so was nicht tangierte und er es in der Regel auch ignorierte. Kazuo wühlte aber in seinem Gedächtnis und kam auch schnell darauf, um wen es sich bei der Frau handelte: „Toki, das ist doch diese Polizistin, die uns damals durch die Stadt gejagt hatte! Ich erinnere mich, sie spielt auch Battle Stage!“ „Äh was?“, schien dieser sich nicht mehr zu erinnern, aber die Frau hatte anscheinend ein besseres Gedächtnis und schaute auf. „Ja, vor unserem vorletzten Bus Game damals!“, erinnerte sich Kazuo sogar noch an Details. „Na jetzt fehlt’s nur noch, dass du ihren Namen kennst…!“ „Nein, sorry!“, musste der Brillenträger dann auch mal passen. „Und nu?“, fragte Toki und schaute skeptisch in die Runde. „Äh…“ „Idiot!!“ Sie standen ein paar Sekunden bewegungslos da und starrten sich an. Toki erwartete, dass die Polizistin sie jetzt nachträglich wegen Waffenbesitzes einkassieren wollte, aber was dann kam, hatte er im Traum nicht erwartet und irgendwie befand er es letzendlich sogar als schlimmer. „Heeeey, ich erinnere mich! Du warst dieser Freak, der mich in der Spielhalle fertig gemacht hat!", schaute sie Kazuo bittersüß an. "Ihr drei Hübschen damals seid mir sofort ins Auge gefallen - es muss Schicksal sein, dass wir uns wiedertreffen! Du da, du gefällst mir, ’bist echt süß! Krieg ich deine Nummer, wie heißt du?“ Toki war ziemlich überrumpelt und wich hastig drei Schritte zurück, während er Kazuo aus den Augenwinkeln dabei beobachtete, wie er sich beim Lachen zurückhalten musste. Die Hände abwehrend nach vorne gestreckt ging er mit einem gequälten Gesichtsausdruck weiter zurück, aber die Frau kam langsam auf ihn zu. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich allerdings ganz plötzlich zu einem etwas säuerlichen und sie blaffte ihn an: „Hör mal, ich könnte dich genau so gut mit auf’s Revier schleppen, aber ich hab grad frei und keine Lust darauf!“, um dann wiederum mit einem Lächeln „Wieso gehen wir nicht gemeinsam was essen?“ hinzuzufügen und dem armen Kerl einen eisigen Schauer über den Rücken zu jagen. „Kazuo, du Idiot! Ich gebe dir nie wieder eine Waffe!“, dachte sich Toki in diesem Moment, aber im Gegensatz zu seinem bebrillten Freund war er doch schlau genug die Worte nicht auszusprechen, da sie mit nahezu 100%iger Sicherheit gegen ihn verwendet würden. Wenn er es nicht besser wüsste, könnte er sich im Übrigen sogar vorstellen, dass sein Kumpel das mit Absicht gemacht hatte. Nun war er aber nun einmal in dieser brisanten Situation und kam so einfach sicher nicht mehr raus: „Gut okay, wir gehen essen. Aber du bezahlst!“ „Na an dir ist auch ein Gentleman verloren gegangen!“, sagten Kazuo und die Frau beinahe gleichzeitig, ehe Tokis Kumpel hinzufügte, dass er die Rechnung selbstverständlich tragen würde. So gingen sie also zum nächsten hübschen Restaurant und setzten sich dort an einen runden Dreier-Tisch. Kazuo verständigte per Handy seine Mitarbeiter, dass es etwas später werden würde, aber das Buffet war eh erst für 19:30 Uhr geplant und es war ja erst 18 Uhr. „Herrliches Ambiente, das kenn ich so gar nicht von unseren Restaurants!“, merkte Kazuo erfreut an. Ohnehin fand er die Situation im Gegensatz zu Toki recht amüsant. „Du gehst ja auch nie in Restaurants!“, erwiderte dieser leicht sarkastisch und schaute zu der Frau, die ihn seit sie sich eine Minute zuvor gesetzt hatten, lächelnd beobachtete. Sein Gesichtsausdruck daraufhin erinnerte stark an den, den Tokitoh gerne an den Tag legte, wenn ihm irgendetwas – und da gab es ja nicht wenig – Unbehagen bereitete. „Was ist denn los mit dir? Mann, bist du verklemmt…!“, reagierte die Frau dann auch gleich mit Unverständnis, um in Selbstmitleid hinzuzufügen: „Naja, ich bin es gewohnt, dass mich die Männer meiden. Vielleicht habe ich einfach keine gute Ausstrahlung!“ Das erfüllte seinen Zweck nicht ganz, weil Toki absolut kein Gentleman und längst nicht mehr interessiert an irgendwelchen Frauen war; er schaute nur leicht abweisend und hielt dann nach der Karte Ausschau, welche ihnen sogleich gebracht wurde. Während des Essens versuchte die Frau, die sich dann nachträglich auch mal mit ihrem Namen - Mina Ichinomiya - vorstellte, dann erstmal Infos über Toki aus Kazuo herauszubekommen. - - - - - - - - - - 11.12.09 - Ich beende das Kapitel jetzt mal endlich und schreib noch ein nächstes hinterher. So als Zeichen, dass es nicht abgebrochen ist *lach* - - - - - - - - - - "Oh mann, ich kann nicht mehr...", jammerte Toki ganz ungewohnt, als er sehr viel später nach dem dritten Salty Dog von Miss Ichinomiya zum Tanzen aufgefordert wurde. Sie waren mittlerweile nach einem längeren Spaziergang in einer Disco angekommen, vor der Miss Ichinomiya sich spontan entschieden hatte, dass es an der Zeit war, mal wieder tanzen zu gehen. "Na los, sei ein Mann! Einfach Spaß hab, ist nicht schwer!", versuchte sie ihn zu motivieren, war innerlich aber langsam echt angenervt von ihrem Opfer, da sie weder irgendwelche guten Informationen über ihn sammeln konnte, noch seine Nummer gekriegt hatte. Streng genommen machte er zurzeit aber auch gar nicht den Eindruck, dass er in einer Beziehung mit ihr überhaupt Fuß fassen würde. Aber sie hatte sich in den Kopf gesetzt, die Sache durchzuziehen und setzte jetzt eine andere Idee in die Tat um. "Kazuo, los, dann tanzen wir!?" Etwas überrascht willigte der Brillenträger auf die spontane Anfrage ein, war er doch auch gespannt, wie Toki reagieren würde. Naja alles andere als Dankbarkeit in Form von Ignoranz würde ihn wundern, aber genau das kam dann auch von Seiten des Violetthaarigen, der drei Minuten später plötzlich gar nicht mehr zu sehen war. "Mannomann, wieso trink ich überhaupt Alkohol?", fragte er sich, als er über dem Spülstein hing und seine Innereien mit der Kanalisation teilte. Er musste schnellstens einen Ausweg finden. Einfach aus der Disco abhauen war nicht drin, aber in seinem angeschlagenen Geisteszustand war er auch nicht fähig, sich irgendetwas Schlaueres auszudenken und so beschloss er seine Flucht auf diese Weise trotzdem zu forcieren. "Soll Kazuo doch mit ihr machen, was er will...!" "Frechheit!", zeterte Mina Ichinomiya, als sie - den Ausgang ständig im Blick - sah, wie Toki sich einen Weg durch die Menge bahnte, um das Gebäude zu verlassen. Das konnte sie nicht durchgehen lassen und so schleifte sie Kazuo geradewegs raus aus der Disco, um den Ausreißer wieder herzulocken. "Ich habe deine Adresse, also komm schön wieder her!", rief sie wütend, als sie an der frischen Luft angekommen war. Toki war keine zehn Meter entfernt und schwankte bedächtlich zum nächsten Laternenpfahl, an dem er sich abstützen musste, um nicht den Halt zu verlieren. Asiaten vertrugen generell nicht viel Alkohol, aber Toki vertrug überhaupt nichts... Kapitel 43: WA: Coffee & Cakes > More unexpected guests ------------------------------------------------------- 43.Kapitel Mittlerweile hatte sich ein nettes Gespräch entwickelt, in dem hauptsächlich Shota über sein Leben berichtete. Makoto hörte sehr interessiert zu und schickte deshalb Tokitoh in die Küche, um erneut irgendwelche Kekse für den wachsenden Anhang zu holen, was er sonst selbst machen würde. Anna schmunzelte hin und wieder, wenn Shota vom Verhalten anderer Kinder und Jugendlicher in seinem Leben erzählte, weil er vor allem da so einen beneidensweten Enthusiasmus in seine Erzählungen einbrachte, wie man ihn bei der Jugend der Neuzeit eher selten sah, selbst in Japan. In Shotas Alter drehte sich bei einigen Kids schon alles um Alkohol oder Zigaretten, das hasste sie so sehr. Sie war selbst nicht gerade unschuldig, aber gerade weil sie es falsch gemacht hatte, wünschte sie sich, dass die nächsten es besser machen würden. Stattdessen gerieten die meisten immer früher auf die schiefe Bahn. Sie selbst konnte den Drogen und auch dem Bordell entfliehen, aber sie war auch eine emanzipierte Frau, mit einer recht starken Persönlichkeit. Sie hatte noch Träume - Realistische Träume. Genauso wie scheinbar die Kids in Shotas Erzählungen. „Lieber Zimtsterne oder Brownies?“, störte Tokitoh zwischenzeitlich die Erzählung, wo Shota gerade wieder bei seiner Mutter angekommen war, die er komischerweise immer wieder erwähnte. Als ob sie ein sehr wichtiger Teil in seinem Leben wäre, was zumindest Tokitoh sich nicht so wirklich vorstellen konnte. Doch er redete nur positiv von ihr. „Bring ruhig beide her…!“, antwortete Makoto seinem Mitbewohner und schickte ihn sogleich wieder los, noch Getränke zu holen. Aber als Tokitoh – entnervt – wieder in Richtung Küche stapfte, schellte es erneut an der Haustür. „Langsam mache ich mir Sorgen…!“, murmelte Makoto und grübelte, wer denn noch seinen Wohnort kannte. Er dachte an ein paar Vertreter oder die Zeugen Jehovas, aber ganz sicher nicht an den, der tatsächlich vor der Tür stand, da er sich sonst - wenn schon - nur vormittags die Ehre gab. „Guten Tag!“, sagte der Mann im Nadelstreifenanzug ungewohnt höflich zu Tokitoh, der wie gewohnt die Wohnungstür öffnete und sich wunderte, dass der Besucher bereits vor ihr stand. „Euer Nachbar hat mir die Haustür geöffnet!“ Beim Anblick Sanadas verzog sich Tokitohs Miene sogleich zu einem äußerst gequälten Gesichtsausdruck, den man nicht mal mehr ansatzweise als Versuch eines Lächelns bezeichnen konnte. „Was wollen Sie denn hier?“ „Wer ist denn da?“, rief Makoto neugierig aus dem Wohnzimmer. Sanada verstand das als Aufforderung, es zu betreten und streifte an Tokitoh vorbei, ohne seinen Mantel abzulegen. „Guten Tag…!“, wünschte er jetzt auch den Anwesenden im Wohnzimmer und blickte überrascht in die Runde; erstaunt darüber, dass Makoto soviel Besuch hatte. „Komme ich ungelegen…?“ „Nun, Sie würden das sicher nicht als Anlass sehen, wieder zu gehen, wo Sie schon einmal hier sind!“, versuchte Makoto gewohnt gelassen zu wirken, aber den Regionalleiter der Izumokai hatte er noch weniger erwartet, als zuvor Anna. Shota übertraf das vielleicht noch, aber den vermutete er ja auch in weiter Ferne. „Natürlich nicht! Vor allem nicht, wenn es Zimtsterne gibt!“ „Irgendwie holt mich meine Vergangenheit immer wieder ein…!“, murmelte der Brillenträger vor sich hin und bot dem Gast seinen Sitzplatz an, welchen dieser gerne annahm. „Nun ich wundere mich, dass Sie Besuch haben. Sie haben sich sehr verändert...", bemerkte der wie immer in einem feinen Anzug und mit unregelmäßig gegelten Haaren auftretende Mann mit einem Hauch Sarkasmus, der allerdings nicht als solcher bei Makoto ankam. "Nun denn, es geht um..." "Doch nicht nur zum Kuchen essen gekommen...?", bemerkte Tokitoh spitz. "Ich bin ein vielbeschäftigter Mann!", ignorierte Sanada die Angriffslust in Tokitohs Stimme. "Was machen Sie eigentlich den ganzen Tag?", mischte sich daraufhin wiederum Makoto ein. Langsam verzog sich Sanadas steifer Gesichtsausdruck zu einem etwas angesäuerten. "Es geht um die schwarzen Schafe, mal wieder!", zog er seinen Satz diesmal eiskalt durch und fühlte sich dabei nicht unbedingt wohl, da er ungerne Bitten an andere stellte, die nich zu seinem Personal gehörten. "Junichi und seine Bande, so so... Sie glauben nicht wirklich, dass ich gewillt bin, Ihnen noch einmal zu helfen?!" "Es gibt Gründe, das zu tun...!" "Ach wirklich? Ich vermisse nichts." "Vielleicht werden Sie das aber...!" Makotos Gesichtsausdruck wurde sehr finster bei diesen Worten seines ehemaligen Chefs. Seine komplette Gelassenheit war mit einem Mal weg und er erzeugte eine angespannte Atmosphäre im ganzen Raum. "Ich weiß woran du denkst...", schien einzig Sanada selbst nicht mit der Wimper zu zucken und nippte etwas an seiner Tasse Tee. "Es ist eher so, dass die Bande den halben Bezirk für ihre Zwecke nutzen möchte. Sie wollen die hier wohnenden Familien vor eine teuflische Wahl stellen - entweder sie bleiben und unterstützen die Organisation, oder sie gehen. Und sie müssen gehen, dafür werden sie sorgen, zur Not stampfen sie die Häuser in Grund und Boden, völlig egal, ob sich noch Einwohner drin befinden. Hast du heute morgen Zeitung gelesen? Der Fall von gestern, das war er. Er hat ein Exempel statuiert, um Angst und Schrecken zu verbreiten. "Okay, aber Sie sind nicht nur gekommen, um mir das zu sagen. Was erwarten Sie jetzt von mir?", bohrte der Brillenträger weiter nach. "Natürlich nicht. Das Wohlbehalten der Familien hier ist mir relativ gleich, obwohl wir sie natürlich brauchen, um Abnehmer für unsere Waren zu nehmen. Das Problem ist eher, dass der Typ sich mit seiner Bande in meinem Gebiet breit macht. Vielleicht ist das auch der Grund, wieso die Polizei sich dem entzieht. Von seinen Plänen dürfte sie übrigens noch nicht allzuviel wissen. Aber wann ist die Polizei uns hier schonmal eine Hilfe? Ich würde mich niemals an sie wenden." "Ist richtig", stimmte ihm der Braunhaarige zu. "Aber Sie sollten das am ehesten zu schätzen wissen, Sie sind ja selbst so etwas wie ein Yakuza und genießen bestimmte Priv..." "Das will ich überhört haben!" "Was denn?" "Yakuza sind unehrenhafte Organisationen, die sich Geld via schmutziger Posse von Auftraggebern besorgen; wir kriegen unser Geld ohne Abhängigkeit von alten Säcken - wir stehen selbst oben!" "Nicht dass ihr nicht von euren Kunden abhängig wärt...!", murmelte Makoto und nahm Sanadas Eitelkeit in dem Punkt etwas überrascht zur Kenntnis. Tokitohs Gesicht war immer noch von einem gequälten Lächeln besetzt und das änderte sich bei dem Geschwafel (so nannte er es jedenfalls) des Clan-Zweig-Führers auch nicht mehr. Anna und Shota beäugten die Redenden argwöhnisch und hielten sich artig raus aus der Sache. Sie hielten es vorzugsweise mit dem angebotenen Gebäck und dem Tee und versuchten beim Zuhören ein paar Informationen herauszufischen, die mit Makoto und seinem Leben zutun hatten - der Brillenträger plauderte generell nicht aus dem Nähkästchen und hielt sich sowohl über seine Vergangenheit, als auch über sein gegenwärtiges Tun stets bedeckt. "Wieso beauftragt ihr dann keine Yakuza um eure Probleme zu lösen?", fragte Anna dann schließlich doch, nachdem die beiden Männer minutenlang weiter um den heißen Brei herumredeten und sich immer mal wieder in Floskeln und Sarkasmus weideten. Diese Forschheit nötigte den überaus distanzierten Mann von der Izumokai zu einem notierenden Blick auf die hübsche Frau, die kurz darüber nachdachte, dass einer ihrer ehemaligen Stammkunden als Prostituierte dem Mann bis auf einige Details sehr ähnlich sah. Makoto lächelte in Annas Richtung... er hätte seinem ehemaligen Vorgesetzten diesen Vorschlag nie unterbreitet, aber gewissermaßen hatte er wirklich gehofft, dass einer der anderen Anwesenden den Mut dazu hätten - er war schon gespannt auf die Reaktion des Dunkelhaarigen, zumal er selbst auch nicht unbedingt wieder für ihn arbeiten wollte. Kapitel 44: GS: No stay without trouble > Assassination attempt! ---------------------------------------------------------------- 44.Kapitel „Oh mann, ich glaube mich haben zwanzig Moskitos gestochen…!“, stöhnte Goku, als er endlich aus dem Jeep aussteigen konnte. Er ließ sich direkt in den Sand fallen und blinzelte zwischen ein paar Gräsern den Mond an. „Mann mann, da haben wir es am Ende doch noch geschafft! Super, jetzt sollten wir uns erstmal stärken!“, meinte Cho, der zwar etwas erschöpft aussah, aber immer noch lächeln konnte. Genjo machte seine Hoffnung auf eine Stärkung jedoch sofort wieder zunichte: „Nix ist! Ihr werdet heute Abend hungrig zu Bett gehen!“ „Was soll das denn heißen?“, setzte sich Goku sofort empört wieder auf. „Na, wer hat denn die ganze Drecksarbeit erledigt? Wer hat denn die Fledermäuse und die wilden Eber verjagt? Wer ist den Berg raufgegangen, um nach Lichtern Ausschau zu halten? Und wer hat immer wieder für Ruhe sorgen müssen?“ Gokus Gesichtsausdruck erstarrte nach Genjos Fragen zu einer zornigen Grimasse. Das mit den Tieren war nicht gelogen, das sah er ein. Dass der Priester die Tatsache, dass der Affe den Berg eigentlich raufsteigen wollte, links liegen ließ, schon nicht mehr. Aber das mit der Ruhe war zuviel: „Das sehe ich nicht ein! Ich will was zu essen, jetzt sofort!“ „Dann setz dich dahin und warte bis dir einer was bringt, von mir bekommst du nichts!“, zeigte sich der Blonde aber erwartet unbeeindruckt von seiner Forderung. „Ist der eigentlich immer so?“, fragte Ryu derweil Cho. Obwohl Genjo ihn bisher ziemlich sicher in seiner Annahme sein ließ, konnte er sich nicht vorstellen, dass ein Mensch immer so grob und rücksichtslos mit anderen umgehen konnte. „Nun… ich glaube er verdeckt nur seine gute Seiten, die sind ihm peinlich!“, erlaubte sich Genjos Chauffeur darauf eine Annahme, die den Priester selbst nicht gerade fröhlich stimmte; er erwiderte sie mit einem Schuss haarscharf an seinem Kopf vorbei. Cho zuckte dabei nicht mal zusammen, er war Genjos nervöse Hand schon gewohnt, auch wenn er seine Pistole an manchen Tagen dann wieder gar nicht gebrauchte. Schließlich gingen sie dann aber zur dörflichen Taverne und setzten sich an einen Vierer-Tisch. Vor allem Genjo hatte genug von der nächtlichen Kälte und Dunkelheit. Er zündete sich sofort eine Zigarette an, ohne den Wirt zu fragen, ob Rauchen erlaubt sei und schickte Ryu los, ihm einen Sake zu bestellen. Der Schwarzhaarige kam seiner Bitte tatsächlich nach, hätte das aber nur zu gerne rückgängig gemacht, als Genjo seine Entscheidung, die anderen drei Hungern zu lassen, noch einmal bekräftigte. Am meisten wunderte es ihn ja, dass sowohl Cho, als auch Goku sich die Butter vom Brot nehmen ließen, ohne dem Priester wirklich etwas entgegenzusetzen. Selbstverständlich grummelte Goku von Beginn an vor sich hin, aber er wagte es nicht, seinen Meister noch blöder anzumachen, als er es sowieso schon immer tat. Schließlich verabschiedete sich der Langhaarige dann auf die Toilette, um dort ein wenig aus dem Wasserhahn zu süffeln. „…Trinken Sie lieber nicht soviel Sake; wir haben morgen einen anstrengenden Tag vor uns, schließlich wollen wir so schnell we möglich aus diesem Gebiet hier raus!“, ermahnte Cho den Priester eine halbe Minute später, nachdem der sich schon zum dritten Mal Sake nachbestellt hatte, was er ab dem zweiten Mal durch eine einfache Handbewegung, die Noch einmal dasselbe bitte bedeutete, selbst erledigte. Statt eines ruppigen Kommentars ließ der Angesprochene die Antwort diesmal aus und trank seine dritte Schale einfach aus. Goku saß nach wie vor grummelnd neben ihm und blickte ihn erbost an; in der Hoffnung, er würde irgendwann das Einsehen haben, seinem Begleiter etwas Essbares spendieren zu müssen. Aber bevor es dazu kommen konnte, stand erst einmal Ärger an; die Toilettentür öffnete sich und heraus kamen Ryu und ein unbekannter Glatzkopf, der dem Schwarzhaarigen ein Messer vor die Kehle hielt. Der Mann ging mit seiner Geisel schnurstraks zum Tisch, wo Genjo und seine beiden Begleiter weilten, Ryu vor sich her schiebend. „Ich mach’s kurz! Legt alle eure Wertsachen hier auf den Tisch, sonst stirbt euer Freund!“ Goku und Cho schauten etwas überrascht auf, während Genjo seelenruhig seine leere Sakeschale musterte. „Hey, du da! Deine Wertsachen! Hast du mich nicht gehört?“, wurde der Ton des Banditen daraufhin schon etwas rauher. „Ich habe dich gehört… aber ehrlich gesagt ist es mir egal, was aus dem Kerl wird, ich kenne ihn nicht einmal!“ „Das war gelogen!“, dachte Cho sofort und brachte einen ziemlich zerknirschten Gesichtsausdruck zu Tage. Goku stellte derweil die Forderung, dass er ihm gerne alles gebe, wenn er ihm dafür etwas zu essen gebe. Aber das unterband Genjo sofort, indem er seine Sakeschale wie eine Frisbee nach vorne schleuderte. Der Bandit konne gerade so ausweichen und verlor für einen Augenblick die Übersicht. In diesem Moment stand Cho blitzschnell und leise wie eine Raubkatze auf und stellte sich hinter den Mann. Eine halbe Minute später kniete er auf ihm und Ryu konnte befreit atmen. „…War das geplant oder wäre es ihnen wirklich egal gewesen, wenn ich gestorben wäre?“, kam der Schwarzhaarige einfach nicht drum herum, Genjo nach der Wahrheit zu fragen. „Nun, an sich ist es mir schon egal, ob du jetzt hier oder sonst wo bist… wenn du dich von diesem Typen hättest töten lassen, wärst du es nicht wert gewesen! Aber du kannst doch kämpfen…!“ „Der Typ hatte ein Messer!“, erwiderte Ryu hitzig. „Ein Ellbogencheck in die Hüfte und das Problem wäre erledigt gewesen…!“ „Wieso haben Sie ihm dann geholfen?“, warf Cho lächelnd ein. „Na das war doch vorrauszusehen, dass der Kerl nicht den Mumm dazu hat…!“ Während Ryu ihm gegenüber langsam aggressiv zu werden schien, redete der Priester nur trocken daher, wie man es von ihm gewohnt war. Dass der Sake sein Gemüt kein wenig verändert hatte, überraschte irgendwie auch keinen, zumal Goku das schon aus früheren Zeiten von ihm gewohnt war. Fünf Minuten später hatte der Blonde dann auch schon zwei weitere Schalen runtergekippt und gähnte einmal, weil er sich von den Strapazen des Tages etwas mitgenommen fühlte. Seinen Schlaf sollte er aber schon früher als ihm lieb war bekommen… „Da, ich habe sie gefunden!“, rief Dokukakuji, worauf Kogaiji und Lilin schnell zu ihm hergeeilt kamen. Der Schwarzhaarige zeigte auf die Reifenspuren auf der Erde. „Sehr schön! Ich weiß zwar nicht, wieso die so seltsam fahren, aber wir kriegen sie!“, sagte der rothaarige Dämon, ballte die rechte Hand zur Faust und schaute zum Mond, der mittlerweile klar zu sehen war. „Jaaaaa! Ich hatte schon Angst, dass wir sie nicht mehr finden!“, rief Lilin zufrieden. „Nun, eigentlich müssen sie ja ins nächste Dorf fahren… die meisten Wege führen dahin!“, erklärte ihr Bruder und dachte an seine Untergebene Yaone, die in diesem Dorf schon auf die von ihm gejagten Peronen wartete. Aber er wollte die Sache selbst klären, das konnte er sich nach dieser Schmach nicht nehmen lassen. Yaone arbeitete mit explosiven und chemischen Kampfstoffen; sie hatte also die Möglichkeit, ihre Gegner ohne Körpereinsatz auszuschalten. Das gefiel ihm nicht. Mit ernstem Gesicht setzte er zum Sprint an und rannte los, dabei immer die Reifenspuren im Blick. Dokukakuji und Lilin folgten ihm geschwind. Seit die vier Männer es sich in der Taverne gemütlich gemacht hatten, beobachtete sie sie nun schon. Sie war eine schlaue und berechnende Kämpferin und wartete den perfekten Zeitpunkt zum Angriff ab: Alle vier mussten am Tisch sitzen und keinerlei Anstalten machen, in den folgenden Minuten aufzustehen. Allerdings war das nicht leicht auszurechnen, weil der Priester immer für eine Überraschung gut war und selbst einiges an Alkohol weghaute, weshalb er bestimmt irgendwann Wasser lassen musste. Sie gab sich aber nicht mehr lange Zeit, weil ihre Opfer nun schon fast eine halbe Stunde in der gemütlichen Stube waren und ihre in den paar Stunden zuvor erstellte Statistik ergab, dass ein Gast die Taverne durchschnittlich nach fünfunddreißig Minuten verließ. Sie steckte ihre linke Hand in die Tasche ihres Gewands und griff sich eine runde Kugel aus Metall, in der chemische Stoffe enthalten waren. Stoffe, die auch in einem noch so großen Raum alles zum schlafen bringen würden. „Gibt es eigentlich eine Sanzogewerkschaft oder so?“, fragte Cho im selben Moment den Priester, der mittlerweile leicht benommen wirkte und mit einem einem Unterton von Selbstverständlichkeit „Quatsch!“ antworte. „Aber es gibt doch mehr von deiner Sorte…!“, mischte sich Goku ein. „Sind die alle so schlimm?“, fragte Ryu, der sich aufgrund Genjos Zustand irgendwie sicher vor ihm fühlte. Tatsächlich starrte der Blonde ihn nur böse an und leerte dann die mittlerweile achte Sakeschale. Als hätte er nichts Besseres zutun, schlug er danach prompt einmal nach links aus, wo Goku saß, den dieser Überraschungsangriff von den Knien zur Seite haute. „Was soll der Scheiß? Das tut weh!“ „Ach, das bildest du dir nur ein…!“, kam die Antwort vom sowieso schon unberechenbaren Priester, der dabei ein zufriedenenes Grinsen aufsetzte. „Stimmt nicht, das hat verdammt weh getan!“ Tatsächlich wagte der gut einen Kopf Kleinere dann einen Schlag zurück und wunderte sich, als der Priester zurückfiel und sich in der Folge mühevoll wieder aufzubäumen versuchte, was ihm irgendwie misslang. „Ich mach dich fertig!“, hörte man sogleich von unten. Cho und Ryu konnten nicht anders und fingen an zu lachen. „Na na, versuch erstmal wieder zum Tisch zu kommen!“, reizte Ersterer den Blonden zusätzlich noch ein bisschen. Der Barkeeper schaute besorgt zu ihm, in der Angst ihm zuviel Alkohol gegeben zu haben. Aber während er so schaute, wurden seine Beine langsam träge und seine Augenlieder schwer. Ein paar Sekunden später sackte er zusammen, wie auch alle anderen Anwesenden in der Taverne. Ein gelber Dunst stieg langsam auf und verdeckte einem schon nach kurzer Zeit komplett die Sicht. Aber eine Frau mit einem gelben Tuch vor dem Gesicht, die nicht wie alle anderen eingeschlafen war, warf zwei kleine Kugeln in den Raum, die sogleich explodierten und einen Teil der Nebelschwaden vor ihr zur Seite verdrängten. Sie schaute vorsichtig zu dem Tisch, an dem sich kurz zuvor noch zwei ihrer Opfer gekäbbelt hatten. Direkt vor ihr lag der vorher schon nicht mehr ganz wache Priester, alle Viere von sich gestreckt. „Schon komisch, dieser Mönch… und der hat Kogaiji-sama Probleme bereitet?“ Sie schaute weiter und fand als nächstes den braunhaarigen Affen, der mit dem Gesicht auf die Tischplatte geknallt war. Gegenüber saß Ryu, der sich im Schlaf tatsächlich in der Seiza-Stellung halten konnte. Aber einer fehlte. „Schlafgas, hmm?!“, mutmaßte Cho, als er Yaone von hinten eine Hand auf die Schulter legte. „Was…? Wie kann das sein?“ „…Nun, lassen sie es mich so ausdrücken; ich habe ein seltsames Immunsystem!“ „Verdammt, das darf doch nicht wahr sein!?“ „Wurden Sie von diesem Rothaarigen beauftragt, uns zu töten?“ „Kogaiji-sama?“ „Ich nehme mal an, so heißt der, den ich meine… hätte ich nicht von ihm erwartet, dass er so feige ist!“ „Das stimmt doch überhaupt nicht! Ich handle auf meine eigene Faust! Außerdem hätte ich euch nicht umgebracht, sondern nur eure Körper lahm gelegt!“ „Das klingt nicht sehr schön. Gut, dass ich wach geblieben bin!“ „Überhaupt nicht gut! Mein Meister wird enttäuscht von mir sein!“ „Ist er auf dem Weg hierhin?“ „Davon gehe ich aus! …Und er ist nicht allein!“ „Uh, das hört sich gar nicht angenehm an. Ich glaube ich fahre uns hier schnellstens raus!“ „Nein, das lasse ich nicht zu!“ „Was haben Sie denn vor? …Möchtest du den Laden in die Luft sprengen?“, fragte der Einäugige und lächelte freundlich. Als die Frau stockte, griff er sich aus ihrem Stoffgürtel blitzschnell ein Teil, was er ziemlich sicher für den Auslöser einer Explosion hielt. „Ich habe hier schon beim Eintreten drei Stangen Dynamit gesichtet…!“ Yaone war jetzt völlig aus der Fassung und machte einen Satz zurück, um sich vor dem ungemein schlauen Gegner zu schützen. „Keine Angst, ich will ihnen nichts tun; ich nehme mir nur die Besatzung meines Taxis und fahre hier weg!“, erklärte Cho ihr lächelnd seinen Plan. Aber anstatt sich ihm entweder in den Weg zu stellen oder das Gebäude zu verlassen, da sie durch das Tuch langsam zuviel von dem Gas einatmete, sank sie auf die Knie und ließ den Kopf hängen. Cho war etwas verduzt, aber als sie dann ein Messer zog und es sich selbst in den Bauch rammen wollte, schritt er ein und hielt ihren Arm fest. Gedankenschnell zog er ihr mit der anderen Hand das gelbe Tuch vom Gesicht und wartete zehn Sekunden; dann war auch sie in tiefsten Träumen gefangen. In Folge schleppte er seine Gefährten und auch Yaone nach draußen an die frische Luft und legte sie auf eine Wiese vor einen Baum. Er wollte gerade seinen Jeep holen, als eine ihm bekannte Stimme in der Nacht erhallte: „Halt! Keinen Schritt weiter!“ Kapitel 45: BG: Fail > Team AAA in a new situation -------------------------------------------------- Kapitel 45 "Oh mann, das hätte ich wirklich nicht gedacht. Wir haben uns die Mühe wohl umsonst gemacht...!" Die drei Männer vom Team CZY staunten nicht schlecht, als sie am Tag des Games gegen das Team AAA am Austragungsort ankamen und vor dem Haus von Kazuo begrüßt wurden, welcher die Diskette vor sie in den Dreck schleuderte. "Ach was, ihr gebt es von euch aus zu, dass ihr für Nobutos Verschwinden verantwortlich seid? Das ist ja schön, dann rückt ihn sofort wieder raus!", war Kazuo mehr sauer als enttäuscht. "Wie? Was? Deine Teamkollegen sind verschwunden? Soll das ein Witz sein?", erwiderte Derek den Vorwurf aber mit Verwunderung. "Och néeeee, bitte nicht sowas! Das hatten wir schon einmal. Als ob wir das nötig hätten, wenn wir euch zu einem Game ohne Geldgewinn herausfordern...!" Kazuo war leicht überrascht, aber er empfand Dereks Argument schon als logisch. "Also alle beide weg?", fragte Setsu ihn noch einmal direkt, was Sache war. Kazuo erwiderte das mit einem Nicken, erwähnte allerdings, dass er nur bei Nobuto nicht wusste, wo dieser sich aufhielt und dass er schon mehrere Tage abstinent war. "Scheint nicht sehr zuverlässig zu sein, der Gute...!", bemerkte Derek, aber Kazuo schwörte darauf, dass er die zuverlässigsten und furchtlosesten Kollegen hatte, die er kannte. "Und Toki Mishiba?" "Wir hatten ein Problem mit einer Polizistin und er sitzt jetzt auf der Wache...!" Es war seine eigene Schuld - das wusste nicht nur Kazuo, nein, das sagte er sich später auch selbst. Er hatte sich bis zum Umfallen gewehrt und der Polizistin, die ihn aber auch wirklich drangsalierte, mehr als nur das Gefühl gegeben, dass er sie verabscheuungswürdig finde. Am Ende hatte die wütende Frau ihn dann kurzum mit auf die Wache gezerrt und ihn für die Sache mit der Pistole zwei Jahre zuvor in Untersuchungshaft gesteckt. Natürlich rein aus persönlichen Motiven und um Frust abzubauen... höchstwahrscheinlich würden sie ihn wegen mangelnder Beweise oder wegen Verjährung auch wieder freilassen, aber für ein paar Tage dürfte er wohl aus dem Verkehr genommen sein und das unvorbereitet. Er hasste das Rechtssystem für diese Lücke, in die Unschuldige ohne Beweise für ihre angeblichen Untaten geraten konnten. Kommissarin Ichinomiya hoffte jedenfalls, dass er dadurch wichtige Termine verpassen würde. Kazuo ließ sie derweil laufen, da sie gegen ihn ja nichts hatte. Ihr Typ war er auch nicht, obwohl sie ihn schon als gutaussehend abstempelte. Jedenfalls saß Toki nun auf der Wache und grummelte dort vor sich hin, obwohl es eigentlich mehr seine Art war, keinerlei Emotion zu zeigen und das gerade in dieser Situation zu erwarten gewesen wäre, da die hin und wieder vorbeilaufende Kommissarin ihm stets genügsame Blicke zuwarf, die natürlich davon genährt wurden, dass er sich unzufrieden zeigte. "Ist ja ein Ding!", war Derek einigermaßen beeindruckt, was bei den Jungs vom gegnerischen Team so abging, nachdem Kazuo ihnen die ganze Story erzählt hatte. Ian hob derweil die Diskette auf und zerknackste sie mit der linken Hand. Setsu und Derek schauten ihn zwar etwas überrascht an, aber sie verstanden ihren Leader: "Die Story ist wohl nicht ausgedacht... sorgt dafür, dass es einen neuen Termin gibt!" "Ähm... ist okay!", antwortete der Brillenträger unsicher, bekam dann allerdings noch den Vorschlag hinterhergeschickt, dass das Team AAA auch aufgeben könne, wenn sie sich unsicher waren. "Dann würde dem Team CZY ein Sieg gutgeschrieben werden und dem Team AAA die dafür zuständige Niederlage!", erklärte Ian emotionslos das System. Er machte keinen Hehl daraus, dass es ihm auch etwas um sein Selbstwertgefühl ging und eine solche Tabelle, wie das Ranking des populär gewordenen Bus Games dieses zu nähren wusste. Gleichzeitig war er aber auch bedient; er hatte sich mental auf einen spannenden Fight vorbereitet und wollte jetzt leicht frustriert in die nächste Kneipe gehen und sich wegballern - er war zweifellos ein sehr gefühlsbetonter Typ. "Wir denken darüber nach...!", antwortete Kazuo erneut zögerlich und bekam von den Dreien dann den Rücken zugekehrt. Er selbst machte sich schließlich auf zur Saito ABG, um sich um die Arbeit zu kümmern, für welche er zwar immer irgendeinen Mitarbeiter hatte, wo er aber stets selbst gern ein Auge drauf hatte. Einen Tag später war Toki Mishiba schon wieder auf freihem Fuß. Miss Ichinomiya bekam darüber hinaus sogar Ärger von ihrem Chef, dass sie wahllos irgendwelche Leute von der Straße ziehen würde. Und das obwohl sich Toki nicht einmal beschwerte. So war seine Genugtuung natürlich umso größer, auch wenn er ein wenig Mitleid für die Frau empfand (daher vielleicht das halbherzige Grummeln am Vortag). Mitleid war an sich ein Gefühl, welches er jahrelang nicht verspürt hatte und daher total vergessen hatte. Aber es gab mittlerweile eindeutige Tendenzen in Richtung Menschlichkeit bei ihm; das bemerkten auch Kazuo und Nobuto seit geraumer Zeit. Als erstes suchte der Violetthaarige die Saito ABG auf, um sich bei Kazuo zu entschuldigen und nach Nobutos Befinden zu erkundigen. Als ihm der Brillenträger dort erklärte, dass immer noch keine Spur von ihrem Kollegen zu sehen war, seufzte Toki einmal und sprach dann das ungeliebte Thema Bus Game an. "Ach vergiss es, ich habe natürlich aufgegeben!", wollte Kazuo über das Thema gar nicht groß konversieren. "Oh wow, ich hätte erwartet, dass du dich gar nicht blicken lässt!", zeigte sein Freund immerhin Respekt dafür und tauchte kurz einmal aus seinem Phlegma auf. "Wie haben sie reagiert?" "Sehr enttäuscht, vor allem der Schwarzhaarige!" "Da waren zwei Schwarzhaarige...!", bohrte Toki scharfsinnig nach, obgleich es ihn nicht interessierte. "Ian hieß er." "Aye" "Aye!" "Was ich aber eigentlich meinte, war das Duell gegen das Team XYZ, welches die Firma von uns verlangt!" "Oh ich habe gehofft du würdest es nicht erwähnen!", schlug Kazuo sich den linken Handrücken gegen die Nase. "Du würdest es also lieber verpennen und dann von der Firma in den Tod gejagt werden...!?" "Nicht doch!" "Also müssen wir Nobuto finden...!" "Aber..." "Klar, wie haben überhaupt keinen Anhaltspunkt..." "Ich denke nicht, dass er geflohen ist, er würde uns nicht im Stich lassen!" "Du denkst etwas naiv." "Du erwartest also, dass er verschwunden ist?" "Nein...!" "Na also!" "Jeder seiner Schritte wird überwacht, bis wir dieses Game hinter uns gebracht haben. Direkt als ich das Polizeipräsidium verlassen hatte, habe ich wieder diese Augen in meinem Nacken gespürt!" "Fuck, was bilden die sich eigentlich ein?" "Es geht um viel Geld... wir sind da bloß Marionetten. Und speziell WIR sind äußerst zuverlässige Marionetten! Warum also andere benutzen?" "Wir hätten nie ins Game einsteigen dürfen." "Ja, du hast damals mit deinem lauen Grund wirklich einen Fehler gemacht!" Kazuo blickte leicht empört zu seinem sarkastischen Freund, aber er erkannte schon, was dieser meinte. Toki und Nobuto brauchten das Geld seinerzeit zum Überleben, es gab keine andere Möglichkeit als einzusteigen. Sie hätten damals auch weitergemacht, wenn sie nicht gezwungen worden wären. Bis zu dem Punkt, an dem es um Leben und Tod ging, ab dort bemerkte der Blonde Unsicherheiten bei seinen Kollegen. Ihr Verhalten veränderte sich nur geringfügig, aber er bemerkte das sofort, weil ihre Charakter vorher so monoton auf ihn wirkten. Nobuto war der Player, der gern eine große Lippe riskierte, sich gerne über andere lustig machte und sein Leben vor allem den Frauen widmete. Toki war der Emotionslose, strahlte immerzu dieselbe Melancholie aus und wirkte dabei fast phlegmatisch. Erst im Kampf taute er auf und war dort sogar noch effektiver als Nobuto, wenn man die beiden vergleichen würde. "Die einzige Möglichkeit ist ein Battle zwei gegen drei!", sprach Toki das aus, wovor sich Kazuo am meisten fürchtete. "Das ist nicht irgendein Team!", erinnerte er sich an die Daten, die Toki ihm damals gegeben hatte. "Nein, daher stehen unsere Chancen auch sehr schlecht." "Sagst du so emotionslos... aber du hast Recht, ich denke das ist die einzige Chance, heil aus dem Schlamassel rauszuk... warte!", fiel dem Brillenträger plötzlich noch eine Möglichkeit ein. "Es wird zwar keinen adäquaten Ersatz geben, aber können wir nicht einen dritten Spieler dazunominieren?" "Fail." "Was?" "Wir sind das Team AAA. Ein Line-Up-Wechsel ist ausgeschlossen!" "Bitte? Erinnere dich an Kubota-san und Tokitoh-san damals. Das war doch offiziell auch ein Duell zwischen den Teams AAA und BUG." "Hmm...", blickte der Violetthaarige tatsächlich überrascht auf die Erde. "Du hast Recht... wieso ist mir das nicht eher eingefallen?" "Unglaublich, Toki verkalkuliert sich", dachte sich Kazuo im Stillen ohne es auszusprechen, aber sein Partner wurde gleich wieder ernst: "Wer schwebt dir denn vor?" "Puuuuuh... ich wüsste jetzt grad keinen, aber... doch ich wüsste einen, was ist mit diesem Sha Gojo? Mir gefielen seine Augen." Kazuo blickte Toki etwas seltsam ins Gesicht, aber sein Freund war äußerst ernst und Kazuo vergaß seine zwiespältigen Gedanken wieder. Am selben Nachmittag noch schauten sie im Raum vorbei, wo jener Sha Gojo normalerweise seine Arbeit verrichtete. Er war auch wie gewohnt zugegend, aber statt der Arbeit nachzugehen, saß er mit hochgelegten Beinen auf der weinroten Couch, die er zwei Monate zuvor als Preis für seine hervorragende Arbeit in seinen Raum chauffieren ließ, qualmte und griff sich just während des Türaufschlags einen der sechs vor ihm liegenden Donuts, was eine Selbstverständlichkeit in seinem Verhalten demonstrierte, die dem Chef dann doch etwas die Augen verdrehten. "Damit ist es beschlossen, der Herr braucht mal dringend etwas zutun!", überlegte Kazuo nicht lange und debattierte auch nicht, wie er es eigentlich liebte. Nein, er packte den rothaarigen Faulpelz an der Schulter und sagte nur: "Hopp, aufstehen und mitkommen!" Dieser war natürlich überrascht, folgte aber willig und griff sich mit der rechten Hand noch zwei der Donuts, die er sich dann doch nicht ganz entgehen lassen wollte. "Nun ich denke wir können ihn jetzt gehen lassen, die Debatte um das Duell scheint beendet. Ganz sicher können wir natürlich nicht davon ausgehen, aber ich erwarte noch in dieser Woche den Eingang des Ergebnisses auf der Homepage vom Bus Game", sagte ein älterer Herr mit grauem Schnauzer, der in seinem hübschem Nadelstreifenanzug und mit jenem Schnauzer und seinen nichtasiatischen Gesichtszügen etwas an einen altenglischen Detektiv oder Geschäftsmann erinnerte, während er in seinem Büro im fünfundzwanzigsten Stock eines der zentral gelegenen Hochhäuser in Yokohama hin und her trabte. Ein weiterer Mann, dessen Haare bereits schneeweiß waren und der eine Nickelbrille auf der kantigen Nase trug, saß still auf dem Drehstuhl vor dem mächtigen Schreibtisch und verzog keine Miene, was soviel wie eine Zustimmung zu dem Gesagten bedeutete. Seine Miene verriet aber, dass er einen Fehlschlag in irgendeiner Hinsicht nicht hinnehmen würde. Es ging um viel Geld und er wusste besser über alle involvierten Männer Bescheid, als jeder andere - zumindest fast, denn zu einem einzigen fehlten die reichhaltigen Informationen letztendlich doch. Nach einem Moment der Stille war es schließlich erneut der Mann mit dem Schnauzer, der sich am Beginn einer Konversation versucht: "Haben Sie heute Zeitung gelesen, Herr Kagawara?" "Natürlich, das ist ein richtiges Desaster Bahngesellschaft, die Verluste sind zweifelsohne enorm. Aber entschuldigen Sie, meine Gedanken kreisen zurzeit nur um meine eigenen Geschäfte. Sorgen Sie dafür, dass alles glatt läuft, dann werden Sie wie vereinbart belohnt." "Was macht Sie so skeptisch...?" "Nur meine Lebenserfahrung", hielt sich der Weißhaarige bedeckt und ließ sich von seinem Butler, der kerzengerade neben der Tür am Eingang stand, einen Block reichen. "Ich schreibe ihnen noch zwei wichtige Details auf, merken Sie sich die gut!" Kapitel 46: GS: Caught by the redhaired demon > Goku vs. Dokukakuji ------------------------------------------------------------------- 47.Kapitel „Verdammt, der hätte sich ruhig etwas mehr Zeit lassen können!“, murmelte Cho, als er Kogaiji, aus dem Wald gelaufen kommen sah, wo auch seine Gefährten und er ein paar Stunden zuvor durchgefahren waren. Ein Riesensatz und der Dämon landete direkt vor ihm. Aus seiner sehr ernsten Miene wurde sofort ein teuflisches Grinsen. Gerade als er Cho am Kragen packen wollte, hörte er aber hinter ihm ein Schluchzen und als er an seinem Opfer vorbeischaute, sah er Yaone auf der Erde kniend ein Messer ziehen. Sie machte eine Bewegung nach vorne, um es anschließend in ihren Hals zu rammen, aber der Rothaarige war schneller und hielt gerade noch seine Hand dazwischen. Die Gift- und Sprengstoffexpertin schaute ihren Meister wie erstarrt durch ihre verweinten Augen an. „Was sollte das?“, brüllte Kogaiji sie an. Es dauerte etwas, bis die Violetthaarige sich gefangen hatte, dann antwortete sie: „Ich hab versagt! …Ich habe mein Recht auf Leben verspielt!“ „Quatsch! So dumm ist keiner meiner Diener, dass er einfach sein Leben wegwirft!“ „Aber…!?“ „Nix aber! Außerdem kommt es mir sehr gelegen, dass die Burschen noch am Leben sind; ich wollte mich persönlich an ihnen rächen!“ Yaone lächelte matt und kippte dann erschöpft zur Seite, wo Kogaiji sie liegen ließ. Er drehte sich um und wollte sich wieder seinen Feinden zuwenden, aber Cho hatte die Zeit genutzt und die drei Bewusstlosen in den Jeep verfrachtet. „Grrrr, ich glaub es hackt! Der lernt mich jetzt kennen…!“ Kogaiji spurtete und erreichte den sich in Bewegung setzenden Jeep schnell, aber Cho war ein erfahrener Fahrer und mit einem gekonnten Manöver wich er dem Dämon erst aus und rammte ihn dann auch noch zur Seite, sodass er eine Rolle machte und sich auf seinen Knien wiederfand. Das hatte der Einäugige aber vor allem auch der Antriebsgeschwindigkeit seines Wagens zu verdanken. Siegessicher wollte er schnell aus dem Dorf fahren, aber plötzlich war er es, der zur Seite gerammt wurde. Ein lauter Rumms und der Jeep kippte auf die Seite. „What the f…?“, rief Kogaiji, der das mit ansah. Aber schnell erkannte er, wer seinen Opfern da übel mitgespielt hatte. „Bruderherz!“, ertönte es sofort, als Lilin wieder auf den Beinen war. Man sah es ihr nicht an, aber sie hatte wirklich Kraft. „Hey…!“, sagte Kogaiji, noch ein wenig erschrocken. „Tja, sieht aus, als wären wir gerade noch rechtzeitig gekommen…!“, meinte Dokukakuji, der hinter dem Rothaarigen auftauchte und ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Du warst aber echt schnell weg, ich hab nur noch Staub gesehen!“ „Japp, wir mussten uns an den Reifenspuren orientieren!“, fuhr Lilin fort, die sich dem Jeep nach ihrer Attacke abgewendet hatte. „Ihr kommt genau richtig, beinahe wären sie mir wieder erwischt!“ Ein wenig beschämend war das für den Rothaarigen schon. Aber manchmal war er einfach zu übereifrig und schoss über das Ziel hinaus. „Wo ist denn Yaone?“, fragte Dokukakuji. „Liegt da vorne…! Dieser Drecksack hat sie fast in den Selbstmord getrieben! Wenn ich auch nur etwas später gekommen wäre…!“ „Was? Was ist denn passiert? Wieso wollte sie sich…?“ „Sie hatte versagt…!“ „Diese Bande hat ihren Fähigkeiten standgehalten?“, fragte Lilin überrascht. „Also sie ist eigentlich sehr zuverlässig…!“, fügte Dokukakuji hinzu. „Genau. Daher bringt es auch absolut keinen Nutzen, dass sie sich umbringt, nur weil es einmal nicht ganz geklappt hat. Passt mir ohnehin besser, jetzt kann ich sie genüsslich fertig machen!“ „Haha, die werden ihr blaues Wunder erleben!“, rief Lilin euphorisch. „Ähm Leute… was ist eigentlich mit denen? Am Ende sind sie schon tot, weil du so fest zugetreten hast!“, warf der Schwertkämpfer ein und blickte die kleine Schwester von Kogaiji an. Tatsächlich stieg keiner aus dem Wagen, zumindest nicht zur Fahrertür. Da der Wagen auf dem Rücken lag, war es auch gar nicht so einfach, überhaupt auszusteigen, da einem Verletzungen nach so einem Flug mehr oder weniger sicher waren. Aber eins kam dem Schwarzhaarigen trotzdem komisch vor: „Es sind doch vier, oder? Das heißt, dass mindestens zwei von denen von hier zu sehen sein müssten!?“ Kogaiji zuckte kurz zusammen und schnellte dann zu der dunkelgrünen Blechkarosserie hin, um sie auf ihren Inhalt zu überprüfen. Der da war ein einziger Mann; Ryu von den ihm bekannten Bergräubern. Und gerade der war ihm eigentlich herzlich egal. „Grrr, verdammte Drecksäcke! Jetzt reicht’s mir aber!“ Er umkurvte den Wagen und grub mit seinen Krallen geschwind riesige Löcher in die nahestehenden Büsche. Es dauerte nicht lange, da erwischte er etwas Lebendiges; einen armen Hasen, der aber keinen Laut von sich gab, als er aufgespießt wurde. Das irritierte den Täter für kurze Zeit etwas. Er schob das Tier wieder von seiner Hand runter und leckte sich das Blut ab, ehe er kaltblütig weiter durch die Büsche fuchtelte. Dokukakuji und Lilin sahen ihm dabei selbst etwas irritiert zu. Ihr Meister war scheinbar so in Rage, dass er nicht mehr klar dachte. Aber da hatten die beiden ihm ja bereits einmal gut geholfen. „Hab sie!“, sagte der Schwarzhaarige nach kurzer Suche ganz locker und zeigte mit seinem Schwert auf einen Baum, hinter dem er etwas Grelles gesehen hatte, was ihn an das grelle Weiß von Genjos Robe erinnerte. „Hai, ich schau mal nach!“, ließ sich Lilin nicht einmal bitten und bohrte in Sekundenschnelle ihren rechten Fuß in den Baumstamm, der zugleich nach hinten umkippte. Ein paar schnelle Bewegungen zeigten ihr sofort, dass Dokukakuji Recht hatte. Sie analysierte den genauen Standort eines Gegners und sprang sofort mit dem Fuß voran drauf los. Ein kleines Wunder, dass Cho Hakkai in dieser halben Sekunde noch reagieren und dem ziemlich aggressiven Mädel auf die Schnell ausweichen konnte. Aber es würde keinen großen Unterschied machen, ob er jetzt von einer tollwütigen Dämonin oder einem der beiden anderen umgebracht werden würde; wo sie ihn schonmal erwischt hatten, war sein Schicksal eh besiegelt. Und das der momentan noch selig im Gebüsch Schlafenden sowieso. Fünf Minuten später saßen Cho Hakkai, Genjo Sanzo und Son Goku an einem Baumstamm, letztere immer noch am schlafen. Vor ihnen standen Kogaiji - breit grinsend - und hinter ihm seine Mitstreiter. Ryu lag immer noch im umgekippten Jeep und Yaone wurde auch auf der Wiese etwas weiter weg vergessen. „Na, war wohl nix, wa?!“, konnte Kogaiji endlich von oben auf den Priester und seine beiden Kumpane herabreden. Das genoss er richtig und zog es auch ziemlich in die Länge, aber irgendwann kam er dann von seinem Trip wieder runter, auf den er wegen der Demütigung von Cho gekommen war und sein Blick änderte sich zu einem eher nachdenklichen. Nach kurzer Zeit fand er dann auch das Haar in seiner Suppe: Es würde ihn nicht zufrieden stellen, den Priester nicht unter gleichen Vorraussetzungen zu schlagen. Am liebsten würde er ihn ja zehnmal durch die Hölle schicken. Aber unter gleichen Bedingungen; um ihm klar zu machen, wer stärker ist. „Bruderherz, was ist? Du siehst so nachdenklich aus…!“, meinte Lilin nach einer Zeit. Sie hatte große Lust, einfach wie immer primitiv draufzuhauen - ungeachtet ob die Opfer hinterher noch lebten - und dann vielleicht etwas in der Dorftaverne zu essen. „Ich verspüre kaum Genugtuung, wenn ich diese Kerle hier so sitzen sehe!“, antwortete ihr Bruder und schaute Dokukakuji an, der seine Gedanken von jeher ziemlich gut lesen konnte. „Na dann lassen wir sie noch etwas leiden, bevor sie abtreten!“, schlug die Kleine unbekümmert vor und blickte Cho kurz an, der als einziger hören konnte, was die drei so besprachen. Der Einäugige hörte auch äußerst gespannt zu, weil er eine kleine Überlebenschance zu sehen glaubte. Kogaiji machte jetzt nicht mehr den Eindruck, primitiv zu denken und dass er keine Genugtuung verspürte, würde ihn vielleicht dazu verleiten, den Akt des Mordes aufzuschieben, bis Genjo und Goku wieder wach wären. „…Nun, ich werde warten, bis der Scheißpriester wieder wach ist und dann werde ich ihn durch die Hölle schicken, mitsamt seinen Gefährten! Danach geht es mir sicher besser!“, bestätigte der Dämon seine Hoffnung dann auch sogleich. „Puh… wie langweilig! …Moment mal! Wieso schlafen die überhaupt? Was soll das denn?“ Es verwunderte selbst Kogaiji, dass seine Schwester sich noch nicht zusammengereimt hatte, dass Yaone bei ihrem Anschlag nicht ganz erfolglos gewesen war. Nach kurzer Erklärung nahm sie jedenfalls zusammen mit ihm Kurs auf die Taverne, wo sie etwas essen wollten, während Dokukakuji auf die drei Opfer aufpassen durfte. Cho Hakkai war gefesselt; für die anderen beiden reichte das Seil, welches der Schwarzhaarige zufälligerweise dabei gehabt hatte, nicht mehr aus; aber sie schliefen ja und er prognostizierte ihnen noch mindestens zwei Stunden, da er Yaones Schlafmittel kannte. Während Kogaiji und Lilin sich aber in der Taverne selbst versorgten, weil alle anderen am schlafen waren, passierte tatsächlich das Unmögliche, womit nicht mal der optimistische Cho gerechnet hatte; während Dokukakuji gelangweilt sein Schwert polierte, schlug Son Goku nach einer Zeit die Augen auf und sprang auch sofort auf die Beine, weil er nicht wusste wo er war und sogleich – wie immer – ein ihm gut bekanntes Hungergefühl verspürte. Dokukakuji drehte sich geschockt um und wusste nicht direkt, wie er reagieren sollte, aber Goku verschaffte sich schnell einen Überblick über die Situation und dass Cho gefesselt war, machte den Schwertkämpfer vor ihm zu einem potentiellen Feind für ihn. Spätestens als er ihn dann mit seinem Schwert bedrohte, zweifelte er daran auch nicht mehr. Ein Rückwärtssalto rettete ihn in Folge vor der scharf geschwungenen Klinge, welche materiell ebenso scharf war und er umrundete für seinen Konter schnell den Baum, vor dem Cho saß. Er war seinem Gegner gedanklich vorraus, weil er sich so flink bewegte. Er wich noch zweimal der Klinge aus, machte einen satten Hüpfer nach oben, griff sich einen Ast und schwang sich direkt zu dem Schwarzhaarigen hin, um ihm einen harten Tritt ins Gesicht zu verpassen. Nach diesem erfolgreichen Angriff und einer sauberen Landung, trat er ihm zunächst die Beine weg und schlug ihm dann im Fall nochmal mit voller Kraft auf die Kniescheibe, sodass er Schwierigkeiten bekommen würde, wieder aufzustehen; jenachdem, wie robust er war. Aber Dokukakuji war robust. Er besann sich kurz und stand schnell wieder auf, dabei sein Schwert zum Schutz vor sein Gesicht haltend. Dieser kleine Kerl war ein ernst zu nehmender Gegner, vielleicht sogar stärker als er. Er machte auf ihn den Eindruck, sehr kampferfahren zu sein. „Das wirst du nicht überleben!“, prognostizierte er ihm trotzdem selbstbewusst und nahm eine spezielle Haltung ein, die zu einer seiner gefährlichsten Techniken gehörte. Goku stand ungefähr drei Meter von ihm weg und machte sich bereit, einem besonders schnellen Schwerthieb auszuweichen, aber Dokukakuji blieb erstmal ein paar Sekunden regungslos stehen. Eine sehr angespannte Atmosphäre bildete sich, die im ersten Moment von Nachteil für Goku schien, da er kein Meister der Konzentration war. Zudem konnten Kogaiji und seine Schwester Lilin jeden Moment wiederkommen. „Möchtest du Zeit schinden?“, fragte Goku grinsend und machte einen Satz nach hinten, um der drohenden Gefahr vorzubeugen. „Es ist vorbei mit dem Katz- und Maus-Spiel. Ich werde euch hier und jetzt töten!“, erwiderte der Schwarzhaarige hochkonzentriert, mit dem Gedanken, dass er dann allerdings hart bestraft werden könnte. Plötzlich machte Goku einen Satz nach vorne und sprang bei Dokukakujis erster Regung sofort intuitiv nach rechts. Sein Gegner wartete ab, um nicht in eine Finte zu laufen und genau das hatte der Affe geplant. Blitzschnell befreite er Cho Hakkai mit Hilfe seiner scharfen Fingernägel, die schon ein paar Wochen nicht mehr geschnitten worden waren und hielt dann, als Dokukakuji wütend auf die beiden zustürmte, seine Hände nach vorne. Mit bloßen Händen schaffte er es, die rasende Klinge kurz vor ihm und Hakkai zum stoppen zu bringen. Sein Kumpel benötigte keine drei Sekunden, um den Feind mit einem gezielten Schlag auf den Sodaplexus zu Boden zu befördern. „Wow, nicht schlecht. Aber das war auch bitter nötig!“, lobte der Affe seinen Kameraden und beäugte dann kritisch seine blutenden Hände. „Nun, ich hätte nicht erwartet, dass du einen Zweikampf scheust!“, stichelte dieser zurück, wofür er ihm allerdings sehr dankbar war. „Ich glaube er ist ziemlich stark… und ohne meinen Nyo-I-Stab… er hatte ein Schwert, das war kein fairer Zweikampf!“ „Also los; pack dir den Priester, wir hauen ab!“, schaltete Cho schnell auf Flucht. Dokukakuji krümmte sich noch auf der Erde, mit dem Gedanken, wieso er Cho Hakkai nicht als Geisel genommen habe. Er hatte zuviel Respekt vor seinem Gegner gehabt und wollte ihn unbedingt in einem Zweikampf schlagen, da er Selbiges auch von ihm gedacht hatte. Es störte ihn gewaltig, dass der Affe so fies und gerissen war und nur an sein Überleben dachte. Was würde Kogaiji wohl sagen, wenn er sich erneut auf die Suche nach den Dreien machen müsste. Mit allerletzter Kraft schaffte er es, seinen Körper auf seine zwei Beine zu bringen. Sein Schwert lag direkt vor ihm und keiner beachtete ihn. Das war seine Chance… er glaubte zumindest fest dran und streckte sich zu seinem Schwert. Es war nicht leicht, aber er schaffte es mühevoll… das Metall in seiner Hand schaute er zu Cho und Goku, aber dann wurde ihm schwarz vor Augen und er sackte zusammen. „Oh, taffer Bursche!“, entgegnete Goku, als er die Geräusche vernahm und sich umdrehte. „Ja, man darf seinen Rücken nie ungedeckt lassen! Aber ich hatte ihn im Blick!“, meinte Cho und nahm den immer noch schlafenden Priester auf seinen Rücken. Das sah ziemlich ulkig aus, aber es war die einzige Möglichkeit ihn von der freien Wiese runterzukriegen. Im Schutz der Bäume mussten sie sich dann irgendwas einfallen lassen, um nicht sofort wieder entdeckt zu werden. Immerhin schafften sie es soweit. Nach einer Weile übernahm Goku zumindest, weil Cho nach all den Strapazen kaum noch Kraft hatte. Der Braunhaarige hievte Genjo geschwind in ein dunkles Gebüsch und ließ sich dann selbst nieder. Cho wollte ihn gerade noch fragen, wieso er so schnell wieder aufgewacht war, aber er schlief vor Erschöpfung ein… Kapitel 47: BG: Hard decision > Fight back or fight forward? ------------------------------------------------------------ Kapitel 48 "Team Home versteckt sich also an dem Austragungsort und wartet auf den Besuch des anderen Teams, welches die Diskette haben will, die einer der drei Teammitglieder hat?!", wiederholte Sha Gojo noch einmal, was er aus dem ellenlangen Vortrag herausgefiltert hatte, den Kazuo kurz zuvor über ihn ergossen hatte. Toki Mishiba nickte einmal kurz und fügte noch einmal hinzu, dass Team Home aber nicht so ein großer Vorteil wäre, wie es nach reinem Datenerguss schien. Kazuo setzte dort sofort an und führte detailliert aus wieso und wo die Vorteile beim Auswärtsteam lagen, wobei er seine eigenen Game-Erfahrung miteinbrachte, wo es nur ging. "Genug jetzt, ich hab's ja kapiert!", legte der Rothaarige ihm dann aber die Gefahr des Platzens seines wertvollen Kopfes nahe und zwang ihn, seinen Ausführungen erstmal Einhalt zu gewähren. "Wir wissen noch nicht wann es stattfindet, aber wir sollten vorbereitet sein. Mit Nobuo fehlt uns ein wichtiger Pfeiler, den musst du adäquat ersetzen!", konnte es der Brillenträger sich aber nicht nehmen zu lassen, die Wichtigkeit des Duelles noch einmal deutlich zu machen. "Klar, weißt du denn nicht, wer ich bin? Ich sehe vielleicht aus wie ein simpler Mech..." "Weiß ich; deine Ausbildung bei der Armee liegt aber schon einige Tage zurück, etwas Training muss sein!", spielte Kazuo den harten Hund und bohrte seinen Zeigefinger in die Stirn seines Gegenübers. "Wir nehmen das Haus hier drüben", unterbrach Toki schließlich die sich fortsetzenden Nickeleien zwischen seinen beiden Teamkollegen und zeigte mit dem Zeigefinger auf ein weißes Haus auf der anderen Straßenseite. "Eines von zwei stillgelegten, aber aus irgendeinem Grund nicht abgerissenen Häusern, in denen wir uns früher vorbereitet haben!", versorgte Kazuo das neue Teammitglied mit seinem Wissen, ehe dieses Fragen stellen konnte. "Na dann mal los...!", erwiderte der, ohne zu wissen, was er so wirklich davon halten sollte. Dass er als Neumitglied höchstwahrscheinlich schnell unter Beobachtung stand, teilten ihm Kazuo und Toki jedenfalls nicht mit... "Na endlich, ich dachte ihr wollt mich hier verschimmeln lassen!", pflaumte der Schwarzhaarige zu den drei stämmigen Schränken, die ihn zur selben Zeit in einem eher abgelegenen Stadtteil von seiner Fußfessel befreiten, die sein rechtes Bein seit drei Tagen mit einem dicken und stabilen Heizungsrohr verband, sodass er den Raum unmöglich verlassen konnte. Wenigstens bis zur Toilette kam er, wobei diese so schmutzig war, dass er sie nur benutzte, damit der Gestank in seinem Raum, der wahrscheinlich von Schmieröl und irgendetwas Verbranntem kam, nicht noch weiter zunahm. "Sie sind jetzt frei, genießen Sie die nächsten Tage!", sagte ihm einer der Männer schließlich, eher die drei sich in einen schwarzen Toyota mit abgedunkelten Fenstern setzten. "Ich glaub's nicht...!", stieg sofort die Wut in Nobuto hoch und er trat empört gegen das Auto, was aber keinen wirklichen Schaden davontrug und im nächsten Moment mit einer satten Geschwindigkeit davonfuhr. "Die nächsten Tage... aha, wollen sie mich zurückholen? Ich werde den Laden verlassen, Yokohama kann mich mal!", ärgerte sich der große Mann vor allem über seine Machtlosigkeit, die er in seiner vorherigen Situation und streng genommen auch jetzt besaß. Aber nachdem er sich fest vorgenommen hatte, die Stadt und am besten sogar das Land zu verlassen, kramte er aus seiner Jackentasche einen Zettel hervor und seufzte auf: "Gewinnen Sie das Game gegen das Team AAA und sie kriegen eine angemessene Entschädigung. Ein Versagen wird nicht akzeptiert, wenn Sie allerdings gar nicht antreten... ahahaha, ja was dann?", las er den Zettel bis zum Ende und ärgerte sich, dass er nicht mal wissen durfte, was im Falle eines Abtauchens mit ihm passieren würde. "Dazu müsstet ihr mich erstmal finden! Ich werd meinen gesamten Körper bis in die A****ritze kontrollieren und neu einkleiden, sodass ihr keinen Schimmer haben werdet, wo ich mich befinde! Zur Not buddel ich mir einen Gang aus meinen Keller, sodass eure Videoübertr... FUCK!" Nobuto war selten in Rage und selbst den Leuten, die ihn am besten kannten, nur als selbstbeherrschter Typ bekannt; aber wenn es erst einmal passierte, war er für kurze Zeit auf 180 und ließ seinen Gefühlen und Gedanken freien Lauf. Er ärgerte sich in diesem Moment vor allem über das Rechtssystem, dass den Yakuza, zu denen diese Typen höchstwahrscheinlich gehörten, teilweise sogar Rechtsschutz gewährte. Und er ärgerte sich darüber, dass man mit ihm spielte. Er hatte das Bus Game jahrelang mitgemacht, weil er trotz der Umstände an seine Fähigkeiten glaubte und sich so zudem finanziell über Wasser halten konnte, ohne in Restaurants die Teller zu waschen; aber diese Umstände hatten nun einen völlig neuen Umfang erreicht und sein Innerstes tolerierte dieses Spiel nicht länger. "Ah, am Ende haben die noch einen Satelliten auf mich angesetzt...!", bedachte er aber auch die Verhältnisse in denen diese reichen Säcke lebten, die ihn als Schachfigur missbrauchten. "All die gewonenn Duelle in der Vergangenheit... wir haben deren Ärsche mit Gold und Platin gepflastert und so danken sie es uns? Mit einer krass gesetzeswidrigen Überwachung?" Es dauerte noch eine Weile, bis beim Schwarzhaarigen wieder die Selbstkontrolle Überhand nahm und sein Blick, sowie sein Vokabular, bekannte Ausmaße annahmen... Kapitel 48: GS: Psycho-War > When the forest could be your grave ---------------------------------------------------------------- 50.Kapitel Diesmal hatte es ihm endgültig die Sprache verschlagen… kein Ton kam von seiner Zunge. Wo er bisher immer wütend geflucht und ohne Zögern die Verfolgung aufgenommen hatte, bekam er jetzt zum ersten Mal ein bisschen… Angst. Ein ihm sonst gänzlich unbekanntes Gefühl, aber er konnte es nicht fassen, dass diese drei Typen es immer wieder schafften, ihn und seine Mitstreiter auszutricksen. Zuerst hatte die sonst so zuverlässige Yaone versagt… jetzt sogar seine rechte Hand Dokukakuji. Bisher völlig unvorstellbar. Als Lilin, die nach dem Essen noch auf der Toilette war, aus der Taverne und von hinten angerauscht kam, ihm wie immer auf den Rücken sprang, schaffte er es sich nicht wie gewohnt zu halten und kippte vorne über. Seine Schwester war so verwundert, dass sie vorne rüberrollte und ziemlich hart auf ihr Steißbein fiel, was mit einem schmerzhaften Laut verbunden war. „Was ist los, Bruder?“ Aber sie sah schnell, wie Dokukakuji bewusstlos auf der Erde lag und die drei Gefangenen schon wieder nicht da waren, wo man sie zu haben gedachte. Nach einer Weile fragte sie „Und was machen wir jetzt?“ Ihr Bruder schien tatsächlich zu resignieren. Er kniete auf der Erde und hielt sich eine Hand an den Kopf; mit der anderen stützte er sich auf der Erde ab. Aber der Schein trügte… nach einem kurzen Moment nahm das Gesicht des Dämons wieder eine sehr ernste und gefasste Form an. Er stand auf, schaute in Richtung Dokukakuji und ging dann in Richtung Taverne. Lilins Frage beantwortete er mit einem schnippischen „Zurückschlagen. Solange, bis wir gewonnen haben!“ So gefiel er seiner Schwester schon viel besser und sie ballte sogleich energisch die Fäuste, um ihre Hilfe anzubieten. Sie schaute kurz in alle Richtungen, um sich Respekt zu verschaffen, bemerkte aber, dass ihr Bruder zielstrebig auf das Haus zusteuerte und nicht in den Wald ging, wo ihre Feinde so oder so zu irgendwo finden sei müssten „…Moment mal, wo…?“ Ein paar hundert Meter weiter entfernt, im dichten Wald, stand ein altes verfallenes Haus, welches so sehr mit Efeu und anderem Grünzeug bewachsen war, dass man es von weitem unmöglich erkennen konnte. Zahlreiche kleine Tiere hatten dieses Haus zu ihrer Wohnstätte auserkoren und so war es kaum vorstellbar, dass dort jemals wieder ein Mensch hausen würde. Aber es kam dem Priester gerade recht, um sich der für ihn stets gefährlichen Welt etwas zu entziehen. Er legte seine Kutte ab und lehnte sich erschöpft an eine der moosbewachsenen Wände. Kraft tanken, das musste er jetzt dringend tun. Es war verantwortungslos, seine Kameraden in nächster Nähe zu Kogaiji und seinen Mitstreitern liegen zu lassen, aber er war schon immer etwas eigensinnig und in jenem Moment wusste er auch nicht, wie es genau um die Situation bestellt war. Er sah Cho Hakkai und Son Goku nur schlafend im Gebüsch liegen, unweit seines eigenen Körpers und fand auch schnell heraus, dass sie nicht tief im inneren Wald lagen, sondern gefährlich nahe an einer großen Wiese neben einer Taverne. Die Kampfspuren, die die Körper seiner Kameraden aufzeigten, ließen ihn höchste Vorsicht walten. Aber im Grunde genommen hatte er eh nie um Hilfe gebeten, mit Ausnahme dem Dienst als Taxifahrer, den Cho Hakkai annehmen sollte, damit der schon sein halbes Leben auf Reisen verbringende Priester etwas schneller zu seinem Ziel kam. Aber es lief wie immer nicht alles wie geplant und so saß er jetzt erschöpft in diesem Haus und zündete sich eine Zigarette an. Immerhin die konnte ihm keiner nehmen. Wie so oft eine Art Hilfe zur Meditation und Besinnung, die hin und wieder von Nöten war. Er zählte aber zunächst seine restlichen Kugeln, die ihn beschützen mussten, bis er diese gefährliche Region verlassen hatte – es waren genau 16 Stück – und erst dann tauchte er in tiefste Gedanken ab, wo ihn auch das Kitzeln der kleinen Insekten nicht stören konnte, die ihn langsam zu untersuchen begannen. Sie standen schon seit Stunden am Wegesrand und warteten... warteten auf Beute... Aber niemand kam vorbei und so wurden sie immer ungeduldiger, einer von ihnen hatte bereits sein Messer gezückt und spielte mit diesem herum. "Wieso bist du so nervös?", fragte der Größte, der auch körperlich den stärksten Eindruck machte seinen Partner, der auf und ab trippelte und dabei einen aufgelösten Eindruck machte. "Es-s ist total langweilig hier, ich brauche w-was zutun!", antwortete der und verwies auf den dritten, der sein Messer auch nicht ohne grund gezückt haben dürfte. "Nun ob wer kommt oder nicht, wir müssen eh bis zur Dämmerung hierbleiben!", erwiderte der Große und fasste ihm an die Schulter, damit er stillhielt. "Wieso eigentlich nicht nachts? Bestimmt fahren die alle nachts hier durch und verprassen vorher unseren Wegzoll in den Tavernen?!", tippte der Dritte und schnippte schneller mit seinem Jagdmesser. "Unverschämtheit!", brüskierte sich der nervöse Typ. "Na und? Meister Ko bekommt eh den größten Teil des Wegzolles. Jeder der ihn betrügt, stirbt sofort!", versuchte der Große das Thema abzuwiegeln. "Ganz Recht!", ertönte plötzlich eine timme hinter den Dreien. Sie schauten sich überrascht um und erblickten die Schwester der genannten Person. Bevor sie irgendetwas sagen konnten, hielt Lilin die Hand ausgestreckt und lächelte dabei fies. "Wenn du unser Gespräch mitangehört hast, weißt...", begann der Typ mit dem Messer, aber die Orangehaarige erwiderte gleich "Hab ich nich, um was geht's?" "Wir kommen um vor Langeweile, weil niemand hier langkommt!" "Gut, dann gibt's jetzt was zutun. Ich war eh nicht hier um Geld einzusammeln, es geht diesmal um drei Flüchtlinge, die hier ihr Spielchen mit uns spielen." Die drei Typen guckten leicht irritiert, aber sie freuten sich spontan; jedes bisschen Aktion kam ihnen gelegen. Sie grinsten erfreut. "Dürf-fen wir wem die Kehle aufschl-litzen?", verlieh der Kleinste, der bis eben noch nervös herumtrippelte, seiner Vorfreude und seiner Begierde Ausdruck. "Hmm... leider nein!", antwortete Lilin schnippisch. "Der Meister möchte sie bei lebendigem Leibe ausweiden!" "Ooooh, schööööön!", erklang es im Chor. Bevor sie Genaueres erfragen konnten, gab Lilin ihnen die nötigen Anweisungen: "Ihr geht nach Süden und informiert all eure Kameraden, die dort nichts zutun haben und dann hängt ihr dort diese Zettel an den Bäumen auf; jeder zweite Baum ungefähr! Und dann zieht ihr eine Grenze, dass niemand da durchkommt!" "Aha...? Wieso n-nicht jagen?", fragte der Kleine enttäuscht. "Weil wir nicht wissen, wo sie sind, du Idiot!", rüffelte Kogaijis Schwester ihn. "Außerdem würden sie euch möglicherweise überwältigen, immerhin haben sie auch mehrere Konfrontationen mit dem Meister, Yaone, Dokukakuji und meiner Wenigkeit überlebt! Der Plan ist aus dem Versteck anzugreifen, auch wenn es mir selbst nicht passt!" "Okay... und wo ist der Meister?" "Jagen!" "Ooooh mein Koooopf...", stöhnte Son Goku, als er nach einer Weile wieder aufwachte und noch ohne Besinnung im Gebüsch lag, wo ihn der Priester zuvor liegen gelassen hatte. "Hunger...." Zunächst setzte er sich auf, sah sich um und bemerkte schnell, dass er nicht wusste wie er seinen derzeitigen Standort erreicht hatte. Er sah die an das Gebüsch angrenzende Wiese mit der Taverne und fragte sich sogleich umso mehr, was er hier tat. Erst dachte er kurz daran, dass der Priester und sein sonderbarer Chauffeur ihn zurückgelassen hatten, da er wo es nur ging ihre Vorräte plündern würde - er machte keinen Hehl daraus, dass er das tun würde und wusste auch, dass sie es ihm nicht gutheißen würden -, als er dann aber Cho Hakkai unweit von sich selbst zwischen zwei großen Sträuchern und einem Baum liegen sah, verschwand der Gedanke wieder. Ehrlich gesagt wusste er rein gar nichts über den scheinbar immerzu furchtlos auftretenden Gesellen, aber es machte zumindest den Eindruck, dass sein Meister ihn benötigen würde. Während er so überlegte, überkam ihn aber der Hunger und nach einem kurzen Kampf mit sich selbst stürzte er sich in die Taverne, obgleich dies eine perfekte Falle sein konnte. Eine halbe Stunde später wachte auch jener auf einem Auge bebrillte Chauffeur auf und erhob sogleich seinen sich ungemein steif anfühlenden Körper, um sich ebenfalls ein Bild von der Situation machen zu können. Er wusste genau wie Son Goku absolut nicht, was er in dem Gestrüpp nahe dieser Wiese, an die er sich auf jeden Fall noch erinnern konnte, tat und fragte sich, wo seine beiden Mitstreiter abgeblieben sind und was vor allem mit dem Dämonenpack geschehen ist. "Haben Sie den Priester etwa mitgenommen und foltern ihn jetzt?", war sein erster Gedanke, aber die laute Aussprache dieses Gedankens tat ihm nicht gut, denn es setzte sofort einen Rüffel von hinten. "Denk nicht im Traum daran, dass ich mich von solchen Lackaffen verschleppen lasse!" "Sanzo-sama!" "Komm mit, wir haben etwas zu erledigen!" "Würden Sie mir vielleicht netterweise erklären, was...?" "Dafür haben wir keine Zeit!", gab sich der Blonde gewohnt bestimmend und unnachgiebig, aber im tiefsten Inneren war er froh, dass er den Mann noch unversehrt dort gefunden hatte, wo er ihn vierzig Minuten zuvor hatte liegen lassen. Er hätte sich selbst die Schuld gegeben, wenn sie ihn gefunden hätten, auch wenn das nicht seinem Auftreten entsprach. Jedenfalls fühlte er sich nach seiner kleinen Meditation ausgesprochen gut und hielt die Pistole locker und leicht per Drehung an seinem rechten Zeigefinger geschwungen. Jedwede Verkrampfung, die er zuvor verspürte, war wie weggeflogen und auch sein Kopf arbeitete klar und so wie er es jetzt nötig hatte. "Okay, ich folge Ihnen!", bemerkte das auch Cho Hakkai und wurde zugleich selbst etwas sicherer. Wo ihr kleiner vielfräßiger Kamerad steckte, den Gedanken vergaßen sie allerdings beide. "Lecker! ...Sie sind eine Göttin!", hätte ihnen darauf wahrscheinlich ein lautes Schmatzen die Antwort darauf gegeben, wenn sie sich nur etwas näher an der Taverne befunden hätten. Dort saß der kleine Affe nämlich und stopfte wie ein Wilder das Essen in sich hinein, was ihm die Empfangsdame- und Kellnerin in mehreren Fuhren brachte. Er befand sich mittlerweile im sechsten Gang und die Schulden, die er machte, wurden langsam gefährlich, da Frauen im Zweifelsfall bekanntermaßen eine höhere Gewalt anwendeten, der ein Mann nichts entgegenzusetzen hatte. Aber da scherte sich der Vielfraß nicht drum und verlangte nach dem nächsten Gang, den zu seiner Enttäuschung bereits das Dessert darstellen sollte. "Sie haben einen gesunden Hunger, werter Herr. Aber überschätzen Sie ihren Körper nicht, jeder hat seine Grenzen!", versuchte die Kellnerin, die von all dem Trouble und der Tatsache, dass ihr einziger Gast ein von Kogaiji gesuchter Feind war, nichts wirklich mitbekommen hatte oder sich zumindest nicht darum scherte, es mit der Vernunft-Schiene, aber die wirkte bei Son Goku generell nicht; er verlangte nach mehr Fleisch. "Wie sieht es mit der Bezahlung aus?", stellte die letztendlich doch etwas skeptisch gewordene Frau schließlich die kritische Frage... Kapitel 49: GS: Spell-Catch > Performance of an hardship case ------------------------------------------------------------- Kapitel 53 Joo endlich mal ein neues Kapitel. Vielleicht liest es ja sogar wer. Wenn ja, freu ich mich sehr über Kommentare, zur Abwechslung schreibe ich es mal ganz auffordernd hierhin ;) Es war schon außergewöhnlich, wie sehr Kogaiji seine Gegner ernst nahm und wie hoch er die Sicherheitsvorkehrungen schraubte. Dabei hatte er es doch trotz allem nur mit drei Männern zutun, die ihm körperlich sicherlich unterlegen waren und zudem noch geschwächt. Einzig dieser Son Goku schien ihm robust und kampfstark, aber dafür nicht allzu klug. Doch er konnte sich bei seiner Ehre keinen weiteren Misserfolg erlauben, das würde ihm schlaflose Nächte bereiten. "Schwester, sind die Bannkreise gezogen?", rief er, als er ein Rascheln im Gebüsch vernahm. Zwei Sekunden später rauschte tatsächlich seine Schwester durch die dichten Blätter und zog ihre Victory-Finger hervor. "Ich habe ihnen den Befehl erteilt. Ich glaube kaum, dass sie nicht spuren." "Mit Sicherheit nicht. Man kann nur hoffen, dass die Fremden keine Magie beherrschen." "Haha selbst wir beherrschen keine richtige Magie, so etwas gibt es doch gar nicht!", versuchte Lilin etwas verwundert die Zweifel ihres Bruders zu zerstreuen, aber er schaute sie nur finster an. Nach all dem Geschehenen wollte er nichts mehr ausschließen. Er trank einen mächtigen Schluck aus einer Tonkaraffe und riss ein gutes Stück von seinem Fladen ab, der auf dem Teller neben ihm stand, dann verließ er die Behausung, die als eine Art Baumhaus bezeichnet werden konnte und so etwas wie seine Zentrale darstellte. Lilin schloss sich ihm an; die Körper von Dokukakuji und Yaone lagen mittlerweile nebeneinander auf einem Futon in eben diesem Baumhäuschen; sie waren noch nicht wieder fähig, ihren Meister mit ihren Kräften zu unterstützen; die hübsche Schamanin lag ohnehin noch im Tiefschlaf. Bevor er sich endgültig aufmachte, nahm er noch zwei große Metallringe aus einem Tonkrug, der vor dem Haus hinter ein paar Sträuchern versteckt stand. Diese Metallringe beinhalteten scharfe Klingen und zudem vermochte Kogaiji sie mit einem Trick unter Strom zu setzen und eben dies hatte er vor, an seinen Gegnern anzuwenden, um auch sicherzugehen, dass sie ihm nicht noch einmal abhauen konnten. "Tod und Verderben, Amen!", zwitscherte Cho Hakkai gewissenlos, während er den Priester dabei nachahmte, wie er sich hinkniehte und die Handflächen zu einem kurzen Gebet verband. Dieser ignorierte das und führte seinen stillen Ritus zuende, der sich auf einen inneren Monolog beschränkte, zu dem er nicht mal die Lippen bewegte. "Denen geige ich die Meinung, auf jetzt!", erhob er sich schließlich und riss den Einäugigen aus seiner allerheiligsten Gebetsstunde. "Jawohl, zu Befehl, Sanzo-sama!" Der grobe Priester hielt den Griff seiner ihn schon seit Jahren begleitenden Pistole fest umschlungen und spitzte all seine Sinne; die Gefahr konnte überall lauern, sie befanden sich tief im Gebiet des Feindes und dieser Feind setzt höchstwahrscheinlich alles daran, ihn und seine Gefährten zu schnappen. Wie richtig er mit dieser Vermutung lag, zeigte ein paar Schritte weiter südlich ein Sutra, wie der Priester es zuvor schon einmal gesehen hatte: "Das ist ein Yoga-Sutra... ich kenne diese, bin schonmal jemandem begegnet, der seinen Geist mittels Raja Yoga gestärkt hatte. Das könnte gefährlich werden... solche Leute werden niemals ruhen, bis sie ihren Gegner gestellt und besiegt haben, das ist ungeschriebenes Gesetz!" "Wieviel sie wissen...!", ereiferte sich Cho zu einem neuen Lobgesang, die dem Meister aber mittlerweile auf den Keks gingen, da es sich für den nicht so altbackenen Priester nach grässlicher Schleimerei anhörte und er langsam darüber nachdachte, ob der Kerl versuchte, ihn im Endeffekt zu verhöhnen. Er schenkte ihm einen argwöhnischen Blick und zuckte mit der rechten Augenbraue, aber im Grunde lag in Chos Tonfall keine Spur von dem Ermessen, ihn zu verspotten. Wieso auch? "Ich habe früher jeden Tag Asanas zur Stärkung der Muskulatur angewendet, als Sanzo muss man sich mit allen buddhistischen Traditionen auskennen", rechtfertigte er sich dann lieber, anstatt noch etwas dicker aufzutragen oder seinen Zweifeln Luft zu machen, wie es eher seine Art gewesen wäre. Aber er war bemerkenswert ruhig geworden; die vergangenen Wochen und Monate hatte er noch mehr erlebt, als zuvor schon - dank seines provozierenden Auftretens war in seinem Leben schon immer viel los - und war interessanten Personen begegnet, die es tatsächlich geschafft hatten, seinen Charakter zu beeinflussen. Wobei er in früheren Tagen auch ein eher ruhiger und manchmal sogar halbwegs freundlicher Geselle war. Jedoch fing er irgendwann an Alkohol zu trinken und nicht mehr mit dem asketischen und immerzu auf Buddhas Willen ausgerichteten Verhalten klar zu kommen und so ließ er sich schließlich von Kannon Bosatsu und den anderen großen Missionaren, wie er sie nannte, auf verschiedene Touren schicken, bei denen er nebst Erledigung seiner Aufträge endlich etwas von der neuzeitlichen Welt sah, der sich die Mönche in ihrem heiligen Reich absolut verschlossen. Aber es gab nun einmal Dinge in dieser Welt, die der Welt und ihrem Frieden schadeten, teilweise buddhistischen Ursprunges, und diese mussten bereinigt werden; so bot sich der gelangweilte Priester diesem Tun an und verbrachte sein Leben seitdem auf Reisen. Da er als Sanzo eine recht hohe Position innehatte, empfanden es die ältesten Mönche als sinnvoll, wenn er sich in der weiten Welt fortbildete, aber was für Charakterzüge sich in diesem speziellen Sanzo manifestierten, hatten sie sich kaum gewünscht und ein jedes Mal, wenn der Blonde nach getaner Arbeit - zumindest war er höchst zuverlässig - wieder im Dorf auftauchte, traktierte er die armen Mönche, ihm alles herzurichten und nach der Nase zu tanzen, was er selbst nicht mal als unstattlich empfand. Nein, eigentlich erwartete er, dass die Herren schon von sich aus spurten und wurde teilweise ziemlich unhöflich, wenn er zu selbstverständliche Sachen immer wiederholen musste. So waren die Mönche ziemlich dankbar, dass ihr Härtefall schließlich zu einer sehr wichtigen Mission abkommandiert wurde, die ihn in höchst entlegene Gebiete schickte, was ihn so schnell nicht wieder auf den Plan rufen würde. Und so trieb es ihn nach vielen Umwegen schließlich in das Gebiet der selbsternannten Dämonen und er sah sich mit der härtesten Überlebensprüfung konfrontiert, die er bisher zu meistern hatte. Im Grunde war er froh, dass er nicht schon zu diesem Zeitpunkt schwer verletzt oder halbtot auf der Folterbank dieser Irren lag. Nach den jüngsten Vorfällen entschied er sich jedenfalls, seine Gegner absolut ernst zu nehmen. Und das zeichnete einen guten Sanzo schließlich aus; die Situation richtig einschätzen zu können. "Bhujangasana...", murmelte er und fügte auf Chos fragende Blicke sogleich die Erklärung an: "Die Haltung der Kobra. Macht ziemlich beweglich, die zeig ich dir, wenn wir hier fertig sind." Unwissend, ob der Priester ihn damit aufmuntern oder eher verschrecken wollte - sein Gesichtsausdruck ließ ihn fälschlicherweise Letzteres ahnen -, nahm er es mit einem schlichtem "Okay" und einem für ihn typischen erzwungenen Lächeln zur Kenntnis. Dann stellte er sich aber vor, wie der blonde Priester auf einer Matte irgendwelche seltsamen Dehnübungen praktizierte und musste plötzlich lachen, was wiederum den Priester irritierte und zu einem giftigen Blick verleitete. "Nun aber los, wir haben nicht ewig Zeit!", brachte er den nötigen Ernst in die Situation zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)