Sarcastic Drug von Chrolo (Geteiltes Leid ist halbes Leid) ================================================================================ Kapitel 35: GS: Journey to the southwest > Don't bother! -------------------------------------------------------- 35.Kapitel Zur selben Zeit, 250 km weiter südwestlich, waren auch Genjo Sanzo und Cho Hakkai am spielen. Sie waren in den drei Tagen ganz gut voran gekommen und hatten sich lediglich dreimal verfahren. Nun saßen sie in einem chinesischen Gasthaus und hielten sich mit Pokern bei Laune. „Meister, sie haben mit Sicherheit das Kreuz-Ass, liege ich da richtig?“, fragte Cho, der sich besondere Merkmale von Karten einprägte, um Vorteile beim setzen zu haben. Nicht umsonst besaß er nach einer halben Stunde am meisten Chips. „Gleich setzt’s was!“, rief Genjo und schmetterte die Faust auf den Tisch. Seit er mit Cho unterwegs war, hatte er seine Ruhe nach und nach wieder verloren. Der Einäugige nervte ihn mittlerweise genauso wie seinerzeit der Affe. Aber er konnte ihn nicht wegschicken, denn woher sollte er denn sonst ein Auto inklusive Chauffeur kriegen. Die anderen vier Mitspieler waren jedenfalls zum Teil angetrunken und merkten nicht mal, dass sie hier ausgenommen wurden, nur einer hatte sein Startguthaben etwas erhöht. Der blonde Priester hatte Mühe, nicht unter seines zu rutschen. „Ui, da war tatsächlich noch ein König, welch Glück!“, freute sich Cho, nachdem er vor der River-Card noch einmal erhöht hatte, obwohl er wusste, dass Genjo zu dem Zeitpunkt das bessere Blatt hielt. Mit dem Kreuz-König kam er aber auf einen Drilling und der überstieg die zwei Pärchen seines Mitspielers. „Sieht so aus, als würden drei Könige reichen…!“ „Pff, mir fehlt die Herz-7 zum Straight Flush!“, resignierte der Mann, der ganz gut mitspielte, in dieser Runde aber sogar hinter Genjo rutschte. Jetzt musste er aufpassen, dass er am Ende keine Verluste machte, denn Cho wurde immer besser, je mehr Karten er anhand der Rückseite erkennen konnte. „Hahaha, das Ass war richtig, aber ich habe noch einen König, damit habe ich… ach mist, immer noch zwei Pärchen!“, freute sich Genjo zu früh. „Ja, aber sie können sich jetzt aussuchen, welche Pärchen sie nehmen!“, versuchte Cho ihn aufzuheitern. Aber erfolglos, der Priester funkelte ihn nur böse an. „Neue Runde, jetzt gewinne ich!“, rief einer der Besoffenen, die jetzt ihre letzten Einsätze in den Pot schmeißen mussten. „Gerne, dann wird die Runde um zwei Leute ärmer…!“, erwiderte Cho amüsiert. „Ha, ich hab das perfekte Blatt!“, freute sich Genjo innerlich, als er auf die zwei Asse schaute, die er von der Geberin erhalten hatte. „Na gut; Small blind, 800 Yen!“, begann Genjos Nachbar die Runde, der vor der Runde seinen Sieg angekündigt hatte. „Na dann, ich gehe mit!“, lächelte Cho und schob in die Mitte. Sonst ging keiner mit, außer Genjo. Damit flog der andere Betrunkene raus, aber mit einer Herz-3 und einer Karo-2 war da auch nicht viel zu machen. „Hmm, Herz-7, Herz-9 und Pik-Ass. Die Runde geht an mich, jetzt zieh ich ihn ab!“, murmelte Genjo in seine Karten, die er stehts in der Hand hielt und nicht wie normale Spieler auf dem Tisch liegen ließ, was Cho das Lesen der Karten aber nicht erschwerte. Auf dem Turn kam dann das vierte Ass und Genjo wollte seine Freude schon herausschreien, hielt sich aber im Zaum und setzte weiter. Am Ende gewann er dann wie erwartet und wollte sich sofort die Einsätze greifen, ehe er merkte, dass ziemlich wenig in der Mitte lag. „Hey!?“ „Was denn? Ich bin nicht mitgegangen, weil mir klar war, dass du mindestens drei Asse haben würdest!“, sagte Cho und lächelte den Priester an. „Mann!“, brüllte Genjo und haute wieder auf den Tisch. „So hat das doch keinen Zweck, wir gehen!“ „Ein seltsames Dorf!“, meinte der Priester später, als sie in ihrem Zimmer in der Herberge des Dorfes saßen. „Du meinst, weil ein Bier 660 Yen kostet und trotzdem fast alle betrunken waren, obwohl dieses Dorf nicht sehr wohlhabend aussieht?!“, versuchte Cho zu erraten, was Genjo meinte. Aber das hatte der Blonde nicht gemeint, das hatte er ja nicht einmal registriert. „Nein… ich habe so ein flaues Gefühl im Magen, hier ist was im Busch. Irgendwas verfolgt uns!“ „Verfolgungswahn? Ei ei, das ist blöd!“ „Gleich knallt’s, dann verfolgt mich schonmal einer weniger!“ „Ach, wollen sie, dass ich nebenan schlafe? Bezahlen könnte ich das Zimmer wohl…!“ „Du bist der Erste, der freiwillig für etwas bezahlt, was er schon hat!“ „Aber ich will keine Angst haben, im Schlaf erschossen zu werden!“ „Für wen hältst du mich eigentlich? Als ob ich eine meiner wertvollen Kugeln an dich verschwenden würde!?“ „Also gestern haben Sie gleich zweimal auf mich geschossen!“ „Quatsch, hinter dir waren zwei Moskitos und ich lasse mich nicht gerne von denen stechen!“ „Aber wir waren doch auf vier Reifen unterwegs, ich glaube kaum, dass uns ausgerechnet diese beiden Moskitos… ah ich habe verstanden, sie fühlen sich von Insekten verfolgt!?“ „Ab nach nebenan!“, brüllte der Mönch, der seine in Yokohama wiedergefundene Ruhe so langsam gänzlich verlor. Aber der Einäugige kam schon nach einer halben Minute wieder, mit den Worten: „Da ist schon wer! Ich bin im falschen Moment reingeplatzt und habe fast einen Schuh an den Kopf bekommen!“ „Hast du ihn wenigstens behalten? Wenn du dir den dazugehörigen zweiten noch holst, können wir sie vielleicht verkaufen!?“, versuchte der Priester die Ruhe zu bewahren, während er sich im Stillen maßlos darüber aufregte, dass sein Begleiter scheinbar nicht mal wusste, dass er sich unten erst ein Zimmer zuweisen lassen musste. „Nein, ich war so nett, ihn zurückzuwerfen!“ „Trottel!“ „Gestern war ich noch ein Idiot…!“ „Schließt sich ja nicht aus!“ „Und was bin ich morgen?“ „Tot, wenn du jetzt nicht das Zimmer verlässt!“ Ein überraschend warmer nächster Morgen ließ das Gemüt des Priesters wieder im herbstlichen Sonnenglanz erstrahlen und Cho wunderte sich fast, als er auf dem Flur versehentlich gegen seinen Meister stieß und der ihm nicht die alleinige Schuld dafür gab. „Los, wir gehen essen, ich habe Hunger bekommen!“ „Eine gute Idee, Meister Sanzo!“ Sie setzten sich unten in der geräumigen Stube an einen der vier Tische und beordeten die Küchenfrau, die hier für alles zuständig war, da es nur einen kleine Herberge war. „Ich hätte gerne zwei Scheiben Weißbrot und zwei Yakisoba-Spieße, sowie einen China Fujian Jasmin mit Ahornsirup statt Honig!“ „Fleisch gibt es morgens nicht, tut mir Leid!“, erwiderte die ältere Frau Genjos Wunsch. „Hmm, dann sollten sie vielleicht zwei Karten anlegen!?“ „Naja, steht drunter!“ „Dann zwei Scheiben Rettich!“ „Sie haben einen außergewöhnlichen Geschmack, Meister Sanzo!“, bemerkte Cho, der sich lediglich eine trockene Scheibe Graubrot und einen Lung Ching-Tee bestellte. Wobei, was heißt lediglich… dieser Tee war der teuerste, nur was für Feinschmecker. Genjo zollte seiner Wahl daher wenig Respekt, auch wenn es nicht sein persönliches Geld war. Darüber hinaus hatte er ja vor, sich einladen zu lassen. Aber erstmal wurde er von seinem Begleiter in ein Gespräch verwickelt. „Meister… was sagt ihnen ihr Gefühl heute…?“ „Worauf willst du hinaus?“, versuchte Genjo es schnell wieder zu beenden. „Auf nichts. Sie sagten doch gestern, sie fühlten sich verfolgt!?“ „Ja und das Gefühl ist noch stärker geworden. Da ist etwas nicht normal!“ „Sehr interessant! Ich habe nämlich letzte Nacht einen Schatten an meinem Fenster vorbeihuschen sehen. Sie müssen wissen; ich schlafe mit offenen Augen und nehme so etwas sofort wahr!“ „Mit offenen Augen? Hast du rechts etwa ein Glasauge drin?“ „Oh sorry, ich vergaß…! Aber Mit offenem Auge hört sich komisch an!“ „In der Tat! …Jedenfalls willst du etwas gesehen haben, das ist doch interessant!“, sagte der Priester und schwelgte ein wenig in Gedanken, während er statt seinen Gegenüber die hübschen Wandverzierungen anstarrte, die nur in der Stube an den Wänden waren; die Zimmer oben waren in kahlem Weiß gehalten. Aber dafür war das Nächtigen hier nicht so teuer. „Nun, ich bin mir sicher…!“ „Ich denke wir fahren sofort nach dem Essen, diese Stadt ist mir nicht geheuer!“ „Eine gute Idee!“ Dann kam auch schon das Essen. Genjo wunderte sich, dass die Frau, die scheinbar alleine arbeitete, nicht einmal drei Minuten gebraucht hatte. Er bedankte sich – was an sich schon beachtlich ist – und schnupperte an seinem Tee, ehe er den dazugehörigen Beutel zu seinem neuem Nebenbeschäftigungs-Spielzeug auserkohr. „So, jetzt aber nichts wie weg hier!“, sagte Cho, als er sich in seinen Jeep setzte, nachdem er dem Blonden gentleman-like die Tür geöffnet und alle Vorräte verstaut hatte. „Ich hoffe, dass wir in der nächsten Stadt mehr Glück haben!“ „Ganz meine Meinung!“ Die Fahrt über waren sie relativ still; Genjo bevorzugte es sowieso, auf die Umgebung zu achten und in Erinnerungen zu schwelgen (obwohl die meisten seiner Erinnerungen mit irgendetwas Negativem verbunden waren). Cho war eigentlich eine Labertasche, aber bevor er sich eine Kugel einfangen würde, hielt er meist doch die Klappe. Aber immer erst dann, wenn Genjo schon auf 180° war. Ganze fünf Mal hatte er jetzt schon ein „Stirb!“ an den Kopf geworfen bekommen, Genjos Lieblingsspruch. Aber heute ließ er den Priester das schöne Wetter genießen. Die Bäume an den Wegrändern in dieser Region waren sehr schön; an manchen hingen exotische Früchte, die Cho am liebsten sofort gepflückt hätte. Und die Ruhe war so schön, dass sie einfach zerstört werden musste; Zisch, ein Reifen, zisch, zwei Reifen kaputt. Ehe sie sich versahen war ihre Weiterfahrt für’s Erste Geschichte. Und als ob das nicht genug wäre, bekamen sie auch noch unerwünschgten Besuch. „Hey, wen haben wir denn da? Zwei Reisende in einem Jeep? Toll, ihr habt doch bestimmt irgendwas dabei, was wir gebrauchen können!?“, fragte ein Mann, der mit dem Mundschutz und einer Pistole wie ein schlechter Cowboy aussah und sich mit zwei weiteren Männern dem Wagen näherte. „Hakkai… die verderben mir meine gute Laune!“ „Wohl wahr, ich weiß nicht, wo wir jetzt noch einen zweiten Reifen herkriegen, ich habe nur einen zum Ersatz!“ „Dann erledigen wir das hier besser schnell…!“ Zwei schnelle Bewegungen und zwei der drei Männer, die noch glatte zwölf Meter entfernt waren, fielen wie vom Blitz getroffen zu Boden. „Gut getroffen, Meister!“, lobte Cho den Priester. „Den da lasse ich am leben, der soll uns einen Reifen beschaffen!“ Aber daraus wurde nichts, denn jetzt kamen hinter den Felsen und Bäumen ein paar weitere gruselige Gestalten hervor, die scheinbar alle nichts Gutes wollten. „Du ziehst das Pech echt an!“, meinte Genjo und zielte mit seiner Pistole furchtlos auf einen der Feinde. Die Männer lachten nur und näherten sich dem Jeep. „Hey, wieso denn so aggressiv? Wir wollen doch nur etwas zu essen und vielleicht etwas Schmuck für unseren Boss! Wir sind auch nur Menschen!“, erklärte einer der Banditen die Absichten der Eskorte, deren Zahl mit der Zeit immer weiter anstieg. Er nahm seinen Hut ab und verneigte sich vor dem Blonden, der das mit einem etwas unglücklichen Gesichtsausdruck quittierte. „Tja, wir haben nicht viel und das, was wir haben, brauchen wir selber. Und jetzt besorg uns ein oder zwei neue Reifen, aber hurtig!“ Die Banditen lachten laut und auf Genjos Stirn bildeten sich langsam Wutfalten. „Hey hey, du hast ja echt ein gesundes Selbstvertrauen! …Willst du vielleicht bei uns einsteigen? Ihr kommt hier eh nicht weg!“ „Nein, Meister Sanzo hat einen wichtigen Auftrag zu erfüllen, wir wollen nicht noch mehr Zeit verlieren!“, ergriff Cho jetzt die Initiative. Mittlerweile wunderte sich das Pack wirklich, dass die Beiden noch so ruhig waren, aber dann richtete der Dicke, der vorher seinen Hut gezogen hatte, seine Pistole direkt an Genjos Kopf, mit den Worten: „Keine Witze Bruder, sonst knallt’s bei deinem Meister gleich!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)