If those harbour lights had just been a half a mile inland von abgemeldet (Juri x Shiori) ================================================================================ Kapitel 1: Martha's foolish ginger ---------------------------------- Das Herbstlaub knirschte leise unter den Schritten der vereinzelten Campusbewohner, die sich um diese Uhrzeit noch nach draußen wagten. Sie jedoch beherrschte die Kunst, sich lautlos durch die Allee zu bewegen. Juri machte ihrem Ruf als „schöner Leopard“ alle Ehre. Ihre Bewegungen waren geschmeidig, gleich dem Gang der faszinierenden Raubkatze. Ihre grünen Augen, die sonst voller Leben und Passion erschienen, waren an diesem Tag leer, die rotblonden Locken tanzten leicht im kühlen Frühherbst. Eine erdrückende Stimmung hatte sich auf ihr Gemüt gelegt, selbst ihre Umwelt schien darauf zu reagieren, wie der volle Mond, der sich hinter den Ahornbäumen und den gespenstisch erleuchteten Wolken versteckt hatte, nur vereinzelt drangen die Strahlen durch die Äste die schon merklich an Blattwerk verloren hatten. Der Pfad aus Plastersteinen, der von diesen alten Baumriesen umsäumt worden war, wirkte durch das Spiel von Licht und Schatten unwirklich, wie ein fantastisch anmutender Weg in eine andere Welt. Die edle Fechterin, die sich sonst immer für solch ein Szenario begeisterte, schien die Magie um ihre Person in diesem Moment nicht zu würdigen oder beachten. Ihre Gedanken kreisten um die letzte Nacht. Take a walk down memory lane with me Past a watermelon stand on the way Thinking I had everything we'd need on Martha's Foolish Ginger Die Dämonin mit den unschuldig anmutenden Augen hatte sie benutzt. Erneut – wie so oft. Sie war einfach in Juris Zimmer gegangen, hatte sich dort umgesehen, als gehörte alles ihr – angefangen von der antiken Wanduhr bis hin zum Bett mit den kunstvoll verzierten Eisenstangen. Sie hatte darauf Platz genommen, Juri mit einem Blick gemessen, dem sie einfach nicht widerstehen konnte. Wie oft war sie ihr eigentlich schon erlegen? Die Vorsitzende des Schülerrates hatte schon aufgehört mitzuzählen. Es war immer das gleiche Schema, und sie begann sich ernsthaft zu fragen, wie naiv sie in Wirklichkeit sein musste, um der jungen Frau immer wieder gefügig zu werden – ohne sich etwas zu erwarten. Was hätte sich Juri schon erwarten sollen? Liebevolle Worte? Die Hoffnung darauf, dass sie ihr persönliches Wunder endlich erlebte? Verdammt, sie war naiv geworden. Und das konnte sie nicht mehr von sich weisen. You were late How could I forget what you said- the part about that "Love taking over your life" was not your plan Es war wieder einer der Tage, in denen sich die anmutige Fechtmeisterin zurückzog, dem Unterricht fern geblieben war und nun einen Platz suchte, wo sie ihren Frieden finden konnte. Nur vereinzelt wiesen die alten, leicht verrosteten Straßenlaternen, deren dunkelgrüner Lack schon beim bloßen Ansehen absplitterte, den Weg – einen Weg, den Juri schon im Schlaf beherrschte. Nur unwillkürlich nahm sie das leise Flügelschlagen der Nachtfalter wahr, die sich um das eisige Licht sammelten und ihre anmutigen, kühnen Tänze vollführten. Im nächsten Moment wimmelte es nur so von den silbrig schimmernden Schwingen, ein leises, aber stetig zunehmendes Summen erfüllte die Luft wie das entfernte Rauschen des Windes, der durch die Äste pfiff. Sie wusste, dass es nicht mehr weit war. Kurz blieb die Frau stehen, schloss ihre Augen und konzentrierte sich auf die Brise, die neckisch an ihren Locken zupfte und zerrte. In solchen Momenten fühlte sich Juri befreit, sie streckte die Arme leicht aus, ließ sich mit den Winden davontragen, bis sie sich von oben sehen konnte, ein sachtes Lächeln auf ihren Lippen. Der Wind zischte leise als sie ihre langen, schlanken Finger spreizte, alles in ihrer Gegenwart wirkte wie eine stumme Symphonie, die nur sie verstand. Ein knackendes Geräusch ließ sie wieder aus ihrer Trance erwachen. Eine Krähe hatte sich von einem dürren Ast gelöst, durchquerte mit kräftigen Flügelschlägen die Allee, das raue Krächzen drang an ihr Ohr und holte sie zurück in die Realität. Der Leopard seufzte leise und setzte seinen Weg fort. If those harbour lights had just been a half a mile inland who knows what I would have done Schließlich hatte sie die rastlose Wanderung beendet und befand sich an der alten Hafenpromenade. Der Wind wurde stärker und in der Ferne konnte sie das Tosen der Wellen vernehmen. Ihr Instinkt begann sie zu leiten, führte sie an die Klippen, wo sie sich früher immer aufgehalten hatte – allerdings nicht alleine. Sie saß dort immer mit ihren beiden Vertrautesten Freunde, die sie damals in der Highschoolzeit hatte, wo sie zusammen das Meer betrachteten, vereint und glücklich. Doch auch damals – da war sie sich heute sicher – hatte es nur den Anschein. Juri sah nun vieles mit anderen Augen. If those harbour lights had just been a half a mile inland who knows what I would have done Leise seufzend ließ sie sich unter einem Ahornbaum nieder, spürte das feuchte Gras unter ihren Händen. In dieser Nacht waren die Wellen ungewöhnlich hoch, grollend türmten sie sich, als wollten sie bezwecken die Klippen mit einem Satz zu überspringen und verschlingen. Das Ebenbild des Mondlichtes war bedrohlich verzerrt, doch gleichzeitig erweckte es den Eindruck als sei die See ein Feld von glitzernden Kristallen, stets darauf bedacht, die Menschen zu verführen und in die Tiefe zu reißen. Ein stoischer Moment machte sich in Juris sonst so rastlosen Gedanken bemerkbar. Sie lehnte sich gegen den Baumstamm, spürte die rissige, grobe Borke durch die Jacke ihrer Uniform – doch das störte sie nicht im Geringsten. Sie liebte die unbehauene, unberührte Natur, die es durchaus auf dem Campus der Othori Schule gab – man musste sie einfach nur finden und sich leiten lassen. Ihre sehnigen, sportlichen Formen schmiegten sich an die rohe Form des Baumriesen, ihre grünen Augen fixierten die Umgebung – das Gras unter und der sternenklare Horizont über ihr. Und noch viel tiefer lag das Meer, die tosende Gischt – eine Naturgewalt mit der sich Juri so verbunden fühlte. Through the cliffs out of the Bay I went From the starboard side I could black my visions and my passions- They keep me awake Ihre schlanken Finger glitten über ihren Hals. Mit geschlossenen Augen umspielten ihre Fingerspitzen die einzelnen, filigranen Glieder der Goldkette, die sie schon seit langer Zeit um ihren Hals trug, bis hin zum Anhänger, der leicht daran baumelte, sie zog die Konturen des Amulettes nach. Juri kannte die Form der stilisierten Rose bis ins letzte Detail, eine leichte Gänsehaut zog sich über ihre Arme, als die Kühle des Goldes auf sie überging. Schmerzvolle Sehnsucht überkam die junge Frau, nach Kontakt – nein. Nicht bloß Kontakt, sie sehnte sich nach Liebe, die auch erwidert wurde. Allein die Tatsache, dass dieses Verhältnis bloß einseitig war und ihr Gegenüber mehr oder weniger belustigte, traf die einst stolze Leopardin wie ein Schlag in die Magengrube. Wieder überkamen sie die Gedanken an die letzte Nacht. If those harbour lights had just been a half a mile inland who knows what I would have done Sie hatte gebettelt. Sie hatte sich tatsächlich dazu herabgelassen, war vor ihr auf die Knie gegangen. „Shiori… bitte bleib bei mir. Geh nicht ohne ein Wort.“ Der grausame Engel drehte sich zu ihr um, ein süffisantes Lächeln auf ihren Lippen. Es war das Lächeln einer Person, die sich eindeutig als Gewinnerin fühlte. „Arme Juri-san. So schwach… so voller Demut. Vielleicht würde das einige deiner Freunde interessieren, wie du eigentlich bist, wenn das Licht der Scheinwerfer erlischt…“ Juri zitterte, biss sich auf die Unterlippe. Jeder andere, der ihr solche Worte entgegen gesetzt hätte, müsste mit den Pranken des Leoparden rechnen. Nur nicht Shiori. Sie konnte das Mädchen nicht verletzen, konnte sich nicht behaupten – so sehr sie es gewollt hatte; es ging einfach nicht. Und das schlimmste Übel an den ganzen Fakten? Das Mädchen wusste es und nutzte es natürlich zu ihrem Vorteil aus. Shiori ließ sich nieder zur Fechtmeisterin, die am Boden verharrte wie ein geschlagener Hund, in Devotion gefangen und den Blick zu Boden gerichtet. Achtlos strich sich die Schülerin ihr violett schimmerndes Haar aus dem Gesicht, als sie die Schuluniform wieder richtete und an den Ärmeln der Bluse zupfte. A familiar voice "Hi. Surprise. I've been searching trying to find you" I couldn't speak my hands reached for Martha's Foolish Ginger Erst später bemerkte sie das Blut, das in einem dünnen Rinnsaal über Juris Kinn lief, in ihrer Verzweiflung hatte sie sich die Unterlippe blutig gebissen. Doch sie verlor kein einziges Wort, keinen Wehlaut. Ihr verbliebener Stolz ließ solche Taten nicht zu. Regungslos wie eine Statue behielt sie ihrer Position, darauf hoffend dass Shiori nicht einfach SO an ihr vorüberging, wie sonst immer. Doch sie schwieg immer noch, ging stattdessen etwas tiefer bis sie mit der gebrochenen Frau auf einer Höhe war. Ihr schlanker Zeigefinger unterbrach den Weg der roten Essenz, fing den Tropfen auf, erhoffte sich eine Reaktion. Juris Augen weiteten sich unmerklich, doch sie konnte den Blick nicht anheben, um in das Gesicht ihres süßen Teufels zu sehen, hatte Angst der Unschuld in den violettfarbenen Augen zu erliegen. Wie hieß es so schön? Augen waren der Spiegel der Seele? Wenn dem so war, warum konnte man bei Shiori nicht sehen, was für eine kalte und berechnende Person sie wirklich wahr? We talked until the moon came up About how life without love isn't worth very much Then I played this song „Warum tust du das, Juri-san?“, flüsterte die junge Schülerin, während ihr blutbenetzter Finger über die Kehle der Frau glitt, eine dunkelrote Spur hinterließ bis zu ihrem Brustbein, ein kalter Blick observierte sie. Kurz fiel ihr das Amulett ins Auge. „Du trägst es immer noch…“, fuhr sie leise fort, die Stimme kaum mehr als ein Wispern in die unerträgliche Stille. Ihre Finger umschlossen das Rosenmedaillon, zerrten leicht daran, als wäre die Kette eine Leine, mit der man einen unerzogenen Hund gefügig machen konnte. Nur zögernd hob Juri ihren Blick an, deren sonst so stolz leuchtenden Smaragde stumpf und tot erschienen. „… liebe dich…“ Juris Stimme war kaum zu hören, sie klang erstickt, als schluckte sie verkrampft die Tränen, die sich in ihr ansammelten wie eine unaufhörliche Flut. In Shioris Augen schlich sich der Triumph ein. Sie liebte es, diese Worte von einer unbezwingbaren Grazie zu hören, einer Frau, die als stolz und gefährlich verschrien war. Und sie hatte es geschafft, den strahlenden Engel zu Fall zu bringen, vor ihr auf die Knie zu zwingen. „Was hast du gesagt? Ich kann dich nicht hören…“, antwortete Shiori mit einem süffisanten Lächeln, während ihre Augen kalt wirkten. Sie wollte es hören. Immer wieder. Sie sollte damit nicht aufhören. Doch Juri schwieg, konnte nicht sprechen. Selbst wenn sie sich unterworfen hatte, so übte sie sich im stillen Protest. Die Schülerin zog ihre feingeschwungenen Augenbrauen merklich zusammen, ehe sie nach Juris Hand griff und kleine Kreise auf der Handfläche zog. „Sag es, Juri-san…“ If those harbour lights had just been a half a mile inland who knows what I would have done Sie wollte nicht. „Sag die Worte… sag es einfach…“ Sie konnte nicht. Voll Hingabe begann Shiori die Handfläche mit sanften Küssen zu bedecken. Juri erschauderte. „Kannst du mir so etwas nur sagen, wenn wir uns lieben?“ Die Leopardin schloss die Augen. Erste Tränen kämpften sich aus den geschlossenen Lidern empor. ‚Wenn du es wenigstens erwidern würdest…’, schoss es der Fechterin durch den Kopf. „Liebst du mich, Juri-san?“ If those harbour lights had just been a half a mile inland who knows what I would have done Volle Lippen ertasteten die langen, schlanken Finger, doch in der Aktion steckte so viel Hohn, zur Schau gestellte Ironie. Sie machte sich darüber lustig. Denn Juri war diejenige, die es liebte, Shioris schlanke Hände zu liebkosen. Nein. Sie konnte es nicht mehr ertragen. Jeder einzelne Kuss war wie ein Messerstich, ausgeführt von unsichtbarer Hand. Sie sollte damit aufhören! „…Ja…“, flüsterte sie knapp. Shiori lächelte zufrieden. „Gut gemacht…“, raunte sie, ehe sie die Hand langsam losließ. Und dieses Mal war das Amüsement in ihrer Stimme nicht mehr zu verbergen. Das Mädchen erhob sich, das violette Haar schmiegte sich an ihr Gesicht, als sie ihren Körper drehte, in Richtung Tür blickte. „Liebst du mich?“ Keine Antwort. Juri wiederholte ihre Frage. Ein anzügliches Schmunzeln auf den Lippen Shioris. „SAG ES!“ Shiori lachte. „Bitte…“ Die Tür fiel ins Schloss. what I would have done what I would have done Tränen liefen als stumme Zeugen der Erinnerung über Juris Wangen. Sie fühlte sich besiegt. Gedemütigt. Zerrissen. Und doch konnte sie sich nicht vom Bann der Dämonin befreien. Solange sie Shiori die Befriedigung verschaffen konnte, wollte sich die Leopardin zufrieden geben. Sie würde sich anstrengen, und Shiori ihre Bemühungen anerkennen… wie erbärmlich. Sie spielte dieses Spiel schon viel zu lange. Ihre Finger verkrallten sich in das Amulett. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie es sein würde, wenn sie die Kette von ihrem Hals riss, die letzte Fessel, die sie an die grausame Unschuld band. Doch als sie ihre Augen öffnete und das Medaillon in ihrer Hand sah, konnte sie es nicht. Es ging einfach nicht. Juri atmete tief durch, zerrte an der Kette, als hinge ihr Leben davon ab. Ein schmerzverzerrtes Zischen huschte über ihre Lippen, als sich das Metall in den Hals schnitt, ein Dämon tobte in ihr, kämpfte gegen die Flut von Gefühlen an, ehe er darin ertrank. Die schöne Leopardin lachte leise. „Es geht nicht… es geht einfach nicht…“ "Memories that we have yet" you said "To make like our Burning Bed..." Love, don't mistake that it wasn't safe on Martha's Foolish Ginger. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)