Dangerous legend von Mel-Mel ================================================================================ Kapitel 21: Freiheit -------------------- Alle sind verschwunden, und eigentlich wurde ihr verboten, auch nur ein Schritt aus dem Bett zu gehen, geschweige denn vor die Tür. Sie hat halt ihren eigenen Kopf. Sie geht erst einmal ihr neues Kleid anziehen. Übrigens erinnerst du dich noch an das Armband, das Kilian ihr damals auf dem Stadtfest geschenkt hat, sie trägt es immer noch. Meistens versteckt unter ihren langen Ärmeln, aber sie hat es nie abgenommen und, auch wenn es ihr schwer fiel, immer in Ehren gehalten. Sie will gerade Ceacilia, Magic und Desire ihre Kleider der „Familientracht“ bringen, als eine Wache von den Gefängniszellen kommt, und in Johns Richtung rennt. Sie kümmert sich nicht weiter darum und geht ihren geplanten Weg. Ceacilia freut sich am meisten über ihr Kleid. „Jetzt weiß ich, dass ich willkommen bin“, sagt sie beglückt. „Aber du warst doch im-mer bei mir willkommen, und was unsere Familie angeht, die ist auch nicht gerade per-fekt“, antwortet Kiya. „Aha! Und woher weißt du das?“, fragt Ceacilia neugierig. „Na ganz einfach, ich hab sie erlebt, die waren leider alle schon tot und sind mir als Geister begegnet.“ „Ha, ha, ha. Jetzt mal im Ernst, woher willst du das wissen?“ „Es ist mein Ernst. Glaubst du mir etwa nicht? Ich sage die Wahrheit!“, versucht sich Kiya zu vertei-digen. „Ich muss dir ja wohl glauben, denn in dieser Welt ist sowieso nichts mehr nor-mal. Und ich glaube wir sind die Verrücktesten.“ „Eindeutig“, entgegnet Kiya. Plötzlich wird ruckartig die Tür aufgerissen, ein Diener platzt herein, er scheint völlig verzweifelt zu sein. Noch bevor Ceacilia anfängt zu fluchen, bittet Kiya den Boten seine Nachricht zu Gehör zu bringen. So erzählt er: „Man hat den Gefängniswärter tot aufgefunden und die Gefangene noch rechtzeitig zurückbringen können. Aber . . .“ „Aber? Was ist pas-siert? Warte sag es nicht! Sie hat noch jemanden umgebracht, richtig?“, hakt Kiya nach. „Nicht ganz, ähm, sie hat einen weiteren als Geisel genommen“, antwortet der Diener nervös. „Ich danke dir, ich werde mich um diese Angelegenheit kümmern. Und nun, geh und ...“ „Du wirst dich nicht allein um sie kümmern“, wird Kiya von John un-terbrochen, der gerade herein gestürmt kam. „Genau, denn ich werde es angehen, schließlich habe ich es ja auch angerichtet. Sie war zu lange unter meiner Kontrolle und hat ihre Seele dadurch verloren, was ich schrecklich bedaure. Also wo sind die Ge-fängniszellen?“, erkundigt sich Ceacilia aufatmend. Und so verschwindet sie aus dem Raum und folgt dem Diener. Die verzweifelnde Kiya lässt sie zurück. Minimal ist gerade eine Stunde vergangen, wenigstens empfindet Kiya es so. In Wirklichkeit ist nur eine halbe Stunde her. Kiya wartet in Ceacilias Zimmer darauf, dass sie wieder kommt. Sie kommt auch wieder, nur das schöne, weiße Kleid ist blutbesudelt. Kiya macht sich gro-ße Vorwürfe: „Warum habe ich sie gehen lassen?“ Vorsichtig legt man Ceacilia aufs Bett und als man Kiya sucht, ist diese verschwunden. Sie hat sich zu den Gefängniszellen begeben. Sie weiß jetzt, was sie zu tun hat. Sie wird sich ihrer Vergangenheit stellen. Sie hört noch die Worte ihrer Schwester, die sie ihr bevor Kiya gegangen war ins Ohr flüsterte. „Sei vorsichtig! Sie ist schrecklich bösartig geworden, ich allein bin schuld daran. Nur durch meine Gedanken ist sie so geworden. Es tut mir leid. Hilf mir bitte dem ein Ende zu setzen! Ich kann es nicht, meine Kraft ist leider keine aktive Kraft und kann nicht mehr viel ausrichten, das habe ich am eigenen Leibe erfahren müssen. Sei also auf der Hut und pass auf dich auf!“ Evelyn sitzt mit einem Messer in der Hand und grinst. Sie hat offensichtlich einen Dachschaden. Am Messer klebt noch Blut, wahrscheinlich das von Ceacilia und dem Wärter. Die Geisel ist befreit worden und liegt tot am Boden. Es war nur ein Wachmann. Aber immer hin ein Mensch. Sie hat schon 2 Menschen auf dem Gewissen, wenn sie eins hat. Und ihre Schwester ringt mit dem Tod. „Ich bin offenbar zu weichherzig für diese Welt, wenn ich sie kalt gemacht hätte, dann müsste sie sich nicht quälen oder am Morden Spaß haben!!“, bläut sich Kiya ein. Sie setzt sich vor die Zelle und starrt Evelyn an. Sie grinst weiter. „Siehst du“, sagt sie, „bald ist meine Rache an dir komplett. Nur noch ein paar!“ Sie murmelt etwas Unver-ständliches und schaukelt vor sich hin.“ Evelyn?“, fragt Kiya alarmiert. „Wie kann ich ihr nur helfen?“, überlegt Kiya im Stillen. „Ich hab’s!“ Evelyn wird freigelassen. Du fragst dich sicher, was das soll, nicht wahr? Sie soll die Freiheit kennen lernen, so wie es Kiya ihr versprochen hatte. Und als sie vor den Toren des Palastes stehen, bemerkt Kiya, wie Evelyn wieder Gutes ausstrahlt und dass man sie wieder auf die Menschheit loslassen kann. Evelyn fällt kurz auf die Knie, dankt Kiya für die Freiheit und läuft da-von. Vor den Mauern wird sie von jemanden schon sehnsüchtig erwartet, ihre Familie und ihren Freunden. Kiya lächelt und verschwindet wieder hinter den großen Toren des Palastes. Für sie ist wieder ein langes Kapitel abgeschlossen und es beginnt nun das letzte ihres Lebens, dieses wird spannender und aufregender sein, als ihr bisheriges Leben schon ist. Am nächsten Morgen spürt Kiya förmlich wie das Ende ihres jungen Lebens bevorsteht und traut sich deswegen nicht aus der Tür. Angst ihre Mission nicht erfüllen zu können, Angst dieses Land in tiefe Dunkelheit zu stürzen, beschleicht sie. Sie schaut traurig ihre Erinnerungsstücke aus der Vergangenheit an. Da wären das Armband von Kilian, das Kleid von ihm, die Geschenke von John, die Dinge aus ihrem Heimatdorf und noch viele andere Dinge. Mit Tränen der Angst und der Glückseligkeit schaut sie jede Einzelheit genau, an erinnert sich an längst Vergessenes. Man hört wie man nach ihr sucht. Jeder ist heute nervös, denn heute ist noch nichts passiert, keine plötzliche Erkrankung Kiyas, keine Sorgen um Ceacilia, keine ungelösten Rätsel mehr. Alle warten auf das Ende der Ängste. Den Müttern raubt es den Schlaf, den Männern vielleicht das Leben. Es werden einige Soldaten mitmarschieren auf den Weg nach Vondra, versteht sich. Die Auserwählten klügeln immer noch, niemand weiß, was sie tun könnten, wie sie Vondra überraschen könnten. Kiya weiß, dass einem die Angst auch nicht viel weiter helfen wird und so macht sie sich auf den Weg, den Auserwählten einen Vorschlag zu machen. Unterwegs starrt man sie an und Kiya denkt sich nur: „Der Stress lässt mich wohl schrecklicher aussehen. Ach was soll’s!“ Würde man sie direkt ansehen, dann würde man merken, dass sie zittert und nervös ist. Ganz leise, fast wie ein Gespenst huscht sie bis zum Konferenzraum. Klopft an und schaut in die müden Gesichter. „Ihr seht furchtbar müde aus. Macht doch mal eine Pause. Ich schlag euch was vor. Wie wäre es mit einem Picknick. Heute wird sicher nicht mehr viel passieren. Na, was meint ihr?“, fragt Kiya neugierig. „Ja, eine Pause wäre jetzt toll!“, antwortet Nick, und streckt seine Arme in die Luft. „Super ein Picknick, da helfe ich dir glatt alles vorzubereiten“, kommt es von Alice. Alle anderen nicken zustimmend. Kiya versucht zu vergessen, wovor es ihr am meisten graut, dem Tod. Sie strahlt wieder und sieht nicht mehr aus wie ein Gespenst um Mitternacht. Sie sagt den Dienstmägden, sie sollen ei-nen Picknickkorb fertig machen. Und sie selbst sucht eine riesige Decke worauf sich alle setzen können. Alice passt auf, dass der Picknickkorb richtig zusammengestellt wird. Und der Rest der Truppe grübelt weiter. Nach circa einer halben Stunde ist alles fertig. Die Auserwählten, die Hüterinnen und ihre magischen Begleiter sitzen nun in einem Kreis und in der Mitte dieses Kreises ist das Essen wunderschön angerichtet. Jeder lacht und hat Spaß, niemand schaut traurig aus der Wäsche. So kann man seine Sorgen ganz leicht vergessen. Am späten Abend sitzen immer noch ein paar von ihnen. Kiya, Kilian, Alice, Magic und Desire sitzen noch da, alle anderen haben sich verzogen. Doch allmählich lässt die Fröhlichkeit und Ausgelassenheit nach. Kiya starrt in den Himmel und denkt sich dabei: „Ob ich wohl auch bald dort oben bin? Oder bleibe ich doch am Leben? Zu gern wüsste ich einmal in meinem Leben, ob der morgige Tag nicht mein letzter ist.“ Sie ist so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht merkt, dass Ma-gic, Alice und Desire gegangen sind und sie mit Kilian allein ist. Jeder hätte ihnen ge-wünscht, dass sie diese Situation ausnutzen könnten, doch dazu kommt es gar nicht, denn ein Pfeil rast direkt auf Kiya zu. Gerade noch rechtzeitig kann Kilian den Pfeil er-wischen und Kiya schaut ihn nur leicht verwirrt an. Der Pfeil ist der Bote für das Ende, da der nächste Bote mit einer grauenhaften Nachricht kommt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)