Feuertanz von -Ria- (Harry/Draco) ================================================================================ Kapitel 1: Von Flüchtlingen und Strafen... ------------------------------------------ Ein herzliches Dankeschön für die netten Reviews an: Yami-san und Rikuchan 1990 ^^ +++ Aus der Sonderausgabe des Tagespropheten: Hogwarts zerstört! Heute Nachmittag wurde die Schule für Hexerei und Zauberei von einer unbekannten Gruppe angegriffen und bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Laut Augenzeugen sollen unter anderem Riesen beteiligt gewesen sein. Das Ministerium hat das Gebiet weiträumig abgesperrt und eine Untersuchung eingeleitet, die klären soll, wer für diesen Anschlag verantwortlich ist. Es wurden Stimmen laut, die Sie-wissen-schon-wen beschuldigen, doch diese Aussagen wurden von Minister Rufus Scrimgeour dementiert. Der Minister, der ebenfalls auf der Beerdigung Albus Dumbledores war, wurde nicht verletzt. Er konnte von den Sicherheitskräften des Ministeriums rechtzeitig gerettet werden. Die Zahl der Opfer und Vermissten beläuft sich laut gegenwärtigen Schätzungen auf ca. dreihundert Menschen... *** Ein leichter Windhauch strich durch das Heidegras, das sich über die Berge erstreckte, die zur linken Hand in den azurblauen Himmel hinaufragten. Ein dichter Wald umschloss die rechte Seite des friedlichen Tales, durch das ein Bach, der frisches eisiges Gletscherwasser mit sich führte, floss. Seinem Verlauf folgten heruntergekommene Gestalten, die nicht so recht in die idyllische Umgebung passen wollten. Ihre Umhänge waren zerfetzt und schmutzig, die Gesichter grau vor Anstrengung, mit Kratzern und Dreck verunstaltet. Für eine solch große Gruppe – in etwa fünfzig Mann – waren sie ungewöhnlich still. Nicht einmal die Kinder tanzten aus der Reihe, um Schmetterlinge zu jagen oder die Wiesenblumen zu pflücken, die sich der untergehenden Sonne entgegenstreckten, um noch einen letzten Rest Licht zu erhaschen. Die Menschen erreichten die Mitte des Tales und blickten stumm zu einer Frau, um deren Mund sich tiefe Falten eingegraben hatten. Sie atmete die würzige Luft tief ein, als wolle sie sich auf das kommende vorbereiten. Einige Flüchtlinge waren nicht bis hierher gefolgt, sie wollten bei Verwandten unterkommen und nicht auf den Schutz des Ordens angewiesen sein. Minerva kniete neben einem Steinkreuz nieder. Ihre steifen Finger gruben die Erde um und förderten ein unscheinbares Kästchen zutage, in dem sich eine winzige Pergamentrolle befand. Das Papier war gelb und brüchig geworden mit der Zeit und raschelte, als Minerva es entfaltete und las. Harry erkannte Lupin, der vortrat, einen Blick auf das Schriftstück warf und plötzlich verschwand. „Wie beim Grimmauldplatz“, sagte Hermine leise. „Ich hatte mich schon gefragt, was wir in dieser Einöde sollen.“ „Wo wir gerade bei Einöde sind, wo zum Teufel sind wir hier überhaupt?“, wollte Ron wissen, während er sich mit skeptischer Miene umsah. „Ich würde sagen, das werden wir herausfinden“, stellte Hermine fest und ging auf McGonagall zu. Immer mehr Menschen verschwanden im Nichts und nun war es an Harry, den Zettel zu lesen. Clonmacnoise Wicklow Mountains Er dachte flüchtig, dass die Handschrift nicht die Dumbledores war und dieser Ort einen anderen Geheimniswahrer haben musste, ehe die Luft vor seinen Augen zu flimmern begann und ein baufälliges Kloster vor ihm auftauchte. Ginny erschauderte unwillkürlich, als sie die teilweise eingestürzten Mauern betrachtete. Die Zeit hatte dem Bauwerk übel mitgespielt. Doch die massive Eichentür war unversehrt, ebenso ein Großteil der Alkoven und die meisten Innenräume. Hermine sah sich hilflos um, ehe sie ihre Schultern straffte und ihre Freunde ansah. „Lasst uns nachsehen, wie schlimm es drinnen aussieht.“ „Also schlimmer als von draußen kann es gar nicht sein“, seufzte Ron, ehe er seiner Schwester, mit Harry im Schlepptau, folgte. Hermine lief durch den Innenhof und starrte in den Brunnen, der die Mitte des Kreuzganges einnahm. Die Rasenflächen und Blumenbeete waren ebenso vernachlässigt wie der Rest des Konvents. Einzelne Ziegel lagen herum, misstrauisch von Ron beäugt, der anscheinend Angst hatte, die Architektur würde plötzlich nachgeben und alles unter sich begraben. „Immerhin gibt es hier Wasser“, stellte Hermine fest. „Ich habe zwar keine Ahnung, wo wir Lebensmittel herbekommen sollen, aber der Orden wird daran gedacht haben.“ “Der Orden hat nicht daran gedacht, dass Voldemort Hogwarts angreifen könnte“, bemerkte Harry. Seine Finger umklammerten das falsche Medaillon. Hermine warf ihm einen strafenden Blick zu. „Damit hat keiner gerechnet!“ „Es war, als wüssten sie, dass die Schüler zur Beerdigung in der Schule bleiben würden.“ Ron trat betreten von einem Fuß auf den anderen. Mit einem wütenden Schnauben warf Hermine den Kopf in den Nacken und sah Harry an. „Hör sofort auf damit! Hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Niemand hätte das ahnen können. Es wimmelte nur so von Auroren und die Kinder der Todesser waren ebenfalls anwesend. Wer hätte damit gerechnet, dass sie ihre eigenen Kinder opfern?“ „Vielleicht sind sie gewarnt worden“, überlegte Ginny. „Ich hab gesehen, wie Crabbe und Goyle direkt auf die Tore zugelaufen sind.“ „Die Dementoren sind von dort gekommen“, gab Harry zu bedenken. Ginny schüttelte den Kopf. „Aber erst später. Wenn ihre Väter auf sie gewartet haben, konnten sie mit Sicherheit fliehen.“ „Was ist mit Nott?“, fragte Ron und sah sich um. Harry hob die Schultern und sagte: „Er ist nicht hier. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit wir die Lichtung verlassen haben.“ „Aber Zabini ist hier.“ „Ron, willst du jeden Slytherin als Todesser abstempeln?“ Hermine war sichtlich genervt. „Eigentlich schon.“ Ehe Hermine eine Antwort formulieren konnte, betrat Molly den Innenhof und winkte ihnen zu. „Wir sollen uns im Refektorium versammeln.“ Rons Gesicht sprach Bände – er hatte keine Ahnung, wovon seine Mutter sprach. Hermine ließ sich zu einer Erklärung herab. „Sie meint den Speisesaal.“ „Warum sagt sie das nicht gleich“, maulte Ron. „Immer diese Fachausdrücke der Muggel.“ Das Refektorium war erstaunlich gut erhalten. Es gab Tische mit Bänken davor, deren Anblick Harry schmerzlich an Hogwarts erinnerten. Am anderen Ende konnte Harry Filch erkennen, der es irgendwie geschafft hatte, Mrs. Norris in dem ganzen Chaos nicht zu verlieren. Er drückte die Katze an seine Brust und flüsterte ihr scheinbar etwas ins Ohr. Mitleidig überlegte Harry, wie einsam ein Mensch sein musste, der sein ganzes Bewusstsein nur auf ein Tier ausrichtete. Minerva stand blass in der Mitte des Raumes und wartete, bis jeder einen Platz gefunden hatte und Ruhe eingekehrt war. Ohne große Umschweife kam sie zum Punkt. „In Anbetracht der Umstände werden wir uns hier eine Weile verstecken müssen. Wir befinden uns in Irland. Dieser Ort ist durch einen Geheimniswahrer geschützt und kann von den Todessern nicht gefunden werden.“ Harry schoss der Gedanke durch den Kopf, dass sie sich da nicht sicher sein konnte. Was, wenn Snape diesen Ort kannte? „Ich bin mir dessen bewusst, dass Sie sich alle Sorgen um Ihre Familien machen, doch es ist nicht gestattet, Eulen zu verschicken. Die Gefahr, dass wir entdeckt werden, ist zu groß.“ Ein entrüstetes Raunen ging durch die Menge. „Sind wir hier etwa gefangen?“, fragte ein bärtiger Mann. „Ich muss meine Frau finden!“ „Es steht Ihnen frei zu gehen. Sie werden nur nicht den Weg zurückfinden. Es gibt Zauber, die das verhindern.“ McGonagall blieb ruhig. Der Mann starrte sie fassungslos an, ebenso wie die anderen Menschen. Die Wahlmöglichkeiten behagten ihnen nicht. „Aber was ist mit meinen Kind?“ „Das kann gern bleiben. Wenn sich die Lage wieder beruhigt hat, werden die Schutzmaßnahmen gelockert.“ „Beruhigt?“, fragte eine Frau. „Ihr-wisst-schon-wer, hat einen Krieg begonnen! Es wird sich nicht beruhigen!“ „Es herrscht kein Krieg – noch nicht. Dieser Angriff war nicht der Auftakt. Er diente einem anderen Zweck.“ „Ach ja, und welchem?“ Minervas Augen flackerten kurz über Harrys Gesicht. Ein Eisbrocken lag in seinem Magen. „Sie jagten jemanden…“ „Und ich kann mir denken, wen sie jagen! Ich glaube, ich und meine Tochter sind woanders sicherer.“ Ohne ein weiteres Wort, drehte der Mann sich um und verließ den Raum. Ein vielleicht sieben Jahre altes Mädchen folgte ihm stolpernd. Minerva sah die Menschen an, deren Leben plötzlich in ihren Händen lag, und unterdrückte ein Seufzen. „Möchte uns sonst noch jemand verlassen?“ Niemand folgte dem Beispiel des Mannes. *** „Ist unser Gast schon eingetroffen, Wurmschwanz?“ „Ja, Mylord, er wartet in der Eingangshalle darauf, Euch seine Aufwartung zu machen.“ Ein zufriedenes Glimmen lag in den roten Augen des Lords, dessen Hand, wie so oft, Naginis Kopf streichelte. Fast so etwas wie Vorfreude. Peter unterdrückte ein Schaudern. „Bring ihn her.“ Wurmschwanz verbeugte sich geflissentlich, ehe er den Thronsaal durchquerte, dessen Boden mit dunklem Marmor ausgelegt war. Nobel geht die Welt zugrunde… Der Schmerz kam fast so schnell wie der Gedanke. „Spottest du über mich, Wurmschwanz?“ Die Stimme des Lord war seidenweich. Wurmschwanz rappelte sich mit einem Keuchen vom Boden auf und schüttelte demütig den Kopf. Er wagte es nicht aufzublicken. „Nein, Mylord.“ Lächelnd sprach der Lord einen weiteren Crucio aus. Lächelnd sah er zu, wie Peter sich schreiend auf dem Boden herumwälzte. Als der reißende Schmerz endlich nachließ, lag der Gefolterte schwer atmend auf dem Rücken und starrte die bemalte Decke an. Die wenigen Todesser, die sonst noch anwesend waren, beobachteten ihn stumm wie Statuen. „Hattest du nicht noch eine Aufgabe zu erledigen?“ „Ja, Mylord.“ Wider Erwarten konnte er aufstehen ohne dass ihn erneut der Cruciatus traf. Anscheinend war sein Lord guter Stimmung – oder er sparte seine Energien für wichtigere Dinge. Seine wackeligen Schritte auf die dunkle Holztür lenkend, verbannte Peter jeden Gedanken aus seinem Kopf – eine Strafe reichte pro Tag – und stemmte sich gegen die Tür, bis sie sich mit einem Knirschen öffnete. „Der Lord erwartet Dich.“ Wurmschwanz warf Lucius Malfoy einen spöttischen Blick zu, als dieser mit angespannter Miene an ihm vorbeiging. Seine ehemals vornehme Kleidung war schmutzig und zerrissen und hing an seinem abgemagerten Körper herab, wie ein Sack. Nun war er nicht mehr der Adlige, der Peter ansah, als wäre er ein besonders widerliches Insekt. Es würde ihm eine wahre Freude sein, Lucius kriechen zu sehen. Der Aufenthalt in Askaban war sicherlich der reinste Erholungsurlaub gewesen im Vergleich zu dem, was ihm nun bevorstand. Voldemort vergaß keine Fehler und Lucius war für die Mission im Ministerium verantwortlich gewesen. Die restlichen Todesser, die gefangen genommen worden waren, waren schon seit Wochen wieder frei. Nur Lucius nicht. Die Kiefer zusammengepresst, ließ Lucius sich auf die Knie fallen und senkte den Kopf, so dass ihm sein fettiges Haar ins Gesicht fiel und seine Augen verbarg. „Mylord, ich danke für meine Befreiung.“ „Oh, natürlich tust du das, Lucius. Wie bedauerlich, dass ich es erst jetzt einrichten konnte. Ich hoffe, dir wurde die Zeit nicht zu lang…“ „Es tut mir Leid, dass ich meinen Lord enttäuscht habe.“ „Entschuldigungen stehen dir nicht gut zu Gesicht, mein Lucius. Lass uns nicht mehr über deine Verfehlung reden. Willst du nicht wissen, was aus deiner Frau geworden ist, die meinem Urteil nicht vertraute und Severus in Dinge involvierte, die ihn bis dato nichts angingen?“ Voldemort erhob sich von seinem Thron und ging auf den Todesser zu – seine Hand umfasste sanft Lucius’ Kinn, damit er ihm in die Augen sehen musste. Ein leichtes Straffen der Schultern, war die einzige Gefühlsregung, die er sich gestattete. „Doch, Mylord, es interessiert mich...“ Mit Genugtuung sog Peter den Anblick Lucius' in sich auf, der bei Voldemorts nächsten Worten zusammenzuckte. „Sie ist mein Gast, ebenso wie du, und in meinen Kerkern, wenn auch nicht komfortabel, sicher und beschützt untergebracht. Der gute Wurmschwanz kümmert sich aufopferungsvoll um sie.“ „Da bin ich mir sicher“, flüsterte Lucius. Aus den Augenwinkeln warf er Peter einen undefinierbaren Blick zu. Nur mit Mühe bezähmte er das Verlangen, Peter das widerwärtige Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen. „Und mein Sohn –„ „Ist ein ebensolcher Versager, wie sein Vater“, unterbrach Voldemort ihn ungehalten. „Seine Angelegenheiten sind nun nicht mehr die deinen, Lucius. Aber vielleicht kann er noch mal nützlich für mich sein.“ Er ließ von Lucius ab und lief mit wehenden Roben auf den steinernen Herrschaftssitz zu, den er als seinen beanspruchte. „Wie ich sehe, hat Bellatrix keine Sekunde gezögert, sich Eure Gunst zu sichern.“ Lucius zwang sich dazu, seine Stimme neutral klingen zu lassen – doch ein Rest Ironie blieb. „Wie kannst du es wagen, du Versager!“, rief Bellatrix scheinbar empört. Mit theatralischer Geste griff sie sich an die Brust. „Ich habe mir Sorgen gemacht um Narzissa, die in ihrem Glauben schwankte.“ „Du hast deine Schwester und deinen Neffen verraten, weil es deinem Vorteil diente.“ „Ich wollte sie schützen!“ „Du wolltest dich aufspielen.“ „Genug!“ Voldemorts schneidende Stimme beendete den Streit. Bellatrix warf ihr dunkles Haar mit einer wütenden Geste zurück und biss sich auf die Lippe, als wollte sie die Worte, die ihr auf der Zunge lagen, zurückhalten. Lucius’ Kopf sank auf seine Brust, als er den Blick seines Meisters bemerkte – anscheinend war es nun an der Zeit für seine Strafe. Die roten Nebel hatten sich noch nicht gelichtet, als er grob auf die Beine gezerrt wurde. Er konnte die Gesichter von Crabbe und Goyle erkennen, die ihren Söhnen sowohl den niedrigen Intelligenzquotienten als auch ihre Kraft vermacht hatten. Seine Muskeln schmerzten im Nachhall der eben ausgestanden Qualen und sein Herz raste unnatürlich schnell in der Brust. Lucius spuckte ein wenig Galle und Blut; wann genau er sich übergeben hatte wusste er nicht mehr. Viel konnte es ohnehin nicht gewesen sein. Bitter dachte er daran, dass die Muggel die herkömmlichen Foltermethoden gar nicht zu schätzen wussten – was waren schon Daumenschrauben, gegen den Cruciatus? Nichts! Nur eine kleine Unannehmlichkeit, wenn man es mit dem Cruciatus verglich. „Bringt ihn nach unten. Ich bin mir sicher, Narzissa wird erfreut sein, ihren Mann wieder zu sehen…“ Voldemort klang gelangweilt, so, als wäre die Folter nicht besonders unterhaltsam gewesen. Nun, Lucius dachte anders darüber. Wurmschwanz ging, mit einer Fackel in der Hand, voran. Er führte Lucius und seine Wächter über ausgetretene steinerne Treppen hinab in die Eingeweide der Burg, die Voldemort als Hauptquartier diente. Ungehalten riss Lucius sich los. „Ich kann alleine laufen!“ Die Feuchtigkeit nahm zu, je weiter sie gingen. Peter öffnete eine Tür am Ende des Ganges und modrige Luft schlug Lucius entgegen. Unwillkürlich atmete er flacher und durch den Mund, bis seine Sinne soweit abgestumpft waren, dass sie den Geruch nach Schimmel und Blut nicht mehr so überdeutlich wahrnahmen. „Narzissa, Liebes, ich habe eine Überraschung für dich…“ Aus einer der Zellen flog eine tote Ratte auf Peter zu, der auswich und den Kadaver angeekelt ansah. „Siehst du, was mit dem Abschaum passiert, der mir zu nahe kommt? Verschwinde lieber, ehe ich dir ebenfalls den Hals umdrehe!“ Ein amüsiertes Lächeln huschte über Lucius’ Züge. Anscheinend schlug Narzissa sich tapfer. „Du wärst vielleicht netter, wenn ich deine Mahlzeiten ein oder zwei Mal vergessen würde“, hatte Peter gerade noch Zeit zu erwidern, ehe sich Lucius’ Hände von hinten um seinen Hals legten und zudrückten. Auch wenn der Schmerz der Folter noch in seinem Körper nach hallte, wie dumpfe Glockenschläge – reichte seine Kraft, um Peter in seine Schranken zu verweisen. „Du solltest daran denken, dass es meine Frau ist, die du bedrohst“, zischte Lucius in Peters Ohr. Crabbe riss ihn von seinem Opfer los und Wurmschwanz ging röchelnd zu Boden. „Lass das, Lucius, ich will dir nicht wehtun.“ „Ganz ehrlich, Crabbe, das will ich auch nicht“, erwiderte Lucius schmal lächelnd. Sein Blick fiel auf Narzissa, welche die eisernen Stäbe ihres Gefängnisses so fest umklammerte, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Ihre Augen flackerten verräterisch – doch nur für einen winzigen Moment. „Lucius“, sagte sie ungerührt, „was führt dich hierher?“ „Zum einen, mein Versagen. Zum anderen, die Sehnsucht nach dir.“ Der Spott war nicht zu überhören und entlockte Narzissa ein wütendes Schnauben. „Ich freue mich auch, dich wieder zu sehen.“ „Schließ auf, Goyle. Sollen sie sich doch gegenseitig zerfleischen“, keuchte Peter, der sich schwankend aufrappelte. „Seit wann bist du eigentlich so empfindlich, was deine Frau angeht?“ „Ich verteidige nur mein Eigentum.“ Er betrat die karg eingerichtete Zelle und Sekunden später schnappte das Schloss hinter ihm zu. „Es gibt nichts mehr, was dir gehört. Nicht mal dein Leben.“ Peters Lachen verklang erst, als die Kerkertür sich hinter ihm schloss. Undurchdringliche Dunkelheit umgab sie. „Rattenkopf hätte die Fackel ruhig hier lassen können.“ „Das tut er nie. So weiß ich wenigstens, dass er weg ist“, sagte Narzissa, während sie sich vortastete, bis sie Lucius erreicht hatte. Ihre Finger krallten sich in die Überreste seiner Robe, alle vorgetäuschte Gelassenheit fiel von ihr ab. „Ich bin hier drin fast verrückt geworden. Ich wusste nicht, ob du jemals aus Askaban herauskommst. Sie haben mir nicht gesagt, was mit Draco geschehen ist; nur dass Snape Dumbledore getötet hat.“ Mit steifen Fingern nestelte sie an dem Verschluss des Umhangs herum. Lucius half ihr ungeduldig. „Ich war im Gefängnis auch nicht sonderlich gut informiert.“ „Ich bin ebenfalls eine Gefangene. Hat er dir sehr wehgetan?“ „Nicht genug, um das hier zu lassen.“ Die Robe fiel raschelnd zu Boden. Das Hemd folgte. „Keine Nachricht von Draco?“, fragte er zwischen zwei Küssen. „Snape sagte nur, dass er lebt. Lucius, du stinkst wie ein Schwein!“ Lachen, warm und keineswegs spöttisch. Dieses Lachen kannten nur Narzissa und Draco. „Die sanitären Anlagen in Askaban waren ein wenig unzureichend. Und nur nebenbei, du duftest auch nicht gerade wie ein Rosengarten.“ „Ich verzichte auf ein Bad, solange Rattenkopf zusieht.“ Das Kleid glitt von ihren Schultern und Lucius wäre jetzt für eine Kerze mehr als dankbar gewesen. Es war über ein Jahr her, seit er seine Frau gesehen hatte. Die Pritsche gab ein protestierendes Geräusch von sich, als er sich darauf niederließ. „Ich dachte, aufgrund deines Alters fällst du durch das Raster.“ „Nennst du mich alt? Pettigrew mag es, wenn seine Opfer hilflos sind. Das Alter spielt keine Rolle.“ „Hat er dich angefasst?“ Die Frage wurde beiläufig, fast gelangweilt gestellt, doch Narzissa konnte die angespannten Muskeln unter ihren Fingerspitzen spüren. „Er hat schnell gelernt, dass ich auch ohne Zauberstab nicht wehrlos bin.“ „Sie haben dir den Dolch gelassen?“ „Sie dachten wohl, er stelle keine Bedrohung dar.“ „Und Wurmschwanz hat …?“ „Für seine Annäherung mit Blut bezahlt.“ „Wie schade, dass es nicht sein Leben war.“ „Ich denke, das, was er beinahe verloren hat, war ihm fast genauso wichtig.“ Narzissa sog scharf die Luft ein, als sie sich auf Lucius setzte. Seine Hände zogen sie tiefer. Zeit für Zärtlichkeit würden sie später noch haben. In diesem Augenblick zählte nur die Ungeduld. Sein letzter zusammenhängender Gedanke war, dass Pettigrew mit mehr als nur einigen Blutstropfen zahlen würde … *** Müde rieb Harry sich die brennenden Augen. Am liebsten hätte er gar nicht zugehört, doch Hermine warf ihm nur einen schrägen Blick zu und wiederholte ihre Litanei. „Du kannst diese Dinger nicht suchen gehen. Die Situation hat sich komplett geändert. Die Todesser jagen dich. Hier bist du erst einmal sicher. Professor McGonagall würde gar nicht zulassen, dass du gehst.“ „Sie braucht es ja nicht zu erfahren.“ „Harry, jetzt denk logisch. Wo willst du denn anfangen zu suchen?“ Hermine wollte einfach nicht aufgeben. „Am Grab meiner Eltern, das weißt du doch.“ „Und Voldemort wird es auch wissen. Sie werden dort auf dich warten!“ „Dann ist es eben so.“ „Harry…“ „Lass gut sein, Hermine. Du kannst mich nicht überreden, diese Sache zu vergessen. Du und Ron, ihr bleibt hier. Entweder ich schaffe es oder ich schaffe es nicht.“ „Aber…“ „Ich will mich nicht mehr verstecken müssen! Ich kann es ja doch nicht verhindern. Diese verdammte Prophezeiung sitzt mir im Nacken und Voldemort dazu. Ob jetzt oder später, ich werde mich dem stellen müssen.“ „Aber nicht jetzt! Du musst noch mehr lernen, mehr Zauber beherrschen.“ „Und wann kann ich genug? Ich habe ihm schon gegenübergestanden und bin mit heiler Haut davongekommen.“ „Das war mehr Glück als Verstand!“ „Dein Vertrauen in mich ist ja echt überwältigend.“ Wütend stand Harry auf und ging auf die Tür zu. Hermine hielt ihn am Arm zurück. Sie wollte ihn nicht gehen lassen. Schon gar nicht im Streit. „Das hat nichts mit Vertrauen zu tun. Ich mache mir Sorgen um dich.“ Bittend sah sie ihn an. Harry schüttelte lächelnd den Kopf. Die Wut war verraucht. „Das weiß ich. Ich werde trotzdem gehen.“ Resigniert ließ sie ihn los und tat einen Schritt zurück. Hermine wusste, wann sie verloren hatte. „Ich werde mitkommen.“ „Nein. Du hattest Recht. Voldemort wird mich jagen. Es ist besser, wenn ich allein gehe.“ „Wann gehst du?“ „Morgen“, sagte er ruhig, drehte sich um und verschwand in den Schatten der Alkoven. Hermine lächelte leicht, während sie ihm nachsah. „Du warst schon immer ein schlechter Lügner, Harry…“ Seine Schritte knirschten verräterisch auf dem Kies, als er sich Stunden später auf den Weg machen wollte. Mit angehaltenem Atem blieb er stehen und lauschte angestrengt. Es war so still, dass er nur das Blut in seinen Ohren rauschen hörte. Erleichtert lief er weiter und wurde abrupt von einer unsichtbaren Mauer gestoppt. Warmes Lachen ließ ihn herumfahren. „Hast du wirklich gedacht, dass es so leicht wäre, Harry?“ Remus Lupin lehnte an einem Steinkreuz, verschmolz beinahe mit den Schatten der Neumondnacht, und grinste amüsiert. Harry senkte ergeben den Kopf. „Ich hatte es gehofft …“ Remus stieß sich ab und legte einen Arm um Harrys Schultern. Noch immer schien er sich über irgendetwas zu erheitern. Einen Witz, den Harry nicht kannte. „Professor McGonagall will dich sprechen. Ich soll dich zu ihr bringen.“ Stolpernde Schritte näherten sich ihnen schnell. In der Finsternis konnte Harry drei undeutliche Schemen ausmachen. Hermine, Ron und Ginny kamen mit ertappten Gesichtern heran. Remus lachte hell auf. „Wie ich sehe, sind deine Freunde nicht bereit, sich abschütteln zu lassen.“ Minerva erwartete sie in der ehemaligen Bibliothek. Nur wenige Bücher standen noch in den staubigen Regalen. Harry betrat den Raum mit einem unguten Gefühl in der Magengegend. Jenes Gefühl verstärkte sich, als Minerva ihm eine Pergamentrolle reichte und mit hochgezogener Augenbraue fragte: „Wann genau wollten Sie uns von den Horkruxen erzählen, Mr. Potter?“ Tbc… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)