School of life von toto-Ro ================================================================================ Kapitel 22: 2.11 ---------------- Nach zwei Jahren FF hab ich auch das zweiten Kapitel beendet ^^ jaaaaaa~ X.x Gut...zusammenfassend...ich habe in diesem kapitel sehr viel schon auf das nächste kapitel vorbereitet und auch seehr viele hinweise auf andere kapitel gegeben. Mehr als ich im ersten Kapitel gemacht habe. Obwohl auch das erste Kapitel schon sachen vorneweg gab. Sowohl vom 2. Kapitel als auch vom 3. ^^ Aber in diesem kapitel ist echt viel. In diesem kapitel habe ich sogar zusammenhänge aus dem ersten kapitel erklärt, die für das zweite kapitel eigentlich irrelevant sind. Es gibt anscheidungen im ersten kapitel, die erst im zweiten völlig geklärt werden. Aber ich glaube nach wie vor, dass man jedes Kapitel auch einzelnd lesen könnte...na ja...ich hoffe es jedenfalls xD okay...highlight für mich beim schreiben war ganz sicher, dass mein word immer und immer wieder versucht hat "Kyo" durch das wort "Klo" zu ersetzen. Vielleicht sollte ich mal Kyo hinzufügen oder so... Für "Ruiza" zur verbesserung hatte er übrigens "Reiz" im angebot. Fand ich ja schon wieder sehr passend xD ok, genug der vorrede. Last chapter ~~~2.11~~~If two lives crash~~~2.11~~~ „Darf ich dir was sagen...?“ „Was fragst du so blöd.“ Murrte Aki Sakito von der Seite an. „Meinst du, er sagt nein? Oder vielleicht, dass er von dir verlangt, dass du es ihm vorsingst? Natürlich darfst du ihm was sagen...“ Sakito schnaubte und drehte beleidigt den Kopf zur Seite. „Erstaunlich genug, dass du mal nachfragst. Normalerweise können wir uns schließlich vor deiner Plapperei kaum retten.“ Uruha grinste leicht und beobachtete wie Sakito und Aki sich kabbelten. „Also...“ Unterbrach er die beiden dabei, wie sie sich gerade versuchten zu schlagen. Oder eher wie Aki versuchte unter Sakitos unbeholfenen Schlägen, er tat so etwas nicht besonders oft, wegzutauchen. „..du wolltest mir was sagen?!“ „Du bist menschlicher geworden.“ Antwortete Sakito prompt und strahlte in die Runde. Uruha zog eine Augenbraue hoch und warf Aki einen fragenden Blick zu, doch dieser zuckte nur die Schultern. „Aha...menschlicher also.“ Was auch immer das zu bedeuten hatte. „Und früher war ich also....nicht..menschlich?“ Sakito nickte und lächelte Uruha glücklich über diese Erkenntnis an. „Das ist auch der Grund, weswegen Aki sich wieder mit uns abgibt!“ posaunte er los und erntete ein entsetztes „EH?“ und einen leichten Schlag auf den Hinterkopf von Aki. Tatsächlich war Aki in letzter Zeit wieder öfter bei ihnen anzutreffen. Alles war fast wieder so wie früher. Bevor das alles angefangen hatte. „Ich raff das mit dem ‚menschlich’ aber trotzdem noch nicht. Auf mich wirkte Ruha immer wie ein Mensch. Ab und zu auch wie ein Elefant, schließlich hat er ein wahnsinns Gedächtnis, aber doch irgendwie menschlich.“ Sakito sah Aki strafend an und schüttelte leicht den Kopf. „Natürlich war er ein Mensch! Aber er hat sich nicht mehr ‚menschlich’ verhalten. Zum menschlich sein gehört mehr als der Spezies Mensch anzugehören. Menschliche Gefühle zu empfinden beispielsweise.“ Ein betretendes Schweigen trat ein, da nun jeder von den Anwesenden verstanden hatte, was Sakito sagen wollte. Bevor Uruha Kyo kennen gelernt hatte, waren seine Gefühle so kontrolliert gewesen, dass sie praktisch gar nicht mehr vorhanden gewesen waren. „Versteh mich nicht falsch..“, murmelte Sakito in die Stille und sah den bedrückten Uruha etwas genauer an. Dieser sah auf und zuckte die Schultern. Obwohl er sein Verhalten als absolut notwendig unter den gegebenen Umständen erachtete, empfand er es als kränkend, dass seine Freunde ihn nicht mehr als menschlich gesehen, dass sie seine Gefühle als nicht mehr vorhanden abgehakt hatten. Er seufzte. „...ich wusste immer, dass irgendwo in dir drinnen Gefühle waren. Ich konnte sie nur nie entdecken. Ich hab es vermisst.“ Sakito lächelte Uruha so mitreißend fröhlich an, dass er nicht dagegen ankam und mit lächelte. Trotzdem musste er Sakitos Freude einschränken: „Erwarte nicht von mir, dass ich meine Gefühle ab jetzt immer der Welt zur Schau stelle...ich hatte eigentlich nicht vor, irgendwas an meinem Verhalten zu ändern.“ Sakito winkte ab. „Das hatte ich nicht erwartet. Aber du hast dich schon längst geändert, vielleicht ohne es zu merken. Es reicht schon, wenn du dir Gefühle so wie jetzt erlaubst!“ Uruha verzog das Gesicht. Erlauben war eine schöne Formulierung von Sakito. So wie er das in den letzten Wochen in Kyos Anwesenheit, teilweise auch Abwesenheit, erlebt hatte, konnte er sich kaum davon abhalten etwas zu fühlen. Es war ihm unmöglich, es sich nicht zu erlauben. „Und wenn du Kyo mal endlich verführst!“ Warf Aki ein. „Genau und damit kannst du heute bei der Nachhilfe gleich anfangen.“ „Ihr seid lustig! Ich hab noch nie jemanden verführt! Wie soll ich das denn bitte machen? Shou hat mich das letzte Mal angemacht...“ „Bitteee? Shou?“ “SHOU?“ Ups...er hatte vergessen, dass er weder Sakito noch Aki etwas von seiner Beziehung zu Shou gesagt hatte. „Shou hat dich angebaggert? Das ist aber so gar nicht seine Art...Bei eurer Nachhilfe?“ „Mein Gott. Bei so einer Nachhilfestunde scheint ja einiges los zu sein.“ Murmelte Aki nachdenklich und legte die Stirn in Falten. „Erst baggert Shou dich an, dann Kyo...ich sollte auch mal Nachhilfe geben...“ „Besser du nimmst welche.“ Sakito grinste Aki unverschämt an und Uruha dachte schon, er würde so davon kommen, als sich beide Gesichter wieder ihm zuwandten und er sich mit zwei erwartungsvollen Blicken konfrontiert sah. „.....wir waren ein Paar...“ murmelte er also schließlich leise und löste damit eine etwas längere Stille aus. „Das erklärt einiges.“ Sagte Sakito letztendlich. „Nur nicht, wieso du uns das nicht gesagt hast.“ Ergänzte nun Aki und sah Uruha auffordernd an. „Ganz einfach. Wenn niemand was davon weiß, kann es auch niemand meinem Vater sagen.“ „Als wenn wir das jemals getan hätten! Aki und ich haben dich doch immer unterstützt!“ „Ich wollte nun mal kein Risiko eingehen. Nicht bei so etwas. Dass ich schwul bin, wird der größte Schock seines Lebens für meinen Vater sein, nach Ruiza...“ Sakito sah nachdenklich an die Wand, Aki schien etwas angepisst und wippte unschlüssig im Schneidersitz nach vorn und wieder zurück. Uruha biss sich auf die Lippe. Dass er sich auch verplappern musste! Er hatte eigentlich nicht vorgehabt es den beiden jemals zu erzählen. Shou war für ihn eine ganz andere Sache als Kyo. Shou war für ihn kein Gefühlsdurcheinander gewesen. Keine große Liebe, kein großes hin und her. Eine einfach Frage: „Willst du mit mir gehen?“ Antwort: „Ja.“ Und damit hatte sich dann die ganze Sache zwischen ihnen gegessen. Sie hatten noch abgeklärt, niemandem was zu sagen, hatten sich nur selten und ganz allein getroffen und meistens auch tatsächlich zusammen gelernt. Es war nichts besonders emotionales gewesen, aber doch schön. Kyo hingegen war das Gefühlschaos an sich. Uruha hatte einfach nicht schweigen können. Er hätte das nie und nimmer alleine bewältigen können. Die Hilfe seiner Freunde war extrem wichtig für ihn gewesen. „Das heißt der Ring, den Kyo dir gestohlen hat, war ein Geschenk von Shou, nicht wahr?“ Uruha nickte. „Und deswegen hast du die Nachhilfe übernommen...also hat dich dein Exfreund mit Kyo zusammengebracht...irgendwie….ein bisschen…halt so. Mit der Nachhilfe hat's ja begonnen. Was für ne Ironie!“ Sakito lachte auf und Uruha atmete erleichtert darüber auf, dass Sakito anscheinend nicht mehr böse auf ihn war. Obwohl er ihm nicht ganz zustimmen konnte. Bisher war er noch nicht mit Kyo zusammen! Abgesehen davon, hatte die Nachhilfe ja mit dem Verlust des Portmonees begonnen und nicht mit dem Ring. Streng genommen, aber das musste er Sakito ja nicht unter die Nase reiben. „Ich versteh nicht, wie du das einfach so hinnehmen kannst, Saki! Er hat uns seine Beziehung verschwiegen...ich dachte wir wären beste Freunde.“ Aki schien das nicht so leicht zu nehmen, doch Sakito winkte erneut ab und lächelte. „Nicht so schlimm. Er hat ihn nicht wirklich geliebt. Von den wichtigen Kerlen in seinem Leben erzählt er uns, wie du siehst. Sonst wüssten wir auch nichts von Kyo.“ Uruha musste leicht darüber lächeln, dass Sakito so zuversichtlich war und außerdem, dass er auch noch Recht damit hatte. „Wollt ihr mir dann erklären, wie ich Kyo verführen soll?“ Fragte Uruha erneut nach, da die Frage über den „Fall Shou“ vergessen worden war. „Das wirst du schon sehen, wenn es so weit ist. Apropos...wir sollten jetzt gehen, damit du gaaanz alleine mit deinem Schwarm bist.“ Sakito stand auf und stieß Aki mit der Fußspitze an, um ihn ein wenig anzutreiben. „Na toll, ihr seid mir eine schöne Hilfe. Warum hab ich euch das nicht auch verschwiegen, wie das mit Shou? Dann müsste ich mir nicht solche Kommentare über meinen „Schwarm“ anhören und würde genauso tolle Ratschläge bekommen...“ Murrte Uruha und meinte damit keine. Er sah zu, wie Aki und Sakito sich in Richtung Tür trollten. „Wie wär’s, wenn du mit deinen zurückerworbenen menschlichen Zügen Kyo was vorlachst? Er wird bestimmt hingerissen sein von deiner menschlichen Seite, die Sakito so vermisst hat, so dass du ihn bestimmt sofort Dein nenn...Au~ Saki, lass mein Haar los, das tut weh!!!!“ „Baibaiki!“ Flötete Saki noch und zog den plärrenden Aki ohne Erbarmen weiter. Uruha blieb allein zurück. Allein und ein bisschen nervös. Er wanderte unerbittlich in seinem Zimmer auf und ab und warf in regelmäßigen Abständen einen Blick auf seine Uhr. Gleich würde Kyo kommen. Gleich hieß in diesem Fall in 20 Minuten. Uruha strich sich nervös durchs Haar, trat ans Fenster und sah hinaus. Es goss in Strömen. Uruha musste unwillkürlich leicht lächeln. Natürlich, er war schließlich glücklich. Glücklich und nervös. Er fühlte schon, dass Pia auf direktem Weg zu ihm in seinen Magen war. Kyo würde kommen und er hatte die Aufgabe ihn zu verführen. Als seine Freunde ihm das letzte Mal Ratschläge gegeben hatten, hatte er diese nicht wirklich befolgt und das Ergebnis war wohl allgemein bekannt: Er hatte im wahrsten Sinne des Wortes gar nichts erreicht. Diesmal hatte er sich vorgenommen, würde er auf das hören, was sie ihm sagten und deswegen musste er Kyo heute verführen, rumbekommen oder irgendwie so etwas. Wie man das genau machte, hatten sie ihm natürlich nicht gesagt. Uruha hätte sich besser vorbereitet gefühlt, wenn sie ihm gesagt hätten, er solle ihm den Blinddarm raus operieren. Das hätte er schon hinbekommen, konnte ja nicht so besonders schwer sein. Aber Kyo verführen? Er hätte ihm den Blinddarm auch wieder rein operiert, verdammt! Eigentlich erwartete man von ihm, dass er so was konnte. Also nicht Blinddarm raus und rein operieren, sondern jemanden verführen. Schließlich war er der beliebteste Schüler und er bekam in regelmäßigen Abständen Liebesgeständnisse von „Normalos“. Aber bisher hatte Uruha mehr Erfahrung darin gesammelt, die Leute wieder abzuwimmeln. Das was er jetzt vor hatte, war das genaue Gegenteil! Nachher war er so nervös und verwirrt, dass er Kyo aus Versehen wieder eine Ohrfeige verpasste. Er seufzte und trat vom Fenster weg. Kyo würde bestimmt nicht zu früh kommen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es nun noch genau 14 Minuten und 32 Sekunden dauerte bis er mit Kyo zur Nachhilfe verabredet war. Er würde wahrscheinlich sogar eher zu spät kommen, so wie er Kyo kannte, dachte Uruha sich und setzte sich aufs Bett. „Beruhig dich erst mal...“, murmelte Uruha sich leise zu und knetete nervös seine Hände. Aber es gab leider kein Mittel, um ihn ruhig zu bekommen. Er versuchte es mit tief durchatmen, aber er hatte das Gefühl, dass der ganze Sauerstoff ihm nicht wirklich gut tat. Er lief wieder durchs Zimmer, aber das machte ihn nur noch nervöser. Er setzte sich auf den Schreibtischstuhl und drehte sich im Kreis, was zur Folge hatte, dass ihm schwindelig und schlecht wurde und als er gerade dabei war, zu versuchen seinen Magen zu beruhigen und sich dafür auf den Rücken aufs Bett gelegt hatte, den Kopf über die Kante runter hängen ließ, so dass er schon ganz rote Wangen hatte und alles auf dem Kopf sah, ging die Tür auf und Kyo stand in jener. Einen Moment lang blieb Uruha noch in seiner seltsamen Stellung liegen und blickte Kyo an, der an der Decke stand, die Türklinke in der Hand und etwas verwirrt zu sein schien, was bestimmt auch daran liegen könnte, dass die Welt nicht alle Tage auf dem Kopf stand. Uruha war sich nicht sicher, ob das ganze Blut in seinem Kopf ihn nicht vielleicht halluzinieren ließ, denn Kyo konnte nicht da sein. Er sollte doch erst ihn 7 Minuten und 13 Sekunden kommen! Und außerdem sollte er doch zu spät kommen! „Du bist zu früh...“, sagte er also etwas belämmert, als sich alle Hoffnungen auf Halluzinationen zerschlagen hatten, und richtete sich verlegen auf, strich die Haare wieder an ihren Platz. Kyo, der extra zu früh gekommen war, weil Uruha doch so viel Wert darauf legte, dass man nicht zu spät kam, dabei wusste er nicht, dass Uruha auch zu früh kommen nicht mochte, sondern im allgemeinen wert auf Pünktlichkeit legte, nickte etwas verdattert und war noch schwer damit beschäftigt, das Bild zu verdauen, welches sich ihm gerade geboten hatte. Bei jedem anderen hätte er wohl los gelacht, aber bei Uruha befürchtete er, dass ihn der Jüngere bei dem kleinsten Fehlverhalten sofort aus dem Haus jagen würde und so wollte er es lieber nicht riskieren. Und darüber hinaus war der Anblick gar nicht mal so lustig gewesen. Schon lustig, ja, aber auch unglaublich niedlich, wie Uruha dort auf dem Bett gelegen hatte, mit den roten Wangen und dem ernsten Gesichtsausdruck, als wäre er gerade dabei eine wissenschaftliche Untersuchung durchzuführen. Wobei…konnte er sich denn sicher sein, dass es keine wissenschaftliche Untersuchung war? Bei Uruha konnte man das nie so genau wissen. Während sie in Uruhas Arbeitszimmer gingen, hatte Uruha ganz andere Probleme. Kaum hatte sich die Übelkeit wieder gelegt, war sein Magen erneut in Aufregung geraten. Pia nistete sich mal wieder dort unten ein und er spürte schon, wie sie langsam die Kontrolle über seinen ganzen Körper übernahm. Pia war äußert besitzergreifend! Wie zum Teufel sollte er in so einem Zustand Kyo verführen? Er hatte das Gefühl, er könnte im Moment nicht mal den hässlichsten Kerl der Schule verführen. Keine gute Voraussetzung! Wie immer ließen sie die Tür einen Spalt offen, Kyo hatte sich daran gewöhnt und Uruha achtete dieses Mal besonders darauf, denn heute war es besonders wichtig, dass er die Schritte seiner Mutter hörte, wenn sie wie gewöhnlich vorbei kam, damit sie niemanden bei irgendwas überraschen konnte. Ihr erster Besuch ließ nicht lange auf sich warten. Sie kam rein, entdeckte Kyo, heuchelte ein wenig Wiedersehensfreude und versprach mit etwas zu knabbern „für die beiden Fleißigen“ wiederzukommen. Uruha sah auf die Uhr. Gut, fünf Minuten ab jetzt. Er hatte zwölf Besuche seiner Mutter, oder eher die Zeitspannen zwischen den Besuchen, um seine Aufgabe zu erfüllen. Er saß auf seinem Platz und beobachtete, wie Kyo seine Bücher rausholte. Was sollte er tun? Uruha starrte konzentriert vor sich her und ging alle Strategien durch, die ihm einfielen, dabei entging ihm leider, dass Kyo seit geraumer Zeit mit der Hand vor seinem Kopf rumfuchtelte um ihn wieder in die Wirklichkeit zu holen. „Uruha?“ Erschrocken blinzelte der Angesprochene, fühlte augenblicklich wie ihm das Blut in die Wangen schoss und tippte panisch auf das Chemiebuch. „Wir machen heute Biologie!“ Kyo blickte auf das Buch, runzelte die Stirn, zog dann aber das Biologiebuch hervor und schlug es auf, während Uruha sich erleichtert darüber, dass er Kyo von sich hatte ablenken können, zurücklehnte. Er suchte eine Aufgabe für Kyo raus, die er versuchen sollte selbst zu lösen und erst als seine Mutter mit Salzstangen in der Tür erschien, wurde ihm klar, dass er seine ersten fünf Minuten gerade verspielt hatte. Ungeduldig wartete er, dass seine Mutter wieder das Zimmer verließ und als das endlich der Fall war, drehte er sich zu Kyo, der über seinem Biobuch brütete und nachdenklich an einer Salzstange knabberte. Obwohl es ihm eigentlich abwegig vorkam, konnte er nichts dagegen tun, dass ihm ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf ging: Was, wenn Kyo tatsächlich nur wegen der Nachhilfe hier war? Vielleicht wollte er seine Noten wirklich verbessern, nachdem er gesehen hatte, wie es war, wenn man im Unterricht mitmachen konnte. Uruha schluckte schwer und sah peinlich berührt zur Seite. In dem Fall hätte er sich erneut etwas vorgemacht und Kyos Verhalten fehlinterpretiert. Nervös kaute er auf seiner Unterlippe und warf dem Älteren immer wieder einen prüfenden Blick zu. Er saß dort und las, gab sich wirklich Mühe die Aufgabe zu lösen. Nicht ein Blick zu ihm. Früher hatte es ihn mehr interessiert mit Uruha zu flirten, anstatt zu lernen. Was der Blonde nicht wusste, war, dass Kyo nur mit leerem Blick in das Buch starrte und sich nicht auf das konzentrieren konnte, was Uruha ihm aufgegeben hatte. „Wieso bist du hier?“ „Hä?“ Uruha saß auf der Kante seines Stuhls, den Körper angespannt und sah Kyo auffordernd an. Er musste es jetzt wissen, weil er sich sonst nicht vorstellen konnte, Kyo zu verführen. „Willst du lernen? Seit wann? Vorher wolltest du das doch auch nicht! Also, wieso wolltest du Nachhilfe bei mir?“ Bitte, dachte Uruha im Stillen, sag so etwas wie ‚Wegen dir!’. Doch leider machte Kyo es Uruha nicht so leicht. „Ich weiß nicht. Ich wollte einfach...“ Ein Schulterzucken. „Du wolltest einfach was?“ Uruha zersprang geradezu vor Neugierde und Ungeduld. „Du wolltest mich einfach nur qu...“, fing er an, war sogar schon dabei Kyo Vorwürfe zu machen zu wollen, denn er hatte bei dem ganzen kein gutes Gefühl. Allerdings brach er mitten im Satz ab, lauschte auf die Schritte im Flur und setzte sich schnell wieder ordentlich hin. „Nanana, macht ihr gerade eine Pause?“ Uruhas Mutter kam durch die Tür hineingeschneit und stellte ihnen zwei leere Gläser auf den Tisch. Sie versprach das Getränk noch zu holen. Zwei Gläser und eine Flasche waren anscheinend zu schwer gewesen, oder zu viel oder sie hatte tatsächlich Probleme genügend Ausreden für ihre Besuche zu finden. „Ich bin gleich wieder da.“ Uruha nickte und lächelte seiner Mutter zu. Kaum hatte sie das Zimmer verlassen, sprang er auf, sorgte dafür, dass die Tür wieder so weit zu war, dass sie nicht von weitem rein sehen konnte, er aber noch hören konnte, wenn sie kam. „Das waren meine zweiten verplemperten fünf Minuten. Mir bleiben nur noch 10 Besuche.“ Klärte er Kyo auf, der ihn verblüfft ansah. Uruha sah kurz zu Boden und atmete langsam ein und aus. Er brauchte viel Mut für das, was er nun vorhatte, da er eventuell damit seinen letzten Stolz gegenüber Kyo verlor, aber so dumm wie er sich anstellte, schien das die beste Lösung zu sein. Er musste auf Risiko gehen. Ohne aufzusehen ging er auf Kyo zu, der immer noch am Schreibtisch saß und ihn gerade, so vermutete er, beobachtete. Sich wahrscheinlich fragte, was mit ihm nicht in Ordnung sei, dass er sich so seltsam benahm. Nun, gleich würde er die Antwort haben. Erst als er genau vor dem Schwarzhaarigen stand, hob er seinen Blick an, beugte sich einfach runter und drückte seine Lippen auf Kyos. Der Kuss war kalt. Eiskalt. Und Uruha sank das Herz in die Hose. Nein, nicht nur in die Hose. Es sank weiter und zerschellte auf dem Boden. Nachdem er einen kurzen Moment so verharrt hatte, löste er den Kuss und richtete sich wieder auf. Er schaffte es nicht Kyo anzusehen. Er hatte den Kuss nicht erwidert. Verführen sollte er ihn? Wie denn?! Uruha drehte sich schnell von dem Älteren weg, damit dieser nicht sah, dass seine Lippen vor Enttäuschung bebten. „Ich...“ begann Kyo, doch Uruha schüttelte den Kopf. Er lief ein paar Schritte, um sich zu beruhigen, doch es war hoffnungslos. Er wollte sich zurückdrehen und Kyo zur Schnecke machen, fand aber nicht die Kraft, er wollte ihm sagen, was er fühlte, fand aber nicht seinen Mut, er wollte irgendetwas sagen, fand aber nicht die Zeit. Denn fünf Minuten waren nicht lang. Er hörte Schritte. „Mach die Aufgabe...“ „Was?“ „Mach die Aufgabe!“ Als seine Mutter eintrat, las Kyo brav im Buch und Uruha stand am Fenster. Beide schön weit auseinander. So gefiel ihr das und sie verließ, nachdem sie eine Flasche Cola auf den Tisch gestellt hatte, wieder den Raum. Uruha stand am Fenster und starrte hinaus. So war das...zwischen ihm und Kyo. Es war still, angespannt und die meiste Zeit überlegten sie, was sie tun konnten. „Ich will doch nur frei sein...“, hauchte der Blonde und wischte sich über die Wangen. Kyo sah vom Buch auf, blickte zu der schlanken Gestalt am Fenster. „Bist du hier, weil Ruiza endgültig vergeben ist?“ „Nein...“ „Er macht jetzt seinen Führerschein.“ Uruha drehte sich zu dem Älteren und lächelte. „Ich will auch den Führerschein machen...“ „Äähh...dann vergiss nicht zu Blinken...?“ Kyo runzelte die Stirn und stand auf. Er hatte das Gefühl, dass Uruha etwas von ihm erwartete und wollte zu ihm gehen, doch Uruha blockte das sofort ab. „Nein, bleib da. Ich komm zu dir. Du musst am Tisch sein, wenn sie reinkommt...“, murmelte Uruha und näherte sich Kyo, der am Tisch stand. „Wieso bist du dann hier? Wieso die Nachhilfe? Was ist mit Ruiza? Liebst du ihn?“ „Zu viele Fragen.“ „Beantworte zuerst die Letzte.“ „Nein.“ Uruha runzelte die Stirn. Er war sich nicht sicher, ob das nun die Antwort auf die Frage war, oder ob Kyo ihm diese Frage nicht beantworten wollte. „Dann die Erste...“, murmelte er und sah Kyo mit einem kleinen Hoffnungsschimmer, den er sich nicht verkneifen konnte, in den Augen an. Kyo ruderte hilflos mit den Armen, suchte eine Antwort, doch im nächsten Moment drückte Uruha ihn auf den Stuhl und beugte sich über das Biobuch. „Du musst darauf achten, dass ++ nicht unbedingt einen positiven Effekt vermerkt...“, murmelte er etwas geistesabwesend und Kyo, keine Ahnung wovon Uruha sprach, nickte. Erst als sie wieder alleine waren, richtete Uruha sich auf und warf Kyo wieder diesen Blick zu. Eine Mischung aus Angst und Hoffnung. „Also?“ Kyo hielt einen Moment inne, um die richtigen Wörter zu wählen. Er wollte das Richtige sagen, die Wahrheit. So zur Abwechslung mal. „Ich wollte einfach wieder Nachhilfe bei dir haben. Nachmittags zu dir kommen...mit dir reden, dein Lächeln sehen, dir nah sein...“ Ein flüchtiges Zucken kam über Uruhas Mundwinkel, aber bis zu einem Lächeln ließ er es diesmal nicht kommen, selbst wenn es Kyo wohl gefreut hätte. Er hatte das Bedürfnis Kyo zu küssen, ihn zu umarmen, irgend etwas zu tun, um seine Gefühle raus lassen zu können. Er fühlte sich, als hätte Kyo ihm gerade seine Liebe gestanden. Sein Herz wummerte, seine Hände zitterten, ebenso seine Beine. Langsam ließ er sich auf einen Stuhl nieder, wusste nicht wohin mit seinem Blick, der wahrscheinlich gerade nur so vor Liebe schrie. „Was ist mit Ruiza?“ „Ich weiß nicht.“ Wumms! Rückschlag Nummer eins. Uruha biss sich auf die Lippe. Was ihn gerade noch so vor Liebe zu Kyo betäubt hatte, schmerzte ihn nun nur umso mehr. Er atmete zittrig ein und sah dann auf, um Kyo mit einem erstaunlich festen Blick mustern zu können. „Deine nächste Nachhilfestunde beginnt dann, wenn du mir sagen kannst, was du für meinen Bruder empfindest und nicht früher. Und diese endet hiermit.“ “Aber...“ Uruha hob eine Hand und winkte ab. „Das war es!“ Der Ältere strich sich verwirrt durchs Haar, setzte noch mal an, um etwas zu sagen, brach dann aber ab und nickte leicht. Er packte seine Bücher zusammen, stand auf, hing sich seine Tasche um und ging zu Tür. Er warf noch einen Blick zu Uruha, bevor er dann den Raum verließ, wobei er gleich mit Uruhas Mutter zusammenstieß und sich ein Haufen Gebäck und Puderzucker über den teuren Teppich verbreitete. Selbst ihr Geschrei konnte Uruha nicht aus seinem Tagtraum reißen, als er dort auf seinem Stuhl saß und das Gespräch immer und immer wieder durch ging. Durfte er sich wirklich Hoffnungen machen? Er hatte den Kuss nicht erwidert... Uruha hielt sich den Bauch und redete beschwichtigend auf Pia ein. Er war sich nicht sicher, ob er hier eine Glanzleistung in Sachen Verführung hingelegt hatte, aber er hatte es wenigstens versucht. Er stand auf, schlug seiner Mutter die Tür vor der Nase zu und griff nach seinem Handy. Er brauchte professionellen Beistand und Rat. Er würde Sakito anrufen. Während Uruha sich professionellen Beistand suchte, tat Kyo so ungefähr das Selbe. Er musste mit irgendwem reden und irgendwem, das hieß in seinem Fall, er würde zu Kaoru gehen. Denn viel mehr Auswahl hatte er nicht. Denn da Ruiza auch eine Antwort in der Quizshow „Wer ist Kyos Herzbube?“ war, fiel er sowieso von vorneherein weg. Wenigstens gab es in dieser Quizshow bloß die Auswahl zwischen a(Ruiza) und b(Uruha), so dass man von vorne herein eine 50:50 Chance hatte. Blöderweise hatte man dafür keinen Joker außer dem Publikumsjoker, welchen Kyo nun zog und sich auf dem Weg zu Kaoru machte. „Wie war die Nachhilfe? Bist du nicht ein wenig früh?“ Kaoru hatte natürlich gewusst, dass Kyo heute Nachhilfe bei Uruha gehabt hatte und so überraschte es ihn keineswegs, dass dieser mit hängenden Schultern vor seiner Tür stand. Er hatte nicht erwartet, dass Kyo, unfähig wie er nun mal war, das alles geregelt bekam. So trat er also zur Seite, obwohl er keine Antwort von dem Kleineren bekommen hatte, und Kyo trottete durch die Tür in den Flur, tauschte seine Schuhe gegen die allseits beliebten Totoro-Schluffen und lief mit immer noch hängenden Schultern weiter ins Wohnzimmer, wo er erst mal seine Tasche mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden fallen ließ. „Wow...was ist da drin?“ Kaoru versuchte die Tasche hochzuheben, scheiterte aber bei dem Versuch, weil er nicht erwartet hatte, dass sie so schwer sein würde, schließlich trug Kyo meistens wesentlich weniger mit sich rum. „Alle meine Schulbücher...“ Kaoru hob eine Augenbraue und ließ sich schweigend auf das Sofa nieder, klopfte neben sich auf dieses, als stumme Aufforderung für Kyo sich auch zu setzen. „Er will von mir wissen, was ich für Ruiza empfinde.“ Kaoru saß unschlüssig neben Kyo, der sich inzwischen gesetzt hatte, und versuchte aus diesem Satz heraus zu lesen, was daran so schlimm war, dass Kyo wie ein begossener Pudel durch die Gegend lief. Er sah in diesen Satz für Kyo eigentlich einen Grund zur Freude. Endlich wollte ihn mal jemand! „Toll!“ „Hä?“ „Warum freust du dich nicht?“ „Und wieso freust du dich?“ „Na, ihm ist wichtig zu wissen, ob du in Ruiza verliebt bist. Anscheinend hat er ein Auge auf dich geworfen! Ist doch wohl offensichtlich...“ Kyo starrte ihn an. „Oh Gott...“ „Was?“ „Ich hab nicht erwidert! Oh Gott!“ Kyo war entsetzt aufgesprungen und hielt sich die Hände vors Gesicht. „Was wird er jetzt denken? Ich hätte den Kuss erwidern müssen!“ „Er hat dich geküsst?“ „Ja, verdammt!“ „Wieso hast du nicht erwidert?“ „Ich weiß nicht!!!! Ich war...überrascht! Und ich dachte, nachher gibt er mir eine Ohrfeige...oder so! Keine Ahnung! Ich meine.... ER wollte doch immer lernen und ich hab mich echt bemüht ihm diesen Wunsch zu erfüllen! Fuck! Scheiß Bio!“ Nur weil er unbedingt versucht hatte, die Nachhilfe so zu gestalten, wie Uruha es sich wohl von einer Nachhilfestunde bisher immer erhofft hatte, hatte er ins Buch gestarrt, hatte versucht sich zu konzentrieren und nicht an den Anderen zu denken. Er hatte nicht gewollt, dass Uruha irgendeinen Grund fand die Nachhilfe mit ihm wieder zu beenden. Und dann hatte das ganze so eine seltsame Wendung genommen und er hatte es nicht gerafft. „Verdammt, wenn einer Nachhilfe verdient, dann anscheinend ich...“ Murmelte er und schüttelte leicht verzweifelt den Kopf. „Ja, allerdings.“ „Was mach ich jetzt?“ „Will er immer noch wissen, was du für Ruiza empfindest oder hat sich das nach dem nichterwiderten Kuss erledigt?“ „Er will’s noch wissen. Der Kuss war vorher...“ „Man, hast du ein Schwein! Dann geh zu ihm und sag ihm, dass du Ruiza nicht liebst, sondern ihn.“ Kyo ließ sich wieder langsam aufs Sofa sinken. Kaoru sagte das so leicht hin, aber er wollte zu Uruha ehrlich sein und war das die Wahrheit? „Ist das so?“ Kaoru seufzte und sah seinen kleinen Freund kopfschüttelnd an. „Ich denke schon.“ „Warum glaubst du das?“ „Du kamst von deinem ersten Treffen mit Uruha und hast gesagt, er wäre der vollkommenste Mensch auf dieser Erde. Du hast nicht einen Moment an Ruiza gedacht. Du hast ihn als vollkommen bezeichnet, obwohl er dich gerade zur Sau gemacht hat. Du hast freiwillig Nachhilfe in Kauf genommen, nur um bei ihm sein zu können. Du schaust dich immer nach ihm um, wenn wir in der Schule sind. Du denkst ständig an ihn, weswegen du nie etwas mitbekommst. Du hast unglaublich darunter gelitten, dass er den Kontakt zu dir abgebrochen hat. Du warst extrem eifersüchtig auf Shou und, das ist das wichtigste, du musstest dich zwingen an Ruiza anstatt an ihn zu denken.“ „Ich war auch eifersüchtig auf Hizumi...“, murmelte Kyo und senkte seinen Blick. Er hatte rote Wangen bekommen bei dieser Aufzählung und ihn durchlief es schon jetzt wie heißes Wasser: Kaoru hatte Recht. „Ja, aber anders eifersüchtig. Du hattest Angst, er könnte dir deinen Platz als besten Freund von Ruiza streitig machen. Du hattest Angst um eure Freundschaft. Du wolltest gar nicht den Platz an Ruizas Seite als seinen festen Freund, sondern als seinen besten Freund. Im Vergleich dazu warst du nie auf Sakito oder Aki eifersüchtig. Du willst nun mal nicht diese Beziehung zu Uruha haben.“ „Das heißt...ich war nie Ruiza verliebt?“ Kyo schüttelte den Kopf. Nein, DAS konnte er sich nicht vorstellen. Er dachte an seine Gefühle zu dem Älteren. Wenn er ihn im Internat beobachtet hatte und sein Herz wie wild geklopft hatte und seine Wut auf alle Freunde von Ruiza, die er erfolgreich wieder verjagt hatte. Und als er so darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass all diese Erinnerungen schon ziemlich lange her waren. „Doch...du warst verliebt. Aber irgendwann...“ Kyo unterbrach Kaoru. „Irgendwann haben sich meine Gefühle verflüchtigt und ich habe ihn nur noch als Freund gesehen und aus Routine einfach weitergemacht und gar nichts davon mitbekommen.“ Er schlug sich die Hand vor die Stirn und seufzte tonlos. Und noch mal: Kaoru hatte Recht. Wie oft hatte er seine Sonderstellung in Ruizas Leben durch Hizumi in Gefahr gesehen? Und diese Stellung, auf die er solchen Wert gelegt hatte, war nur die des besten und einzigen Freundes. Er hatte sich viel mehr Gedanken darum gemacht, als um die freie Stelle als Ruizas Lover, die nun eventuell bald besetzt sein würde. Und wieso hatte er nicht entsprechend gelitten, nachdem Ruiza ihm gesagt hatte, er würde ihn nicht lieben? Nun, durch sein Gespräch mit Ruiza hatte er sicher gewusst, dass er weiterhin sein bester Freund bleiben würde. Damit war sein Leiden schon sehr stark eingedämmt. Kyo sah auf, Kaoru direkt ins Gesicht. „Wieso sagst du mir das erst jetzt?“ „Du hast nie gefragt.“ Ein Schnauben. „Und sei mal ehrlich. Wenn ich es dir gesagt hätte, hättest du mir nur ein Wort geglaubt? Außerdem ist ja nicht so, als hätte ich’s nicht versucht. Ich sagte: „Du wirst dein blaues Wunder erleben, wenn du dich so versteifst.“ und ich meinte, dass du dich gerade Hals über Kopf in Uruha verliebst. Aber du hast mir widersprochen und gesagt, du würdest Ruiza lieben.“ „Ich hätte dir geglaubt, wenn du es so erklärt hättest wie vorhin...“ Kaoru hob eine Augenbraue hoch. „Na gut...wahrscheinlich hätte ich es dir nicht geglaubt. Aber, wieso weißt du das eigentlich alles? Beobachtest du mich etwa den ganzen Tag und denkst über meine Gefühle nach? Spanner!“ „Ich hab keinen Freund mehr, was soll ich machen?“ Kaoru lachte und lehnte sich zurück. „Nein, natürlich hab ich ein Auge auf dich gehabt. Schließlich bist du mein bester Freund. Ich wollte doch nicht, dass du dich in irgendwas verrennst.“ Nachdenklich lehnte auch Kyo seinen Kopf nach hinten an die Sofalehne und schielte zu Kaoru. „Als dein bester Freund bin ich dann wohl ein Totalversager, nicht wahr?“ „Ich dachte, du bist Ruizas bester Freund?“ Kyo boxte Kaoru leicht in den Oberarm und lachte, wohl wissend, dass Kaoru das nicht ganz so ernst meinte und Kyos ‚Versagen’ ein wenig abschwächen wollte. „Ich kann ja wohl deiner und seiner sein!“ Maulte er und runzelte dann die Stirn. „Beziehungsweise, ich könnte es, wenn ich nicht so ein Versager wäre im Freund sein... ich hätte auch aufpassen sollen...das mit Toshiya...“ Kaoru atmete tief ein und aus, zuckte die Schultern und seufzte lautlos. „Meine Vorwarnung hat sich dann wohl nicht ganz bestätigt, nicht wahr? Nicht du hast dein blaues Wunder erlebt, sondern ich. Ein Wunder mit blauschimmernden Haaren.“ Kyo betrachtete Kaoru, der nun seinerseits die Schultern hängen ließ und betrübt aus dem Fenster sah. Ja, er hätte aufpassen sollen. Doch hätte er Kaoru dann vorwarnen können? Wahrscheinlich nicht. Wenig später hatte Kyo sich von Kaoru verabschiedet und saß nun in seinem Zimmer auf dem Bett, das Telefon am Ohr und wartete, dass Ruizas Anrufbeantworter an sprang. Kaoru hatte Zeit für sich gebraucht. Jedenfalls hatte er das Kyo erzählt und diesem geraten, sich erst mal um seine eigenen Liebeangelegenheiten zu kümmern. Und das hatte Kyo nun vor. „Mein Band ist eh schon überbelastet, also sprich nur drauf, wenn's wichtig ist!“ Kyo stellte schmunzelnd fest, dass Ruizas Ansage freundlicher geworden war. „Hey, hier ist Kyo. Ich denke meine Nachricht ist wichtig genug...“ Er räusperte sich leicht, bevor er dann mit einem Lächeln weitersprach: „Ich liebe dich nicht mehr!“ Ein Klicken ertönte in der Leitung und augenblicklich ertönte Ruizas Stimme, die ihm überglücklich mitteilte: „Ich freu mich ja so für uns!“ Kyo lachte leise auf und nickte bedächtig. Ja, so in etwa hatte er Ruizas Reaktion erwartet. „Dachte ich mir doch, dass du dich darüber freust.“ „Bauarbeiten!“ „Hä? Was für Bauarbeiten?“ „Ach, Hizu fragt mich gerade ab. Ich lerne für den Führerschein.“ „Ahja...das...hab ich gehört.“ Ruiza machte den Führerschein. Als Uruha das gesagt hatte, hatte sich das fast wie eine Metapher angehört, deswegen war er nicht wirklich darauf vorbereitet gewesen, dass Ruiza tatsächlich den Führerschein machen wollte. „Es ist ... tolles ... fühl...ich ... mich...“ Kyo spitze die Ohren und runzelte die Stirn. „Bitte?“ Ruiza nuschelte so sehr, dass er kaum ein Wort verstand. „Sorry, Hizumi hat mir gerade den Pulli über den Kopf gezogen, das hat das Sprechen etwas erschwert.“ „Aha...?“ „Ja, er hat sich so ein tooolles~ System ausgedacht. Wenn ich eine Frage falsch beantworte, zieht er mir ein Kleidungsstück aus. Aber ich bin gut. Noch hab ich fast alles an.“ Ruizas Stimme hatte einen leicht sarkastischen Unterton und trotzdem konnte Kyo deutlich raus hören, dass irgendwo auch ein wenig Stolz mitschwang. „Bedeutet dir der Führerschein viel?“ Ruiza machte eine Pause und sagte schließlich: „Einbahnstraße!“, woraus Kyo schloss, dass er gerade angestrengt nachgedachte hatte, um nicht noch eine Socke zu verlieren. „Hai...“ Das war wieder an Kyo gerichtet. „Es gibt mir das Gefühl unabhängig zu sein...oder es jedenfalls zu werden. Ich könnte einfach so in den Wagen steigen und losfahren. Irgendwohin! Ich müsste niemanden fragen, dass er mich fährt. Ich wäre...frei!“ Kyo musste lächeln. Ruiza klang glücklich. Richtig glücklich, so wie er es noch nie bei ihm gehört hatte. „Irgendwohin trifft es auf dem Punkt genau.“ Ertönte plötzlich Hizumis gedämpfte Stimme aus dem Hintergrund. „Bei deinem Orientierungssinn würdest du ja nie an einem bestimmten Punkt ankommen. Seit wir zusammen sind, hast du mich schon mindestens drei Mal völlig verzweifelt angerufen und gejammert, dass du nicht wüsstest wo du wärst, weil du versucht hast alleine nach Hause zu kommen und dich bei diesem Versuch absolut hoffnungslos verlaufen hast.“ Er hörte wie Ruiza am anderen Ende einen beleidigten Ton von sich gab und musste unwillkürlich leise lachen. „Dann kauf ich mir halt ein GPS!...gleich nachdem ich ein Auto hab.“ „Ja, das hast du dringend nötig. Was ist das für ein Schild?“ Kyo räusperte sich leise, um die Aufmerksamkeit wieder ein wenig auf sich zu ziehen. Leider ohne Erfolgt. „Stopp?“ Kyo hörte ein Rascheln und kurz darauf wieder Hizumis Stimme: „Langsam glaub ich, du machst das mit Absicht.“ „Wer weiß~“ Anscheinend hatte Ruiza gerade wieder irgendein Kleidungsstück verloren. „Ich leg jetzt auuuuuuuf~“ Rief er ins Telefon, weil er vermutete, dass Ruiza und Hizumi nun lieber ungestört sein wollten, doch seinen ehemaligen Schwarm schien das wieder Erinnerung zu rufen, dass sein bester Freund am Telefon war. „Warte! War das alles, weswegen du angerufen hast?“ Kyo zögerte und Ruiza wartete, ignorierte anscheinend sogar Hizumi, denn Kyo hörte einen leisen Protestlaut von diesem. „Nein...ich...weiß sicher, dass ich dich nicht liebe, weil ich jemand anderen liebe.“ Jetzt hatte er Ruizas Aufmerksamkeit sicher. „Was? Wen?“ „...na ja....“ „Sag schon!“ „...Uruha...deinen Bruder?“ „Oh mein Gott~!“ Kyo konnte förmlich sehen, wie Ruizas Gesichtszüge entgleisten. „Kyo...ich hab dich echt lieb. Ich liebe dich, das weißt du.“ Wieder ein Protestlaut von Hizumi, diesmal etwas lauter. „Aber wenn du Uruha verletzt, kriegst du echt Ärger mit mir!“ Kyo schluckte und nickte, besann sich dann darauf, dass Ruiza das nicht sehen konnte und krächzte: „Hai, ich werd's mir merken.“ „Er hats nicht leicht. Ich weiß, du auch nicht. Aber er...es ist wegen mir, verstehst du? Es ist meine Schuld, dass er das alles auf sich nehmen muss. Eigentlich hätte er ein echt entspanntes Leben führen können, aber ich bin abgehauen und hab ihn mit diesen Tyrannen...“ Er sprach anscheinend von seinen Eltern. „...allein gelassen. Er macht mir keine Vorwürfe, obwohl er wirklich das Recht dazu hätte. Wenn du ihn also nicht absolut, unheimlich glücklich machst, dann......dann weiß ich noch nicht was, aber ich verspreche dir, das wird nicht schön!“ Es trat eine kurze Stille ein und dann konnte Kyo geradezu das Lächeln von Ruiza spüren. „Ich bin froh, dass es Uruha ist. Selbst wenn du das nicht glauben willst, eigentlich bist du unglaublich lieb.“ „Ahja? Davon hab ich nicht viel mitbekommen...“ „Kannst du Hizumi nicht rausschicken? Er ruiniert den Moment...“ „Hizu, halt die Klappe. Um dich kümmere ich mich gleich.“ „Oh man...“, murmelte Kyo und konnte sich schon vorstellen, wie Hizumi das zu verstehen hatte. „Also, wo war ich? Ahja, du bist unglaublich lieb.“ „Wir haben es verstanden. Wenn du noch weiter darauf rumreitest, dass ich ja so unglaublich lieb bin, leg ich auf...“ „Ich mein nur, dass ich weiß, du würdest alles tun, um die Menschen, die du liebst, zu beschützen. Ich kenn das ja von mir. Dein heldenhafter Versuch mich vor Hizumi zu beschützen...“ „Hat nicht geklappt.“ Bei Hizumi schien das mit dem Klappe halten nicht so zu funktionieren und da Kyo ahnte, dass sich Ruiza nun um Hizumi kümmern wollte, verabschiedete er sich nun endgültig. „Ich leg jetzt auf. Bye.....danke.“ Er legte das Telefon bei Seite und atmete tief durch. Das hatte er irgendwie noch gebraucht. Den Segen von Ruiza. Nun war eigentlich alles perfekt. Nur musste er Uruha noch irgendwie sagen, dass er ihn liebte. Sagen, dass er ihn liebte. „Ich liebe dich.“ „Ich bin in dich verliebt.“ „Ich habe mich in dich verliebt.“ Kyo probierte die Sätze aus. Einer nach dem anderen. Er versuchte sich den Jüngeren vorzustellen, wie er vor ihm stand und ihn ansah mit demselben Blick wie heute. Hoffnung und Angst. Sein Herz vibrierte eher, als dass es schlug und um so deutlicher er Uruha vor seinen Augen sah, desto schwieriger war es, diese Wörter auszusprechen. Es war ein Satz, den er sagen sollte, aber es schien ihm die komplizierteste Aufgabe seit langem. Er wusste nicht, woran es lag, aber er hatte das Gefühl, dass er es noch nicht sagen konnte. Kyo lehnte sich nachdenklich auf seinem Bett zurück und starrte die Decke an. Das Gefühl war da, also wieso fiel es ihm so schwer, es auch auszusprechen? Er hatte keine Angst, dass Uruha ihn zurückwies. Gut, er hoffte natürlich, dass das nicht passierte. Aber eigentlich glaubte er zu wissen, dass Uruha ihn auch mochte und er ganz gute Chancen hatte. Schließlich meinte Kaoru das und der würde das nicht einfach so sagen. Und außerdem hatte Uruha ihn geküsst ohne ihn danach zu ohrfeigen. Es lag auf der Hand: Er hatte auf jeden Fall keine Angst vor einem Korb. Der Schwarzhaarige schloss die Augen und dachte an ihr Treffen zurück. Er musste bei der Erinnerung leicht lächeln, denn nun im Nachhinein erkannte er, wie süß sich Uruha teilweise verhalten hatte. Uruha war wohl schrecklich nervös gewesen, denn aus einem anderen Grund konnte Kyo sich nicht erklären, wie Uruha wohl das Bio- mit dem Chemiebuch verwechseln konnte. Ausgerechnet Uruha! Zwar wusste Kyo nicht, denn er sah darin einfach keinen Sinn, was Uruhas seltsame Stellung auf dem Bett zu bedeuten hatte, als er hereinkam, aber er nahm einfach mal an, dass es etwas mit ihm zu tun gehabt hatte. Wenn man Uruha nur aus der Schule kannte, dann käme man wohl nie auf die Idee, wie niedlich er sein konnte. Selbst Kyo ignorierte er in der Schule ja meistens hochnäsig. Und das, obwohl er schließlich Hals über Kopf in ihn verliebt war!! Kyo runzelte die Stirn und blinzelte die Decke an. Würde sich das jemals ändern? Würde Uruha ihn in der Schule anders behandeln, wenn sie ein Paar wären? Er konnte sagen, dass das bei Shou nicht der Fall gewesen war. Zwar wusste er nicht, wie die Beziehung zwischen den beiden abgelaufen war, aber er wusste, dass niemand etwas von dieser Beziehung gewusst hatte, andernfalls hätte Kaoru ihm nämlich davon erzählt. Er seufzte tonlos und rieb sich über die Augen. Nein, so würde er niemals die drei Wörter sagen können. Kyo wälzte sich auf dem Bett hin und her und fand die ganze Nacht kaum Schlaf, so dass er am nächsten Tag etwas übernächtigt in die Schule schlich und von Kaoru mit einem besorgten Blick empfangen wurde. „Das ist schon seltsam. Jedes mal, wenn ich denke, dass wir weiter gekommen sind und du mich das nächste Mal mit einem strahlenden Lächeln empfangen wirst, weil du dir endlich Uruha geangelt hast, tauchst mit einem noch erbärmlicheren Anblick auf.“ Kyo murrte leise und ließ sich von Kaoru eine Kippe zwischen die Lippen stecken. Er hatte die ersten Stunden gleich komplett sausen lassen und war erst zur Pause gekommen. „Ich hab ein Problem…“ Kaoru sah auf, feuerte sich seine Kippe an und nickte Kyo zu, als Zeichen, dass er anfangen konnte. „Ich kann nicht „Ich liebe dich.“ sagen.“ „Du sollst es ja auch Uruha sagen und nicht mir.“ „Von dem sprech ich doch!“ „…oh.“ Kaoru runzelte die Stirn und fuhr sich durchs Haar. „Er wird dir schon keinen Korb geben…das glaub ich nicht.“ „Darum geht es ja auch nicht.“ „Worum dann?“ Auf dem Pausenhof wurde es merklich leiser und als Kyo sich umblickte, entdeckte er den Auslöser dafür: Uruha ging mit seinem Gefolge quer über den Hof neben einem Lehrer her, mit dem er sich unterhielt. Im Vorbeigehen warf er einen kurzen Blick zu dem Kleineren, seine Augen blitzten kurz auf, doch mehr konnte man ihm nicht anmerken. Ohne irgendeine weitere Reaktion zu zeigen, stolzierte er weiter. „Darum…“, murmelte Kyo frustriert und zog an seiner Kippe, während Kaoru neben ihm nachdenklich Uruha nachsah. „Versteh ich nicht…wenn es dich stört, dass er High Society ist, dann hättest du da doch früher dran denken können…?“ „Das stört mich doch gar nicht… Mich stört, dass er mich ignoriert. Ich will nicht verleugnet werden. Ich will eine Beziehung mit ihm und ich will das nicht geheim halten müssen und mich nur heimlich mit ihm treffen. Und ich glaube, er würde darauf niemals eingehen. Schon allein wegen seiner Familie nicht.“ „Vielleicht würde er ja doch.“ Kaoru blies mit nachdenklich verengten Augen den Zigarettenrauch in die Luft und runzelte die Stirn. Kyo kannte diesen Blick bei Kaoru und sah ihn gespannt an. Gleich würde er ihm eine Lösung präsentieren. Gut, dass er mit Kaoru befreundet war, so musste er nie selber nachdenken. „Na ja, ganz einfach.“ Kaoru hatte fertig gedacht, stand auf und schnappte sich grinsend Kyos Handgelenk, wobei seine Kippe nur noch ein wenig schlapp zwischen den Lippen hing. „Du wirst es nie herausfinden, wenn du nicht mit ihm darüber redest. Also los.“ Und ohne auf irgendwelche Proteste zu hören, zog er Kyo mit sich in die Richtung, in die Uruha verschwunden war. „Du willst, dass ich ihn vor allen zur Rede stelle?? Das wird er mir nie verzeihen!“ Fauchte Kyo panisch und stemmte sich gegen den Größeren, leider etwas erfolglos. Kaoru schien fest davon überzeugt, dass das eine gute Idee war. „Ach, jetzt übertreib doch nicht so maßlos. Du sollst dabei ja nicht über den ganzen Schulhof schreien, sondern normal mit ihm reden. Du kannst ja von ihm verlangen, dass er seine Bewunderer wegschickt, oder ich kümmere mich drum. Nur mach endlich was! Schieb es nicht immer weiter auf. Sonst wird das nämlich nix mehr. Immer wenn wir irgendwie weiter kommen, findest du ein neues Problem. Manchmal hab ich das Gefühl, du hast Bindungsangst. Nachdem du so lange bei Ruiza in der Schwebe standest, eigentlich schon im Fall warst wohlbemerkt, scheint dir die Möglichkeit einer richtigen Beziehung wohl Angst einzujagen. Jedenfalls… wir werden das jetzt ein für alle Mal beenden.“ Kyo hörte auf sich zu wehren und ließ sich brav mitziehen, hatte mit der Zeit sogar so weit aufgeholt, dass er nun auch neben Kaoru lief und nicht mehr hinten an ihm dran hing. „Ich hab keine Bindungsangst…“, maulte er und befreite sein Handgelenk aus Kaorus Griff. Kaoru lachte nur leise und blieb stehen. „Dahinten ist Uruha.“ Er nickte zu der High Society, die am Rand des Schulhofes stand, sich anscheinend gerade wieder auf den Weg ins Schulgebäude zu ihrem Stammplatz machen wollte. „Willst du, dass ich mitkomme oder schaffst du das alleine?“ Kyo atmete tief durch und nickte sich selbst aufmunternd zu. „Bleib hier, ich schick dir gleich Sakito und Aki.“ „Wir werden uns sicher gut unterhalten!“ Als Kyo schon kurz vor Uruha war, bemerkte endlich auch dieser, dass er Besuch bekam und wurde merklich nervös durch diesen Umstand. Schließlich standen sie auf dem Schulhof, jeder konnte sie beobachten! Das war ganz bestimmt nicht der Ort, an welchem er sich die Aussprache mit Kyo erhofft hatte. Und obwohl er Kyo am liebsten am Kragen packen würde, um ihn an einen geschützteren Ort zu zerren, war er in dem Moment, in dem er Kyo auf sich zu kommen sah, schon so gespannt und zittrig, dass er bezweifelte, dass er das zu Stande bringen würde. Er kam doch, um ihm zu sagen, was er für Ruiza empfand, oder? Uruha warf Sakito einen nervösen Blick zu und der Andere fasste beruhigend nach seiner Hand und drückte sie einmal kurz. „Würdet ihr uns bitte alleine lassen?“ Kyo stand nun genau vor Uruha und sah ihm fest in die Augen, während er wartete, dass Sakito und Aki außer Reichweite waren. „Ich liebe dich.“ Erschrocken und überrascht taumelte Uruha ein paar Schritte zurück und sah Kyo perplex an. Moment! Irgendwas lief nicht so ganz nach Plan. Kyo hätte kommen und ihm sagen sollen ‚Ich liebe Ruiza nicht.‘ Und das auch nur in der Idealfassung, auf die Uruha gehofft hatte. Andernfalls würde er Ruiza lieben, aber daran hatte Uruha gar nicht wirklich denken wollen. Nachdem dann jedenfalls geklärt war, dass er Ruiza nicht liebte, konnte Uruha getrost anfangen Kyo zu verführen. Er hatte zwar immer noch keine Ahnung, wie man das mit dem Verführen machte, aber so hätte das jedenfalls ablaufen sollen. Darauf war er vorbereitet. „Ich weiß jetzt, dass ich Ruiza nicht liebe. Eigentlich schon sehr lange nicht mehr. Ich hab nur etwas gebraucht, um das mitzubekommen.“ Uruhas Herz hämmerte mit einer unglaublichen Intensität gegen seine Brust. Er liebte ihn. Ihn, Uruha. Er hatte es selbst gesagt. Er hatte gerade tatsächlich das Liebesgeständnis bekommen, welches er sich so gewünscht hatte. Vor lauter Glück, konnte Uruha kaum mehr klar denken. Gut, dass er heute keine Arbeit schreiben musste. Kyo war unterdessen wieder etwas näher an den Jüngeren getreten. Er war selber überrascht, wie leicht ihm das ‚Ich liebe dich‘ über die Lippen gekommen war. Er stand vor Uruha und es war ihm wie von alleine über die Lippen gekommen. Vielleicht, weil er wusste, dass es an eine Bedingung gekoppelt war. „Uruha?“ Der Jüngere sah auf und direkt in Kyos Augen. „Ich will mit dir zusammen sein. Aber nur, wenn das eine richtige Beziehung wird. Ich will das nicht so wie zwischen dir und Shou. Ich will dich auch mitten auf dem Schulhof küssen können und vor allen Dingen, will ich dich auch bei dir zu Hause besuchen können, ohne dass wir deinen Eltern irgendwelche Lügen auftischen müssen!“ Der große Blonde richtete sich zu seiner vollen Größe auf und hob die Hände und im ersten Moment dachte Kyo, dass nun die Standpauke folgen würde, doch Uruha fuhr sich nur einmal angespannt durchs Haar und vergrub dann sein Gesicht in seinen Händen. Das war es. Der Moment, der irgendwann ja hatte kommen müssen. Sein persönliches Glück hing nun allemal mit der Wahrheit zusammen. Er musste reinen Tisch machen, sonst würde Kyo keine Beziehung mit ihm wollen. Uruha spähte durch seine Finger und atmete zittrig ein und aus. „Ich werde es ihnen sagen…“, flüsterte er dann und gleichzeitig war ihm, als wäre ihm eine schwere Last von den Schultern genommen. Etwas entspannter ließ er langsam seine Hände sinken und lächelte vorsichtig. „Ich liebe dich auch.“ Er spürte, dass seine Beine aufhörten zu zittern und als Kyo nun nah an ihn herantrat, fühlte er sich zum ersten Mal einfach gut. „Darf ich dich küssen?“ Der Schwarzhaarige musste leicht nach oben schauen, um Uruha direkt ins Gesicht sehen zu können, aber bei dem Anblick würde er niemals den Blick wieder abwenden können. Ab nun würde er wohl jeden Tag mit Nackenstarre ins Bett gehen. Uruha schenkte den Leuten nur selten ein Lächeln und wenn, dann waren sie meist sehr klein und nicht unbedingt besonders warmherzig. Kyo war nun Zeuge davon, dass Uruha wohl das schönste Lächeln dieser Welt besaß. Jedenfalls kam es ihm so vor. „Hai…“ Als sich ihre Lippen berührten, breitete sich sowohl in Kyos als auch in Uruhas Körper das Gefühl aus, das man nur bekommt, wenn man die Person küssen darf, die man liebt und wenn sie einen auch liebt. Zufrieden lächelte Kyo und zog den Jüngeren noch etwas näher. „Jetzt weiß ich, was Liebe ist…“ hauchte er gegen Uruhas Lippen, was seinen Geliebten etwas fragend blinzeln ließ. „Dann weißt du mehr als ich…“ Und das war ja eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. „Es ist einfach das was wir fühlen.“ Uruhas unzufriedener Gesichtsausdruck verriet, dass er eigentlich auf eine präzisere Definition gewartet hatte, doch er kam nicht dazu zu protestieren, denn Kyo brachte ihn dazu den Mund zu halten. „Ich hab noch nie eine so unromantische Liebeserklärung gesehen…“ Aki, Sakito und Kaoru standen etwas abseits und beobachteten Kyo und Uruha, die noch ganz mit sich selbst beschäftigt waren. Aki hatte den Kopf schief gelegt und sah abwertend zu den beiden. „Du konntest sie hören?“ Sowohl Kaoru als auch Sakito schien das zu überraschen, denn beide hatten kein Wort von dem Gesagten verstanden. „War doch laut genug. Und ich sag euch: Bei mir müsste das schon viel romantischer sein. Nicht einfach so ein blödes „Ich liebe dich“ mitten auf dem Schulhof! Ich mein, das hat überhaupt keine Atmosphäre. Wer so ankommt, kriegt von vorne herein einen Korb. Man könnte sich ja schon ein wenig mehr Mühe machen! Schließlich bin ich ein wahnsinns Fang. Dann soll man sich auch schön anstrengen…und überhaupt…“ Kaoru verdrehte die Augen, nickte dem zufrieden lächelnden Sakito, der anscheinend nicht fand, dass das Ganze nicht romantisch genug gewesen war, zu und machte sich dann aus dem Staub, während Aki immer noch vor sich her plapperte. Ein kurzer Blick noch zu dem frischen Paar und Kaoru wusste, dass er Kyo erst mal nicht mehr so oft sehen würde. Aber das war schon okay, dafür würde er vielleicht mal wieder etwas bessere Laune verbreiten. „Also ich an Ruhas Stelle hätte ihn auch nicht abgewiesen….“ „Dich hat aber auch niemand gefragt Saki! Momentan dreht sich mal ausnahmsweise alles um mich…“ „Ach?“ „…ich meine Uruha!“ Kyo saß auf einer Bank und starrte in den Himmel. Jeden Moment müsste Uruha wieder rauskommen, denn er war schon seit einer geschlagenen Stunde in diesem riesigen Bürogebäude verschollen, um mit seinem Vater zu sprechen. „Erst mein Vater. Er ist die größte Hürde, die wir nehmen müssen.“ Das hatte Uruha gesagt und war direkt nach der Schule mit Kyo hierhin gegangen. Da er aber mit ihm allein sprechen wollte, Kyo nahm an, dass er ihn vor seinem Vater schützen wollte, falls er handgreiflich werden würde, war der Ältere draußen geblieben. Nun, nachdem er sich eine Stunde lang als Vogelbeobachter geübt hatte, wurde ihm etwas langweilig und er fand, dass Uruha ihn mal wieder mit seiner Anwesenheit beehren konnte. Ein Pfeifen erklang, so wie Männer hinter gutaussehenden Frauen hinterher pfiffen und Kyo sah sich etwas gelangweilt um, nur um dann festzustellen, dass Uruha für jene gutaussehende Frau gehalten wurde. Jedenfalls gaffte der Pfeifer seinem Freund immer noch auf den Hintern, während dieser geradewegs auf Kyo zukam. Etwas pikiert warf Kyo dem Kerl einen bösen Blick zu und zog den Blonden sofort besitzergreifend zu sich, als er an ihn herangetreten war. „Alle glotzen dir nach. Die Hose steht dir eindeutig zu gut…“, murrte Kyo und schielte an Uruha vorbei, um jedem, der unverschämt glotzte, einen Deathglare zu schicken. Der Jüngere schmunzelte leicht und zuckte die Schultern. „Ist dir nicht aufgefallen, dass ich mich, seitdem ich weiß, dass ich dich liebe, extra herausputze, um dir aufzufallen?“ Überrascht blinzelte Kyo und schüttelte den Kopf. „Iie…für mich sahst du immer gleich umwerfend aus. Deine Kleidung ist doch nur nebensächlich. Viel mehr interessiert mich, was drin steckt!“ Hauchte er und zog Uruha in einen sanften Kuss. „Tja, das nenn ich Pech, wenn dich die Hülle nicht so interessiert. Alles was drin steckt wirst du nicht so bald zu Gesicht bekommen!“ Uruha grinste und gab Kyo noch einen kleinen Kuss, was diesen aber nicht davon abhielt erst mal frustriert zu stöhnen. Erstens weil Uruha ständig ihre Küsse unterbrach, weil er unbedingt was sagen musste und zweitens wegen dem Gesagten. „…dass du so prüde bist.“ „Da es dich anscheinend nicht interessiert, sag ich dir halt nicht, was mein Vater gesagt hat.“ Uruha löste sich von dem Kleineren und schulterte seine Tasche, die er draußen bei Kyo gelassen hatte. „Was? Nein!! Sag!“ Uruha schmunzelte und kräuselte die Nase. Seine Augen glitzerten zufrieden kurz zu dem Bürogebäude, aus dem er gekommen war, und dann zu Kyo. „Wenn es eine Sache gibt, mit der man meinen Vater locken kann, dann mit guten Geschäften.“ „Ahja…“ Kyo verstand nur Bahnhof und der Jünger verdrehte die Augen. „Ich hab ihm klar gemacht, dass eine „Verschwägerung“ mit einer Firma, an der wir als Geschäftspartner interessiert sind, nicht unbedingt schlecht ist!“ Langsam machte es klick und Kyo fing leicht an zu grinsen. „Das heißt, er ist einverstanden?!“ Langsam schlenderten sie nebeneinander her und Kyo griff nach der Hand des Anderen, um sie sanft zu drücken. „Was heißt schon einverstanden? Er ist nicht unbedingt glücklich, aber wir werden keine Probleme mit ihm haben, denn er will sich die Beziehung zu eurem Unternehmen nicht zerstören. Und mehr wollten wir doch auch nicht, oder? Ich brauche nicht seinen Segen. Bevor er sich nicht einigermaßen an die Situation gewöhnt hat, werde ich den auch nicht bekommen. Sprich, das kann noch ein paar Jahre dauern. Ich will es nur nicht vor ihm geheim halten und wissen, dass er mich nicht weiterhin für jemand anderen hält als ich bin. Außerdem brauchst du so keine Angst haben, dass man versucht mich mit irgendwelchen heiratswilligen Vorzeige-Töchterchen zu verheiraten.“ Kyo blieb stehen und zog Uruha grinsend an der Hand zu sich. „Davor hätte ich keine Angst.“ Hauchte er und strich dem Jüngeren über die Wange. „Wieso nicht?“ Uruha zog einen leichten Schmollmund und verschränkte die Arme. „Du könntest ruhig ein wenig eifersüchtig sein. Nur ein wenig halt…“ „Na ja, du liebst mich einfach zu sehr. Für mich hast du diese ganze Scheinwelt zerstört, die du für deine Eltern errichtet hast.“ Er gab Uruha einen sanften Kuss auf die Lippen. „Du liebst mich einfach zu sehr.“ Wiederholte er und lächelte. „Das ist doch doof…Bist du nicht wenigstens ein klein wenig eifersüchtig? Ich meine, du sollst ja nicht gleich krankhaft eifersüchtig sein. Aber so ein wenig Eifersucht ist schon förderlich für eine Beziehung. Wenn du nämlich…“ Kyo lachte und küsste Uruha erneut, um ihn zum Schweigen zu bringen. Er brauchte keine Definition der Eifersucht und ihrer positiven und negativen Auswirkungen. Bei einem Freund wie Uruha würde er sowieso nicht drum herum kommen, ab und zu mal eifersüchtig zu werden. „Halt einfach mal den Mund, Uru.“ „Mou~“ ~~~Owari If two lives crash~~~ ~~~tbc School of life~~~ Okay, gerade ist hier ein St.Martins-Zug vorbeigezogen und ich bin jetzt total deprimiert, dass ich nicht zu Hause bin, weil wir haben den geilsten St-Martins-Zug der welt ~.~ ok...äh...was wollt ich sagen? ahja...ich werd mir jetzt wahrscheinlich erstmal ein paar wochen auszeit nehmen. Diesmal hab ich weniger auszeit geplant, als letztes mal. Nur ein paar wochen wie gesagt, aber nächste woche wird es jedenfalls sicher kein neues Kapitel geben. Es wird aber bald weitergehen. (Ich muss mir dringend mal ein lied besorgen, dass ich letztens gehört hab, dass extrem gut zu dem dritten kapitel passt. ö.ö das kann man gut beim schreiben hörn) Gut, dann hoffe ich, war das ein würdiges ende. *weihnachtskekse verteilt* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)