Nil von BabYstAr (Leute, es geht weiter! Kapitel 12 heute hochgeladen!) ================================================================================ Kapitel 2: Nausea & Shudder --------------------------- JUHU, ich habe es doch noch viel früher geschafft, als ich dachte! *freu* Ich hoffe, es ist nicht allzu schlecht... Wie ihr sicher schon gemerkt habt, sind die Texte den Songs des Albums NIL angepasst. Ich versuche dabei, so nah wie möglich am Thema der Lyrics zu bleiben und meine Geschichte danach zu richten. Es könnte schwierig werden, aber ich mach das Beste draus, versprochen ^-^ Sooo~ Noch mal zur Anmerkung: Gazette nix meins, ich krieg auch keene Kohle für den Mist ^^° *lach* also dann! viel Spaß beim Lesen wünsche ich allen ^^ Bleibt mir treu xD! ~*~*~*~*~ Allein in den Schatten meiner Gedanken... Wecker. Störendes, kleines, mechanisches, tickendes Etwas mit drei Zeigern und einer Uhrzeit, von der ich mir im Moment wünschte, dass sie einfach stehen bleiben würde und ich weiterhin meinen Schlaf genießen könnte. Wer auch immer dieses Gerät erfunden hatte, ich würde ihn töten. Langsam öffnete ich meine Augen und versuchte, das stetig piepsende Geräusch hinter mir zu ignorieren. Ich wollte jetzt meine bequeme Seitenlage nicht auflösen! Nicht jetzt, wo ich doch gerade so einen schönen Traum hatte… Einen Traum, in dem ich Nähe bekam… Nähe zu einem anderen Menschen spüren durfte… aber diesen Menschen konnte ich nicht erkennen. Schade eigentlich… „Ruuukiiii…!“ hörte ich eine Stimme hinter mir. Nee ne?! „Ich lass den Wecker jetzt seit zehn Minuten ununterbrochen laufen und du stehst immer noch nicht auf! Was soll ich n noch machen?! Wenn du jetzt nicht sofort aufstehst, kipp ich dir den Eimer Wasser neben mir über die Matschbirne!“ Wasser?! Nein! NEIN! Ich war doch wach! Das war absolut unnötig, das konnte er gerne glauben! „Ich bin ja wach… Himmelarsch…“ grummelte ich dennoch gelassen und rappelte mich auf. Mann, wie ich den Montagmorgen hasste. Den hätte man auch weglassen können in der Woche, wie ich fand. Also erhob ich mich gezwungenermaßen und versuchte, meine Augen an die Helligkeit zu gewöhnen. Aber das war nicht so einfach… „Jetzt steh auf, Mann! So lang, wie du im Bad brauchst, kommen wir hier vor zwölf nicht mehr raus!“ fluchte Uruha herum, ich seufzte schwer. „Ma, Junge!“ gluckste ich und stand auf, streckte mich kurz, lief dann, ohne mich umzusehen, ins Bad. Dort angekommen sah ich in den Spiegel. Mann, wenn ich immer so aussehen würde, wie jetzt, dann könnte ich es ja noch verstehen, wenn man mich seltsam ansah. Ich hatte mich zuvor nicht mal abgeschminkt… „Uruha! Hast du Haarspray?“ rief ich durch die geschlossene Tür. Wenn ich nicht auf der Stelle meine Haare richtete, würde ich ausrasten. Die standen zu allen Seiten ab… war ja nicht so, als ob sie das sonst nicht auch täten, aber dann sahen sie immer noch ordentlich aus im Gegensatz zu jetzt! „Rechter Schrank ganz oben“ hörte ich und stellte daraufhin zufrieden fest, dass die Flasche noch fast ganz voll war. Nachdem ich meine Haare wieder gebändigt und mich ein bisschen geschminkt hatte, ging ich zurück ins Zimmer. Dort fand ich Uruha vor… Halb nackt. „Was. Tust. Du. Da?!“ fragte ich angestrengt und versuchte, nicht auf eine ganz bestimmte Stelle zu starren, die nur von seiner Shorts überdeckt wurde. Glücklicherweise stand er mit dem Rücken zu mir und sah nicht, wo ich da gerade hingaffte… „Mich umziehen vielleicht?“ „Und wieso stehst du dann an MEINEM Kleiderschrank?“ „Weil ich meine Sachen immer quer durchs Zimmer schmeiße und meine Hose ist eben hier gelandet!“ beschwerte er sich. Und tatsächlich, er hielt eine Hose in der Hand! „Dann gewöhn dir das ab, wenn ich ab jetzt hier wohne…“giftete ich zurück und packte meine Sachen zusammen. „Was muss ich eigentlich alles mitnehmen?“ „Nur nen Ringblock, Bücher haben wir in den Klassenräumen“ gab er als Antwort. Er zog sich seine Hose an und suchte dann nach seinem Shirt. Und wirklich, jetzt fiel mir erst einmal auf, wie unordentlich es im Zimmer war. Es lagen ernsthaft überall Klamotten rum! „Kannst du mal deinen Krempel einsammeln? Wer weiß, was da alles für Flecken dran sind… oder für Gerüche…“ „Wenn, dann riechen sie nach Bvlgari!“ „Wer’s glaubt“ grinste ich nur fies. Er drehte sich um und schmiss ein zusammengeknülltes Shirt nach mir. „Überzeug dich gefälligst selber davon oder es knallt!“ Ich roch also an dem Shirt und wirklich, es roch fantastisch! Bvlgari… den Duft musste ich mir merken… Aber ich wollte ja nicht so sein und ihn ein bisschen ärgern… „Ich riech nur Schweiß und Mief…“ Gut, das hatte gesessen. Dieser Typ war leicht aufzuregen, wie ich sah. Schmollend drehte er sich um und schloss sich im Bad ein. Ich lachte siegreich und legte mich dann auf sein Bett. Selbst dieses roch nach seinem Parfüm. Der hatte scheinbar alles Mögliche damit eingedieselt… Dann fiel mein Blick auf seinen Nachtschrank. Okay, ich hatte gesagt, er sollte nicht in meinen schauen. Aber wer hatte gesagt, dass ich nicht in seinen schauen durfte? Ich wagte es also und öffnete leise seine Schublade. Aber darin befand sich nicht sehr viel. Nur ein paar Zettel, Bleistifte, Radiergummis, Kopfhörer, ein Notizblock und… Kondome?! Hastig machte ich die Schublade wieder zu und starrte völlig perplex auf meine Hände. Den Kopf von einer Seite zur anderen drehend, sodass meine Haare herumwirbelten, sah ich mich im Zimmer um nach einem Fluchtweg direkt nach draußen. Ich musste hier raus! Definitiv! „Hast du n Monster unter meinem Bett gesehen oder was?“ Wieder wirbelte ich herum und erschrak mich vor Uruha, der plötzlich hinter mir stand. „Nein… nein, alles klar…“ gluckste ich. Der musste doch langsam denken, dass ich n Rad abhatte… „Du hast doch n Rad ab…“ Bingo! „Gehen wir…?“ „Hai… Moment noch…“ ich brauchte erstmal was, um mich zu beruhigen. Pfefferminz war jetzt genau das richtige. Das hatte auf mich etwa die gleiche Wirkung wie hundert Gramm Speed auf nen Junkie… Ich wühlte in meinem Nachtschrank nach der kleinen Dose und nahm gleich zwei der kleinen Pillen. „Was nimmst n du da jetzt? Wohl keine Drogen, oder?“ „Für wie hohl hältst du mich eigentlich? Das ist Minze, du Baka…“ sagte ich und packte die kleine Dose wieder weg. Ich stand auf und ging mit ihm zur Tür. Dann wartete ich, bis er voraus lief. „Geh du nur, ich folg dir dann… hab ja eh keine Ahnung, wo ich hin muss…“ „Wenn du meinst… wir haben jetzt jedenfalls Japanisch und das gleich zwei Stunden…“ Wieso nur interessierte mich das gerade weniger als der Anblick seiner Klamotten? Wie konnte man nur so… sexy aussehen?! Und überhaupt… wieso fiel mir das gerade jetzt auf, während ich so neben ihm lief und eigentlich unauffällig hatte bleiben wollen?! Das ging wohl schlecht, so ich doch so offensichtlich auf seine Beine gaffte, die nur bedeckt wurden durch eine Hose, eine schwarze mit vielen lustigen Nieten und lila Stofffetzen, die an den Oberschenkeln abgeschnitten und mit einem Haufen Sicherheitsnadeln wieder zusammengeflickt worden war… Himmel, man konnte seine Beine sehen, störte den das denn gar nicht?! Ich fand meine Beine hässlich… genau, wie alles andere an meinem Körper… „Hab ich n Käfer in der Hose oder wieso starrst du so?“ DAS nannte er Hose?! He… hehe… „Ich frag mir nur mal gerade, ob du keinen Anschiss kriegst für sowas…“ sagte ich dann unbeholfen, ließ meinen Blick jedoch, wo er war, damit es nicht allzu auffällig erschien… „Sagen wir mal, die Lehrer sind meine Eigenarten gewohnt… und außerdem glaub ich eher nicht, dass ich auf andere anziehend damit wirke…“ Oh, doch! „Eher werd ich als schwul oder behindert bezeichnet, wenn ich so rumlaufe…“ Willst du mich verarschen?! „Wenn du meinst…“ ich hatte meinen Blick wieder abgewandt, dachte nun darüber nach, wie dämlich es doch aussehen musste, wenn man jemanden wie mich neben so einen kranken Spasten stellte. Ich mit meiner stinknormalen schwarzen Jeans und dem dunkelroten Shirt, auf dem vorne ‚Alkohol macht gleichgültig und schizophren’ und hinten ‚– ist uns doch egal!’ in schwarzen Lettern draufstand und meinen lustigen Armstulpen, die hier und da mal mit einer Sicherheitsnadel und einer Schnalle verziert waren. Und dann er… mit dieser eben beschriebenen, verdammt freizügigen Hose und einem schwarz – lila Fransenoberteil, das ihm nur über die eine Schulter ging und dort einen langen Ärmel besaß, sein anderer Arm nur mit einer Stulpe aus schwarzen Bandagen und vielen Verzierungen, die meinen ähnelten, bedeckt. Ich kam mir irgendwie idiotisch vor… Und dann war da wieder diese Angst. Dass man mich mit Uruha an meiner Seite noch seltsamer ansehen würde… dass man mich irgendwann deshalb hänseln würde… Gott, wie sehr ich mich doch für mein mangelndes Selbstbewusstsein schämte. Sicher würde es nicht so schlimm werden… aber was, wenn doch? Was sollte ich dann tun? Ich hatte doch niemanden… außer vielleicht Uruha… aber der war mindestens genauso schräg drauf und andersrum wie ich. Dem ging es da sicher nicht anders. Der wurde bestimmt auch gehänselt wegen seines Aussehens. Obwohl ich mir bei mir nicht einmal sicher war, ob es nur wegen meinem Äußeren war… aber auch egal. Viel eher hatte ich mich jetzt auf meinen Unterricht konzentrieren sollen. Aber mein Mitbewohner hatte mich schon lange wieder aus meinen Gedanken gerissen, da wir nun vor unserem Klassenraum standen, in dem der Unterricht heute stattfand. „Ich weiß nur noch nicht, wo ich dich am besten unterbringe“ meinte er schlapp. „Neben mit sitzt Reita. Hinter mit Aoi… weiß gar nicht… war der Platz rechts neben mit noch frei…?“ Jetzt führte der auch noch Selbstgespräche… oh, mein Gott! Und ein noch viel größeres ‚Oh, mein Gott!’, als wir den Klassenraum betraten. Da stand ein Lehrerpult vorn. Ein recht kleines. Und vor dem Lehrerpult waren in einem Halbkreis viele… verdammt viele Tische angeordnet. Sie standen eng beieinander, sodass der Platz für ziemlich viele von ihnen reichte. Aber… wie viele Schüler hatte denn dieser Kurs?! „Uruha… die sind doch nicht alle vollständig besetzt, oder?“ fragte ich unsicher. Doch meine Frage wurde – leider – mit einem unschuldigen ‚Doch’ beantwortet. „Okay, gut. Fast alle. Die hinteren Reihen sind nicht ganz besetzt. Da sitz übrigens auch ich“ grinste er dann fröhlich. Was für tolle Aussichten… Wir liefen also durch die festgelegten Wege in diesem Wald aus Tischen, bahnten uns den Weg nach oben, da die Sitzbänke auf mehreren Absätzen angeordnet waren. Sollte ich mich freuen oder nicht…? Das einzige, was mich wirklich freute, war, dass wir mit ein paar andern wenigen Schülern die ersten waren. Wenigstens ein kleiner Lichtblick… „Ano… wann gibt es eigentlich Frühstück?“ fragte ich, als ich unbeholfen neben Uruhas Tisch stand und mich umkuckte. „Nach den ersten beiden Stunden immer“ antwortete dieser mir dann. „Da kommt Reita!“ Mann, diese gute Laune konnte einem dann doch schon ziemlich auf die Nerven gehen… „Moin, Reita…“ machte ich nur leise und kuckte weg, in irgendeine andere Richtung. „O hayoh…“ grüßte der dann freundlich und setzte sich neben Uruha an den Tisch. „ Hast du noch keinen Sitzplatz?“ „Iie“ antwortete ich gespielt gelangweilt, obwohl ich alles andere als das war. Innerlich schrie ich aus voller Kraft, wollte nur hier raus… „Dann setz dich doch neben mich, der Platz ist Freitag frei geworden…“ sagte der blonde Schönling. Und Uruha kuckte ihn gerade ziemlich doof an. Wie verpeilt war dieser Trottel eigentlich?! „Wie, frei? Wo ist Yuzuke denn hin?“ wollte er wissen. Yuzuke… bestimmt auch so ein Streber… alle Streber hießen entweder Yuzuke oder Kai…! „Woah, Uru-chan, du bist ja n richtiger Checker“ sagte plötzlich ne Stimme hinter mir und mir wurde so richtig freundschaftlich auf die Schulter geklopft, sodass ich, wenn ich mich nicht an Uruhas Tisch festgehalten hätte, bestimmt einen halben Meter in den Boden gerammt worden wäre. Grummel… „Wo ist er denn, Aoi?!“ fragte mein äußerst intelligenter Mitbewohner und kuckte ungeduldig. Mann, wie konnte eine einzelne Person einer unschuldigen anderen wie mir nur so auf die Nerven gehen, indem er einfach nur verpeilt kuckte?! „Runter gegangen? Weißt du nicht mehr, du Spacken? Seine Eltern sind doch…“ Uruha schlug sich vor den Kopf. Und ich kuckte wohl in dem Moment ziemlich verdattert. Seine Eltern waren…? Ja…??? „Gestorben?“ fragte ich neugierig und setzte mich auf meinen neuen Platz. Und auf Aois Antwort wartend hob ich eine Augenbraue. Besagter mit dem langen, schwarzen Haar hatte einen vernichtenden Blick aufgesetzt. Hatte ich etwa was Falsches gesagt? „Was denn?“ fragte ich. „Hai, gestorben“ sagte er dann und wandte sich ab, setzte sich auf seinen eigenen Platz hinter Uruha. Dieser seufzte und zuckte mit den Schultern. „Aoi mag sowas nicht“ zischte Reita mir zu. „Yuzuke tat ihm unglaublich leid. Er ist ein Sensibelchen… gewöhn dich dran!“ Hatte ich eigentlich nicht vor, aber egal… ich beneidete diesen Yuzuke. Hatte er wenigstens niemanden mehr, der ihn herumschubste oder einsperrte… ich wünschte mir in diesem Moment, dass ich Yuzukes Schicksal teilen könnte. Aber in dem Moment fiel mir noch eine andere Frage ein. „Uruha? Wieso sind eigentlich Aoi und Reita in unserem Kurs? Sind die nicht viel älter als alle anderen hier?“ „Sie wiederholen“ erklärte er mir. „Genau wie ich. Sie wissen auch nicht, wohin, wenn sie hier fertig sind. Deshalb zögern sie alles hinaus.“ Wieso auch immer… ich fand es hier grauenvoll… wenn ich nur daran dachte, dass ich die nächsten fünf Jahre hier aushalten musste, wurde mir schlecht! „Ruki? Hinstellen, der Sensei ist da…“ sagte Reita dann und wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht. Ich stellte mich hin, genau, wie alle anderen. „O hayoh, minna-san. O・genki desu ka? Wir werden beginnen mit den neuen Schülern in unserem Kurs. Sie werden sich nun bitte vorstellen, meine Herren.“ Alle setzten sich wieder. Dann begann der alte Mann, verschiedene Namen aufzurufen. Mein Name würde sicher auch irgendwann auftauchen. Also wartete ich und bereitete mich schon mal darauf vor, aufzustehen und mich kurz vorzustellen, so, wie alle anderen es auch taten. Dann wurde ich aufgerufen. Ich stand auf und stellte mich vor. „Konnichi wa, Ruki desu.“ „Haben Sie keinen vollständigen Namen?“ fragte mich der Lehrer sofort. Andere Schüler lachten. Ich starrte gespielt interessiert auf die Tischplatte vor mir. „Doch, aber mich nennen alle so...“ „Das gibt es nicht. Und jetzt bitte Ihren korrekten Namen!“ Ich gab mich also geschlagen… was blieb mir auch anderes übrig? Man lachte schon wieder über mich… auch gut. War ja nachvollziehbar. Aber ich hasste meinen Namen und wenn ich ihn jetzt aussprach würden sie sicher noch mehr lachen… „Matsumoto Takanori“ antwortete ich eben und setzte mich dann wieder. Und wie erwartet lachten sie noch mehr... Mir war eindeutig die Lust am Unterricht vergangen! „Mach dir nichts draus“ zischte Reita mir wieder zu. Merkte der denn nicht, dass er mir auf die Nerven ging?! „Ich heiß eigentlich auch anders… Aoi und Uruha auch… aber uns nennt er auch nicht so, wie wir genannt werden wollen! Damit ist er zwar der einzige, aber das stört den nicht!“ „Akira, halten Sie Ihren Mund oder Sie fliegen raus!“ keifte der Alte dann. Okay, man sollte diesen Typen wirklich nicht reizen, das merkte ich schnell… „Du heißt Akira?“ fragte ich leise nach einer Weile und kuckte blöd. So ein schöner Name… und dann nennt der sich Reita?! Etwas, was man kaum aussprechen konnte?! … Jedem das seine… Der Unterricht begann. Schon fing der alte Sack vorn an, Fragen zu stellen. Wir durchsprachen also nun das Thema Kurzprosa. Großartig… „Was kennzeichnet einen typischen Kurzprosatext? Kann mir das jemand beantworten?“ unser Sensei wartete eine kurze Weile. Als sich noch immer nichts tat, pickte er sich jemanden raus. „Yuu vielleicht?“ Scheinbar war Aoi damit gemeint, denn der schreckte nun aus seinen Tagträumen auf. Das sah ich aus den Augenwinkeln. „Anou… offenes Ende, fängt mitten im Geschehen an…“ „Genau wie Sie, Herr Shiroyama, wie wäre es denn, wenn Sie zur Abwechslung auch mal am Anfang beginnen? Schließlich essen Sie den Nachtisch auch nicht zuerst!“ Andere Schüler lachten wieder. Aoi… oder eher Yuu… schien das nichts auszumachen… mir schon. Ich wusste, wie man sich dabei fühlt und dasselbe ging gerade hundertprozentig auch in Aoi vor. Nur gab er es nach außen hin nicht zu. Die Stunden waren weiterhin so scheiße verlaufen und die Atmosphäre war grausam gewesen. Ich hatte mich die ganze Zeit beobachtet gefühlt, obwohl der Sensei mich nicht dran genommen hatte, aber trotzdem war ich froh, als der Unterricht endlich vorbei war. Wir standen auf und verließen uns unterhaltend den Klassenraum, um die so genannten Pausenräume aufzusuchen. Uruha beschwerte sich lauthals. „Ich hasse diesen Wichser! Was denkt der sich eigentlich?! Der ist übrigens der einzige, der uns bei unseren richtigen Namen nennt, also nenn dich bei den anderen ruhig mit Ruki…!“ „Allein schon aus Protest!“ pflichtete ihm Aoi bei, der neben mir lief. Ich hob eine Augenbraue und stimmte dem einfach mal zu. Aber dann war ich doch neugierig und wollte nun auch wissen, wie denn wohl mein Mitbewohner richtig hieß… „Mein Name?“ lachte Uruha. „Der ist mir peinlich!“ „Na und?! Meiner mir auch! Jetzt sag schon!“ quengelte ich. Das war unfair! Er wusste meinen nun schließlich auch! … Nein, der ganze Kurs wusste ihn jetzt! „Takashima Kouyou…“ antwortete er leise, sodass ich es fast kaum verstanden hatte. Aber dann musste ich grinsen. Das war wirklich ein lustiger Name… klang so richtig adelig! Im Pausenraum angekommen durften wir uns nun eine ganze Dreiviertelstunde mit uns selbst beschäftigen. Ich freute mich schon… eine Dreiviertelstunde mit diesen drei merkwürdigen Gestalten an meiner Seite. Denn erst jetzt fiel mir auf, dass auch Reita und Aoi nicht weniger ‚erotisch’ gekleidet waren als Uruha. Der Schwarzhaarige hatte irgend so ein Corsette – Dings an, dazu einen kurzen Rock mit ganz viel Gebaumel und Kniestrümpfe mit noch mehr Gebaumel dran. Und Reita hatte mal wieder sein komisches Nasenteil auf, dann ein tief ausgeschnittenes, schwarzes Hemd, eine schwarze Weste darüber mit vielen weißen Mustern drauf und eine ebenfalls weit ausgeschnittene Hose. Gut, alles in allem normal. Aber Aoi und Uruha übertrafen wirklich alles… mich wunderte es sowieso, wieso es an diesem Internat keine Uniformen gab. Das fragte ich Aoi dann auch mal gleich. „Die haben die Kleiderordnung hier schon lange aufgegeben“ erklärte er mir. Ich grinste bloß. Was mussten Uruha und mein momentaner Gesprächspartner schon für Fetzen getragen haben, dass die hier sogar schon die Kleiderordnung gestrichen hatten?! „Was habt ihr denn angestellt, dass es keine mehr gibt?“ wollte ich weiter wissen. Jetzt war ich wirklich neugierig, schließlich konnten zwei Schüler ja wohl keine Revolte allein starten… „Eto… Uruha, erklär du ihm das, hai? Ich geh mal rüber zu Riku, den hab ich in letzter Zeit so vernachlässigt…“ sagte er dann schnell und war auch schon weg. Ich wunderte mich ein wenig. War ihm die Geschichte etwa unangenehm? Gut, dann wendete ich mich eben Uruha zu. „Also?“ bohrte ich weiter. „Das war so“ lachte mein Zimmergenosse dann etwas verpeilt und setzte sich an den Tisch, auf den wir schon die ganze Zeit zugelaufen waren. Ich setzte mich ihm gegenüber und blickte ihn erwartungsvoll an. „Aoi und ich hatten Nachsitzen. Und an dem Abend, als das ganze Stattfand, war eine Schulveranstaltung, an der wir unbedingt teilnehmen wollten. Tja… und einen Tag vor dem Nachsitzen hatten sämtliche Kurse beschlossen, aus der Schulveranstaltung, die eigentlich mal eine Art Sportfest oder sowas werden sollte, ein Kostümfest zu machen. Wir haben uns alle irgendwelche Klamotten zerschnitten und sind dann sehr freizügig da aufgetaucht. Die Lehrer haben einen Anfall bekommen und wollten viele von uns der Schule verweisen oder noch mehr Nachsitzen aufhalsen, also haben sie sich dann doch dazu entschieden, die Kleiderordnung aufzuheben. Letztendlich hätte es doch nix gebracht, dass sie uns diese ganzen Strafen aufgeben wollten!“ er lachte wieder. Täuschte ich mich oder sah er wirklich richtig niedlich aus, wenn er so lachte? RUKI! Aber es war doch so… NEIN, WAR ES NICHT! Stimmt, es würde eh nichts bringen, ihn anzuschmachten. Wieso denn auch?! Der Kerl hatte nichts an sich, was auf irgendeine Weise anziehend wirkte… Oder doch? NEIN! Schluss jetzt! Ich musste wirklich damit aufhören… „Und wieso wollte Aoi mir das nicht erzählen?“ fragte ich dann einfach mal. Uruha hob eine Augenbraue und lachte wieder so nied… NEIN, er lachte einfach! AUS! „Ach so… hai, er mag die Story nicht. Ihm ist da ein kleines Missgeschick passiert an dem Abend. Irgend so n Spacken hat ihm an den Klamotten gezogen und da ist ihm die Hose gerissen…“ er musste definitiv aufhören zu lachen…! „Mh“ machte ich nur und grinste fies. Ich überlegte kurz, ob ich den Schwarzhaarigen nun damit aufziehen sollte oder nicht… schließlich ließ ich es doch lieber bleiben. „Willst du was essen oder nicht?“ fragte mich Reita dann, den ich fast schon ganz vergessen hatte. Der saß ja auch noch neben mir! Also nickte ich und folgte ihm zum Buffet, wo sie alles Mögliche bereitgestellt hatten. Ich nahm mir von fast allem, was ich mochte, etwas, aber es war nicht besonders viel. Morgens hatte ich zwar Hunger, aber ich konnte nicht viel essen, sonst wurde mir immer schlecht[1]. Kurze Zeit später saß ich wieder mit Reita und Uruha am Tisch. Auch Aoi war wieder zurückgekommen. Ich konnte mir ein leichtes Grinsen leider nicht mehr verkneifen und seine Gesichtsfarbe nahm allmählich einen leichten Rotton an, das konnte ich sehen. Aber ich tat einfach mal so, als würde ich nichts wissen! Nett, wie ich eben war… „Haben wir viel Unterricht heute?“ fragte ich mit vollem Mund, schluckte dann meinen Bissen Reis runter und stupste Reita an, der schon wieder neben mir saß. „Iie, gleich noch zwei Stunden, dann haben wir Schluss. Heute Abend ist irgend so n Infoabend für die Eltern der Neuen hier und die müssen noch alles vorbereiten. Gehen deine Eltern auch hin?“ Der nächste Bissen Reis blieb mir im Hals stecken, als ich das hörte. Ich schluckte schnell runter und fing dann heftig an zu husten. Aoi reichte mir freundlicherweise sein noch unberührtes Glas Wasser und ich nahm es mit einer Dankesgeste an, leerte es mit einem Zug. Dann hatte ich mich wieder einigermaßen gefasst, stellte das Glas hin und stand auf. Ohne ein weiteres Wort ging ich aus dem Raum. Hinter mir hörte ich Reita, wie er sich fragte, was ich denn wohl hatte. Aber in dem Moment konnte ich nicht weiter sitzen bleiben. Zu viele Gedanken schwirrten plötzlich in meinem Kopf herum. Sicher würden sie nicht kommen. Dann würde ich der einzige sein, dessen Eltern nicht zu dem Abend gekommen waren. Dann würde ich mal wieder ein Außenseiter sein, wie ich es immer gewesen war. Alle würden wieder über mich lachen, denken, dass keiner sich für mich interessierte. So war es schließlich auch… Ziellos lief ich durch die Gänge und setzte mich dann irgendwo in einen leeren Raum, in dem ein paar Sofas und einige Bücherregale standen. Ich fühlte mich mies. Allein schon der Gedanke daran, dass sie mich dann wieder so seltsam anschauen würden… und sie würden denken, was für seltsame Leute es doch in meiner Familie waren… und sie würden Recht haben! Deshalb würden sie auch mich wiederum seltsam finden und mich ausschließen. Mich wegen meiner Schminke hänseln, meiner Kleidung, meiner Größe… und vor allem wegen meiner Eltern. Was für Aussichten! „Ruki?“ Ich ignorierte die Stimme gekonnt und blickte starr auf den Boden vor mir. Der würde schon wieder gehen… „Hab ich… irgendwas Falsches gesagt? Ist es wegen mir?“ Also war es doch Reita. Ich hatte Recht. Auch gut. Er würde schon verschwinden. … Oder auch nicht. Jetzt saß er nämlich neben mir auf dem Sofa. „Was ist denn los?“ „Nichts! Ich… mir ist nur n bisschen schlecht vom Essen, sonst nichts…“ antwortete ich und hoffte nur, dass er sich mit meiner Antwort zufrieden gab. „Es ist nicht wegen mir also?“ „Iie“ sagte ich knapp und grinste kurz, um meiner Lüge mehr Ausdruck zu verleihen. „Das wollte ich nur wissen… gehst du wieder mit?“ Ich schüttelte kaum merklich den Kopf und tat eben so, als wäre mir schlecht. Endlich stand er auf und lächelte kurz. „Wir sehen uns dann vorm Klassenraum.“ Wieder eine kaum merkliche Bewegung meinerseits in Form eines Nickens. Er sollte endlich verschwinden! Denn als er kurz vor der Tür war, blieb er noch einmal stehen und drehte sich um. Schweigend musterte er mich einen Moment, dann sagte er leise „Wenn du nicht drüber reden willst, ist das in Ordnung. Ich zwing dich zu nix!“ und lachte in selbiger Lautstärke. Und schon war er verschwunden. Plötzlich fühlte ich mich wieder unglaublich allein gelassen. Und das nicht nur von Reita… denn erst jetzt fiel mir auf, wie grausam es war, nicht von seinen Eltern gewollt zu werden. Schließlich hatte ich es niemals anders gekannt. Irgendwann musste ich dann zurück in den Unterricht. Ich folgte dem Weg, den ich gekommen war und fand schnell zum Klassenraum zurück, dort angekommen sahen mich wieder alle an. Als würden sie meine Gedanken lesen können. Als würden sie längst wissen, was in mir vorging. Ich blickte niemanden an, lief einfach in den Klassenraum und setzte mich auf meinen Platz. Weder Uruha oder Aoi, noch Reita sprach mich an. Sie alle schwiegen. Auch den Rest der Unterrichtsstunden. Ich hatte mich zweimal gemeldet, nicht nur, um mich vorzustellen. Nach dem Unterricht teilten sie mir mit, dass ich gut mitgearbeitet hatte. Alles in allem ein zufrieden stellender erster Tag. Aber zufrieden war ich nicht. Noch immer schweigend lief ich neben Uruha zurück zum Zimmer, wartete dort, bis er aufgeschlossen hatte. Schweigen. Wie früher. Und schon wieder spürte ich die aufkommenden Tränen. Als die Tür endlich offen war, schloss ich mich sofort ins Bad ein und ließ den Wasserhahn laufen, damit es so aussah, als würde ich irgendetwas machen. Stattdessen setzte ich mich auf den Rand der Badewanne und sah zu Boden auf den grauen Badezimmerteppich. Dachte wieder nach. Wie sie mich auslachen würden und hänseln und verstoßen. Wie erbärmlich ich doch war… „Ruki, mach bitte mal auf!“ Der schon wieder?! Konnte der mich nicht einfach in Ruhe lassen?! Ich wollte jetzt nicht reden… „Warum? Ich wasche mich, hörst du das nicht?“ „Tu’ nicht so! Jetzt mach auf!“ Ich wartete eine Weile, in der er noch zweimal meinen Namen gerufen hatte, bis ich schließlich doch nachgab und den Wasserhahn ausstellte. Ich schloss die Tür auf und blickte mein Gegenüber finster an. Aber Uruhas Augen waren weder wütend, obwohl er so geklungen hatte, noch lag Spott in ihnen. Nein, sie waren mitleidig. „Wieso weinst du denn wieder, hm?“ Hatte ich etwa doch geweint?! Verdammt… schon wieder hatte ich mich dabei erwischen lassen… und bestimmt hielt er mich jetzt für einen Schwächling… „Ist doch egal… ist nicht wichtig!“ „Wie soll ich dir denn helfen, wenn ich nicht mal weiß, wobei?“ sagte er dann plötzlich etwas belustigt. Er wollte mir also helfen… und wie gedachte er das bitte zu tun? Meine Eltern zur Rede stellen? HA! „Nirgendwo bei musst du mir helfen… ich bin nur ein bisschen… mit der Situation überfordert, mehr nicht!“ „Ja, das soll ich dir jetzt bestimmt auch noch glauben, hai? Willst du wirklich nicht drüber reden?“ Mann, der konnte wirklich ziemlich nerven! Ich wollte nicht reden, nein. Und nein, ich erwartete auch nicht, dass er mir jetzt glaubte. Es konnte ihm doch egal sein…! Also schüttelte ich den Kopf und sah weg. Kurz herrschte Stille, dann räusperte er sich leise. „Darf ich dich… denn wenigstens umarmen? Dann fühl ich mich wenigstens nicht so, als hätte ich dir gar nicht helfen können…“ Er wollte was…? Mich… umarmen… Ruki, jetzt war dir wirklich nicht mehr zu helfen. Jetzt dachte ich auch schon, dass ich das gebrauchen konnte! Aber… es war doch so… das konnte ich jetzt wirklich gebrauchen! Na gut… Ich nickte schwach und wischte mir die Tränenspuren von den Wangen. Uruha lehnte sich an den Türrahmen und zog mich dann sanft in seine Arme. Er lehnte seinen Kopf an meinen und hatte die Hände auf meinen Rücken gelegt, eine streichelte ihn beruhigend. Kurz zögerte ich, doch dann legte auch ich meine Arme um ihn. Da ich ein bisschen kleiner war, reichte meine Umarmung gerade bis über seine Hüften, aber das war mir egal. Meinen Kopf bettete ich dann auf seiner Schulter. Aber dadurch, dass er seinen Kopf schon an meinen gelehnt hatte, berührten sich so unsere Wangen und ich wurde ein wenig rot… das glaubte ich zumindest zu spüren. Aber wieso zum Teufel fing plötzlich mein Herz an schneller zu schlagen?! Ruki, das war definitiv zu viel… schließlich war es nur eine Umarmung! Na und?! Aber lösen wollte ich sie jetzt auf keinen Fall… dazu tat es einfach zu gut. Deshalb blieb ich so, tat einfach so, als würde mich das gar nicht stören. Es hatte mich auch gar nicht zu stören! Oder…? © ~*~*~*~*~ Sooo~ das war's wieder! Hoffe, es gefällt euch ^^° Wiederhole ich mich? Naja, liegt vielleicht daran, dass es schon so spät is xDD *müde desu* woah schon zehn nach elf und ich hab morgen schule xD njoa... [1] = Das geht nach meinem Beispiel, morgens kann ich nicht viel essen, sonst wird mir schlecht. Wenn ich gar nichts esse, auch... is also immer etwas kompliziert xD Ich freue mich wie immer über Kommentare eurerseits! baibai^^ *winku* das Uru-chan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)