Parasitäre Lebensform von Elster (Schuldig & Aya) ================================================================================ Kapitel 5: Waffenstillstand --------------------------- Der Wagen sprang rumpelnd über eine besonders große Delle, als Aya ihn ohne Rücksicht auf Verluste über die Landstraße jagte. Er schaffte den Heimweg in Rekordzeit, bog mit quietschenden Reifen in seine Einfahrt ein und war schon aus dem Wagen gesprungen, keine Sekunde, nachdem er gehalten hatte. Er stampfte wutschnaubend zum Haus, warf die Tür hinter sich zu - und erstarrte bei dem Bild, was sich ihm da bot. Schuldig saß mit seiner 68jährigen Nachbarin auf dem Sofa und sie tranken Tee und plauderten nett miteinander! Einen Moment hatte Aya einfach nur das Gefühl, im falschen Haus zu sein. Aber nein! Das war sein Haus... Er war halt nur im falschen Leben. Verlor er jetzt endgültig den Verstand oder sah er da tatsächlich Schuldig, einen Telepathen und Auftragskiller, in seinem Wohnzimmer sitzen und mit Makani-san Tee trinken? In diesem Moment wurde der Rotschopf entdeckt und Schuldig grinste ihn fröhlich an. "Aya! So früh schon zurück?" Makani-san stand auf und verbeugte sich leicht. "Guten Tag, Fujimiya-san." Aya starrte sie völlig perplex an, verbeugte sich aber automatisch auch. "Guten Tag." /WAS MACHT SIE HIER?!/ Schuldig grinste. "Makani-san kam hier vorbei als ich grade im Garten war und ich habe sie auf einen Tee eingeladen.", erklärte er unschuldig, "Du hast doch sicher nichts dagegen?" "Nein, sicher nicht." /Ich bring dich um./ Ayas Lächeln wirkte zwar etwas gezwungen, aber alles in allem bewunderte Schuldig seine Selbstbeherrschung. ~Ich weiß... deshalb habe ich ja eine Zeugin eingeladen.~ Aya hatte äußerste Mühe, das Knurren noch rechtzeitig als Räuspern zu tarnen. "Ich darf mich doch sicher dazu setzen." "Ja sicher, ich hol dir eine Tasse und setze noch neuen Tee auf.", meinte Schuldig zuckersüß. Er drückte Aya auf die Couch und wollte schon in der Küche verschwinden, als Aya wieder aufsprang. "Warte, ich helfe dir." Das manische Glitzern in seinen Augen gefiel Schuldig gar nicht. "Nein, nein, nur keine Umstände." Er schob Aya wieder aufs Sofa. "Du bist doch gerade erst nach Haus gekommen. Unterhalte dich doch lieber mit Makani-san, sie ist eine wahnsinnig charmante Frau." "Schuldig-san! Sie sind mir ja einer!", flötete die ältere Dame und schickte Schuldig ein strahlendes Lächeln hinterher, als dieser in der Küche verschwand. "Ach, ist er nicht ein zauberhafter junger Mann?" "Ist er das..." "Aber ja!" Der sarkastische Unterton in Ayas Worten war seiner Nachbarin offenbar völlig entgangen. "Dass er so freundlich war, mich auf einen Tee einzuladen... wo er doch so schwer verletzt ist und sich noch schonen muss..." "Schonen?" "Na ja, er hat es mir ja erzählt... dieser schreckliche Autounfall. Schlimme Sache. Aber bei dem Verkehr heutzutage ist das ja auch kein Wunder..." "Autounfall?" "Aber ja, ich habe ihn danach gefragt, als ich die große Beule an seinem Kopf gesehen habe. Und dann auch noch an Rippen und Schulter verletzt. Ist das nicht furchtbar?" Aya nickte ernst. "Ja furchtbar." /Hörst du zu? Du wirst noch ganz andere Verletzungen haben, wenn ich erst mal mit dir fertig bin!/ Das Bild eines breiten Grinsens blitzte in Ayas Bewusstsein auf. ~Nicht doch.~ "... unheimlich nett von Ihnen." Aya sah Makani-san verständnislos an. "Was ist nett von mir?" Die Dame strahlte ihn an. "Ach, Sie sind immer so bescheiden! Natürlich war es nett von Ihnen, dass Sie Schuldig-san eingeladen haben, eine Weile bei Ihnen zu wohnen, als ihm die Ärzte empfohlen hatten, zur Erholung aufs Land zu ziehen." Aya überlegte gerade, was er darauf erwidern sollte, als das arme Unfallopfer grinsend in der Küchentür erschien, auf dem Tablett eine weitere Tasse und eine volle Kanne Tee. "Entschuldigt bitte, dass ich euch habe warten lassen." Zuvorkommend schenkte Schuldig Makani-san nach ("Ach, Sie sind ja so ein höflicher junger Mann!") und reichte auch Aya eine Tasse, der diese mit einem Haifischlächeln entgegennahm und höflich dankte. /Falscher Hund!/ Schuldigs Grinsen wurde noch ein wenig breiter. Er goss sich selbst noch Tee ein und setzte sich dann neben Aya aufs Sofa. "Aya, schmeckt dir der Tee? Möchtest du vielleicht noch Zucker?" "Nein danke." /Du bist so tot!/ Makani-san runzelte ein wenig verwirrt die Stirn. "Aya? Ist Ihr Vorname nicht Ran?" ~Ach, du heißt jetzt wieder Ran? Das muss einem doch gesagt werden...~ "Richtig, es ist auch nur... so eine Art Spitzname." "Ja genau." Schuldig war offensichtlich bestens gelaunt und legte Aya einen Arm um die Schultern. "Der stammt noch aus der Zeit, als wir zusammen studiert haben. Aber eigentlich haben Sie Recht, es wirkt ein wenig albern. Nicht wahr, Aya? Ich sollte dich besser Ran nennen. Du hast doch nichts dagegen?" "Nicht doch..." /UNTERSTEH DICH !!!/ "Ach, Sie haben zusammen studiert?" Makani-san lächelte und wandte sich Aya zu. "Sehen Sie, Schuldig-san wollte mir gerade erzählen, wie Sie sich kennen gelernt haben, als Sie hereinkamen." Aya machte sich mühsam beherrscht von Schuldigs Arm los. "So. Wollte er." "Ja sicher. Aber das war nicht beim Studium, da kannten wir uns ja schon eine Ewigkeit. Nicht wahr, Ran-chan? Aber möchtest du es ihr nicht erzählen?" Aya funkelte den Deutschen böse an. "Nein, nein, du kannst das viel besser erzählen, als ich." "Ach, er ist immer so zurückhaltend, nicht wahr?" Schuldig nickte ernst, während er weiter Ayas Gewaltphantasien betrachtete. "Ja, geradezu schüchtern." Makani-san lächelte. "Den Eindruck habe ich auch." "Ja, so war er schon immer. Schon zu Kindergartenzeiten..." Und während Schuldig weiter von ihrer gemeinsamen Jugend phantasierte und Makani-san gebannt lauschte, gab sich Aya geschlagen. Es gab offenbar Dinge, gegen die man einfach nichts tun konnte, die man über sich ergehen lassen musste, während man hoffte, dass der Schaden nicht allzu groß werden würde. Dazu gehörten Naturkatastrophen, bestimmte Krankheiten - und offenbar auch Schuldig. Aya lehnte sich zurück, ließ Schuldig reden und trank schweigend seinen Tee. ~*~ Nach einiger Zeit hatte sich Makani-san verabschiedet und Schuldig und Aya hatten sie noch bis vor die Tür gebracht. Nachdem die Eingangstür mit einem leisen Schnappen ins Schloss gefallen war, sah Aya Schuldig noch einen Sekundenbruchteil lang böse an, dann drehte er sich wortlos um und ging ins Wohnzimmer zurück. Schuldig blickte verdutzt hinterher. Was war denn nun kaputt? Keine Morddrohungen, keine Handgreiflichkeiten, keine wüsten Beschimpfungen, nicht mal in Gedanken? Seltsam. Sehr verdächtig. Hatte er wirklich einfach aufgegeben? Na ja, schlauer war's ja, denn psychologische Kriegsführung war ganz klar Schuldigs Terrain. Da hatte Aya keine Chance. Als Schuldig ins Wohnzimmer zurückkam, sah er Aya im Sessel sitzen. Er hatte sich ein Buch geholt und las. Schweren Herzens beschloss Schuldig, dass er es erst einmal gut sein lassen würde und legte sich auf die Couch. Nachdem er zwei Tage lang auf Fernsehentzug war und nicht einmal Musik hören konnte, erschien ihm Ayas Buch unwahrscheinlich spannend. Außerdem hatte dieser eine angenehme Art zu lesen. Im Gegensatz zu anderen Leuten überflog er nicht nur den Text oder las jeden zweiten Satz mehrmals oder stockend oder - was am schlimmsten war kommentierte ständig gedanklich das Gelesene. So was konnte einem echt auf die Nerven gehen, wenn man jemandem beim Lesen zuhörte. Es handelte sich um einen ziemlich blutigen Thriller. Schien wirklich interessant und spannend. Allerdings hatte Schuldig ein bisschen Schwierigkeiten, sich in die Handlung einzufinden, immerhin war Aya schon halb durch. Nachdem er nach etwa einer Stunde immer noch nicht hinter einige Zusammenhänge gestiegen war, beschloss er, einfach mal nachzufragen. "Aya? Sag mal, kam da vorher schon mal irgendwas zu dieser Tante, die zuerst umgebracht wurde? Und wie hat das mit den Morden überhaupt angefangen? Die sprechen da ständig von irgendwelchen Indizien und ich hab keine Ahnung, was sie schon wissen und was nur der Leser weiß." Aya sah kurz vom Buch auf und warf Schuldig einen überraschten Blick zu. "Du hast die ganze Zeit zugehört?" "Hm." "Ah... Nja, also die 'Tante' ist die Tochter des Polizisten. Angefangen hat es einfach so und vom letzten Mord wissen nur die Leser." "Aha." Schuldig konnte es ja kaum fassen. Wie...? Und vor allem warum...? War der jetzt plötzlich handzahm geworden? Einfach so? Nach dieser Aktion? Hm... Obwohl, eigentlich war es ganz gut, sich mal nicht über jede Kleinigkeit zu streiten. War so viel entspannender, als sich die ganze Zeit anzubrüllen. Da fragte er sich nur, warum Aya so... na ja eben freundlich war. Ob er mal nachfragen sollte? In seinen Gedanken konnte er es im Moment nicht lesen, weil er wieder las. Aber vielleicht wäre er dann wieder sauer und wenn er jetzt so auf der Couch lag und nichts tat, merkte Schuldig, dass es ihm doch ziemlich schlecht ging. Das lag keineswegs an seinen Verletzungen, sondern vielmehr daran, dass er seit über 24 Stunden keine Zigaretten mehr hatte. Er hob seine linke Hand vors Gesicht und betrachtete sie eingehend. War da nicht ein leichtes Zittern? Aya, der ihn aus den Augenwinkeln beobachtet hatte, legte sein Buch zur Seite. "Ich hab dir übrigens Nikotinkaugummis mitgebracht." Ah! Schuldig bekam es langsam wirklich mit der Angst zu tun. Das war ihm eindeutig unheimlich. Irgendwas stimmte doch da nicht! Was war es, was da im Sessel saß und was hatte es mit Aya gemacht? Andererseits... er könnte auch aufhören, sich den Kopf darüber zu zerbrechen und es einfach behalten. War eh viel netter. Es sah auch nicht so aus, als wäre das ein fieser Racheplan. Zumindest konnte er keine dahingehenden Gedanken finden. Aber er traute dem Frieden nicht. Er setzte sich auf. "Bist du gar nicht mehr böse?" Aya holte tief Luft. "Ich wollte dir einen Waffenstillstand vorschlagen." "Ja? Aber du denkst nicht einmal mehr schlecht von mir, schmiedest keine Pläne und so weiter..." "Tja, ich geb mir halt Mühe, ihn einzuhalten. Mich würde das nerven, wenn ich mir ständig mitanhören müsste, wie mich jemand beschimpft..." Ja, Hallo? Schuldig hätte sich nicht gewundert, wenn sein Unterkiefer wie im Comic auf den Fußboden gefallen wäre. "Aber vorhin beim Tee wolltest du mich doch noch umbringen..." Aya zuckte mit den Schultern. "Das war, bevor mir aufgegangen ist, was du bist. Nämlich ein menschliches Phänomen. Man kann gegen dich ungefähr soviel ausrichten, wie gegen Dauerregen. Und da ich deinen Besuch gerne an Körper und vor allem Geist unbeschadet überstehen würde..." Schuldig grinste. "Dann war die Aktion mit Makani-san ja doch nicht ganz umsonst." "Aber nein. So hatte ich doch das Vergnügen, alles über unsere gemeinsame Kindheit zu erfahren.", meinte Aya sarkastisch. "Ich muss dir wahrscheinlich schon dankbar sein, dass du ihr nicht den gleichen Scheiß erzählt hast, wie meiner Schwester. Und wo wir schon mal beim Thema sind: Was hast du ihr eigentlich erzählt?" Ayas Stimme klang etwas drohender, aber er war immer noch ruhig. Wirklich unheimlich. Vielleicht war er Schuldig in Sachen psychologischer Kriegsführung doch ebenbürtig. "Aber ich hab doch gar nichts gesagt. Das war das gleiche, wie bei Makani-san. Ich erwähne, dass ich jetzt bei dir wohne und nur anderthalb Andeutungen später gehen die Gedanken von ganz allein in die Richtung. Obwohl, bei Aya-chan war ich mir nicht so sicher. Sie ist zum Gedankenlesen wirklich etwas zu weit entfernt." "Dann glaubt Makani-san also auch, dass..." "Jepp." "Grins nicht so blöd! Du machst das doch mit Absicht!" Aya rieb sich die Schläfen und musste sich ungeheuer anstrengen, um seinen Vorsatz, nichts Negatives über Schuldig zu denken, nicht zu brechen. Aber es klappte. Gerade so, aber immerhin. Schuldig verfolgte fasziniert Ayas Gedanken. "Das ist beeindruckend." "Sag mal, verfolgst du damit eigentlich irgendwelche Absichten?" Die Frage klang etwas gepresst, aber mit Ayas Wut wurde es nicht schlimmer. Schuldig sollte sich die Antwort wahrscheinlich gut überlegen. Er dachte meistens nicht viel darüber nach, bevor er etwas sagte, aber vielleicht war es dieser Waffenstillstand echt wert. Immerhin würde das gewaltig Nerven schonen. Und, nicht zu vergessen, Aya hatte immer noch den Nikotinkaugummi und Schuldig schlimme Entzugserscheinungen. In Anbetracht dieser Tatsachen... Verkniff sich Schuldig die Gegenfrage ("Wieso? Interessiert?"), die ihm auf der Zunge lag ganz und das Grinsen halb. "Darf ich die Aussage verweigern?" Aya nickte resigniert. Er hatte es schon bereut, dass er nachgefragt hatte. "Ist wahrscheinlich besser so." Sie saßen schweigend da. Nach einer Weile meinte Schuldig: "Du hast den Fleck weggemacht..." "Ich mag den Teppich halt." Er fasste Schuldig scharf ins Auge. "Also stimmst du dem Waffenstillstand zu? Die Bedingungen sind Folgende: Ich behandle dich wie einen Gast, solange du dich wie einer benimmst." Schuldig hatte leichte Zweifel, ob er wusste, wie man sich als Gast benehmen musste, aber er konnte es ja mal versuchen. Zu verlieren hatte er nichts. "Okay." Aya nickte, stand auf und ging in den Flur. Er kam mit der Zeitung und den Nikotinkaugummis wieder und legte sie auf den Tisch. Dann setzte er sich wieder in seinen Sessel. "Gut. Verrätst du mir jetzt, warum du hier bist?" Schuldig schnappte sich so schnell wie möglich die Kaugummis, fummelte hektisch die Packung auf und warf erst mal zwei ein. "Na ja, wie gesagt, das ist Zufall. Ausgerechnet hier haben die Drogen aufgehört zu wirken und der Wagen ist im Graben gelandet. Wenn ich gewusst hätte, dass du hier wohnst, wär' ich wahrscheinlich ein Haus weitergegangen." Er stockte einen Moment und erinnerte sich wieder an Montagnacht. "Oder nein, ich glaub, das hätte nicht geklappt. Muss Schicksal sein." Aya verdrehte nur die Augen, ging aber nicht weiter darauf ein. "Und wie kam es, dass du überhaupt angeschossen wurdest?" "Irgendwelche Typen kamen in meine Wohnung und haben auf mich geschossen." Aya sah ihn zweifelnd an. "Einfach so? Und du konntest sie nicht kalt machen, sondern musstest fliehen?" Schuldig grinste schief. "Na ja, man muss dazu sagen, dass ich nicht mit Besuch gerechnet hatte und nicht unbedingt im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte war..." Der Rotschopf schüttelte nur resigniert den Kopf. In seinem Geist setzte sich langsam ein Bild dieses Abends zusammen: Schuldig ist völlig breit, muss aus seiner Wohnung fliehen, setzt seinen Wagen in den nächsten Graben und - voilá! - blutet seinen, Ayas, Teppich voll. "Hey! Du tust so, als ob das mein Fehler wäre!", protestierte Schuldig gegen diese doch etwas verzerrte Version des Tatherganges. "Und wer waren diese Typen, die dich angegriffen haben?" "Das ist es ja gerade. Ich habe keine Ahnung." "Wie das? Irgendeinen Grund muss es doch haben, wenn plötzlich ein Mordkommando in deiner Wohnung steht." "Ach nee!" Soweit war Schuldig auch schon gewesen. "Das Problem ist eben, dass da ziemlich viele Leute in Frage kommen. Vielleicht wollten sie mich aber auch nur anwerben... Echt, ich weiß es nicht." "Dich anwerben? Indem sie auf dich schießen?", meinte Aya skeptisch. Schuldig zuckte die Schultern. "Wäre nicht das erste Mal. Wirklich erstaunt wäre ich, wenn's mal jemand über E-Mail versucht." "Dann passiert dir sowas öfters?" "Tja, bin halt beliebt.", grinste Schuldig. "Und du willst jetzt hier untertauchen, bis sich das Problem von selbst gelöst hat?" "Genau." Schuldig lehnte sich auf der Couch zurück und grinste Aya an. "In diesem Kaff werden sie mich bestimmt nicht suchen. Und niemand hat gesehen, wie ich hier angekommen bin." ~*~ Nachdem sie Abendbrot gegessen hatten - und das in einer geradezu erstaunlich friedlichen Stimmung - hatte sich Aya wieder in seinen Sessel gesetzt und las, während Schuldig auf der Couch lag, leicht gelangweilt zuhörte und einen Kaugummi nach dem anderen kaute. Irgendwann war der Telepath dann eingedöst. Er hatte heut ja auch echt zu wenig geschlafen. Erst als das Geräusch der sich öffnenden Schlafzimmertür zu ihm durchdrang, wachte er wieder auf. "Halt, halt, halt! Was machst du da?" Schuldig war aufgesprungen und stand jetzt dem etwas verwirrten Aya gegenüber, der schon im Pyjama war und offenbar nicht wusste, was der Deutsche jetzt schon wieder wollte. "Schlafen gehen. Es ist kurz nach elf." "Meinetwegen. Aber das Schlafzimmer gehört mir!" "Erzähl nicht so einen Blödsinn!", meinte Aya ärgerlich. "Mein Haus, mein Schlafzimmer. Du kannst auf der Couch schlafen." "Nein! Ich hab das Zimmer gestern rechtmäßig erobert. Außerdem bin ich dein Gast und verletzt. Ich krieg' das Bett!" "Vergiss es!" "Nein!" Aya seufzte und ließ die Klinke der Schlafzimmertür los. "Okay. Wir regeln das wie Männer." Er trat einen Schritt auf Schuldig zu und funkelte ihn entschlossen an. "Wir knobeln!" /Hä? Knobeln?/ Schuldig ließ sich nichts anmerken und blitzte zurück. "Okay." Aya nickte kurz. Schuldig konnte es nicht so recht glauben. War Aya jetzt komplett verrückt? Welcher normale Mensch würde denn mit einem Telepathen knobeln? Na ja, ihm konnte das ja egal sein. Er würde das Schlafzimmer bekommen und könnte im Bett schlafen... "Also, dann los." Sie standen sich gegenüber, beide finstere Entschlossenheit im Blick. "Schere, Stein..." Schuldig las Ayas Gedanken: Er dachte an Papier, dann müsste er also nur Schere nehmen. "... Papier!" Schuldigs Grinsen verschwand. Aya hatte die Hand zur Faust geballt. Stein? Was sollte denn das? "Na dann, gute Nacht. Das Sofa lässt sich aufklappen, darin ist ne Decke und ein Kissen." Schuldig starrte seine Hand an und konnte es nicht glauben. Stein? Wie... "Hey! Du hast geschummelt! Du hast an Papier gedacht! Wie kannst du an Papier denken und dann Stein nehmen? Das ist Betrug!" Aber Aya hörte ihm schon gar nicht mehr zu und war in seinem Schlafzimmer verschwunden. Schuldig blieb vor der Tür stehen. ~Aya?~ /Was?/ ~Deine Couch ist wahnsinnig unbequem!~ /Ich weiß./ ~Und dein Bett ist doch ziemlich groß...~ /Vergiss es! Find dich damit ab und lass mich schlafen!/ Schuldig grinste. ~Hab dich nicht so. Hast du etwa Angst, dass ich über dich herfalle?~ /Lass die blöden Witze und geh schlafen!/ ~Oder befürchtest du, dass du über mich herfällst?~ Die erwartete wütende Antwort blieb aus. ~Aya?~ Schuldig stand für einen Moment verblüfft lauschend da. Und langsam ging es ihm auf: Er war schon wieder rausgeflogen. Wie machte Aya das? Der dürfte das nicht können! Ob er wusste, dass er das konnte? So langsam machte Schuldig sich Sorgen. Wenn Aya ihn jetzt schon bei 'Schere-Stein-Papier' schlug, sollte er vielleicht noch mal überdenken, wer hier die Fäden in der Hand hielt. Schuldig versuchte noch ein paar mal, die Verbindung wieder herzustellen, schaffte es aber nicht mehr. Vielleicht lag es nur daran, dass er müde war. Vielleicht hatte Aya gar nichts damit zu tun, dass der Kontakt abgerissen war. Ja klar! Und vielleicht würden demnächst die Pinguine das Fliegen lernen und den Schwalben Konkurrenz machen. Schuldig versetzte dem Türrahmen einen wütenden Tritt und stapfte dann zum Bad. Egal, was es war, er konnte nichts dagegen tun. Also würde er jetzt erst mal schlafen gehen - auf der Couch. *********************** So. Ist doch schon mal ganz gut, oder? Und ob diese friedliche Koexistenz von Dauer ist, warum Schuldig sich fest vornimmt, Aya nicht zu mögen, wie sich ein Telefongespräch zwischen Aya-chan und Schuldig anhört und wer Schuldig als Anhalter mitnimmt, das und noch ein bisschen mehr erfahrt ihr im nächsten Teil. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)