Herzschuss von abgemeldet (Kein Entkommen [KaixRay]) ================================================================================ Kapitel 3: Der Traum vom Alltag ------------------------------- Der Abgedunkelte Raum lag in bleierner Stille. Leichter Wind fegte durch das Fenster und bewegte die schweren Vorhänge, welche vernehmlich raschelten. Sogar eine einsame Taube saß auf dem Geländer des schmalen Balkons und Gurrte vernehmlich. Ein weiterer Windhauch brachte den Duft von frisch gefallenen Regen durch das Fenster. Darf ich bitten? Die Großräumige Wohnung lag wie verlassen da. Der Schlüssel lag auf dem Küchentisch. Totenstille lag bedrückend und allgegenwärtig in den abgedunkelten Zimmern. Es war kalt geworden, denn es ging langsam auf Winter zu. Schnell waren die Temperaturen in der Nacht unter Null gefallen und kühlten allmählich die Wohnung aus. Eigentlich nicht weiter schlimm, denn der geschlossene Kamin gab genug Wärme ab. Und war momentan die einzige Lichtquelle. In warmen Licht flimmerten die Umrisse der verstreuten Möbelstücke auf. Ergeben sie sich! Ein leises Geräusch ertönte aus dem Wohnzimmer. Das dumpfe Ticken der großen Wanduhr und das leise Knarren der alten Ledercouch, als der Schlafende sich atemlos zu regen begann. Unruhig lag er in dieser Nacht. Sein rechter Arm hing von der Couch herab und streifte den rauen Dielenboden. Ein verworrenes Murmeln kam über seine Lippen, wobei ein kalter Schweißtropfen über seine Stirn perlte. Er träumte. „Was soll ich denn jetzt tun?!“ „Nichts.“ „A- aber...“ „Du hast es nicht zu verantworten! Er ist selbst Schuld gewesen!“ „Aber was soll ich jetzt tun?!“ „Vergiss es. Und geh nach Hause!“ Leicht öffnete sich der Mund des Träumenden, wobei er heißen Atem ausstieß. Unkontrolliert hob er seine Hand, welche neben seinen Kopf auf das Kissen fiel. Zitternd ballte diese sich stockend zu einer lockeren Faust. …- In Gedenken an den Wachmann, dem es gelang den Phoenix zu stellen... Fest schlugen sich die Finger in das schwarze Leder, als die große Wanduhr zur vollen Stunde schlug und den Schlafenden aus seinem Alptraum riss. Schwer atmend schlug er fahrig seine Augen auf und fixierte starr die hohe Decke… ehe sich in einer zitternd trägen Bewegung seine rechte Hand hob, um sich grob über das Gesicht zu reiben. Leise brummte er und setzte sich erschöpft in die Aufrechte, wobei er einen Blick auf die Uhr riskierte. Kaum fünf Stunden waren vergangen… drei Uhr Morgens. Missbilligen verzog Kai seine Brauen und warf einem Blick zum Fenster, als ein eisiger Windhauch durch sein Haar streifte. Tief sog er die kalte und klare Luft ein und schloss einen Moment seine Augen… ehe selbige schließlich das Fenster fixierten. Er hatte es offen gelassen, seinen Kopfschmerzen zur Liebe. Nun zierte seinen Teppich davor allerdings ein großer, sehr dunkler, aber vor allen Dingen nasser Fleck. Tief durchatmend schloss er seine Augen, ehe er gedrungen einen üblen Fluch spuckte. In der Nacht musste es wohl gestürmt haben. Irgendwie vergleichbar mit seiner Verfassung… Sein… Kopf tat weh. Tief ächzte er und ließ einen Moment lang seinen Kopf auf die schwach angezogenen Knie sinken. Es war dieses beklemmende Gefühl, welches ihn davon abhielt zu schlafen. Und die Angst davor zu träumen… Er wollte sich nicht wieder hinlegen, obgleich es noch so früh war… denn er war zu feige. Seine Mundwinkel zuckten, als er beinahe schon resignierend ausatmete. Wann war er denn… so verflucht sensibel geworden…? Er konnte es sich nicht erklären, aber alles was damals war… verfolgte ihn…es quälte ihn… Seine Mundwinkel zuckten auf zu einem sarkastischen Lächeln. War es denn fair…? Er hob den Kopf und musste nicht einmal nachdenken, als er stumm für sich nickte. Natürlich war es das. Es war absolut fair. Er hatte den armen Teufel zur Hölle fahren lassen… und zum Ausgleich schaffte man ihm die Hölle auf Erden. Ein Gewissen… Brummend erhob er sich und schwankte einen Moment unter dem Schwindelgefühl, welches immer dann in ihm aufstieg, wenn er zuwenig schlief. Er hatte noch nie ein schlechtes Gewissen gehabt. Noch nie… hätte er auch nicht gebrauchen können bei dem was er damals getan hatte. Nur jetzt… nach dieser einen Tat. Und dieses Gewissen meldete sich seit etwa einem Monat täglich, wenn er zur Arbeit ging. Der junge Kon musste nichts sagen oder ihm zu nahe kommen, um ihn in den Wahnsinn zu treiben. Es reichte vollkommen aus, dass er da war. Und dass Kai wusste, dass er da war. Unmerklich verzogen sich seine Brauen, als er daraufhin unbeholfen zwei Schritt der Küchenzeile auf der anderen Seite des Raumes entgegenwankte. Seine Beine gaben ihm allerdings nicht das Gefühl ihn sicher tragen zu können, also streckte er die Hand aus, bis seine Finger die raue Tapete streiften und tastete sich durch die Dunkelheit an der Wand entlang. Dabei streiften seine Finger immer wieder die helleren stellen und Nägel, an welchen vor ein paar Tagen noch so einige Bilder gehangen hatten. Er hatte sie abgenommen. Denn er hatte ihren Anblick nicht mehr ertragen können. Damals vor sieben Jahren hatte er begonnen diese Bilder und Artikel zu sammeln. Die Polizeiberichte, die Interviews… all diese Artikel hatten ihn damals mit tiefstem Stolz erfüllt. Heute stellte er fest, dass genau sein Stolz sein größter Feind gewesen war… denn er hatte ihn überheblich und zu selbstsicher gemacht. Am Küchentresen stützte er sich ab und warf einen Blick zurück. Im flackernden Licht konnte er im Schatten der Couch die zwei hohen Kartons ausmachen. An dem größeren lehnte noch ein zersprungener Bilderrahmen. Missbilligend verzog er das Gesicht und wandte sich, die rechte Hand an sein Gesicht hebend, ab. „Ich brauch nen Kaffee…“, murmelte er düster für sich. Am besten auch noch eine Zeitung oder so was. Ihm wäre sogar eines dieser hirnlosen Kreuzworträtsel recht. Als er dann allerdings den Küchenschrank etwas zu schwungvoll und grob öffnete fuhr er erschrocken zusammen, als ihm etwas Kleines gelbes unerwartet entgegen fiel. Aus einem Reflex heraus griff er zu und fing es auf. Leicht verengten sich seine Augen als er den handgroßen Beutel zwischen seinen Fingern drehte. Sein Kopf neigte sich, wobei er seine Augen leicht verengten. Jetzt verfolgte ihn Kons Anwesenheit bis hin in sein Apartment. „Hn… Trottel…“ Der Sonnengelbe Beutel landete unsanft auf dem Tisch, als Kai tief aufknurrend den Kopf hob um weiter im Schrank zu kramen. Nach Kaffee, Tee, Kakao oder irgendwas. Irgendwelches Zeug hatte er sicher da… glaubte er zumindest. Nach drei weiteren Minuten stutzte er. „…Verdammt…“ Nein… er hatte nichts mehr da… wirklich gar nichts. Dabei dachte er doch immer als erstes an Kaffee wenn er denn schon einkaufen ging. Einen üblen Fluch spuckend schloss er seine Augen und lehnte sich gegen den Küchenschrank. Irgendetwas brauchte er. Etwas, das seine Nerven beruhigte und ihn wach hielt. Irgendwas, scheißegal was! …Nur gemächlich schweifte sein Blick zurück zu dem Beutel auf dem Tisch. Resignierend atmete er aus, als er ihn gemächlich wieder in seine Hand hob. Seine Brauen verzogen sich, als er mit dem Daumen über die feine aufgestickte Schrift strich. Und das für ihn… „Trottel…“ Vernehmlich klappte die Tür des nachtschwarzen Autos, als der Russe gegen halb Acht im Firmeneigenen Parkhaus vorfuhr. Er war früh dran. Wirklich sehr früh, selbst für seine Verhältnisse. Leicht zog er die Nase hoch, raffte die dunkle Aktentasche unter seinem rechten Arm höher und trat den Weg zur Arbeit an. Fahrig hob sich seine linke Hand und rieb grob über die leicht geschwollenen Augen. Der Schlafmangel hatte ihm mal wieder äußerst hübsche dunkle Ringe unter die Augen gezaubert. Was konnte er froh sein, dass er in seiner Abteilung keinen Kundenkontakt hatte, sonst hätte er schon längst den Job wechseln können. Brummend rollte er unmerklich mit den Augen und unterdrückte dabei nur mit Mühe ein tiefes Gähnen. Als er dann in die schmalen Krankenhausgänge des Gebäudes einbog wurde ihm beinahe unnatürlich warm. Draußen handelte es sich beinahe um tiefste Wintertemperaturen doch hier erschien es ihm wie in einem Tropenhaus… er war wohl eher die Kälte gewohnt. Unmerklich schüttelte der Rotäugige seinen Kopf und zog etwas ruckartig an seinem Kragen um die so oder so schief gebundene Krawatte zu lockern. Tief atmete er ein, missachtete die Guten-Morgen-Grüße der Frühschichtarbeiter die ihm begegneten und verengte unmerklich seine Augen, als er vor der Abteilungstür stand. Er war mal wieder der erste… jedenfalls hatte er nicht gesehen, dass Licht gebrannt hätte. Tief einatmend rollte er mit den Augen und griff sogleich nach der Klinke und dem Schlüssel, befestigt an seiner Aktentasche- Als die Tür ganz unvermittelt unter leichtem Druck nach… und den Innenraum freigab. „Huh…?!“ Irritiert verzog der Russe seine Brauen. Wieso… war nicht abgeschlossen? Er hielt es eigentlich für unmöglich, dass schon jemand hier sein konnte… und wenn die Tür wirklich die ganze Nacht offen gewesen sein sollte, dann… Seine Gesichtszüge entgleisten, als er jene Tür Schwungvoll öffnete und zornschnaubend in seine Abteilung trat. Wenn Takao noch einmal solchen Mist gebaut haben sollte und die Abteilung nach überstunden nicht geschlossen hatte, dann würde er ihn in die Mangel nehmen, dass dem japanischen Vollidioten hören und sehen verging! Mit aller Mühe die er aufbringen konnte unterdrückte er einen gedrungenen Fluch und rauschte um die Ecke. Und hielt in jeglicher Bewegung inne, als er jenes Bild erfasste, welches sich ihm eröffnete. Das Büro war wirklich dunkel und die PCs ausgeschaltet. Bis auf einen. Der junge Chinese stand vor seinem. In einer Hand hielt er einen, durch das Licht gräulich erscheinenden, Papierbogen und schien in Eile zu lesen, während sein Blick immer wieder zum Monitor flirrte um mit der anderen Hand gemächlich etwas einzutippen. Seine Brauen verzogen sich düster, während er das Papier überflog ehe er seine Arbeit einen Moment lang sein ließ um eine Tasse an seine Lippen zu heben, ehe er herum wirbelte, das Papier auf den Schreibtisch klatschte und einen handhohen Stapel Büroordner an sich nahm. Er schien den Russen in keiner Weise registriert zu haben, was auch schließlich darin endete, dass er beinahe mit ihm zusammen rannte, einen hohen erschrockenen Schrei ausstieß und vor dem Abteilungsleiter zurückstrauchelnd schließlich aber doch auf dem Boden endete. Mit geweiteten Augen starrte der Kleinere zu ihm auf. Kai verzog das Gesicht. „Was machst du hier?“ Ray schien noch einen Moment zu benötigen um sich von seinem Schreck zu erholen, ehe er für einen Augenblick seine Augen schloss und tief durchatmete. „Ich hatte gehofft, man kann es sehen… arbeiten.“ Die Mundwinkel des Rotäugigen zuckten, als auch verengten sich seine Augen, als er über den Kleineren hinweg stieg um seinen Schreibtisch zu erreichen. „Das steht nicht zur Frage. Was tust du um diese Zeit hier?!“ Aufseufzend rollte der Chinese mit den Augen, ehe er sich auf die Beine stützte und seinen Weg aufnahm. „Dasselbe, was du hier machst.“ Tief brummte der Russe auf und gab Ray damit wohl nur zu gut zu verstehen, dass er eine Antwort wollte, die er auch einordnen konnte. Mit anderen Worten ging Kai immer davon aus, dass kein Mensch nichts ohne Grund tat. War ja schließlich auch so. Der Kleinere stockte einen Moment in seinem schnellen Schritt zur Bürotür und wandte sich schließlich doch noch einmal um. „Ja, ist ja gut, gib mir so eine halbe Stunde, dann geb ich dir bescheid, aber halte mich jetzt bitte nicht auf, sonst reißen mir andere den Kopf ab.“ Beinahe schon flehentlich grinste der Dunkelhaarige, ehe er auf dem Absatz herumwirbelte und in den Flur hinaus verschwand. Schneidend verengten sich die Augen des Russen. „Was bitte… ist hier los…?!“ Selbiges fragte er sich auch noch eine weitere Stunde lang… denn der Junge Kon… tauchte auch einfach nicht mehr auf! War ja nicht so, dass er je besonders zuverlässig gewesen wäre, was seine Zeitschätzwerte anging, aber so langsam machte sich der Russe Gedanken um dessen Job. Aufgebracht knirschte Kai mit den Zähnen und beantwortete einen Anruf nach dem anderen, während er seiner weiteren Arbeit nachging. Zum anderen wäre da noch zu klären wo Max und Takao abgeblieben waren, die selbst als die reguläre Arbeitszeit begonnen hatte nicht an ihrem Arbeitsplatz erschienen waren. Durch all diese Umstände kam es dazu, dass man hätte knallhart lügen müssen, wenn man nur gesagt hätte Kai wäre wütend gewesen. Denn das war er gar nicht. Er war einfach nur Aufgebracht und mordlüstern. Denn er durfte sich nun allein mit der Arbeit herumschlagen. Irgendwer musste sie ja tun und er war eben der Dumme. Ein tiefes Grollen stieß er aus, als er den Hörer nach dem letzten Telefonat unnatürlich lautstark auf das Telefon schlug, sodass die Plastikverkleidung vernehmlich knackte. „Kann mir mal einer sagen, was hier gottverdammt noch mal für ein verfluchter Sch-…“ In genau diesem Moment schlitterte Ray atemlos in das Büro zurück und krallte sich wie schon des Öfteren an Takaos Schreibtisch fest um sich vor einem Sturz zu bewahren. „Bitte… Alexander… hör auf zu Fluchen, das tut dir nicht gut… und dann… lass mich erstmal…“, er brach ab und stützte sich tief durchatmend auf seine Knie. Weit öffnete er seinen Mund und schloss fest seine Augen. So schnell war er seit der Mittelstufe nicht mehr gerannt… Ebengenannter Alexander fuhr allerdings nicht minder aufgebracht in die Höhe und schlug tief grollend mit der geballten Faust auf den Tisch, worauf der kleinere erschrocken zusammenzuckte. „Wie bitte…?“ Kais Stimme war viel zu Ruhig, als das es in dieser Situation wirklich etwas Gutes verheißen konnte. „Ich sage es noch einmal… mein Name ist Kai… K-A-I. Und zum anderen bestehe ich auf meinem Recht das Bedürfnis zu haben dir sämtliche Knochen einzeln zu-…“ „Mit MEINEN Knochen wirst du erst einmal GAR nichts tun!“ Rays Kopf ruckte in die Höhe und schneidend verengten sich seine Augen. Tief holte er Atem und stützte sich auf, um seinen Herzschlag zu beruhigen. „Hey, ich lasse mir hier nicht alles in die Schuhe schieben! Ich bin seit nun schon halb Acht Uhr Morgens hier, verrichte sämtliche Arbeit, die schon angegeben ist und das will ich wenigstens gewürdigt wissen! Zum anderen können Max und Takao ebenso wenig für deinen schlechten Tag!“ Aufgebracht schnaubte der Russe und trat um den Schreibtisch herum. Das klingelnde Telefon ignorierte er dezent. „Die Beiden können wohl am meisten dafür, dass hier hinten und vorn nichts funktioniert!“ „Aber sie können nichts daran ändern, dass die Zufahrtsstraße wegen eines Unfalls gesperrt ist! Wahrscheinlich noch Stunden und das schon seit vier Uhr morgens. Dass sie von außerhalb kommen weißt du! Sie kommen wohl nicht zur Arbeit, der gesamte Straßenverkehr ist in diesem Viertel lahm gelegt!“ Schneidend verengten sich daraufhin die Augen des Russen. „Und was hast dann bitte DU hier verloren?!“ Trotzig verengte der Dunkelhaarige seine Augen und wendete demonstrativ den Blick ab, wobei er ruppig seine Arme vor der Brust verschränkte. „Nicht jeder kann sich zu heutigen Zeiten ein Auto leisten!“ Gerade holte der Kleinere Atem um noch etwas von wirklich sehr schlechter Bezahlung hinterher zu zischen… überlegte es sich dann aber doch glücklicherweise noch einmal anders. Ebenso öffnete Kai im nächsten Moment seinen Mund um nachzusetzen, als erneut das Telefon klingelte. Knirschend die Zähne zusammenbeißend flirrte sein Blick starr von Ray zum Telefon und zurück… ehe er sich dann doch entschied den Anruf entgegen zu nehmen. Dies sah der junge Chinese für sich als Zeichen, nickte unmerklich für sich, ehe er auf schnellen Schritten seinen Schreibtisch aufsuchte um jenen etwas zu ordnen. Wobei ihm auch ein verdächtiger Ordner in die Hände fiel… Brummend verzog er das Gesicht. „Och… ne…“ Der war wohl aus der Menge gerutscht. Resignierend ausatmend wandte er sich sogleich um. Den musste er also noch schnellstmöglich nachliefern. Im gehen warf er einen Blick zurück über seine Schulter. „Kaffee?“ Alexander schaute nicht einmal auf, als er nur kurz seine Hand auf die Sprechmuschel drückte. „Schwarz.“ Unmerklich nickte der Kleinere, als er sich wiederum abwandte… und mit Blick auf die leuchtend rote Mappe seine Schritte sogleich beschleunigte. Wenn ein Büro, welches sowieso bereits vollkommen unterbesetzt war, dann auch noch mit nur der hälfte an Mitarbeitern auskommen musste, dann bedeutete das für jeden einzelnen einen rauen Arbeitstag. Dazu musste noch gesagt sein, dass Kai Alexander als Abteilungsleiter eigentlich andere Arbeiten zu verrichten hatte als Ray. Somit konnte man durchaus sagen, dass an diesem Tag wohl jeder sein Päckchen zu tragen hatte. Trotzdem tat der kleine Chinese dem Rotäugigen beinahe schon leid, denn die meiste Arbeit hatte dieser daran anderer Leute Akten herumzutragen und zu ersetzen. Das "kleine" Unternehmen hatte wirklich Erfolg… war aber trotzdem beschissen organisiert um es noch in jeder Form blumig auszudrücken. Folglich war es doch nur sehr nachvollziehbar, dass gerade der junge Kon beinahe schon am Ärmel seines Chefs zog, als es endlich Mittag wurde. „Jetzt komm schon! Arbeit oder nicht, die können von uns nicht erwarten, dass -…“ Kai rollte unmerklich mit den Augen und verschränkte locker seine Hände ineinander. „Ja ja, dann geh doch und lass mich in Ruhe ar-…“ „Nichts da! So weit waren wir schon!“ Schneidend die Augen verengend stützte Ray sich auf seinen Schreibtisch und beugte sich missgelaunt vor. Kai Allerdings blickte gar nicht erst auf und winkte nur brummend ab. Ja, er versuchte jedes Mal den Jungen mit voller Ignoranz zum aufgeben zu zwingen. Nur machte er dabei noch irgendetwas falsch… „Jetzt komm endlich! Die können nicht erwarten, dass wir pausenlos im Büro sitzen. Dann sollen die endlich mal lernen auf ihren Mist aufzupassen!“ - Denn im nächsten Moment wurde bereits seine leicht erhobene Hand ergriffen und Kai Alexander selbst beinahe von seinem Bürosessel fortgeschleift. „Sag mal…“, jener schloss nun nahezu bedrohlich seine Augen und gab ein tiefes Brummen von sich. „Was verstehst du eigentlich an den Worten „Ich“ , „will“ und „nicht“ nicht?!“ Doch Ray ging nicht weiter darauf ein, sondern schubste ihn schließlich doch lieber mit sanfter Gewalt in den Fahrstuhl. „Weißt du, das „nicht“ hat es mir irgendwie angetan. Ich kann es nicht leiden, also versuche ich es kommentarlos zu ignorieren. Damit hab ich es ihm doch voll gegeben, dem kleinen Miststück!“ Guter Laune grinste der kleine Asiate, worauf Kai Alexander nur irritiert eine Braue hob und ein kaum hörbares „aha…“ von sich gab. Also schleifte Ray ihn erbarmungslos weiter, vollkommen unbeachtet, dass Kai erstens sein Vorgesetzter und zweitens absolut kein Menschenfreund war. Kai Alexander war nicht gern unter Menschen, was vielleicht auch erklärte, dass er sich nur ungern dazu zwingen ließ mit den Anderen das Straßencafe eine Ecke weiter zu besuchen. Wobei… wer ließ sich schon gerne zwingen? Tief brummend und still folgend, um sich nicht endgültig lächerlich zu machen, ließ sich der Größere durch die Glastür geleiten um im nächsten Moment schon auf einen freigewordenen Platz geschubst zu werden. Ja, warum auch nicht? Er war ja nur sein Chef… „Was darf ich ihnen bringen?“ Als die Bedienung kaum eine Minute später an den Tisch trat, hob Kai sogleich teilnahmslos den Blick um abzulehnen. „Zwei Kaffee, schwarz und noch eine heiße Schokolade, am besten mit Sahne.“ Doch irgendwie war seine Reaktionszeit nicht mehr die Beste, denn bereits lehnte sich der junge Chinese ausgelassen Lächelnd auf der Sitzbank zurück… und die Bedienung verschwand ebenso mit einem heiteren Lächeln. Irgendwie war das doch nicht mehr fair. Tief brummend stützte Kai Alexander schließlich seinen rechten Arm auf den Tisch, beugte sich Ray entgegen und neigte, die Augen verengend, leicht seinen Kopf. „Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe…?!“ Angesprochener blickte überrascht zu ihm auf… ehe sich sein Gesicht verzog und er schwungvoll eine Braue hob. „Ach, das wäre doch langweilig.“ Grob zuckte er mit den Achseln, wobei er seine Hände hob und schloss einen Moment lang seine Augen, ehe er sich wieder an ihn wandte. „Ich bin hier eben der einzige, der sich um dich irgendwelche Gedanken macht. Die Anderen hast du ja schon schön vergrault!“ Nahezu missgelaunt verengte nun der Kleinere seine Augen und zog leicht die Nase hoch. Kai Alexander blinzelte. „Ach… und warum funktionierts gerade bei dir einfach nicht?“ Wiederum hob der Dunkelhaarige schwungvoll eine Braue. „Was heißt hier bitte „gerade bei mir“ ? Wenn du mich nicht leiden kannst, dann lüge wenigstens. Ist eine Sache der Höflichkeit.“ „Ehm…“, irritiert verzog der Russe das Gesicht, ehe er unmerklich den Kopf schüttelte, lehnte sich dabei wieder auf der Sitzbank zurück. „Nein… eh… so war das jetzt auch wieder nicht gemeint…“ Skeptisch beugte sich Ray ihm leicht entgegen, worauf er allerdings nur bestätigend den Kopf schüttelte. Wieso sollte er etwas gegen Ray haben…? Also jetzt rein auf seine Person bezogen… eigentlich war es schon nahezu unmöglich ihn nicht irgendwie zu mögen. Betonung lag dabei allerdings trotzdem auf „irgendwie“. Diesmal lehnte Ray sich zurück und gab ein leises „Aha…“ von sich. Ja, waren ihre Gespräche nicht abwechslungsreich? Schließlich kam die Bedienung nach einigen Minuten des unangenehmen Schweigens an ihren Tisch zurück und setzte ihnen ihre Bestellungen vor. Artig bedankte sich der junge Chinese, während Kai nur ein undefinierbares Brummen von sich gab und schon einmal mit einer Mischung aus Unmut und Resignation auf eine der Kaffeetassen starrte. Umso überraschter reagierte er allerdings, als der Jüngere ihm plötzlich das Kakaoglas zuschob und die beiden Tassen an sich heraus zog. Als dieser allerdings Kais irritieren Blick bemerkte verzog er leicht seine Brauen und zuckte mit den Achseln. „Was?“ Wiederum brummte Kai und musterte seinen Gönner misstrauisch. „Sag mal, willst du mich ärgern…?“ Ray verengte allerdings nur wieder seine Augen und schüttelte den Kopf. „Du siehst, ich habe einfach keine anderen Hobbies.“ „Hör auf mich zu verarschen, Kon!“ Grob zuckte dieser mit den Achseln. „Das kannst du auch wunderbar ohne mich. Und jetzt hof auf zu schmollen. Für jemanden, der so wenig schläft wie du ist Kaffee tödlich.“ Kai schloss gemächlich seine Augen, wobei er die Arme vor der Brust verschränkend tief durchatmete. „Ray…“, presste er nahezu knurrend hervor, ehe er gemächlich wieder seinen Blick hob. „Sehe ich denn so aus, als würde es mir Spaß machen?!“ Skeptisch hob der Junge Kon eine Braue und musterte Alexander eingehend. Angefangen von den dessen missgelaunten Ausdruck, zu den tiefen Schatten unter seinen Augen, bis hin zu der unangenehmen Blässe in dessen Gesicht. Es sah wirklich nicht sonderlich gesund aus. Zur Antwort schüttelte er also wiederum seinen Kopf. „Nein.“ „Na, also.“ Ray gab ein nicht definierbares Geräusch von sich, ehe er sich von Kai Alexander abwandte und schließlich eine der zwei Kaffeetassen an seine Lippen hob, worauf er sich dem Fenster zur Straße zuwandte. Kais Mundwinkel zuckten schon fast amüsiert. „Wenn Kaffee so schädlich ist, warum trinkst ausgerechnet du dann so viel davon?“ Ray allerdings blickte ihn nicht an und zuckte leicht mit den Achseln. „Es ist anstrengend immer alles falsch zu machen.“ Ja, wers glaubte. Da war man schon bereit morgendliche Überstunden zu leisten, weil einen die Kollegen um sechs Uhr Morgens aus dem Bett klingelten. Und dann wusste es einfach niemand zu würdigen. Er war wirklich nicht für die Arbeit in solchen Unternehmen geschaffen, dafür nahm er vieles einfach zu persönlich. Und jetzt war er eben müde. Dabei hatte er noch volle vier Stunden Arbeitszeit vor sich. Brummend rollte er mit den Augen und leerte die erste Tasse im nächsten Zug. Kai dagegen neigte unmerklich den Kopf, ehe er sich ebenso dem Fenster zuwandte. „Wenn du das sagst, dann wird’s stimmen.“ Die Mundwinkel des kleineren zuckten. „Mach dich nicht lustig über mich.“ „Wäre doch sonst langweilig.“ Diesmal zuckte Kai Alexander nahezu theatralisch mit den Achseln. Ray gab einen leisen amüsierten Laut von sich, worauf der Abteilungsleiter sich gemächlich zurücklehnte und einen Moment seine Augen schloss. Er öffnete seine Augen nicht einmal mehr, als er seine Hand hob und schließlich doch umsichtig das Glas umfasste, welches bis eben noch unangetastet vor ihm auf dem Tisch stand. „Und was… machen wir jetzt?“ Tief atmete er den süßen Geruch der Schokolade ein, ehe er das Glas an seine Lippen hob. Eigentlich war diese Idee nicht einmal schlecht gewesen. „Was ich machen will, weiß ich noch nicht, aber du wirst schlafen.“ Kais Augen weiteten sich irritiert, als er aufhustend in das Glas prustete. „Sag mal, ansonsten hast du auch nichts besseres zu tun oder was?!“ Der kleinere hob allerdings nur in gediegener Ruhe die zweite Tasse an seine Lippen. „Wenn du einmal tun würdest was man dir sagt, dann hätte ich keinen Grund meine Langeweile an dir auszulassen.“ Kai Alexander knurrte ungehalten auf. „Ich werde hier bestimmt nicht schlafen!“ Durchaus lautstark schlug die Tasse auf den Tisch und der kleinere verengte missgelaunt seine Augen, worauf der Russe erbost Atem einsog. „Hättest du auf meinen Rat gehört, dann ginge es dir sicher auch nicht so schlecht und jetzt erzähl mir nicht, dass du nicht müde bist! Ich habe dir gesagt, ich werde sehen, wenn du dir den Gefallen nicht tust!“ Ungehalten brummte der Größere und verengte scharf seine Augen. Ach ja… der Tee. „Aber das habe ich doch!“, warf er halblaut ein und schob das Glas sicherheitshalber zurück auf den Tisch. Rays Mundwinkel zuckten allerdings nur amüsiert. „Ach wirklich? Wie oft?“ Da war Alexander still. Es war ihm durchaus anzusehen, dass er nicht den trieb hatte zu streiten. Und Ray war sich auch sicher, dass er auch kaum trieb hatte noch zu arbeiten. Aber was musste, das musste eben. Tief seufzend senkte der Kleinere seinen Kopf und stützte ihn schließlich in die Hand. „Also gut… dann gönn dir wenigstens diesmal die volle Stunde.“ Brummend öffnete Alexander ein Auge und blinzelte zu ihm hinüber. „Wenn du wie eine Glucke auf mir sitzt, bleibt mir sowieso nichts anderes übrig.“ Abschließend nickte der Kleinere und hob schwungvoll seinen Zeigefinger, ehe er die Tasse wieder hob. „Exakt so ist es!“ Kai brummte allerdings erneut ungehalten auf und streckte gemächlich seine Beine durch. Auch wenn er nun mit dem jungen Kon hier festsaß. Er hatte bestimmt nicht vor seine Stunde hier ohne etwas zutun einfach abzusitzen. „Nun sind wir wieder beim Anfang. Was machen wir jetzt?“ Ray leerte gerade seine Tasse und lehnte sich schließlich wie Kai auf der Bank zurück und verschränkte schließlich unter einem ächzenden Laut die Arme entspannt hinter dem Kopf. „Wie wäre es mit Konversation? Darf ich dich was fragen…?“ Vorsichtig neigte der Jüngere seinen Kopf und musterte seinen Gegenüber interessiert. Dieser wandte allerdings sogleich den Blick wieder zum Fenster und zog seine Arme um seine Brust enger zusammen. Allerdings zuckten dabei unmerklich seine Mundwinkel. „Das hast du gerade schon. Was ist?“ Nachdenklich brummte der Kleinere auf und verengte leicht seine Augen, ehe er schließlich seine Augen schloss. „Was sollen die… Streifen in deinem Gesicht?“ Angesprochener gab ein amüsiertes Geräusch von sich. Darauf hatte er eigentlich nur gewartet. Das fragte ihn über kurz oder lang eigentlich jeder… „Es ist vielleicht ein Jahr her, da habe ich ein Seminar besucht und musste mir mit einem Kollegen ein Zimmer teilen. Der konnte mich scheinbar nicht so gut leiden und hat mir mit einem blauen Edding“, dabei tippte er mit dem rechten Zeigefinger gegen seine Wange. „Einen kleinen Streich gespielt. Schaut doch wenigstens ganz hübsch aus oder nicht?“ Er musste nicht einmal seine Augen öffnen um zu bemerken, wie die Gesichtszüge des Kleineren entgleisten. Genauso wie er irritiert den Blick abwandte, ehe er sich wieder über den Tisch beugte. „Kai…“, Verunsicherung schwang in seiner Stimme mit. „Verarsch mich nicht!“ Durchaus amüsiert hoben sich die Mundwinkel des Größeren zu einem breiten Grinsen. „Würde mir im Traum nicht einfallen.“ Der junge Abteilungsleiter öffnete gerade noch rechtzeitig seine Augen, um zu verfolgen, wie der junge Kon in einer beleidigten Geste aufschnaubte und ruppig seine Arme vor der Brust verschränkte. „Ja ja, veralbert mich nur alle… bin ja nur ich! Wäre ich Bill Gates würdest du dir das nicht erlauben!“ Kai konnte sich kaum mehr halten, als er das Bedürfnis laut aufzulachen unter einem tiefen Atemzug herunterschluckte. „Und wäre ich George Clooney müsste ich nicht mehr Arbeiten.“ Grob zuckte er mit den Achseln und lehnte seinen Kopf gemächlich etwas mehr um ihn gegen das kühle Fenster zu lehnen. „Ja Okay, der Punkt geht an dich. Aber wenn du es mir nicht sagen willst, dann sag es doch einfach…!“ Nahezu leidend verzog der Dunkelhaarige seine Brauen. Kai allerdings hob die Seine schwungvoll. „Überdenke deine Worte und sage mir wo genau sich der Widerspruch versteckt hält.“ Demonstrativ wandte Ray daraufhin seinen Blick ab. „Ach man, du weißt was ich meine.“ Kais Grinsen schwächte ab zu einem Lächeln, als er gemächlich wieder seine Augen schloss. „Ich hatte keine Eltern, so wie du.“ Skeptisch blickte der Kleinere auf. „Jedenfalls nicht solche, die sich um mich geschert hätten. Ich bin ausgerissen. Und irgendwann als ich vierzehn war hier in Japan gelandet.“ Unmerklich zuckte der Russe mit den Achseln, worauf Rays Mund sich unmerklich öffnete. „Ich hatte niemanden mehr, außer einen guten Freund. Fand mein Existenzrecht allein im Diebstahl und trat einer Jugendbande bei. Ich glaube die existiert auch heute noch irgendwo still und heimlich. Und die haben mir die Streifen ins Gesicht tätowieren lassen.“ Wiederum schwang das Lächeln in ein Grinsen um, als er seine Augen öffnete und in das irritierte Gesicht des jungen Kon blickte. Dieser wandte nachdenklich den Blick ab und kratzte sich abwesend hinter dem rechten Ohr. „Wow… und ich dachte du hättest wie wir alle irgendwie ein langweiliges Leben…“ Kais Grinsen gefror und verschwand nur einen Moment später so schnell wie es gekommen war, ehe er gemächlich den Blick senkte und unmerklich den Kopf schüttelte. „Nein… vieles… aber ich denke langweilig war es nie…“ „Gedulden sie sich bitte einen Moment. Wenn die Rechnung noch nicht beglichen wurde, dann werden wir uns gleich darum kümmern“, einen Moment lang drückte Kai Alexander fest seine Hand auf die Muschel, ehe er sich zur Seite beugte um ein Büdel Papier von Ray Schreibtisch an sich zu nehmen. „Hey, Ray!“, jener wandte sich gerade noch rechtzeitig um, um den vergessenen Teil seiner Lieferung an sich zu nehmen. Dankend nickend wirbelte er herum und verließ auf schnellen Schritten das Büro. Somit wandte Kai sich wieder seinem Telefonat zu. Takaos Telefon klingelte. „ …Nein… hören sie, wir verstehen durchaus das System unserer Arbeit, wir sind nur chronisch unterbesetz!“ Noch mindestens zehn lange Minuten setzte er sich mit der netten Dame am anderen Ende der Leitung auseinander, ehe er krachend den Hörer auf das Telefon schlug. Damit war für ihn dieses Gespräch beendet. In diesem Moment kam Ray zurück, unter seinem Arm einen dicken schwarzen Ordner. Im vorübergehen stellte er dem Abteilungsleiter einen Kaffee auf den Tisch, ehe er den Hörer seines Telefons abhob, das einmal mehr am Nachmittag lautstark klingelte und ihm die letzten Nerven raubte. So hatte man die Arbeit gern. Und so ließ sich Ray mindestens fünf Minuten augenrollend von einem Kollegen aus dem dritten Stock erzählen wie schlecht er seine Arbeit machte. Ja, hallo? Würde der ihn nicht zuquatschen, dann könnte er auch arbeiten! Nach einer Weiteren Minute zuckte er nur noch mit den Achseln und legte einfach auf. Er hatte wichtigeres zutun. Zum Beispiel ein paar Kopien dieser Unterlagen zu besorgen, die er Angeschleppt hatte. Kai Alexander zog unter einem kurzen und trotzdem dankenden Nicken den Kaffeebecher heran, während er noch eine Mail an Abteilung fünfzehn verfasste. Irgendwo da saß ein Idiot, der eine Rechnung nicht angegeben hatte. Waren zwar nur Kleckerbeträge, aber da gings ihm ums Prinzip! Wer ließ sich denn gern für den Mist verantwortlich machen, den andere zu verschulden hatten? Das bereits wieder klingelnde Telefon unbeachtet lassend zog Ray an seinem Vorgesetzten vorüber und Raffte die schwere Mappe auf seinem Arm etwas höher. „Bin sofort wieder da. Wenn mehr Beschwerden reinfliegen, sag ihnen doch, wenn sie ihre Arbeit richtig machen würden, hätten wir nicht soviel zutun!“ Kais Mundwinkel hoben sich zu einem sarkastischen Grinsen. „Weil du es unter Garantie tun würdest, hättest du jetzt nichts wichtigeres zu tun.“ Das tiefe Brummen des Chinesen konnte Kai selbst noch hören, als er schon um die Ecke gebogen war. „Sicher! Aber wie du sagtest, ich habe wichtigeres zu tun!“ Kais Mundwinkel zuckten amüsiert. „Alles klar…“ Nun war er eben allein mit seinem erbittertsten Gegner: dem Telefon. Wenn es denn so gewesen wäre, dass man ihn einfach hätte seine Arbeit machen lassen, damit er die Anfragen nacheinander abarbeiten konnte. Aber nein, jeder zweite der ihm eine Beschwerdemail geschickt hatte, rief noch einmal an um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen. Nach einer halben Stunde war Kai bereits versucht einfach aufzulegen, wie Ray es zuvor getan hatte, als die Tür des Büros hastig aufgestoßen wurde. Brummend verzog Kai das Gesicht, als die Türklinke unsanft gegen die Wand prallte. „Haben sie irgendein Problem, dann schreiben sie einen Zettel und warten bis sie dran sind.“ Er wollte sich jetzt ehrlich nicht auch noch persönlich mit diesen verwirrten und verplanten Angestellten herumschlagen. Doch auch dieser Mensch dachte nicht daran ihn einfach machen zu lassen und nahm sich heraus auch noch erbost die Hände in Hüfte zu stemmen. „Können sie mir bitte einmal sagen, was sie hier tun?“ Kai verzog seine brauen und schaute auch weiterhin nicht auf, bis er endlich diese gottverdammte Mail abgeschickt hatte. „Arbeiten“, kam seine trockene Antwort. „Können sie mir dann mal sagen, warum die Rechnung für das Seminar von Roger Williams immer noch nicht beglichen ist?!“ Immerhin warteten sie darauf schon drei lange Wochen und die Herrn Referenten stiegen ihnen so langsam gefährlich aufs Dach. Kai schaute gemächlich auf, während er sich von seinem Platz erhob. „Roger Williams? Abteilung fünfzehn?“ Sein Gegenüber klatschte Aufgebracht in die Hände. „Aaah na also! Natürlich Abteilung fünfzehn, merken sie, da war doch etwas!“ Gemächlich nickte Kai und schloss seine Augen, während er tief einatmend seine Arme auf dem Rücken verschränkte und um seinen Tisch herum wanderte. Als er wieder aufblickte, bemühte er sich mit der Anspannung jeder Faser seines Körpers, seine Wut irgendwie zurück zuhalten. Fest bissen seine Zähne zusammen, als er versuchte tiefer zu atmen. „KÖNNEN SIE MIR MAL SAGEN WAS IHNEN EIGENTLICH EINFÄLLT?! WIR ERHIELTEN DIE RECHNUNG ERST AM HEUTIGEN MORGEN, SIND UNTERBESETZT UND ALLE FÜNF MINUTEN KOMMT EIN AUFGEBLASENER MÖCHTEGERN KRITIKER UND MACHT UNS DIE ARBEIT SCHWER!“ Wie man nun hören konnte gelang es ihm allerdings nicht so richtig. Der Büromensch, der natürlich nicht einsah das auf sich sitzen zu lassen, fuhr Kai Allerdings im nächsten Moment schon an, dass er eben die falsche Arbeit gewählt hatte, wenn er nicht mit ihr zu recht kam. Um es kurz auszudrücken endete es in einer überaus produktiven Keiferei. Und wer dachte, dass Geschäftsmänner ihren Streit lieber am Tisch gegenübersitzend ausdiskutierten, war einfach nur langweilig. Zu Handgreiflichkeiten kam es dann aber doch nicht. Trotzdem verzog der junge Kon irritiert das Gesicht, als er das lautstarke Gekeife schon vom Flur aus vernehmen konnte. Als er dann aber die Tür aufstieß und die beiden Männer erblickte, welche sich erbittert knurrend wie die Hunde gegenüberstanden… da fühlte er sich irgendwie zwanzig Jahre jünger, als sei er zurück auf dem Grundschulhof. Ein weiterer Grund, weshalb seine rechte Augenbraue verdächtig begann zu zucken, während er an beiden unbeachtet vorüber ging. An seinem Schreibtisch angelangt, schlug er dagegen lautstark die kopierten Akten auf den Tisch. „HEY!“ Das brachte ihm dann wenigstens für diesen Moment die Aufmerksamkeit der Streitenden ein. Denn deren Blicke… begegneten sich nur einen Augenblick später wieder, worauf sie wieder Luft holten um sich wohlmöglich alle Haare einzeln auszureißen. Wer war denn Kai auch, dass er sich von so einem Dahergelaufenen erzählen ließ, wie er seine Abteilung zu führen hatte? Und wie er seine Angestellten zu beurteilen hatte? Sie arbeiteten alle einwandfrei, da sollte ihm der Clown nichts erz-… Mit Großen Augen konnte Kai allerdings schon im nächsten Moment mitverfolgen, wie Ray an ihnen vorüber ging und den netten namenlosen Herren einfach am Arm packte, um ihn hinter sich her zu ziehen. Sah übrigens schon toll aus, wegen des Größenunterschiedes. „Sie haben jetzt erst einmal Sendepause. Sehen sie uns an und dann fragen sie sich, ob es uns gerade jetzt interessiert, was sie zu sagen haben“, schwungvoll hob Ray eine Braue, worauf Kai Alexander irritiert seine Augen verengte. „Also dann, ihnen noch einen schönen Tag… oder auch nicht und beehren sie uns bald wieder mit ihrer überaus berauschenden Anwesenheit.“, Mit sanfter Gewalt schubste der kleine Asiate den perplexen Störenfried zur Tür hinaus. „Guten Tag!“ Um sie auch nur einen Moment später lautstark hinter ihm zuzuschlagen. Einen Moment lang ließ sich der junge Kon zurück gegen die Tür sinken und atmete tief aus, ehe er sich abstieß und um die Ecke zu seiner Arbeit schlurfte. „Mein Gott… Es gibt schon seltsame Menschen…“ Kai kratzte sich unmerklich am Hinterkopf und gab ein undefinierbares Geräusch von sich. So welche wie ihn zum Beispiel? Was war er froh, dass man immer sagte, kein Mensch war gleich dem nächsten. Zwei von der Sorte des Chinesen wären ihm irgendwie unheimlich genug um ihn in den Wahnsinn zu treiben… Tief ausatmend wandte er sich ab. Na wenigstens stand der Junge auf seiner Seite. Gut, er ging nicht immer freundlich mit seinen Kollegen um und besonders scharf darauf mit ihm zu Arbeiten waren sie wahrscheinlich alle nicht. Aber zumindest war er fair. Und diese Abteilung arbeitete gut, das wollte er an dieser Stelle noch einmal fett unterstreichen. „Danke…“ Aufächzend ließ er sich wieder an seinem Arbeitsplatz fallen, ebenso wie Ray, welcher den schweren Ordner missgelaunt an sich zog. „Ja ja, schon gut. Aber was wollte der eigentlich? Und wenn er überhaupt etwas wollte… musste der dann so schreien?“ „Eh…?“ Kai Alexanders Kopf ruckte in die Höhe, als er den Kleinen einen Moment irritiert anstarrte. Wie jetzt? Der hatte… nichts mitbekommen? Nicht mal worum es ging? Und hatte den Kerl einfach so mal eben rausgeschmissen?! Resignierend verzog der Russe das Gesicht und ließ den Kopf unter einem dumpfen Geräusch auf die Tischplatte fallen. Irgendwie… was das ganze so zum lachen, dass man nur noch darüber weinen konnte. „Trottel…“ tbc. Da mich Vulkan_Chan doch ganz nett darum gebeten hat… hat sie mich auch gleichzeitig an was ganz tolles erinnert… ich hab den Ordner aufgeschlagen und das Dokument zu Herzschuss 3...und hab festgestellt, dass es doch eigentlich schon seit Wochen halb fertig irgendwo rumliegt -__- Dank dir für den Hinweis, ich hätte echt vergessen xD *Vulkan knuff* Nja, ich hoff dochma s gefällt euch leserlingen ^^ Die Story is eben etwas planlos geschrieben, da mir eben immernoch der rote Faden fehlt, aber ich denk dochmal das gibt sich noch -__-; Gut, dann geht’s hier auf Wunsch weiter und gleichzeitig zu ende bis zum nächsten Kapitel oO Und nee… Puppenherz dauert nich so lange… das is mindestens bisn sommer abgeschlossen -__- Bis dann also mal *wink* Cya Katzenviech Hosted by Animexx e.V. 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