AiG Memories Hsc von abgemeldet (JadenxChazz) ================================================================================ Kapitel 6: Gefährliche Bilder ----------------------------- ~*~ Chapter Six ~*~ Jaden hatte sich von Chazz alles erzählen lassen, was in den Tagen vor der Lawine passiert war, und was danach. Und Chazz hatte nichts ausgelassen, auch nichts von dem, was nachts zwischen ihnen passiert war. Und er hatte Jaden auch erzählt, wie er seine Reaktionen auf die verschiedenen Dinge verstanden hatte. Allerdings hatte er die heutige Unterhaltung mit seinem Vater bestimmt ausgelassen. Es erschien ihm zwar in diesem Moment ungerecht, aber Jaden sollte die Chance haben, schlechte Dinge zu vergessen, besonders wenn es um den Tod seiner Mutter ging, und seinen Gedanken die damit zu tun hatten. Warum aber, fragte er sich auch, erzählte er ihm von der Bindung zwischen ihnen – die es für Jaden eigentlich nie gegeben hatte? Es war Mittag geworden, und Chazz wusste, dass der Unterricht bald zu Ende sein würde. Er selbst war ja selber noch verletzt gewesen, und als sein Gips abgenommen wurde, bekam Chazz die Erlaubnis noch zwei Wochen dem Unterricht fern zu bleiben, um sich zu schonen. Zwischen Jaden und ihm hing seit etwa zehn Minuten eine wirklich unangenehme Stille. Als Chazz geendet hatte, hatte er zum ersten mal während des Erzählens aufgesehen – Jadens Zustand war undefinierbar gewesen. Chazz hatte gesehen, dass er Tränen in den Augen gehabt hatte. Konnte er es nicht fassen? Verstand er nicht, was er ihm erzählt hatte? Hätte er ihm vielleicht gar nichts erzählen sollen? Chazz bereute es sofort. Er hatte versucht sich zu entschuldigen. Aber er bekam nichts raus. ~Ich bin mit der Tür ins Haus gefallen, ich hab ihn total überrumpelt... er wird mich jetzt hassen... weil ich Schuld an seinen Verletzungen bin, weil ich... ~ "Das ist nicht deine Schuld.", hörte Chazz plötzlich Jaden flüstern. Er sah ihn an, Jaden lächelte. Chazz verstand nicht, warum Jaden so lächeln konnte – in dem Moment. "Ich gehe jetzt besser.", konnte der Schwarzhaarige nur antworten. Er stand auf und ging um das Bett herum, als er plötzlich am Ärmel festgehalten wurde. Chazz sah zu Jaden, der seine Hand festhielt. "Geh nicht weg. Bitte." "Ich muss aber." "Nein, musst du gar nicht." "Dann will ich eben." "Willst weg von mir?" "Nein. Eigentlich nicht." "Aber?" Chazz schwieg ein paar Sekunden und sah Jaden nicht ins Gesicht. "Gleich kommen die anderen, sie wollen auch mit dir reden. Da will ich nicht stören." Er zog seine Hand weg, und Jaden ließ los. "Wann kommst du wieder?" "Weiß nicht." Chazz sah aus dem Fenster. Er wusste, dass Jaden noch etwas sagen wollte. Aber wenn er es nicht in den nächsten Sekunden tun würde, würde er einfach gehen. Chazz wusste nicht, ob er überhaupt nochmal zu Jaden kommen sollte. Er wusste nun wieder alles, was er eigentlich hätte verändern wollen... In der Nacht, als es passierte. Er hätte die Chance gehabt, sich raus zureden, zu sagen das alles ein Unfall gewesen war. Er hatte die Chance gehabt, Jaden weiß zu machen, dass er ihn liebte. Aber das konnte er einfach nicht. Er hatte es nicht gekonnt, und so etwas würde er auch nie tun können. "Gilt unsere Wette immernoch?" Chazz sah etwas erschrocken zu Jaden zurück. Dieser lächelte. Und zwar ziemlich draufgängerisch. Das brachte auch Chazz zum grinsen. "Eigentlich nicht mehr. Du hast sie doch verschlafen." "Fangen wir nochmal an?" "Mit der Wette?" "Nein." "Womit denn?" "Mit uns beiden." Jaden war klar, was er da eben gesagt hatte. Er konnte sich zwar kaum an die Sachen erinnern, die Chazz ihm erzählt hatte, aber er konnte sich nicht vorstellen, in irgendeiner Weise ablehnend reagiert zu haben. Jaden konnte sich nicht vorstellen, Chazz nicht zu mögen. Er war bei ihm gewesen, lange Zeit. Er war der einzigste, zu dem Jaden momentan überhaupt eine Beziehung herstellen konnte, eine Beziehung die er sich nicht erst vorstellen musste – er wusste von ihr, und das gab ihm Mut, diesen Satz zu sagen. Chazz hatte Unrecht gehabt, da war wohl etwas zwischen ihnen. Er hatte bloß Angst gehabt – vor seiner Reaktion. Jaden sah in Chazz‘ Gesicht, auf dessen Lippen sich ein kleines Lächeln bildete. "Von mir aus." Dann vernahmen sie ein schwaches Geräusch, was ursprünglich ziemlich laut sein musste, aber durch die Wände gedämpft wurde. Chazz nickte Jaden zu, und dieser erwiderte das Nicken. "Komm schnell wieder.", sagte Jaden, und Chazz schloss hinter sich die Tür. "Ganz schnell.", flüsterte er hinterher. Schnell stand er auf und verschwand in dem Bad, das er vorhin schon entdeckt hatte. Auf einem Stuhl hatte jemand Sachen für ihn gelegt, die er anzog. Eine hellblaue Jeans, ein schwarzes Shirt und eine rote Jacke. Das kam ihm wirklich bekannt vor, und er lächelte als er die Sachen anzog. Er ging wieder in das Krankenzimmer und legte sich auf sein Bett. Jaden zog die Decke über seine Beine und lehnte sich zurück in seine weichen Kissen. Draußen hörte er Schritte, viele, die schnell näher kamen. ~Ich will gar nicht mit ihnen reden...~, dachte sich Jaden und zog die Decke weiter über seinen Kopf. Kurze Zeit später wurde die Tür des Zimmers aufgemacht. "Ob er noch schläft?" "Psst, Syrus, sei leise." Ein Quietschen verriet Jaden, dass die Tür zuerst nur einen Spalt aufgewesen war. Jetzt wurde sie ganz aufgezogen. "Jaden?" Ein paar Schritte, und die Tür wurde wieder zugemacht. Jaden erkannte das Geräusch was Chazz mit seinem Stuhl immer machte, wenn er näher an sein Bett heran kam. Er hörte es öfters, und nach einer Weile war es still. Wahrscheinlich hatten sich jetzt alle um sein Bett gesetzt. ~Klasse. Geht doch einfach wieder, ich will ja gar nicht mit euch reden.~ Er spürte plötzlich, wie an seiner Decke gezogen wurde, und er hielt sie krampfhaft fest. Er begann sich das Lachen zu verkneifen, als er leise Sprüche hörte: "Hallo?" "Der ist doch wach!" "Dem muss es ja wieder ziemlich gut gehen." Doch ein Spruch toppte alles; "Chazz?" Jaden musste so sehr loslachen, dass er die Decke losließ und sich stattdessen den Bauch hielt. Es wurde hell um ihn, die Decke war weg. Er setzte sich immernoch lachend auf und sah die Anwesenden an. "Nicht Chazz.", wimmerte der kleine grünhaarige Junge mit der Brille. Und wieder musste Jaden loslachen. Wie sich das angehört hatte! Wie das Wimmern eines Dreijährigen. Als er sich kurzzeitig etwas erholt hatte, sah er nochmal in das Zimmer. Vier Leute waren bei ihm: Der grünhaarige, Syrus, hatte Chazz gesagt, Bastion, der große schwarzhaarige Dünne wie Chazz ihm erzählt hatte, und Alexis, das Mädchen mit den braunen langen Haaren – das einzigste Mädchen mit dem er außer einer Youji zu tun hatte. Und allesamt schauten ihn mit einem Blick an, als wären sie total verarscht worden. Das brachte Jaden wieder zum Lachen. "Jaden!", riefen plötzlich alle drei noch weiteren Sekunden der Stille – ausgenommen Jadens Lachen. Dieser holte tief Luft um sich zu beruhigen. "Ist dir so kalt dass du dich unter der Decke versteckst oder hatte das einen anderen Grund?", fragte Bastion grinsend. "Kein Wunder wenn Chazz das Fenster soweit aufmacht.", sagte Syrus maulend. Alexis stand auf um das Fenster zuzumachen, und Jaden jammerte unüberlegt: "Nein, das war Chazz doch gar nicht. Ich hab das eben erst aufgemacht, mir ist nicht kalt..." Wieder sahen ihn alle erschrocken an. "Du kannst laufen?", fragte Bastion. "Darf ich nicht oder was?", sagte Jaden. "Kannst du alles bewegen?", fragte Alexis. "Ja, ist das verboten oder was?", meinte er. "Du kannst noch alles machen?", fragte Syrus. "Was sollte ich denn nicht machen können?" "Kannst du dich an alles erinnern?", fragte Alexis noch. "Nein." Die Freude, die rekordierbar mit einem wachsenden Lächeln auf ihren Gesichtern zu sehen war, verlagerte sich auf einen Tiefpunkt. Alle machten ein bekümmertes Gesicht, keine Spur mehr von dem Lächeln zu sehen. Es hatte ihnen alle die Sprache verschlagen. Die zwei Jungs ließen sich gegen die lehnen ihrer Stühle fallen und Alexis setzte sich etwas geschockt auf die Fensterbank. "W...was weißt du denn nicht mehr?", brachte sie nach einer Weile noch brüchig raus. "Ach, eigentlich alles. Aber ist doch nicht so schlimm." Er konnte prüfen, ob Chazz ihm die Wahrheit gesagt hatte. Wenn das seine besten Freunde waren, würden sie ihm alles sagen wie Chazz es ihm erzählt hatte. Wussten sie von Sachen, wo sie laut Chazz Aussage gar nicht dabei gewesen waren, hatte er genug Vertrauen gehabt um ihn so etwas zu erzählen. Eigentlich hatte er ja gar nicht das Bedürfnis, Chazz zu misstrauen, aber so konnte er auch mal seine Freunde austesten. Deshalb spielte er die Sache herunter. "Nicht schlimm?", fragte Syrus etwas empört. "Hast du uns etwa auch vergessen?" "Ähm, ja." Grinsend kratzte sich Jaden an der Wange. "Und das nennst du nicht schlimm?!", sprang Syrus von seinem Stuhl und kam an das Bett heran zu Jaden. "Du kannst uns doch nicht vergessen haben? Du kannst doch nicht mich vergessen haben?", fragte er mit einem verzweifelten Blick. "Doch, eigentlich schon...", antwortete Jaden noch einigermaßen wahrheitsgemäß. Syrus sank die Seite des Bettes herunter bis zum Boden. Jaden hörte ihn Schluchzen, und Bastion hockte sich neben ihn. Er flüsterte Syrus einige Worte zu. ~Oh man... ob der immer so schnell geheult hat? Mir kommt das sehr bekannt vor...~, dachte sich Jaden, aber es tat ihm auch leid Syrus so verletzen zu müssen. Chazz hatte ihm schon erzählt, dass es ein schreckliches Gefühl war, vergessen zu werden. Bei Chazz hatte sich Jaden entschuldigt. Unerwartet ging die Tür auf, und alle sahen zu wie der Mann vom Vormittag hereinkam. ~Das ist mein Dad?~, fragte sich Jaden. Chazz hatte ihm auch davon erzählt. Der Mann zog seinen Mantel aus und ließ ihn auf den Stuhl in der Ecke des Zimmers fallen. Er blickte zum ersten Mal auf und sah Jaden ins Gesicht. Jaden kam nichts an seinem Gesicht bekannt vor. "Jaden!", sagte der ältere Mann fröhlich und kam an Jadens Bett um ihn wieder auf die Stirn zu küssen, doch ohne dass er es wirklich begründen konnte, zog Jaden den Kopf weg. Zuerst war der Mann sichtlich irritiert, aber dann seufzte er, und etwas fragend sagte Alexis: "Was hast du Jaden?" "Äh, ich lasse mich nicht gerne von Leuten küssen die ich nicht kenne, weißt du...", sagte er schief lächelnd. "Leute die ich nicht kenne?", fragte der Arzt laut und stützte sich an Jadens Bett ab. Er sah ihm in die Augen und sagte: "Leute... die ich nicht kenne? Ich verstehe zwar, das zu mich hasst, aber musst du so weit gehen? Jaden, ich bitte dich, ich bin dein Vater!" Der Mann sah ziemlich sauer aus, und Jaden wich ein Stück zurück. Alexis stand auf und lief zu dem Mann. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr, und der Mann sah plötzlich ziemlich schockiert aus. Jaden wusste, dass Alexis dem Mann gesagt hatte, dass er sich an nichts erinnerte. Sie hatte seinen Vater angelogen. Und Jaden war klar, dass er nur die Chance hatte für seine Freunde einigermaßen glaubwürdig zu klingen, wenn er schauspielerte. Und das konnte er wohl ganz gut, hatte Chazz ihm gesagt. Und Jaden glaubte alles, was Chazz ihm sagte. Nur ab und zu etwas zu überprüfen war ja wohl nicht schlimm. "Mein Vater? Bitte?! Sie sind doch nicht mein Vater! Also... ich weiß nicht wer sie sind, aber sie sind doch nicht mein Vater!!", stieß Jaden grob hervor und stieg auf der anderen Seite des Bettes schnell von ihm runter. Er betrat die andere Hälfte des Zimmers und ging rückwärts in Richtung Fenster. Sofort standen alle Sitzenden auf. Er stand allen anderen gegenüber, er war allein und mit den Händen berührte er das Fenster. Er schüttelte panisch seinen Kopf, und schrie: "Gehen sie weg! Geht alle weg! Raus hier!" "Aber Jaden!", schrie Alexis laut. "Mach jetzt keine Dummheit, Jaden!", sagte sein Vater neben ihr. Bastion kam ein paar kleine Schritte auf ihn zu. "Jaden, komm her, wir können das in Ruhe klären." ~Halten die mich für bescheuert oder was? Was haben die?~ Er wich noch zurück, bis die Fensterbank ihm in die Hüfte drückte. Dann wurde Jaden klar, was sie dachten. ~Die denken, ich will aus dem Fenster springen? Geht es denen noch gut?!~ Sein Vater kam näher auf ihn zu, und sah ihn mehr als nur ernst an. "Jaden! Geh von dem Fenster weg!" Seine Haltung erinnerte Jaden an die Stellung einer Katze, bevor sie zuschlug und sich ihre Beute holte, die Maus. Jaden fühlte sich wie die Maus, und der Blick ließ es ihm eiskalt den Rücken runter laufen. Plötzlich schossen ihm mehrere Bilder durch den Kopf – ein Stück Erinnerung. ~ "Jaden, komm her!" Der Mann stand vor ihm, er war genauso groß wie jetzt, aber er war winzig! "Nein, lass mich in Ruhe, ich hasse dich!" Der Blick, genau wie jetzt, böse, voller Zorn, Wut, Abscheu – Wahnsinn. "Jaden, wenn du jetzt nicht sofort herkommst, dann passiert was!", polterte der Mann. Seine großen Hände kamen immer näher! Hinter ihm spürte er einen Luftzug. Das Gefühl der eisigen Angst, nackten Panik durchkroch ihn, er war alleine, klein, hilflos! "Tu mir nicht weh!" ~ Die Bilder vor seinen Augen verschwanden. Es war kein Spiel, ~Es ist kein Spiel!~ Jaden presste die Hände an den Kopf. "Geh weg! Ich hasse dich! Hau ab!", schrie er, und es war nicht gespielt. Der Schweiß lief ihm die Schläfen entlang, in seinem Kopf brummte es, er bekam eine Gänsehaut. Er begann heftig zu atmen, nur noch verklärt nahm er die Bewegungen vor sich wahr. "Jaden!" "Jaden, er will dir doch nur helfen!" "Jaden, bitte!" "Nicht! Jaden!" Alle Stimmen dröhnten von vorne auf ihn ein, er konnte sie nicht verarbeiten. Er nahm die Hände an die Fensterbank, setzte sich richtig auf sie und nahm einen Fuß ebenfalls hoch. "Hau sofort ab! Ich springe! Geht alle weg! Ich springe!!", schrie er wieder in der Hoffnung alle würden wirklich verschwinden. Doch dem war nicht so, im Gegenteil, alle kamen näher auf ihn zu. ~ "Nein, geh weg, tu mir nicht weh!!" ~ Er nahm auch den zweiten Fuß hoch. "Ich hab gesagt ihr sollt verschwinden!!" "Jaden!", sagte sein Vater im ernsten Ton – sagte der Mann vor dem er panische Angst hatte. Er kam einen großen Schritt näher und Jaden ließ sich zurückfallen. "JADEN!!", hörte er nur noch. Er spürte ein Luftrauschen um sich, und dann direkt einen harten Aufprall. Er rollte sich zur Seite. Das Vordach hatte seinen Sprung abgefedert. Jaden war also nur etwa drei Meter tief gefallen. Er stand auf und spürte sofort einen stechenden Schmerz in seiner verbundenen Hand. Doch das war ihm jetzt egal – er wollte weg von diesem schrecklichen Mann der ihm so viel Angst machte. Unkontrolliert lief er weiter über das Dach, die Tränen strömten seine Wangen hinab. Hinter sich hörte er immer wieder die vier die in seinem Zimmer waren seinen Namen rufen. Und dann hörte er, was er auf keinen Fall hatte hören wollen: Er Aufprall – Jemand war ihm hinterher gesprungen. Er rannte weiter, das Dach war groß und ging in einem Halbkreis um das ganze Gebäude, wie Jaden das etwa einschätzen konnte. Er rannte einfach weiter und weiter, hinter ihm hörte er Schritte. Als er einen guten Vorsprung hatte, wie er es einschätzte, steuerte er auf ein geöffnetes Fenster zu, sprang an ihm hoch und warf sich rollend in den Raum dahinter. Er stand sofort auf um das Fenster schnell aber leise zuzumachen. Dann ließ er sich an der Wand runter rutschen und fing richtig an zu weinen. Er achtete nicht auf seine Umgebung, und Jaden erschrak tierisch als er ein Geräusch hörte – vor sich. Er nahm den Kopf hoch, den er zwischen den Knien und Armen versteckt hatte, und blickte in die Gesichter zweier Mädchen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt – Mädchen! Die würden ja nur Fragen stellen, was er hier machte, warum er durch das Fenster rein gekommen war, warum er heulte! Doch stattdessen stand die eine auf und brachte Jaden eine Decke, die sie von einem Stuhl fischte. Die andere gab Jaden ein Taschentuch. Beide sagten nichts, sondern sahen sich nur mit vielsagenden Blicken gegenseitig an. Erst jetzt erkannte Jaden, dass er in einem anderen Krankenzimmer gelandet war. Diese Akademie hatte eine große Krankenstation, dachte er nebenbei, doch sein größtes Anliegen war, sich erstmal in den Griff zu bekommen. Er wischte sich übers Gesicht, deckte sich zu und putzte sich die Nase. Eins der Mädchen stand auf, setzte sich an das Bett im Krankenzimmer und nahm die Hand der darin liegenden Person in ihre eigenen. Diese Position erinnerte Jaden an die, die Chazz und er hatten als er das erste Mal wach geworden war. Gestern Abend war das gewesen, hatte Chazz ihm gesagt. "Was ist los?", hörte er plötzlich eine bekannte Stimme leise flüsternd fragen. "Es ist jemand ins Zimmer gekommen.", sagte das Mädchen was an dem Bett saß. "Wer?" "Ähm...warte mal." Sie stand auf, kam vor Jaden und bückte sich vor ihm hin. "Wie heißt du?" "Jaden.", antwortete er. Sie nahm wieder ihren Platz an dem Bett ein und wiederholte seinen Namen. Die Person auf dem Bett regte sich, sie setzte sich auf – ein junges Mädchen mit wunderschönen langen schwarzen Haaren. "Jaden?" Jaden zog die Decke etwas weg und stand auf. Er ging an das Bett. Das Mädchen sah ihn mit großen Augen an: "Du bist wach?" ~Das muss Youji sein... Chazz hat sie mir genauso beschrieben...~ "Youji?" Sie lächelte. "Wie geht es dir?" "Ach, eigentlich mies, aber wenn ihr alle hier seid geht es mir viel besser. Sonst kommt mich nur Bastion besuchen...", sagte sie. Jaden sah die beiden Mädchen an, die ihn auch anlächelten. "Das ist Aneda, sie ist in Obelisk Blue.", sagte sie und deutete auf das Mädchen was bei ihr am Bett saß. Aneda hatte rote, kurze, wellige Haare und blaue Augen. "Und das hier ist Tash.", stellte sie mir das andere Mädchen mit langen, glatten blonden Haaren und grünen Augen vor. "Sie ist in Slifer Red, vielleicht kennst du sie ja." Jaden nickte beiden zu und sagte: "Hi." "Wie geht es dir? Warum... kommst du durch das Fenster?", kicherte Youji. Jaden hatte seinen Schock erstmal überwunden – und er wollte ihn nicht neu aufreiben. "Ich dachte mir nur mal ich komm dich besuchen... mir geht es schon wieder viel besser, aber ich hab sehr viel vergessen...", sagte er. "Vergessen?", fragte Youji. Etwas bedröppelt nickte Jaden und Aneda bot ihm an sich hin zusetzten. Er kam dem Angebot nach und nahm ebenfalls an dem Bett Platz. "Ja, sogar ziemlich viel... ich kann mich nicht mal an die anderen erinnern... Chazz hat mir einiges gesagt, aber nicht so viel." "Hattest du mich auch vergessen?" "Ja, aber zum Glück weiß ich ja jetzt wieder wer du bist. Tut mir aber trotzdem leid." Youji lächelte verzeihend. "Nicht schlimm. Ich hab auch Gedächtnisprobleme seit damals." "Ja, du vergisst sogar unsere Namen.", gab Tash zum Besten. Sie hatte eine helle und klare Stimme. Aneda musste kichern. Jaden währenddessen versank kurzweilig in seinen Gedanken. ~Ich laufe vor diesem Mann weg, und lande bei einem Krankenbesuch... aber Youji ist irgendwie anders als diese anderen Typen aus meinem Zimmer. Sie ist mehr so wie Chazz... und wenn niemand von den anderen sie besuchen kommt, ist sie vielleicht genauso dran wie ich?~ "Jaden?" "Äh, was?" Jaden schreckte ein bisschen hoch. "Ja?" "Was hattest du eigentlich? Und seit wann verstehst du dich so gut mit Chazz?", fragte Youji. Jaden zeterte etwas, dann sagte er: "Ich weiß eigentlich gar nicht was ich hatte, aber irgendwas am Kopf. Und mit Chazz verstehe ich mich momentan wohl gut weil er der einzigste war, der ab und zu an meinem Bett saß und mit mir gesprochen hat." Ab und zu? Chazz hatte jeden Tag, und oft auch Nächte lang an seinem Bett gesessen – und Jaden wusste das auch. Youji lächelte: "Ich wusste er hat ne gute Seite. Aber er zeigt sie halt nur besonderen Menschen." Jaden lächelte etwas. "Bastion hat mir gestern gesagt, das du aufgewacht bist. Er sagte du wärst schwach und könntest nicht mal sprechen. Warum kletterst du jetzt schon auf dem Dach rum? Bist du heimlich gesund geworden oder wie?" Sie grinste vergnügt. Es machte ihr Spaß, Fragen zu stellen. Jaden sah es, und versuchte ihr etwas Freude zu machen, indem er ihr alles sagte was sie wissen wollte. "Gestern hab ich mich wirklich mies gefühlt, aber der erste richtige Schlaf hat mich wieder auf Touren gebracht. Kurz: Ich bin wirklich im Geheimen gesund geworden!" Er zwinkerte ihr zu. Sie lächelte wieder, schaute ihn jedoch im nächsten Moment ernst an. "Warum... hast du geweint?" Jadens gute Laune war wieder dahin. Er wollte diese Frage nicht beantworten und senkte den Kopf. Nach einigen Minuten sagte er: "Ich möchte darüber jetzt nicht sprechen. Tut mir leid." "Worüber?" Jaden sah erstaunt zu Youji hoch. Tash griff ein und sagte: "Äh, das ist wieder mal eins ihrer Gedächtnisprobleme. Nicht beachten, sei froh wenn du nicht drüber sprechen willst." Dankbar nickte Jaden ihr zu. Plötzlich klopfte es an der Tür, und Jaden ging wie auf Kommando vom Stuhl runter unter das Bett. "Herein?" Ungeachtet von Jadens Aktion hatte Youji die Erlaubnis fürs Eintreten gegeben. Jaden hörte eine männliche Stimme – Bastions. "Hey You. Hi ihr beiden. Ist Jaden zufälliger Weise hier?" Einen Moment herrschte Stille im Raum. "Warum denn?", fragte Youji. "Er... äh ist vorhin ausgeflippt... er ist aus dem Zimmer gerannt und wir suchen ihn jetzt." Jaden wäre beinahe aufgestanden um diese Lügen aufzuklären. ~Die haben mich regelrecht gezwungen zu springen! Von wegen aus dem Zimmer gerannt!~ "Nein, er ist nicht hier. Aber ich denke gestern ging es ihm noch so schlecht?" "Er hat sich sehr aufgeregt, vielleicht ging es ihm deswegen auf einmal viel besser. Naja, ich bin dann wieder weg. Gebt mir Bescheid wenn er hier vorbei kommt." Die Tür wurde wieder zugezogen, und Jaden kam hoch. "Danke, Youji." Mit einem erstaunten Blick sah Youji zu Jaden. "Oh, du bist ja doch hier." Aber sie zwinkerte sofort und lächelte. Jaden seufzte. "Warum suchen sie dich wirklich?", fragte Tash. Jaden setzte sich wieder auf den Stuhl. Er hatte wirklich das Gefühl, den dreien trauen zu können, obwohl er im Moment lieber mit Chazz gesprochen hätte. "Was Bastion gesagt hat, stimmt. Ich bin ausgeflippt. Aber ich bin nicht aus dem Zimmer gerannt..." "Sondern aus dem Fenster gesprungen.<", führte Aneda den Satz zum Ende. Jaden nickte. Youji sah ihn verständnislos an. "Warum machst du sowas?" "Ich wusste einfach nicht mehr wohin!", versuchte er zu erklären, "Und da war das Fenster... Ich meine... sie kamen alle immer näher und... dann bin ich gesprungen." "Hat dich keiner verfolgt?", fragte Tash. "Doch, ich habe aber keine Ahnung wer, ich hab nicht zurückgeschaut. Ich bin einfach übers Dach gerannt und dann hier rein." "Also bist du nicht gekommen, um mich zu besuchen?", fragte Youji etwas traurig. "Nein, ehrlich gesagt nicht, aber ich bin mehr als froh, trotzdem hier gelandet zu sein." Das brachte das schwarzhaarige Mädchen wieder zum lächeln. Jaden begann, sich mit diesem Lächeln zu arrangieren – es machte ihn glücklich, und sie auch. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und Jaden hatte keine Zeit sich zu verstecken, er sog die Luft scharf ein, und alle schauten gebannt zur Tür. Doch Jaden seufzte. "Chazz, hast du mich erschreckt..." Der Schwarzhaarige stand in der Tür, und er machte ein verärgertes Gesicht. "Was fällt dir ein aus dem Fenster zu springen?!", fuhr er Jaden an, nachdem er vorsichtshalber die Tür geschlossen hatte. Er ging an Aneda und Tash die ihn sehr erstaunt anblickten, vorbei, zu Jaden und zog ihn an den Schultern hoch. Jaden sah Chazz erstaunt an, dessen Blick ernst blieb. "Ich... ich erklär’s dir später.<" "Weißt du eigentlich..." Sein ernster Blick wurde weicher. "Weißt du eigentlich was ich für einen Schrecken bekommen habe, als ich in das Zimmer gekommen bin, du warst nicht da und man erzählt mir du wärst aus dem Fenster gesprungen?" "Tut mir leid." Der ein paar Zentimeter Kleinere ließ den Kopf hängen. Chazz seufzte. Wenn er ehrlich mit seinen Gefühlen gewesen wäre, hatte er ihm zuerst eine geknallt, und ihn dann in den Arm genommen und ihm tausende Male ins Ohr geflüstert was für ein Idiot Jaden doch war. Chazz ließ die Hände von seinen Oberarmen rutschen. "Am besten...", sagte er und wischte sich mit der Handfläche erst einmal übers Gesicht, "Am besten ist du gehst jetzt wieder in dein Zimmer. Sie suchen dich." Jaden nahm den Kopf wieder hoch und sah Chazz entsetzt an. "Nein! Bestimmt nicht! Ich geh da nicht wieder hin! Deswegen wahr ich ja hier!" "Du hast dich versteckt?" "Ich bin aus dem Fenster gesprungen weil sie mich einfach wahnsinnig gemacht haben! Sie haben mir Fragen gestellt, dann kam der eine Mann und meinte er wäre mein Vater, ich wollte sie loswerden und hab ihnen was vorgespielt, aber dann hat der Kerl mich so angeschaut und ich habe Bilder gesehen, Chazz!" Jaden nahm die Fäuste hoch und ballte sie. "Bilder... schreckliche Bilder! Und dann war alles real, er hat mich verfolgt! Er wollte mir wehtun! Ich konnte nicht mehr, mir hat der Kopf so schrecklich wehgetan, und... und dann bin ich eben einfach raus! Und dann kam der Typ hinter mir her und ich bin gerannt, und diese verdammten Schritte! Sie kamen so schnell, er war hinter mir, und ich bin ich das Fenster und hab’s zugemacht und ich konnte einfach nicht mehr, verdammt..." Jaden ging vor Chazz in die Knie und seine Schultern bebten. Die Tränen fielen schwer auf den Boden und die drei Mädchen sahen geschockt zu dem Braunhaarigen. Chazz hockte sich vor den Kleineren. Er berührte Jadens Schultern, schreckte jedoch zurück. Er wusste nicht, was er tun sollte – er konnte nie gut trösten. "Verdammt, Chazz... hilf mir doch... Chazz!", wimmerte der Junge entsetzlich. Die Schluchzer waren wie Schreie in Chazz‘ Ohren. Er nahm Jaden in den Arm und strich ihm übers Haar. Ihm war egal, was andere jetzt getan hätten, Hauptsache Jaden ging es jetzt besser. Er flüsterte ein paar beruhigende Worte, und sagte ihm: "Ist gut Jaden, ist alles okay. Ich bin ja bei dir..." Jaden krallte sich in das Shirt des Schwarzhaarigen und weinte weiter. Chazz strich ihm über den Rücken, und Jaden lehnte sich an ihn. Und nach einer Weile hatte Jaden aufgehört zu zittern, seine Tränen waren versiegt. Aber den beiden war es egal, sie wollten sich im Moment nahe sein, Chazz wollte Jaden trösten und Jaden wollte in Chazz‘ Armen liegen. Youji, Tash und Aneda sahen sich diese rührselige Szene still an, und Youji konnte ein klein wenig nachvollziehen was Jaden durchmachte. Sie verstand, was es hieß verfolgt zu werden. Aber die Beziehung zwischen Chazz und Jaden konnte sie aber nicht ganz nachvollziehen. Sie hatte vorhin ja selbst noch gesagt, dass sie schon wusste das Chazz eigentlich eine gute Seele hatte, aber nur jetzt konnte sie es auch ganz glauben. Sie überlegte. Früher, so fand sie, hatten sich die beiden nie vertragen, sie hatten immer Streit gesucht. Dann gab es diese Zeit mit den Schattenreitern, und beide hatten Seite an Seite miteinander gekämpft – jeder hatte es erfahren. Kurze Zeit danach wurde sie Bastions Bekannte, und über ihn lernte sie beide kennen. Sie unternahmen dann oft was mit Syrus und Alexis zusammen, aber Chazz kam immer seltener mit. Irgendwann hatte Bastion ihr dann erzählt, dass Jaden und Chazz einen riesigen Streit gehabt hätten. Worum es darin gegangen war, wusste sie bis heute nicht. Aber sie hatte immer gewusst, dass Jaden eine Verbindung zu Chazz hielt. Obwohl beide es nicht wahrhaben wollten, beide wussten davon. Youji wahr dabei gewesen, als sie sich das letzte Mal gestritten hatten, und sie hatte ein paar merkwürdige Dinge bemerkt. Chazz hatte damals gemogelt, um gegen Jaden antreten zu können – es war die Nacht der Schneeballschlacht gewesen. Beide waren im Wald verschwunden. Am nächsten Morgen dann hätten sie sich beinahe geprügelt. Jaden hatte mit Chazz eine sehr einseitige Diskussion geführt, und niemand außer ihr schien bemerkt zu haben, was Jaden damals eigentlich gesagt hatte. ~ "Erst ziehst du so ne Nummer mit mir ab, verschwindest dann spurlos und wenn ich nachher zurück komme krieg ich die Arbeit aufgebrummt die dir zugestanden hätte!! Erklär mir das!!! Chazz!" ~ Mit dieser Nummer war bestimmt nicht das Weglaufen von Chazz gemeint. Youji ahnte, dass im Wald mehr zwischen den beiden passiert war, als Jaden und Chazz jemals zugegeben hätten. Ein Kuss? Eine Berührung? Bestimmt. Aber wenn Jaden sich an all das nicht mehr erinnerte... Youji versuchte die Wahrscheinlichkeit abzuschätzen, mit der Chazz Jaden wieder davon erzählt hatte. Dann müsste Jaden es eigentlich so halten, dass er gar nichts mehr mit Chazz zu tun haben wollte. Ob es so viel ändern konnte, dass Chazz öfter bei ihm gewesen war als seine anderen Freunde, als er im Koma lag? Sie ließ sich zurück in ihre Kissen fallen. Sie war das Denken leid. Sie hatte Kopfschmerzen. Ihr ging es nicht nur mies – es ging ihr sehr mies. Und dass ihre Freunde bei ihr waren gab ihr vielleicht Mut – Aber nicht das, was sie brauchte um wieder gesund zu werden. Sie hatte vor einer Woche mit dem neuen Arzt der Akademie gesprochen – um sie wahr es schlecht bestellt. Sie hatte keinem erzählt, dass ihre inneren Blutungen nicht verheilten. Sollte sie nicht bald operiert werden, würde sie sterben. Allerdings musste sie dafür einwilligen – und das hatte sie bis jetzt noch nicht getan. Youji war klar, dass ihre Zeit ablief, und sie hatte sich geschworen, nur einzuwilligen würde noch *etwas* passieren. "Jaden?", flüsterte Chazz in Jadens Ohr. Der Junge mit dem verheulten Gesicht sah auf, und Chazz musste etwas grinsen bei dem Anblick. "Gehen wir zurück." "Können wir nicht zu dir?" "Zu mir? Aber was willst du denn da?" "Ich will nicht hier bleiben, ich will den Kerl nie wieder sehen. Ich will bei dir sein." Die letzten fünf Worte hauchte er so leise, dass Chazz sie nur etwas schwer verstand, aber er seufzte und nickte in das Haar des Kleineren. "Okay, einverstanden." "Dann bring mich hier raus.", bat Jaden. Chazz stand auf und half Jaden hoch. Sie sahen beide zu den drei Mädchen. Youji schien zu schlafen, die beiden anderen flüsterten miteinander, um niemanden zu stören. "Aneda? Tash? Wir gehen jetzt. Grüßt Youji von mir, ich komme schnell wieder." Die beiden Mädchen lächelten verständnisvoll und verabschiedeten sich leise. "Pass auf dich auf.", flüsterte Tash Jaden zu, bevor er mit Chazz den Raum verließ. Puuuuh.... bald gehts weiter x3 aber ne kleine Pause bekommt ihr noch, um genug Zeit zum Kommi schreiben zu haben ^^ Baba, eure Byue ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)