Festhalten von maykei (if all wishes could come true) ================================================================================ Kapitel 106: Part 106 - Iris ---------------------------- 106 – Iris And I don't want the world to see me Cause I don't think that they'd understand When everything's made to be broken I just want you to know who I am ____ Iris by Goo Goo Dolls__________________ Kommentar: Schock, wir sind wieder da. Über ein Jahr nach dem letzten Upload. Wir haben keine Entschuldigung. Außer vielleicht dass wir zumindest ungebetat noch ca... 20 Kapitel haben? Mit interessanten Storywendungen und so, also falls irgendjemand noch irgendwas hiervon ließt, er/sie/es kann sich zumindest gewiss sein, dass es genug Stoff gibt.. irgendwo. Aber es gibt Hoffnung! Wir haben jetzt einen Beta! Tree-chan hat sich unserer übernächtigten Ergüsse angenommen und dank ihr kommt jetzt auch Kapitel 106 vermutlich mal grammatikalisch korrekt und ohne RS Fehler daher. Ein großes Dankeschön noch mal an dich! _______________Ende der Durchsage___________ Dieser Palast war löchrig wie ein Käse, allerdings dürfte Japan selten solche Winter erlebt haben. Fye selbst hatte dieses Land nur glühend heiß in Erinnerung. Überraschenderweise waren trotz der frühen Morgenstunden schon einige Leute auf den Beinen. Diener huschten hin und her, fast jeder trug einen übermüdeten, doch euphorischen Gesichtsausdruck. Bei den Quartieren der Vampire roch er bereits den Alkohol in der Luft und auch ein beachtlicher Lärm herrschte hier. Überall liefen Vorbereitungen für ein neues Fest. Als er den Garten durchquerte, knirschte frisch gefallener Schnee unter seinen Stiefeln. Das Schlachtfeld vor den Toren der Stadt war sicher bereits von einer weißen, trügerischen Schicht bedeckt. Dieser Neuschnee erinnerte an die Gesichter der Menschen hier am Hof, die keine Ahnung hatten, dass ein Kriegsgott ihr Schicksal in der Hand hatte. Auch über ihre müden Gesichter hatte sich ein Film aus frischer Hoffnung gelegt. Endlich im Bad angekommen, verriegelte er die Tür. Er wollte allein hier sein, nicht von den anderen Soldaten angestarrt werden. Sein Körper schmerzte und ächzte. Auch wenn er sich gestern Abend entspannt hatte, der Muskelkater zahlte ihm jede versäumte Trainingsstunde heim. Doch er genoss den Schmerz; mit körperlichem Schmerz konnte er umgehen. Den Yukata in die Ecke schmeißend wusch er sich erst mal vorschriftsgemäß den Dreck vom Körper, schrubbte das getrocknete Blut von seiner Haut. spülte es aus seinem Haar, das sich durch das Blut ein wenig orange gefärbt hatte. Auch die salzsteife Augenbinde spülte er bei der Gelegenheit aus und hing sie zum Trocknen über den hölzernen Wäschekorb. Als der nackte Mann sich endlich ins Wasser sinken ließ, entwich ihm ein tonnenschweres Seufzen. Einige Minuten genoss er einfach nur das heiße, blubbernde Wasser, das all seine Gedanken ausschaltete. Doch die Minuten verstrichen und jede Minute war eine, die sie nicht hatten. Vorsichtig über die Wasseroberfläche streichend, murmelte er einen Zauber und wenige Momente später erschien schon das Gesicht der Hexe im Wasser. Yuuko nahm grad den letzten genussvollen Zug ihres Tabaks zu sich als sich auch schon das kleine Dimensionstor öffnete, durch das sie den Magier erblickte. Ein Grinsen legte sich auf ihre Lippen, es reizte sie, einen Scherz zu machen, doch sie wusste, dass die Situation wohl zu verfahren war, weshalb sie sich zusammenriss. „Guten Morgen Fye.“, begrüßte sie den Mann, von dessen Erscheinung sie nicht überrascht war, und machte es sich auf einer Treppenstufe gemütlich. „Es ist eine halbe Ewigkeit her, dass wir uns gesprochen haben.“ Der Magier lächelte. „Guten Tag, Yuuko-san. Ich denke du weißt, weswegen ich dich aufsuche?“ „Du hast einen Wunsch, nehme ich an.“ „Ja.. genau“ Tief atmete durch, bevor er loslegte. „Ich wünsche mir 'Zeit'. Zeit für Kurogane. Ich weiß, der Preis ihn von dieser Krankheit völlig zu heilen wäre zu hoch, da er das Leben betrifft. Doch selbst mit Hilfe meiner Magie hat er nur noch wenige Wochen.“ Unerbittlich blickte die Frau dem Magier ins Gesicht, obwohl es ungewohnt war, selbst für sie, ihn nur mit einem Auge zu sehen. Dennoch hielt sie stand und ließ sich nichts anmerken. Sie wusste, wie gefährlich die Reise für die Gruppe war und mit jedem Mal waren diese Kinder von neuen Narben gezeichnet, selbst wenn sie sie nur auf ihrem Herzen trugen. „Selbst dieser Wunsch hat seinen Preis... selbst wenn du dir nur wünschst, die Zeit aufzuschieben und nicht ein Leben zu retten.“ „Ich weiß“, antwortete der Magier, „Ich zahle mit meiner 'potenziellen Zeit'. Wie du weißt, altere ich selbst mit der Hälfte meiner Magie nur sehr langsam. Ich könnte mehrere Menschenleben leben. Nach dem Kampf mit Ashura überlasse ich dir die Magie meines linken Auges. Dadurch altere ich wie ein normaler Mensch, lebe nur ein Menschenleben lang. Ich wünsche mir, dass du die restliche Zeit Kurogane anrechnest, die ich dadurch auf jeden Fall verloren habe.“ Nun legte sich doch ein Grinsen auf das Gesicht der Dimensionshexe. „Nun mal ganz langsam, Magier aus Ceres. Die Preise hier bestimme immer noch ich“, bemerkte sie und gab Watanuki schon ein Zeichen, dass er ihr brachte, was sie ihn schon seit Stunden hatte im Lager suchen lassen. „Aber du bist ein fairer Geschäftspartner, das weiß ich aus Erfahrung und dein Preis klingt angemessen. Es handelt sich auch um einen fairen Tausch, deshalb kann ich deinen Wunsch unter diesen Bedingungen erfüllen.“ Watanuki kam zurück und drückte ihr eine staubige Papierrolle in die Hand, die Yuuko eine kurze Weile betrachtete. „Dies hier ist ein Zauber, der längst vergessen ist... er ist nur einmal anwendbar“, erläuterte sie und sendete dem blonden Mann die Rolle durch das kleine Dimensionstor. „Mir ist bewusst, dass ich deinen Preis erst annehmen kann, wenn dein Wunsch erfüllt ist und dass du deine Magie brauchst, um diesen Zauber zu weben und deinen Wunsch zu erfüllen... ich fordere mir deinen Preis bei Gelegenheit ein, ich habe eine Menge Arbeit zur Zeit, deshalb werde ich teilweise vergesslich... aber ich erinnere mich an alles. Zu gegebener Zeit.“ Und das war alles, was sie für diese Kinder noch tun konnte, ihnen Zeit verschaffen und somit das Schicksal gegen Fei Wong Reed lenken. Eilig griff Fye nach der Schriftrolle bevor sie ins Wasser fallen konnte. Das Papier fühlte sich sehr alt an. Schief grinsend sah er wieder die Hexe an, er war sich nicht sicher gewesen, ob sie seinen 'Trick' hinnehmen würde, später erst zu zahlen. Natürlich hatte sie ihn durchschaut. Dieser Frau konnte man nichts vormachen. Doch sie war ihm entgegen gekommen. Hätte er direkt mit seiner Magie bezahlt, hätte er nicht mehr gegen Ashura kämpfen können und das Gegenmittel direkt konnte er sich nicht wünschen, weil dies ein Wunsch war, der direkt das Leben betraf. Kuroganes Leben. Und das vieler anderer. „Danke, Yuuko-san. Ich werde es ganz sicher nicht vergessen.“ „Es wird euch Zeit verschaffen und dem kranken Körper Kraft zurückgeben... es wird reichen für das, was ihr vorhabt...“, erwiderte sie noch, bevor sie wieder verschwand. Auch als Yuukos Gesicht verschwunden war, starrte der Blonde noch einige Sekunden auf sein Spiegelbild im Wasser. Es wird reichen, für das was sie vorhaben? Schnell kletterte Fye aus dem Becken, um diesen empfindlichen Schatz nicht aufweichen zu lassen und zog sich an. ______________________________ Als der Magier in ihrem Zimmer ankam, schlief Kurogane noch, obwohl der Krach im Schloss mittlerweile bemerkenswert war. Im Gespräch mit der Hexe vertieft, hatte Fye die Morgendämmerung gar nicht mitbekommen. Im schwachen, doch ausreichenden Licht entfaltete er vorsichtig die Schriftrolle und las den Zauber darauf. Er war wirklich meisterlich gewoben und ein Kunstwerk aus mächtigen Worten, doch wusste er auch, dass er ihn zwangsweise nach der Anwendung sofort wieder vergessen würde. Nicht umsonst hatte die Hexe seine Verwendung auf ein einziges Mal beschränkt; in den Worten steckte ein Vergessenszauber. Lautlos kniete sich der Magier ans Kopfende des schlafenden Mannes und murmelte die fremden, magischen Silben. Die Worte waren schwierig und beanspruchten seine ganze Konzentration. Sie wirkten anders als seine Zauber. Wie er überhaupt wirkte, war unklar und nachdem er gesprochen worden war, stellte sich keine sichtbare Veränderung ein. Der Krieger schlief immer noch tief und fiebernd. Vielleicht brauchte das Zeit? Ein wenig schmunzelte der Mann aus Ceres über sein eigenes Wortspiel und beobachtete die Schriftrolle dabei wie sie langsam und unaufhaltsam zu Staub verfiel. Abwartend ließ Fye seinen Blick durch den kargen Raum wandern. Die Sakeflasche lag umgekippt auf dem Tatami, doch sie war eh leer gewesen. Kuroganes Kleider befanden sich noch neben dem zweiten, unbenutzten Futon und auch das Essen von gestern war noch nicht weggeräumt worden. Fye hatte das Gefühl schon seit Monaten in diesem Raum zu leben, so viele wache Stunden wie er hier verbracht hatte. Dabei waren es nur Tage. Bald würden sie dem König gegenüberstehen. Am liebsten würde er allein gehen, doch er hatte von Kurogane gefordert als Partner zu kämpfen, wie konnte er ihn dann hintergehen? Außerdem konnte er Ashura nicht allein besiegen, er hatte es so oft versucht. Außerdem hatte er Angst. Angst Ashura gegenüber zu treten. Angst, Kurogane in diesem Kampf sterben zu sehen. Angst davor, dass der Kriegsgott mit Gewissheit kurz darauf jeden umbrachte, den er je in sein Herz geschlossen hatte. War das vernünftige Kalkulation oder Feigheit? Fye wusste es nicht, Fye wusste nur, dass Kurogane ihn den Kopf abreißen würde, sollte er allein gehen. Der Blonde fuhr sich über die Schläfen, hinter denen sich schon wieder Kopfschmerzen und Sorge breit machten. Dabei bemerkte er erschrocken, dass er etwas vergessen hatte. Er wollte gerade aufstehen, als ihm die gelbe Blüte auffiel, die neben dem Futon lag. Vorsichtig nahm er sie zwischen seine Finger und sog ihren vertrauten, süßlichen Geruch ein. Na so was, wie kam denn die Blume hier her? Der Magier schnappte sich die Sakeflasche und füllte sie mit etwas Wasser aus der Waschschüssel. Da das Keramikgefäß nicht all zu hoch war, war die Blüte gerade noch zu sehen. Zufrieden betrachtete Fye sein Werk und hoffte, dass ihm nicht irgendwelche Sake-Götter böse waren, die Sakeflasche als Vase zweckentfremdet zu haben. Dann huschte er endlich los, um die Augenbinde zu holen, bevor noch mehr Menschen die Palastgänge bevölkerten. Die Feier anlässlich der gewonnen Schlacht würde bald anfangen. ----------------------------------- Als Kurogane die Augen wieder aufschlug, überkam ihm im ersten Moment ein heftiger Kopfschmerz und er hatte das Gefühl Ewigkeiten geschlafen zu haben, was wahrscheinlich auch so war, denn das Licht schien matt durch die Wände. Vorsichtig richtete er sich auf und sah sich im Raum nach Fye um. Nur noch das ganze Chaos ihrer letzten Nacht, doch dass diese seltsame Blume nun in der Sakeflasche steckte, zeigte ihm, dass der Magier durchaus noch mal hier gewesen sein musste. Leise grummelte er vor sich hin, auf so schwachsinnige Ideen konnte ja auch nur Fye kommen. Draußen war nur der normale Krach des Palastes zu hören und nur kurz schloss der Krieger seine Augen erneut, erspürte die Aura des Blonden, die er durch das Blutband, dass sie immer noch mehr oder weniger verband, auch auf einigen Kilometern zu finden war. Etwas ungeschickt stand der Krieger auf, rieb sich über den verspannten Nacken, von dem auch die Kopfschmerzen herrührten und kurz knackten seine Knochen, als er sich endgültig ganz aufrichtete... aber das war alles, bemerkte der Ninja seltsamerweise. Dafür, dass es er sich gestern noch so elend gefühlt hatte, war alles, was an seine schweren Knochen und Muskeln noch erinnerte, die Verspannung. Vermutlich hatte er viel zu lange geschlafen, dass seine Knochen noch so müde waren, doch von Schmerz kaum noch was zu merken und auch die Kopfschmerzen verflogen schnell. Das Fieber war weit herunter gegangen und er bekam deutlich besser Luft als die letzten Tage. Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen, obwohl es ein gutes Zeichen war... Ihm hatte vermutlich wirklich nur Schlaf gefehlt. Grummelnd und sich an ihre letzte Nacht erinnernd, hob er seine Klamotten vom Boden auf und warf sich einen Yukata über. Alles, was er definitiv noch brauchte war ein Bad... danach würde er sich wieder wie ein Mensch fühlen. Und so zögerte er auch nicht lange um sich endlich den Schmutz und all das Blut vom Körper zu waschen. Das heiße Wasser tat gut und entspannte seine Muskeln endgültig wieder. Auch wurde er nach und nach wacher, wirklich wach, ohne die ständige Müdigkeit auf seinen Knochen. Endlich fertig und wieder sauber, schlenderte der Krieger durch die Palastgänge, einerseits um die Vorbereitungen der Feier zu beobachten, die er rein trügerisch fand, wenn man bedachte, welcher Feind ihnen noch im Nacken lauerte. Dennoch sollten die Männer jeden Spaß und jede Freude mitnehmen, die sie mitnehmen konnten. Hier und da kreuzten Vampire seinen Weg und er war tatsächlich erstaunt darüber, dass das „Zusammenleben“ mit diesen Wesen am Hof doch recht gut klappte. Zwar waren sie laut und teilweise erschreckend, aber nicht auf Streit aus. Die Gedanken an den König hatte der Ninja schon fast vollends wieder verdrängt, dennoch wusste er, dass er nicht lange die „heile“ Welt mit den anderen Palastbewohnern teilen konnte... und eigentlich war das gar nicht so schlimm, ihm kribbelte es schon fast in den Fingern den Bastard endlich aus Japan und ihrem Leben zu vertreiben. __________________________ Auch die anderen Krieger hatten sich endlich ihr wohlverdientes Bad gegönnt, für das die meisten am letzten Abend einfach viel zu müde oder zu kaputt gewesen waren. Gerade waren sie dabei, ihre Yukatas wieder überzuziehen als dieser fremde Blondling an ihnen vorbei huschte und nur verwirrte Blicke hinter sich herzog. Es dauerte derweil auch nicht lange, bis er ein zweites Mal an ihnen vorbei huschte und dem größten Krieger ein lautes Räuspern entlockte. „Hey, junger Mann! So geht das nicht“, sprach er den Fremdling an, der einfach hier hin und her rannte und keinerlei Achtung vor den Gebräuchen hatte. Es störte ihn persönlich zwar weniger, aber viele der Krieger sahen das nicht gern... zumal auch Kurogane-san das nicht gern sah, was Tarou doch recht bedenklich fand, so sah man diesen blonden Mann doch ständig an ihm kleben. Fye hatte die Dienstbotengänge genommen, sodass er niemandem auf dem Weg begegnete. Seine Haare waren zwar lang genug, um seine Wunde locker zu verbergen und wenn er das Augenlid schloss, dann sah man kaum etwas, dennoch fühlte er sich... unsicher... ohne Augenbinde. Schnell fand er das richtige Bad und riss die Tür auf. Ohne auf die badenden Männer zu achten, lief er zu der Stelle, wo er das schwarze Stück Stoff aufgehangen hatte. Doch erschrocken stellte er fest, dass es da nicht mehr hing. „Na toll“, murmelte Fye. Er konnte sich jederzeit ein neues basteln, doch irgendwie hing er an dem Ding seines Ebenbildes aus dieser friedlichen Welt. Er konnte es auch sonst nirgendwo entdecken und trat gerade den Rückzug an, als ihn einer der Soldaten, die sich gerade anzogen, ansprach. Der Magier setzte ein freundliches Lächeln auf, hielt den Kopf aber gesenkt. Verdammt, er wollte an die Decke gehen! Wo war dieses Ding? „Tschuldigung~“, summte er mit gut gelaunter Stimme. „Hab nur was gesucht.“ Teils misstrauisch, teils neugierig lagen die Blicke auf dem blonden Mann, mit dem die Soldaten zwar zusammen gekämpft hatten, den man aber nur selten unter ihnen erblickte und wenn, dann oft nur mit dem Heeresführer zusammen. Dass er nun so alleine durch den Palast und die Onsenbäder wanderte war ungewohnt. Auch wenn dieser Mann ihnen geholfen hatte und das Vertrauen ihrer Prinzessin und letztendlich Königin hatte, war sein Aussehen dennoch etwas befremdend und zog oft die Blicke auf sich. Auch Tarou fand diesen Mann recht interessant, aber er hielt sich mit seinen neugierigen Blicken zurück, trat einige Schritte näher und grinste den Blonden nun offen an. „Das hier vielleicht?“, fragte er und hielt das Stück Stoff nach oben. „Hab mir gleich gedacht, dass das deins ist. Kenn sonst kaum jemanden, der so was trägt.“ Dankbar nahm Fye das schwarze Stück Stoff entgegen, das ihm der Soldat entgegen hielt. Als er es sich endlich umgebunden hatte, konnte er sich endlich ungezwungen bewegen. „Danke. Das habe ich wirklich gesucht.“ Die anderen Männer standen immer noch da und sahen ihn neugierig an. Allerdings nicht mehr feindselig, wie die Tage zuvor. Ein leises Lachen entwich dem großen Krieger, als er dem blonden Mann wohl fester als beabsichtigt auf die Schultern klopfte. „Komm, wir trinken einen... auf den Sieg!“, wand er sich an den blonden Magier und dann an die Männer, die immer noch verdutzt hinter ihm standen. „Kommt Männer! Trinken wir einen mit dem neuen Mann in unserer Armee!“, forderte er auch diese auf, die mehr oder weniger bereitwillig aufs Trinken zu dieser frühen Tageszeit eingingen, doch Tarou ließ gar keine Wiederworte gelten, schon gar nicht von dem Blondling, den er schon an der Schulter gepackt mit raus schleifte und über den er gerne noch mehr erfahren wollte. Der Magier kam sonst recht gut mit Menschen klar, doch seit er am Hof angekommen war, hatte er sie gemieden. Zu sehr waren seine Gedanken und Gefühle mit ihm durchgegangen, als das er irgendeine Maskerade hätte aufsetzen können und auch jetzt war ihm nicht wirklich nach feiern; nicht mit Ashura-ou im Rücken. Doch da er eh darauf wartete dass Kurogane aufwachte, hatte er die Wahl deprimiert und allein mit seinen Gedanken Wände anzustarren oder zu testen wie es war, nach über einem Jahr wieder in Gesellschaft zu sein, die ihn nicht fürchtete (zumindest nicht mehr all zu sehr) und in ihm nicht den mächtigen Magier des ceresianischen Hofes sahen. Der Krieger zerrte ihn regelrecht mit, bis zum Festsaal, der prachtvoll geschmückt war und wo schon Alkohol und Essen in rauen Mengen aufgebaut war. ________________________ Der Krach, den die Feiervorbereitungen in Anspruch nahmen, wurde durch die lauten Vampire nur noch gesteigert. Die Festlichkeiten hatten noch nicht einmal begonnen, schon waren hier und da ein paar betrunkene Soldaten und Vampire zu sehen, überraschenderweise auch in gemischten Gruppen. Von der Feindlichkeit und dem Misstrauen, das zuvor zwischen den zwei Armeen geherrscht hatte, war im trunkenen und euphorischen Taumel nur noch wenig zu bemerken. Allein die Frauen des Palastes fühlten sich ein wenig unwohl in Anwesenheit der Gäste, die ganz andere Vorstellungen davon hatten, wie eine Frau auf ihre Schönheit hinzuweisen war. Ein Palastmädchen lief errötend an dem Krieger vorbei und vergaß beinahe sich zu verbeugen, als ihr auch schon der zweite Pfiff hinterher eilte. „So! Daumen und Zeigefinger auf die Zunge legen und blasen, Kind.“ Konnte Kurogane eine bekannte Stimme hören. „Du bläst wie eine Oma, Kind, mehr Power! Stell dich nicht so blöd an, bei der nächsten heißen Schnitte will ich was hören!“ „Aber Mädchen sind doof...“ „Sagst du jetzt noch, Kleiner. Hör auf mich und lern das Know-How jetzt schon, dann kannst du gleich anfangen, sobald du die Pubertät erreichst!“ „Puppen?“ „Yeah, das isses! Da is die nächste heiße Puppe! Los, pfeifen!“ Was zu hören war, war mehr ein Pusten und der Vampir beschmiss den Jungen mit einem Schneeball. „Hey! Bevor du DAS nicht kannst, zeig ich dir auch nicht, wie ich das mit dem Schatten mache!“ „Das ist doof...“ „Das ist überlebenswichtig!“ „...Nun sag schon, wie machst du das mit den Schatten?“ Hayato war wirklich verzweifelt. Der Vampir-Onkel war an sich recht toll, zumindest schien er ein starker Krieger zu sein (nicht so stark wie sein Vater natürlich!), doch seit einer langweiligen Ewigkeit versuchten sie Mädchen zu zerreißen, oder so was. Mädchen waren doof, er wollte kämpfen, aber der Vampir blieb unerbittlich. Kurogane hatte den Vampir schon von weitem erkannt und die penetranten Pfiffe, die er von sich gab, machten ihn nur umso auffälliger. Grummelnd und ein wenig genervt, vor allem, weil er die ganzen Mädchen am Hof verschreckte, ging er von hinten auf dem Vampir zu und bekam nur geringfügig mit, was er für Blödsinn fabrizierte. Dennoch stockte er und fragte sich, wem dieser verdammte Vampir da versuchte, wer weiß was zu erklären, doch es dauerte nicht lange, bis er die bestimmte Aura von Hayato spürte und sich alle seine Befürchtungen bestätigten, als er dessen Stimme hörte und letztendlich erblickte. Nun wirklich wütend, trat er an die beiden heran, blickte dem Vampir tödlich in die Augen. „Was wird das hier, verdammt?“ Ryuki, der die Stimme des mies gelaunten Ninjas augenblicklich erkannt hatte, sprang aus der Hocke auf und grinste ihn breit an. „Ich bringe der japanischen Jungend was bei!“, verkündete er. Doch dann trat ein kritischer Ausdruck auf sein Gesicht und er trat einen Schritt an den Krieger heran, schnüffelte. Dann schob sich das Grinsen, falls möglich, umso breiter zurück auf sein Gesicht. „Hey~ rieche ich da Sex? Und was für Sex ich da rieche! Da haben zwei aber schon vorgefeiert!“ Nun wand er sich wieder an das Kind, das nun stocksteif und mit glühend roten Ohren dastand. Schließlich war Hayato von seinem Vater erwischt worden, wie er zweifelhafte Dinge tat. Wenn das seine Mutter erfuhr...dabei sollte er doch allen Erwachsenen gegenüber höflich sein... Der Junge malte sich gerade Horrorszenarien aus, dass er dem Vampir gar nicht mehr zuhörte und auch gar nicht sah, wie er auf seinen Vater deutete und ihm erklärte, dass das Mädchen aufreißen GENAU DAFÜR gut war. Er wollte Dämonen aufreißen und böse Vampire, aber keine Mädchen. Mädchen waren, wie gesagt, doof. Nun konnte der Krieger wirklich kaum noch an sich halten und - sich große Mühe gebend nicht zu platzen - blickte er den Vampir an, der anscheinend kein Blatt vor den Mund nahm und dass auch noch vor all den Soldaten, Dienern und Vampiren, die hier herumirrten... und vor allem vor seinem Sohn! Obwohl sich der Krieger nicht sicher war, ob der Bengel schon wusste, was das bedeutete, von dem dieser verdammte Vampir da sprach. Kurogane traktierte den Vampir mit tödlichen Blicken und wütenden Flüchen, doch das schien Ryuki wohl gar nicht zu beeindrucken, denn der redete noch weiter auf das arme Kind ein. Um diesen verdammten Vampir daran zu hindern, weiteren Blödsinn anzustellen, griff der Ninja zum letzten Mittel und verpasste dem Idioten eine harte Kopfnuss. „Kannst du nicht deinem verdammten Neffen Flausen in den Kopf setzen?!“ „Au!“ Ryuki rieb sich die schmerzende Stelle, doch schien keinesfalls beeindruckt von Kuroganes Gewaltausbruch. „Das hat sein Vater schon gut übernommen. Außerdem verstehen mein Kumpel und ich uns hier super, ne Kleiner?“ „Es tut mir Leid!“, tief verbeugte sich der Hayato vor seinem Vater und erwartete auch eine Kopfnuss zu bekommen. „Ich wollte nur wissen, wie er sich in den Schatten verstecken kann! Bitte sag es nicht Mama!“ Ein wenig sauer war Kurogane ja schon auf den kleinen Bengel, der sich so leicht von diesem verdammten Vampir hatte blenden lassen und seine albernen Spielchen mitgespielt hatte, mit denen sich der Vampir nur die Zeit vertrieb und versuchte Kurogane immer und immer wieder einen halben Herzinfarkt zu bescheren. Doch im Grunde konnte der Bengel wenig dafür und böse sein, konnte der Ninja ihm kaum noch, als er sich vor ihm verbeugte und in aller Panik darum bettelte, dass er Souma davon nichts berichtete. Über sich selbst wütend, dass er auf dieses Kind nicht wütend sein konnte, ging er in die Hocke und wuselte dem Jungen vor sich hin grummelnd nur kräftig durch die Haare. „Er ist ein Vampir. Deshalb kann er sich im Schatten verstecken.“, erklärte Kurogane dem Bengel, „Aber ich zeig dir bei Zeiten, wie du dich ähnlich unsichtbar machen kannst.“ Begeistert sah Hayato auf. „Echt?“ Der Vampir musterte die Beiden. „Oh, der Bengel gehört zu dir. Hätte ich das gewusst...“ - wäre ihm sicher noch größerer Unsinn eingefallen. „Deine Soldaten sind übrigens schon gut am bechern." ___________ Es dauerte nicht lange bis die Soldaten Platz genommen hatten und sich schon mit dem ersten Sake in der Hand zuprosteten. Das große Fest ginge zwar erst später los, dennoch hatte kaum jemand was dagegen, wenn die Männer, die für Japan ihr Leben riskiert hatten, sich im Voraus schon einen oder mehrere genehmigten. Sich selbst und dem Fremden einen einschenkend, hatte Tarou den ersten schnell getrunken und es dauerte nicht lange, bis er sich den zweiten gönnte und auch dem Blonden einen weiteren nachschenkte. „Fye-san? Das ist richtig, oder?“, fragte er den Blonden nach, dessen Namen er längst wusste und von dem er sich wirklich fragte, was ihn so besonders machte, dass sich selbst Kurogane-san mit ihm abgab. Das war schon recht ungewöhnlich, bedachte man, dass es sich auch noch um einen Menschen fern von Japan handelte. Er selbst interessierte sich wahnsinnig dafür. „War übrigens echt klasse, das mit dem Feuer... hat sicher viele von uns gerettet.“, musste er zugeben und trank darauf glatt noch einen. Fye lächelte und prostete dem Soldaten zu, den er irgendwie sympathisch fand. „Na ja~, war ich ja nicht allein. Jemand aus der Vampirarmee hat mir geholfen“, wand er ein. „Und dein Name? Tarou-san?“ „Ganz genau! Aber lass das Förmliche weg, wir sind hier schließlich unter Kameraden, oder?“ Allmählich füllte sich das Zelt mit Soldaten und auch Vampiren, Dienerinnen, die zusätzlich Essen brachten. Hatte sich wohl schnell rumgesprochen, dass die ersten Krieger schon ein wenig feierten. ____________ Mit einem Augenverdrehen sah Kurogane zu dem Vampir auf... als ob er das nicht gewusst hätte, immerhin war er es doch gewesen, der die Ähnlichkeit zwischen ihm und Hayato schon gesehen hatte, bevor der Ninja überhaupt gewusst hatte, dass es sich um seinen eigenen Sohn handelt. “Aa und jetzt geh.“, antwortete er dem Bengel noch, bevor er ihm einen kleinen Klaps auf dem Hinterkopf gab und zusah, wie er davon rannte um gleich wer weiß wem wieder auf den Keks zu gehen. Mit einem schweren Seufzen richtete er sich auf und wünschte sich für einen Moment, wesentlich mehr Zeit für den Jungen zu haben. Wenn das erst mal alles vorbei war, würde er das wieder gut machen. Doch die Kriegerwelt war für Hayato bei weitem noch nichts... weder das unsittliche Verhalten der Vampire, noch das der eigenen japanischen Soldaten, hatten die erst einmal ein oder zwei Gläser zu viel getrunken. „Und du bringst kleinen Kindern lieber Schwachsinn bei, als dich ebenfalls dem Alkohol zu widmen?“, fragte er den Vampir. Der Vampir zuckte mit den Schultern. „Man kommt auf Ideen. Lass uns einen trinken, Paps.“ Wie aus dem Nichts zauberte Ryuki eine Flasche unter seinem Mantel hervor. „Das ist krasses süßes Gesöff. Hat mir eines der hübschen Damen hier zugesteckt. Nennt sich Urmel [1] oder so, is so ‘n süßer Wein, viel besser als dieses Sake-Gesöff sag ich dir. Nyên pennt immer noch davon, um deine Frage zu beantworten, warum ich nicht meine eigene Verwandtschaft terrorisiere.“ ________________________________ Nun legte sich ein wirklich breites Grinsen auf Fyes Lippen und er stieß mit dem Soldaten an. „Du hast es so gewollt, Tarou.“ Neugierig sah er den Mann vor sich an. Er hatte ein ausdrucksstarkes Gesicht und viele Lachfalten. „Bist du ein Freund, von Kuro-ta- ehm... Kurogane?“ „Jo, freut mich, Fye.“ Erwiderte Tarou und prostete dem blonden Mann ebenfalls zu. Schnell hatte er ausgetrunken und der Alkohol brannte angenehm in seinem Hals, etwas schade fand er, dass er viel zu trinkfest war um früh was zu merken. „Naja, wie man es nimmt.“, antwortete der Krieger. „Ich hab zusammen mit ihm die Ausbildung angefangen... aber man hatte von vornherein wenig Chancen bei ihm. Ich denk schon, dass wir 'Freunde' sind, Kurogane versteht davon nur nicht viel.“, sprach er weiter und setzte ein Grinsen auf. _________________________________ Skeptisch blickte Kurogane den Vampir von der Seite an, der heute in guter Redelaune war. Unter normalen Umständen hätte er den Alkohol sicher weggelassen, doch so gut wie es ihm heute ging, konnte ein Schluck auch nichts schaden... er musste es ja nicht übertreiben, wie die anderen Soldaten, was der Krieger eh selten tat. Genervt riss er dem anderen Mann die Flasche aus der Hand um einen großen Schluck anzusetzen. „Ihr solltet dem Kind weniger Alkohol geben.“, bemerkte der Krieger und hoffte ein wenig, dass Fye Hayato nicht auch früher oder später mit Alkohol abfüllte... immerhin hatte er auch gern die Kinder dazu überredet. Aber es war nur ein flüchtiger Gedanke, der Krieger nahm einen zweiten Schluck, bevor er dem Vampir die Flasche wieder in die Hand drückte. „Naja, kämpfen könnt ihr verdammten Vampire wenigstens“, bemerkte er und auch, wenn er zu stolz war, diesen Wesen direkt zu danken, so musste das wenigstens gesagt sein. „Seid ihr denn alle heil davon gekommen?“ „Touché. Für Menschen wart ihr auch recht ... wenig im Weg“, ließ sich auch Kuroganes Gegenüber zu einem indirekten Lob herab, schnappte sich die Flasche und nahm einen tiefen Zug von dem süßlichen Gesöff, das ihm sehr zusagte. Wenn Ryuki eins an diesem Land hasste, dann war das Krieg, Schnee und der lahme Alkohol. In dieser Reihenfolge. „Jo, uns geht es allen gut. Sogar Fye hat sich zusammengerissen, endlich mal was Vernünftiges zu essen, denke ich. Ich fürchte er terrorisiert gerade eure Köche und presst sie nach Rezepten aus, der kennt keinen Kater.“ Was Ryuki leicht in Missmut versetze. Wenn der blonde Idiot fit genug war Alkohol zu trinken und andere Menschen zu 'terrorisieren', dann könnte er doch ruhig mal für ein Stelldichein herhalten. Aber Stelldichein, kam von einstellen, und einstellen implizierte Stillstehen und Einstellen von nervösen Rumrennen und Blödsinn labern. Daher keine Chance. „Na ja, wenigstens hast du deinen Blondie rumgekriegt“, stellte der Vampir sauer und in Gedanken verloren fest. „Der ist übrigens auch ganz gut dabei. Schon seit heute früh, sieht nicht gut für dich aus, Alter.“ _________________________________________ Fragend sah der Magier den Soldaten an. Er konnte sich schon vorstellen, nein, er wusste es aus Erfahrung, dass an Kurogane schwer ranzukommen war und es interessierte ihn auf einmal brennend wie diese Heimat für den Krieger aussah, zu der er unbedingt zurück wollte. „Na ja, kellnern könnte man ihn nicht lassen, aber wenn man ihn nicht absichtlich versucht zu reizen...“ Fye lag es auf der Zunge Kurogane ein wenig in Verlegenheit zu bringen, aber das machte keinen Spaß, wenn der Krieger nicht da war und auch fühlte sich Fye nicht wirklich in der Stimmung sein albernes Familienspiel abzuziehen. „Also hast du auch relativ jung hier am Hof angefangen? Wieso denn? Kann man einfach hier her kommen und sagen, dass man ein Ninja werden will?“ _______________________________________ Schwer seufzte der Krieger, als er dem Vampir die Flasche erneut entriss und zu einem weiteren großen Schluck ansetzte. Der Magier war trinkfest, doch wenn er betrunken war, wusste Kurogane, war man ebenfalls am besten dran, wenn man nicht mehr all zu nüchtern durch die Gegend wanderte. Doch beide Varianten schienen keine gute Aussicht zu haben, weder ein kochtyrannischer Fye, noch ein betrunkener. Gerade konnte er den Vampir ein wenig verstehen. Die Sonne schien schon wieder tief am Himmel und das hieß, der Tag war eindeutig nicht mehr der jüngste. Vielleicht war es jedoch ganz gut, wenn sich der Magier ein wenig ablenkte, so wie er heute morgen drauf gewesen war, konnte ihm Ablenkung sicher nur gut tun... dieser drecksverdammte König hing ihnen im Nacken, doch er würde nicht angreifen, bis er wer weiß was in seinen Händen hielt. Der Ninja zerbrach sich den Kopf darüber und sicher wäre es das Klügste sofort zu gehen, sobald er sich fit genug fühlte... doch wenn das wirklich 'das Ende' bedeutete, so sollten sie zumindest die letzten Tage, Stunden oder Minuten versuchen zu genießen... obwohl der Krieger schon dafür sorgen würde, dass es nicht die letzten waren. Wütend über die Gesamtsituation, gönnte er sich einen weiteren Schluck. Jetzt fühlte er sich gewappnet, den Magier aufzuspüren, der irgendwo mit den Soldaten trank. „Na komm, gehen wir mal nachsehen, was die Männer so treiben.“ „Jo“, meinte Ryuki und die Heeresführer der beiden Armeen schlurften in Richtung Festsaal, wo es auch schon recht fröhlich zuging. Tarou hatte gute Arbeit geleistet den Magier abzufüllen, der schon einen leichten Schwindel spürte, doch noch nicht ganz betrunken war. Dennoch kein Grund sich nicht so zu benehmen. Mittlerweile hatten sich auch ein paar Vampire hinzugesellt und es herrschte ein feucht-fröhliches Treiben. Der Krieger, der eigentlich nicht all zu viel von solchen Festen hielt und sich immer noch lieber allein betrank als in dieser lauten Umgebung, erkannte auch gleich den Grund dafür, warum er sich lieber gerade woanders befinden wollte. Dass Fye ausgerechnet am Tisch mit diesem viel zu lauten Krieger namens Tarou saß, störte ihn seltsamerweise, doch aus der Ferne erkannte Kurogane, dass Fye sich zu amüsieren schien und das wiederum sollte ihn freuen. Außerdem war das zweite, was ihm in diesem Raum auffiel, als er das ganze Essen erblickte, dass er endlosen Hunger hatte. In Aussicht auf ein ruhiges Plätzchen, suchte er den Raum ab. Er wollte schon gern ein Auge auf alles haben (vor allem auf Fye) dennoch musste er sich ja nicht mitten ins Getümmel schmeißen. „Wenn man vom Teufel spricht!“, bemerkte Tarou als er Kurogane zusammen mit dem Vampir eintreten sah und gab Fye, der immer noch neben ihm saß, einen kleinen Stoß in die Seite. Zwar war es sicher schon etliche Stunden her, seit sie von dem Ninja gesprochen hatten, dennoch kam es Tarou noch gar nicht so lange vor. „Hey, Kurogane! Und Kollege! Hier is auch noch genug frei!“, rief er zu ihnen rüber, versuchte zumindest die herrschende Lautstärke zu übertönen, aber wenn man sich nicht gerade taub stellte, musste man zumindest den Namen herausgehört haben. Die beiden hörten zwar auch Tarous Rufe, doch wirklich unumstößlich aufmerksam wurden sie durch Fyes wildes Rumgewedel, der nicht mal warten konnte, bis sie sich zu dem Tisch durchgekämpft hatten, sondern schon vorher aufsprang und auf die beiden regelrecht zusprang. Freudig grinste er den Krieger an. „Hey, Kuro-sama. Ich hab einen deiner Freunde kennen gelernt!“, erklärte der Blonde gut gelaunt. „Nachdem ich sie in Angst und Schrecken versetzt habe, weil ich sie – aus ihrer Sicht – im Bad bespannt habe. Gibt es eigentlich Onsen-Götter oder so was? Und weißt du was ich noch erfahren habe? Souma war deine Ausbilderin und alle Männer standen ohne Ende auf sie, Kuro-pon ist wirklich ein Glückspilz! Wir wollen später einen Wettkampf zwischen Vampiren und Menschen veranstalten, wissen aber noch nicht in welcher Disziplin, hast du ne Idee? Wetttrinken fällt raus, die meisten sind schon zu betrunken dafür. Ich bin ja für Papierblumen basteln, Tarou für Eierlaufen, doch die guten Lebensmittel kann man ja nicht einfach so verschwenden, findest du nicht? Momentan sieht es nach einem Ballspiel aus, Kuro-sama muss das unbedingt verhindern! Das wäre schrecklich, ich hasse Bälle, ich ziehe sie nämlich magisch an! Später soll hier sogar Amaterasu aufkreuzen, lassen Gerüchte verlauten. Warst du schon bei ihr? Thema Gerüchte, hier soll es einen Mönch geben, der-“ Geplagt massierte sich der Vampir die Schläfen. „Okay, entweder schalt ich ihn ab oder du.“ Schwer seufzte der Krieger, dem der Kopf ebenfalls schnell weh tat von dem vielen Gerede des Magiers und der Informationen, die zu schnell in zu kurzer Zeit auf ihn einprasselten. Zumal er sich auch noch teilweise Mühe gab, die Zusammenhänge zu verstehen; er dieses Vorhaben jedoch recht schnell wieder über Bord warf und auf Durchzug schaltete, so wie es am Besten war, wenn der Blonde nicht mehr aufhörte zu reden. Wäre er doch bloß im Bett geblieben, bemerkte Kurogane, der auch schon Tarous Grinsen auf sich spürte und gleichzeitig versuchen musste, Fyes Gerede zu kompensieren. „Kann ich nicht.“, grummelte er den Vampir an. „Erstens, nimmt es kein Ende, egal, was man tut und zweitens...“ skeptisch warf er einen Blick auf den wohl ebenfalls genervten Vampir mit dem wohl nur kleinen Unterschied, dass er eh schon neidisch auf Kurogane und den Magier aus Ceres zu sein und sowieso gereizt schien, weil er anscheinend – so wie Kurogane es interpretierte – schon wieder im Klintsch oder sonstiges mit dem Fye aus Nara stand und die Gefahr, dass dieser Vampir den aufgedrehten Mann umbrachte, um ihn zum Schweigen zu bringen wohl wesentlich größer war, als wenn Kurogane es versuchte. Also versuchte der Krieger es erst mal auf die sanfte Weise mit einem Grummeln und einem tödlichen Blick in Fyes Richtung. Um Morde zu verhindern, drückte er dem Vampir die Flasche in die Hand, die er mit sich trug. „Verdammt... trink... du weißt, was das bedeutet.“, forderte er den Vampir neben sich auf und wusste, dass wenn einer verstand, warum man diesen Mann einfach nicht zum Schweigen bringen konnte, es der Vampir war. Auf eine ganz andere Art und Weise bemerkte der Krieger gleichzeitig, dass der Blonde trotz dieses Traumes gerade lockerer zu sein schien als die letzten Tage... auch wenn es seine Nerven strapazierte, wollte er dem Blonden das bisschen Freude und den Spaß hier nicht nehmen... von der Blamage seinerseits mal ganz abgesehen. Wenn der Vampir Mordpläne hegte, dann schien er sie zumindest im Moment nicht in die Tat umsetzen zu wollen. Stattdessen nahm er die Flasche von Kurogane entgegen und trank einen tiefen Schluck. Dabei beobachtete er, wie Fye sich bei dem ehemaligen Halbvampir einhakte und ihn zu einer Gruppe grinsender und ziemlich betrunkener Soldaten zerrte. Wirklich ziemlich genervt und nicht erfreut darüber, an diesem Saufgelage nun zwangsweise mitzuwirken (oder zumindest dabei zu sitzen), ließ sich der Krieger grummelnd von dem Magier mitschleifen. Zum Glück waren hier alle betrunken und so fand es kaum jemand auffällig, dass sich der stärkste Krieger Japans von einem kleinen, blöd grinsenden Idioten durch den Raum schleifen ließ. Als sie am Tisch ankamen begegnete dem Ninja schon der zweite grinsende Idiot. “Jo, Kurogane!“ Darauf trank Tarou einen. Auch die anderen Krieger begrüßten Kurogane kurz und widmeten sich dann wieder ihren Gesprächen oder dem Alkohol. „Na ganz toll...“, murmelte der Ninja vor sich hin; ausgerechnet bei diesem vorlauten Typen Platz nehmen zu müssen, mit dem Fye auch noch unglücklicher Weise 'Freundschaft' geschlossen hatte... schlechter konnte der Abend kaum noch werden. Es sei denn, der verdammte König kam aus dem Nichts mit seiner schicksalhaften Errungenschaft und machte sie alle einen Kopf kürzer. Die saure Laune des Ninjas übergehend, schenkte Fye ihm etwas Sake ein und grinste schon etwas angetrunken zu ihm auf. Doch welche Gedanken dem Blonden auch durch den Kopf gingen, Kurogane würde es nicht erfahren, denn in dem Moment wendete er sich schon dem Vampiranführer zu, der ihnen gegenüber Platz genommen hatte. „Wo ist denn der Rest?“ Ryuki nahm noch einen Schluck aus der bereits fast leeren Flasche und sah den Magier kritisch an. „Streunen irgendwo rum.“ „Und warum du nicht? Hattest wohl Sehnsucht nach Kuro-wanwan, ne? Hach, Männerfreundschaften sind was Wunderbares~!“ Der Vampir hoffte einfach, dass dieser blödsinnige Kommentar im Lärm der Masse unterging und selbst wenn nicht, entschloss er sich, darauf nicht zu antworten. „Hattet ihr nicht noch was vor?“ Das Sake-Schälchen leerend, blickte Fye den Vampir fragend an. „Zum Beispiel?“ „Na ja, da is noch ne Armee...“ Ohne, dass er darum gebeten hatte, wurde dem Magier von einem Soldaten nachgeschenkt. Wenigstens in diesem kleinen Grüppchen spürte er, dass er nicht mehr als all zu fremd angesehen wurde. Eher als ein wenig verrückt, doch das war nicht unbedingt der schlechteste Eindruck. Dadurch, dass die Männer immer betrunkener wurden und der Alkohol bei ihm recht langsam wirkte, korrigierte sich dieser Eindruck langsam. Lächelnd bedankte er sich bei dem Mann und ihr Gespräch wurde durch einen lauten Trinkruf unterbrochen. Doch der Blick des Anführers der Vampirarmee lag ungewöhnlich ernst und vermutlich das erste Mal nicht betont abwertend auf ihm. „Hatte ich nicht vergessen.“ Nie. Der Vampir seufzte und leerte die Flasche endgültig. „Ich will nur endlich mal fertig werden.“ Ein unglaublich schlechtes Gefühl machte sich in Fyes Magen breit und am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte sofort gegen Ashura gekämpft. Doch wenn er den trunkenen Trubel und all den Lärm um sich herum aufnahm, dann schien der Krieg so weit weg, obwohl sich alle Gespräche um die vorangegangene Schlacht drehten. Ein bitteres Lächeln legte sich auf die Lippen des Blonden. „Ich würde die Sache auch gerne beenden.“ Ein weiterer Schluck des Weines wischte die Bitterkeit etwas weg und das Lächeln wurde verspielter. „Doch gerade sollten wir andere Gedanken zulassen. Es wird einem nämlich ganz schön schlecht, wenn man sich ständig im Kreis dreht, oder?“ „Pff“, nun war der betont abschätzige Blick auf dem Gesicht des Vampirs wieder da und ein abfälliges Grinsen erwiderte das des Magiers. „Dir vielleicht.“ Der Krieger hörte dem Gespräch des Magiers und diesem Vampir nur mit halbem Ohr zu und obwohl er sich seine eigenen ironisch abfälligen Gedanken um diesen König machte um sich ein wenig Luft zu verschaffen und sich nicht zu sehr davon beirren zu lassen, verdeutlichte ihm das kurze Gespräch wieder, dass sie noch lange keinen Frieden hatten... der Schein trog. Kurogane wollte nicht so fahrlässig sein, er wusste zu sehr, was falsches Zögern bedeutete... dennoch, sie konnten nicht blind versuchen einen Feind zu stürzen, von dem sie nicht wussten, wie er ihnen gegenüber trat. Doch er wusste auch, dass sie sich nicht lange ausruhen konnten, die innere Unruhe stieg langsam wieder an. Er warf einen Seitenblick auf den Blonden und seufzte schwer, bevor er sich bei seinen eigenen aufkommenden Gedanken einen letzten Sake gönnte. Das Brennen und die Wärme des Alkohols beruhigte ihn wieder für einen Moment und auch, wenn er durchaus mehr hätte trinken können und auch eigentlich dringend nötig hatte, um den ganzen Unsinn hier zu verkraften, so wollte er seinen Körper nicht auch noch zusätzlich mit weiteren giftigen Stoffen belasten. Die Schmerzen waren gerade weg und die ständig auf seinen Knochen liegende Müdigkeit ebenfalls, es war regelrecht eine Wohltat. Da auch sein Appetit wieder da war, machte er sich lieber an dem Essen hier zu schaffen, als dem Alkohol zu verfallen. Als ein anderer Krieger ihm nachschenken wollte, winkte er nur grummelnd ab. „Hey, Kurogane, wir haben gewonnen! Stell dich nicht so an und trink mit uns!“ Das war natürlich gefundenes Fressen für Tarou, der zwar genau wusste, dass man den Ninja am besten in Ruhe ließ, wenn er schlecht gelaunt war, aber es dennoch gar nicht einsah. Schon immer war Kurogane verbissen gewesen und damit durchaus seine größte Konkurrenz... und egal was passiert wäre, Kurogane hätte es sich so oder so nicht nehmen lassen, der beste Ninja am Hof zu werden, weshalb es irgendwann auch keiner mehr versuchte, ihn zu schlagen. Und fast bald gar nicht mehr konnte. Selbst bei Souma hatte er die besseren Karten. Schwer seufzte Tarou bei dem Gedanken daran und stützte etwas gespielt deprimiert den Kopf in seine Hände, während er Kurogane musterte. Die Welt war wirklich ungerecht... und jetzt redete sein stärkster Konkurrent nicht mal mehr mit ihm... ok, sie führten selten wirklich tiefgründige Gespräche. „Denkst du nicht auch manchmal an unsere hirnrissigen Machtkämpfe zurück?“, fragte er den Gegenübersitzenden lachend und erntete wie erwartet nur einen genervten Blick des Ninjas. Das entlockte Tarou nur das zweite schwere Seufzen, bevor er den Sake ansetzte. Aus den Augenwinkeln beobachtete der Magier, wie Kurogane sich über das Essen hermachte und erleichtert atmete er langsam aus und gönnte sich noch einen Becher. Der Zauber schien wirklich gewirkt zu haben. Durch ihre Verbindung spürte er, dass das Fieber stark gesunken war und die letzten Tage hatte sich der andere Mann auch mehr das Essen notwendigerweise rein gezwungen, statt – wie jetzt – es regelrecht zu verschlingen. Dabei ignorierte er hartnäckig Tarou, seinen wohl eher selbsternannten 'Freund'. Dafür beugte sich jetzt Fye über Kurogane zu dem anderen Soldaten. „Zum Beispiel?“ Froh darüber, dass ihm wieder jemand Beachtung schenkte, nachdem er so eiskalt abgeblitzt war, legte sich wieder ein breites Grinsen auf Tarous Gesicht und er trank einen großen Schluck darauf, bevor er ansetzte und gar nicht groß zögerte. „Naja, wenn er mal beim Training gegen jemanden verloren hat, meistens gegen mich, hat er so lange keine Ruhe gegeben, bis man sich irgendwann zu einem Zweikampf durchgerungen hat... manchmal die ganze Nacht lang... bis wir am Ende beide total fertig waren“, erzählte er das Erste, was ihm dazu einfiel. „Ich war stärker. Immer.“, erwiderte der Krieger kurz und fragte sich, womit er das alles verdient hatte. „Nana...“, mahnte Tarou. „Ich hab das aber anders in Erinnerung. Du hast nur bis zum Schluss keine Ruhe gegeben... ganz schön nerviger Fremdling warst du damals“, grinste er zu dem Ninja rüber. „Und du nervst mich heute immer noch“, antwortete der Krieger darauf und beschloss, sich nun doch noch einen zweiten letzten Sake zu gönnen. Doch davon ließ sich Tarou gar nicht beirren, sondern schien froh darüber zu sein, dass er den Ninja zum Trinken gebracht hatte und bevor Kurogane dazu kam, an seinem Sake anzusetzen fiel Tarou noch mal ein. „Nun komm Kurogane, auf den Sieg und auf alte Zeiten.“, kam es nun etwas ernster von dem Soldaten und nun konnte auch Kurogane nicht mehr anders als dem Mann kurz zuzuprosten und sich ein kleines Grinsen nicht mehr verkneifen zu können. „Verlierer.“ ______________________________________________________ Die Festlichkeiten, die für manche bereits am Morgen begonnen hatten, gingen bis in den Abend hinein und sah man sich die Stimmung unter den Soldaten an, würde sie auch noch bis spät in die Nacht andauern. Schließlich feierten sie den Sieg gegen einen Feind, der sie seit sechs Jahren bedrohte, vielen das Leben gekostet hatte und der über Japan einen eisigen, langen Winter gebracht hatte. Auch eine Prinzessin hatte er ihnen genommen, so sah es für die Soldaten zumindest aus, umso heftiger wurde geprostet und getrunken, dass man die Gefahr endgültig ausgerottet hatte. Es wurde stickig und laut, Alkoholgeruch und der des aufgetragenen Essens lag in der Luft. Die aufgeregte Euphorie hatte in ein bindendes Zusammensein umgeschlagen, trinken um des Trinkens willens, essen um des Essens willens und feiern als wäre es das erste und das letzte Mal. Das Gefühl der Angst verschwand langsam und die Hoffnung kam in die Augen der Männer zurück. Selbst die Vampire hofften auf ein rasches Ende des Krieges – auch wenn da noch eine Armee übrig war – um endlich in ihr Land zurück zu kommen oder sich zumindest irgendwo in Japan wieder in Ruhe aufhalten zu können. Doch gerade zählte einfach nur die Freude über den lang eingeforderten Sieg, an den fast niemand mehr geglaubt hatte. Diese Freude musste ihn mitgerissen haben, denn in diesen Stunden dachte Fye überhaupt nicht mehr an Ashura, an die ceresianische Armee, an seine Verantwortung gegenüber der Nordarmee, an den geheimen Beobachter und an Kuroganes Krankheit. Er hoffte, dass die Kinder sicher waren und beobachtete mit einem Lächeln wie Kurogane die restlichen Männer gnadenlos unter den Tisch trank und mit seinem „verhassten“ Kamerad Tarou typisch „männliche“ Freundschafts-Rangkämpfe ausfocht. Zu dem grummeligen Vampir hatte sich mittlerweile der Rest gesellt und zusammen mit ein paar Soldaten, mit denen er vorher schon warm geworden war, nahmen die Gespräche fast abstruse Dimensionen an. Sie redeten über Japan, über Nara, über die Schlacht, über vergangene Schlachten, über Frauen und guten Alkohol und es wäre wirklich schön, wenn das alles wäre, was einem je durch den Kopf ging. Doch immer öfter dachte der Blonde, dass er eine Pause davon brauchte, dass es zu ungewohnt war und dass es sich von Minute zu Minute unwirklicher anfühlte. In Ceres war er in seiner Kindheit und auch später oft unter Soldaten gewesen, es brachte ihn durcheinander, diese Nostalgie zu fühlen und gleichzeitig zu wissen, dass da draußen in der Schlacht nicht nur japanische Soldaten und freundliche Vampire gefallen waren, sondern auch eigentlich 'unschuldige', völlig willenlose Vampire. Genau solche, wie jetzt vor ihnen saßen und mit ihnen anstießen. Nur ein wenig mehr Willensstärke hatte sie von dem Bann befreit und sie auf der (noch) 'siegreichen' Seite stehen lassen. Mit einem Lächeln stand der Magier leicht wankend auf, die Menge an Wein und anderem Gebräu, hatte doch mit der Zeit ein wenig angeschlagen. „Bin mal frische Luft schnappen.“ Aus den Augenwinkeln beobachtete der Ninja, wie der Magier den Raum verließ und ohne es zu wollen, ließ das Unruhe in ihm aufkommen. Nicht, weil er sich gerade Sorgen machte oder sonstiges, sondern weil er die Nähe des Blonden so genoss; selbst wenn es extrem 'nervig' war, genoss er den anderen Mann um sich herum zu wissen und zu spüren... einfach nur zu wissen, dass sie zu zweit waren und zusammen. Ein wenig verlor der Krieger sich in seinen Gedanken, hörte den Gesprächen nur noch am Rande zu, die ihn eh nur wenig interessierten. Doch dann leerte er seinen Sake mit einem Zug, bevor er aufstand und nur vor sich her murmelte, dass er mal müsste und das als Vorwand nahm, den stickigen und lauten Raum ebenfalls zu verlassen. Die Kälte hier draußen tat gerade wieder mehr als gut und tief atmete er die klare Luft ein, bevor er die Aura des Magiers erspürte, der nicht so weit weg war. Als er ihn endlich am Rande der Palastterrasse sitzen sah, näherte er sich langsam von hinten und fuhr ihm kurz vorsichtig durch die blonden Haare, während er seinem Blick dem Hofgarten widmete. Völlig in den Anblick des stillen, nächtlichen Hofgartens voller Schnee versunken, bemerkte Fye die Aura des Kriegers kaum. Erst als dieser hinter ihm stand und eine warme Hand vorsichtig durch sein Haar geisterte. Er schloss kurz sein Auge und genoss die Berührung und die Stille, sein Kopf und seine Ohren dröhnten nach all dem Krach da drin und die Farblosigkeit des Schnees und die stille Kühle hier draußen, erinnerten ihn an Ceres, brachten etwas Ruhe in seine Gedanken. Der Neuschnee knirschte noch unter ihren Schritten, doch auf der Holzerhöhung war alles schon weggeschmolzen. Gedankenverloren zeichnete Fye mit dem Zeigefinger durch die Feuchtigkeit, die sofort wieder ineinander lief und die Linien verwischte. Gerade war so viel Hoffnung in ihm aufgekommen, dass es ihn misstrauisch machte... Er spürte Kuroganes Fieber nicht mehr in seinem Blut wüten, auch wenn es nur aufgeschobene Zeit war, er konnte für einige Zeit Ashura aus seinen Gedanken verbannen, die Vampire waren geschlagen und es war regelrecht verrückt zu sehen, wie die japanischen Soldaten und die Vampire zusammensaßen, als hätte es nie Hass und Misstrauen zwischen den beiden Parteien gegeben. Auch die Zivilbevölkerung hatte unter der Schlacht kaum gelitten, auch wenn sich viele vor dem Feuer gefürchtet hatten. So viel gab gerade Anlass zur Hoffnung, eine schöne Versuchung sich um das Morgen und das Übermorgen zu kümmern, was nach diesem Winter geschah, wann sie die Kinder wieder sahen. Doch irgendwie wurde der Magier das Gefühl nicht los, dass dieses kleine Glück vielleicht nur umso grausamer war, weil es im Endeffekt keine Chance für sie geben würde. Sie konnten nicht allein durch ein wenig Hoffnung schöpfen und bestimmte Dinge aus ihren Gedanken verbannen eine Schlacht gewinnen. Nicht allein dadurch; sonst hätten sie längst gewonnen. Mit einem Seufzen ließ er vom Schneeschmelz ab und fuhr zu Kuroganes Hand in seinem Haar, umgriff vorsichtig das starke Handgelenk, unter dem ein ruhiger, nicht fiebriger Puls pochte; streichelte mit seinen vom Schneewasser feuchten Finger die vom Sake klebrige Haut. „Kuro-samas Freund ist wirklich ein guter Mensch... und sehr hartnäckig was Kuro-sama angeht.“ Auch der Krieger fühlte sich seltsam ruhig, sein Körper war innerlich aufgewärmt, doch diesmal nicht von dem Fieber, sondern einzig von dem Alkohol, den er getrunken hatte. Kurogane empfand es als angenehm, er wusste kaum noch wie es sich anfühlte, wenn das Fieber weg war. Zu Anfang war das Fieber nur hin und wieder aufgetaucht, die Phasen in denen er sich vollkommen gesund fühlte waren länger als die, in denen er spürte, dass er krank war... später kam das Fieber immer öfter, trotzdem hatte er Intervalle, in denen er sich gut fühlte, doch in letzter Zeit, war es gar nicht mehr gesunken... er hoffte, es ließ ihn so lange in Ruhe, bis sie diesen verdammten König endlich besiegt hatten und diese Armee aus Japan verbannt... und er hoffte, dass sein Körper so lange durchhielt, bis sie ein Gegenmittel hatten. All diese Gedanken gingen dem Ninja durch den Kopf, als er schweigend ihre Hände beobachtete. Nur ganz leicht, nahm er letztendlich die kühle und von Schneewasser bedeckte Hand des anderen Mannes in seine und verschränkte die Finger vorsichtig miteinander. Er war immer noch gedankenverloren, bis Fyes Stimme ihn herausriss. „Nicht so hartnäckig wie du.“, antwortete er. „Vielleicht hab ich auch gewartet...“, bemerkte Kurogane noch nach einer kurzen Weile des Schweigens und wusste, dass ihm das eigentlich den ganzen Tag schon auf der Seele lag, seitdem er aufgewacht war, nach dieser Nacht. Sein Kopf ohne das Fieber so klar wie lange nicht mehr und Fyes Geruch noch auf seiner Haut. „Ich bin hier zu Hause, ich bin gerne hier, ich war hier nie unglücklich... aber im Grunde, ich glaube, ich hab auch darauf gewartet, dass jemand kommt und mich mitnimmt... nicht weg aus Japan... nur weg von diesem dunklen Ort, der da irgendwo verdammt tief in meinem verdammten Herzen war...“, sprach er aus, bevor ihm bewusst wurde, was er da sagte. Er wusste, dass er allein für sich sorgen konnte, dass er das für Fyes Schwäche gehalten hatte, nicht selbst dorthin zu gehen, wo man hin will... aber im Grunde wusste er auch, dass er nicht hier wäre, ohne den Blonden. Vielleicht wäre er hier gewesen, vielleicht wäre alles gut gewesen und anders gekommen, er und Souma hätten vielleicht etwas wie eine „Familie“ gegründet, er hätte seinen Sohn gehabt, vielleicht mehrere Kinder... aber er hätte sicher nie das gefühlt, was er fühlte, wenn er Fye ansah... Schwachsinn! Brachte er sich selbst zur Raison und löste sich mit einem kurzen Grummeln von der anderen Hand und betrachtete stur nur den Hofgarten. Er wollte das zugeben, er wollte gern so viel mehr sagen, was der Andere ihm bedeutete, dass er ihn liebte, solange er noch konnte sollte er alles sagen... doch damit war eigentlich schon mehr gesagt, als der Krieger zugeben konnte. Unweigerlich fühlte der Magier Hitze in seine Wangen steigen, als er diese Worte von dem anderen Mann hörte. Noch bevor Kurogane verlegen seine Hand wegriss, drückte er sie leicht, als Zeichen, dass er verstanden hatte, doch er wagte nichts darauf zu sagen. Solche Worte waren gerade von Kurogane so wertvoll und selten, dass sie seinen ganzen Körper mit einer angenehmen Wärme anfüllten. Dass sie aufrichtig gemeint waren, bezweifelte er nicht. Wenn es etwas gab, woran Fye mittlerweile nicht mehr zweifelte, dann wie er zu diesem Manns stand und dass diese Gefühle das Wertvollste waren, was er besaß. Das, wofür er über jeden Schatten springen würde. Wortlos sahen sie beide noch eine Weile auf den schneebedeckten Garten, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken. Doch dann stand Fye langsam auf und stellte sich vor den Krieger, berührte vorsichtig dessen Wange und brachte ihn so dazu, zu ihm runter zu sehen. „Ich habe auch darauf gewartet, dass mich jemand mitnimmt. Doch...“, nun wurde er wieder rot, doch so waren Worte halt. Je ehrlicher sie wurden, umso schwerer waren sie zu finden und umso seltsamer hörten sie sich an. „Aber der, der mich wegholte, hat mich nicht einfach mitgenommen. Er hat mir Flügel gegeben... und ist dann bei mir geblieben.“ Schwer seufze der kleinere Mann, so wie sich sein Gesicht anfühlte, muss er ja aussehen wie ein Schulmädchen! Oder wie Shaolan in seinen besten Zeiten. Es gab noch so viel zu sagen, so viel was ihm auf der Zunge lag und auf der Seele brannte, alles, was noch unbedingt ausgesprochen werden musste, bevor es vielleicht keine Chance mehr gab. Doch all diese Dinge, konnte man nicht in wenige Sätze packen, und all diese Dinge, mussten eigentlich auch nicht mehr gesagt werden. Es war schon ungewohnt, dass der Magier mal rot wurde und der Krieger selbst nur perplex zu dem Kleineren runter blickte. Fyes Worte sorgten zwar dafür, dass Kuroganes Herz etwas schneller schlug, aber nicht, dass er rot wurde... das hatte der Blonde schon viel zu oft geschafft mit irgendwelchen Unsinnigkeiten und hier ging es nicht um Triumph oder sonstiges, vielleicht war es auch einfach, weil er im Allgemeinen ruhiger geworden war. Ein leichtes Grinsen konnte er kaum unterdrücken, doch es war nicht böswillig gemeint... „Was blieb mir auch anderes übrig? Du gibst ja eh keine Ruhe, bevor du nicht bekommst, was du willst... verdammte Nervensäge.“ Ein Lachen entfuhr Kuroganes Gegenüber, doch dann verzog der Magier die Lippen zu einem übertrieben Schmollmund und verpasste dem Ninja einen leichten Schlag auf den Oberarm. „Kuro-wanwan! Das war unromantisch und unsensibel!“ Leicht zuckte der Krieger zusammen, als er unverhofft den Schlag auf den Oberarm bekam, der aber bewusst nicht weh tun sollte. „Aa.“, kam es knapp von dem Krieger. „Ich muss noch zu Amaterasu.“, bemerkte er, beugte sich aber noch einmal zu dem Kleineren runter, bevor er ging. „Heut Nacht zeig ich dir, wie 'romantisch' und 'sensibel' ich sein kann.“, sprach er leise gegen das Ohr des Blonden. Gerade, ging es dem Krieger wirklich gut, obwohl er seine Prinzessin verloren hatte und Japan sowieso so viel in diesem Krieg... wenn es so war, konnte er es irgendwie ertragen... dennoch, trübte ihn der Gedanke, dass sie bald den König stürzen mussten und ihnen selbst das bisschen Zeit, nicht gegönnt war. Doch mit einem angetrunkenen Magier konnte man wohl schlecht einen Kriegsgott besiegen und wenn dieser Vorwand ihnen noch etwas Zeit schenkte, nutzte Kurogane ihn egoistischer Weise gern ein wenig. Die Schritte des Ninjas entfernten sich und der Magier war allein mit den schlüpfrigen Gedanken, die dieser in seinem Kopf hinterlassen hatte. Ohne es zu merken, grinste er vor sich hin und spielte mit den Füßen im matschig, schmatzenden Schnee. Der Alkohol machte seinen Kopf zusätzlich leicht und eigentlich war es eine schöne Nacht. Nicht so kalt, etwas bewölkt, aber ohne Wind. Der Krach der feiernden Krieger dröhnte nur dumpf in den Garten, leise genug um nicht aufdringlich zu sein und laut genug den Palast nicht verlassen wirken zu lassen. Gerade fühlte er sich so glücklich, dass die ganze Zeit in Ceres, selbst die Schlacht, weit weit weg schienen. Und er ertappte sich immer wieder bei der leisen Hoffnung, der Vorstellung, wie es sein würde, wenn er hier in Japan leben würde. Wenn er zu all diesen freundlichen Menschen eine Beziehung aufbauen könnte, die Sprache und Gebräuche kennen lernen würde. Nicht mehr durch die Welten reiste, nicht mehr weglief, sondern einfach an diesem Ort blieb und ihn sein zu Hause nannte. Sein Herz schlug so schnell vor Hoffnung und Angst. Fye konnte in dem Moment nicht anders, als sein grinsendes Gesicht in seinen Händen zu verbergen und seine kühlen, feuchten Hände gegen die heißen Tränen zu pressen. Bald mussten sie gegen Ashura kämpfen. Auch wenn er es schaffte diesen König aus seinen Gedanken zu verbannen, die Gefahr die er darstellte, war real. Dieser Gott konnte ihm noch immer alles nehmen, alles wofür er gekämpft hatte, alles was ihm am Herzen lag, alles worauf er hoffte und was er zwischen all den Kämpfen mit sich selbst und Kurogane gefunden hatte. Gerade weil er so tief fallen konnte, machte ihm der Frieden, den er gerade fühlte, so eine höllische Angst. Und gerade weil es so hart erkämpft war, konnte er all das nicht bereuen. Erst als ihm kalt wurde und sein Tränenfluss sich etwas beruhigt hatte, sah der Blonde wieder auf. Der Schnee funkelte im Mondlicht und erinnerte ihn an die Welt, aus der er endgültig geflohen war. „Ich wünschte... da wäre noch der Mann, von dem ich dachte, dass du es wärest... er würde mich in Frieden lassen... sich vielleicht sogar für mich freuen... aber das ist nicht drin, oder? Ashura-ou...?“ _____________________________ Es war kalt, so kalt wie schon lange nicht mehr. Vor allem in seinem Herzen, war da diese Leere, genau wie in seinen Augen. Wieder verkrochen in seinem Zelt, das Weinglas zwischen seinen Fingern, in dieser fremden Welt, viel zu einsam und fast verloren und allein nur mit diesem Vorhaben alles kaputt zu machen. Mit diesem einzigen Ziel, saß der König dort und spürte die Zeit stillstehen. Er hatte sich erhofft, die Zeit liefe weiter. Er brauchte nichts weiter tun als das hier kaputt zu machen und alles wäre beim alten. Er brauchte nur auf diesen regungslosen Körper vor sich zu starren und die Zeit würde weiter laufen und endlich alles zum Einbrechen bringen, endlich all das beenden, was sein Herz so kalt und schwarz machte und gegen das er sich nicht wehren konnte, so sehr er es auch versuchte. Bis nichts mehr übrig war außer Hass und dem Drang zu vernichten und alles, was etwas Licht ins Dunkel brachte, war längst verschollen... und sein dunkler Geist drängte ihn weiter zu machen, so lange, bis alles kaputt war, was dieses Licht von ihm wegdrängte. Ashura fühlte sich müde und erschöpft und er begriff, dass nichts weiter ging und dass das Ende nahe war... er wollte kein Ende, doch er konnte nicht anders als auf dieses Ende zu plädieren. Er musste es zu Ende bringen, er selbst war ein Gott. Doch gerade stand die Zeit noch still. Fye und Keira waren nur Kinder gewesen, damals...fast genauso wie das Kind vor seinen Füßen... Ashura konnte nicht aus seiner Haut, gerade fühlte er sich leer und so als ob die Welt aufgehört hätte sich zu drehen. Doch er wusste auch, dass es ihn bald wieder einnehmen würde, dass er nur weiter machen konnte und es endlich zu Ende bringen musste. Nur das konnte sie vielleicht alle endlich befreien von dieser Endlosigkeit, die seit Jahrzehnten anhielt. Wusste er selbst eigentlich noch, wer er war? War das, was ihm gerade durch den Kopf ging; was er gerade fühlte, wirklich das, was er wirklich dachte? Oder war das nur eine Illusion, so wie die meiste Zeit seines Lebens? War das das Spiel, das sein Herz mit ihm führte oder war es das andere? Wenn er es noch wüsste... Schwer seufzend und endlos müde, lehnte der König sich in seinem Stuhl zurück, beobachtete die rote Flüssigkeit in seinem Glas und gleichzeitig den Schatten zu seinen Füßen... es fühlte sich falsch an... aber es musste zu Ende gehen. Nicht mehr lange, vielleicht nur noch einige wenige Sekunden, bis er wieder nur an Tod denken konnte, nur daran, alles kaputt zu machen, obwohl er es liebte. Verzweifelt schloss er die goldenen Augen und obwohl er nicht wusste, ob er gerade wach war oder schlief, sich selbst blendete oder geblendet wurde, versuchte er genau an das zu denken, was er so sehr liebte. Ashura spürte dieses Kind viel zu weit weg von ihm, spürte die Verzweiflung und Trauer, die er selbst gerade fühlte. Hörte die leisen Worte, die Fragen, die das Kind stellte. Ob es Einbildung war oder ein Traum oder ob es sie wirklich gab, das wusste der König nicht. “Ich wünschte, es wäre so...“, ging es dem König durch den Kopf. ____________________ Ende Kapitel 106 Anmerkung 1: Ryuki meint 'Ume' aka Pflaumenwein Anmerkung: Lyrics gehören nicht uns. TRC gehört nichts uns. Wir verdienen immer noch kein Geld mit dieser FF. Grüße an die Welt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)