Die Rechnung ohne den Dämon von Hotepneith (Der fünfte Dämonenkrimi) ================================================================================ Kapitel 6: Wie es geschah ------------------------- Tja, ihr habt recht: die eingepökelte Leiche im Keller der Metzgerei war eigen. Nun, sie gehörte zu dem "Krieg" der beiden Metzger im Ort, und sollte den unerwünschten Konkurrenten in den Ruim treiben. Darum die Gabschändung und die Pökelei. Mit dem Mord an Atari und Fumio-san hatte das nichts zu tun. Diese beiden liefen anders ab: 6. Wie es geschah Der Hundeprinz drehte sich ein wenig um: „Mawashi-san, in diesem Ort seid Ihr der Richter. So will ich Euch darlegen, wie der Plan ursprünglich angelegt war. Es stimmt, dass sich später eine drastische Änderung ergeben musste, aber dazu komme ich nachher.“ „Verzeiht, Lord Sesshoumaru“, brachte der Grundherr entgeistert hervor: „Aber...aber wenn der Tote hier Fumio-san ist - wer ist der Unbekannte? Und…warum hat Akuma nichts bemerkt?“ „Warum wohl?“ Sesshoumaru betrachtete nachdenklich die Ehefrau, die zu Boden blickte: „Sagen wir, weil das aufgemalte Muttermal auf der linken Wange des Betrügers die gleiche Farbe hat, wie das schwarze Kolorit ihrer Augenbrauen? - Ich werde es Euch gleich darlegen.“ Mawashi nickte. Natürlich. Wenn man einen Mann ersetzen wollte, war es nur zu wahrscheinlich, dass die Ehefrau mit im Komplott war. Aber was war hier gelaufen? „Der ursprüngliche Plan war, wie gesagt, einfach. Wann genau er entstand kann ich Euch nicht sagen, aber bei welcher Gelegenheit. Fumio unternahm Reisen zu Messen stets selbst. Akuma verließ diesen Ort nicht seit sie hierher geheiratet hatte. Aber Usagi Mataeda lieferte die Tonfiguren aus nach Kyoto. Bei der letzten oder vorletzten Auslieferung muss er diesen Mann getroffen haben, der seinem Herrn verblüffend ähnlich sah. Zuhause erzählte er es Akuma, vielleicht als netten Scherz, vielleicht hatte auch er da schon den Plan entwickelt. In jedem Fall beschlossen diese beiden, den Doppelgänger zu überreden, die Rolle des Töpfereibesitzers zu spielen. Er wird Euch später erzählen können, ob sie ihm Geld boten, oder ihm weismachten, er könne bis an sein Lebensende den reichen Töpfereibesitzer spielen. Natürlich bedeutete dieser Plan, dass der wahre Fumio verschwinden musste.“ Er betrachtete den Mann ohne Namen: „War dir eigentlich nie klar, dass auch dein Lebensende sehr nahe war? Deine Partner waren bereit, zu töten, um den Platz für dich freizubekommen. Wie lange hätten sie das Geld gedrittelt, wenn sie es auch nur zu zweit hätten haben können?“ Der Unbekannte schwieg. So fuhr der Dämonenprinz fort: „Der Plan war einfach. Er kam heimlich in die Töpferei. Die drei Verschworenen töteten Fumio-san, wer genau, kann dahingestellt bleiben. Der neue Töpfereibesitzer wurde nun passend geschminkt und sollte als schwer krank gelten. Zum einen wurde so vermieden, dass seine Unkenntnis über Menschen und die Vorgänge in der Töpferei zu offensichtlich wurde. Zum zweiten wäre er trotz der Schmink für so vertraute Mitarbeiter wie die drei Brüder hier, die ihn ihr ganzes Leben lang kannten, möglicherweise immer noch als falsch zu erkennen gewesen. Um dieses Risiko auszuschalten, musste er in seinem Zimmer bleiben. Auch die veränderte Stimme war durch die Krankheit zu erklären, falls jemand drauf bestand, mit ihm zu reden. Akuma hatte schon Tage vorher den Mitarbeitern erzählt, dass ihr Mann krank sei, die Leute ihn aber nicht darauf ansprechen sollten. So hatte sie den Boden für die angebliche schwere Erkrankung bereitet. Der ursprüngliche Plan sah auch vor, dass der Verkauf der Töpferei mit der Krankheit Fumio-sans begründet werden sollte. Offenbar ging es Akuma und Mataeda um das Geld, das aus der Töpferei zu beschaffen war. Ich weiß nicht, ob sie schon bei der Heirat vorhatte, möglichst viel Geld aus ihrem neuen Ehemann zu holen. Freilich: kaum war sie hier die Herrin, als auch schon ein neuer Vorarbeiter eingestellt wurde, Mataeda. Vielleicht könnt Ihr auch noch in Akumas Heimatort herausfinden, ob diese nicht schon verheiratet gewesen sind. Töpfer sagten, sie hätten ein sehr enges Verhältnis miteinander. Und sie muss ihn zuvor schon gut gekannt haben, ehe sie Fumio heiratete. Der ursprüngliche Plan sah nun weiter vor, dass der tote Fumio-san spurlos verschwinden musste. Der geeignetste Zeitpunkt war an dem Tag, an dem die Figuren gebrannt wurden. Da waren nur die drei Brüder als mögliche Zeugen in der Töpferei. Und diese arbeiteten zunächst ja noch im Hinterhof. Vermutlich half Mataeda Akuma den Toten auf den Karren zu legen und dort zu verbergen. Er selbst blieb am Ofen, um alles so normal wie möglich aussehen zu lassen. Der falsche Fumio musste in seinem Zimmer bleiben. Hätte ihn zufällig jemand mit dem Karren durch den Ort gehen sehen, wäre der Plan, wegen seiner vorgeblichen Krankheit die Töpferei zu verkaufen, hinfällig gewesen. Akuma schob also den Karren in den Wald, trug den Toten dort in ein Dickicht um ihn zu verstecken, während sie begann, ein Grab auszuheben. Sie wollte ihn dort beerdigen, und niemand würde ihn je finden. Für eine Frau, zumal, wenn sie in einer Töpferei arbeitet, ist das keineswegs unmöglich. Der Karren ist so leichtgängig, dass ihn der Junge schwerbeladen den ganzen Tag hin- und herschieben kann, Akuma selbst ist körperliche Arbeit gewohnt. Und Fumio-san war weder übermäßig groß noch korpulent, sonst hätte er niemals in diese Tonfigur gepasst.“ Der Hundeprinz sah sich um. Die drei Verdächtigen starrten zu Boden, ohne zu wagen, etwas zu sagen, die übrigen Menschen hörten ihm fasziniert zu. „Und das war der Augenblick, in dem der Plan schief ging. Genau zu diesem Zeitpunkt kam Atari auf der Suche nach Beeren hinzu. Vermutlich schrie sie auf, als sie den Toten entdeckte. In jedem Fall bemerkte Akuma sie. Atari erwähnte gegenüber Sakura, dass sie geglaubt hatte, sie würde ein Stück weit verfolgt. Wahrscheinlich stimmte das, aber Akuma muss rasch festgestellt haben, dass sie Atari nicht einholen konnte. So musste sie einen neuen Plan machen. Es war davon auszugehen, dass Atari mit anderen zurückkehren würde, ihnen wohl auch sagen würde, WEN sie da gefunden hatte. In der Eile fiel Akuma nur ein, dass sie diese Aussage unglaubwürdig machen musste. Vermutlich in verzweifelter Hast entkleidete sie ihren toten Ehemann, stopfte Blätter und Heu in die Kleidung, um es als makabren Scherz Ataris aussehen zu lassen, dann eilte sie mit dem Toten, so rasch es ging, in die Töpferei zurück, berichtete Mataeda, was geschehen war. Vielleicht hatte sie den Ersatzplan schon auf dem Rückweg gemacht, vielleicht fiel es ihm auch ein. Jedenfalls öffneten sie vorsichtig die Tonstatue, die noch immer zum Brennen bereitlag. Mataeda hatte wohl auf ihre Rückkehr warten wollen, um auch ihr ein Alibi zu verschaffen. Es war bekannt, dass sie beide das Brennen der Figur überwachten. Nun öffneten sie die beiden noch feuchten Nähte der ursprünglich dreiteiligen Figur, stopften den Toten hinein, nachdem sie das Holz entfernt hatten. Darum sah diese Figur auch ein wenig misslungen aus. Sie war in Eile von zwei Leuten nachmodelliert worden, die allerdings durchaus Ahnung von dem Material hatten. Als die Statue gebrannt war, atmeten sie wohl auf. Niemand konnte mehr nachweisen, dass es einen falschen Fumio-san gab.“ Sesshoumaru blickte kurz zu Sakura, ehe er fortfuhr: „Atari hatte unterdessen in unserem Schloss Probleme wegen des vermeintlichen Scherzes bekommen und wandte sich an Sakura. Diese empfahl ihr, einfach nachzusehen, ob Fumio-san am Leben sei. Ein fataler Ratschlag, aber das konnte sie nicht wissen. Atari kam zur Töpferei. Da sie sicher gehört hatte, dass Fumio-san krank sei, kam sie nicht hier in die eigentliche Töpferei, sondern betrat das Wohnhaus durch die Tür zur Strasse. Ich nehme an, Akuma, das du im ersten Moment erschrocken warst, sie zu sehen, aber dann die Chance begriffen hattest. Habt ihr Atari in ein freundliches Gespräch mit dem falschen Fumio-san verwickelt, ehe ihr sie tötetet? Es war euch sicher bekannt, dass der Holzstoss für die Erntefeier gestern Abend und heute Morgen aufgebaut werden sollte. Und so nutzte Akuma die Gelegenheit. Wieder musste sie die Leiche beiseite schaffen. Der falsche Fumio konnte sein Zimmer nicht verlassen und Mataeda musste heute Morgen das Heizen der Öfen überwachen. Es wäre den anderen Mitarbeitern aufgefallen, wäre er woanders gewesen. Und mir wurde gesagt, dass Akuma an diesem Morgen durch das Tor zurückkam, angeblich war sie schon auf dem Markt gewesen. Aber warum sollte sie Markteinkäufe nicht in ihr Haus tragen, sondern in die Töpferei, wenn nicht, um dort von allen gesehen zu werden?“ Wieder ließ er den Blick über die Menschen schweifen, die ihn nur zu gern angestarrt hätten, es jedoch nicht wagten. Seine nüchterne, sachliche Darlegung klang bereits wie ein Richterspruch. „Ich kann mir vorstellen, dass Mataeda leicht in Panik verfiel, als ich herkam und Ataris Leiche dort auf dem Holzstoß fand. Er hatte es mit angesehen und teilte es sicher gleich seinen beiden Mitverschworenen mit, ehe er mir so überaus dienstfertig entgegeneilte. Die anderen beiden hatten so genug Zeit, sich gegen meine Nase vorzusorgen. Hinter dem schlechten Geschmack Akumas, sich unpassend zu schminken, zu kleiden, steckte der Plan, dass so auch die Wellen an Parfüm nicht auffallen würden. Sie befürchtete, ich könnte sonst die beiden Leichen an ihr wittern. Für den falschen Fumio galt das gleiche. Nur er nahm medizinische Kräuter, um den Geruch nach Atari in seinem Zimmer und an ihm zu übertünchen. Als ich darauf bestand, mit Fumio zu sprechen und einen unserer Diener mitbrachte, der Fumio-san persönlich kannte, eilte Akuma scheinbar dienstbeflissen voran, um mir die Tür zu öffnen. In den wenigen Sekunden dort muss sie ihm gesagt haben, wie der Diener hieß, so dass er ihn unauffällig mit Namen begrüßen konnte. – Es liegt nun an Euch, Mawashi-san, das Gerichtsverfahren einzuleiten.“ „Natürlich.“ Der Grundherr verneigte sich ein wenig: „Ich danke Euch, Lord Sesshoumaru, dass Ihr dieses böse Spiel aufgedeckt habt. Ihr könnt Eurem verehrten Herrn Vater, dem mächtigen Inu no Taishou, ausrichten, dass diese drei gewiss bestraft werden.“ In diesem Augenblick sprang der falsche Fumio auf und rannte aus der Tür der Lagerhalle. Er hatte zuvor nicht bemerkt, dass im Hof, am Tor Samurai postiert worden waren und hoffte, fliehen zu können. Im nächsten Moment rannte er gegen eine metallene Wand. Er stürzte zu Boden, erkannte entsetzt, dass dieser Hundeprinz vor ihm stand. So schnell war ein Dämon? Und er war mit dem Gesicht gegen die Rüstung geprallt. Seine Nase schmerzte, und als er hinfühlte, lief Blut. „Was für ein Narr“, sagte Sesshoumaru verächtlich. Mawashi kam herausgeeilt: „Nehmt diesen Idioten fest, und auch Akuma Fumio und Usagi Mataeda, wegen Mordes an dem ehrenwerten Fumio-san und Atari“, befahl er seinen Samurai. Diese gehorchten sofort. Sesshoumaru wandte sich ab und ging. Seine Aufgabe hier war erfüllt und er konnte endlich nach Hause zurückkehren. Sakura folgte ihm sofort. Sie war traurig. Das, was er gesagt hatte, stimmte. Sie selbst hatte die arme Atari in die Töpferei geschickt, und damit in den Tod. Warum nur hatte sie nicht daran gedacht, dass, wenn ihre Geschichte stimmen würde, der Mörder auch hinter Atari her sein würde? Es war ihre Schuld, dass das Mädchen gestorben war, ganz eindeutig. Sie war ein wenig überrascht, dass der Hundeprinz nicht außerhalb des Ortes ein Portal erschuf, sondern offenkundig zu Fuß nach Hause wollte, aber natürlich ziemte es sich nicht, zu fragen. So wanderte sie schweigend hinter ihm her. Ich hätte es wissen müssen, warf sie sich vor. Ich hätte daran denken müssen. „Deine Entscheidung, Atari in den Ort zu schicken, war sachlich richtig.“ Sie hob erstaunt den Kopf. Konnte er etwa auch Gedanken lesen? Ohne sich umzudrehen oder im Schritt innezuhalten, fuhr er fort: „Mit den Informationen, die du zu diesem Zeitpunkt hattest, konntest du keine andere unparteiische Entscheidung treffen.“ „Danke, Lord Sesshoumaru.“ Wollte er sie etwa trösten? Das war erstaunlich genug. Aber sie meinte: „Dennoch: ich hätte sie nicht schicken sollen…“ „Hättest du sie nicht an dem Tag geschickt, hätten die drei sie getötet, wenn sie das nächste Mal an einem freien Tag im Ort gewesen wäre. Akuma hatte sie gesehen und wusste, wer sie war.“ Da hatte er vermutlich Recht. Sakura atmete tief durch. Ganz wohl war ihr noch immer nicht, aber sie war mehr als überrascht, dass der Dämonenprinz nicht nur ihre Gewissensbisse erriet, sondern auch noch versuchte, ihr darüber hinwegzuhelfen. Sie hatte gehört, dass Dämonen kein Gewissen kannten. Und solange sie im Schloss des Westens war, hatte sie weder von Inu no Taishou noch Lord Sesshoumaru, geschweige denn einem anderen Dämonen, ein Anzeichen von Reue bemerkt. Ein Dämon bedauerte nie, was er getan hatte. Im Schloss kam ein Diener auf den Prinzen zu: „Lord Sesshoumaru, der Fürst wünscht Euch sofort zu sehen.“ Dieser folgte dem Mann unverzüglich in das Arbeitszimmer seines Vaters, verneigte sich höflich, ehe er sich an seiner Seite niederließ. „Du hast den Mörder gefunden?“ „Ja, Herr Vater.“ „Berichte.“ Der Inu no Taishou hörte schweigsam zu. Als sein Sohn verstummte, sagte er: „Du hast gut daran getan, Mawashi die Sache zu überlassen. Menschen sollen Menschen richten. Der Plan war eigentlich sicher. Kein Mensch hätte etwas bemerkt, wäre nicht Atari dazu gekommen. Und natürlich hätte auch kein Mensch die Leiche finden können. - Sakura ist dir nützlich gewesen.“ „Ja.“ „Gut. - Komm, gehen wir ein wenig trainieren. Ich möchte gern wissen, wie gut du inzwischen mit einem Schwert umgehen kannst.“ „Gern, Herr Vater.“ Sakura arbeitete im Schlossgarten, warf aber einen neugierigen Blick auf den Trainingsplatz. Vater und Sohn übten mit bloßem Oberkörper und sie konnte nicht umhin, die Schnelligkeit und den Körperbau zu bewundern. Errötend senkte sie wieder den Kopf. Das ziemte sich wirklich nicht, so etwas auch nur zu denken. Das waren die Herren, noch dazu Dämonen. Wie alt wohl der Fürst in Wahrheit sein mochte? Oder auch nur Lord Sesshoumaru? Sie kannte ihn nun ein Jahr, aber er hatte sich überhaupt nicht verändert, während sie doch ein Jahr älter geworden war. Und die Menschen aus dem Ort hatten erwähnt, dass sie schon seit Jahrhunderten dem Inu no Taishou dienen würden. Aber natürlich war es undenkbar, einen Fürsten mal eben nach seinem Alter zu fragen. Wieder sah sie hinüber. Die beiden Dämonen hatten das Tempo des Kampfes noch einmal erhöht und es war für Menschenaugen fast unmöglich dem Training zu folgen. Eigentlich war es fast schade. Sakura schüttelte leicht den Kopf über ihre Gedanken und machte sich lieber wieder an die Arbeit. ************************************************* Sakura sollte sich wirklich zusammennehmen. Der nächste Krimi trägt den Arbeitstitel: "Sie waren 12", aber da muss ich noch fleissig umschreiben. Die Indizien, die den falschen belasten habe ich, allerdings sollte der richtige Mörder ja auch überführt werden. Jetzt fahre ich erst einmal ein paar Tage in Urlaub, ehe in der ersten Septemberwoche die vierte Staffel der Hundeyoukai-saga beginnt. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)