Die Rechnung ohne den Dämon von Hotepneith (Der fünfte Dämonenkrimi) ================================================================================ Kapitel 2: Wer hat Angst vor dem Dämon? --------------------------------------- Ihr habt mich ja fast umgerannt. Danke schön. Ich hoffe, es macht weiterhin Spaß, das hier zu lesen. Der arme Ermittler hat es nicht ganz einfach mit den Menschen - oder die mit ihm? 2. Wer hat Angst vor dem Dämon? Als Lord Sesshoumaru in das Dorf kam, wichen hastig alle, die ihn sahen, auf die Seite, verneigten sich, fielen zum Teil auf die Knie. Sein Vater galt ja als Menschenfreund, aber ausnahmslos hatten sie schon gehört, dass man bei dem Prinzen lieber zu höflich sein sollte. Ein Fehler - und man bekam keine zweite Chance. Das Dämonenschloss des Herrn der westlichen Länder lag zu nahe am Dorf, als dass man den Erbprinzen nicht erkannt hätte. So kam er rasch voran, obwohl auf den Strassen Gedränge herrschte. Jeder wollte mit seiner Arbeit noch vor dem Fest am Abend fertig sein. Die Witterung der Töpferei war nicht zu verkennen und so bog der Hundeprinz in die dorthin führende Strasse ein, gefolgt von Sakura, die sich höflich drei Schritte hinter ihm hielt. Wenn er eine Erklärung wünschte, würde er sie fragen. Vor dem Holzstapel blieb der junge Dämon stehen, betrachtete sorgfältig das gesammelte Holz, suchte die Gerüche, ehe er einfach empor zu dem Ochsenwagen sprang. Zum Erstaunen der Menschen blieb er schweben, griff hinein. Und die allermeisten Zuschauer holten scharf Atem, als er die Leiche Ataris herauszog, mit ihr zu Boden sprang. So groß war der Ort nicht, dass sie nicht gewusst hätten, dass sie im Schloss arbeitete. Und wenn der Hundefürst für eines bekannt war, dann dafür, seine Diener zu beschützen. Es würde ihn sicher nicht freuen, ein Dienstmädchen auf diese Weise zu verlieren. Sesshoumaru ließ sie auf die Erde gleiten, blickte sich kurz um. Eine andere Leiche war hier nicht zu wittern. Dem menschlichen Herrn des Ortes war schleunigst über den unerwarteten Besucher berichtet worden und er war schon besorgt herangekommen. Jetzt steigerte sich die Sorge. „Lord Sesshoumaru, ich bitte untertänigst um Vergebung…ich…Wir wussten nicht….wir wollten doch nur ein Fest...Das Erntefest…“ Immer diese sinnlosen, stammelnden Entschuldigungen. Menschen! Wie erbärmlich sie doch waren. „Nehmt ihr die Schnur ab und bringt sie zu ihren Eltern. Menschen pflegen einander doch zu beerdigen.“ „Ja, ja, natürlich, Lord Sesshoumaru.“ Immerhin sah das nicht so aus, als ob er das Dorf dem Erdboden gleichmachen wollte. „Ich weiß nicht, was zur Zeit hier los ist. Erst gestern die Grabschändung bei der Umino-Familie…“ Dem Grundherrn versagte die Stimme, als der Dämonenprinz ihn ansah. „Ich werde herausfinden, wer der Mörder gewesen ist und darum einige Zeit im Dorf verbringen. Ich möchte ungehinderten Zugang haben und alle Antworten, die ich will.“ „Natürlich“, sagte der menschliche Grundherr sofort. Wer hätte denn einen Dämon hindern sollen? Oder gar es wagen, Lord Sesshoumaru die Auskunft zu verweigern? Es liefen da so allerlei Gerüchte über ihn um. Gut, es war schon länger kein Mensch im Hundeschloss mehr zu Tode gekommen, aber trotzdem war es gewiss besser, nichts herauszufordern, was sicher mehr als unangenehm werden würde. „Selbstverständlich werde ich Euch unterstützen. Immerhin war Atari aus diesem Ort, wir kannten sie…“ „Dies ist die Töpferei. Wo ist der Besitzer?“ „Äh, Fumio-san?“ Der Grundherr blickte sich suchend um, als erwarte er, dass er hinter ihm stünde: „Er wird arbeiten.“ „Er ist zuhause“, sagte ein Mann. Da ihn der Dämonenprinz sofort musterte, schluckte er und verneigte sich hastig: „Lord Sesshoumaru. Fumio-san hatte die letzten Tage Fieber, soweit ich hörte. Aber sein Haus befindet sich auch auf dem Gelände der Töpferei, falls Ihr ihn aufsuchen wollt.“ Er hatte vergessen, dass man einen Prinzen nicht einfach ansprechen durfte. „Du bist gut informiert. Woher?“ „Ich...ich liefere Milch aus, Lord Sesshoumaru.“ Seine Bitte um Entschuldigung sparte er sich unter dem eiskalten Blick. Sesshoumaru nickte nur kurz. Ihm fiel jetzt auch der Name des Grundherrn ein: „Ich fange in der Töpferei an, Mawashi-san. Vielleicht hat dort jemand etwas bemerkt.“ Er wollte nicht erzählen, dass Atari den Töpfereibesitzer tot aufgefunden haben wollte. Der Grundherr schluckte leicht. Er war eine respektvollere Anrede gewohnt. Aber es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass sich der Dämonenprinz für höherrangiger hielt. Doch Mawashi war nicht lebensmüde genug, mehr Ehrerbietung einzufordern. Er brauchte nur einen raschen Blick auf die Hände werfen. Das waren Klauen und er wollte sich nicht vorstellen, wie nur eine Ohrfeige damit wäre. „Tut, was Ihr für richtig haltet“, antwortete er nur. Sesshoumaru wandte sich ab, unterdrückte sein „natürlich“. Als ob er die Erlaubnis eines solch schwächlichen Lebewesens benötigen würde. Aber sein Vater wünschte, dass er gegenüber diesen Menschen eine gewisse Höflichkeit wahrte. Immerhin waren sie direkte Nachbarn und von hier kam der Nachschub an Dienstboten. Das war freilich ein rationaler Grund. Am Tor der Töpferei standen einige Menschen, die neugierig geworden waren, was los sei. Als sich der Hundeprinz ihnen zuwandte, verschwanden sie hastig. Sesshoumaru ließ einen leisen Laut hören, der gleichermaßen sein Missvergnügen und seine Verachtung ausdrückte, ehe er langsam zu der Töpferei ging. Sakura folgte ihm unverzüglich. Für einen Moment blieb der Dämonenprinz unter dem Tor stehen, betrachtete die Töpfer unter dem Vordach, die so taten, als seien sie nur auf ihre Werke konzentriert, den Jungen, der sich möglichst unauffällig hinter seinem Karren versteckte, den Mann, der gerade Holz in den Ofen schob und ihn nicht bemerkte. Nur ein Mensch kam schnell heran, aus der Richtung des eigentlichen Töpfereigebäudes, verneigte sich schon in Entfernung mehrfach: „Lord Sesshoumaru, welche Ehre….welch unerwarteter Besuch. Wie können wir Euch zu Diensten sein?“ „Wie ist dein Name?“ „Ich heiße Usagi Mataeda. Ich bin hier der Vorarbeiter.“ „Dann ist dein Herr nicht da?“ „Oh doch, Lord Sesshoumaru.“ Erneut eine tiefe Verneigung: „Aber Fumio-san befindet sich seit Tagen nicht wohl und liegt in seinem Zimmer mit hohem Fieber. Wünscht Ihr vielleicht mit seiner Frau zu sprechen?“ „Ruf die Arbeiter hier her.“ „Oh…ich bedaure...“ Mataeda bemerkte erschreckt das Aufflackern in den Augen des Dämonen vor ihm: „Hört mich zu Ende an, Lord Sesshoumaru, ich flehe Euch an! - Die Öfen müssen stets bewacht werden. Ich kann Euch einen Arbeiter nach dem anderen rufen, wenn Ihr dies wünscht, aber nicht alle zugleich. Die Gefahr eines Feuers oder auch das Erlöschen eines Ofens wäre zu groß.“ „Dann frag du sie. Ich möchte wissen, ob einem von ihnen heute seit dem Aufbau des Holzstosses dort auf dem Vorplatz etwas aufgefallen ist.“ Sesshoumaru bemerkte sehr wohl, dass der Vorarbeiter sich nicht wunderte. Das bedeutete, dass zumindest er zugesehen hatte, als er selbst Ataris Leiche dort gefunden hatte. „Selbstverständlich, Lord Sesshoumaru.“ Wieder eine Verneigung: „Wenn Ihr Euch nur einen Moment gedulden wollt? Es sind doch acht Mitarbeiter hier, außer mir.“ „Ich komme wieder her.“ Das hätte noch gefehlt, dass er wie bestellt und nicht abgeholt hier im Hof einer menschlichen Töpferei herumstehen würde. Erneut verbeugte sich der Vorarbeiter: „Wie immer Ihr wünscht. Wollt Ihr dann auch mit der Herrin sprechen?“ „Mit deinem Herrn, gleich, wie krank er ist.“ „Jawohl, Lord Sesshoumaru. Ich werde es Fumio-san ausrichten.“ Mataeda war zu vorsichtig, um nicht erst erleichtert aufzuatmen, als der Hundeprinz den Hof verlassen hatte. Für einen Augenblick hatte da etwas in den Augen dieses Dämons gelegen…. Sakura war ein wenig überrascht, als der Prinz den Ort verließ, aber sie folgte ohne Frage. Was auch immer er vorhatte, würde sicher dazu dienen, den Mörder der armen Atari zu finden. Und womöglich auch den Mörder des Töpfereibesitzers, obwohl der Vorarbeiter durchaus auf sie den Eindruck gemacht hatte, wirklich mit seinem Herrn gesprochen zu haben. Sie bemerkte, dass Sesshoumaru stehen blieb und fiel rasch auf die Knie. Als er sich umdrehte, wartete sie bereits auf einen Befehl. „Sakura.“ „Lord Sesshoumaru?“ „Weißt du, welche unserer Diener mit Atari in den Wald gingen?“ „Die Stelle wieder finden würden, meint Ihr? Ich weiß es nur von Aki sicher.“ Das hatte er gemeint. Angenehm, wenn sie mitdachte: „Steh auf und komm zu mir.“ Sie gehorchte sofort, spürte, wie schon zweimal, dass sie einfach über seine Schulter geworfen wurde, als er ein Portal erschuf. Diese dämonische Art des Reisens erschien ihr immer wieder faszinierend und sie fragte sich unwillkürlich, wie viel Macht ein solch hochrangiger Dämon eigentlich hatte. Aki schleppte gerade volle Wassereimer vom Brunnen in die Küche, als sein Name fiel. Er glaubte, nicht recht gehört zu haben und wandte den Kopf. Als er tatsächlich den Hundeprinzen keine fünf Meter von sich entfernt entdeckte, ließ er entgeistert die Eimer los, um sich zu Boden zu werfen. Interesse Sesshoumarus an einem menschlichen Diener war für diesen meist schmerzhaft. „Komm mit!“ In Todesangst brachte Aki hervor: „Ich flehe Euch an, Lord Sesshoumaru...ich bin mir keiner Schuld bewusst…Ich...“ Immer diese vollkommen blödsinnigen Entschuldigungen, sinnlos, zwecklos, nutzlos. Menschen! Sesshoumaru verspürte gute Lust, diesem Idioten zu zeigen, was er von solch hirnlosem Benehmen hielt, drehte sich aber um: „Sakura!“ Diese war ein Stück von ihm entfernt stehen geblieben, kam aber nun heran, nicht im Zweifel, was er von ihr wollte. Sie begriff nicht, wieso sich Aki so in Panik versetzen ließ. Wenn er nichts getan hatte, würde ihn Lord Sesshoumaru doch auch nicht bestrafen. Ungerechte Strafen kannte sie nur von Menschen: „Aki, Lord Sesshoumaru möchte, dass du ihm den Ort zeigst, an dem Atari vermutlich die Leiche gefunden hatte.“ Der Diener atmete etwas auf. Solange der Erbprinz nicht direkt mit ihm sprach, fühlte er sich auch nicht bedroht. „Den….den Ort?“ „Findest du ihn nicht wieder?“ „Doch, ich…ich glaube schon, Sakura-sama.“ Sie verstand zum ersten Mal, warum der Prinz oft so ungehalten auf solche lächerlichen Verhaltensweisen reagierte. Aki hatte sie noch nie mit Sakura-sama angesprochen, eher mit Sakura-chan. Aber offenkundig glaubte er, wie eigentlich alle menschlichen Dienstboten im Schloss, dass sie die Geliebte Sesshoumarus war, und wollte diesen nicht beleidigen. „Dann tu das.“ Sie wandte leicht den Kopf: „Wünscht Ihr sonst noch etwas, Lord Sesshoumaru?“ „Noch nicht.“ Aki stand auf. Er hoffte, dass Sakuras Gegenwart den Dämonenprinzen davon abhalten würde, ihn zu hart zu behandeln. So eilte er voran, ohne zu wagen, seine Frage zu stellen. Sie waren überrascht gewesen, dass Atari so einen groben Scherz gemacht hatte. Aber nun hatte Neigi erzählt, dass das Mädchen tot war, ermordet. Und dass der Fürst sehr ungehalten wäre. Hoffentlich hatten sie keinen Fehler gemacht, als sie ihr nicht geglaubt hatten. Die Tatsache, dass sich Lord Sesshoumaru dafür interessierte, gab schon Anlass zur Besorgnis. Er galt im Allgemeinen als der Vollstrecker seines Vaters. Er brauchte nicht nachzudenken, wo der Ort lag und so führte er den Prinzen und Sakura zu einem Dickicht, dass ungefähr auf der Hälfte der Strecke zwischen dem Schloss und dem Marktflecken lag. „Bleibt stehen!“ Sesshoumaru wartete gar nicht, ob die Menschen dem Befehl gehorchten, als er schon sorgfältig witternd das Gesträuch betrat. An einer Stelle stoppte er, roch gründlicher. Hier hatte in der Tat eine menschliche Leiche gelegen, wenn auch nur kurz. Atari hatte also wirklich einen Toten gefunden gehabt. Nun war ein Kimono, ausgestopft mit Heu, hier. Kein Wunder, dass Menschen, die eher sahen als witterten, und dazu nicht gerade nachdachten, einen üblen Scherz vermutet hatten. Er versuchte sich den Geruch der Leiche einzuprägen. Es roch nicht gerade gut, und er wünschte, das möglichst schnell hinter sich zu bringen. Sakura war sofort stehen geblieben, hatte sich wartend hingekniet. Aki war dem Beispiel gefolgt. Fragend sah er zu der Heilerin: „Was tut er?“ flüsterte er. Sie zuckte die Schultern. Bildete er sich tatsächlich ein, ein Hundedämon könnte ihn so nicht mehr hören? Aber sie sagte: „Er untersucht den Ort. Ob dort wirklich eine Leiche lag, und wohl auch, wer das war. Atari meinte ja, es sei Fumio-san.“ „Fumio-san.“ Sesshoumaru stand vor ihnen: „Aki, kennst du ihn?“ „Ja, Lord Sesshoumaru.“ Der Diener fühlte sich sehr unwohl. Aber da Sakura dabei war, war er doch etwas beruhigt. „Persönlich?“ „Ja, Lord Sesshoumaru.“ „Kommt.“ Der Dämonenprinz ging weiter. Er konnte eine Spur riechen. Hier war ein Mensch gegangen, in Richtung auf den Ort. Aber er konnte die Witterung nicht genau bestimmen, geschweige denn als bekannt unterbringen. Als er an einem Ast vorbeikam, konnte er jedoch riechen, dass dieser mit einer menschlichen Leiche in Verbindung gekommen war. Ganz offensichtlich hatte jemand den Toten hier getragen. Hin und wohl auch wieder weg. „Lord Sesshoumaru!“ Er blieb stehen, drehte den Kopf: „Sakura?“ „Seht.“ Sie deutete seitwärts. Er betrachtete das Loch im Erdboden, gut einen Meter siebzig lang und fünfzig Zentimeter breit. Sie hatte Recht. Das war interessant. Er trat hinzu, suchte die Nachrichten im Wind. Natürlich. Das musste geschehen sein. Jemand hatte den Toten hierher geschafft, ihn dort im Dickicht verborgen, um hier ein Grab zu schaufeln. Genau zu diesem Zeitpunkt war Atari auf Beerensuche in das Unterholz gekommen, und hatte die Leiche gefunden. Sie war in Panik zurück ins Schloss gelaufen. Vermutlich hatte der Mörder sie noch verfolgt - dann aber anders geplant. So musste er den Toten ausgezogen habe, diesen bizarren Scherz vorbereitet haben, während er in Wahrheit die Leiche wieder mitgenommen hatte. Aber wohin? Und wer war es gewesen? Und wo war Fumio-san wohl jetzt? Aki war buchstäblich erstarrt, als es Sakura gewagt hatte, den Prinzen anzusprechen. Als dieser auch noch dem Hinweis folgte, war er überzeugt, dass diese beiden eine sehr enge Beziehung haben mussten. Zwar ging der Hundeprinz jetzt schweigend weiter, aber er hatte sie nicht für ihren Vorwitz bestraft. Sie trafen auf einen Weg, der an dieser Stelle im Wald endete, aber offenbar von dem Ort aus hier her führte. Sesshoumaru suchte wieder die Gerüche. Wagenspuren und der kaum mehr bemerkbare Gestank einer menschlichen Leiche. Also hatte man den Toten bis hierher mit einem Wagen gebracht und dann ab hier auch wieder weggebracht. Mal sehen, wo die Spur dieses Karrens enden würde. Er wandte sich nach rechts, eigentlich überzeugt, dass ihn diese Fährte zurück zu der Töpferei führen würde. **************************************************** Im nächste Kapitel stellt Sesshoumaru fest, dass eine gute Nase ein echtes Handicap darstellen kann, wenn man sich unter Menschen aufhalten muss. Wer so nett ist, mitzuraten udn mir einen KOmmentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)