Short Stories von Morwen (# 7 - Alkohol (J/Inoran) online) ================================================================================ # 4 - Kälte (Reita/Kai; ...?) Kap. 9 ------------------------------------ Teil: 9/10 Musik: PURAAAA! *__* Plastic Tree sind meine neuen Helden, ehrlich. ♥ Ryutaro ist ja so ein Puschel... =3 Kommentar: Verdammt, ich bin schon wieder so spät... >__<" Es tut mir Leid. ;__; Es liegen ein paar sehr lange Wochen hinter mir und es ist mal wieder so viel passiert, dass ich mich kaum aufs Schreiben konzentrieren konnte. - Woran Gazette unter anderem mit Schuld haben... verdammte Europatour. x'D (Berlin war ja so toll...! Wer war noch alles da? *-*) Ab nächster Woche fange ich dann ein Praktikum an und dann wird alles noch viel stressiger... X__x Wie auch immer... dies ist das vorletzte Kapitel. =) Und es ist ein wenig... strange. O__o Es bestand anfangs nur aus einzelnen Abschnitten, die ich dann alle in eine zeitliche Reihenfolge gebracht und aneinandergepappt habe, und ich glaube, das merkt man auch beim Lesen. Eigentlich wollte ich damit nur mal was Neues ausprobieren, bin mir aber nicht sicher, ob es auch gelungen ist... ich hoffe, das Resultat lässt sich halbwegs flüssig lesen. Und ich hoffe auch, es ist nicht zu emo... die beiden zusammen zu schreiben fällt mir echt nicht immer leicht und vor allem Reita macht ständig, was er will. x'D Aber wie auch immer... auf in die vorletzte Runde & viel Spaß beim Lesen. ^^ *~* Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Reita stürzte sich mit ungewöhnlichem Eifer in die Arbeit, was die anderen einigermaßen überraschte, auch wenn sie auf spitze Kommentare verzichteten. Kai hingegen begrüßte seine Arbeitswut, denn sie verbrachten noch mehr Zeit im Studio, als in den Tagen zuvor, so dass sie bereits Ende der Woche dem Album den letzten Schliff verpassen konnten. An dem Tag, an dem sie aus dem Studio ausziehen wollten, empfand Reita fast so etwas wie Bedauern, während er seine Sachen zusammenpackte. Es mochten nur wenige Wochen gewesen sein, die sie an diesem Ort verbracht hatten, doch war in dieser Zeit so viel geschehen, dass er ihn nie wieder vergessen würde. Denn nichts würde je wieder so sein, wie zuvor... Als er am Abend endlich wieder in seinen eigenen vier Wänden saß, begann Reita auf einmal, die chaotische Geschäftigkeit seiner Freunde zu vermissen. Aois fröhliches Gequatsche fehlte ihm ebenso wie Rukis neckende Bemerkungen und Uruhas völlig zusammenhangslos dazwischen geworfene Kommentare. Es war fast wie nach einer Tour, wenn sie plötzlich nicht mehr jeden Tag zusammen auf der Bühne standen – das Gefühl des Beisammenseins war noch immer da, auch wenn die Gruppe selbst bereits auseinander gegangen war. Außerdem sehnte er sich nach Kai... Ihn nicht mehr länger in seiner Nähe zu haben, erfüllte ihn mit einer Unruhe, wegen der er seit seiner Rückkehr kaum noch stillsitzen konnte. Er spielte gerade mit dem Gedanken, den anderen anzurufen, als plötzlich sein Telefon klingelte. Reita nahm ab... und war nicht sonderlich überrascht, als er die Stimme des Drummers vernahm. „Wie geht es dir?“, fragte Kai, bevor der Bassist auch nur den Mund öffnen konnte. Reita musste schmunzeln. „Ganz gut“, erwiderte er und gähnte. „Ich bin ziemlich müde und irgendwie warte ich fast darauf, dass einer von euch gleich ins Zimmer platzt, um mir mit irgendwelchen Dingen auf die Nerven zu gehen...“ Er hörte Kai leise kichern und musste dabei an die kleinen Grübchen auf den Wangen des anderen denken. Sein Wunsch, bei ihm zu sein, wurde plötzlich übermächtig. „Und du?“, fragte Reita schnell. „Ich meine, wie geht es dir?“ „Ähnlich“, meinte Kai. „Ich bin todmüde... Aber ich bin froh, dass wir alles so schnell geschafft haben.“ Einen Moment lang schwiegen sie, dann räusperte sich der Bassist. „Kai...?“, fragte er und holte tief Luft, bevor er weiter sprach. „Weißt du... äh... also, um ehrlich zu sein... ich glaube... ich ver-“ „Ja“, unterbrach Kai ihn leise. „Ich dich auch.“ Wieder schwiegen sie, dieses Mal länger. Reita hörte den anderen am Telefon leise ein- und ausatmen und sein Puls beschleunigte sich. Plötzlich verfluchte er sich dafür, nicht bei Kai geblieben, sondern in seine eigene Wohnung zurückgekehrt zu sein. „Reita...“ Der Bassist spürte ein seltsames Kribbeln in der Bauchgegend, als er den merkwürdigen Unterton in Kais Stimme vernahm. Es klang wie eine Mischung aus Hilflosigkeit und Sehnsucht... „Gib mir zwanzig Minuten“, entgegnete er heiser. „Ich bin gleich bei dir.“ *~* Die Tür von Kais Wohnung öffnete sich, kaum dass Reita die Hand nach dem Klingelknopf ausgestreckt hatte. Einen Moment lang sahen sie sich einfach nur an, dann zog Kai ihn in eine feste Umarmung. „Ich habe das Gefühl, ich verliere den Verstand“, sagte er und Reita hörte die Verwirrung in seiner Stimme. „Als würde ich durchdrehen, wenn du nicht da bist...“ Der Drummer vergrub das Gesicht an Reitas Halsbeuge. „Was hast du nur mit mir angestellt...?“, flüsterte er. „Kai...“, raunte der Bassist und strich dem anderen sacht über die Haare, bevor er sie beide in die Wohnung bugsierte. Mit dem Fuß kickte er die Wohnungstür zu, dann wurde seine Aufmerksamkeit wieder von Kai beansprucht, der die Arme um seinen Nacken schlang und ihn mit einer Leidenschaft küsste, als hätten sie sich monatelang nicht gesehen. Das Verlangen, das in diesem Kuss lag, jagte eine angenehme Gänsehaut über seinen Rücken und Reita hatte das Gefühl, dass dieser Abend noch interessant werden würde... Eng umschlungen stolperten sie durch den Flur. Wie sie es bis ins Wohnzimmer schafften, ohne dabei ständig irgendwo anzustoßen und sich ernsthaft wehzutun, war Reita ein Rätsel. Erst, als er mit den Kniekehlen an das Sofa stieß und mit einem erstickten Laut nach hinten auf das Polster kippte, wurde er sich seiner Umgebung wieder bewusst. Kai beugte sich über ihn und sah auf ihn herab – und sein Gesichtsausdruck ließ Reita erschauern. Die sonst so blassen Wangen des Drummers waren gerötet und er leckte sich über die Lippen, die ebenfalls von einem dunkleren Rot waren, als Reita sie in Erinnerung hatte. In seinen Augen lag ein fiebriger Glanz und der Blick, mit dem er den Bassisten bedachte, schien ihn ausziehen zu wollen. „Du siehst mich an, als würdest du mich gleich verschlingen“, sagte Reita und lachte leise. „Oh, die Versuchung ist groß, glaube mir“, erwiderte Kai nur, dann kletterte er auf das Sofa und setzte sich auf ihn. „Sehr groß...“, hauchte er ihm ins Ohr und dem Bassisten entwich ein leises Keuchen, als der andere sanfte Küsse über seinen Hals zu verteilen begann. Reitas Augenlider fielen zu und seine Finger krallten sich in das Polster unter ihm, während er sich auf die Unterlippe biss, um ein Stöhnen zu unterdrücken. Dass Kai so dominant sein konnte... doch es konnte Reita nicht gleichgültiger sein, solange der andere nur nicht aufhörte. Entweder war der Drummer ein Naturtalent oder er hatte viel Übung, denn es dauerte nur wenige Minuten, bis Reita die hauchzarten Küsse auf die empfindliche Haut seines Halses an den Rand des Wahnsinns trieben. Der Bassist gab sich bald keine Mühe mehr, seine wachsende Erregung länger zu unterdrücken, und stöhnte immer wieder leise den Namen des anderen. Als Kai dann sacht sein Hemd nach oben schob und anfing, die weiche Haut an seinem Bauch zu küssen, hüpfte sein Verstand beinahe gänzlich von Bord. Nur mit Mühe schaffte Reita es, die zitternden Hände auszustrecken und das Gesicht des anderen zu umfassen. „Kai...“, flüsterte er und zog ihn zu einem langen Kuss zu sich herab. Dann schob er ihn mit sanfter Gewalt wieder auf Armeslänge von sich und richtete sich auf. „Dir ist klar, was wir hier tun, oder?“, fragte er mit rauer Stimme. „Wenn du so weitermachst... ich weiß nicht, ob ich mich dann noch lange zurückhalten kann.“ Kai sah ihn an und sein Blick klärte sich langsam wieder. Reita hatte den Eindruck, als würde Kai aus einem Traum erwachen und erst jetzt erkennen, in welcher Situation sie sich gerade befanden. Einen Moment lang schienen Begierde und Vernunft in dem anderen um die Vorherrschaft zu kämpfen, doch schließlich nickte er und stand unsicher auf. Der Bassist war gleichermaßen enttäuscht wie erleichtert, als Kai von ihm abließ. Enttäuscht wegen all der Dinge, die der andere nicht mit ihm angestellt hatte und erleichtert, weil er nicht wusste, wie er damit hätte umgehen sollen... so sehr er es auch genossen hatte, er hatte keinerlei Erfahrung im sexuellen Umgang mit Männern, und das letzte, was er wollte, war Kai wehzutun. „Tut mir Leid“, sagte der Drummer leise. „Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist...“ Reita atmete tief durch, bevor er die Beine vom Sofa schwang und ebenfalls aufstand. „Schon gut“, sagte er. „Du kannst ja nichts dafür.“ Kai sah ihn verwundert an und der Bassist grinste selbstgefällig. „Ich bin halt einfach unwiderstehlich.“ Zugegeben, es war ein flacher Witz und er entlockte Kai nicht viel mehr als ein schwaches Lächeln, doch er lockerte die angespannte Atmosphäre ein wenig. Reita trat auf den anderen zu und schloss ihn in die Arme. „Es ist nicht so, dass ich es nicht will“, sagte er. „Aber ich glaube, wir sollten diese Sache nicht überstürzen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe noch nie mit einem Mann... nun ja, du weißt schon...“ „Ich auch nicht“, gestand Kai. „Und ich hatte es eigentlich auch nie vor.“ „Komisch, den Eindruck habe ich eben nicht gehabt, so, wie du rangegangen bist“, entgegnete der Bassist schmunzelnd. „Oder was hättest du getan, wenn ich nichts gesagt hätte...?“ Kai wurde rot. „Ich... weiß es nicht.“ „Hättest du denn damit umgehen können...?“, fragte Reita leise und presste sich an ihn. Die Augen des Drummers weiteten sich überrascht, als er spürte, dass seine Küsse nicht ohne Auswirkungen auf gewisse Körperteile des anderen geblieben waren. „Reita, du... du bist...“, stotterte er. „Ich sagte ja, ich hätte mich nicht mehr lange zurückhalten können“, murmelte Reita und löste sich von ihm. „Ich gehe am besten erstmal duschen“, sagte er und schenkte Kai ein aufmunterndes Lächeln, bevor er sich auf den Weg ins Bad machte. ‚Und zwar kalt’, fügte er dabei in Gedanken hinzu. ‚Sehr kalt...’ *~* Eine Viertelstunde später saßen sie wieder auf dem Sofa, dieses Mal jedoch ohne weitere Hintergedanken. Da Kai die Heizung in der Zeit seiner Abwesenheit ausgemacht und sie erst jetzt wieder aufgedreht hatte, war es noch kalt in der Wohnung, darum hatten sie sich eine Decke geholt, in die sie sich nun kuschelten. Während es immer dunkler im Zimmer wurde – keiner von ihnen hatte Lust, die behagliche Wärme zu verlassen und das Licht anzuschalten – unterhielten sie sich leise über die vergangenen Tage. Endlich konnten sie alles aussprechen, was sie sich in der Anwesenheit der anderen nicht zu sagen getraut hatten. Reita erzählte Kai alles, was er über die Beziehung der beiden Gitarristen wusste und die Reaktion des Drummers zeigte ihm, dass der andere tatsächlich nichts davon mitbekommen hatte. „Seit einem Jahr schon?“, fragte Kai überrascht. „Aber... wie konnten sie...?“ „Die beiden sind nicht ganz so dumm, wie sie aussehen“, sagte Reita und grinste. „Sie haben sich sogar ziemlich geschickt angestellt, und wenn die Zimmer in dem einen Hotel auf unserer letzten Tour nicht so verdammt dünne Wände gehabt hätten, wäre es mir vielleicht bis heute nicht aufgefallen...“ Kai sah ihn einen Moment lang verwirrt an, dann verstand er die Andeutung endlich und die Verwirrung auf seinem Gesicht schlug in Entsetzen um. „Heißt das... heißt das etwa, du hast sie beim Sex belauscht?!“ Reita kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Nun ja, es ist nicht so, dass ich eine Wahl gehabt hätte“, brummte er. „Sie waren nicht gerade leise und ich hätte ja schlecht hinübergehen und sie bitten können, ein bisschen sanfter vorzugehen, damit ich schlafen kann...“ Kai klappte den Mund wieder zu und schüttelte den Kopf. „Erinnere mich beim nächsten Mal daran, Zimmer auf verschiedenen Etagen zu buchen – oder wenigstens welche, die weit auseinander liegen...“ Der Bassist musste lachen. „Hast du Angst, wir könnten das nächste Mal diejenigen sein, die den anderen schlaflose Nächte bereiten...?“ „REITA!“ Das rot angelaufene Gesicht des anderen ließ Reita nur noch lauter lachen. Kais manchmal so süße und unschuldige Art faszinierte ihn immer wieder, und er liebte den anderen für diese Naivität. Doch dass Kai nicht halb so unschuldig war, wie er immer gedacht hatte, hatte er vorhin auf dem Sofa bemerkt... Reita bekam eine Gänsehaut als er daran dachte, was noch alles hätte passieren können, wenn er nur die Klappe gehalten hätte... und ob er tatsächlich derjenige gewesen wäre, der am Ende oben gelegen hätte (denn sein Ego hätte nichts anderes zugelassen). Schließlich war Kai stärker als er, auch wenn man es ihm nicht unbedingt ansah, und wer wusste schon, was sich im Eifer des Gefechts alles ergeben hätte... „Und wie soll es jetzt weitergehen?“, fragte Kai schließlich und lehnte den Kopf an Reitas Schulter. „Ich weiß nicht“, entgegnete der Bassist leise. „Also, wenn du willst“, sagte Kai zögernd, „kannst du gerne bleiben...“ Reita blieb stumm, doch sein Herz begann plötzlich schneller zu klopfen. „In meinem Schrank ist nicht genug Platz für alle deine Sachen“, fuhr Kai fort. „Aber ich denke, dafür finden wir sicher noch eine Lösung.“ Der Bassist wusste nicht, was ihn mehr rührte – das Angebot an sich oder Kais Tonfall, der deutlich machte, dass er es vollkommen ernst meinte. „Das heißt, natürlich nur, wenn du hier bleiben willst“, sagte der Drummer schüchtern. Reita hätte beinahe gelacht. Meinte Kai diese Frage ernst? Himmel, wenn es nach ihm ginge, wären sie schon längst auf der Suche nach einer gemeinsamen Wohnung... Der Wunsch, bei Kai zu bleiben, war in den letzten Tagen immer größer geworden, doch der Bassist hatte das Thema nicht angesprochen, weil er nicht wusste, ob der andere genauso darüber dachte oder lieber weiterhin allein wohnen wollte. Die Stille zog sich hin und Reita begriff endlich, dass Kai noch auf eine Antwort wartete. Er räusperte sich. „Ja“, sagte er dann. „Ja, ich will.“ *~* Am nächsten Morgen fuhr er in seine Wohnung, um die wichtigsten Dinge für die nächsten zwei, drei Wochen einzupacken, bevor er zu Kai zurückkehrte. Die Wohnung des anderen mochte für sie beide zu klein sein und bis sie richtig zusammenziehen würden, würde noch einige Zeit vergehen, doch trotz des Platzmangels und aller Probleme, die sich daraus ergaben, war es absolut perfekt und Reita hätte um nichts in der Welt tauschen wollen. Kai war ein Frühaufsteher, darum war das erste, was der Bassist am Morgen hörte, entweder das Wasserrauschen der Dusche oder das Klappern von Geschirr aus der Küche. Doch selbst wenn er dann endlich wach war, blieb er immer noch eine Weile liegen, denn er mochte es, den morgendlichen Geräuschen des anderen zu lauschen. Besonders an der Arbeit in der Küche schien Kai seine Freude zu haben, denn er summte dabei leise vor sich hin oder trommelte hin und wieder auf das Mobiliar, während er darauf wartete, dass die Kaffeemaschine fertig wurde. Letzteres war eine Angewohnheit von Kai, die Reita zwar schon zuvor öfters aufgefallen war, die er jedoch erst jetzt, wo sie ständig zusammen waren, so richtig zur Kenntnis nahm: jedes Mal, wenn der andere auf irgendetwas wartete oder wenn er gedanklich gerade woanders war, fing er an, mit den Fingern auf den Tisch, die Stuhllehne oder wahlweise auch Reitas Arm zu trommeln. Das Schlagzeugspielen schien ihm so ins Blut übergegangen zu sein, dass er selbst dann noch den Takt des einen oder anderen Liedes mitklopfte, wenn seine geliebten Drums nicht da waren. Am Anfang war Reita ein wenig irritiert, als Kai unbewusst seinen Unterarm als Schlagzeugersatz missbrauchte, aber er gewöhnte sich nach einigen Tagen daran. Tagsüber hing Kai manchmal stundenlang am Telefon, um sich um die organisatorischen Belange der Band zu kümmern. Jetzt, wo das Album so gut wie fertig war, hatte er alle Hände voll zu tun; beinahe stündlich riefen die verschiedensten Leute an. Termine für Radio- und Presseinterviews wurden festgelegt und Fotoshootings für verschiedene Magazine geplant. Einmal war auch seine persönliche Anwesenheit erforderlich, so dass Reita ihn erst bei Anbruch der Dunkelheit wieder sah. Völlig erschöpft ließ Kai sich in seine Arme sinken und erlaubte sich einen Moment der persönlichen Schwäche, in dem er das Management, seinen Job und die ganze Welt verfluchte. Anschließend schlief er ein und Reita brachte ihn ins Bett. Danach schwor der Bassist sich, sich nie wieder über die Tatsache, dass Kai Bandleader war, lustig zu machen. Er selbst hätte diesen Stress sicher keine fünf Minuten ertragen. Doch ansonsten verliefen die Abende eher ruhig. Kai kochte ihnen etwas zu essen und sie setzten sich ins Wohnzimmer, sahen noch ein wenig fern und genossen einfach nur die beruhigende Anwesenheit des anderen, bevor sie ins Bett gingen und aneinandergeschmiegt einschliefen. Reita konnte sich bald keine Nacht mehr vorstellen, in der Kai nicht in seinen Armen lag. Schon im Studio hatte er sich so sehr an den warmen Körper und den gleichmäßigen Herzschlag des anderen an seiner Brust gewöhnt, dass er ohne ihn kaum noch einschlafen konnte... und es auch nicht wollte. *~* Dass die Harmonie zwischen ihnen zerbrechlich war, wurde Reita allerdings schon am zweiten Tag bewusst, als sie einen kurzen, aber heftigen Streit hatten. Auslöser war ein vermisstes Kleidungsstück, das Reita – der die Angewohnheit hatte, seine Sachen kreuz und quer in der Gegend zu verteilen – nicht finden konnte. Kais wenig hilfreicher Kommentar, er solle doch besser auf seine Sachen aufpassen, verärgerte ihn sehr, und seine Antwort darauf war so bissig, dass nur wenige Momente später ein heftiger Wortwechsel ausbrach, der damit endete, dass Kai im Schlafzimmer verschwand und wütend die Tür hinter sich zuknallte. Es dauerte eine Viertelstunde, bis Reita sich wieder halbwegs beruhigt hatte und ihm klar wurde, dass er sich wieder einmal wie ein Vollidiot benommen hatte. Erschreckenderweise war der Drang, in diesen fünfzehn Minuten seine Sachen zu packen und einfach zu gehen, sehr groß gewesen, und er hatte ihn nur mit Mühe unterdrücken können. Schließlich klopfte er zaghaft an die Schlafzimmertür und bat Kai um Verzeihung. Als er keine Antwort erhielt, drückte er nach kurzem Zögern die Klinke nach unten und trat ein. Der Drummer saß auf dem Bett und starrte mit leerem Blick aus dem Fenster. Er hatte die Knie an den Körper gezogen und die Arme darum geschlungen und rührte sich nicht, als der andere näher trat. Reita setzte sich neben ihn und legte ihm einen Arm um die Schulter, schwieg jedoch. Einen Moment lang war es vollkommen still, dann fing Kai leise an zu sprechen. „Ich frage mich, ob die Idee, zusammen in eine Wohnung zu ziehen, nicht doch ein bisschen voreilig gewesen ist.“ Er schloss die Augen und lehnte sich an Reita. „Ich weiß nicht, ob wir jetzt schon stark genug dafür sind...“ Der Bassist strich ihm sanft über den Rücken. Er hatte mit so einer Äußerung gerechnet, denn ähnliche Gedanken waren auch ihm schon durch den Kopf gegangen. „Vielleicht ist es wirklich zu früh“, entgegnete er nachdenklich. „Doch ich glaube nicht, dass es jemals wirklich einfach sein wird. Probleme wird es immer geben... das einzige, was zählt, ist, dass wir lernen, sie zu überwinden.“ Noch während er sprach, wurde ihm klar, dass dies tatsächlich die einzige Lösung war. Ein Zusammenleben war nur möglich, wenn sie versuchten, die vielen Eigenarten des jeweils anderen zu akzeptieren und mit ihnen klarzukommen. Kai nickte langsam, dann drehte er sich plötzlich um und schlang die Arme um Reitas Oberkörper. „Du hast Recht“, sagte er und ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. „Vielleicht sollten wir das wirklich.“ „Gerne“, flüsterte Reita und schloss die Augen, als Kai sich vorbeugte und ihn küsste. *~* Reita stand im Schlafzimmer vor dem Spiegel und versuchte bereits zum vierten Mal, sich eine Krawatte zu binden. Vielleicht lag es an seiner Nervosität oder er war generell zu unfähig dazu, jedenfalls misslang auch dieser Versuch und nur wenige Minuten später fummelte er fluchend an der Krawatte herum, um den Knoten wieder zu öffnen, der sich auf mysteriöse Art und Weise gebildet hatte. „Wenn du so weiter machst, erwürgst du dich noch“, ertönte Kais Stimme von der Schlafzimmertür her und kurz darauf spürte er die kühlen Finger des Drummers an seinem Hals, die mit wenigen, geschickten Griffen den Knoten lösten. „Lass mich das machen“, sagte Kai sanft und stellte sich vor ihn, um ihm die Krawatte zu binden. Reita seufzte und ließ den anderen gewähren. Während er selbst schon seit dem frühen Morgen rastlos durch die Wohnung tigerte, war Kai die Ruhe selbst. Ohne die Ausgeglichenheit seines Freundes wäre Reita wahrscheinlich schon längst die Wände hochgegangen. Und auch jetzt musste er sich zwingen, still zu stehen, während Kai ihm den Kragen zurechtrückte und die Krawatte glatt strich. „So, fertig“, meinte der Drummer schließlich mit einem Lächeln und trat einen Schritt zurück. „Danke“, sagte Reita und erwiderte das Lächeln schwach. „Wann kommen eigentlich die anderen?“ „Uruha hat gerade angerufen und gesagt, dass er und Aoi sich bereits auf den Weg gemacht haben“, erzählte Kai, während er sich nun seinerseits vor den Spiegel stellte und ein paar widerspenstige Haarsträhnen zurechtzupfte. „Ruki ist bei ihnen.“ Reita nickte und fuhr sich mit der Hand nervös durch die Haare, bevor er über Kais Schulter hinweg noch einmal in den Spiegel sah. Er hatte auf ein aufwendiges Styling verzichtet, schließlich würde er auf eine Beerdigung gehen und nicht auf ein Konzert. Wie Kai trug er lediglich eine dunkle Hose, ein weißes Hemd und darüber ein schwarzes Jackett. Die anderen Bandmitglieder hatte er gebeten, sich ebenfalls schlicht zu kleiden, denn er wollte nicht, dass sie noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zogen, als sie es ohnehin schon tun würden. Hoffentlich hatte sich Ruki, der bekanntermaßen eine Schwäche für ausgefallene Kleidung hatte, daran gehalten... Nach einer Weile wandte Reita sich wieder von seinem Spiegelbild ab und ging ins Wohnzimmer, wo er sich in einen Sessel sinken ließ. Er wünschte, er hätte seinen Bass mit zu Kai genommen, dann würden seine Finger sicher nicht so unruhig auf die Sessellehne trommeln, wie sie es jetzt gerade taten. Andererseits bezweifelte er, dass er sich groß auf sein Bassspiel hätte konzentrieren können, so nervös, wie er im Moment war... Reita schloss die Augen und lehnte sich zurück, während er sich sicherlich zum hundertsten Mal an diesem Morgen zur Ruhe zwang. Es gelang ihm einigermaßen, und nach einer Weile drifteten seine Gedanken ab... „Reita?“ „Hm...?“ „Was hältst du von Frankreich?“ „... hä?“ „Ich würde gerne mal nach Frankreich... an der Südküste soll es sehr schön sein.“ „Ja, kann sein... aber wie kommst du jetzt darauf?“ „Wenn das neue Album raus ist und wir die darauf folgende Tour hinter uns haben... würde ich gerne mal dort Urlaub machen.“ „... ah.“ „Mit dir zusammen.“ „...“ „Du siehst nicht sehr begeistert aus.“ „Ich bin nur ein wenig überrascht über diesen plötzlichen Vorschlag...“ „Ja, aber was hältst du davon?“ „Öhm... meinetwegen? Ich habe noch nicht soweit geplant, aber wenn du möchtest, können wir gerne fahren.“ Kais Antwort bestand aus einem strahlenden Lächeln. – Und Himmel, wer könnte bei diesem Lächeln auch schon nein sagen...? Also verbrachten sie den Abend vor dem Computer und suchten nach Urlaubsangeboten für Südfrankreich. „Da will ich hin“, sagte Kai schließlich und tippte auf ein Bild, auf dem man die Küste und schimmerndes, türkisblaues Meer erkennen konnte. Darunter stand: Cannes, Côte d’Azur. „Ko... Kote... ach, wie auch immer. Lass uns das gleich nächste Woche buchen, ja?“ „Du willst das jetzt schon machen? Es wird noch Monate dauern, bis die Tour vorüber ist...“ „Ja, aber dann habe ich etwas, worauf ich mich freuen kann, bis alles vorbei ist.“ „Aber...“ ‚Was ist, wenn wir bis dahin festgestellt haben, dass wir doch nicht so gut zusammenpassen?’, wollte Reita fragen. ‚Was ist, wenn wir bis dahin kein Wort mehr miteinander reden? Willst du dann immer noch fahren? – Woher nimmst du dieses blinde Vertrauen daran, dass alles gut gehen wird...?’ „Hältst du das wirklich für eine so gute Idee? Ich meine – bei all dem, was noch vor uns liegt...?“ „Reita...“ Kai griff nach seiner Hand und verschränkte ihre Finger miteinander. „Du sagtest selbst, es würde nicht leicht werden“, sagte er sanft. „Aber ich will es trotzdem versuchen. Ich will das alles hier so sehr, Reita, ich will so sehr, dass es funktioniert... Lass es uns einfach versuchen, okay...?“ Das Schrillen der Türklingel riss Reita aus seinen Gedanken. „Das müssen die anderen sein“, meinte Kai, der gerade aus dem Schlafzimmer kam. Der Bassist nickte und stand auf. „Dann lass uns gehen“, sagte er mit fester Stimme. *~* Fortsetzung folgt... Das zehnte und letzte Kapitel wird wahrscheinlich nur sehr kurz sein, darum hoffe ich, dass ich dieses Mal nicht wieder einen Monat brauchen werde, bis ich damit fertig bin. =) Tut mir Leid wegen der längeren Wartezeiten zwischendurch. ~_~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)