Promise von Listle (Weil ich es dir versprochen habe...) ================================================================================ Kapitel 5: Auch Eis schmilzt irgendwann --------------------------------------- Entsetzt starrte Joey Seto an, konnte immer noch nicht glauben dass ausgerechnet dieser vor ihm lag und ihn hilflos und verzweifelt anblickte. Doch es schien fast so, als würde er ihn nicht wirklich erkennen, denn seine Lippen formten ein Stummes ‚Tu mir nichts.’ „Ich könnte dir doch nie wehtun, Drache“, hauchte der Kleinere ganz sanft und ging vor seinem geliebten Drachen auf die Knie. Zögernd streckte er eine Hand nach dem geschundenen Jungen aus und strich ihm über die zerkratzte Wange... und Seto schloss genüsslich die Augen. „Was ist passiert? Und warum bist du so spät nachts noch zu Fuß unterwegs? Du hast doch diese teure Limousine und kannst dir doch sonst auch alles leisten...“, fragte Joey mehr zu sich selbst und rechnete nicht wirklich mit einer Antwort, die er auch nicht bekam. Einzig ein im Stolz verletzter Blick aus zwei tiefblauen Saphiren traf seine rehbraunen Augen und er musste schwer Schlucken. Vorsichtig legte er einen seiner Arme um Setos Taille, legte einen von Setos Arme um seine Schulter und zog ihn mühsam auf die Beine. „Na komm schon, Drache, ich bring dich nach Hause...“, flüsterte er leise und tatsächlich, Seto antwortete ihm. Zwar nur leise und genuschelt, aber er sprach. „Danke... Hündchen...“ //Hündchen? Gar nicht Köter?// Leicht lächelnd schlurfte Joey durch die dunklen Straßen, überlegte fieberhaft wohin er Seto bringen sollte. Er brauchte schnellstmögliche Hilfe, also wäre das Krankenhaus am nahe liegensten, aber der Blondschopf war sich ziemlich sicher, dass es dem Größeren nicht gerade gefallen würde, dass ihn wildfremde Menschen geschlagen und blutüberströmt sahen. So gut kannte das Hündchen seinen Drachen schon. Nach kurzem Nachdenken war klar, dass es am besten war, wenn er Seto zurück in seine Villa brachte. Was Erste Hilfe anging war Joey ziemlich gut informiert, musste er auch sein, da Tristan und er sich ja früher des Öfteren geprügelt hatten und dann konnten sie auch nicht einfach so ins Krankenhaus gehen. Da wurden nur immer blöde Fragen gestellt die man besser nicht beantwortete. Und nach einer weiteren, halben Stunde hatte der Blonde es geschafft Seto zu seiner Villa zu schleppen. Wie er es geschafft hatte den Firmenchef die große Auffahrt rauf zu tragen konnte Joey im Nachhinein nicht sagen, jedoch musste er vor der Haustür noch mal inne halten. Als er versuchte die Tür zu öffnen stellte er seufzend fest, dass abgeschlossen war. //Logisch... ein Seto Kaiba lässt seine Villa nicht aufgeschlossen...// „Hey... Drache... sag mal, wo ist denn dein Hausschlüssel...“, fragte der Kleinere leise und sah den Brünetten an. Seine Augen waren immer noch halb geöffnet, doch sein Blick war leer und ohne jeglichen Ausdruck. Nicht mal die Kälte, die für seine Augen sonst so typisch war, war da. Sie waren einfach... leer. //Es muss ihm ziemlich zugesetzt haben, dass er einfach so von drei Schlägern wie Ayano und seinen Kumpels verprügelt wurde... natürlich, ihm ist sowas vermutlich noch nie passiert... aber warum hat er sich nicht gewehrt? Er beherrscht doch Kampfsportarten... Mensch, Joey, spinnst du?! Jetzt ist nicht die richtige Zeit sich über sowas den Kopf zu zerbrechen!! Erst musst du dich um Kaiba kümmern, dann kannst du dir den Kopf über ihn zerbrechen!!!// Mühsam zog Joey Seto noch etwas Fester an sich, gab ihm einen liebevollen Stoss um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Und tatsächlich, der Junge reagierte. Langsam hob er den Kopf und sah den Blonden mit ausdruckslosen Augen an. Dieser fragte erneut leise: „Na? Nun sag schon, wo hast du den Hausschlüssel versteckt... sonst kommen wir nicht in deine Villa.“ „Manteltasche...“, war die genuschelte Antwort und Joey nickte leicht. Vorsichtig glitt er mit einer Hand in die Tasche des Jungen und zog einen kleinen Schlüssel heraus. So schnell es ihm in seiner Lage möglich war schloss er die Tür auf und zog Seto hinein. Er schleppte den Größeren ins Wohnzimmer und verfrachtete ihn dort behutsam aufs Sofa. Schnell zog er sich die Jacke aus und holte sich den Erste-Hilfe-Kasten aus dem Badezimmer, was knapp eine Viertelstunde dauerte da Joey keine Ahnung hatte, WO das Badezimmer war. Als er zurück ins Wohnzimmer kam saß Seto immer noch vollkommen ruhig und ohne jegliche Gefühlsregung auf dem Sofa, starrte stumm auf den schwarzen Fernseher. Etwas verunsichert durch dieses Verhalten näherte Joey sich ihm, setzte sich neben dem Brünetten aufs Sofa und drehte ihn zu sich. Langsam zog er ihm den langen Mantel aus und hängte ihn über die Sofalehne, öffnete zaghaft sein Hemd. „...was machst du da??“, kam plötzlich die heißere, stockende Frage von Seto. Anscheinend bekam er doch noch ganz genau mit, was geschah. „Ich zieh dich aus.“ „...warum?“ „Damit ich deine Wunden behandeln kann. Oder willst du ins Krankenhaus?“ „...“ Keine Reaktion. Und es gefiel Joey gar nicht, dass Seto ihn einfach so und ohne jegliche Gegenwehr das Hemd öffnen und ausziehen liess. Besorgt musterte der Blonde den Körper des Brünetten und stellte fest, dass er zum Glück keine allzu schweren Verletzungen hatte... und dann fiel ihm auf, dass er ziemlich gut gebaut war und schlagartig wurde das Hündchen Rot. Beim Umziehen in der Schule hatte er ihn nie beobachtet, da Seto sich weit weg von den Blicken der Anderen umzog, aber jetzt, wo er ihn so sah musste Joey zugeben, dass sein Herrchen einen verdammt geilen Body hatte. Nur zögernd nahm er ein großes Wattepad, tränkte es in Desinfektionsmittel und begann damit die Brust des Firmenchefs abzutupfen. Dieser biss sich gleich, als das Wattepad seine Haut berührte auf die Unterlippe, versuchte mühsam einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Und Joey bemerkte das. „Ich weiß, dass es weh tut, aber wenn wir die Wunden nicht desinfizieren entzünden sie sich und das ist noch viel Schmerzhafter.“ „Wieso machst du das?!“, hauchte der Ältere plötzlich schmerzhaft und darauf bedacht, nicht loszuwimmern. „Wieso mache ich was?“ „Wieso kümmerst du dich um mich? Was versprichst du dir davon?“ „Dass du wieder gesund wirst...“ „...“ „Bitte Drache, schau nicht so...“ „Wie schau ich denn?“ „...als hättest du aufgegeben...“ Seto stutzte. Die traurige Stimme seines Hündchens traf ihn ziemlich hart. Seto verstand nicht, was der Junge meinte. Was er wollte. Warum er sich um den Firmenchef kümmerte. Das alles war ihm so fremd, weswegen er sich immer wieder fragte, WARUM Joey das tat. „So schnell aufgeben passt einfach nicht zu dir!! Jeder hat doch mal ein Tief, auch du! Aber deswegen brauchst du doch nicht die Eisschicht um dich rum noch weiter hochziehen!! Bitte, Drache, hör auf so verloren dreinzuschauen und sei wieder du selbst! Was soll ich denn machen, wenn du dich plötzlich so veränderst? Mit wem soll ich streiten? Du bist doch der Einzige, mit dem das wirklich Spaß macht...“ Joey schluckte. Er wusste nicht, ob seine Worte was bewirken würden, doch er hoffte es inständig. Wenn Seto aufgab dann würde er das nächste Mal, wenn er auf solche Typen traf vermutlich zu Tode geprügelt werden, und das konnte der Blondschopf einfach nicht zulassen. Und es schien, als hätte er tatsächlich etwas erreicht, denn Seto schloss erschöpft seine Augen und lehnte sich in die weichen Polster zurück. „Wenn du glaubst, dass du das kannst, dann mach weiter“, murrte der Brünette leise und Joey lächelte erfreut. Erneut tupfte er behutsam die Brust des Jungen ab ehe er zu einer Wundsalbe griff und die ärgsten Verletzungen damit einrieb. Dann schnappte Joey sich einen Verband und begann Setos Oberkörper zu verbinden. „So, das hätten wir... und jetzt zu deinem Gesicht.“ Schnell sprang der Kleine auf, lief er erneut ins Bad (diesmal brauchte er nur 5 Minuten beim Suchen) und kam schließlich mit einer Schüssel warmes Wasser und einem Waschlappen zurück. „Ich hoffe du bist nicht empfindlich gegen warmes Wasser, Eisdrache!“, witzelte Joey und begann Seto sanft das Blut aus dem Gesicht zu waschen. Als der Blonde mit dem Waschlappen immer näher an die Stirn kam schloss der Brünette die Augen und sog die Luft ab und an scharf ein. „Das ist eine schlimme Wunde... sieht nicht gut aus...“ „Mhm...“ Ein Grummeln von Seiten des Drachen. „...aber ich denke nicht, dass sie genäht werden muss. Glück gehabt.“ Erneut schnappte der Junge sich den Erste-Hilfe-Kasten und stöberte darin herum ehe er ein großes, weiches Tuch nahm, welches grundsätzlich für tiefere, blutende Wunden gedacht war, schnitt es mit einer kleinen Schere zurecht und legte es behutsam auf die Platzwunde des Firmenchefs. „Hältst du das bitte kurz fest?“ Zögernd hob der Brünette eine Hand und hielt das weiche Tuch fest, wartete bis Joey ein paar Leukoplaststreifen **Erst wollte ich ‚Hansaplast-Klebestreifen’ schreiben, aber dann hab ich mal in den Erste-Hilfe Kasten geguckt, wie das Ding wirklich heißt XD** von der Rolle geschnitten und damit das Tuch festgeklebt hatte. Dann nahm er Kleine erneut einen Verband und wickelte ihn um die Stirn des Älteren. „So, fertig. Sitzt, passt und hat Luft!!“, verkündete der Blondschopf fröhlich, stand auf und ging Setos Mantel aufhängen. Dieser nahm sich sein Hemd und zog es wieder an, stöhnte jedoch qualvoll auf als er versuchte es zuzuknöpfen. Und ehe er auch noch was machen konnte stand der Jüngere auch schon hinter ihm, nahm ihm das Hemd weg und legte ihm liebevoll eine weiche, kuschelige Decke um die Schultern. Leise hauchte er ihm ins Ohr: „Lass das Hemd weg. Bei solchen Wunden ist es am besten, wenn du dich in eine warme Decke kuschelst und dich irgendwo hinsetzt, bis dieses lähmende Gefühl in deinem Körper abgeflautet ist.“ Verdutzt sah Seto hoch zu Joey, der ihn lieb anlächelte. Und wieder war so ein Augenblick, in dem der Brünette seinem Hündchen alles gestehen wollte, wo jedoch eben dieses dazwischen rief: „So, ich werd dann mal das ganze Zeug hier wegräumen!! Kann ja schwer alles liegen lassen, ne?“ Seto nickte schwach und beobachtete den Kleineren, wie er alles zusammen sammelte schließlich aus dem Wohnzimmer wuselte. Nach einigen Minuten der Stille nahm der junge Firmenchef die Fernbedienung für seinen Plasmafernseher und schaltete eben diesen ein. Gelangweilt zappte er sich durch die Programme und hielt erst inne, als er bei einer Zeichentrickserie, die sich kleine Kinder ansahen angekommen war. Sein Blick wurde traurig und er erinnerte sich an die Zeit zurück, in der Mokuba tagtäglich in sein Arbeitszimmer gestürmt kam nur um seinen Bruder ins Wohnzimmer zu zerren und sich dort mit ihm eben jenen Cartoon anzusehen. Doch diese Zeiten waren schon lange vorbei und würden vermutlich auch nie wieder zurückkommen. So sehr Seto es sich auch wünschte. Irgendwann, einige Minuten später erschien Joey erneut im Raum. Seto bemerkte ihn nicht, doch der Blonde wusste schon, wie er die Aufmerksamkeit seines Drachen erregen konnte: „Hey!!! Is ja geil!!! Cartoons!!!“ Erschrocken fuhr der Brünette hoch und wandte sich um, während er den Fernseher ausmachte. Als er erkannte, dass sein Hündchen hinter ihm stand zischte er böse: „Was soll das, Wheeler?! Musst du mich so erschrecken?!“ „Sorry Drache, wollt ich nicht! Hab was für dich!!“ Fröhlich nahm der Kleine neben Seto platz und drückte ihm einen Teller in die Hand. Auf den fragenden Blick des Firmenchefs hin erklärte der Blonde: „Schokocrepes!! Ich dachte, du hast vielleicht Hunger, also hab ich welche gemacht.“ „Du?? Oh mein Gott, willst du mich umbringen?!“ „Ja, klar, ich will, dass du ne Lebensmittelvergiftung bekommst und dann krall ich mir dein geiles Cabrio und ras damit davon“, witzelte der Kleinere und griff gleich nach der Fernbedienung um erneut die Cartoons von vorhin einzuschalten. Zufrieden kuschelte er sich an das warme Sofa und begann zu Essen. Und auch Seto kostete, nach einigen zögern das Schokocrepe und stellte fest: „Na ja, wenigstens sind sie genießbar. Respekt Köter, ich wusste gar nicht, dass du was Essbares kochen kannst.“ „Was passt denn nicht?“ „Der Teig ist zu lasch und fad und auch sonst schmeckt das Ganze ziemlich komisch.“ „Dann werd ich einfach noch öfter Crepes machen und DU musst sie dann kosten!!“ „Wieso ich?“ „Weil du immer was zu meckern hast, Meckerdrache!“ „Hmpf...“, sauer wandte Seto sich von dem Blondschopf ab und vertilgte genüsslich sein Crepe. Was er gesagt hatte war stark übertrieben, denn eigentlich fand er, dass Joeys Crepe einfach unglaublich gut schmeckte. Und es kam auch ziemlich selten vor, dass ihm jemand was kochte. Da er als Firmenchef nie wirklich Zeit hatte fuhr Seto einfach in irgendwelche Restaurants, und es machte doch einen großen Unterschied ob ein Wildfremder oder jemand, den man liebt was für einen kocht. Nach einiger Zeit stellte Joey jedoch sein halb aufgegessenes Crepe auf den Tisch und meinte verwundert: „Komisch, ich glaub, ich hab gar keinen Hunger mehr... dabei hab ich doch vorhin nur zwei Pizzen, vier Hamburger und einen Hot Dog gegessen...“ Ein entgeisterter Blick von Seiten Setos. „Guck nicht so, ich bin auch nur ein Mensch.“ „Ich denke eher, du bist ein Monster!! Verdammt, Wheeler, wo futterst du das nur hin?!“ Nachdenklich runzelte der Jüngere die Stirn, meinte jedoch schulterzuckend: „In meinen Magen?“ Seufzend verdrehte Seto die Augen und richtete den Blick wieder auf den Bildschirm, auf dem Roadrunner gerade vom Kojoten gejagt wurde. **Kennt ihr sicher alle, ne? Ein ganz süßer Zeichentrickfilm ^^** Gleichzeitig aß er genüsslich sein Crepe und dachte nach, was das alles eigentlich sollte. //Erst werde ich von drei Halbstarken aufgehalten und kann mich wegen der scheiß Drogen nicht mal richtig verteidigen, dann rettet mich Wheeler und verarztet mich und jetzt sitzen wir hier zusammen auf meiner Couch, essen Schokocrepes, die er gemacht hat und gucken Cartoons... Seto, ich glaube deine Autorität geht grade den Bach runter und winkt dir vom Floß aus zu... was soll das?! Wieso mache ich das?! Oder eher, warum macht er das?! Ich liebe den Köter! Das weiß ich sicher, und das ist auch ein guter Grund, warum ich mich um ihn kümmern würde, aber ist es bei ihm genauso? Kümmert er sich auch nur um mich, weil er mich liebt, oder ist er echt so ein herzensguter Trottel, der jedem Käfer das Leben rettet... wohl kaum, sonst hätte er sich früher nicht sooft geprügelt und auch wenn Yugi was auf dem Kasten hat, einen Menschen um 180 Grad drehen kann nicht mal er... Ach was, das ist doch alles Mist!! Ich sitze hier mit dem Menschen, den ich liebe und er weiß es nicht. Eigentlich sollten wir in meinem Bett liegen und wilden, hemmungslosen Sex haben, dabei bin ich noch Jungfrau... Oh mein Gott, wenn Wheeler das jemals raus finden sollte bin ich erledigt!! Der würde mich doch mein Leben lang aufziehen!! Aber andererseits... er ist in letzter Zeit so lieb und freundlich zu mir... und dann dieser Kuss... na ja, eigentlich war es nur ein Küsschen auf die Wange und er kann sich auch gar nicht mehr daran erinnern, aber... es war einfach nur wunderschön... ich wünsche, sowas würde noch mal passieren... bei ihm fühle ich mich richtig gut...// Joey bekam natürlich nichts von den Gedanken des Älteren mit, viel zu vertieft war er in den Cartoon. Als Seto jedoch seinen leeren Teller wegstellte und damit begann, immer wieder einen flüchtigen Blick auf den halb aufgegessenen Crepe des Blonden zu werfen meinte dieser leise: „Nimm ihn dir ruhig.“ „...“ Keine Antwort, nur ein verschüchterter Blick auf den Fernseher. Als Seto nicht nach dem Teller griff sah Joey ihn an, lächelte kurz und drückte ihm dann den Teller von selbst in die Hand. Als der Größere ihn verwundert ansah meinte das Hündchen nur: „Besser du isst ihn als er vergammelt irgendwo. Wäre doch schade darum, oder?“ Und tatsächlich, der Drache nickte, wenn auch nur zögerlich. Erst ganz langsam, da er darauf wartete, dass Joey ihm das Crepe wieder wegnahm, nahm er sich etwas davon und kostete, doch als kein Wort von Seiten des Blondschopfs kam verschlang Seto es gierig. Die Kochkünste seines Hündchens waren wirklich unglaublich und er konnte gar nicht genug davon bekommen. Als der Brünette fertig gegessen hatte drehte der Blonde den Fernseher ab, stand auf und hielt Seto seine Hand hin. Als dieser jedoch nicht reagierte meinte Joey sanft: „Komm schon, ich helf dir hoch. Du brauchst jetzt ganz viel Schlaf, damit du bald wieder auf die Beine kommst.“ Vorsichtig langte Seto nach der ausgestreckten Hand und liess sich von seinem Hündchen auf die Beine ziehen. Als der Größere jedoch drohte in sich zusammen zu sinken schlang Joey schnell seine Arme um den Brünetten und hielt ihn fest an sich gedrückt. „Hey, nicht so stürmisch, Drache!!“ „...“ Stille. Kein Meckern, keine blöde Meldung, kein Grummeln, einfach nur Stille. Verdutzt sah Joey seinen Drachen an und erkannte, dass dieser die Augen schmerzhaft zudrückte. Dann waren die Wunden wohl doch schlimmer als sie ausgesehen hatten. „Komm, ich bring dich jetzt in dein Zimmer... aber erst musst du mir sagen wo es ist, ich habs nämlich schon wieder vergessen.“ „Im ersten Stock... fast ganz hinten...“, kam die genuschelte Antwort und schon machte der Kleinere sich auf den Weg. Es dauerte seine Zeit um den fast einen Kopf größeren Jungen die ganzen Stufen hinauf zu bringen und schließlich auch noch den langen Gang lang zu laufen. Nach weiteren 10 Minuten kam Joey beim Zimmer des Firmenchefs an. Mühsam öffnete er die Tür, trug den Jungen hinein und verfrachtete ihn mit letzter Kraft zum großen Himmelbett. Behutsam legte er Seto hinein und deckte ihn mit der großen Decke zu. Dann liess Joey sich erschöpft auf der Bettkante nieder um erst mal Kraft zu sammeln und gerade als er aufstehen und gehen wollte spürte er, wie ihn jemand am Handgelenk festhielt. Verdutzt drehte der Blondschopf sich um und erkannte, dass es Seto war, der ihn da fest hielt und mit schüchternem Blick ansah. „W... würdest du noch ein bisschen bei mir bleiben?? Bitte...“ Überrascht hob der Kleinere eine Augenbraue an, lächelte dann jedoch sanft. „Natürlich... wenn du willst...“ Behutsam und nicht sicher, ob er das wollte strich das Hündchen seinem Herrchen über die Wange. Da keine Reaktion von Seiten des Drachen kam machte Joey einfach weiter. Er liebte es so nahe bei Seto zu sein, seine weiche, warme Haut berühren zu dürfen und seinem regelmäßigen Atem lauschen zu können. Und jetzt, da er wusste, dass es dem Jungen gut ging konnte er sich in Ruhe seine Gedanken über den brünetten, blauäugigen Firmenchef machen. //Er ist so friedlich... ein ganz zahmer Drache, so wie ich es schon lange geahnt habe... aber warum tut er dann immer so kalt? Ich verstehe das nicht... egal, dann muss ich es eben herausfinden!! Hach, wie süß und anschmiegsam er doch ist. Am liebsten würde ich mich ja zu ihm legen, aber wenn er morgen aufwacht und ich bin bei ihm, dann dreht er mir eigenhändig den Hals um... und in seinem Zustand wäre das nicht gerade empfehlenswert. Ach, Drache, warum ist das alles nur so schwer? Wieso kann ich dir nicht einfach sagen, was ich für dich empfinde? Aber was mich noch mehr beschäftigt ist, wieso du dich nicht gegen Ayano und seine Schlägerbande gewehrt hast. Du bist doch gar nicht so schwach und ich hab dich schon des Öfteren Kampfsportarten machen sehen... und Mokuba hat auch erzählt, dass du Kampfsport beherrscht. Und, mal ganz ehrlich, Ayano, Masao und Hiro sind, was Prügeleien angeht totale Dilettanten. Du hättest gar keine Probleme mit ihnen haben dürfen und trotzdem hast du dich nicht gewehrt... ach, Kaiba, ich versteh dich nicht!!!// Als er erneut einen Blick auf den Jungen, über den er sich den Kopf zerbrach warf sah er, dass eben dieser friedlich eingeschlafen war. Zaghaft beugte er sich zum Gesicht des Brünetten und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn ehe er sich erhob, vom großen Bett und mit einem leise gehauchten ‚Schlaf gut, mein geliebter Drache’ das Zimmer wieder verließ. Als Seto am nächsten Morgen aufwachte brummte ihm tierisch der Schädel. Einen Moment lang wusste er nicht wo er war und als er sein Zimmer endlich erkannte tat sich die Frage nach dem Wie auf. Wie war er in seine Villa gekommen? Wie hatte er seine Wunden behandelt? Wie hatte er es ins Bett geschafft? Und da kam Joey in sein Gedächtnis. Dieser laute, aufbrausende, tollpatische, liebe Junge, den er immer nur Köter nannte und der mit seinem sanften Lächeln und seinen liebevollen Händen den Drachen versorgt hatte. Er war das Letzte gewesen, was er am Tag zuvor gesehen hatte... und so gut wie in dieser Nacht hatte er schon lange nicht mehr geschlafen. Aber wo war er jetzt? Er hatte den Jungen doch gebeten bei ihm zu bleiben und jetzt war er einfach verschwunden. //Hab ich das etwa nur geträumt? War mein Wunsch nach seiner Nähe so stark, dass ich davon geträumt habe, dass er bis ich eingeschlafen war neben mir gesessen hatte? War es wirklich nichts weiter als ein schöner Traum, der niemals in Erfüllung gehen würde?// Traurig starrte Seto auf seine Bettdecke bis ihn das Knurren seines Magens aus den Gedanken riss. Klar, er hatte am vorigen Tag nicht wirklich was gegessen, mal abgesehen vom Frühstück und den Schokocrepes seines Hündchens, die einfach nur traumhaft geschmeckt hatten. Mühsam rappelte der Firmenchef sich auf, musste sich jedoch an der Wand abstützen als er auf seinen großen, begehbaren Kleiderschrank zuwankte. Schnell hatte er sich ein frisches Hemd herausgesucht und wollte gerade hineinschlüpfen als ein starker Schmerz seinen Körper durchzog. „Verdammt... ich kann meine Arme nicht richtig bewegen...“ Durch den Schmerz in seinen Bewegungen eingeschränkt liess Seto das Hemd über einem Stuhl gehängt und taumelte zurück zum Bett. Dort sank er erschöpft auf die Bettkante und musste erstmal nachdenken als ihm plötzlich Joeys Worte vom Vortag wieder einfielen. „Lass das Hemd weg. Bei solchen Wunden ist es am besten, wenn du dich in eine warme Decke kuschelst und dich irgendwo hinsetzt, bis dieses lähmende Gefühl in deinem Körper abgeflautet ist.“ Seufzend nahm der Brünette die weiche Decke vom Vortag und kuschelte sich in sie hinein. Ein paar Minuten lang blieb der Junge einfach nur so sitzen bis er es schließlich nicht mehr aushielt und sich trotz aller Schmerzen auf den Weg in die Küche machte. Als er endlich unten angekommen war musste Seto erstmal verschnaufen um schließlich zum Kühlschrank zu schleichen und sich dort etwas zu Essen zu nehmen. Doch schon nachdem er die Kühlschranktür geöffnet hatte stutzte der Brünette. Da stand tatsächlich ein Teller, den er nicht kannte im Kühlschrank und als er ihn herausgezogen hatte entdeckte er einen gelben Zettel darauf auf den schnell ein paar Worte gekritzelt standen. »Hier hast du Frühstück, Drache! Früchtecrepes, darum stehen sie auch im Kühlschrank. Iss sie und sag mir, sobald du wieder zur Schule kommst wie sie dir geschmeckt haben, ja? Bis bald, Joey „Wheeler, du bist echt der größte Trottel den ich kenne“, nuschelte Seto leise und Freudentränen stiegen ihm in die Augen. Gähnend saß Joey auf seinem Platz schrieb zur Abwechslung mal die Formeln von der Tafel mit. Hundemüde wie er war schaffte er es zwar nicht wirklich aufzupassen, aber wenigstens mitschreiben konnte er. Vor allem, da seine einzige Beschäftigung, nämlich sein Drache nicht anwesend war. //Na ja, ist sowieso besser für ihn, wenn er sich ausruht.// Und zur Freude des Kleinen ließen ihn die Lehrer auch allesamt in Ruhe. Vermutlich eben aus dem Grund, dass der Junge so leise war. Und als endlich in die Mittagspause ging verzog Joey sich mit seinen Freunden hinaus auf den Pausenhof und pflanzte dich dort unter einer großen Linde unter der der Blondschopf auch fast einzuschlafen drohte, hätte Tea ihn nicht angesprochen: „Sag mal, Joey, wieso bist du eigentlich so müde?“ „Wie kommst du darauf, dass ich müde bin?“ „Weil du den ganzen Tag schon rumgähnst und auch einen ziemlich verschlafenen Eindruck machst.“ „Jaaaah, ich hab fast nichts geschlafen...“ „Und warum?“ „Ich hab Früchtecrepes gemacht.“ „Mitten in der Nacht?!“ „Jepp.“ „Aber du hattest doch schon zwei Pizzen, vier Burger und einen Hot Dog als wir heimgegangen sind!!!“ „Und danach noch ein halbes Schokocrepe!“ „JOEY!!! Wo futterst du das Zeug hin?!“ „In meinen Magen...“ „Bist du gestern Ayano und seinen Schlägern begegnet?“, mischte sich plötzlich Tristan in die Unterhaltung ein. Überrascht sah der Blondschopf seinen Freund an und fragte verwirrt: „Wie kommst du denn darauf??“ „Ich hab sie gestern getroffen als ich nach Hause gegangen bin. Ich hab gefragt wer sie so zugerichtet hat und sie meinte nur, dass das mein Freund der Verräter war... und das kannst eigentlich nur du gewesen sein...“ „Ja, ich bin ihnen tatsächlich begegnet und Ja, ich hab sie zusammengeschlagen“, und auf Teas entsetzten Blick hin fügte Joey noch schnell hinzu, „Sie hatten es verdient!! Ich hab sie dabei erwischt wie sie jemanden verprügelt haben!!“ „Und wen?“, fragte Tea zittrig doch sie erhielt keine Antwort und sofort war klar, dass Joey nicht darüber sprechen wollte und es deshalb auch nicht tun würde. Also schwiegen die Freunde einige Minuten bis Yugi plötzlich meinte: „Kommst du heute nach der Schule zu mir, Joey?“ „Wieso?“ „Schon vergessen? Wir wollten zusammen für den Mathetest lernen!!“ „Ach, stimmt ja... ist gut, ich komm nach der Schule zu dir.“ „Gut.“ Und ehe sie sich versahen läutete es auch schon zur nächsten Stunde. Und nur widerwillig und mit lautem Murren erhob Joey sich von seinem gemütlichen Plätzchen und schlich zusammen mit seinen Freunden zurück in die Klasse um sich dort erneut von den Lehrern quälen zu lassen. Nachdenklich saß Seto in seinem Wintergarten, vor sich den leeren Teller auf denen Joeys Früchtecrepes waren und in der Hand eine Zigarette, an der er ab und an zog. Gedankenversunken starrte er in den Himmel, tippte mit der freien Hand auf den Tisch, immer schön im Takt zum Radio, welches leise und mehr als Hintergrund lief. Ein Blick hinter sich in das große, leere Haus zeigte dem Brünetten, dass sein kleiner Bruder nicht da war. Er war in der Schule und danach würde er sicher wieder mit ein paar Freunden weggehen, wie sooft in letzter Zeit. Einsam und verlassen wünschte Seto sich plötzlich an den Abend zuvor zurück. Die sanften Gesichtszüge des Blondschopfs, sein Lachen, seine Stimme, die Berührungen, nach all dem sehnte sich der Firmenchef. Und da kam ihm eine ganz blöde Idee in den Kopf. //Was wäre... wenn er hier einziehen würde? Was, wenn ich ihn bitten würde mit mir zusammen zu ziehen? Würde... er mich auslachen? Oder... würde er zustimmen? ...VERDAMMT, WAS DENK ICH DA EIGENTLICH?!// Das Klingeln seines Handys liess den Jungen zusammen zucken. Schnell hatte er es aus der Tasche gezogen, hob ab und zischte ein kühles ‚Seto Kaiba?’ „Tach Süßer, wie geht’s dir so mein Schatz?“ „Wheeler, was soll der Scheiß?! Solltest du jetzt nicht in der Schule sein?“, und fast schon beiläufig erwähnte er: „Und merk dir eins, ich bin weder dein Süßer noch dein Schatz, klar?“ „Weißt du, Liebling, ich bin tatsächlich in der Schule... aber ich hab mir Teas Handy gekrallt und dem Lehrer angefleht, dass er mich aufs Klo lässt! Tja, und jetzt reden wir miteinander, Darling!“ „Darling und Liebling kannste auch knicken, Köter!! Und warum willst du eigentlich mit mir reden?!“ „Ich wollte dich was wichtiges Fragen...“ Seto schluckte. Joeys Stimme war mit einem Mal ernst und leicht zitternd geworden, es war als wollte er nach etwas ziemlich wichtigem Fragen. Und erneut ging die Fantasie des Brünetten mit ihm durch. //W-Was soll das?! Wieso ist Wheeler plötzlich so komisch? Und was will er mich fragen? Etwa... ob ich mit ihm ausgehe? Ob er mich besuchen kommen darf? Ob ich... mit ihm schlafen will? NEIN!!! Fuck, Seto, krieg dich wieder ein!!! Jetzt fängst du schon an zu fantasieren und in der Dritten Person zu denken, lass das!!!// Nervös nahm er einen tiefen Zug an seiner Zigarette und blies den Rauch genüsslich wieder aus ehe er mit abweisender Stimme meinte: „Na los, stell deine Frage und dann verschwinde wieder in die Klasse, ehe dich noch jemand entdeckt!! Am Ende hab ICH Schuld, weil DU telefonieren wolltest...“ „Na ja... ich... ich wollte fragen, ob... ob dir meine Früchtecrepes geschmeckt haben!!“ Eine Zeit lang herrschte Stille, ehe Seto bedrohlich zischte: „Das war alles? Nur deswegen rufst du mich an? Nur deswegen stielst du dich vom Unterricht davon und vergeudest meine kostbare Zeit?!“ „...ja?“ „Wheeler, du bist der größte Idiot, der mir jemals begegnet ist!!“ Und schon hatte Seto aufgelegt. Achtlos liess er das Handy auf den Tisch fallen, nahm erneut einen tiefen Zug von seiner Zigarette und starrte hinaus in den Garten. Erst sah es aus als wäre er von einer Eisschicht überzogen, denn keiner seiner Muskeln rührte sich und er saß einfach nur da. Doch irgendwann konnte der Brünette sich nicht mehr beherrschen und er begann leise zu kichern, bis er schließlich in lautem Gelächter ausbrach. Und wieder zeigte sich, dass auch ein Seto Kaiba nicht so kalt war, wie er tat... denn auch Eis schmilzt irgendwann! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kami-Sama... ich sollte mich was schämen <' Sonst krieg ich noch Aggressionen XD *sie eben beendet haben will* Rechtschreibfehler, die gefunden werden dürft ihr behalten, ich hatte keine Lust mehr auf Korrekturlesen X3 *lol* Also bis bald ^^ Listle Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)