Beat me baby! von Leviathena ================================================================================ Kapitel 14: Kapitel 26 ---------------------- Kapitel 26 Lukas erwiederte diese Worte nicht. Die Tatsache, wie er durch die Wohnung schwebte, reichte aber aus, um zu wissen, dass er glücklich war. Ein Krebsarbeiterchen dampfte zwischen meinen Lippen als es klingelte. Aus der Küche schnupperte es nach frischen Frikassee und Reis. Der Baum strahlte in sienem Glanz und Lukas hatte sich zurecht gemacht. Die hautengen glänzenden Jeans und das enganliegende schlichte Shirt konnten mich wahnsinnig machen. Mir fielen tausend bessere Dinge ein, die ich mit ihn nun lieber gemacht hätte, als Besuch zu empfangen. Joe schob sich mit einigen Tüten beladen durch die Tür. Dicht hinter ihm folgten Maik, Stephen und Martin. Maiks Freund war al wieder anderweitig eingebunden. Mir wars ganz recht. Die heitere Bande würde mir heute viel Kraft abverlangen. Ich war mir unsicher, ob sie wussten, was mir passiert war. Ich saß auf dem Sofa und blickte unsicher in den Flur. Ich schämte mich. Neben Lukas zu bestehen war eine Sache. Joe ebenfalls. Aber wie würden Lukas freunde all das aufnehmen? Ich hörte herzlich laute Begrüßungen mit vielen Schmatzern. Getuschel an der Tür. Dieses Getuschel nervte mich langsam. „Leute ich sitze hier und höre euch tuscheln. Lasst das gefälligst. Ich komme mir blöd vor!“ Brummte ich einmal in den Flur. „Ohoooo! Alex, hast du etwa gelernt über deine Gefühle zu reden?“ Spöttisch grinste Joe mich an und begrüßte auch mich wie alle anderen mit einem Kuss auf die Wange. „Frohe Weihnachten wünsch ich dir.“ „Ich dir auch.“ Er platzierte seine vollen Tüten unter dem Weihnachtsbaum und platzierte sich im Sessel. Nach Joe folgte auch Lukas, bepackt mit vielen Geschenken, die er ebenfalls unter den Baum stellte. Es dauerte etwas, dann kamen die Drei ebenfalls zu uns. „ Hey Alex...“ Ich wurde von allen sanft gedrückt und mit einem Lächeln begrüßt. Ihre Blicke wanderten über meinen Körper um das Ausmaß an Zerstörung festzustellen. Sie blickten sich und dann Lukas an und verteilten sich auf den anderen Sitzgelegenheiten. Lukas entschwand kurz in die Küche und folgte mit mehreren Bechern Eierpunsch. „So ihr Süßen! Zeit für ein bisschen Weihnachtsstimmung, nicht?“ Er kicherte und alle anderen mit ihm. Der Punsch wurde entgegen genommen, es folgte ein schmutziger Toast von Joe, alle gackerten und man stieß an. Alles wie immer. Nur ein plumpes Gipsbein in der Mitte der Runde, das störte. Nach dem Abendessen saßen alle noch beisammen. Ich verzog mich für eine Zigarette in die Küche. Hier hatte ich auch einfach ein wenig Ruhe vor der Meute. Meine Rippen schmerzten. Die große Anzahl an Besuchern verhinderte, dass ich einen ausreichend bequemen Sitzplatz auf der Couch hatte. Außerdem fühlte ich mich seltsam, denn immer wieder blickte einer der Jungs zu mir rüber und ich konnte mir nicht erklären, ob sie die Wahrheit wussten, oder ob Lukas ihnen etwas anderes erzählt hatte. Der Qualm umhüllte mich als Joe zu mir kam und sich auch eine Zigarette ansteckte. „Wildes Getummel im Wohnzimmer, hm?“ Er lächelte mich an. Ich rollte nur mit den Augen und zog erneut an meiner Zigarette. Der Atemzug stach mir in der Brust und ich verzog mein Gesicht. „Alles noch ein bisschen viel für dich? Wie gehts dir? Zwischen dir und unserem Prinzesschen scheinen die Wogen ja wieder geglättet zu sein.“ Er hatte immernoch dieses Lächeln im Gesicht. Ich pustete den Rauch aus und blickte ihn an. „Ich fühle mich wie ein verdammtes Wrack. Wenn das so weiter geht, werde ich noch tablettensüchtig.“ Ich lachte kurz mit verzogenem Mund. „Allerdings wäre mir die Nähe zu Lukas das wert.“ Joe zog ebenfalls an seiner Zigarette und nickte. „ Sei vorsichtig. Gerade bei Tramal. Ach ja!“ Er griff in seine Hosentasche und überreichte mir ein kleines Päckchen. „ Ich hab bekommen, was du wolltest. Sogar mir Gravur. Restgeld gibt’s später.“ Ich stützte mich nur auf eine Gehhilfe und nahm die kleine Schachtel an. Lukas Weihnachtsgeschenk. Ich kam nicht dazu selber loszugehen, also hatte ich beim Weihnachtsbaumkauf Joe um Hilfe gebeten. „Besten Dank.“ Ich löschte die Zigarette im Aschenbecher, doch Joe versperrte mir noch den Weg aus der Küche. Fragend blickte ich ihn an. „Lukas hat mir erzählt, du hättest ihm deine Liebe gestanden.“ Meine Augenbrauen zogen sich unweigerlich zusammen. Es wunderte mich, dass er mich so direkt drauf ansprach. „ Ja, habe ich.“ Er blickte mich eingehender an. Sein Blick schien mich zu durchbohren. „Joe gibt es hier ein Problem, über das wir zwei reden müssen?“ Er lehnte sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme. „Ich hab dir schonmal gesagt, dass du nicht mit ihm spielen solltest. Du hast schlimmes erlebt und musst das alles erst aufarbeiten. Ich bin nur in Sorge, dass du die Gefühle, die sich gerade in dir ausbreiten, falsch deutest. Lukas ist an dem Tag, als wir dich gefunden haben, schon fast gestorben vor Sorge... Ich will nicht, dass er verletzt wird, wenn du deine Gefühlswelt sortiert hast.“ Meine Augen ruhten auf ihm. Ich hatte eine weitere Zigarette angezündet. Verdammter Schutzmechanismus bei schwierigen Themen. Joe machte sich wiedermal Gedanken um Lukas. Was auch sonst. Beschhützerinstinkte konnte man bei ihm nicht ablegen. „Du meinst, ich verwechsel Dankbarkeit mit stärkeren Gefühlen?“ Er neigte den Kopf hin und her. „So etwas in der Art, ja. Du hast eine Nahtoderfahrung hinterdir. Danach neigen Menschen häufiger zu impulsiven Handlungen.“ Seine Stimme war ruhig, der Blick ernst. Zwischendurch schmulte er immer wieder ins Wohnzimmer, ob unsere Abwesenheit auffiel. Der Rauch brannte tief in meiner Lunge. Irgendwann würde mich das umbringen. Für den Augenblick war es ein guter Ausgleich zu Joes ernsten Worten. „Ich verwechsel da nichts Joe. Du weißt wie ich bin. Ich hätte mir vor einem Jahr eher die Zunge abgeschnitten, als diese Worte über die Lippen gebracht. Und ja,es kam impulsiv aus mir heraus. Aber ich würde es ohne weiteres wiederholen.“ Ich klopfte ihm leicht auf die Schulter. „Ich bin vielleicht nen Gefühlskrüppel, aber diesmal ist es anders.“ Joe lachte leise und gab den Weg aus der Küche frei. „Nagut. Ich box dich um, wenn du hier nur ne Show abziehst.“ Er drohte spielerisch mit der Faust, aber ich wusste, wenn ich hier nur spielen würde, wäre es ihm ernst. Ich wollte meinen deformierten Körper gerade aus der Küche hiefen als ich nochmals inne hielt. „Sag mal, wissen die Jungs eigentlich, was passiert ist?“ Sein Blick wurde ernst und er nickte leicht. „Lukas war so fertig, das war nicht zu verheimlichen. Nen dämlichen Zeitungsartikel gabs auch noch dazu.“ „Was?! Aber..Die Arbeit...“ Er machte eine abfällige Bewegung. „Kümmere dich nicht darum. Sieh erstmal zu, wieder fit zu werden.“ Ich lehnte kurz nochmal gegen die Küchenzeile. Warum hatte ich darüber nie nachgedacht? Ich wollte eigentlich auf Arbeit von einem Autounfall reden. Der Zug war wohl nun abgefahren. „Na ihrSüßen? Genug von uns Tratschtanten?“ Lukas kam in die Küche um den Punsch aufzufüllen. Er blieb vor mir stehen und blickte mich an. Sein Lächeln wich Sorge. „Du siehst blass aus Babe. Joe, hast du ihn wieder mit deinem Psychoscheiß zugequatscht? Ich hab dir gesagt, dass das unsere Sache ist.“ „Ich mach mir doch nur Sorgen Prinzesschen, dass..“ „Papperlapapp! Wir sind glücklich, das reicht für den Augenblick!“ Ich schmunzelte über Lukas Vehemenz und beugte mich vor, um ihn auf die Wange zu küssen. Er erwiederte die Geste mit einem sanften Kuss auf meine Lippen und füllte dann die Tassen wieder auf. „Ich hab für euch auch Bier im Kühlschrank. Und du Schätzelein...“ Er lächelte mich an und legte einen strengen Unterton in die Stimme. „Bewegst deinen süßen Hintern wieder auf die Couch! Du hattest heute schon genug Anstrengung!“ Er kicherte vergnügt und auch ich grinste dabei. Joe hob nur fragend eine Augenbraue und fischte gerade zwei Bier aus dem Kühlschrank. „Heute kam der Anruf aus dem Krankenhaus. Der HIV-Test war negativ.“ Nun grinste auch Joe. „Verstehe. Ihr habt also erstmal ordentlich gefeiert.“ Wieder vergnügtes Kichern, dann bewegte sich Lukas schwungvoll zurück ins Wohnzimmer. Ich sah ihm nach und stützte mich wieder in die Krücken um ihm zu folgen. „Hat mich meine Tagesdosis Tramal gekostet. Aber das war es wert.“ Joe lachte leise und klopfte mir leicht auf die Schulter, dann folgte er mir ins Wohnzimmer. Mit dem beendeten Abendbrot und nachdem alle neue Getränke hatten, bestimmte Lukas , dass es Zeit für die Bescherung sei. Maik fing an und verteilte kleine Pakete an alle. Auch an mich hatte er gedacht. Ich packte die kleine Schachtel Luckies aus an die ein schönes graviertes Zippo gebunden war und bedankte mich. Da Lukas mir nochmals vor allen strikte Couch-Ruhe verordnet hatte, kam Maik für eine Umarmung zu mir. Ich fühlte mich schlecht, weil ich an die Jungs nicht gedacht hatte. Mein schlechtes Gewissen wuchs, als ich auch von Stephen und Martin eine Kleinigkeit erhielt. „Lukas hätte mich einweihen sollen, dann wär ich losgezogen und hätte euch auch etwas besorgt.“ Alle kicherten und Maik ergriff das Wort. „Mach dir nichts draus. Du lebst. Das ist ein großes Geschenk für uns alle.“ Ich sah ihn skeptisch mit gehobener Augenbraue an. Stephen und Martin umarmten Lukas heftig von beiden Seiten. „ Wenn es dir gut geht, geht es unserem Prinzesschen gut und das macht uns glücklich!“ Alle lachten. Auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Es war eigentlich ganz angenehm, dass sie mich nicht weiter mit Fragen bezüglich der Geschichte überhäuften. Sie wussten es, aber abgesehen von den anfänglichen Blicken schien nun alles wie immer. Joe machte sich nun an seine Tüten und verteilte Geschenke an die Jungs und Lukas. Mp3-Player mit Clips für das Fitnessstudio wurden unter schiefem Gejohle angenommen. Lukas erhielt einen in Pink. Zusätzlich noch einen pinken Lenkradschoner von ‚Tussi on Tour‘. „ Oh Joe, deine Geschenke sind immer so grauenhaft!“ jammerte er , doch sein Gesicht verriet ein wenig Freude. Joe lachte herzlichst und reichte auch mir ein kleines Päckchen. Ebenfalls ein MP3-Player. „Ich war so frei dir bereits ein paar Songs aufzuspielen Alex. Gute Laune Musik für deine Reha.“ Er zwinkerte mir zu und ließ sich auch von mir drücken. „Und das bei deinem Musikgeschmack! Alex-Schätzchen, lösch das lieber gleich alles runter!“ Die Gruppe lachte bei Martins Worten und ich schmunzelte mit. Lukas huschte nun zum Weihnachtsbäumchen und verteilte seine Geschenke. Stephen und Martin erhielten ein Gesellschaftsspiel mit anrüchigem Inhalt und sofort wurde beschlossen, dass das bald gespielt werden müsse! Maik erhielt eine kleine japanische Spielfigur, irgednein Sammlerstück. Er war offensichtlich Animefan und Lukas hatte da in einem kleinen Comicladen in Kreuzberg eine besondere Entdeckung gemacht. Für Joe gab es eine gute Flasche Whisky. Dann drängelte er sich zu mir auf die Couch. In seinen Händen hielt er eine kleine Schachtel und reichte sie mir lächelnd. Alle im Hintergrund blickten gespannt zu. Offensichtlich war er gut darin, seine Geschenke geheim zu halten. Ich befreite die kleine Schachtel langsam von ihrer Verpackung und erntete dafür viel Nörgelei aus dem Hintergrund. Lukas strahlte mich die ganze Zeit an. Um mich selbst nicht weiter unnötig auf die Folter zu spannen wurde der letzte Rest Papier mit einem Ruck entfernt. Die kleine Schachtel ließ sich leicht öffnen und ich schaute etwas verdutzt, als sich ein kleiner Schlüsselbund darin befand. Lukas blickte mich freudig an. Am Schlüsselbund waren zwei Schlüssel und ein kleiner Katzenanhänger, der Earnest sehr ähnlich sah. „Damit du hier ein- und ausgehen kannst, wie es dir beliebt.“ Er sagte diese Worte leise aber mit bedeutungsvollem Ton. Es freute mich wirklich über alle Maßen. Ich küsste ihn erst sanft und dann abermals, etwas fordernder, was gleich den Spott der Gruppe mit sich brachte. Unter den Rufen von „Nehmt euch nen Zimmer!“ dankte ich ihm leise. Dieser kleine Schlüsselbund war wieder ein neuer Schritt für uns. Und viel besser, er war der Schlüssel für meine Freiheit. Lukas Wohnung sollte nun kein Gefängnis mehr sein und ich hatte doch die Möglichkeit jederzeit wieder zu kommen. Ein weiterer Kuss, dann wollte Lukas bereits wieder aufstehen. Ich hielt ihn sanft am Handgelenk fest. „Warte. Für dich habe ich etwas.“ Überraschung im Hintergrund und in Lukas Gesicht machten sich breit. Auch ich holte meine kleine Schachtel aus der Hosentasche hervor und überreichte sie Lukas. Sie war nicht so hübsch verpackt, aber dennoch war er gespannt, als er sie öffnete. Die kleine Schachtel ploppte leise auf und Lukas hielt den Atem an. Der kleine Silberarmreif mit schmalen keltischen Verzierungen funkelte ihn an. Er nahm ihn heraus und betrachtete ihn lächelnd. Dann entdeckte er die Gravur. /Dum vivo./ Er blickte einen Moment darauf und dann füllten sich seine Augen leicht mit Tränen. „ Ach du dummer alter Troll!“ Er warf sich mir um den Hals und hauchte mir ein leises Danke ins Ohr, bevor er allen anderen sein Geschenk präsentieren sollte. Joe blickte mich nur ruhig an und lächelte dann mit einem leichten Kopfschütteln. Ich hatte wieder seine Worte im Kopf, aber für den Augenblick fühlte sich hier alles richtig an. Ich war mir sicher, dass diese Entwicklung keine Fehldeutung irgendwelcher Gefühle war. Lukas hatte mich in seinem Bann, bevor Gideon durchgedreht ist. Der Gedanke an diesen löste ein dumpfes Gefühl in meiner Magengegend aus. Bald würde die Verhandlung sein. Bald müsste ich ihm gegenüber treten. Ich hoffte still, dass es zu keinem weiteren Disaster kommen würde. Doch für den Moment verdrängte ich all diese Gedanken. Lukas Anblick war einfach zu rührend. Erneut erhielt ich einen verliebt dankbaren Kuss und schlang die Arme um ihn. Das was seit Jahren das gemütlichste Weihnachtsfest. Und mit Lukas in meinem Armen fühlte es sich durchweg richtig an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)