Elysium von Hatschepsut (Das Ende der Alten Zeit) ================================================================================ Kapitel 1: Roter Schnee, Blaues Blut ------------------------------------ Also, der Anfang des Kapitels war schon mal hochgelanden, aber es hat mir nicht gefallen und ich hab es wieder gelöscht. Jetzt bin ich einiger Maßen zufrieden. Ich hoffe, dass euch meine Geschichte gefällt^^ Viel Spaß beim lesen eure Hatschepsut Roter Schnee, Blaues Blut Der beißende Wind fachte die Feuer erneut an. Mit einem stechenden Schmerz im Herzen sah Kana wie ihre Heimat von den Flammen des Krieges verschluckt wurde. Ihr Gesicht war nass von Tränen. Warum musste dieser grausame Krieg ihr alles nehmen, was sie hatte? Ihr Pferd wurde unruhig. Mit leerem Herzen und schattenreicher Seele wand sie ihren Blick von dem Feuer ab. „La Feder-Hahl ida rehaa! Die Höllenfeuer sind grausam!“, flüsterte sie. Ohne noch einmal zurück zu sehen, trieb sie ihr Pferd in die Weiten der Sed-Hahl, Schneehölle. Rücksichtslos ließ Kana ihre schwarze Stute Wie-der-Himmel-bei-Nacht durch die Schneewehen galoppieren. Kanas einziger Gefährte war die Einsamkeit, dieser war so ohrenbetäubend still, dass sie leise anfing zu singen um ihn verstummen zu lassen: „Schöne Stadt Von Schnee erstickt Ganz unberührt In Berg gehauen Auf schwarzem Thron In schwarzer Hall’ Sitzt Königin Mit kaltem Herz Der Krieg es war Das Reich zerstört Die Königin Lacht ungestört Verzweifelte Schlacht Ganz blutbefleckt Das Kind steht da Das Schwert noch in der Hand Keine Hoffnung Kein Friede für die Seelen Ohne Ruh’ Voller Angst…“ Das Lied machte Kana noch trauriger und nachdem die letzten Töne verklungen waren, war ihr Begleiter lauter als zuvor. Sie kannte nur einen Ort an den sie gehen konnte, die Heimat ihres Vaters. Mutter und Tanten waren tot, Indoras gefallen. Nur der Vater war der jungen Frau geblieben und diesen hatte sie noch nie gesehen. *** In einer feingliedrigen Stadt aus nebelblauem und weißem Kristall erbaut, lebte ein Volk von unglaublicher Schönheit. Indo’jen war der Name der Stadt, die sich auf der Grenze zwischen den Schneeebenen und den alten Welten aus einem Meer von Baumwipfeln gen Himmel reckte. Türme aus Spinnenweb und Glas zeigten wie Finger zu den Sternen und runde Kuppeln aus Mondlicht und Kristall erhoben sich wie kleine Inseln aus dem Ozean der Baumkronen. Ineluki schritt durch die Halle der Ferne, die größte Halle von Indo’jen, sie war vollständig aus durchsichtigem Glas erbaut. Unter den Füßen des Königsohnes befand sich eine exakte Abbildung von Elysium, dem Teil der Welt, in dem die Zida’ja seit Anbeginn einer unermesslichen Zeit über das Land wandeln. Das Alter konnte Inelukis Volk nichts anhaben. Die sterblichen Menschen nannten sie die Unsterblichen, doch auch die Zida’ja konnten sterben. In dem Elysium der Halle der Ferne erhoben sich Berge und flossen Flüsse, ganz so wie in der richtigen Welt. Das war aber nicht das Besondere an der Halle, denn wenn man über die einzelnen Stätten Elysiums ging, konnten die, welche es gelernt hatten, die Stimmen von denen hören, die einem nahe standen. Die Halle war leer, nur noch wenige konnten die Stimmen hören. Ineluki wollte mit seiner Schwester sprechen, sie lebte in einer anderen Stadt der Zida’ja, diese hieß El Daras, das Leben. Während er über Sed-Hahl ging, vernahm er ein Lied, das er schon sehr lange Zeit nicht mehr gehört hatte: „…Verzweifelte Schlacht Ganz blutbefleckt Das Kind steht da Das Schwert noch in der Hand…“ Konnte es sein, dass die Frau, die er einst zu seiner Gefährtin gemacht hatte noch lebte? Rief sie ihn mit diesem Lied zu sich? Oder wollte sie ihn vor etwas warnen? Verwirrt lauschte der Zida der Stimme, es war eine Fremde, die dort sang. Aber warum konnte er sie dann hören. Er schüttelte den Kopf und ging weiter. Er würde mit Amerusa, seiner Mutter, darüber reden. Doch eigentlich konnte Andera nicht mehr leben, sie war ein Mensch und es war mehr als zweihundert Jahre her, dass sie die Zeremonie der Gefährten, eine Art Hochzeit, vollzogen. Seltsam, dachte Ineluki, war sie etwa eine Zida gewesen? Aber sie sah nicht so aus wie die Frauen seines Volkes. Jäh kam ihm ein Gedanke. War sie vielleicht eine „Tochter der Isis?“ Gedankenversunken lief der Prinz durch die Halle. *** Necho lief wütend durch sein Zelt. Sie hatten Indoras vernichtet und doch nicht erreicht, was sie wollten. Der Schatz war verschwunden, das, was der Anführer der ‚Roten Krieger’ haben wollte war geflohen. ‚Sie’ war der Welle von Angreifern Entkommen. Der junge Mann atmete ein Mal tief ein. ‚Sie’ war weg, daran konnte er im Moment nichts ändern. „Tiamak!“ Ein dürrer Junge stürzte ins Zelt, begierig darauf seinem Herrn zu diensten zu sein. „Ja, Herr!“ Die Worte des Jungen überschlugen sich. Necho hatte sich über die vielen ausgebreiteten Karten auf dem Tisch gebeugt. „Hol’ Feden.“ Necho sah nicht einmal von seinen Pergamenten auf. „Ja, Herr!“, Stotterte der Junge und verließ das Zelt. Necho zog eine Karte hervor. Wo bist du, kleine ‚Tochter der Isis’?“ flüsterte der junge Anführer und starrte auf die Karte von Sed-Hahl. *** Mit unterschlagenen Beinen saß Jiriki an der Grenze zwischen den alten Welten und den schneebedeckten Weiten Sed-Hahls. Der Zida’ja wartete, er wartete auf die Gesänge der Totenwinde, darauf, dass diese ihm den weg zu der Fremden führte, dessen trauriges Lied sein Onkel Ineluki in der Halle der Ferne gehört hatte. Während er wartete, beobachtete er wie der Wind die leichten Flocken zu großen Wellen auf dem glatten, weißen Meer aufhäufte. Das matte Licht der Sonne brach sich in den einzelnen Eiskristallen, sodass die ganze Ebene einem Ozean aus Sternen gleich kam. Leise, aber doch zu erkennen, trugen die Totenwinde das Klirren von Stahl auf Stahl zu dem Unsterblichen. Das musste es sein, darauf hatte er gewartet. Mit der den Unsterblichen eigenen Anmut einer Katze erhob er sich vom kalten Schnee. *** Es kam Kana so vor, als würde sie schon eine Ewigkeit über die Weiten von Sed-Hahl reiten. Sie war müde, doch am Horizont schimmerte die Hoffnung, Hoffnung auf ein neues Leben. Bald würde sie in dieses neue Leben eintauchen, eines ohne Krieg, zusammen mit ihrem Vater. Tränen liefen ihr über das Gesicht, so viele von ihnen hatte sie in der letzten Zeit vergossen. Doch der dunkle Streifen am Horizont, der bedeutete, dass die alten Welten nicht mehr fern waren, war nicht die einzige Veränderung in der Stille. Hinter sich vernahm Kana eine Schar Reiter. Diese waren sicher ausgeschickt worden sie zu finden. Kana fragte sich ob es überhaupt einen Sinn machen würde vor ihnen zu fliehen. Sie selbst und auch Wie-der-Himmel-bei-Nacht würden solch einen Wettlauf nicht gewinnen. *** Endlich hatten Feden und seine Männer eine Spur gefunden, die sie auf die Fährte des Schatzes von Indoras brachte. Schon so lange hatten sie nach ihr gesucht, sie durften nicht versagen. „Schneller!“ rief der der Vertraute Nechos denn zwei Männern zu, die ihn bei seinem Auftrag unterstützten sollten. „Wir müssen unserem Herrn seinen Schatz bringen!“ Die Krieger spornten die kräftigen Pferde von den Grasländern Hitos an. Sie würden ihre Aufgabe erfüllen. Die Hitos würden die Hochburg der Macht der Unsterblichen, den Sitz der Ina-Zezera stürmen. Bald würde Luzieja den Hitos gehören. Die Isistöchter würden bezahlen. Sie waren ganz nahe am Ziel, das spürte Feden, bald wären sie bei ihr. Die Pferde rasten über die Ebene. Immer schneller und immer näher ans Ziel, immer weiter zu ihr, zum Sieg. Feden hatte seine zwei Begleiter weit hinter sich gelassen und lies sein Pferd einen Hang hinunter preschen. Am Horizont erkannte er den Schatten eines Reiters. Das musste sie sein, ja, er würde sie als erster sehen, er würde sie zu seinem Herren bringen. Das Schattenpferd in der Ferne bäumte sich auf. Schnell galoppierten Pferd und Reiter auf den Roten Krieger zu. Ein Schwert, wie eine weiße Nadel, glänzte in dem matten Sonnenlicht. So näherten sich die beiden einander. *** Kana hatte es aufgegeben vor ihren Verfolgern zu fliehen und nun stand sie einem von ihnen gegenüber. Schnell huschte ihr Blick zum Horizont, wo schon zwei weitere schwarze Gestalten auftauchten. „Mein Tod wird euch viel kosten.“, flüsterte die junge Frau und schwang ihr Schwert Mondlicht gegen den Krieger vor ihr. Klirrend trafen Kanas Mondlicht und das Schwert des Fremden aufeinander. *** Immer wieder hörte Jiriki, wie Metall auf Metall prallte. Schnell lief er in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Er hatte das Gefühl, dass es wichtig für ihn war die Fremde zu finden, und dies war seine einzige Spur. Ein Schmerzensschrei ertönte aus geringer Ferne. Der Zida’japrinz hastete –ohne seine Katzenanmut zu verlieren- über den Schnee. Schon bald erblickte er das Bild eines blutigen Schlachtfeldes. Ein Mann, anscheinend ein Hito umkreiste eine junge Frau mit goldbrauner Haut und langem, schwarzen Haar. Um die beiden Kämpfenden herum lagen die Leichen von zwei weiteren Hitos und die dreier Pferde. Ein weiteres Tier war ein paar Schritte vom blutgetränkten Kampfplatz entfernt verendet. Für einen kurzen Moment trafen sich die silbergrauen Augen der Fremden und die goldenen Jirikis. Von dem Silberschwert in Ihrer Hand tropfte der rote Lebenssaft der Menschen. *** In Zedania, der Hauptstadt Luziejas, stand eine Halle, die in ihren Ausmaßen sogar die Halle der Ferne in Indo’jen weit übertraf. Dies war der Höllensaal, eine atemberaubend reale Nachempfindung des Saals, der in den Mythen Luziejas der Sitz der allmächtigen Isis in ihrem Höllengarten war. Gekrönt von einer gigantischen Kuppel aus kleinen, blauen, grünen und türkisen Glassplittern, welche ein unbeschreibliches, beinahe unmöglich komplexes Muster bildeten. Das Sonnenlicht, das in die Halle fiel, wurde vom Glas der Kuppel blaugrün gefärbt und verwandelte den Saal aus rein weißem Marmor in eine dustere Unterwasserlandschaft. Gegenüber des großen Portals aus mit Silber beschlagenem Birkenholz, dessen weiß sich vollständig in das weiß der Halle einfügte, saß eine Frau von einzigartig befremdlicher Schönheit. Nur ihre ozeantiefen und dennoch kristallklaren, blauen Augen wichen von dem einheitlichen weiß ab. Vor dem einfachen Thron aus gemeinem Opal kniete eine einzelne schwarz gekleidete Gestalt. „Was habt ihr mir zu berichten, Tochterstochter?“ fragte die Frau auf dem Thron mit einer durchdringenden Stimme. „Oh, große Ina-Zezera, Herrin über die Wasser des Göttersees, Gebieterin der heiligen, weißen Drachen Luziejas, Hüterin der Isistränen. Ich muss euch eine schreckliche Nachrichten überbringen.“ „Die wären?“ Die Ina-Zezera durchforschte mit ihren klaren Ozeanaugen die Gedanken ihrer vor ihr knienden Enkelin. „Indoras ist gefallen.“ Hauchte die Königin der Isiskinder. „Ja, Herrin. Indoras wurde förmlich von den Hitos überrannt.“ „Nun. Dies soll uns nicht kümmern. Indoras ist die Feste der Ausgestoßenen.“ Die Ina-Zezera saß steif auf dem Opalthron, ihre Hände umfassten krampfhaft die steinernen Armlehnen. „Geh nun, Tochterstochter.“ Die junge Isistochter erhob sich und verließ den Höllensaal durch eine verborgene Seitentür. Die Uralte war nun wieder allein in ihrer geliebten Halle. Ihre stechend blauen Augen folgten den verfärbten Sonnenstrahlen und liebkosten die feingliedrigen Ornamente, die aus dem gleichen edlen Marmor gearbeitet waren aus dem das gesamte Gebäude bestand. Leise flüsterten die Totenwinde der mächtigen Königin Worte von einem weit entfernten Ort ins Ohr. Eine einzelne Träne lief über das Gesicht der Ina-Zezera. *** Necho trat in den Raum mit der hohen Decke, der als Thronsaal diente. Die Gestalt mit den welligen, schwarzen Haaren und der von einem durchscheinenden, roten Mantel verdeckten filigranen eisblauen Rüstung, die auf dem Lapislazulistuhl saß, hatte ihn schon erwartet. Ihre grauen, unruhigen Augen schickten ihm einen zerschmetternden Blick entgegen, doch der junge rote Krieger ließ sich nicht beirren, er wusste, dass Andera Mina an die Grenzen ihrer Macht gestoßen war. „Du hast dich nicht verändert, Mutter.“ „Und du, mein Sohn, bis so grausam wie dein barbarischer, sterblicher Vater. Wie viele Jahre ist er schon tot? Fünfhundert?“ Andera lehnte sich zurück in den Schatten des dunkelblauen Steins und lächelte herablassend. Necho ging mit leicht gesenktem Kopf, fast demütig auf den Thron seiner Mutter zu, doch Sein leises Lachen dröhnte ohrenbetäubend laut in Anderas Ohren nach. Nur wenige Schritte vor dem Lichtkreis der Öllampen, die den beinahe fensterlosen Raum erhellten, stehen. Er hob den Kopf und sah geradewegs in die unruhigen Gewitteraugen seiner uralten, unsterblichen Mutter. „Wo ist sie?“ „Wen meinst du, Sohn?“ Die Herrin von Indoras sah ihn mit einem gespielt fragenden Blick an und lächelte ihn wieder von oben herab an. „Du weißt ganz genau wen ich meine.“, fauchte Necho, was Andera erneut dazu brachte ein gnädiges Lächeln auf zu setzen. „Ja, ich weiß wen du meinst, doch ich weiß nicht wo sie ist. Vielleicht bei ihrem Vater.“ „Unser Vater ist tot.“ Der Jüngere lief vor dem Thron auf und ab, wie ein Tiger im Käfig. „Oh nein, Necho, dein Vater ist tot. Kanas Vater wird deinen um ein Weiteres überleben als du.“ „Meine Schwester ist also von rein luziejanischem Blut.“ Das Lachen der Alten halte durch die verbrannten Ruinen von Indoras. „Nein, mein Sohn, oh nein. Kana ist noch weniger von luziejanischem Blut als du und genau das macht sie zu einer sehr mächtigen Isistochter.“ Das Lachen verstummte, Andera sah ihren Sohn so ernst an, wie noch nie zuvor. „In den Adern deiner Schwester fließen Zida’jablut und Isistränen.“ *** In dem Moment, in dem sich ihr Blick mit dem des Fremden kreuzte, machte der Hito vor ihr einen Sprung auf sie zu. Stolpernd wich sie zurück. Ihre Hand krampfte sich um eine Wunde in ihrem Bauch. Ein Schwall blau-violett schimmerndes Blut tränkte ihre weißen Kleider und den Schnee zu ihren Füßen. Kana sackte zusammen. Gestützt auf ihr Schwert sah sie zu ihrem Gegenspieler hinauf, dieser starrte entsetzt zurück. „Was starrst du noch lange? Bring es zu Ende.“, fauchte sie. Aus dem Augenwinkel sah sie wie der Fremde mit den Augen aus geschmolzenem Gold seinen Bogen spannte. Lächelnd schleuderte sie ihr Silberschwert weg. Beide Arme ausgebreitet, kniete Kana vor dem Hito und präsentierte sich für einen letzten Schlag. Sie hörte denn Pfeil von der Sehne schnellen. Zielsicher traf er die Seite des Kriegers. Sein Blut mischte sich mit dem seiner Gefährten. Erleichtert kroch sie zu ihrem Schwert und legte sich erschöpft in den Schnee. Langsam näherte sich Jiriki der Fremden. Der Schnee war mit ihrem bläulichen Blut befleckt. Vorsichtig kniete er neben ihr nieder. „Was wollt ihr von mir?“ brachte sie keuchend hervor. „Warum habt ihr mir geholfen?“ „Ich habe den Auftrag bekommen, euch zu suchen.“, antwortete er und lächelte. „Von wem habt ihr diesen Auftrag bekommen?“ Sie war misstrauisch. „Mein Onkel hat mich darum gebeten.“ Er machte eine komplizierte Handbewegung, die soviel wie ‚Seid mir gegrüßt’ bedeutete. „Mein Name ist Jiriki aus dem Hause Indo’jen.“ Sie horchte auf. „Indo’jen? Ihr seid ein Zida!“ Er sah sie überrascht an. „Ja, ich bin ein Zida.“ Sie setzte sich auf. Ihre Hände klammerten sich um die seinen. „Ich bitte euch, bringt mich nach Indo’jen.“ Tränen standen ihr in den Augen. „Ich muss dort hin.“ „Ich werde euch nach Indo’jen führen. Denn mein Onkel möchte mit euch sprechen.“ Ein freundliches Lächeln von ihm und sie wusste, dass sie ihm vertrauen konnte. Jiriki erhob sich und zog sie mit in die Höhe. Sie stöhnte leise, als sie zum stehen kam. Ihre Hand krampfte sich um die Wunde. „Es tut mir Leid Herrin.“ „Nennt mich bitte Kana. Ich bin noch zu jung, um eine Herrin zu sein.“ Sie erwiderte sein Lächeln. „Also, Kana, es ist weit bis nach Indo’jen.“ „Dann sollten wir aufbrechen. Ich bin sicher die Hitos werden nicht so leicht aufgeben.“ Er nahm ihre Hand und führte sie einen unsichtbaren Pfad entlang. Sie hielt Mondlicht noch immer fest umfasst. Sie liefen mit dem Wind, in einer Zeit kurz und lang zugleich. Es schienen Jahre zu sein und doch waren es nur wenige Stunden. Kaum einen Herzschlag, nachdem die beiden jungen Unsterblichen die Grenze des Waldes überschritten hatten, erhob sich vor ihnen eine hauchzarte, durchscheinend Weiße Mauer. Diese wurde bisweilen von den mächtigen Stämmen der ältesten Bäume Elysiums unterbrochen. Zwischen zwei dieser gigantischen Eichen bildete ein Tor aus silbernen Spinnweben den Durchlas nach Zida’ja, einem der uralten Reiche. Ihre Schritte würden von dem weichen Waldboden gedämpft. Der Weg wurde von kleinen Boden bedeckenden Pflanzen mit kleinen gelben und weißen Blüten überwuchert, große, bunte Schmetterlinge flatterten von einem üppig blühenden Magnolienbaum zum anderen und violett blühende, immergrüne Kletterpflanzen schienen die turmhohen, rotblättrigen Bäume zu ersticken. Jiriki zog seine Begleiterin weiter, vorbei an zierlichen Häusern aus Glas, Seide und Marmor, vorüber an Nadeltürmen, die bis in den Himmel zu reichen schienen, und Kuppelhallen, die von den Ausmaßen her mit den höchsten Gipfeln der Eisberge im Norden von Sed-Hahl zu vergleichen waren. Doch die beiden Jungen ließen diese Wunder kalt, sie schwebten vorbei ohne darauf zu achten. Die wenigen anderen ignorierten die beiden so, wie Jiriki und Kana sie nicht wahrnahmen. Während sie liefen sah der Zida in die tiefen, ruhigen Augen der Isistochter, die wie zwei stille Teiche wirkten, in denen sich der einheitlich graue Himmel eines Herbsttages. „Wir werden erst in mein Haus gehen und wenn ihr euch ausgeruht habt will euch meine Großmutter sehen.“ *** Ineluki saß im Haus seines Neffen Jiriki und wartete auf dessen Rückkehr. Jirikis Heim befand sich unter dem Schleier einer riesigen Trauerweide. Eine schmale Treppe aus schwarzem Onyx wand sich um den knorrigen Stamm des alten Baumes. Den Boden des Aufenthaltsraums bildeten abwechselnd kleine Rasenstücke und ein System aus komplizierten Mosaiken. Ein niedriger, filigran gearbeiteter Tisch aus Tigerauge umgeben vom cremfarbenen mit weißen Schlangendrachen bestickten Sitzkissen stand an dem stets offenen Durchgang zum Blütenmeer des Gartens. Zwischen Eingang und Treppe sprudelte eine leise plätschernde Wasserfontäne aus einem feinen, bläulichen Glasbrunnen. Die Zweige der Weide waren an den Eingängen zusammengebunden, damit man hindurch gehen konnte. Mit einem leisen Rascheln trat sein Neffe über die Schwelle, gefolgt von einer in weiß gekleideten Frau. Als Ineluki diese sah, stockte sein Atem. Es war wie vor so vielen Jahren, als er Andera das erste Mal sah. Sie sah seiner Gefährtin so ähnlich. Jiriki war nicht überrascht seinen Onkel anzutreffen. Ja, er hatte sogar gehofft ihn in seinem Haus zu finden. Kana blieb wenige Schritte hinter ihm stehen und sah seinen Onkel verwirrt an. „Das, Herrin ist mein Onkel.“ Sacht neigte sie ihren Kopf. „Mein Herr. Ich bin Inela Kana Shagone.“ „Es freut mich, Euch kennen zu lernen, Inela.“, erwiderte Ineluki und beobachtete sie weiter. Schließlich wand er sich an Jiriki und erklärte: „Amerasu hat die Familie zu sich gerufen. Wir sollen sofort kommen.“ „Gut, ich werde gleich nachkommen.“ Ineluki verließ das Haus seines Neffen. „Ich werde zu gehen müssen. Doch ihr könnt euch hier ausruhen.“ Er lächelte und wies auf die Sitzkissen. „Es kein Bett, aber ich hoffe, dass es euch fürs Erste genügt. „Es ist mehr, als ich von einem Fremden erwarten kann.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)