Life and Death von Satnel ================================================================================ Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Titel: Life and Death Teil: 13/ 37 Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: fantasy, original, lemon Warnung: Da es meine erste Lemon Story ist entschuldige ich mich dafür, wenn manche Szenen vielleicht nicht realistisch erscheinen. Disclaimer: Wenn es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen gibt, ist das reiner Zufall. Torel hatte sich gerade zum Tisch gesetzt, als die Schlafzimmertür noch einmal geöffnet wurde. In der Annahme, das Leben etwas vergessen hatte, wand er sich um. Doch statt Leben stand der Engel in der Tür. ‚Kann ich reinkommen? Wir müssen noch etwas besprechen und das würde ich gerne ohne dein Gegenstück machen.’ Torel nickte zustimmend. Warum sollte er das Unvermeidliche hinausschieben? Shenon schloss die Tür hinter sich und trat neben ihn. ‚Also willst du mir sagen wer dich angegriffen hat?’ Er schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht. Wenn ich dir den Namen sage, würde ein Unschuldiger grundlos bestraft werden und das will ich nicht.“ ‚Stattdessen willst du grundlos bestraft werden.’ „Ich bin nicht schuldlos.“ Torel seufzte. „So viele Leben habe ich schon genommen, das ich aufgehört habe zu zählen.“ ‚Aus gutem Grund. Es war an der Zeit für sie zu gehen. Doch nehmen wir einmal an, du wirst bestraft was ist mit Leben? Soll er grundlos bestraft werden?’ Überrascht hob er den Blick und traf direkt die goldenen Augen seines Gesprächspartners. Daran hatte er noch nicht gedacht. Obwohl … vielleicht ganz kurz, um es gleich wieder zu verdrängen. Er wollte nicht daran denken das er Leben seine Hilfsbereitschaft vielleicht mit dem Tod dankte. ‚Daran hast du bis jetzt nicht gedacht, stimmts?’ Obwohl die Stimme des Engels nur in seinem Kopf hörbar war, klang sie in diesem Moment tadelnd. Eigentlich konnte man durch die Telepathie der Beiden ihre Gefühle ganz gut mitbekommen. „Nein hab ich nicht. Ich will ihm seine Hilfe nicht mit dem Tod belohnen. Ich glaube es wäre besser gewesen, wenn er mich in der Halle hätte sterben lassen, dann hätte er nun keine Probleme.“ Er wusste nicht warum er Shenon das alles erzählte, aber der Blick seiner goldenen Augen forderte ihn einfach dazu auf. ‚Du magst ihn oder?’ Torel zwang sich den Blickkontakt zu unterbrechen, denn nun musste er lügen. „Nein.“ Die Frage, ob er ihn liebte, wäre einfacher zu beantworten gewesen. Denn dann wäre dieses „Nein“ keine Lüge gewesen. Vor Jahrhunderten hatte er das letzte Mal geliebt und das war seine Mutter gewesen. Seitdem hatte er dieses Gefühl von Wärme, Vertrauen und Geborgenheit nicht mehr gespürt. Natürlich vertraute er Kir, Byron und Sirios und auch bei ihnen fühlte er sich geborgen und sicher, doch war das Gefühl nicht so intensiv. Sicher, jeder von ihnen würde sein Leben für einen der Anderen geben, doch ob das Liebe war? In seinen Augen sah das aus wie Abhängigkeit. Sie brauchten einander und das schweißte sie so zusammen. Die Stimme des Engels riss ihn aus seinen Gedanken. ‚Sieht so aus, als kommen deine Freunde dich suchen’. Torel nickte, es hatte ihn schon gewundert, das sie bis jetzt noch nicht gekommen waren. Wie gesagt, sie konnten nie lange ohne die Anderen sein. Alexis empfing seine ungebetenen Gäste im Wohnzimmer. Kar war ebenfalls im Raum, wenn auch wieder unsichtbar. Doch nun da er wusste, das er da war spürte er den Dämon auch. Sirios betrat als Erster den Raum, sicheren Schrittes wie ein Krieger der ständig den Sieg davontrug. Hinter ihm ruhig und lächelnd wie sonst auch, folgte ihm Nacht. Als Letzter und mehr widerwillig als freiwillig kam Byron in den Raum. ‚Lass dir jetzt bloß nichts anmerken. Nur du kannst mich hören. Tod hat eine Bitte an dich.’ Der Dämon schwieg kurz, wahrscheinlich redete er gerade mit seinem Partner. ‚Er will nicht, das du ihnen sagst wo sie ihn finden können. Außerdem will er alleine mit Kir reden’. Alexis legte den Kopf leicht schief, was man auch als Zustimmung deuten konnte. „Was verschafft mir die Ehre eures Besuches meine Herren?“ „Bietet man seinen Gästen normalerweise nicht als Erstes einen Sitzplatz an?“ Alexis erwiderte das freundliche Lächeln von Nacht. „Nur wenn sie eingeladen wurden. Doch man soll mir nicht nachsagen, ich sei unhöflich, also setzt euch doch.“ Er machte eine einladende Handbewegung. Einer nach dem Anderen setzte sich ihm gegenüber auf die Couch. „Wir wollen wissen wo Tod ist.“ Noch bevor er wirklich saß kam Krieg zum Grund ihres Besuches. „Und warum glaubt ihr müsste ich das wissen?“ „Halt uns nicht für blöd Leben! Wir wissen genau, das du wie jeder Andere von uns auch, die Präsenz deines Gegenstückes am deutlichsten spürst.“ Hass hatte seine ablehnende Haltung aufgegeben und starrte ihn wütend an. „Das ist wahr. Doch warum sollte ich euch das sagen? Immerhin sind wir Gegner, also warum sollte ich gegen mich arbeiten?“ Gelassen lehnte sich Alexis in seinen Stuhl zurück und beobachtete die Reaktionen der Drei. Sirios sprang wütend auf und ballte eine Hand zur Faust. „Hör zu Leben, du sagst uns jetzt sofort wo Tod ist, wenn du meine Faust nicht in deinem Gesicht spüren willst!“ „Setz dich.“ Gegen das Geschrei von Krieg wirkten diese zwei Worte wie ein Flüstern und doch ließen sie keinen Zweifel daran, das sie eine Drohung waren. Ihre Wirkung verfehlten sie nicht. Sirios blieb wie angewurzelt stehen, Hass sah seinen Freund, denn niemand anderes war der Sprecher, fassungslos an und auch Alexis war überrascht. Kir hingegen fixierte Krieg mit kalten Blick. Jegliche Freundlichkeit, sowie das charmante Lächeln waren verschwunden. Als der Angesprochene nicht reagierte wiederholte Kir seine Aufforderung. „Setz dich wieder Sirios. Ein drittes Mal werde ich dich nicht dazu auffordern, also rate ich dir meinem Rat zu folgen, wenn du nicht meine Faust spüren willst. Bei aller Freundschaft und Liebe die ich für dich empfinde, du benimmst dich wie ein kleines Kind und damit kommen wir nicht weiter. Bevor du …“ Er deutete mit dem Finger auf Sirios. „… und du …“ Bei diesen Worten zeigte sein Finger auf Byron. „… nicht wieder erwachsen geworden seid braucht ihr gar nicht mehr mit mir sprechen. Also hinsetzen, Mund halten.“ Überrascht von Kirs Drohung setzte sich der Schwarzhaarige wieder und beschränkte sich darauf Alexis böse anzustarren. „Um wieder zum Thema zu kommen, du hast Recht, wir sind Gegner trotzdem wäre es nett uns diesmal zu helfen. Wir machen uns einfach nur Sorgen um Tod und wollen wissen wo er sich aufhält.“ Alexis schüttelte bedauernd den Kopf. Am liebsten hätte er Nacht sofort aufgeklärt wie es um Tod stand, schon alleine, weil seine Sorge echt war. Doch er hatte dessen Plan zugestimmt und würde sich daran halten. Außerdem würde er sowieso bald alles wissen. „Ich schätze deine Aufrichtigkeit sehr Nacht, doch so sehr ich euch auch helfen möchte es geht nicht.“ „Und warum nicht?“ Sirios wollte scheinbar Streit mit Kir provozieren, der ihn in diesem Moment ärgerlich ansah. ‚Ist der immer so laut? Das ist ja nicht auszuhalten.’ Alexis schüttelte den Kopf, er hatte den Dämon in den letzten Minuten ganz vergessen. Doch auch er wunderte sich über Sirios Verhalten. Er war doch sonst nicht so aggressiv, regte ihn Tods Verschwinden wirklich so auf? Plötzlich fielen ihm Koralis Worte wieder ein. Wer Tod haben will, muss zuerst an Sirios vorbei. Konnte es sein, das die Liebe zu Tod ihn so wahnsinnig machte? Wenn es so war und Tod bei seinem Plan blieb, dann hatten sie ein echtes Problem. Kir hob warnend den Zeigefinger und sofort verstummte Sirios wieder. „Entschuldige diesen kurzen Einwurf, doch auch ich frage dich wieso nicht?“ „Weil es nicht geht. Ich spüre ihn nicht, zumindest nicht jetzt.“ Alexis hasste es zu lügen, vor allem wenn er daran dachte Tschen damit zu helfen. „Aber …“ Byrons Protest wurde von einem warnenden Blick seines Freundes erstickt. „Verstehe. Nun das kann vorkommen. Dann danke ich euch, das ihr uns angehört habt und verabschiede mich.“ Nacht, sowie seine beiden Begleiter, erhoben sich um zu gehen. Da es nicht möglich war sich auf dem Grundstück eines anderen Repräsentanten zu teleportieren, egal ob Freund oder Feind, mussten sie gezwungenermaßen diesen Weg nehmen. Kurz bevor sie den Raum verließen, hielt Alexis sie noch einmal zurück. „Nacht? Könnte ich euch noch einmal kurz sprechen? Allein.“ Hass ergriff Kirs Hand und sah ihn besorgt an. Kir erwiderte diesen Blick aufmunternd. „Geh heim. Ich bin bald wieder bei dir.“ Damit gab er Byron einen Kuss auf die Stirn und löste seine Hand aus seinem Griff. „Aber wirklich nur kurz Leben.“ Der Blondhaarige nickte und wartete, bis die Anderen weg waren. „Ich bin angewiesen worden euch und nur euch etwas zu zeigen.“ Sein Gast runzelte fragend die Stirn. Alexis hob abwehrend die Hand. „Ich weiß, das ihr jetzt bestimmt einige Fragen habt, doch ich bin nicht der derjenige der sie euch beantworten kann. Folgt mir bitte.“ Damit ging er geradewegs zu seinem Schlafzimmer, sich immer vergewissernd, das sein Gast ihm folgte. An seiner Schlafzimmertür hielt er an und klopfte. „Einen Moment.“ Bestimmt arbeitete der Engel gerade an seiner Unsichtbarkeit. Auch der Dämon hatte einige Augenblicke dafür gebraucht. „Herein.“ Er öffnete die Tür und trat zur Seite um Nacht, der in den letzten Minuten immer misstrauischer geworden war, hereinzulassen. Torel saß am Tisch und soweit er erkennen konnte, hatte der Schwarzhaarige sogar alles aufgegessen. Ein gutes Zeichen was seine Heilung betraf. Als er die Beiden sah, stand er auf und trat lächelnd auf sie zu. „Hallo Kir, es ist schön dich wieder zu sehen.“ Kir, der in den ersten Sekunden wie gelähmt dagestanden war, stieß einen freudigen Laut aus, lief auf ihn zu und umarmte ihn heftig. „Torel! Ich hab schon geglaubt, dir wäre etwas passiert.“ „Fast Kir, fast.“ Alexis hatte dieser ganzen Szene mit gemischten Gefühlen zugesehen. Einerseits war er eifersüchtig auf Kir, was kindisch war, doch immerhin hatte er ihn vor dem Tod gerettet und gepflegt und was hatte er bekommen? Unglauben und Beleidigungen. Andererseits hatte er gewusst, das es so kommen würde schließlich war Nacht einer von Tods engsten Freunden und es war klar, das beide sich freuten einander wieder zu sehen. Torels Frage holte ihn unvermittelt aus seinen Gedanken. „Würde es dir etwas ausmachen uns kurz alleine zu lassen?“ Torel sah ihn fragend und auch unsicher an. „Nein natürlich nicht.“ Zwar war es eine Beleidigung ihn aus seinem eigenen Schlafzimmer zu werfen, doch ihm war klar das, es zwischen den Beiden Sachen gab die geklärt werden mussten. Und an der Unsicherheit in Tods Blick hatte er auch gemerkt wie unangenehm ihm das war. Also wartete er noch demonstrativ einige Minuten um ungebetenen, unsichtbaren Besuchern Zeit zu geben das Zimmer zu verlassen und schloss die Tür hinter sich. „Kir könntest du mich bitte loslassen, wir müssen etwas besprechen. Außerdem hab ich Fieber und möchte dich nicht anstecken.“ „Ah das war es also.“ Der Blondhaarige ließ ihn los und trat einen Schritt zurück auf seinen Lippen lag ein scherzhaftes Lächeln. „Und ich dachte schon meine Anwesenheit hätte deine Temperatur gesteigert.“ „Leider muss ich dich enttäuschen.“ Bedauernd schüttelte Torel den Kopf, obwohl er ein Lächeln nicht verhindern konnte. Deswegen hatte er mit ihm sprechen wollen. Kir fand immer die richtigen Worte, um ihn zum Lachen zu bringen. Nichts konnte ihn erschüttern und man konnte immer auf ihn bauen. Egal was es war, wenn es nicht gegen seine Grundsätze verstieß, war jede Angelegenheit die man ihm anvertraute erledigt. Noch dazu hatte Kir so eine Art mit Anderen umzugehen, das sich am Ende niemand betrogen vorkam. Sirios und Byron hingegen preschten vor, ohne auf Verluste zu achten und stießen deshalb gegen Hindernisse. Ihnen fehlte die Finesse auf die Gefühle Anderer einzugehen. Wenn er sich anstrengte und es auch wirklich wollte, gelang das auch Sirios vielleicht, aber Byron glaubte das ein einschüchternder Blick und eine Drohung genau die gleiche Wirkung erzielten. Leider war das eine falsche Annahme, doch Byron interessierten die Gefühle der Anderen nicht Sirios, Kir, er und vielleicht auch noch Arina ausgenommen. „Kannst du dich noch an den ersten Abend der Versammlung erinnern? Damals, als Sirios mir Byrons Lebensgeschichte erzählt hat?“ Kir nickte ernst. „Ja klar, noch so eine von Sirios unbedachten Handlungen. An diesem Abend hätte ich ihn am liebsten erwürgt.“ Torel schüttelte verneinend den Kopf. „Das war es eigentlich nicht worauf ich hinauswollte. An diesem Abend gab ich euch einen Auftrag und ich erwarte noch immer, das er ausgeführt wird. Ich bin sicher, das du die beiden Anderen von der Wichtigkeit dieser Aufgabe überzeugen kannst.“ „Mit anderen Worten …“ Seine schwarzen Augen sahen ihn traurig an. „… du kommst nicht mit mir zurück.“ Abermals schüttelte Torel in einer stummen Verneinung den Kopf. Zu gern wäre er jetzt sofort mit Kir mitgegangen, doch er musste noch etwas erledigen, Kess musste zur Rechenschaft gezogen werden auch wenn mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit Arion dahinter steckte. Doch leider konnte er nur Kess etwas nachweisen und bestraft konnte sie nur werden, wenn ihr Ersatz schon bereit stand. Klar Arina, Byron, Sirios und Luc würden sich Sogen machen, aber das würden sie überleben. Apropos Luc, da gab es noch etwas das Kir wissen sollte. „Ach Kir es gibt da noch etwas, um das ich dich bitten muss.“ Der Weißblonde lächelte unglücklich. „Ja was denn noch?“ „Also kurz nachdem ich angegriffen wurde, ja ich wurde angegriffen schau nicht so entsetzt, habe ich etwas sehr Dummes getan. Ich habe ein Geheimnis preisgegeben, das selbst ihr nicht wisst.“ Torel zögerte kurz. „Ich habe einen Schüler. Mit dem Geheimnis um seine Person wollte ich ihn beschützen. Doch nun weiß mein Feind um seine Existenz und obwohl er seinen Namen nicht kennt wird er sich vielleicht zu unbedachten Handlungen verleiten lassen. Kir ich bitte dich darum ein Auge auf meinen Schüler zu werfen. Machst du das?“ „Natürlich ich werde Luc so gut wie es geht beschützen.“ „Danke das …“ Überrascht verstummte Torel. Erst jetzt registrierte er Kirs Worte und seine Überraschung wich blanken Entsetzten. „Du weißt es?“ Wenn Kir es wusste, dann wusste es Arion bestimmt auch schon. Der Junge nickte leicht. „Ich hatte da so eine Ahnung, aber erst deine Enthüllung hat es bestätigt. Glaubst du wirklich, mir wäre nicht aufgefallen wie sehr du ihm vertraust?“ Er legte Torel beruhigend seine Hand auf die Schulter. „Keine Angst, im Notfall kann sich Luc sehr gut alleine schützen, also werde du nur wieder gesund.“ Torel sah Kir zweifelnd an nickte aber. Er wusste was Luc konnte, im Ernstfall würde er Arion und Kess eine Menge Scherereien bereiten, wenn er das nicht schon längst machte. Allerdings waren seine Gegner zu allem entschlossen, was der Angriff auf ihn zeigte. „Gut. Ich hätte noch tausend andere Fragen an dich, doch mein Instinkt sagt mir, das du mir die Hälfte sowieso nicht beantworten wirst und für die andere Hälfte fehlt mir die Zeit, da Byron auf mich wartet. Also werde ich mich wohl jetzt verabschieden.“ Kir grinste ihn an und wand sich zum gehen um. „Kir eine Frage noch. Wie geht es Byron und Sirios?“ Der Blondhaarige hielt in seiner Bewegung inne und schwieg kurz. Als er antwortete klang seine Stimme traurig. „Es geht ihnen gut. Du fehlst uns zwar sehr, aber die Zwei halten sich recht gut.“ Torel war erleichtert über diese Antwort. Zwar flüsterte ihm eine leise Stimme Namens Intuition zu, das Kirs Antwort nicht ganz aufrichtig war, doch zog er es vor sie zu überhören. „Danke.“ Kir nickte nur stumm und verließ dann den Raum. Er selbst hingegen legte sich wieder ins Bett und grübelte darüber nach, wie er diese Sache so regeln konnte, das keine Unschuldigen bestraft wurden. Alexis saß in seinem Arbeitszimmer über einigen Dokumenten und versuchte schon zum x-ten Mal seine Aufmerksamkeit darauf zu lenken was ihm wieder nicht gelang. Mit einem resignierten Seufzen schob er die Papiere zur Seite und ließ sich in die gepolsterte Rückenlehne seines Sessels sinken. Vor seinem Schreibtisch befand sich ein Panoramafenster, das den Blick auf einen sorgfältig angelegten und gepflegten Garten freigab. Ein Garten, der es eigentlich gewohnt war Schauplatz rauschender Feste und gemütlicher Partys zu sein, doch seit er dieses Haus übernommen hatte lag er verwaist da. Warum eigentlich? Soweit er sich erinnern konnte, hatte er diese Anlässe immer als angenehme Abwechslung empfunden. Bei diesem Gedanken stutzte Alexis und runzelte verärgert die Stirn. Das entsprach nicht der Wahrheit, zumindest nicht ganz. Okay, sie waren eine Abwechslung gewesen, aber auch eine Qual. Stundenlang hatte er das sinnlose Geschwätz irgendwelcher Menschen ertragen müssen, die ihn sofort vergaßen sobald ein bekannteres Gesicht auftauchte. „Worüber denkst du schon wieder nach?“ Die vertraute Stimme ließ Alexis lächeln. „Woher willst du wissen, das ich nicht arbeite, wie es sich in diesem Zimmer gehört.“ Ein helles Lachen erklang und ein Mädchen mit violett, gewellten Haaren setzte sich schräg vor ihm auf den Schreibtisch. „Ich kenne dich schon lange genug, um zu wissen das du nur hierher kommst, um deine Gedanken zu verfolgen.“ Alexis nickte kurz und hoffte Mira mit dieser Antwort zufrieden zustellen. Normalerweise stimmte das ja auch und es gab nur einen Grund, warum er hier arbeitete. Doch den konnte er Mira, der Vertreterin der Freude, ja schlecht erzählen. Denn auch wenn ihre Zwillingsschwester bei der Gegenseite war und mit ihr Informationen austauschte hieß das nicht automatisch, das sie ihnen gegenüber sehr tolerant war. „Weswegen besuchst du mich denn heute?“ Er hatte da so eine Ahnung, was ihm die Ehre ihres Besuches verschaffte. Und vor allem wer. Hundertprozentig hatte Mira mit ihrer Schwester geredet. „Ich habe mit Arina geredet und sie teilte mir mit, das Tod noch immer nicht aufgetaucht ist. Deswegen wollte ich mich vergewissern das bei dir alles in Ordnung ist.“ „Wie du siehst ist es das. Du bist übrigens die Siebente die sich nach meinem Befinden erkundigt. Es wundert mich, das dir dein Geliebter gar nichts mitgeteilt hat.“ Miras rehbraune Augen weiteten sich überrascht. „Cesare war hier? Komisch, davon hat er mir gar nichts erzählt. Genauso wie du eigentlich. Vorhin hat Nacht dein Haus verlassen, was wollte er von dir?“ Er seufzte erschöpft. Mira konnte beizeiten ziemlich anstrengend sein. Doch wenn er sie nicht einmal mit einer Bemerkung über Mut ihren Gefährten vom Thema abbrachte, dann schaffte es gar nichts. Das bedeutete nun, er musste ihre Fragen beantworten oder sie unsanft vor die Tür setzen. Was für ihn bestimmt unangenehme Folgen haben würde. „Das gleiche eigentlich wie du Mira. Nur eben umgekehrt. Er wollte wissen, wo Tod ist und wie es ihm geht.“ „Und?“ „Was und? Ich weiß weder wo sich Tod befindet, noch wie es ihm geht.“ Abermals dankte er Gott dafür, das sein Gegenüber nicht Sherion war. Ansonsten hätte seine Lüge keine Sekunde Bestand gehabt. Mira hingegen schien sich mit dieser Antwort zufrieden zu geben, denn sie nickte nur und stieß sich von seinem Schreibtisch ab. „Ich muss dann mal wieder. Es hat mich gefreut dich zu sehen.“ Ein leises kichern war zu hören und ihre letzte Bemerkung war in einem scherzenden Tonfall. „Aber das nächste Mal will ich mindestens das mir ein Kaffee angeboten wird.“ Alexis lächelte. „Mindestens. Bis bald Mira.“ „Ja bis bald.“ Damit verließ sie ihn. Es dauerte allerdings nicht lange bis er wieder gestört wurde. Eine halbe Stunde später klopfte es wieder an die Tür. „Ja?“ Für seinen Geschmack herrschte in den letzten drei Stunden ein zu reges kommen und gehen in seinem Haus. Dabei war es draußen schon fast dunkel geworden. „Na du klingst ja begeistert.“ Mit einem missmutigen Gesicht trat Koralis ein. „Entschuldige Kleiner, aber seit zwei Stunden oder vielleicht sogar mehr gleicht mein Haus einen Taubenschlag. Ständig kommen und gehen die Leute wie es ihnen passt.“ Der Vertreter des Friedens nickte verständnisvoll. „Das muss ja schrecklich sein. Vor allem da du die Ruhe allem anderen vorziehst.“ Alexis nickte, was sein Freund wegen der hohen Rückenlehne des Stuhls nicht sehen konnte. „Weswegen bist du eigentlich hier?“ Ein resigniertes Seufzen war von seinem Gast zu hören. „Also hast du es schon wieder vergessen. Es ist Donnerstag, der Tag an dem wir etwas zusammen unternehmen. Seit zwei Wochen hältst du mich schon hin, was ist los?“ „Nichts.“ Er konnte Koralis doch nicht erzählen, was ihn daran hinderte den Abend mit ihm zu verbringen. Obwohl es ihm jede Woche schwerer fiel ihn zu vertrösten, wo er doch wusste wie sehr sich der Ältere auf die Abende mit ihm freute. Schließlich war es der einzige Tag, an dem er Abends Zeit hatte. Am Wochenende musste er mit seinen sterblichen Freunden zu irgendwelchen Partys oder Veranstaltungen und Wochentags hatte er genug mit Hausaufgaben zu tun. Delos war da sehr streng, vor allem da Koralis es selbst so wollte. Donnerstag war der einzige Tag an dem Delos die Regeln etwas lockerte und das nur wegen ihm. „Weißt du eigentlich, das Krieg um dein Anwesen herumschleicht wie ein Raubtier auf Beutezug?“ Mit einem Ruck drehte sich der Sessel zu Koralis und Alexis sah ihn erschrocken an. „Was?“ Der Orangehaarige zuckte gleichgültig die Schultern. „Ja, ich spüre ihn schon seit ich hier bin. Er scheint etwas von dir zu wollen, das er nicht fragen kann oder …“ Er ließ Alexis bei diesen Worten nicht aus den Augen. „… er hat schon gefragt, aber nicht die Antwort erhalten die er wollte.“ Der Blondhaarige nickte bei diesen Worten. Warum sollte er es leugnen? Koralis war was Krieg betraf ein absoluter Experte. Vielleicht kannte er Sirios sogar besser, als dieser sich selbst. „Er wollte etwas wissen, auf das ich ihm keine Antwort geben konnte. Zumindest keine befriedigende.“ „Das erklärt seine Anwesenheit hier. Aber würdest du so nett sein und mir alles erklären?“ In kurzen Worten erzählte Alexis seinem Freund was heute passiert war. Dabei ließ er aber Engel, Dämonen und Tod wohlweislich aus. Nachdem er geendet hatte wartete er auf Koralis Reaktion. Nach einigen Minuten, die der Junge in nachdenklichen Schweigen verbracht hatte nickte er stumm, so als hätte er eine Entscheidung getroffen. „Ich werde das für dich regeln. Allein. Ich will weder das du mir hilfst, noch das du mir nachspionierst. Verstanden?“ In den hellgrünen Augen des Jungen lag ein Ausdruck den Alexis bei seinem Freund nur selten sah und der noch nie ihm gegolten hatte. Obwohl seine Stimme noch genauso ruhig war wie zuvor, lag in seinem Blick eine unausgesprochene Drohung, die man unmöglich übersehen konnte. Vielleicht war das das wahre Gesicht von Frieden. Erst jetzt bemerkte er, das er ihm noch immer eine Antwort schuldig war und nickte rasch. „Gut. Also dann bis zum nächsten Mal.“ Mit diesen Worten drehte sein Freund sich um und verschwand aus seinem Zimmer. Alexis sah noch einige Minuten auf die Tür, durch die er gegangen war und wand sich mit einem Fluch wieder seinen Dokumenten zu, mit denen er kaum weitergekommen war. Koralis würde schon wissen was er machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)