Autumn and spring von Norileaf (Bonuskapitel endlich on!) ================================================================================ Kapitel 5: Drawing conclusions ------------------------------ Sorry, dass der Upload so lange gedauert hat, aber ich hatte es schlicht und einfach vergessen. Zurzeit habe ich nichts Sinnvolles zu tun und andererseits bin ich voll gestresst. Vielen Dank für die Kommis vom letzten Mal. ^^ Ich mag das Ende der FF nicht. So was ist eigentlich nicht mein Stil, aber was solls's? Sorry, dass ich kein Lemon eingebaut habe (ganz ehrlich, ich les sowas selbst für mein Leben gern), aber ich wollte, dass die FF auch jeder lesen kann. Vielleicht entscheide ich mich irgendwann, ein Bonuskappi mit Lemon anzuhängen, aber momentan ist meine schriftstellerische Kreativität bei Null angelangt. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Er hatte die Arme um sich selbst geschlungen und saß auf einer niedrigen Mauer am Wegrand. Es war Februar und hundekalt, ohne gewisse Vierbeiner beleidigen zu wollen. Iruka wartete erst seit knapp zehn Minuten und er war sich sicher, dass es nicht viel mehr werden würden, da das Treffen schon vor zwei Stunden statt finden sollte. Inzwischen hatte er ein Gefühl für Kakashis Verspätungskrankheit entwickelt, so dass er nicht mehr so lange warten musste, bis der Jounin endlich kam. Schritte ertönten und er sah auf, um Kakashi zu erblicken, der einen blauen Schal um seinen Hals geschlungen hatte. Wie immer schien er die Ruhe in Person zu sein, hielt den Kopf leicht geneigt und vergrub die kalten Hände in den Hosentaschen. „Hallo, Iruka.“ „Hallo.“ Der Braunhaarige stand auf und kam ihm die letzten Schritt entgegen. „Es sieht dir nicht ähnlich, Treffen mit mir zu vereinbaren.“ Das stimmte. Bei ihnen war nie etwas vereinbart oder geplant. Meistens lief es darauf hinaus, dass Iruka an nichts dachte, als Kakashi förmlich aus einer Ecke oder Gasse sprang und sie in die Wohnung gingen, die gerade sauberer war. Das war in neunzig Prozent der Fälle die Wohnung des Lehrers. „Das tut es nicht“, gestand er deshalb. „Aber heute ist ja auch was anders.“ Kakashi legte den Kopf seitlich und blinzelte kurz. „Neue Frisur?“ „Doch nicht so! Ich meinte das Datum!“ Einen Moment überlegte der Ältere, bis es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. „Valentinstag.“ „Worauf du wetten kannst.“ Das schien den Grauschopf nun vollkommen aus der Bahn zu werfen. „Aha… Hat das jetzt eine Bedeutung? Falls ja, dann solltest du wissen, dass…“ „Bleib ruhig!“, beschwichtigte ihn der andere und hob abwehrend die Hände. „Nichts dergleichen. Ich wollte dir nur was geben und ich fand einfach, dass es ein günstiges Datum wäre. Ich steh nicht so auf den ganzen Kommerz. Für mich ist der Valentinstag der Tag, an dem man Freunden und Verwandten seine Aufmerksamkeit schenkt.“ „Also gehöre ich zu deinen Freunden“, schlussfolgerte Kakashi, woraufhin Iruka rot anlief. „Na ja, nein, ja… So genau hab ich mir da bisher keine Gedanken gemacht“, log er. In Wirklichkeit hatte ihn diese Frage schon seit mehreren Monaten beschäftigt. „Auf jeden Fall wollte ich dir was schenken.“ Der Jounin sah ihn beinahe fassungslos an, was darauf deuten ließ, dass er nicht besonders oft Geschenke bekam. „Oh, ich habe leider nichts für dich…“ „Unsinn!“, erwiderte er heiter und griff in die Innentasche seiner Weste. „Ist auch nur was ganz Kleines, versprochen.“ Er ergriff Kakashis rechte Hand und drehte sie so, dass die Handfläche nach oben zeigte. Danach legte er etwas Kleines hinein. „Siehst du?“ Kakashi sah den Talisman an, der sich nun in seiner Hand befand, und man konnte ihm nicht ansehen, ob er sich darüber freute. „Arigatou.“ „Kein Problem. Einem Anbu kann ein bisschen zusätzliches Glück nicht schaden.“ Nun ließ Kakashis Gesicht doch eine Spur eines Lächelns erkennen. „Das bestimmt nicht. Ich habe gehört, du hast heute Morgen über eine Stunde lang gebetet.“ Wieder einmal fragte sich Iruka, woher Kakashi solche Informationen bekam. „Ja, das könnte hinhauen. Ich hab ja gesagt, dass sich der vierzehnte Februar für so etwas eignet. Also habe ich gebetet. Für meine Eltern, für Yondaime und die beiden ersten Generationen, wenn wir schon dabei sind. Ach, und für deinen Vater habe ich auch gebetet.“ Schlagartig wich das Lächeln einem zornigen Ausdruck und Kakashi steckte den Talisman lieblos in seine Hosentasche. „Lass das!“ „Was soll ich lassen?“, erkundigte sich der andere verständnislos. Was war denn plötzlich in den Anbu gefahren? „Misch dich nicht in meine Sachen ein!“ „Hör mal, ich wollte doch nur…“ „Das ist mir egal, Iruka!“, fuhr Kakashi ihn an. „Bete nicht für Menschen, die du nicht gekannt hast! Sei nicht so naiv, zu glauben, dass alle im Inneren gut und gerecht sind! Dieser Bastard hat es nicht verdient, dass irgendeiner auch nur seinen Namen in den Mund nimmt, hast du mich verstanden?!“ Perplex nickte Iruka nur leicht und brachte ein leises „Ja“ hervor. Zu mehr traute er sich nicht. „Gut.“ Damit drehte sich der Ältere um und ging. Es war Anfang April und der Regen drosch gnadenlos auf die Straßen Konohagakures nieder. Keiner war draußen, nur zwei Gestalten standen am Waldrand. „Ich versteh das nicht“, sagte Iruka und es kostete ihn einiges an Mühe, den Regen zu übertönen, was in Anbetracht seiner trockenen Kehle nicht unbedingt ein leichtes Unterfangen war. „Was gibt es da nicht zu verstehen?“, entgegnete Kakashi kühl und stützte die Hand neben ihm am Baumstamm ab. „Das war es. Schluss.“ Es fühlte sich sehr unangenehm an, so von ihm in die Ecke gedrängt worden zu sein. Er drückte sich enger an den Baum und redete sich fortwährend ein, dass jeder mal einen schlechten Traum hatte. Das hier musste einer von dieser Art sein. Sein ganzer Körper war von einem Zittern gefangen, das von der Kälte des Regens und seiner eigenen Furcht ausgelöst wurde. „Hör auf…“ Obwohl Kakashi klitschnass war, schien es ihm nichts auszumachen. Seine Haare hingen ihm wild ins Gesicht und es machte nicht den geringsten Anschein, dass ihm dieser Moment etwas bedeutete. „Das tue ich, herzlichen Glückwunsch. Hier beweist sich, ob du begreifst, dass ich niemanden in meinem Leben brauche, der mir in irgendeiner Weise eine Blöße geben kann.“ Seine Stimme war kalt und gefühllos. Der Chuunin kniff die Augen zusammen und senkte den Kopf. Sein Hals tat ihm weh und er wusste nicht, wie lange er die Tränen noch unterdrücken konnte. „Ich bin keiner deiner gestorbenen Freunde, verdammt.“ Er sprach nicht laut genug, nicht energisch genug. Seine Worte würden nicht beachtet werden. „Rede nicht von Dingen, die du nicht verstehst.“ Zum ersten Mal bekam Iruka zu spüren, wie es war, von einer höher gestellten Person gescholten zu werden. Ob seine Schüler sich auch so miserabel fühlten, wenn er sie tadelte? Er begriff das alles nicht. Immerhin hatte Kakashi mit allem begonnen und da hatte er nicht das Recht, es eigenmächtig abzubrechen. Das zumindest versuchte sich Iruka einzureden, während der schlechte Film, mit ihm in einer der Hauptrollen, weiterlief. „Also war es das, ja?“, fragte Iruka und spürte in sich das Gefühl aufkommen, ungerecht behandelt und überrascht worden zu sein. Von Anfang an hatte er sich keine Illusionen gemacht. Es hatte schon immer festgestanden, dass sich ihre Wege irgendwann trennen und nicht mehr kreuzen würden. Doch nun traf es ihn härter, als er es sich vorgestellt hatte. Wenn da dieses ‚Nichts’ gewesen war… Warum betrauerte er dann dessen Verlust? „Hat sich das Kind ausgespielt und wirft die Bauklötzer um?“ „Stell es nicht so einfach dar.“ „Wie soll ich es sonst darstellen? Du hast bekommen, was du brauchtest, ich habe bekommen, was ich brauchte, und jetzt bist du satt und beendest das Spiel.“ Jetzt sah Kakashi wirklich verärgert aus und Irukas Herz hämmerte heftig gegen seine Brust, als ob es flüchten wollte, als er mit der Faust gegen den Baumstamm schlug. „Ich wünsche mir, dass es ein Spiel wäre. Dann würde mir das hier alles nicht so irre schwer fallen, auch wenn du mich wie einen Ausbeuter darstellst. Du hast auch nur genommen, weil du es brauchtest. Und jetzt… Jetzt setz ich den Punkt dahinter bevor es zu weit geht.“ Iruka starrte ihn trotzig an. „Was ist denn ‚zu weit’? Warum gerade jetzt? Warum überhaupt?“ Eine Pause trat ein, die lediglich vom Rauschen des grauen Regens gefüllt wurde. „Weil ich nicht zurück kann, wenn ich es zulasse, dass es noch weiter geht. Ich brauche keinen Seelentröster, keinen ‚netten Kerl’, der für meine verstorbenen Angehörigen betet. Ich bin kein Kind, das nichts auf die Reihe kriegt.“ Nun war der Jüngere verwirrt und seine Gedanken stoppten gänzlich. Ging es nur darum? War der Grund für all das hier der, dass der Grauhaarige seine Unabhängigkeit beweisen wollte? Kakashi stellte sich wieder aufrecht hin und drehte sich um. „Also willst du wieder allein sein?“, fragte Iruka verzweifelt. Jetzt weinte er wirklich, auch wenn er versucht hatte, das zu vermeiden. In dieser Handlung bestand so wenig Sinn. Der Jounin würde sich nicht mehr umwenden, um ihm die Tränen fortzuwischen. Das konnte er gar nicht. „Das bin ich immer gewesen.“ Er setzte sich in Bewegung und ging, ohne einen Blick zurück zu wagen. Der andere hob den Kopf und lehnte sich vollends gegen den Stamm. Wasser traf ihn ins Gesicht und seine Wangen fühlten sich kalt an, doch das war ihm egal. Er wollte nur, dass seine Tränen versiegten. Wie töricht war er, um etwas zu weinen, das es nie gegeben hatte? Regel drei: Verletze den anderen nicht. Iruka wollte einfach nur noch sterben. Seit einer Woche drosch es draußen wie aus Eimern und jeden Tag, wenn er von der Arbeit kam, legte er sich in sein Bett und las. Lesen war das einzige, das ihn nicht ständig an den Vorfall erinnerte. Ihm musste keiner sagen, dass er mit der Situation nicht besonders gut umging, aber er wusste nicht, was er sonst tun sollte. In der Schule gab er sich wie immer und was er zu Hause machte, interessierte ohnehin niemanden. Er legte das Buch beiseite und starrte vor sich hin. Das tat er oft und die Leute verstanden nicht, warum er manchmal minutenlang in eine Ecke starren konnte, ohne sich auf etwas Spezielles zu konzentrieren. Als er noch wesentlich jünger gewesen war, hatten ihn seine Mitschüler damit aufgezogen und gesagt, dass eben auch das Gehirn eines Einserschülers mal eine Pause machen musste. Aber so war es nicht. Wenn er vor sich hin starrte, dachte er sogar über vieles nach und es fiel ihm auch leichter. Irgendwie musste er wieder auf die Beine kommen, aber wie sollte er das bewerkstelligen? Iruka fühlte sich durchgängig mies. Sein Hunger war seit Tagen vergangen und seit Kakashi das abgebrochen hatte, das ihm so normal und richtig vorgekommen war, hatte er das Gefühl, als hätte man ihm ein wichtiges Organ entnommen, ohne das man zwar leben konnte, aber ohne welches es einfach nicht dasselbe war. Er griff nach seinem Kopfkissen und drückte es sich auf den Kopf. Es war zum Ausrasten! Warum konnte er einfach nicht darüber hinweggehen und dorthin zurückkehren, wo es noch keinen Anbu in seinem Leben gegeben hatte? Was hatte er denn eigentlich verloren, außer einem perversen Jounin, der irgendwelche fragwürdigen Büchlein las und auch sonst nicht viel mehr im Kopf hatte als das Eine? Iruka seufzte. Was nun, wenn Pakkun Recht gehabt hatte? Wenn er auf Männer stand? Nein, so war das nicht richtig. Er lief ja nicht herum und gaffte fremden Männern auf den Hintern. Doch es gab ihm zu Denken. Wenn er nun unausgesprochene Regel Nummer vier gebrochen und sich verliebt hatte? Der Chuunin drückte das Kissen fester auf seinen Kopf. Und selbst wenn, jetzt war es ohnehin zu spät, um sich über so etwas Gedanken zu machen. Er stand in der Sackgasse und würde da nur wieder herauskommen, wenn er den Rückwärtsgang einlegte. Sein ganzes Leben lang hatte er sich immer von jemandem ausnutzen lassen und jedem Befehl brav gehorcht. Yondaime hatte gelogen. Er hatte kein starkes Herz und sein Verstand brachte ihn nirgendwo hin. Iruka war ein Jammerlappen und ja, er war auch eine Heulsuse. Es gab keinen Grund, das zu ändern. Wofür? In solchen Momenten wünschte sich Iruka so sehr jemandem zum Anlehnen. Jemand, dem er etwas bedeutete. Und damit hörte es auch schon auf, denn in Wirklichkeit war er für niemanden wichtig. Die einzige Nähe, die er jetzt noch haben konnte, gab es in seinem Kopf, wenn er die gnadenlose Realität ausblendete. Schließlich legte er das Kissen beiseite und schob eine Hand unter die Decke. Er wurde rot bei dem Gedanken, was er im Begriff zu tun war. Es war nicht so, dass er sein ganzes Leben über brav gewesen war, aber noch nie zuvor hatte er dabei an eine bestimmte Person gedacht. Irgendwie kam er sich schändlich vor, Kakashi in dieser Weise zu missbrauchen. Es klingelte an der Tür. Noch bevor er irgendetwas getan hatte, sprang er aus dem Bett und zog sich ein Shirt an, da er noch Shorts trug. Auf dem Weg zur Tür band er sich die Haare zusammen, was einfach eine Gewohnheit geworden und am Ende völlig irrelevant war. Als er öffnete, staunte er nicht schlecht, drei seiner Schüler auf seiner Matte stehen zu sehen. „Hallo, Iruka-sensei!“, begrüßte Naruto ihn auf seine stürmische Art und drückte ihm eine Einkaufstüte in die Hand. Iruka konnte vor Überraschung nichts erwidern und wagte einen Blick in die Tüte. Mehl, Eier, Vanillezucker… „Ihr wollt backen?“ „Sie sehen in letzter Zeit so blass aus, da dachten wir, dass Kuchen nicht schaden kann“, erklärte Choji und griff in seine Chipstüte. Der Lehrer musste lächeln und sah zum Dritten im Gespann. „Und ich nehme an, du wirst alles überwachen, Shikamaru.“ Der Angesprochene seufzte nur. Iruka vermutete, dass Naruto und Choji sich darüber unterhalten hatten, dass etwas mit ihrem Lehrer nicht stimmte, und darauf hin entschieden hatten, Kuchen für ihn zu backen. Und da Choji und Shikamaru schon seit Jahren die besten Freunde waren, war es nicht verwunderlich, dass man den faulen Nara dazu überredet hatte, sich den beiden anzuschließen. „Ich sehe schon, ihr wollt meine Küche verwüsten.“ Nun grinste Shikamaru schief. „Nicht doch. Ich halte mich fein raus und freue mich schon darauf, Ihre Haare aus dem Kuchen zu pulen.“ Verdattert zeigte Iruka auf sich selbst. „Ich?“ Schon hatte der Blonde seinen Arm gepackt und ihn rein gezogen. „Was denken Sie denn? Ein Kuchen schmeckt erst, wenn man ihn selbst mit gebacken hat!“ „Da hast du vielleicht Recht“, gab er sich geschlagen und musste lächeln. So schnell bekam man Gesellschaft. Binnen weniger Minuten war alles ausgepackt und das Nötige aus den Küchenschränken geholt. Choji untersuchte alles fachmännisch und erklärte dann, dass noch Milch fehlte. Shikamaru, der dem Kühlschrank am nächsten war, opferte sich und holte sie heraus. Nach einem kurzen Naserümpfen beendete sie ihre Reise im Mülleimer. „Jemand muss frische holen.“ „Ich gehe“, erklärte sein Freund und verließ chipsverzehrend die Wohnung. An diesem Punkt musste Iruka ihm ein gutes Feingefühl zugestehen. Shikamaru hätte das nur mit einem „Mendokuse“ kommentiert und wäre langsam zum Laden getrottet und Naruto schätzte jede Sekunde mit seinem Lehrer sehr, wie es den Anschein hatte. Naruto schaute zum Mülleimer und blieb lange still, bis Shikamaru ihm mitteilte, dass er gerade wie ein Vollidiot aussah. Dann richteten sich die blauen Augen auf Iruka und er fühlte sich auf eine unangenehme Weise durchschaut. Bis Choji mit der Milch eintraf, redeten sie nicht viel, doch es war ein erwünschtes Schweigen, was Shikamaru für den Rest des Tages fast schon gut gelaunt stimmte. Choji und Shikamaru hatten sich irgendwann gemeinsam verabschiedet und so waren nur noch Iruka und Naruto in der Küche. „Uh, ich bin so voll mit Kuchen!“, erklärte der Junge lautstark und sah dabei doch recht zufrieden aus. „Ich hätte nicht gedacht, dass Choji so eine Ahnung vom Backen hat.“ „Ich auch nicht“, pflichtete Iruka ihm bei und räumte die Teller vom Tisch. Zu seiner Überraschung sah die Küche nur wie ein halbes Schlachtfeld aus, da Shikamaru bei Naruto und dem Rührgerät gerade noch das Schlimmste hatte verhindern können. „Iruka-sensei?“ „Was ist denn, Naruto?“ „Geht es Ihnen nicht gut?“ Iruka drehte sich um und sah ihn konfus an. „Wie kommst du darauf?“ Naruto blieb am Tisch sitzen und spielte nebenbei mit einem Holzlöffel. „Es sieht Ihnen nicht ähnlich, saure Milch im Kühlschrank zu haben. Außerdem merkt man das.“ Nachdem er das Geschirr weggeräumt hatte, lächelte der Chuunin ihn an. „Es geht schon und außerdem fällt es doch keinem auf, wenn ich mal in einem Tief bin.“ „So ein Blödsinn!“ Schnell war der Jüngere aufgestanden und stand nun vor ihm. „Ich wette, dass es mindestens der Hälfte der Klasse aufgefallen ist. Und mir ist es aufgefallen, zählt das denn nicht?“ „Doch, das zählt, aber…“ „Kein Aber!“, ereiferte sich Naruto. „Sie sehen nicht gut aus und ich mache mir Sorgen.“ Etwas beschämt senkte Iruka den Blick. „Du machst dir Sorgen?“ „Natürlich! Sie sind die Person, die ich am allerliebsten auf der Welt habe“, erklärte er und umarmte seinen Lehrer. „Na ja, Sakura-chan ist aber eine andere Kategorie, okay?“ Iruka nickte und strich ihm durch das wirre, blonde Haar. „Na klar. Du solltest langsam nach Hause, oder? Sonst kommst du morgen zu spät zum Unterricht.“ Daraufhin nickte Naruto und drückte ihn noch einmal, bevor er ihn endgültig losließ. „Wenn jemand fies zu Ihnen war, dann spielen Sie ihm doch einen Streich.“ „Mal sehen“, antwortete er lachend. „Vielleicht fällt mir ja was Gutes ein.“ „Echt?“ „Wohl eher nicht. Und jetzt kusch ins Körbchen!“ Grinsend verabschiedete sich Naruto und auch Iruka legte sich ins Bett. Er fühlte sich viel ruhiger, jetzt, wo ihm klar geworden war, dass es jemanden auf der Welt gab, der ihn liebte und vielleicht sogar ein bisschen brauchte. Frische Luft strich um sein Gesicht, als Iruka das Fenster morgens öffnete und die Augen schloss. Es war dieses schöne Wetter, was er vermisst hatte. Der Winter behagte ihm nicht, alles war dann kalt und tot. Er atmete tief durch und lächelte, obwohl alles in ihm vor Nervosität zitterte. Nach dem vorangegangenen Abend, an dem Naruto ihn umarmt hatte, hatte er sich viel wohler und sicherer gefühlt. Wahrscheinlich war er nicht besonders stark, wenn man nach dem Maßstab für Ninja ging, doch er besaß etwas, das nicht viele hatten. Zum letzten Mal hatte er etwas so hingenommen, wie es war, weil er nicht glaubte, das Schicksal ändern zu können. Das war Vergangenheit und er würde kämpfen. Wie gewohnt ging er zur Schule und unterrichtete seine Schüler, nur wieder mit mehr Elan und Freude, was auch Naruto schnell zur Kenntnis nahm. Als ihm ein Kunai bei den Wurfübungen eine Haarsträhne abschnitt, lachte er sogar darüber. Gegen vier Uhr machte er sich auf den Weg zum Hokageturm, um sich einen Auftrag abzuholen. Eigentlich hatte er schon etwas Bestimmtes vor, aber mit Geduld war manchmal mehr zu erreichen und vor Abend war Kakashi wohl ohnehin nicht daheim. Er stieg die Treppen hinauf und begrüßte Kotetsu und Izumo, die heute Wache hielten und somit einen Tag ohne Ibikis Drill genossen. Es ging das Gerücht um, dass es Ibikis Chuunin-Einheit nicht leicht hatte und böse Zungen behaupteten sogar, dass sie das Geheimhalten von Informationen unter echten Bedingungen übten, aber Iruka glaubte dem nicht. Ibiki war wohl kaum der Mann, der seine eigene Truppe folterte. Er hatte das Büro des Hokage noch nicht erreicht, als ihm die Person entgegen kam, die er erst später anzutreffen gehofft hatte. Aber es war eben, wie es war. Kakashi lief an ihm vorbei, als ob er ihn nicht bemerkt hatte. „Kakashi?“ „Hm?“, kam es desinteressiert von dem Anbu, der sich immer mehr entfernte. „Ich muss mit dir reden.“ „Aha.“ „Jetzt.“ Kakashi blieb stehen, wandte sich jedoch nicht um. „Ich wüsste nicht, was es noch zu bereden gibt.“ „Das macht nichts, ich weiß es nämlich ganz genau“, versicherte ihm Iruka und ging auf ihn zu. „Und ich will, dass du mich dabei ansiehst.“ Er selbst war verwundert, wie ruhig und sicher seine Stimme klang. Nun drehte sich der andere um und sah ihn völlig kühl an, was ihn allerdings nicht aus der Fassung brachte. „Also, was ist es nun?“ „Kakashi, ich brauche dich.“ Der Jounin schwieg lange und wandte dann den Blick ab. „Rede nicht so einen Unsinn.“ „Das ist kein Unsinn!“, rief der Jüngere und ballte die Hände zu Fäusten. „Warum versteckst du dich so sehr vor der Wahrheit? Ist es, weil du das Gefühl hast, dich selbst bestrafen zu müssen und alles Gute auszuschließen? Glaubst du, es ist dein Schicksal, einsam sein zu müssen?“ „Ich verstecke mich nicht vor der Wahrheit.“ Das brachte Iruka zu einem ironischen Lachen. „Ach, echt? Dann zieh deine Maske runter.“ „Was?“, fragte Kakashi verdattert und sah ihn an, als hätte er einen makaberen Witz gerissen. „Wieso?“ „Denkst du, ich weiß nicht, warum du sie trägst?“ Er ging noch einen Schritt auf ihn zu, nun völlig von seiner Sache überzeugt. Dieses Mal würde er sich nicht aufhalten lassen. „Wenn du mir beweisen willst, dass du die Wahrheit verträgst und damit umgehen kannst, dann zieh sie runter. Hier und jetzt.“ „Das geht nicht“, erklärte er leise. „Du hast Angst, dass sich jemand an dieses Gesicht erinnert“, stellte Iruka fest und sprach nun etwas sanfter. Er wusste, dass es auch für Kakashi kein leichtes Gespräch war. „Vielleicht, aber willst du dich ewig verstecken?“ „Du weißt doch gar nicht, wie das ist! Du hast keine Ahnung, wie es sich anfühlt, von den Menschen verachtet zu werden, weil man so ist, wie sie einen nicht haben wollen!“ „Shhh“, flüsterte Iruka und legte eine Hand an seine Wange. „Woher weißt du das? So geht es vielen in Konoha und sicher versteckt fast jeder hier irgendetwas, weil es nicht in das Bild passt. Und es ist nicht alles so hart, wie du glaubst. Du wirst nie erfahren, ob sie dich wegen deines Aussehens ausstoßen, wenn du nichts wagst. Zeig ihnen, wessen Sohn du bist.“ Der Anbu schloss die Augen und drehte den Kopf weg. „Er war ein Versager.“ „Das war er nicht“, widersprach er ruhig. „Und das weißt du, auch wenn du dir etwas anderes einredest. Du hast allen Grund, stolz auf dein Gesicht zu sein, das so sehr dem White Fangs ähnelt.“ Trotzig schüttelte er den Kopf und wich etwas zurück. „Sie würden mich verachten, noch schlimmer als zuvor. Du hast nicht gesehen, wie sie…“ „Das habe ich.“ Verwirrt hob Kakashi den Kopf. „Was meinst du?“ Der Chuunin lächelte. „Ich habe es damals beobachtet, wie sie dich mit Pakkun erpresst und dann verprügelt haben. Du hast da gelegen und dich nicht gerührt und ich habe immer darauf gewartet, dass du aufstehen und ihnen eine Lektion erteilen würdest, aber das hast du nicht getan. Ich habe mich gefragt, warum ein Genie wie du sich so etwas gefallen lässt und den Grund dafür habe ich erst begriffen, als du diesen Winter gegen meine Schulter geschrieen hast.“ „Der Hokagevogel…“ „Das war ich“, bestätigte er seine Vermutung. „Ich habe als Kind gern Tierrufe nachgeahmt und dieser Vogelschrei war das Goldstück meines Repertoires.“ Iruka hob wieder die Hand und legte sie auf die Schulter seines Gegenübers. „Keiner ist so allein, wie er sich fühlt. Auch wenn du es nicht gewusst hast, aber insgeheim habe ich dich oft für deine Stärke und taktischen Fähigkeiten bewundert. Du schienst so anders als ich zu sein, du warst intelligent und hast immer einen kühlen Kopf behalten. Aber in Wirklichkeit unterscheiden wir uns fast gar nicht.“ Dem Grauhaarigen war es beinahe unmöglich, ihn anzusehen. Immer wieder huschte sein Auge Richtung Erdboden. „Was macht dich da so sicher?“ „Ich habe geglaubt, ich werde von niemandem gebraucht, aber das ist nicht wahr. Die Antwort war nur so nahe, dass ich sie nicht gesehen habe. Du hast jemanden vor dir stehen, der dich braucht. Und auch ich trage etwas in mir, vor dem ich mich fürchte, es vor anderen zuzugeben.“ Kakashis Blick drückte leises Unbehagen aus, als er zu der Hand auf seiner Schulter blickte. Es machte den Anschein, als wolle er nur noch von diesem Ort flüchten, wie ein Tier, das man in die Ecke drängte. „Ist es so furchtbar?“ Er schüttelte den Kopf und sah ihn aufmunternd an. „Nein. Und wenn du es von mir verlangst, dann stelle ich mich auf den Dorfplatz und schrei es so laut heraus, wie ich kann. Denn ich habe keine Lust mehr, mich von den Vorstellungen und Worten anderer einengen zu lassen. Das habe ich mein ganzes Leben lang getan und jetzt ist Schluss. Ich liebe dich.“ Kakashis Kopf fuhr nach oben und es sah so aus, als verstand er plötzlich nichts mehr. „Wieso?“ „Brauche ich einen Grund?“, erkundigte sich der Jüngere amüsiert. „Ich fühle mich bei dir richtig. Wenn du mit mir redest, dann wiegen deine Worte viel mehr als etwas, was mir ein Mensch mit bösem Willen an den Kopf werfen könnte. Vielleicht bin ich nicht normal, aber es ist egal, denn ich fühle mich gut so. Und wenn du nichts von mir willst, dann ist das okay für mich. Sag mir einfach jetzt, dass ich gehen soll, und ich bin weg.“ Kakashi gab keine Antwort. Einige Sekunden verstrichen, dann begann Iruka wieder zu sprechen: „Ich gebe zu, damit hatte ich nicht wirklich gerechnet. Nur warum hast du es dann beendet? Wolltest du dich selbst für irgendetwas bestrafen?“ „Nein…“ Er schluckte. „Weil du der Frühling bist.“ Noch bevor er sich abwenden konnte, hatte Iruka ihn umarmt und seinen Kopf gegen seine Brust gelehnt. „Findest du nicht, dass der Frühling die schönste Jahreszeit ist?“ Zögerlich legte der Jounin die Arme um ihn. Er atmete tief durch, bevor er die Maske von seinem Gesicht löste. „Etwas, das ich auch keinen Fall verpassen will.“ E~N~D~E Hosted by Animexx e.V. 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