It's your love story von abgemeldet (~The Suicide Book~) ================================================================================ Kapitel 6: 06 ~ the suicide book -------------------------------- author‘s note: ich habe aus dem ursprünglichen sechsten Kapitel zwei gemacht, weil ich schon fast zwanzig Seiten hatte und das ist zu viel für ein Kapitel allein... also kommst das siebente Kapitel bald, denn die Hälfte davon hab ich schon... proceeding to: roku ~ 06 the suicide book ~somehow I prefer to be the suffering one~ Wie Kamijo auf dem Display seines Handys sah, hatte er sieben Nachrichten und drei Anrufe verpasst. Und alle waren von Emiru bis auf den letzten Anruf um kurz nach Mitternacht, welchen er nun aufrief. Er war von Ayako. Kamijo brummte und legte das Handy beiseite. Er wusste auch so bereits was in jeder dieser Nachrichten stehen würde und warum Emiru so oft versucht hatte, ihn anzurufen und warum Ayako dies nicht getan hatte, da konnte er also auch bis zuhause warten, um sich dem in aller Seelenruhe zu widmen. Die Straßen waren an diesem Mittwochvormittag, zwei Tage vor Heiligabend, nicht ganz so verstopft, wie an den Tagen zuvor und die dunklen Wolken am winterlichen Himmel hatten sich weitestgehend zurückgezogen, um eine blasse Sonne zu enthüllen. Der Neuschnee von Vortag war an die Straßenseiten geschoben worden und Kamijo atmete eine mit kleinen Staubflöckchen, welche in der Sonne flackerten, durchsetzte Luft ein. Sein Wagen brauchte lange um sich auf eine wenigstens halbwegs angenehme Temperatur im Inneren aufzuheizen, aber Kamijo hatte das Radio eingeschaltet und freute sich nun auf zuhause. Hoffentlich würde Ayako dort auf ihn warten... Im Hausflur schlenderte Kamijo langsam die Treppe hinauf und sah dabei seine Nachrichten durch. Emiru hatte in seinen ersten drei weitere Namensvorschläge für Katzen geschickt und Kamijo gefragt, ob der an Montag mit ihm noch einmal ins Tierheim fahren würde, wohingegen die letzten vier sich damit befassten, warum er sich denn nicht zurückmeldete, immerhin seien hier wichtige Entscheidungen zu treffen. Kamijo musste beinahe schmunzeln. Sein Bassist meinte es wohl diesmal vollkommen ernst mit seinem Haustierwunsch; allerdings, dachte Kamijo reumütig, hieß das auch, dass er den anderen nun zurückrufen musste, um zu erklären, weshalb er dies am Abend zuvor nicht umgehend getan hatte. Nunja, mit diesem Problem würde er sich später befassen, denn ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es erst kurz nach elf war und um diese Zeit würde Emiru an einem arbeitsfreien Tag wie heute noch schlafen und es überhaupt gar nicht schätzen, jetzt schon geweckt zu werden. In der Wohnung angekommen, ging Kamijo ohne seine Schuhe auszuziehen gleich ins Wohnzimmer und ließ sich auf der Couch nieder. Er seufzte erleichtert auf, endlich wieder in den eigenen vier Wänden zu sein und begann dann erst die Schuhe auszuziehen. Er ließ sie neben der Couch stehen, er würde sie später wegräumen. Erst dann rief er nach Ayako, die jedoch nicht da war. Auf den Wohnzimmertischchen lag stattdessen ein Zettel: Ich komme heute Abend wieder, bin bei einem Freund. Ayako Kamijo seufzte erneut und ließ sich in die weiche Lehne sinken. Diese Frau kannte einfach zu viele Leute. Und überhaupt, da beschwerte sie sich bei ihm, dass er nie zuhause sei und dann war sie selbst nicht da, wenn er sie sehen wollte, obwohl er ihr extra einen Schlüssel gegeben und sie gebeten hatte, zu kommen wann immer sie wollte, ihm jedoch vorher bescheid zu sagen, damit er sich darauf vorbereiten konnte. Nur kurz kam ihm in den Sinn, dass dieser Zettel auch schon seit dem Vormittag des Vortages auf dem Tischchen liegen könnte, denn er selbst war ja seit über 24 Stunden nicht zuhause gewesen... Auch im Wohnzimmer flogen Staubflöckchen im blassgelben Licht der Wintersonne und Kamijo blieb noch einen kurzen Augenblick sitzen um ihnen bei ihrem trägen Tanz zuzusehen, dann stand er auf, warf seine kaffeebefleckte Hose und das Hemd in die Waschmaschine, stellte diese an und ging in die Küche, um sich einen Kaffee aufzubrühen. Mit der vollen Tasse und einer Packung Bonitoflocken setzte er sich an das Klavier in der Ecke seines Wohnzimmers, schlug die Verdeckung auf und begann, mit den Fingern über die Tasten zu streichen bevor er zu spielen begann und sich in seine Musik hineinträumte, alles um sich herum vergessend... ~~~~~~~~***~~~~~~~~ Mayu hatte noch lange allein in seiner kleinen Küche am Frühstückstisch gesessen, auch als Kamijo schon längst gegangen war. Er hatte sich noch eine Tasse Kaffee eingeschenkt und kurz versucht, sich ein wenig ins lokale Radioprogramm reinzuhören, hatte dies jedoch sehr schnell wieder aufgegeben und das Gerät ausgeschaltet. Nun saß er da und dachte an Kamijo, während er geistesabwesend seine Hände knetete. Seit der andere ihn von dem heißen Wasserstrahl weggezerrt und angeherrscht hatte, war eigentlich nicht wirklich viel Zeit vergangen, nur knappe zwei Tage, aber trotzdem war alles irgendwie verändert. Und Mayu begriff einfach nicht warum.... Aber dieses Problem konnte warten. Mayu ging mit der vollen Kaffeetasse hinüber ins Wohnzimmer und ließ sich in seinem Sesseln nieder. Es war still im Haus rings um ihn herum; aus der Wohnung nebenan hatte er seit zwei Monaten nichts mehr gehört. Mayu schüttelte der Kopf und lehnte sich aus dem Sessel heraus aufs Fensterbrett um hinaus zu schauen. Es war ein sonniger, jedoch sehr kalter Wintertag, wie Mayu an den Eisblumen an seiner Fensterscheibe erkennen konnte. Er legte die Hand dagegen, doch die Blumen schmolzen nicht. Erst als er die andere auch noch hinzuzog, verschwand einige Eiskristalle an der Scheibe, der Rest blieb jedoch bestehen, auch als er dagegen hauchte. Frierend nahm er nun seinen Kaffee zur Hand, ließ sich in dem Sessel so weit es ging zurücksinken, nahm ein Buch vom Fensterbrett und die Bettdecke von Boden, welche Kamijo in der Nacht gehabt hatte und die er zwischen Sessel und Bett hatte liegen lassen, deckte sich zu und begann zu lesen... ~~~~~~~~***~~~~~~~~ Das Telefon klingelte und ließ Kamijo aus seinen Träumen erwachen. Er legte Bleistift und Notenpapier, welches er zum Komponieren und Texten immer auf dem Klavier zu liegen hatte, beiseite und erhob sich von seinem Schemel. „Hallo...?“ „Kamijo, ich bins, Sanaka...“, ertönte es von der anderen Seite der Leitung. „Ich habe vorletzte Nacht etwas bei dir vergessen und würde das gern abholen, wenns geht... Hast dus gefunden...?“ Kamijo schüttelte der Kopf und grinste. „Vergessen... Ahja...“, antwortete er. „Ich habe nichts gefunden... Gibs doch zu, Sanaka, du kannst nur nicht genug von mir bekommen...“ Am anderen Ende der Telefonverbindung hörte er den anderen auflachen. „Sowieso, honey, sowieso... Nein, im Ernst, ich habe mein Handy bei dir liegen lassen... Ich hatte es in der Hosentasche; hast du mal in deinem Bett nachgesehen oder auf dem Boden...?“ Kamijo lachte nun ebenfalls und dachte an sein eigenes Handy, welches in der Nacht in seinem Auto Eiskristalle angesetzt hatte. „Warte kurz...“, sagte er. Dann ging er ins Schlafzimmer, hob die Bettdecken hoch, suchte unter den Kissen, auf dem Boden, unter dem Bett, aber konnte es nicht finden. Erst als er sich umdrehte und schon zur Tür hinausgehen wollte, um Sanaka zu enttäuschen, fand er es neben dem Kleiderschrank in einer Ecke. Er hob es auf und kehrte zum Festtelefon zurück. „Ja, ich habe es gefunden...“ Sanaka seufzte erleichtert. „Puh, ein Glück, ich dachte schon, ich hätte es unterwegs verloren... Oder deine Ayako hätte es entdeckt... Na, das hätte sie sicherlich nicht gut gefunden, dass ihr Freund Besuch bekommt, wenn sie nicht da ist...“ Er lachte abermals. „Wahrscheinlich hätte sie gedacht, du hättest Damenbesuch gehabt, bei den ganzen Glitzersteinchen...“ Kamijo schnaubte. „Oder sie hätte sich gefragt, was für ein Wirrkopf du bist... Einer der seinen Namen mit Glitzerherzen auf sein Handy klebt...“ Beide lachten, während Kamijo Sanaka‘s Handy auf den kleinen Wohnzimmertisch legte. „Nein, keine Sorge, Sanaka...“, sagte er und grinste. „Auf so etwas würde sie wohl eher nicht kommen...“ „Wie ist sie denn eigentlich so, deine Freundin...“, fragte Sanaka, nun wieder ernst. „Ich weiß eigentlich gar nicht, auf welchen Typ Frau du überhaupt stehst... Ich kann mich nur an die Kleine mit dem Locken und den Glubschaugen erinnern, die du letzten Winter hattest...“ „Sie hatte keine Glubschaugen, soviel Geschmack musst du mir schon zubilligen, mein Lieber...“, empörte sich Kamijo und schüttelte den Kopf. „Ich mag Frauen, die mir keine indiskreten Fragen stellen... Das ist sicherlich auch in deinem Interesse... Oder was hättest du gesagt, hätte Ayako dein Handy gefunden und wutentbrannt bei dir angerufen um heraus zufinden, mit wem ich in meinem Schlafzimmer war...?“ Sanaka lachte abermals. „Uah, grauenhafte Vorstellung... Ich hätte mir halt was ausgedacht, aber sicherlich hätte sie eh mit einer Frauenstimme gerechnet und sich bei meiner nichts dabei gedacht... Oder hast du ihr erzählt, dass du...?“ Kamijo unterbrach Sanaka noch bevor der den Satz beenden konnte. „Nein, Gott bewahre... Soweit sind wir noch nicht und werden es auch nie sein...“ „Mmh...“, hörte Kamijo den anderen antworten. „Ihr redet wohl nicht miteinander...“ „Nein und das ist auch gut so...“ Sanaka lachte abermals. „Ich finde das so unheimlich amüsant, du und deine Frauenpolitik...“ „Du nennst es Politik, ich nenne es Entspannung... Aber mal in ernst: Ayako und ich reden so gut wie nie miteinander, zumindest nicht über so was... Aber sie stellt mir keine unangenehmen Fragen und... Aber was erzähle ich dir hier eigentlich...“, blockte Kamijo ab und lachte verlegen. „Och, Kamijo, ich bin neugierig... Und auch ein wenig eifersüchtig... Sie hat einen Schlüssel für deine Wohnung und ich...?“ Sanaka klang nun ein wenig gekränkt, musste Kamijo zugeben. „Sie hat diesen Schlüssel, damit sie hier auf mich warten kann... Würdest du auf mich warten, Sanaka...?“, fragte er und erwarte schon halb eine spitze Bemerkung des anderen. Der jedoch schwieg einen Augenblick bevor er ernst und mit sonorer Stimme antwortete: „Ich würde jederzeit und überall auf dich warten, Kamijo... Ich dachte, das wüsstest du...“ Im Apparat rauschte es kurz und beide schwiegen. Kamijo wusste auf einmal nicht mehr, was er sagen sollte, doch er beendete diese ihm unangenehme Pause nach einigen Augenblicken mit einem Räuspern. „Wann willst du denn herkommen...?“, fragte er und biss sich auf die Unterlippe. „Ich dachte an heute Abend, ist das okay...?“, fragte Sanaka, nun plötzlich wieder heiter und mit dem ewigen Lächeln in der Stimme, welches Kamijo so anziehend fand. „Gut, ich bin zuhause... Am besten wäre es, du kommst so gegen acht... Ist das okay für dich...?“ „Ja, sicher... Bis dann, honey...“ „Ja, bis dann...“ Kamijo legte den Hörer auf die Gabel. Du würdest immer und überall auf mich warten...?, wiederholte er in etwa Sanaka‘s Worte und dachte darüber nach, ob ihn der andere nicht einfach hatte ärgern wollen. Dann jedoch zuckte er mit den Schultern und ging in die Küche, um sich etwas zum Mittag zu machen, obwohl die Uhr über seinem Geschirrschrank bereits halb fünf anzeigte... ~~~~~~~~***~~~~~~~~ Bein Lesen hatte Mayu trotz wirklich guter Lektüre den halben Tag an Kamijo denken müssen. Irgendwann war ihm das zu viel geworden und er hatte beschlossen, ein Bad zu nehmen und so zu entspannen, war jedoch nach einer halben Stunde unverrichteter Dinge wieder aus der Wanne gestiegen und stand nun kopfschüttelnd und hadernd mit sich selbst in der Küche, um sich eine Tasse Tee und eine Kleinigkeit zu essen zu machen. Er trug seine Tasse und ein Schälchen mit ein wenig kaltem Reis vom Vortag und ungebratenem Tofu ins Wohnzimmer, stellte die Tasse auf das Fensterbrett und ließ sich in den Sessel fallen. „Autsch...!“ Mayu erhob sich mit schmerzendem Oberschenkel und befühlte die Sitzfläche, aus welcher das obere Ende einer Metallfeder herausschaute. „Nein, verdammt...“ Er versuchte, die Feder wieder zurück zu drücken, was ihm jedoch nicht gelang; sie war viel zu fest und das Metall einfach zu dick und stark für ihn. Seufzend stellte Mayu sein Schälchen neben den Tee aufs Fensterbrett und beäugte seinen Sessel mit in die Hüften gestemmten Händen. Kurzerhand entschloss er sich, den Sessel einfach auf die Seite zu legen, den Boden herauszunehmen und so die Feder wieder an ihren alten Platz zurückzubefördern. Zumindest hoffte er, dass es so funktionieren würde. Als er allerdings den Boden, welcher zu seiner Verwunderung aus Pappe bestand und sich erschreckend leicht und umstandslose ablösen ließ, zur Seite schob, entdeckte er, dass der Sessel innen unter der Sitzfläche einen Hohlraum aufwies. Mayu langte vorsichtig mit der Hand hinein... und zog ein etwa buchgroßes, in braunes Packpapier gewickeltes Packet heraus. Erstaunt wog und drehte er es in den Händen, dann setzte er sich hin, um es zu öffnen. Als erstes fielen ihm lose Briefe entgegen, dann ein Buch, etwas länger als seine Handspanne, gebunden in schwarz schimmerndes Papier. „Ein Notizbuch...“ Mayu hielt seinen Fund in den Händen und betrachtete ihn verwundert. Sein Nachbar Hoshina musste dies in dem Sessel versteckt haben, aber aus welchem Grund? Mayu legte das Buch zur Seite und sah sich nun die Briefe genauer an: es waren vier an der Zahl, noch in ihren Originalumschlägen und Mayu konnte erkennen, dass die Handschrift, mit welcher die Adresse geschrieben war, jeweils die gleiche war. Vorsichtig und langsam öffnete er einen Brief und holte eine Seite feinstes Papier heraus, wobei sein Blick sofort sowohl auf die filigran geschwungene Handschrift als auch auf das Wasserzeichen am unteren Seitenrand fiel. Mayu begann zu lesen: „Mein lieber Junge, wir haben deine Verlobungsaufhebung mit großem Bedauern aufgenommen. Dein gnädiger Vater und ich sind sehr enttäuscht über deine Nachricht gewesen, da eine Verbindung dieser Art unserer Familie sehr gute Geschäftsaufträge eingebracht hätte. Warum hast du nicht alles in deiner Macht stehende dafür getan, dass Manami-san sich mit dir vermählt? Wo es uns schon Unsummen gekostet hat, allein den Kontakt herzustellen und du weißt, dass wir einen Kredit dafür aufnehmen mussten. In ein reiches Haus einzuheiraten hätte dir sicher nur Vorteile gebracht, vielleicht hättest du den gnädigen Herren dort beerben und sein Nachfolger werden können. Es wäre die Chance für uns und unseren kleinen Familienbetrieb gewesen, mit ihnen Geschäfte machen zu können. Komm wieder nach Hause, du brauchst ja nun nicht länger in Tokyo zu bleiben. Mutter“ Mayu ließ den Brief sinken. Seine Gedanken überschlugen sich. Hoshina war verlobt gewesen...? Aber die Verlobung wurde gelöst. Hatte er dies getan oder vielleicht die Familie, aus der die Braut stammte...? Mayu beschwor das Bild seines unmittelbaren Nachbarn herauf. Er hatte gar nicht gewusst, dass der eine Verlobung gelöst hatte und fragte sich plötzlich, ob dieses Geschehnis vielleicht mit dem Besuch zusammenhängen konnte, den sein Nachbar am Abend vor seinem Tod bekommen hatte und welcher der Stimme nach zu urteilen weiblich gewesen war und mit dem Hoshina gestritten hatte. „Nunja, strenggenommen habe ich gar nichts über ihn gewusst... Außer, dass meine Zeitung hin und wieder in seinem Kasten gelandet ist...“ Mayu las den Brief noch einmal, konnte sich jedoch keinen weiteren Reim darauf machen. Aber alles passte so ins Bild, wie es Mayu durch den Kopf ging. „Und deshalb bringt er sich um...?“ Mayu fuhr mit den Fingerspitzen über das Briefpapier, dann faltete er es zusammen und legte es beiseite, um sich den anderen Briefen zu widmen. Vielleicht, so hoffte er, fand er dort eine Antwort. Der zweite Briefumschlag enthielt neben einer ziemlich liederlich geschriebenen Empfängeradresse nur eine schmucklose Papierkarte, auf welcher die Worte standen: „Ich habe die Verlobung lösen lassen... Ruf mich nie wieder an und versuche nicht, mich zu treffen... Du bist meiner nicht würdig...“ Das musste die Verlobte seines Nachbarn sein. Mayu öffnete den nächsten Umschlag und kam sich zunehmend verunsichert vor. Der Umschlag enthielt eine schriftliche Kündigung. Sie war auf den 30. September 2004 ausgestellt, also zwei Tage vor Hoshina‘s Tod. „Er wollte wohl die Schmach einer Kündigung nicht ertragen und ist ihr zuvorgekommen...“ Mayu begann der Kopf zu schwirren und er legte das Blatt Papier zu Seite. Den letzten Umschlag hielt er erst lange ungeöffnet in der Hand, bevor er auch diese Nachricht, wie die zweite auf einem Papierkärtchen, herausnahm und las: „Warum kommst du nicht nach Hause? Mach deiner Familie nicht noch mehr Schande und übernimm deine Pflichten. Ich schreibe dir diese Karte, weil du auf Nachrichten auf deinem Handy nicht reagierst.“ Mayu nahm alle vier Umschläge zur Hand und trug zusammen, was er gerade erfahren hatte. Sein Nachbar war mit einem Mädchen verlobt gewesen, das ihn nicht heiraten wollte, auf Drängen seiner Familie, welche jetzt nun enttäuscht von ihm war. Doch anstatt nach Hause zurück zu kommen, wie sie es von ihm wollten, hatte er seine Wohnung und sein Leben in Tokyo nicht aufgeben wollen, bis zu der Kündigung. Mayu ging durch den Kopf, dass dieser Selbstmord die Reaktion auf sämtliche Tiefschläge sein musste, welche das Schicksal seinem Nachbarn in den letzten Wochen vor seinem Tod beschert hatte. Dann fiel ihm das Buch wieder ein und er nahm es zur Hand. Auf der ersten Seite prangte ein Satz in roten Lettern: „Die Wahrheit ist, dass mir auf Erden niemand helfen kann.“ Mayu schluckte, als er dies las. Dann blätterte er um. Auf den darauffolgenden Seiten waren Zeitungsartikel zu sehen, welche sauber ausgeschnitten und dort hineingeklebt worden waren. Mayu las die erste Überschrift: „18jähriger stellt sich vor den Zug und wartet - tot“ Darunter war das Bild eines dünnen Jungen mit kurzem, dunklem Haar, der scheu in die Kamera lächelte. Mayu überflog den Artikel kurz und blätterte dann abermals um. Ein nächster Artikel, ein nächster Tod, sogar ein Abschiedsbrief war zitiert, den das Opfer hinterlassen hatte. Ein sehr nüchterner, wie Mayu fand und er blätterte wahllos durch das Buch, las die Überschrift, überflog Artikel, betrachtete Bild von Menschen, die in ihrem Leben keinen Sinn mehr gesehen und den Tod gewählt hatte und ihm traten Tränen in die Augen... to be continued... **************** stay tuned for the next crime... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)